+ All Categories
Home > Documents > Samstag 01.März – Dienstag 04.März 2014 Anfahrt · Giurgiu/ Ruse. Die Straßenführung an der...

Samstag 01.März – Dienstag 04.März 2014 Anfahrt · Giurgiu/ Ruse. Die Straßenführung an der...

Date post: 16-Sep-2019
Category:
Upload: others
View: 0 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
139
Türkei März – April 2014 Ein Reisebericht von Rita & Erwin Samstag 01.März – Dienstag 04.März 2014 Anfahrt Am Nachmittag sind wir zu unserem Ziel die Türkei gestartet. Beim Abschied hat uns Elf mit Lourdes Wasser besprengt, na dann, was kann noch schiefgehen. ;-) In Österreich ca. 60 km vor Wien, in der Nähe von Melk haben wir übernachtet. Beim Frühstück stellten wir fest, dass in dem angrenzenden Wäldchen Bärlauch wächst. Natürlich ernteten wir eine Handvoll und bei der Weiterfahrt ein feines Bärlauch Gericht für den Abend ausgedacht. Am Sonntag nahmen wir die südliche Umgehung von Wien und fuhren nördlich des Neusiedler Sees über die Grenze nach Ungarn. Vorbei an Budapest und Szeged, überquerten wir bei Nadlac die ungarisch-rumänische Grenze am frühen Abend. Auf rumänischer Seite stauten sich km-lang Lkws die auf die Zollabwicklung am nächsten Morgen warteten. Unmittelbar nach der Grenze mussten wir anhalten um die obligatorische rumänische Straßenmaut zu bezahlen. Sofort wurden wir von Frauen mit Putzeimerchen und Wischern überfallen die uns die Windschutzscheibe verschmierten. Für diese ½ minütige völlig uneffektive Aktion forderten sie aufs Aggressivste 1 €. Erst auf lautstarke Zurückweisung durch Erwin ließen sie ab und beschimpften uns. Die ersten 50 km nach der Grenze waren nicht einladend. Die Städte entlang der Straße sind noch stark vom früheren Ostblock geprägt. Teilweise leerstehende und verfallene Industrieanlagen sind zu sehen und überall Müll. Dies ändert sich zunehmend wie weiter wir uns Sibu näherten. Die Städte und Dörfer im ehemaligen Gebiet der Siebenbürgen Deutschen sind sauber und gepflegt Doch vorher suchten wir uns einen Platz etwas abseits der Hauptstraße wo wir eine ruhige Nacht verbrachten. Am nächsten Tag fuhren wir vorbei an Sibiu und Bukarest zur rumänisch-bulgarischen Grenze Giurgiu/ Ruse. Die Straßenführung an der Grenze war verwirrend. Viele ehemalige Grenzgebäude standen leer und die früheren Durchfahrten waren gesperrt. Über eine Schleife von ca. 3 km und wechselnden Straßen fanden wir ein Kontrollhäuschen mit einer Schranke. Doch dies war nicht die Grenze, sondern die Mautstation für die Donaubrücke die hier die Grenze bildet. Wir bezahlten und fuhren über die Brücke. Auf der anderen Seite, also in Bulgarien angekommen, wurden wir durch die Grenze gewinkt. Gut so, vor allem wenn man daran denkt was für ein „Theater“ die Grenzformalitäten vor der Öffnung des Eisernen Vorhangs waren. Zwischenzeitlich war es schon dunkel und wir beeilten uns einen Platz für die Nacht zu finden. Wir bogen auf eine Seitenstraße ab und wurden schon beim Befahren des ersten Feldweges fündig. Es fing an zu regnen, ansonsten blieben wir ungestört. Für die 215 km durch Bulgarien brauchten wir am nächsten Tag bis zum frühen Nachmittag. Die Straße verlief oft kurvig, vielmals auf und ab. Auch entlang schöner enger Gebirgstäler. Leider spielte das Wetter nicht so richtig mit. Es war in den Bergen neblig feucht mit Nieselregen. Bei Edirne passierten wir die bulgarisch türkische Grenze. Die Grenzgebäude sind relativ neu und die Abwicklung ist gut organisiert. Vor uns 5 Autos, dauerte es ca. 10 min. bis wir an der Reihe waren. Das Fahrzeug muss in den Reisepass des Fahrzeughalters eingetragen werden. Eine unverzollte Einfuhr ist für max. 6 Monate möglich. Also Stempel in Erwins Pass, nach einem kurzen Schwätzchen mit den beiden Damen vom Zoll rollten wir ein paar Meter weiter zur Polizeikontrolle. Hier wurden beide Reisepässe kontrolliert. Dann wurden wir angewiesen zur Seite zu fahren und das Fahrzeug zu öffnen. Erwin öffnete die hintere- und die Seitentür. Beide Polizisten schauten neugierig ins Fahrzeug und sagten was von okay, good und nice. Auf Erwins Pass kam dann noch ein Aufkleber mit einem Strichcode, der dann wenige Meter weiter beim nächsten Kontrollhäuschen eingescannt und wieder entfernt wurde. Dabei wurde das Fahrzeug von fest installierten Kameras fotografiert. Bevor wir weiterfuhren fragten wir noch wo wir die HGS Karte für die Autobahngebühr bekommen. Aus den Handbewegungen die wir als Antwort bekamen wurden wir jedoch nicht schlau und fuhren unwissend weiter. Wenige km nach der Grenze führt die mehrspurige Straße als mautpflichtige
Transcript

Türkei März – April 2014 Ein Reisebericht von Rita & Erwin

Samstag 01.März – Dienstag 04.März 2014 Anfahrt

Am Nachmittag sind wir zu unserem Ziel die Türkei gestartet. Beim Abschied hat uns Elf mit Lourdes

Wasser besprengt, na dann, was kann noch schiefgehen. ;-)

In Österreich ca. 60 km vor Wien, in der Nähe von Melk haben wir übernachtet. Beim Frühstück

stellten wir fest, dass in dem angrenzenden Wäldchen Bärlauch wächst. Natürlich ernteten wir eine

Handvoll und bei der Weiterfahrt ein feines Bärlauch Gericht für den Abend ausgedacht.

Am Sonntag nahmen wir die südliche Umgehung von Wien und fuhren nördlich des Neusiedler Sees

über die Grenze nach Ungarn. Vorbei an Budapest und Szeged, überquerten wir bei Nadlac die

ungarisch-rumänische Grenze am frühen Abend. Auf rumänischer Seite stauten sich km-lang Lkws die

auf die Zollabwicklung am nächsten Morgen warteten. Unmittelbar nach der Grenze mussten wir

anhalten um die obligatorische rumänische Straßenmaut zu bezahlen. Sofort wurden wir von Frauen

mit Putzeimerchen und Wischern überfallen die uns die Windschutzscheibe verschmierten. Für diese

½ minütige völlig uneffektive Aktion forderten sie aufs Aggressivste 1 €. Erst auf lautstarke

Zurückweisung durch Erwin ließen sie ab und beschimpften uns. Die ersten 50 km nach der Grenze

waren nicht einladend. Die Städte entlang der Straße sind noch stark vom früheren Ostblock geprägt.

Teilweise leerstehende und verfallene Industrieanlagen sind zu sehen und überall Müll. Dies ändert

sich zunehmend wie weiter wir uns Sibu näherten. Die Städte und Dörfer im ehemaligen Gebiet der

Siebenbürgen Deutschen sind sauber und gepflegt Doch vorher suchten wir uns einen Platz etwas

abseits der Hauptstraße wo wir eine ruhige Nacht verbrachten.

Am nächsten Tag fuhren wir vorbei an Sibiu und Bukarest zur rumänisch-bulgarischen Grenze

Giurgiu/ Ruse. Die Straßenführung an der Grenze war verwirrend. Viele ehemalige Grenzgebäude

standen leer und die früheren Durchfahrten waren gesperrt. Über eine Schleife von ca. 3 km und

wechselnden Straßen fanden wir ein Kontrollhäuschen mit einer Schranke. Doch dies war nicht die

Grenze, sondern die Mautstation für die Donaubrücke die hier die Grenze bildet. Wir bezahlten und

fuhren über die Brücke. Auf der anderen Seite, also in Bulgarien angekommen, wurden wir durch die

Grenze gewinkt. Gut so, vor allem wenn man daran denkt was für ein „Theater“ die

Grenzformalitäten vor der Öffnung des Eisernen Vorhangs waren. Zwischenzeitlich war es schon

dunkel und wir beeilten uns einen Platz für die Nacht zu finden. Wir bogen auf eine Seitenstraße ab

und wurden schon beim Befahren des ersten Feldweges fündig. Es fing an zu regnen, ansonsten

blieben wir ungestört.

Für die 215 km durch Bulgarien brauchten wir am nächsten Tag bis zum frühen Nachmittag. Die

Straße verlief oft kurvig, vielmals auf und ab. Auch entlang schöner enger Gebirgstäler. Leider spielte

das Wetter nicht so richtig mit. Es war in den Bergen neblig feucht mit Nieselregen. Bei Edirne

passierten wir die bulgarisch türkische Grenze. Die Grenzgebäude sind relativ neu und die

Abwicklung ist gut organisiert. Vor uns 5 Autos, dauerte es ca. 10 min. bis wir an der Reihe waren.

Das Fahrzeug muss in den Reisepass des Fahrzeughalters eingetragen werden. Eine unverzollte

Einfuhr ist für max. 6 Monate möglich. Also Stempel in Erwins Pass, nach einem kurzen Schwätzchen

mit den beiden Damen vom Zoll rollten wir ein paar Meter weiter zur Polizeikontrolle. Hier wurden

beide Reisepässe kontrolliert. Dann wurden wir angewiesen zur Seite zu fahren und das Fahrzeug zu

öffnen. Erwin öffnete die hintere- und die Seitentür. Beide Polizisten schauten neugierig ins Fahrzeug

und sagten was von okay, good und nice. Auf Erwins Pass kam dann noch ein Aufkleber mit einem

Strichcode, der dann wenige Meter weiter beim nächsten Kontrollhäuschen eingescannt und wieder

entfernt wurde. Dabei wurde das Fahrzeug von fest installierten Kameras fotografiert. Bevor wir

weiterfuhren fragten wir noch wo wir die HGS Karte für die Autobahngebühr bekommen. Aus den

Handbewegungen die wir als Antwort bekamen wurden wir jedoch nicht schlau und fuhren

unwissend weiter. Wenige km nach der Grenze führt die mehrspurige Straße als mautpflichtige

Autobahn weiter. Wir fuhren durch die kamerabestückte HGS Spur und es piepste laut. Da weit und

breit keine Bezahlstelle oder Automat zu sehen war fuhren wir weiter. Auf den weiteren 230 km bis

Istanbul sahen wir auch keine Möglichkeit zum bezahlen. Nachdem am Grenzübergang ein großes

Schild auf eine hohe Strafe beim nichtbezahlen der Autobahngebühr aufmerksam gemacht hat,

wurden wir etwas unruhig. Auf einer Seitenspur nach der Durchfahrt einer weiteren piepsenden HGS

Spur sahen wir einen Mann aus einem Häuschen kommen, ich stieg aus und versuchte ihn um Rat zu

fragen. Der sprach kein deutsch oder englisch und wir kein türkisch. Irgendwie verstand er doch was

ich wollte und deutete mit ausgestrecktem Arm mit dem fragenden Wort Istanbul in Fahrtrichtung,

was ich bejahte. Seine weitere Handbewegung deutete ich als weiterfahren bis Istanbul sein kein

Problem. Also fuhren wir weiter. Dank unserer Navigation App fuhren wir problemlos durch den

abendlichen Berufsverkehr, nach 2200 km Anfahrt, auf den Stellplatz in Istanbul. Die Lage des Platzes

ist ideal. Direkt am Bosporus, weniger als 500 m Luftlinie zur Blauen Moschee und Hagia Sophia. Für

10 €/ Tag mit 24 Stunden Bewachung. Nach dem langen Sitzen genossen wir den Stadtbummel

durch das nächtliche Sultanahmet (Stadtteil im Altstadtbereich Istanbuls).

Mittwoch 05.März – Samstag 08.März 2014 Istanbul

Unsere Besichtigungen starten wir mit dem Topkapi Palast. Hier erwerben wir gleich die

Museumskarte zum freien Eintritt weiterer Museen. Als Schwaben haben wir natürlich gleich

ausgerechnet was wir dabei sparen. ☺ Die Tage sind ausgefüllt mit dem Besuchen von Museen,

Moscheen und Bazaren. Und wir laufen viel kreuz und quer durch die Stadt. Bei der Tourist Info am

Sultanahmet Platz erhalten wir Antwort zur Autobahnmaut. Die HGS Karte erhält man bei jedem PPT

(Postamt). Sie wird mit dem gewünschten Betrag geladen und beim Durchfahren der HGS Spur auf

der Autobahn belastet. Ist der Betrag verbraucht ertönt das akustische Signal, das wir ja bereits

kennen. Man hat dann einige Tage Zeit um beim nächsten Postamt wieder nachzuladen. Dabei wird

auch die ausstehende Summe eingefordert. Ganz einfach! Nur gewusst wie! Der Kauf einer SIM Karte

für unseren Laptop hat dann etwas gedauert. Der Vodafon Laden war schnell gefunden. Nur mit der

Verständigung wollte es nicht klappen. Wir haben vor dem Laden einen Passanten angesprochen und

um Übersetzungshilfe gebeten. Leider konnte der kein englisch. Er ging weiter, kehrte nach ein paar

Schritten um und fragte uns ob wir vielleicht deutsch sprechen? !! Er ging mit in den Laden und

übersetzte für uns. Kaum hatte er den Laden verlassen, hatten die als Verkäufer verkleideten Jungs

und Mädels wieder Fragen. Mit Hilfe des Google Übersetzers, wo auf schrecklichstes Deutsch

übersetzt wird, schafften wir es nach einiger Zeit die richtige SIM Karte zu erwerben. Ein freies Wifi

scheint es in der Türkei kaum zu geben. Die Internetzugänge der verschiedenen Teehäuser,

Restaurants, Hotels etc. sind mit Passwort verschlüsselt. Selbst bei McDonald muss man sich erst

registrieren! Nachdem wir nun wieder im www sind, lesen wir abends im Womo die Nachrichten. Die

russischen Aktionen auf der Krim hören sich bedrohlich an. „Von der Nato wurde ein Kriegsschiff

durch den Bosporus ins Schwarze Meer geschickt“. Wir sahen tatsächlich durchs Womofenster ein

Kriegsschiff vorbeifahren.

Vom Womo aus bot sich auf dem Stellplatz einiges zu beobachten. Gleich nach der Einfahrt wurden

frische Austern zum Kauf angeboten. Wir fragten uns erst für wen? Als wir ankamen waren außer uns

noch ein französisches Riesenwohnmobil und ein türkischer Nasenbär (Wohnmobil mit Alkoven) auf

dem Platz.

Womoplatz in Istanbul, Blick zum Bosporus

6.März 14Womoplatz in Istanbul, Blick zur Blauen Moschee 7.März 14

Dann wurde noch ein Karren mit heißen Maronen und irgendetwas undefinierbaren Süßem

hergeschoben. Gegen Abend kamen immer mehr Autos die sich auf die Parkplätze auf einer Art

Brüstung mit Sicht zum Bosporus stellten. Sobald ein Auto vorfuhr sauste ein junger Mann dahin und

nahm Bestellungen auf. Tee und Kaffee wurde von einer Holzhütte seitlich unterhalb des Parkplatzes

geliefert. Die Geschäfte liefen richtig gut. Die Autos blieben nur kurz und wurden sofort wieder von

anderen abgewechselt. Pro Abend waren das geschätzt mindestens 100 Fahrzeuge. Auch die Polizei

zählte zu den regelmäßigen Kunden. Wobei ich die nie habe was bezahlen gesehen… vielleicht haben

die ein Dauer-Abo oder bestellen gegen Rechnung ;-) Der Mann im türkischen Womo schien der Chef

der „Gastronomie Truppe“ zu sein. Auf dem Platz lebten einige Katzen und Hunde. Alle gut gefüttert

und gepflegt. Und während den Teestunden brav auf einer kleinen Grünfläche hinter den

Womoplätzen angeleint.

Während wir auf dem Stellplatz standen kamen noch zwei weitere deutsche Womos dazu. Ein Paar

aus LB etwas jünger als wir, sie hat unbezahlten Urlaub für 1 Jahr, er hat gekündigt. Und eines aus

NEA, Alter Anfang 30, sie hat unbezahlten Urlaub für ½ Jahr, er hat gekündigt.

Der Wetterbericht sagte für Istanbul eine Woche Regen und Temperaturen kaum an die 10°C voraus.

Über Nacht hat es angefangen zu regnen. Wir besichtigten am Vormittag die Blaue Moschee und

entschlossen uns zur Weiterfahrt. Nachdem die Wetteraussichten für das Schwarze Meer nicht

besser waren, fuhren wir Richtung Südküste.

Straßenverkehr in Istanbul: Entgegen mancher Internetberichte empfanden wir den Straßenverkehr

in Istanbul nicht anders als in anderen europäischen Großstädten. Bei roten Ampeln wird gehalten

und bei Grün gefahren. ☺ Etwas kurios war, als ein Auto auf der dreispurigen Zufahrt zur Bosporus

Brücke wohl eine Ausfahrt verpasst hat und versucht hat im dichten Verkehr durch Rückwärtsfahren

dies zu korrigieren.

Samstag 08. März 2014 – Sonntag 09. März 2014

Istanbul morgens 9°C Regen. Gut für die Regenschirmverkäufer auf dem Sultanahmet Platz. Wir

besichtigten die Blaue Moschee, laufen noch ein bisschen durch die Stadt und beschließen zum

Womo zurück zu gehen und in den Süden der Türkei zu fahren. Istanbul können wir auf dem

Heimweg nochmals besuchen. Über die Bosporus Brücke verläuft der Verkehr zäh. Auf der anderen

Seite angekommen werden wir von einem Schild in Asien willkommen geheißen. (Welcome to Asia)

Wir fahren Richtung Osten, vorbei an den ausgedehnten Vororten von Istanbul und Industrieanlagen

entlang des Marmara Meers. Bei Adapazari wenden wir um 90° und folgen der Straße nach Antalya in

den Süden. Es geht bergauf bis zu einer bleibenden Hochebene von 1000 – 1300 mNN die sich über

gut 300 km hinzieht. Weiter im Süden, werden die Bergspitzen immer höher. Der Uyluk Tepesi hat

eine Höhe von 3024 m und ist nur noch ca. 100 km vom Mittelmeer entfernt. Auf den Bergen liegt

Schnee, während auf der Hochebene die Bäume blühen. Es ist Karstgebiet, weitläufig steinig mit

niedrigen Baumsträuchern. Ziegen sind wohl die einzigen Nutztiere die hier was verwerten können.

Wenige Äcker auf kleinen Flächen und etwas Weinbau. Es sind immer wieder Marmorsteinbrüche zu

sehen. Wir fahren durch einfache, meist schmucklose Dörfer und Städtchen.

Bei Fethiye treffen wir aufs Mittelmeer. Am westlichen Ende der Stadt fahren wir durch einen großen

Segelschiffhafen. Angrenzend durch eine Werft wo große und kleine Segelschiffe überholt werden.

