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Saarländisches Zupforchester - fileSaarländisches Zupforchester Kurzporträt Das Saarländische...

Date post: 19-Sep-2019
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Saarländisches Zupforchester Kurzporträt Das Saarländische Zupforchester (SZO) besteht seit über 50 Jahren und zählt zu den führenden europäischen Orchestern seiner Art. Es wird seit 1988 von dem renommierten Gitarristen Reiner Stutz geleitet. Neben einigen professionellen Instrumentalisten, die im Orchester mitwirken, bilden ambitionierte Laienmusiker aus saarländischen Vereinsorchestern den weit überwiegenden Anteil seiner Mitglieder. Viele davon sind ehemalige Preisträger des Wettbewerbs "Jugend musiziert". Mit den circa 30 gutausgebildeten und erfahrenen Spielern ergeben sich erstklassige instrumentale Stimmbesetzungen selbst in solistischen Qualitäten. Die Standardbesetzung: Mandoline 1, Mandoline 2, Mandola, Gitarre, Bassgitarre, Kontrabass wird gelegentlich durch Cembalo ergänzt. Darüber hinaus werden zu So- lokonzerten häufig international tätige Solisten mit den unterschiedlichsten Instru- menten (z.B.: Oboe, Klavier, Schlagwerk) hinzugezogen. Es ist Ausdruck einer engagierten, zukunftsorientier- ten Nachwuchsarbeit, dass der Bund für Zupf- und Volksmusik Saar e.V. (BZVS) neben dem SZO noch Träger zweier weiterer Verbandsorchester ist: Des Saarländischen Jugendzupforchesters (SJZO) und des Saarländischen Jugendgitarre- norchesters (SJGO). Beide Ensembles werden von dem namhaften Gitarristen Stefan Jenzer - seit mehr als 15 Jahren Bundesmusikleiter des BZVS- geleitet. Das SZO kann auf eine sehr lange und glanzvolle Tradition zurückblicken und genießt in der Fachwelt großes Ansehen. Jeder bisherige Dirigent des Or- chesters - die allesamt auch Komponisten waren - hat seine eigenen Repertoireschwerpunkte gesetzt, seinen eigenen Musizierstil ent- wickelt und eine eigene Ära geprägt. Ein wesentlich besseres Ausbildungsniveau, der allgemein gestiegene Standard der Zupforchester und die hohen Anforderungen für eine Aufnahme in das Orchester haben dazu beigetragen, dass das aktuelle SZO heute professioneller arbeiten kann als je zuvor. Das jetzige Orchester verfügt über eine große stilistische Bandbreite von der Renaissance bis zur Gegenwart und konn- te sich insbesondere als Interpret zeitgenössischer Musik eine hohe Reputation er- werben. Regelmäßige Rundfunk- und CD-Einspielungen, eine rege Konzerttätigkeit, sowie die Teilnahme an internationalen Zupfmusik-Festivals und Konzerttourneen im In- und Ausland sind wichtige Eckpfeiler der Orchesterarbeit. Die Wahrung eines hohen- musikalisch-künstlerischen und technischen Standards gehört dabei zum Selbstver- ständnis der Orchestermitglieder.
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Saarländisches Zupforchester

Kurzporträt

Das Saarländische Zupforchester (SZO) besteht seit über 50 Jahren und zählt zu den führenden europäischen Orchestern seiner Art. Es wird seit 1988 von dem renommierten Gitarristen Reiner Stutz geleitet. Neben einigen professionellen Instrumentalisten, die im Orchester mitwirken, bilden ambitionierte Laienmusiker aus saarländischen Vereinsorchestern den weit überwiegenden Anteil seiner Mitglieder. Viele davon sind ehemalige Preisträger des Wettbewerbs "Jugend musiziert". Mit den circa 30 gutausgebildeten und erfahrenen Spielern ergeben sich erstklassige instrumentale Stimmbesetzungen selbst in solistischen Qualitäten.

