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Rote Liste der Vögel Hessens - Natureg...

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Rote Liste der Vögel Hessens
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  • Rote Liste der Vögel Hessens

  • 1

    Rote Listeder bestandsgefährdetenBrutvogelarten Hessens( 8. Fassung/April 1997)Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland &Hessische Gesellschaft für Ornithologie und NaturschutzBearbeiter: Martin Hormann, Matthias Korn, Ralf Enderlein, Dietmar Kohlhaas und Klaus Richarz

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    21. Einleitung

    Allgemeine Vorbemerkung/Veranlassung zur Aufstellungder RL

    Die Rote Liste (RL) der VögelHessens erschien letztmals 1988(7. Fassung). Ergänzt bzw. aktuali-siert wurde diese für die Fort-schreibung der bundesdeutschenRote Liste 1991 (DDA, DS/IRV).Seitdem haben sich gravierendeVeränderungen sowohl bei denBestandszahlen als auch im Erfas-sungsgrad einzelner Arten erge-ben, die es notwendig machen,die neue Rote Liste zu erarbeiten.

    Vielfältige Faktoren, die häufigdurch menschliche Aktivitäten ver-ursacht werden, führen dazu, daßsich Veränderungen von Bestands-größen bei Vogelpopulationen er-geben. Mit der Erstellung von Ro-ten Listen sollen solche Bestands-änderungen dokumentiert, auf ge-fährdete Arten hingewiesen undgezielte Schutzmaßnahmen ange-regt werden. Das Wissen um Be-standsgrößen und -veränderungensowie um die Habitatansprücheeinzelner Arten ist das Fundamentfür eine effiziente Natur- und Ar-tenschutzpolitik.

    Die Neubearbeitung der RotenListe der Vögel Hessens wurde infachlicher Abstimmung mit demNationalen Gremium Rote ListeVögel (NGRLV) durchgeführt, dassich aus den wichtigsten Organisa-tionen und Instituionen auf demGebiet der Vogelkunde und desVogelschutzes einschließlich desBundesamtes für Naturschutz zu-sammensetzt. Die hier vorgelegteRote Liste der Brutvögel Hessensfolgt erstmals den neuen Ideen derInternational Union for Conserva-tion of Nature (IUCN) (vgl. COLLARet al. 1994) und definiert bzw.modifiziert daraus landesweite Kri-terien für die Bestandsentwicklungund Bestandsgröße zur Herleitungder Gefährdungskategorien.

  • 3Als Grundlage für die Zuord-

    nung der Vogelarten in die Ge-fährdungskategorien dienten nicht,wie bei früheren Roten Listen, nurAussagen über die aktuelle Be-standsgröße und Verbreitung (Sel-tenheit) einer Art, sondern ins-besondere auch die Daten überBestandsentwicklung und Arealver-änderung. Als Betrachtungszeit-raum wurden 25 Jahre (1970 -1994) festgesetzt.

    Das nachfolgende Kriteriensche-ma (Abb. S. 4/5) ermöglicht auf-grund des vorliegenden Daten-materials eine objektiv nachvoll-ziehbare und eindeutige Zuord-nung einzelner Arten in Gefähr-dungskategorien.

    Die neue Rote Liste der VögelHessens 1997 stellt somit keineBeschreibung der besonders ge-schützten Arten dar, sondern isteine Auflistung der gefährdetenArten, für die eine besondere Ver-antwortung im Sinne von ziel-orientiertem Handeln besteht.

  • Bestandsentwicklung (seit 1970)

    [ex] seit mindestens 10 Jahren kein Brutvorkommen

    [1]

    [2]

    [a] sehr starker Bestandsrückgang (>50%) in Hessen [3]

    [4]

    [1]

    [2]

    [b] starker Bestandsrückgang(>20%) in Hessen [3]

    [4]

    [1]

    [2]

    [c] kein deutlicher Bestandsrückgang oder Bestandszunahme in Hessen [3]

    [4]

    [5]

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    4Kriterienschema der Roten Liste der Brutvögel Hessens 1997

  • 5

    Arealveränderungen (seit ca. 25 Jahren) Gefährdungskategorie Gefährdungskategorie nachoder Bestandsgröße (heute) Risikofaktor(en) -abwägung

    0

    sehr starker Arealverlust (in >50% der Landkreise ausgestorben oder vom Aussterben bedroht 1

    sehr selten (

  • Ergänzende Angaben zur Be-standssituation einzelner Artenwurden aus der Avifauna Hessen,Bd. 1 u. 2 (1993 bzw. 1995) sowiedem dritten in Bearbeitung befind-lichen Band, aus Regionalavifau-nen, laufenden Erfassungspro-grammen sowie aus regionalen re-gelmäßig erscheinenden ornitho-logischen Sammelberichten über-nommen.

    2.2 Erfassungs- und Bewer-tungszeitraum; Trends

    Um landesweite Werte zu er-mitteln, mußten die in den ver-schiedenen Landkreisen gesam-melten Daten über Bestandsgrös-sen und Bestandstrends zusam-mengefaßt werden. Hierbei erwiessich eine eindeutige Trendaussageoft als schwierig, da in einigenLandkreisen zum Teil gegenläufigeAngaben gemacht wurden. Diesemußten nach den entsprechendenBestandsgrößen der einzelnenLandkreisen gewichtet werden,um zu einer gesamthessischenTrendaussage zu kommen.

    Differenzen zu Trendangabender Roten Liste BRD 1996, diehessische Bestandstrends betref-fen, ergeben sich aus Nachmel-dungen von Daten einzelner Land-kreise.

    Anfang der 1970er Jahre er-reichten einige hessische Brutvo-gelarten ihr Bestandsminimum indiesem Jahrhundert. Gründe für

    2. Datenverarbeitung

    2.1 Datenerhebung

    Die Datenbasis wurde von denArbeitskreisen der Hessischen Ge-sellschaft für Ornithologie und Na-turschutz (HGON), von Einzelper-sonen, den Kreisverbänden desNaturschutzbundes Deutschland(NABU) sowie den Beauftragtenfür Vogelschutz der StaatlichenVogelschutzwarte zur Verfügunggestellt. Grundlage hierfür war einvom Dachverband DeutscherAvifaunisten (DDA) vorbereiteterMeldebogen, mit dem auf Ebeneder hessischen Landkreise folgen-de Angaben abgefragt wurden:

    Größe der Brutbestände 1994(genau ermittelt oder geschätzt),

    Bestandsentwicklungen im Zeit-raum von 1970 bis 1994 (= 25 Jah-re), differenziert nach 5 Kategorien(vgl. Kapitel 5) (-50%, -20%, 0%,20%, 50%) und

    Bestandsentwicklungen im Zeit-raum von 1990 bis 1994 (= 5 Jah-re) differenziert nach 5 Kategorien(vgl. Kapitel 5) (-50%, -20%, 0%,20%, 50%).

    Die Bestandserhebung dientegleichzeitig als hessischer Beitragfür die Erarbeitung der Roten Listeder Brutvögel Deutschlands 1996.

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  • laubsänger, Erlenzeisig, Fichten-kreuzschnabel, aber auch fürSpechte, kaum ausreichende Be-standsdichteuntersuchungen alsVoraussetzung für eine repräsenta-tive Hochrechnung für den landes-weiten Bestand vor.

    Über absolute Bestandsgrößenvon sogenannten „Allerweltsar-ten“wie z.B. von Sperlingen, ver-schiedenen Finkenarten, Meisenund Drosseln lassen sich nurschwer Aussagen treffen.

    Arten wie Wachtelkönig undWachtel lassen sich zwar durchRufnachweise eindeutig feststel-len, Brutnachweise dieser sehrversteckt lebenden Arten sind mitden üblichen Methoden jedochkaum zu führen.

