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Reinhard Michl o uchs und se sich ute Nacht sagen · Reinhard Michl, geboren 1948, hat nach einer...

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Reinhard Michl Wo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen
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Reinhard MichlWo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen

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Reinhard Michl, geboren 1948, hat nach einer Schriftsetzerlehre an der Aka-demie der Bildenden Künste in München studiert. Seit 1980 veröffentlicht erBilderbücher – vornehmlich Tiergeschichten –, für die er viele Preise erhaltenhat. Für die Programme dtv junior und Gerstenberg hat er mehrere Titelillustriert, u.a. ›Wie Hund und Katz‹, ›Marabu und Känguruh‹, ›Es klopft beiWanja in der Nacht‹ und den berühmten ›Findefuchs‹.

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Deutscher Taschenbuch Verlag

Wo Fuchs und Hasesich Gute Nacht sagen

Tiergeschichten und -gedichte

Ausgewählt und illustriertvon Reinhard Michl

Gerstenberg

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Leicht veränderte AusgabeIn neuer Rechtschreibung

Oktober 20062006 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG,

Münchenwww.dtvjunior.de

© 2002 Gerstenberg Verlag, HildesheimTextauswahl von Reinhard Michl, Caroline Jacobi und Petra Albers

Umschlagkonzept: Balk & BrumshagenUmschlagbild: Reinhard Michl

Layout: Reinhard MichlGesetzt aus der Janson 12/18 .

Gesamtherstellung: Kösel, KrugzellPrinted in Germany

ISBN-13: 978-3-423-71192-0ISBN-10: 3-423-71192-2

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Inhalt

Von Tieren im Wasser

Ted Hughes Wie der Wal erschaffen wurde 12Heinz Erhardt Der Kabeljau 19Kurt Schwitters Kleines Gedicht für große Stotterer 20Alfred Wellm Der Affe und das Krokodil 21Joachim Ringelnatz An einem Teiche 24Johann Wolfgang Goethe Die Frösche 25W. M. Garschin Der Frosch macht eine Reise 26

Von Tieren in der Luft

Wie der Zaunkönig für eine halbe Stunde der Königder Vögel wurde 34

Jean de La Fontaine Der Rabe und der Fuchs 39Theodor Fontane Die zwei Raben 41Christian Morgenstern Gruselett 42Ist der Spatz so krank? 44Hoffmann von Fallersleben Wettstreit 46Wilhelm Busch Fink und Frosch 48Hans Christian Andersen Die Nachtigall 49

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◆ Inhalt ◆

Von Tieren im Feld und auf der Wiese

Erwin Moser Brief eines Mistkäfers 66Max Kruse Herr Schneck 75Franz Hohler Der tragische Tausendfüßler 76Josef Guggenmos Oh, Verzeihung, sagte die Ameise 77Leo Lionni Frederick 78Josef Guggenmos Die kleine freche Maus 81Leo Tolstoi Die Mäuse 82

Grégoire Solotareff Nachrichten für Paul Maulwurf 84Ludvík Askenazy Hasen pfeifen nicht 86Gerhard Rühm hasen-ode 87Äsop Der Hase und die Schildkröte 88

Von Tieren im Wald und in der Wildnis

Max Bolliger Kleines Glück und Wilde Welt 92Günter Bruno Fuchs Entdeckung der Bärenhöhle 96Heinz Erhardt Ein Brombär, froh und heiter 96Gina Ruck-Pauquet In jedem Wald ist eine Maus, die Geige spielt 97Hans Manz Ein Bär auf der Jagd 102Peter Hacks Der Bär auf dem Försterball 104Alberto Moravia Eine schöne Ameise ist einen

Kaiser wert 109Michael Ende Tranquilla Trampeltreu,

die beharrliche Schildkröte 117

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Äsop Der Löwe und die Maus 125Jürg Schubiger Das Löwengebrüll 125Rainer Maria Rilke Der Panter 128E.E. Cummings Der Elefant und der Schmetterling 130Rudyard Kipling Das Elefantenkind 135

Von Tieren im Haus und auf dem Hof

Gebrüder Grimm Die Bremer Stadtmusikanten 148Wolfram Hänel Der alte Pat und Billy, der Ziegenbock 153Erich Fried Der Mausefall 160Josef Lada Mikesch in der Schule 161Jutta Richter Die Kellerkatze 166Gina Ruck-Pauquet Die Katze 170Hans Adolf Halbey Ein geapfelter Schimmel im Haus 172Paul Maar Die Geschichte von der Kuh Gloria 174Munro Leaf Ferdinand 177Robert Gernhardt Das gute Schwein 180

