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REPORTAGE Im Reich des Donnerdrachens - alpenverein.de · BHUTAN REPORTAGE 42 DAV Panorama 1/2003...

Date post: 24-Aug-2019
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Pfeiffer (inzwischen auch Honorarkonsul des Königreichs Bhutan) heran und bat ihn um Unterstützung bei der Bildung eines Rettungs- teams. Übungsgelände gesucht Nachdem Kurt bereits im Frühjahr die Lage vor Ort erkundet, das heißt Leute ausgewählt und mit ihnen schon eine Woche trainiert hatte, flo- gen wir für den Hauptausbildungskurs Mitte September 2001 nach Bhutan. Erste Aufgabe war es, ein geeignetes Übungsgelände ausfindig zu machen. Absturzgelände gibt es in Bhutan zwar zur Genüge, aber wegen der kurvenrei- chen und engen Straßen braucht man bereits für wenige Kilometer Entfernung viel Zeit – und Autofahren wollten wir ja nicht schulen. Im Flugzeug der Druk Air war uns im Kuensel, Bhutans Zeitung, ein Bericht über den ersten Kletterclub des Landes „Vertical: Bhutan Climbing Club“ ins Auge gestochen. Bilder vom einzigen Klettergarten, nämlich der „Nose“, DAV Panorama 1/2003 43 BHUTAN REPORTAGE DAV Panorama 1/2003 42 Im Reich des Donnerdrachens Im Reich des Donnerdrachens und kurvenreichen Straßen ohne jegliche Absi- cherung. Auch Vermurungen der Hauptver- kehrsverbindung vor allem zur Monsunzeit zwingen die Bhutanesen, beim Queren beinahe unpassierbarer Hangrutschungen mit dem Ge- ländewagen ein hohes Risiko einzugehen. Thimphu ist erst seit den 60er Jahren mit Fahr- zeugen erreichbar, der Osten des Landes war es um vieles später. Heute noch wohnen etwa 80 Prozent der Bevölkerung mehr als eine Stunde von der nächsten Straße entfernt, ca. 50 Pro- zent brauchen sogar länger als einen Tag, um ein Fahrzeug zu erreichen. Die Zustiege zu den Dörfern verlaufen oft entlang steiler Flanken, ebenfalls häufig unter Absturzgefahr. Da es bisher keine Möglichkeit gab, verun- glückte Personen aus dem unzugänglichen Gelände zu bergen – Bhutan verfügt über kei- nen Hubschrauber –, trat der Leiter des „Jig- me Dorji Wangchuck National Referral Hos- pital“, Dr. Dorji Wangchuk, an den Initiator der Deutschen Bhutan Hilfe e.V., Dr. Wolfgang gen Veranstaltern, die den Regeln der TAB, der Tourist Authority of Bhutan unterstehen, oder über deutsche Anbieter. Eine Reise auf eigene Faust ist nicht möglich. Verkehrstechnische Extremlage In diesem für Ausländer lange Zeit unzugäng- lichen Himalaya-Königreich sollen wir, mein Vater Kurt und ich, im Auftrag der Deutschen Bhutan Hilfe ein Bergrettungsteam aufbauen. Wie wichtig das Vorhaben für Bhutan war, zeigte sich bereits kurz vor unserer Ankunft im Herbst 2001: Nur wenige Kilometer von der Hauptstadt Thimphu entfernt war ein Fahr- zeug von der Straße abgekommen und in eine unzugängliche Schlucht gestürzt. Es dauerte vier Tage, bis Helfer im felsigen Gelände zur verunglückten Fahrerin vordringen konnten, leider zu spät. Solche Unfälle sind in Bhutan kein Einzelfall. Die Ursachen liegen in der stei- len Topographie des Landes, den schroffen Schluchten und Pässen und den sehr schmalen Im Auftrag der Deutschen Bhutan Hilfe e.V. machten sich im Herbst 2001 zwei Innsbrucker Berg- rettungsmänner nach Bhutan auf, um dort das erste Bergret- tungsteam des Landes auszubilden. Im Oktober 2002 fand Teil II der Ausbildung statt. VON HARALD PITTRACHER D as Königreich Bhutan, ein kleiner Hi- malaya-Staat zwischen Tibet und In- dien, steigt von den tropischen Schwemmländern im Süden innerhalb kurzer Distanz steil bis zu den höchsten Bergen des Landes auf über 7500 Meter an. Das Land ist in etwa so groß wie die Schweiz und hat zirka 600.000 Einwohner. Tropische Regenwälder, Reisfelder, Laub- und Nadelwälder, Yakwiesen und Gletscher beherrschen die Landschaft. Hier gibt es auch den höchsten noch unbestie- genen Berg der Welt, den Gangkhar Puensum (7541 m). Bhutans Berge waren nämlich nur von 1983 bis 1994 für Bergsteiger zugänglich. Danach wurden sie als Sitz der Götter wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung überlassen und den Menschen verschlossen. Besucher können in Bhutan auf verschiede- nen Trekkingrouten wandern, die zum Teil in Höhen von über 5000 Meter führen und von drei Tagen bis zu fünf Wochen dauern. Orga- nisiert werden die Trekkings von ortsansässi- Der repräsentative Palast Trashi Chhoe Dzong in Thimphu ist Sitz des Königs von Bhutan (oben); ein ungewohntes Motiv hat sich in die Bildleiste geschlichen: Bhutans erstes Berg- rettungsteam übt mit Stahlseil und Auf- winde, während das Leben drumherum seinen gemächlichen Gang weitergeht. Fotos: Harald Pittracher
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Pfeiffer (inzwischen auch Honorarkonsul desKönigreichs Bhutan) heran und bat ihn umUnterstützung bei der Bildung eines Rettungs-teams.

