+ All Categories
Home > Documents > Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

Date post: 12-Apr-2018
Category:
Upload: zeleny
View: 282 times
Download: 4 times
Share this document with a friend

of 63

Transcript
  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    1/63

    Die Geschichte der Parabellum-Pistole in der Schweiz

    Reinhard Kornayer

    Alle Rechte vorbehalten.Nachdruck auch auszugsweise sowie das bersetzen in fremde Sprachen verboten. Copyright 1970 Reinhard

    Kornmayer Erschienen im Selbstverlag des Verfassers: Reinhard Kornmayer D-7700 Singen (Hohentwiel)Theodor-Hanloser-Strae 9

    VorwortDas Studium der Geschichte der Parabellum-Pistole in der Schweiz war hochinteressant und hat mir viel Freudegemacht. Zu einem Zeitpunkt, zu dem in vielen Lndern die Waffengesetzgebung einschneidend verschrft wird, war esein wehmtiger - Genu zu erfahren, wie ein freies und demokratisches Volk mit der Waffe leben kann. Die Beziehungdes schweizerischen Volkes zur Waffe drfte wohl einmalig in der Welt dastehen.

    Sicherlich darf man sagen, da die Schweiz neben Deutschland den bedeutendsten Platz in der gesamten Geschichteder Parabellum-Pistole einnimmt, war sie doch ber fnf Jahrzehnte hinweg die magebende Faustfeuerwaffe sowohlin der Armee als auch bei staatlichen Behrden und selbstverstndlich bei den Sportschtzen.

    Der nachfolgende Bericht erhebt keinen Anspruch auf absolute Vollstndigkeit und lt vielleicht die eine oder andereFrage offen. Die meisten Fragen konnten aber durch Mithilfe von Waffen-Sammler-Kollegen und von staatlichen Stellengeklrt werden und haben es mir mglich gemacht, den Bericht in dem vorliegenden Umfang zu erstellen.

    Fr die zur Verfgung-Stellung von Unterlagen und fr die Mithilfe bei den Nachforschungen mchte ich michbesonders bedanken bei:der Eidgenssischen Waffenfabrik, BernHerrn Edmund Fasnacht-Roth, BernHerrn Fritz Husler, Frauenfeldder Kriegstechnischen Abteilung, BernHerrn H. L. Visser, HollandHerrn August Weiss, OberndorfHerrn K. Zimmermann, Luzern (Schtzenweltmeister)

    an Literatur standen mir zur Verfgung:"Das Schiewesen in der Schweiz" 1955"Histoire et description de I'arme a feu en Suisse", C. Bosson"Schweizerisches Schtzenbuch" 1943"Schweizerisches Militramtsblatt" div. Jahrgnge"Die Parabellum-Pistole" von Hauptmann a. D. Otto Morawietz

    erschienen im Deutschen Waffen-Journal 12/65 und 1166"Luger Variations" von Harry E. Jones, USA"Luger Journal" von Robert B. Marvin, USA, div. Hefte"Die Schiesskunst" 1942, von Weltmeister K. ZimmermannSingen (Hohentwiel)im Dezember 1969 Reinhard Kornmayer

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    2/63

    Die Geschichte der Parabellum-Pistole in der SCHWEIZ

    In der Reihe der vielen Lnder, in denen die Parabellum-Pistole im Laufe ihrer Geschichte Einsatz als Ordonnanz-, alszivile Schutz- oder auch als Sportschtzenwaffe ,gefunden hatte, nimmt die Schweiz eine ganz besondere Stellung ein.

    Als erstes Land berhaupt, also vor Deutschland, dem Mutterland der Parabellum-Pistole, hatte die Schweiz den Wertder Parabellum-Pistole erkannt und diese bereits um die Jahrhundertwende als offizielle Bewaffnung fr die Offiziereihrer Armee aufgenommen. Im Jahre 1898 wurde die von Georg Luger verbesserte Borchardt-Pistole patentiert, undunverzglich versuchten die Deutschen Waffenund Munitionsfabriken in Berlin (DWM), diese neuartige und

    vielversprechende Pistole den verschiedensten Lndern Europas, Nord- und Sdamerikas als Armeewaffe zuverkaufen, und sicherlich war die Annahme dieser Pistole durch die schweizerische Armee ein sehr guter Start und eineerstklassige Referenz fr die DWM.

    Den nchsten wesentlichen Punkt in der Geschichte der Parabellum-Pistole erbringt die Schweiz dadurch, da sie alsletzte diese Pistole produziert. Bereits seit 1917 produzierte die Schweiz ihren Bedarf an Parabellum-Pistolen selbst inder Eidgenssischen Waffenfabrik in Bern, und die Produktion endete erst 1948, also viele Jahre nachdem dieMAUSER-Werke in Oberndorf als letzte Produktionssttte in Deutschland die Herstellung aus Kostengrnden einstellenmute. Wohl die gleichen Grnde waren auch magebend fr die Einstellung der Produktion in der Schweiz, denn ab1949 wurde eine von dem Konstrukteur Petter speziell fr die Schweiz entwickelte Selbstladepistole als Ersatz fr dieParabellum-Pistole zur Bewaffnung der Armee eingefhrt.

    Den dritten bedeutenden Punkt bringt die Schweiz in die Geschichte der Parabellum-Pistole dadurch ein, da dieParabellum-Pistole innerhalb der Schweiz nicht nur eine reine Armeewaffe war, sondern auch in vielen Gebieten derstaatlichen Verwaltung Verwendung fand, wie z. B. beim Zoll und bei der Polizei und letztlich nicht zu vergessen betJahrzehnte hinweg eine ausserordentliche beliebte Pistole der Sportschtzen war und noch heute ist.

    Wenn man die Bedeutung der Waffe als solche in der Schweiz untersucht, dann kommt man zu erstaunlichenErgebnissen. Seit der Zeit WILHELM TELL'S, der vor hunderten von Jahren seine unerschtterliche Ruhe bewahrte undim Umgang mit der Waffe ein wirklicher Meister war, ist dieses Beispiel den Schweizern in Fleisch und Blutbergegangen. Neben der Notwendigkeit zur Verteidigung ihres Landes wurde das Schieen zum Nationalsport in derSchweiz.