    Diese Probleme machen dieNotwendigkeit eines landesweitenVogelmonitoringprogrammes über-deutlich.

    dieses Bestandsminimum wareninsbesondere die Bejagung, Pesti-zidbelastungen und Lebensraum-zerstörungen, durch zunehmen-den Siedlungsdruck und dieNutzungsintensivierung der Land-wirtschaft. So gilt beispielsweiseein Jagdverbot für den Habichterst seit 1969, für den Graureihererst seit 1973; unter hohen Be-lastungen durch DDT, Lindan o.ä.hatten Arten wie Wanderfalke undSperber zu leiden; Lebensraumver-luste (z.B. von Streuobstwiesen)waren Ursache für den starkenBestandsrückgang von Steinkauz,Rotkopfwürger, Wiedehopf undWendehals. Die Trendbewertungdes vorgegebenen Betrachtungs-zeitraumes von 1970 - 1994 kannsomit zu Fehlinterpretationen füh-ren.

    2.3 Datengrundlage

    Obwohl die Datengrundlage fürdie Bearbeitung der aktuellen Ro-ten Liste durch die gesteigertenAktivitäten hessischer Feldornitho-logen im Rahmen der Erstellungder Avifauna Hessens besser als jezuvor war, ist die Qualität derDaten in Abhängigkeit von derErfassungsproblematik sowie Häu-figkeit und räumlicher Verteilungder einzelnen Vogelarten unter-schiedlich.

    So liegen beispielsweise für sehrunauffällige Arten wie Wald-schnepfe, Waldbaumläufer, Wald-

    7

  • kommende Arten, die wegen ihrernatürlichen Seltenheit in Hessengrundsätzlich gefährdet sind undin der Roten Liste aufgenommenwerden, auch wenn sie nicht akutdurch Bestandsabnahmen bedrohtsind (z.B. Schlagschwirl; Herleitungsiehe Kap. 4).

    3.2 Kriterienschema der aktu-ellen hessischen Roten Liste

    Betrachtungen der rezentenEntwicklung der Fauna in Deutsch-land beginnen meist ab der Mittedes vorigen Jahrhunderts. Deshalbzählen die Roten Listen in derRegel die seit 1850 im Gebiet derheutigen Bundesrepublik Deutsch-land bzw. der heutigen Grenzendes Bundeslandes Hessen vorge-kommenen oder vorkommendenTierarten zur deutschen bzw. hes-sischen Fauna. Alle Arten, die alsonach 1850 als Brutvögel in Hessennachgewiesen wurden und seitmindestens 10 Jahren kein regel-mäßiges Brutvorkommen haben,werden als „ausgestorbene oderverschollene Arten“ geführt (vgl.Abb. 1 Schemaweg „ex“).

    Bei den Bestandsänderungenwird zunächst zwischen einemsehr starken Bestandsrückgang(>50%, Weg a) und einem starkenBestandsrückgang (>20%, Weg b)oder Arealverlust bzw. keinemdeutlichen Bestandsrückgang odereiner Bestandszunahme (Weg c)

    3. Kriterien der neuenRoten Liste

    3.1 Veränderungen gegenüberder vorherigen Roten Liste(7. Fassung, 1988/ergänzteFassung 1991)

    Die internationale Entwicklungder Roten Listen, bei Angleichungund Weiterentwicklung der bun-desdeutschen Roten Liste, war An-laß, Mängel der bisherigen Krite-riendefinition nach BLAB et al.(1984) auszugleichen. So konntendie deutschen wie die hessischenKriterien nicht mit den Übersichtender IUCN verglichen werden; dietextlichen Formulierungen der Kri-terien erlaubten einen Ermessens-spielraum, der die Einordnungmancher Arten nicht nachvollzieh-bar machte.

    Weiterhin wurde die Kategorie4 (P) - potentiell gefährdet, oftmißverständlich als eine Vorstufezur Kategorie 3 - gefährdet, ver-standen. Die neue Rote Liste derVögel Hessens gleicht diese Män-gel aus und bleibt trotzdem mitden früheren hessischen Roten Lis-ten vergleichbar.

    Die Kategorien 4 (potentiell ge-fährdet) und 5 (Vermehrungsgäs-te) der letzten RL entfallen. Diesewerden durch die neue Kategorie„R“ - Arten mit geographischerRestriktion ersetzt. Sie beschreibtseit jeher seltene oder lokal vor-

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  • 2. Abhängigkeit von Hilfsmaß-nahmen, also Erhaltung des Be-standes nur durch besondereMaßnahmen des Natur- und Ar-tenschutzes,

    3. aktuelle Bedrohung durchgegebene oder absehbare Ein-griffe, d.h. laufende oder ge-plante Maßnahmen des Men-schen, die merkliche Bestands-reduktionen zur Folge habenwerden.

    Abweichungen vom Kriterien-schema der bundesdeutschenRoten Liste 1996

    Das hessische Schema weichtvon den Vorgaben der bundes-deutschen Roten Liste 1996 dahin-gehend ab, daß für die sogenann-ten „R-Arten“ (Arten mit geogra-phischer Restriktion), ein separaterSchemaweg (d) mit der Endein-stufung „R“eingeführt wurde. Da-mit wird die besondere Gefähr-dungssituation der „R - Arten“ aufGrund ihrer begrenzten räumli-chen Verbreitung und geringenIndividuenzahl klarer gegenüberden anderen Arten abgegrenzt.

    Gefangenschaftsflüchtlinge (vgl.Kap. 5), die seit mehreren Jahrenerfolgreich im Freiland brüten, sindim hessischen Kriterienschemaüber den Weg „e“ ermittelbar.

    unterschieden. Die weitere Diffe-renzierung erfolgt dann nach Sel-tenheitsklassen.

    Als Grenzwerte haben sich fürHessen

  • 0 Ausgestorben oder verschollen (Bestand erloschen):

    In Hessen ausgestorbene, aus-gerottete oder verschollene Arten,denen bei Wiederauftreten in derRegel besonderer Schutz gewährtwerden muß. In Hessen früher le-bende, in der Zwischenzeit mit Si-cherheit oder großer Wahrschein-lichkeit erloschene Arten.

    Bestandsentwicklung undHäufigkeit:

    Arten, deren Populationen nach-weisbar ausgestorben sind oderausgerottet wurden, oder

    verschollene Arten, deren frü-heres Vorkommen belegt ist, diejedoch seit längerer Zeit (mindes-tens seit 10 Jahren) verschwundensind und trotz Suche nicht mehrnachgewiesen wurden und daherder begründete Verdacht besteht,daß die Populationen erloschensind.

    Ehemals regelmäßige, für min-destens drei aufeinanderfolgendeJahre nachgewiesene Brutvogelar-ten, deren frühere Vorkommenseit mindestens 10 Jahren erlo-schen sind und die auch in denletzten fünf Jahren nicht erneut inHessen gebrütet haben ( s. Abb.S. 6/7: ex. ).

    4. Die Kategorien der RotenListe

    Die allgemeingültigen Definitio-nen der Kategorien der Roten Listeder in Deutschland gefährdetenTiere (nach SCHNITTLER et al.1994) dienen (in leicht geänderterForm) mit den speziellen Kriterienfür die hier betrachteten Brutvögelals Vorlage für die Rote Liste derVögel Hessens 1997. Die Katego-riendefinitionen sind in normalerSchrift gesetzt, die speziellenKriterien kursiv. Die Risikofaktorensind in Kap. 3.2 definiert.

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  • Vogelarten mit Bestandsabnah-men von über 50% in den letzten25 Jahren, die mit weniger als 50Brutpaaren vorkommen oder de-ren Brutbestände auf weniger als5 Stellen verteilt sind (s. Abb. S.6/7: a2).

    Arten, die in Hessen nur in Ein-zelvorkommen oder wenigen, iso-lierten und kleinen bis sehr kleinenPopulationen auftreten (sogenann-te seltene Arten), deren Beständeaufgrund gegebener oder abseh-barer Eingriffe aktuell bedroht sindund die weiteren Risikofaktorenunterliegen.

