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Rep 71 075 077 - BOA PYTHON · PDF filede Bürgerkrieg in Angola, der Gott sei Dank seit...

Date post: 22-Mar-2018
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Sicherlich ist Python an- chietae einer der seltens- ten und doch schönsten Pythonarten, die im Ter- rarium gehalten werden. Es gibt mehrere Fakto- ren, die begründen, wa- rum diese Pythonart so rar in der Terraristik anzutreffen ist. Zum ei- nen ist dies sicher das ohnehin rela- tiv kleine Verbreitungsgebiet in Süd- Angola und im nördlichen Namibia. Der mehrere Jahrzehnte andauern- de Bürgerkrieg in Angola, der Gott sei Dank seit Mai 2002 offiziell vorbei ist, und die leider daraus ent- standene Hungersnot für die Bevöl- kerung, wobei wahrscheinlich auch viele Pythons unter deutlichen Jagd- druck gerieten, haben wohl dazu ge- führt, dass nur wenig über diese Art bekannt ist. Der Export von Python anchietae ist in beiden Herkunfts- ländern verboten. Der Angola-Py- thon unterliegt dem Washingtoner Artenschutzabkommen, er wird dort in Anhang II ge- führt (EU-Artenschutzver- ordnung Anhang B). Haltung Ein ausgewachsenes Angolapython- Weibchen kann eine Größe von 180 cm und ein Gewicht bis zu 5 kg erreichen; solche Maße sind aber eher selten. Im Normalfall erlangen Weibchen maximal eine Größe von 160–170 cm und ein Gewicht von 3– 4 kg, selten darüber. Das Männchen bleibt deutlich kleiner und leichter als das Weibchen und erreicht nur eine Größe von ca. 150 cm. Das Kör- pergewicht des Männchens sollte im Terrarium zwischen 2 und 2,5 kg lie- gen, und es sollte nicht zu massig sein. Python anchietae ist eine sehr neugierige und aktive Pythonart, die im Terrarium immer wieder bei ihren Erkundungstouren zu beobachten ist, sehr zur Freude des Pflegers. Das Terrarium sollte für zwei aus- gewachsene Tiere eine Mindestgröße von 150 x 70 x 70 cm (Länge x Breite x Höhe) haben, größer und höher wä- re sicherlich sehr von Vorteil. Eine oder zwei zusätzliche Ablageflä- che(n), auf halber Terrarienhöhe montiert, werden immer wieder ger- ne aufgesucht und erweitern die nutzbare Terrarienfläche nochmals. Die Tagestemperatur sollte bei 29– 32 °C liegen, und diese Höchstwerte sollten nicht überschritten werden. Eine kühlere Stelle von unter 28– 26 °C sollte ebenfalls vorhanden sein. Die Nachttemperatur liegt bei 23–26 °C, und die Luftfeuchtigkeit sollte um die 50 % betragen. Der Bodengrund kann weich, sollte aber nicht nass sein. Man kann z. B. Torf, Rinde, Holzspäne, Räucherspä- ne oder diverse Erdge- mische verwenden. Ein Topf, ein hohl liegen- des Korkstück oder REPTILIA 63 Siebenjähriges Muttertier mit 16 Tage altem Jungtier
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Page 1: Rep 71 075 077 - BOA PYTHON · PDF filede Bürgerkrieg in Angola, der Gott sei Dank seit Mai 2002 offiziell vorbei ist,und die leider daraus ent-standene Hungersnot für die Bevöl

Sicherlich ist Python an-chietae einer der seltens-ten und doch schönstenPythonarten, die im Ter-rarium gehalten werden.Es gibt mehrere Fakto-ren, die begründen, wa-

rum diese Pythonart so rar in derTerraristik anzutreffen ist. Zum ei-nen ist dies sicher das ohnehin rela-tiv kleine Verbreitungsgebiet in Süd-Angola und im nördlichen Namibia.Der mehrere Jahrzehnte andauern-de Bürgerkrieg in Angola, der Gottsei Dank seit Mai 2002 offiziellvorbei ist, und die leider daraus ent-standene Hungersnot für die Bevöl-kerung, wobei wahrscheinlich auchviele Pythons unter deutlichen Jagd-druck gerieten, haben wohl dazu ge-führt, dass nur wenig über diese Artbekannt ist. Der Export von Pythonanchietae ist in beiden Herkunfts-ländern verboten. Der Angola-Py-thon unterliegt dem WashingtonerArtenschutzabkommen, erwird dort in Anhang II ge-führt (EU-Artenschutzver-ordnung Anhang B).