Die Standardbesetzung: Mandoline 1, Mandoline 2, Mandola, Gitarre, Bassgitarre, Kontrabass wird gelegentlich durch Cembalo ergänzt. Darüber hinaus werden zu So-lokonzerten häufig international tätige Solisten mit den unterschiedlichsten Instru-menten (z.B.: Oboe, Klavier, Schlagwerk) hinzugezogen.

Es ist Ausdruck einer engagierten, zukunftsorientier-ten Nachwuchsarbeit, dass der Bund für Zupf- und Volksmusik Saar e.V. (BZVS) neben dem SZO noch Träger zweier weiterer Verbandsorchester ist: Des Saarländischen Jugendzupforchesters (SJZO) und des Saarländischen Jugendgitarre-norchesters (SJGO). Beide Ensembles werden von dem namhaften Gitarristen Stefan Jenzer - seit mehr als 15 Jahren Bundesmusikleiter des BZVS- geleitet.

Das SZO kann auf eine sehr lange und glanzvolle Tradition zurückblicken und genießt in der Fachwelt großes Ansehen. Jeder bisherige Dirigent des Or-chesters - die allesamt auch Komponisten waren -

hat seine eigenen Repertoireschwerpunkte gesetzt, seinen eigenen Musizierstil ent-wickelt und eine eigene Ära geprägt. Ein wesentlich besseres Ausbildungsniveau, der allgemein gestiegene Standard der Zupforchester und die hohen Anforderungen für eine Aufnahme in das Orchester haben dazu beigetragen, dass das aktuelle SZO heute professioneller arbeiten kann als je zuvor. Das jetzige Orchester verfügt über eine große stilistische Bandbreite von der Renaissance bis zur Gegenwart und konn-te sich insbesondere als Interpret zeitgenössischer Musik eine hohe Reputation er-werben. Regelmäßige Rundfunk- und CD-Einspielungen, eine rege Konzerttätigkeit, sowie die Teilnahme an internationalen Zupfmusik-Festivals und Konzerttourneen im In- und Ausland sind wichtige Eckpfeiler der Orchesterarbeit. Die Wahrung eines hohen-musikalisch-künstlerischen und technischen Standards gehört dabei zum Selbstver-ständnis der Orchestermitglieder.

Ziele der Orchesterarbeit

Da eine professionelle Orchesterlandschaft im Bereich der Zupfmusik nicht existiert, ist es Aufgabe und Anspruch der Landesorchester, auch Funktionen des Musiklebens mit zu übernehmen, die gewöhnlich von den großen Sinfonieorchestern der Rundfunkanstalten und anderen professionellen Ensembles wahrgenommen werden. Dazu gehört insbesondere die Aufführung, Förderung und Anregung zeitgenössischer Kompositionen. Gleichzeitig versteht sich das Orchester aber auch als Motor und Impulsgeber für die sehr reiche heimische Zupfmusikkultur, wie sie in den vielen saarländischen Vereinsorchestern gepflegt wird.

Das Selbstverständnis des Orchesters als Mittler an der Schnittstelle zwischen dörflicher Laienkultur auf der einen und dem professionellen, institutionalisierten Kulturleben auf der anderen Seite, dokumentiert sich in den wesentlichen Zielen der Orchesterarbeit:

1. Förderung des musikalischen Nachwuchses

Das Orchester begreift sich als Teil des größeren Zusammenhangs einer über Jahrzehnte erfolgreich praktizierten Nachwuchsförderung des Verbandes und seiner Mitgliedsvereine, die angefangen von der Instrumentalausbildung und ersten Ensembleerfahrungen im Heimatverein über die Lehrgangsarbeit des BZVS zu den beiden Verbandsjugendorchestern führt und - bei Erreichen des erforderlichen Leistungsstandes - schließlich auch die Mitwirkung im Saarländischen Zupforchester einschließt.

Eine sichere technische Beherrschung des Instrumentes ist ebenso wie ein ausgeprägtes musikalisches Ausdrucksvermögen Grundbedingung für eine Mitgliedschaft im SZO. Die Schaffung einer anregenden Arbeitsatmosphäre und ein der weiteren musikalischen Entwicklung der Spieler förderliches Umfeld sind wichtige Grundlagen für den Erfolg des Orchesters. Der Kontakt zu gleichgesinnten Spielern, das Anstreben eines hohen Qualitätsstandards in der musikalischen Arbeit, die Zusammenarbeit mit namhaften Dozenten und Solisten und nicht zuletzt auch die Erarbeitung zeitgenössischer Orchesterliteratur bieten die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und den musikalischen Horizont zu erweitern.

