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REVIER • T Ü R K E I Niklaus ist ein guter Mannmayer-yachten.com/file/Revierbericht Türkei -...

Date post: 24-Sep-2020
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20 yachtrevue.at 2|16 REVIER • TÜRKEI Niklaus ist ein guter Mann Golf von Fethiye. An der lykischen Küste, der Heimat des Heiligen Nikolaus, kommt jeder auf seine Rechnung: Dem Kulturfan werden antike Theater geboten, auf den Naturliebhaber warten unberührte Pinienwälder, den Buchtenbummler sprechen kurze Distanzen an. Und der Meltemi verwöhnt auch anspruchs- volle Segler. Von Verena Diethelm
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Page 1: REVIER • T Ü R K E I Niklaus ist ein guter Mannmayer-yachten.com/file/Revierbericht Türkei - yare1602.pdf · 2018. 4. 13. · CSI Yachtcharter, 2353 Guntramsdorf, Johann Nestroy-Gasse

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Niklaus ist ein guter MannGolf von Fethiye. An der lykischen Küste, der Heimat des Heiligen Nikolaus, kommt jeder auf seine Rechnung: Dem Kulturfan werden antike Theater geboten, auf den Naturliebhaber warten unberührte Pinienwälder, den Buchtenbummler sprechen kurze Distanzen an. Und der Meltemi verwöhnt auch anspruchs-volle Segler. Von Verena Diethelm

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Gipfelstürmer. Über der Karacaören-Bucht wacht der fast 2.000 Meter hohe

Berg Babadağ

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Echte Emotion oder gelungene Schauspielerei? Schwer zu sagen. Die Wiedersehensfreude scheint jedenfalls groß zu sein, als wir in der Coldwater Bay ankommen. Wie schon vor fünf Jahren werden wir beim Einlaufen in die tief eingeschnittene Bucht von kleinen Booten

umschwärmt – eine Damen-Crew sorgt immer für Aufsehen. Der schwimmende Händler George erkennt uns wieder und schenkt uns zu den teuren Cornettos frisches Brot und Eiswürfel für die Bord-Bar.

Ja, wir sind Wiederholungstäter. Unser erster Törn entlang der lykischen Küste hinterließ einen tiefen Eindruck; duftende Pinien-wälder, türkisblaue Buchten, kulinarische Genüsse und freund liche Menschen weckten den Wunsch nach Wiederkehr. Diesmal brechen wir von Göcek aus nicht Richtung Kaunos und Dalyan-Mündung auf, nun zieht es uns in den Osten. Die Coldwater Bay, auch als Beştaş Limani oder Kalevezi Koyu bekannt, ist daher nicht krönender Ab-schluss, sondern vielversprechender Beginn unserer Reise.

Dank der unterirdischen Kaltwasserquellen, die der Bucht den Namen geben, lässt sich die Hitze an diesem windstillen Septem-bernachmittag gut aushalten. Schwer zu ertragen sind hingegen die Gulets, die im Halbstundentakt auftauchen und mit immer gleicher Musik die Bucht beschallen. Die unter lautem Gejohle von den Klippen springenden Burschen machen es nicht besser.

Gegen Abend kehrt Ruhe ein und wir nehmen den fünfminü-tigen Fußmarsch zu Ali Tunas Restaurant, das oberhalb der nun friedlichen Bucht thront, in Angriff. Für mehr reicht die Motivati-on nicht, auch wenn uns der Besuch des rund eine Stunde entfern-ten Ruinendorfes Kayaköy schmackhaft gemacht wird. 1923 wur-

den die griechischen Einwohner nach dem Vertrag von Lausanne umgesiedelt, zurück blieb eine Geisterstadt, die heute Museums-charakter aufweist.