Übungsgelände gesuchtNachdem Kurt bereits im Frühjahr die Lage vorOrt erkundet, das heißt Leute ausgewählt undmit ihnen schon eine Woche trainiert hatte, flo-gen wir für den Hauptausbildungskurs MitteSeptember 2001 nach Bhutan. Erste Aufgabewar es, ein geeignetes Übungsgelände ausfindigzu machen. Absturzgelände gibt es in Bhutanzwar zur Genüge, aber wegen der kurvenrei-chen und engen Straßen braucht man bereits fürwenige Kilometer Entfernung viel Zeit – undAutofahren wollten wir ja nicht schulen.

Im Flugzeug der Druk Air war uns imKuensel, Bhutans Zeitung, ein Bericht über denersten Kletterclub des Landes „Vertical: BhutanClimbing Club“ ins Auge gestochen. Bildervom einzigen Klettergarten, nämlich der „Nose“,

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BHUTAN REPORTAGE

DAV Panorama 1/200342

Im Reich des DonnerdrachensIm Reich des Donnerdrachens

und kurvenreichen Straßen ohne jegliche Absi-cherung. Auch Vermurungen der Hauptver-kehrsverbindung vor allem zur Monsunzeitzwingen die Bhutanesen, beim Queren beinaheunpassierbarer Hangrutschungen mit dem Ge-ländewagen ein hohes Risiko einzugehen.Thimphu ist erst seit den 60er Jahren mit Fahr-zeugen erreichbar, der Osten des Landes war esum vieles später. Heute noch wohnen etwa 80Prozent der Bevölkerung mehr als eine Stundevon der nächsten Straße entfernt, ca. 50 Pro-zent brauchen sogar länger als einen Tag, umein Fahrzeug zu erreichen. Die Zustiege zu denDörfern verlaufen oft entlang steiler Flanken,ebenfalls häufig unter Absturzgefahr.

Da es bisher keine Möglichkeit gab, verun-glückte Personen aus dem unzugänglichen Gelände zu bergen – Bhutan verfügt über kei-nen Hubschrauber –, trat der Leiter des „Jig-me Dorji Wangchuck National Referral Hos-pital“, Dr. Dorji Wangchuk, an den Initiatorder Deutschen Bhutan Hilfe e.V., Dr. Wolfgang

gen Veranstaltern, die den Regeln der TAB, derTourist Authority of Bhutan unterstehen, oderüber deutsche Anbieter. Eine Reise auf eigeneFaust ist nicht möglich.