    So haben denn auch die schweizerischen Teilnehmer an internationalen Schtzenwettkmpfen, in denen sie vielfachals Sieger hervorgegangen sind, der ganzen Welt bewiesen, da sowohl das Schieen mit den vorzglichen

    Armeewaffen als auch das sportliche Schieen in der Schweiz auf hchster Stufe steht.

    Durch das ungewhnliche System der Wehrpflicht in der Schweiz wird die gesamte mnnliche Bevlkerung berJahrzehnte ihrer Wehrfhigkeit hinweg erfat und steht dauernd mit der Waffe in Verbindung. Nicht umsonst befindetsich sozusagen in jedem schweizerischen Haus eine Schuwaffe mit der dazugehrigen Munition, jederzeit griffbereit,um die Freiheit und Unabhngigkeit ihres Landes zu verteidigen. Die Schweiz darf stolz sein auf dieses Zeugnis desVertrauens. wie es wohl in keinem Land der Welt existiert, ist doch der Besitz einer Waffe fr einen jeden Symbol des

    freien Mannes.

    Vorgeschichte

    Zu Ende des 19. Jahrhunderts sahen sich die zustndigen Stellen der schweizerischen Armeeverwaltung veranlat,nach einer neuen Faustfeuerwaffe fr ihre Armee zu suchen. Die unzulnglichen Bedingungen, unter denen einRevolver die durch die Explosion der Ladung erzeugten Gase verwendet, gaben immer wieder Anla, nach einerbesseren Waffe zu suchen. Der Revolver, Modell 1878, war zudem nie eine geschtzte Waffe, so da dieMilitrbehrden daran dachten, ihn so bald wie mglich durch eine zufriedenstellendere Waffe zu ersetzen.

    Die waffentechnische Entwicklung brachte zu dieser Zeit bereits ausgezeichnete Revolversysteme hervor und auch inder Schweiz hatte man mit dem Revolver-Modell 1882 von Schmidt-Galand eine fr damalige Verhltnisse brauchbareund einwandfrei funktionierende Ordonnanzwaffe. Aber in den Jahren etwa ab 1890 setzte eine Welle von neuenEntwicklungen und Konstruktionen ein, und vor allem Konstruktionen von Selbstladepistolen erschienen auf dem Marktund vcrsuchten durch ihre vielfltigen Vorteile die Revolver zu verdrngen.

    Im Jahre 1897 wurde eine vom Chef der 'technischen Dienste der Eidgenssischen Kriegsmaterialverwaltungprsidierte Kommission ernannt mit dem Auftrag des Studiums neu erschienener Pistolenkonstruktionen, um einebrauchbare Pistole fr die Armee zu finden. Vom 24. November bis B. Dezember 1898 wurden in Bern Versuchedurchgefhrt. Es wurden die Pistolen von Borchardt-Luger, Mauser, Bergmann, Roth und Mnnlicher geprft. Jededieser Waffen wurde in verschiedenen Punkten getestet und entsprechend dem Ergebnis nach einem Punktesystembewertet.

    Aus diesen Versuchen kristallisierten sich die Konstruktionen von Borchardt-Luger und Mnnlicher heraus, whrend dieanderen Konstruktionen dahinfielen.

    Eine weitere Prfung wurde dann vom 1. bis 3. Mai 1'899 abgehalten, wobei zu den letztgenannten Pistolen noch dieKonstruktionen von Hauff und Drowning hinzugezogen wurden. Diese usserst grndlichen weiteren Versuche zeigtendie augenscheinliche berlegenheit der von den Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken erzeugten Borchardt-Luger-Pistole. Selbst bei den Staub- und Wasserprfungen war sie die einzige Pistole ohne Versager.

    Als einzige nderung gegenber der vorliegenden Pistole verlangte die Kommission zur automatischen Sicherungzustzlich eine weitere mechanische Sicherung. Zum Zeitpunkt der Annahme der Borchardt-Luger-Pistole in derSchweiz als offizielle Armeewaffe haben die DWM in Berlin erkannt, da diese Pistole aufgrund ihrer hervorragendenKonstruktion doch sehr gute Absatzchancen haben wird und gaben der Pistole fortan die Bezeichnung PARABELLUM-PISTOLE. Man wollte der Pistole einen kurzen und einprgsamen Namen geben und verwendete hierzu die bereits gut

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    3/63

    bekannte Telegrammanschrift der DWM, die ebenfalls - Parabellum - lautet. Dieses Wort hat die DWM einem altenrmischen Zitat entnommen: Si vis pacem para bellum, was frei ins Deutsche bersetzt heit: Willst du den Frieden,dann sei jederzeit bereit zum Kriege.

    Versuchsserie Modell 1899 (Gebrauchstest)

    Eine Serie von 50 Parabellum-Pistolen, die von November 1899 bis Mrz 1900 in militrischen Kursen und vonSchtzengesellschaften erprobt wurden, besttigten in allen Punkten die wirklichen Qualitten der neuen Waffe, so da

    jedermann die von einer guten Kriegs- und Schtzenstandwaffe geforderten Bedingungen erfllen konnte.

    Diese Vorserie von 50 Pistolen unterschied sich nur unwesentlich von den spter offiziell gelieferten Pistolen. Siewiesen noch keine Beschu- oder Abnahmestempel auf und es war auch noch kein Firmenzeichen von DWMeingraviert. Als einziges ueres Merkmal dafr, da es sich um eine Versuchswaffe fr die Schweiz handelt, wurde aufder Hlsenoberseite tief von Hand ein schweizerisches Kreuz eingraviert.

    Nach voller Besttigung der Parabellum-Pistole in der Erprobung der Vorserie schlug daher die Kommission einhelligdem Eidgenssischen Militrdepartement die Annahme der automatischen Pistole von Borchardt-Luger als Ersatz frdie Revolver Modell 1878 und 1882 vor.

    Ordonnanzpistole Parabellum Modell 1900

    Durch Bundesratsbeschlu vom z. April 1901 wurde die Annahme der Parabellum-Pistole als Armeewaffe offiziellbesttigt.