    Vogelarten mit Bestandsabnah-men von über 50% in den letzten25 Jahren, die mit weniger als 250Brutpaaren vorkommen und zu-sätzlichen Risikofaktoren unterlie-gen (s. Abb. S. 6/7: a3+),

    oder Vogelarten mit Bestands-abnahmen von über 20% in denletzten 25 Jahren, die mit wenigerals 50 Brutpaaren vorkommenoder deren Brutbestände auf we-niger als 5 Stellen verteilt sind undzusätzlich Risikofaktoren unterlie-gen (Abb. 1: b2+),

    Vogelarten ohne deutlichen Be-standsrückgang oder Zunahme,die sehr selten sind oder an we-nigen Stellen (

  • de erloschen) oder vom Ausster-ben (vom Erlöschen ihrer Bestände)bedroht sind (s. Abb. S. 6/7: b1),

    oder Vogelarten mit Bestands-abnahmen von über 20% in denletzten 25 Jahren, die mit wenigerals 50 Brutpaaren vorkommenoder deren Brutbestände aufweniger als 5 Stellen verteilt sind(s. Abb. S. 6/7: b2),

    oder Vogelarten mit Bestands-abnahmen von über 20 % in denletzten 25 Jahren, die mit wenigerals 250 Brutpaaren vorkommenund zusätzlich Risikofaktoren un-terliegen (Abb. 1: b3+),

    Arten mit landesweit kleinenBeständen, die aufgrund gegebe-ner absehbarer Eingriffe aktuellbedroht sind und/oder weiteren Ri-sikofaktoren unterliegen.

    Vogelarten ohne merkliche Be-standsabnahmen in den letzten 25Jahren, die weniger als 50 Brut-paare haben oder deren Vorkom-men auf wenige (

  • Bestände) bedroht sind (s. Abb. S.6/7: c1),

    oder Vogelarten ohne merklicheBestandsabnahme in den letzten25 Jahren, die mit weniger als 250Brutpaaren vorkommen und zu-sätzlich Risikofaktoren unterliegen(s. Abb. S. 6/7: c4+).

    Arten, mit regional kleinen odersehr kleinen Beständen, die auf-grund gegebener oder absehbarerEingriffe aktuell bedroht sind undweiteren Risikofaktoren unterlie-gen.

    Vogelarten mit Bestandsabnah-men von über 20% in den letzten25 Jahren, die mit mehr als 250Brutpaaren vorkommen und zu-sätzlich Risikofaktoren unterliegen(s. Abb. S. 6/7: b4+),

    oder Vogelarten ohne merklicheBestandsabnahmen in den letzten25 Jahren, die mit weniger als 50Brutpaaren vorkommen, aber weitverbreitet sind (s. Abb. S. 6/7: c3).

    Die Erfüllung eines der Kriterienreicht aus.

    3 Gefährdet:

    In großen Teilen des Verbrei-tungsgebietes in Hessen gefähr-dete Arten. Wenn die Gefähr-dungsfaktoren oder -ursachenweiterhin einwirken oder be-standserhaltende Schutz- undHilfsmaßnahmen nicht unternom-men werden beziehungsweisewegfallen, ist damit zu rechnen,daß die Arten innerhalb der näch-sten zehn Jahre stark gefährdetsein werden.

    Bestandsentwicklung undHäufigkeit:

    Arten deren Bestände regionalbeziehungsweise vielerorts lokalzurückgehen und die selten ge-worden oder lokal verschwundensind.

    Vogelarten mit Bestandsabnah-men von über 50% in den letzten25 Jahren, die mit mehr als 250Brutpaaren vorkommen (s. Abb. S.6/7: a4),

    oder Vogelarten mit Bestands-abnahmen von über 20% in denletzten 25 Jahren, die mit wenigerals 250 Brutpaaren vorkommen (s.Abb. S. 6/7: b3),

    oder Vogelarten ohne merklicheBestandsabnahme in den letzten25 Jahren, die aber trotzdemschon in mehr als der Hälfte ihrerLandkreise ausgestorben (derenBestände erloschen) sind oder vomAussterben (vom Erlöschen ihrer

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  • sein werden, wenn bestimmteFaktoren weiterhin einwirken.

    Bestandsentwicklung undHäufigkeit:

    Arten, die in ihrem Verbrei-tungsgebiet in Hessen noch bzw.wieder befriedigende Bestände ha-ben, die aber allgemein oder re-gional merklich zurückgehen oderdie an seltener werdende Lebens-raumtypen gebunden sind.

    Vogelarten mit Bestandsabnah-men von über 20% in den letzten25 Jahren, die mit mehr als 250Brutpaaren vorkommen (s. Abb. S.6/7: b4),

    oder Vogelarten ohne merklicheBestandsabnahmen, die mit weni-ger als 250 Brutpaaren vorkom-men (s. Abb. S. 6/7: c4),

    oder Vogelarten ohne merklicheBestandsabnahmen in den letzten25 Jahren, die mit mehr als 250Brutpaaren vorkommen aber zu-sätzlich Risikofaktoren unterliegen(s. Abb. S. 6/7: c5+).

    GF Gefangenschaftsflüchtlinge:

    Arten, die im Freiland brüten,aber nachweislich aus Gefangen-schaftshaltung stammen.

    R Arten mit geographischerRestriktion:

    Seit jeher seltene oder lokalvorkommende Arten, für die keinmerklicher Rückgang und keinaktueller Gefährdungsfaktor er-kennbar ist. Die wenigen undkleinen Vorkommen in Hessenkönnen aber durch menschlicheEinwirkungen oder durch zufälligeEreignisse schlagartig ausgerottetoder erheblich dezimiert werden.

    Bestandsentwicklung undHäufigkeit:

    Arten mit kleinen Populationenin Hessen. Die Vorkommen sindgeographisch eng begrenzt, kön-nen aber hohe Individuenzahlenaufweisen.

    Vogelarten ohne merkliche Be-standsabnahme in den letzten 25Jahren, die mit weniger als 50Brutpaaren unregelmäßig brütendund geographisch eng begrenztvorkommen (s. Abb. S. 6/7: d).

    Zusätzlich zu den Gefährdungs-kategorien der Roten Liste werdenzwei weitere Kategorien geführt:

    V Arten der Vorwarnliste:

    Arten, die aktuell noch nichtgefährdet sind, von denen aber zubefürchten ist, daß sie innerhalbder nächsten zehn Jahre gefährdet

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  • „!“ Arten, für die Hessen einebesondere Verantwortung trägt,da mehr als 10% der gesamt-deutschen Population in Hessenbrüten (Maßstab für diese Einstu-fung ist der hessische Bestands-maximalwert im Verhältnis zum bun-desdeutschen Bestandsmittelwert).

    „*“ am Artnamen bedeuten:

    * Arten, die durch jagdliche Ver-folgung Anfang der 1970er Jahreihr Bestandstief erreichten** Arten, die durch Belastung mitUmweltgiften Bestandtiefs erreich-ten*** Arten, deren landesweiteBestände unzureichend bekanntsind.

    Die nachfolgende Liste stellt dasGesamtergebnis der Bestandsver-hältnisse der Vögel Hessens dar.Vergleichend sind die Ergebnisseder letzten hessischen Roten Liste1991 (Spalte 5) sowie der aktu-ellen bundesdeutschen Roten Liste1996 (Spalte 6) dargestellt.

    Die hier mitgeteilten Bestands-daten sind der Versuch für ganzHessen aktuelle Bestandsein-schätzungen unmittelbar aus Feld-daten darzustellen. Spalte 3 und 4enthält Trendaussagen für Hessenfür den Zeitraum 1990 - 1994bzw. 1970 - 1994.

    Hierbei bedeuten:

    5. Gesamtartenliste

    Die Gesamtartenliste beinhaltetalle Brutvogelarten Hessens d.h.regelmäßig, in mindestens dreiaufeinander folgenden Jahren brü-tende Arten einschließlich der sichin Freiheit reproduzierendenGefangenschaftsflüchtlinge (GF).

