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Rondra 1035 n. BF...Land wehte. Pranger und Schandkörbe wa-ren mit Delinquenten bestückt, die...

Date post: 08-Mar-2021
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Rondra 1035 n. BF Ausgabe Nr. Dreißig Aus dem Inhalt Aktuelles Bredenhag …..auf den ersten Seiten Aus der Capitale Havena …………………ab Seite 7 Aus den Baronien Großer Fluss …………..ab Seite 10 Abagund ………………ab Seite 16 Winhall ………………..ab Seite 22 Honingen ……………...ab Seite 25 Aus dem Umland Windhag ………………ab Seite 27 Der Fall des Grafen von Bredenhag Bredenhag Phex 1034 BF - Auf Einladung der Kronverweserin begab sich der Adel Alber- nias mit gemischten Gefühlen Anfang des Fuchsmondes nach Bredenhag. Frau Idra hat- te zum Ausklang des Winters zur Jagd geladen. Mit Spannung erwartet wurden auch die Beratung des Adels und das Aufeinandertreffen der Grafen des Abagund und des Bre- denhag. Hatte Seine Erlaucht mit dem Erlass des Freibriefes noch eine Besserung des Verhältnisses im Herzen Albernias bewirken wollen, sah sie nicht nur den Frieden im Lande in Gefahr, sondern zeitweise sogar ihr Leben und das ihres Enkels, Prinz Finnian. F rostig war der Empfang auf Burg Bre- denhag, nicht nur aus Firuns grim- mem Atem, der immer noch übers Land wehte. Pranger und Schandkörbe wa- ren mit Delinquenten bestückt, die Galgen ebenso, abschreckende Beispiele und bere- detes Zeugnis der augenscheinlichen Härte, mit der Graf Jast Irian seit Götterläufen re- gierte. Das Söldnerlager zu Füßen der Burg zeigte zudem die militärische Macht, die sich der Graf mit viel Gold erworben hatte. Vermögen, das er nur zur Verfügung hatte, weil er es seinen Untergebenen abpresste. Der Adel Albernias sammelte sich in der Ratshalle. Winhalls Distel hatte seine bezau- bernde Gemahlin entsandt. Neben dem Gastgeber misste man jedoch auch die ande- ren Grafen. Als befremdlich befand man ebenso, dass kein Angehöriger der Familie Niamad im Saale weilte und über ihren Verbleib auch keine Kunde bekannt war. Umso seltsamer erschien es dem Adel, dass sich der Söldnerführer des Grafen wie selbstverständlich unter die Anwesenden mischte, als würde er zu ihnen gehören. Lest mehr auf den nächsten Seiten... Eilmeldung Jahrelang war ein wichtiges Gut albernischer Kultur in Vergessen- heit geraten, Bürgerkrieg und Geld- mangel ließen es uns vergessen, ließ uns diesem Spiel nachtrauern. Doch nun ist es wieder zurück: Imman wird immer bedeutsamer in unserem wunderbaren Albernia. Die Fanfare widmet sich in dieser Ausgabe auf mehreren Seiten dem spannenden Spiel. Interessierte Leser können sogleich die letzten Seiten dieser Ausgabe aufschlagen und sich die aktuellsten Entwicklungen zu Gemüte führen.
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Page 1: Rondra 1035 n. BF...Land wehte. Pranger und Schandkörbe wa-ren mit Delinquenten bestückt, die Galgen ebenso, abschreckende Beispiele und bere-detes Zeugnis der augenscheinlichen

Rondra 1035 n. BF

Ausgabe Nr. Dreißig

Aus dem Inhalt

Aktuelles

Bredenhag …..auf den ersten Seiten

Aus der Capitale

Havena …………………ab Seite 7

Aus den Baronien

Großer Fluss …………..ab Seite 10

Abagund ………………ab Seite 16

Winhall ………………..ab Seite 22

Honingen ……………...ab Seite 25

Aus dem Umland

Windhag ………………ab Seite 27

Der Fall des Grafen von

Bredenhag Bredenhag Phex 1034 BF - Auf Einladung der Kronverweserin begab sich der Adel Alber-

nias mit gemischten Gefühlen Anfang des Fuchsmondes nach Bredenhag. Frau Idra hat-

te zum Ausklang des Winters zur Jagd geladen. Mit Spannung erwartet wurden auch die

Beratung des Adels und das Aufeinandertreffen der Grafen des Abagund und des Bre-

denhag. Hatte Seine Erlaucht mit dem Erlass des Freibriefes noch eine Besserung des

Verhältnisses im Herzen Albernias bewirken wollen, sah sie nicht nur den Frieden im

Lande in Gefahr, sondern zeitweise sogar ihr Leben und das ihres Enkels, Prinz Finnian.

F rostig war der Empfang auf Burg Bre-

denhag, nicht nur aus Firuns grim-

mem Atem, der immer noch übers

Land wehte. Pranger und Schandkörbe wa-

ren mit Delinquenten bestückt, die Galgen

ebenso, abschreckende Beispiele und bere-

detes Zeugnis der augenscheinlichen Härte,

mit der Graf Jast Irian seit Götterläufen re-

gierte. Das Söldnerlager zu Füßen der Burg

zeigte zudem die militärische Macht, die

sich der Graf mit viel Gold erworben hatte.

Vermögen, das er nur zur Verfügung hatte,

weil er es seinen Untergebenen abpresste.

Der Adel Albernias sammelte sich in der

Ratshalle. Winhalls Distel hatte seine bezau-

bernde Gemahlin entsandt. Neben dem

Gastgeber misste man jedoch auch die ande-

ren Grafen. Als befremdlich befand man

ebenso, dass kein Angehöriger der Familie

Niamad im Saale weilte und über ihren

Verbleib auch keine Kunde bekannt war.

Umso seltsamer erschien es dem Adel, dass

sich der Söldnerführer des Grafen wie

selbstverständlich unter die Anwesenden

mischte, als würde er zu ihnen gehören.

Lest mehr auf den nächsten Seiten...

Eilmeldung

Jahrelang war ein wichtiges Gut

albernischer Kultur in Vergessen-

heit geraten, Bürgerkrieg und Geld-

mangel ließen es uns vergessen,

ließ uns diesem Spiel nachtrauern.

Doch nun ist es wieder zurück:

Imman wird immer bedeutsamer in

unserem wunderbaren Albernia.

Die Fanfare widmet sich in dieser

Ausgabe auf mehreren Seiten dem

spannenden Spiel.

Interessierte Leser können sogleich

die letzten Seiten dieser Ausgabe

aufschlagen und sich die aktuellsten

Entwicklungen zu Gemüte führen.

Page 2: Rondra 1035 n. BF...Land wehte. Pranger und Schandkörbe wa-ren mit Delinquenten bestückt, die Galgen ebenso, abschreckende Beispiele und bere-detes Zeugnis der augenscheinlichen

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Nicht willig, länger als nötig auf den

Crumold zu warten, bat Ihre Erlaucht

den Hofmarschall zu Naris Berichte

aus den Grafschaften einzufordern.

Rasch kam die Sprache auf die Über-

griffe der Bredenhager Söldner in die

verschiedenen angrenzenden Baronien.

Der Unmut gegen Jast Irians Tun äu-

ßerte sich auch durch die Stimme einer

als treue Gefolgsfrau des Crumold Gel-

tende, der Baronin von Gemharsbusch.

Unverschämt lange ließ Jast Irian Cru-

mold seine Gäste warten, mit der fa-

denscheinigen Erklärung, er hätte ver-

schlafen, erschien der vor Kraft strot-

zende und joviale Graf jedoch noch

vorher vor dem versammelten Adel

und tat seine Verspätung mit seichten

Scherzen ab. Die Laune schien ihm

auch dann nicht zu vergehen, als von

verschiedener Seite nochmals Anschul-

digungen gegen ihn vorgebracht wur-

den, er hätte nicht nur den ihm erstell-

ten Freibrief in eigennütziger Weise

gedeutet. Ebenso befand man die man-

gelnde Sorge um seine Untertanen und

schon gar die Ausbeutung und Pres-

sung eben jener als Klagepunkte.

Mitten hinein in eine seiner frechen

Reden des Grafen drang plötzlich Waf-

fenvolk im weißblauen Rock der Nia-

mad in die Halle. Die Familie hatte

eine Burg in der Baronie Orbatal von

den Söldlingen des Bredenhagers ver-

teidigt, die überfallen und gebrand-

schatzt worden war (siehe Bericht an

anderer Stelle in dieser Fanfare). Der

Name eines Anführers, dessen brutales

Handeln bereits andernorts lautbar ge-

worden war, fiel. Nun selbst an den

verbalen Pranger gestellt, höhnte der

Graf nicht nur wider die Kläger son-

dern obendrein auch gegen die Krone.

Es sei doch alles in bester Ordnung und

seine Söldner sorgten schon dafür, dass

dies so blieb. Man solle doch stattdes-

sen feiern und sich einen schönen

Abend machen, solle tanzen und singen

und fröhlich sein.

Nachdem sich Jast Irian mehr und mehr

in Widersprüche verstrickte, was die

Sorge für sein Volk anging und die

Schuldfrage weit von sich wies, viel-

mehr seinen Söldlingen anlastete,

reichte es Ihrer Erlaucht. Mit fester

Stimme befahl sie den Gastgeber vor

den Ehrentisch auf die Knie und enthob

ihn all seiner Titel und Ämter. Von

Kronenrittern geleitet, hatte sich der

nun ehemalige Graf in seine eigenen

Kerker zu begeben und sein Urteil ab-

zuwarten. Eine große Sorge weniger

ließ den Adel nunmehr freier und lieber

disputieren, wobei es vornehmlich um

einen möglichen Nachfolger für den

Amtsenthobenen ging.

Der nächste Tag stand vornehmlich im

Zeichen der Zukunft des Bredenhags

und einer Nachfolge für den abgesetz-

ten Grafen. Bereits am Abend hatten

zwei Familien, die in der Vergangen-

heit bereits die Geschicke des Breden-

hag gelenkt hatten, ihre Kandidaten

benannt. Die Familie Llud entsandte

den Baron von Bockshag und Arlan

Stepahan führte für seine Mutter Mael-

wyn die Rede. Am Vormittag meldete

sich dann noch der Baron von Nord-

hag, Radek von Galyn für das vakante

Amt.

Mitten in die Versammlung hinein er-

schien jedoch plötzlich und überra-

schend Jast Irian Crumold. Seinem

Kerker entflohen, scheinbar aus dem

Nichts, war er in den Ratssaal getreten.

An seiner Seite waren Schattenwesen,

beängstigend und augenscheinlich feei-

schen Ursprungs. Mit silbrig glänzen-

den Klingen stürzten sie sich auf den

Rat, hielten blutige Ernte. Jast Irian

selbst, mit dem Leuchten des Wahns in

seinen Augen, schritt gemächlich an

das Kopfende des Saals vor die Krone

und ihre Ritter. An seiner Seite zeigte

sich ein überderisches Geschöpf, berü-

ckend und erschreckend zugleich, düs-

ter und bösartig. Statt Haaren sprossen

ihr schwarze Efeuranken vom Kopf,

wandten sich um Schultern und Arme.

Ihr Blick band den eigenen Willen und

ließ so manchen Tapferen zagen.

„Gestern noch ließet Ihr mich vor Euch

knien. Heute, kniet Ihr alle vor mir!“,

rief Jast Irian aus und der Triumph über

seine Ankläger ließ seine Stimme laut

und schneidend schallen. Was dann

wirklich geschah, vermochte keiner der

später gehörten Zeugen mit Sicherheit

zu sagen. Kampflos ging dieser Über-

fall nicht vonstatten, denn die Kronen-

ritter und jeder, der sich aufraffen

konnte, seine Waffe zu ziehen, ver-

suchten die drohende Entführung des

Kronprinzen zu verhindern. Übermäch-

tig schnell waren jedoch die Hiebe der

finsteren Gestalten, dass am Ende zahl-

reiche Verluste zu beklagen waren. In

heroischem Kampfe fielen die Kronen-

ritter Elron Fenwasian, Bruidan ui Riu-

nad und Etain ni Granna. Bran Alde-

wen, der Baron von Jannendoch erlag

wenig später ebenfalls seinen Wunden.

Schwer war der Schrecken, der nun auf

dem albernischen Adel lag. Man barg

die Verletzten, begann Untersuchungen

anzustellen. Welcher Mächte hatte sich

der ehemalige Graf bedient? Wie war

er aus dem Kerker entkommen? Wer

waren seine Verbündeten und welche

dunklen Pläne hatte er mit dem Kron-

prinzen?

Diese und viele Fragen mehr galt es zu

klären. Die Adligen Albernias bewie-

sen einmal mehr den Zusammenhalt,

der sie in prekärer Lage auszeichnet.

Mehrfach gestört wurden die Suchen-

den jedoch bei ihren Bemühungen

durch Angriffe der Schattenwesen, die

zu verhindern trachteten, was zur Lö-sung führte. Der Übergang zur Welt der

Feen erschien an diesem und den fol-

genden Tagen mehr als brüchig, ja gar

chaotisch geworden zu sein.

Nach und nach erhellten sich die Um-

stände. Mit Schrecken wurde dem Adel

bewusst, dass Jast Irian Cumold offen-

bar plante, eine unheilige Verbindung

mit eben jener düsteren Fee einzuge-

hen, die man am Vormittage an seiner

Seite erblickt hatte. Das Artefakt seiner

Maga und ihre Forschungen über die

Feenwelten und das Bewegen zwischen

ihnen hatten den Weg für den ehemali-

gen Grafen geebnet. Noch schwerer

allerdings wog die Erkenntnis, dass

jenes Ritual der Vereinigung nur mit

Blut zu besiegeln war. Das Opfer, wel-

ches dafür gebraucht wurde, musste

von königlichem Blute sein, das unse-

res Kronprinzen!

Ausgabe 30

Rondra 1035 BF

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Von seltsamen Erlebnissen in den An-

derswelten, in welchen die Adligen

wandelten, wurde uns berichtet. Von

einem der Züge brachte man eine Waf-

fe mit, die mit Retiro Ulaman und sei-

ner Mutter Orgala in Zusammenhang

gebracht wurde. An die berühmte Le-

gende um die erste Offenbarung der

Fee Farindel mag sich der geneigte

Leser hier erinnern. Doch schon bald

musste man erkennen, dass derjenige,

der sich entschied, jenes Schwert gegen

den Grafen zu führen, selbst dem Tode

geweiht war. Denn jede Verletzung die

dem Gegner beigebracht wurde, musste

auch der Träger erleiden. Nicht weni-

ger als zehn tapfere Recken waren be-

reit, ihr Leben für den Kronprinzen zu

opfern. So rangen sie lange, bis

schlussendlich Phexens Los entschied.

Doch kein Albernier sollte es sein, der

nach dem Willen des Listigen das

Schwert führen sollte. Raoul von Bren-

diltal, zu Gast nur in der Heimat seiner

Gattin Lyn ni Niamad, nahm die Her-

ausforderung an.

Schließlich gelang es den edlen Strei-

tern mittels des Artefaktes der Maga in

die Welt der dunklen Fee vorzustoßen,

auf eben jenem Pfad, den der ehemali-

ge Graf benutzt hatte. Umhüllt von den

Klängen einer magischen Flöte zogen

die Adligen zu dem unheiligen Ort, an

dem das Ritual stattfinden sollte. Man

fand Jast Irian über den regungslosen

Körper des Kronprinzen gebeugt, jener

auf einem nachtschwarzen Altar, blut-

überströmt und von einer unnatürlichen

Blässe. Das Ritual schien bereits im

Gange zu sein und nur mit Mühen ge-

lang es Raoul von Brendiltal den inne-

ren Kreis der Beschwörung zu betreten,

den Crumold zu stellen.

Lang und unbarmherzig war der

Kampf, schließlich sanken beide tod-

wund zu Boden. Schon wollten die

Edlen das Kampffeld stürmen, da sahen

sie sich zurückgeworfen. Über dem

Leib des Grafen stieg ein Schatten auf,

dunkel und böse, eben jenes Feenwe-

sen, das sich bereits am Vormittag ge-

zeigt hatte. Wütend und hasserfüllt war

ihr Kreischen, ohrenbetäubend und den

Atem lähmend ihr Anblick. Nur das

bezähmende Klingen der zweiten Zau-

bermelodie vermochte sie zu besänfti-

gen. Ein letzter durchdringender

Schrei, der noch lange nachhallte, ent-

fuhr der Kreatur, dann verschwand sie

ohne Spur.

Trauer wogte in der Ratshalle der Bre-

denhager Burg nach der Rückkehr der

Retter des Prinzen, der Verlust so man-

chen tapferen Streiters und allen voran

Ra’oul han Beshir’a Danal, des Edlen

von Brendiltal, wog schwer auf der

albernischen Seele, die einmal mehr

von den Feen und deren Kampf geprüft

worden war.Erleichtert wurde festge-

stellt,, dass der Kronprinz sich rasch

erholen würde. Sichtlich betroffen von

den Ereignissen, die man ihr berichtete

doch guten Mutes angesichts des Zu-

sammenhaltes des albernischen Adels

wandte sich Ihre Erlaucht wieder den

unterbrochenen Disputen zu, einen

neuen Grafen zu küren.

Als wenn es eine schlechte Angewohn-

heit wäre, dass man unter gewissen

Umständen einen Rat nicht ordentlich

zu Ende führen vermochte, drangen

nun die endlich eingetroffenen Grafen

des Abagund und vom Großen Fluss

mit ihrem Gefolge in Hallen, berichte-

ten von einem Hinterhalt, in den Cullyn

ui Niamad geraten war und aus dem

ihn Hagrobald vom Großen Fluss

„heraushauen“ musste. Groß war die

Überraschung auf beider Grafen Ant-

litz, als man ihnen vom Tode des Bre-

denhagers berichtete. Am Ende konnte

doch noch der Sieg des Guten über das

Übel gefeiert werden, wenngleich die

aus Trauer vergossenen Tränen den

Met salzig machten. Doch nennt mir

eine Feier albernischer Seelen, in der

nicht Tränen fließen, am Gedenken an

die für Land und Freiheit fielen.

Meredyn Vederquill (ps)

So sind folgende Verluste im Adel zu

verzeichnen:

Der Baron von Wallersrain wird

vermisst, er wurde zum Konvent

von Bredenhag erwartet, hat ihn

allerdings nie erreicht

Der Baron von Jannendoch ist

Furcht erregenden Schrecken

der Feenwelt erlegen

Die Baronin von Gemhar stürzte

von einem Bergfried zu Tode

Zur neuen Gräfin der Bredenhager

Lande wurde Maelwyn Stepahan erko-

ren. Die Fanfare widmet sich an ande-

rer Stelle in dieser Ausgabe den Krö-

nungsfeierlichkeiten. Gräfin Maelwyn

wird sich nun in den kommenden Wo-

chen mit den genannten Ausfällen be-

schäftigen müssen. Bemerkenswert ist,

dass in keinem der drei genannten Fälle

eine eindeutige Erbfolge nahe liegt.

Aus dem Fürstenpalast erreicht uns

derweil die Nachricht, dass die Krone

Riana ni Seadh zur neuen Geheimrätin

erhoben hat. Die langjährige Vertraute

des just verstorbenen Geheimrats ist

zwar noch verhältnismäßig jung, dürfte

aber die Beste Wahl für dieses ehrwür-

dige Amt sein.

Ein weiteres Opfer der unheiligen Ma-

chenschaften des Jast Irian Crumold

wurde der Primus der Kronenritter,

Elron Fenwasian. Bisher wurde kein

neuer Primus bestimmt.

Ronwin ui Kerkill (mb)

Nachrichten aus der Kronkanzlei

Havena, Praios 1035 BF - Der Sturz des Bredenhager Grafen zieht eine Reihe von Änderungen im Lehensgefüge nach

sich, schon allein ob des erschreckenden Blutzolls, den der Kampf gegen Jast Irian Crumold forderte.

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D er Anblick jener schweigsa-

men Krieger, die eine schwar-

ze Trauerkutsche begleiteten,

konnte schon eine Gänsehaut hervorru-

fen, weshalb ich mich hier mit der Fra-

ge beschäftige, wer der Tote war, dem

jene Ehre zu Teil wurde. Nachfor-

schungen ergaben, dass die rothaarige

Kriegerin, welche meist an der Spitze

des Zuges gesichtet wurde, die junge

Lyn ni Niamad von Brendiltal war.

Manch Leser mag sich noch an unseren

noch nicht lange zurückliegenden Be-

richt über den Traviabund der abagun-

der Adligen mit dem Perricumer Raul

von Brendiltal erinnern, und so ist die

Feststellung, dass es sich bei dem To-

ten um eben jenen handelte, umso er-

schütternder.

Da diese Tatsache jedoch nicht die

Begleitung der zwei Kronenritter er-

klärt, forschte ich weiter nach, um

Licht in dieses Dunkel zu bringen. Die

Behauptung einiger nicht näher be-

kannter Dörfler, dass der Tote sicher-

lich einen Drachen erschlagen habe

und ihm deshalb diese Ehre zuteilwur-

de, konnte recht schnell als Fehlinfor-

mation gewertet werden, aber dass er

etwas Außergewöhnliches getan haben

musste, stand bei jenem Geleit außer

Frage.

Um die Geduld meiner Leser nicht

weiter zu strapazieren, fasse ich im

Folgenden meine als gesichert anzuse-

henden Informationen zusammen, auf

dass sie ein genaues Bild abgeben mö-

gen. Der gefallene Held, und als sol-

chen muss man ihn zweifelsfrei be-

zeichnen, befand sich auf Besuchsreise

durch unser schönes Albernia um das

Land seiner Gemahlin näher kennenzu-

lernen, als er von den Geschehnissen

und dunklen Machenschaften im Bre-

denhagener Land erfuhr und keinen

Augenblick zögerte, sich dies genauer

anzusehen. Als finstere Kräfte versuch-

ten, sich unseres schönen Albernias zu

bemächtigen, griff er heldenmutig ein,

um zu verhindern, dass schwarze Hor-

den das Land überrennen. Dem Tode

mutig ins Auge blickend, ergriff er die

Waffe aus der Feenwelt, um den Ab-

trünnigen Jast Irian Crumhold zu stel-

len, wissend dass dieser Kampf ihn das

Leben kosten würde. Doch die Liebe

zu seiner Gemahlin und deren Heimat-

land ließ ihn nicht wanken und so

wandte er mit seinem letzten Kampf

die Gefahr ab, die uns alle bedrohte.

Und so freut Euch, falls es Euch ver-

gönnt war den Trauerzug zu sehen,

denn dann ward auch ihr Teil seines

letzten Geleits. Denn der Held Alberni-

as ist, nun da ich diese Zeilen schreibe,

auf dem Weg zu seiner letzten Ruhe-

stätte.

Nalina Korninger (nkk)

Trauerzug durch Albernia Bredenhag Phex 1034 BF - Dem einen oder anderen Leser dieser Zeitung dürfte erst kürzlich ein ungewöhnlicher Trupp

Reisender aufgefallen sein, der trotz fremdländischer Herkunft von zwei Rittern der Krone begleitet wurde.

I hro Hochgeboren, welche zuletzt

noch während des Konvents von

Bredenhag aus den Klauen räudiger

Söldner gerettet werden musste, soll

die Burg Bredenhag in zerrütteten Zu-

stand und noch vor dem Fall des Alt-

grafen verlassen haben.

Edeltraut von Gemhar-Rabenmund

stürzte vom Bergfried der Burg des

Junkers von Singersberg, welche im

Vorderland der Baronie Gemhar, nur

wenige Meilen von Bredenhag selbst

entfernt liegt. Wie es zu diesem

schrecklichen Unfall kam, ist ungewiss.

Die in Darpatien geborene Baronin

wurde 36 Götterläufe alt.

Sie war eine Enkelin des Answin von

Rabenmund und lebte seit dem Jahre

1021 in Albernia. Aus ihrer Ehe mit

dem 1027 ermordeten Tuachall von

Gemhar waren keine Kinder hervorge-

gangen.

Die Fanfare wird sich bemühen, den

geneigten Leser über neue Erkenntnisse

in dieser Angelegenheit auf dem Lau-

fenden zu halten.