    Bald darauf erhielten die DWM den ersten Auftrag zur Lieferung von Parabellum-Pistolen, so da die Ausgabederselben an die Armee ab 1903 erfolgen konnte. Diese Pistolen erhielten die offizielle Bezeichnung OrdonnanzpistoleParabellum Mod. 1900.

    Zu dem Zeitpunkt, als die Parabellum-Pistolen ausgegeben wurden, waren sowohl die Revolver Modell 18'82 als auchnoch das ltere Modell 1878 im Dienst. Es wurde den Offizieren freigestellt, ihren Revolver gegen eine Parabellum-Pistole umzutauschen, muten aber in einem solchen Falle 20 Franken privat zuzahlen. Wollten die Offiziere zustzlichihren bisherigen Revolver behalten, so war dies mglich durch weitere private Zuzahlung von 20 Franken. Spter lieman diesen Modus fallen, sicherlich auch deshalb, weil ab 1905 auch die hheren Unteroffiziere die Parabellum-Pistoleals Ordonnanzwaffe erhielten. .

    Von 1903 bis 1906 wurden insgesamt 5000 Pistolen vom Modell 1900 geliefert und an die Armee ausgegeben (lt.Militramtsblatt Militrorganisation 1908 - 1924, Seite 241). Die Pistolen waren fortlaufend numeriert von 1 bis 50'00,und alle trugen das Inspektionszeichen des Abnahmebeamten Vgeli (V). Auerhalb dieser Serie kamen spternochmals 100, Pistolen des Typs 1900 zur Ausgabe, die jedoch in der Serien-Numerierung an die ersten 50'00 Stckanschlossen, zustzlich zur Serien-Nummer aber den Buchstaben A trugen (5'001 A-5100 A).

    Ordonnanzpistole Modell 1906 - DWM -

    Bald darauf wurde das Parabellum-Modell 1900 von den DWM leicht verbessert bzw. modifiziert. Zum Beispiel wurdedie Verschlufeder - bisher eine Blattfeder - nunmehr durch eine Schraubenfeder ersetzt, die Kniegelenkknpfe wurdennicht mehr schrg angefrst sondern gerade belassen, der Kammerverschlu und der Auszieher wurden gendert, dieKniegelenkbolzensperre fiel weg etc. Diese vernderte Parabellum-Pistole erhielt fortan die Bezeichnung Modell 1906und die Bestellungen aus der Schweiz wurden ab 1907 mit diesem Modell ausgeliefert.

    Im Laufe der Jahre bis zum Anfang des ersten Weltkrieges wurden von dieser Serie an die Schweiz insgesamt 10215Stck geliefert. Die Serien-Nummern schlossen an die Pistolen vom Modell 19.0'0 an und laufen von 5001 bis 15215.Die Pistolen mit den Serien-Nummern 5001 bis etwa 1'0030 tragen auf dem Hlsenkopf das gleiche schweizerischeHoheitszeichen wie das Modell 1900, ab etwa Serien-Nummer 10000 bis zur Endnummer 15215 erhielten sie dann einetwas verndertes Hoheitszeichen, ebenfalls das schweizerische Kreuz, jetzt aber umrahmt von einem Wappenschild,entgegen dem frheren Strahlenkranz. Dieses Zeichen ist auch wesentlich tiefer eingraviert wie das frhere.

    Alle Pistolen der Serien 1900 und 19'06 waren erstklassig gearbeitet und boten ein hervorragendes finish und hatteneine prchtige Brnierung nach der alten, aufwendigen Methode der DWM. Nicht umsonst erhielt die Parabellum-Pistoleauf einer damaligen Industrieausstellung einen Preis fr besonders gelungene Formgebung und ausgezeichneteVerarbeitung. Leider mute die DWM spter aus Kostengrnden ihre Brnierungsmethode aufgeben und durchchemische Verfahren ersetzen.

    Ordonnanzpistole Modell 1906 Waffenfabrik Bern

    Whrend der Kriegsjahre 1914-1918 waren die DWM und die Knigliche Gewehrfabrik in Erfurt mit Hochdruck fr denEigenbedarf der Deutschen Kaiserlichen Armee beschftigt und konnten in diesen Jahren keine Auftrge aus dem

    Ausland zur Lieferung von Parabellum-Pistolen annehmen.

    Aber gerade zu dieser Zeit sah sich die Schweiz gezwungen, ihre Armee in vollem Umfang mit modernenHandfeuerwaffen auszursten und konnte auf weitere Lieferungen von Parabellum-Pistolen nicht verzichten. Ein

    Ausweg wurde dadurch gefunden, da die Schweiz mit den DWM einen Lizenzvertrag schloss und fortan ihren Bedarf

    an Parabellum-Pistolen selbst produzierte. Hersteller wurde die Eidgenssische Waffenfabrik in Bern, die dann Anfang1917 die Produktion der Parabellum-Pistole anlaufen lie.

    Zunchst wurde das Modell 1906 unverndert gebaut, es unterschied sich technisch nicht von den von DWMgefertigten Stcken. Die Griffschalen erhielten einen etwa 5 mm breiten, glatten Rand, entgegen den bisherigen, die

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    4/63

    ber die ganze Flche mit Fischhaut versehen waren. Der Hlsenkopf wurde nicht mehr mit dem Hoheitszeichenversehen und statt dem DWM Firmenzeichen auf dem hinteren Kniegelenk wurde nun in vollem Wortlaut WaffenfabrikBern mit einem kleinen schweizerischen Kreuz darber eingraviert.

    Als Typenbezeichnung erhielten diese Pistolen die Bezeichnung Ordonnanzpistole Parabellum 1906 WaffenfabrikBern, die Ausgabe dieser Pistolen, an die Armee erfolgte ab Frhjahr 1918.