Unsere Rückkehr hat sich auch zu Wirt Ali herumgesprochen, prompt lädt er uns zu einem Frühstück am nächsten Tag ein. So gehen wir den Morgen gestärkt, aber ruhig an und trödeln ein wenig in der Belcegiz Bucht herum. Es gibt ja auch einiges zu sehen: Die Schmetterlingsbucht (Kelebek Vadisi) mit ihrer einzig-artigen Fauna und Flora oder Ölü Deniz, den unangefochtenen Star unter den türkischen Stränden und beliebtes Motiv der Tourismuswerbung. Wir umrunden die Insel Gemiler, die zu Ehren des Bischofs von Myra früher Nikolaus Insel hieß. Jener Mann, dessen Namenstag am 6. Dezember gefeiert wird und der vermutlich das historische Vorbild für unseren Nikolo war, lebte um 330 genau in unserem Fahrtgebiet zwischen dem Golf von Fethiye und dem Golf von Antalya. Zu seinen Ehren wurde auf Gemiler im Mittelalter eine Pilgerstadt und eine Kirche errichtet, deren Überreste man sogar vom Wasser aus gut erkennen kann.

AufpasserDer Heilige Nikolaus ist bekanntlich auch der Schutzpatron der Seefahrer. Auf den nächsten 30 Seemeilen, die keinen sicheren Ankerplatz bieten, sind wir aber nicht auf seine Hilfe angewiesen. Es weht nur ein laues Lüftchen und die für ihre unangenehmen Kreuzseen berüchtigte Küste der Yedi Burunlar, sieben Kaps, prä-sentiert sich handzahm. Sieben Kaps? Tatsächlich? So sehr ich mich auch bemühe und alle Vorsprünge zu zählen versuche, ich komme nur auf sechs.

Abkühlung. Unterirdische, kalte Quellen, die ihren Ursprung in den Bergen haben, sorgen in der Coldwater Bay für wohltemperiertes Badewasser

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Begrüßungs-komitee. Die Damen-Crew sorgt in der Marina Kaş für großes Hallo bei den Marineros

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Fethiye

TÜRKEI

Golf von Fethiye

Kastellorizon

Kas

Kalkan

Karacaören

Ölüdeniz

Babadag

Wall Bay

Cold Water Bay

Yassica Adalari

Revierinfos:

Route: Göcek – Coldwater Bay (20 sm) – Kaş (42 sm) – Kalkan (27 sm) – Karacaören (38 sm) – Wallbay (16 sm) – Göcek (9 sm) Insgesamt: 152 Seemeilen

AnreiseDie AUA fliegt in 3,5 h direkt von Wien nach Dalaman. Preis: ca. € 400,–, wenn man das Ticket ein halbes Jahr im Voraus bucht. Vom Flughafen Dalaman ist es ca. eine halbe Stunde zur Charterbasis. Es empfiehlt sich, im Vorhinein den Transfer über die Charterfirma zu organisie-ren. Für den Transfer vom und zum Flughafen wurden insgesamt € 130,– in Rechnung gestellt.

CharterAls Ausgangshäfen für einen Törn an der lyki-schen Küste empfehlen sich Göcek, Fethiye und Kaş. Der beschriebene Törn wurde Anfang Sep-tember auf einer Sunsail 41/3/2 Premier (ent-spricht der Sun Odyssey 409) gesegelt. Sunsail betreibt seine Basis in der Marin Turk Village Port Marina. 31 Monohulls und 9 Katamarane von 33 bis 47 Fuß sind verfügbar. Flottillen-Törns wer-den zwischen Mai und Oktober angeboten. Es stehen zwei einwöchige und eine zweiwöchige Route zur Auswahl. Gestartet wird wöchentlich.

Die Charterwoche auf einer Sunsail 41/3/2 kostet in der Hauptsaison (September) € 2.485,–. Das obligatorische Transitlog, die Fahrtgenehmi-gung, kommt auf € 85,–.