Rhonwin ui Kerkill (mb)

Tod am Gemhar

Bredenhag, Peraine 1034 BF - Erschreckende Nachrichten erreichten uns aus dem Bredenhager Land, offenbar ist Edel-

traut von Gemhar-Rabenmund, die Baronin von Gemhar unter noch ungeklärten Umständen verstorben.

Ausgabe 30

Rondra 1035 BF

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D icht an dicht standen die

Massen auf dem großen

Platz zwischen Tempeln,

Stadthaus und Palast, um

der Kür einer neuen Gräfin beizuwoh-

nen. In vorderster Reihe die Räte der

Stadt, der Stadtvogt und die Tempel-

vorsteher; ihnen gegenüber - und zahl-

reich vertreten - hatte sich der

Landadel versammelt, darunter

die Grafen Albernias, um der Er-

hebung beizuwohnen.

Gewichtige Ereignisse waren

diesem Geschehen zuvorgekom-

men. Die Fanfare berichtet an

anderer Stelle vom Fall des Jast

Irian Crumold. Dem Ende dieses

Schreckensherrschers im vergan-

genen Frühling waren langwierige

Verhandlungen gefolgt und

schlussendlich wurde nach alter

Tradition der Baihir des Adels

einberufen, um der Krone in der

Frage der Nachfolge des Breden-

hager Grafenthrons Rat zu ertei-

len.

Der Adel hatte lange und hart

gerungen, und schließlich war die

deutliche Mehrheit der Stimmen

auf Maelwyn Stepahan gefallen.

Sie konnte sich durchsetzen ge-

gen ihre Mitbewerber Ugdane

vom Großen Fluss, Radek von

Galyn und Praiowyn ui Llud.

Ugdane, Witwe des alten Grafen

und eine Tochter des Herzogs der

Nordmarken, erreichte während der

Verhandlungen die geringste Zustim-

mung. Zu groß mochte der Unwille

sein, eine zweite Grafschaft an einen

Abkömmling des Nordmärkischen Her-

zogenhauses gegeben zu sehen. Wo-

möglich herrschte auch Furcht vor dem

Zorn der Feen, deren Zeichen ja offen-

sichtlich dem alten Grafen schon vor

vielen Monden die Zustimmung ver-

sagt hatten. Darüber, wie die Anders-

weltlichen auf ein Fortbestehen seiner

Dynastie reagiert hätten, herrschte gro-

ße Unsicherheit. Zum Sieg der Stepa-

han trug schlussendlich auch bei, dass

sich ihre politischen Gegner auf die

Lager des Nordhager Barons Galyn

und des redegewandten Bockshager

Herren aus dem Hause Llud aufteilten,

während die Front der alten Häuser

geschlossen hinter Maelwyn stand.

Die Krone hatte diesen Ratschlag mit

Wohlwollen aufgenommen und für gut

befunden. Und so war man umgehend

in Verhandlungen mit der Favoritin des

Adels eingetreten.

Nun aber war es soweit: Unter dem

glanzvollen Auge des Götterfürsten

sollte die neue Gräfin von Bredenhag

in feierlicher Zeremonie gekürt wer-

den. Gemeinsam waren die Bundmeis-

terin Rudraighe ni Direach, die Er-

leuchtete Praiadane von Hohenfels

sowie die Bewahrerin von Wind und

Wogen Eghina Maegharin auf den

Halplatz getreten, während sich unter

dem Jubel der Menge aus Richtung des

Palastes die fürstliche Familie näherte.

Es führte die in Ehren ergraute Kron-

verweserin. An ihrer Seite schritt der

junge Kronprinz in Begleitung seiner

jungen Schwester. Sowohl Kronverwe-

serin als auch Kronprinz hatten sich

von den Strapazen und Schreck-

nissen um den Fall des Breden-

hager Grafen gut erholt.

Der herrschaftlichen Familie

folgten Kronräte und Kronenrit-

ter. Die Reihen letzterer waren

nach den Ereignissen von Bre-

denhag stark gelichtet.

Der Beginn der Zeremonie wur-

de prachtvoll angekündigt durch

die fürstliche Heroldin Eyllin ni

Beornsfaire. Dann schritt Mael-

wyn Stepahan stolzen Schrittes

heran. Sie war geschmückt in

Rot und Weiß, den Farben des

Hauses, das sie mit fester Hand

zu führen wusste. Begleitet wur-

de sie von ihren Kindern, dem

Baron Arlan Stepahan von

Draustein und der Schwert-

schwester Rhona Leuenglanz

von Draustein, sowie Turon

Taladan von Schildwacht, dem

Kanzler der Drausteiner Lande.

Doch bevor die edle Dame aus

den Händen der Krone ihre Eh-

rung erfahren durfte, war es an

dem Kronprinzen, die Stepahan zu prü-

fen. Auf ein Zeichen seiner Großmutter

stellte er mahnende Fragen. Die Krone

hatte den Ratschluss des Adels ver-

nommen und war überzeugt, dass die

Ritterin alten Blutes eine würdige Herr-

scherin sein würde. Doch sie hatte sich

auch dem Gesetz der großen Sinjer ni

Bennain zu beugen, welches von ihr

verlangte, in den Bredenhager Wäldern

die Gunst der Feen zu suchen und zu

finden.

Lest weiter auf der nächsten Seite...

Neue Gräfin für Bredenhag

Havena, Praios 1035 BF – Praios’ sommerlicher Glanz erleuchtete die auf dem Halplatz anstehende Zeremonie, zu der

sich am zweiten Tag des neuen Götterlaufes viele, wenn nicht alle wichtigen Damen und Herren der Havener, ja der al-

bernischen Gesellschaft versammelt hatten.

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Für einige Momente kehrte da Ruhe ein

auf dem großen Platz, war doch einem

jeden Anwesenden bewusst, dass die

Gesetze jener ehrwürdigen Fürstin die

Grafenwürde von Bredenhag fest mit

der Gunst der Feen verketteten.

Doch die Stepahan nickte nur mit grim-

miger Miene und ließ sich von ihren

Getreuen ein hölzernes Kästchen über-

reichen, welches sie sogleich öffnete

und der Menge entgegenhielt. Der In-

halt schimmerte silbern im Licht des

Götterfürsten und sie sprach: "Wir ha-

ben den Geschöpfen der Anderswelt

unser schützendes Schild zugestanden

und den unbeugsamen Schwertarm des

Hauses Stepahan. Dafür erhielten wir

diesen silbernen Trieb, welcher bald

wieder auf dem Dorfplatz von Breden-

hag erblühen wird, um die alte Traditi-

on zu wahren und zu ehren."

Da brandete Jubel auf und die Kronver-

weserin bedeutete den Geweihten, her-

bei zu treten, damit die Zeremonie be-

ginnen konnte.

Besonders die Miene der Erleuchteten

schien dabei allerdings sichtlich be-

trübt. Sie hatte im Vorfeld der Feier-

lichkeit immer wieder ihr Missfallen

über Verquickung von Feen in die des

Herrn Praios unterstehende Domäne

der Herrschaft gezeigt. Jedoch ließ sie

sich während der folgenden Weihe zu

keiner weiteren missgünstigen Kom-

mentierung herab.

So kniete Maelwyn Stepahan nieder,

umgeben von den hohen Vertretern des

Praios, der Rondra und des Efferd so-

wie der Kronverweserin und dem jun-

gen Prinzen. Sie schwor der Krone

Albernias im Angesicht der Götter

Treue und Gefolgschaft. Dafür bekam

sie die Insignien einer Gräfin von der

Kronverweserin übergeben. Diese Zei-

chen der Macht hatten die Geweihten

auf den Platz getragen, um sie nun Idra

zu überreichen. Von Praios den Kron-

reif, von Rondra das Schwert und von

Efferd den herrschaftlichen Mantel.

Nachdem alles vollbracht war, erhob

sich Gräfin Maelwyn Stepahan von

Bredenhag unter dem Jubel der Menge.

Ein bedeutsamer Schulterschluss war

unter dem Raunen der Anwesenden

später zu beobachten. Es war Wille der

Krone, die stete Feindschaft, welche in

den vergangenen Jahren zwischen Bre-

denhag und Abagund geherrscht hatte,

zu beenden. Zu viele Leben hatten die

unseligen Grenzübergriffe gekostet, zu

viel Schaden war dem wichtigen Han-

del über die Reichslandstrasse angetan

worden. So traten Cullyn ui Niamad

und Maelwyn Stepahan vor die Menge

und bezeugten den Willen zum Frie-

den.

Die Krone hatte zuvor in eindringli-

chen Verhandlungen den Weg für eine

friedvolle Zukunft bereitet. So verkün-

dete Hofmarschall zu Naris, dass im

Einvernehmen der beiden Grafen eini-

ge Korrekturen des Grenzverlaufs zwi-

schen den einst konkurrierenden Graf-

schaften vorgenommen werden wür-

den. Diese sollten Wiedergutmachun-

gen an das Haus Niamad darstellen,

dessen Länder, Bauern und Bürger

insbesondere durch die Bredenhager

Söldner gelitten hatte. Ein weiteres

Anliegen der Krone war die Stärkung

des Hauses Riunad, welches ebenfalls

Opfer übler Brandschatzungen gewor-

den war, mit einem Lehen in Breden-

hag. Die neue Gräfin beteuerte, dass sie

diesen Wünschen nur zu gern nach-

kommen würde.

Den Abschluss der Feierlichkeiten bil-

deten rauschende Festlichkeiten für

Volk und Adel. Während sich die ehr-

baren Bürger auf den Halplatz ver-

gnügten und auf die Gesundheit der

neuen Gräfin tranken, waren Adel, Ge-

weihtenschaft und hohe Würdenträger

der Stadt in den Fürstenpalast geladen.

Ronwin ui Kerkill (mb)

kurze Geschichte der

Grafschaft Bredenhag

Im Jahr 801 legten Fürstin Sinjer ni

Bennain und Gräfin Fiodora vom Berg

gemeinsam gesetzlich fest, das es den

Feen gestattet sei die Erbfolge der Gra-

fen von Bredenhag zu unterbrechen

und das jeder neue Graf, das Gefallen

der Feen suchen und finden müsste.

Der nächste Wechsel auf dem Breden-

hager Grafenthron ereignete sich im

Jahr 893 unter dem Fürsten Emerthon

II, damals erlangte das Haus Llud den

Grafentitel. Erst im Jahre 1023 verloren

die Llud diesen Titel wieder, als die

Gräfin Rhianod ni Llud die Gunst der

Feen verloren hatte.

Auf dem Baihir von Bredenhag ge-

wann damals Jast Irian Crumold die

Grafenwürde und die Gunst der Feen.

Im Jahr 1028 ordnete Invher ni Ben-

nain eine erneute Umstrukturierung der

Graschaftsgrenzen an, Bredenhag wur-

de damals aus Invhertreuer Sicht wie-

der geteilt. Ohne Einwirkung der Feen

wurden Maelwyn Stepahan und Cullyn

ui Niamad als Gegengrafen. Für das

Reich und die Isoratreuen waren diese

Anordnungen ohne Belang, offiziell

galt Jast Irian Crumold weiterhin als

Graf eines großen Bredenhag.

Als im Jahr 1032 der Frieden von Abi-

lacht geschlossen wurde, erkannte das

Kaiserreich die Grafschaftsaufteilung

Invher ni Bennains an. Jast Irian Cru-

mold blieb zwar Graf von Bredenhag,

musste aber auf den südlichen Teil der

Grafschaft verzichten, der nun als Graf-

schaft Abagund offiziell unter der Füh-

rung von Cuillyn ui Niamad blieb.

Die von Invher ernannte Maelwyn Ste-

pahan musste derweil von ihren An-

sprüchen auf Bredenhag zurücktreten,

bis sie nun, 1034, wieder auf Jast Irian

Crumold folgt.

Ausgabe 30

Rondra 1035 BF

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E ine wahrlich unüberbrück-

bare Kluft schien durch die

Praioskirche an der West-

küste Aventuriens zu ge-

hen. Die Wahl eines Stellvertreters des

Wahrers der Ordnung, welcher sich

zurzeit auf einer Pilgerreise gen Bei-

lunk befindet (Bericht in der letzten

Fanfare), offenbarte sich als ein un-

überwindbares Problem. Zu unter-

schiedlich waren die Meinungen und

Wünsche innerhalb des ehrwürdigen

Wahlgremiums. Voller Sorge blickten

die Gläubigen der Ordnung Greifenlan-

de gen Havena, dort wo sich an so vie-

len Tagen in den letzten Frühlingsmon-

den die Tempelvorsteher und Ordens-

führer zusammengefunden hatten.

Nachdem durch den Mord am Hofge-

weihten Praiodan von Schnakenfels in

Bredenhag die Vermittlerrolle des

Fürstenhofes entfiel, erahnten viele

einen endlosen Disput. Sollte bis zum

1. Praios 1035 BF kein Stellvertreter

gefunden werden, dann wäre die

Durchführung der immanent wichtigen

Liturgien zur Sonnenwendfeier mehr

als ungewiss. Nicht davon zu sprechen

wie der Bote des Lichts auf diese un-

tragbaren Verhältnisse reagiert hätte.

Möglicherweise wäre der Ordnung ein

Fremder von Elenvinas oder Gareths

Gnaden vorgesetzt worden.

War im Boron das Wahlgremium im

Zwist auseinander gegangen, so zeigte

sich im Frühjahr anfänglich ein gar

wechselvolles Bild. Ihro Hochwürden ,

die Tempelvorsteherin von Harben,

hatte noch bei dem ersten Treffen auf

Grund einer Erkrankung gefehlt. Doch

nun stürzte sie sich mit Feuereifer und

großem Verhandlungsgeschick in die

kommenden Sitzungen. Schlussendlich

gelang ihr das Meisterstück die vielen

Fraktionen fast gänzlich zu vereinen.

Letztendlich war es nur noch eine Fra-

ge, ob ein Vertreter des gemäßigten

Flügels oder ein konservativer Kirchen-

mann der Erwählte sein würde. Gleich-

wohl hatte die Bündelung der so unter-

schiedlichen Fraktionen eine Pattsitua-

tion ergeben: Gemäßigte und Konser-

vative hatten die gleiche Stimmanzahl.

Die Mystiker unter der Führung der

Geheimen Inquisitionsrätin Praiosmin

Ehrwald wollten sich gänzlich der

Wahl enthalten,

wobei ihre vielen

St immen die

Wahl klar hätten

entscheiden kön-

nen.

Beim letzten

Treffen vor dem

1. Praios im Rah-

ja des letzen Jah-

res blickten viele

besorgte Mienen

vom Halplatz gen

Praiostempel in

Havena. Es be-

stand kaum Hoff-

nung auf eine

E n t s c h e i d u n g .

Tagelang zogen

sich die Verhand-

lungen dahin, bis

eine schreckliche

Kunde Havena

erreichte: Der

Tempel des Prai-

os in Honingen

war niederge-

brannt worden

(Bericht in dieser

Fanfare). Schlag-

artig kippte die

Stimmung und

die Lethargie war

wie verflogen.

Heiliger Zorn

erfüllte die Hallen

des Praiostempels und Ihre Exzellenz

Praiosmin Ehrwald hielt eine spontane

und flammende Predigt auf den Stufen

des Gotteshauses. Völlig mitgerissen

einigte sich das Gremium noch auf den

Stufen Praiadane von Hohenfels, die

Tempelvorsteherin von Honingen, zur

stellvertretenden Wahrerin der Ord-

nung zu erheben. Die Vertreterin des

konservativen und reichsnahen Flügels

war in den Augen aller Wahlmänner

und - frauen genau die Art von Vorste-

herin der Ordnung, die nach so einer

Katastrophe für die Wiedererlangung

der Ordnung vonnöten war.

Havena und das ganze Fürstentum

zeigte sich erleichtert, ob dieser längst

überfälligen Entscheidung. Die Fanfare

gratuliert Ihrer Eminenz zur Wahl und

erbetet sich Praios Segen über ihr Amt

und ihre Taten.

Wir werden unsere werten Leser selbst-

verständlich ob der kommenden Ereig-

nisse aus der Ordnung Greifenlande

informieren.

Glarik Collen (jph)

Der Greif erhebt sich aus der Asche

Havena, Rahja 1034 BF – In der Stunde der größten Not einigt sich die Praioskirche in der Ordnung Greifenlande auf

eine stellvertretende Wahrerin der Ordnung.

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A m 16. Ingerimm fand auf dem

Bennain-Damm eine gar

prächtige Liturgie zum Ge-

denken der Großen Flut und zur Mah-

nung statt. Wahrhaft groß war der Zu-

lauf, als sich auch in diesem Götterlauf

wieder zahlreiche Havener versammel-

ten, um sich im Angesicht des Launen-

haften demütig zu ihm zu bekennen und

den Segen für sich und die ganze Stadt

zu erflehen.

Hochwürden Graustein, Bewahrer von

Wind und Wogen im Alten Efferdtem-

pel, hielt eine mitreißende Einführung.

Seine Worte hielten den Zuhörern die

Schrecken der Großen Flut vor Augen.

Hier, im Angesicht der Ruinen der Un-

terstadt, wurde sicher einem jeden

wieder bewusst, wie sehr doch unsere

schöne Stadt in den Händen Efferds

ruht, wie sehr wir doch von seiner Gna-

de abhängen.

Das zahlreiche Erscheinen mag auch

daran gelegen haben, dass bereits Tage

vor der Liturgie eifrig an den Anlegern

und in den Hafentavernen zu hören war,

Delfine wären in der Mündung des gro-

ßen Flusses gesichtet worden - sofern

der geneigte Leser den Worten vieler

Fischer Glauben schenken möchte. Des

hohen Herrn heiligen Tiere vor Havena!

Wenn das kein gutes Zeichen ist?!

Doch die Stimmung scheint im Allge-

meinen gar froh zu sein. Aus der Gilde

der Fischer hören wir mitmachende

Kunde. Der Fang scheint reichlich zu

sein und die Geschäfte laufen gut, be-

sonders im Stadtteil Fischerort. Hoffen

wir, dass der Segen Efferds uns auch

zukünftig begleiten und uns reichen

Fang bescheren wird. Havena, bedenke

die Gnade des Launenhaften!

Orlan Bärenstack (ma)

Den Lebenden

zur Mahnung

Havena, Ingerimm 1034 BF – Efferdliturgie zum 332. Jahrestag der Großen Flut

G erüchten zufolge befindet sich

Baron Bedwyr ui Niamad, der

Besitzer unserer erfolgreichen

Havena - Fanfare, zurzeit in Verhand-

lungen mit interessierten Käufern. Über

die Interessenten können wir derzeit

keine Einzelheiten berichten, auch

nicht wie weit und wie fruchtvoll die

Verhandlungen vorangeschritten sind.

Es soll sich aber um wohlhabende Per-

sonen aus unserer Stadt handeln.

Der Baron, der die Fanfare patriotisch

durch die schweren Kriegsjahre führte,

soll sich zu diesem Schritt entschlossen

haben, nachdem sich im vergangenen

Jahr vermehrt Schwierigkeiten ergaben,

die sogar zu Inhaftierungen einzelner

Berichterstatter führten und schluss-

endlich auch drohten unrechtmäßig auf

ihn selbst zurückzufallen. Der in den

Redaktionsstuben vom Otterntaler ein-

gesetzte Prokurator Lidhwaen Keven-

doch, welcher über die Beschaffenheit

und Güte der veröffentlichten Artikel

bisher gewacht hat, wurde überdies -

wie auch der bisherige Chefredakteur

Vitus Colman - kurzerhand von Seiner

Hochgeboren auf die Straße gesetzt.

Wir werden die geneigte Leserschaft

über die Entwicklung der Verhandlun-

gen auf dem Laufenden halten..

Ronwin ui Kerkill (mb)

In Eigener Sache Havena, Praios 1035 BF – Gerüchte um den Verkauf der Havena Fanfare mehren sich.

Die Gaukler

kommen!

Havena, Ingerimm 1034 BF – Stadtma-

gistrat bestätigt, die Gaukler kommen!

I n den Morgenstunden dieses ersten

Feuertages im herrlichen Ingerimm

erreichte unsere Schreibstube die

Kunde, der Magistrat der Stadt

habe dem Ersuchen einer Gruppe fah-

renden Volkes die Genehmigung er-

teilt, ihre Zelte und Wagen ab dem

ersten Praios vor den Toren unserer

Stadt aufzustellen. Wie es zu verneh-

men war, gehört jene Gemeinschaft

von Gauklern dem Volk der Zahori an.

Sofern sich nichts mehr ändert, werden

sie ihre Lagerstadt vor dem Praios zu-

gewandten Stadttor am Südhafen er-

richten.

Nun, eine solch´ Entscheidung des

Magistrates mag den einen oder ande-

ren befremdlich erscheinen, doch steht

dies wohl im Zusammenhang mit den

Festlichkeiten zum Gruße des neuen

Götterlaufes. Bunte Wagen, Gesang,

Tanz und Schaustellkunst. Havena, dir

steht ein gar farbenfrohes Spektakel

vor den Toren! Die Fanfare wird über

Weiteres berichten.

Orlan Bärenstack (ma)

Ausgabe 30

Rondra 1035 BF

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Geheimrat Lamas ui Llud verstorben

Havena, Ingerimm 1034 BF - Albernia trauert um einen seiner gelehrtesten Köpfe! Unser hoch geschätzter Geheimrat La-

mas ui Llud verstarb in den ersten Tagen des vergangenen Ingerimm.

N ach dem der Geheimrat

bereits im vergangenen

Jahr an schwerer Krankheit

litt, konnten wir uns zuletzt

wieder über eine Verbesserung seines

Befindens freuen. Jedoch befiel den

mittlerweile über neunzig Götterläufe

alten Meister im Frühling ein Fieber,

welchem er bald darauf erlag.

Der Geheimrat war wie niemand ande-

res mit dem albernischen Land, seinen

Bräuchen, Traditionen und Geheimnis-

sen vertraut. Herr Lamas war schon

dem Fürsten Halman ui Benain, dem

Urgroßvater unseres Kronprinzen Finn-

ian ein wertvoller Ratgeber.

Die Amtsgeschäfte der Kanzlei wird

vorerst Riana ni Seadh, langjährige

enge Vertraute des Geheimrats über-

nehmen. Es ist damit zu rechnen, dass

die Krone die Dame im Praios zur

Nachfolgerin des Geheimrats küren

wird.

Rhonwin ui Kerkill (mb)

D iese verschworene Gemein-

schaft von Rittern, die als weit-

hin geachteter Schwertarm der

Krone selbst gelten, war schon seit dem

Überfall der Orks und dem Krieg gegen

das Reich in erschreckenden Maße ge-

schrumpft.

Nach dem nun auf Burg Bredenhag

nicht nur die Ritter Bruidan ui Riuand

und Etain ni Granna fielen, sondern

auch der langjährige Primus der Krone,

Elron Fenwasian, zählt die Gemein-

schaft nur noch wenige Köpfe.

Schon seit längerer Zeit bemühte sich

die Krone die Reihen der Ritterschaft

mit frischen Blut aufzufüllen. Dabei

war es der Kronverweserin ein Anlie-

gen auch Kinder solcher Familien für

den Dienst bei der Krone zu gewinnen,

die nicht traditionell dem Hause Ben-

nain nahe stehen. Diese Bemühungen

zeigen nun, im rechten Moment, erste

Früchte und so werden schon im kom-

menden Rondra eine Reihe von Sprös-

sen edler Häuser in die Knappschaft bei

der Krone treten. Darunter sollen sich

Namen wie Draustein, Branwyn und

Seadh finden.

Rhonwin ui Kerkill (mb)

Knappen für die Krone

Havena, Praios 1035 BF - Die schrecklichen Ereignisse, die sich im Frühling auf Burg Bredenhag zutrugen und die

schließlich zum Fall des ruchlosen Grafen von Bredenhag führten, hatten nicht zuletzt auch einen furchtbaren Blutzoll

unter den Rittern der Krone gefordert.

Praios´ Segen über Albernia

Havena, Praios 1034 BF – Freude und Jubel erfüllte die Gassen Havenas am Ende der fünf unsäglichen Tage, als unter

der Leitung der neuen Stellvertreterin des Wahrers der Ordnung die prachtvollste Sonnenwendfeier seit Jahren voll-

zogen wurde. Albernia ist’s gewiss, der Segen des Götterfürsten wurde uns zuteil.