    Vogelarten, für die eine interna-tionale Verpflichtung besteht, Na-turschutzmaßnahmen zu treffenund für die Hessen (bezogen aufDeutschland) einen erheblichenTeil des nationalen Bestandes auf-weist, werden mit Ausrufungszei-chen gekennzeichnet.

    Folgende Kriterien sind dafürausschlaggebend:

    „!!!“ Arten, für die weltweitNaturschutzmaßnahmen ergriffenwerden müssen, weil ihr Statusnach COLLAR et al. (1994) globalals gefährdet geführt wird undArten, deren Weltbestand über-wiegend in Deutschland konzen-triert ist (für Deutschland wie fürHessen ist dies nur der Rotmilan:vgl. MEBS 1995).„!!“ Arten, deren globale Po-pulationen konzentriert in Europavorkommen (d.h. mehr als 50%des Weltbestandes entfallen aufEuropa) und die in Europa einenungünstigen Schutzstatus haben(SPEC 2 nach TUCKER & HEATH1994).

    5. Gesam

    tartenliste

    15

  • 16

    1) vgl. DDA & DS/JRV (1991) Kategorien der RL !991

    a = mehr als 20% Bestandsabnahmeaa = mehr als 50% Bestandsabnahmeex = Bestand erloschen (= extinct)neu = Art erst nach 1970 als Brutvogel aufgetreten0 = Bestand stabil oder Bestandsänderung unter 20%z = mehr als 20% Bestandszunahmezz = mehr als 50% BestandszunahmeBestand = Anzahl der Brutpaare

    In Spalte 7 ist der Weg dargestellt, der zur Zuordnung der einzelnen Arten in die Kategorien führt (vgl. Abb. S. 6/7). Die Kennzeichnung mit „+“ bedeutet, daß Risikofaktoren vorliegen, die zu einer Höherstufung führen. Die in Klammer stehenden Zahlen geben den Risikofaktor an (vgl. Def. Kap. 3.2, S. 9).

    Art Bestand TREND TREND RL HE1) RL BRD Schema RL HE in Hessen 5 Jahre 25 Jahre 1991 1996 ( Weg ) 1997

    LappentaucherPodicipedidae

    Zwergtaucher 110 - 160 0 0 2 3 c4+(1) 3

    Haubentaucher* 150 - 250 z z 4 c4+ (3) 3

    Schwarzhalstaucher 5 - 10 0 0 1 V c2+(1) 1

    KormoranePhalacrocoradidae

    Kormoran* 300 - 350 zz zz 1 c2 2

    ReiherArdeidae

    Rohrdommel Brutvogel

    bis 1887 1 ex 0

    Zwergdommel 0-1 aa aa 1 1 a2 1

    Nachtreiher Brutvogel

    bis 1982 4 1 ex 0

    Graureiher* 1.000-1.100 0 zz 4 c5

    Purpurreiher Brutvogel

    bis 1979 4 2 ex 0

  • Art Bestand TREND TREND RL HE RL BRD Schema RL HE in Hessen 5 Jahre 25 Jahre 1991 1996 ( Weg ) 1997

    StörcheCiconiidae

    ! Schwarzstorch 35 - 40 zz zz 1 3 c3+(3) 2

    !! Weißstorch 3 - 7 z aa 1 3 a2 1

    EntenvögelAnatidae

    Höckerschwan ca. 60 - 110 0 0 e GF

    Graugans 20 - 25 z neu e GF

    Kanadagans 10 - 15 z neu e GF

    Nilgans 20 - 30 z neu e GF

    Mandarinente 1 - 5 0 neu e GF

    Schnatterente 1 - 3 0 0 1 c2+(1) 1

    Krickente 15 - 20 0 0 1 c2+(1) 1

    Stockente >5.000 0 0 c

    Spießente 2 - 3 0 0 1 2 c2+(1) 1

    Knäkente 15 - 20 a 0 1 3 c2+(1) 1

    Löffelente 15 - 20 0 0 1 c2+(1) 1

    Tafelente 5 - 10 0 0 1 c2+(1) 1

    Reiherente 100 - 150 0 zz 4 c4 V

    HabichtartigeAccipitridae

    Wespenbussard 4.000 0 0 c5

    FischadlerPandionidae

    Schlangenadler Brutvogel

    bis 1860 0 ex 0

    Fischadler Brutvogel

    bis 1910 0 3 ex 0

    17

  • Art Bestand TREND TREND RL HE RL BRD Schema RL HE in Hessen 5 Jahre 25 Jahre 1991 1996 ( Weg ) 1997

    FalkenFalconidae

    Turmfalke > 3.500 0 0 + c5

    Baumfalke 200 - 240 0 a 2 3 b3 3

    Wanderfalke*/** 12 - 20 z zz 1 3 c3+(2,3) 2

    RauhfußhühnerTetraonidae

    Haselhuhn 5 - 10 0 aa 1 3 a2 1

    Birkhuhn 1 0 aa 1 1 a2 1

    Auerhuhn 1.000 z zz + c5

    RegenpfeiferCharadriidae

    Flußregenpfeifer 200 - 250 0 zz 3 c4+(1) 3

    Kiebitz 800 - 1.000 a aa 2 3 a4+(1,3) 2

    18

  • Art Bestand TREND TREND RL HE RL BRD Schema RL HE in Hessen 5 Jahre 25 Jahre 1991 1996 ( Weg ) 1997

    SchnepfenScolopacidae

    Bekassine 200 - 250 a a 2 2 b3+(1) 2

    Waldschnepfe*** 500 - 1.000 0 a 3 b4+(3) 3

    !! Uferschnepfe 2 - 3 0 0 1 2 c2+(1) 1

    Großer Brachvogel 20 - 25 0 a 1 2 b2+(1,3) 1

    Waldwasserläufer Brutvogel

    bis 1896 ex 0

    Flußuferläufer 10 - 15 0 0 1 3 c3+(1) 2

    MöwenLaridae

    Lachmöwe 2 - 8 0 0 d R

    SeeschwalbenSternidae

    Flußseeschwalbe Brutvogel

    bis 1911 0 ex 0

    Trauerseeschwalbe

    Brutvogel

    bis 1900 0 1 ex 0

    TaubenColumbidae

    Haustaube >50.000 0 zz c5

    Hohltaube >2.000 z z 3 c5+(1,2) V

    Ringeltaube >100.000 z 0 c5

    Türkentaube >5.000 a z c5

    Turteltaube 4.000 - 6.000 0 0 + c5

    PapageienPsittacidae

    Halsbandsittich 100-150 zz neu e GF

    Gr. Alexandersittich 2 - 3 z neu e GF

    KuckuckeCuculidae

    Kuckuck 1.500 - 3.000 0 a 3 V b4 V

    19

  • Art Bestand TREND TREND RL HE RL BRD Schema RL HE in Hessen 5 Jahre 25 Jahre 1991 1996 ( Weg ) 1997

    SchleiereulenTytonidae! Schleiereule 700 - 1.000 z z 3 c5+(2) V

    EulenStrigidae

    Uhu* 40 - 50 0 zz 1 c3+(3) 2

    Sperlingskauz*** 20 - 30 z zz 1 c3 3

    ! Steinkauz 500 - 550 z a 2 2 b4+(1,2) 3

    Waldkauz >4.000 0 0 c5

    Waldohreule***

  • Art Bestand TREND TREND RL HE RL BRD Schema RL HE in Hessen 5 Jahre 25 Jahre 1991 1996 ( Weg ) 1997

    Grauspecht*** >1.500 0 0 3 c5!! Grünspecht >900 z a 2 b4 VSchwarzspecht 1.500 - 2.000 0 0 + c5Buntspecht >10.000 0 0 c5! Mittelspecht 1.000 - 2.000 0 0 2 V c5+(1) VKleinspecht*** >800 0 a 3 b4+(1) 3