Empfehlung: Wer eine Automatik-Rettungs-weste sein Eigen nennt, sollte diese mitnehmen, da die Yachten nur mit den unhandlicheren Fest-stoff-Schwimmwesten ausgestattet sind.

Die Marina Marin Turk Village Port spielt alle Stücke, von klimatisierten Duschräumen bis zum 200-Tonnen-Travellift. In Gehweite der Marina be-finden sich etliche Supermärkte, die die Einkäu-fe kostenlos zum Liegeplatz zustellen.

Info: Sunsail Deutschland, Tel.: 0049/6101/55 791 580, E-Mail: [email protected], www.sunsail.deTrend Travel & Yachting, 6322 Kirchbichl, Achenstraße 6, Tel.: 05332/742 91,

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E-Mail: [email protected], www.trend-travel-yachting.com

CSI Yachtcharter, 2353 Guntramsdorf, Johann Nestroy-Gasse 3, Tel.: 0676/ 680 52 12, E-Mail: [email protected], www.csi-yachtcharter.at

EinreiseSeit 10. April 2014 müssen österreichische Staatsbürger ihr Visum bereits vor Reisebeginn online beantragen (über https://www.evisa.gov.tr/en/apply/) und ausdrucken. Es ist für 180 Tage gültig, muss mit Kreditkarte bezahlt wer-den und kostet derzeit 20 US-Dollar.

NavigationDer Golf hat eine sehr gut ausgebaute nautische Infrastruktur und die Orientierung ist einfach. Un-tiefen und Riffe sind selten. Die Untiefen westlich von Tavsan Adasi sowie zwischen Boynuz Bü-kü und Yassica Adalari sind mit entsprechenden Seezeichen markiert und auf der Seekarte ver-zeichnet. Die Felsen Balik Kayasi vor Fethiye sind unbefeuert, aber gut zu erkennen und in der Kar-te vermerkt.

Für einige Verwirrung sorgen die in Seekarten, Revierführern und Navigations-Apps mitunter un-terschiedlich verwendeten Bezeichnungen für Buchten, Kaps und Inseln. In diesem Artikel wur-den sowohl die gebräuchlichsten türkischen als auch englischen Namen angeführt.

Moderne Marinas mit allen Annehmlichkeiten sind in Göcek, Fethiye und Kaş zu finden. In den

Buchten des Golfes ankert man für gewöhnlich und legt Landleinen. Es ist verboten diese an Bäu-men festzumachen, man muss spezielle, meist ro-te Poller nutzen. In Buchten mit Tavernen gibt es entweder Bojen oder Stege, an denen man längsseits oder mit Muring anlegt. Der Wirt hilft meistens beim Anlegen. Sofern man im Restau-rant isst, werden keine Liegegebühren verlangt.

SicherheitSeit dem Wiederaufflammen des Konfliktes mit der PKK und dem Bürgerkrieg im angrenzenden Syrien ist die Sicherheitslage in der Türkei ange-spannt. Das österreichische Außenministerium geht von einem erhöhten Sicherheitsrisiko im ganzen Land aus. Der jüngste Anschlag in Istan-bul hat gezeigt, dass auch Touristenzentren zum Ziel von Terroristen werden können.

Auch wenn die Orte an der lykischen Küste fern-ab der Krisenherde sind und der Massentourismus noch nicht Einzug gehalten hat, empfiehlt es sich, Informationen über die aktuelle Sicherheitslage auf der Seite des Außenministeriums (www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/reiseinformation/land/tuer-kei/) einzuholen. Der Golf von Fethiye liegt eigent-lich abseits der Routen, auf denen Flüchtlinge ver-suchen mit Schlauchbooten Griechenland zu er-reichen. Trotzdem sollte man vor allem bei Nachtfahrten besondere Vorsicht walten lassen. Tipps zu richtigem Verhalten, wenn man auf Flücht-linge in Seenot trifft, gibt diese Broschüre:

www.proasyl.de/fileadmin/fm-dam/q_PUBLI-KATIONEN/2015/Seenotrettung_3.11.pdf

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Göcek

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Da wir am Vormittag zu viel Zeit liegen lassen haben, muss die geplante Badepause zwischen dem letzten Kap Ince Burun und dem Inselchen Oezlen leider ausfallen. Schade, der dort beginnende 15 Kilometer lange Sandstrand gilt als Highlight auf der Strecke nach Kaş. An seinem östlichen Ende geht er in eine wilde Dünenlandschaft über. Im Hinterland befinden sich die von den Dünen verschluckten Überreste der lykischen Hafen-stadt Patara, die nicht nur Geburtsort des heiligen Nikolaus ist, sondern auch das berühmte Orakel des Apollon beherbergt haben soll.

Der Stadthafen von Kaş ist dafür bekannt, mit Gulets gesteckt voll und laut zu sein. Wir ziehen einen ruhigeren Liegeplatz vor und steuern die 2011 fertiggestellte Marina Kaş an. Sicher und idyllisch in eine tief eingeschnittene Bucht eingebettet, liegt sie auf der Rückseite von Kaş und bietet 450 Liegeplätze. Die Nacht kostet € 55,–. Hinter den Stegen ragen die Ausläufer des Tau-rus-Massivs in luftige Höhen. Vom Cockpit aus lassen sich bun-te Gleitschirme be obachten, die wie Schmetterlinge zwischen den Gipfeln des Gebirges tanzen.

Zu Fuß benötigt man ins Stadtzentrum rund 25 Minuten, mit dem Taxi sind es nur fünf. Die Füße vertreten wir uns lieber in den Gässchen, die sich, gesäumt von Souvenirläden, Cafes und Bars, den Hang hinaufschlängeln. Wir betrachten farbenfrohe Teppiche, Kunsthandwerk aller Art, Schmuck und Keramik – und stehen plötzlich überrascht vor einem lykischen Steinsarg. Der auf das 4. Jahrhundert vor Christus zurückgehende Königs-sarkophag ist das Wahrzeichen von Kaş. Hier begegnet man der Geschichte buchstäblich an jeder Ecke.

OutsourcingKastellorizon (auch Kastelorizo) ist die am weitesten östlich ge-legene Insel Griechenlands – ein einsamer Außenposten, 85 See-meilen von der nächsten griechischen Insel, aber nur eine Mei-le vom türkischen Festland entfernt. Wir biegen gerade um die Nordspitze der Insel, als der Meltemi mit einem Schlag aus sei-nem bereits zwei Tage dauernden Schlaf erwacht und giftige Böen den Bergrücken hinunterschickt. Wir beschließen umzukehren und Kurs auf Kalkan zu nehmen. Wer weiß, wofür es gut ist. Im Vorfeld waren sehr widersprüchliche Informationen über die nötigen Einreiseformalitäten zu erhalten. Während die Sun-sail-Stützpunktleiterin versicherte, dass man lediglich die Gast-landflagge zu wechseln brauche, warnten andere Insider davor,

Felsengräber. In der kleinen namenlosen Bucht westlich von Kapi Creek kann man in ein Höhlensystem klettern

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den Grenzübertritt auf die leichte Schulter zu nehmen. Die sich verschlechternde Sicherheitslage in der Türkei und der Flüchtlings-strom aus den Krisenge bieten in Nahost hätten die Behörden dazu bewegt, wieder die gesamte Aus- und Einklarierungsprozedur durchzuziehen.