P raiadane von Hohenfels hatte

wahrlich keine Mühen ge-

scheut, in den wenigen Tagen

seit ihrer Kür ein huldvolles Fest auf

die Beine zu stellen. Choräle, Musik

und Gebete erfüllten die Gassen um

den Halplatz.

Ein großes und freudiges Treiben, ob

des Endes der fünf verdammten Tage,

des neuen Jahres und des hohen Festta-

ges, herrschte in Havena. Seinen Höhe-

punkt fand der Praioslauf in einem von

feurigen und ermahnenden Worten

begleiteten Praiosdienst und einem sich

anschließenden und schon seit langem

nicht mehr so prachtvollem Umzug zur

Praiosstund. Bis zum Abend gingen die

Gebete und Praiosdienste weiter und

fanden ihren Ausklang in einem Volks-

fest auf dem Halplatz und einem Emp-

fang der Honorigkeiten im Fürstenpa-

last.

Glarik Collen (jph)

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B ereits Mitte Firun war Ba-

ron Seamus ui Channon

gen Bredenhag aufgebro-

chen, um den Raub beim

Grafen selbst zu klären. Erst Ende Tsa

kehrte er mit fünf Gefangenen zurück,

die er im Kerker der Bredenhager Burg

hatte ausfindig machen können. Zwei

von ihnen waren so arg gemartert wor-

den, dass ihr Überleben vor allem der

Gnade der Gütigen Peraine zu danken

ist. Mitten im grimmen Winter von

Bredenhag zogen der Baron und seine

Bedeckung mit einem Leiterwagen

über die verschneiten Straßen gen Abi-

lacht und über die Reichslandstraße in

die Heimat. Oft genug mussten sie ta-

gelang Pausen einlegen, wenn der Ge-

sundheitszustand der Befreiten oder das

unstete Wetter sie dazu zwangen.

Im Phexmond versuchte dann des Ba-

rons Gemahlin während des schicksals-

trächtigen Baihir in Bredenhag die ver-

bliebenen sieben Verschleppten aufzu-

spüren. Allerdings sah es zunächst so

aus, als scheitere dies Unterfangen an

den verworrenen Zuständen in der Bre-

denhager Burg und im Söldnerlager.

Erst nach dem Tode des Grafen und der

Aufklärung der zahlreichen mysteriö-

sen Umstände am Bredenhager Hof

konnte auch der Verbleib der Ylvido-

cher geklärt werden.

Sehr hilfsbereit und zugänglich erwies

sich nach Angabe der Ylvidocher Baro-

nin der Almadaner Condittiere, der

vom Bredenhager Grafen selbst ange-

heuert worden war, die Söldnerhaufen

in der Grafschaft zu führen. Condottie-

re Ludovico di Castanyeda war allem

Anschein nach sehr darum bemüht,

sich und seine als im Soldgewerbe be-

kannte Familie im Nachhinein noch in

einem annehmbaren Licht erscheinen

zu lassen. Deshalb hatte di Castanyeda

bereits während des Baihir eingeräumt,

nicht alle seine Söldner unter Kontrolle

gehabt zu haben. So weit sich Übergrif-

fe auf fremde Dominien jedoch wäh-

rend seiner Zuständigkeit für die jewei-

ligen Söldnertrupps ereignet hätten,

würde er dafür uneingeschränkt die

Verantwortung übernehmen.

Von seiner Seite kam dann auch die

Kunde, dass sich die Vermissten in

Tommeldomm aufhalten würden.

Kurz vor ihrem Aufbruch gen Ylvidoch

betraute Ihre Hochgeboren Cintara

Arodon den sie begleitenden Wehr-

meister mit der Aufgabe, die verbliebe-

nen Vermissten ausfindig zu machen.

So manchen mochte es verwundert

haben, dass Hauptmann Reussner nach

der Abreise seiner Herrin schnurstracks

ins Söldnerlager marschierte. Doch

wer, wenn nicht die Söldlinge mochten

den Ort kennen, wohin man die Leute

verbracht haben mochte. Noch am glei-

chen Tage brach Hauptmann Reussner

mit einer Rotte Söldner und zwei

Leuten aus der Bredenhager Garde in

Richtung Bockshag auf. Wohlweislich

hatte sich der Hauptmann beizeiten

Legitimation für seine Unternehmung

besorgt. Die Gardisten hatten augen-

scheinlich dafür zu sorgen, dass die

Kunde über die Ereignisse und die Ver-

lautbarungen der Krone auch in

den hintersten Winkel der Graf-

schaft getragen wurden.

Gut drei Wochen später konnte

Hauptmann Reussner in Ylvi-

doch vermelden, dass sein Auf-

trag erfüllt war. Er berichtete,

dass die Geraubten in verschie-

denen Straflagern unter perai-

nelästerlichen Umständen hat-

ten schuften müssen. Diese

Lager waren auf Geheiß des

Grafen errichtet worden, um

den Holzeinschlag in Tommel-

domm zu forcieren und einen

Steinbruch auszubeuten. Wie

viele dieser Straflager im nörd-

lichen Bredenhag betrieben

wurden, ist der Redaktion bis-

lang nicht bekannt. Hauptmann

Reussner und seine Leute hat-

ten alleine vier Lager in Tom-

meldomm und im angrenzenden Gem-

har durchsucht. Sicher wird es noch

Monde dauern, diese Orte aufzulösen,

die Urteile über alle Zwangsarbeiter zu

prüfen und die Unschuldigen in ihre

Heimatdörfer zurückzuführen.

Meredyn Vederquill (ps)

Ylvidocher Bauernraub findet in

Tommeldomm sein Ende

Tommeldomm/Ylvidoch, Ingerimm 1034 BF - Von den im vergangenen Firun aus dem Weiler Setanas Wacht am Schlei-

ensee geraubten Bauern – die Fanfare berichtete – konnten inzwischen zehn der zwölf Leute wieder in die Heimat zurück-

kehren. Eine bedauernswerte Bäuerin musste jedoch unter dem Segen Borons der Tommeldommer Erde übergeben wer-

den. Sie verschied an zahlreichen Wunden, die man ihr offenbar durch Prügelstrafe beigebracht hatte. Brunell, die Toch-

ter des Fischers Gladwyn, eine junge Frau von Anfang Zwanzig, bleibt jedoch nach wie vor unauffindbar.

Ylvidoch in Kürze

Die Baronie Ylvidoch liegt in der

Grafschaft Großer Fluss und gehör-

te früher zur Stadtmark Havena.

Über ihre 1500 Einwohner herrscht

seit 1032 BF der Baron Seamus úi

Channon.

Ausgabe 30

Rondra 1035 BF

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A uf Wunsch des Bräutigams

sollte am Tag nach der Trau-

ung eine firungefällige Jagd

folgen. So wurden die Gläser immer

und immer wieder auf das Brautpaar

erhoben und bis spät in die Nacht hin-

ein bestimmten Tanz und Unterhaltung

die Feierlichkeiten für Familie und

Gäste. Als sich die illustre Gesellschaft

dann endlich unter Bishdariels Segen

begeben wollte, brach gen Rahja be-

reits der frühe Morgen an. Somit zogen

sich schließlich fast alle zurück, ein-

schließlich der hübschen Braut. Ledig-

lich der Bräutigam folgte dem eisernen

Ruf des grimmen Gottes, ging statt

unter die Decke seiner Vermählten in

den Stall und verschwand zusammen

mit den eiligst zusammengerufenen

Treibern in den angrenzenden Hain.

Als die übernächtigte Festgesellschaft

zur späten Praiosstunde die Zimmer

verließ und nach einem sparsamen

Frühmahl in den Wald kam, hatte der

Ritter bereits zwei junge Hirsche und

ein Wildschwein zur Strecke gebracht.

Gemeinsam wurde die Hatz bis in die

Nachmittagsstunden fortgesetzt und

mit einer kleinen Firunandacht zum

Abschluss gebracht.

Das erjagte Schwarz- und Rotwild fand

gleich im Anschluss seinen Weg in die

Speisekammern der Gäste, die ihrer-

seits am nächsten Morgen bereits zur

Weiterreise gen Winhall aufbrachen,

wo Graf Bragon Fenwasian Hochzeit

mit der Base Gaelwics, Neelke Cru-

mold, feiern würde.

Geschwätziges Gesinde trug dem Ver-

fasser zu, dass das junge Paar etwas

abseits der Hatz in einen heftigen Dis-

put ausbrach. Kurze Zeit später ent-

schwand Aedre Arodon-Glenngarriff

mit hochrotem Kopf zurück zur Burg,

während Gaelwic Crumold noch

schweigsamer als sonst die Jagd fort-

führte. Wir wollen hoffen, dass auf

Burg Yantibair bald traviagefällige

Eintracht einkehren wird.

Niamh Schlappmaul (nh, sb)

Winterhochzeit

Yantibair, Firun 1034 BF – Der späte Hesindemond sah so manch adligen Gast seinen Weg ins winterliche Yantibair fin-

den. Die junge Baronin, Aedre Arodon-Glenngarriff, hatte zu ihrer Vermählung mit Ritter Gaelwic Crumold geladen. Die

ungewöhnlich lange Verlobungszeit des Brautpaares war dem Tod der Adoptivmutter der Baronin, Macha Arodon, im

Sommer geschuldet. So entschied man sich nach einer angemessenen Zeit der Trauer die Hochzeitsfeierlichkeiten zur

Wintersonnenwende zu begehen.

Die Braut: Aedre Arodon-Glenngarriff

Die Heimat der Vermählten

Die Baronie Yantibair ist im Osten der

Grafschaft Großer Fluss, im sogenann-

ten Seenland gelegen und damit auch

gleichzeitig an der Grenze sowohl zur

Grafschaft Bredenhag als auch zur Graf-

schaft Abagund. Die wichtigste Ort-

schaft der Baronie, das gleichnamige

Yantibair ist wie auch der Baronssitz

Burg Yantibair im Nordwesten der Ba-

ronie am Schleiensee gelegen.

Über die 2500 Einwohner herrscht seit

1032 Aedre Arodon-Glengarriff und nun

auch ihr Gemahl Gealwic Crumold.

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W ir haben Präsenz

zu zeigen“, ließ

er bei Reisean-

tritt verlauten,

als er der von ihm als Führerin erkore-

nen Baronin von Ylvidoch galant und

mit einem Augenzwinkern die Zügel

einer schlanken Fuchsstute zureichte

und sich dann in den Sattel seines

schwarzen Elenviners schwang.

Aus der Grafenresidenz in Havenas

Oberfluren war außerdem zu verneh-

men, dass sich ebenfalls ein renom-

mierter Baumeister bei dem Tross be-

finden sollte. Schon vor Monden klan-

gen Gerüchte an, dass sich der Fluss-

graf nach einem anderen Quartier um-

sehen will. Einem Teil seiner Admi-

nistration mag dies vermutlich nicht

gerade recht sein.

Herr Hagrobald begann seine Reise in

der Baronie Westpforte, wo er sich von

der regen Bautätigkeit in der Werft in

Lyngwyn-Siel überzeugen konnte.

Nicht länger zwischen Havena und

Westpforte hin und her gerissen, konn-

te die mit der Vogtei betraute ehemali-

ge Kronenrittern Linai Sanin mit einer

umsichtig geführten Baronie aufwarten.

Den Betrieb der Lyngwyner Salzther-

me lobte Graf Hagrobald als eine lukra-

tive Geldquelle und scherzte über den

wörtlichen Zusammenhang mit dem

leise wallenden Solebecken.

Bereits am Grenzstein zu Nordhag

wurde die Gesellschaft des Grafen

durch Baron Radek von Galyn und

seiner Garde in Empfang genommen.

Nach einem Abstecher nach Salann

Acra, wo der Nordhager Anteil am

Seenländer Salzprojekt beheimatet ist,

begab man sich zur Gastung nach Dun

Daor Mór. Von dort aus unternahmen

die Herrschaften einen kleiner Jagdaus-

flug in den nahen Coill Cruinn.

Die angeblich durch die Kandidatur für

das Amt des Bredenhager Grafen auf-

gekommenen Differenzen zwischen

Herrn Radek und Seiner Hochwohlge-

boren waren zu keiner Zeit des Aufent-

halts zu bemerken. Offenkundig gab es

diesen Zwist gar nicht, was die lockere

Stimmung nur unterstrich. Die beiden

Herren disputierten vielmehr angeregt

miteinander.

Die Gemarkung Soláthar, zu der neben

zwei fischreichen Seen und mehrere

größere Gehöfte gehören, war das

nächste Tagesziel. Der ehemalige Fa-

miliensitz derer von Galyn, Dun Coi-

santoir Oir am Lochan Galyn, war die

erste von vier potentiellen Liegenschaf-

ten, welche die Berater des Grafen für

einen künftigen Amtssitz als geeignet

ansahen. Allerdings war der zweifeln-

den Miene Seiner Hochwohlgeboren

anzusehen, dass er weder der sandigen

Küstenregion noch der flachen, von

Tümpeln durchzogenen Seenlandschaft

Nordhags aufschäumende Begeisterung

entgegen brachte.

Am Grenzstein zu Ylvidoch empfingen

Baron Seamus und seine Mutter Cristín

den Grafen. Auf der Ylvidocher Terpe

inspizierte Herr Hargobald die inzwi-

schen wieder in vollem Betrieb befind-

liche Heilerschule. Sein Quartier nahm

er auf Dun Grainne, dem Edlensitz der

Baronsmutter und genoss die Gast-

freundschaft nach Seenländer Traditi-

on. Frau Cintara hatte ich einen mehr-

tätigen Aufenthalt am Schleiensee er-

beten, um nach mondelanger Absenz

zumindest eine kleine Weile mit ihrer

Familie verbringen zu können.

Zur Erbauung des Grafen begleitete

Seamus ui Channon seinen Lehnsherrn

deshalb auf einen Ritt um den Coill

Cullain. Im Dorf Cuin konnte sich der

auch in Schusswaffen wohl Geübte von

der Qualität der Plötzinger-Bogen über-

zeugen.

Um das Geschenk des Barons, einen

auf die Zugkraft des Grafen abgestell-

ten Kompositbogen, gleich verwenden

zu können, schloss sich eine Jagd auf

Schmaltiere an. Auf Gut Brackenhag,

das dem Grafen seit vergangenem Prai-

osmond als Jagddomizil zur Verfügung

steht, konnten ihm die ersten geschul-

ten Falken präsentiert werden. Neben

der Hatz auf diverses Hoch- und Nie-

derwild ist demnach künftig auch alles

für eine Beizjagd gerichtet. Während

sein Tross bereits zur nächsten Station

aufbrach, wurde Graf Hagrobald im

Geleit des Barons und seiner Gemahlin

auf einem Nachen über den Schleien-

sees gebracht. Man kann nur vermuten,

dass die Herrschaften die Fährzeit für

persönliche Gespräche nützten, da

Lehnsherr wie Lehnsleute in deutlich

gehobener Laune in Yantibair anlande-

ten.

In Yantibair übernahm der Baronin

Oheim Aneirin Glenngarriff Begrü-

ßung und Bewirtung des Grafen. Ihre

Hochgeboren Aedre Arodon-Glenn-

garriff entschuldigte sich recht rasch

vom abendlichen Bankett ohne näher

auf ihre Unpässlichkeit einzugehen.

Die Inaugenscheinnahme der Burganla-

ge Westwacht, die seit mehreren Göt-

terläufen auf ihre Fertigstellung wartet,

wurde mehrfach verschoben, was nicht

nur dem launischen Wetter zu zollen

war. Stattdessen hielt Vogt Aneirin den

hohen Gast und sein Gefolge mit ritter-

lichen Spielen bei Laune. Schlussend-

lich verzichtete Seine Hochwohlgebo-

ren auf eine Inspektion der Westwacht.

Er spielte jedoch mit dem Gedanken,

die Burg unter Umständen auch der

Krone zur eigenen Nutzung anzuemp-

fehlen, zumal dies die ursprüngliche

Bestimmung des Bauwerkes war. Dies

würde künftig der Grafschaft wie auch

der Administration der Baronie die

Ausgaben für die Instandhaltung erspa-

ren.

Gräfliche Rundreise

Havena, Ingerimm 1034 BF – Zur besten Reisezeit machte sich Seine Hochwohlgeboren, Graf Hagrobald vom Großen

Fluss im frühen Ingerimm mit einer kleinen Reisegesellschaft auf, sein Lehen zu durchmessen und sich aus erster Hand

von den Begebenheiten der letzten Monde in Kenntnis zu setzen. Zu seiner Begleitung zählten neben einer Handvoll Rit-

tern, wie den inzwischen hinlänglich bekannten Nordmärkern Ulfried von Schleiffenröchte und Traviard von Ibenburg,

sowie einigen Alberniern wie Galbar Branrung und Baduard ui Ruarigh, auch die burschikose Dichterin Erengrimma

von Quakenbrück.

Ausgabe 30

Rondra 1035 BF

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Vogt Aneirin wurde in Aussicht ge-

stellt, dass sich eine Kommission mit

der weiteren Verwendung befassen

würde.

Auf Empfehlung Frau Cintaras führte

der Weg des Grafen weiter durch die

dunstverhangenen Nebelhöhen mit

ihren mystischen Schluchten und mär-

chenhaften, farngesäumten Pfaden.

Das Edlengut von Emain Macha war

das nächste Ziel. Der vormals damit

Belehnte, Eichenritter Sidhric ui Argy-

le, hatte im Ingerimm 1033 Land und

Titel zurückgegeben und war in die

Dienste seiner Schwerttochter Aedre

Arodon-Glenngarriff getreten.

Von Seiner Hochgeboren Arwain Aro-

don ist hinlänglich bekannt, dass er

kein ausgenommener Freund der Nord-

marken ist. Seinen Grafen empfing er

mit der ihm eigenen Kühle auf Dun

Maraban. Im Kernland der Familie

Arodon sahen sich der Graf und seine

Begleiter erneut ursprünglicher alberni-

scher Lebensart gegenüber. Allerdings

ließ der Erbprinz vom Großen Fluss

dadurch nicht aus dem Konzept brin-

gen. Er antwortete Herrn Arwain sogar

auf einige der diversen Trinksprüche

doch immerhin auf Alberned, was den

Gastgeber zu einem anerkennenden

Nicken verleitete.

Seine Hochgeboren Arwain Arodon

empfing den Grafen auf Dun Maraban.

Im Kernland der Familie Arodon sahen

sich der Graf und seine nordmärki-

schen Begleiter erneut ursprünglicher

albernischer Lebensart gegenüber. Al-

lerdings ließ der Erbprinz vom Großen

Fluss dadurch nicht aus dem Konzept

bringen. Er antwortete Herrn Arwain

sogar auf einige der diversen Trink-

sprüche doch immerhin auf Alberned.

Er ließ es sich gegenüber ihres Vetters

Arwain nicht nehmen, Frau Cintaras

„Schulmeisterei“, wie er es mit einem

Augenzwinkern nannte, herauszustel-

len. Seine „persönliche Magistra Alber-

niae“ würde aus ihm zwar keinen Al-

bernier machen können, doch hätte er

von ihr bislang mehr über Land und

Leute gelernt, als von all seinen Leh-

rern zusammen.

Einem Gang durch die Stadt und einem

Besuch im altehrwürdigen Rondratem-

pel, wo der Graf und seine Ritter zu-

sammen mit der Gefolgschaft des Tem-

pel der Alten Eiche ein längeres Gebet

hielten und den Segen der Leuin erba-

ten, folgte ein Inspektionsgang auf den

Ebersprung, einen hohen Rain außer-

halb der Stadtmauern. Die dort erst vor

einem Götterlauf wieder in Betrieb

genommenen Manufaktur für Kriegs-

gerät gefiel dem Grafen wohl, konnte

er sich doch diesen einträglichen und

für die dräuende Kriegsgefahr wahrlich

nützlichen Betrieb auf die Fahne seines

Lehens schreiben. In einem freundli-

chen Disput mit dem Betreiber der Ma-

nufaktur zeigte sich, welch ausgezeich-

neter Stratege Herr Hagrobald ist und

wie gut seine Vorstellungskraft sich

ausprägt.

Die am folgenden Tage anstehende

Besichtigung des Örtchens Giegenau,

dessen Edler Luthus von Klingweiler

bei der Verteidigung von Weidenau

gefallen war, weckte in Frau Cintara

schmerzvolle Erinnerung. Während des

Nordmärker Einfalls hatten die Bewoh-

ner auf Befehl von Klingweilers alles

niedergebrannt, um den Feinden nur

Ruß und Asche überlassen zu müssen.

Der Edle von Giegenau war in der an-

schließenden Schlacht bei Weidenau in

heldenhaftem Kampf zu Boron gegan-

gen.

Mit einem fast trotzigen „Wir lassen

Uns nicht dort nieder, wo Eurer Tränen

Flut so unberechenbar ist wie der Gro-

ße Fluss, meine Treue“ gab der Graf

seinem Ross die Sporen und preschte

alleine auf das Ufer des Stromes zu, um

dort für eine Weile zu verharren und

den Großen Fluss in seiner gewaltigen

Breite zu betrachten.

Bekanntlich waren am Marsch auf

Weidenau auch Angehörige des Elenvi-

ner Donnerorden beteiligt, zu denen

Graf Hagrobald damals gehörte. Erst

eine lange Unterredung mit seiner

Lehnsfrau mochte den Grafen bewe-

gen, auf ein sofortiges Übersetzen ans

Hoheluchter Ufer zu verzichten.

In Hohelucht selbst wurde die Reise-

gruppe dann später durch den Vogt

Cethern ui Bennain bewirtet, welcher

das Lehen für die in Weiden weilende

Baronin Aillil verwaltete. Das Hohe-

luchter Land war in den vergangenen

Jahren immer wieder Opfer ruchlosen

Gesindels geworden. Gleich mehrere

verwaiste Güter waren über das Land

verteilt. Zwei davon besichtigte die

Gesellschaft und offenbar konnte eines

der Anwesen das Interesse des Grafen

und auch seines Baumeisters erwecken.

Nah am Fluss, würde eine schnelle

Anbindung an Havena, wie auch Elen-

vina möglich sein. In sicherlich bald

folgenden Verhandlungen wird sich

zeigen, ob Hohelucht einen passender

Grafensitz liefern kann.

Dieser Erfolg und ein plötzlicher Wet-

terumschwung, veranlassten Hagrobald

– zum Mißfallen seiner hochgeborenen

Führerin – die Reise vorerst abzubre-

chen. Die Gruppe verzichtete auf den

Abstecher ins schroffe Grenzmarker

Land und das abgelegene Fuxwalden.

Beide Lehen soll der Graf allerdings

schon im Vorfeld als zu abgelegen und

zu wild für eine ansprechende Residenz

bezeichnet haben.

Meredyn Verderquill (ps)

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HF: Euer Hochgeboren, zunächst herz-

lichen Dank für Eure Zeit und die Be-

reitschaft, unsere Fragen zu beantwor-

ten.

C. A.: Bitte gerne.

HF: Wir befinden uns in Kuslik, in der

Stadt, die in diesem Götterlauf den

Reichskongress ausrichtet. Am Rande

desselben kam es zu diversen Vor-

kommnissen, die wider die zwölfgöttli-

che Ordnung liefen, wie man hört. Ihr

ward, soweit ich Kenntnis habe, eben-

falls involviert - ein Kind war entführt

worden. Den Göttern zum Lobe konnte

der Junge wohlbehalten zu seiner Mut-

ter zurückgebracht werden. Welche

Rolle kam Euch dabei zu, Hochgebo-

ren?

C. A.: Ein respektabler Herr aus Don-

nerbach hatte mich angesprochen, ob

ich ihm wohl zu helfen vermochte. Er

selbst war vom Auge des Horas gebe-

ten worden. Wie sollte ich ihm meine

Hilfe verweigern, würde ich eher mein

eigen Herz geben, wenn einem meiner

Kinder so etwas widerfahren würde. So

frug ich noch andere edle Gemüter und

wir konnten der Maga, die um ein

wichtiges Manuskript erpresst werden

sollte, ihren Sohn zurückbringen.

HF: Was für ein Manuskript war das

denn? Es muss wohl sehr wertvoll ge-

wesen sein.

