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Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

Date post: 06-Apr-2016
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Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm
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Retrospektive Gustav Ucicky Filme von 1921 bis 1960 Zwischen Propaganda und Unterhaltung Symposium Gustav Ucicky Benshi erzählt Japanische Stummfilmtage filmheft METRO Kinokulturhaus Programm November 2014 bis Jänner 2015 #13a www.metrokino.at
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Page 1: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

Retrospektive Gustav UcickyFilme von 1921 bis 1960

Zwischen Propaganda und UnterhaltungSymposium Gustav Ucicky

Benshi erzähltJapanische Stummfilmtage

filmheftMETRO KinokulturhausProgramm November 2014 bis Jänner 2015

#13a

www.metrokino.at

Page 2: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

BAKUDAN HANAYOME, J 1932

AUFRUHR IN DAMASKUS, D 1939

Page 3: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Retrospektive Gustav Ucicky . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6Filme von 1921 bis 1960

20. November 2014 bis 11. Jänner 2015

Nitrofieber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38Gustav Ucicky. Magier der Kamera

27. November 2014

Symposium Gustav Ucicky . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40Zwischen Propaganda und Unterhaltung

22. und 23. November 2014

Benshi erzählt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44Japanische Stummfilmtage

1. bis 7. Dezember 2014

Spielplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

Club . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

Infos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

InhaltProgramm November 2014 bis Jänner 2015

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Page 4: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

TAKI NO SHIRAITO, J 1933

BIS WIR UNS WIEDERSEH’N, BRD 1952

Page 5: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

Nahezu idealtypisch verlief die Karriere des WienerKameramanns und Filmregisseurs Gustav Ucicky(1899–1961) entlang der wichtigsten Zäsuren derösterreichischen Filmgeschichte von der k.k.-Ärabis in die Nachkriegsjahre. In einem nach seinemTod veröffentlichten Nachruf lobt man seine lang-jährige Treue zur deutschsprachigen Filmwirt-schaft, seine routinierte Kunstfertigkeit und seinfreundliches Wesen. Seine Filme im Dienste der NS-Propaganda werden kommentarlos zitiert und erstJahrzehnte später kritischer Betrachtung unterzo-gen. Diese auszublenden, wie es die österreichische(Film)Geschichte lange versuchte, ist ebenso falschwie der Versuch, Ucicky nur auf die Produktionenaus diesem Zeitraum reduzieren zu wollen.

Seine Karriere begann 1919 und dauerte bis1960, repräsentiert also einen wesentlichen Zeit-raum deutschsprachiger Kinematographie. Ucickyverkörpert den Prototyp des Operateurs, der sichvon den limitierten Möglichkeiten des statisch fi-xierten Aufnahmegeräts der 1910er-Jahre hin zuden immer ausgefeilteren bildsprachlichen Mög-lichkeiten der nun beweglich gemachten Kamerader 1920er-Jahre entwickelte, als neue Schnitttech-nik und Ausleuchtung erste künstlerische Höhe-punkte der Kinematographie ermöglichten. SeineRegiearbeiten bauen auf emotionale Effekte undbewusst subjektiv gehaltene Personencharakteri-sierung, in denen zumeist persönliche Opferbereit-schaft im Dienste patriotischer Ideale gehuldigtwird. Das Werk von Gustav Ucicky heute wiederzu betrachten lädt ein, Bildsprache richtig lesen zulernen. Beschönigung ist unangebracht, eine kriti-sche Neubetrachtung seiner Person und Arbeit da-gegen längst überfällig.

Durch umfassende Restaurierungs- und Rekon-struktionsarbeiten lässt sich das Œuvre Ucickysnun erstmals in repräsentativer Form ausstellen.Ein Symposium sowie eine ausführliche Publika-tion erweitern den Blick auf seine Filme, die immerwieder auch über den Wirkungsradius des Medi-ums hinaus auf die äußeren Konturen und innerenKonstruktionen des Landes selbst verweisen. In diesem Sinn sind die Arbeiten Ucickys nicht nurteilweise prägende Einträge in die Filmgeschichte,sondern auch Erzählungen zur Mentalitäts- undZeitgeschichte Österreichs. Ermöglicht wurde die-ses Projekt der kritischen Aufarbeitung und Veröf-fentlichung des filmischen Werkes von GustavUcicky, unehelicher Sohn Gustav Klimts, durch dieKlimt-Foundation, die von seiner letzten EhefrauUrsula Ucicky gegründet worden ist.

Bilder lesen, erzählen, ausdeuten und sogar verkör-pern, repräsentiert das Phänomen der Benshi: Ja-panische Kinoerzähler, die den Figuren auf derLeinwand ihre Stimme leihen. Ihnen ist ein weite-rer Programmschwerpunkt gewidmet, auch anihrem Beispiel lässt sich der Umgang mit Bildme-dien unterhaltsam studieren. Sie öffneten das Kinonicht nur für das Publikum, sondern auch für Film-schaffende wie Akira Kurosawa, dessen Bruder alsBenshi arbeitete. In diesem Sinne: Man sieht undliest sich im Metro Kinokulturhaus.

Ernst Kieninger, Günter Krenn

Editorial

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Retrospektive Gustav UcickyFilme von 1921 bis 1960

Page 7: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

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Gustav Ucicky ist mehr als nur irgendein Name imdeutschsprachigen Film der 1920er- bis 1950er-Jahre. Aber: wer war er – und war er überhauptwer? In Erinnerung ist er als ein Regisseur ohne eigene Handschrift, ein technisch versierter All-rounder ohne Eigenschaften und ohne künstleri-sches Geheimnis. Berühmt war er zeitweise als Re-gisseur »seiner« Stars: Hans Albers, HeinrichGeorge, Paula Wessely. Verrufen ist er bis heutedafür, dass er für Goebbels 1941 HEIMKEHR ge-dreht hat, den vielleicht »besten«, jedenfalls effek-tivsten und besonders perfiden unter den national-sozialistischen Propagandafilmen. Wenig bekanntsind Ucickys freche und provokative Stummfilme,weithin vergessen die nach 1945 gedrehten Genre-stücke, die in ihrer Gesamtheit eine Chronik des inden Wirtschaftswunderjahren herrschenden Zeit-geschmacks bieten.

Dass ein neuer, nicht unbefangener, aber dochunverkrampfter Blick auf Ucickys Filme längstüberfällig ist, wird erst in der Zusammenschaurecht deutlich. Sein Leben lang hat sich der unehe-liche und vom Vater weitgehend ignorierte SohnGustav Klimts eigentlich nur für eines interessiert:für Frauen, die sich in existenzieller Not vorschwierige Entscheidungen gestellt sehen und sichzu behaupten wissen, den Mut aufbringen, ein un-konventionelles Leben zu leben und im Zweifels-fall auch ohne den Beistand ihrer um große Wortenie, um hilfreiche Taten aber fast immer verlegenenMänner auszukommen. Ucicky hat es in ganz er-staunlichem Ausmaß geschafft, dieses Interesse anstarken Frauen, alleinerziehenden Müttern und re-bellischen Töchtern, als von zufälligen Aufträgen

abhängiger Regisseur im arbeitsteiligen Studiosy-stem zu verfolgen und es in filmische Variationenzum Thema umzusetzen. Dabei war ihm ein un-prätentiöses, von Egomanie freies Verständnis seiner Rolle als Regisseur von Nutzen, in dem vonFall zu Fall, Film zu Film entschieden wurde, mitwelchen Mitteln ein Buch sich optimal ins Bild setzen ließ. Das sind nicht immer die Mittel geho-benen Geschmacks. Soweit es Triviales und Senti-mentales betraf, kannte Ucicky keine Berührungs-ängste, und auch zur Herkunft des Films aus demJahrmarktsmilieu mit seinem bunten Strauß an At-traktionen hat er sich ein herzliches Verhältnis be-wahrt, ganz gleich, ob es sich um wilde Tänze obenohne, Lipizzaner oder Philharmoniker handelte.

Und Gustav Ucicky war ein Opportunist, dersich von den Nazis in Dienst nehmen ließ undihnen zuverlässig Qualitätskino mit großem Publi-kumszuspruch lieferte. Dafür dass das mit Prädi-katen und Preisen versehene Ergebnis auch poli-tisch nach Wunsch ausfiel, bot er allerdings keineGarantie. Denn die Gelegenheit, nach welcher derOpportunist Ucicky süchtig war, bestand in derMöglichkeit, interessante Geschichten auf dieLeinwand zu bringen. Darum haftet seiner Pro-duktion mitten im Stromlinienförmigen des Unter-haltungsbetriebs ein Moment der Unberechenbar-keit und des mit propagandistischen BotschaftenInkommensurablen an, das immer wieder wech-selnde Gestalt annimmt und das immer wieder neuzu entdecken auch dem heutigen Betrachter blei-bendes Vergnügen bereiten kann.

Christoph Brecht

Professionalist und PropagandistDer Kameramann und Regisseur Gustav Ucicky

20. November 2014 bis 11. Jänner 2015

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FRAU DOROTHYS BEKENNTNIS

Michael Kertesz, A 1921KAMERA Gustav Ucicky, Nikolaus Farkas, Eduard von Borsody MIT Lucy Doraine, Alfons Fryland, Otto Tressler, Kurt von LessenLÄNGE 61 Minuten FORMAT 35mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Des Gattenmordes angeklagt, wird die aus derbritischen Upper Class stammende Protagonistinim Gerichtssaal von der traumatischen Erinne-rung an ihre Ehe mit einem kriminellen Hoch-stapler eingeholt. Das dient als Vorwand, in einerlangen Rückblende die Exzesse des Verschwen-ders auf die Leinwand zu bringen: eine orgiasti-sche Party im Park, Glücksspiel, Pferde- und Au-torennen. Ucickys Kamera gelang es, das »mitWiener Mitteln« nachgebaute »englische Milieuin puncto Bauten, Landschaften und Typen vor-züglich festzuhalten. […] Die Photographie, mitneuartigen Beleuchtungseffekten arbeitend, istausgezeichnet.« (Kinematograph) (cb)