    Zwar waren die Pistolen der Waffenfabrik Bern ebenfalls sehr gut gearbeitet, boten aber im Gesamten doch nicht dashervorragende finish der von DWM gefertigten Stcke der Serien 1900 und 1906. Gleichzeitig wie DWM ihre alteBrnierungsmethode aus Kostengrnden verlassen mute, versuchte auch die Waffenfabrik Bern verschiedeneeinfachere Brniersysteme. Das sogenannte Broncierverfahren oder auch Kratzbrnieren genannt war eben einfachzu aufwendig und wurde von der Waffenfabrik Bern aufgegeben und durch chemische Verfahren ersetzt. Durchberschneidungen beim Wechsel mit den Brnierverfahren kam es dann hin und wieder vor, da innerhalb einer Waffedie Teile nach verschiedenen Methoden brniert waren, z. B. hat eine Pistole dieser Serie mit der Nummer 26676 amLauf und Gabelgehuse eine brunliche und an den brigen Teilen eine bluliche Brnierung.

    Ebenfalls aus Vereinfachungsgrnden findet man zum Ende der Produktion dieser Serie noch eine kleine nderung.Der Verstrkungsrand an der Deckplatte wurde in voller Hhe der Deckplatte belassen, wogegen dieser vorher auf diehalbe Hhe der Deckplatte abgeschliffen wurde. Diese nderung kann man etwa ab Serien-Nummer 27500 feststellen.

    Insgesamt stellte die Waffenfabrik Bern vom Typ 1906 Waffenfabrik Bern 17874 Stck her und trugen die an dasModell 1906 von DWM anschlieenden Serien-Nummern 15216 bis 33089.

    Ordonnanzpistole Modell 06/29 Waffenfabrik Bern

    Die Parabellum-Serie 1906 Waffenfabrik Bern lief in der Produktion bis zum Ende der '20er Jahre. Dann nahmen dieKonstrukteure der Eidgenssischen Waffenfabrik einige wesentliche nderungen an der Parabellum-Pistole vor, dieschon rein optisch sofort auffallen. Die Vernderungen waren im wesentlichen folgender Art:

    Das Griffstck lief beidseitig nach unten gerade aus, war also nicht mehr wie bisher leicht geschwungen, der Lage inder Hand angepat. Die Kniegelenkknpfe waren seitlich glatt und nicht mehr geriffelt, anscheinend gengte dieGriffigkeit der glatten Kniegelenkknpfe beim Durchziehen auch in dieser Form. Der Sicherungshebel wurde geringfgigverndert und die Hlse war abgesetzt, nach vorne dem Lauf rund angepat, rckwrtig kantig wie bisher. DieGriffschalen bisher aus Holz, wurden nunmehr aus Kunststoff gefertigt.

    Als letzte wesentliche nderung wurde der Visiereinschnitt statt frher v-frmig jetzt in der u-Form gehalten. Diesenderung war zweifellos eine Verbesserung. Die Zweckmigkeit dieser Visiereinschnittnderung wird sicherlich auchdadurch besttigt da man in der Schweiz ber die Hlfte aller Pistolen vom Modell 1900 und 1906 vorfindet, bei denenspter der Visiereinschnitt auf u-frmig ausgefeilt wurde. Solche Vernderungen waren ursprnglich in der Armeeunzulssig, wurden aber nach Einfhrung des Modells 06/'29 geduldet und wurden blicherweise auch von Schtzennach dem Obergang der Pistole von Armeedienst in den Privatbesitz vorgenommen.

    Diese von der Eidgenssischen Waffenfabrik Bern verndert produzierte Parabellum-Pistole erhielt die Bezeichnung:Ordonnanzpistole Parabellum 06/29 Bern, und wurde ab 1929 an die Truppe ausgegeben. Von 1929 bis zumProduktionsende im Jahre 1948 wurden fr die Armee insgesamt 27930 Pistolen des Typs 06/29 produziert und trugendie Serien-Nummern 50011 bis 77941. Neben der Produktion fr die Armee wurden zum ersten Mal auch eine kleineMenge von Parabellum-Pistolen fr den zivilen Markt hergestellt. Die Details hierber werden im spter folgenden Teilber die commerziellen Parabellum-Pistolen in der Schweiz behandelt.

    Zu den von der Eidgenssischen Waffenfabrik Bern produzierten Parabellum-Pistolen wre noch zu bemerken, dadiese Pistolen auf verschiedenen Teilen werkseitig angebrachte Kontrollzeichen tragen. Sehr oft findet man dieBuchstaben - CN - mit -einem kleinen Kreuz. Dieser Stempel ist ein Materialprfzeichen und bedeutet, da dieses Teildie Werk-Fertigungskontrolle passiert hat und fr gut befunden wurde. Bei Stichprobenkontrollen tragen nur diejenigenTeile dieses Zeichen, die effektiv geprft worden sind. Die Buchstaben CN sind die Abkrzung fr Chrom-Nickel-Stahl(heute veraltet) und weisen darauf hin, da an solchen Teilen innerhalb gewisser Grenzen Richtarbeit im kalten Zustandzulssig ist, beispielsweise zur Regulierung der Abzugsfunktion. Fehlt dieses Zeichen, so besteht das Teil ausunlegiertem Stahl von bedeutend grerer Sprdigkeit und darf folglich nicht gerichtet werden.

    Fr gewisse Teile der Parabellum-Pistole 06/29 war die SIG (Schweizerische Industrie-Gesellschaft Neuhausen)Zulieferant und lieferte z. B. weifertige Griffstcke. Solche Teile kann man als Produkt der SIG daran erkennen, dadiese ein Materialprfzeichen der SIG tragen, den Buchstaben -N- durchkreuzt horizontal von der Silhouette einesKarabiners.