C. A.: In der Tat, meine Liebe. Wie uns

erst später erklärt wurde, dient das dar-

in enthaltene Wissen wider dem Dämo-

nenfürsten. Mehr vermag ich Euch

nicht zu sagen, ohne Gefahr zu laufen,

Euch in Unkenntnis der magischen

Zunft falsche Dinge zu sagen. Das ver-

steht Ihr sicher und mögt Euch andern-

orts noch kundig machen.

HF: Ja sicher, das werden wir tun.

C. A.: Ihr könnt Euch denken, dass es

diverse Kräfte gab, denen das Erlangen

dieses Manuskripts so manches Leben

wert war. Mit der Götter Hilfe konnte

der Verlust des Wissens für die verein-

te Magierschaft verhindert werden.

Zudem kann vermeldet werden, dass

ein paar Rattenkinder dabei auf der

Strecke blieben, wenn ich das so sagen

darf.

HF: Und wer war es, die euch halfen?

Oder obliegt dies der Geheimhaltung?

C. A.: Wenn man es nicht in aller Oh-

ren Runde hinausposaunt hätte, würde

ich es wohl für mich behalten und über

mein eigenes Zutun Stillschweigen

bewahren… Zufürderst Ihre Hoch-

wohlgeboren, die Gräfin von Winhall

und in ihrer Gefolgschaft, Landvogt

Rodowan Aruwar und Ihre Wohlgebo-

ren Laria von Albenbluth sowie meine

guten Nachbarn, Frau Linai von West-

pforte und Herr Radek von Galyn aus

Nordhag. Zudem waren noch Herr-

schaften aus Thorwal und dem Alma-

danischen beteiligt.

HF: Da kann Euer Graf sicher stolz

auf Euch sein. So viel Seenländer Prä-

senz und Cooperatio mit Winhall oben-

drein.

C. A.: Wir werden sehen, was er davon

hält.

HF: Wie uns zu Ohren kam, wurdet Ihr

von Seiner Hochwohlgeboren Hagro-

bald als Abgesandte nach Kuslik ge-

schickt. Habt Ihr in der Ständever-

sammlung nur albernische oder auch

nordmärkische Belange vertreten? Und

wie werdet Ihr ihm die Meinung der

anderen Provinzen über die Nordmar-

ken beibringen?

C. A.: Das schallender Gelächter über

den Zauderer Jast Gorsam? Die bissi-

gen Schoten über die wohlgenährten

Nordmärker Streiter, die man sich zum

Ausbessern der Straßen ausleihen will?

Non, das verlangt einiges an Finger-

spitzengefühl. Andererseits ist mein

Graf von mir gewohnt, dass ich ihm

beschönigende Worte erspare. Wer die

Wahrheit hören will, muss den

Schmerz ertragen, wenn sie zubeißt.

Was die Vertretung der Nordmarken

anbelangt… Ihr meintet vermutlich das

Haus Großer Fluss. Dies wurde wie

schon im letzten Götterlauf von der

liebreizenden Swantje von Rabenmund

vertreten.

Ich bin Albernierin, was Eure Frage

zudem hinlänglich beantworten sollte.

Um es deutlich zu machen und diese

Angelegenheit richtig zu stellen:

Hagrobald bat mich lediglich, für ihn

Aug und Ohr zu sein. Von der Zunge

war nicht die Rede, wobei ich jenes im

Vorfeld bereits abgelehnt hätte.

HF: Legitimiert Euch sein Ring denn

nicht als seine Gesandte?

C. A.: (betrachtet den Ring eingehend

und lächelt) Dieser Ring legitimierte

mich lediglich als Überbringerin seiner

Anweisungen in der Havenaer Resi-

denz und die Weitergabe seiner…

Empfehlungen bezüglich der Grafen-

wahl an seine Lehnsleute. Einige von

diesen traf ich erst hier und hatte mich

entsprechend auch ihnen gegenüber zu

legitimieren. Bedingt durch die Ereig-

nisse in Bredenhag war Herr Hegrobald

in Familiendingen gedungen nach Ei-

lenwîd zu reisen. Ansonsten wäre er

sicher dem Ruf der Kaiserin zum

Reichskongress persönlich gefolgt.

HF: Aber es wäre doch denkbar gewe-

sen, dass er Euch für die Grafschaft

hätte sprechen lassen, so nahe wie Ihr

ihm steht.

(Die Baronin betrachtet ihr Gegenüber

für einen Augenblick mit einem prü-

fenden Blick. Dann kehrt das Lächeln

in ihre Augen zurück.)

Frei heraus – Baronin von Ylvidoch

steht Rede und Antwort

Ihre Hochgeboren Cintara Arodon ist, das ist wohlbekannt, eine rahjagefällige Erscheinung. Dieser Umstand und ihr

zunehmender Umgang mit dem Grafen von Großen Fluss gaben in der Vergangenheit bereits mehrfach zu Gerüchten

Anlass. Die Baronin trägt seit wenigen Wochen neben dem eigenen Siegelring einen Reif, der über der Welle des Fluss-

gaus auch den springenden Fisch der Familie Großer Fluss zeigt. Unsere Korrespondentin Philea Semmelweis traf die

Seenländer Baronin in Kuslik und stellte sich unter anderem der Aufgabe, dem Munkeln auf den Grund zu gehen.

Ausgabe 30

Rondra 1035 BF

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C. A.: Jungfer Philea, ich messe es der

Euch Schreibern eigenen Phantasie zu,

dass Ihr Euch die Gerüchte, die sich um

Herrn Hagrobald und mich ranken, in

den rosigsten Farben ausmalt, als woll-

tet Ihr Sulvus Glanz an den Himmel

Eurer Gazette bannen.

HF: Nun ja, mit Verlaub, Euer Hoch-

geboren, solche Gerüchte kommen

nicht von ungefähr.

C. A.: Das wohl und je länger sie auf

dem eigenen Mist wachsen, umso mehr

Blüten treiben sie, nicht wahr. (lacht

leise)

HF: Wenn Ihr das so sagt…

C. A.: Nun denn… wenn wir schon

dabei angekommen sind, fragt was

Euch auf der Zunge brennt. Nicht dass

es Euch selbige versengt, so Ihr die

Frage weiter mit Euch umhertragt. (Sie

schmunzelt und hebt die Augenbraue.)

HF: Nun… äh… wie steht Ihr denn zum

Grafen? Manche Gerüchte besagen,

dass es weit über die Lehensfolge hin-

aus geht?

C. A.: Das liegt im Auge des Betrach-

ters. Herrn Hagrobald und mich verbin-

det eine innige Freundschaft. Wenn

Euch bei meiner Bestätigung die Röte

ins Antlitz schießt, meine Liebe, so

erschließt sich mir, in welche Richtung

Eure Gedanken schweifen. Doch mögt

Ihr wohl, wie auch jene, die uns Ver-

fehlung wider Travia zeihen, nur den

einen Aspekt der Schönen Göttin im

Sinne haben. Sind nicht Musik und

Tanz, die Dichtkunst, Harmonie und

Schönheit, ja selbst die Herzenswärme

einer guten Freundschaft und die Er-

bauung daran ebenso Aspekte der

Schönen Göttin? Die Günste, mit denen

uns die Rosenduftende beschenkt, sind

hingegen so vielfältig, dass die Reduc-

tio auf das Eine, das Physische, fast der

Blasphemie gleichkommt.

HF: Na ja, schon, wenn Ihr das so seht.

C. A. (lächelt in sich hinein): Es mag

sein, dass in den vergangenen Götter-

läufen nicht viel Zeit, Gelegenheit und

Antrieb war, sich mit anderem zu be-

schaffen als dem Kampf um Gerechtig-

keit, die Sorge um Sieg und Niederla-

ge. Dass dabei Frau Rondra und Herr

Praios im Vordergrund stehen und die

anderen göttlichen Geschwister auf ihre

hauptsächlichen Attribute reduziert

wurden, ist offenkundig. Nichts desto

weniger schenkt uns Frau Rahja so viel

mehr als die Erfüllung von Gelüsten

und Begierden. Was gemäß dieser Be-

trachtungsweise rahjanische Freuden

anbelangt, deren Huld und Genuss man

meinen Grafen und mir nachsagt… so

sage ich mit gutem Gewissen: Ja, wir

huldigen und genießen.

HF: So darf ich Euch zitieren?

C. A.: Ihr wollt mich zitieren, das tut

dies – so und noch mehr: So lange mir

mein Gemahl nichts zeiht, was andere

Seiner Hochwohlgeboren und mir hin-

ter vorgehaltener Hand vorzuhalten die

Stirn haben, habe ich mir selbst nichts

zu zeihen. Habt Ihr noch weitere Fra-

gen, meine Liebe?

HF: Ja, schon… In Havena wurde

noch vor kurzem über eine längere

Reise des Grafen durch Albernia ge-

munkelt. Könnt Ihr mir dazu schon

etwas sagen?

C. A.: (nickt) Seine Hochwohlgeboren

plant durchaus eine Reise, jedoch wird

ihn diese nicht durch das Fürstentum

sondern lediglich durch seine Liegen-

schaften führen. In der Vergangenheit

war es ihm, durch verschiedene Um-

stände begründet, nicht möglich, lange

genug in seiner Grafschaft zu verwei-

len. Über einen Götterlauf stritt er mit

den Donnerern gegen die aufständi-

schen Kräfte in der Wildermark, eine

durchaus ehrbare Aufgabe für das

Reich und die Ordnung. Bevor ihn wie-

der ein derartiger Ruf ereilt oder die

Entwicklung in der Familie Großer

Fluss eine längere Anwesenheit auf

Eilenwîd über den Wassern erfordern,

möchte er Präsenz und sich seinen Leu-

ten zugänglicher zeigen, als er es in den

vergangenen zwei Götterläufen im-

stand gewesen ist.

HF: Seine Hochwohlgeboren ist der

einzige Graf, der nicht in seiner Graf-

schaft residiert. Wird sich dahingehend

etwas ändern?

C. A.; Es ist fürwahr an der Zeit, dass

er sich einen Grafensitz innerhalb sei-

ner Lehensgrenzen wählt. Sein Vorgän-

ger Kieran Albenbluth , hatte dies ja

nicht mehr zu realisieren vermocht. Die

Ernennung nach dem Zug gen Abilacht

kam für Herrn Hagrobald recht überra-

schend, wie wir uns erinnern so dass

das Quartier in den Oberfluren für die

erste Zeit adäquat schien. Allerdings ist

es für die Dauer wohl nicht gemacht,

denn so weit ich Kenntnis habe, kostet

dieses Haus einiges an Mietzins, was

durchaus anderweitig und sinnvoller

verwendet werden kann.

HF: Wird vielleicht die Westwacht in

Beschlag genommen?

C. A.: Eher nicht. Ich bin kein Quar-

tiermeister, doch für meinen Begriff ist

diese Anlage etwas zu groß angelegt.

Sie mag einer Besatzung für Kriegszei-

ten vom Platze her gereichen oder einer

Ordensburg dienen, wie Herr Hagro-

bald mir jene des Donnerorderns ge-

schildert hat. Auch die Löwenburg in

Perricum erinnert mich doch verblüf-

fend an den Bau in Yantibair. Obgleich

Seine Hochwohlgeboren sich gerne mit

Kriegsvolk umgibt und sich in den

rondrianischen Künsten gerne und oft

übt, dürfte ihm die Anlage nicht erbau-

lich genug sein. Ich glaube eher, dass

es ihn an den Großen Fluss zieht, was

ihm nicht nur im Namen sondern auch

im Gusto liegt.

HF: Gibt es da schon Präferenzen?

C. A.: Sein Auftrag an mich lautete, bis

zu seiner Rückkehr aus den Nordmar-

ken mögliche Liegenschaften zu eruie-

ren. Wir werden sehen, was die Kanzlei

zusammengestellt hat. Das wird dann

auch Einfluss auf den Verlauf der

Rundreise haben.

HF: Dürfen wir dann zu gegebener Zeit

auch davon berichten?

C. A.: Sicher, warum nicht. Da Ihr ja in

absehbarer Zeit ebenfalls wieder in

Havena weilen werdet, mögt Ihr ihn ja

auch gleich selbst fragen, ob Ihr uns

begleiten dürft. So könntet Ihr Eurer

Leserschaft aus erster Hand berichten.

HF: Das ist ein großzügiges Angebot,

Euer Hochgeboren.

C. A.: Nur ein Vorschlag, kein Ange-

bot, da ich nicht in der Position bin,

Euch eine diesbezügliche Zusage zu

machen. (Die Baronin dreht an dem

Ring des Grafen.)

HF: Seid herzlich bedankt für die Zeit

und Eure Antworten.

Philea Semmelweis (ps)

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E in untrügliches Zeichen,

dass wieder Frieden im

Abagund herrscht, ist die

Etablierung einer neuen Turney. In

den kriegerischen Jahren der Ver-

gangenheit blieb dem ritterlichen

Adel des Abagunds nur wenig Zeit

und Muße für das so verehrte und

prachtvolle Kräftemessen unter

Gleichen. Doch nun ward aller

Zwist beseitigt und so entschied

Hochwohlgeboren Cullyn ui Nia-

mad der Grafschaft ein mehr als

überfälliges Turnier zu geben. Ent-

sprechend den Wurzeln und dem

Wappen der ehrwürdigen Familie Nia-

m a d s o l l t e e s d e n N a m e n

„Drachenturney“ tragen.

Noch in diesen Tagen eilen die räfli-

chen Boten in die Ferne um all die

Freunde, Verbündete und Vasallen

nach Burg Utengund ins Grafenland

Abagund zu laden. In den ersten Tagen

des Rondramondes sollen die ritterli-

chen Recken am Fuße der Burg in die

Schranken reiten. Schon heute ist in

und um Utengund ein Hämmern und

Wienern zu vernehmen, welches so seit

Götterläufen nicht mehr zu vernehmen

war. Doch soll sich die Drachenturney

nicht nur auf das ritterliche Messen

beschränken. So sind ein festlicher

Empfang, ein großes Bankett, ein Bar-

denwettstreit, eine herrschaftliche Jagd,

ein Volksfest und ein Markt geplant. Es

ist auch angedacht mit einem Im-

manspiel für die Unterhaltung des Vol-

kes zu sorgen.

Eine Besonderheit der Drachentur-

ney ist das Teilnehmerfeld. Die Tur-

ney ist nur dem ritterlichen Adel des

Abagunds und den Freunden und

Verbündeten des Hauses Niamad

vorbehalten. Doch trotz der Be-

schränkung ist es ein hochherrschaft-

liches Teilnehmerfeld. Es wurden

geladen die Familien Bennain, Nia-

mad und ihre Vasallen, Llud, Stepa-

han und ihre Vasallen, Crumold und

ihre Vasallen, Brair, Granna, Raig-

hillig, Helman, Marangar, Knall-

faust, Riunad, Conchobair und Ni-

amrod, sowie ausgewählte Personen:

Baron Gilborn Praioden von Hohen-

fels, Vögtin Linai Sanin von Westpfor-

te, Erbjunker Irion Branwyn und die

Ritter der Krone.

Die nächste Fanfare wird natürlich aus-

führlich über die Drachenturney im

Rondra 1035 BF berichten.

Glarik Collen (jph)

Gräfliche Turney des Abagunds ausgerufen

Gräflich Abagund, Ingerimm 1034 BF – Graf Cullyn ui Niamad lädt den Adel des Abagunds und verbündete Häuser zur

neuen Turney der Grafschaft ein: Der Drachenturney

G eneigte Leser, werte Grafen, Barone, Junker, Ritter und Geweihte unseres

schönen Albernias. Wir alle wissen, welch reges Treiben auf den Turnie-

ren vom Meer der Sieben Winde bis zum Rodasch noch vor den gewalttä-

tigen Wirren der letzten Götterläufe herrschte.

Vielerorts werden Turniere wiederbelebt, wie das ‚Treffen der Besten‘

oder neu geschaffen, wie die ‚Drachenturney‘.

Turnierverzeichnis in der

D och wie ist die Kunde zu verbreiten? Selbstverständlich mit der Havena Fanfare!

Sendet Eure Boten aus, unserer Redaktionsstube in der Capitale Havena die Turniere des Landes mitzuteilen,

auf das wir sie in den nächsten Ausgaben der Fanfare veröffentlichen und so ein Verzeichnis aller Turniere

Albernias schaffen, auf das uns selbst das Reich beneiden wird!

Ausgabe 30

Rondra 1035 BF

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Hamburg, im Januar 2012

Liebe Mitspieler und –innen,

viele von Euch werden sich sicher gewundert ha-

ben, wo die Seite 2 der bisherigen Fanfare geblie-

ben ist, das irdische Vorwort - verschwunden? Nein,

hier ist es ja! Und überhaupt, einiges ist in dieser Aus-

gabe anders.

Stimmt!

Aber warum?

Wie in der letzten Fanfare angekündigt, übernehme ich

sowohl Redaktion, Satz und zur nächsten Ausgabe

auch die Abo-Verwaltung von Georg. Georgs ‚Abgang‘,

wie er in der letzten Ausgabe selbst schrieb, ist eher

ein fließender Übergang. In der Politik und Wirtschaft

würde man jetzt sagen, er steht mir ab sofort beratend

zur Seite. Und genau das soll es sein! Dafür und für die

jahrelange intensive Arbeit an der Fanfare ein dickes

Dankeschön an dich, Georg! Doch nun ein kurzes Wort

zu dieser Ausgabe. In einer Überlegung, wie man die

Fanfare in ein derisches und irdisches Produkt auftei-

len kann, habe ich mir gedacht, den irdischen Teil zum

Herausreißen in die Mitte zu legen. Damit bekommt ihr

und euer Charakter ein - so ihr das wollt - komplettes

im Spiel benutzbares Produkt, sei es für Spielrunden,

Cons oder auch nur einfach so.

Auf vier bis acht Seiten wird nun immer in der Mitte der

Fanfare Platz für irdische Inhalte sein. Wir beginnen mit

einem Artikel über den Dere Globus und einem Aben-

teuer. Für die nächsten Ausgaben seid auch ihr hier

gefragt. Spielhilfen, Flohmarktartikel, und irdische Arti-

kel sind hier willkommen.

Apropos willkommen, die Fanfare hat eine neue Adres-

se, ihr erreicht sie und mich ab sofort über:

[email protected]

Die nächste Ausgabe der Fanfare

Die Nummer 31, erscheint im Juni 2012. Beiträ-

ge für diese Ausgabe sollten daher derisch

nicht den Hesinde 1035 überschreiten. Irdisch

ist der Einsendeschluss der 30. April 2012.

Bitte schickt eure Beiträge unformatiert in 10pt Arial

(max. 2 Seiten lang) an [email protected].

In der nächsten Ausgabe wollen wir verstärkt auch

Kurzmeldungen aus den Baronien veröffentlichen,

scheut euch daher nicht, auch Texte, die kürzer als 1/4

Seite sind, an uns zu schicken.

Kleinanzeigen

Havena wird wieder stärker belebt, wer Lust hat, sich

an der Arbeit an unserer altehrwürdigen Hauptstadt zu

beteiligen, der melde sich gern bei Matthias unter :

[email protected]

Mitspieler gesucht? Warum nicht hier eine Kleinan-

zeige schalten? Mailt an: [email protected]

Das Albernia Wiki sucht immer wieder helfende Hän-

de: http://albernia.westlande.info aufrufen, anmelden

und ins Autorenportal schauen!

Con—Ankündigungen

Der Albernia-Con ist in diesem Jahr früher und an ei-

nem anderen Ort, als sonst, er findet vom 24. bis 26.

August 2012 im Mittelalterdorf Bokenrode in Fürsten-

berg statt. Die Anmeldung folgen noch.

Ein Termin für die Bilstein steht auch schon, sie ist

vom 12. bis 14. Oktober 20123 auf Burg Bilstein im

Sauerland. Auch hier folgen die Anmeldungen noch.

Albernische Nachrichten - irdisches Blatt der albernischen Briefspielerschaft-

am Rande bemerkt… Alexandra Grohs hat unser aventurisches Kreuzwort-rätsel aus der letzten Ausgabe komplett aufgelöst und ist somit Gewinnerin eines Freiexemplars der vorlie-genden Ausgabe. Die HF gratuliert herzlich ob der Lösung dieser unglaublich beschwerlichen Kopfnuss.

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Stadtplan Havenas (DereGlobus)

Impressum der Ausgabe 30 Herausgeber, Redaktion, Gesamtherstellung: Nora Hoppe, Grillparzerstr. 42, 22085 Hamburg; [email protected] Die Redaktion behält sich die Auswahl sowie Änderungen an den Artikeln und die Auswahl der Abbildungen vor. Vertrieb und Abo-Betreuung: Georg Morick, Marienstraße 54, 38102 Braunschweig Autoren dieser Ausgabe (in der Reihenfolge der erschienenen Artikel): Peggy Semmelmann, Marcus Buss, Nicole Koch-Kujawski, Jan-Peter Hoppe, Nina Haßmann, Stephan Blöß, Georg Morick, Iris Wagner, Tjorven Müller, Jan-Peter Hoppe, Nora Hoppe, Matthias Anbergen, Sebastian Kurbach, Roland Latzes Abbildungen, Illustrationen: Freeware (Wiki Commons) auf den Seiten 2, 13, 18, 27, http://drachenseite.npage.de (S. 7), Sabine Weiss (S. 8), kriegsreisende.de (S. 10), Nina Haßmann (S. 11), Jan-Peter Hoppe (S. 25), Nora Hoppe (S. 26), Susi Michels (S. 27); Titelbild und Logo: Andreas Freymuth Anzeigen: Nora Hoppe Für den Inhalt der Beiträge sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Die Havena-Fanfare erscheint zwei - bis dreimal im Jahr. Einzelpreis: 2,70 € incl. Porto. Je nach Umfang kann der Preis leicht nach oben oder unten abweichen. DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN und DERE sind eingetragene Marken in Schrift und Bild der Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH oder deren Partner. Diese Publikation enthält nicht-offizielle Informationen zum Rollenspiel Das Schwarze Auge und den dazugehörigen Kontinent Aventurien. Die Rechte für die Artikel liegen bei den jeweiligen Autoren und dürfen ohne vorherige Genehmigung auch nicht auszugsweise weiterge-geben, kopiert oder anderweitig veröffentlicht werden.

Albernische Nachrichten - irdisches Blatt der albernischen Briefspielerschaft-

Viele von euch werden es schon kennen, DereGlobus,

den interaktive Atlas des Schwarzen Auges für Google

Earth. Das Herzstück von DereGlobus bilden die Karten

der Kontinente Aventurien, Myranor und Rakshazar,

welche auf dem Globus abgebildet die Gestalt Deres

formen.

Als Fanprojekt wird der Globus in mühevoller Arbeit im-

mer weiter mit Inhalten gefüllt. Nun hat es auch Albernia

‚erwischt‘, neben einigen Einträgen, die aus dem Wiki

Aventurica übernommen wurden, ist seit September nun

auch ‚unsere‘ Hauptstadt Havena im Dere Globus ver-

treten und in mühevoller Arbeit sind alle in den Spielhil-

fen beschriebenen Gebäude gekennzeichnet worden.

In der Stadt befinden sich mit sage und schreibe etwa

400 Ortsmarkern Geoinformationen zu den Bauwerken,

unter denen auch das Redaktions – und Druckhaus un-

serer Fanfare zu finden ist.