SODOM UND GOMORRHA

Michael Kertesz, A 1922BUCH Ladislaus Vajda, Michael KerteszKAMERA Gustav Ucicky MIT Georg Reimers, Michael Varkonyi, Lucy Doraine, Walter Slezak, Erika WagnerLÄNGE 91 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Nach dem Vorbild von D. W. Griffiths INTOLE-RANCE werden hier gleich drei Geschichten ausder Geschichte aufgeboten: Eine modern storyaus dem England der Gegenwart dient als Rah-menhandlung für die alttestamentarischen Orgienund Zerstörungsszenarien beim Untergang derStadt Sodom und für vergleichbare Szenen, dievon der Rebellion gegen eine altassyrische Köni-gin erzählen. Wo man hinkommt, tritt die Sündeals Femme fatale auf, doch am Ende war alles nurgeträumt. Schon Griffith hatte sein Publikumüberfordert. Kertesz bot im Versuch, das Vorbildzu überbieten, erst recht brachiales Überwälti-gungskino. Ein Klassiker der am Wiener Laaer-berg gedrehten Wiener Monumentalfilme. (cb)

8 RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY

Do 11. 12., 19 UhrLive-MusikbegleitungFlorian C. Reithner

Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

Sa 13. 12., 19 UhrLive-MusikbegleitungGerhard Gruber

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RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY 9

DER JUNGE MEDARDUS

Michael Kertesz, A 1923BUCH Ladislaus Vajda KAMERA Eduard von Borsody, Gustav Ucicky MIT Michael Varkonyi, Anny Hornik, Julius Szöreghi, Agnes Esterhazy, Michael XanthoLÄNGE 88 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Der JUNGE MEDARDUS spielt im Jahr 1809und zeigt Wien im Abwehrkampf gegen Napo-leon – Kertesz bereitete dieses Drama von ArthurSchnitzler fürs Kino auf und Béla Bálasz wirbtwie folgt: »In diesem Kertesz-Film können sie nunstudieren, was spezifischer österreichischer Regie-stil ist. […] Es ist vor allem dieses wunderbareRomantisch-Pittoreske der Bilder. Ein Tumult vonSchatten und Lichtern in der Tiefenperspektive[…], der von dem unharten, samtenen Pathos desWiener Spätbarocks herzukommen scheint. […]Der Wiener Regisseur stilisiert sein Motiv nur mitBeleuchtung, malt nur mit dem Apparat. […] Die-ser Film enthält wahrscheinlich das größte undschönste Kriegsgemälde, das bisher die Kinema-tographie hergestellt hat.« (cb)

DIE LAWINE

Michael Kertesz, A 1923BUCH Ladislaus Vajda KAMERA Gustav Ucicky MIT MathildeDanegger, Michael Varkonyi, Lilly Marischka, Mary KidLÄNGE 67 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Aus überschaubaren Liebeshändeln und schlich-ten Versprechungen am mütterlichen Totenbettwird rasch Mord und Totschlag. Am Ende richtetdie Natur über den flüchtigen Verbrecher. – Par-allel zu Arnold Fanck hat auch Kertesz das Hoch-gebirge für das Kino entdeckt und bis dahin un-gesehene Bilder auf die Leinwand gebracht. DieFilmwelt schrieb: »Das Beste in diesem Film hatwohl der Photograph Uszizky [!] geleistet. Es wirdhier eine Schneelandschaft in allen Phasen gezeigt,bei Sonnenschein, in der Nacht, in der Dämme-rung, im Schneesturm, man sieht, mit welcherLust und Sorgfalt gearbeitet wurde.« Und BélaBalázs notierte in Der Tag, dass es dieser Film mitden amerikanischen Höchstleistungen aufnehmenwürde (cb)

Di 23. 12., 19 UhrLive-MusikbegleitungFlorian C. Reithner

Mi 10. 12., 19 UhrLive-MusikbegleitungGerhard Gruber

Page 10: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

DIE SKLAVENKÖNIGIN

Michael Kertesz, A 1924BUCH Ladislaus Vajda KAMERA Gustav Ucicky, Max Nekut, Hans Theyer MIT Maria Corda, Arlette Marchall, Oskar Beregi, Adelqui Millar, Hans MarrLÄNGE 92 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Die biblische Geschichte vom Exodus des Gottes-volkes wird hier um die ägyptische Sichtweise bereichert, wobei beide Perspektiven durch eine»interkulturelle« Liebesgeschichte zusammenge-bunden werden. Bei unvermindertem Aufwand inFilmarchitektur und Massenchoreografie kündigtsich in diesem einsträngig erzählten Historien-drama das Ende des österreichischen Monumen-talfilmzeitalters an – mit einer seiner stärksten Lei-stungen. Ucickys Einsatz von Kameraverfahrenwirkt wohldurchdacht; der Konflikt zwischenHerren- und Sklavenvolk wird auf allen Ebenender filmischen Gestaltung entfaltet. Entstanden istein Monumentalfilm mit heute noch erstaunlichenMassenszenen, der mit amerikanischen Großpro-duktionen eines C. B. de Mille konkurrierte. (cb)

DAS SPIELZEUG VON PARIS

Michael Kertesz, A 1925KAMERA Gustav Ucicky, Max Nekut MIT Lily Damita, HugoThimig, Georges Treville, Eric Barclay, Theo W. ShallLÄNGE 114 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Ein österreichischer Film, der als der »beste fran-zösische« galt, den man je zu Gesicht bekommenhat. Der Film erzählt vom Aufstieg einer Tänzerinzum Star und ihrem Fall, an dem wie stets dieLiebe zum falschen Mann schuld ist. Die Erfolgs-geschichte ist jedoch ebenso wie die melodrama-tische Wendung hauptsächlich Vorwand, um dieReize und tänzerischen Fähigkeiten der Haupt-darstellerin in immer neuen Variationen – vorallem vier ausgedehnten Tanznummern – vorzu-stellen. Ucicky hinter der Kamera war hier vollgefordert, galt es doch, den verschiedenen Cho-reografien durch Mittel der Bildgestaltung einwechselndes und charakteristisches Profil zu ver-leihen. (cb)

10 RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY

Do 18. 12., 19 UhrLive-MusikbegleitungGerhard Gruber

Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

Sa 20. 12., 18.30 UhrLive-MusikbegleitungFlorian C. Reithner

Page 11: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

CAFÉ ELEKTRIC, A 1927

Page 12: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

DÜRFEN WIR SCHWEIGEN?

Richard Oswald, D 1926BUCH Richard Oswald KAMERA Gustav Ucicky, Eduard von Borsody MIT Conrad Veidt, Walter Rilla, Elga Brink, Frieda Richard, Fritz KortnerLÄNGE 89 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Was einmal geht, geht auch zweimal: Nur achtJahre nach dem Erstdurchlauf legte Richard Os-wald seinen pseudo-aufklärerischen Sexploita-tion-Schocker ES WERDE LICHT gleich nocheinmal auf. Gewarnt wird, das ist der Vorwand,vor den Gefahren der Syphilis. Gespielt wird derMaler, dessen Absturz und Verfall wir miterleben,von dem großen Conrad Veidt – und das sollteGrund genug sein, den Film nicht zu versäumen.Aus Veidts Spiel vor Ucickys Kamera entspringenvor allem gegen Ende anrührende Einstellungen,die den physischen und psychischen Schmerz derFigur bis hin zur Agonie im Sterbebett sichtbarund fühlbar werden lassen. (cb)

FIAKER NR. 13

Michael Kertesz, A/D 1926BUCH Alfred Schirokauer KAMERA Gustav Ucicky, Eduard von Borsody MIT Lily Damita, Jack Trevor, Walter Rilla, Paul Biensfeld, Albert PauligLÄNGE 88 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Vor Jahren hat Carotin, der Kutscher des FiakersNr. 13, nachts ein verlassenes Kind aufgefunden.Inzwischen hat er Lilian als seine Pflegetochtergroßgezogen. Der Schwindler Tapin stößt durchZufall auf Lilians wahre Identität als Tochtereines reichen Mannes und versucht, sich diesenUmstand zunutze zu machen, indem er das Mäd-chen verführt. Erst nach Irrungen und Wirrungenkann ihm das Handwerk gelegt werden und diewahre Liebe siegen. Auch diesem Kertesz-Gesell-schaftsdrama ist der spezifische Ucickys-Toucheingeschrieben. (cb)

12 RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY

Mo 22. 12., 19 UhrLive-MusikbegleitungFlorian C. Reithner

Di 9. 12., 19 UhrLive-MusikbegleitungGerhard Gruber

Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

Page 13: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY 13

DER GOLDENE SCHMETTERLING

Michael Kertesz A / D 1926BUCH Adolf Lantz, Jane Bess KAMERA Gustav Ucicky, Eduard von Borsody MIT Lily Damita, Jack Trevor, Hermann Leffler, Curt Bois, Kurt GerronLÄNGE 82 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit engl. ZT

Lilian will unbedingt Tänzerin werden. Darunterleidet ihre Beziehung zum Pflegebruder Andy, diebeiderseits auf mehr als geschwisterlicher Liebeberuht. Lilian verlässt das Haus und wird raschberühmt. Der Millionär Aberdeen wird ihr Gön-ner und Förderer, doch Lilian fühlt sich immernoch zu Andy hingezogen. Dieser weist sie zu-rück, also gibt sie Aberdeen ihr Jawort. Die Folgeist ein schwerer Sturz bei ihrer als »Der goldeneSchmetterling« benannten Tanznummer. LiliansBühnenkarriere ist beendet. Aberdeen lässt sie je-doch nicht fallen, im Gegenteil, er nimmt sich vor,der wahren Liebe zu ihrem Recht zu verhelfen …(cb)

DIE PRATERMIZZI

Karl Hans Leiter, Walter Reisch, Gustav Ucicky, Artur Berger, A 1927BUCH Walter Reisch KAMERA Gustav Ucicky, Eduard von Borsody MIT Anny Ondra, Igo Sym,Nita Naldi, Carl Goetz, Ferdinand LeopoldiLÄNGE 46 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Alles beginnt und endet im Prater. Ein jungerMann verliebt sich in Mizzi, die herzige Kassiere-rin der Grottenbahn »Zum Walfisch«, verfälltdann aber einer rätselhaften Ausdruckstänzerin.Als er deren dunklem Geheimnis auf die Spurkommt, erleidet er einen hysterischen Zusammen-bruch und wird quasi zu ihrem Gefangenen. AmEnde will der entmannte Mann in der Grotten-bahn Selbstmord begehen, da die Pratermizzi»seine einzige Liebe war.« Mizzi erscheint alsGeist verkleidet in der Geisterbahn und rettet seinLeben. – Ein wildes Spektakel, angesiedelt im ein-drucksvoll in Szene gesetzten alten Prater, als buntviragierter Alptraum inszeniert und von Ucickyexquisit fotografiert. (cb)