Verzeichnis der Autoren,Geschichten, Gedichte und Quellen 182

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Vorwort

Wo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen – das muss schon ein fabelhafter Ortsein, denn gemeinhin pflegen sich Raubtier und Beute nicht mit Höflichkeitenaufzuhalten. Doch natürlich geht es in Tiergeschichten fabelhaft zu, denn siesind keine zoologischen Abhandlungen, sondern Geschichten, in denen sichTierisches und Menschliches auf wundersame Weise vermengt. Tierfabeln ge-hen zurück auf uralte Zeiten, in denen einzelne Menschen sich mit bestimmtenTieren eins fühlten und im Verhalten anderer Tiere das Wirken der Geisterihrer Mitmenschen oder der Toten am Werk sahen. Dies mythische Denkenwurde schon in der Antike abgelöst durch das literarische Spiel mit der absicht-lichen Verwechslung von Tier und Mensch, und dieses Spiel ist bis heute inFabeln, Märchen, Geschichten, in Prosa oder in Gedichten, auch in Comics,lebendig geblieben. Das ist aber nur möglich, weil wir tief in unserem Innerennoch immer davon überzeugt sind, dass der Fuchs listig, der Löwe mutig, derHase ängstlich, die Schildkröte beharrlich und die Maus frech ist – kurz, dassTiere menschliche Eigenschaften haben. Und so lange wir uns mit Tieren ver-ständigen, so lange wir mit Katze, Hund und Hamster unsere Gefühle austau-schen können, wird uns auch niemand weismachen, dass dies völlig verkehrt ist.

Vor allem Kinder leben noch immer in dem wunderbaren Zwischenreichzwischen Menschen- und Tierwelt, das die Erwachsenen mit der Geschichte derZivilisation mehr und mehr verlassen haben, und sie werden die dankbarstenZuhörer sein, wenn aus diesem Buch vorgelesen wird, das fünfzig der schönstenMärchen, Fabeln, Geschichten und Gedichte mit Tieren als Helden versammelt.Sie erzählen von Tieren im Wasser und in der Luft, von Tieren im Feld und aufder Wiese, im Wald und in der Wildnis und von Tieren im Haus und auf demHof. Märchen der Gebrüder Grimm, Fabeln von Äsop und La Fontaine treffenmit den Geschichten und Gedichten zeitgenössischer Autoren und Autorinnenzusammen. Die Illustrationen von Reinhard Michl nehmen den Grundgedan-ken der Sammlung auf – die Aufhebung der Grenzen zwischen Menschlichemund Tierischem – und führen auf ihre eigene Weise einin die fabelhafte Welt des Fabelhaften.

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Von Tieren imWasser

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Ted HughesWie der Wal erschaffen wurde

Der liebe Gott hatte hinter seinem Haus einen kleinen Garten. Darin zog erKarotten, Zwiebeln, Bohnen und was er sonst noch zum Essen brauchte. Es warein hübscher kleiner Garten. Die Pflanzen standen in sauberen Reihen, und einordentlicher Zaun hielt die Tiere fern. Der liebe Gott war sehr zufrieden damit.

Eines Tages, als er bei den Karotten Unkraut jätete, sah er zwischen den Rei-hen etwas Seltsames. Es war etwa zweieinhalb Zentimeter lang und schwarz. Essah aus wie eine glänzende, schwarze Bohne. An einem Ende hatte es eine kleineWurzel, die im Boden verschwand.

»Das ist sonderbar«, sagte der liebe Gott, »ich habe noch nie so etwas ge-sehen. Was wohl daraus wird?«

Und so ließ er es wachsen.Als er am nächsten Tag im Garten arbeitete, fiel ihm das kleine, glänzende,

schwarze Etwas wieder ein. Er wollte doch wissen, wie es sich machte. Er warerstaunt: Über Nacht hatte es sich verdoppelt. Es war jetzt fünf Zentimeter langund sah wie ein glänzendes schwarzes Ei aus.

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Der liebe Gott ging jeden Tag hin, um es zu betrachten, und jeden Tag wares größer geworden. Tatsächlich war es jeden Morgen genau doppelt so groß wieam Tag zuvor.

Als es 1,60 Meter lang war, sagte der liebe Gott: »Es wird zu groß. Ich musses herausziehen und kochen.«

Aber er wartete noch einen Tag.Am nächsten Tag war es 3,20 Meter lang und damit viel zu groß, um in einen

der Töpfe des lieben Gottes zu passen.Der liebe Gott stand davor und kratzte sich am Kopf. Es hatte schon fast alle

Karotten unter sich zerdrückt. Wenn es mit dieser Geschwindigkeit weiter-wuchs, würde es bald sein Haus umstoßen.

