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RZ Kulturzeitung Test - Thun · Gestaltung_Ciro Silvestri Thun ... Left-Right, MDF und...

Date post: 06-Aug-2020
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1 IN DIESER AUSGABE Seite 01_Impressum/Intro von Hans-Ueli von Allmen und Jacqueline Strauss//Seite 02_Kleist, Walser und Al-Koni in Thun von Reto Sorg//Seite 03_Atelier Verein//Seiten 04-05_Making Things von Hans- walter Graf//Seite 06_Kulturförderung Stadt und Region//Seite 07_Public Private Partnership//Seite 08_Interview mit Christian Helmle//Seite 09_Zwei Hauptsponsoren für das Atelier Berlin//Seite 10_Kultur- austausch zwischen Thun und einer bulgarischen Stadt//Seite 11_Happy End von Matto Kämpf//Seite 12_Informationen Kulturabteilung der Stadt Thun .......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... #01 *KULTURZEIGER_THUN *Kulturzeiger_Thun//eine Produktion der Kulturabteilung der Stadt Thun//Juli 2005 Impressum_#01*Kulturzeiger_Thun ....................................................................................................................................................................... Herausgeber und Redaktion_Kulturabteilung Stadt Thun ....................................................................................................................................................................... Gestaltung_Ciro Silvestri Thun ....................................................................................................................................................................... Foto Titelseite_Jürg Kobel Thun ....................................................................................................................................................................... Druck_Benteli Hallwag AG Bern ....................................................................................................................................................................... Auflage_48‘500 Exemplare ....................................................................................................................................................................... Streuung_Beilage zu Thun! Das Magazin in Aeschlen, Allmen- dingen, Amsoldingen, Blumenstein, Buchen, Eriz, Fahrni, Forst, Gunten, Gwatt, Heiligenschwendi, Heimberg, Heimenschwand, Hilterfingen, Höfen, Homberg, Horrenbach-Buchen, Hünibach, In- nereriz, Längenbühl, Merligen, Oberhofen, Pohlern, Ringoldswil, Schwanden Sigriswil, Schwarzenegg, Schwendibach, Sigriswil, Steffisburg, Süderen, Teuffenthal, Thierachern, Thun, Tschingel, Uebeschi, Uetendorf, Unterlangenegg und Zwieselberg und direkt an weitere Interessierte. ....................................................................................................................................................................... Intro_Hans-Uueli von Allmen, Stadtpräsident_Kulturstadt Thun? Traditionellerweise wird Thun mit See, Alpenpanorama und Militär in Verbindung gebracht sowie erfreulicherweise immer mehr mit gutem Fussball. Als Stadtpräsident rücke ich gerne den Fokus auf die Kultur. Sie bietet Genuss und Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und leistet einen massgebenden Beitrag zum Stadtmarketing, zur Positionierung der gesamten Region als Wohn-, Kongress- und Ferienort. Mit der öffentlichen Kulturför- derung setzen Stadt und Regionsgemeinden auch und gerade in Zeiten knapper Finanzen ein wichtiges Zeichen. Denn Kultur ist keineswegs nur «nice to have», sondern zentraler, sinnstiften- der Teil unseres Alltags. Damit sind wir bei einer Grundfrage angelangt, die etwa Hedy Graber, Leiterin der Direktion Kultur und Soziales beim Migros-Genossenschaftsbund, so formuliert: «Schuften, schlafen, schuften, schlafen: Was wäre das Leben ohne Kultur? Métro, boulot, dodo.» Kulturstadt Thun? Bilden Sie sich selber ein Urteil – bei der Lek- türe dieser Zeitung, beim Besuch von Kulturveranstaltungen und bei anregenden Kulturdiskussionen. In diesem Sinn wünsche ich uns allen einen erfrischenden Kultursommer. Jacqueline Strauss, Kulturbeauftragte_Wo, was, wie arbeiten Künstler/innen? Beispiele aus kulturellen Werkstätten führen durch diese Zeitung. Ein Blick in Thuner Ateliers, ein aktueller Bericht aus Berlin, eine Kurzgeschichte als eines der Ergebnisse eines Stipendiums, eine Ausstellungsserie im Rathaus Thun zei- gen exemplarisch, wieviele Künstler/innen in der Region leben und wie sie arbeiten. Mit dieser Ausgabe erscheint der «Kulturzeiger_Thun» erst- und vorläufig einmalig. Sie widmet sich schwergewichtig dem künstleri- schen Schaffen und seiner Förderung. Damit zeigt sie jene Seite der Kultur, die in der Öffentlichkeit weniger präsent ist als die Institu- tionen und Veranstaltungen, die sich in ihrer Vielfalt an ein breites Publikum richten. Kulturschaffende leben nur dann in der Stadt und Region, wenn sie sowohl Arbeits- und Proberäume als auch Ausstellungs- und Auftrittsmöglichkeiten vorfinden. Die öffentliche Kulturförde- rung unterstützt beide Phasen, die Kreation wie die Präsentation kultureller Produkte. Ein zukunftsweisendes Thema ist die Zusammenarbeit und Ver- netzung der städtischen Kulturförderung mit der Region und Privaten. Und immer weist das kulturelle Schaffen über den Stadt- rand hinaus. Über die Kultur wachsen zahlreiche Beziehungen zwischen Thun und anderen Orten. Künstler/innen, die im Aus- land weilten – Berlin, Kairo, Tokio –, bringen Neues nach Thun. Umgekehrt ist Thun traditionellerweise ein Gastort für Künstler/ innen von auswärts.
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Page 1: RZ Kulturzeitung Test - Thun · Gestaltung_Ciro Silvestri Thun ... Left-Right, MDF und Spiegel//2/20_Sabine Portenier, Cinderella, Couture, Baumwolle bedruckt//3/20_Walter Rechberger,

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IN DIESER AUSGABESeite 01_Impressum/Intro von Hans-Ueli von Allmen und Jacqueline Strauss//Seite 02_Kleist, Walser und Al-Koni in Thun von Reto Sorg//Seite 03_Atelier Verein//Seiten 04-05_Making Things von Hans-walter Graf//Seite 06_Kulturförderung Stadt und Region//Seite 07_Public Private Partnership//Seite 08_Interview mit Christian Helmle//Seite 09_Zwei Hauptsponsoren für das Atelier Berlin//Seite 10_Kultur-austausch zwischen Thun und einer bulgarischen Stadt//Seite 11_Happy End von Matto Kämpf//Seite 12_Informationen Kulturabteilung der Stadt Thun..........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

#01 *KULTURZEIGER_THUN*Kulturzeiger_Thun//eine Produktion der Kulturabteilung der Stadt Thun//Juli 2005

Impressum_#01*Kulturzeiger_Thun.......................................................................................................................................................................

Herausgeber und Redaktion_Kulturabteilung Stadt Thun.......................................................................................................................................................................

Gestaltung_Ciro Silvestri Thun.......................................................................................................................................................................

Foto Titelseite_Jürg Kobel Thun.......................................................................................................................................................................

Druck_Benteli Hallwag AG Bern.......................................................................................................................................................................

Auflage_48‘500 Exemplare.......................................................................................................................................................................

Streuung_Beilage zu Thun! Das Magazin in Aeschlen, Allmen-dingen, Amsoldingen, Blumenstein, Buchen, Eriz, Fahrni, Forst, Gunten, Gwatt, Heiligenschwendi, Heimberg, Heimenschwand, Hilterfingen, Höfen, Homberg, Horrenbach-Buchen, Hünibach, In-nereriz, Längenbühl, Merligen, Oberhofen, Pohlern, Ringoldswil, Schwanden Sigriswil, Schwarzenegg, Schwendibach, Sigriswil, Steffisburg, Süderen, Teuffenthal, Thierachern, Thun, Tschingel, Uebeschi, Uetendorf, Unterlangenegg und Zwieselberg und direkt an weitere Interessierte........................................................................................................................................................................

Intro_Hans-Uueli von Allmen, Stadtpräsident_Kulturstadt Thun? Traditionellerweise wird Thun mit See, Alpenpanorama und Militär in Verbindung gebracht sowie erfreulicherweise immer mehr mit gutem Fussball. Als Stadtpräsident rücke ich gerne den Fokus auf die Kultur. Sie bietet Genuss und Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und leistet einen massgebenden Beitrag zum Stadtmarketing, zur Positionierung der gesamten Region als Wohn-, Kongress- und Ferienort. Mit der öffentlichen Kulturför-derung setzen Stadt und Regionsgemeinden auch und gerade in Zeiten knapper Finanzen ein wichtiges Zeichen. Denn Kultur ist keineswegs nur «nice to have», sondern zentraler, sinnstiften-der Teil unseres Alltags. Damit sind wir bei einer Grundfrage angelangt, die etwa Hedy Graber, Leiterin der Direktion Kultur und Soziales beim Migros-Genossenschaftsbund, so formuliert: «Schuften, schlafen, schuften, schlafen: Was wäre das Leben ohne Kultur? Métro, boulot, dodo.»Kulturstadt Thun? Bilden Sie sich selber ein Urteil – bei der Lek-türe dieser Zeitung, beim Besuch von Kulturveranstaltungen und bei anregenden Kulturdiskussionen. In diesem Sinn wünsche ich uns allen einen erfrischenden Kultursommer.

Jacqueline Strauss, Kulturbeauftragte_Wo, was, wie arbeiten Künstler/innen? Beispiele aus kulturellen Werkstätten führen durch diese Zeitung. Ein Blick in Thuner Ateliers, ein aktueller Bericht aus Berlin, eine Kurzgeschichte als eines der Ergebnisse eines Stipendiums, eine Ausstellungsserie im Rathaus Thun zei-gen exemplarisch, wieviele Künstler/innen in der Region leben und wie sie arbeiten. Mit dieser Ausgabe erscheint der «Kulturzeiger_Thun» erst- und vorläufig einmalig. Sie widmet sich schwergewichtig dem künstleri-schen Schaffen und seiner Förderung. Damit zeigt sie jene Seite der Kultur, die in der Öffentlichkeit weniger präsent ist als die Institu-tionen und Veranstaltungen, die sich in ihrer Vielfalt an ein breites Publikum richten. Kulturschaffende leben nur dann in der Stadt und Region, wenn sie sowohl Arbeits- und Proberäume als auch Ausstellungs- und Auftrittsmöglichkeiten vorfinden. Die öffentliche Kulturförde-rung unterstützt beide Phasen, die Kreation wie die Präsentation kultureller Produkte.Ein zukunftsweisendes Thema ist die Zusammenarbeit und Ver-netzung der städtischen Kulturförderung mit der Region und Privaten. Und immer weist das kulturelle Schaffen über den Stadt-rand hinaus. Über die Kultur wachsen zahlreiche Beziehungen zwischen Thun und anderen Orten. Künstler/innen, die im Aus-land weilten – Berlin, Kairo, Tokio –, bringen Neues nach Thun. Umgekehrt ist Thun traditionellerweise ein Gastort für Künstler/innen von auswärts.