2. Multiplikatorfunktion für die Vereine

Es ist ausdrückliches Ziel des Orchesters und der Verbandsführung, dass die Ensemblemitglieder nicht nur in ihren Heimatvereinen aktiv bleiben, sondern dort auch engagiert Führungsrollen und Verantwortung übernehmen und so die im SZO gewonnenen musikalischen Fertigkeiten, Erfahrungen und Literaturkenntnisse in die Vereine weitertragen. Sehr viele derzeitige Dirigenten der saarländischen Vereinsorchester sind ehemalige oder aktuelle Spieler des SZO.

3. Förderung der Entwicklung der Zupfmusik

Das Orchester genießt eine hohe Reputation als Interpret neuer Musik und konnte sich auf zahlreichen internationalen Festivals als Botschafter zeitgenössischer Zupfmusik empfehlen. Seit Gründung des Orchesters gehören Aufführung und Förderung neuer Musik für Zupfinstrumente zu den Hauptanliegen der Ensemblearbeit. Alle bisherigen Dirigenten des Orchesters waren auch als Komponisten tätig und haben zahlreiche Original-Werke für Zupforchester geschaffen. Darüber hinaus konnten auch viele namhafte Komponisten wie z.B. Heinrich Konietzny und Kurt Schwaen in speziellen Projektphasen ihre Werke mit dem Orchester erarbeiten und (ur-) aufführen.

4. Repräsentation

Die engagierte Arbeit und Ausstrahlung des Orchesters in den vergangenen Jahrzehnten haben ganz entscheidend dazu beigetragen, Berührungsängste und tief verwurzelte Vorurteile gegenüber der Zupfmusik im Bereich des professionellen Musik- und Kulturbetriebes abzubauen. Insbesondere die intensive Zusammenarbeit mit dem Saarländischen Rundfunk, der Hochschule für Musik Saar und anderen Institutionen des Musiklebens hatte wesentlichen Einfluss darauf, der Zupfmusik auch in der etablierten Musikwelt und bei den politischen Entscheidungsträgern zur Anerkennung zu verhelfen. Auch für die Zukunft bleiben die repräsentativen Funktionen des SZO und die Kontaktpflege zum professionellen Musikleben wichtige Aufgaben des Ensembles.

Das Orchester ist durch seine Konzerttätigkeit, seine CD-Einspielungen und die Fülle der Rundfunkaufnahmen repräsentatives Aushängeschild des BZVS. Darüber hinaus will das SZO aber auch allen Akteuren in der Zupfmusikszene die sehr vielfältigen Stilrichtungen und klanglichen Möglichkeiten der Zupfmusik, die oftmals von diesen selbst unterschätzt werden, verstärkt ins Bewusstsein bringen und so mittelbar auf eine anspruchsvolle und differenzierte Spielkultur auch in anderen Orchestern hinwirken.

Das Orchester präsentiert aber auch ein Repertoire, das Vereinsorchester wegen des Schwierigkeitsgrades, des Aufwandes oder der Kosten nicht realisieren können. Hier wird Zupfmusik auf höchstem Niveau durch richtungsweisende Literaturauswahl und überzeugende authentische Interpretation dargeboten, vielfach auch mit eigenen hervorragenden Solisten oder mit international agierenden Künstlern.