    LerchenAlaudidaeHaubenlerche 100 - 150 aa aa 2 3 a3+(1) 1!! Heidelerche 50 - 200 a aa 2 3 a3+(1) 1Feldlerche >100.000 a a 3 V b4 V

    SchwalbenHirundinidaeUferschwalbe 2.000 - 4.000 a 0 3 3 c5+(1) VRauchschwalbe 10.000 -

    50.000 a a V b4+(1,2) 3Mehlschwalbe 30.000 -

    80.000 0 a b4+ (2) 3

    StelzenMotacillidaeBrachpieper 5 - 10 a aa 1 2 a2 1Baumpieper 8.000-

    15.000 a a + b4 VWiesenpieper 700 - 1.200 0 a 3 b4 VSchafstelze 1.000 - 1.300 0 a 2 V b4 VGebirgsstelze 1.500 - 3.500 0 0 + c5Bachstelze >10.000 0 0 c5

    Wasseramseln

    Cinclidae

    Wasseramsel 900 - 1.300 0 z 3 c5+(2) V

    ZaunkönigeTroglodytidae

    Zaunkönig >100.000 0 0 c5

    21

  • 22Art Bestand TREND TREND RL HE RL BRD Schema RL HE

    in Hessen 5 Jahre 25 Jahre 1991 1996 ( Weg ) 1997

    BraunellenPrunellidaeHeckenbraunelle >100.000 0 0 c5

    DrosselnTurdidaeRotkehlchen 100.000 -

    300.000 0 0 c5Nachtigall 1.500 - 3.000 0 0 3 c5! Blaukehlchen 100 - 200 z zz 1 3 c4+(1) 3Hausrotschwanz >10.000 a 0 c5!! Garten-rotschwanz 1.300 - 2.500 a a 3 V b4+(1) 3Braunkehlchen 900 - 1.100 a aa 2 3 a4+(1) 2Schwarzkehlchen 40 - 50 0 a 1 3 b2 2Steinschmätzer 50 - 100 a aa 2 V a3+(1) 1Steinrötel Brutvogel

    bis 1900 0 ex 0Ringdrossel Brutvogel

    bis 1984 4 ex 0Amsel >100.000 0 z c5Wacholderdrossel >10.000 a z + c5Singdrossel >100.000 0 0 c5Misteldrossel

  • 23Art Bestand TREND TREND RL HE RL BRD Schema RL HE

    in Hessen 5 Jahre 25 Jahre 1991 1996 ( Weg ) 1997

    Mönchsgrasmücke >120.000 0 0 c5Waldlaubsänger*** >10.000 a 0 c5Zilpzalp >100.000 0 0 c5Fitis 400.000 0 0 c5

    KleiberSittidaeKleiber >10.000 0 z c5

    BaumläuferCerthidaeWaldbaumläufer*** 1.000-10.000 0 0 c5Gartenbaumläufer 1.000-10.000 0 0 c5

  • Art Bestand TREND TREND RL HE RL BRD Schema RL HE in Hessen 5 Jahre 25 Jahre 1991 1996 ( Weg ) 1997

    BeutelmeisenRemizidaeBeutelmeise 50 - 100 z zz 4 c4 V

    PiroleOriolidaePirol >500 0 a 3 b4 V

    WürgerLaniidaeNeuntöter >2.500 0 a 3 V b4 VSchwarzstirn- Brutvogelwürger bis 1973 0 0 ex 0! Raubwürger 100 - 130 0 a 1 1 b2+(1) 1!! / ! Rotkopf-würger 0 - 3 0 aa 1 1 a2 1

    RabenvögelCorvidaeEichelhäher >10.000 0 0 c5Elster >10.000 z z c5Tannenhäher 200 - 250 0 0 4 c4 VDohle 700 - 1.000 0 a 2 b4+(2) 3Saatkrähe* 450 - 500 z z 2 c5Aaskrähe >10.000 0 0 c5Kolkrabe* 40 - 50 z zz 1 c3 3

    StareSturnidaeStar >100.000 0 0 c5

    SperlingePasseridaeHaussperling*** >100.000 a a b4 VFeldsperling*** >10.000 0 a V b4 VSteinsperling Brutvogel

    bis 1865 0 ex 0

    24

  • Art Bestand TREND TREND RL HE RL BRD Schema RL HE in Hessen 5 Jahre 25 Jahre 1991 1996 ( Weg ) 1997

    FinkenFringillidaeBuchfink >300.000 0 0 c5Girlitz >10.000 0 z c5Grünling >100.000 0 0 c5Stieglitz >10.000 z 0 c5Erlenzeisig*** 100 500 0 0 c5! Bluthänfling 50.00 -

    80.000 0 0 c5! Birkenzeisig*** >1.300 z zz 4 c5Fichtenkreuz-schnabel*** >1.000 0 0 c5Gimpel >10.000 0 0 c5Kernbeißer >10.000 0 0 c5

    AmmernEmberizidaeGoldammer >100.000 0 0 c5Zaunammer 0 - 1 0 1) 1 2 d R! Zippammer 40 - 50 0 a 1 1 b2+(1) 1Ortolan Brutvogel

    bis 1982 1 2 ex 0Rohrammer >2.500 0 0 c5Grauammer 200 - 250 a aa 2 2 a3 2

    25

    1) Es liegen keine Angaben vor

  • 26Kategorie 1: Vom Aussterben bedroht

    SchwarzhalstaucherZwergdommelWeißstorchSchnatterenteKrickenteSpießenteKnäkenteLöffelenteTafelenteWiesenweiheHaselhuhnBirkhuhnAuerhuhnTüpfelsumpfhuhnWachtelkönigUferschnepfeGroßer BrachvogelSumpfohreuleZiegenmelkerWiedehopfWendehalsHaubenlercheHeidelercheBrachpieperSteinschmätzerSchilfrohrsängerDrosselrohrsängerRaubwürgerRotkopfwürgerZippammer

    6. Gefährdungsliste

    6.1 Gefährdungsliste nachsystematischer Ordnung

    Kategorie 0: Ausgestorben oderverschollen

    RohrdommelNachtreiherPurpurreiherKornweiheSchlangenadlerFischadlerKleines SumpfhuhnZwergsumpfhuhnWaldwasserläuferFlußseeschwalbeTrauerseeschwalbeBlaurackeSteinrötelRingdrosselSchwarzstirnwürgerSteinsperlingOrtolan

    6. G

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    gslis

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  • 27Kategorie R: Arten mit geographischerRestriktion bzw. seltene Arten

    LachmöweSchlagschwirlRohrschwirlHalsbandschnäpperZaunammer

    Kategorienzusatz ! bis !!!: In besonderem Maße verant-wortlich

    !!! Rotmilan!!! Wachtelkönig!! Weißstorch!! Uferschnepfe!! Ziegenmelker!! Grünspecht!! Heidelerche!! Gartenrotschwanz!! Rotkopfwürger! Schwarzstorch! Rotmilan! Rebhuhn! Schleiereule! Steinkauz! Mittelspecht! Blaukehlchen! Sumpfrohrsänger! Raubwürger! Rotkopfwürger! Bluthänfling! Birkenzeisig! Zippammer

    Kategorie 2: Stark gefährdet

    KormoranSchwarzstorchRohrweiheWanderfalkeRebhuhnKiebitzBekassineFlußuferläuferUhuBraunkehlchenSchwarzkehlchenGrauammer

    Kategorie 3: Gefährdet

    ZwergtaucherHaubentaucherSchwarzmilanBaumfalkeWachtelWasserralleFlußregenpfeiferWaldschnepfeSperlingskauzSteinkauzRauhfußkauzEisvogelKleinspechtRauchschwalbeMehlschwalbeBlaukehlchenGartenrotschwanzDohleKolkrabe