    Wie schon vorher wiederholt erwhnt lief die Produktion der Parabellum-Pistole in der Schweiz 1948 aus, und wurdedurch die Selbstladepistole - P 49 - System Petter ersetzt. Diese Pistole wurde fortan von der SIG produziert, dieWaffenfabrik Bern fertigt seit Einstellung der Parabellum-Produktion keine Faustfeuerwaffen mehr.

    bergang der Ordonnanzpistole von Armee in Privatbesitz

    Alle Parabellum-Pistolen, die bei der Armee als Ordonnanzwaffe in Dienst waren und spter aufgrund des besonderenSystems in der Schweiz bei Erreichung des Endes der Wehrzeit von ihren Trgern kostenlos privat behalten werdendurften, tragen eine entsprechende Kennzeichnung. Der bergang in den Privatbesitz wird durch Einschlagen desBuchstabens -P- mit oder ohne den beiden letzten Ziffern der Jahreszahl, der Auerdienstsetzung gekennzeichnet, wiez. B. P 25, P49 oder einfach nur - P -. Es sind aber auch eine Reihe Pistolen vorhanden, die keine solcheKennzeichnung tragen und doch offiziell vom Armee- in den Privatbesitz bergegangen sind. Die Kennzeichnung wirdblicherweise bei der Entlassungszeremonie des Offiziers oder Unteroffiziers aus der Armee vorgenommen. Ist nun ein

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    5/63

    Offizier z. B. durch Krankheit verhindert an dieser Zeremonie teilzunehmen, so hat der Waffeninspekteur keineGelegenheit, die Waffe zu kennzeichnen, und das Kennzeichnen wird auch spter nicht mehr nachgeholt.

    Die Zeichen selbst findet man an verschiedenen Stellen der Pistole, blicherweise am Griffstck links neben derDeckplatte oder gleicherweise auf der rechten Seite, hin und wieder aber auch auf: der Stirnseite des Abzugbgels.

    Versuche in der Schweiz mit anderen Waffen und Kalibern

    Trotz der zufriedenstellenden Eigenschaften der Parabellum-Pistole bot diese immer wieder Anla zu Diskussionen.

    Man war eben stets bemht, die bestmgliche Waffe im Dienst zu haben. So ist z. B. einem Protokoll aus dem Jahre1912 zu entnehmen, da folgende Pistolenmodelle zur Vorlage bei Kommissionen kamen und auch in der Fachpresseleidenschaftlich diskutiert wurden:

    Zum Vergleich mit der schweizerischen Ordonnanzpistole Parabellum Modell 1906 in Kaliber 7,65 mm Parabellum:

    1. Deutsche Ordonnanzpistole Parabellum Mod. 08 in Kaliber 9 mm Parabellum und 10 cm langem Lauf;

    2. Deutsche Ordonnanzpistole Parabellum Mod. 08 der Marine in Kaliber 9 mm Parabellum und 15 cm langem Lauf;

    3. Parabellum-Pistole in Kaliber 9 mm Parabellum und Lauflnge 12 cm (wie schweizerisches Ordonnanzmodell);

    4. Spanische Ordonnanzpistole BAYARD in Kaliber 9 mm;

    5. BROWNING-Pistolen in den Kalibern 6.35 mm, 7.65 mm und 9 mm.

    Die Vergleichsversuche der vorgenannten Pistolentypen mit dem schweizerischen Ordonnanzmodell ergab folgendesErgebnis:

    1. Das System Parabellum ist den anderen Systemen berlegen;

    2. Gegen die Einfhrung des Kalibers 9 mm Parabellum knnen bezglich Przision und Rcksto keine haltbarenEinwnde erhoben werden;

    3. Von den vorliegenden Pistolen mit Kaliber 9 mm Parabellum verdient diejenige mit der Lauflnge derschweizerischen Ordonnanzpistole den Vorzug;

    4. Das Verschlufangstck ist fr unsere Verhltnisse unentbehrlich;

    5. Die automatische Sicherung ist beizubehalten;

    6. Die Einfhrung eines Geschosses mit abgeflachter Spitze und mglichst groer Schockwirkung ist zu empfehlen.

    7. Visiereinschnitt und Korn sind zu ndern wie beim neuen Gewehr (Mod. 1911).

    Obwohl schon damals und auch spter wiederholt die Kaliberfrage von 9 mm Parabellum stets im Vordergrund stand,wurde diese aus verschiedenen Grnden gegenber dem gnstigeren Kaliber 7,65 mm Parabellum verdrngt.

    Es wurde sogar im Laufe der Jahre verschiedene Male beantragt, von der Parabellum-Pistole auf ein Revolver-Systemumzustellen, aber keiner dieser Antrge drang durch:

    In diesem Zusammenhang mu aber doch erwhnt werden, da trotz der Einfhrung der Parabellum-Pistole alsOrdonnanzwaffe daneben der bisherige Revolver, Mod.1832, im offiziellen Armeegebrauch verblieb und sogar ab 1929in verbesserter Ausfhrung als Ordonnanzrevolver, Mod.29, eingefhrt wurde und noch heute in geringem Umfang beieinigen Truppengattungen im Dienst ist. Die fr Aussenstehende paradox erscheinende Existenz eines Revolvers mitschwarzpulvergeladenen Patronen neben der modernen Parabellum-Pistole hat aber in der Schweiz durchaus seineBegrndung.

    Man mu dazu das Wehrsystem der Schweiz genau kennen, das bei Eintritt in die Wehrpflicht einen einmaligenGrundwehrdienst (Rekrutenschule) von nur 17 Wochen und in den Jahren bis zum Ende der Wehrpflicht jhrlicheWiederholungsbungen (2- bis 3-wchige Kurse) vorsieht. Bei diesen kurzen Dienstzeiten knnen gewisseSpezialtruppen keine langen Waffenausbildungen betreiben, so da zum Teil den mit einer Faustfeuerwaffeausgersteten Soldaten der Umgang mit einer modernen Waffe wie der Parabellum-Pistole nicht gelufig werden kann.Man gibt ihnen den Revolver. der zwar leistungsmig schwach ist, aber in der Handhabung einfach undfunktionssicher, leicht zu pflegen und zudem in der Herstellung billig ist. Auf diese Weise kann man die wertvolleParabellum-Pistole den Offizieren und den hheren Unteroffizieren vorbehalten.

    Die letzten Versuche mit dem Kaliber 9 mm Parabellum wurden in den Jahren 1942 und 1943 gemacht. Vermutlichwurden diese Versuche verursacht durch die Einfhrung der Maschinenpistolen Typ MP 41(44 und MP 43/44 im Kaliber9 mm Parabellum. Man prfte, ob aus Vereinfachungsgrnden nicht doch eine einheitliche Munition verwendet werdenknnte.