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«Ich mußte nach draußen, an die frische Luft.»Lukas Bärfuss

Immer wieder sind bedeutende Schriftsteller durch Thun gekom-men. Einige der besten sind geblieben, eine Zeit lang. Von Hein-rich von Kleist wissen wir das und auch von Robert Walser, dessen Erzählung «Kleist in Thun» zu den schönsten der deutschsprachi-gen Literatur zählt.Kleist verbrachte hier, wo er die Natur «mit Geist gearbeitet» fand, anno 1802 glückliche Tage und Wochen. Er fuhr mit den Fischern hinaus, bestieg Berge und schrieb. Einmal dachte er gar daran, Bauer zu werden.Angelockt worden war der deutsche Dichter durch Schilderungen wie jene des Berner Pastors Samuel Wyttenbach, der zu Stichen des Bergmalers Caspar Wolf im Jahr 1777 die Gegend aufs Schöns-te beschrieben und damit Thuns Ruf als traumhaftes Entree zum Hochgebirge begründet hatte: «Thun liegt in einer der schönsten Gegenden; es eröffnet sich von der Höhe dieses Orts eine reitzende Aussicht über die weit ausgedehnten Höhen des umherliegenden Landes und Sees in die etwas entfernten Berge und Alpen [...]. Das Land selbst hat einen fürtref lichen Obstwuchs, von dessen reichem Ueberschusse jährlich sehr vieles den Bernern zuf liesst, sonst gewöhnt es sich schon allmählig an die Natur der Alpen, die aus seinen fruchtbaren Ebenen durch dunkle Wälder sich in die höchsten Wolcken erheben.»Einziger Wermutstropfen war, dass der Wein, der damals noch überall wuchs, alles andere als geschätzt und «einzig von den Einwohnern der Gegend getrunken» wurde.Das hinderte Walser nicht, ebenfalls einmal in Thun zu leben, 1899 nämlich, und zwar als Angestellter einer Brauerei. Glaubt man seiner Erzählung, blieb auch er von der schönen Gegend keineswegs unberührt. Auf Kleists Spuren schildert er die stolzen «Gesichter der Schneeberge», das «tiefblaue, herrlich dahinströ-mende Wasser» der Aare und das im Sommer «von Sonne und Stille verzauberte Städtchen» als «ein halbes Italien».Die Erinnerung an Kleist und die eigene Erfahrung der Natur brachten stärkste Bilder hervor: «Manchmal, besonders an schö-nen Abenden, ist ihm, als sei hier das Ende der Welt. Die Alpen scheinen ihm der unerklimmbare Eingang zu einem hochgelege-nen Paradiese zu sein.»Kein Zweifel: Die Naturgewalt schlägt die Künstler in Bann und be-wirkt nicht selten eine grundsätzliche Recherche, auch heute noch. Chantal Michels Fotografie «Die Kunst wird von der Politik getragen» etwa fragt ebenso spielerisch wie unverblümt nach dem aktuellen Ver-hältnis von Kunst, Natur und (Kultur-)Politik (vgl. Abb. 8/20, S. 4).Und auch heute noch gibt es Dichter in Thun; zum Beispiel Ibrahim al-Koni, der seit Jahren hier lebt, erst in Hünibach, jetzt in Goldiwil. Geborener Tuareg aus der libyschen Wüste, zählt er zu den wichtigs-ten arabischen Autoren der Zeit; sein umfangreiches Werk ist in alle Weltsprachen übersetzt. Am 9. Juni dieses Jahres erhielt er – als ers-ter Nicht-Schweizer – den Grossen Literaturpreis des Kantons Bern.Diesen Herbst erscheint von ihm auf deutsch »Die verheissene Stadt«. Das Buch spielt zwar ausschliesslich in der arabischen Wüste, aber, ich bin sicher, es erzählt auch von Thun.Wann kommt er, der Walser von morgen, der die Erzählung «Al-Koni in Thun» schreibt? Sie zählte mit zu den schönsten der deutschsprachigen Literatur.

LIBYEN_KLEIST, WALSER UND AL-KONI IN THUNReto Sorg..........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

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1_Denkmal von Heinrich Kleist in Thun//2_Robert-Walser-Gasse in Zürich//3_Ibrahim al-Koni.........................................................................................................................................................................

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THUN_ATELIER VEREINMontag, 9. Mai 2005, 16.15 bis 18.00, im Thuner Atelierhaus, Uttigenstrasse 27_Ein ehemaliges Fabrikationsgebäude der Rüstungsfirma RUAG ist zum Atelierhaus mutiert. Zehn Künstler/innen und ein Archi-tekt haben sich seit letztem Herbst eingemietet. Der Zugang zum Haus führt an Wachposten und Barriere vorbei und erinnert damit an die schrittweise Umnutzung des Areals entlang der Uttigenstrasse. Der Nutzen ist dreifach: Eine Industriebrache kann sich neu entwickeln, bildende Künstler/innen mieten zu realistischen Konditionen Ateliers und die Stadt vermittelt dringend nötigen Arbeitsraum, damit Kunst-schaffende weiterhin in Thun bleiben. Organisatorisch haben sich die Mieter/innen zum privaten Atelier Verein zusammengeschlossen. Anlässlich eines Besuches am 9. Mai wollten wir von ihnen erfahren, was es für sie bedeutet, in Thun und im Atelierhaus zu arbeiten. .........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

auswärts statt und bedingen das Reisen. In Thun gibt es im gutem Sinn wenig Ablenkung. Im Atelierhaus herrscht eine intensive und angenehme Arbeitsatmosphäre. Man begegnet sich, kann aber gleichzeitig in Ruhe arbeiten. Dadurch, dass ein Architekt im Haus arbeitet, ist es kein Künstlerghetto.».......................................................................................................................................................................

Zudem arbeiten im Haus Christian Helmle, Gisela Kämpf, Paul Le Grand, Sabine Portenier, Dominik Stauch und Wilfried von Gunten........................................................................................................................................................................

Weitere Informationen zum Atelier Verein Thun unter:www.atelier-verein.ch.......................................................................................................................................................................

1_Burkhard Hilty//2_Heinrich Gartentor//3_Johannes Saurer//4_Chantal Michel//5_Reto Leibundgut//6_Terrasse Atelierhaus//Fotos_Jacqueline Strauss.......................................................................................................................................................................

Burkhard Hilty_2. Stock «Früher habe ich alleine in Ateliers gearbeitet, zuletzt in einem Bauernhaus in Jaberg. Auf der Su-che nach neuem Arbeitsraum kam ich anfangs der 90er-Jahre ins Selveareal. Per Zufall war ein Raum frei. In der Nachbarschaft arbeiteten Hanswalter Graf, später Reto Leibundgut und Mirjam Helfenberger. Ich fühlte mich von Anfang an sehr wohl in dieser Umgebung, es ist fast wie in New York. Im letzten September bin ich ins Atelierhaus umgezogen; hier sind Raum und Licht ideal zum Arbeiten. Ich habe noch nie so intensiv gemalt. Im ganzen Haus spüre ich eine spannende Arbeitsatmosphäre. Es besteht ein gutes Zusammenleben mit Respekt und der nötigen Distanz. Ich schätze diesen Spielraum.».......................................................................................................................................................................

Heinrich Gartentor_2. Stock «In Thun habe ich eine absolut gute Ausgangslage für alles. Diese Stadt ist ein idealer Rückzugsort, ich kann mich hier auf meine Arbeit konzentrieren. Das Atelier-haus ist ein guter Anknüpfungspunkt, damit die Künstler/innen nicht aus Thun abwandern. Die Leute in Thun kennen uns als Künstler und nehmen uns als solche wahr. Wir sind im Gegensatz zu grossen Städten gesellschaftlich verankert.».......................................................................................................................................................................

Johannes Saurer_1. Stock «Ich schätze hier zwei Dinge: Einer-seits fühle ich mich wohl in diesen grosszügigen Räumen, denn ich brauche viel Platz. Andrerseits funktioniert im Haus der Kontakt gut. Ich bekomme zwischendurch Besuch von den Künstlern und wenn ich zum Beispiel an einem Architektur-Wettbewerb arbeite, kann ich eine erste spontane Rückmeldung einholen.».......................................................................................................................................................................

Chantal Michel_Erdgeschoss «Thun ist mir ein Ruhepol, wohin ich mich gerne zurückziehe, weil ich sonst viel reise und in Gross-städten bin. Thun ist überschaubar, hier habe ich die Migros, den Farbkopierer und die Post; mehr brauche ich nicht. Die schöne Landschaft schätze ich. Dieses Industriegebäude bietet Grosszü-gigkeit und auch die Sicherheit im Areal. Mein Fahrrad muss ich hier nicht abschliessen. Das Atelier ist im Winter mein warmer Ort, denn meine Wohnung in der Hauptgasse hat keine Heizung. Auch das gibt es noch in Thun.».......................................................................................................................................................................

Reto Leibundgut_Erdgeschoss «Wieso ich in Thun bin? Der Loft ist gut und es hat mehr Sonnentage als anderenorts; bisher fand ich immer gute Ateliers. In Bern und anderswo habe ich kein äqui-valentes Atelier gefunden. Meine Ausstellungen finden ohnehin

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TOKIO_MAKING THINGS0/20_Hanswalter Graf, Basis, bewegliche Metallkonstruktion, 130 x 130 cm//1/20_Paul le Grand, Left-Right, MDF und Spiegel//2/20_Sabine Portenier, Cinderella, Couture, Baumwolle bedruckt//3/20_Walter Rechberger, Grobgef lecht, Acryl auf Baumwolle//4/20_Reto Camenisch, Heimat, Fotografie und Text auf Aluminium//5/20_Reto Leibundgut, Thinking Something, Teppich und Leder//6/20_Regula Hadorn, Secret Service Public, verschiedene Materialien//7/20_Peter Willen, Kultur ohne Kunst ist auch Kultur, Hartpavatex, Holz, Klebeetikette//8/20_Chantal Michel, Das lebende Gesetz oder die Kunst wird von der Politik getragen, Lambdaprint auf Aluminium//9/20_Jakob Jenzer, Japanpapier, Zeitungspapier, Ventilator//10/20_Marianne Baumann, Inside – Outside, UV Inkjet auf Forex//11/20_Heinrich Gartentor, ziemlich normales wuchern, Lambdaprint auf Aludibond//Fotos_Christian Helmle..........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