Und während er es so betrachtete, öffnete es plötzlich ein Auge und sahihn an.

Der liebe Gott war völlig verblüfft.Das Auge war ziemlich klein und rund. Es befand sich am dicksten Ende, weit

von der Wurzel entfernt. Der liebe Gott ging hinüber auf die andere Seite, unddort war noch ein Auge, das ihn auch ansah.

»Na so etwas«, sagte der liebe Gott, »und wie geht es dir?«Das runde Auge blinzelte, und die glatte glänzende Haut darunter zeigte ein

paar leichte Fältchen, als ob das Ding lächelte. Aber da es keinen Mund hatte,war der liebe Gott sich nicht sicher.

Am nächsten Morgen stand der liebe Gott früh auf und ging in seinen Garten.Und tatsächlich, während der Nacht hatte seine neue schwarze Pflanze mit

Augen sich wieder verdoppelt. Sie hatte einen Teil seines Gartenzauns einge-drückt, sodass ihr Kopf in die Straße hinausragte. Ein Auge blickte straßaufwärts,das andere straßabwärts. Ihre Seite drückte gegen die Küchenwand.

Der liebe Gott marschierte ans vordere Ende und sah ihr ins Auge.»Du bist zu groß«, sagte er streng, »bitte hör auf zu wachsen, bevor du mein

Haus eindrückst.«Zu seiner Überraschung öffnete die Pflanze einen Mund. Einen langen

Schlitz von Mund.»Das kann ich nicht«, sagte der Mund.

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Der liebe Gott wusste nicht, was er sagen sollte. Schließlich meinte er: »Naja, kannst du mir wenigstens sagen, was für ein Geschöpf du eigentlich bist?Weißt du das?«

»Ich«, sagte das Ding, »bin ein Walwurz. Du kennst doch sicher die Schaf-garbe und das Löwenmäulchen und die Hundeblume. Nun – ich bin eben einWalwurz.«

Dagegen war der liebe Gott machtlos.Am nächsten Morgen reichte der Walwurz quer über die Straße, und mit sei-

ner Seite hatte er die Küchenwand nach innen gedrückt. Er war jetzt länger unddicker als ein Bus.

Als der liebe Gott das sah, rief er alle Geschöpfe zusammen. »Hier ist einmerkwürdiges Ding«, sagte er. »Seht es euch an. Was sollen wir damit machen?«

Die Geschöpfe gingen um den Walwurz herum und betrachteten ihn. SeineHaut war so glatt und glänzend, dass sie sich darin spiegeln konnten.

»Lasst ihn doch in Ruhe«, schlug der Strauß vor, »und wartet, bis er ausge-wachsen ist.«

»Aber vielleicht wächst er immer weiter«, meinte der liebe Gott, »bis er dieganze Erde bedeckt. Dann müssten wir auf seinem Rücken leben. Stell dir dasbitte mal vor!«

»Ich schlage vor«, sagte die Maus, »dass wir ihn ins Meer werfen.«Der liebe Gott überlegte.»Nein«, sagte er schließlich, »das wäre zu hart. Wir wollen noch ein paar

Tage abwarten.«Nach drei weiteren Tagen war das Haus des lieben Gottes platt wie ein Stück

Papier, und Walwurz war so lang wie eine Straße.»Jetzt ist es zu spät, um ihn ins Meer zu werfen«, sagte die Maus. »Walwurz

ist zu groß, wir können ihn nicht mehr bewegen.«Aber der liebe Gott legte dicke Seile um Walwurz und forderte alle Ge-

schöpfe auf, beim Abschleppen mit anzupacken.»He!«, rief Walwurz. »Lasst mich in Ruhe.«»Du kommst ins Meer!«, rief die Maus. »Und das geschieht dir recht! So

viel Platz zu beanspruchen …«

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»Aber ich bin hier glücklich!«, rief Walwurz. »Ich liege gern hier herum.Geht weg und lasst mich schlafen. Ich bin so gebaut, ich muss liegen und schla-fen.«

»Ins Meer mit dir!«, rief die Maus.»Nein!«, rief Walwurz.»Ins Meer!«, riefen alle Geschöpfe. Und sie zogen an den Seilen.Mit einem lauten Ächzen löste Walwurz’ Wurzel sich aus dem Boden. Er

schlug damit um sich und warf Häuser und Bäume um, während die Geschöpfeihn, ob er wollte oder nicht, über Land zerrten.

Schließlich schleppten sie ihn auf eine hohe Klippe. Dann rollten sie ihnunter großem Geschrei über den Rand ins Meer.