  • 286.2 Gefährdungsliste alphabetisch nach wissenschaftlichenNamen

    Kategorie 0: Ausgestorben oder verschollen

    Ardea purpurea PurpurreiherBotaurus stellaris RohrdommelChlidonias niger TrauerseeschwalbeCircaetus gallicus SchlangenadlerCircus cyaneus KornweiheCoracias garrulus BlaurackeEmberiza hortulana OrtolanLanius minor SchwarzstirnwürgerMonticola saxatilis SteinrötelNycticorax nycticorax NachtreiherPandion haliaetus FischadlerPertonia petronia SteinsperlingPorzana parva Kleines SumpfhuhnPorzana pusilla ZwergsumpfhuhnSterna hirundo FlußseeschwalbeTringa ochropus WaldwasserläuferTurdus torquatus Ringdrossel

    Kategorie 1: Vom Aussterben bedroht

    Acrocephalus arundinaceus DrosselrohrsängerAcrocephalus schoenobaenus SchilfrohrsängerAnas acuta SpießenteAnas clypeata LöffelenteAnas crecca KrickenteAnas querquedula KnäkenteAnthus campestris BrachpieperAsio flammeus SumpfohreuleAnas strepera SchnatterenteAythya ferina TafelenteBonasa bonasia HaselhuhnCiconia ciconia WeißstorchCaprimulgus europaeus ZiegenmelkerCircus pygargus Wiesenweihe

  • 29Crex crex WachtelkönigEmberiza cia ZippammerGalerida cristata HaubenlercheIxobrychus minutus ZwergdommelJynx torquilla WendehalsLanius excubitor RaubwürgerLanius senator RotkopfwürgerLimosa limosa UferschnepfeLullula arborea HeidelercheNumenius arquata Großer BrachvogelOenanthe oenanthe SteinschmätzerPodiceps nigricollis SchwarzhalstaucherPorzana porzana TüpfelsumpfhuhnTetrao urogallus AuerhuhnTetrao tetrix BirkhuhnUpupa epops Wiedehopf

    Kategorie 2: Stark gefährdet

    Actitis hypoleucos FlußuferläuferBubo bubo UhuCiconia nigra SchwarzstorchCircus aeruginosus RohrweiheFalco peregrinus WanderfalkeGallinago gallinago BekassineMiliaria calandra GrauammerPhalacrocorax carbo KormoranPerdix perdix RebhuhnSaxicola rubetra BraunkehlchenSaxicola torquata SchwarzkehlchenVanellus vanellus Kiebitz

    Kategorie 3: Gefährdet

    Aegolius funereus RauhfußkauzAlcedo atthis EisvogelAthene noctua SteinkauzCharadrius dubius Flußregenpfeifer

  • 30Corvus corax KolkrabeCorvus monedula DohleCoturnix coturnix WachtelDelichon urbica MehlschwalbeDendrocopos minor KleinspechtFalco subbuteo BaumfalkeGlaucidium passerinum SperlingskauzHirundo rustica RauchschwalbeLuscinia svecica BlaukehlchenMilvus migrans SchwarzmilanPhoenicurus phoenicurus GartenrotschwanzPodiceps cristatus HaubentaucherRallus aquaticus WasserralleScolopax rusticola WaldschnepfeTachybaptus ruficollis Zwergtaucher

    Kategorie R: Arten mit geographischer Restriktion bzw. seltene Arten

    Emberiza cirlus ZaunammerFicedula albicollis HalsbandschnäpperLarus ridibundus LachmöweLocustella fluviatilis SchlagschwirlLocustella luscinioides Rohrschwirl

    Kategoriezusatz ! bzw !!: In besonderem Maße verantwortlich

    !!! Crex crex Wachtelkönig!!! Milvus milvus Rotmilan

    !! Caprimulgus europaeus Ziegenmelker!! Ciconia ciconia Weißstorch!! Phonenicurus phoenicurus Gartenrotschwanz!! Picus viridis Grünspecht!! Lanius senator Rotkopfwürger!! Limosa limosa Uferschnepfe!! Lullula arborea Heidelerche! Acrocephalus palustris Sumpfrohrsänger

  • 31! Athene noctua Steinkauz! Ciconia nigra Schwarzstorch! Carduelis cannabina Bluthänfling! Carduelis flammea Birkenzeisig! Dendrocopos medius Mittelspecht! Emberiza cia Zippammer! Lanius excubitor Raubwürger! Lanius senator Rotkopfwürger! Luscinia svecica Blaukehlchen! Milvus milvus Rotmilan! Perdix perdix Rebhuhn! Tyto alba Schleiereule

  • 327. Gefährdungstabelle

    Die Gesamtartenliste der Vögel Hessens umfaßt 182 Arten. In derGefährdungstabelle werden nur die autochthonen Arten berücksichtigt.Deswegen reduziert sich die Zahl der in Hessen nachgewiesenenBrutvogelarten auf 174. Nicht mitaufgeführt werden deswegen dieGefangenschaftsflüchtlinge.

    Gefährdungskategorie Anzahl der Arten % von allen Arten

    0 17 9,8 %

    1 30 17,2 %

    2 12 6,9 %

    3 19 10,9 %

    R 5 2,9 %

    83 47,7 %

    Bilanz:

    nicht gefährdete Arten 91 52,3 %

    gefährdete Arten 83 47,7 %

    174 100,0 %

    V 24 13,8 %

    ! 13 7,5 %

    !! 8 4,6 %

    !!! 2 1,1 %

    GF 9 5,2 %

    Vögel, die nur einmalig im Betrachtungszeitraum gebrütet haben, werdennicht als Avifaunenbestandteil gewertet.

    7. G

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    rdun

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    belle

  • Besonders auffällig ist der hoheProzentsatz (17,2% oder 30 Ar-ten) der in Kategorie 1 (vom Aus-sterben bedroht) geführten Arten.Dies macht deutlich, daß relativviele Vogelarten im Betrachtungs-zeitraum sehr stark im Bestandabgenommen haben bzw. heutenur noch in geringer Brutpaaran-zahl vorkommen.Aus der Gesamtartenliste (Kap. 5)ergibt sich folgende Statistikbezogen auf die Gesamtzahl von174 autochthonen Arten:

    83 Vogelarten (47,7 %)erweisen sich als annähernd stabilohne gravierende Bestandsverän-derungen. Hier stehen der Masseder sehr häufigen, ungefährdetenArten einige zwar im Bestandauch gleichbleibende, aber sehrseltene und gefährdete Arten ge-genüber (z.B. Rohrschwirl, Schilf-rohrsänger). Zu den ungefährde-ten Arten gehören insbesondereVögel, die im Wald und Sied-lungsraum den Schwerpunkt ihresVorkommens haben. Die Bestands-situation bzw. der Bestandsan-stieg der Arten des Siedlungsrau-mes zeigt, daß gerade auch die Zu-nahme von Elster und Raben-krähe im Siedlungsraum keinenne-gativen Einfluß auf die Be-standsentwicklung häufiger Sing-vogelarten hat.

    8. Fazit

    Zentrales Kriterium für die Ein-ordnung der Arten in die ver-schiedenen Kategorien der RotenListe sind Bestandsveränderun-gen. Dies erschwert zwar dendirekten Vergleich gegenüber denvorangegangenen Roten Listen,hat aber den Vorteil der objek-tiveren Darstellung der tatsäch-lichen Gefähr-dungssituation. InKapitel 7 ist die prozentuale Auf-teilung der Arten auf Gefähr-dungskategorien dargestellt. Vonden 17,4% autochthonen Artenentfallen 9,8% auf die Kategorie0, 17,2% auf die Kategorie 1,6,9% auf die Kategorie 2 und10,9 % auf die Kategorie 3.Kategorie R beinhaltet 2,9% derArten. In der Vorwarnliste werden13,8% der Arten geführt. 52,3%der hessischen Brutvogelfaunawird als ungefährdet eingestuft.

    Einige Vogelarten erscheinennicht mehr in den Kategorien (0 -3) der Roten Liste, werden aberzum großen Teil in der Vorwarn-liste aufgeführt. Die Verringerungder Artenzahl in der Roten Listehat allerdings nicht zu bedeuten,daß es den Arten besser ginge alsvorher, sondern, daß diese nachder strengeren Fassung der Kate-gorien keinen begründeten Platzmehr in der Roten Liste einneh-men können.