0/20 1/20 2/20

3/20 4/20 5/20

6/20 7/20 8/20

9/20 10/20 11/20

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UETENDORF_MAKING THINGSAls Reaktion auf eine politische Diskussion um die Notwendigkeit von Kunst im öffentlichen Raum in der Stadt Thun hat der Thuner Künstler Hanswalter Graf das Projekt «Making Things» initiiert: Während der laufenden Legislatur zeigen 20 Kunstschaffende aus der Region Ausschnitte aus ihrer Arbeit. Im Rathaus Thun ist die hierfür entwickelte Plattform an der Wand neben der Eingangstür zum Stadtratssaal montiert. Die elf ersten Werke dieser Folgeausstellung bzw. Serie werden hier in einem ersten Rückblick mit Zwischenstand Mai 05 abgebildet und zeigen uns das breite Spektrum von Thuner Künstler/innen. //Der heute in Thun wohnhafte Hanswalter Graf, 1961 in Oberdiessbach geboren, besuchte in den siebziger Jahren das Seminar Spiez und bildete sich an der Kunstakademie Düsseldorf zum professionellen Künstler aus. 1987 gewann er das Louise-Aeschlimann-Stipendium. In den letzten Jahren hat er sich mit Projekten im öffentlichen Raum einen Namen gemacht. So «Gleiter» (2005), der Raum der Stille im Regionalspital Interlaken, «Sehbüro» (2004-2007) unter Einbezug der Kinder im Schulhaus Bach in Uetendorf oder in Zusammenarbeit mit Architekten «Minuszorc» (2001) in der Personenunterführung im Bahnhof Zollikofen. Als Gewinner eines offenen Wettbewerbs konnte er 1999 in Genf die Installation «Lockheed» in der städtischen «Usine» realisieren. Aktuell startet «Der Besucher», ein 4-jähriges Projekt an der Grundschule Rolandstrasse in Düsseldorf...........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

1/20 vom 15. Mai bis 8. August 2003_Paul Le Grand, Left-Right. An die Wandhalterung montiert und quasi als Weiterführung die-ser Konstruktion, ist Left-Right grundsätzlich ein Objekt-Paar, formidentisch und untrennbar miteinander verbunden. Jeder der beiden Teile ist eine Art Resonanzkörper mit einer Abdeckung aus Spiegelglas. Je intensiver die beiden Seiten zum Kommunizieren gebracht werden, desto interessanter, vielseitiger und reichhaltiger ihre gegenseitige Aufladung. In diesem Sinne ist eine direkte Kor-relation zum Sessionsgeschehen im Ratssaal gleich nebenan weder unbeabsichtigt noch von der Hand zu weisen. Paul Le Grand, *1949, lebt und arbeitet in Thun. Er studierte an der «Ecole d’Arts Visuels» in Genf und wurde mit dem Louise-Aeschlimann-Stipendium des Kantons Bern ausgezeichnet. Seine Skulpturen sind immer wieder an Gruppenausstellungen zu sehen, so an der «Triennale de sculpture contemporaine» in Bex................................................................................................................2/20 vom 21. August bis 20. Oktober 2003_Sabine Portenier, Cin-derella. Mit «Cinderella» verkleidet Sabine Portenier die Plattform. Sie lässt sich von Kleiderformen des vorletzten Jahrhunderts inspi-rieren – das historische Rathaus dient ihr als Kulisse. Die verkannte Prinzessin, die böse Stiefmutter, die gute Fee, der königliche Ball – Verkleidungen wecken Sehnsüchte. Die Thunerin Sabine Por-tenier, *1971, liess sich erst zur Damenschneiderin ausbilden und besuchte anschliessend die Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel, Studiengang Mode-Design, mit Diplomabschluss. Ihre Ar-beiten wurden mit dem Thuner Kulturförderpreis, dem «Jung Swiss Design» Preis der Schweizer Soroptimistinnen und dem Eidgenössi-schen Preis für Gestaltung ausgezeichnet. Sabine Portenier nahm in den letzten fünf Jahren an verschiedenen Ausstellungen, Projekten und Shows im In- und Ausland teil. Seit 2001 arbeitet sie im Creative Team HUGO von Hugo Boss Industries, Switzerland................................................................................................................3/20 vom 30. Oktober bis 5. Dezember 2003_Walter Rechberger, Grobgeflecht, 2002. «Das in Acryl auf Baumwolle gemalte Bild Grobgeflecht 2002 steht am Anfang einer im vergangenen Jahr be-gonnenen Serie abstrakter Arbeiten, nachdem ich mich seit bald vier Jahrzehnten fast ausschliesslich mit gegenständlichen figurativen Arbeiten in der Öffentlichkeit gezeigt hatte. Das Unterfangen ist je-doch nicht als Neuorientierung oder gar Zäsur zu begreifen. Ich habe mich parallel zum gegenständlichen Ausdruck stets auch intensiv mit abstrakter Kunst auseinandergesetzt und seit der Ausbildung an der Kunstgewerbeschule, wo diese Richtung in gewissen Fächern in den Sechzigerjahren besondere Aufmerksamkeit erfahren hat, eine Sammlung unzähliger eigener Skizzen angelegt, auf die ich nunmehr zurückgreife.» Walter Rechberger, *1933, arbeitet als Kunstthera-peut in einer Drogenentzugs- und Suchtfachklinik................................................................................................................04/20 vom 12. Dezember 2003 bis 6. Februar 2004_Reto Came-nisch, Heimat, 2003. In dieser Arbeit versucht Reto Camenisch Hei-mat zu beschreiben. Bekannte und Freunde wurden gebeten, in ein, zwei Worten ihr Verständnis von Heimat zu formulieren. Reich und vielfältig waren denn auch die individuellen Beschreibungen und ohne Gültigkeitsanspruch an die Allgemeinheit.Reto Camenisch, 1958 in Thun geboren, ist seit 1982 freischaffender Fotograf. Er publizierte mit «Bürgerbilder» 1994 und «Bluesland» 1997 zwei Fotobände. Seit 1983 werden seine Arbeiten an zahlrei-chen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt.Ausgezeichnet wurde er 1985 mit dem Spezialpreis Fotopreis Kt. Bern, 1993 mit dem Kodak European Gold Award, Best of Switzer-land, 1999 mit dem Fotopreis der Stadt Thun................................................................................................................05/20 vom 12. Februar bis 30. April 2004_Reto Leibundgut, Thinking something. Die zweiteilige Installation besteht aus einem Teppich, der – in Anlehnung an die Teppichkultur in orientalischen Ländern – an die Wand gehängt ist, und einem Lederbündel, welches auf unsere westliche Sofakultur hinweist. Vordergründig erkennen wir einen edlen Teppich mit seinen traditionellen Mustern, der durch das Zerschneiden und neu Zusammensetzen aber die Frage nach der Verantwortung für die politischen und religiösen Neustrukturierun-gen in den Herkunftsländern solcher Teppiche aufwirft. Das unför-mige, gestopfte Lederbündel verstärkt die Wirkung noch zusätzlich. Es wird zum Sinnbild für die Ohnmacht des Fernsehzuschauers ge-genüber den hässlichen Bildern aus Kriegsgebieten. Reto Leibundgut

wurde 1966 in Büren zum Hof geboren, lebt und arbeitet in Thun. Nach der Lehre als Dekorationsgestalter und einer Ausbildung an der Weiterbildungsklasse für freie Kunst in Bern ist er seit 1993 als frei-schaffender Künstler tätig, regelmässig in Einzel- und Gruppenaus-stellungen zu sehen und Träger verschiedener Preise und Stipendien................................................................................................................6/20 vom 5. Mai 2004 bis 18. Juni 2004_Regula Hadorn, Secret Service Public. Das Sprachspiel im Titel verweist auf die aktuelle Politik: Mit Morddrohungen und ausserlegalen Tötungen wird der-zeit das Völkerrecht ausser Kraft gesetzt. Regula Hadorn sieht ihr aktuelles Werk als geistige Behinderung und Belästigung und for-dert die politischen Akteure auf, Stellung zu beziehen. Aus dem an der Wand montierten Rahmen greift eine beschriftete Schnur in den Raum ein, markiert eine Linie von links oben nach rechts un-ten und bildet gleichzeitig eine Hürde vor dem Stadtratssaal. Diese Barriere zwingt zur Besinnung, man muss entweder unten durch oder darüber steigen oder man kann die Kunst und das Hindernis beiseite räumen, indem die Schnur durchgeschnitten und an die Wand gehängt wird. Regula Hadorn, *1945, lebt in Steffisburg. Sie beschäftigt sich intensiv mit Malerei und lässt sich oft von der Natur inspirieren. Allerdings hat sie diese Kunstform ständig erweitert, so machte sie 1995 eine sprunghafte Entwicklung von den Nature Mor-te zur sogenannten Culture Vitale. Zu ihrem Werk gehören weiter textile Wandarbeiten, sie hat an der schwarzen Petra (1987) und an einer Gartennaturkunst (1997) mitgewirkt und sich für ein öffentli-ches Lebenskunstrecht eingesetzt (2002)................................................................................................................7/20 vom 24. Juni bis 10. September 2004_Peter Willen, Kultur ohne Kunst ist auch Kultur. Peter Willen stellt einen rohen Bildträ-ger aus, wie er direkt ab Schreinerei geliefert wird. Damit zeigt uns Peter Willen den Ausgangspunkt des künstlerischen Prozesses als Gegenpol zum Endprodukt. Wenn sich der Künstler nicht ans Werk setzt, bleibt der Bildträger blosses und leeres Material und damit Symbol für eine Kultur ohne Künstler, eine kunstlose eben. Gleich-zeitig weist der Bildträger verheissungsvoll auf ein mögliches Bild, das in einem langen und intensiven Prozess Schritt für Schritt ent-stehen kann. «Kultur ohne Kunst ist auch Kultur; eine Kultur ohne Kunst», so kommentiert Peter Willen diese Ausstellung. Eigentliches Markenzeichen von Peter Willen, *1941, sind monochrome, also einfarbige Eitempera-Bilder. Malen heisst für ihn wörtlich «Farbe auftragen». Ebenfalls zu Peter Willens Werk gehören Zeichnungen, Siebdrucke Hinterglas und Installationen für den öffentlichen Raum. Die Idee zum 2003 fertiggestellten 8 x 40 m messenden Wasserblock ist ein wichtiger Beitrag zur Neugestaltung des Bahnhofplatzes Interlaken Ost. Arbeiten von Peter Willen wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland und auf internationalen Messen (z.B. ART Basel) gezeigt. 1995 waren grössere Werkgruppen in ei-ner Einzelausstellung im Kunstmuseum Thun zu sehen. 2002 wurde er mit dem Kulturpreis der Stadt Thun geehrt................................................................................................................8/20 vom 16. September bis 12. November 2004 _Chantal Michel, «Das lebende Gesetz oder Die Kunst wird von der Politik getra-gen», 2004. Chantal Michel, 1968 in Bern geboren, erforscht in ihren Foto-, Video- und Performance-Arbeiten das Spektrum menschlicher Emotionen. Die Räume, in denen sich die Künstlerin inszeniert, sind real: eine alte Brauerei in Bern, ein Brockenhaus in Thun, ein Luxus-hotel in Paris. Durch ihre Präsenz schafft sie Bilder, in die das Un-heimliche eintritt, Bilder im Zustand des Dazwischens, Bilder zwi-schen Wachsein und Traum. Sie schafft das, was im Märchen möglich ist. Sie schafft Verwandlungen. Chantal Michels neuste Fotografie, die sie für das Projekt «Making Things» geschaffen hat, zeigt den Ge-meinderat der Stadt Thun inmitten einer Postkartenlandschaft. Was die fünf mit vereinten Kräften auf Händen tragen, ist die Künstlerin selbst. Sie wirkt wie eine unwirkliche Erscheinung. Sie ist das schla-fende Schneewittchen, ein Mädchen von Ferdinand Hodler und die sagenhafte Bergjungfrau. Die Mischung aus erhabener Naturkulisse, demokratischer Volksvertretung und künstlerischer Inszenierung führt zu einem «fragwürdigen» Gesamtbild: Wird die Kunst von der Politik getragen? Worin besteht das Gesetz? Und was sagt die Natur dazu? Die international erfolgreiche und des öfteren ausgezeichnete Künstlerin ist Trägerin des Thuner Kunstpreises 2004................................................................................................................9/20 vom 18. November 2004 bis 14. Januar 2005_Jakob Jenzer,