    Fr diese Versuche verwendete die Waffenfabrik wahllos Pistolen der Serien 1906 Waffenfabrik Bern und 06/129 Bern,die eben ,.gerade zur Verfgung standen. Die bisherigen Lufe in Kaliber 7,65 mm Parabellum wurden durch solche in

    Kaliber 9 mm Parabellum ersetzt unter Beibehaltung der Lauflnge von 12 cm. Es kamen insgesamt nur etwas ber1013 Pistolen zur Abnderung, dann wurden die Versuche aus nicht bekannten Grnden eingestellt. Etwa zu dieser Zeitfingen in der Waffenfabrik Bern auch Versuche mit eigenen Konstruktionen von Selbstladepistolen an. Eine ganzeReihe von Prototypen in verschiedenen Kalibern kamen zur Erprobung, letztlich kam dann, wie schon an anderer Stelleerwhnt, die Selbstladepistole System Petter zur offiziellen Annahme.

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    6/63

    Nach Abbruch der Versuche mit der Parabellum-Pistole mit 12 cm langen Lufen in Kaliber 9 mm Parabellum standender Waffenfabrik Bern noch eine Reihe von solchen Lufen zur Verfgung. Auf Anfrage war die Waffenfabrik bereit,diese an private Personen abzugeben und konnten dann von diesen in ihre eigenen Parabellum-Pistolen eingebautwerden.

    Weitere Versuche sind nicht mehr festzustellen. Ab 1949 wurde als Ersatz fr die Parabellum-Pistole dieSelbstladepistole System Petter als offizielle Armeewaffe eingefhrt, die nunmehr von der SIG in Neuhausen produziertwurde. In der Armee hat diese Pistole das Kaliber 9 mm Parabellum. Die Grnde, die zum endgltigen Kaliberwechselfhrten, sind nicht bekannt, vielleicht waren es Standardisierungsgrnde, nachdem die meisten Lnder der Welt fr dieFaustfeuerwaffen ihrer Armeen das Kaliber 9 mm Parabellum haben.

    Die Beliebtheit des Kalibers 7,65 mm Parabellum zeigt sich in der Schweiz weiterhin aber dadurch, da dieArmeepistole P 49 von der SIG fr den commerziellen Verkauf auch in diesem Kaliber hergestellt wird und von denSportschtzen aus verschiedenen Grnden weitgehendst bevorzugt wird.

    Commerzielle Parabellum-Pistolen in der Schweiz

    Neben den an die Armee gelieferten Parabellum-Pistolen vom Typ 1900 gelangte auch eine kleine Anzahl Pistolen desgleichen Typs in den zivilen Handel der Schweiz. Diese Pistolen stammen aus der normalen Produktion der DWM, diedamals - mit Ausnahme der Armeeauftrge aus der Schweiz und aus Bulgarien ausschlielich fr den zivilen Markt inder .ganzen Welt lief.

    Diese Pistolen gleichen mit Ausnahme der Seriennummern und den Beschuzeichen in allen Teilen denen, die an dieArmee geliefert wurden. Sie trugen auf der Hlse ebenso das schweizerische Kreuz im Strahlenkranz, als

    Seriennummer findet man fnfstellige Nummern, selten auch vierstellige. Die Pistolen tragen deutsche Beschuzeichender damaligen Zeit, auch BUG Beschu genannt nach den drei Buchstaben B, U und G, aus denen dasBeschuzeichen im wesentlichen besteht.

    Ob von den Parabellum-Pistolen des Modells 19016 - DWM - auch solche in den Handel gelangten, konnte bisher nichtfestgestellt werden: Es konnten keine commerziellen Pistolen dieses Typs festgestellt werden - ausserhalb derLieferungen an die Armee - die aus dem zivilen Handel kommen und die blichen Kennzeichnungen der Pistolen fr dieSchweiz bzw. das schweizerische Kreuz im Strahlenkranz tragen. Es wre zwar mglich, da Parabellum-Pistolen desTyps 1906 in der normalen Ausfhrung ohne Kennzeichnung fr die Schweiz an den schweizerischen Handel gingen,

    jedoch konnte auch hier kein einziges Exemplar festgestellt werden.

    Von dem von der Waffenfabrik Bern gefertigten Modell 1906 kamen keine Pistolen in den Handel. Zur Zeit des erstenWeltkrieges whrend dem die Produktion der Parabellum-Pistole in der Eidgenssischen Waffenfabrik Bern anlief undauch in den Jahren darnach, war diese vollauf mit der Produktion fr die Armee ausgelastet und konnte keinecommerziellen Gesichtspunkte bercksichtigen.

    Erst nach 1920 kamen von Deutschland aus wieder Parabellum-Pistolen in den schweizerischen Handel um dieKufernachfragen zu befriedigen. Diese gleichen technisch und usserlich dem Typ 19106, sind aber unter besonderenUmstnden entstanden.

    Durch Demobilisierung und Einstellung der Rstungsproduktion mit dem Ende des 1. Weltkrieges waren noch groeMengen von fertigen Teilen fr die Para

    bellum-Pistole in den Werken vorhanden und eine erhebliche Anzahl von ausgemusterten Armeepistolen 08 wurdenvom Staat als berschssiges Kriegsmaterial zum freien Verkauf angeboten.

    Die DWM kauften eine Anzahl dieser Pistolen zurck und vernderten sie so, da sie fr den Handel verkuflich waren.

    Fr den Markt in der Schweiz wurden diese Pistolen so abgendert, da sie dem Modell 1906 glichen, bzw. demschweizerischen Ordonnanzmodell entsprachen. Folgende nderungen wurden vorgenommen:

    1. Auswechseln der 10 cm langen Lufe in Kal. 9 mm Parabellum gegen solche mit 12 cm Lnge in Kal. 7,65 mm

    Parabellum;

    2. Einbau einer Griffsicherung wie beim schweizerischen Ordonnanzmodell;

    3: Abschleifen der Leiste fr den Anschlagschaft;

    4: Ausschleifen der Inschrift GESICHERT am Daumenhebel und der Jahreszahl auf der Hlse;

    5. Eingravieren des schweizerischen Kreuzes im Strahlenkranz auf der Hlsenoberseite.

    6. Vollkommenes berarbeiten und Neubrnieren.

    Somit glichen diese Pistolen auerlich dem schweizerischen Ordonnanzmodell 1906, sind aber von Kennern undWaffensammlern leicht als Pistolen dieses Typs erkennbar, der dann die Bezeichnung Schweiz 1920 Rework erhielt.Die SerienNummurn blieben aus dem originalen Zustand erhalten, sind also zwei- bis vierstellig mit einem kleinenBuchstaben, und als Beschuzeichen findet man das neue deutsche Zivilbeschuzeichen, den Buchstaben N mit Krone

    darber.