    8. Fazit

    33

  • schutzmaßnahmen im Bestandzugenommen. Die Wasseramselhat von der Verbesserung derWasserqualität der Fließgewässersowie von deren Renaturierungund von direkten Artenschutz-maßnahmen profitiert.

    15 Vogelarten (8,6 %) weisen sehr starke Zunahmen vonmehr als 50 % auf. In diese Grup-pe fallen Arten, die einerseits vonder beendeten Verfolgung undandererseits von aktiven Schutz-maßnahmen profitieren. Zu ihnengehören Haubentaucher, Kormo-ran, Graureiher, Schwarzstorch,Sperber, Wanderfalke, Uhu undKolkrabe sowie Arten, die sichdeutschlandweit in Ausbreitungbefinden, wie Beutelmeise undBirkenzeisig.

    8.1 Gefährdungsursachen

    Die Bestandsentwicklung vonVogelpopulationen unterliegt viel-fältigen Faktoren und derenWechselbeziehungen. AbiotischeUmwelteinflüsse, die in Zeit undRaum variieren, begrenzen dieBrutverbreitung der Vögel. Klima-einflüsse, insbesondere Witte-rungsfluktuationen, Niederschlags-mengen und deren jahres- undtageszeitliche Verteilung sowiebesonders kalte und lange Winterkönnen erhebliche Bestandsrück-gänge verursachen. Mindestens

    30 Vogelarten ( 17,2%) weisen starke Rückgänge vonmehr als 20 % auf. Zu ihnen ge-hören u.a. Baumfalke, Waldohr-eule, Waldschnepfe sowie Kuk-kuck und eng an menschlicheSiedlungen gebundene Arten wieMehlschwalbe, Haussperling undGartenrotschwanz. Ebenfalls be-troffen sind Feuchtwiesenbrüterwie Bekassine und Brachvogel so-wie Agrarlandschaftsarten wieFeldlerche, Wachtel und Schaf-stelze.

    19 Vogelarten (10,9%) weisen sehr starke Bestandsrück-gänge von mehr als 50% auf. Zuihnen gehören Arten, deren Vor-kommen kurz vor dem Erlöschensind wie Rotkopfwürger und Wie-dehopf sowie die RauhfußhühnerHaselhuhn, Birkhuhn und Auer-huhn. Besonders starke Rückgän-ge weisen die FeuchtwiesenbrüterWachtelkönig, Kiebitz und Braun-kehlchen auf. Betroffen sind auchdie Agrarlandschaftsarten wie Reb-huhn und Grauammer.

    14 Vogelarten (8,0%) weisen starke Zunahmen vonmehr als 20% auf. Zu nennensind hier Rohrweihe und Habicht,die von der beendeten jagdlichenVerfolgung profitieren. Hohltaubeund Rauhfußkauz haben durchein verbessertes Angebot vonBruthöhlen und aktive Arten-

    34

  • rischen Brutvogelarten 91% überihren Brutplatz und/oder ihreNahrungswahl entscheidend oderwenigstens partiell von der Land-wirtschaft abhängig. Grünland istder Lebensraum, an den die meis-ten sehr stark gefährdeten Artengebunden sind. Die Einstufunggerade der Offenlandarten in ho-he Gefährdungskategorien derRoten Liste der Vögel Hessensmacht die Abhängigkeit bzw. dieBedrohung der Arten von be-stimmten Landnutzungsformendeutlich.

    So wurden aufgrund des star-ken Bestandsrückganges (>20%innerhalb von 25 Jahren) ehema-lige „Allerweltsarten“ wie Mehl-schwalbe und Rauchschwalbe alsgefährdete Arten (Kategorie 3)eingestuft. Der Kiebitz ist inner-halb der letzten 10 Jahre von3500 Brutpaaren (1984) auf 880Brutpaare 1995 zurückgegangen.Veränderte Wirtschaftszyklen (frü-he Mahdtermine, Grassilage usw.),der Umbruch von Dauergrünlandbzw. die pflanzensoziologischeVeränderung von Grünlandbe-ständen durch die allgemeine Eu-trophierung (Immissionen, Dün-gung) sowie der Einsatz von tief-mähenden und schnellfahrendenArbeitsgeräten sind die Hauptur-sachen.

    Ebenfalls wurden in den letz-ten Jahrzehnten durch Meliora-tionsmaßnahmen (Drainagen, Flur-

    bei 4% der Brutvögel Mitteleu-ropas sind Klimaeinflüsse dieHauptursache für Bestandsrück-gänge bzw. Arealveränderungen(BAUER & BERTHOLD 1996). Sowird der sehr starke Bestands-rückgang des Rotkopfwürgersbzw. das Aussterben des Schwarz-stirnwürgers in Hessen auf län-gerfristige Klimaveränderungen zu-rückgeführt, die meistens aberauch mit einer Verschlechterungder Lebensraumverhältnisse ein-hergehen.

    Extremwinter können dazuführen, daß Arten wie z.B.Eisvogel, Schleiereule und Grau-reiher erhebliche Bestandsrück-gänge erleiden. Im Kältewinter1962/63 ist der Eisvogelbestandauf 10% des Vorjahresniveaus zu-rückgegangen. Innerhalb wenigerJahre können solche Bestandstiefsz.B. beim Eisvogel durch Schach-telbruten ausgeglichen werden,wenn geeignete Lebensräume vor-handen sind.

    Der Hauptgrund für Bestands-veränderungen bei Vögeln ist eu-ropaweit im Verlust geeigneterLebensräume zu sehen, die ins-besondere auf Veränderungender Landnutzung zurückzuführensind. TUCKER & HEATH (1994)geben als entscheidenden Faktorfür den Rückgang von Vogelpo-pulationen die landwirtschaftlicheNutzungsintensivierung an. NachBEZZEL (1996) sind von 186 bay-

    35

  • mehr oder minder stark von derlandwirtschaftlichen Nutzung imUmfeld abhängig sind.

    In Hessen hat sich in den letz-ten Jahren, nicht zuletzt auchwegen der naturschutzorientier-ten Forstpolitik sowie durch dasEntstehen von Freiflächen inner-halb der Wälder durch Stürme dieSituation für einige Arten wesent-lich verbessert. So sind die Be-standstrends vieler waldbrütenderArten in Hessen bis auf wenigeAusnahmen (z.B. Pirol) weitge-hend konstant bzw. positiv. Dasbetrifft neben Großvogelarten wieSchwarzstorch u.a. auch Schwarz-specht, Grauspecht, Hohltaubeund Sperlingskauz sowie diverseSingvogelarten (vgl. FLADE 1994).

    Die Jagd sowie die illegaleNachstellung sind nach TUCKER &HEATH (1994) die zweithäufigsteGefährdungsursache für Vögel inEuropa. In Hessen hat die jagd-liche Nutzung zur Zeit kaum Ein-fluß auf Bestandsrückgänge bzw.die Gefährdung von Vogelarten.

    Zugvogelarten (z.B. Rauch-schwalbe, Turteltaube) wird dage-gen auf ihren Wanderungen undin den Winterquartieren gebiets-weise sehr stark nachgestellt.

    Nicht zuletzt hat die beträcht-liche Ausdehnung von Siedlungs ,Verkehrs und Industrieflächennach dem 2. Weltkrieg zu einemerheblichen Lebensraumverlustund zur Zerschneidung von Le-

    bereinigung) sowie stark gestei-gerte Grundwasserabsenkungenfrüher großflächig vorhandeneFeuchtgebiete entwässert. Somitging auch der Lebensraum fürfeuchtlandgebunde Arten nichtnur hessenweit sehr stark zurück.Betroffen sind hier insbesondereArten wie z.B. Weißstorch, Wie-senweihe, Tüpfelsumpfhuhn, Wach-telkönig, Uferschnepfe, GroßerBrachvogel, Bekassine und Braun-kehlchen.