Südlich der Stadt erstreckt sich Ilbiz Burnu eine felsige Halbinsel mit schönen Buchten. Hier werden

wir mit einem Übernachtungsplatz belohnt.

Montag 10. März 2014

Es ist bewölkt als wir morgens die Bucht von Fethiye verlassen. Wir passieren nochmals den

Yachthafen mit den Segelschiffen der vielen Freizeitkapitäne. In der Antike legten die Lykier seit dem

5. Jh. v.Chr. von hier zu ihren Fahrten über das Mittelmeer ab. Wir besuchen die aus dieser Zeit

stammenden Felsgräber in der Steilwand im Süden der Stadt. Die Besonderheit ist das Grab des

Amyntas, dessen steinerne Verschlussplatte, lt. Beschreibung, wie die bronzebeschlagene Holztür

eines Tempels aussehen soll.

Ein Schild weist nach Ölu Deniz. Eine weiße Landzunge, die sich kilometerlang in kristallklarem

Wasser erstreckt. Lt. Werbung der schönste (Touri)Strand in der Türkei (wenn nicht sogar auf der

Welt ;-)). Doch Erwin weigert sich dorthin zu fahren. _:) Wir fahren zur Ruinenstadt Pinara, die hoch

oben in einem waldigen, felszerklüftetem Gebiet liegt. Die letzten 2 km bis zum Eingang gehen steil

bergauf, teilweise durch tiefe matschige Furchen. Der Blick der sich hier weit über die Xanthos-Ebene

öffnet, können wir leider nicht sehen, da dieser heute von Nebel verdeckt ist. Und pünktlich fängt es

an zu regnen wie wir auf dem kleinen Wanderparkplatz ankommen. Ein Schild verspricht eine

landschaftlich traumhafte 12 km lange Wanderung entlang von Felsgräbern und Resten des antiken

Pinaras. Der heftig werdende Regen und Nebel schreckt uns jedoch ab. Auf dem Weg zurück zur

Straße steht ein Mann neben einem Auto. Offensichtlich ein Deutscher der seinen Mietwagen nicht

bis zum Letzten herausfordern möchte. Wir halten an und er erzählt uns, dass er und seine Frau vor

einer Woche in Antalya angekommen sind und es seither mehr oder weniger regnet. Beim Anruf

eines Freundes in Deutschland hat ihm dieser schöne Frühlingsgrüße ausgerichtet. .-) Wir sprechen

im Mut zu, da der Wetterbericht ab morgen Besseres verspricht. Wir fahren weiter zur Saklikent-

Schlucht. Das Wetter bessert sich und man kriegt die Sonne schon fast zu sehen. Der Fluss Esen hat

sich hier auf eine Länge von 18 km in die Berge des Taurusgebirges eingeschnitten. Die ersten 200 m

führen auf einem Holzsteg entlang der Felswand. Um weiterzukommen müsste um diese Jahreszeit

brusthoch stark fließendes Schmelzwasser durchwatet werden. Das ist wohl der Grund warum der

Parkplatz völlig leer ist. Wir fahren durch ein Dorf wo sich auf dem Marktplatz viele Menschen

versammelt haben. Es stehen Kommunalwahlen an und überall treffen wir auf die Werbekleinbusse

der Parteien die mit Lautsprecher versehen übers Land fahren. Wir besuchen das

Ausgrabungsgelände von Xanthos mit den relativ gut erhaltenen Theater. Hinter den obersten

Rängen ragen zwei lykische Pfeilergräber auf.

Die Ruinen des antiken Patara sind für heute unsere letzte Besichtigung.

Wir fahren zurück auf die Küstenstraße Richtung Antalya die wir bei Kas verlassen. Viele

Feriensiedlungen hinter uns lassend fahren wir auf einer Schotterstraße weiter. Kleine Dörfer oder

einzelne Häuser am Weg. Wir sehen zwar immer wieder das Meer aber alles Steilküste ohne Zufahrt.

Überraschend dann doch ein steiler Erd/Schotterweg nach unten. Dort angekommen stehen wir in

einer traumhaften Bucht. Zu verdanken haben wir dies dem lykischen Fernwanderweg der hier

entlang geht. Der Platz ist zum Zelten gedacht, aber heute bleiben wir alleine.

Dienstag 11. März 2014

Als wir morgens aufwachen stellen wir mit Freunde fest, dass die Sonne vom wolkenlosen Himmel

strahlt. Es ist so schön in dieser Bucht, dass wir für heute bleiben. Das gute Wetter bleibt bis zum

späten Nachmittag bei 22°C. Dann treibt der aufkommende Wind Schlier Wolken heran. Ich mache

erstmal Hausputz (~ 9 m² Wohnfläche ;-)) und wandere dann ein Stück des Lykischen Weges. Erwin

geht derweil angeln. Leider war ihm das Anglerglück nicht hold. Auch wenn der Duft von frisch

gebratenem Fisch uns schon in der Nase war. Doch so schnell gibt er nicht auf. Er zwängt sich in

seinen Tauchanzug und schnorchelt zu den Felsen die der Bucht vorlagern. Könnte ja sein, dass es

dort Muscheln oder Austern gibt. Mit leerem Beutel dafür mit heftig angeschlagenem Zeh kommt er

humpelnd zurück. Vegetarisches Essen schmeckt auch gut!

Den Tag über bleiben wir mit Ausnahme dem Besuch einer vorbeiziehenden Ziegenherde nebst

Schäfer alleine. Beim Betrachten der Tiere fällt uns auf, dass alle Ohrmarken haben.

Abends kommt ein junges Paar mit schwerem Rucksack bepackt, schwitzend und sichtlich erschöpft

von einer Tageswanderung. Gerade habe ich frische Nusshörnchen aus dem Ofen geholt und biete

den Beiden davon an. Damit hatten sie wohl nicht gerechnet und sie langten gerne zu. Gestärkt

schlugen sie ihr Zelt auf.

Mittwoch 12. März 2014

Früh morgens, wir liegen noch im Bett, hält ein Auto neben uns an. 4 Männer steigen aus, reden

miteinander und rauchen eine Zigarette. Dann packen sie ihre Angelausrüstung aus und laufen am

Meer entlang. Unsere Idylle der Einsamkeit ist nun völlig gestört. � Nach dem Frühstück fahren wir

los. Wir wollen Myra besuchen. In frühchristlicher Zeit war Myra Bischofssitz In der ersten Hälft des

4. Jh. wirkte hier der hl. Nikolaus, der noch heute am 6. Dezember seinen großen Auftritt pflegt. Über

sein Grab wurde im 8. Jh. eine Basilika errichtet. Der Sarkophag des Heiligen ist leer, seit christliche

Seefahrer seine Gebeine 1087 nach Bari brachten. Vom antiken Myra blieben nur das Theater und

die Felsengräber der Nekropolen erhalten.

Bei der Anfahrt von Demre/Myra sehen wir aus der Ferne nur Foliengewächshäuser. Demre ist als

Ort des Tomatenanbaus bekannt. In der weiten Schwemmlandebene steht Gewächshaus an

Gewächshaus. Drei Ernten jährlich sind die Regel. In Demre parken wir am Markt. Wir wollen unsere

Lebensmittelreserven auffüllen. Erwin geht zum Friseur, bzw. humpelt. Sein Zeh hat sich blau

verfärbt und ist geschwollen. Der Friseurbesuch war ein voller Erfolg, er ist wieder vorzeigbar. ☺

Über die harte Kopfmassage hat er jedoch hinterher etwas geklagt.

Nach Besichtigung der antiken Stätten fuhren wir ein Stück der Küstenstraße entlang nach Osten.

Bevor die Straße einen 90° Knick nach Norden macht, biegen wir nach Süden ab. Nach 10 km

erreichen wir wieder das Meer und richten uns am gut 2 km langen Feinkieselstrand außerhalb des

Städtchen Mavikent ein. Der Olimpos Nationalpark der hauptsächlich das Gebirge um den

Tahtalidagi (2375 m) umfasst endet mit seiner Südgrenze hier am Meer. Das Wetter war heute sehr

abwechslungsreich. Morgens sonnig bei 19°C, dann im Laufe des Tages stark bewölkt und

zwischendurch mal heftige Regenschauer. Abends bewölkt mit starken kalten Windböen.

Donnerstag 13.März 2014 Zu einem schönen Haarschnitt gehört auch ein gepflegter Bart. Erwin hat sich nach dem Frühstück

intensiv der Rasur gewidmet. ☺

Im nächsten Städtchen wollten wir eigentlich nur Orangen kaufen. Zurzeit ist ringsum die Ernte im

Gange. Die Früchte sind super süß und kosten gerade mal 0,30 €/kg. Der ausgedehnte Markt hat uns

dann doch zum Bummeln animiert. Voll bepackt mit frischem Fisch, Spinat, Äpfeln, Orangen,

Erdbeeren, getrockneten Aprikosen… kamen wir zum Womo zurück. Für das leibliche Wohl ist

gesorgt.

Eines dieser unzähligen Wahlwerbeautos.

Wir fahren zum antiken Olympos. Lust zum Erkunden muss man hier mitbringen, um die

eingewachsenen Trümmer zu finden. Von einer Brücke die den südlichen und nördlichen Teil entlang

eins Flusslaufes verband, sind noch spärliche Reste erhalten. Zu finden sind hier überwölbte

Kammergräber, Reste eines Theaters und einer Basilika. Olympos war in byzantinischer Zeit

Bischofssitz. Der nördliche Teil der Ruinenstadt ist z.Zt. wegen zu hohem Wasserstand des Flusses

nicht zu erreichen.

Der Weg endet am langen Kiesstrand des Mittelmeers. Am Strand muss man gegen den Wind

ankämpfen um vorwärts zu kommen.

Strand am Stadtende von Olympos.

Vorbei an einer alternativen Traveller Szenerie mit unzähligen Baumhäusern, von denen die meisten

den Namen Baumhaus nicht gerecht werden, da sie nur wenig über dem Boden und auch

größtenteils überhaupt nicht in Bäumen errichtet sind, fahren wir zurück. Die Straße führt durch den

Olympos Nationalpark bis wir wieder auf die Küstenstraße stoßen.

Wir biegen nach Chimaira ab. Am weiten Sandstrand des Badeortes Cirali machen wir Rast und

merken uns einen Übernachtungsplatz. Es ist sonnig aber es weht ein heftiger Wind.

Eine Stunde vor Anbruch der Dunkelheit starten wir zur Besichtigung von Yanartas. Oberhalb des

Dorfes trifft am Yanartas, dem „Brennenden Stein“, Erdgas aus und verbrennt züngelnd Tag und

Nacht. Der griechischen Mythologie zufolge tötete hier Bellerophen das Feuer speiende Ungeheuer

Chimaira. Ein Mischwesen aus Löwe, Ziege und Drache.

Freitag 14.März 2014

Bei strahlendem Sonnenschein mit wolkenlosem Himmel wachen wir auf. Das richtige Wetter zu

einem Ausflug ins Gebirge des Olympos Nationalparks. Geographischer Mittelpunkt des Parks ist der

bis ins Frühjahr schneebedeckte Tahtali Dagi (2.366 m). Die ersten km geht es entlang eines Flusses

steil bergauf. Bald haben wir das Dorf Gedelme mit Burgruine und großen Platanen erreicht. Die

Straße bleibt auf einer Höhe von 1000 – 1300 m NN mit schönem Blick auf die umliegenden

schneebedeckten Berge.

An einem Brunnen füllen wir unseren Wassertank auf. Jedem Wohnmobilist schlägt das Herz höher

beim Anblick der Wassermassen die hier fließen. Kein mühsames erbetteln oder weites hertragen.

Noch beim Brunnen stehend haben wir uns geduscht. Der Wasserverbrauch war nicht limitiert und

aus Begeisterung habe ich mir 2x die Haare gewaschen. ;-)

Noch weit oben wird der Blick auf die Touristenmetropole Antalya frei. Kilometerlang erstrecken sich

die Hotelanlagen im Osten der Stadt.

Wir fahren durch Antalya und hören wie unser Sprinter ungewöhnliche Geräusche von sich gibt.

Erwin hat den Keilriemen in Verdacht, aber das allein ist nicht der Grund. Bei der Ausfahrt aus

Antalya sehen wir einen Mercedes Service und entschließen uns nachschauen zu lassen, bevor wir

irgendwo im Niemandsland stehen bleiben. Das Problem ist eine defekte Auslasskrümmerdichtung.

Würde wohl nicht sofort zum Stillstand des Fahrzeugs führen, aber da wir noch viele km fahren

wollen, entschließen wir uns zur Reparatur. Die Ersatzteile sind vorrätig und wir erhalten einen

Termin für morgen 8:30 Uhr.

Die Kursunlu-Wasserfälle sind nur wenige km von Antalya entfernt. Wir fahren dorthin und besuchen

die mit Spazierwegen und Picknickflächen umrahmten Wasserfälle. Nett aber absolut unspektakulär.

Zum Übernachten finden wir einen Platz an dem nur wenige km langen frei zugänglichen Strand

zwischen Antalya und Side.

Samstag 15. März 2014

Um 08:30 Uhr ist unser Termin bei MerSer (Mercedes Service). Wir sind bereits um 08:00 Uhr da,

damit der Motor abkühlen und die Reparatur schnell beginnen kann. Wir werden sehr freundlich

empfangen und sofort mit Tee, Kaffee und Gebäck versorgt. Kurze Zeit später kommt auch der Chef

um uns zu begrüßen. Er verspricht uns ein Mittagessen falls die Reparatur länger dauern sollte. !!!

Kurz nach halb zehn wird unser Womo in die Werkstatt gefahren. Um 12:30 Uhr kriegen wir unser

Mittagessen und um 3 Uhr ist alles erledigt. Es werden uns alle Teile gezeigt die ersetzt werden

mussten und genau erklärt. Erwin hat bestätigt dass alles in Ordnung ist. Das Fahrzeug wurde vor der

Übergabe peinlichst sauber gewaschen. Die Scheiben waren klar und durchsichtig wie schon lange

nicht mehr. ☺

Beim Wegfahren schaue ich zufällig auf das Dach des MerSer Gebäudes, wo ein Uniformierten Mann

mit einem Schnellfeuergewehr steht. ??

Von Antalya fahren wir an der Küste weiter nach Osten. Aus Neugierde fahren wir durch Side, das

Touristenmekka an der türkischen Rivera. Riesige Hotelklötze reihen sich km lang aneinander. Es ist

nicht viel los. Einige Hotels haben noch komplett geschlossen. Interessanterweise kann man hier

sogar überall in €uro bezahlen. Dann braucht man keine Gehirnzellen zum Umrechnen der Währung.

Wie praktisch! ;-)

Erst nach Manavgat fast 20 km nach Side ist es für den Einheimischen sowie Individualtouristen

wieder möglich mit dem Fahrzeug ans Meer zu fahren. Erwin gesellt sich zu den Anglern („die

Hoffnung stirbt zuletzt“)und ich überlege mir was ich heute vegetarisches kochen könnte. ☺

Oder gehen wir heute „außer Haus“ essen?

Türkisches Restaurant wenige Schritte vom Angelplatz.

Sonntag 16. März 2014

Wir machen uns auf den Weg zum Tuz Gölü (Großer Salzsee), dem zweitgrößten See der Türkei

(1.500 qm). In den Sommermonaten ist der nur 2 m tiefe See durch Verdunstung fast vollständig

ausgetrocknet. Sein Boden bedeckt eine bis zu 30 cm dicke Salzschicht. Mit 35% Salzgehalt gehört er

zu den salzreichsten Seen der Welt. Ein Viertel des türkischen Kochsalzes wird hier gewonnen.

Wir fahren nach Norden bis Akseki. Weiter nordöstlich, passieren Cumra, lassen Konya links liegen

und erreichen am südlichen Ende bei Eskil den Salzsee. Kaum 30 km weg von der Küste sind wir

bereits im Gebirge. Die Straße überquert bei 1850 m den Pass. Die Bergkipfel haben eine Höhe von

2500 - 3000 m (Geyik Dagi 3002 m). Es herrschen noch winterliche Temperaturen. Doch wir trauen

unseren Augen kaum, als wir auf 1800 m Höhe immer wieder türkisch Familien bei Picknick sehen.

Wir schauen aufs Thermometer, es hat 0,5°C und es wirbeln Schneeflocken. Die Leute sitzen auf dem

Boden bei einem kleinen Feuer oder haben einen Gaskocher dabei, wo eine große Kanne Tee

brodelt. Und jede Menge Tüten mit Essbarem um sich verteilt. Sonntag ist wohl Picknick angesagt,

da hilft kein Jammern. ;-)

Türkische Familie beim Picknick.

Wir sehen einige Dörfer die z.Zt. verlassen sind. Diese werden nur im Sommer zur Weidewirtschaft

bewohnt.

Sommerdorf im März.

Das meiste der riesigen Gebirgsflächen und Hochebenen sind steinig mit wenig spärlichem Bewuchs.

Gerade als Weideflächen für Ziegen nutzbar. Wir sehen immer wieder welche mit Hirten und Hunden

umherziehen. Die Hunde tragen Metalldorn besetzte Halsbänder zur Abwehr vor Wölfen.

Hund mit Metalldorn Halsband.

In Eskil müssten wir lt. unserer Straßenkarte bereits in einer weitausgestreckten Sumpflandschaft

befinden die in einem mächtigen Gürtel dem See vorgelagert ist. Auch die nächsten 35 km bis Gölyazi

sollten durch diesen Sumpfgebiet führen. Zwischenzeitlich ist es jedoch völlig ausgetrocknet. Die

Vegetation besteht nur aus wenigen Gräsern. Der graue Himmel verstärkt den trüben Eindruck. Auf

den weiteren 27 km fahren wir immer mit 5-10 km Abstand parallel zum See ohne eine Zufahrt zu

finden. Wir folgen einem Schild nach Tuzla, nach der Karte ein Ort direkt am See und stehen kurze

Zeit später vor den verschlossenen Toren einer gigantischen Salzgewinnungsanlage. Wachhunde

stehen vor unserem Womo und bellen uns zähnefletschend an. Ein bewaffneter Mann des Security

Service eilt herbei. Er erklärt uns freundlich, es ist Sonntag und geschlossen. Vielleicht können wir

morgen weiter fahren? Es ist bereits Abend und er erlaubt uns auf der Fläche neben der Straße zu

übernachten. Es ist dunkel als er plötzlich vor dem Fenster auftaucht. Ich erschrecke mich „zu Tode“.

Er lädt uns zum Tee ein. Den weiteren Abend verbringen wir im Wachhaus. Einem Raum mit großem

Ofen mit Teekanne in der Mitte. Wir sitzen gemütlichen auf dem Sofa, trinken Tee und schauen fern.

Es laufen die Nachrichten und unser Gastgeber hört konzentriert die Wahlreden der verschiedenen

Parteien. In gut 2 Wochen ist Wahl. Wir verstehen zwar nichts und ein Gespräch mit unserem

Gastgeber ist mangels Türkischkenntnissen leider auch nicht möglich. Aber das Sofa ist bequem, der

Raum warm und der Tee schmeckt gut.