Orchestergeschichte

An seiner Identität als Verbandsorchester des BZVS, seiner nahen Verknüpfung mit der Lehrgangsarbeit und den frühen Zielbeschreibungen hat sich in einem halben Jahrhundert kaum etwas verändert. Bereits seit der Gründung des Bundes für Zupf- und Volksmusik Saar (BZVS) im Jahre 1953 gab es die Idee, ein „Bundesorchester“ zu etablieren. Es sollte durch Lehrgänge, Schulungen und intensive Proben zu einem „höheren Niveau“ geführt werden, um die Spitzen- und Breitenarbeit zu fördern. In diversen Rundschreiben aus dieser Zeit sind folgende Zielsetzungen definiert: Das Bundesorchester soll Originalliteratur und Werke mit gehobenen Ansprüchen spielen. Die Mitglieder sollen Dirigenten oder herausragende Spieler der saarländischen Mitgliedsvereine sein. Das Orchester soll bei „größeren Anlässen, wie Regierungsveranstaltungen oder die Vertretung im Ausland“ als kultureller Botschafter des Saarlandes und des BZVS auftreten.

Im August 1954 fand in Tholey/Saar der erste „Dirigentenlehrgang“ des BZVS unter der musikalischen Leitung des Berliner Musikpädagogen Konrad Wölki statt. Das Abschlusskonzert des „Lehrgangsorchesters“ mit 44 Teilnehmern wurde vom Saarländischen Rundfunk übertragen. Im Anschluss an den Lehrgang wurde dieses Ensemble vom Präsidium des BZVS zum „Bundesorchester“ gekürt. Die Musiker trafen sich in recht konstanter Besetzung über einen längeren Zeitraum regelmäßig, probten und konzertierten unter der Leitung des damaligen Bundesmusikleiters Hans Schmitt.

Die ersten Jahre waren – bedingt durch die zeitgeschichtlichen Umstände – schwierig und sind durch Brüche gekennzeichnet. Das Saarland war noch französisch besetzte Zone mit dem Namen „Saargebiet“. Die Menschen besaßen noch kaum einen eigenen Telefonanschluss oder gar ein Auto. Alle Kosten für Qualitätsinstrumente, Saiten und Probenbesuche trugen die Mitglieder, die zum weit überwiegenden Teil aus Arbeiterfamilien stammten, selbst. In dieser Zeit der eingeschränkten Kommunikation und Mobilität war es logistisch schwierig, ein zentrales Spitzenorchester dauerhaft aufrechtzuerhalten. Dezentrale Tendenzen in den Bundesgeneralversammlungen führten zur Schaffung von sechs Kreisorchestern, die fortan die Festprogramme der Bundesmusikfeste gestalteten. Im Bundesorchester gab es häufige Spielerwechsel und es entstand eine Diskontinuität, die sich aber immer wieder aus den Lehrgängen heraus überbrücken ließ.

Durch die alljährlichen Kurse in Rehlingen – von 1956 bis 1958 mit Konrad Wölki – vollzog sich in den Bereichen Spieltechnik, Klangkultur und Literatur ein Paradigmenwechsel. Dies bewirkte eine deutliche Niveausteigerung im Ensemblespiel und brachte tüchtige Nachwuchskräfte hervor. In den jährlichen Lehrgängen bildete sich ein Kern regelmäßiger Absolventen. Die Abschlusskonzerte wurden vom Funk aufgezeichnet. In diesen Sendungen – mit dem Titel „mit Sang und Klang aus dem Lehrgangsheim“ - spielte das Gesamtorchester unter Leitung von Konrad und Gerda Wölki. Auch kammermusikalische Darbietungen von Teilnehmern mit „gehobener Originalliteratur“ wie „Die Abendmusik“ von Kurt Schwaen erregten damals großes Aufsehen.

1959 betrat der Komponist und Hochschullehrer Heinrich Konietzny die Zupfmusikbühne. Er übernahm in den drei Lehrgängen dieses Jahres die künstlerische Leitung. Bereits im Vorjahr hatte er mit Konrad Wölki und Leo Clambour ein Curriculum und eine Prüfungsordnung für Dirigenten erstellt und an der ersten Dirigentenprüfung des BZVS als Juror mitgewirkt. Das Abschlusskonzert unter Konietzny´s Leitung wurde wie in den Vorjahren vom Saarländischen Rundfunk aufgezeichnet. Konietzny blieb dem SZO über 20 Jahre künstlerisch und freundschaftlich verbunden und schrieb eine große Anzahl richtungsweisender Werke für das Ensemble und seine Solisten.