Mi 26. 11., 19 UhrLive-MusikbegleitungFlorian C. Reithner

Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

So 30. 11., 18 UhrLive-MusikbegleitungFlorian C. Reithner

Page 14: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

14 RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY

CAFÉ ELEKTRIC

Gustav Ucicky, A 1927BUCH Jacques Bachrach KAMERA Hans AndroschinMIT Igo Sym, Fritz Alberti, Marlene Dietrich, Willi Forst, Nina VannaLÄNGE 79 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Im Tanzlokal begegnen sich Welt und Halbwelt:Der Film konfrontiert den zeitweiligen Aufstiegder Dirne Hansi mit dem Abstieg der Ernie Gött-linger, die als Großbürgerstochter den Verfüh-rungskünsten eines Zuhälters verfällt. Tatsächlichbefanden sich die Stars Igo Sym und Nina Vannabereits auf dem absteigenden, die NebendarstellerWilli Forst und Marlene Dietrich auf dem aufstei-genden Ast. Nicht nur die Auftritte dieser beidensind sehenswert. Ucicky erzählt zügig und ökono-misch, hält die Spannung hoch und erprobt erst-mals Techniken symbolischer Verdichtung, dieseinen Stil in Zukunft kennzeichnen sollten. (cb)

EIN BESSERER HERR

Gustav Ucicky, D 1928BUCH Thilde Förster KAMERA Franz Koch MIT Leo Peukert,Rita Roberts, Willi Forst, Fritz Kampers, Elisabeth PinajeffLÄNGE 60 Minuten FORMAT DCP, s/w, stumm mit dt. ZT

Ein hochmodernes Mädchen aus besten Kreisenwählt unter allen möglichen Männern ausgerech-net – und mit Absicht – einen angejahrten Hei-ratsschwindler aus. Happy End. Auf Grundlagedes gleichnamigen Lustspiels von Walter Hasen-clever (1926) drehte Ucicky eine seiner wenigenKomödien. Die Aufgabe, die überaus gesprächigeneu-sachliche Satire auf die moderne Sexualmoralin stumme Bilder zu übersetzen, meistert Ucicky,indem er auf krasse Typisierung und groteskeÜberzeichnung setzt. Außerdem sehenswert: derjunge Willi Forst. (cb)

CAFÉ ELEKTRIC

Gustav Ucicky, A 1927BUCH Jacques Bachrach KAMERA Hans AndroschinMIT Igo Sym, Fritz Alberti, Marlene Dietrich, Willi Forst, Nina VannaLÄNGE 79 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Im Tanzlokal begegnen sich Welt und Halbwelt:Der Film konfrontiert den zeitweiligen Aufstiegder Dirne Hansi mit dem Abstieg der Ernie Gött-linger, die als Großbürgerstochter den Verfüh-rungskünsten eines Zuhälters verfällt. Tatsächlichbefanden sich die Stars Igo Sym und Nina Vannabereits auf dem absteigenden, die NebendarstellerWilli Forst und Marlene Dietrich auf dem aufstei-genden Ast. Nicht nur die Auftritte dieser beidensind sehenswert. Ucicky erzählt zügig und ökono-misch, hält die Spannung hoch und erprobt erst-mals Techniken symbolischer Verdichtung, dieseinen Stil in Zukunft kennzeichnen sollten. (cb)

EIN BESSERER HERR

Gustav Ucicky, D 1928BUCH Thilde Förster KAMERA Franz Koch MIT Leo Peukert,Rita Roberts, Willi Forst, Fritz Kampers, Elisabeth PinajeffLÄNGE 60 Minuten FORMAT DCP, s/w, stumm mit dt. ZT

Ein hochmodernes Mädchen aus besten Kreisenwählt unter allen möglichen Männern ausgerech-net – und mit Absicht – einen angejahrten Hei-ratsschwindler aus. Happy End. Auf Grundlagedes gleichnamigen Lustspiels von Walter Hasen-clever (1926) drehte Ucicky eine seiner wenigenKomödien. Die Aufgabe, die überaus gesprächigeneu-sachliche Satire auf die moderne Sexualmoralin stumme Bilder zu übersetzen, meistert Ucicky,indem er auf krasse Typisierung und groteskeÜberzeichnung setzt. Außerdem sehenswert: derjunge Willi Forst. (cb)

So 21. 12., 19 UhrLive-MusikbegleitungFlorian C. Reithner

Fr 12. 12., 19 UhrLive-MusikbegleitungFlorian C. Reithner

Page 15: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY 15

DER STRÄFLING AUS STAMBUL

Gustav Ucicky, D 1929BUCH Franz Schulz, Robert LiebmannKAMERA Karl Hasselmann MIT Betty Amann, Heinrich George,Paul Hörbiger, Willi Forst, Trude HesterbergLÄNGE 93 Minuten FORMAT 35 mm, s/w, stumm mit dt. ZT

Ucickys erstes Feature für und mit HeinrichGeorge hat mit dem Orient nur von fern zu tun.Vielmehr geht es um den scheiternden Versucheines zwielichtigen, aus Istanbul stammenden Ge-schäftsmanns, sich nach der Haft aus dem krimi-nellen Milieu zu lösen. Der gegen ihn gesponne-nen Intrige fällt seine Liebe zu einer jungen Frauzum Opfer, die sich zuvor – die Wirtschaftskriseklopft an! – vergeblich als Vertreterin für Staub-sauger versucht hat. Ihr Suizid per Gashahn wirdvon Ucicky ebenso drastisch in Szene gesetzt wiedie Trauer ihres zu spät gekommenen Liebhabers.Erneut extrem schuftig: Willi Forst. (cb)

HOKUSPOKUS

Gustav Ucicky, D 1930BUCH Karl Hartl, Walter Reisch KAMERA Carl HoffmannMUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Willy Fritsch, Lilian Harvey, Oskar Homolka, Gustaf Gründgens, Otto Wallburg, Ferdinand von AltenLÄNGE 84 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Ein Maler ist tot, seine Bilder gewinnen anMarktwert, doch dann wird seine Frau des Mor-des an ihm angeklagt. Krimikomödie nach einemBühnenstück von Curt Goetz mit gut geölter Me-chanik, Lilian Harvey und Willy Fritsch als Ehe-und Traumpaar und einem bestens aufgelegtenEnsemble, das den ganzen Spaß nicht allzu ernstnimmt. Nur Gustaf Gründgens hält als Staatsan-walt die Spannung so lang wie möglich aufrecht.Ucickys Regie passt sich den dramaturgischenEinschränkungen, denen der Tonfilm in dieserFrühphase unterliegt, geschmeidig an und wartetauch mit einigen schönen Bildeinfällen auf. (cb)

Mo 15. 12., 19 UhrLive-MusikbegleitungGerhard Gruber

Mo 24. 11., 19 Uhr

So 7. 12., 17 Uhr

Page 16: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

DAS FLÖTENKONZERT VON SANSSOUCI

Gustav Ucicky, D 1930BUCH Walter Reisch KAMERA Carl Hoffmann MUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Otto Gebühr, Renate Müller, Hans Rehmann, Raoul Aslan, Carl GoetzLÄNGE 85 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Wie der Große Friedrich einmal zu Abend aß,Flöte spielte, eine Ehe rettete und einen Krieg an-fing … Dank der kongenialen Zusammenarbeitdes Autors Walter Reisch mit dem RegisseurUcicky wartet der erste Tonfilm in der Preußen-Serie der Ufa mit einem »Alten Fritz« aus demGeist des Rokoko auf und einem Potsdam mitAnhauch von Wiener Esprit, das Ganze verpacktin eine durchaus spannende Spionagegeschichtemit Verfolgungsjagd hoch zu Ross. Ex post ist diehier erfolgte Privatisierung des Politischen als be-sonders raffiniertes Manöver der Rechten, wennnicht gar der Nazis verdächtigt worden – wie mansich leicht überzeugen kann, zu Unrecht. (cb)

MENSCH OHNE NAMEN

Gustav Ucicky, D 1932BUCH Robert Liebmann KAMERA Carl HoffmannMUSIK Allan Gray MIT Werner Krauß, Helene Thimig, Maria Bard, Fritz Grünbaum, Hertha ThieleLÄNGE 87 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Posttraumatischer Stress frei nach Balzacs OberstChabert: Der 1916 an der Ostfront verscholleneFabrikant Heinrich Martin erwacht 15 Jahre später in Sibirien aus der Amnesie. Nach Berlinzurückgekehrt, findet er sich für tot erklärt undaußerstande, seine Identität zu beweisen. SeineFrau und sein bester Freund, längst miteinanderverheiratet, verweigern ihm die Anerkennung.Der Kampf gegen die Windmühlen der Bürokratiebleibt vergeblich. Nur der Zuspruch neuerFreunde von »ganz unten« hält Martin aufrecht… Bemerkenswertes Drama um die Frage, wasIdentität ausmacht, mit einem hervorragendenWerner Krauß. (cb)

Fr 21. 11., 18 Uhr

So 30. 11., 16 Uhr

Mi 3. 12., 19 Uhr

16 RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY

Page 17: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

Die KULTURL:http://derStandard.at/Kultur

Page 18: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

18 RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY

MORGENROT

Gustav Ucicky, D 1933BUCH Gerhard Menzel, Leo de LaforgueKAMERA Carl Hoffmann MUSIK Herbert WindtMIT Rudolf Forster, Adele Sandrock, Fritz Genschow, Camilla Spira, Paul WestermeierLÄNGE 81 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Weder ein Antikriegsfilm à la IM WESTENNICHTS NEUES noch ein Propagandastreifenim Sinne der Wehrertüchtigung. Vielmehr ist inMORGENROT bereits die gesamte Topik vonJagdfieber, Duell über und unter Wasser und klau-strophobischer Hysterie angelegt, die alle kom-menden U-Boot-Dramen variieren sollten. ImAusland viel bewundert und durch kriegskritischeDialoge an der Heimatfront austariert, widerfuhrUcickys erster Zusammenarbeit mit dem AutorGerhard Menzel das Schicksal, genau zur»Machtergreifung« der Nazis auf den Markt zukommen und prompt von ihnen vereinnahmt zuwerden. (cb)

FLÜCHTLINGE

Gustav Ucicky, D 1933BUCH Gerhard Menzel KAMERA Fritz Arno WagnerMUSIK Herbert Windt MIT Hans Albers, Käthe von Nagy, Eugen Klöpfer, Ida Wüst, Veit HarlanLÄNGE 81 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