Montag 17. März 2014

Nach dem Frühstück stehen wir wieder vor dem Tor der Salzgewinnungsanlagen. Kläffende Hunde

kommen uns entgegen, aber dieses Mal ohne die Zähne zu fletschen. Kennen die uns bereits? Ein

Wachmann eilt heraus. Nicht unserer Gastgeber von gestern Abend. Visit? Da muss er den Boss

fragen. Mit bedauerndem Gesicht kommt er zurück. Der Boss der Kommunist (seine Worte!) erlaubt

es nicht. Wir umrunden den Tuz Gölü indem wir weiter an seiner Westseite nach Norden fahren,

dann an seinem Westufer entlang nach Süden. Endlich kommen wir dem See zum Greifen nahe.

Erwin nimmt einen kleinen Schluck Seewasser um den Salzgehalt zu testen. Er spuckt sofort mit

einem igitt Gesichtsausdruck aus. Zu salzig um damit Suppe zu kochen.

Am Tuz Gölü

Bei Aksaray schwenken wir nach Osten. Wir wollen nach Kappadokien. In Güzelyurt ein Örtchen

außerhalb des kappadokischen Kerngebietes besuchen wir unterirdische Städte und ein Klostertal.

Das Städtchen auf 1485 m inmitten einer Höhenlandschaft blickt auf eine lange Geschichte zurück.

Hier war die Heimat des Heiligen Gregor von Nazianz, griechischer Theologe, Bischof und Literat

(330-390). Er machte den Ort zu einem religiösen Zentrum. Das sechs km lange Klostertal wurde im

3. Jh. gegründet. Bereits im 4. Jh. sollen hier rund 60.000 (!) Menschen gelebt haben. Heute sind es

etwa 300. Von den über 100 Kirchen und Kapellen sind noch 15 zugänglich. Die unterirdischen

Städte sind bislang nur ansatzweise ausgegraben und ähneln eher Höhlenwohnungen mit

unterkellerten Stockwerken.

Wir sind heute die einzigen Besucher und können nach Lust und Laune in den Gängen

herumkriechen. Erwins Zeh ist immer noch nicht verheilt. Aber die Neugierde besiegt den Schmerz.

Auf dem Weg zur Ihlara Schlucht besuchen wir ein altes Kloster, das jedoch noch nicht auf dem

Restaurierungsbudget zu stehen scheint.

Es ist bereits abends bis wir am großen Parkplatz oberhalb der Schlucht ankommen. Überrascht

sehen wir bereits ein kleines Womo mit Karlsruher Kennzeichen stehen. Wir reden noch ein bisschen

mit den „Nachbarn“ und gucken von oben in die Schlucht. Es ist bereits ½ 10 Uhr als die Polizei zur

Ausweiskontrolle herfährt. Und ohne weitere Umstände wieder weiter.

Dienstag 18. März 2014

Mit Wolfgang, Anna und Ingo den Insassen des Karlsruher Wohnmobils trinken wir morgens Tee.

Dann starten wir zu einer Wanderung durch die Ilhara-Schlucht.Unser Fahrzeug stellen wir beim

Haupteingang ab und stellen fest, dass in der Türkei selbst die ausgeschilderten Parkplatzpreise

verhandelbar sind bzw. die Fahrzeuggröße. Der Kassierer meint Minibus wir sagen Auto. Noch ein

wenig hin und her und er war überzeugt.

Die Schlucht ist 15 km lang und wird im Reiseführer als „Grand Canyon der Türkei“ bezeichnet.

Landschaftlich schön, hält sie jedoch nicht im Entferntesten mit dem Namenskollegen in den USA

stand, jedoch sind die mittelalterlichen Felsenkirchen in den Schlucht Wänden sehr imposant. 14 an

der Zahl in den Wänden links und rechts des Flusses auf einer Weglänge von 4 km, mehr oder

weniger gut erhalten. Im 8. Jh. diente die Schlucht als Rückzugsgebiet byzantinischer Mönche in

Zeiten der Verfolgung. Die Kirchen liegen teilweise weit oberhalb des Weges der am Fluss entlang

führt. Wir müssen immer wieder über Felsbrocken kraxeln um die Eingänge zu erreichen. Erwin hält

sich trotz Schmerzen weiterhin tapfer.

Wir nehmen den Pfad flussaufwärts, wollen dann nach 3.5 km über eine Brücke und flussabwärts

zurück wandern. Doch nur wenige hundert Meter vor der Brücke schiebt sich eine senkrechte

Felswand an das Wasser. Keine Chance daran vorbeizukommen. Auf dem gleichen Weg zurück gefällt

uns generell nicht und außerdem wollen wir auch die Felskirchen auf der anderen Seite sehen. Wir

laufen ein Stück zurück und finden eine etwas seichtere Stelle. Mit zwei Stöcken ausbalancierend

waten wir durch das knapp knietiefe Wasser. Nicht mal besonders schwierig aber eiskalt. Beim

wieder warm werden, fangen unsere Füße zum Kribbeln an.

Über Nevsehir fahren wir ins Kerngebiet von Kappadokien. Unterwegs halten wir in Kaymakli an

einem kleinen Gemüseladen zum Einkaufen. In der Türkei sind die kleinen Läden und Märkte

besonders bei Gemüse oft um die Hälfte billiger als im Supermarkt. Vor der Tür spricht uns ein älterer

Herr auf Deutsch an. Er hat 30 Jahre in Deutschland u.a. bei Ford in Köln gearbeitet und ist jetzt in

Rente und zurück in seiner Heimatstadt. Auf unsere Frage nach einer Metzgerei begleitet er uns

dahin und hilft bei der Verständigung.

Göreme ein Städtchen inmitten einer surrealen Tufflandschaft ist heute fast ein Synonym für

Kappadokien. Von den rund 2.000 Einwohner ist fast jeder in irgendeiner Weise im Touristengeschäft

tätig. Rund um den Ort sind die meisten und besterhaltenen Felsenkirchen Kappadokiens zu finden.

Das Kirchental rund 1,5 km südöstlich von Göreme, heute ein Open-Air-Museum, deklarierte die

UNESCO als Weltkulturerbe.

Göreme: Blick zum Burgberg

Wir fahren durch Göreme und finden außerhalb der Stadt einen Übernachtungsplatz mit Premiere

Sicht auf die beleuchtete Stadt.

Mittwoch 19.März 2014

Kurz vor 7 Uhr steige ich aus dem Womo und werde von über 30 schwebender Heißluftballons

begrüßt. Die Ballone versuchen soweit es die Windverhältnisse zulassen, durch die breiteren Täler zu

fahren und dann senkrecht daraus aufzutauchen und hoch im Himmel einen weiten Überblick über

die Landschaft Kappadokiens zu bieten. Nach den Werbeplakaten in Göreme ein absolutes Highlight,

doch bei einem Preis von ab 200 € pro Person ein teurer Spaß!

Übernachtungsplatz: Blick auf Göreme mit blühendem Baum.

Als „Väter Kappadokien“ werden die Vulkane Erciyes Dagi (3.916 m), Hasan Dagi (3.253 m) und

Melendiz Dagi (2.963 m) bezeichnet. Vor 10 bis 30 Millionen Jahren, schleuderten sie Tuffasche, die

sich in Schichten von verschiedener Festigkeit und Farbe ablagerte. Durch Witterungseinflüsse

wurden diese Schichten aufgespalten und tiefe Schluchten ausgewaschen. Die weichen poröseren

Schichten schneller als die wasserundurchlässigen harten. So bildeten sich die charakteristischen

Tuffpyramiden, die so genannten Feenkamine.

Nach dem Frühstück laufen wir zum Rand der Schlucht aus der die Ballone aufgestiegen sind. Es

bietet sich ein toller Anblick. Wir sehen einen staubigen Feldweg der von oben kommend durch die

Schlucht führt. Das müsste doch für unser 4x4 kein Problem sein! Dank des Absatzes durch den

Tourismus wird in dem islamischen Kappadokien wieder jede Weinrebe gepflegt. Bei einem

Flaschenpreis (0,75 Liter) von 10 – 20 € ein lohnendes Geschäft. Zur Pflege der kleinen Weingärten

führt der Weg durch die Schlucht den wir nutzen.

Es ist später Vormittag als wir am Ende des Weges in Göreme ankommen. Mit dem Besuch des Open

Air Museums (Kirchental) warten wir die Mittagszeit ab. Erfahrungsgemäß befinden sich dann die

meisten Touristenbusse beim Mittagessen.

Die Besucherzahl im Kirchental hält sich tatsächlich in Grenzen. Wir können ohne Wartezeit die 14

Kirchen besichtigen.

Vorbei am Museum führt die Straße steil bergauf. Am oberen Rand des Tales angekommen parken

wir ein Stück abseits der Straße mit Panoramablick. Wir beschließen uns hier für die Nacht

einzuquartieren. Auch mal wieder Zeit um einen Hefezopf zu backen.

Da sehen wir einen blauen Renault Kleinbus mit Fahrrad am Heck vorbeifahren. Ist das nicht

Wolfgang ... ! Wir rennen rauf und winken. Der Bus fährt ohne zu bremsen weiter. Schade sie

scheinen uns nicht gesehen zu haben. Kurze Zeit später taucht er dieses Mal von vorne wieder auf. Er

musste nur eine Stelle zum Wenden finden. Wir trinken zusammen Cappuccino, reden viel und dabei

erfahren wir, dass Wolfgang heute Geburtstag hat. Wir beschließen am Abend zusammen ein

Geburtstagsmenü zu kochen.

Bis dahin können wir den Start weniger Heißluftballone im Tal genau unter uns beobachten. Die

Schluchten färben sich in der Abendsonne rötlich.

Beim Kochen kommen zwei Türken vorbei die im Ballongeschäft tätig sind und gut englisch sprechen.

Sie erzählen uns, dass gerade eine Werbeaktion mit einem Mini der am Ballon hängend in die Luft

gehoben werden sollte, mit einem Crash geendet hat. Erwin hatte diese Aktion zwar fotografiert,

aber der Zusammenstoß war für uns nicht sichtbar hinter einem Felsen. Der Mini wurde demoliert,

verletzt wurde niemand.

Besonders interessant für unsere Besucher war die Frage wie sich 2 Frauen und 3 Männer in 2

Womos aufteilen. ;-)

Wir sitzen bis 9 Uhr draußen. Doch bei windigen 7°C verlagern wir die restliche Geburtstagsfeier in

Wolfgangs Bus.

Donnerstags 20. März 2014

Kurz nach 6 Uhr steige ich aus dem Womo um nach den Heißluftballons zu schauen. Anna, Wolfgang

und Timo stehen schon auf der kleinen Felsnase die einen Blick ins Tal ermöglicht. Das Tal unter und

der Himmel über uns ist voll mit bunten Ballonen. Beim Zählen kommen wir auf 63 Stück. Wir

rechnen kurz; Pro Ballon 20 Personen * 200 € = ~ 250.000 € Einnahmen für die Ballonanbieter.

Etwas später steigt ein kleinerer Ballon aus dem Tal auf und fährt dicht über unser Womo hinweg.

Der Fahrer ruft mir zu ob ich nicht mitfliegen möchte. Auf mein ja gerne und er solle ein Seil

runterwerfen, reagiert er leider nicht.

Nach dem Frühstück fahren wir zusammen mit unseren Nachbarn zum „Sunset View Point“. Steht

tatsächlich so auf den Wegweisern. Nicht um den Sonnaufgang anzusehen, sondern vom Parkplatz

starten die Wanderwege ins Taubental (Güvercin Vadisi). Der Namen kommt von den vielen

Taubenschlägen in den Felswänden. Schon an der Zufahrt zum entfernten Parkplatz steht ein

Kartenhäuschen mit einem Schild 2 TL pro Person. Nach kurzem hin und her verhandeln wir auf 2 TL

pro Fahrzeug. Türken scheinen dieses Feilschen tatsächlich zu lieben. ;-)

Die mehrstündige Wanderung führt durchs Tal und mit einem Bogen aufs Nachbartal führend am

oberen Rand entlang zurück. Begleitet werden wir von schönem Sonnenwetter mit kleinen

Wolkenfeldern.

Erwin entscheidet sich nach einer 3/4 Std. zur Umkehr. Sein Zeh plagt ihn immer noch.

Als sich der Wanderweg Göreme nähert, fallen uns Quads negativ auf. Die viel Lärm machen, jede

Menge Staub aufwirbeln und die Wanderpfade verbreitern und damit auch die Landschaft

verschandeln. Muss das sein um gelangweilte Urlauber zu unterhalten? Oder geht es nur um das

Geld, das damit zu verdienen ist?

Am Parkplatz wieder zurück, verabschieden wir uns von Anna und Timo die heute Abend mit dem

Linienbus nach Istanbul zurückfahren. Mit Wolfgang verabreden wir, uns danach am gestrigen

Übernachtungsplatz zu treffen.

In Uchisar halten wir kurz um Lebensmittel einzukaufen und fahren weiter ins Pasabagi Tal, das die

höchsten und imposantesten Feenkamine beherbergen soll. Teils zu Zwillingen und Drillingen

zusammengewachsen wurden einigen von ihnen bereits vor Jahrhunderten ausgehöhlt und fanden

Verwendung als Mönchszellen, Kapelle, Grabkammern oder Wohnungen.

Über Avanos, dem Zentrum des kappadokischen Töpferhandwerks fahren wir zurück nach Göreme.

Den Tag beenden wir in gemütlicher Runde mit Wolfgang.

Freitag 21.März 2014

Kurz nach 6 Uhr schaue ich neugierig aus dem Fenster. Kein Ballon am Himmel! Es ist bewölkt und

etwas windig. Vermutlich nicht die geeigneten Bedingungen. Beim Frühstück diskutieren wir. Erwin möchte gleich in den Osten weiterfahren. Ich möchte zuvor

ans Mittelmeer. Der Wetterbericht hat für die nächsten Tage Sonne und 25°C vorausgesagt. Wir

verabschieden uns herzlich von Wolfgang.

Auf dem Weg nach Süden (ans Meer!) fahren wir die ersten 50 km durch weitere Täler. Nach und

nach nehmen die typischen kappadokischen Felsformationen ab. Bei Yesilhisar treffen wir auf die

Hauptstraße. Die Stadt liegt auf 1150 m. Die nächsten 100 km verläuft die Straße südlich und steigt

auf 1490 m. Die Hochebene ist geprägt von Ackerbau gemischt mit steinigen Karstflächen. Gesäumt

von dem schneebedeckten Bergmassivs des Demirkazizik Tepe (3756 m) im Osten.

Mit einem 90° Knick ändern wir die Fahrtrichtung nach Westen über Eregli nach Karaman. Auf 130

km begleitet uns im Süden das weit ausgedehnte Bolkar Daglari (Bergmassiv) mit dem Mededsiz Tepe

(3524 m).

Bei Karaman schwenken wir die Fahrrichtung um über 90° nach Süden. Wir fahren über den Sertavul

Gecidi (Pass 1650 m).bis Mut, die Stadt liegt auf 275 m, sind es gut 30 km. Die Straße führt

kontinuierlich bergab mit vielen schönen Ausblicken.

Weiter geht es durch das Tal des Göksu Nehri und immer wieder bieten sich Einblicke in den Göksu

Kanyon. Am Ausgang des Canyons quartieren wir uns am Flussufer für die Nacht ein.

Samstag 22. März 2014

Bei Silifke erreichen wir die Türkische Riviera. Die Sonne scheint und es ist vormittags bereits 20°C.

Jetzt müssen wir nur noch einen schönen Strand finden. Leichter gesagt als getan! Die gut

ausgebaute Küstenstraße verläuft bis Mersin dicht am Meer. Die Urbanisation nimmt kein Ende. Den

Abstand zwischen den vielen Städten füllen Ferienanlagen und Hotels. Die antiken Stätten

entpuppen sich oft als unscheinbare Ruinen eingesperrt zwischen Hochhäusern. Nichts lädt uns hier

zum Bleiben ein.

Zwischen Mersin und Ceyhan erstreckt sich Land als 60 km tiefes Dreieck ins Meer. Durchzogen von

Flüssen und Feuchtgebieten ist hier ein riesiges Anbaugebiet für allerlei Gemüse wie Tomaten,

Auberginen, Zucchini, Erdbeeren, Orangen, Zwiebeln etc.

Überall wird geerntet und auf dem nächsten Feld schon wieder Folientunnel gespannt. Eine große

Anzahl Feldarbeiter/innen sind zu sehen. Und immer wieder ihre dürftigen Unterkünfte in

Folienbehausungen.

Wir fahren an den südlichen Zipfel des Dreieckes nach Akyantal Gölu. Ein naturgeschütztes

Feuchtgebiet. Ein Weg führt entlang einer Sanddüne in das Gebiet. Schön ist es hier. Wir beobachten

Flamingos und viele Vögel (deren Namen ich nicht kenne�).

Am Rand des Sees wollen wir uns für die Nacht einquartieren. Doch sobald wir den Motor abstellen

hören wir das sirren und im Nu werden wir von tausenden kleiner Fliegen überfallen. Nichts wie

Scheiben rauf und weg!

Wir fahren weiter bis Karatas. Luftlinie sind es nur ein paar Kilometer. Durch die vielen Flüsse muss

man erst wieder ein Stück ins Land fahren und dann zurück ans Meer. Wir sind uns nicht mehr sicher

wann die Abzweigung kommt. In einem Dorf bitten wir einen Türken um Auskunft. Er spricht etwas

deutsch, da er in Deutschland zum Arbeiten war. Er erklärt uns den Weg und wir fahren los. Kaum

sind wir aus dem Dorf, überholt er uns mit einem Auto und fährt uns die fast 5 km (!) bis zur

Abzweigung voraus. Wir winken ihm noch dankend zu und sehen im Rückspiegel wie er wieder

umkehrt und zurück fährt!

Im Reiseführer lese ich, dass Karatas die Partnerstadt von Memmingen im Allgäu ist. Karatas hat

einen langen öffentlichen Strand. Eigentlich ein schöner Sandstrand, wenn nicht, wie so oft in der

Türkei, der viele Picknickmüll wäre. Am Ende des Strandes wird es felsig. Dort haben sich einige

Angler versammelt. Ein paar haben Zelte aufgeschlagen. Wir stellen uns dazu und fühlen uns für die

Nacht gut aufgehoben.

Sonntag 23. März 2014

Wenige Kilometer außerhalb von Karatas finden wir einen langen fast menschenleeren Sandstrand.

Hier verbringen wir den Sonntag mit im Internet surfen, lesen, backen (frische Erdbeeren umhüllt

von einem Baklava-Teig), kochen und angeln. Das Thermometer steigt mittags auf 27°C.

Vielleicht bringt es im Meer stehend mehr Erfolg?

Angelschnur und Hacken verloren!

Und vom vielen Zugucken haben ich meine Hefezöpfe im Ofen vergessen. �

Abends fahren wir auf unseren gestrigen Übernachtungsplatz zurück.

Montag 24 März 2014

Nach dem Frühstück verlassen wir Karatas. Auf schmalen Straßen durchfahren wir einige Dörfer und

vorbei an vielen Gemüsefeldern bis wir nach gut 50 km Yumurtalik erreichen. Das Städtchen ist eine

Mischung aus Fischer- und Badeort und sehr gepflegt.

Die Kulisse des kleinen Hafens prägt ein Turm aus dem 12. bis 14 Jahrhundert.