HaltungEin ausgewachsenes Angolapython-Weibchen kann eine Größe von 180 cm und ein Gewicht bis zu 5 kgerreichen; solche Maße sind abereher selten. Im Normalfall erlangenWeibchen maximal eine Größe von160–170 cm und ein Gewicht von 3–4 kg, selten darüber. Das Männchenbleibt deutlich kleiner und leichterals das Weibchen und erreicht nureine Größe von ca. 150 cm. Das Kör-pergewicht des Männchens sollte imTerrarium zwischen 2 und 2,5 kg lie-gen, und es sollte nicht zu massigsein. Python anchietae ist eine sehrneugierige und aktive Pythonart, dieim Terrarium immer wieder bei ihrenErkundungstouren zu beobachtenist, sehr zur Freude des Pflegers.Das Terrarium sollte für zwei aus-gewachsene Tiere eine Mindestgrößevon 150 x 70 x 70 cm (Länge x Breite

x Höhe) haben, größer und höher wä-re sicherlich sehr von Vorteil. Eineoder zwei zusätzliche Ablageflä-che(n), auf halber Terrarienhöhemontiert, werden immer wieder ger-ne aufgesucht und erweitern dienutzbare Terrarienfläche nochmals.Die Tagestemperatur sollte bei 29–32 °C liegen, und diese Höchstwertesollten nicht überschritten werden.Eine kühlere Stelle von unter 28–26 °C sollte ebenfalls vorhandensein. Die Nachttemperatur liegt bei23–26 °C, und die Luftfeuchtigkeitsollte um die 50 % betragen.Der Bodengrund kann weich, sollteaber nicht nass sein. Man kann z. B.Torf, Rinde, Holzspäne, Räucherspä-ne oder diverse Erdge-mische verwenden. EinTopf, ein hohl liegen-des Korkstück oder

REPTILIA 63

Siebenjähriges Muttertier mit16 Tage altem Jungtier

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ein anderer Unterschlupf wird alsVersteck immer wieder gern aufge-sucht. Eine stabile Terrarienein-richtung kann ich nur empfehlen, daAngolapythons sehr aktiv sind. EineBademöglichkeit sollte ebenfallsangeboten werden.

NahrungDie Futtertiere werden je nach Grö-ße und Bedarf der Schlangen ange-boten. Da Python anchietae sich aufeine bestimmte Beutetierart spezia-lisieren kann, sollte man das ganzeSpektrum von Renn- und Spring-mäusen, Hamstern, Küken und Rat-ten über Meerschweinchen bis zuZwergkaninchen anbieten. Von ei-ner Lebendfütterung rate ich ab,denn das Futtertier kann tiefe Biss-wunden und Verletzungenan der Schlange ver-ursachen, und

zurück bleiben nicht sehr ansehnli-che Narben.Abgetötete Tiere sind für alle dreiParteien – Futtertier, Schlange undPfleger – immer von Vorteil. Es be-deutet weniger Stress für die Tiere,und die Schlange wird dadurch we-niger hektisch und etwas zahmer.Das Futter sollte in einer separatenFutterbox angeboten werden, damitman den Python besser bei der Nah-rungsaufnahme beobachten und be-

gutachten kann. Auch das Hand-ling mit der Schlange wird

durch diese Art der Füt-terung immer wieder

aufgefrischt.

NachzuchtDie Paarungszeitdes Angolapy-

thons erstreckt sichvon November bis in

den April hinein. DieTages- und Nachttempe-

raturen sollten im Herbst umca. 4–6 °C gesenkt werden. DasWeibchen, das zur Nachzucht ausge-sucht wird, sollte ein Körpergewichtvon mindestens 2 kg haben, und dasMännchen sollte nicht schwerer alsmaximal 2,5 kg sein, damit es in derPaarungszeit noch aktiv ist. Größeund Gewicht des Muttertieres betru-gen bei uns bei der Befruch-tung 150 cm und 2,4 kg.Das trächtige Weibchen

wird nach der Paa-rung, wenn

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TerraristikbörseKarlsruhe

Sommerbörse05.07.200810.00 Uhr bis 15.00 Uhr

Ausstellung, Verkauf und Tausch vonTerrarientieren wie

Amphibien, Echsen, lebende Insekten,Leguane, Reptilien, Schildkröten, Scolopender,Schlangen, Skorpione, Spinnentiere, Literatur,

Terrarien, Futtertiere und Zubehör

Karlsruhe, Stadtteil NeureutIn der Badnerlandhalle

Rubensstr. 21, 76149 KarlsruheEintritt: Erwachsene 6,– €

Kinder von 5-12 Jahren 2,– €Infos und Anbietertischreservierung:

www.tbka.deoder Klaus Baumgärtner

Tel. 0171-7530830

Spätjahresbörse08.11.2008

Terrarium des Autors

Fütterung eines ausgewachsenen Angolapythonsmit einer abgetöteten adulten Ratte

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Paarung

Eiablage bei einem Angolapython

Zwillingsschlupf

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möglich, von demMännchen getrennt gehalten, damitman es besser beobachten und dasFutter kontrollierter anbieten kann.Trächtige Angolapython-Weibchenverweigern in der Regel bald die Nah-rung, in den wenigsten Fällen frisstdas Tier sporadisch weiter. Un-

