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RETTER IM SPANNUNGSFELD DER ZWISCHENMENSCHLICHKEIT · 2019-11-19 · RETTER IM SPANNUNGSFELD DER...

Date post: 11-Jun-2020
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RETTER IM SPANNUNGSFELD DER ZWISCHENMENSCHLICHKEIT Um diesem Auftrag gerecht zu werden, haben wir zu den Interviews im Vorfeld auch Frau Andrea Bundi (damals TOA-Lernende, heute Diplomierte) sowie Manuela Strelka (TOA- Lernende in der Abschlussphase) für dieses Projekt gewinnen können. Eindrücklich war für uns, viele Fachbegriffe und Instrumente kennen zu lernen. Am 05.11.05 wurde die Fachtagung des schweizerischen Fachverbandes der TOA (Technische Operations- Assistent/in) im Kantonsspital Aarau durchgeführt. Um die 150 - 200 Personen aus vielen Teilen der Schweiz und verschiedenen interdisziplinären Berufen rund um die TOA haben daran teilgenommen. Das Forumtheater Agorã präsentierte: „Retter im Spannungsfeld der ZwischenmenschlichkeitNun sollen Blitzlichter, Interviewfragmente und Eindrücke Ihnen einen kleinen Einblick der Aktion und unserer Erkenntnisse per Mausklick ermöglichen. Louisa Sebos
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Page 1: RETTER IM SPANNUNGSFELD DER ZWISCHENMENSCHLICHKEIT · 2019-11-19 · RETTER IM SPANNUNGSFELD DER ZWISCHENMENSCHLICHKEIT Um diesem Auftrag gerecht zu werden, haben wir zu den Interviews

RETTER IM SPANNUNGSFELD DER

ZWISCHENMENSCHLICHKEIT

Um diesem Auftrag gerecht zu werden, haben wir zu den Interviews im Vorfeld

auch Frau Andrea Bundi (damals TOA-Lernende, heute Diplomierte) sowie

Manuela Strelka (TOA- Lernende in der Abschlussphase) für dieses Projekt

gewinnen können. Eindrücklich war für uns, viele Fachbegriffe und Instrumente

kennen zu lernen.

Am 05.11.05 wurde die Fachtagung des schweizerischen Fachverbandes der

TOA (Technische Operations- Assistent/in) im Kantonsspital Aarau

durchgeführt. Um die 150 - 200 Personen aus vielen Teilen der Schweiz und

verschiedenen interdisziplinären Berufen rund um die TOA haben daran

teilgenommen. Das Forumtheater Agorã präsentierte:

„Retter im Spannungsfeld der Zwischenmenschlichkeit“

Nun sollen Blitzlichter, Interviewfragmente und Eindrücke Ihnen einen kleinen

Einblick der Aktion und unserer Erkenntnisse per Mausklick ermöglichen.

Louisa Sebos

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INTERVIEWFRAGMENTE

„...viele Berufsgruppen arbeiten zusammen. Interdisziplinär muss dementsprechend

koordiniert werden. Jede Berufsgruppe in sich befolgt wiederum ihren eigenen Einsatz- und

Arbeitsplan. Die Anästhesie zum zum Beispiel weiss genau bescheid, dass sie warten muss

bis die TOA bereit ist, danach wird es sehr eng, dennoch gibt es Teams, wo du jeden

Morgen der Anästhesie sagen musst, dass es noch nicht Zeit ist, der will einfach reinfahren,

der hat seinen Arbeitsplan, aber du bist noch nicht fertig, dann kommt noch die

Lagerungspflegende die auch schon reinfahren will......“

„.....die TOA will es gut machen, macht alles bereit, dann braucht sie z.B. einen ´Statler´

aber da gibt es verschiedene und wie soll sie wissen welchen der Chirurg bevorzugt, dann

ist er wütend wenn du ihn fragst, weil er im Stress ist, und noch gar nicht weiss ob er einen

braucht, und wenn es dann soweit ist, ist alles wieder viel zu eng.....“

„.......die Art und Weise ist es die es ausmacht, dass man einen Stress hat ist OK, da wird

jeder hektisch. Oft aber ist es nicht begründet, dann nämlich, wenn es nicht gemäss den

gemachten Vorstellungen läuft, das Leben des Patienten ist nicht gefährdet, aber der

Eingriff gelingt nicht grad aufs Erste. Der Frust wird dann weiter geleitet und das macht

dann die Stimmung aus.....“

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„...Menschen arbeiten zusammen, stehen und stehen und stehen, dienen zu