Wir halten am Hafen. Ich schaue mich nach frischem Fisch um und sehe zwei Männer in einem Raum

einen Berg Fische in eingefüllte Styroporkisten schichten. Der Jüngere fragt ob er mir helfen kann. Er

spricht perfektes Englisch. Wir unterhalten uns; er hat in London studiert, hat einen Cousin in Berlin

den er vor kurzem besucht hat und ab Mai will er für 2 Monate in die USA Freunde besuchen. Klingt

mir nicht nach armen Eltern! ☺

Der Fisch kostet hier nur die Hälfte im Vergleich zu den üblichen Preisen die auf den Märkten

verlangt werden. Jetzt noch ein frisches Brot dazu. Die Bäckerei hat keinen Verkaufsraum, sondern

man stellt sich wie an einen Schalter bei der Backstube. Bei Backbetrieb kann man zuschauen wie die

Brote in den Ofen geschoben und rausgeholt werden.

Wir fahren Richtung Norden. Nach wenigen km sehen wir von rechts einen Scharm Vögel die sich

nähern. Wir halten an und erkennen dass es sich um Störche handelt, die zu hunderten über uns

hinwegfliegen. Ein schönes Naturschauspiel! So viele auf einmal haben wir noch nie gesehen.

Bei Ceyhan erreichen wir die West-Ost Hauptverbindungsstraße. Weiter Richtung Osten verlassen

wir das Mittelmeer. Unser nächstes Ziel ist der Nemrut Dagi mit seinen berühmten Statuen auf dem

Gipfel. Der Gipfel überragt mit seinen 2150 m Höhe die Bergkette des Antitaurus. Er liegt zwischen

der Provinzhauptstadt Malatya im Norden und Kahta in der Provinz Adiyaman im Süden.

Es dämmert schon, als wir den westlichen Nationalparkeingang erreichen. Per Zeichensprache fragen

wir ob es erlaubt ist im Park zu übernachten. Der Kassierer zückt sofort sein Handy telefoniert und

reicht es mir weiter. Nach einem Kilometer ist im Park ein Restaurant mit Stellplatz. Der Preis ist 15

TL (5 €). Nach 1 Minute verhandeln liegt der Preis bei 0 TL (null !) Wir sind die ersten Gäste in dieser

Saison (die eigentlich erste nächste Woche anfängt). Mit etwas schlechtem Gewissen überlegen wir

ob wir im Restaurant essen sollen. Ist aber noch gar nicht offen.

Aussicht vom Stellplatz.

Stellplatz am nächsten Morgen.

Dienstag 25. März 2014

Vom Stellplatz führt ein schmaler Pfad nach Arsameia, der antiken Hauptstadt von Kommagene, die

80 v Chr. von Mithradates I gegründet wurde. Gleich links kommt eine große Stele, die den

Sonnengott Mithras (oder Apollo) zeigt.

Weiter vorne sind von zwei Stelen nur noch die Sockel erhalten. Vermutet wird, dass es sich um

Mithradates I und Antiochos I handelt.

Dahinter liegt der Eingang zu einem Höhlentempel der wahrscheinlich dem Mithraskult diente.

Weiter bergauf kommen wir zu einem fast unversehrten Relief von Mithradates I, der dem Gott

Herakles die Hand schüttelt.

Erwin steht widerwillig dabei. Zwecks Größenvergleich!

Der Höhlentempel daneben geht 158 m in den Fels hinein. Steile Treppen führen zu dem

unterirdischen Raum. Wir steigen nach unten, geben aber nach dem wir von völliger Dunkelheit

umgeben sind auf. Verflixt wir haben die Taschenlampen vergessen.

Die griechische Inschrift über dem Höhleneingang beschreibt die Gründung von Arsameia.

Weiter bergauf erreichen wir ein Plateau mit ein paar Fundamentresten von Mithradates Hauptstadt.

Am Eingang des Pfades betreibt der Restaurant/ Stellplatzbesitzer einen Verkaufsstand mit

Souvenirs. Ein paar Tische laden zum Teetrinken ein. Es gibt Apfel Tee (den nur Touristen trinken)

oder in 5 Minuten richtigen türkischen Tee. Wir setzen uns und während wir warten plaudern wir mit

dem Besitzer. Über die Präsidentenwahl in 5 Tagen, Erdogan, Angela Merkel und dass Geld nicht das

Wichtigste ist im Leben… Er füllt zwei schwarze Henkeltassen mit heißem Wasser, die daraufhin die

Farbe wechseln und Bilder vom Nemrut Dagi zeigen. Ich frage ihn wie das funktioniert und er meint

das wäre ein mythisches Geheimnis. Lacht dann und sagt, dass er es schlicht nicht weiß. ;-) Eine Tasse

kostet 20 TL, wir kaufen im 2 für 30 TL ab. Geld ist zwar nicht das Wichtigste aber von irgendwas

muss er auch seine Frau und Kind ernähren. Er ist uns sehr sympathisch und mit den Tassen

verbinden wir eine schöne Erinnerung.

Wir verabschieden uns und fahren die 16 km hinauf zum Parkplatz unterhalb des Gipfels des Nemrut

Dagi. König Mithradates I ließ im 1. Jh. v.Chr. auf dem Berg eine 50 m hohe künstliche Spitze mit drei

Terrassen aufschütten. Auf zwei der Terrassen stehen gewaltige Statuen vom König selbst, seinen

angeblichen Ahnen und diverser Götter. Bei späteren Erdbeben sind die Köpfe heruntergepurzelt.

Jetzt sitzen die Kolossalfiguren kopflos in einer Reihe und ihre 2 m hohen Köpfe gucken vom Boden

aus in die Gegend. Wissenschaftler bzw. deren Helfer haben sie den Statuen zugeordnet vor deren

Füße gestellt.

Vom Parkplatz sind es noch 200 Höhenmeter bis zum Gipfel. Bequem zu erreichen über Holzbohlen

und -treppen. Wir sind alleine mit den Kolossen, deren Köpfe teilweise noch ein wenig im Schnee

liegen.

Interessant finde ich wie rund um den Nemrut Dagi Brennholz gemacht wird. In einer Gegend mit

sehr geringem Baumbestand wird nicht abgeholzt sondern lediglich die jährlichen Ausschübe der

Bäume abgeschnitten und zum Trocknen in den Baum gehängt. Im Frühjahr dann herausgenommen

damit der Baum wieder neu austreiben kann.

Die Straße nach Diyarbakir unserem nächsten Ziel wird von einer noch im Bau befindenden Brücke

unterbrochen, die einen Seitenarm des Atatürk Stausees überbrücken soll. Wir müssen auf eine

kleine Autofähre wechseln. Die Überfahrt kostet 10 TL (3,30 €).

Nach 150 km Fahrt nach Osten erreichen wir Diyarbakir am späten Nachmittag, die lt. Reiseführer

heimliche Hauptstadt der Kurden. Die Altstadt wird von einem mächtigen Mauerring umschlossen.

Hinein führen 4 Tore.

Wir suchen nach einem bewachten 24hr Parkplatz wo wir auch übernachten können. Der Erste soll

18 US Dollar kosten. Bei regulär 7 Türkische Lira (2,30 €) schlicht Abzocke. Der Verkehr in der

Altstadt ist chaotisch. Erwin wartet im Auto während ich zu Fuß einem Schild 24hr Otopark in eine

Nebenstraße folge. Der Parkplatzwärter nennt mir den korrekten Preis mit 7 TL. Er versteht kein

Wort Englisch oder Deutsch und mit meiner Zeichensprache ob wir auch im Auto schlafen können

kommt er nicht klar. Er geht mit mir zu einem Mann und 2 Frauen die gerade Einkaufstüten in den

Kofferraum laden. Die verstehen etwas englisch und geben mir zu verstehen, dass wir hier auf keinen

Fall übernachten sollen. Wir sollen ihm zu einem sicheren Parkplatz hinterherfahren. Der Platz liegt

ca. 700 m von der Altstadt entfernt, großzügig angelegt und gut bewacht. Er versichert uns

nochmals, dass wir hier absolut sicher sind. 24 Stunden parken mit der Genehmigung im Auto zu

übernachten kosten 8 TL. Zur Besichtigung laufen wir zurück in die Altstadt.

Seit Aufhebung des Ausnahmezustandes im Dezember 2002 ist wieder Leben in die Stadt

zurückgekehrt. Die Lehmgassen des Altstadtlabyrinths wurden gepflastert. Historische Erkerhäuser

und Moscheen werden nach und nach restauriert. Wir bummeln durch die Basare und lassen uns

einen Lammspieß schmecken. Bei der Erklärung der Fleischsorten wurde die Sprachproblemen mit

muuh, määh, mecker und gogog Lauten beseitigt. Es ist bereits dunkel als wir zum Parkplatz

zurückgehen. Wir kommen an einer Seitenstraße vorbei wo sich eine Horde Männer versammelt

haben und lautstark diskutieren. Was hier abläuft wollen wir nicht genauer wissen und beeilen uns

weiter zu gehen.

Das viele Laufen heute macht Erwins gebrochenem Zeh zu schaffen. Er erträgt die Schmerzen tapfer.

Die Nacht verläuft wie versprochen ruhig und sicher. ☺

Mittwoch 26. März 2014

Wir überlegen ob wir in Diyarbakir noch ein wenig durch die Basare bummeln sollen. Erwin will

jedoch seinen gestern stark strapazierten Zeh schonen. Alleine habe ich keine Lust. Richtung Süden

fahren wir nach Mardin, 20 km vor der syrischen Grenze. Vom Bürgerkrieg in Syrien ist in der Stadt

nichts zu bemerken. Lediglich um die Stadt ist eine hohe Militärpräsenz bemerkbar. Vor Mardin

sehen wir auf der Gegenseite eine Straßensperre wo 4 mit MGs bewaffnete Soldaten die

Personenkontrollen der Fahrzeuge absichern. Auf unserer Straßenseite steht lediglich ein

gepanzertes Fahrzeug Typ Fuchs. Bei der Zufahrt zur Stadt wird nicht kontrolliert.

Im Reiseführer wird Mardin wie folgt beschrieben: „Glockentürme und Minarette rund um einen

gewaltigen Burgberg, Mardin ist eine faszinierende Mixtur aus Islam und Christentum, die erhaben

die mesopotamische Tiefebene überblickt. Über der Altstadt, einem Gewirr an Gassen, Winkeln und

Treppen, erhebt sich die wuchtige Zitadelle.“

Oft geizen ja Reiseführer nicht mit ausschmückenden Beschreibungen. Doch Mardin wird bis Ende

des Jahres diesem tatsächlich entsprechen. Die EU unterstützt die Restaurierung mit 6,3 Mio €. Das

Projekt ist in vollem Gange, überall werden Gebäude renoviert und Gassen gepflastert. Bis Ende Sept.

2014 soll alles fertig sein. Mit 10 TL (3,30 €) haben die Parkgebühren schon jetzt EU Niveau. Es macht

Spaß durch die Altstadt und Bazare zu bummeln. Nichts mehr ist zu merken, dass sich hier noch bis

1999 regierungstreue, militante Bürger und PKK-Freischärler blutige Kämpfe lieferten.

Die Restaurierung einiger hochklassiger Hotels in beeindruckenden historischen Gebäuden ist bereits

beendet. Wir schauen neugierig in einen der Eingänge und werden freundlich gebeten einzutreten.

Ein englischsprachiger Angestellter wird ausfindig gemacht, der uns einen Teil des Gebäudes zeigt.

Am Sonntag sind Kommunalwahlen, überall sind Politiker unterwegs, die durch die Geschäfte laufen

und jedem der sich darin befindet die Hand schüttelt. Dieselbe Prozedur wie bereits in Diyarbakir. Sie

freuen sich dass wir aus Deutschland kommen…. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so

vielen Politikern die Hand gegeben. ;-)

Die Zitadelle ist militärisches Sperrgebiet. Amerikanische Radaranlagen spähen von hier ins nahe

Syrien.

70 km weiter gegen Osten erreichen wir Midyat. Am Rande der Altstadt ist eine größere Open-Air

Wahlpropaganda Veranstaltung im Gange. Alles ist zugeparkt und hunderte haben sich hier

versammelt. Von einer Bühne wird mit Musik und Reden gedröhnt. Die Altstadt liegt hinter dem

Platz. Um diesen zu durchqueren müssen wir durch eine Absperrung mit polizeilicher

Taschenkontrolle und Körpercheck.

Es sind wohl alle Bewohner bei der Veranstaltung. Die Altstadt ist nahezu menschenleer. Wir laufen

durch die engen Gassen mit honigfarbenen Häusern aus Naturstein.

Ein paar ältere Frauen scheinen sich nicht für Politik zu interessieren.

In Alt-Midyat sind noch sechs intakte Kirchen aus dem syrisch-orthodoxen Christentum das noch bis

1987 die Hälfte der Altstadtbewohner ausmachte. Jetzt sind es weniger als 100 Familien. An einer der

Kirchen ist die Tür nur angelehnt und Erwin schaut hinein. In einem kleinen Innenhof vor der Kirche

spielen Kinder Ball, ein Mann sitzt an einem Tisch und schreibt in einem großen Buch. Er winkt uns

dazu zusetzen. In schönster hebräischer Schrift schreibt er weiter. Nach einer Weile schaut er auf, wir

fragen ihn ob wir die Kirche anschauen dürfen. Nach einer Weile kommt ein älterer Mann, der etwas

englisch spricht und uns in die Kirche führt. Er fragt uns wo wir herkommen und ob wir Christen

seien. Moslemischen Türken würde er die Kirche nicht zeigen!

Auf dem Weg nach Hasankeyf halten wir an einem Sportplatz. Auf einer Bühne spielt eine Band

türkische Musik und viele Jugendliche bilden einen großen Kreis Tanzender. Die Erwachsenen sitzen

etwas entfernt und schauen zu. Wir schauen zu, nach knapp 10 Minuten ist leider Ende der

Veranstaltung.

Das Zentrum von Hasankeyf liegt zu Füßen eines Burgfelsens am Südufer des Tigris. Es erinnert ein

wenig an ein kappadokisches Dorf. Der Burgfels ist durchlöchert und mit Höhlenwohnungen

durchsetzt. Mit dem Bau des Ilisu-Staudamm würde Hasankeyf in den Fluten verschwinden. Das

Projekt sollte bereits 2013 fertig gestellt sein. Jedoch sehen nichts von entsprechenden

Bautätigkeiten. Wir halten am Parkplatz hinter der Brücke wo man einen schönen Blick auf das alte

Stadtzentrum und Burg hat.

Militär am Parkplatz vor der Brücke.

Knapp einen km weiter sehen wir eine weitläufige Grünfläche am Fluss wo bereits verteilt Autos

stehen und Leute picknicken. Wir fahren dorthin und schauen ca. 100 m entfernt einer Gruppe

junger Männer und Frauen die Fußball spielen. Die jungen Frauen sind total unterschiedlich

gekleidet. Von Jeans und T-Shirt, langen Röcken und Kleidern mit und ohne Kopftuch bis zum

Tschador (schwarzen bodenlangen Umhang) ist alles vertreten. Zwei der jungen Männer kommen zu

unserem Fahrzeug und fragen nach einem Charger. Mit Zeichensprache versteht Erwin dass sie ein

Überbrückungskabel brauchen. Kein Problem, wir helfen doch gerne. Sie bringen das Kabel brav

zurück und fahren weg. Zurück lassen sie 4 bepackte Tüten Müll ordentlich zusammengestellt. Erwin

und ich unterhalten uns noch, dass die herumlaufenden Hunde den Inhalt bis zum nächsten Morgen

sicherlich zerstreuen. Kurze Zeit später fährt ein Auto mit 4 Männern heran und verbrennt den Müll

vor Ort. Aha, Müllentsorgung auf Türkisch! Einer der Männer kommt zu uns. Er redet sehr viel, wir

verstehen kein türkisch. Mit Zeichensprache geben wir zu verstehen, dass wir hier übernachten

möchten. Er schaut uns entsetzt an und wedelt heftig mit den Händen nein. Wir übersetzen seine

Mimik und Gestik mit es ist nachts gefährlich hier, weil oft Partys stattfinden deren Friedlichkeit nicht

getraut werden darf. Kein Platz um sich sicher zu fühlen. Wir starten und fahren weg. Die Straße

führt in die Berge. Wir biegen ab und folgen einem Weg der zu einer Ölpumpstation führt. Rechts

oben sehen wir ein Haus mit Männern vor der Tür stehen. Wir wenden und fahren zurück. Einer der

Männer steht zwischenzeitlich an der Straße und winkt uns. Wir halten an und versuchen zu erklären

dass wir einen Stellplatz für die Nacht suchen. Mit Gesten frage ich ob wir hier neben der Straße

bleiben dürfen. Der Mann ruft den anderen etwas zu, bejaht und lädt uns zum Tee ein. Es wäre sehr

unhöflich in dieser Situation abzulehnen. Wir kommen in einen mit Teppichen ausgelegten, mit

Ausnahme von Sitzkissen unmöblierten Raum. Ein Mann kniet mit Rücken zu uns am Boden und

betet. Ein Gewehr hängt an der Wand. Wir dürfen uns setzen, es kommen noch weitere Männer und

Frauen dazu. Die 6 Männer setzen sich zu uns, eine Frau bringt Tee, Käse, Joghurt und Brot. Sie setzt

sich zu den anderen Frauen am anderen Ende des Raumes. Tee ein- und nachgegossen wird von

einem der Männer. Die Unterhaltung ist ohne gegenseitige Sprachkenntnisse etwas anstrengend. Mit

Hilfe einer Türkei Landkarte und Fotos klappt es etwas. Bevor wir uns in unser Womo zurückziehen,

dürfen wir noch die Schafe sehen, die erst bei Dunkelheit von den Weiden in die einfachen Ställe

zurückkehren. Es sind Hunderte, die nach einem für uns nicht erklärbarem System für die Zuordnung

in verschiedene Ställe sortiert werden.

Bewacht von vier riesigen Hofhunden kann uns hier nichts passieren!

Donnerstag 27. März 2014

Um 5 Uhr hören wir wie die Schafe die Ställe verlassen. Zuvor wurden sie von Hand gemolken. Wir

stehen um 6 Uhr auf und halten nach unseren Gastgebern Ausschau. Das Haus ist verschlossen und

niemand ist zu sehen, nur die Hunde laufen frei. Erwin startet den Motor. Zum Haus gehen und uns

von den Hunden zerfleischen zu lassen, wollen wir nicht riskieren. Wir fahren langsam weg, im Haus

rührt sich nichts.

Das Haus unserer Gastgeber.

Bild von unterwegs: TE in Ostanatolien.

Wir fahren zum Van Gölü (Van-See). Der 1720 m NN gelegene, abflusslose See ist mit 3.700 qkm der

größte See der Türkei. Etwa 7-mal größer als der Bodensee und bis zu 400 m tief. Umrahmt wird der

See von Bergen mit bis zu 4058 m Höhe (Süphan Dagi). Vor über 100.000 Jahren schuf der Vulkan

Nemrut Dagi infolge einer langanhaltenden Eruption eine natürliche Staumauer. Die Schneeschmelze

führt jedes Jahr enorme Wassermengen in den See, die dann im Sommer wieder verdunsten. Der

Wasserspiegel bleibt somit konstant. Durch die starke Verdunstung bleibt im See ein ungewöhnlich

hoher Sodagehalt. Das Wasser fühlt sich weich und seifig an. Jedoch ist dadurch auch kein Leben im

See möglich. Nur einige resistente Algenarten halten die Seifenlauge aus. Fische gibt es lediglich an

den Süßwassereinmündungen.