Japanpapier. Jakob Jenzer hängt einen Bilderrahmen auf, in dem er auf einen Bildträger lose gefaltete Zeitungen heftet, schön in Reih und Glied, und so, dass sie sich im Windzug des davor stehenden Ventilators leise raschelnd bewegen. Zeitungen kommt in der politi-schen Arbeit grosses Gewicht zu. Doch diese Blätter zu lesen wäre schwieriger – es sind alles japanische Zeitungen, die der Künstler von seinem kürzlichen Japanaufenthalt zurück gebracht hat. Es ist gleichsam «Japanpapier», das hier raschelt und mit den fremden Buchstaben eigenartige Bewegungen moduliert. Doch Jenzers Ar-beit soll nicht nur ästhetisch sein. Er will damit auf eine ähnliche Si-tuation zwischen Politik und Kultur verweisen: Man steht vor etwas, das man nicht versteht, und doch ist es offenbar etwas Wichtiges, das neben der Poesie auch noch Hintergrundinformation und Lebenser-fahrung liefert. Jakob Jenzer, *1953, lebt und arbeitet in Steffisburg. Sein künstlerisches Schaffen umfasst vor allem grossformatige Zeichnungen und abstrakte Bilder, in denen er sich mit sich und sei-ner Umwelt und mit Strukturen - Stadtstrukturen, Raumstrukturen - sowie mit den Beziehungen zwischen Form und Farbe beschäftigt. In Bezug auf sein Werk erscheint sein Zeitungsbild fast wie eine dreidimensionale Umsetzung seiner Strukturbilder. Die Japanreise wird - wie schon die früheren Aufenthalte in Rom und London - das zukünftige Schaffen des Künstlers entscheidend und nachhaltig be-einflussen................................................................................................................10/20 vom 21. Januar bis 11. März 2005_Marianne Baumann, «INSIDE – OUTSIDE». Marianne Baumann zeigt ein Bild ei-ner geheimnisvollen, bewegten Landschaft, welche sie «INSIDE – OUTSIDE» nennt. «INSIDE – OUTSIDE» stammt aus einer Ul-traschallaufnahme aus dem zentralen Körperbereich. Diese wurde digital bearbeitet und als UV Inkjet gedruckt, auf Forex kaschiert und mit Schutzlaminage überzogen. «INSIDE – OUTSIDE», vom Innenraum zum Aussenraum und umgekehrt, im Konkreten wie im Gedanklichen, im Licht wie im Dunkel, zeichnet unsere im-merwährende Dynamik im Hier und Jetzt: aufmerken - hinschauen - wahrnehmen - gewichten - verändern - verwirklichen. Die Wor-te «Inside» und «Outside» sind auf Schildchen an der Türe zum Stadtratssaal wegweisend. Marianne Baumann lebt und arbeitet in Thun. Ihre Werke sind vor allem gemalte Bilder. Die Galeristin Margit Haldemann in Bern schreibt dazu: «Sie wird von den Land-schaftsformen und Farben, vom Licht der wechselnden Jahreszeiten angeregt zu faszinierenden Bildräumen. Sie setzt ihre Eindrücke in konzentrierter Reduktion auf einzelne Farbgruppen um. Der räum-liche Aspekt wird in den neuen Werkgruppen immer wichtiger. Die einzelnen quadratischen Bilder ergeben installative Reihungen und ermöglichen damit immer neue Varianten von Farbkombinationen, die sich in ihrer Konstellation gegenseitig beeinflussen und auf den Gesamtraum ausstrahlen.»...............................................................................................................11/20 vom 17. März 2005 bis 6. Mai 2005_Heinrich Gartentor, «Ziemlich normales Wuchern». Heinrich Gartentor zeigt ein Bild aus dem Zyklus «Ziemlich normales Wuchern», an welchem er seit 1997 kontinuierlich arbeitet, davon aber erst einen kleinen Teil (2000 in Genua) öffentlich gezeigt hat. Jede Wucherung zeigt einen Moment Gartentorscher Arbeit. Diesmal ist es sein Arbeitstisch, Zu-stand 8.3.2005. Betrachterinnen und Betrachter erhalten Einblick in Skizzen, Modelle und Notizen. Gartentor schreibt gerade an seinem dritten Roman, der voraussichtlich im Herbst 2005 erscheint. Es wird ein Buch über Fussball sein. Heinrich Gartentor lebt und arbeitet in Thun. Zu seinem Namen kommt er durch eine Art Betriebsunfall. Unter gartentor.ch werden seit 1996 Leben und Werk des Künstlers Heinrich Gartentor gezeigt und beschrieben. Sein Schaffen scheint sich stets ausserhalb des klassischen Kunstbegriffs zu bewegen. Dass es sich bei Gartentor um eine Erfindung handelt, will niemand wahr-haben, weil alles authentisch daherkommt. Der renommierte Wiener Passagen Verlag beschliesst 1998, die vermeintliche Autobiografie als Roman herauszugeben. Der Verlag wünscht allerdings, dass Heinrich Gartentor ein Gesicht erhält. Martin Lüthi, der hinter Figur und Projekt Heinrich Gartentor steht, wird so unfreiwillig zu seinem eigenen Romanhelden. Er beginnt nachzuleben, was er beschrieben hat. Seinem Prinzip, konsequent die Grenze zur Nichtkunst auszulo-ten, ist er treu geblieben. Das hat ihn über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht. Seine Kunst polarisiert – wie seine Kolumnen, die er seit 2003 für das «Thuner Tagblatt» schreibt.

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ZWIESELBERG_KULTURFÖRDERUNG STADT UND REGIONKulturleitbild//Kulturpreis//Kulturstreuer//Spartenpreise//Kulturförderpreise//Regionale Kulturkonferenz Thun..........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

Kulturleitbild_Als Wegweiser für fünf Jahre wurde 2002 das Kulturleitbild der Stadt Thun herausgegeben. Es richtet sich gene-rell an eine kulturinteressierte Öffentlichkeit und speziell an die politischen Gremien, an Kulturschaffende und an in der Region Thun tätige Kulturunterstützer/innen.Im Leitbild sind vier Leitideen für die Zukunft festgehalten worden:.......................................................................................................................................................................

1_Fest verankerte Kulturinstitutionen sollen dank zeitgemässen Programmen, neuen Zugängen zu Vertrautem und der Begegnung mit aktuellem Kunstschaffen «auf der Höhe der Zeit» bleiben........................................................................................................................................................................

2_Eine «zeitgemässe Kultur, die Überraschendes und Ungewohntes bringt», prägt Thun als «Kulturstadt am Puls der Zeit»........................................................................................................................................................................

3_Thun strahlt über die Region hinaus, indem es «unverwechselba-re Veranstaltungen, die auf die örtlichen Gegebenheiten zugeschnit-ten sind», anbietet........................................................................................................................................................................

4_Der Kulturaustausch mit dem Ausland soll intensiviert werden. Dies bereichert das städtische Kulturleben und hebt Thun positiv von vergleichbaren Städten ab. .......................................................................................................................................................................

Regionale Kulturkonferenz_Wissen Sie, was RKK bedeutet?Wissen Sie, dass Ihre Gemeinde der RKK angehört?Wissen Sie, welche Kulturinstitutionen der RKK angeschlossen sind?Wissen Sie, dass auch Sie spannende DVD’s in der Regionalbibli-othek Thun ausleihen können?.......................................................................................................................................................................

Die Regionale Kulturkonferenz Thun (RKK) bezweckt die Förde-rung des kulturellen Lebens in der Region Thun und nimmt Aufga-ben wahr, die ihr im Zusammenhang mit der Finanzierung bedeu-tender Kulturinstitute gemäss kantonalem Kulturförderungsgesetz obliegen. So unterstützt die RKK die Kulturinstitute Kunstmuseum Thun, Schlossmuseum Thun, Regionalbibliothek Thun, Allgemeine Orchester Gesellschaft Thun und Kunstgesellschaft Thun........................................................................................................................................................................

Regelmässig sendet die Kulturabteilung der Stadt Thun den Regi-onsgemeinden Informationsmaterial und Veranstaltungshinweise der genannten Institute zu. Aus aktuellem Anlass empfiehlt sich: Im Kunstmuseum Thun die Sommerausstellung «hoch hinaus / tout en haut» zum Thema Berge. Die 23. Kunstausstellung des Schweizer Alpen-Clubs dauert vom 10. Juli bis am 18. September, Vernissage 9. Juli 2005,das historische Museum im Schloss Thun, übrigens gratis für Schulklassen. Geöffnet: April – Oktober täglich 10 – 17 Uhr,im September 2005 ein Besuch im Bibliobus der Regionalbibliothek Thun, der in über 30 Regionsgemeinden Station macht. Das genaue Da-tum für Ihre Gemeinde erfahren Sie unter Telefon 033 225 85 01/07,der Saisonstart 2005/06 der Allgemeinen Orchester Gesellschaft Thun am 23./25. September 2005 im Schadausaal Thun, die Zauberf löte von Mozart, präsentiert von der Kunstgesellschaft Thun am 23. November 2005 im Schadausaal Thun........................................................................................................................................................................

Folgende Gemeinden gehören der RKK an_Aeschi, Amsoldingen, Blumenstein, Brenzikofen, Buchholterberg, Burgistein, Eriz, Fahrni, Forst, Gurzelen, Heiligenschwendi, Heimberg, Hilterfingen, Höfen, Homberg, Horrenbach-Buchen, Kienersrüti, Krattigen, Längenbühl, Niederstocken, Oberhofen, Oberlangenegg, Oberstocken, Pohlern, Reutigen, Schwendibach, Seftigen, Sigriswil, Spiez, Steffisburg, Teuffenthal, Thierachern, Thun, Uebeschi, Uetendorf, Unterlangen-egg, Uttigen, Wachseldorn, Wattenwil, Wimmis, Zwieselberg.......................................................................................................................................................................