    Schweizerische Abnahmezeichen sind nicht vorhanden.

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    7/63

    Abweichend von diesen Angaben sind hin und wieder auch Pistolen dieses Typs mit fabrikorginalen Lufenverschiedener Lngen zu finden, z. B. mit 10 oder 15 cm langen Lufen. Anscheinend war man bei DWM bemht - zueinem Zeitpunkt der wirtschaftlichen Depression in Deutschland - auch einzelne Kundenwnsche zu bercksichtigen.

    Von diesen in unbekannter Menge an die schweizerischen Hndler gelieferten Pistolen gelangte wiederum ein Teil vondort in die USA. Ein Hndler verkaufte 1922 einen Posten von genau 100 Pistolen des Typs Schweiz 1920 Rework andie Firma Abercrombie & Fitch Company in New York, die diese ihren Kunden nur insofern verndert anbot, als sie aufder Laufoberseite folgende Inschrift eingravierte: Abercrombie & Fitch Co. New York, Made in Switzerland. DieBezeichnung Made in Switzerland ist natrlich falsch, denn diese Pistolen stammen ja alle aus der DWM-Fertigung.

    Als einzige Beziehung zur Schweiz findet man auf der Hlse das schweizerische Kreuz im Strahlenkranz. DerVerkaufspreis fr diese Stcke betrug damals 40 Dollar.

    Als nchste Parabellum-Pistolen erschienen auf dem zivilen Markt der Schweiz solche aus der Fertigung der MAUSER-Werke. Im Mai 1930 hatten die MauserWerke in Oberndorf von DWM in Berlin den gesamten Maschinenpark fr dieParabellum-Produktion, den gesamten Bestand an fertigen und halbfertigen Teilen fr die Parabellum-Pistole undzudem einige der leitenden Ingenieure und Fertigungskontrolleure bernommen.

    Unverzglich begann bei Mauser die Produktion der Parabellum-Pistole, und ab dieser Zeit lieferten sie auchParabellum-Pistolen an den zivilen Waffenhandel in der Schweiz. Alle von dortweg von den Mauser-Werken geliefertenPistolen waren vom Typ 1906 (Lauflnge 12 cm, Kaliber 7,65 mm Parabellum, Griffsicherung) und tragen durchweg aufder Hlsenoberseite das schweizerische Hoheitszeichen, das Kreuz im Strahlenkranz. Alle Pistolen waren vonausgezeichnetem finish und erstklassig gearbeitet.

    Dadurch, da die Mauser-Werke beim Zusammenbau von Parabellum-Pistolen natrlich zuerst die noch vorhandenenTeile aus der DWM-Fertigung verwendeten, sind kurioserweise die ersten von MAUSER verkauften Pistolen noch mitdem DWM-Firmenzeichen auf dem Kniegelenk versehen.

    Von diesen ersten gefertigten Pistolen kamen auch in die Schweiz, und tragen neben dem DWM-Firmenzeichen aufdem Kniegelenk das schweizerische Kreuz auf der Hlse. Als Serien-Nummern konnten bisher nur dreistelligeNummern festgestellt werden, die aber neben der Nummer den Buchstaben -v- tragen. Den Buchstaben -v- neben derSeriennummer verwendeten die Mauser-Werke von Anfang an fr sogenannte Contract- (oder Vertrags-) Lieferungenbzw. fr fest erteilte Auslandsauftrge.

    Ein weiteres Mauser-Parabellum-Modell ist identisch mit dem ersten Modell, trgt aber auf dem Kniegelenk die Inschrift:Mauser Oberndorf a.N. im Wortlaut ausgeschrieben. Eine Pistole dieser Variante trgt die Serien-Nummer 6058 undhat nur schweizerische Abnahmezeichen. Eine weitere Pistole trgt aber neben den schweizerischen Abnahmezeichenauch das deutsche Beschuzeichen N mit Krone und zudem den Buchstaben P wie er blicherweise in der Schweizverwendet wird als Kennzeichnung fr eine auer Armeedienst gesetzte Ordonnanzwaffe. Von dieser Parabellum-Variante konnten nur einige Exemplare festgestellt werden, es war nicht mglich, nhere Einzelheiten berFertigungsjahr, exakten Verwendungszweck und ber die ungewhnliche Art der Firmeninschrift zu erfahren. DasFertigungsjahr drfte sich aber im Zeitraum 1931 - 1932 bewegen, denn ab 1934 tragen zivile Mauser-arabellum-Pistolen das MAUSER-Firmenzeichen, auch Mauser Banner genannt.

    In jedem Fall handelt es sich bei dem vorstehenden Modell um eine uerst seltene Variante, die von Sammlern sehrbegehrt ist.

    In den Jahren 1934 bis Anfang 1940 kommt ein weiteres Parabellum-Modell von Mauser auf den schweizerischenMarkt, wie blich vom Typ 1906 und dem schweizerischen Kreuz auf der Hlse, jetzt aber mit dem MAUSER-Firmenzeichen auf dem Kniegelenk. Das finish dieser Exportmodelle war bestechend und hob eine solche Pistole weitber den Zweck als Sportoder Verteidigungswaffe hinaus.

    Als Serien-Nummern findet man bei diesem Modell nur vierstellige Nummern, entsprechend dem Stand derfortschreibenden Numerierung bei Mauser fr Contract-Serien in dem Jahr der Fertigung, aber immer mit demBuchstaben -v- versehen. Es sind Nummern-Serien zwischen 1300 und 1900 sowie zwischen 3500 und 3900 bekannt.In der Schweiz konnten eine ganze Reihe dieser Pistolen nachgewiesen werden, grtenteils in privatem Besitz,teilweise aber auch im Polizeidienst.