Für den restlichen Tag bleiben an einer Stelle mit Bäumen am Nordufer des Sees.

Der Platz wird wohl auch zum Picknick benutzt. Der dazugehörige Müll ist nicht zu übersehen. �

Freitag 28. März 2014

Am östlichen Ende verlassen wir den Van See und fahren nordöstlich.

Stellplatz am Van See

Auf dem Weg nach Dogubayazit (1950 m NN) überqueren wir einen Pass mit 2644 m nur einen

Steinwurf von der iranischen Grenze entfernt. Die Landschaft ist geprägt von erloschenen

Lavaströmen.

Blick zur iranischen Grenze mit Kontrolltürmen auf den Bergspitzen

Von Dogubayazit sind es 35 km bis zum Iran. Die Stadt im ostanatolischen Hochland wirkt trostlos

und bietet touristisch nichts Interessantes. Doch 6 km entfernt liegt der Ishak-Pascha-Palast. Der mit

der Bezeichnung Neuschwanstein Anatoliens beworben wird. Die Gleichsetzung ist zwar unserer

Meinung nach übertrieben, aber sehenswert ist er. Der Palast liegt auf 2220 m NN und soll zu den

imposantesten Motiven der Türkei zählen. Oft schmückt er die Titelseiten von Reiseführern und

Bildbänden. Die Grundsteine des Palastes stammen bereits aus dem 9. Jahrhundert v.Chr. von den

Urartäer. Die heutige Gestalt erhielt er im 18 Jh. durch den kurdischen Emir Ishak Pasa.

Touristische Bedeutung hat Dogubayazit als Startpunkt zu den in den Sommermonaten geführte

Touren zum Agri Dagi (Ararat) dem mit 5137 m höchsten Berg der Türkei. Die Touren kosten je nach

Gruppenstärke ab 500 €/Person. Die Bergwelt um den Ararat beginnt im Nordosten der Stadt. Leider

hüllt sich der Berg heute (wie so oft) in Wolken.

Bei der Weiterfahrt nach Ani durchqueren wir kurdische Dörfer mit getrocknetem Mist geschichteten

Mauern, das in dieser baumlosen Gegend als Brennmaterial verwendet wird.

Ani war von 961 bis 1045 Hauptstadt des Armenischen Reiches. Zu Beginn des 11 Jhr. sollen hier rund

100.000 Menschen gelebt haben und man zählte mehr als 1000 Kirchen. Die Ruinenstätte besteht

heute aus einem Teil der früheren Stadtmauer mit einem Tor, 5 Kirchen, Kloster, Kathedrale und

Zitadelle. Durch Erdbeben aber auch Nichtbeachtung blieben leider nur mehr oder weniger gut

erhaltene Ruinen. Im Südosten des Ruinenfeldes verläuft in einem Canyon der armenisch-türkische

Grenzfluss Arpa Cali.

Türkisch Armenische Grenze

Es ist schon nach 17 Uhr als wir in Ani ankommen. Die Öffnungszeit ist bereits beendet und das

Zugangstor geschlossen. Wir fahren der Stadtmauer entlang und finden nicht weit vom Eingang einen

offenen Durchgang den wir nutzen. Wir schauen uns nach Militär um, schließlich sind wir im

Grenzgebiet. Keine Grenzpatrouillen sind zu sehen.

Wir übernachten auf dem Parkplatz der Ruinenstätte.

Samstag 29. März 2014

Nachts fängt es an heftig zu stürmen. Ich werde durch das Schaukeln des Womos wach. Erwin wacht

ebenfalls kurz auf, antwortet auf meine Bedenken „kein Problem“ und schläft weiter. Der Wind bläst

auch am Morgen weiterhin kräftig. Beim Aussteigen muss ich heftig gegen die Tür drücken und beim

Einsteigen ordentlich ziehen. Auf eine nochmalige Besichtigung der Ruinen verzichten wir. Der Wind

ist nicht nur heftig sondern auch eiskalt.

Bei Ani haben wir den östlichsten Punkt unserer Türkeireise erreicht. Die Fahrtrichtung ist ab heute

hauptsächlich nach Westen. In Kars sehen wir einen kleinen „Laden“ mit Brot im Fenster. Ich gehe

rein und stehe in einer dunklen kleinen Teestube, voll mit Männern und beißendem Zigarettenrauch.

Das Gespräch verstummt und mindestens 30 Augenpaare schauen mich an. Ich sage Merhaba (Hallo)

und Ekmek (Brot). Sie deuten auf eine Tür zu einem 2 x 2 m großen Verkaufsraum. Drinnen steht ein

älterer Mann der heftig mit einem Handy telefoniert. Schon eilt der Verkäufer heran, dirigiert den

Mann raus und mich rein. Beim Rausgehen sage ich Hoscakal (Tschüss) und höre die Männer

irgendwas murmeln.

Zwischen Göle und Yusufeli fahren wir durch das Tal des Oltu Cayi. Hier sind eine Reihe mehr oder

weniger gut erhaltener Burgen und Kirchen aus georgischer Zeit zu sehen. Wir besuchen Bana eine

georgische Rundkirche (8 Jh.), die sich zwar imposant in der Landschaft erhebt aber innen fast völlig

zerstört ist. Von denen nach armenischem Vorbild behauen Steinplatten ist kaum mehr was zu

sehen.

Zurück zur Hauptstraße fahren wir auf einem Feldweg der immer schmäler wird. Wir kommen in

eine Landschaft mit verschiedenen durch Mineralien gefärbte Berge. Durch eine trockene Furt

erreichen wir eine asphaltierte Straße die uns auf die Hauptstraße zurückbringt.

Nach Ishan geht es 6 km steil und kurvig bergauf. Ein Bauer winkt mit der Bitte zum Mitfahren. Die

Straße ist kaum befahren so halten wir an. Er spricht die ganze Fahrt kein Wort. Im Dorf

angekommen, weist er nach links, sagt „Church“ und steigt nochmals mit der Hand winkend aus.

Wir besuchen die Ishan Kilise, eine der ältesten erhaltenen georgischen Kirchen aus dem 7. – 9. Jh.

An der Kirche wurden Restaurierungsarbeiten begonnen. Die Kuppel ist erhalten, das eingefallene

Dach wieder erneuert. Eine Fortführung der Restauration ist nicht zu sehen.

Der Straßenzustand durch das Oltu Cayi Tal ist teilweise sehr schlecht. Ganz im Gegensatz zu den

sonst mehr als großzügig ausgebautem Straßen die wir bisher befahren haben. Wir fahren durch die

Baustelle eines der vielen bereits fertiggestellten oder noch im Bau befindlichen Staudämme. Die

Vielzahl der gigantischen Staudammprojekte der Türkei wird nicht nur von Anwohnern, Umwelt- und

Naturschützern kritisch gesehen. Auch die angrenzenden Staaten protestieren dagegen. Sie

befürchten zu Recht, dass bei ihnen durch den vermehrten Verbrauch in der Türkei, unter Anderem

zur Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen, nicht mehr genügend ankommt.

Wir erreichen Yusufeli am späten Nachmittag. Eine Wahlveranstaltung blockiert die Hauptstraße. Wir

schlängeln uns durch die mit Autos verstopften Seitenstraßen. Wir verfehlen die Straße nach Ispir.

Das Tal wird immer enger, die Straße immer schmaler, entgegenkommende Fahrzeuge können nicht

aneinander vorbei. Bei einer solchen Gelegenheit frage ich ob wir hier nach Ispir kommen. Ein

Kopfschütteln und das Zeichen dass diese Straße bald endet ist die Antwort. Wir fahren noch weiter

um genügend Platz zum Wenden zu finden und dann nach Yusufeli zurück. Dieses Mal auf dem

richtigen Weg fahren wir aus der Stadt. Es ist bereits dunkel bis wir bei einem nicht vorhandenen

Kanu Camp (außer dem etwas veralteten Schild), neben dem Fluss einen Stellplatz für die Nacht

finden.

Sonntag 30. März 2014

6:30 Uhr das Thermometer zeigt – 1,0° C. In der Nacht hat es geschneit. Schaut man auf die

Landkarte sind wir vom Schwarzen Meer, das von hier aus im Norden liegt, rund 60 km getrennt.

Doch dazwischen liegt das Kackar-Gebirge mit einigen Berggipfeln weit über 3000 m Höhe. Mitten

drin der Kackar-Dagi mit 3932 m. Einige Bergdörfer erinnern an Alpendörfer. Anstelle einer Kirche

steht eine Moschee.

Wir fahren am südlichen Rand des Gebirges parallel zum Meer. Die erste Straße durch das Gebirge

zweigt kurz nach Ispar ab. Der Pass würde über 2600 m führen. Es schneit und Schneeverwehungen

nehmen zusätzlich die Sicht. Hüfthohe Schneehaufen liegen auf der Straße. Wir fahren bis auf 2300

m als wir zu einem türkisches Fahrzeug aufschließen. Der Fahrer meint es besteht keine Chance über

den Pass zu kommen und er würde umkehren. Wir beschließen es im gleichzutun. Denn selbst wenn

wir bis zum Pass durchkommen müssen wir auf der anderen Seite steil bergab fahren, was wenn wir

ins Rutschen kommen sehr gefährlich werden kann. Das Thermometer zeigt - 12°C.

Wir fahren zurück nach Ispar. Weitere 70 km nach Westen bis Bayburt. Von hier fährt eine gut

ausgebaute Straße in 193 km zum Meer. Der Pass führt hier über 1875 m. Vor dem Pass beginnt das

Schneeflimmern. Nach dem Pass schneit es in dicken Flocken. Bis wir ans Meer kommen, hört es

bestimmt wieder auf! Als es dann auf 100 m NN immer noch schneit können wir es kaum glauben.

Wir stoßen kurz vor Tirebolu auf die Küstenstraße. Es hat 0,5°C und am Strand liegt eine dünne

Schneeschicht. Der Wind türmt die Wellen die tosend an die Klippen schlagen.

Bis Ordu fahren wir auf dem Küstenhighway nach Westen. Dann biegen wir nach Persembe ab und

fahren entlang einer Steilküste die wie eine Landnase ins Meer ragt. Es ist bereits dunkel bis wir bei

einem kleinen Picknickplatz am Meer unser Nachtquartier finden.

Montag 31.März 2014

Die Sonne scheint vom blauen Himmel. Was für ein Unterschied zu gestern. Morgens um 7 Uhr hat es

4°C. Der Wind hat nachgelassen. Der Picknickplatz ist unter Bäumen und schattig. Und trotz 5 (!)

Mülleimern auf 100 m, liegen überall Plastikflaschen und allerlei Tüten. Wir fahren 1,5 km weiter bis

zum Cap Tepe. Ein schön angelegter Platz mit Leuchtturm und historischer Kirche, absolut Müll frei.

Immer wieder kommen einheimische Touristen vorbei und auch als Bildmotiv für Brautpaare eignet

es sich.

Die Polizei schaut kurz zum Leuchtturm und grüßt freundlich beim vorbei gehen.

Der Hefezopf verbrennt heute nicht!

Zum Ausgleich für den gestrigen Tag mit viel Fahr Stress verbringen wir hier einen gemütlichen Tag.

Und bleiben auch über Nacht.

Dienstag 01. April 2014

Kurz nach 6 Uhr schaue ich aus dem Fenster und atme auf. Es ist blauer Himmel und Sonnenschein

kündigt sich an. Hoffentlich haben wir den Kälteeinbruch von Sonntag hinter uns. Auch die

Temperatur ich mit 6°C angenehmer und steigt im Laufe des Tages hoffentlich noch kräftig an. Wir

wollen heute wieder ein Stückchen weiter gegen Westen. Wir starten nach dem Frühstück und

halten im nächsten Städtchen um unsere Lebensmittelvorräte aufzufüllen. Ich komme gerade aus

dem Bäckerladen und sehe Erwin im Womo sitzend von 10 Mann umringt. Sie reden aufgeregt, mehr

miteinander als mit Erwin und deuten immer wieder auf den Vierradantrieb des Sprinters. Ich steige

ein und nun sitzen wir beide im Fahrzeug weiterhin umringt. Einer der Männer arbeitete 30 Jahre in

Holland und spricht etwas deutsch. Wir werden wiederholt zum Kaffee und Essen eingeladen.

Letztendlich nehmen wir die Einladung zu einem türkischen Kaffee an und gehen zusammen mit der

Hälfte der Männer ins nächste Café. Hauptgesprächsthema sind Autos. Wir bedanken uns und

werden per Handschlag verabschiedet.

Bei Bolaman stoßen wir wieder auf die Küstenstraße der wir bis Terme folgen. Wir möchten zum

Simenlik Gölu einer Lagune die nordöstlich liegt. Es ist kein Wegweiser zu finden, so biegen wir dem

Kompass folgend in eine schmale Straße ab. Wir fahren durch eine flache Landschaft mit vielen

Kanälen und verstreuten Höfen. Die Straße geht in einen Feldweg über. Wasserbüffel und Kühe

weiden entlang und in den Wasserläufen. Neben dem Weg spaziert ein Storch und eine

Wasserschildkröte taucht ab, bevor wir sie fotografieren können. Zu beiden Seiten entlang des

Weges immer wieder ausgedehnte Haselnussplantagen. Entlang der östlichen Schwarzmeerküste

gibt es weitere ausgedehnte Plantagen. Im Reiseführer habe ich gelesen, dass Nutella hier vor Jahren

einen Werbefilm gedreht hat. Alles sehr schön, nur den See können wir nicht finden. Als der Feldweg

im Nichts verläuft drehen wir um.

Kuh weidet im Kanal. Das hat sie wohl den Wasserbüffeln abgeschaut. ☺

Vor Bafra biegen wir zum Kizilirmak-Delta ab, wo der Fluss Kizilirmak nach 1550 km Lauf ins Meer

fließt. Dieses ist gut ausgeschildert. Ohne Probleme finden wir die schmale aufgeschüttete Kiesstraße

die quer durch das 56.000 ha große Flussdelta bis zum Meer führt. Es ist mit ca. 25 Seen durchsetzt

die teilweise versumpft sind. Schilf legt einen Gürtel um die Seen und dient als Rastplatz für

Zugvögel. Es wurden hier bereits 320 Vogelarten registriert. Im Gebiet verteilt gibt es mehrere

Aussichtstürme zur Vogelbeobachtung. Leider sind sie verschlossen.

Bequem beobachten wir vom Womo aus. Dabei achten wir darauf alle Fliegengitter verschlossen zu

halten. Es wimmelt von unzähligen Zebramoskitos die nicht nur lästig sind, sondern auch bekannt

Krankheiten zu übertragen.

Das Delta beheimatet auch mehrere Schildkrötenarten, darunter die Kaspische Wasserschildkröte

und die Europäische Sumpfschildkröte.

Wir fahren weiter bis zum Meer. Ein endloser Sandstrand lädt mich zu einem Spaziergang ein. Es ist

sonnig und 15°C warm. Auf dem Rückweg sehe ich schon von weitem Erwin an der Flussmündung

angeln und freue mich auf ein Abendessen mit leckerem frischem Fisch.

Leider war das Anglerglück nicht auf Erwins Seite. -� Bloß gut dass wir bereits heute Morgen Fisch

eingekauft haben. ☺

Über Nacht bleiben wir im Delta. Von einem Froschkonzert werden wir in den Schlaf gequakt.

Mittwoch 02. April 2014

Leider hält das freundliche Wetter nicht an. Die Sonne ist heute Morgen nicht zu sehen. Wir suchen

einen Weg aus dem Delta zurück auf die Küstenstraße, der wir nach Westen folgen.

Die Strecke bis Sinop ist geprägt durch den Küstenhighway für dessen Bau teilweise zusätzlich Land

im Meer aufgeschüttet wurde. Unser Navi meldet uns dass wir im Meer fahren. Die Orte sind

touristisch nicht interessant.

Wir besuchen die Provinzhauptstadt Sinop, die auf einer weit vorspringenden Landzunge liegt. Um

die Stadt gibt es schöne Sandstrände. Das Zentrum wird dominiert durch eine wuchtige

Befestigungsanlage. Der alte Fischerhafen steht zwar unter Schutz ist aber weitgehend zerfallen.

Sinop liegt am nördlichsten Punkt der Türkischen Schwarzmeerküste und wurde während des kalten

Krieges als amerikanischer Horchposten genutzt, der den Funkverkehr jenseits des Eisernen Vorhangs

abhörte.

Wir bummeln durch die Stadt und essen in einem Restaurant zu Mittag. Es fängt an leicht zu regnen

und die 10°C fühlen sich durch den Wind noch kälter an.

Von Sinop weiter Richtung Westen ist die Küstenstraße noch nicht ausgebaut. Hier ist die Küste felsig

und steil. Die Straße führt weg vom Meer und windet sich in unzähligen Kurven durch die Berge.

Nach fast 100 km erreicht die Straße beim Städtchen Türkeli wieder das Meer. Beim Durchfahren

sehen wir auf einem Platz eine Ansammlung von Leuten. Es wird gesungen und getrommelt. Einige

Akteure sind in historischen Gewändern gekleidet. Wir parken und laufen zurück zum Platz. Gerade

als wir ankommen ziehen alle bei Trommelmusik weiter. Wir laufen mit dem Zug mit, quer durch das

Städtchen bis zum Platz vor der Moschee. Hier stellen sich alle Akteure in Position und das Schauspiel

beginnt von vorne. Ein Mann läuft sehr offiziell mit Schreibunterlagen ausgestattet hin und her. Ich

frage ihn nach der Bedeutung der Veranstaltung. Es handelt sich um ein historisches Fest das in der

ganzen Türkei gefeiert wird. Er nannte mir den türkischen Namen den ich gleich wieder vergessen

habe. �

Wir fahren weiter der Küste entlang die weiterhin felsig und steil bleibt. Die Straße führt kurvig

ständig steil bergauf und bergab. Immer wieder hat man herrliche Ausblicke auf das Meer und die

Steilküste.

Schön für das Auge aber schwierig einen Übernachtungsplatz zu finden. Es ist Abend und es wird bald

dunkel. Erst kurz vor Doganyurt werden wir fündig. Gut 150 m oberhalb des Meeres finden wir einen

kleinen Platz ein paar Meter von der Straße entfernt, mit schönster Aussicht aufs Meer.

Donnerstag 03. April 2014

Gegen Morgen wird es windig. Beim Aufstehen ist der Himmel grau, es hat 5° C. Die nächsten knapp

150 km bis Amasra wird im Reiseführer als einer der schönsten an der türkischen Küste beschrieben.

Die Straße ist schmal und teilweise recht mitgenommen. Entlang der Küste steigt sie in engen Kurven

oft bis über 300 m über dem Meer und dann wieder hinunter durch kleine Dörfer oder Städtchen auf

Meereshöhe. Die Landschaft belohnt die Kurverei mit herrlichen Ausblicken auf die zerklüftete grüne

Küste und das blaue Meer. Schon bald verziehen sich die Wolken ins Landesinnere. An der Küste

bleibt ein blauer Himmel mit Sonne. Bei 15°C und einem frischen Wind fühlt es sich kühl an. Die

Vielfalt der Vegetation ist beeindruckend. Die Obstbäume wie z.B. Kirschen, Birnen und Äpfel stehen

in voller Blüte. Fliederbüsche und andere Büsche und Sträucher, sowie allerlei Blumen blühen

ebenfalls. Es gibt viele Walnussbäume die bereits frische Blätter austreiben und ihre Blütenstände

haben. Dazu das frische Grün der Haselnusssträucher und Buchen. Zu diesen auch zu Hause

beheimateten Pflanzen gesellen sich typische Mittelmeerpflanzen wie z.B. Oliven- und Feigenbäume.