6. August 1928: Das chinesische Harbin wird vonschweren Unruhen erschüttert. Dem als Putschistaus Deutschland verstoßenen Offizier Arneth(Hans Albers) als Führer und der ebenso kessenwie patenten Kristja (Käthe von Nagy) als seineGefährtin ist aufgegeben, eine Gruppe (von Bol-schewisten verfolgter) Wolgadeutscher in Rich-tung Heimat zu steuern, was in allerletzter Mi-nute auch gelingt. Gut gemacht, spannend. WerNazi-Propaganda sucht, wird fündig werden. Einheutiger Betrachter wird sich allerdings eher anaktuelle Konflikte erinnert fühlen, denen die Welttatenlos zuschaut. (cb)

So 23. 11., 19.30 Uhr Symposium Gustav Ucicky

Di 2. 12., 19.30 Uhr

Sa 6. 12., 17 Uhr

Di 16. 12., 19 Uhr

Page 19: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY 19

DER JUNGE BARON NEUHAUS

Gustav Ucicky, D 1934BUCH Gustav Ucicky, Gerhard Menzel KAMERA Friedl Behn-Grund MUSIK Alois Melichar MIT Käthe von Nagy, Viktor de Kowa, Christl Mardayn, Hans Moser, Rudolf CarlLÄNGE 95 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Wien, Rokoko. Als leichtgewichtiges, aber in Stilund Tonfall reizvoll kontrastierendes Seitenstückzum FLÖTENKONZERT VON SANSSOUCImit einer frühen Paraderolle für Hans Moser alskomischer k.u.k. Ofenheizer Stöckel. Die Hand-lung ist vage erotische Nebensache und endetschließlich doch im sicheren Hafen der Ehe. Imfürstlichen Ambiente der Spanischen Hofreit-schule wird am Ende die Verlobung des Liebes-paars von Kaiserin Maria Theresia höchstselbstzelebriert. (cb)

DAS MÄDCHEN JOHANNA

Gustav Ucicky, D 1935 BUCH Gerhard Menzel KAMERA Günther Krampf, Herbert Stephan MUSIK Peter Kreuder MIT Angela Salloker,Gustaf Gründgens, Heinrich George, René Deltgen, Erich PontoLÄNGE 87 Minuten FORMAT 35mm, s/w. dt. OF

Von Goebbels als Ausstellungsstück für die Lei-stungsfähigkeit des neuen deutschen Kinos veran-lasste Haupt- und Staatsaktion mit hohem pro-duction value und glänzender Besetzung. Rück-blickend scheint erstaunlich, dass der Film in die-ser Form zustande kam, steht doch nicht dieJungfrau als naiv gläubige Retterin der Nation imMittelpunkt, sondern der von Gustaf Gründgensvirtuos verkörperte machiavellistische König, derJohannas Martyrium bedenkenlos in Kaufnimmt, um ein nationales Symbol zu gewinnen.(cb)

Fr 21. 11., 16 Uhr

Mo 29. 12., 16.45 Uhr

Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

Fr 28. 11., 19 Uhr

So 14. 12., 19 Uhr

Page 20: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

20 RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY

SAVOY-HOTEL 217

Gustav Ucicky, D 1936BUCH Gerhard Menzel KAMERA Fritz Arno WagnerMUSIK Walter Gronostay MIT Hans Albers, Brigitte Horney,Gusti Huber, Alexander Engel, Käthe Dorsch, René DeltgenLÄNGE 92 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Hans Albers einmal anders: als Zimmerkellneraus Kasan und Mordverdächtiger in einem»Whodunit«. Mordopfer ist die von Brigitte Hor-ney hinreißend verkörperte Femme fatale Na-stasja. Verdächtig sind alle, die sie intim gekannthaben. Es hätte Gerhard Menzel nicht geschadet,einmal einen Krimi zu lesen, bevor er selber einenschrieb, und die russische Seele, die der Film dickaufträgt, schmeckt nach Rollmops. Dafür erhältman einen Ucicky in Hochform, der mit exzellen-tem Timing und viel Situationskomik ein glän-zend aufgelegtes Ensemble dirigiert. (cb)

UNTER HEISSEM HIMMEL

Gustav Ucicky, D 1936BUCH Gerhard Menzel KAMERA Fritz Arno WagnerMUSIK Theo Mackeben MIT Hans Albers, Lotte Lang, Aribert Wäscher, Alexander Engel, Bruno HübnerLÄNGE 101 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Hans Albers, hanseatisch mit Mütze und in Uni-form auf dem sicheren Boden eines Abenteuer-films unter südlicher Sonne. Ein unschuldig inNot geratener Seekapitän wird in Schmuggelge-schäfte verwickelt und muss sich zugleich derFrau und des Kindes eines verstorbenen Kamera-den annehmen. Mit Albers kontrastiert als wun-derbar ordinäre Wiener Tänzerin die Kabaretti-stin Lotte Lang in ihrer einzigen großen Filmrolle– und das macht den Film ebenso sehenswert wieAribert Wäscher als schurkischer Konsul nach Artder frühen Schwarzen Serie. Ufa-Genrekino at itsbest. (cb)

Mo 24. 11., 17 Uhr

Do 25. 12., 17 Uhr

Mo 8. 12., 19 Uhr

Fr 26. 12., 16.45 Uhr

Page 21: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY 21

DER ZERBROCHENE KRUG

Gustav Ucicky, D 1937BUCH Thea von Harbou KAMERA Fritz Arno WagnerMUSIK Wolfgang Zeller MIT Emil Jannings, Friedrich Kayßler,Max Gülstorff, Lina Carstens, Angela SallokerLÄNGE 86 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

»Der Begriff Verfilmtes Theater schreckt michnicht«, ließ Ucicky wissen, als er daran ging,Kleists Lustspiel in den originalen Blankversenund »nicht weniger als 529 Einstellungen« auf dieLeinwand zu bringen. Dennoch kam verfilmtesTheater heraus. Ucicky hatte allerdings nur EmilJannings dabei assistiert, einen lang gehegtenTraum zu verwirklichen. Dessen Wunsch, dasVolk am Klassiker zu bilden, schlug trotz seinesfulminanten Auftritts in der Rolle des Dorfrich-ters Adam fehl: Das Volk wollte nicht. Goebbels,der den Film nicht wollte, war entzückt: Janningswerde »nun viel arbeiten und leisten müssen, umdas wieder gutzumachen«. (cb)

FRAU SIXTA

Gustav Ucicky, Paul May, D 1938BUCH Anton Kutter KAMERA Hans SchneebergerMUSIK Herbert Windt MIT Franziska Kinz, Ilse Werner, Gustav Fröhlich, Eduard Köck, Heidemarie HatheyerLÄNGE 103 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Eine seltsame Geschichte, nicht wirklich ein Hei-matfilm. Der Film schrieb: »Es geht um die See-lenstärke einer Tiroler Bäuerin, einer Herrin aufder Scholle eines einsamen Posthalterhofes amHochpass. Das Leben stellt sie, die schon Verwit-wete, auf die große Probe, als sie ihr Herz einemManne zuwendet […] Als er sich später von ihrzur Tochter wendet […], erhebt sich die Frau überalle Schwächen schmerzlichen Verzichts.« DieTochter kriegt den treulosen Mann, die Mutterbleibt daheim unter Bergen; fraglich wer den bes-seren Teil erwählt hat. Ein ganz starker Auftrittvon Franziska Kinz als Sixta. (cb)

Fr 21. 11., 20.30 Uhr

Sa 29. 11., 17 Uhr

Di 2. 12., 16.45 Uhr

Fr 5. 12., 19 Uhr

Page 22: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

22 RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY

AUFRUHR IN DAMASKUS

Gustav Ucicky, D 1939BUCH Philipp Lothar Mayring, Jacob GeisKAMERA Oskar Schnirch, Paul RischkeMUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Brigitte Horney, JoachimGottschalk, Hans Nielsen, Friedrich Gnaß, Paul WestermeierLÄNGE 99 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Ein Motto von Lawrence of Arabia, dazu reich-lich Orient nach Karl Mays Rezept und ein ein-sames Fort in der Wüste. Dann wartet man in die-sem Wüstenwestern vergeblich auf die Kavallerie.Sie kommt nicht. Auch Brigitte Horney in einereingefügten Love Story kann die Stimmung kaumheben. Prosaischer als dieser 1918 spielende Filmüber die deutsche Niederlage auch in Syrien warnoch kein Weltkriegsfilm ausgefallen. Auf denheutigen Betrachter wirkt AUFRUHR IN DAMASKUS erst recht wie ein Film von einemanderen Stern. (cb)

MUTTERLIEBE

Gustav Ucicky, D 1939BUCH Gerhard Menzel KAMERA Hans SchneebergerMUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Käthe Dorsch, Paul Hörbiger, Wolf Albach-Retty, Hans Holt, Rudolf PrackLÄNGE 103 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Eigentlich ist MUTTERLIEBE ein Rührstück ausjener Retorte, in der Lohnschreiber Herz mitSchmerz zusammenrühren. Doch dank GustavUcickys spezieller Affinität für die Schicksale al-leinerziehender Mütter wird daraus ein Charak-terdrama mit großen, wahrhaft anrührenden Mo-menten und einem erstaunlich realistischen Blickfür die Fähigkeit vom Leben beschädigter Kinderzu radikaler Undankbarkeit. Als am Ende angeb-lich alles gut wird, ist es irgendwie zu spät undKäthe Dorsch als Mutter Marthe nur noch einSchatten ihres einstigen Selbst. (cb)

So 23. 11., 17.15 Uhr Symposium Gustav Ucicky

Mo 1. 12., 19.30 Uhr

Mi 17. 12., 18.30 Uhr

So 28. 12., 16.45 Uhr

Page 23: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm
Page 24: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

DER POSTMEISTER

Gustav Ucicky, D 1940BUCH Gerhard Menzel KAMERA Hans Schneeberger, HannesStaudinger MUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT HeinrichGeorge, Hilde Krahl, Siegfried Breuer, Hans Holt, Erik FreyLÄNGE 88 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Wo Puschkin drauf steht, ist Gerhard Menzeldrin: Eine Provinzschönheit wird mit falschenVersprechungen in die Stadt gelockt und in derHigh Society von Mann zu Mann gereicht. Als ihrVater ihren Lügen nicht mehr glaubt, wird zumSchein eine Hochzeit arrangiert, doch Dunja ver-liert über der Scharade ihre große Liebe. Währendder Papa zufrieden abreist, erschießt sie sich. –Wer Heinrich George in der Titelrolle nicht gese-hen hat, hat Heinrich George gar nicht gesehen.Ucickys großes Verdienst liegt darin, dass derFilm dennoch nicht zum Egotrip eines Virtuosenverkommt, sondern in jeder Hinsicht überzeugt.(cb)