Um diese Behauptung zu prüfen, einfach http://

www.dereglobus.org/ aufrufen, die Anweisungen im

Download befolgen und los geht die interaktive Stadter-

kundung. Und wem das Betrachten nicht reicht, es gibt

reichlich Möglichkeiten zur Mitarbeit am Dere Globus

Projekt. (nl)

Havena auf dem Globus

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Albernische Nachrichten - irdisches Blatt der albernischen Briefspielerschaft-

Szenario: An einem vergessenen Ort von Tjorven Müller

Über das Abenteuer: Spieler: 3-6 Komplexität (Meister/Spieler): mittel/mittel Erfahrung (Helden): Einsteiger bis Erfahren Anforderungen (Helden): Interaktion, Heimlichkeit Ort & Zeit: Baronie Albentrutz, ab Frühjahr 1034 BF

Vorgeschichte

Zur Zeit des albernischen Unabhängigkeitskrieges (1028-1032) war die Baronie Albentrutz und damit auch die Junkerdomäne Ostertrutz unter Kontrolle der Isora von Elenvina. Der Junker Eamon ui Channon (*1001 BF, hochgewachsen, athletisch, blondes Haar) ist mehr Politiker denn Freiheitskämpfer, so dass er sich ohne rechte Überzeugung mit Isora und Gräfin Rhianna Con-chobair arrangierte, um seine Junkerdomäne halten zu können. Doch während der Junker sich ebenso wie sei-ne jüngeren Geschwister Connar (*1007 BF, still, blon-des Haar und helle blaue Augen) und Eanid (*1008 BF, rotblondes langes Haar, gelangweilt) mit den neuen Herrschern gut stellte, und so sogar versuchte von der Gräfin zum Baron von Albentrutz ernannt zu werden,

konnte und wollte seine Frau, Ynis Gramwick (*997 BF, das linke Bein ist länger als das rechte) sich nicht fügen und schadete den Besatzern, wo es ihr möglich war. Da dies seinen Plänen vollständig zuwider lief redete Ea-mon ihr zunächst in´s Gewissen, stritt mit ihr, schließlich drohte er ihr, doch nichts konnte sie von ihrem Tun ab-bringen.

Als die Gräfin begann, ihm ihre Gunst zu entziehen, und alle seine Pläne zu scheitern drohten, sah er keinen Ausweg, als seine Gattin in Borons Reich zu befördern. Um sie in Sicherheit zu wiegen, kündigte er ihr an, sich mit ihr einigen zu wollen, und da dies in ihren Augen nur bedeuten konnte, dass er nun endlich für ein freies Al-bernia einzutreten bereit war, und diese Entscheidung nicht zu früh bekannt werden dürfte, schöpfte sie keinen Verdacht, als Eamon sie dafür außerhalb des alten Brochs, in welchem die Familie lebt, treffen wollte, und keinem davon erzählte. Und so kam es, dass sie sich nahe dem Kraftknoten am alten Teich trafen, in einem nordwärts von Ostertrutz gelgenen Hain, der von den abergläubischen Dörflern im Allgemeinen gemieden wurde; einzig der gemeinsame Sohn der beiden, Ealdred ui Channon (*1022 BF, blond, schüchtern und still, flink, trotz etwa längerem linken Bein) folgte ihnen und wurde so der einzige Zeuge des Mordes an seiner Mutter. Bevor Eamon ihn entdecken konnte lief Ealdred zurück zum Wehrturm der Familie, und sprach seit die-sem Tag kaum mehr ein Wort.

Sein Vater indes versenkte die Leiche in eben jenem alten Teich, um sie vor neugierigen Blicken fern zu hal-ten, da er für den Mord unüberlegt den eigenen Brabak-bengel verwendet hatte, ein Familienerbstück und eine meisterliche Arbeit, die rund um die großen stählernen Spitzen weitere kleine besitzt, die die größeren wie ein Stern umgeben. Eben jene Spuren wollte er durch das Verbergen der Leiche unauffindbar machen. Am folgen-den Tag begab er sich selber mit einigen Bewaffneten auf die Suche nach seiner augenscheinlich vermissten Frau und knüpfte bald darauf einige harmlose Wegela-gerer für den Mord auf, denen er einige persönliche Wertgegenstände seiner Frau untergeschoben hatte.

Um sein durch Ynis beschädigtes Ansehen wiederher-zustellen, heiratete er bald darauf die nordmärkische Adlige Inwen von Lautenbach (*1009 BF, klein, niedli-ches Aussehen, keifende Stimme), und widmete sich wieder seinen Plänen. Seine Geschwister wussten nicht, was passiert war, dachten sich aber ihren Teil. Doch da er für sie weiterhin aufkam, stellten sie keine Fragen.

In der jüngeren Geschichte haben sich die beiden Ma-gier Isavena Fegentritt aus Elenvina (*1001 BF, langes perlmuttschimmerndes (Zauber-)Haar, Fistelstimme) und Adalhard Onward aus Punin (*1004 BF, hochge-wachsen, meist belustigt, gebürtiger Windhager) auf den Weg nach Albernia gemacht, um Veränderungen der Madalinien in der Provinz zu erforschen, ...

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Albernische Nachrichten - irdisches Blatt der albernischen Briefspielerschaft-

...da insbesondere die Flugrichtung eines Drachen, der

Albernia im Winter 1034 von Nord nach Süd durchquer-

te und für dessen Weg sich eben jene vim astralis als

Erklärung anböten (die Fanfare berichtete und sprach

zu diesem Zweck mit Mentorin Scia Coîonbachir). Bevor

man sich jedoch dem Weg des Drachen selber widmete,

sollte zunächst einmal die größere Umgebung sondiert

werden. Ein umfangreiches Projekt stand ihnen bevor,

zumal darauf Isavenas Magusarbeit basieren sollte.

So ergab es sich, dass das (unverheiratete) Magierpär-

chen in Albentrutz mit der Erlaubnis des Barons mit der

Arbeit begann. Als die beiden sich jedoch nach Oster-

trutz wandten, sah Junker Eamon sein Geheimnis ge-

fährdet. Er empfing die Zauberer, warnte sie aber vor

dem alten Weiher und seinem (erfundenen) feeischen

Bewohner, um sie von dort fernzuhalten, was die beiden

mit Belustigung als Aberglaube abtaten, sie wüssten

schon was sie tun. Eine Katastrophe für Eamon: Nicht

nur drohten die Magier, seinen Mord auszugraben, zu-

dem hatte er sich vor seiner Dienerschaft und seinen

Geschwistern verdächtig gemacht, was wiederum den

Helden in die Hände spielen könnte.

Da auch ein inszeniertes erzürntes Feenwesen die ver-

sierten Magier nicht schreckte, und die beiden tatsäch-

lich erste Forschungen betrieben, beschloss Eamon in

der folgenden Nacht zu anderen Mitteln zu greifen: er

bringt die Ostertrutzer gegen die ohnehin unbeliebten

Magier auf…

Der Weg in das Abenteuer und ein Wort zu den

Helden

Für den Einstieg in das Abenteuer bieten sich zunächst

drei mögliche Wege an:

Zum Einen könnte es Eamon ui Channon selber sein,

der die Helden anwirbt, um so von vornherein jeden

Verdacht von sich zu weisen. In diesem Fall wird er weit

weniger abweisend sein, als unten beschrieben, statt-

dessen versucht er die Helden mit falschen Hinweisen

und unter Umständen auch Versprechungen in die

"richtige" Richtung zu leiten. Allerdings bricht er mit die-

ser Fassade, sobald deutlich wird, dass die Helden eher

gegen ihn arbeiten. Dann wird er dasselbe Verhalten an

den Tag legen wie bei den übrigen Anwerbungen, wo-

möglich gar noch schärfer reagieren, weil er sich verra-

ten fühlt.

Sollten die Helden auf diese Weise angeworben wer-

den, so wäre es natürlich am günstigsten, wenn sie in

der Region über eine gewisse Reputation verfügen,

oder von einem Freund der Familie Channon (oder auch

derer von Lautenbach) vermittelt werden könnten. Auch

könnte ein Praiosgeweihter oder der Baron Glennir ui

Llud den Anstoß geben. Alles in allem gilt in diesem

Fall, dass sich eher angesehene Helden (Krieger oder

Schwertgesellen, Niederadlige, Priester und Akoluthen,

aber auch Gelehrte) eignen, während eher der Unter-

schicht entstammende Helden oder echte Exoten wie

gewöhnlich als Gefährten eines angeseheneren Charak-

ters akzeptiert werden. Schwierigkeiten bereitet einzig

eine Gildenmagierin, da Eamon (sollte er sie als solche

erkennen) fürchten würde, dass diese sich mit ihren Col-

legae verbrüdert oder dieselben neugierigen Nachfor-

schungen anstellt. Bevorzugt würde er auf abergläubi-

sche Helden zurückgreifen, während Sie als Meister

darauf achten sollten, dass dann jemand in der Gruppe

ist, der sich mehr von Neugier denn von Aberglauben

und Furcht leiten lässt.

Sollten Sie diesen Weg wählen, dann haben Ihre Hel-

den es leichter, die Bewohner des Wehrturms zu befra-

gen und an die entscheidenden Beweise zu gelangen,

allerdings wird Eamon auch für ihre Unterbringung sor-

gen, um so auf dem Laufenden zu bleiben und sie ein

wenig unter Kontrolle zu halten.

Die zweite Option wäre es, dass die Helden von dem

Magierpärchen als Geleitschutz angeworben wurde.

Unter diesen Umständen ist es natürlich ihre Pflicht, die

Ereignisse aufzuklären und ihren Auftraggeber zu ent-

lasten. Wenn dieser Weg gewählt wird, weht den Hel-

den nicht nur von Eamons Seite her, sondern auch von

den Dörflern ein rauer Wind entgegen, und die Helden

müssen sich immer wieder mit dem Vorwurf auseinan-

dersetzen, dass die Magier sie mit Magie unter ihren

Willen gezwungen hätten. Im Ausgleich dafür können

Sie den Helden verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung

stellen, seien es einfache Alchemika, Verzauberungen

durch die beiden Magier oder sogar magische Artefakte,

wobei sich insbesondere Hellsichtsmagie anbietet. Was

genau Ihre Gruppe benötigen wird können wir hier nicht

voraussehen, daher sollten Sie hier einfach nach eige-

nem Gutdünken verfahren. Eine interessante Variante

wäre es, wenn eine oder beide Magierrollen durch Spie-

ler ausgefüllt werden. Dafür kommen natürlich auch an-

dere Ausbildungsstätten in Betracht, allerdings sollten

Sie darauf achten, dass wenigstens ein in der Hell-

sichtsmagie versierter Magier dabei ist. Unter diesen

Umständen sollten Sie natürlich die Magier nicht allzu

früh im Abenteuer gefangen setzen lassen...

Mehr zum Einstieg ins Abenteuer und das Abenteu-

er selbst findet ihr in unserer Wiki.

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F ünf Götterläufe sind seither ver-

gangen. So viel Blut war geflos-

sen, ist das Brautpaar, deren Gäs-

te und die ganze Stadt vordem Opfer

des heimtückischen Überfalls einer

Nordmärker Obristin geworden, die

Bockshag mit Feuer und Tod überzo-

gen hatte. Nicht wenige Opfer waren

zu beklagen gewesen und nur unter

schweren Verlusten gelang es den An-

griff zurückzuschlagen. Nichtsdesto-

trotz hatte der Traviabund von Coil-

héan und Aylen stattgefunden! Diese

Hochzeit ist damals ein Symbol gewor-

den, ein Zeichen, dass sich Albernia

und besonders die Häuser Niamad und

Llud noch nicht einmal von machtgieri-

gem Nordmärker Emporkömmlingen

ihre Vorhaben zerstören lassen.

Gemeinsam hatten sie dem Angriff

widerstanden, ein Zeichen gesetzt, nie-

mals zu weichen. Seither hat diese mit

Blut und Tränen geschmiedete Verbin-

dung zwischen dem jungen Niamad

und der anmutigen Dame Llud treuen

Bestand.

Anfang des Praiosmondes 1035 BF

waren nun viele Gäste zum fünften

Jahrestag ihres Traviabundes nach

Burg Utengund ins Abagundsche gela-

den, mitunter etliche von jenen, die

dereinst auch in Bockshag dabei gewe-

sen waren, aber auch neue und alte

Freunde, die seinerzeit durch die Wir-

ren des Kriegs verhindert oder unab-

kömmlich waren.

Nur wenig drang von Hergang und

Verlauf der Feierlichkeiten an die Oh-

ren unserer Schreiberin. Dem ungeach-

tet soll sich unbestätigten Quellen zur

Folge Ihre Wohlgeboren Aylen nach

einem opulenten Mahl erhoben und das

Wort ergriffen haben. War noch vor

wenigen Monden vom fürchterlichen

Hausen eines Lindwurms auf dem Al-

benstein zu hören, der Tod und Zerstö-

rung auf Bauernhöfe und gar auf das

Anwesen der Edlen selbst brachte, so

konnte Aylen ni Llud mit ihrer kurzen

Rede vor den versammelten Gästen

dieses Mal allerdings von einem freudi-

gen Ereignis Kunde geben. Frohgemut

habe sie von ihrer Tsasegnung berich-

tet, was allgemeine Freudenbezeugung

und manch einen Glückwunsch zur

Folge hatte. Die Niederkunft soll sich

dem Vernehmen nach in den Winter-

monden einstellen.

Im Nachhinein soll es dem einen oder

anderen Gast fürwahr aufgefallen sein,

dass die sonst eher Figur betonte Klei-

dung tragende Edle zu diesem Anlass

allerdings in einer weit geschnürten

Tunika erschienen war und sich oft

über den von Tsa gesegneten Leib ge-

strichen haben. Die Fanfare wünscht

Ihro Wohlgeboren alles Gute zu diesem

Ereignis.

Raike Branninger (gm)

Aylen ni Llud von Tsa gesegnet

Gräflich Abagund/Burg Utengund/Albenstein, Praios 1035 BF - Manch einer aus den erlauchten Kreisen unserer verehrten

Leserschaft mag sich gewiss an die blutigen und kriegerischen Ereignisse in Bockshag zurück erinnern, die den Travia-

bund des Edlen Coilhéan ui Niamad mit der liebreizenden Aylen ni Llud begleiteten.

Ein Graf als Baumeister Grafenland Abagund, Ingerimm 1034 BF – In den nächsten Monden wird eine rege Bautätigkeit den Abagund erfüllen.

Mit dem Ende des Bredenhagers widmet sich seine Hochwohlgeboren Cullyn ni Niamad mit aller Kraft den Belangen

seiner Grafschaft.

E s muss für den Gräflichen

Baumeister Immo Garbutt,

einst aus dem fernen Tobrien

hier im Abagund gestrandet, eine wah-

re Freude sein, dass sein Dienstherr

Graf Cullyn ui Niamad mehrere große

Baumaßnahmen angewiesen hat. So

vereinbarten der Graf und der Baron

von Otterntal, Bedwyr ui Niamad, im

Rahmen der Inspektionsreise den Ver-

bindungsweg von der Stadt Otterntal

über Landesquell gen Burg Utengund

als eine sichere und fuhrwerktaugliche

Straße auszubessern. Dies sei für den

Handelsverkehr und die schnelle und

dienliche Erreichbarkeit des Grafen-

hofs eine unabwendbare Notwendig-

keit, wird Hochwohlgeboren zitiert.

Eine weitere Baumaßnahme betrifft das

Dorf Utengrund zu Füßen der Gräfli-

chen Residenz. Um der Grafschaft nach

all den Wirren der vergangenen Jahre

eine verlässliche Verwaltung zu ver-

schaffen, sei zusätzlicher Raum für die

Administration dringend notwendig.

Daher werde im Dorf eine zweige-

schossige Amtsstube in Fachwerkbau-

weise errichtet. Sie soll vor allem der

gräflichen Kanzlei als Schreibstube und

Anlaufstelle für die Belange der Unter-

tanen dienen.

Die größte und langwierigste Bautätig-

keit betrifft die mittlerweile verlassene

und im beklagenswerten Zustand be-

findliche Burg Abastamm. Die ehema-

lige gräfliche Schutz- und Fluchtburg

soll in den kommenden Jahren wieder

in ihren Ursprungszustand versetzt

werden. Doch zuvorderst soll ein wei-

terer Verfall unterbunden werden. Hin-

zu kommt noch eine Unterkunft für den

noch zu benennenden Burgvogt und

seine Mannen.

Glarik Collen (jph)

Ausgabe 30

Rondra 1035 BF

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N icht genug, dass schon im

Winter das Edlengut Ker-

venhir bis auf die Grund-

mauern niedergebrannt

wurde und eine junge Edle dabei ums

Leben kam, (die Fanfare berichtete in

der vergangenen Ausgabe darüber) -

jetzt wurde auch bekannt, dass kurz vor

der Zusammenkunft des albernischen

Adels in Bredenhag die Orbataler Zoll-

burg Mohaer von Bredenhager Söld-

nern angegriffen

wurde, wieder an-

geblich, weil sich

dort Schollenflüchti-

ge aufgehalten haben

sollen.

Unbestreitbar war es

wohl so, dass tat-

sächlich mehr Men-

schen als sonst auf

der Burg anwesend

waren. Denn just zu

dem Zeitpunkt fand

dort die Grundstein-

legung für die neue

Rondrakapelle statt,

zu der etliche Orba-

taler Bürger, aber

auch einige hohe

Gäste eingeladen

waren, unter ande-

rem der inzwischen

wohl bekannte Ru-

adh ui Notorn, der

Gegenkandidat zum

amtierenden Bürgermeister der Stadt

Orbatal.

Während der Feierlichkeit zog vor den

Toren der kleinen Zollburg eine be-

achtliche Ansammlung Bewaffneter

auf. Sogleich wurde die Wachmann-

schaft der Burg in Alarm versetzt, die

Gäste in die Räumlichkeiten im Burg-

inneren verbracht. Es stellte sich

schnell heraus, dass die Angreifer Bre-

denhager Söldner waren, die - wieder

einmal - behaupteten, sie würden Ver-

brecher aus Bredenhag verfolgen, die

Zuflucht in der Burg gefunden hätten.

Kein Wort wollten sie gelten lassen,

pochten auf die Erfüllung der amtli-

chen Anordnung der Krone, nach der

sie das Recht hätten, die Burg zu

durchsuchen. Unsicher, was zu tun sei,

verschanzten sich die Orbataler in der

Burg, da ihnen klar war, dass sie gegen

die zahlenmäßig weit überlegenen Bre-

denhager im Kampfe keine Gewinnaus-

sicht haben würden. So begann eine

stundenlange Belagerung, denn die

Söldner dachten nicht daran, unverrich-

teter Dinge wieder abzuziehen.

Es kamen einige Gäste zu spät zur Fei-

er, die nun zu ihrer Überraschung fest-

stellen mussten, dass Bewaffnete ihnen

den Zugang versperrten. Glücklicher-

weise konnten sie sich dem Zugriff und

der Festsetzung durch die Bredenhager

entziehen und verständigen sogleich

die Wachen in Orbatal. Diese wieder-

um sandten sofort Nachricht zu Ihro

Hochgeboren ni Niamad, die nun ihrer-

seits sogleich Boten an ihre Verwand-

ten im Abagund mit der Bitte um Waf-

fenhilfe aussandte. Gleichzeitig mobili-

sierte Dero Gnaden Cathair seine Man-

tikore, um den Eingeschlossenen zu

Hilfe zu eilen.

Diese Hilfe kam dann fast schon zu

spät. Nach Stunden des Wartens war es

den Söldnern offensichtlich zu bunt

geworden und sie hatten die Burg ange-

griffen. Mohaer ist gut zu verteidigen,

doch am Ende waren die Orbataler

Büttel den ruchlosen Söldnern unterle-

gen. Mit Schwert und Axt fielen die

Söldner über die Menschen in der Burg

her, raubten Wertgegenstände, erschlu-

gen jeden, der ihnen vor die Waffe

kam, ohne sich um

Recht und Gesetz zu

scheren. Lange müssen

sie gewütet haben,

viele Tote sind zu be-

klagen, darunter auch

Herr ui Notorn, der,

obwohl kein Mann des

W af fe n ha nd we r ks ,

versuchte, unbeschol-

tene Orbataler Bürger

vor dem Zugriff der

Söldner zu schützen.

Gerade als die Söldner

sich mit ihrer Beute

davon machen wollten,

darunter anscheinend

auch tatsächlich einige

Männer, die sie gefan-

gen genommen hatten,

erreichten die Manti-

kore die Burg und

stellten die Bredenha-

ger zum Kampf. Ein

wildes Gemetzel be-

gann, auch hier waren die Bredenhager

immer noch deutlich in der Überzahl.

Wenn auch die Mantikore den ihrem

Schutzherrn Kor zustehenden Blutzoll

einfuhren und einige Bredenhager nie-

derstreckten, so wären sie am Ende

doch auch unterlegen gewesen, hätten

nicht in letzter Minute Drachenreiter

aus Otterntal, Tannwald und Gräflich.

Abagund unter der Führung der Hoch-

geborenen Herrschaften Bedwyr ui

Niamad, Gilia ni Niamad und Nurinai

ni Niamad höchstselbst, die Burg er-

reicht.

Dreister Überfall auf Zollburg in Orbatal Orbatal, Phex 1034 - Bredenhager Söldner überfallen und belagern Burg Mohaer in Orbatal und können nur in letzter

Minute dank des gemeinsamen Eingreifens von Drachenreitern und Mantikoren geschlagen werden.

Ausgabe 30

Rondra 1035 BF

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Die frischen Truppen schlugen eine

beachtliche Bresche in die Reihen der

Bredenhager, doch diese dachten im-

mer noch nicht daran, aufzugeben.

Trotzig formierten sie sich neu, an-

scheinend gewillt, alles auf eine Karte

zu setzen, und gingen ihrerseits wieder

zum Angriff über. Dieses letzte Auf-

bäumen der Gegner forderte wiederum

viele Opfer unter den Verteidigern,

Drachenreitern wie Mantikoren. Ein

heimtückischer Hieb des Anführers der

Söldnerbande streckte gar den Otternta-

ler Baron Bedwyr ui Niamad nieder.

Nur das Eingreifen seiner Nichte, der

Baronin von Tannwald, Nurinai ni Nia-

mad und ihrer Drachenreiter, konnte

das Leben des Barons retten.

Gemeinsam konnten Drachenreiter und

Mantikore dann schließlich doch die

Wut der Bredenhager Söldner brechen,

etliche erschlagen und gefangen neh-

men. Doch der Verlust auf Seiten der

Verteidiger war hoch. Ehre den Gefal-

lenen!

Nach der Schlacht versorgten die Orba-

taler Perainepriesterschaft und andere

der Heilkunde Mächtigen, die inzwi-

schen unter Geleitschutz der Stadtbüttel

den Kampfschauplatz erreicht hatten,

die Verwundeten. Die Gefallenen wur-

den in die Stadt verbracht, um sie dort

in allen Ehren beizusetzen.

Seine Hochgeboren ui Niamad, der

Otterntaler Baron, war so schwer ver-

letzt, dass er nicht einmal in die Stadt

verbracht werden konnte, sondern auf

Burg Mohaer versorgt werden musste.

Der Ausgang der Schlacht wurde

schnellstmöglich an Baronin Samia

gemeldet, die sich darauf hin sich an

Ort und Stelle selbst vom Ausmaß der

Dreistigkeit des Bredenhagers über-

zeugte. „Jetzt ist das Maß voll!“ wird

ihre Hochgeboren zitiert. „Die Krone

muss diesem Treiben Einhalt gebie-

ten.“

Das in Bredenhag durch die Krone

anberaumte Jagdfest kam da gerade

Recht. Gemeinsam brachen die Nia-

mads von Orbatal aus auf in Richtung

Bredenhag, wobei seine Hochgeboren

Bedwyr diesen weiten Weg wegen sei-

ner Verletzung nicht antreten konnte,

sondern unter der Obhut ihrer Hoch-

würden Deidre Perainetreu auf Burg

Mohaer zurückbleiben musste. Der

Vorsteher des Phextempels in Orbatal,

Finwaen Spichbrecher, schloss sich der

hochgeborenen Gesellschaft und ihren

Bewaffneten ebenso an, waren doch die

Taten der Bredenhager Söldner und die

Anordnungen des Barons von Breden-

hag, die so offensichtlich den seinem

Gott so gefälligen freien Handel behin-

derte, ihm schon lange ein Dorn im

Auge, so dass auch er seine Bedenken

direkt vor Regentin Idra vorbringen

wollte.