Verkehrstechnische ExtremlageIn diesem für Ausländer lange Zeit unzugäng-lichen Himalaya-Königreich sollen wir, meinVater Kurt und ich, im Auftrag der DeutschenBhutan Hilfe ein Bergrettungsteam aufbauen.Wie wichtig das Vorhaben für Bhutan war,zeigte sich bereits kurz vor unserer Ankunft imHerbst 2001: Nur wenige Kilometer von derHauptstadt Thimphu entfernt war ein Fahr-zeug von der Straße abgekommen und in eineunzugängliche Schlucht gestürzt. Es dauertevier Tage, bis Helfer im felsigen Gelände zurverunglückten Fahrerin vordringen konnten,leider zu spät. Solche Unfälle sind in Bhutankein Einzelfall. Die Ursachen liegen in der stei-len Topographie des Landes, den schroffenSchluchten und Pässen und den sehr schmalen

Im Auftrag der Deutschen Bhutan

Hilfe e.V. machten sich im Herbst

2001 zwei Innsbrucker Berg-

rettungsmänner nach Bhutan

auf, um dort das erste Bergret-

tungsteam des Landes auszubilden.

Im Oktober 2002 fand Teil II der

Ausbildung statt.

� VON HARALD PITTRACHER

Das Königreich Bhutan, ein kleiner Hi-malaya-Staat zwischen Tibet und In-dien, steigt von den tropischen

Schwemmländern im Süden innerhalb kurzerDistanz steil bis zu den höchsten Bergen desLandes auf über 7500 Meter an. Das Land istin etwa so groß wie die Schweiz und hat zirka600.000 Einwohner. Tropische Regenwälder,Reisfelder, Laub- und Nadelwälder, Yakwiesenund Gletscher beherrschen die Landschaft.Hier gibt es auch den höchsten noch unbestie-genen Berg der Welt, den Gangkhar Puensum(7541 m). Bhutans Berge waren nämlich nurvon 1983 bis 1994 für Bergsteiger zugänglich.Danach wurden sie als Sitz der Götter wiederihrer ursprünglichen Bestimmung überlassenund den Menschen verschlossen.

Besucher können in Bhutan auf verschiede-nen Trekkingrouten wandern, die zum Teil inHöhen von über 5000 Meter führen und vondrei Tagen bis zu fünf Wochen dauern. Orga-nisiert werden die Trekkings von ortsansässi-

Der repräsentative Palast Trashi ChhoeDzong in Thimphu ist Sitz des Königs von Bhutan (oben);ein ungewohntes Motiv hat sich in dieBildleiste geschlichen:Bhutans erstes Berg-rettungsteam übt mit Stahlseil und Auf-winde, während dasLeben drumherum seinen gemächlichenGang weitergeht.

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Abseilübung amStahlseil von der „Nose“

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statt – unter den kritischen Blicken des Maga-zinverwalters. Über Verbandsmaterial und For-molbehälter ging es hinab zu den Sauerstoff-flaschen, wo der sichere Boden wieder erreichtwar. Auch Verankerungen für die Aufwindeund das Einlegen des Stahlseils konnten gut imTrockenen geübt werden.

Durch Schlamm und DschungelNach den ersten Grundkenntnissen ging esdann an die Praxis. Trotz teilweise starken Re-gens und obwohl der Großteil unserer Männerweder Anorak noch feste Schuhe besaß, übtenwir den für Bhutan klassischen Einsatz: Mitdem Stahlseil wurde in eine steile Schlucht ab-gefahren und der Retter mit einem Opfer wie-der aufgezogen. Das Verankern direkt am Stra-

ßenrand fand nicht etwa an einem großenBaum statt, sondern an den Blattfedern des unszur Verfügung stehenden Land Cruisers –schließlich musste die Straße während derÜbung befahrbar bleiben. Unsere bhutanischenFreunde waren mit großem Eifer und Begeiste-rung dabei: Alles Gelernte wurde gleich umge-setzt, kleine Fehler wurden von den Kollegensofort erkannt und lauthals kommentiert.

Der zu dieser Jahreszeit beinahe überall auf-tretende Schlamm hat einen sehr hohen Sand-anteil und setzte der Bremsscheibe der Auf-winde stark zu. Schon nach wenigen MeternAbseilen stellten wir eine hohe Abnützung derAufwinde fest, so dass die Burschen das Seilvor der Bremstrommel mit Fetzen reinigenmussten. Bewundernswert war auch der un-bändige Einsatz der Mannschaft. Keiner drück-

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waren zu sehen gewesen – ein geeignetes Schu-lungsgelände.

Zwar konnte uns zunächst niemand sagen,wo der Kletterclub trainiert, doch waren direktan den Berghängen oberhalb des Krankenhau-ses, unseres Einsatzzentrums, Felsen zu sehen.Dort begannen wir unsere Erkundungstour.