EIN LEBEN LANG

Gustav Ucicky, D 1940BUCH Gerhard Menzel KAMERA Hans SchneebergerMUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Paula Wessely, JoachimGottschalk, Maria Andergast, Lina Woiwode, Jane TildenLÄNGE 94 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Ein Wiener Baron, ein steirisches Mädel, drei Tageoben auf der Alm … Für den Mann geht danachalles weiter wie zuvor, für die Frau dagegen ver-ändert sich mit der Schwangerschaft der ganzeLebensplan. Doch Agnes ist energisch, zupackend,selbständig – ganz die Wessely. Sie schlägt sichdurch, arbeitet sich hoch, und nach dem Kriegstehen die Verhältnisse Kopf und der Mann sitztim Rollstuhl. Kann jetzt die große Liebe inkl.Kleinfamilie kommen? – Der Film ist zunächsteinmal ein Rührstück, doch werden die zwischenMann und Frau ungleich verteilten Kosten derLeidenschaft aufgerechnet. (cb)

Do 20. 11., 19.30 Uhr Eröffnung

So 7. 12., 19 Uhr

So 11. 1., 17 Uhr

Di 30. 12., 16.45 Uhr

Sa 10. 1., 16.45 Uhr

Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

24 RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY

Page 25: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY 25

HEIMKEHR

Gustav Ucicky, D 1941BUCH Gerhard Menzel KAMERA Günther AndersMUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Paula Wessely, Peter Petersen, Attila Hörbiger, Ruth Hellberg, Elsa WagnerLÄNGE 94 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Die Idee, das Unternehmen »Heim ins Reich« ineinem Propagandafilm zu verewigen, stammtevon Goebbels persönlich. In Wien hat man langegezögert und dann geliefert, was der Ministerwollte. Es entschuldigt Ucicky nicht, wenn mandarauf hinweist, dass der in HEIMKEHR be-schworene Mythos von der Frau als Führerin, diedem Volk den Weg zurück ins Führer-Vater-Landzeigt, all seine geheimen Sehnsüchte ansprach. Esmag jedoch erklären, warum er – einmal bei derSache – ein atemberaubend effektives Kinostückvorlegte, das auch als Lehrstück über die lang-same Eskalation von Terror betrachtet werdenkann. (cb)

SPÄTE LIEBE

Gustav Ucicky, D 1943BUCH Gerhard Menzel KAMERA Hans SchneebergerMUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Attila Hörbiger, Paula Wessely, Fred Liewehr, Inge List, Erik FreyLÄNGE 95 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Wer auf Nummer Sicher geht, kommt häufigdarin um. So auch hier: Eigentlich hätte ein mitdem Star-Ehepaar Wessely-Hörbiger besetztesDrama aus dem Fin de Siècle ein Selbstläufer seinmüssen. Doch die Geschichte von der Vernunft-ehe zwischen einer adligen Porzellanmalerin undeinem ruppigen Selfmademan aus der böhmi-schen Provinz entrollt sich verhalten und will sicherst recht nicht überzeugend in Liebe verwandeln.Ein stilvoller und atmosphärisch kontrastreicherKostümfilm ist der Wien-Film gleichwohl auchhier gelungen. (cb)

Sa 22. 11., 17 Uhr Symposium Gustav Ucicky

Im Doppelprogramm mit VERBOTENE FILME

Di 25. 11., 18.45 Uhr

Do 4. 12., 16.45 Uhr

Sa 3. 1., 16.45 Uhr

Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

Page 26: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

26 RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY

AM ENDE DER WELT

Gustav Ucicky, D 1943 / 1947BUCH Gerhard Menzel KAMERA Günther AndersMUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Brigitte Horney, AttilaHörbiger, Trude Hesterberg, Auguste Pünkösdy, Erik FreyLÄNGE 86 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Roberta bringt ihren Jugendfreund Michael mitihrem unbedingten Wunsch, als Sängerin zu reüs-sieren, zunächst ins Gefängnis, dann holt sie ihnwieder heraus. Am Ende gehen beide zurück ansEnde der Welt, wo es nicht wirklich schön, aberhalt doch am schönsten ist. Nach langem Hin undHer hat Goebbels den Film 1943 verbieten lassen.Die 1947 uraufgeführte Version war abermalsumgeschnitten. Geblieben ist ein von Ucicky si-cher inszenierter, ansehnlicher melodramatischerHeimatfilm, der den topischen Gegensatz vonGut (Land) und Böse (Stadt) bis zur Groteske aus-reizt. (cb)

DER GEBIETERISCHE RUF

Gustav Ucicky, D 1944BUCH Erich Ebermayer KAMERA Günther Anders, HannesStaudinger MUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Rudolf Forster,Maria Holst, Paul Hubschmid, Frieda Richard, Heinz MoogLÄNGE 85 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Ein konventionelles, aber dennoch sehenswertesEhemelodram. Ein berühmter Chirurg und Pro-fessor heiratet eine jüngere Kollegin. Als er er-fährt, dass es sich bei seinem Patienten um denehemaligen Geliebten seiner Gattin handelt, ringter schwer mit sich. Am Ende folgt er dem Ruf derPflicht, führt die lebensrettende Operation an sei-nem Rivalen durch und gibt seine Frau frei.Ucicky und seine Darsteller zaubern ein psycho-logisches Drama hervor, das anders ausgehenwürde, wenn Männer nicht einerseits so narziss-tisch und andererseits so überaus empfindlichwären. (cb)

So 14. 12., 17 Uhr

Fr 19. 12., 19 Uhr

Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

Mi 3. 12., 17 Uhr

Page 27: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY 27

DAS HERZ MUSS SCHWEIGEN

Gustav Ucicky, D 1944BUCH Gerhard Menzel KAMERA Günther AndersMUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Paula Wessely, MathiasWieman, Werner Hinz, Gerda Brunner, Lisl KinastLÄNGE 88 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

»Leben um zu leben – das ist ein bisserl wenig …«,sagt Maxie Frey. Das Publikum des Kriegsjahres1944 verstand, was das heißen sollte, und warumder Film ein kleines Rädchen an der »Front« desmedizinischen Fortschritts in den Blick nahm.Deshalb wird jedoch aus Paula Wesselys bewe-gendem Auftritt in der Rolle einer Röntgenassi-stentin, die just in dem Moment, in dem sich pri-vates Glück andeutet, Symptome der tödlichenStrahlenkrankheit an sich erkennt, keine Propa-gandalektion. DAS HERZ MUSS SCHWEIGENgehört zu den besten Filmen Gustav Ucickys. (cb)

SINGENDE ENGEL

Gustav Ucicky, A 1947BUCH Rolf Olsen, Gustav Ucicky MUSIK Willy Schmidt-GentnerKAMERA Walter Riml MIT Käthe Dorsch, Gustav Waldau, Hans Holt, Inge Conradi, Gusti WolfLÄNGE 99 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Wien, 1808. Ein Mann will gegen alle Wider-stände einen Knabenchor gründen und erfindetdie Sängerknaben. Der alte Haydn lächelt mild.Dazu singen die Sängerknaben. Der elfjährigeSchubert fällt in die Donau, kann aber gerettetwerden und noch 20 Jahre weiterkomponieren.Es spielen und singen die Sängerknaben, Haydnlächelt. Ein Kritiker sah zudem »packende Aus-schnitte aus den Totenfeiern von Haydn, Schu-bert, Beethoven und Bruckner. Immer singen dieSängerknaben.« Zum Schluss im kriegszerstörtenStephansdom. Ein Film zur Lage der Nation, derMusik als Mittel für und gegen alles empfiehlt.Zeitgeschichtlich von Interesse. (cb)

Sa 6. 12., 19 Uhr

So 4. 1., 17 Uhr

Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

Di 25. 11., 16.45 Uhr

Page 28: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

NACH DEM STURM

Gustav Ucicky, CH / FL / A 1948BUCH Peter Wyrsch, Gustav Ucicky, Mary BancroftKAMERA Konstantin Tschet MUSIK Wal-Berg aka RobertValberg MIT Marte Harell, Nicholas Stuart, Erwin Kalser, Leopold Rudolf, Adrienne GessnerLÄNGE 96 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Aus einem deutschen Arbeitslager schlägt sichnach Kriegsende die Konzertpianistin Barbaravon Trentini in die österreichische Heimat durch.Im Vaterhaus sind amerikanische Soldaten unterFührung des Majors Michael Sinclair einquar-tiert. Man kommt sich näher, verlobt sich, dakehrt Barbaras totgesagter Jugendgeliebterschwer angeschlagen aus dem Krieg zurück. Zwi-schen Pflicht und Neigung hin- und hergerissen,sieht Barbara keine Zukunft und geht ins Wasser.Das Melodram vermittelt schlaglichtartig Ein-blicke in die Befindlichkeiten, Sehnsüchte undÄngste der Nachkriegszeit. (cb)

DER SEELENBRÄU

Gustav Ucicky, A 1950BUCH Theodor Ottawa, Alexander LixKAMERA Hans Schneeberger, Sepp KettererMUSIK Willy Schmidt-Gentner MIT Paul Hörbiger, Heinrich Gretler, Aglaia Schmidt, Robert Lindner, Alma SeidlerLÄNGE 99 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Don Camillo und Peppone auf Österreichisch -ein humoristischer Heimatfilm in der Traditiondes poetischen Realismus, der auf einer NovelleCarl Zuckmayers beruht. In der kleinen Welteines Dorfes im Salzburgischen sind Priester undGastwirt erbitterte Konkurrenten, müssen sichaber aus Sorge um ein junges Mädchen zusam-menraufen. Das Mädchen wird groß und Sänge-rin, verliebt sich in einen musikalischen Aushilfs-lehrer und erhält schließlich den Segen beider Er-satzväter. Ein Film ohne große Konflikte miteinem grantigen Paul Hörbiger als reichlich un-gütigem Priester. (cb)

Mo 8. 12., 16.45 Uhr

Fr 2. 1., 16.45 Uhr

Filmrestaurierung mit Unterstützung der Klimt-Foundation

28 RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY

Page 29: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

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Page 30: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