(Instrumente reichen) und manchmal sind sie auch nervös, weil der Eingriff kompliziert

ist oder viel länger dauert als geplant. Am besten ist, wenn dir der Chirurg bekannt ist,

dann kennst du seine Art, aber wenn es ein externer Chirurg ist, dann stimmen die

Handgriffe nicht und dann braucht es Nerven aus Stahl. Für beide Seiten.......“

„....nein Supervision haben wir nicht, das Team ist gross und zum schwatzen haben wir

keine Zeit. Gut wäre es, aber ich wüsste nicht wann wir das durchführen sollten und

wer das bezahlen würde. Ausserdem haben wir teilweise eine hohe

Personalfluktuation oder externe Mitarbeiter/innen. Wie willst du diese einbinden? Mit

der Zeit kennt man einander, man gewöhnt sich oder gewöhnt sich nicht......“

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EINDRÜCKE AUS DEN GESPRÄCHEN

Über einiges gab es starke Übereinkunft anderes konnte nicht

eingeordnet werden als gemeinsamer Nenner.

Wir haben engagierte und interessierte Menschen angetroffen. Da wir

uns vorwiegend mit schwierigen Situationen im Arbeitsalltag beschäftigt

haben für dieses Projekt, soll hier auf die vielen Arbeitssituationen

hingewiesen werden, in welchen die Kommunikation auch unter

schwierigen Umständen sehr gut funktioniert.

Insgesamt wurden 20 TOA´s befragt, aus Praxis, Lehr- und

Lernbereich, eine TOA – Klasse und fünf Personen, welche

einen Operativen Eingriff erlebt haben.

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HOHE ÜBEREINKUNFT

Hohe Übereinkunft bestand darin, dass es wohl gut ist, sich eine dickere Haut zuzulegen, Dinge nicht zu

persönlich zu nehmen und sich seinen eigenen Teil zu denken. Diese Haltung berge nebst ihrer Nötigkeit

aber auch Gefahren. Spannungen werden dann nicht angesprochen und können unkontrolliert zum

Vorschein kommen. Überhaupt leide darunter die Feedbackkultur, auch etwas positives zu sagen!

Eine dickere Haut zulegen

Das Spannungsfeld zwischen der Routine, (eingeschliffene Abläufe ermöglichen eine enorme

Geschwindigkeit in der Erledigung der Aufgaben) und dem „Offen - Sein für Neues“ scheint für viele eine

Herausforderung zu sein. Einerseits soll bewährtes bewahrt, andererseits neues aufgenommen und

integriert werden. Solche Konsolidierungsprozesse vermindern jedoch die Geschwindigkeit durch Routine

(wie bei Spannungsfeld: Theorie-Praxis-Transfer).

Routine

Räume/Gefässe für die Kommunikation werden eher für den fachlichen Austausch oder zur Klärung

organisatorischer Fragen genutzt. Unklarheiten werden eher bilateral geklärt. Wie sich solches auf die

„Gerüchteküche“ auswirkt oder zu mehr Klarheit führt, konnte nicht herausgefunden werden.

Besprechungen

Freizeit, Psychohygiene

Der Beruf wird geliebt! Die Freundschaften, Hobbys und den Familienkontakt so gut wie möglich

(entsprechend der Dienstzeiten) zu pflegen, scheint sehr vielen befragten wichtig zu sein.

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Personalfluktuation

DIAMETRAL

Der Einfluss durch die Personalfluktuation wird sehr unterschiedlich gewichtet. Eine Verminderung der

Solidarität unter den Mitarbeitenden aufgrund von „Fremd sein“ und dem Verlust von ´Teamwissen´

durch „Abgänge“ wird genau so erlebt wie die Verstärkung des Zusammenhaltes, weil man sich

zusammenrauft da man das Team sich neu bilden muss. Einerseits wird der Wechsel als

unangenehme Unruhe erlebt, für andere wird der Aspekt der Erneuerung von zwischenmenschlichen

Ablaufs- und Informationsaustauschbereichen positiv Bewertet.

Einerseits wird der stete Personalwechsel als Bestandteil des Berufes akzeptiert, andererseits ist man

auch stolz darauf in einem beständigen Team zu arbeiten. Dieser Stolz begründet sich aus der

Zuschreibung an die eigene Fähigkeit im Team die Teamkultur zu pflegen. Diese Pflege sei wichtig,

weil sich sonst eine Art Hackordnung, etablieren kann, so dass es schwierig wird die eigene Rolle

noch genügend zu gestalten.

Lagerungspflegende fühlen sich scheinbar von Diplomierten oft nicht sehr ernst genommen oder

gar belächelt.