Das Sekretariat beantwortet Ihnen gerne weitere Fragen zur regio-nalen Kultur um Thun. Zudem verschenken wir 10 Gratiseintritte für die Ausstellung im Kunstmuseum Thun. Schreiben Sie uns jetzt gleich. Viel Glück!.......................................................................................................................................................................

Regionale Kulturkonferenz Thun_c/o KulturabteilungPostfach 145, 3602 Thun, Tel. 033 225 84 35, [email protected] .......................................................................................................................................................................

«Nun kann es ja aber nicht sein, dass sich die Verantwortlichen der RKK in die Vielfalt kultureller Arbeit in den Gemeinden ein-mischen, dafür besteht überhaupt keine Notwendigkeit, denn viele ideenreiche, engagierte Persönlichkeiten leisten dort in verschie-denster Hinsicht überaus wertvolle Kulturarbeit und diese wird von der Bevölkerung ja auch besonders geschätzt. Das kulturelle Leben in der Region zu fördern heisst darum wohl, die Leistungen der von der Gesamtheit der RKK-Gemeinden finanziell Unter-stützten in der Bevölkerung nachhaltig(er) bekannt zu machen. Es gilt, die Neugier für die Aktivitäten des Kunstmuseums, der Re-gionalbibliothek, des Schlossmuseums, der Orchestergesellschaft und der Kunstgesellschaft noch aktiver zu wecken, denn diese Art von Kultur ist weder elitär noch ist sie nur den sogenannt Intellek-tuellen vorbehalten. Es geht generell um die Erweiterung des weit verbreiteten Röhrenblicks, um die Öffnung des Gesichtsfeldes.» Walter Schläppi, Präsident RKK, aus dem Jahresbericht 2004........................................................................................................................................................................

Mehr zu den fünf Kulturinstitutionen unter:www.kunstmuseumthun.chwww.schlossthun.chwww.thun.ch/stadtbibliothekwww.aogt.chwww.kunstgesellschaft.ch.......................................................................................................................................................................

Punktuelle Förderung von einzelnen Kunstschaffenden wird mit Preisverleihungen angestrebt. Dabei werden herausragende Leis-tungen im kulturellen Bereich gewürdigt. Die Mittel stehen dank dem Heinrich und Martha Streuli-Fonds, der von der Stadt verwaltet wird, und andern privaten Quellen zur Verfügung. Werkbeiträge und Auslandstipendien sind eine zusätzliche Form von Einzelförderung........................................................................................................................................................................

Kulturpreis der Stadt Thun_Mit dem Kulturpreis der Stadt Thun werden ausserordentliche kulturelle Leistungen von überregionaler Bedeutung ausgezeichnet. Er zielt auf ein künstlerisches Gesamt-werk, ein Lebenswerk oder eine hervorragende kulturelle Leistung. Der Preis von mindestens Fr. 15‘000.– ist unteilbar und geht nur einmal an dieselbe Person. Der Kulturpreis kann im Ausnahmefall auch einer Gruppe verliehen werden, sofern die Leistung von allen Mitgliedern gleichwertig getragen wird. Üblicherweise erfolgt die Auszeichnung an einer öffentlichen Preisverleihung und wird von einer Laudatio und einer Urkunde begleitet.Bisherige Preisträger/innen_1981 Micheal Studer//1986 Gottfried Tritten//1988 Hermann Buchs//1989 Jakob Stämpfli//1992 Theodor Künzi//1998 Jakob Bieri//1999 Alexandre Dubach//2002 Peter Willen........................................................................................................................................................................

Kulturstreuer der Stadt Thun_Er wird für ausserordentliche Leis-tungen in der Kulturvermittlung oder Kulturförderung verliehen. Die Preissumme beträgt mindestens Fr. 5‘000.–. Der etwas seltsa-me Name dieses Preises soll an die Legatsbegründer Heinrich und Martha Streuli-Keller erinnern, welche mit dem Streuli-Fonds das Thuner Kulturleben bereichern.Bisherige Preisträger/innen_1993 Hans-Rudolf und Marguerite Dütschler//1996 Wilfried von Gunten, Beat (Pädu) Anliker//2000 Hans Peter Stauffer//2001 Rose Ueltschi//2002 Rolf Pfister//2003 Marlis und Hans Suter//2004 Claude Jeanneret........................................................................................................................................................................

Musik-, Literatur-, Filmpreis, Preis für bildende, darstellende und angewandte Kunst usw. der Stadt Thun_Die Preise in den Sparten Musik, Literatur, Film oder bildender, darstellender und an-gewandter Kunst sowie neuen Kunstformen werden an professionell arbeitende Künstler und Künstlerinnen vergeben. Es werden qua-litativ hochstehende Leistungen in den erwähnten Kunstbereichen gewürdigt. Die Preissumme beträgt mindestens Fr. 8‘000.–.Bisherige Preisträger/innen_1999 Fotopreis Reto Camenisch und Christian Helmle//2000 Theaterpreis Arthur Wütrich//2001 Preis für angewandte Kunst Susan und Friedrich Müller, Tanzpreis An-nemarie Parekh//2003 Designpreis Ueli Biesenkamp//2004 Preis für bildende Kunst Chantal Michel........................................................................................................................................................................

Thuner Kulturförderpreis_Er wird Künstlern und Künstlerinnen bis zum vollendeten 35. Altersjahr mit Herkunft oder Wohnsitz in einer der Gemeinden der Regionalen Kulturkonferenz Thun zum Zweck der Weiterbildung und allenfalls Ausbildung zugesprochen. Auf Ausschreibung hin können sich Künstler und Künstlerinnen anmelden oder durch Drittpersonen angemeldet werden. Die Preissumme beträgt Fr. 20‘000.– pro Jahr und wird seit 2004 vom Gemeindeverband Thuner Amtsanzeiger gestiftet.Die Verleihung eines oder mehrerer Förderpreise wird durch ein 9-köpfiges Gremium beschlossen, das von der Kulturkommission bestimmt wird. Dem Gremium gehören mindestens vier Fachperso-nen an, welche die Sparten bildende Kunst, Film, darstellende Kunst und Literatur sowie Musik vertreten.Bisherige Preisträger/innen_1999 Sabine Portenier (Modedesign), Beat Gneist, David Kummer (Musik)//2000 Vital J. Frey, Muriel Affolter (Musik), Martin Lüthi (Bildende Kunst)//2001 Julia Neumann (Musik), Lukas Bärfuss (Literatur)//2002 Liliane Steffen (Schauspiel), Benedict Voellmy (Theater), Ruth Lucia Baumgartner (Tanz)//2003 Nadja Stoller (Gesang), Myriam Lo-epfe (Fotografie)//2004 Beatrix Graf (Musik), Stefan Guggisberg (Bildende Kunst)

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PPP_PUBLIC PRIVATE PARTNERSHIPPublic Private Partnership, kurz PPP, ist mehr als ein neues Wort. PPP steht für einen neuen Umgang unter Kulturfinanzierern. Noch sind geregelte und dauerhafte Kooperationen in der Kulturfinanzierung die Ausnahme. Zu unterschiedlich erscheinen die Motive der Partner, zu verschiedenartig die Akteure – sei es der Staat, die Stiftung oder die Wirtschaft. Wer Kultur finanziert, will Wirkung erzielen. Für sich und seine Institution. Partnerschaftliche Kulturfinanzierung aber will mehr: Sie steht für die Annäherung scheinbar unterschiedlicher Positionen, für den Transfer von Know-how zwischen den Partnern und die Schaffung neuer Synergien und Ressourcen. Ziel der partnerschaftlichen Kulturfinanzierung ist ein Mentalitätswandel, der neben den finanziellen vermehrt auch ideelle Werte ins Zentrum rückt. ..........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

PPP PUBLIC-------------- ------------ PRIVATE----------------- PARTNERSHIP-------------- -------------DIE KULTURABTEILUNG DER STADT THUN DANKT FÜR DIE UNTERSTÜTZUNG DES ATELIERS BERLIN_DASKONZEPT, CH-THUN//STUDER AG, CH-THUN//ATELIER ALINEA, CH-HEIMBERG//GLAESER MÖBELBAU AG, CH-BADEN//HELMLE AG, CH-THUN//PROBST OPTIK, CH-THUN//SELEFORM AG, CH-ZOLLIKON//SUPERIEUR SA, CH-ZÜRICH//ELEKTRO GROSSMANN AG, CH-THUN//DUSCHOLUX AG, CH-GWATT//KUNSTGESELLSCHAFT, CH-THUN//CIRO SILVESTRI GRA-FIKDESIGN, CH-THUN//W. STAUFFER AG, CH-THUN//MARGRIT TSCHANNEN, CH-THUN//UNIMA AG, CH-MATZINGEN//BEAT WALTHER, CH-THUN...........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................Berliner Residenzatelier als Pilotprojekt_Das Thuner Residenzatelier in Berlin wurde als Pilotprojekt für eine Co-Finanzierung von Privaten und der Stadt Thun lanciert. Für die Stadt Thun steht die Kultur-förderung im Zentrum. Über ein Atelierstipendium wird künstlerisches Schaffen unterstützt und ausgezeichnet. Die privaten Partner werden ideell und finanziell eingebunden und ihr Engagement wird publik gemacht. Für ein Unternehmen ergeben sich verschiedene Anknüpfungspunkte: Entweder über den Standort Berlin - wenn das Unternehmen geschäftliche Kontakte oder einen Standort in Berlin hat - oder über ein Thema wie «Urbanes Wohnen und Arbeiten»..........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................Öde Neujahrskarten ab Stange?_Massgeschneidert aufs Unternehmen kann Kultursponsoring einen Beitrag zu Public Relation und Kommunikation leisten. Die Chance im Kultursponsoring für kleine und mittlere Unternehmen, also KMU, liegt darin, sich individuell einzubringen und zu positionieren. Im Sinne von Public Private Partnership bietet die Kulturabteilung der Stadt Thun neu seit Juni 2005 einen Link zwischen Privatunternehmen und Kulturprojekten an und berät diesbezüglich KMU. Denn oft fehlen ihnen die Kontakte zu Künstler/innen und Veranstalter/innen oder die guten Ideen für entsprechende Vorhaben. Die Palette ist breit und reicht von Beiträgen an kulturelle Projekte über Kundeneinladungen an Kulturanlässe bis zum Engagement bei Kulturpreisvergaben. Oder es ist die individuelle Neujahrskarte, die allen in bester Erinnerung bleibt...........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

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BERLIN_INTERVIEW MIT CHRISTIAN HELMLEHin und her per Mail vom 30. April bis 3. Mai 2005_Als Instrument der Kulturförderung betreibt die Kulturabteilung seit März 2005 in Berlin ein Residenzatelier für Künstler/innen aus der Stadt und Region Thun. Realisiert werden konnte das Projekt dank Sponsoring und Zusammenarbeit mit den Partnerstädten St. Gallen und Winterthur. Als ersten Stipendiaten hat die Kulturkommission der Stadt Thun den Fotografen Christian Helmle ausgezeichnet. Nach seiner Rückkehr ist in Zusammenarbeit mit der Fritz Studer AG eine Ausstellung seiner in Deutschland entstandenen Arbeiten geplant. .........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