Larona Alfaran (iw)

D ie beiden gelehrten Zauberer

offenbarten der Fanfare, dass

sie planten, Albernia in Bezug

auf die sogenannten Kraftlinien gründ-

lichst zu erforschen. Beginnen wolle

man im Osten, in der Baronie Alben-

trutz, aber selbstverständlich spiele der

Weg des Drachen eine große Rolle,

und auch die bekannten Feenwälder

sollten einbezogen werden, so Meister

Adalhard, der ursprünglich aus dem

Windhag stammt: "Wir glauben, nein,

wir sind uns sicher, dass der Farindel-

wald ebenso wie der Gundelwald eine

solche magische Ausstrahlung und

Machtkonzentration besitzen, weil sie

durch große Kraftknoten gespeist wer-

den. Die Frage ist nun, wie sich die

Veränderung der vim astralis auf sie

auswirken wird." Meisterin Isavena

hofft auf der Basis der in Albernia ge-

wonnenen

Erkenntnisse ihre Magusarbeit verfas-

sen zu können. Die Magierin mit dem

perlmuttfarbenen Haar führt aus:

„Ich hatte eigentlich schon vor Jahren

über Forschungen in dieser Region

nachgedacht, aber dieser Krieg hat eine

höchst unerfreuliche Verzögerung mit

sich gebracht. Andererseits hätten wir

dann womöglich die letzten Verände-

rungen nicht einbeziehen können. So

hat doch alles sein Gutes.“

Somit dürfen wir gespannt sein auf den

Besuch der beiden Zauberer und ihre

Erkenntnisse. Allerdings stoßen ihre

Pläne sicher nicht nur auf Gegenliebe,

wenn man an die Enge Bindung insbe-

sondere mancher Adelshäuser zu magi-

schen Orten wir etwa den benannten

Wäldern denkt, und auch die Herkunft

der Adepta mag bei manchem sicher

ungute Erinnerungen wachrufen.

Padraig Orwin (tm)

Forschungsgebiet Albernia

Honingen, Ingerimm 1034 BF - Die Wälder der Gundel und der Farindel im Süden und Norden, der Große Fluss und zu-

letzt der Flug des Drachen quer durch Albernia: Unsere Heimat bietet sicher genug Interessantes für Zauberer, auch

wenn es diese selten in das Fürstentum verschlägt. Doch nun gedenken zwei Magier hierzulande Forschungen zu betrei-

ben. In Honingen sprach einer unserer Schreiber, Padraig Orwin, für die Fanfare mit den beiden: Adepta Isavena Fe-

gentritt aus Elenvina und Adalhard Onwin aus Punin.

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B ereits im Peraine wurden

die gräflichen Vasallen und

provinzherrlichen Städte

des Abagund über die

mehrwöchige Inspektionsreise des Gra-

fen informiert. Seine Hochwohlgeboren

plane im Rahmen dieser Rundreise

Unterredungen mit dem Adel und den

Räten, Audienzen und Rechtsprechung

für das Volk. Mit großem Gefolge be-

gab er sich Mitte Ingerimm auf die

Reise.

Seine erste Station sollte die nachbar-

schaftlich und familiär verbundene

Baronie Otterntal sein. Dem Baron,

sein Vetter Bedwyr ui Niamad, war es

eine sichtliche Freunde, den Grafen

begrüßen zu dürfen. Auch dem Grafen

schien es ein Bedürfnis zu sein über

den aktuellen Zustand seine seines An-

verwandten in Kenntnis gesetzt zu wer-

den. Hatte dieser doch vor knapp drei

Monden bei der Befreiung der alten

Orbataler Zollburg Ahney von den

Schergen des götterlosen Jast Irian

Crumold eine schwere Bauchwunde

davon getragen.

Höhepunkt des Besuchs war ein

unterhaltsamer Spaziergang des

Grafen und des Barons zur nahen

Abilachter-Reiter-Kaserne, wo

dieser Tage bei den Vorbereitun-

gen zu dem Immanspiel gegen die

Orbataler Mannschaft zum Ende

des nächsten Rahjamondes (die

Fanfare berichtet in dieser Ausga-

be) noch letzte Hand angelegt wur-

de. Vom Rand des einstigen Exer-

zierplatzes, der nun als Spielfeld

dienen sollte, besichtigten die ho-

hen Herrschaften mitsamt gräfli-

chem Hofstaat die vom heimischen

Magistrat umgebaute Liegenschaft,

wobei vor allem das annähernd

fertige Konstrukt einer ansehnli-

chen Zuschauertribüne ins Auge

fiel, an der jedoch noch die Ottern-

taler Zimmerleute werkelten. Mit

Bedauern musste Seine Hochwohl-

geboren Cullyn seine Anwesenheit

bei diesem außerordentlichen Er-

eignis absagen, da ihn seine Reise

zum Zeitpunkt des Spiels noch weiter

in Anspruch nehmen würde. Doch er

ließ es sich nicht nehmen, der Otternta-

ler Mannschaft eine großzügige Spende

zukommen zu lassen.

Der gewichtigste Teil des Besuchs war

aber von der Politik und der Zukunft

der Grafschaft geprägt. Zuvorderst die

Ereignisse um und im Bredenhag, wo-

bei sich der Otterntaler gegenüber sei-

nem Grafen empört über das Verhalten

des Drausteiner Barons geäußert haben

soll. „Ob wir es auf seinen Unverstand

oder seinem scheinbaren Hang zur In-

trige zurückführen können, vermag der

Drausteiner wohl noch nicht einmal

selbst beantworten. Dass er sich bei

seinen verstörten Tiraden gegen das

Haus Niamad einfach nur lächerlich

gemacht haben kann, dürften mittler-

weile auch die anderen alten Familien

bemerkt haben, die auf Burg Breden-

hag zugegen waren. Jedenfalls ent-

spricht des Stepahans Auslegung unse-

res im letzten Jahr vereinbarten Kon-

traktes keinesfalls der Richtigkeit.“

Bevor sich jedoch Hochgeboren Bed-

wyr weiter echauffieren konnte, wurde

ihm von seinem Vetter Einhalt geboten.

Über ein darauf folgendes abgeschirm-

tes Zwiegespräch zwischen Graf und

Baron drang bis zum heutigen Tag

nichts in andere Ohren; nur dass beide

hohen Herren danach mit ernster Miene

wieder zu ihrem Hofstaat zurückkehr-

ten.

Später noch soll das Thema noch auf

das Verlöbnis ihrer Anverwandten Sa-

mia ni Niamad mit dem Baron von

Niriansee gekommen sein, worauf der

Otterntaler seinem Grafen mit verdrieß-

licher Miene entgegnet haben soll, dass

er lediglich von seiner Gemahlin Syl-

mada, Vögtin Gilia und Baronin Nuri-

nai ni Niamad nach deren Rückkehr

aus Bredenhag über dieses Ereignis

Kunde erhalten hatte. Seit dem Kampf

um Burg Ahney habe er seine jüngere

Schwester weder gesehen noch eine

Nachricht von ihr erhalten. Falls Graf

Cullyn auf seinem weiteren Weg durch

die Grafschaft die Baronin aufzusuchen

gedenke, möge er ihr für diese

Verbindung alles Gute ausrichten.

Tatsächlich war Orbatal bereits

die nächste Station auf der gräfli-

chen Rundreise. Der geneigte Le-

ser möge sich erinnern, dass es vor

der Winhaller Brautschau zu ei-

nem Streit aus uns nicht bekannten

Gründen zwischen der Baronin

Samia ni Niamad und seiner Hoch-

wohlgeboren kam. Doch überra-

schend freundlich war der Emp-

fang der Baronin und es wird von

einer langen und schlussendlich

versöhnenden Unterredung berich-

tet. Der Fanfare wurde zugetragen,

dass es neben der Aussöhnung vor

allem um das Verlöbnis der Baro-

nin mit dem Baron von Niriansee

und den daraus entstandenen Wün-

schen und Anregungen von Seiten

der Krone ging. Genaueres ist uns

leider nicht bekannt.

Gräfliche Inspektion des Abagunds Grafschaft Abagund - Ingerimm 1034 BF - Voller Tatendrang und dem Willen seiner Grafschaft eine blühende und

friedvolle Zeit zu verschaffen, bereist Seine Hochwohlgeboren Cullyn ui Niamad seine Grafschaft und besucht seine

Vasallen.

Ausgabe 30

Rondra 1035 BF

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Neben den üblichen Audienzen und der

Rechtsprechung, gab es noch einen

feierlichen Empfang in der Stadt Orba-

tal durch den Magistrat. Graf Cullyn

ließ sich ausgiebig über die Belange

und Geschehnisse in der Stadt berich-

ten und hörte sich auch hier die Sorgen

und Nöte der Bewohner an. Gemein-

sam mit dem Magistrat wurden so man-

che Probleme gelöst. Ein ganz beson-

ders Anliegen wurde dem Grafen durch

die örtliche Immanmannschaft vorge-

tragen. Bei dem Überfall auf Burg Mo-

haer war ihr größter Gönner, Ruadh ui

Notorn, von Bredenhager Söldlingen

umgebracht worden (die Fanfare be-

richtet an anderer Stelle darüber), und

nun sah es mit der Zukunft der Mann-

schaft und dem Spiel gegen Otterntal

nicht gut aus. Spontan versprach der

Graf der so arg gebeutelten Mannschaft

eine großzügige Spende und betonte

noch einmal, dass er sich als Förderer

dieser so traditionellen Betätigung se-

he. Der Graf betonte noch einmal, dass

er ein großer Freund des Immanspiels

sei und es eine Selbstverständlichkeit

ist, diese traditionelle Betätigung zu

unterstützen.

Von besonderem Interesse dürfte die

folgende Station, Draustein, gewesen

sein. Hatte es in der Vergangenheit

doch so oft böse Worte zwischen den

beiden Häusern gegeben. Es ist davon

auszugehen, dass Seine Hochwohlge-

boren auch im Sinne einer zukünftig

einträglichen und friedlichen Nachbar-

schaft mit seinem Vasallen, dem Baron

von Draustein und der zukünftigen

Gräfin von Bredenhag gesprochen ha-

be. Der Empfang auf Burg Draustein

war von höflicher Zurückhaltung ge-

prägt. Die Unterredung der beiden Fa-

milien dauerte ungewöhnlich lange,

und am Ende sollen alle mit erleichter-

ter, doch sicher nicht freudiger Miene

auseinander gegangen sein. Die bisher

übliche Audienz und Rechtsprechung

für das Volk fiel eher bescheiden aus.

Es war noch deutlich zu erkennen, dass

der Unfrieden der letzten Monde, ja

vielleicht sogar Jahre, immer noch in

den Herzen und Köpfen der Menschen

steckt.

Von ähnlicher Art und Weise war der

Besuch der Baronie Crumold. Seine

Hochwohlgeboren ließ sich lang und

nachhaltig über die Vorkommnisse in

Bredenhag berichteten. Er soll im Ge-

spräch mehrfach betont haben, dass er

die Schuld für die Ereignisse in Cru-

mold weiterhin einzig und allein beim

gefallenen Jast Irian sehe und der Fa-

milie Crumold keinerlei Vorwürfe

macht.

Höflicher fiel der Empfang in der Baro-

nie Traviarim aus. Steht der Baron

von Otterntal und Vetter des Grafen in

tiefer Freundschaft zur Baronin Kijeli

von Marangar, so besteht auf Grund

des Handels des Hauses Marangar

während des Krieges ein weniger ent-

spanntes Verhältnis zwischen dem Gra-

fen und seiner Vasallin. Doch die letz-

ten Jahren haben aus dem tiefen Grol-

len ein verhalten höfliches Miteinander

gemacht. Lange wurde in der Residenz

der Baronin über die Zukunft der Graf-

schaft und den Sorgen und Nöten der

Baronie gesprochen. Auch hatte Graf

Cullyn endlich die Gelegenheit den

Neffen der Baronin nebst Familie ken-

nenzulernen. Brion Alban von Maran-

gar-Finkenried war vor wenigen Jah-

ren, mitten im Krieg, aus dem Gareti-

schen zu seiner Tante gezogen. Natür-

lich bot sich auch dem Volk die Gele-

genheit, in einer Audienz dem Grafen

ihre Sorgen und Nöte zu schildern.

Letzte Station der Reise war das Gra-

fenland Abagund, das Stammland des

Grafen. Hier nahm sich der Graf aus-

giebig Zeit die Sorgen und Nöte seiner

engsten Vasallen anzuhören. Er bereis-

te alle wichtigen Orte. Auch der Burg

des Zornesordens, Feargardh, stattete er

einen Besuch ab.

Glarik Collen (jph)

Wolken, Wind und Sonne liefern sich eine be-

ständige Schlacht.

Während die Sonne das Land in allen Farben

Alverans tanzen läßt, kleidet die Graue Heer-

schar die Hügel und Täler in einen Mantel aus

Schatten und der ewige wehende Beleman jagt

Licht und Dunkelheit in einem ständigen

Wechsel über das Land.

Einen Sieger wird dieser Kampf wohl niemals

sehen. Wenn am Abend Praios Auge am Hori-

zont versinkt und sich sogar der Beleman zur

Ruhe legt, dann bleiben auch von den Wolken

nur Fetzen glühenden Metalls am Himmel zu-

rück. Die Nacht im Abagund gehört dem Nebel

- Tsajan von Rosenfels: Reiseerinnerungen,

982 BF

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22

S tets treu

u n d

verläss-

lich gegenüber

der Krone trat

er mutig und

unerschrocken

götterlosem Gezücht aus der Anders-

welt entgegen, als jenes in der Feste

des ehrlosen Jast Irian Crumold den

Thronfolger vor den Augen des alber-

nischen Adels entführte. Es war der

letzte Kampf des wackeren und braven

Recken. Ein schmerzlicher Verlust, den

nicht allein das Fürstenhaus beklagt.

So waren nicht nur etliche seiner

Kampfgefährten aus den Reihen der

Ritter der Krone in die Stadt am Tom-

mel gereist, um ihrem Primus das letzte

Geleit zu geben. Nahezu der gesamte

Winhaller Adel stand Spalier, als man

den ehernen und mit Zierwerk beschla-

genen Sarkophag in den Tempel herein

trug und vor dem Altar des Ewigen

Herrn behutsam absetzte.

Nicht weit vom Doppelportal des Ein-

gangs war unter der Tempelkuppel ein

Schachtgrab ausgehoben und mit Stein-

setzungen ausgekleidet worden, wel-

ches nach der Beisetzung mit einer

schweren geschmiedeten Grabplatte

verschlossen werden sollte.

Dem mannigfaltig erschienenen Haus

Fenwasian voran stand Graf Bragon

mit seiner anmutigen Gemahlin Neelke

nahe dem Totenschrein, der zu Beginn

der heiligen Zeremonie noch offen

stand. Zur anderen Seite des Winhaller

Herrschers war sein Vetter Arthgal, der

Baron von Eichenwald, mit seiner Gat-

tin Isora zu finden. In weiterer Folge

Kanzler Jonides, sowie die Lanzenfüh-

rer und etliche namhafte Ritter vom

Bund der Schwarzen Distel. Neben der

Familie Fenwasian seien noch der Vogt

von Gräflich Winhall Rodowan Aha-

war, wie auch Stadtmeisterin Saravil

Herxen erwähnt, zu welcher die

Familie Fenwasian allerdings ein eher

getrübtes Verhältnis haben soll. Die

Baronin von Niamor hatte ihren erstge-

borenen Sohn, welcher noch bis vor

kurzem Knappe der Distelritter gewe-

sen war, mitsamt dessen Gattin nach

Winhall entsandt, um dem Haus des

Grafen ihr Mitgefühl zu versichern..

Nachdem der Diener des Raben Nercis

die feierliche Zeremonie in allen bo-

rongefälligen Würden vollzogen hatte,

trat das Familienoberhaupt der Fenwa-

sian, Graf Bragon, an den Sarkophag

heran und rühmte noch einmal den

ehrenhaften und pflichtgetreuen Le-

bensweg seines verstorbenen Oheims,

der noch vor wenigen Monden an dem

Traviabund von Graf und Gräfin so

frohgestimmt teilgenommen hatte (die

Fanfare berichtete in Nr. 29).

Folgend traten die Teilnehmer der

Trauerfeier einzeln an den Toten heran,

um ihm mit einem stummen Gruß die

letzte Ehre zu erweisen, als plötzlich

Unruhe im Eingangsbereich des Tem-

pels aufkam. Durch das geöffnete Por-

tal konnte man eine just vorgefahrene

Kutsche erblicken, an dessen Tür sich

das blau-weiße Wappen des Hauses

Niamad abzeichnete. Die Trauergäste,

welche sich nahe des Eingangs befan-

den, traten überrascht und leise mur-

rend beiseite, als sich Hochgeboren

Bedwyr ui Niamad höchstselbst an der

Seite seiner Gemahlin Sylmada einen

Weg durch die Besucher bahnte. Ge-

beugt, mit von Schmerz gezeichnetem

Antlitz und schwer auf einen Stock

gestützt verhielt er kurz, machte sich

unter leisem Protest seiner Gemahlin

von ihrer stützenden Hand frei und

stakste schwerfällig auf den Sarkophag

zu, vor dem er stumm und andächtig

stehen blieb. Nicht wenige verwunderte

Gäste sollen später behauptet haben,

dass dem erschütterten Abagunder Ba-

ron in seiner stummen Trauer Tränen

die Wangen hinunter liefen.

Der Redaktion wurde erst kurz vor

Drucklegung dieser Ausgabe bekannt,

dass Elron Fenwasian und Bedwyr ui

Niamad vor über vierzig Götterläufen

bereits als Kinder zusammen die Pagen

– und später die Knappenzeit in Diens-

ten der Krone abgeleistet hatten. Ge-

meinsam wurden sie einstens zu Rittern

der Krone geschlagen und stritten jah-

relang und untrennbar Seite an Seite für

Albernia. Eine Freundschaft, die auch

nach dem Ausscheiden des jetzigen

Otterntaler Herrschers aus dem Dienst

der Krone bis zum Tode des Primus

festen Bestand hatte.

So vereint wie es der Verblichene und

Bedwyr ui Niamad auch viele Götter-

läufe waren, so standen jedoch ihre

Häuser zumindest bis zu diesem Prai-

oslauf in Missklang zueinander, denn

es war Seine Hochwohlgeboren selbst,

der dem Otterntaler sogleich zur Stütze

eilte, als jenen – vermutlich begründet

ob seiner schweren Verwundung von

Burg Mohaer – vermutlich die Kräfte

verließen, so dass er schwankte und zu

stürzen drohte.

Trauer in Winhall

Stadt Winhall, Ingerimm 1034 BF – Nahezu zwei Monde waren seit dem Tod des Primus Elron Fenwasian vergangen, der

auf Burg Bredenhag im heldenmütigen Kampf gegen dunkle Wesen aus der Feenwelt sein Leben gab (die Fanfare berich-

tet in dieser Ausgabe), bis er in den ersten Praiosläufen des Ingerimmmondes in der Heiligen Halle des Winhaller Boron-

tempels den Einzug in das ewige Schlafgemach finden sollte. Ursache für die ungewöhnlich späte Beisetzung soll dem

Vernehmen nach die Dauer der Einbalsamierung des Leichnams gewesen sein, da der erste Ritter der Krone in einer ei-

gens für ihn ausgehobenen Grabstätte im steinernen Fußboden des Gotteshauses bestattet werden sollte.

Ausgabe 30

Rondra 1035 BF

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Schien es zunächst einen Atemzug

lang, dass der Otterntaler die Hilfe

schroff ablehnen wollte, so ließ er sich

doch vom starken Arm Bragons halten,

bis Baronin Sylmada aushelfend heran

war. Näher stehende Gäste sollen dann

sogar einen freundlichen Dank gegen-

über dem Grafen aus dem Munde des

Abagunder Besuchers vernommen ha-

ben, dem anschließend mit seiner Ge-

mahlin ein Platz neben den Mitgliedern

der Familie Fenwasian angeboten wur-

de.

Sind es in der Regel bei massiven Sar-

kophagen göttergefällige zwölf Helfer,

die den Sarg in das Bodengrab herblas-

sen, so standen hier neun wackere Rit-

ter der Distel, die jenen ehrenvollen

Dienst versahen und auch nach einem

letzten Gebet die schwere Metallplatte

in die Vorrichtungen einpassten, die

somit zur letzten Ruhestätte des ehrba-

ren Herrn Elron Fenwasian wurde.

Im Anschluss an die Beisetzung soll

Graf Bragon die Seinen und nahe

stehende Freunde zu den Trauerfeier-

lichkeiten auf die Burg Iauncyll nach

Weyringen geladen haben. Dort habe

nach unbestätigten Angaben auch die

Kutsche mit dem Wappen des Hauses

Niamad einige Praiosläufe in der Remi-

se gestanden. Ob und welcher Natur

sich Gespräche zwischen Dero Hoch-

wohlgeboren und dem Otterntaler Ba-

ron ergeben haben, entzieht sich unse-

rer derzeitigen Kenntnis.

Ilian Tomarew (gm)

Schrecken aus den Wäldern

Neuwiallsburg, Ingerimm 1034 BF - Bereits in der vergangenen Fanfare berichteten wir über die unnatürliche Unruhe

von Wölfen und anderem wilden Getier, welches das Leben der Bauern im Südwesten des Winhaller Landes in Gefahr

brachte.

S eit dem späten Frühling nun

scheint sich diese Situation

noch zu verschlimmern. Ver-

mehrt soll es zu Übergriffen auf das

Landvolk gekommen sein, mehrere

Menschen werden vermisst. Außerdem

soll es nicht mehr möglich sein, be-

stimmte Waldgebiete ohne Gefahr für

das eigene Leben zu betreten.

Während der gräfliche Vogt Govindal

verstärkte Wachritte durchführen lässt,

kommen aus dem benachbarten Niamor

mahnende Worte. Die Baronin Al-

benbluth, welche selbst vor wenigen

Jahren noch über Neuwiallsburg

herrschte, warnt davor die Schlafesruhe

der Wälder zu stören. Unter Niamorer

Herrschaft gab es Gesetze, die das

Betreten bestimmter Waldgebiete unter

harte Strafe stellten. Anordnungen, die

in den vergangenen Jahren aufweich-

ten.

Der Distelthron von Winhall war uns

gegenüber in dieser Angelegenheit

bisher zu keinem Kommentar bereit.

Larg Hedron (mb)

Ein Baron für Aiwiallsfest

Weyringen, Praios 1035 BF - Mehr als acht Götterlaufe lang herrschten in der dünn besiedelten Winhaller Waldbaronie

Aiwiallsfest undurchschaubare Zustände. Jetzt hat der Graf von Winhall endlich einen neuen Baron für diese alte

Stammdomäne des Hauses Fenwasian erhoben.

E rwählt hat die Distel für diese

Bürde einen nahen Verwand-

ten, was nicht überraschen

mag: Zum neuen Baron berufen wurde

Kaigh Fenwasian, welcher ein Neffe

des Grafen und selbst Lanzenmeister

der Distelritter ist.

Kaigh verbrachte die vergangenen Jah-

re in Draustein, eine Zeit die ihn mögli-

cherweise auf das schwere Amt vorbe-

reiten sollte.

Der geneigte Leser mag sich erinnern,

dass die Ordnung in Aiwiallsfest mit

den Orküberfällen des Jahres 1026 zu-

sammenbrach. Damals kam es im

Heerlager vor Winhall zum schändli-

chen Mord an der letzten Baronin Rhi-

annod ni Niamrod, welche keine Erben

hinterließ.

Seit diesen Tagen wurde die Baronie

mal von Orks, mal von zornigen Feen,

mal durch liederliches Räubergesindel

heimgesucht. Der undurchdringliche

Farindel eroberte Stück für Stück Land

und bald kämpften nur noch wenige

verbliebene Edle und Ritter auf kleinen

Inseln der Zivilisation gegen Gesetzlo-

se und Widernatürliches.

Erst nachdem auch die Distelritter der

Fenwasian wieder in die Baronie einzo-

gen, gelang es nach und nach die Ord-

nung wieder herzustellen. Entscheiden-

de Erfolge verbuchten die Ritter im

vergangenen Jahr, wie die Fanfare be-

richtete. Die kleine Aiwiallsfeste, wel-

che zuletzt im Kampf mit den Schergen

des düsteren Muiradh von Niamor ge-

schliffen worden war, wurde auf Ge-

heiß des Grafen wieder hergerichtet

und soll wieder leidlich bewohnbar

sein.

Wir wünschen dem neuen Herrn von

Aiwiallsfest allzeit frischen Mut beim

Ringen um Ordnung und Frieden sei-

nes Lehens.

Larg Hedron (mb)

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E in in der langen Geschichte

Honingens bisher einmaliges

und unfassbares Unglück er-

eilte die Bewohner und den Grafenhof.