ser Muttertier hat sich 29 Tagevor der Eiablage das letzte Mal

gehäutet.Nach einer Tragzeit von etwa vierMonaten werden ca. 4–10 Eier abge-setzt. Je nach Größe und Vitalitätdes Weibchens kann die Zahl undGröße der abgesetzten Eier sehrunterschiedlich ausfallen, bei uns

wurden Gelege mit 8–10 Eiern abge-setzt. In einem Gelege mit achtEiern trat ein Zwillingsschlupf auf;diese Zwillinge waren um einigeskleiner als die anderen Jungtiere.Die Bruttemperatur sollte bei min-destens 30,5 °C liegen und darf bisauf maximal 32 °C schwanken. DieInkubationszeit der Eier im Brutkas-ten beträgt je nach Inkubationstem-peratur 57–70 Tage, bei uns dauerte es60–62 Tage bis zum Schlupf derBabys. Lediglich bei dem Zwillings-schlupf betrug die Inkubationszeitnur 59 Tage, bei den anderen Eierndesselben Geleges 60 Tage.Nach dem Anritzen des Eies mit demEizahn durchstößt der junge Pythonbald die Eihülle und wird das Eiinnerhalb von 1–2 Tagen selber ver-lassen. Bitte das Jungtier nicht ausdem Ei ziehen oder zerren, das An-golapython-Baby wird auch ohne gutgemeinte Hilfe des Pflegers aus demEi schlüpfen. Das Gewicht derSchlüpflinge kann 36–90 g betragen,die Schlupflänge liegt bei 38–55 cm.Die Jungen gehen in der Regel nachder ersten Häutung an das angebote-ne Futter. Dieses sollte für die ersteFütterung nicht größer als eine leichtbehaarte Ratte sein, und die Füt-terungsintervalle können am Anfangzwischen 5 und 7 Tage betragen. NachAnheben der Futtertiergröße kannder Abstand zwischen zwei Fütte-rungen 7–10 Tage betragen.Die Aufzucht der jungen Angolapy-thons sollte in Einzelhaltung erfol-gen. Diese Aufzucht-Variante ist vonVorteil, weil man das Tier besserbeobachten und das Futter gezielteranbieten kann. Bei idealer Haltungund Pflege kann der Schützling über20 Jahre alt werden.

P.S.Die hier veröffentlichten Daten undAngaben stammen aus der Erfah-rung mit unseren eigenen Tieren.Bitte beachten Sie, dass jeder Halterseine eigenen Erfahrungen machtund dass es immer Tiere gibt, die sichanders verhalten. Jeder Angolapy-thon hat seinen eigenen Charakterund seine Eigenarten. Alle Fotos indiesem Artikel zeigen bei uns imTerrarium aufgenommene Tiere.

Angolapython-Gelege (8 Eier)Eigewicht Eigröße Gewicht Schlüpfling Größe Schlüpfling92 Gramm 51 x 70 mm 70 Gramm 45 cm89 Gramm 50 x 69 mm 69 Gramm 43 cm91 Gramm 50 x 70 mm 71 Gramm 44 cm90 Gramm 51 x 71 mm daraus entwickelte sich ein ZwillingsschlupfZwilling 37 Gramm 39 cmZwilling 36 Gramm 38 cm

93 Gramm 51 x 71 mm 73 Gramm 46 cm91 Gramm 50 x 70 mm 72 Gramm 45 cm90 Gramm 49 x 70 mm 71 Gramm 42 cm92 Gramm 51 x 71 mm 73 Gramm 43 cm

ø 91 Gramm 50,1 x 70,2 mm 63,6 Gramm 42,7 cm

Gelege-Gewicht Total: 728 GrammInkubationsdauer der Eier bei 31,5 °C: die Zwillinge 59 Tage, alle anderen 60 TageGröße und Gewicht des Muttertiers bei Befruchtung: 150 cm, 2,4 kgLetzte Häutung 29 Tage vor der Eiablage

Angolapython-Gelege (10 Eier)Eigewicht Eigröße Gewicht Schlüpfling Größe Schlüpfling85 Gramm 53 x 67 mm 43 Gramm 40 cm110 Gramm 54 x 70 mm 75 Gramm 48 cm116 Gramm 55 x 71 mm 80 Gramm 48 cm112 Gramm 52 x 71 mm 76 Gramm 50 cm110 Gramm 51 x 72 mm nicht entwickelt nicht entwickelt108 Gramm 50 x 72 mm 73 Gramm 47 cm104 Gramm 50 x 71 mm 72 Gramm 49 cm107 Gramm 51 x 72 mm 70 Gramm 48 cm98 Gramm 50 x 70 mm 71 Gramm 46 cm96 Gramm 49 x 69 mm nicht entwickelt nicht entwickelt

ø104,6 Gramm 51,5 x 70,5 mm 70 Gramm 47 cmGelege-Gewicht Total: 1.045 GrammInkubationsdauer der Eier bei 31 °C: 62 TageGröße und Gewicht des Muttertiers bei der Befruchtung: 170 cm, 3,6 kgLetzte Häutung 28 Tage vor der Eiablage

Nachzuchttier


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