Jacqueline Strauss_du bist nun seit zwei monaten im berliner atelier der stadt thun. das entspricht einem drittel der stipendi-atszeit. was war für dich im berliner alltag das überraschendste, was ist dir besonders aufgefallen?...............................................................................................................Christian Helmle_die anderen dimensionen. wenn ich irgend-wohin gehe und denke: da vorne muss es gleich sein, dann geht es nochmals 500 meter oder einen kilometer, dann erst bin ich da. alles ist grösser, weiter und komplexer, als ich es mir von der schweiz gewohnt bin. die strassen sind breiter, ein billard-club z.b. hat gleich 12 grosse spieltische, um ans andere ende der stadt zu gelangen braucht man schnell eine stunde.aber auch: die omnipräsenten grünflächen, das viele wasser, all die brachen, die ungenutzt bleiben, all die büroflächen in den neuen bauten seit der wende, die leer stehen, die mannigfaltigen nischen. wohnraum ist extrem günstig, galerien und kleine cafés zuhauf, die um kundschaft buhlen. nur kaum firmen, die hierher ziehen. im ge-genteil: sie wandern ab, der hauptstadthype findet nur partiell statt.die armut: etwa 500‘000 der 3,5 millionen einwohner sind hartz 4-empfänger, die nur noch das minimum an staatlicher unterstüt-zung kriegen, hart am existenzminimum. das preisniveau in mei-nem quartier ist ein drittel unter dem der schweiz.an der geschichte kommt man nicht vorbei: überall verweise auf die alten preussen, die nazizeit, die ddr-zeit, die boomende phase nach der wende. das dauerprovisorium: leute kommen und gehen in dieser stadt, stillgelegte fabriken werden zwischengenutzt, fir-men f lorieren und gehen wieder unter, läden und restaurants öff-nen und schliessen, jeder versucht, etwas aufzubauen, manchmal gelingts, manchmal nicht. alles auf zeit. ich war auf der höchsten erhebung berlins: dem teufelsberg, oben drauf eine ehemalige amerikanische abhörstation aus dem kalten krieg. der berg ist ein haufen aus kriegstrümmern.das wissen und die eloquenz im sprachlichen ausdruck sind weit verbreitet. im intellektuellen vergleich sind wir ein volk von bauern. oft sagt man mir im gespräch nach ein paar sätzen: du bist schwei-zer. na ja, entgegne ich, das war jetzt nicht so schwierig zu erkennen bei meinem akzent. ein türke sagt zu mir: hey, du bist ausländer! ja, ich versuche hier effektiv, mich präziser auszudrücken. ich denke aber, dass wir inhaltlich jeweils gut mitreden können (die kochen auch nur mit wasser), aber durch unseren akzent und die helvetis-men jeweils etwas unter dem wert wahrgenommen werden. und sicher versuche ich nicht, geschliffen deutsch zu sprechen wie ein schauspieler, meine herkunft aus dem bäuerlichen umfeld brauche ich nicht zu verstecken, da stehe ich dazu................................................................................................................J.S._hast du in berlin einen «lieblingsort» gefunden, wo du öfters hingehst?...............................................................................................................C.H._mein «naherholungsgebiet» ist die halbinsel stralau mit dem rummelsburger see und der angrenzende treptower park – ein grosser wald mitten in der stadt, an der spree, hier gehe ich joggen und ausspannen.mein sonntagsritual im quartier: brunchen in einem der zahlrei-chen lokale im kiez, danach rundgang auf dem f lohmarkt des boxhagener platzes, den man liebevoll «boxi» nennt. Zum 1. mai gibts hier allerdings demos der autonomen, scharmützel mit der tausendfach präsenten polizei, räuber und gendarm. der frust über wirtschaft und staatsmacht sitzt tief, politisches programm allerdings ist wenig vorhanden.ich liebe die nischen, die ungenutzten oder nicht klar definierten orte im ehemaligen ostteil, rund um den s-bahnhof ostkreuz beispiels-weise. das café einstein in westberlin, wunderbar altmodisch an wien erinnernd, wo die zeit still zu stehen scheint. die kleinen esslo-kale um die ecke: der kebab-türke, die asiaten, der palästinenser.und ich schaue mir gerne die bauten aus den 20er- und 30er-jah-ren an, mehr noch als die modernen architekturhypes. manchmal ist es ein bisschen viel aufs mal, habe ich den kopf voll. es ist eine herausforderung, sobald ich auf die strasse hinausgehe. soll ja auch so sein. da ist es wunderbar, dass ich mich in diesen an-genehmen loft des thuner ateliers zurückziehen kann, viel raum habe und mich neu orientieren kann................................................................................................................J.S._an welchen fotografischen projekten arbeitest du wäh-

rend deinem berlin-aufenthalt? mit welchen themen befasst du dich und welche orte suchst und besuchst du zur umsetzung?...............................................................................................................C.H._eines meiner langzeitprojekte heisst «weisse elefanten». das sind im weitesten sinne fehlplanungen, bauobjekte, die nicht ihrem ursprünglichen zweck zugedient werden konnten, wo oft viel geld drauf ging. moderne ruinen auch. da habe ich einige in berlin ge-funden, andere suche ich draussen in ostdeutschland auf. das sind beispielsweise ungenutzte einkaufszentren oder bürobauten im rohbau oder bezugsbereit, fehlinvestmentfabriken, eine autorenn-strecke, eine riesige förderanlage für den braunkohleabbau, ein vergnügungspark, eine us-abhörstation aus dem kalten krieg, eine kilometerlange ferienanlage für nazi-parteigänger usw.im moment weite ich diesen ansatz aus auf objekte mit vorläu-figem arbeitstitel «orte im umbruch». da geht es vor allem um bauten aus der ddr-zeit, die nach der wende nicht mehr gebraucht werden: braunkohlekraftwerke und brikettfabriken, ehemalige so-wjetkasernen, der ehemalige rundfunk der ddr, rückbau von plat-tenbauten nach der abwanderung nach westen, lagerhäuser, land-wirtschaftliche genossenschaften usw. dann interessieren mich architektonische sachen: fassaden von häusern, die abgeschnitten dastehen (oft nach bombenzerfall der umgebung im 2. weltkrieg), sie weisen oft eine malerische qualität auf. gebäudefassaden aus den 20er- und 30er-jahren, die eine hohe qualität haben, zum teil auch aus der nazizeit. manchmal auch moderne fassaden, welche ich in bezug setze zu pf lanzen und bäumen.da gibt es auch bilder, die in einen weiteren zyklus passen, den ich «makan» nenne – orte, die so nur in der fotografie existieren. bei diesen arbeiten bin ich noch am sammeln der mannigfaltigen eindrücke. analyse und auswahl werden sich erst mit der zeit he-rauskristallisieren.ein weiteres thema ist: vom menschen gemachte landschaft, schnitt-stellen von kultur und natur. da war ich einstweilen im braunkohle-abbaugebiet in der lausitz, künstlichen, wüstenähnlichen landschaf-ten von grosser schönheit. ich suche also diese orte auf, auf welche ich im internet oder über gespräche mit einheimischen stosse. da ist viel recherche nötig, um sie überhaupt zu finden. daneben versuche ich, offen zu bleiben für situationen, die in mein interessengebiet passen, das können dann auch eher poetische, nicht klar definierba-re bilder sein. nun, ich hoffe, dass mein arbeits-und interessefeld ei-nigermassen rüberkommt. es ist alles work in progress, nicht absolut zielgerichtet. das ist die chance eines atelierstipendiums: zeit haben, um die eigenen sachen weiter zu entwickeln, ohne immer gleich ein valables ergebnis vorzeigen zu müssen................................................................................................................J.S._die vielfältige und dynamische berliner kultur war aus-schlaggebend für die standortwahl des ateliers. da du nun län-ger dort weilst: wie erlebst du das kulturelle leben, allenfalls auch in den verschiedenen sparten? ist es dir möglich einblicke und kontakte zu verschaffen?...............................................................................................................C.H._vielen berlinern scheint es zu genügen, in einer stadt zu leben, in der kulturell so viel los ist – ohne hingehen zu müssen. der boom von galerien hat auch zur folge, dass sich der kuchen stark verteilt. ich war an vernissagen, wo vielleicht 20 leute sich einfanden – es gibt so viele andere möglichkeiten. da die miete eines lokals so günstig ist, gibt es auch viele low-budget galerien oder auch musikclubs. neben dem ganzen hype von angesagten trendsettergalerien und moma- oder f lickaustellungen findet sich eine grosse palette von nichtkommerzieller kultur, eine art underground. das ist lebendig und bereichernd. aber vom publi-kumsaufmarsch her gesehen oft auch ernüchternd. lassen wir uns nicht von der affiche «berlin, grosstadt, kulturmetropole» täuschen. es ist sicher vielfältiger hier als in der schweiz, aber es läuft in ähnlichen strukturen. die stadt hat finanzielle probleme, unterstützt wird selten etwas.was mich angeht, schätze ich die vielfalt von ausstellungen, unter denen ich mir jene aussuchen kann, für die ich ein spezifisches interesse habe. neben einer robert capa-ausstellung findet sich eine über die ddr-fotografie der 50er- bis 80er-jahre. neben der vieldiskutierten vorpremiere zum 3-teiligen fernsehfilm «speer und er» findet sich in einer quartierinitiative ein stummfilm über die eskimos von 1928, untermalt von live-musikern. es gibt ga-

lerien spezialisiert auf figurative malerei (auf dem markt zurzeit sehr angesagt), auf interaktive kunst, auf architektur oder auf fotografie usw. viele kleine musikklubs bieten für wenig geld konzerte aller sparten an. und natürlich die grösseren sachen: die philharmonie – da werde ich demnächst ein klassisches konzert besuchen, man schwärmt von der akustik in diesem scharoun-bau. und theater und oper noch und noch – das ist weniger wich-tig für mich. ich bin ja nicht immer konsummässig unterwegs, sondern arbeite an meinen projekten und bin oft froh, abends in diesen wohnlichen atelierloft zurückzukommen und ein ganz normales leben zu führen.die schweizer botschaft organisiert einen 2-tägigen anlass für die schweizer stipendiaten in berlin. sehr dichtes programm, in dem man einen guten einblick erhält, insbesondere in institutionen und galerien der bildenden kunst, aber auch ins literaturhaus und in künstlerwerkstätten. da ergeben sich natürlich kontakte zu andern schweizer kulturschaffenden. der rundgang bietet einen guten überblick mit der möglichkeit, weiterführende kontakte zu pf le-gen. sehr bereichernd. es ist nicht selbstverständlich, dass sich die kulturabteilung der botschaft wirklich um ihre künstler bemüht.nicht zu unterschätzen ist dann auch die im alltag gelebte kultur: strassenkonzerte mit politischen botschaften, ein 1. mai-fest in kreuzberg mit 15‘000 leuten, mit punk, rock- und ethnokonzer-ten, by the way läuft in einem schaufenster «der grosse diktator» von chaplin. oder ein jongleur inszeniert sich vor der autoschlan-ge, während die ampel auf rot steht. oder überall trifft man auf leute, die etwas filmen oder fotografieren. das gibt mir das gefühl, einer von vielen zu sein, die hier ihre kulturelle arbeit machen. klar, für wirklich weiterreichende professionelle kon-takte braucht es – wie überall – die entscheidenden beziehungen. keiner hier hat auf dich gewartet, dutzende kulturschaffende be-wegen sich in einem ähnlichen interessengebiet.heute war ich übrigens in einer ehemaligen sowjetkaserne (da lebten 50‘000 soldaten) und auf einem f lugplatz im norden ber-lins, in der ukermark. schöne, verschlafene gegend, gespenstisch in den anlagen des kalten krieges, die vor sich hin modern, ziem-lich unheimlich. ich sah einen dachs, eine gruppe von hirschkü-hen und eine schwarze wildschweinfamilie!