Wir wollen es jedenfalls nicht darauf ankommen lassen. Außer-dem müssen wir jetzt gegen den mit 20 bis 25 Knoten blasenden Wind kreuzen und kommen langsamer voran als ursprünglich ge-plant. Wir erreichen den malerischen Ort Kalkan erst um 16:30, viel zu spät, um noch einen Platz im kleinen Stadthafen zu ergat-tern. Fischer haben Erbarmen und weisen uns ein Plätzchen ne-ben der Einfahrt zu, das sich bereits mehr am öffentlichen und sehr belebten Badestrand als im Hafen befindet. Die Dorfjugend findet es besonders lustig, einen Wasserbomben-Wettbewerb direkt neben unserer Skip Cool zu veranstalten. Wenn es ihnen Spaß macht ... Für uns ein Grund mehr, mit der Erkundungstour von Kalkan nicht auf den Abend zu warten. Eine weise Entscheidung. Das terrassenförmig angelegte Städtchen bietet jede Menge schma-ler, steiler Gassen und unzählige Möglichkeiten Geld auszugeben, sei es für Souvenirs, Kleidung oder Speis und Trank. Stimmungs-voll lassen wir den Abend über den Dächern von Kalkan ausklin-gen, genießen den ungestörten Ausblick auf die unter gehende Son-ne und das weite Meer.

Frühstart Schweren Herzens befolgen wir den Rat der Revierführer und bre-chen für die Fahrt zurück in den schützenden Golf beim Ruf des Muezzin in der Morgendämmerung auf. Der Meltemi hat zwar in diesen frühen Stunden seine Kraft noch nicht so richtig entfaltet und bläst uns nur mit 15 Knoten entgegen, aber die hohen Wellen machen das Vorankommen mühsam. Wir halten einen Sicherheits-abstand von drei Meilen zum Festland, um den gefürchteten Kreuz-seen zu entgehen, trotzdem macht ein Crewmitglied nach dem an-deren schlapp. Das eigentlich geplante Tagesziel Fethiye rückt in weite Ferne. Zwar beruhigt sich die See schnell wieder, sobald man Kap Kötü hinter sich gelassen hat, aber den Mädels ist nach sechs Stunden Schaukelei mehr nach Baden und Relaxen als nach einem gepflegten Halbwindkurs. Dafür ist kaum eine Bucht besser geeig-net als Karacaören. Von schroffen Klippen geschützt kann man hier im aquamarinblauen Wasser mit Schildkröten schwimmen.

Mit der Rückkehr in den Golf von Fethiye beginnt der gemütli-che Teil unseres Törns. Die wunderschöne Bucht Kapi Creek, die wir von unserem letzten Aufenthalt noch in guter Erinnerung ha-ben, lassen wir diesmal an Backbord liegen. Ein Blick in den Törn-plan der Sunsail-Flottillen offenbarte, dass es dort gegen Abend ziemlich voll werden dürfte. Wir legen eine Badepause in der ers-ten Bucht westlich von Kapi Creek ein, die zwar namenlos, aber durch ihre nahezu senkrechten Felswände und den kleinen Sand-strand leicht zu erkennen ist. Wir fahren den Anker ein und legen aus Bequemlichkeit nur eine Landleine. Große Überraschung als sich die mindestens 7 Meter Wassertiefe aus der Seekarte in der Realität als 10 Zentimeter unter dem Kiel entpuppen.

1. Lotis Kitchen. Der Fisch in Salzkruste wird am Tisch abge-fackelt und professionell filetiert

2. Ali Tuna. Bei diesem Ausblick und einem herz-haften Früh-stück hat die Morgenstund tatsächlich Gold im Mund

3. Efendi. Von der Dachter-rasse hat man einen guten Überblick über das Remmidem-mi im Zentrum von Kaş – und trotzdem seine Ruhe

4. Sofra Terrace. Hier isst das Auge mit: Unschlagbarer Ausblick auf Hafen und Meer. Die raffi-nierte Küche hält mehr als mit

5. Karacaören. Uriges Strand-lokal, in dem sich zahlreiche Crews mit ihren Flaggen ver-ewigt haben. Von der Terras-se Blick auf das Farbenspiel des Babadağ

6. Wallbay. Die Vitrine dient als Speisekarte. Wenn man will, kann man seinen Fleisch-bällchen in der Freiluftküche beim Brutzeln zusehen