Die Orte sind überwiegend ohne Charme. Leider verfallen die meisten der ursprünglichen großen

Holzhäuser und werden durch gesichtslose Betonklötze ersetzt.

Oft sieht man Hafenanlagen deren Größe darauf schließen lassen, dass sich hier zur Urlaubszeit der

eine oder andere Freizeitkapitän tummelt. Zurzeit sind nur weniger Fischerboote da.

Wir fahren durch Kurucasile einem Städtchen mit Bootsbautradition. Auch heute noch werden hier

Holzboote gezimmert. Neben mehreren kleinen sehen wir unter einer riesigen Zeltplane ein ca. 60 m

langes Boot in Arbeit.

Bevor wir die Schwarzmeer Küste verlassen besuchen wir Amasra. Im Winter hat das Städtchen

gerade mal 7000 Einwohner. Im Sommer steigt die Zahl auf das Vierfache. Das kleine auf einer

Halbinsel gelegene Zentrum wird im Osten vom Großen Hafen und im Westen vom Kleinen Hafen

begrenzt. Auf einer 200 m breiten Landzunge stehen wuchtige Wehrmauern eines byzantinisch-

genuesischen Seekastells Um den Hafen gruppiert sich ein Fischrestaurant am Anderen. Die

angrenzenden engen Straßen sind voll mit Touristen Schnick-Schnack. Wir wollen uns nicht vorstellen

wie es hier zur Urlaubszeit zugeht.

Wir haben die Bewohner der westlichen Schwarzmeerküste als offen und sehr freundlich erlebt.

Besonders heute haben uns immer wieder Leute beim Vorbeifahren zugewinkt.Wir wenden uns von

der Küste ab und fahren Richtung Süden ins 90 km entfernte Safranbolu.

Im Reiseführer wird die Stadt als die Perle der pontischen Kleinstädte, als einzigartiges

Freilichtmuseum beschrieben. Das historische Safranbolu ist seit 2004 UNESCO-Weltkulturerbe. Beim

Spaziergang durch die Gassen der Altstadt meinte Erwin wir hätten das Rothenburg der Türkei

gefunden. Das sonnige Wetter hält an. Als wir zum Womo zurückkommen zeigt das Thermometer

18°C.

Den Albani Gölü (Albani See) erreichen wir erst kurz vor der Dämmerung. Der See liegt auf fast 1500

m Höhe. Von Bolu führt eine 22 km lange Waldstrecke entlang eines Flusses bis zum kleinen See. Der

Fluss ist sehr sauber (hier wird Mineralwasser abgefüllt) und fischreich. Entlang der Straße gibt es

sehr viele Restaurants die frische Forellen auf der Speisekarte haben. Am See gibt es zwei Fünf-

Sterne-Hotels. Um den See führt eine Straße. Mit großen Plastikblumen geschmückte Pferdekutschen

laden zur Umrundung ein. Der Ort soll bei Arabern als Sommerfrische überaus populär sein. Ganze

Busse aus Syrien werden hierher gekarrt. (Quelle: Reiseführer) Wobei dies bei der aktuellen

politischen Situation etwas rückläufig sein dürfte?Für uns erschließt sich die Begeisterung nur unter

dem Vorbehalt, dass diese Besucher ansonsten in der Wüste leben. ☺ Wir parken bei einem

Picknickplatz am See und bleiben über Nacht.

Freitag 04. April 2014

Heute Morgen um 07:30 Uhr zeigt das Thermometer 5°C. Über dem See ist es leicht neblig. Wir

räumen gerade zusammen. Erwin bringt den Abfall zum Container als er von einem Mann

angesprochen wird der ihn fragt ob wir aus Aalen kommen. Erwin hat ihn wohl nicht verstanden und

antwortet dass er kein türkisch spricht. Der Mann fragt vorsichtig ob er kein Deutsch kann. Er ist nach

der Schule mit seiner Familie nach Ulm gezogen. Dort hat er 25 Jahre gelebt und lange Zeit als

Taxifahrer gearbeitet. Und dabei auch immer wieder nach Aalen gekommen. Er spricht perfekt

Deutsch und witziger weise mit einer kleinen Färbung schwäbisch. Seit vielen Jahren lebt er wieder in

der Türkei. Mit seiner deutschen Rente und etwas Erspartem kommt er hier finanziell zurecht. Seine

vier Kinder wollen alle in Deutschland bleiben. Er erzählt noch ein wenig und lädt uns zum Kaffee ein.

Wir verlassen den Abani Gölü Richtung Süden. Wir fahren über Nallihan, Eskisehir und Kütahya.

Berge und Täler wechseln sich ab. Die Bergregionen sind teilweise trocken und karg, lediglich mit

niedrigem Strauchbewuchs oder bewaldet mit Mittelmeerkiefern. Die Täler entlang von Bachläufen

werden landwirtschaftlich genutzt. Obst-, Gemüse- und Weinbau soweit es möglich ist. Wir sehen

dass bereits Salat und Zwiebeln geerntet werden. Doch ohne Bewässerung geht es nicht. Am

Nachmittag zeigt das Thermometer 20°C.

60 km südwestlich von Kütahya liegen die Ruinen der antike Stadt Aezani die wir besuchen.

Überreste der antiken Epoche sind im und um das 4100 Einwohner Örtchen Cavdarhisar, das heute

an der Stelle von Aezani steht, zu finden. Das Highlight ist der ionische Zeus Tempel auf einem

siebenstufigen Sockel, der zu den besterhaltenen römischen Kultstätten auf anatolischem Boden

zählt. Er war 53 x 35 m groß und hatte an den Stirnseiten 8, an den Längsseiten 15 Säulen.

Mit dem Bau des Marmortempels wurde im 1. Jh. begonnen. Einigermassen erhalten ist das

Theaterstadion. Wobei die Kombination Stadion und Theater als einmalige Besonderheit dieser Zeit

gilt. Wir besuchen die Reste des Bäderkomplexes, eine Säulenstraße und ein Rundhaus.

Es ist schon fast Abend als wir weiterfahren. Zum Cavdarhisar Baraji (Stausee) gibt es leider keine

Zufahrt. Wir sehen einen Feldweg der uns bergauf zu einem einsamen ruhigen Übernachtungsplatz

bringt.

Und weil Reisen auch Geld kostet. Wie wäre ein Nebenjob als Muezzin. Das Bewerbungsfoto haben wir schon mal gemacht.

;-)

Samstag 05. April 2014

Unser erster Stopp ist der Wochenmarkt in Gediz. Das Angebot an frischem Gemüse und Obst ist

überwältigend. Vieles davon kommt direkt aus den umliegenden Anbauflächen. Die Preise sind für

uns niedrig. 1 kg Spinat 1 TL (0,33 €), 1 kg Tomaten 2 TL, 1 kg Orangen 1,25 TL, Zucchini/ Gurken/

Auberginen etc. 1 kg 2 TL. Wir kaufen auch frischen Fisch und Brot. Gut versorgt fahren wir weiter. Auf dem Weg nach Pamukkale halten wir in Karahayit wo die Rote Quelle (Kirmizi Su) sprudelt. Ihr

stark eisenhaltiges Wasser überzieht die Felsen mit einer dunkelroten Ablagerung.

Das Areal um die Quelle ist als Thermalbad ausgebaut. Zurzeit sind nur zwei kleinere Becken gefüllt.

Das Wasser ist angenehm warm und baden wäre erlaubt. Jedoch trauen sich dies die fast

ausschließlich türkischen Besucher wohl nicht. Maximal die Hosenbeine hoch stülpen und die Füße

ins Wasser hängen. Wir wollen kein Aufsehen erregen und passen uns dem an. Wobei es uns schon

leid tut, wir wären gerne in das weiche, warme Thermalwasser gestiegen.

Wir erreichen Pamukkale vom Norden, d.h. auf der Rückseite der bekannten Sinterterrassen. Deren

Entstehung auf einer chemischen Reaktion beruht. Eine warme Quelle (53° C) enthält große Mengen

gelöstes Kaliziumbikarbonat, das sich Abkühlen an der Oberfläche in Wasser, Kohlendioxyd und

Kalziumkarbonat (Kalk) umwandelt. Das Kohlendioxyd entweicht, der Sinterkalk lagert sich ab und

verstopft die Abflusskanäle des Wassers, das überquillt und sich flächenartig über die Abhänge

ausbreitet und so die weißen Sinterterrassen formt: riesige, übereinander gestaffelte Bassins wie

überdimensionale Badewannen. Von unten ähnelt der über 100 m hohe Abhang einem großen,

vereisten Wasserfall.

Pamukkale Rückseite

Pamukkale Rückseite

Pamukkale Rückseite.

Wir laufen im Gelände auf der Rückseite von Pamukkale umher. Erwin geht zurück zum Womo. Ich

steige noch etwas weiter den Kalkhang hinauf. Kaum in Hörweite es oberen Randes ruft ein Security

Mann und winkt mich wild gestikulierend zu sich. Soll ich umdrehen und versuchen ihn zu ignorieren

oder hinaufsteigen? Ich entscheide mich für Letzteres. Ober angekommen will er meine Eintrittskarte

sehen. Ich sage ihm dass ich keine brauche, da ich nicht im gebührenpflichtigen Bereich unterwegs

war. Er zeigt auf den Boden, sagt hier ist Pamukkale und ich muss bezahlen. Klar nachdem er mich

herbeordert hat! Ich weigere mich zu bezahlen mit der Begründung dass ich lediglich umhergelaufen

bin und weder ein Zeichen noch eine Abgrenzung auf eine Gebühr aufmerksam macht. Zudem wäre

ich schon einmal vor 30 Jahren hier gewesen wo es so etwas überhaupt noch nicht gegeben hat. Und

dass ich den Weg den ich gekommen bin wieder zurückgehen möchte. Mein Redefluss scheint ihn

irritiert zu haben oder vielleicht die Argumentation mit vor 30 Jahren, schließlich hat er da wohl noch

Wolken geschoben. Eine japanische Reisegruppe hört auch schon interessiert zu. Der Herr Security

entscheidet sich seinen Chef über Funk zu rufen. Bis der kommt, bewacht er mich aufmerksam. Ich

schaue die schönen Sinterterrassen in der Nähe an. Ein Foto zu machen ist wohl nicht angebracht!

Vielleicht soll ich ihn bitten sich davor zu stellen als Erinnerung ... (Hätte ich mich natürlich niemals

getraut!) Der Chef kommt, dieselbe Geschichte von vorne. Noch ein paarmal hin und her, bis eine

Handbewegung der Beiden mir signalisiert ich solle gehen. Und um ganz sicher zu sein, eskortiert er

mich ein Stück zurück.

Als ich zum Womo zurück komme schaut mich Erwin spöttisch an und mein „haben sie dich nochmals

laufen lassen“.

In Pamukkale Köy, eine Siedlung aus Pensionen, Hotels, Restaurants und Bars direkt unterhalb der

Sinterterrassen fahren wir an einem kleinen Campingplatz vorbei. Sind das nicht …. doch tatsächlich

unsere Wohnmobil Nachbarn Claudia und Ralf vom Stellplatz in Istanbul. Wir gehen die Beiden

besuchen. Bei einem Glas gibt es viel über die vergangenen vier Wochen zu erzählen.

Erwin drängt zum Aufbruch. Wir müssen noch einen Platz für die Nacht suchen. Beim großen

Parkplatz am Ortsrand sehen wir zum ersten Mal in der Türkei ein Wohnmobilverbotsschild.

Wir nehmen die Straße am rechten Rand der Sinterterrassen und biegen nach kaum 100 m in einen

Schotterweg der steil nach oben führt. Mit toller Aussicht auf das Pamukkale Areal bleiben wir hier

über Nacht.

Blick vom Womo auf die beleuchteten Sinterterrassen von Pamukkale.

Sonntag 06. April 2014

Beim Frühstück genießen wir nochmals den Blick auf Pamukkale.

Dieses Mal steil bergab fahren wir zurück zum Campingplatz um uns von Claudia und Ralf zu

verabschieden. Wir plaudern noch eine Weile bis wir weiter fahren.

Ca. 30 km östlich von Denizli liegt die Kaklik-Höhle die im Reiseführer als das „unterirdische

Pamukkale“ bezeichnet wird. Die Höhle wurde erst 1999 entdeckt. Wir besichtigen die Höhle, am

Eingangsbereich steigt einem der schwefelige Geruch des Thermalwassers in die Nase. Beim Einstieg

zur Höhle ist davon nichts mehr zu riechen. Auf der ersten Etage blubbern in einem Pool gleich

mehrere Quellen die hier entspringen.

Wir steigen tiefer und finden, es sieht tatsächlich wie eine Miniaturausgabe von Pamukkale aus. Und

dass es unter Erde ist, gibt einen besonderen Reiz.

Wir schauen den Wasserschildkröten zu, die sich in einem Teich des schwefelhaltigen Mineralwassers

beim Parkplatz tummeln.

Wir wollen die antike Stadt Aphrodisias besuchen. Sie liegt zwischen Tavas und Nazilli im fruchtbaren

Tal des Vandalas Deresi. Aphrodisias war eine Hauptstätte des Aphroditekults, der die Göttin der

Liebe, Schönheit und Verführung ehrte. Der Sage nach wurde die Göttin vom Christengott vertrieben

und die Stadt zerfiel. Wir erreichen um 16:45 Uhr den Parkplatz. Das Ausgrabungsgelände wird um

17:00 Uhr geschlossen. Wir überlegen ob wir auf dem Parkplatz übernachten sollen. Doch erstens

liegt er direkt neben der Straße, ist alles andere als schön und zweites wird wenige Meter oberhalb

eine Hochzeit lautstark gefeiert. Wir beschließen weiter zu fahren und nach einem besseren Platz

Ausschau zu halten. Doch die gesamte Umgebung besteht aus Feldern und immer wieder Häusern

dazwischen. In Sultanhisar verlassen wir die E87 und fahren 3 km steil bergauf bis zur antiken Stadt

Nysa. Die Kasse ist zwar bereits geschlossen, aber ein großer Teil des Ausgrabungsgeländes ist frei

zugänglich. Diese günstige Möglichkeit der Besichtigung nutzen auch andere. Es befinden sich noch

weitere Besucher im Gelände.

Theater in Nysa

Torbogen in Nysa

Auf einem Wiesengelände mit Olivenbäumen das auch als Picknickplatz verwendet wird bleiben wir

für die Nacht. Von der Ortschaft oberhalb von Nysa hören wir Livemusik und Stimmen, klingt nach

einer Hochzeitsfeier. Kurz vor 23.00 Uhr sehen wir plötzlich die Scheinwerfer eines Autos auf uns

zukommen. Blinklichter auf dem Dach machen deutlich dass wir es mit der Gendarmarie zu tun

haben. Sie stoppen unmittelbar vor uns, 2 Polizisten steigen aus, einer der beiden kommt auf uns zu

der andere sichert mit einer MG. Die Gendarmarie ist im Vergleich zu unserer deutschen Polizei

meist sehr gut bewaffnet. Sie sind sehr höflich und freundlich. Erwins Frage ob wir hier übernachten

dürfen beantworten sie mit ja, aber nur bis morgen früh um 6:00 Uhr.

Montag 07. April 2014

Wir wachen um 6:30 Uhr auf und beeilen uns den Platz zu verlassen.

Unser Bedarf an Ruinenstätten ist gerade gedeckt, so entscheiden wir uns ohne weitere Umwege

nach Marmaris ans Mittelmeer zu fahren. Unterwegs fallen uns die vielen Störche auf die

größtenteils brütend im Nest sitzen.

Storchennest mit Untermietern.

Richtung Süden bis Yatagan nehmen wir eine Seitenstraße die durch die Berge führt. In den Bergen

sehen wir gigantische Marmorsteinbrüche. Es scheint als ob ganze Berge abgetragen werden. Wir

fahren durch Dörfer die mit Marmorresten, die überall am Weg liegen, Mauern und Häuser gebaut

haben. Sehr edel! Wer weiß vielleicht ist hier sogar der Ziegenstall mit Marmor gefliest.

Wir halten bei einem Wochenmarkt. An der Straße parken LKWs mit typischer türkischer Ladeweise.

Bei der Gökova Bucht erreichen wir gegen Mittag das Mittelmeer. Wir biegen zum Städtchen Gökova

ab, dessen touristische Urbanisation lt. Reiseführer von einem türkischen Stararchitekten entworfen

wurde und sich von der üblichen einfallslosen Hotel Architektur positiv abhebt. Leider trifft dies nur

für einen kleinen Teil der Stadt zu.

Die Stadt Marmaris ist in fester Hand des Massentourismus. Von Norden kommend ist die Stadt

schon von weit oben zu sehen. Wir fahren bis zum Meer und entlang der Uferpromenade. Die

Zufahrt zum Yachthafen mit weit mehr als 1500 Liegeplätzen bleibt uns versperrt.

Marmaris

Uferpromenade in Marmaris

Marmaris: Riesiger Yachthafen mit mehr als 1500 Liegeplätzen am Ende der Bucht.

Wir fahren weiter zum Halbinsel Resadiye die sich westlich von Marmaris lang und schmal ins Meer

reckt. Die Straße führt entlang eines Bergrückens der sich entlang der Insel zieht. Die Berge sind

schroff und hoch. (Boz Dagi 1144 m) Die Küste ist steil und felsig, immer wieder wird der Blick auf

türkisblaue Buchten frei. Wir halten nach einer Zufahrt Ausschau und sehen ein Schild Forest Street

(auf Englisch!) dem wir folgen. Die Straße führt knapp 3 km bergab bis zu einer Bucht mit engem

Meerzugang die als Naturhafen genutzt wird. Auf einem der Boote sitzen mehrere Männer beim Tee.

Wir fragen den Nächststehenden ob wir hier übernachten dürfen der uns an den Chef verweist. Ja

kein Problem!

Stellplatz Suchbild; Wo steht unser Womo?

Auf Google Earth sehen wir dass die Straße noch weiter über den nächsten Bergrücken zu einer

weiteren Bucht führt. Ich wandere los und kann dabei gleich nachschauen wie weit diese Straße

befahrbar ist. Bei der übernächsten Bucht endet die Straße. Ein schmaler Wanderpfad führt weiter

entlang der Küste, dem ich folge. Typische mediterrane Vegetation der Macchia mit den Düften der

Kräuter und Blumen umgibt mich. Der Blick über die zerklüftete Küste ist grandios. Die Sonne steht

schon tief und ich beschließe umzukehren.

Beim Stellplatz zurück werde ich von einer Hühnerschar begrüßt. Erwin hat sich zwischenzeitlich mit

Angeln versucht und vielleicht weil er nichts gefangen hat zum Trost von einem der Fischer 4 Eier

geschenkt bekommen. Die Fischer sind alle weggefahren und wir bleiben alleine zurück. Bei einem

kleinen Abendspaziergang schauen wir den Hühnern zu die sich zum Schlafen hoch hinauf in die

Bäume setzen.