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STEFFISBURG_ZWEI HAUPTSPONSOREN FÜR DAS ATELIER BERLINdaskonzept_Eine neue Interpretation für Einrichtung und Design//Studer AG_Schleifmaschinen und Kunst.........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

Publireportage Studer AG_Dr. Marc Studer, früherer Eigentü-mer der Fritz Studer AG in Steffisburg, pf legte neben der erfolg-reichen Führung seines international tätigen Unternehmens eine umfangreiche Kunstsammlung.Unzählige Gemälde zieren noch heute unsere Fabrikhallen, in denen Hightech-Produkte hergestellt werden. Auch Büroräume, in denen Ingenieure an Innovationen tüfteln, welche Studer auf einer technologischer Spitzenposition halten, sind durch Grafi-ken aufgelockert.Geschäfts- und Sozialanlässe wurden innerhalb der Firma je-weils künstlerisch untermalt. Vernissagen, sogar Konzerte fan-den von Zeit zu Zeit in unserem Fertigungsbetrieb statt.Die Kombination von Schleiftechnologie und Kunst führte uns vor ein paar Jahren zu unserem Unternehmens-Claim: «The Art of Grinding».Mittlerweile unter der Obhut der deutschen Körber AG wollen wir «die Kunst des Schleifens» unserem globalen Kundenkreis näher bringen. Dabei gilt es zu erwähnen, dass Schleifen als Bearbeitungstechnologie im Nanometer-Bereich für hochpräzise Teile, zum Beispiel im Automobil- oder Flugzeugbau, als eine nicht exakte Wissenschaft betrachtet wird. «Präzises Schleifen ist eine Kunst!»Getrieben durch unser Firmenmotto halten wir grundsätzlich Produkt-Markteinführungen in künstlerischem Ambiente ab. So haben wir dem Fachpublikum Ende letzten Jahres im Robert Die-sel Museum in Augsburg, mit klassisch-musikalischer Umrah-mung inmitten technisch historischer Exponate, ein neues Pro-dukt für die Fertigung von Dieseleinspritzsystemen präsentiert.Unser alljährlich globales Vertretertreffen findet nächsten Win-ter in den «Wellen» des neuen Paul Klee Zentrums in Bern statt.Kunst als Marketingträger pf legen wir auch im direkten Umgang mit unserer Kundschaft. Die letzten beiden Jahre waren durch ein VIP-Programm gekennzeichnet, bei welchem wir in verschie-denen Großstädten der Welt mit «Studer art on Tour» zu kulturel-len Leckerbissen eingeladen haben. So durfte eine ausgewählte Kundschaft folgenden Events beiwohnen: Stuttgart (Deutsch-land), Musical 42nd street_Verona (Italien), Oper Aida_London (England), Musical Chicago_Avenches (Schweiz), Oper Car-men_Chicago (Amerika), Blue Man Group_Paris (Frankreich), Musical Gladiateur_Shanghai (China), Chinesische Lokalkunst.

Publireportage daskonzept_In der Berntorgasse in Thun und in der unteren Altstadt in Zug geht es nicht nur um die verfüh-rerische Form eines Gegenstands zum Zweck des erfolgreichen Verkaufs.14 Personen arbeiten an der Vernetzung von Architektur – Innen-architektur – Möbelentwurf – Konstruktion und Marketing. Die Leute sind dementsprechend ausgebildete Architekten, Innen-architekten, Designer, Konstrukteure, Handwerker und Marke-tingspezialisten. Alle mit hervorragender Ausbildung im In- und Ausland. Dazu gruppieren sich Spezialisten und Produzenten aus der Umgebung, die je nach Projekten das Team verstärken.Die Arbeit erfolgt nach dem Leitsatz «Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann» (aus An-toine de Saint Exupéry, Terre des Hommes, 1939).Eine Produktentwicklung bedeutet dementsprechend nicht, ein weiteres unnötiges Produkt, eventuell mit einer schöneren Form, in einem übersättigten Markt zu positionieren (Verführung). Nein, es werden Konzepte entwickelt, zum Beispiel für eine bes-sere Arbeitsmethode. Da die resultierenden Produkte neu, nicht vergleichbar, unbekannt sind, wird die Philosophie und das Mar-keting gleich mitgeliefert. Die Produkte sind zeitlos.Im Designbereich wird international gearbeitet. Entwürfe für Firmen der Designhochburg Italien, aber auch für traditionsrei-che Designanbieter in Deutschland und Nordeuropa sind auf dem Markt oder momentan in Arbeit.Innenarchitekturaufträge werden zu Konzepten, die Moden überdauern. Alle «Kulissen und Trends» werden abgelehnt. Das macht die Arbeit nicht einfach, jedoch auf Zeit erfolgreich für den Kunden und für die Createure.Die Arbeitsstätten in Thun und Zug sind Schaufenster und Er-gebnisse der Arbeit. Diese spiegelt sich in der Architektur der Räume und in den ausgestellten Produkten. Die Mitarbeiter arbeiten in der Ausstellung und die Kunden können sich unge-zwungen überall bewegen und an den momentanen Projekten teilhaben. Alles ist offen und transparent. Die Mitarbeiter sind keine gelernten Verkäufer, sie vermitteln die Freude an ihrer Ar-beit und die Sympathie für unübliche Lösungen.Fragen an die Mitarbeiter nach ihren beliebtesten Projekten wer-den vielfach nicht nach der Projektgrösse beantwortet, sondern nach dem menschlichen Verhältnis, das sich mit der Arbeit auf-gebaut hat – die Sympathie steht im Vordergrund. Eines dieser Projekte ist sicher das Künstleratelier in Berlin im Auftrag der Kulturabteilung der Stadt Thun. Oder der Designauftrag für die Firma Alias in Bergamo, der leider nicht realisiert wurde, aber trotzdem zu dieser Kategorie gehört. Beliebt sind auch Architek-turwettbewerbe, bei denen daskonzept als Fachplaner eingeladen wird, und Innenarchitekturwettbewerbe, an die daskonzept viel-fach direkt eingeladen wird. Diese Arbeiten werden als visionäre Übungen betrachtet und beinhalten einen enormen Lernfaktor.Dementsprechend ist auch nicht Umsatz der wichtigste Faktor, sondern das Bestreben sich bei jedem neuen Projekt zu verbes-sern. Es wird mehr Wert auf das innere Wachstum gelegt als auf das Streben nach Umsatzgrössen. Wie kann es auch anders sein, klein und fein macht mehr Spass als Umsatzrekorde und Grösse. Kreativität entwickelt sich nur, wenn die Arbeit und das Umfeld Spass machen.

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GABROVO_KULTURAUSTAUSCH ZWISCHEN THUN UND EINER BULGARISCHEN STADTGabrovo liegt im Zentrum Bulgariens und zählt eine Bevölkerung von rund 75‘000. Die Stadt ist rund 20 Kilometer lang, einen Kilometer breit und entlang einem Fluss gelegen. Sie gilt als die Stadt des Hu-mors. Der «Geiz» der Gabrovoer ist ebenfalls sprichwörtlich. Die Konzert-Tournee «Begegnungen» ist Teil der Städtepartnerschaft zwischen Thun und Gabrovo. Denn der Kulturaustausch ist seit drei Jahren ein Schwerpunkt der Partnerschaft. Neben der Musik sind auch andere kulturelle Sparten mit einbezogen. Letztes Jahr fand in Thun eine Karikaturenausstellung statt, die das Ergebnis eines Wettbewerbs unter bulgarischen Karikaturisten zum Thema Schweiz zeigte. Umgekehrt hat diesen Mai der Steffisburger Mime Gerhard Tschan am internationalen Theaterfestival in Gabrovo teilgenommen. Neu geplant ist eine Partnerschaft zwischen den Stadtbibliotheken Gabrovo und Thun..........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

Jacqueline Strauss_Was wir ahnten, bestätigte sich: Kulturaus-tausch ist nur möglich über die direkte Begegnung und das Sich-Kennen-Lernen, über gegenseitiges Interesse und Offenheit.Im eisig kalten Winter 2002 haben Rafael Zehnder als Mitglied der Musikkommission und ich als Kulturbeauftragte der Stadt Thun die bulgarische Partnerstadt Gabrovo besucht. Die Städtepartner-schaft gab den Rahmen und ermöglichte uns zahlreiche Kontakte in Bulgarien. Als Rafael Zehnder im bulgarischen Freilichtmuseum von Etara eine traditionelle Hirtenf löte kaufte, wusste er nicht, dass dies Schritt für Schritt zu einem interkulturellen Musikprojekt an der Schnittstelle von Klassik, Jazz und Folklore führen würde. Denn in Etara hörten wir das erste Mal den Namen des für uns fremden Instruments Kaval. Beim Abendessen mit Leuten aus der Kultur-szene führte Rafael Zehnder stolz seinen Kauf vor. Hier wiederum hörten wir das erste Mal von Theodossi Spassov. Kalina Wagen-stein von Pro Helvetia in Sofia schlug uns ein Treffen mit dem Musikvirtuosen vor. Kurz vor dem Rückf lug trafen wir Theodossi Spassov in Sofia bei einer Tasse Kaffee. Er ist in seiner Heimat Bulgarien ein Star, denn er hat das Spiel mit der uralten Hirten-f löte revolutioniert. Nie zuvor entlockte jemand dem Instrument solche Töne wie der 1961 geborene Spassov. In seinen mystischen Musikwelten verbindet er die Wärme der Folklore, die Verspielt-heit des Jazz und den Tiefgang der Klassik. In Gabrovo selber hatten wir einer Probe des Kammerorchesters beigewohnt, das unter der Leitung von Ivan Stojanov zu einem wichtigen Partner wurde. Es gilt als eines der besten und vielsei-tigsten Orchester in Bulgarien. Nach der Rückkehr in die Schweiz ist es dem Saxofonisten Rafael Zehnder gelungen, für sein Projekt zwei weitere engagierte Schweizer Musiker zu finden. So ist im Spannungsfeld zwischen orientalen und alpinen Musikeinf lüssen eine interkulturelle Formation gewachsen, bestehend aus Theodos-si Spassov, dem Kammerorchester Gabrovo und den drei Schwei-zer Musiker/innen Rafael Zehnder, Andi Marti (Posaune) und Christine Lauterburg (Gesang). Im heissen Thuner Sommer 2003 gaben sie ein erstes Konzert in der Stadtkirche Thun und im glei-chen Herbst ein zweites in Gabrovo. Dann kam im Juni dieses Jah-res eine Tournee «Begegnungen» mit Konzerten in vier Schweizer Städten – nebst Thun auch Basel, Bern und Biel - zustande. Als musikalische Begegnung ist das Projekt unüblich und ausser-gewöhnlich, intensiv und spielerisch, weitab vom gängigen Kultu-rimport und -export................................................................................................................1_Theodossi Spassov, Andi Marti, Rafael Zehnder//2_Musiker Kam-merorchester Gabrovo//3_Christine Lauterburg, Theodossi Spassov...............................................................................................................