7. Mozaik. Ganz in der Nähe des Fischmarktes von Fethiye werden hier zur Abwechslung ostanatolische Spezialitäten geboten

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1. Lotis Kitchen, GöcekAn der Hafenpromenade in der Nähe des nörd-lichsten Stegs der Port Göcek Marina gelegen. Nicht zu verwechseln mit dem Lotis Restaurant, das sich im Landesinneren befindet. Etwas ge-hobeneres Ambiente, hebt sich von der durch-schnittlichen Touristenkost ab. Besonders emp-fehlenswert: Fisch in Salzkruste, der am Tisch filetiert wird.Telefon: +90 53 32 494808E-Mail: [email protected]

2. Ali Tuna, Coldwater Bay Toller Ausblick von der Terrasse über die ganze Bucht. Schöner, gepflegter Garten. Abholser-vice vom Liegeplatz. Speisekarte variiert. Mez-ze, Köfte und Hühnerspieß sind Standard. Wir bekamen auch frischen Fisch und Wildschwein serviert. Nicht billig, was sich durch die abgele-gene Lage erklärt: Abendessen rund € 26,– pro Person. Wirt Ali Tuna lädt Gäste, die bei ihm zu Abend gegessen haben, immer wieder zum Frühstück ein. Tel.: + 90 533 811 05 59E-Mail: [email protected]

3. Efendi, KaşSchöne überdachte Terrasse am Hafen, von der man einen guten Ausblick auf das rege Treiben an der Promenade hat. Freundliche Bedienung und mit Liebe zubereitete Speisen. Moderate Preise.Tel.: + 90 242 8363150

4. Sofra Terrace Restaurant & Bar, KalkanEcke Süleyman Yılmaz Cad. und 7 Sok., neben der Moonlight Bar

Das Sofra ist nicht nur wegen seiner Terrasse mit Meeresblick eine Empfehlung wert, auch die Küche ist ausgezeichnet. Besonders mundeten Lammstelze und Kalbsleber im Tontopf. Auch wer Abwechslung sucht, kommt auf seine Rech-nung: Der asiatische Wok ist zwar nicht landes-typisch, aber köstlich. Tel.: + 90 533 714 0707 oder +90 242 844 3707 E-Mail.: [email protected]/sofraterrace

5. Karacaören Bar undRestaurant, KaracaörenUriges Lokal mit recht deftiger Küche. Von der

großen Terrasse aus lässt sich beobachten, wie der mächtige Bababağ bei Sonnenuntergang seine Farben wechselt. Tischtennistisch. Abhol-service vom Liegeplatz.Tel.: +90 542 321 9448

6. Wall Bay Restaurant, Manastir KoyuIm Nordwesten der Bucht mit zwei Holzstegen zum Längsseits-Festmachen, innen zwei bis drei Meter Wassertiefe, außen vier bis fünf. Platz für 36 Yachten. Die Essensbestellung erfolgt vor einer Vitrine in der Freiluftküche. Tel: +90 544 325 1039 oder 542 366 15 11

7. Mozaik, FethiyeAuf dem Weg zum Fischmarkt, hinter Domino’s Pizza. Ostanatolische Spezialitäten, die sich von der türkischen Mittelmeer-Küche wohlwollend abheben. Köstliche Linsensuppe, würzige, vor sich hin schmurgelnde Eintöpfe und frisches Fladenbrot. Moderate Preise. Tel.: +90 252 614 4653facebook.com/mozaikbahce

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Kulinarik-Tipps

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Es lohnt sich die paar Meter an Land zu schwimmen, in den Felswänden befinden sich Höhlen, die man auch barfuß leicht erklimmen kann. Und wieder setzt ohne Vorwarnung von einer Sekunde auf die andere ein Fallwind ein, der uns ganz schön in Bedrängnis bringt: Unsere Landleine befindet sich nun in Lee und wir werden zu unserem Nachbarn gedrückt. Wir legen einen Kalt-start hin und suchen die Manastir Koyü, auch Wallbay genannt, auf. Auch dort wehen die Fallböen den mit dichtem Pinienwald bewachsenen Hang hinunter, dass uns nur so die Ohren schla-ckern. Kaum haben wir am inneren der beiden Stege vor dem Wall-bay Restaurant längsseits angelegt, schläft der Wind wieder ein. Mysteriös.