»Hilfe! Hilfe!«, schrie Walwurz. »Ich werde ertrinken! Bitte lasst mich wie-der an Land, wo ich schlafen kann.«

»Erst wenn du kleiner bist!«, rief der liebe Gott. »Dann kannst du zurück-kommen.«

»Aber wie soll ich denn kleiner werden?«, weinte Walwurz, während er imMeer hin und her rollte. »Bitte zeig mir, wie ich kleiner werde, damit ich an Landleben kann.«

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Der liebe Gott beugte sich hinunter und tippte Walwurz mit dem Finger aufden Kopf.

»Au!«, schrie Walwurz. »Was soll denn das? Du hast ein Loch gebohrt. Dawird Wasser hereinlaufen!«

»Nein, wird es nicht«, sagte der liebe Gott, »dort wird Luft herauskommen.Du kannst gleich anfangen, etwas abzulassen.«

Walwurz blies, und ein hoher Gischtstrahl schoss aus dem Loch.»Immer weiterblasen«, sagte der liebe Gott.Walwurz blies und blies. Schon bald war er ein ganzes Stück kleiner.

Während er schrumpfte, überzog sich seine Haut, die so fest und glänzend war,mit winzigen Falten.

Schließlich sagte der liebe Gott: »Wenn du so klein wie eine Gurke bist, rufmich. Dann kannst du wieder in meinen Garten kommen. Aber bis dahin musstdu im Meer bleiben.« Und der liebe Gott ging mit all seinen Geschöpfen da-von. Walwurz ließen sie im Meer zurück. Bald war Walwurz nur noch so großwie ein Bus. Aber das Blasen war anstrengend und der Gedanke an ein Schläf-chen sehr verlockend. Er atmete tief ein und ließ sich auf den Grund sinken, umzu schlafen. Den Schlaf liebte er einfach über alles.

Als er aufwachte, brüllte er vor Schreck. Während er geschlafen hatte, warer wieder so lang wie eine Straße und so dick wie ein Schiff mit zwei Schorn-steinen geworden.

So schnell wie möglich stieg er wieder zur Oberfläche empor und begann zublasen. Bald hatte er nur noch die Größe eines Lastwagens. Aber gleichzeitig warer auch wieder sehr schläfrig. Er holte tief Luft und ließ sich auf den Meeres-boden sinken.

Als er aufwachte, war er wieder so lang wie eine Straße.

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Und so ging es immer weiter.Genauso schnell, wie Walwurz beim Blasen schrumpft, wächst er beim Schla-

fen wieder. Manchmal, wenn er sich besonders stark fühlt, schafft er es, bis aufdie Größe eines Autos hinunterzukommen. Aber bevor es ihm gelingt, dieGröße einer Gurke zu erreichen, fällt ihm immer ein, wie schön so ein Schläf-chen ist. Wenn er dann aufwacht, ist er wieder gewachsen.

Er sehnt sich danach, wieder an Land zu kommen und in der Sonne zu schla-fen, seine Wurzel tief in der Erde. Stattdessen muss er im wilden Meer herum-rollen und blasen. Und bis er wieder an Land kommen darf, nennen ihn dieGeschöpfe einfach nur Wal.

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Der Kabeljau

Das Meer ist weit, das Meer ist blau,im Wasser schwimmt ein Kabeljau.Da kömmt ein Hai von ungefähr,ich glaub von links, ich weiß nicht mehr,verschluckt den Fisch mit Haut und Haar,das ist zwar traurig, aber wahr. –Das Meer ist weit, das Meer ist blau,im Wasser schwimmt kein Kabeljau.

Heinz Erhardt

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Kleines Gedicht für große Stotterer

Ein Fischge, Fisch, ein FefefefefischgerippeLag auf der auf, lag auf der Klippe.Wie kam es, kam, wie kam, wie kam esDahin, dahin, dahin?

Das Meer hat Meer, das Meer, das hat esDahin, dahin, dahingespület,Da llllliegt es, liegt, da llllliegt, llliegt esSehr gut, sogar sehr gut!

Da kam ein Fisch, ein Fefefefefisch, ein Fefefefefefe-fefefefefefe-(schriller Pfiff) feFe feFe feFe feFefischer,

Der frischte, fischte frische Fische.Der nahm es, nahm, der nahm, der nahm esHinweg, der nahm es weg.

Nun llllliegt die, liegt, nun llliegt die KlippeGanz o o o ohne Fischge FischgerippeIm weiten, weit, im We WeltenmeereSo nackt, so fufu furchtbar nackt.

Kurt Schwitters

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