CORDULA

Gustav Ucicky, A 1950BUCH Max Mell, Gustav Ucicky KAMERA Hans SchneebergerMUSIK Joseph Marx MIT Paula Wessely, Attila Hörbiger, Jane Tilden, Alma Seidler, Erik Frey, Eduard KöckLÄNGE 103 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Übelbach, ein ganz normales österreichischesDorf, hat sich 1917 in ein Sündenbabel verwan-delt. Mitten im Krieg wird hier wie in Friedens-zeiten gefressen, gesoffen und gefeiert, das Gesetzwird missachtet, üble Nachrede und Verleum-dung haben Hochkunjunktur. Nur die Magd Cor-dula, die ein uneheliches Kind erwartet und des-halb ausgegrenzt wird, bleibt integer. CORDULA,produziert von Paula Wessely, die auch die Titel-rolle spielt, ist als konservativer Kommentar zuNationalsozialismus und Kollaboration gedacht.Trotz mancher Schwächen ein anspruchsvollerFilm über die korrumpierende Wirkung unbe-schränkter Macht. (cb)

BIS WIR UNS WIEDERSEHN

Gustav Ucicky, BRD 1952BUCH Johanna Sibelius, Eberhard KeindorffKAMERA Günther Anders, Hans StaudingerMUSIK Lothar Brühne, Paul Burkhard MIT Maria Schell, O. W. Fischer, Karl Ludwig Diehl, Kurt Meisel, Margarete HaagenLÄNGE 86 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Moderne Menschen unter sich: Pamela ist schön,22, beschäftigungs- und mittellos, zudem schwerlungenkrank. Der Spielbankbesitzer Paul Mayhö-fer tritt mit einem unmoralischen Angebot an sieheran: vier Wochen Italien, dann »Abschied ohneProbleme«. Man verliebt sich, missversteht sich,trennt sich. Pamela wird kränker, Paul wird kri-minell. Das kann nicht gut ausgehen. Bemerkens-wert erscheint Ucickys Versuch, den traurigenSchluss mit Mitteln des Film noir in Szene zu set-zen. (cb)

30 RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY

Sa 27. 12., 16.45 Uhr

Mo 5. 1., 16.45 Uhr

Fr 28. 11., 17 Uhr

Page 31: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY 31

DER KAPLAN VON SAN LORENZO

Gustav Ucicky, BRD 1953BUCH Kurt E. Walter KAMERA Georg BruckbauerMUSIK Hans-Otto Borgmann MIT Willy Birgel, GertrudKückelmann, Ilse Steppat, Ursula von Teubern, MargareteHaagen LÄNGE 97 Minuten FORMAT 16mm, s/w, dt. OF

Hinter einer sorgfältig gestalteten italienischenFassade steckt der nach Machart und formalerGestaltung »amerikanischste« aller Ucicky-Filme,eine Reflexion auf die Kunstmittel der SchwarzenSerie auf der Folie des in Deutschland und Öster-reich gepflegten melodramatischen Konversati-onsstücks. Das Religiöse an diesem Beichtstuhl-thriller ist lediglich Staffage. Das eigentliche In-teresse gilt Willy Birgel als erstaunlich coolemMörder, der an dem Psychoterror, den er ausübt,sadistisches Vergnügen empfindet und sichschließlich, in die Enge getrieben, auf höchst sach-liche Weise das Leben nimmt. (cb)

EIN LEBEN FÜR DO

Gustav Ucicky, BRD 1953BUCH Kurt Heuser KAMERA Ekkehard KyrathMUSIK Norbert Schultze MIT Hans Söhnker, Paola Loew,Gisela Trowe, Renate Schacht, Charles RegnierLÄNGE 90 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Do will im Leben nur eins: ihren Daddy, der eineZuckerrohr-Farm in der südafrikanischen Provinzbetreibt. Gerade elfjährig, versucht sie DaddysGeliebte zu vergiften und wird bis zur Matura inder Schweiz untergebracht. Doch auch die hüb-sche 18-Jährige denkt nur an Afrika – undDaddy! Fast brechen die Dämme, als Do erfährt,dass sie nur Daddys Ziehkind ist, doch der Mannschrickt zurück. Aber Do gibt nicht auf … – einewilde Mischung aus Ethno-Groteske und Inzes-todram. Geht gar nicht, würde man denken.Warum nicht? fragt Ucicky, stets solidarisch mitallem, was Frauen wünschen, und kommt (fast)damit durch. (cb)

So 21. 12., 16.45 Uhr

Fr 5. 12., 17 Uhr

Page 32: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

DIE HEXE

Gustav Ucicky, BRD 1954BUCH Dr. Emil Burri, Johannes Mario Simmel, Gustav UcickyKAMERA Hans Schneeberger, Franz HoferMUSIK Bert Grund MIT Anita Björk, Karlheinz Böhm, Attila Hörbiger, Charles Regnier, Adrienne GessnerLÄNGE 97 Minuten FORMAT 35mm, s/w, dt. OF

Die Geschichte einer illegitimen Grafentochtermit paranormalen Fähigkeiten, die zunächst denSprung in die gute Gesellschaft schafft, dann aberdoch an ihrer unheimlichen Begabung zum Blickin die Zukunft zugrunde geht. Auf den erstenBlick ein Kostümfilm wie aus Ucickys besten Zei-ten, doch bei näherem Hinsehen ist nichts gut ander guten alten Zeit – vielmehr eine kaum verhoh-lene Abrechnung mit Alt-Österreich. Anita Björkist als dämonische Maria von Ziszek-Waldsteinein Ereignis, das man sich nicht entgehen lassendarf. (cb)

ZWEI BLAUE AUGEN

Gustav Ucicky, BRD 1955BUCH Kurt E Walter KAMERA Ekkehard KyrathMUSIK Michael Jary MIT Marianne Koch, Claus Holm, Camilla Spira, Kurt Meisel, Richard RomanowskyLÄNGE 96 Minuten FORMAT 35mm, s/w, Farbe, dt. OF

Ein Film, der ohne Adel und feine Gesellschaftauskommt, Kolportage pur und ohne schlechtesGewissen: Einmal mehr muss ein blindes Mäd-chen durch ärztliche Kunst und vor allem dieLiebe sehend werden, einmal mehr sind auf demWeg dahin allerlei Widerstände und Intrigen zuüberwinden, einmal mehr geht alles gut aus. Inkleinbürgerlichem, teilweise proletarischem Mi-lieu situiert, dokumentiert der Film durchausglaubhaft das Hamburg der 1950er-Jahre. DerWiener Richard Romanowsky brilliert in einerNebenrolle als einziger wahrhafter Komiker, überden Ucicky in seiner späten Filmkarriere verfügenkonnte. (cb)

32 RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY

Mo 1. 12., 16.45 Uhr

Fr 12. 12., 16.45 Uhr

Page 33: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

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Page 34: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

34 RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY

DIE HEILIGE UND IHR NARR

Gustav Ucicky, A 1957BUCH Erna Fentsch MUSIK Franz Grothe KAMERA Günther Anders, Franz Hofer MIT Gerhard Riedmann, Gudula Blau, Hertha Feiler, Willy Birgel, Heinrich Gretler, Franca Parisi, Alma SeidlerLÄNGE 91 Minuten FORMAT 35mm, Farbe, dt. OF

Der Bestseller von 1913 in einer aktualisiertenFassung: Graf Harro lebt als erfolgloser Malerauf seinem verfallenen Stammschloss. Auch Ros-marie, das kränkliche Kind des Fürsten vonBrauneck, hat es im Leben nicht leicht. Zwischenden Außenseitern entwickelt sich eine enge Bezie-hung. Später heiratet der Fürst Harros Ex-Ge-liebte, Harro geht nach Italien und wird berühmt.Harro und Rosmarie kriegen sich und verliereneinander wieder… Das späte Märchen leidetunter dem Verlust der Patina. Was unbedingt mo-dern sein sollte, wirkt heute als schriller Mix inStil und Dekor. (cb)

DER EDELWEISSKÖNIG

Gustav Ucicky, BRD 1957BUCH Gerhard Menzel KAMERA Franz KochMUSIK Giuseppe Becce MIT Rudolf Lenz, Christiane Hörbiger,Attila Hörbiger, Olga von Togni, Ruth KappelsbergerLÄNGE 80 Minuten FORMAT 35mm, Farbe, dt. OF

Ein junger Mann schlägt einen Grafen nieder, derseine Schwester verführt und zum Suizid getrie-ben hat. Er flieht zu seinem Bruder in die Berge,der sich weigert, ihn an die Behörden auszulie-fern. Der Konflikt spitzt sich zu … Ucickys zweiteGanghofer-Adaption ist mehr Charakterdramaim alpinen Milieu als ein zünftiger Heimatfilm.Attila Hörbiger liefert als starrköpfiger Berg-bauer, dem die Loyalität zur Familie über allesgeht, das psychologisch differenzierte Porträteines eigensinnigen Menschen. Nur Glück, Zufallund die Vernunft bewahren ihn vor einem fatalenSchicksal. (cb)

Fr 19. 12., 17 Uhr

Sa 13. 12., 17 Uhr

Sa 20. 12., 16.30 Uhr

Page 35: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY 35

DAS MÄDCHEN VOM MOORHOF

Gustav Ucicky, BRD 1958BUCH Adolf Schütz KAMERA Albert Benitz, Peter Forster, Alex Hennigsen MUSIK Siegfried Franz MIT Maria Emo, Claus Holm, Eva-Ingeborg Scholz, Horst Frank, Werner HinzLÄNGE 87 Minuten FORMAT 35mm, Farbe, dt. OF

Seinerzeit bediente Selma Lagerlöf das Marktseg-ment, das heute Schwedenkrimis einnehmen:einen Exotismus ewig langer Sommernächte undprotestantisch strikter Sozialkontrolle, unterderen Decke stets ein dumpfer Trieb zu Sündeund männlicher Gewalt auf Ausbruchsmöglich-keiten lauert. Darunter hat hier die Magd Helgazu leiden, die vom Vater ihres unehelichen Kindesverleugnet und beinahe Opfer eines psychopathi-schen Stalkers wird. Dazu wird viel gefiedelt undvon blonden Menschen in bunten Trachten auchgetanzt. Alles leuchtet in satten Farben, und nie-mand wirkt, als sei er völlig bei sich. (cb)

DER PRIESTER UND DAS MÄDCHEN

Gustav Ucicky, A 1958BUCH Werner P. Zibaso, Hellmut AndicsKAMERA Günther Anders, Hans StaudingerMUSIK Franz Grothe MIT Rudolf Prack, Marianne Hold, Rudolf Lenz, Winnie Markus, Willy BirgelLÄNGE 89 Minuten FORMAT 35mm, Farbe, dt. OF