Für unseren Spaziergang hätten wir seine Abkühlung eigent-lich gut gebrauchen können. Ein schmaler Pfad schlängelt sich die Küste entlang, vorbei an Ruinen neueren Datums und einer antiken Mauer, die der Bucht ihren Namen gibt. Unser Ziel liegt in der Hammam Koyu, in der sich halb unter Wasser die Ruine eines byzantinischen Klosters oder aber eines ehemaliges Bade-hauses der ägyptischen Königin Kleopatra befindet – je nachdem welchem Reiseführer man Glauben schenkt.

SperrgebietAuf dem Weg zurück nach Göcek liegt der aus fünf Inseln beste-hende Archipel Yassica Adalari. Im Revierführer von Sunsail wird mit Ausrufezeichen und roten Lettern eindringlich davor gewarnt, dieses zur No-Go-Area deklarierte Gebiet anzulaufen. Das macht neugierig. Zumal ich nach einem Blick in die Seekarte und die nau-tische Literatur die Problematik nicht ganz nachvollziehen kann. Die beiden Untiefen sind in der Seekarte klar ersichtlich verzeich-net, in den Buchten sind zahlreiche Bojen ausgelegt. Einfacher geht es kaum. Wir machen an einer Boje vor der langgezogenen Insel fest und steigen ins Dingi um zur eigentlichen Lagune mit Salzsee im Norden zu gelangen. Dort haben einige Gulets und Ausflugs-boote ihre Fracht auslassen, es ist unangenehm laut und verdreckt. Wir beobachten, wie eine Charteryacht mit Volldampf auf die Un-tiefe zwischen den beiden Inseln zusteuert. Kurz bevor es rumpelt, werden die Bruchpiloten von einem Einheimischen, der ihnen mit einem Motorboot folgt, zur Umkehr bewogen. Die Warnung von Sunsail hat vielleicht doch ihre Berechtigung …

Eine Woche im Golf von Fethiye geht schneller vorbei als einem lieb ist. Wir haben vollgetankt und den Schwarzwassertank leerpumpen lassen, die Taschen sind gepackt, der Check-Out ist erledigt. Spontan beschließen wir ein Taxi nach Fethiye zu nehmen (Preis: rund € 45,– hin und retour), um die ehemalige Hafenstadt Telmessos wenigstens auf dem Landweg zu erreichen. Als wir nach 30 Minuten Fahrzeit in Fethiye ankommen, sind wir so hungrig, dass wir es nicht bis zum berühmten Fischmarkt schaffen, sondern einfach in das erstbeste Restaurant fallen. Eine glückliche Fügung, wie sich herausstellt. Im Mozaik gibt es nämlich ostanatolische Spezialitäten, die sich angenehm vom typischen Touristen-Menü abheben. Ein gelungener Abschluss einer abwechslungsreichen Woche. ■

Parklücke. Wer im Stadthafen von Kalkan liegen will, sollte früh dran sein. Sonst macht es auch ein Plätzchen zwischen Strand und Fischerbooten

Neubau. Alle Stückerl spielt die neue Marina Kaş, in der man zu jeder Tages- und Nachzeit einen Platz findet. Geboten werden außerdem ein Swimmingpool und ein antikes Theater in Gehweite

Erkundungstour. Der quirlige Künstlerort Kalkan bezaubert mit sei-nen Gässchen, Lokalen und Läden sowie den liebevoll restaurier-ten Häusern mit Holzbalkonen und üppigem Blumenschmuck