Dienstag 08. April 2014

Wir sitzen beim Frühstück als ein Fischkutter einläuft. Die Männer tragen Kisten gefüllt mit Fisch an

Land. Erwin fragt nach ob wir welchen kaufen können. Dazu muss auf den Chef gewartet werden.

Nicht lange dann fahren drei Händler an und verladen die Kisten in ihren Kastenwägen. Bei denen

können wir kaufen. Minimal Menge ist 1 kg weniger ist nicht möglich. Die nächsten zwei Tage wird es

Fisch geben.

Wir fahren zur Bucht am Ende des Forstweges.

Unser Womo braucht mal wieder eine gründliche Innenreinigung und auch die Betten müssen frisch

überzogen werden. So beschäftigt taucht plötzlich ein Mann mit Handy am Ohr auf. Ein Imker der

seine Bienenstände im nahen Wald hat und dort keinen Handyempfang hatte. Er begrüßt uns und

redet auf Erwin ein. ?? Irgendwann kapieren wir, dass er seine Bienenzucht zeigen möchte. Erwin

geht mit ihm mit.

Am Nachmittag folge ich dem gut markierten Wanderpfad den ich gestern bereits ein Stück

gegangen bin. Und wieder dieser Duft der Kräuter und Blumen und die schönen Ausblicke aufs Meer.

Nach 1 ½ Std. geht die offene Vegetation in einen Kiefer- und Ahornwald über. Da ich keine Lust habe

im schattigen Wald zu laufen nehme ich dies als Wendepunkt und wandere zurück. Auch auf dem

Rückweg wie auch schon gestern begegnet mir niemand.

Erwin war beim Angeln. Bloß gut dass er nichts gefangen hat. ;-) Der Kühlschrank ist voll mit dem

gekauften Fisch von heute Morgen.

Mittwoch 09. April 2014

Am späten Vormittag verlassen wir die Bucht. Sonnig, wolkenlos und auch der heftige Wind von

gestern Abend hat über Nacht nachgelassen. Wir fahren weiter entlang der Resadiye Halbinsel. Bei

der Kreuzung nach Karaköy folgen wir dem Schild Feribot. Wir überlegen mit der Fähre nach Bodrum

überzusetzen. Der Fährhafen ist zwar gut ausgeschildert, aber im Winter(!) d.h vor dem Sommer, also

zurzeit fahren keine Fähren. Wie uns ein freundlicher Motorradfahrer erklärt, dem unser Suchen

aufgefallen ist. Er wohnt nur wenige Kilometer entfernt in Datca und gibt uns auch gleich, ohne dass

wir nachgefragt haben, den Tipp in Datca gegenüber dem Hafen könnte man mit dem Womo gut

übernachten. Unser Ziel für heute ist jedoch die antike Stadt Knidos am Ende der Halbinsel. Vielmehr

der Weg dahin. Die Straße windet sich bergauf ins Gebirge und überquert bei knapp 600 m den Pass.

Immer wieder ist der Blick frei auf die weit unten liegenden Buchten.

Weit unten das Städtchen Mesudiye.

Am Parkplatz vor Knidos überlegen wir ob wir die Ruinen anschauen sollen. Da sie jedoch nicht

besonders gut erhalten sind und ein eisiger Wind um das Kap pfeift verzichten wir darauf.

Blick aufs Kap.

Es ist später Nachmittag und wir schauen uns nach einem Weg hinunter ans Meer um. Wir fahren

wenige Kilometer zurück und finden einen Schotterweg der in eine kleine Bucht führt.

Stellplatz / Stellplatz bei Sonnenuntergang

Etwas entfernt sehen wir ein Haus. Der Besitzer kommt kurze Zeit später vorbei. Begrüßt uns sehr

herzlich mit Handschlag. Wir fragen ihn ob wir hier stehen bleiben können. Kein Problem meint er. Er

sagt seinen Namen, dass er in dem Haus unweit von hier wohnt und wenn wir was brauchen ihm

Bescheid sagen sollen.

Donnerstag 10. April 2014

In der Nacht hat es etwas geregnet. Der Wind hat sich gelegt, jedoch hat er wohl die grauen Wolken

die morgens am Himmel sind hergetrieben. Immerhin versucht die Sonne durchzubrechen. Nachdem

der Fährbetrieb nach Bodrum erst im Sommer aufgenommen wird, fahren wir die Resadiye Halbinsel

zurück. Knapp 20 km vor Marmaris biegen wir zur Umrundung der Bozburun Halbinsel ab. Die

Landschaft der Halbinsel ist innen bergig, felsig und karg. Die Vegetation besteht meistens aus

Macchia (die zurzeit blüht!), teilweise Pinien- und Kiefernwälder, dazwischen immer wieder Oliven-

und Mandelbäume. Um die Insel liegt ein Gürtel von vielen Buchten die oft nur vom Meer her zu

erreichen sind. Trotz der Nähe zu Marmaris ist die Insel noch relativ wenig verbaut.

Das Städtchen Bozburun ist ein traditionelles Zentrum des Bootsbaus. Wir fahren an mehreren

kleinen Werften vorbei wo Holzschiffe neu gebaut oder überholt werden.

Die Straße führt im Wechsel bergab und –auf. Immer wieder erreichen wir das Meer oder fahren

durch die Berge mit schöner Aussicht aufs Meer.

In den Bergdörfern sitzen Männer in den Teehäusern die uns mit einem Winken grüßen. Die Straße

endet vor einem dieser Teehäuser in einer Sackgasse. Wortreich wird uns in türkisch, deutsch und

englisch der Weg erklärt.

Im Dorf Bayirköy ist die Sensation eine 1880 Jahre alte Platane die wir besichtigen.

Vor Marmaris fahren wir hinter einem Sightseeing Bus her. „Discover the paradise behind you!“

Meint der uns?

Da unsere SIM Karte jetzt auch im Nexus nicht mehr funktioniert suchen wir in Marmaris einen

Vodafone Laden auf. Wir bekommen erklärt, dass dies nicht an der SIM Karte liegt, sondern weil wir

nicht türkische Geräte benutzen. Der Gebrauch der SIM Karten in ausländischen Geräten wird nach

15 Tagen gesperrt! Kriegt man leider beim Kauf nicht gesagt! Für die restliche Zeit in der Türkei sind

wir dann nicht mehr online.

Wir verlassen Marmaris Richtung Norden und biegen nach gut 30 km nach Westen ab. Auf schmalen

oft holprigen Straßen entlang des Golfs von Gökova, schleichen wir abwechselnd am Meer entlang

oder durch die Berge bis nach Ören. Die schöne Landschaft wird hier von einem Kohlekraftwerk mit

angegliedertem Bergbau unterbrochen.

Wir fahren noch einige Kilometer weiter und parken an einem Kiesstrand für die Nacht. Ich laufe

noch ein Stück am Strand entlang, bis der Weg an einer kleinen Bootswerft endet.

Freitag 11. April 2014

Nachts hat es leicht geregnet. Als wir losfahren ist der Himmel noch grau. Unser Ziel ist Bodrum und

bereits unterwegs reißen die Wolken auf und machen der Sonne Platz. Als wir am späten Vormittag

ankommen ist es sonnig und 20°C warm. Bei frischem Wind fühlt es sich etwas kälter an.

Bodrum liegt am Süd-Westlichen Zipfel der Ägäis und hat sich trotz großem Jachthafen und

Pauschaltourismus seinem Reiz behalten. Zumindest jetzt in der Vorsaison ist es relativ ruhig und

beschaulich. Das Zentrum liegt um den Hafen und die gut erhaltene Johanniterburg.

Weiß getünchte kubische Häuser erinnern an die Zeit als Bodrum noch griechisch war. Wir bummeln

durch die Gassen und laufen zur Burg.

Als wir am Hafen entlang laufen sehen wir an einem kleinen Holzmotorboot mit Kajüte das Schild

zum Verkaufen. Wir bleiben neugierig stehen und werden vom Eigentümer angesprochen. Er fragt

uns ob wir es von innen besichtigen möchten. Klar wollen wir! Sagen ihm aber vorher dass wir keine

Kaufabsichten haben. Er meint das macht nichts, wir können trotzdem reinkommen. Es ist ein

schönes mit Handwerks Kunst gefertigtes Massivholzboot. Basis Kaufpreis 25.000 €.

Wir werden hungrig und setzen uns an einen Dönerstand gegenüber einer Moschee. Es ist Freitag

und viele Männer sammeln sich zum Gebet. Die kleine Moschee ist voll und einige müssen von

draußen teilnehmen. Während wir auf unser Essen warten schauen wir zu wie im Vorhof der

Moschee Brandteigbällchen in Öl gebacken und gleich danach in ein süßes Zucker/Honigbad getaucht

werden. Eine Frau und ein Mann backen unermüdlich und haben bereits zig Portionen in

Plastikschälchen gefüllt. Wir sind mit dem Essen fertig, laufen über die Straße und stehen vor der

Moschee. Eine Frau kommt gerade mit einem Schälchen raus und sagt wir sollen uns ebenfalls

welche holen. Sie erklärt uns den Hintergrund dieser Aktion; jemandem dem etwas Gutes

widerfahren ist wie z.B. eine Geburt, eine Genesung von eine Krankheit, eine erfolgreiche Prüfung

usw. bedankt sich bei Allah indem er der Gemeinde diese Süßigkeiten spendiert. Es sind alle

eingeladen nicht nur die enge Glaubensgemeinde. Der Spender beauftragt dafür eine Bäckerei die so

viel bäckt bis die Spendensumme verbraucht ist. Wenn das so ist, wollen wir den Spender nicht

beleidigen und holen uns eine Portion. Hmm, die schmecken sehr lecker!

Katze vor dem Fischladen; Wie lange geht das gut?

Bodrum: Jachthafen

Von Bodrum fahren wir nach Milas. Die Umgebung von Milas ist landwirtschaftlich geprägt. Wir

fahren durch die Altstadt, an den Basarvierteln vorbei bis zur offenen Markthalle. Hier verkaufen die

umliegenden Bauern ihre Produkte wie z.B. Gemüse, Obst, Eier, Käse und Butter aus eigener

Herstellung, Oliven, frische und getrocknete Kräuter. Wir füllen unsere Vorräte auf und fahren

weiter nach Iasos wo wir etwas entfernt von einer Feriensiedlung am Meer einen Stellplatz für die

Nacht aussuchen. Nach einer Weile kommen zwei Frauen laut schwatzend am Womo vorbei. Unsere

Schiebetür ist offen, sie grüßen und bleiben stehen. Eine der Beiden ist aus Holland und die andere

aus Istanbul, sie sind seit 15 Jahren Nachbarinnen in der Feriensiedlung. Die Türkin ist von Beruf

Lehrerin und spricht sehr gut Englisch. Wir plaudern noch ein bisschen und trinken zusammen einen

Himbeergeist, dann ziehen sie weiter. Auf dem Rückweg kommen sie nochmals vorbei. Die Türkin

heißt Maye und lädt uns für heute Abend ein sie und Ihren Mann zu besuchen.

Wir nehmen die Einladung an und verbringen mit ihnen und einem weiteren türkischen Paar einen

schönen Abend. Spät am Abend gibt es türkischen Kaffee und wir lernen etwas über den Brauch aus

dem Kaffeesatz zu lesen. Die Tasse wird mit dem zurückgebliebenen Kaffeesatz auf dem Unterteller

auf den Kopf gestülpt. Der Satz rinnt an den Wänden der Tasse herunter und zeichnet dabei Muster.

In diesem Muster wird nach Tierbildern gesucht die jeweils eine bestimmte Bedeutung haben. Z.B.

bringt eine Henne eine gute Nachricht oder ein Dromedar bringt Besuch… Zum Schluss darf man sich

im Stillen etwas wünschen. Der Kaffeesatz im Unterteller wird über den Rand laufen gelassen. Der

Teller wir umgedreht und der Verlauf der Rinne die sich dabei bildet zeigt wie wahrscheinlich der

Wunsch in Erfüllung geht. Und wichtig ist, dass man danach die Tasse selbst auswäscht.

Samstag 12. April 2014

Beim Frühstück besucht uns eine Schafherde mit Hirtin.

Vom Womo aus schauen wir uns die Feriensiedlung wo wir gestern Abend zu Besuch waren genauer

an. Wir haben gestern gefragt was eine Haushälfte kostet und 50.000 € genannt bekommen. Im

Vergleich zu den Preisen für Häuser direkt am Mittelmeer in Italien oder Spanien ist das günstig. Und

weil wir es immer genau wissen wollen; 100 € Steuern im Jahr und gesamt 70 € monatlich für

Hausmeisterdienste, Gärtner und Swimmingpool Pflege. Wie uns Maye informierte, kann man ein

solches Haus im Sommer für 500 € im Monat mieten.

Von Iasos fahren wir durch die Berge nach Euromos. Auffallend viele Mandelbäume säumen den

Weg. Und ab und zu haben auch die Tiere „Vorfahrt“.

Der Zeustempel von Euromos ist ein römischer Tempel aus dem 2. Jh. Laut Beschreibung im

Reiseführer soll er zu den besterhaltenen antiken Bauten der Türkei gehören. Von ursprünglich 32

korinthischen Säulen steht noch die Hälfte. Um den Tempel sind Ruinenreste der Stadtmauer, der

Agora und des Theaters zu finden.

Kurz vor ½ 9 Uhr stehen wir vor dem Kartenhäuschen. Auf einem Schild steht, dass die Öffnungszeit

im „Winter“ ab 9:00 Uhr ist. Der Tempel ist frei zugänglich und wir spazieren herum. Außer uns ist

nur noch 1 weiterer Besucher da. Als wir um Viertel nach neun weiterfahren ist das Häuschen immer

noch nicht besetzt. Weitere Besucher sind nicht dazu gekommen, obwohl der Tempel sehenswert ist.

Wir fahren zum Bafa Gölü (Bafa See). Vor 2000 Jahren war hier noch eine Meeresbucht. Die Stadt

Herakleia wurde am Latmischen Meerbusen gegründet. Sie war von einer 6,5 km langen Stadtmauer

umgehen. Die Häuser gingen die dahinter liegenden Hänge bis auf 500 m hinauf. Durch die

Verlandung des Latmischen Golfes war der Niedergang der Stadt besiegelt. Die Verlandung war eine

Folge der Abholzung der anatolischen Wälder und der damit verbundenen Erosion. Der Fluss führte

immer mehr Schwebstoffe mit sich die er im Mündungsgebiet ablagerte.

Heute ist der 15 km lange und 5 km breite See samt seiner Umgebung ein Nationalpark. Am Südufer

fahren wir entlang weiter Olivenhaine. Auf der Nord- und Ostseite sehen wir das zerklüftete

Besparmak-Massiv mit dem 1.375 m hohen Gipfel.

Die kleinen Dörfer an der Ostseite des Sees haben sich wohl auf deutschsprachige Wanderer

spezialisiert. Vor den Häusern sehen wir oft Schilder mit „Geführte Wandertouren“ (nur auf

Deutsch!). Es ist nur leicht bewölkt, etwas windig und 18°C warm. Leider noch kein Badewetter. Ideal

für die Besichtigung antike Stätten. Wir fahren nach Didyma. Das Didymaion, die größte antike

Tempelanlage der Türkei, beherbergte die bedeutendste Orakelstätte Kleinasiens. Im Ansehen

rangierte diese unmittelbar hinter dem Orakel von Delphi. Didyma war keine Stadt, sondern diente

einzig dem Kult des Gottes Apollon. Durch eine 16 km lange, statuengeschmückte Heilige Straße war

er mit der Stadt Milet verbunden. Damals umgab ein Hain den kolossalen Tempel. Heute stehen

seine Reste mitten in dem Dorf Didim, umgeben von Restaurants und Andenkenläden.

Mit dem Besuch der antiken Stadt Milet schließen wir unser Kunsthistorisches

Besichtigungsprogramm für heute ab. Wie Herakleia und Ephesus war auch Milet durch die

Verlandung dem Untergang geweiht. Die Ruinen liegen heute rund 10 km abseits der Küste und

lassen kaum mehr erahnen, dass die Stadt eine der bedeutendsten Hafenstädte der griechischen

Antike war. Die Ausgrabungsstätte hat nur mäßig erhaltene Ruinen zu bieten. Das beeindruckenste

davon ist das Theater.

Auf einem Feldweg entlang des Büyük Menderes Nehri (Mäander Fluss) fahren wir ins Balat Ovasi

(Schwemmland). Viele Angler stehen entlang des Flusses. Auch Erwin versucht sein Glück! Gibt aber

schon bald wieder auf, weil er wie er sagt, nicht den richtigen Köder hat. ;-) (So ein Pech!! Ein Schelm

der dabei Böses denkt!)

Im Schwemmland wird bevorzugt Baumwolle angebaut. Die Bauern sind zugange die Felder mit

Traktoren sehr eben zu ziehen. Den Sinn können wir nur mit anfänglicher Schwemmbewässerung

vermuten. Da müssen wir uns im Internet schlau machen… wenn man dann mal wieder hat!

Auf einem Feld vom letzten Jahr hängen noch einzelne Baumwollkapseln die wir genauer anschauen.

Erstaunlich wieviel Wolle aus einer kleinen Kapsel herauszuziehen ist.

Wir parken neben dem Fluss und bleiben über Nacht.

Und fleißig beim Reisetagebuch schreiben. ☺

Sonntag 13. April 2014

Wir fahren auf engem holprigem Feldweg weiter entlang des Flusses in Richtung Meer. Bis es auch

für unseren 4x4 Sprinter nicht mehr weiter geht. Bzw. meine Drohung ich würde beim freischaufeln

ggf. nicht helfen, auch Erwin dazu bringt zu Fuß weiter zu gehen. Wir wandern durch das

Schwemmland. Auf den Seen sehen wir Flamingos, Pelikane und Kiebitze.

An der Flussmündung zum Meer kommen wir entlang bewohnter Fischerhütten. Bei einem der

Hütten laufen 2 große Hunde angriffslustig auf uns zu. Erwin wirft mit allem was er Greifen kann auf

sie. Ein dicker Stock in seiner Hand hält sie auf Abstand. Ich bewaffne mich zwar auch mit einem

Stock aber bleibe doch lieber hinter meinem Helden.

Am Nachmittag fahren wir weiter nach Kusadasi, was wir von unserer Türkeireise von 1984 noch als

Städtchen mit einer netten Altstadt in Erinnerung haben. Zwischenzeitlich ist es einer der größte

Urlaubsorte der türkischen Ägäis und für jeden Reisenden eines Kreuzfahrschiffes ein Begriff. Aus

Kusadasi ist eine Urlaubsmetropole mit Hotelkomplexen, Feriendörfern und Clubanlagen geworden.

Vom früheren Charme ist nichts mehr zu spüren.

Gut 15 km weiter bei Pamucak unterbricht die Hotellerie Bebauung. An einem breiten öffentlichen

Sandstrand parken wir ein und bleiben auch über Nacht.