Ohne Grund entzündete sich ein gewal-

tiger Brand in der heiligen Halle des

Praios. Kein Gewitter, kein Blitzschlag

und schon gar kein Feuer in der Nach-

barschaft können als Grund herangezo-

gen werden. Vieles deutet auf ein tragi-

sches Unglück hin, denn neben der

Priesterschaft sind auch die Leben eini-

ger Honinger zu beklagen. Das, was in

den Tagen nach dem Brand von ihnen

geborgen werden konnte, deutet auf

eine völlige Überraschung hin. Einige

Opfer waren, wie in tiefster Verzweif-

lung und Ohnmacht, ineinander ge-

klammert. Doch es kamen noch

schrecklichere Funde zu Tage. In völli-

ger Verzweiflung, den lodernden Flam-

men nicht mehr zu entrinnen, haben

sich etliche Opfer zum Altar des Son-

nengottes begeben. Sie waren so zahl-

reich, dass der Altar unter einem Berg

verbrannter Leichen freigelegt werden

musste. Honingen steht unter Schock!

So, als ob sie, wenn sie die Trümmer

des Tempels nicht sehen, das Gesche-

hene rückgängig machen, gehen die

Honinger verstohlen über den Platz vor

der Ruine. Der Grafenhof zeigt sich

zutiefst erschüttert und hat umgehend

eine Kommission ins Leben gerufen

um die Ereignisse bis ins kleinste De-

tail zu ergründen. Grafengardisten wur-

den abgestellt, um gemeinsam mit der

Honinger Stadtgarde, die Trümmer vor

Schurken und verdammungswürdigen

Trophäensammlern zu schützen.

Ein Wermutstropfen ist, dass Ihro

Hochwürden die Tempelvorsteherin

Praiadane von Hohenfels zum Zeit-

punkt des Brandes in Havena weilte.

So soll Seine Exzellenz, der Inqusiti-

onsrat Lucifer Asmodias und ein klei-

nes Gefolge durch die letztmalige Ein-

berufung des Wahlgremiums zur Be-

stimmung des stellvertretenden Wah-

rers der Ordnung mit dem Leben da-

vonkommen sein. Unter den Opfern

des Brandes sind neben dem erst just

zum Tempel befohlenen Sonnengardis-

ten Praiodan von Hohenfels, auch der

Leiter der Tempelschreibstube Urian

Güldendrop. Herr Praios und Herr Bo-

ron, wir erflehen für die Dahingeschie-

denen Euren Segen und ihr sicheres

Geleit in Eure Gefilde.

Ein wahres Heil hingegen sind die

zahlreichen Spenden und Hilfsangebote

der Honinger und weiterer Albernier,

um den Tempel alsbald wieder im neu-

en Glanz zu errichten. Doch solange

das Ewige Licht der Praioskirche nicht

wiedergefunden wurde, kann kein neu-

er Tempel geweiht werden. Bis auf

Weiteres wird den Gläubigen somit

kein Segen des Herren Praios in Honin-

gen zuteil.

Glarik Collen (jph)

PraiosTempel in lodernden Flammen Honingen, Rahja 1034 BF - „Der Tempel, der Praiostempel brennt!“ Wie ein Schock durchdrang dieser Ruf in einer lau-

en Rahjanacht die Straßen Honingens. Lichterloh und ohne Rettung wurde der Tempel ein Raub der Flammen und koste-

te die Priesterschaft so manchen Diener des Götterfürsten.

E s war in den letzten Tagen des

Rahja, als Seine Hochgeboren

mit einer Abordnung des Rod-

aschbundes in Honingen eintraf und

sich sogleich zu den Trümmern des

Tempels begab. Dort verkündete er auf

den Stufen der ausgebrannten Ruine,

den Greif zu nehmen und in der Son-

nenmark, der Stadtmark Beilunks, wi-

der den Erzverräter aus Mendena und

den Resten des schändlichen Nekro-

mantenrates ins Feld zu ziehen. Zu

lange habe Albernia sich nur um sich

selbst gekümmert und die wahre Ge-

fahr im Rahja verkannt.

Anschließend heftete sich ein jeder der

Hohenfelser eine Bedonblüte aus Stoff

und einen einfach Greif aus Messing an

den Wappenrock. Am Ende der kleinen

Zeremonie - es sei angemerkt das Seine

Hochgeboren eigens einen Praiosge-

weihten mitgebracht hatte - bestiegen

die Hohenfelser ihre Pferde und verlie-

ßen Honingen umgehend gen Rahjen.

Neben Seiner Hochgeboren und seinem

Knappen Gearn Faunsheck verließ die

gesamte Lanze Aldec des Rodaschbun-

des, so auch der Ritter von Brandstein

und sein Knappe Sean Branwyn, Ho-

ningen gen Rahjen. Von besonderem

Interesse ist die Anwesenheit einer

jungen Ritterin aus dem Gefolge des

Barons von Otterntal: Daria Fuxfell,

Ritterin von Fogjashag. Sie nahm eben-

falls am Schwur teil und verließ mit

den Hohenfelsern die Stadt. Wie der

Fanfare erst später mitgeteilt wurde,

war Seine Hochgeboren vor wenigen

Tagen zu einer Unterredung mit der

Familie Niamad auf Burg Utengund .

Ob die Begleitung der jungen Ritterin

ein Ergebnis der Unterredungen ist

oder andere Gründe hat, entzieht sich

noch unserer Kenntnis Was die genau-

en Hintergründe dieses bewaffneten

Pilgerzugs sind und wie lange der Ba-

ron gedenkt, für Praios und das Reich

in Beilunk zu streiten, ist der Fanfare

ebenfalls noch nicht bekannt.

Laut Auskünften aus dem Umfeld des

Grafenhofs soll während der Abwesen-

heit des Barons sein Vetter Greifax II.

von Hohenfels als neuer Vogt von Ho-

henfels die Amtgeschäfte wahrnehmen.

Der bisherige Vogt Gileach Jotrohn

wird sich zukünftig seinem Amt als

Truchsess des Rodaschbundes widmen.

Glarik Collen (jph)

Hohenfelser Greifenzug gen Beilunk

Honingen, Rahja 1034 BF - Mit Tränen in den Augen schwor Hochgeboren Gilborn Praioden von Hohenfels, Baron von

Hohenfels, in den Trümmern des Praiostempels von Honingen den Greif zu nehmen und wider die Finsternis in der Son-

nenmark zu kämpfen.

Ausgabe 30

Rondra 1035 BF

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P rächtig war es, das Saatfest in

der Baronie Hohenfels. Am

ersten des Mondes der Geben-

den und Gütigen kamen zahlreiche

Bauersleute, aber auch viele andere

Fromme zur Begehung dieses wunder-

baren und traditionellen Festes nach

Finrishaven. Die in hohenfelser Brei-

ten bekannte und beliebte Geweihte

Alderia Perainelieb, Meisterin der Ern-

te zu Honingen, stand dem heiligen

Dienst zu Ehren Peraines vor.

Grün war die Farbe dieses Tages, grün

wie das hohenfelser Wappen, grün wie

jenes das wächst, grün wie die Hoff-

nung auf eine gute Ernte. Schlicht und

wunderschön waren die bereiteten Kör-

be auf dem Platz, herrlich die Blumen-

girlanden an den Häusern, prächtig und

froh die Stimmung.

Des Barons Gemahlin wohnte der Li-

turgie mit ihren Kindern bei, während

seine Hochgeboren selbst außer Landes

war. Melcher Praiodil, Hofpriester des

Praios, war ebenso anwesend, wie so

manch Edler der Baronie. Besonders

zahlreich erschien die Familie Bran-

wyn, die, wie man sich erzählt, ein

besonders freundschaftliches Verhält-

nis zu Ihro Gnaden hat.

War der Dienst in Finrishaven die

Hauptliturgie, so reiste Ihro Ganden

doch in den kommenden zwei Praios-

läufen über die Ortschaften Hauwalde,

Leingrund, Greifenhain, Almholven,

Krosstieg und Bockrade , segnete die

Felder und kümmerten sich um die

Alten und Kranken.

Möge der Segen der Göttin auf der

Baronie ruhen und ihren Bewohnern,

sowie uns allen, eine reiche Ernte

schenken!

Olan Bärenstack (ma)

Hohenfels in Kürze

Die Baronie Ho-

henfels liegt im

Süden der Graf-

schaft Honingen

an der Grenze

zum Herzogtum

Nordmarken am

Oberlauf des

Rodasch.

Über ihre 2500 Einwohner herrscht seit

1032 BF der Baron Gilborn Praioden

von Hohenfels gemeinsam mit seiner

Gattin Jolenta von Westpforte-

Hohenfels.

Die wilde und karge Berg- und Grenz-

baronie an den Ausläufern der Ingra-

kuppen ist schon seit über 800 Jahren

das Stammlehen des Hauses Hohenfels.

N och in diesen Tagen, gar zahl-

reiche Praiosläufe, nachdem

der Drache seinen Flug durch

das schöne Albernia tat (die Fanfare

berichtete), erreicht noch immer neue

Kunde über schreckliche Zerstörungen

unsere Schreibstube. Zuletzt hörten wir

aus der Baronie Hohenfels, dass der

Geschuppte von Efferd aus eindrang

und auf dem Junkergut Meilerring blu-

tig dreinschlug. Bedauerlicherweise

sind unsere Auskünfte hierüber recht

vage, doch können wir mit Sicherheit

sagen, dass Burg Meilerring stark be-

schädigt wurde und die Recken auf den

Zinnen zur Ader gelassen wurden.

Nach der Meilerringer Schreckensnacht

durchflog der Schlächter das weite

Köhlertal und riss eines Bauern Schaf-

herde am Rande des idyllischen Alm-

holven. Im Praiostal, nur wenige Mei-

len hinter Almholven, sog Sumus Leib

auf seinem Weg nach Finrishaven das

Blut guter Bauersleute auf, als der Dra-

che ihren Hof zerstörte und keine Gna-

de walten ließ. Mensch und Tier wurde

Opfer seiner Urgewalt.

Doch wäre all dies noch nicht genug,

griff der Geschuppte in Finrishaven das

Lager der allseits hochbeliebten Braue-

rei an, riss es nahezu vollends nieder.

Welch Schande! Ob Hohenfelser dabei

zu Schaden kamen, wir wissen es be-

dauerlicherweise nicht. Doch mit Fin-

rishaven hatte er nunmehr die Grenze

unseres schönen Albernias erreicht.

Des Schreckens Ende schien nahe, als

von neuem ein Kampf entbrannte. Auf

dem Fluss Rodasch, unserer Südgrenze,

gab es ein Scharmützel zwischen dem

Geschuppten und einer gar sonderbaren

Gruppe, die von einem Flusskahn aus

mit ihm stritt. Doch, welch Macht kann

einem solchen Wesen entgegengesetzt

werden, welche Klinge die Schuppen

hart wie Stahl durchdringen? Nun, der

Kahn wird versenkt, so stand es zu

befürchten. Doch schienen jene Frem-

den wahrlich nicht ganz unschuldig zu

sein, da Seine ehrenwerte Hochwohlge-

boren, Baron Gilborn zu Hohenfels, die

Mannen prompt festsetzen ließ.

Am Ende zog sich eine Spur der Zer-

störung durch die Baronie, nun, da der

Drache gen Nordmarken weitergezo-

gen ist. Geben die Götter, dass uns al-

len ein solches Unheil kein weiteres

Mal ereilen möge, uns auf ewig erspart

bleibe.

Orlan Bärenstack (ma)

Blut und Staub in Hohenfels

Baronie Hohenfels, Hesinde 1034 BF – Auf seinem Flug durch Albernia hält der Drache auch am Ufer des Rodasch bluti-

ge Ernte. Sein Flug gleicht einer Spur der Zerstörung.

Fromme Festlichkeit in Hohenfels

Baronie Hohenfels, Peraine 1034 BF – Saatfest wird in Hohenfels begeistert gefeiert.

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26

A uch Tannwald hat Verluste

aufgrund des schmachvollen

Verhaltens des Bredenhager

Grafen zu betrauern, der Kommandant

der Drachenreiter in Tannwald wurde

von seinen Söldnern in einem Gemet-

zel getötet. Zwar konnten zwei tapfere

Rekruten ihn noch lebend von

Schlachtfeld bergen, doch selbst die

Unterstützung durch eine Geweihte der

Herrin Peraine konnte ihn nicht mehr

aus Borons Händen befreien.

„Auch wenn Frau Joran nicht aus die-

ser Region stammt, hat sie in der kur-

zen Zeit, in der sie als Hauptfrau den

Drachenreitern diente, einige großarti-

ge Leistungen vollbracht.“ rühmte die

Baronin die ehemalige Söldnerin bei

ihrer Ernennung zur neuen Komman-

dantin. Die fühle sich nun voll und

ganz den Drachenreitern verbunden,

antwortete sie später unserem Bericht-

erstatter.

Nun sollen wieder ruhigere Zeiten auf

die Drachenreiter zukommen. Betir

antwortete auf die Frage, was nun ihre

nächsten Ziele seien, dass sie sich wei-

terhin der Ausbildung widmen möchte,

denn die meisten Rekruten der Tann-

walder Drachenreiter seien nicht älter

als 16 Götterläufe.

Die Fanfare wünscht ihr viel Erfolg im

neuen Amt!

Tadhg Danell (nh)

Tannwalder Drachenreiter unter

neuer Führung

Tannwald, Peraine 1034 BF – Zu Boron gegangener Kommandant der Drachenreiter Connar Björndal Maraiche in vollen

Ehren auf dem Tannwalder Boronanger zu Grabe getragen, Hauptfrau Betir Joran von Baronin zur neuen Anführerin

ernannt.

D ie Nachricht eines wahren

Geldsegens wurde der Redak-

tion der Fanfare über einen

Edelsteinschleifer in Havena zugetra-

gen, der nicht namentlich erwähnt wer-

den möchte. Er sei aber durchaus be-

reit, die weiteren Funde ebenfalls zu

veredeln, gab er bei Nachfragen der

Fanfare zu verlautbaren.

Doch nun zur Quelle des wahrlich

fürstlichen Fundes. Vor einigen Tagen

kam durch meine tief greifenden Kon-

takte besagter Edelsteinschleifer mit

dieser wunderbaren Information zu

uns. Er habe einen Stein eines aus dem

Garetischen stammenden Vagabunden

zum Schleifen bekommen, bezahlt

wurde er mit einem etwas kleineren

Stein gleicher Art, den er der Fanfare

als Beweis gern glitzernd präsentierte.

Der Vagabund war gar redselig und

gab dem Schleifer zu verstehen, dass er

die Steine in einem von Zwergen still-

gelegten Bergwerk des Rittertums

Ruthardh der Familie Brair in der Baro-

nie Tannwald gefunden habe. Das Rit-

tertum wird derzeit nur von einem Vogt

verwaltet, da die einzige Erbin des di-

rekten Familienzweiges derzeit noch

ihre Knappschaft in der benachbarten

Baronie Hohenfels versieht. Es liegt

etwa zwei Tagesreisen von der Stamm-

burg der Familie Niamad entfernt an

der Grenze zu den Nordmarken.

Ob diese Steine nun aus einer Edel-

steinader stammen, die die Zwerge

übersehen haben, als sie in der Mine

Erz abbauten, ob sie aus einem vergra-

benen Schatz stammen oder ob der

Drache, der erst vor kurzem unser Land

verheerte, dort einen Hort angelegt

hatte, hat der Steinschleifer nicht erfah-

ren, doch der Vagabund sagte, dort

wäre noch mehr und er würde Anfang

Praios mit seinen Begleitern, unter de-

nen sogar ein Magier und eine Zahori

sein soll, von Havena aus wieder zur

Mine aufbrechen.

Tadhg Danell (nh)

Schätze in Tannwald

Ruthardh, Ingerimm 1034 BF– Unter den Hügeln in der Tannwalder Baronie schlummern Schätze und warten nur noch

auf diejenigen, die sie entdecken und an sich nehmen.

Tannwald in Kürze

Die Baronie Tannwald ist ein abge-

legenes Lehen in der Grafschaft Ho-

ningen, gelegen an der Grenze zu den

Nordmarken.

Tannwald ist das Stammlehen der

Familie Niamad, die hier seit über

400 Götterläufen herrscht.

Über die etwa 2500 Einwohner der

Baronie herrscht seit 1032 BF die

Baronin Nurinai ni Niamad.

Ausgabe 30

Rondra 1035 BF

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Hochzeit im Windhag

Windhag, Rondberg/Harben, Praios 1035 - Wie die neu eröffnete Schreibstube in Harben (die Fanfare berichtete in der

letzten Ausgabe) erfahren hat, soll es zu einer Hochzeit an der Westküste kommen, die die bisherigen Machtverhältnisse

aufrütteln könnte.

B a r o n i n

R h i a n o d

von Aich-

hain, Herrin der

Landmark Rondbir-

ge, befand sich

bereits seit einigen

Monden auf Bräuti-

gamschau und

scheint nun fündig

geworden zu sein. Kein Geringerer als

der Ritter Janos Sturmfels, Sohn des

Barons von Schattengrund, ist der Aus-

erwählte. Nun sind Hochzeiten unter

den Vornehmen der Markgrafschaft

nichts Ungewöhnliches. Doch binden

sich hier zwei Häuser, die in tiefer

Treue zur Sturmbringerin, wie die Frau

Rondra hierzulande genannt wird, ste-

hen.

Wie aus gut informierten Kreisen zu

erfahren war, stößt die Wahl der Rond-

birgerin auf Missfallen und Unver-

ständnis bei manch alteingesessenem

Windhager. Immerhin zählt das Haus

Aichhain zu den ältesten und vor-

nehmsten Geschlechtern an der West-

küste, während noch der Vater des heu-

tigen Gemahls, Jarek, einst als Vogt

das Land bewirtschaftete, das heute

sein eigen ist. Interessant sind aber die

Kontakte in der Rondrakirche, die sich

der Familie Aichhain fürderhin er-

schließen könnten. Immerhin war der

Vater des Bräutigams niemand Gerin-

geres, als der Vogt des heutigen

Schwertes der Schwerter, Ayla von

Schattengrund!

Die Hochzeit ist passender weise für

den Rondramond 1035 BF geplant und

soll im neu zu Rondberg errichteten

Tempel der Sturmbringerin gefeiert

werden. Gerüchten zufolge soll es we-

gen des Tempelbaus noch im vergange-

nen Jahr zu Unstimmigkeiten mit den

örtlichen Sippen und der Perai-

nepriesterschaft gekommen sein.

Teile des östlichen Teils der Aichhains

aus dem Reichsland Flachstein sollen

dem Traviabund skeptisch gegenüber

stehen. Das junge Oberhaupt der dorti-

gen Aichhains, Faerwyn, Ritter von

Hohenaich, beansprucht Zeugen zufol-

ge die Wahl des Bräutigams seiner

Base für sich.

Von Seiten des Burggrafen zu Harben,

Kühnbrecht von Grötz, war vorerst

keine Stellungnahme zu vernehmen. Es

scheint allerdings, als würde im Wes-

ten der Markgrafschaft die Macht neu

verteilt werden. Hoffen wir, dass dem

zunehmenden Piratenunwesen damit

endlich Einhalt geboten werden kann!

Adalbert Finsterrunge(sk)

Windhag in Kürze

Die Markgrafschaft Windhag des

Mittelreichs liegt am Meer der Sieben

Winde. Die von den Windhagbergen

dominierte Küstenprovinz ist nur sehr

dünn besiedelt. In der weitgehend uner-

schlossenen Wildnis gibt es viele Räu-

ber und Schmuggler, aber auch Orks

und Goblins, Grolme, sowie allerlei

Wildgetier, insbesondere Westwinddra-

chen. Die Piraterie ist an der Küste sehr

häufig.

Landesherr der Markgrafschaft Wind-

hag ist Markgraf Cusimo von Gar-

lischgrötz, der gleichzeitig im Horas-

reich den Herrschertitel Herzog von

Grangor innehat.

Sein Statthalter ist Kühnbrecht von

Grötz, der als Burggraf im Harbener

Grafenpalast residiert.

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N icht das erste Mal war es,

dass die beiden Adligen in

Streit gerieten, zumeist we-

gen offensichtlicher Kleinigkeiten.

Junkerin Hildgit steht als Junkerin des

markgräflichen Triveth nicht in direk-

ter Vasallenpflicht dem Baron Jarek

gegenüber, ein weiterer Grund für di-

verse Verstimmungen. Grund für den

erneuten Zwist ist offenbar das dreiste

Auftreten der freiherrlichen Zöllner

und Büttel, die in Sichtweite Triveths

auf der Klippenstraße praioswärts gen

Harben und ebenfalls auf der nördli-

chen Küstenstraße firunwärts zum

wiederholten Male Zölle eintreiben,

die derart hoch sind, dass sich die rei-

senden Händler und Handwerker spä-

testens an den Toren Triveths bei den

Bütteln der Junkerin beschweren ob

der Doppelbelastung. Frau Hildgit

hatte daraufhin eine Beschwerde beim

Statthalter des Markgrafen eingereicht

- pikant, da dieser doch Ihr Vater,

Kühnbrecht von Grötz, ist. Baron Ja-

rek pocht dagegen auf das noch unter

Markgraf Rateral Sanin XII erhaltene

Zollregal für "jeglichen Weg und Steg"

in Schattengrund. Dementsprechend

kann der Baron nach Gutdünken die

Zölle auf den Wegen Schattengrunds

eintreiben, sofern die daraus generier-

ten Abgaben an die markgräflichen

Zinsleute ausreichend sind. Für Frau

Hildgit ist das schlicht-

weg eine Provokation

gegenüber dem Hause

Grötz, das mittels der

Hafenkommandatur

Triveths beträchtliche

Einnahmen für die

Markgrafschaft und

sich selbst vorweisen

kann.

Kühnbrecht von Grötz,

Statthalter des Mark-

grafen Cusimo von

Garlischgrötz, Vizead-

miral des Windhag und

Burggraf von Harben

mag manch ein Leser

daher Befangenheit

vorwerfen. Jedoch ist

es ein offenes Geheim-

nis, dass der resolute

Burggraf mittlerweile

über seine Nachfolge

nachdenkt, ist er doch

weit in den Siebzigern

angelangt.

So munkelt man, dass

sich der Burggraf be-

müht, dem Markgrafen seine Tochter

als respektable Nachfolgerin zu prä-

sentieren.

Weiteren Stoff für Gerüchte und Spe-

kulationen das Hause Grötz und spe-

ziell die Dame Hildgit betreffend, kann

man derweil in Harben vernehmen.

Udilbert von Hardt (der Ältere) wurde

im Jahre 1025 BF auf noch ungeklärte

Weise in Borons Hallen befördert.

Damals war Udilbert in Amt und Wür-

den als Vogt von Gräflich Greifen-

klamm, wo er auf dem alten Stammsitz

des Hauses Grötz residierte. Aus der

Amtsstube des Statthalters sollen nun

immense Entschädigungsforderungen

bezüglich des "Mordfall Hardt" in

Richtung Garetien gegangen sein. Ini-

tiatorin der Forderung soll die Tochter

des derzeit krank darniederliegenden

Statthalters sein.

Adalbert Finsterrunge (rl)

Zwist im Schattengrund

Windhag, Triveth, Ingerimm 1034 BF - Jüngst spricht man in Triveth erneut über

Zwist zwischen Jarek Sturmfels, dem Baron zu Schattengrund und Hildgit von

Grötz, der Junkerin und Hafenkommandantin von Triveth.

Die Baronie

Schatten-

grund in

Kürze

Die Baronie Schattengrund liegt

ungefähr der Mitte des westlichen

Windhag. Benannt ist das Land nach

dem Schattengrund, der im Zuge des

Schattengrundpasses den einzigen

mit Wagen gangbaren Weg über die

Windhag-Berge darstellt und hier

bei Burg Silbergreif, dem Barons-

sitz, seinen Anfang nimmt.

Wichtigste Orte der Baronie sind

der Küstenort Triveth und das zu

Füßen der Burg Silbergreif gelegene

Dorf Schattengrund.