In Ucickys Œuvre stellt dieser Film den – zumGlück aus historischer Distanz schon wieder un-terhaltsamen – Ausreißer dar. Ein Priester heilteine junge Adlige durch Verzicht auf falsches Mit-leid von einer psychogenen Lähmung. Aus demRollstuhl auferstanden, beginnt Eva (!) sich fürden Mann im Priester zu interessieren. Am Endebleiben die von Gronaus und von Steineggs aberdoch unter sich. In einer speziellen Rolle WillyBirgel als Stoiker, der seinesgleichen sucht. (cb)

Mi 26. 11., 17 Uhr

Do 27. 11., 17 Uhr

Page 36: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

DAS ERBE VON BJÖRNDAL

Gustav Ucicky, A 1960BUCH Per Schwenzen KAMERA Elio Carniel, August CarnielMUSIK Rolf A. Wilhelm MIT Maj-Britt Nilsson, Brigitte Horney,Ellen Schwiers, Joachim Hansen, Hans NielsenLÄNGE 96 Minuten FORMAT 35mm, Farbe, dt. OF

UND EWIG SINGEN DIE WÄLDER, Teil II:Ucickys letzter Film stellt die Fortsetzung zu PaulMays Kassenknüller aus dem Vorjahr dar. BeideFilme beruhen auf der episch breiten Björndal-Chronik des Norwegers Gulbranssen, die nachHeimatroman schmeckt, doch eher à la Budden-brooks vom Verfall gleich zweier Familien er-zählt. Ucicky, der bis dahin stets auf großesDrama gesetzt hatte, entdeckt hier mit Behagendie Langsamkeit und lässt die Landschaft mitspie-len. Er hätte mehr Zeit verdient, um die Ge-schichte zu entfalten und die melodramatischenElemente weiter in den Hintergrund zu drängen.(cb)

VERBOTENE FILME

Ein Dokumentarfilm von Felix Moeller, D 2014 KAMERA Isabelle Casez, Aline László, Ludolph WeyerLÄNGE 90 Min. FORMAT DCP, s/w, Farbe, dt. OF

Zwischen 1933 und 1945 wurden in Deutschland1200 Spielfilme hergestellt. 300 Filme wurdennach dem Krieg von den Alliierten verboten. Über40 NS-Filme sind bis heute nur unter Auflagenzugänglich – sie werden als »Vorbehaltsfilme« be-zeichnet. Der Umgang mit ihnen ist schwierig: Be-wahren oder vernachlässigen, freigeben oder ver-bieten? VERBOTENE FILME stellt die »Nazi-filme aus dem Giftschrank« (Welt) vor und machtsich auf die Suche nach ihrem Mythos, ihrem Pu-blikum und ihrer Wirkung heute – in Deutschlandwie im Ausland. Eine visuelle Reise zur dunklenSeite des Kinos.

Do 1. 1., 16.45 Uhr

Di 6. 1., 16.45 Uhr

Sa 22. 11., 17 Uhr Symposium Gustav Ucicky

Im Doppelprogramm mit HEIMKEHR

So 30. 11., 20 Uhr

36 RETROSPEKTIVE GUSTAV UCICKY

Page 37: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

TÄGLICH, 19:00, ORF 2GANZ WIEN UM 7

ORF. WIE WIR.

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Page 38: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

Nitrofieber Gustav Ucicky. Magier der Kamera

Gustav Ucicky begann seine Kariere beim Film1916 als Laborant bei der Sascha-Film. Schon balderregte er die Aufmerksamkeit des Chefkamera-manns Hans Theyer, der ihm eine Chance als Ka-meraassistent gab. Hans Theyer war bereits 1905als bester Absolvent der renommierten k.u.k. Gra-phischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien vomweltweit wichtigsten Filmproduzenten, der FirmaCharles Pathé in Paris, engagiert worden und hatteeine beachtliche internationale Karriere vorzuwei-sen. Sein Know-how trug mit dazu bei, die Sascha-Film in filmtechnischer Hinsicht weit über die üb-rige österreichische Filmproduktion der Zeit hin-auszuheben. Die technische Grundausrichtung derSascha-Film wird mit dem Animationsfilm DIE

IDEALE FILMERZEUGUNG beeindruckend il-lustriert. Dieses einzigartige Werk ist zudem welt-weit eines der frühesten Beispiele, das die tech-nisch-ästhetische Basis des eigenen Mediums re-flektiert.

In diesem inspirierten Umfeld wusste der talen-tierte Ucicky seine Chance zu nutzen. Als er am 30.November 1916 als einer von mehreren Operateu-ren das Begräbnis Kaiser Franz Josephs filmte, warihm von der Sascha-Film bereits eine eigene Ka-mera ausgehändigt worden. Das Kriegspressequar-tier machte das Begräbnis, in dem sich der ganzePomp der k.u.k.Monarchie zum letzten Mal ent-faltete, auch zu einem filmischen Großereignis: DieNegative wurden quasi über Nacht entwickelt undmit einer Rekordzahl an Kopien in die Distribu-tion gebracht.

Ucickys Fähigkeiten wurden auch von militäri-scher Seite gewürdigt, sodass er, zum Kriegsdiensteingezogen, als Kino-Operateur der österreichi-schen Kriegspropaganda diente.

Als »Leibkameramann« Kaiser Karls setzte erseinen Aufstieg fort und nahm in dieser Funktionim Mai 1918 den BESUCH SR MAJESTÄTEN

KAISER KARL UND KAISERIN ZITA IN

SOFIA auf.Nach dem Zusammenbruch der Monarchie

konnte Gustav Ucicky seine Karriere nahtlos beider Sascha-Film fortsetzen. War er jedoch bisherausschließlich im dokumentarischen Bereich tätiggewesen, so vollzog sich nun die totale Neuorien-tierung zum Spielfilmkameramann. In dieser Funk-tion darf Ucicky heute als der herausragende Mei-ster des österreichischen Stummfilms gelten, derseinen Lehrmeister Hans Theyer weit überflügelte.Bereits als Zwanzigjähriger avancierte er zumChefkameramann der Sascha-Film und war alssolcher für sämtliche Filme von Regiestar MichaelKertesz verantwortlich. Kertesz fand in Ucickyeinen Magier, der selbst den bescheidensten Ge-schichten eine atmosphärische Dichte vermittelte,die heute noch beeindruckt. Mit CHERCHEZ LA

FEMME ist es dank der Unterstützung der Klimt-Foundation gelungen, einen im Zustand schwererchemischer Zersetzung höchst gefährdeten Film zurepatriieren und mit einer aufwendigen Restaurie-rung wieder verfügbar zu machen. Dass der Filmaufgrund der Schwere seiner Zersetzungen nichtganz erhalten geblieben ist, kann in diesem Fallnicht nur negativ bewertet werden. Es erlaubt uns,ganz ungebunden von der durchaus charmantenHandlung, einen unverstellten Blick auf die Bra-vour Ucickys.

Nikolaus Wostry

38

Page 39: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

DIE IDEALE FILMERZEUGUNG

A 1914PRODUKTION Sascha-Filmindustrie (Wien)LÄNGE 145 Meter (6 Minuten bei 20 Bildern/Sekunde), viragiert

[BESUCH SR MAJESTÄTEN KAISER KARL UND KAISERINZITA IN SOFIA, BULGARIEN IMMAI 1918]

A 1918PRODUKTION Filmstelle des k.u.k. Kriegspressequartiers (Wien)KAMERA Gustav UcickyLÄNGE 101 Meter (4,5 Minuten bei 20 Bildern/Sekunde), s/w

DAS SPIELZEUG VON PARIS(TRAILER)

Michael Kertesz, A 1925PRODUKTION Sascha-Filmindustrie (Wien) KAMERA Gustav Ucicky MIT Lily Damita, Hugo Thimig, Georg Treville, Hans Moser LÄNGE 96 Meter (4,3 Minuten bei 20 Bildern/Sekunde), s/w

CHERCHEZ LA FEMME

Michael Kertesz, A 1924PRODUKTION Sascha-Filmindustrie (Wien) KAMERA Gustav Ucicky MIT Lucy Doraine, Alfons Fryland,Anton Tiller, Max Ralph-Ostermann, Magdalena Nagy LÄNGE 1143 Meter (51 Minuten bei 20 Bildern/Sekunde), viragiert

39

Donnerstag, 27. November 2014, 19 Uhr

DIE IDEALE FILMERZEUGUNG, A 1914

CHERCHEZ LA FEMME, A 1924

Page 40: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

Symposium Gustav UcickyZwischen Propaganda und Unterhaltung

Page 41: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

Nazi oder nicht? Das erschien lange Zeit als diezentrale Frage, die an die Filmbiografie eines in derNS-Zeit erfolgreichen und von Goebbels gehät-schelten Regisseurs wie Gustav Ucicky zu stellenwar. Und im Falle Ucickys schien diese Frage durchden Hinweis auf die rassistische und nationalisti-sche Hetze in HEIMKEHR (1941) und anderenFilmen unter seiner Regie so klar beantwortet, dasseine weitere Auseinandersetzung sich oft zu erüb-rigen schien. Das führte nicht selten zu vereinfa-chenden Analysen, indem alle Ucicky-Filme alsNS-verdächtig betrachtet wurden oder jene ver-hängnisvolle Trennung von Propagandafilmen undsogenannten unpolitischen Unterhaltungsfilmenerfolgte, wonach die Unterhaltungsfilme unver-dächtig erschienen. Doch lassen sich in der deut-schen Filmgeschichte nach 1933 und in der öster-reichischen spätestens ab 1938 solche willkürli-chen Trennungen vornehmen, haben sie nichtetwas Apologetisches?

Ucicky hatte nach seiner Kameraarbeit im Er-sten Weltkrieg drei Kinokarrieren: sein durchausbemerkenswertes Filmschaffen vom Stummfilmzum Tonfilm, seine fulminante Erfolgskarriereunter der NS-Herrschaft inklusive Engführungdurch den NS-Propagandaminister Goebbels unddie bisher wenig beleuchtete Nachkriegskarriere.Zu fragen ist, durch welche Kräfte und Momentein seinem Werk vor 1933, durch welche persönli-chen bewussten und opportunistischen Eigenschaf-ten er zu einem der Starregisseure der NS-Filmkul-tur werden konnte? Sich solchen Fragen ernsthaftzu nähern, bedeutet, das mitunter nur schwer zu-gängliche Werk im film- und zeitgeschichtlichenKontext kritisch zu sichten, zu analysieren unddamit auch in einen breiteren Diskurs zu stellen.