Nur im Geländegang gelangten wir im tiefen,vom Monsun aufgeweichten Schlamm die steileErdstraße durch kleine Ansiedlungen hindurchzum Fuß des Felsens. Hier leben die Menschenin sehr einfachen Hütten, Frauen zerschlagenmit dem Hammer Steinbrocken, um Schotter zugewinnen. Daneben werden aus Lehm und Strohhändisch Ziegel hergestellt, die – sofern siescheint – in der Sonne getrocknet werden. Unser Fahrer blieb beim Auto, wir stiegen zumFelsen hinauf und stellten fest, dass es die Nosewar: Bühlerhaken in vom dickem Moos geputz-ten Felsabschnitten waren ein eindeutiges Zei-chen. Der Klettergarten ist ca. 30 Meter hochund zum Üben ideal. Am Nachmittag fandenwir noch zwei Schluchten direkt neben der Stra-ße, das Übungsgebiet war somit abgesteckt.

Ausbildung im TrockenenIm Magazin des Hospitals wurde das Bergret-tungsmaterial aufbewahrt, dass wir bei zahlrei-chen Firmen und Freunden gesammelt hatten –etwa 350 Kilogramm Ausrüstung, von der Faserseilwinde über Stahlseil und Tragkraxen,Gebirgstragen, Klettergürtel, Karabiner, Helme,Rucksäcke etc. waren zusammengekommen.

Obwohl wir alles rechtzeitig von Österreich ab-geschickt hatten, war die Hilfslieferung nochnicht eingetroffen. Sie befand sich in Delhi undsollte in den nächsten Tagen eingeflogen wer-den, so versicherte man uns. Glücklicherweisereichte das bereits im Frühjahr mitgebrachteMaterial – ebenfalls Spenden – für die bergret-tungstechnische Grundausbildung aus: FünfHelme, einige Abseilachter, Reepschnüre undSchraubkarabiner, zwei komplett unterschied-liche Klettergürtel, 80 Meter Statikseil sowieStahlseile in unterschiedlichen Längen und eineAufwinde standen zur Verfügung.

Der Monsunregen hatte das Land fest imGriff, weshalb vor allem in den Vormittags-stunden die Unterrichtseinheiten im Magazinstattfanden. Geübt und wiederholt wurden zu-erst die Knoten. Die 14 Kursteilnehmer, Fahrerund Pfleger des Krankenhauspersonals, warenmit großer Begeisterung dabei. Nicht alle konn-ten dem Unterricht in englischer Sprache fol-gen, so dass die Inhalte auch in Dzongkha, dieNationalsprache Bhutans, übersetzt werdenmussten. Da einige Knoten schwer verständli-che englische Namen haben, benannten wir siezusammen mit der Mannschaft um: Der Mast-wurf wurde so zum „Mastknot“, der Sacksticzum „Sackknot“ und der Kreuzklemmknotenzum „Jümarknot“.

Noch nie haben wir Leute so schnell Kno-ten lernen sehen wie in Bhutan. Den meistenreichte es, wenn z. B. der Mastwurf einmal ge-zeigt wurde, um ihn anschließend nachmachenzu können. Interessant vor allem, da unserTeam ja nicht aus Bergsteigern oder Kletterernbestand und die Materie ganz neu war. Die ers-ten Abseilübungen fanden auch im Magazin

BHUTAN REPORTAGE

Herbst 2002: Die Ärztin Dr. Lungtenverstärkt das Berg-rettungsteam (l.); endlich kann auch mit der Gebirgstragegeübt werden (r.).

Noch nie haben wir Leute so schnell Knoten

lernen sehen

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te sich, alle wollten in die Schlucht hinab. Da-bei musste zum Teil der Startplatz erst mit demBuschmesser freigeschnitten werden, da dichterRhododendron-Bewuchs den Weg versperrte.Ohne Anorak und meist mit Straßenschuhenund Sandalen ging es durch das dichte, oft vomRegen triefende Blätterdach in die Schluchthinab. Ganz ungefährlich war die Sache nicht,mit lockeren Steinblöcken und losem Totholzmusste immer wieder gerechnet werden. Unse-re Übungen bewirkten großes Aufsehen bei derBevölkerung. Autos, die die Straße passierten,blieben stehen, die Menschen wollten helfen,schauten zu. Was sie sahen, war neu für sie.