Für den Fortgeschrittenenkurs 1960 wurde Siegfried Behrend, Konzertgitarrist von Weltruf, als Dozent gewonnen. Behrend übernahm darüber hinaus auch die Leitung des Lehrgangsorchesters. Im Anschluss an die Rundfunkaufnahmen mit diesem Klangkörper wurde der Name „Saarländisches Zupforchester“ geprägt. Behrend wurde permanenter Orchesterleiter. Im Folgejahr kam der Mandolinenvirtuose Takashi Ochi als Dozent ins Saarland, wurde Konzertmeister des SZO und blieb als Musiklehrer und konzertierender Künstler in Deutschland.

Seine künstlerische Gestaltungskraft und sein pädagogisches Wirken in Musikschulen und BZVS-Seminaren steigerte eindrucksvoll das Orchesterniveau und beflügelte die deutsche Zupfmusikszene. Das Management des Orchesters ( Finanzierung, Notenbeschaffung, Rundfunkaufnahmen, Öffentlichkeitsarbeit usw.) übernahm der Rundfunkredakteur Leo Clambour.

Hervorragende Musiker waren mittlerweile herangebildet, die Besetzung des Orchesters blieb über einen langen Zeitraum stabil. Es entstand eine aufsehenerregende Aufwärtsentwicklung. Konzertreisen nach Italien, Belgien, Luxemburg, Berlin, eine große Fülle von Rundfunkaufnahmen und zwei eigene Fernsehsendungen sind Dokumente dieser Zeit, in der die deutsche Zupfmusikgeschichte vom Saarland aus geschrieben wurde. Hervorragende berühmte Solisten, wie Peter Wetzler, Tenor; Belina, Gesang; Pierre Feit und Armin Aussem, Oboe; Wilhelm Krumbach, Cembalo; Norio Oshima, Flöte; Peter Hoch, Akkordeon; Jiri Jirmal und Tadashi Sasaki, Gitarre; Siegfried Fink, Perkussion; musizierten über lange Zeiträume mit dem Orchester. Für das SZO wurden eine Fülle neuer Werke von namhaften Komponisten geschrieben. Unter der Leitung von Siegfried Behrend wurden über 150 Uraufführungen realisiert und im Saarländischen Rundfunk ausgestrahlt. Die regelmäßige intensive Zusammenarbeit mit dem SR inspirierte auch die Tonmeister Günter Braun und Helmut Fackler, diverse Werke für das SZO zu komponieren

Photo Julius Schmidt,

Als die ministeriellen Fördermittel für die Schulungs- und Orchesterarbeit („Meisterkurse in Rehlingen“) versiegten, übernahm der Saarländische Rundfunk das Mäzenat mit großer ideeller, finanzieller und medialer Unterstützung. Der Funk vergab Kompositionsaufträge und räumte der Zupfmusikbranche beste Sendeplätze ein. Besonders die vielen Sendereihen und der europaweite Bänderaustausch führten zu einer weiten Verbreitung und Renommeesteigerung der Zupfmusik.

Von 1974 bis 1981 übernahm der Luxemburger Marcel Wengler die Leitung des SZO. Er studierte u.a. Komposition/Instrumentation bei Heinrich Konietzny. Wenglers kompositorisches Oeuvre umfasst über 80 große Werke, darunter Symphonien, Instrumental-konzerte, Filmmusiken und etliche Werke für Zupforchester. Er ist ein international agierender Dirigent, war langjähriger Assistent von Hans Werner Henze an der

Musikhochschule Köln, leitet die „Luxemburg Sinfonietta“ und ist Direktor der Luxemburger Gesellschaft für Neue Musik. Wengler integrierte das Cembalo konstanter in das Orchesterspiel und ersetzte den Kontrabass durch ein Cello, was den Aufnahmen aus dieser Zeit ein unverkennbares, originäres Kolorit verleiht. In seine Ära fällt das 25-jährige Orchesterjubiläum, das mit einem Sonderkonzert im großen Sendesaal des Funkhauses Halberg begangen wurde. Aufsehenerregend war die Aufführung des Werkes „Der König von Harlem“ seines Lehrers Heinrich Konietzny in Anwesenheit des Komponisten.