    Ziel landwirtschaftlicher Tätig-keit ist es, das Optimum für dieKulturpflanzen zu schaffen, umein möglichst hohes Ertragspoten-tial auszuschöpfen. Die natürlicheRegulationsdynamik des Systemswird überlagert, und die Arten-vielfalt schwindet. Arten, die aufden vor Jahrzehnten vergleichs-weise extensiv genutzten Flächenein artspezifisches Optimum er-reicht hatten, gehen mit diesenVeränderungen in ihrem Bestandstark zurück, manche Artenverschwinden ganz (vgl. GEORGE1996). Besonders betroffen sindhier Rebhuhn, Wachtel, Feldlercheund Grauammer.

    Von der forstwirtschaftlichenNutzung sind nach BEZZEL (1996)weit weniger Arten abhängig alsvon der landwirtschaftlichen. DerAnteil im Wald nahrungssuchen-der Arten ist geringer, da einigeArten, die in Waldbeständenbrüten, in ihrer Nahrungswahl

    36

  • beispielhaft genannt. Bei Grau-reiher, Habicht und Sperber ist beierneuter Forderung nach Beendi-gung der Jagdverschonung eineWiedereinstufung in künftige Ro-te Listen wahrscheinlich.

    Auch der Kormoran wurdemassiv durch den Menschen ver-folgt, brütet aber seit Mitte der80er Jahre wieder in Hessen. Diebeiden Brutkolonien befinden sichin Naturschutzgebieten der hessi-schen Rheinauen. Mit einem Be-stand von 300 - 350 Brutpaarenerscheint die Population zunächstrelativ stabil, allerdings unterliegtder Koloniebrüter mit weniger als5 Brutvorkommen in Hessen auchohne aktuellen Bestandsrückgangeiner gewissen Gefährdung. Ineinigen Bundesländern wurdenbereits „Bestandsregulationen“ inForm von Abschüssen bis hin zurZerstörung von Brutkolonien er-laubt (KNIEF 1994). Sollten derar-tige Maßnahmen auch in Hessenvorgesehen werden, könnte da-durch der Risikofaktor „3“ zurNeueinstufung in die höchste Ge-fährdungskategorie führen.

    Geänderte Wohnansprüche derBevölkerung sowie landschafts-pflegerische Begleitplanungen ha-ben im Rahmen der Bauleitpla-nung vielerorts zu einer Durch-grünung der Wohngebiete ge-führt. Dadurch wurden neueBrutmöglichkeiten für ehemaligeWaldarten geschaffen. Dies be-

    bensräumen in Hessen geführt.Besonders betroffen von derSiedlungsflächenausdehnung istder Lebensraum Streuobstwiese.Hier sind regional in den letzten30 Jahren Flächenverluste von biszu 80% zu verzeichnen. Damitverbunden ist auch der Bestands-rückgang von Arten wie Rotkopf-würger, Wiedehopf, Wendehals,Gartenrotschwanz, Kleinspecht undSteinkauz.

    Zu den vielfältigen Gefähr-dungsfaktoren, die Bestandsrück-gänge von Vogelarten verursa-chen, kommt in den letzten Jah-ren immer stärker die direkteStörung durch die verschiedens-ten Freizeitnutzungen des Men-schen hinzu.

    8.2 Schutzmaßnahmen

    Zahlreiche Arten haben vonBiotop bzw. Artenschutzmaßnah-men profitiert, so daß sie abge-stuft bzw. ganz aus der RotenListe der Brutvögel Hessens 1997entlassen werden konnten. Diesbetrifft insbesondere Arten, dieals „Schädlinge“ oder „Nutzungs-konkurrenten“ der nachhaltigen,direkten Verfolgung unterlagenund zeitweise landesweit ausge-rottet bzw. verschollen warenoder nur noch in sehr kleinen Be-ständen vorkamen. Kormoran,Schwarzstorch, Graureiher, Uhu,Habicht und Sperber seien hier

    37

  • 9. Danksagung

    Unser Dank gilt insbesondereden vielen Datenmeldern derHGON und des NABU sowie denHerren Gerhard Eppler, Josef Kreu-ziger und Matthias Werner für dieModifizierung des Kriteriensche-mas sowie für die kritische Durch-sicht des Manuskriptes.

    trifft häufige Arten wie z.B. Buch-fink, Grünfink, Amsel, Kohlmeise,Blaumeise, Rotkehlchen und Zaun-könig.

    Konkrete Artenhilfsmaßnah-men, wie das Anbringen von spe-ziellen Nisthilfen bzw. Schutz derHorst und Höhlenbäume, habenArten wie Steinkauz, Schleiereule,einigen Greifvogelarten, Spechtenund der Hohltaube geholfen.

    Trotz umfangreicher Schutzge-bietsausweisungen konnte der ne-gative Bestandstrend der „Offen-landarten“ nicht aufgehaltenwerden. Eine naturverträglichereNutzung der landwirtschaftlichenFlächen ist aus Sicht des Arten-schutzes unumgänglich und da-mit vehement einzufordern, insbe-sondere vor dem Hintergrund dervon der Allgemeinheit getragenenSubventionspolitik.

    9. D

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    agun

    g

    38

  • 10. Literatur

    BAUER H.-G. & P. BERTHOLD (1996): Die Brutvögel Mitteleuropas. Bestand und Gefährdung. Aula Verlag,Wiesbaden.

    BAUER, S. & G. THIELCKE (1982): Gefährdete Vogelarten in der Bundesrepublik Deutschland und West-berlin: Bestandsentwicklung, Gefährdungsursachen und Schutzmaßnah-men. Vogelwarte 31: 183 391.

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  • Adressen der Bearbeiter:

    Martin Hormann & Dr. Klaus RicharzStaatliche Vogelschutzwartefür Hessen, Rheinland-Pfalzund SaarlandSteinauer Straße 4460386 Frankfurt/main

    Dietmar Kohlhaas Lumdastraße 1335466 Rabenau

    Matthias KornRiegelpfad 10635392 Gießen

    Ralf EnderleinWinterberger Straße 1734497 Korbach

    Titelzeichnung:Steinkauzvon Dr. Franz Müller36129 Gersfeld

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  • 4

    Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlich-keitsarbeit der Hessischen Landesregierung heraus-gegeben. Sie darf weder von Parteien noch vonWahlbewerberinnen, Wahlbewerbern oder Wahlhel-ferinnen, Wahlhelfern während eines Wahlkampfeszum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden.Dies gilt für Europa-, Bundestags-, Landtags- undKommunalwahlen. Mißbräuchlich ist insbesonderedie Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Infor-mationsständen der Parteien sowie das Einlegen,Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Infor-mationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfallsdie Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahl-werbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer be-vorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht ineiner Weise verwendet werden, die als Parteinahmeder Landesregierung zugunsten einzelner politischerGruppen verstanden werden könnte. Die genanntenBeschränkungen gelten unabhängig davon, wann,auf welchem Weg und in welcher Anzahl dieseDruckschrift der Empfängerin, dem Empfänger zu-gegangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet,die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mit-glieder zu verwenden.

    Herausgeber:Hessisches Ministerium des Innern und für Landwirtschaft, Forsten und NaturschutzReferat Presse und ÖffentlichkeitsarbeitFriedrich-Ebert-Allee 1265185 Wiesbaden

    Bearbeitung: Staatliche Vogelschutzwartefür Hessen, Rheinland-Pfalz undSaarlandSteinauer Straße 4460386 Frankfurt/Main

    Hessische Gesellschaft fürOrnithologie und NaturschutzLindenstraße 561209 Echzell

    Gestaltung: Studio Zerzawy 65329 Hohenstein

    Druck: Hessisches LandesvermessungsamtAußenstelle Parkstraße 4665189 Wiesbaden

    ISBN: 3 - 89051 - 148 - 3

    Juni 1997

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