Prüfung an der „Nose“Nach den ersten Schluchtbergungen stattetenwir der Nose einen Besuch ab. Die Granitwandeignete sich sehr gut zum Abseilen und auch fürdie Bergrettungstechnik war das Trainingsge-biet hervorragend. Zum Aufbauen und Veran-kern der Seilwinde mussten große Felsbrockengenommen werden, hier kamen die gelerntenKnoten bereits erfolgreich zum Einsatz.

Nach über einer Woche Training tratenschließlich 14 Bhutanesen zur Prüfung in Sa-chen Bergrettungstechnik an. Jeder musste ein-zeln die Knoten vorzeigen, den Klettergürtel

richtig anlegen und vom Felsen oberhalb derHauptstadt abseilen. Am Boden angekommenwar eine Verankerung für das Stahlseil zu er-richten und dieses anschließend richtig einzu-legen sowie der ordnungsgemäße Einsatz derSeilwinde vorzuführen. Danach hieß es soschnell wie möglich wieder den Felsen auf ei-nem moosigen Weg besteigen, da für dennächsten Prüfling der Klettergürtel wieder gebraucht wurde. Die Prüfung dauerte denganzen Vormittag und alle waren mit etwasNervosität, aber voller Begeisterung dabei. Wirwaren nicht überrascht, dass alle die Prüfunggut schafften, einige beherrschten die Materieso sicher, dass sie uns für eine spätere selbst-ständige Ausbildung gut geeignet schienen.

Unsere geprüften Bergrettungsmänner woll-ten nun natürlich ihr Können vorzeigen. Des-

halb luden wir Vertreter des Krankenhausesund das örtliche Fernsehen zu einer Bergungs-demonstration ein, die vorab mehrfach geübtwurde. Die Vorführung klappte bestens und sostand der anschließenden Diplomverleihung imKrankenhaus nichts mehr im Weg. Unter Bei-sein eines hohen Vertreters aus dem Gesund-heitsministerium wurden den Rettungsmän-nern Urkunden überreicht und dem Team derName „Emergency Rescue Team“ verliehen.

Ein Jahr späterIm Oktober 2002 fand Teil II der Ausbildungfür Bhutans erstes Bergrettungsteam statt, das– inzwischen auf 20 Köpfe angewachsen – be-reits selbstständige Übungen vor Ort durchge-führt hatte. Verstärkt wurde das Team auchdurch eine junge Ärztin, die sich aus Interessean den Rettungstechniken der Mannschaft an-geschlossen hat. Frau Dr. Lungten hält es fürextrem wichtig, dass so schnell wie möglichauch ein Arzt zu den Unfallopfern gebrachtwerden kann. Mit Geräten und Seilen kam sie– wie die weiteren neuen Teammitglieder –während der Ausbildung schnell zurecht. Auchdas passive Abseilen am Stahlseil über steilesGelände machte ihr keine Angst.

Nach der erfolgreichen Schulung an den einJahr zuvor verspätet eingetroffenen Geräten –Gebirgstrage, Rettungsdreieck, Faserseilwinde– zeigte sich der Gesundheitsminister des Lan-des bei einer weiteren Vorführung beeindruckt:„Das Rettungsteam ist überaus wichtig für dieRegion rund um die Hauptstadt Thimphu. Die jetzt ausgebildete Gruppe soll in Zukunftweitere Rettungsmannschaften ausbilden. Sowird es langfristig möglich sein, verunglücktePersonen in ganz Bhutan zu bergen und ihnenmöglicherweise das Leben zu retten“, sagte derMinister.

Für die Zukunft ist eine weitere Zu-sammenarbeit mit der Bhutan Hilfe geplant,um eine Fortführung der Ausbildung und eineweitere Verbesserung der Qualität des gebilde-ten Rettungswesens zu garantieren. DieSchirmherrschaft der Bhutan Hilfe wird dieNachhaltigkeit des Projekts sichern und denFortbestand des Rettungsteams garantieren. �

Harald Pittracher ist staatl. geprüfter Berg- und

Skiführer, Ausbilder bei der Bergrettung Inns-

bruck und Diplombiologe. Im DuMont Verlag ist

von ihm „Wandern auf Madeira” erschienen.

Weitere Info unter www.bhutan-hilfe.de

DAV Panorama 1/2003

BHUTANREPORTAGE

Alltagsimpressionenaus den StraßenThimphus, derHauptstadt Bhutans

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Vorstellung im bhutanischen

Fernsehen BBS


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