Helmut Fackler leitete das Saarländische Zupforchester von 1981 bis 1988. Er war jahrzehntelang Tonmeister und Leiter der Abteilung Musik Fernsehen des SR. Seit 1997 erfüllt er einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik Saar für Akustik u. Medienkunde. Er wirkt darüber hinaus als freier Journalist und Musikkritiker und ist Vorstandsmitglied im Landesmusikrat.

Er komponierte u.a. Hörspielmusiken, Chor- und Kammermusiken und diverse Werke für Zupforchester bzw. Zupfinstrumente. Fackler setzte in seiner Ägide mit dem SZO zwei literarische Schwerpunkte: Renaissance- und Barockwerke und die konzertante zeitgenössische Musik, davon vieles aus eigener Feder. Er propagierte den transparenten Orchesterklang. Als Experte für Akustik veränderte er die Aufstellung des Orchesters dergestalt, dass die Mandolinen nicht mehr seitlich des Dirigenten saßen, sondern vor ihm, so dass der Klang der Instrumente frontal zum Publikum gerichtet war.

Seit 1988 steht der im Saarland geborene Gitarrist Reiner Stutz am Dirigentenpult des SZO. Stutz studierte Gitarre bei Koch, Kämmerling und Käppel und Tonsatz/ Komposition bei Prof. Reiter. Er nimmt einen Lehrauftrag für Gitarre an der Universität Köln und Koblenz wahr und unterrichtet verschiedene Meisterkurse im In- und Ausland. Er hat sich auch als Komponist, Arrangeur und Herausgeber einen Namen gemacht. Er initiierte die Umstellung des SZOs auf die „Wuppertaler Technik“: Die Spieltechniken der alten Mandolinenmeister des 18.Jahrhunderts, von Prof. Marga Wilden-Hüsgen wiederentdeckt und in ihrer Mandolinenklasse in Wuppertal gelehrt, wurden in mehreren gemeinsamen Arbeitsphasen mit Prof. Wilden-Hüsgen den Ensemblemitgliedern vermittelt. Dies trug entscheidend zur Verbesserung der Klangqualität des Orchesters bei und hat

den Weg zu viel differenzierteren Ausdrucksmöglichkeiten eröffnet. Mehrere Konzertreisen ins Ausland (u.a. USA 1998, 2002) fallen ebenso in die Ägide von Reiner Stutz wie die Mitwirkung an der Organisation und Mitgestaltung internationaler Zupfmusikfestivals im Saarland.

Die Arbeit des Dirigenten wird organisatorisch unterstützt durch einen mehrköpfigen Orchestervorstand (Ansprechpartner: Markus Lauer). Hervorzuheben ist dabei vor allem das Wirken der Vizepräsidentin des BZVS, Monika Reiter, die seit mehreren Jahrzehnten als Konzertmeisterin des Orchesters neben der organisatorischen auch künstlerische Verantwortung trägt und die musikalische Entwicklung des Orchesters entscheidend mitgeprägt hat. Eine wichtige organisatorische Rolle, vor allem bei der Sicherung der finanziellen Grundlagen der Orchesterarbeit und der Planung und Durchführung der Konzertreisen des Orchesters, nimmt dabei auch der Präsident des BZVS, Thomas Kronenberger, wahr.Seit seiner Gründung im Jahre 1996 bildet die Arbeit des Fördervereins unter Josef Schuh, BZVS-Gründungsmitglied und vormaliger Bundesgeschäftsführer, eine wesentliche finanzielle und ideelle Stütze des Orchesters.

Mit seinem aktuellen Leistungsprofil - dokumentiert im glanzvollen Festkonzert zum 50-jährigen Jubiläum des SZO, den Rundfunkaufnahmen und Konzertbeiträgen auf dem Eurofestival der Zupfmusik 2006 in Bamberg - einerseits und der großen Anzahl qualifizierter Nachwuchsspieler anderseits sieht sich das Saarländische Zupforchester optimal gerüstet, die erfolgreiche Orchestergeschichte auch in der zweiten Jahrhunderthälfte seines Bestehens fortzuschreiben.


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