Andere wiederum berichten, heutige Lagerungspflegende verfügen über eine eigene Berufsidentität

und sie treten sehr wohl auch selbstbewusst und mit Sinn für interdisziplinäres Zusammenwirken

auf.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

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Die Liebe zur eigenen Tätigkeit wird sichtbar in der Kreativität, die

aufgebracht werden kann um die eigene Rolle in diesem Beruf lebendig

zu gestalten. Dies scheint gleichzeitig mit der Möglichkeit

einherzugehen, ein potentielles Burnout aufzufangen.

(L. Sebos, Gedanken durch die Befragungen)

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ZWEI EINDRÜCKE AUS DER

INTERVENTIOSPHASE IM

FORUMTHEATER

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ZUSAMMENARBEIT IN STRESSSITUATIONEN

Es ist schon wahr, dass in der Hektik der Ton sehr scharf werden kann. Das gesamte OP-

Team besteht aber auch aus krisengeprüften Berufsleuten, welche umstellen können um der

Sache zu dienen. Konzentriert wird zusammengearbeitet.

Der Arzt und die TOA können aus der kommunikativen Stressspirale aussteigen.

Wir versuchten uns mit realistischen Interventionsmöglichkeiten aus der Sicht der TOA und

aus der Sicht des Arztes.

Gute Kommunikation soll nicht in der ´Reduktion auf Sachlichkeit´ verstanden werden. Die

Zusammenarbeit soll auf faire Art angesprochen werden.

Gute (klärende, menschliche) Kommunikation ist auch in

Stresssituationen möglich. Dazu braucht es beherzte TOA´s,

Anästhesisten und Ärzte. Natürlich kommt es auch auf den Status dieser

Person an.

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INTERDISZIPLINÄRE ZUSAMMENARBEIT

Komplex scheint die Koordination der verschiedenen Arbeitsbereiche zu sein. Rein planerisch

kann sich das einfacher bewerkstelligen, als es dann in der Praxis geschieht. Der Alltag

besteht aus sehr vielen nicht planbaren Variablen, welche neben den klaren, eingeschliffenen

Abläufen und Strukturen stehen. Die Kommunikation steht auch hier im Zentrum. Diese ist

aber wiederum Abhängig von Persönlichkeit, dem Kommunikations- und Verhaltensstil, dem

Stresspegel, der verwendeten Bewältigungsmethode und dem systemischen Zusammen- und

Einwirken der gerade anwesenden Mitarbeiter/innen.

Wir versuchten uns in kommunikativen Ausstiegsmöglichkeiten, welche realistisch denkbar

wären.

Was es dazu braucht?

In der Anspannung der Emotionalität ist der gesamte Organismus (das gesamte System) auf

„Überlebenssicherung“ eingestellt. Die reflektorischen Fähigkeiten, welche aus der Metaebene

ansonsten sehr gut funktionieren, sind blockiert. Darüber braucht es ebenfalls Kenntnis

(Bewusstsein) und die Aktivierung von Selbstmanagement.

Das Wissen, dass Aussteigen möglich ist und das Erkennen das der/die Andere (Konfliktpartner)

dies nun scheinbar gerade versucht

´Das Gespräch danach´ zu suchen wäre sicher wichtig, es kann aber nicht immer genutzt

werden, da die Zeitressource dafür nicht vorhanden ist. Fast einfacher ist es sich die ´dicke Haut´

anzueignen, es nicht persönlich zu nehmen, zu lächeln und zu denken: „dass hier ist unser

Dschungel, ich arbeite gerne in diesem Beruf“.

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WHO SHALL SURVIVE?

„...Na ja, wenn der Eingriff vorbei ist, dann

sind alle wie verändert. Vorher wurdest du

vielleicht plötzlich geduzt oder wurdest

heruntergekanzelt und am Schluss fällt der

Mundschutz und da sieht man einander als

Menschen und es heisst, super, das war

gute Arbeit. Man gibt sich die Hand und hat

ein gutes Gefühl. Es fühlt sich an wie ein

anderer Film. Dabei waren das die selben

Personen.

Wir sind schon ein spezielles Volk...“

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AGORA TEAM FÜR

DIESE TAGUNG

Regie und Spielleitung:

Louisa Sebos (Zupan) (kein Bild)

Verena Poestgens

Gabriel Gugler

Nadia Zupan

Manuela Strelka

Andrea Bundi (kein Bild)

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LINKS

http://www.toa.ch

http://www.toa-zh.ch

http://www.sbvtoa.ch

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Forumtheater Agorã

www.forumtheater.com


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