Bis 1019 BF war es das Lehen der

A y l a v o n S c h a t t e ng r u n d (Eigentlich: Ayla saba Rih), die es

aber als oberste Geweihte der

Rondra (vulgo: Schwert der Schwer-

ter) wieder zurück gegeben hat, um

politische Konflikte zu vermeiden.

Hernach wurde ihr ehemaliger Vogt,

Jarik Sturmfels, zum Baron erhoben.

Ausgabe 30

Rondra 1035 BF

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Hacketau im Abagund

Otterntal, RAHja 1034 BF - Mit Beginn des Krieges gegen die Nordmarken wurden vor mehr als acht Götterläufen nahezu

sämtliche Regsamkeiten im albernischen Imman-Spiel eingestellt. Nicht wenige Spieler der einst bedeutenden Mann-

schaften wie den Havena – Bullen, Honinger Wölfen oder auch Abilachter Auerochsen zogen unter dem Banner der drei

Kronen wider den Feind, und viele kehrten von der Walstatt nicht zurück. Während der Jahre der Besatzung hatte Alber-

nia zweifelsohne andere Sorgen und so geriet das Spiel mit Esche und Kork bis auf eine einzige Ausnahme im Praios 1030

BF in Honingen lange Zeit in den Hintergrund.

E s war die fürstliche Herol-

din Eillyn ni Beornsfaire,

welche auf einer Dienstrei-

se im vergangenen Herbst

an der Seite des Waffenmeisters Leu-

win von Westpforte mitunter die Städte

Orbatal und Otterntal besuchte (die HF

berichtete in Nr. 28), und die jeweili-

gen Stadträte ermuntern konnte, das

beinahe in der Bedeutungslosigkeit

versunkene Spiel wieder aufleben zu

lassen. Das Bemühen beider Magistrate

muss zweifelsohne recht aufwändig

gewesen sein, sollten doch - abgesehen

von einigen Ausgaben in klingender

Münze zur Vorbereitung des Spiels -

vor allem aber zwei befähigte Mann-

schaften zusammen gestellt und ihnen

den Umgang mit Schläger und Kork-

ball gelehrt werden. Zur Freude des

einfachen Volkes machte die Kunde

um ein geplantes Spiel der beiden Städ-

te für den Zeitraum der gegenwärtig

herrschenden Sommermonde schnell

die Runde, und in den Augen manch

eines Bürgers war alsbald der alte

Glanz von Begeisterung wieder zu er-

kennen. Noch im späten Travia des

vergangenen Götterlaufes trieben nicht

selten Kinder mit lautem Geschrei in

Dörfern und Städten Abagunds einen

kleinen Ball aus Strohgebinde mit ei-

nem einfachen Holzknüppel durch die

Gassen. `HACKETAU!` war aus dem

Abseits zurückgekehrt!

Im späten Rahjamond 1034 BF war es

endlich soweit. Die Ratsmitglieder bei-

der Städte waren übereingekommen,

dass zunächst Otterntal der Austra-

gungsort des beim Volke lange ersehn-

ten Spieles werden sollte. Als Spielare-

na hatte die Stadt den Exerzierplatz der

alten Abilachter-Reiter-Kaserne im

Süden der Ortschaft an der Nehesdorfer

Strasse hergerichtet, wo man mit hel-

lem Sand sorgfältig das Geviert des

Spielfeldes markiert hatte.

Die Zimmerleute Otterntals hatten sich

zudem in den langen Monden der Vor-

bereitung mit der Anfertigung einer

treppenartigen Zuschauerbühne selbst

übertroffen, deren Nutzung vom Publi-

kum jedoch ein angebrachtes Entgelt

verlangte.

Beinahe hätte die lang ersehnte Veran-

staltung noch kurz vorher abgesetzt

werden müssen, war die Teilnahme für

die Begegnung bei manch Otterntaler

Spieler noch einen Praioslauf vor Be-

ginn infrage gestellt worden. Nicht

wenige klagten in der Nacht auf den

25. Rahja über den flinken Difar, der

den Betroffenen eine Teilnahme am

angesetzten Spiel unmöglich machen

würde. So ist es den aufopfernden Mü-

hen des örtlichen Perainegeweihten

Annlir Tullenblum und der Hofmedica

des Barons zu verdanken, dass sich der

Zustand der so plötzlich erkrankten

Spieler schnell besserte und sie allem

Unbill zum Trotz gemeinsam mit ihren

Kameraden auflaufen konnten. Wie

sich die plötzliche Erkrankung aller-

dings ausgerechnet einen Tag vor dem

Spiel einschleichen konnte, blieb unge-

wiss.

In Otterntal hingegen wurden Unkenru-

fe laut, dass ´man` so die gastgebende

Mannschaft schwächen wollte, welche

Gründe auch immer den Anlass zu die-

sen Vermutungen gaben.

Damit waren die Anzeichen vor dem

Spiel alles andere als gut. Nachdem bei

den Hausherrn im Zuge der Vorberei-

tungen mit Osgur Wellic bereits eine

Offensivkraft vor dem Spiel verletzt

ausgefallen war, konnte auch noch Ugo

(´Uns Ugo`) Straeler aus dem Otternta-

ler Weiler Völs am Waldsee mit einem

fiebrigen Dumpfschädel nur wenige

Stundengläser zuvor seinen Einsatz

abschreiben.

Die Arena

Neben zahlreichen Esche und Kork-

begeisterten Otterntaler Bürgern und

Bauern waren selbstredend auch viele

Orbataler Imman-Freunde in die alte

Abilachter-Reiter-Arena gekommen,

um ihrer Mannschaft mit anfeuernden

Rufen und Gesängen zur Seite zu ste-

hen. Doch auch aus der weiteren Um-

gebung waren bereits Tage zuvor etli-

che erwartungsvolle Abagunder ange-

reist, um dem Spiel beizuwohnen.

Bald war kaum noch ein Zuschauer-

platz um das Feld herum zu ergattern,

als kurz vor Spielbeginn ein erstauntes

Raunen durch die Publikumsreihen

ging. Hofgardisten des hiesigen Lan-

desvaters traten vom Nebeneingang der

Nehesdorfer Straße her ins Blickfeld,

schufen schnell eine Gasse und unter

dem plötzlich aufbrandenden Jubel der

Otterntaler erschien das hochgeborene

Herrscherpaar Bedwyr ui Niamad und

seine liebreizende Gattin Sylmada

höchstselbst, die ihrem Volk huldvoll

zuwinkten. Doch nicht nur der Ottern-

taler Adel waren gekommen. Mit Ba-

ron und Baronin schritt die Vögtin

Mosaik an der Otterntaler Arena

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Gräflich Abagunds, Hochgeboren Gilia

ni Niamad, mitsamt ihrem Gefolge

einher, begleitet von den Edlen des

Albensteins, Wohlgeboren Coilhéan ui

Niamad und seine reizende Gemahlin

Aylen ni Llud. Sogar die Nichte des

Barons, Ihro Hochgeboren Nurinai ni

Niamad, Baronin von Tannwald, hatte

den weiten Weg nicht gescheut und

folgte an der Seite ihres Gemahls Alys-

dair ui Clandryn dem Oheim in die

Ehrenloge Mit dem attraktiven Paar

kamen auch ihre vier Kinder, von de-

nen der jüngste Sohn mit großen Augen

vom Arm der bezaubernden Mutter das

Spektakel bestaunte. Als wenige Au-

genblicke später auch noch Ihre Hoch-

geboren Samia ni Niamad in Beglei-

tung des Ritters Váyred ui Ahéarn die

extra hergerichtete Ehrenloge betrat,

kannte nun wiederum die Begeisterung

der angereisten Orbataler Imman-

Anhänger keine Grenzen mehr.

Nach Abklingen des freudigen Beifalls

öffneten sich die Umkleidekammern,

die einst den Abilachter Reitern als

Unterkunft gedient hatten, und die bei-

den Mannschaften traten in geordneter

Zweierreihe heraus, angeführt von

Feldrichter Valpo Faeschweiher aus

Honingen, welcher bereits früher be-

deutsame Spiele geleitet hatte. Der

gerade nachlassende Applaus wuchs

beim Einlaufen der Spieler auf den

Platz wohl noch lauter als vorher wie-

der an. Einige überschwänglich freude-

trunkene Zuschauer kletterten über die

Feldabsperrung aus Seilgeflecht und

versuchten auf die Wettkämpfer zuzu-

laufen, doch die Ordner der städtischen

Büttelschaft waren gleich zur Stelle

und verwiesen die unbeherrschten Kra-

keeler des Feldes. Das besondere Au-

genmerk der zahlreichen Besucher fiel

an dieser Stelle auf die neuen Spiel-

monturen der beiden Mannschaften.

Obwohl beide die Farben des Hauses

Niamad trugen, konnte man die

`Otterntaler Drachen` mit blauen Hem-

den und silbergrauen Hosen von ´Orbas

wilder Meute` in blauen Hosen und

silbergrauen Hemden ausreichend un-

terscheiden, zumal Orbatal noch eine

blaues Stirnband trug. Die Farbe Weiß

war allein - wie üblich – Schiedsmann

Faeschweiher vorbehalten.

Nachdem sich die beiden Kapitäne

Fynn Wellic (Otterntal) und Raul

Weidner (Orbatal) in der Feldmitte

begrüßt und in traditioneller Manier per

Handschlag die Zusicherung auf ein

manierliches und ehrsames Spiel aus-

getauscht hatten, bildeten daraufhin die

Spieler der Heimmannschaft einen

Kreis, fassten sich an den Schultern

und steckten die Köpfe zusammen.

Was die fünfzehn Otterntaler in diesem

Augenblick miteinander sprachen, wird

wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben.

Mit einem laut gebrüllten und ent-

schlossenen „HACKETAU!“ reckten

sie kurz darauf ihre Schläger in die

Höhe und nahmen Aufstellung.

Das Spiel – 1. Halbzeit

Pünktlich um die dritte Stunde nach

Praios begann die so lang ersehnte Im-

man – Begegnung zwischen Otterntal

und Orbatal. Hunderte Anhänger des

volkstümlichen Mannschaftswettkamp-

fes ließen ihrer Begeisterung ungedul-

dig und lautstark freien Lauf, als Valpo

Faeschweiher mit einem kleinen silber-

nen Horn endlich das Signal zur Spie-

leröffnung gab.

Es war ein ungeordneter Beginn an der

Nehesdorfer Straße. Beiden Mann-

schaften war die Nervosität ob ihres

ersten Auftrittes deutlich anzumerken,

so dass von Spielgestaltung zunächst

keine Rede sein konnte. Doch fand die

Orbataler Mannschaft nach vielen ers-

ten Fehlschlägen und Missverständnis-

sen schneller zu einem leidlich wir-

kungsvollen Aufbau als ihre Kontra-

henten, so dass noch vor Ablauf des

ersten viertel Stundenglases der Kork-

ball prompt im Otterntaler Tor lag.

Ein kräftiger Fernschlag von Caete

Foellaer die den Angriff des Halbbrem-

sers Jobdan Brosigals geschickt umlau-

fen hatte, und der Korkball fegte über

den langen Otterntaler Tormann Tur-

wyn ´Tentakel` Dureac hinweg und

durch die Seitenpfosten hindurch, je-

doch über die Querlatte. 0:1 für die

Gäste.

Nur wenig später hatte die Otterntalerin

Brighid Prutz den Ball. Sie wollte die-

sen zu ihrem Torhüter zurückspielen,

doch schlug sie den runden Kork zu

kraftlos, und Jaerni Grots, den die Or-

bataler ob seiner quirligen Laufarbeit

schon in den Übungsspielen den

´Therengar-Terrier` riefen, rannte da-

zwischen. Er fing den Ball ab, nahm

ihn auf, balancierte ihn einige Schritte

geschickt auf dem Schläger, umkurvte

sowohl Bremserin Gwen Gulych als

auch Turwyn Dureac und erzielte mit

einem lässigen Abschluss unter die

Latte mühelos einen Dreier. Punk-

testand 0:4.

Bestürzt schauten die Gastgeber einan-

der an, aber es fiel kein Wort des Vor-

wurfs, nicht für Gulych und auch nicht

für Dureac.

Als der Ball nach vorn zum Anstoß

gegeben würde, versuchte Stürmer

Lothur Emmerdieck das Ruder herum-

zureißen. Die Otterntaler Mannschaft

fand endlich ins Spiel. Dubh Beynkis

von der Gästemannschaft ging Emmer-

dieck jedoch viel zu hart an und erhielt

eine strenge Ermahnung wegen seines

regelwidrigen Fersentrittes. Der Übel-

täter zuckte aber nur mit den Schultern,

als ob er nicht wüsste, warum er über-

haupt verwarnt worden war.

Nach kurzem Gerangel an der Außenli-

nie war wieder Orbatal im Angriff.

Linksstürmer Jast Dithelm Klüttkes

flankte auf Gwen Müllerin, die sofort

abzog, dabei aber Guntram ´Gunni`

Haezer anschoss. Haezer bekam den

Kork genau vor die Füße. Er wusste

anscheinend nicht, was er damit ma-

chen sollte und schlug ihn erst einmal

über die seitliche Feldlinie ins Aus.

Nicht nur ein unbedachter, sondern vor

allem ein unglücklicher Schlag, war

doch plötzlich aus der Ehrenloge ein

schmerzlicher Aufschrei zu hören. Nur

einen Atemzug später sah das Publi-

kum die Edle Aylen ni Llud aufsprin-

gen, die Hand auf das linke Auge ge-

presst, Blut quoll zwischen den Fingern

hervor. Helle Empörung bei den Ehren-

gästen. Das Spiel musste unterbrochen

werden. Jedoch war die Zwangspause

- den Göttern sei es gedankt – nur von

kurzer Dauer, ist es doch nicht das Au-

ge gewesen, welches von Haezers

Schlag getroffen worden war, sondern

nur die Augenbraue von Ihro Wohlge-

boren, um die sich Hofmedica Aeredith

Bröllhaimer eiligst kümmerte.

Das Spiel fand seinen Fortgang. Wie-

der drückte der Orbataler Sturm seinen

Gegner weit nach hinten und erneut

schlug Klüttkes, doch der Ball ging

knapp am Pfosten vorbei.

Ausgabe 30

Rondra 1035 BF

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Aber auch die Otterntaler versteckten

sich nun nicht mehr. Dies zahlte sich

kurz vor Ende der ersten Halbzeit aus.

Ein Freischlag von Fynn Wellic flog

über alle vor dem Tor postierten Orba-

taler hinweg und kam zum Nehesdorfer

Helme Brahm. Der fischte den Ball mit

dem Schläger geschickt aus der Luft

und jagte ihn über die Orbataler Latte.

1:4. Kurz darauf war die erste Spiel-

hälfte beendet.

In der Halbzeit konnten nicht wenige

aus den geöffneten Fenstern der Um-

kleidekammern heraus das Donnerwet-

ter mit anhören, welches Drachen-

Betreuer Otgur Raebelhag auf seine

Otterntaler Schützlinge herabließ.

Manch einem der verehrten Leserschaft

ist der genannte Spielerbetreuer gewiss

noch als der ´Unerbittlichste Bremser

der Honinger Wölfe` in Erinnerung.

Doch ist dies bereits an die dreißig

Götterläufe her.

Das Spiel – 2. Halbzeit

Die zweite Spielzeit begann mit kurzer

Verzögerung, da eine vorwitzige Elster

das kleine silberne Signalhorn von

Feldrichter Valpo Faeschweyher ge-

stohlen hatte. Jedoch war schnell ein

Ersatz beschafft.

Gleich nach dem Seitenwechsel legten

die Orbataler wieder los. Klüttkes

schlug aus gut fünfzehn Schritt Entfer-

nung aufs Otterntaler Tor. Doch sein

Schuss traf erst Bremserin Waene Koh-

lenbrenner, ehe ihn Dureac hielt. Kaum

war der Korkball wieder im Spiel, kam

Wulfhelm Orkenratt acht Meter vor

Dureac zum Schlag, doch der fast zwei

Schritt große Ottertaler

Tormann warf sich dazwi-

schen, bevor Weidner ab-

fälschen konnte.

Nach dem ersten Drittel

der zweiten Spielzeit fiel

Haezer aus dem Lauf her-

aus hart zu Boden, nach-

dem er von Bremser Gorm

´Klattsche` Butterweck

bedrängt worden war, aber

der Honinger Feldrichter

gab keinen Freischlag für

die Orbataler.

Beim Gegenangriff jedoch

unterbrach Faeschweyher

die Begegnung, musste

doch die bullige Otterntaler Stürmerin

Mi ´Bresche` Maurenbrecher wegen

einer bösen Blutgrätsche gegen Beyn-

kis vom Platz gestellt werden. Das war

hier wahrlich kein Kindertsatag an der

Nehesdorfer Straße, hier ging es hart

zur Sache, verehrte Leser. Otterntal

seitdem nur noch mit vierzehn Spie-

lern.

Als würde die Strafe auf dem Fuße

folgen, drosch Orbatal anschließend

durch einen weit ausgeführten Frei-

schlag von Caete Foellaer den Korkball

direkt und unhaltbar für Dureac nur

über den Querbalken, jedoch zwischen

den Seitenpfosten hindurch zum 1:5.

In der Folgezeit fing sich die Otternta-

ler Auswahl endgültig und kam kurz

nach dem Abschlag von der Feldmitte

endlich zu einer hervorragenden Tref-

fermöglichkeit. Diese machte Torfrau

Jadwina Angbarer, die ihre Mann-

schaftskameraden schon beim heimi-

schen Training ´die Katze von Botzen-

berg` nannten, mit einer tollen Parade

nach einem Hammerschlag von Jobdan

Greiff aus spitzem Winkel zunichte.

Quasi im Gegenzug musste Dureac

gegen den wieder einmal durchgebro-

chenen Klüttkes klären.

Wenig später lupfte Finn Wellic den

Ball geschmeidig nach innen vor das

Orbataler Tor.

Die Abwehr der Gäste klärte nur halb-

herzig, sodass der Kork vor die Füße

von Lothur Emmerdieck flog. Dieser

täuschte ein Zuspiel zu Brosigal vor,

der sich auf der rechten Seite frei ge-

laufen hatte, übertölpelte damit zwei

heranstürzende Gegner und schoss den

Ball unhaltbar für die ´Katze von Bot-

zenberg` in die linke untere Ecke. Freu-

de bei Otterntal, ein toller Dreier! Nur

noch 4:5!

Nicht mehr lange bis zum Spielende.

Dieses letzte viertel Stundenglas wurde

noch einmal zur Qual für die Orbataler

Mannschaft, denn die Gastgeber war-

fen jetzt alles nach vorn. An der Seiten-

linie schrie sich Otgur Raebelhag wild

gestikulierend die Stimme heiser.

Wieder Otterntal am linken Flügel mit

Wellic. Wellics Zuspiel zu Mittfelderin

Brighid Prutz wurde von den Gästen

abgewehrt – und gleich darauf Diman

Haerzick, immer wieder Haerzick, der

rechte Halbstürmer der Orbataler führte

den Ball eng am Schläger. Er hatte den

Ball – verloren, diesmal gegen Brosi-

gal. Brosigal nach innen geflankt, dann

Emmerdieck mit dem Kopf! Abge-

wehrt! Der Korkball rollte in die zweite

Reihe. Aus dem Hintergrund hätte

Brahm schlagen müssen - und Brahm

schlug!!! Tooooor! Tooooor! Tooooor!

Wieder ein Dreier! 7:5 für Otterntal!

Doch es war immer noch nicht vorbei.

Die Orbataler starteten einen letzten

erbitterten Angriff. Die übliche Spiel-

zeit war schon fast vorbei, als Gwen

Müllerin plötzlich frei und fünf Schritt

vor Dureac auftauchte. Doch mit einer

grandiosen Schlägerwehr sicherte der

Otterntaler Schlussmann seiner Mann-

schaft den Sieg. Mit dem quäkenden

Hornsignal, welches nur Augenblicke

später das Spielende verkündete, hoben

die Otterntaler Zuschauer ihren Tor-

mann in den Himmel. „Turvin, du bist

ein Immangigant!“

waren begeisterte Rufe

aus den Reihen des

heimischen Publikums

zu hören.

Damit war die erste

I mma n -B e ge g n u ng

zwischen den beiden

Städten mit einem

knappen Sieg für Ot-

terntal beendet. Ein

Rückspiel auf Orbata-

ler Scholle ist für die

Herbstmonde geplant.

Hoibaerd Timerlan

(gm)

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D emzufolge soll sich Kanzlei-

secretarius Hesindian Greun-

heuser, welcher bereits einige

Jahre zuvor Konzept und Durchführung

des Honinger Imman-Turniers getreu-

lich und umsichtig gestaltete, überaus

erfreut über die Wiederaufnahme des

allseits beliebten Mannschaftswett-

kampfes geäußert haben. ´Ein Spiel-

feld, welches mit durchaus tragbarem

Aufwand wieder hergerichtet werden

könne, sei im Nordwesten außerhalb

der Stadtmauern noch vom letzten Tur-

nier vorhanden`, so Greunheuser.

Ähnliche Begeisterung war gar vom

Gräflichen Hofe selbst zu hören, in der

Ihro Hochwohlgeboren Franka Salva

Galahan die Stadt bei den Vorbereitun-

gen zu einem Spiel gegen die

´Otterntaler Drachen` aus eigener Scha-

tulle unterstützen wolle.

Drei Praiosläufe danach drang ob des

gleichen Anlasses Kunde aus der

Reichsstadt Abilacht, dass auch die

`Auerochsen` wieder neu formiert wer-

den sollten, um dem Verlierer aus der

Abagunder Begegnung ein Spiel anzu-

bieten, um so mitunter ´Orbas wilder

Meute` die Möglichkeit zu geben, für

das geplante Rückspiel gegen Otterntal

wichtige Erfahrungen zu sammeln.

Wenn wir in diesem Zusammenhang

allerdings den Aussagen manch Abi-

lachter Bürgers Glauben schenken dür-

fen, so können sich ´diese Provinzler,

die kaum von alleine aufrecht gehen

können, auf eine saftige Niederlage

gefasst machen`.

Der Abilachter Bürgermeister Brin

Nalwyn, der schon zu Kriegszeiten

Oberst Wyndor von Firunslicht als

Stadtoberster äußerst dienlich war,

folgte Honingen in seinen Bemühungen

und schickte eine entsprechende Depe-

sche nach Orbatal.

Mit diesen erbaulichen Angeboten an

die zwei Abagunder Mannschaften

kamen beide Städte obendrein dem

Ansinnen der fürstlichen Heroldin ent-

gegen, die mit dem Waffenmeister der

Krone vor über neun Monden die Ort-

schaften Albernias bereiste und so die

Wehrertüchtigung der Bürgermilzen,

aus deren Reihen sich erfahrungsgemäß

etliche Immenspieler rekrutieren, so-

wohl auf nutzbringende als auch auf

unterhaltsame Manier in ihre Vorhaben

einbinden konnte. Die Zeitpunkte für

die beiden Spiele wurden auf das Ende

des Rondramondes festgesetzt.

Hoibaerd Timerlan (gm)

Esche und Kork bald auch wieder im

Honinger Land?

Honingen, Abilacht - Praios 1035 BF - Kein ganzer Mond war seit dem erfrischenden Immanspiel in Otterntal vergangen,

als Mitte Praios aus den gräflichen Schreibstuben Honingens Stimmen laut wurden, die mit der Wiederaufstellung der

beinahe schon legendären Honinger Wölfe ein weiteres Spiel gegen den Gewinner aus der Abagunder Begegnung begrü-

ßen würden.

Auskunft zur Havena Fanfare

Besitzer: Bedwyr ui Niamad, Baron von Otterntal

Vorsitzender der Redaktion: Rhonwin ui Kerkill

Redakteure dieser Ausgabe: Meredyn Vederquill, Glarik Collen, Niamh Schlappmaul, Philea Semmelweis, Raike Bran-

ninger, Larona Alfaran, Padraig Orwin, Ilian Tomarew, Larg Hedron, Orlan Bärenstack, Tadhg Danell, Adalbert Finsterrun-

ge, Hoibaerd Timerlan

Freie Mitarbeiter dieser Ausgabe: Nalina Korninger

Zu erwerben im Straßenverkauf auf den Straßen Havenas oder in der Dauerbestellung über die Redaktionsstube in Havena.

Ausgabe 30

Rondra 1035 BF


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