Das Symposium »Zwischen Propaganda undUnterhaltung: Der Regisseur Gustav Ucicky« ver-sucht anhand von Spielfilmen, die unter seinerRegie kurz vor 1933 und während der NS-Herr-schaft entstanden sind, einen Beitrag dazu zu lei-sten. Interpretiert, analysiert, gewertet und kritisiertkönnen Filme nur werden, wenn sie gesichtet undauch im Licht der Forschung und heutiger Rezep-tion diskutiert werden. Die demagogische und äs-thetische Verführungskraft filmischer Propaganda,die nach 1945 verboten oder mit einem Vorbehaltversehen wurde, wirft Fragen auf, die nur durcheine Tiefenanalyse der Filme und ihrer ideologi-schen Grundierungen beantwortet werden können.

Ucicky ist kein Einzelfall, sondern nur ein her-ausragendes Beispiel für das gespannte Verhältnisvon Filmkunst und politischer Macht unter derNS-Herrschaft. Opportunismus, Mitläufertum, ak-tives künstlerisches Engagement für die Ideen desNationalsozialismus oder auch distanzierter Eigen-sinn lagen bei vielen KünstlerInnen wie austausch-bare Masken beieinander und konnten nach Belie-ben eingesetzt werden. Oft waren es dieselbenFilmschaffenden, die sich 1933 dem Nationalso-zialismus anschlossen, um sich dann nach 1945rasch zu entnazifizieren. Zu stellen ist hier wohlauch die alte Frage, ob bei massenwirksamen, pro-fessionellen Werken wie dem Film jene (ohnediesschon überholte) Trennung von Werk und Menschvorgenommen werden kann? Filme zielen aufWirksamkeit ab, die implizit oder auch sehr expli-zit durch die ideologische Rahmung disponiert ist.Wie sind der Regisseur Gustav Ucicky und seineFilme in den klar aufgespannten Machtstrukturendes von Goebbels gesteuerten Reichs der bewegtenund bewegenden Bilder einzuordnen?

41

Zwischen Propaganda und Unterhaltung: Der Regisseur Gustav Ucicky

22. und 23. November 2014, Metro Kinokulturhaus

Page 42: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

42 SYMPOSIUM GUSTAV UCICKY

Die im Kinokulturhaus breit angelegte Retro-spektive ermöglicht erstmals, das Œeuvre Ucickysin seiner Gesamtheit – über alle historischenBruchlinien und Zäsuren hinweg – zu betrachten.Zu besichtigen ist dabei das erstaunlich facetten-reiche, nahezu sämtliche Genres bedienende Werkeines Allrounders im nach Sparten sortierten Un-terhaltungskino, eine durchaus bunte Mischungaus Komödien, Action-(Kriegs- wie Abenteuer-)Fil-men, Krimis, Historienfilmen und Verfilmungenklassischer Literatur. Vorherrschend ist freilich, inwechselnden Gestalten, das Melodrama, vermut-lich weil es dem Regisseur die Chance bot, seinerVorliebe für die Geschichten ›starker Frauen‹ zufrönen, die insbesondere in seiner Trilogie über be-rufstätige Frauen im bürgerlichen Wien seit 1900deutlich wird und zur Differenzierung des medialverbreiteten NS-Frauenbildes beitrug.

Das Symposium möchte unterschiedliche Per-spektiven auf das Werk Ucickys diskutieren. We-niger der ›unbefangene‹ Blick, als die offene Sicht-weise ist gefordert, um das in wechselnden Antei-len unbestreitbare und nachweisbare propagandi-stische Moment des NS-Kinos am konkreten Bei-spiel zu vertiefen. Denn die scheinbar glatte ideo-logische Oberfläche weist in fast allen Fällen deut-liche Brüche im Dramaturgischen, der Figurenkon-zeption und der inszenatorischen Umsetzung auf.So wird nicht zuletzt die Frage zu diskutieren sein,was unter nationalsozialistischer Propaganda inUcickys Filmen eigentlich zu verstehen ist undwarum die Frage nach der Bedeutung von Propa-ganda DURCH Unterhaltung nicht allein eineFrage an die Vergangenheit ist?

Armin Loacker, Frank Stern

Christoph Brecht Literatur- und Filmwissenschaftler.

Forschungsschwerpunkte: Europäische Moderne, erzähltheoreti-

sche Aspekte von Literatur und Film, Kultursemiotik, Medienkom-

paratistik.

Klaus S. Davidowicz Studium der jüdischen Studien und

der Erziehungswissenschaften in Heidelberg und Wien, Professor

für Judaistik an der Universität Wien mit Schwerpunkt Kulturge-

schichte der Juden in der Neuzeit und Gegenwart.

Tamara Ehs promovierte Politikwissenschafterin forscht der-

zeit in Salzburg am Institut für politisch-historische Studien und

lehrt am Institut für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft

an der Universität Graz.

Thomas Koebner Studium der Germanistik, Kunstgeschichte

und Philosophie, Direktor der Deutschen Film- und Fernsehakade-

mie Berlin (1989–1992), Professor für Filmwissenschaft in Main ab

1993 ab 2007 emeritiert.

Armin Loacker Filmhistoriker, wissenschaftlicher Mitarbeiter

des Filmarchiv Austria, Forschungsarbeiten, Essays und Publika-

tionen zum österreichischen Film von seinen Anfängen bis in die

1950er-Jahre sowie zu Protagonisten des österreichischen Films.

Felix Moeller Historiker, Politik- und Kommunikationswissen-

schaftler. Zahlreiche Publikationen zur (Film-)Geschichte, darun-

ter »Der Filmminister – Goebbels und der Film im Dritten Reich«.

Autor und Regisseur von Dokumentarfilmen, u.a. über Hildegard

Knef und Veit Harlan.

Oliver Schreiber Architekt mit den Schwerpunkten Baukunst,

Denkmalpflege und Industriearchäologie. Konservator am Bun-

desdenkmalamt. Schwerpunkte Schlossanlagen und Bauten der

Moderne (u.a. Karl-Marx-Hof, Wiener Atelierbauten).

Ines Steiner Film- und Kulturwissenschaftlerin. Forschungs-

schwerpunkte: europäische und amerikanische Filmgeschichte,

Stummfilm, Historienfilm, Slapstick, Screwball, Gender und Genre.

Frank Stern Studium der Geschichte, Politischen Wissen-

schaft, Literaturwissenschaft, Jüdische Studien in Berlin, Jerusa-

lem und Tel-Aviv; langjähriger Leiter des Zentrums für österrei-

chische und deutsche Studien an der Ben-Gurion Universität in

Beer-Sheva, Leiter des Schwerpunkts Visuelle Zeit- und Kulturge-

schichte am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien.

Das Symposium ist ein Projekt des Filmarchiv Austria in Koope-

ration mit der Visuellen Zeit- und Kulturgeschichte am Institut

für Zeitgeschichte sowie dem Institut für Judaistik der Histo-

risch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien.

Page 43: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

Samstag, 22. November 2014

12.30 Uhr

• Begrüßung und Einführung

•Armin Loacker: Zur Biografie Gustav Ucickys

• Frank Stern: Goebbels über Ucickys

»ergreifende Kunstwerke«

13 Uhr

•Thomas Koebner: Unpolitische Filme?

Gustav Ucickys FLÖTENKONZERT VON

SANSSOUCI (D 1930), MENSCH OHNE

NAMEN (D 1932) und DER POSTMEISTER

(D 1940) – mit einem kurzen Seitenblick auf die

Filme von Willi Forst in den dreißiger Jahren

• Ines Steiner: Mir tut das Mutterkreuz so weh

Gustav Ucickys Frauenbilder

•Diskussion Moderation Armin Loacker

16 Uhr

• Felix Moeller: Ufa, Tobis, Wien-Film

Goebbels und die Filmproduktionsfirmen

im Dritten Reich

17 Uhr

• Filmvorstellung (Doppelprogramm)

VERBOTENE FILME, D 2014, 90 Min.

Dokumentarfilm von Felix Moeller

Österreichische Erstaufführung

HEIMKEHR, D 1941, 94 Min.

Regie: Gustav Ucicky

•Diskussion und Publikumsgespräch

Thomas Koebner, Ines Steiner, Felix Moeller,

Armin Loacker, Moderation Frank Stern

Sonntag, 23. November 2014

13 Uhr

•Christoph Brecht:

Der unberechenbare Opportunist

Propaganda und Widerspruch in Ucickys

NS-Filmen

•Oliver Schreiber: Heimkehr?

Produktionsgeschichten zum Rosenhügel

in der NS-Zeit

•Diskussion Moderation Ines Steiner

16 Uhr

•Tamara Ehs: Politik und Recht der

Entnazifizierung: StaatskünstlerInnen

zwischen Amnesie und Amnestie

•Diskussion Moderation Ines Steiner

17.15 Uhr

• Frank Stern: Einführung zu AUFRUHR IN

DAMASKUS und »Reichspogrom:

Der Schauspieler Joachim Gottschalk«

• Filmvorführung

AUFRUHR IN DAMASKUS, D 1938, 84 Min.

•Diskussion und Publikumsgespräch

19.30 Uhr

•Klaus Davidowicz: »So spricht das Volk nicht«

MORGENROT zwischen Nationalismus und

Militarismus

• Filmvorführung

MORGENROT, D 1933, 81 Min.

•Diskussion und Publikumsgespräch

SYMPOSIUM GUSTAV UCICKY 43

Programm

Realisiert mit Unterstützung der Klimt-Foundation

Page 44: Retrospektive Gustav Ucicky 2014 Programm

Tickets freie PlatzwahlNormalpreis ¤ 8,–

Ermäßigt ¤ 7,–für Mitglieder von

sowie Kinder bis 14 Jahre, Studenten und Pensionisten, Besucher folgender Institutionen können vergünstigte Tickets beziehen: 21er Haus • brut • ImPulsTanz • Kunsthalle Wien • ÖNBSchauspielhaus • TAG • Theatermuseum • Weltmuseum • WestLichtwien.at • WUK

Ermäßigt ¤ 6,– für Mitglieder des

AbonnementNormalpreis 10-er ABO ¤ 65,–

Ermäßigt 10-er ABO ¤ 50,–für Mitglieder des

Gültig ein Jahr ab Datumsstempel. Für zehn Vorstellungen nachWahl. Maximal zwei Karten pro Vorstellung.

Reservierung per E-Mail unter [email protected] an der Kinokassa und telefonische Reservierung unter 01/512 18 03Öffnungszeiten Kinokassa 30 Minuten vor Beginn der ersten Vorstellung

METRO KinokulturhausJohannesgasse 4, 1010 Wien

U1, U3 Stephansplatz • U1, U2, U4 Karlsplatz


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