Zum Abendessen gibt es Knödel aus türkischen Fladenbrot überbacken mit Schweizer Käse,

Auberginengemüse geröstet in spanischem Olivenöl und türkische Schafsmedaillons. Ist das ein

Beitrag zur Völkerverständigung!? ☺

Montag 14. April 2014

Die Ruinenstädte Ephesos ist nur 8 km von unserem Übernachtungsplatz entfernt. Wir beschließen

diese nicht zu besuchen. Bei unserer Türkeireise vor 30 Jahren haben wir diese bereits besichtigt und

nach der Beschreibung sind zwischenzeitlich keine weiteren Ausgrabungen oder Rekonstruktionen

erfolgt. Um nochmals vorbeizuschauen schreckt uns der Eintrittspreis. Ausgrabungsstätte mit

Hanghäusern pro Person ~ € 15, plus ~ € 8 Parkgebühr. Bei der Zufahrt zu Ephesos sehen wir an

einem Parkplatz einen Wasserhahn. Eine Gelegenheit um unseren Wassertank aufzufüllen. Der Platz

wird auch als Taxistation genutzt um Touristen die hier mit dem öffentlichen Bus ankommen zur

knapp 3 km entfernten Ausgrabungsstätte zu fahren. Praktischerweise können wir unseren Schlauch

an den Hahn anschließen. Beim Füllen sehen wir, dass eine Wasseruhr an der Zuleitung hängt und

nachdem gerade ein Taxi herfährt packen wir schnell den Schlauch weg. Der Taxifahrer steigt aus,

kommt auf uns zu mit einem Wasserschlauch in der Hand und fragt ob wir unseren Wassertank füllen

möchten. Wir nehmen an und bedanken uns artig. ☺

Wir fahren nach Selcuk drei Kilometer östlich von Ephesus liegt die Nachfolgesiedlung der antiken

Stadt. Das dortige Archäologische Museum ist unser Ziel. Es soll zu den angesehensten Museen

seiner Art in der Türkei zählen. Eines der Höhepunkte sind die Originalfunde aus den Hanghäusern

von Ephesos. Ein Sammelsurium an Kostbarkeiten die einst römische Edelvillen zierten. Auch die

Ethnologische Abteilung mit nachgebautem Marktviertel, darunter ein Berbersalon, eine

Rosenwassermanufaktur und ein Haman würde uns interessieren. Ja wenn, das Museum nicht wegen

Renovierungsarbeiten geschlossen hätte!

Als Alternative wählen wir die „Natur“ und fahren entlang der Küste. Über Seferihisar queren wir die

Cesme Halbinsel. Kurz nach Urla biegen wir in die Halbinsel Karaburun ab, die von der Cesme

Halbinsel gen Norden ragt. Sie ist ca. 50 km lang und bis zu 20 km breit.

Wir fahren auf der Ostseite der Insel auf der alten Küstenstraße bis zum Städtchen Karaburun.

Frische grüne Macchia Vegetation mit den typischen Frühlingsblühern wie Ginster, Schopflavendel,

Malven um nur ein paar zu nennen. Und natürlich Olivenbäume. Schöne Buchten mit klarem Wasser.

Jedoch hat der Bauboom auch hier schon allzu oft gewütet. Große uniforme Feriensiedlungen ziehen

sich weit in die Hänge der Buchten hinauf.

Wir finden einen Brunnen mit kräftig sprudelndem Wasser. Die Gelegenheit zur Autowäsche. Die

Fahrt durch das Schwemmland hat doch mächtig viel Dreck auf unserem Womo hinterlassen.

Im Städtchen Karaburun führt der Wegweiser nach Westen. Wir sehen auf der Karte, dass die

asphaltierte Straße die Insel überquert und an der Westseite zurückführt. Doch wir wollen zum Kara

Burun (Schwarze Kap). Auf Schotterwegen fahren wir weiter Richtung Norden. Die Landschaft wird

gebirgiger und fällt steil zum Meer steil ab. Es ist bereits Abend und es wird Zeit ein Nachtquartier zu

suchen. Wir sehen eine ebene Fläche am oberen Klippenrand. Eine große Ziegenherde steht auf dem

Weg. Wir fahren langsam durch, der Bauer grüßt uns mit der Hand. Wenige Meter später parken wir.

Der Bauer kommt zum Womo, meint wohl wir hätten uns verfahren und versucht uns zu erklären wo

wir uns befinden. Wir bedanken uns und fragen per Zeichensprache ob wir hier übernachten können.

Als Antwort bekommen wir ein sehr freundliches Nicken. Bevor er wieder zurück zu seiner Herde

geht, zeigt er auf sein Haus das in der Nähe ist. Er fährt noch zweimal mit dem Traktor vorbei, hupt

und winkt uns zu.

Der Platz bietet eine gigantische Sicht. 150 m direkt oberhalb des Meeres sehen wir weit entlang der

zerklüfteten Küstenlinie. Wie in einer riesigen Bucht, sehen wir gegenüber die griechische Insel Hios.

Die Sonne geht glutrot über dem Meer unter. In entgegen gesetzter Richtung steht gleichzeitig der

Vollmond.

Bei Nacht sehen wir die Lichter der Fischerboote auf dem Meer und eine hell erleuchtete Fähre fährt

vorbei.

Dienstag 15. April 2014

Beim Frühstück schauen wir auf die griechische Insel Hios, die sich heute Morgen deutlich am

Horizont zeigt.

Unser „Nachbar“ fährt mit seinem Traktor, beladen mit einigen Kanistern Ziegenmilch vorbei. Er hupt

und winkt uns freundlich zu. Als wir weiter fahren wirkt der Hof wie verlassen.

Bizzarr-gespenstisch wirken so manche verlassenen Dörfer auf der Halbinsel. Aufgrund des 1923

verordneten Bevölkerungsaustauschs zwischen Griechen und Türken mussten oft ganze Dörfer

umsiedeln. Das vormals friedliche Zusammenleben zwischen den beiden Völkern war in Hass

umgeschlagen.

Zukunft trifft auf Vergangenheit. (Verlassenes Dorf als Kulisse von Windkrafträdern auf der Halbinsel Karaburun)

Im Nordwesten der Halbinsel fallen uns Fischzuchtanlagen in erheblichem Ausmaß auf. Irgendwo

muss ja wohl der viele frische Fisch herkommen der während der Hochsaison von hunderten von

Fischrestaurants den Touristen angeboten wird. Allein als Wildfang vom total überfischten

Mittelmeer ist das nicht möglich! Wobei ich an der Stelle bemerken möchte, dass Erwin an der

Überfischung keine aktive Schuld trifft. ☺

Je weiter wir an der Westseite der Halbinsel gegen Süden fahren, mehren sich wieder die typischen

uniformen Feriensiedlungen. Das Land wird flacher, Gemüsefelder wechseln die Macchia und

Olivenhaine ab. Die Artischockenernte ist im Gange. In den Dörfern sitzen Frauen und Männer die

dieses Gemüse küchenfertig machen. Wir halten an und kaufen für 10 TL (€ 3,50) eine große Tüte

Artischockenböden.

Wir haben uns per SMS mit Claudia und Ralf, unseren Stellplatznachbarn von Istanbul und Zufallstreff

von Pamukkale, verabredet. Gegen Mittag treffen wir auf dem kleinen Windsurfer Campingplatz in

Alacati im Südwesten der Cesme Halbinsel ein.

Und wir plaudern, trinken Kaffee, machen Brotzeit, kochen zusammen zu Abend, trinken Wein und

plaudern …. Und schon ist es Mitternacht!

Sonne 22°C und windgeschützt!

Mittwoch 16. April 2014

Es ist schon fast Mittag bis wir uns von Claudia und Ralf verabschieden. Wir nehmen die Autobahn

die Izmir in großem Bogen umfährt. Weiter Richtung Norden treffen wir bei Aliaga wieder aufs

Mittelmeer. Wir fahren entlang des Candarli Körfezi (Golf von Candarli) bis zum Städtchen Candarli.

Das Stadtzentrum liegt auf einer schmalen Landzunge, beherrscht von einem fünftürmigen

genuesischen Kastell aus der Zeit um 1300.

Wir nehmen die schmale Küstenstraße bis Bademil. Leider wechseln die Olivenhaine nicht mit

einsamen Buchten sondern mit Feriensiedlungen ab. Wir kommen nach Dikili. Hier war in

osmanischer Zeit der Ausfuhrhafen von Bergama. Heute machen in erster Linie Kreuzfahrschiffe für

den Landgang zum antiken Pergamon fest. Die Stadt ist gesichtslos. Am nördlichen Rand beginnt eine

Reihe endloser Feriensiedlungen. Nach einer noch nicht komplett fertiggestellten Siedlung sehen wir

eine kurze Strecke freien Strand, die wir für die heutige Übernachtung nutzen. Wir schauen ein paar

Damen beim Strandspaziergang zu und dann wird es auch schon dunkel.

Beim Strandspaziergang.

Sonnenuntergang vom Womofenster aus.

Donnerstag 17. April 2014

Heute wollen wir das antike Pergamon besichtigen. Wir parken unterhalb des Burgberges und gehen

zu Fuß zum Eingang der Akropolis. Unterwegs hält ein Auto und fragt ob wir mitfahren wollen. Wir

steigen ein. Der Fahrer erzählt uns dass er 1989 in Böblingen (Partnerstadt von Bergama) als 16

Jähriger bei einem Freundschaftsfußballturnier war. „Sein Team hat haushoch verloren und 12 Jahre

Schande für die Heimatstadt gebracht. Aber sie konnten gar nicht gewinnen, weil seine gesamte

Mannschaft so verwirrt war von den deutschen Mädchen. Sie waren die ganze Zeit nur beschäftigt

mit Schauen. 1989 waren alle Frauen und etwas ältere Mädchen in einer Kleinstadt wie Bergama mit

Kopftuch und langen Gewändern bekleidet.“ (Zitat; Worte unseres Fahrers)

Das Ausgrabungsgelände ist groß und sehr interessant. Neben der Akropolis, Theater, Asklepieion,

Agora etc. fanden wir mehrere nahezu komplett erhaltene Mosaikfußböden sehr interessant.

Theater in Pergamon. Suchbild: Erwin sitzt irgendwo in einer der obersten Reihen.

Mosaikfußboden mit dem Thema Theaterbilder

Es ist schon früher Nachmittag als wir zum Womo zurückkehren. Wir fahren zum Parkplatz bei der

Roten Halle (wegen Restaurierung geschlossen) und laufen in die Innenstadt. Wir bummeln durch die

Marktviertel und essen in einem kleinen Lokal eine frisch zubereitete türkische Pizza. Die

entsprechenden Lokale haben dazu große offene Backöfen. Pizza und belegte Pidabrote werden aus

frischem extra dünn ausgerolltem Hefeteig gebacken. (Wie beim italienischen Pizzabäcker.)

In einem Laden für Anglerzubehör sucht sich Erwin eine extra lange Angel (4 m!) mit Angelrolle aus.

Der Preis ist ausgezeichnet. Beim Bezahlen tippt der Verkäufer emsig auf einem Taschenrechner und

zeigt uns den Preis für Beides. Im Kopf addiert erhalte ich eine viel niedrigere Summe. Er sagt die

ausgezeichneten Preise wären US Dollar! Hmm… wieso $? Aber auch dies gibt einen komischen

Währungskurs. Das ganze klingt uns nach Touristen übers Ohr hauen und wir verlassen den Laden.

Jetzt müssen wir wohl weiterhin auf Erwins frisch gefangenen Fisch verzichten. ☺

Beim Bäcker wollen wir zwei Brote kaufen die üblicherweise 1 TL/ Stück kosten. Der Verkäufer zeigt

erst 2 TL, ich bezahle. Dann will er 3 TL und korrigiert auf 5 TL. Ich nehme meine 2 TL zurück und gehe

weiter. Beim nächsten Laden läuft es ähnlich ab. Der Touristenboom scheint hier die gute Manier

verdorben zu haben. Ich glaube ich sollte dem Bürgermeister der Partnerstadt Böblingen einen Brief

schreiben, damit er der Bäckerinnung in Bergama eine Mahnung der schlechten Gepflogenheiten gibt.

☺ Auf dem Weg zum Parkplatz sehen wir wieder die Aktion, dass ein dem Glück widerfahren ist, sich

dafür mit frisch zubereitetem Brandteigbällchen bedankt. Davor hat sich schon eine lange Schlange

Wartender angestellt.

Wir verlassen Bergama Richtung Norden und fahren durch einen bergigen Pinienwald. Die vor

Jahrzehnten begonnene Wiederaufforstung der total abgeholzten Wälder trägt langsam Früchte.

Bei Ayvalik erreichen wir wieder die Küstenstraße. Es ist später Nachmittag und es fängt an zu

nieseln. Die antike Stadt Assos erreichen wir bei Regen. Assos ist von einer mächtigen Akropolis

gekrönt. Apostel Paulus soll im Jahr 58 bei seiner großen Missionsreise hier gewesen sein.

Das darunter liegende Dorf hat noch eine intakte Struktur mit schönen Steinhäusern und engen

Gassen am Burgberg. Ein 1,2 km langes kopfsteingepflastertes Sträßchen führt steil hinunter zum

Hafen. Die dortigen Natursteinhäuser kleben eng aneinander und sind ausnahmslos zu Hotels und

Restaurants umfunktioniert. Wir wollen zum Hafen fahren, enden aber bereits bei den Hotels davor

in einer Sackgasse.

Kurz hinter Assos parken wir am kleinen Strand einer Bucht mit nur wenigen einzelnen exquisiten

Ferienhäusern und bleiben über Nacht.

Freitag 18. April 2014

In der Nacht hat es weiter stark geregnet. Gut für die Natur und die Landwirtschaft! ☺

Wir stehen mit dem Womo mitten in einer riesigen Wasserlache. Bloß gut dass wir nicht raus

müssen. Die knapp 3 km bergauf bis zur asphaltierten Straße führt auf einer „Staubstraße“ mit

sandigem Untergrund. Diese ist durch den vielen Regen durch- und teilweise unterwässert, was dem

befahren einen leicht schwimmenden Charakter verleiht. Der Regen geht in feines Nieseln über und

dann versucht sich sogar mal die Sonne durch die Wolkendecke zu drücken. Leider nur mit

vorübergehendem Erfolg.

Durch die Troas fahren wir entlang einem schmalen Küstensträßchen. Troas nennt sich die Region

zwischen Assos und Troja westlich der Fernstraße Cannakale-Izmir. Die fruchtbaren Böden werden

landwirtschaftlich genutzt. Die Gegend ist vom Tourismus noch weitgehend unberührt. An den

Stränden sind meist nur einfache Campingplätze zu finden. Die Region ist nur mit wenigen

Kleinstädten, Dörfern und immer wieder Ruinenresten durchsprenkelt. Monotone Feriensiedlungen

wie man sie vielfach an der Ägäis findet sind hier eher die Ausnahme. Dafür sorgte der Kalte Krieg;

bis 1992 waren weite Abschnitte militärisches Sperrgebiet.

Neben der Straße sehen wir Wasserdampf aufsteigen. Aus der Nähe betrachtet ist es eine

Thermalquelle die hier aus dem Boden dringt. Das Wasser ist so heiß, dass man sich fast die Finger

verbrennt. Wir schauen uns um und finden ca. 500 m oberhalb die Ruinenreste eines römischen

Bades und etwas versteckt das kleine Thermalbad Kestanbol Kaplicalari. Auf einem Schild wird

erklärt, dass das über 70°C warme Wasser Rheuma, Frauen- und Nierenkrankheiten lindern soll. Ein

Besuch bei diesem trüben Wetter wäre nicht schlecht, aber durch den Islam vorgeschrieben müssen

Frauen und Männer getrennt baden. Und die Vorstellung mit vielen netten türkischen Frauen in

einem engem Becken zu sitzen und sich nur mit einem Lächeln verständigen zu können lässt mich

Erwins Frage danach verneinen.

Wenige Kilometer später kommen wir an Alexandria Troas vorbei. Die antike Stadt gegründet im Jahr

310 v. Chr. von Diadochen Antigonos ist bisher nur teilweise ausgegraben. Einstmals eine

bedeutende Hafenmetropole, in der Apostel Paulus auf seiner zweiten Missionsreise predigte, liegen

die Reste nun verborgen zwischen Gestrüpp und Steineichen. Das Gelände ist umzäunt und das

Eingangstor geschlossen. Da weit und breit niemand zu sehen ist, fahren wir weiter.

Wenige Kilometer weiter sehen wir aus der Ferne große Schiffe auf der Zufahrt zu den Dardanellen,

der Meerenge zwischen dem europäischen und asiatischen Teil der Türkei. Der löchrige Straßenbelag

geht in eine Schotterpiste über. (auch mit Löchern)

Der 1. Weltkrieg hinterließ auch hier wie leider an allzu vielen Stellen in der Welt Soldatenfriedhöfe.

Im Kriegswinter 1914/15 ging es um den Zugang zum Schwarzen Meer durch die Dardanellen.

Während des neunmonatigen grauenvollem Stellungskrieges fielen zwischen 150.000 und 250.000

Soldaten.

An der Abzweigung nach Troja fahren wir vorbei. Die antike Stadt Truva (Troja) gehört zwar zu einen

der bekanntesten türkischen Ausgrabungsstätten, ist aber eigentlich nicht sehenswert. Die Überreste

sind spärlich und gleichen nicht im Ansatz denen von Ephesus oder Pergamon. Lediglich ein 20 m

hohes, für einen Fernsehfilm nachgebautes Holzpferd, ist der einzige Blickfang. Bei unserer

Türkeireise vor 30 Jahren haben wir Troja besichtigt. Ein zweites Mal muss man es sich nicht antun.

Der Grund für die weltweite Berühmtheit Trojas ist Homers Epos „Ilias“, voraus der Mythos des

Trojanischen Krieges entsprang. Ob es jemals einen Kampf um Troja gab ist nicht nachgewiesen.

Wir fahren zum Fährhafen nach Canakkale. Hier an der engsten Stelle der Dardanellen trennen nur

1.244 m den europäischen vom asiatischen Teil der Türkei. Wir kaufen das Ticket für 32 TL (11 €) und

nehmen die Fähre nach Eceabat mit knapp 3 km Fahrstrecke. Während der Fahrt fängt es wieder an

zu regnen.

Auf der Fähre; Blick zurück nach Canakkale (Asien)

Auf der Fähre Blick nach Kilibahir (Europa)

Auf der europäischen Seite der Türkei angekommen schauen wir gegen Osten. Die Türkische Flagge

ist nicht zu übersehen!

Wir nehmen die E87 Richtung Norden, die an der Ostseite der Halbinsel Gallipoli entlang führt.In den

Dardanellen herrscht ein reger Schiffsverkehr.

Wir fahren durch Ipsala und passieren wenige km später die Grenze zu Griechenland. Die

Grenzformalitäten verlaufen schnell und problemlos. Die Ausreise unseres in Erwins Pass

eingetragenen Sprinters wird dokumentiert. Lediglich der in der Türkei gekaufte Orangen- und

Mandarinenbaum und die im Fenster hängenden getrockneten Lavendelbüschel werden noch

argwöhnisch beäugt. Auf die Frage was das ist, antworten wir Flowers. Die Grenzer sind zufrieden. ☺

Es ist bereits Abend. Wir fahren noch ca. 70 km und stellen uns über Nacht neben ein kleines

Kirchlein an den Strand.

Blick aus dem Womofenster.

Samstag 19. April – Montag 21. April 2014

Heimreise: Griechenland – Bulgarien – Serbien – Kroatien – Slowenien – Österreich - Deutschland


Recommended