Sandra Rupp_Förderverein Thun-Gabrovo_Auf Initiative des Stadtpräsidenten Hans-Ueli von Allmen wurde im Dezember 2001 der Förderverein Thun-Gabrovo gegründet. Waren es zu Beginn rund 30 Personen, die mit ihrer Mitgliedschaft die Partnerschaft zwischen Thun und Gabrovo unterstützen, sind es mittlerweile bereits über 100................................................................................................................Warum ein Förderverein?_Seit den Anfängen der Partnerbezie-hungen im Jahr 1997 liefen die Kontakte vor allem auf der Ebene der beiden Behörden. Das Ziel des Fördervereins war und ist die Förderung und Weiterentwicklung der Kontakte zwischen der Be-völkerung von Thun und Gabrovo, wie auch die finanzielle und ide-elle Unterstützung eigener und städtischer Partnerschaftsprojekte................................................................................................................Projekte des Fördervereins_Vor zwei Jahren wurde das Projekt «Patenschaften für MusikschülerInnen» unter Federführung des För-dervereins in Gabrovo initiiert. Im laufenden Schuljahr können bereits 40 Kinder in Gabrovo dank einer Patenschaft Instrumentalunterricht an der Musikschule besuchen.Zwei weitere Projekte, die von Behördenseite aufgebaut wurden, stehen mittlerweile unter der Betreuung des Fördervereins: Die Zusammenarbeit mit der Sonderschule Gabrovo und der Mittags-tisch für Kinder aus sozial schwachen Familien und ältere allein-stehende Personen während der Wintermonate................................................................................................................Mitglieder helfen tatkräftig mit_Ein wichtiger Teil des Förder-vereins ist die Einbindung seiner Mitglieder in aktuelle Projekte. Im vergangenen Jahr haben sich einige ehrenamtlich als Ausstellungs-aufsicht für die Karikaturausstellung «Was, die Schweiz?» in Thun zur Verfügung gestellt, und in diesem Jahr konnten innerhalb des Vereins Gastfamilien für die Musikerinnen und Musiker des Kam-merorchesters Gabrovo anlässlich der Konzerttournee «Begegnun-gen» gefunden werden................................................................................................................Angebote für Mitglieder und Öffentlichkeitsarbeit_Zweimal jährlich erhalten die Mitglieder ein Mitteilungsblatt, das über die Aktualitäten der Partnerschaft informiert. Weitere Angebote für die Mitglieder waren unter anderem ein bulgarischer Kochkurs oder eine Mitgliederreise nach Bulgarien im Mai 2005.Einmal pro Jahr führt der Förderverein eine Standaktion in der Thuner Innenstadt durch, um bulgarische Festtage und Bräuche vorzustellen und auf den Verein aufmerksam zu machen................................................................................................................Mehr zur Partnerschaft Thun-Gabrovo unter:www.thun.ch/Partnerschaften undwww.thun-gabrovo.ch...............................................................................................................

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An einer Filmschule wurde einer Klasse die Aufgabe gestellt, einen Kurzfilm zu drehen, der nur aus einer ein-

zigen Einstellung besteht. An dieser Einstellung durfte nichts verändert werden, die Kamera durfte nicht ver-

schoben oder geschwenkt werden, weder ein Zoom noch ein Drehen an der Schärfe waren erlaubt. Die Schüler

hatten nur einen einzigen Bildausschnitt zu wählen, die Kamera zu starten und wieder zu stoppen. Nichts Ge-

schriebenes oder Inszeniertes durfte verwendet werden, und auch der Einsatz von Schauspielern war untersagt.

Und doch war die Aufgabe, einen Film zu machen, eine Geschichte zu erzählen und nicht nur ein einzelnes

Bild zu präsentieren. Bei der Vorführung im Kino der Schule wurde sichtbar, wie schwierig die Aufgabe zu

lösen war. Mehrmals wurde die Kamera an belebten Orten aufgestellt und es gab teilweise auch Interessantes

zu beobachten. Doch es ergab sich keine Handlung und es kam auch keine Spannung auf. Dann war plötzlich

eine Mausefalle zu sehen. Eine des tödlichen Typus‘, nicht die Käfigvariante. Ein einfaches Konstrukt: Eine ge-

spannte Metallklammer zertrümmert das Genick der Maus, sobald diese ein Stück Käse berührt. Ein einfaches

Konstrukt und auch eine einfache Lösung für die gestellte Aufgabe. Auf einmal war Spannung im Saal. Was

wird passieren? Wird etwas passieren? Ein bestimmter Handlungsverlauf konnte bei dieser Ausgangslage er-

wartet werden. Oder auch nicht. Kurz: Es war ein Film. Das Gefühl, gemeinsam auf die Hinrichtung einer Maus

zu warten, führte zu Aufregung im Saal, es war von Tierquälerei die Rede. Was denn dabei sei, eine einzige

Maus der Kunst zu opfern, konterte die Gegenseite. Der Macher des Films sagte nur, er wohne in einem alten

Haus und töte jeden Tag Mäuse. Der Lärmpegel im Saal war schon recht hoch, als die Maus erschien. Langsam

schnuppernd näherte sie sich der Falle. Totenstille im Saal. Die Maus begann am Käse zu knabbern. Im Saal

wurde der Atem angehalten. Als die Klammer sich löste, wurde die Maus von dieser aber nicht getötet, sondern

nur aus dem Bild geschleudert. Da sie laut quietschend zu hören war, konnte angenommen werden, dass sie den

Flug unbeschadet überlebt hatte. Erleichterung im Saal. Als die Maus kurz später erneut auftrat und in aller

Ruhe den Käse verzehrte, gab es kein Halten mehr. Applaus und Bravo-Rufe. Der Filmemacher wurde allseits

umarmt. Man war sich einig, einem Meisterwerk beigewohnt zu haben.

KAIRO_HAPPY END VON MATTO KÄMPFMatto Kämpf, geb. 1970 in Steffisburg, ist Schriftsteller, Theater- und Filmemacher. 2003 lebte er als Stipendiat ein halbes Jahr in Kairo im Atelier der Konferenz der Schweizer Städte für Kulturfragen, in der Thun Mitglied ist. Während seines Aufenthalts verfasste er eine prägnante Serie von Kurzgeschichten, von denen hier «Happy End» als erste publiziert wird..........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

Happy End

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INFORMATIONEN KULTURABTEILUNG DER STADT THUNDie Kulturabteilung der Stadt Thun, inkl. dem Bereich Kulturförderung, befindet sich im Rathaus und gehört zur Direktion Präsidiales und Finanzen. Direktionsvorsteher ist der Stadtpräsident Hans-Ueli von Allmen. Als städtische Institutionen sind das Kunstmuseum und die Regionalbibliothek der Kulturabteilung angegliedert. .........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................

Aufgaben_Die Kulturabteilung ist Fachstelle für sämtliche kultu-rellen Belange in der Stadt Thun. Als Schnittstelle zwischen den Kulturschaffenden, der Politik, der Verwaltung, dem Publikum und der Öffentlichkeit ist sie verantwortlich für einen kulturpo-litischen Dialog. Für die städtische Kulturpolitik und –förderung leistet sie adäquate Öffentlichkeitsarbeit. Sie arbeitet aktiv zu-sammen mit der Region, Privaten, Tourismusorganisationen und Stadtmarketing sowie den Kulturförderstellen in anderen Schwei-zer Städten, beim Kanton Bern und Bund.Zu ihren Aufgaben gehört die Geschäftsführung der vier Kultur-förderinstrumente: der kontinuierlichen Förderung von Kulturin-stitutionen, der Projektförderung auf Gesuch hin, der punktuellen Förderung von einzelnen Kulturschaffenden sowie der Kunst im öffentlichen Raum. ...............................................................................................................Kulturkalender_Die Kulturabteilung veröffentlicht jeden Monat einen Kulturkalender. Dieser wird jeweils an über 20 Plakat-wänden angebracht, aber auch Abonennten gratis zugestellt (im Format A3).Im Internet können Sie sich ebenfalls über die bevorstehenden Ausstellungen, Konzerte, Theater oder Vorträge informieren. Der laufend aktualisierte Online-Kulturkalender dient aber auch Organisatoren für ihre Terminplanung, da uns gemeldete Anlässe aus den Folgejahren bereits aufgelistet sind. Der Meldeschluss für eine Aufnahme in die gedruckte Version des Kulturkalenders ist jeweils der 10. Tag des Vormonats. Veranstaltungen können uns auch mittels Meldeformular im Internet gemeldet werden.www.thun.ch/kulturkalender

Jacqueline Strauss_lic. phil., MAS UniBSLeiterin Kulturabteilung Direkt: 033 225 83 96jacqueline.strauss@thun.ch...............................................................................................................Philipp Burkard_Dr. phil.Stv. Leiter KulturabteilungDirekt: 033 225 85 88philipp.burkard@thun.ch...............................................................................................................Susanna Messerli_SachbearbeiterinDirekt: 033 225 83 95kultur@thun.ch...............................................................................................................Jürg Kobel_SachbearbeiterDirekt: 033 225 84 35juerg.kobel@thun.ch...............................................................................................................Nina Frey_Stv. SachbearbeiterinDirekt: 033 225 83 64nina.frey@thun.ch...............................................................................................................Ab August 2005 werden wir zudem durch Eva Lehmann ergänzt, welche zur Kauffrau ausgebildet wird................................................................................................................Adresse_Kulturabteilung Stadt Thun, RathausPostfach 145, 3602 ThunTelefon 033 225 83 64, Telefax 033 225 82 [email protected], www.thun.ch/kultur...............................................................................................................Schalteröffnungszeiten_Montag - Donnerstag08.00 – 11.45 Uhr, 14.00 – 17.00 Uhr Freitag 08.00 – 11.45 Uhr, 14.00 – 16.00 Uhr...............................................................................................................


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