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Pinienwälder, die nahtlos in das Wasser der türkischen Riviera übergehen, zeugen vom besonderen Klima in die-sem Segelrevier, das je nach Jahreszeit unterschiedliches

Wetter bereit hält.Am familienfreundlichsten ist der Früh- und Spätsommer. Zu

dieser Zeit herrschen noch erträgliche Temperaturen mit Höchstwerten um 30°. Die Nächte sind warm mit Temperatu-ren um die 20°, das Wasser lädt mit 22 bis 26° zum Baden ein und nur äußerst selten bringt ein Gewitter ein paar Regentropfen.

Bemerkenswert ist der Wind: Die Kombination aus der immen-sen Festlandmasse der Türkei und ihrer geographischen Lage generiert in den Sommermonaten ein Land-See-Windsystem, das wie ein Uhrwerk funktioniert. Nach anfänglicher Flaute in den Vormittagsstunden setzt durch ein gewaltiges Hitzetief über dem Festland konstanter Seewind ein, der in den Nachmittagsstun-den 3 bis 4 Beaufort erreicht. Pünktlich zum Sonnenuntergang flaut er ab und kommt dann aus entgegengesetzter Richtung, also vom Land. Durch die zum Teil zerklüftete Küste treten in den Ankerbuchten immer wieder starke Fallwinde auf, die bei schlechter Wahl des Liegeplatzes für eine unruhige Nacht sor-gen. Es lohnt sich ein Blick in den Revierführer, wo auf mögliche Gefahren außergewöhnlich gut hingewiesen wird.

Von Ende Oktober bis Anfang Mai ist der östliche Teil des Mit-telmeers geprägt von Tiefdruckstörungen. Das Ergebnis reicht vom sportlichen Regattawind bis zum „Lodos“, der gefühls mäßig auch die Endzeit einläuten könnte. Besonders eindrucksvoll ist dieser „türkische Föhn“ zwischen Bodrum und Kaş, wenn über dem türkischen Festland noch hoher Luftdruck herrscht und sich über der südlichen Ägäis ein Tiefdruckgebiet gebildet hat. Durch den enormen Druckunterschied wird der Südwind entlang der Küste nach Osten abgelenkt und legt durch die Steilküste noch an Geschwindigkeit zu. Durchschnittliche Windstärken mit 7 bis 8 Beaufort und Orkanböen sind dann nicht ungewöhnlich. Löst sich das Tief über der Südägäis auf, dreht der Wind von Südost auf Südwest, bleibt aber weiter stürmisch bis orkanartig. Diese Konstellation kann auch in den Monaten Mai und Oktober vorherrschen, wenn noch Charter-boote unterwegs sind. Ist so eine Wetterlage angekündigt (als Vorboten sind von Süden her aufziehende dichte hohe Wolken, so genannte Cirrostratus, zu sehen), sollte man die nach Süden offenen Buchten zwischen Kaş und Göcek meiden. Ansonsten reizen Frühjahr und Herbst mit angenehmen Temperaturen von 25 °C auf Deck und 20 °C unter dem Kiel.

MICHAEL BURGSTALLER Der 34-jährige Gmundner ist begeisterter Fahrten- und Regatta-Segler, hat in Innsbruck Meteorologie und Geophysik studiert und sich mit einem Ingenieursbüro für Meteorologie und Energiewirtschaft selbstständig gemacht. Er ist zweifacher oberösterreichischer Landesmeister (Yardstick), RPC-Sieger 2014, zweifacher Kornati-Cup-Sieger in der Klasse Cruiser 45 und hat an Rolex Middle Sea Race und Fastnet teilgenommen. Er hält Seminare zum Thema Segelwetter und Wetterprognosen für Regatten.

MICHAEL BURGSTALLER

WIND & WETTER

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