    Es drfte noch interessant sein festzustellen, da eine Pistole dieses Typs, den man Schweiz Commercial-Mauser

    1906/1934 nennt, z. B. im Jahre 1939 bei der Firma Waffen-Glaser in Zrich 185 Schweizer Franken kostete, whrenddas vergleichbare Modell zu dieser Zeit in Deutschland von AKAH fr 115 Reichsmark angeboten wurde.

    Gleichzeitig wie die verschiedenen Variationen von Mauser-Parabellum-Pistolen wurden auf dem zivilen Markt derSchweiz in den Jahren von 1930 bis nahezu 1950 zum ersten Mal Parabellum-Pistolen angeboten, die aus derProduktion der Eidgenssischen Waffenfabrik in Bern stammten.

    Neben der Produktion von Parabellum-Pistolen vom Typ 06/129 fr die schweizerische Armee legte die WaffenfabrikBern zum ersten Mal eine kleine Serie des gleichen Typs fr den zivilen Verkauf auf. Diese Pistolen gleichen aber inallen Teilen denen der Armeefertigung, nur die Serien-Nummern lassen den zivilen Verwendungszweck erkennen. DenSerien-Nummern wurde der Buchstabe - P- vorgesetzt, die entsprechenden Serien-Nummern lauten P 25001 bis P260100 und P 77942 bis P 78258, im Gesamten wurden also nur 1 917 Stck 'hergestellt. Bei dem schon obenerwhnten bedeutenden schweizerischen Waffenhndler Glaser in Zrich wurde diese zivile Parabellum-Pistole z. B.1944 fr 230 Schweizer Franken angeboten.

    Mit den Modellen Schweiz Commercial Mauser 1906/1934 und Waffenfabrik Bern Commercial 06/29 ist die Reihe

    der commerziellen Parabellum-Pistolen in der Schweiz abgeschlossen. Das Angebot dieser beiden Modelle endete imHandel mit der Einstellung der Produktion in Oberndorf und in Bern.

    Zubehr, Versuchskonstruktionen und Abwandlungen von Parabellum-Pistolen

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    8/63

    Die auerordentliche Beliebtheit der Parabellum-Pistole in der Schweiz als Sportund Schtzenwaffe frderte auch dasAufkommen von einer Reihe Zubehr und Ergnzungsteilen.

    Um das bungsmige Schieen auf dem Schiestand zu verbilligen und auch um das Schieen in Hof, Garten undsogar im Zimmer zu ermglichen, wurden in der Schweiz verschiedene Arten von Wechsel- und Einstecksystemen frkleine Kaliber angeboten. Durchweg findet man diese Systeme in den Kalibern 4 mm und 6 mm ( .22 Ifb ).

    Das hinlnglich bekannte Wechselsystem der deutschen Firma ERMA erlaubte dem Umbau der Parabellum-Pistoleohne Werkzeug in eine Selbstladepistole im Kaliber .22 Ifb. Man findet dieses System aber nur selten in der Schweiz.

    Wesentlich hufiger verwendet wurden Einstecklufe in den vorgenannten Kalibern, die aber den Gebrauch derParabellum-Pistole nur noch als einschssige Pistole zulie. Ein Selbstladevorgang war deshalb nicht mglich, weilman ja den normalen Kniegelenkverschlu beibehielt und der geringe Gasdruck der kleinen Kaliber diesen Verschlunicht bewegen konnte.

    blicherweise werden zur Aufnahme der kleinen Patronen im Kaliber 4 mm und .22 Ifb Futterpatronen im Kaliber 7,65mm Parabellum verwendet, die somit das normale Patronenlager des Laufes ausntzen konnten. Die Befestigung derEinstecklufe geschieht bei einigen durch einen federnden Bajonettverschlu ber der Kimme des Originallaufes, beianderen durch Schraubringe ber der Laufmndung.

    Solche Einstecklufe wurden beispielsweise von der deutschen Firma RWS in der Schweiz verkauft, aber auchverschiedene schweizerische Hersteller boten alle Arten von Lufen an. Besonders darf hier die Firma LIENHARDerwhnt werden, die seit Jahrzehnten solche Lufe anbietet und ein besonders beliebtes Modell noch heute produziert.Einfache Einstecklufe stellten aber auch viele Bchsenmacher selbst her, und auch Firmen wie Glaser in Zrich botenein eigenes Erzeugnis an.

    Dem Wunsche nach einem billigen Obungsschieen versuchte man auch dadurch zu begegnen, da man versuchte,parabellumhnliche Pistolen im Kaliber .22 lfb zu konstruieren, teils als Einzel- und teils als Mehrlader. Es ist eine Reihevon Prototypen bekannt, die zwar den Kniegelenkverschlu haben, im brigen aber von der Konstruktion derParabellum-Pistole doch so sehr abweichen, da diese im Gesamten :gesehen, mit der Parabellum-Pistole nicht mehrviel gemein haben.

    Hersteller solcher Prototypen waren fast immer einzelne Bchsenmacher oder private Bastler. Vermutlich waren dannzu hohe Produktionskosten oder ungengende Absatzchancen oder mangelhafte Funktion der Grund dafr, da nur eineinziger dieser Prototypen ber den Versuch hinaus kam.

    Mitte der 30er Jahre lie die schon fter erwhnte Firma Waffen-Glaser in Zrich bei der Firma Aug. Francotte in Ltticheine kleine Serie von ca. 150 Stick einer einschssigen Pistole im Kaliber .22 lfb produzieren, die in Form, Gewicht undHandlage in etwa einer Parabellum-Pistole entsprach. Der Verschlu wurde durch Kniegelenk bewirkt, aber der Laufwar fest mit dem Rahmen verbunden. Im brigen war die Pistole recht einfach gehalten und hatte nur ein migesfinish.

    War es ein zu hoher Preis entsprechend der Qualitt und der Leistung, war die Handhabung zu umstndlich oder wassonst? Auch dieser Pistole war kein Verkaufserfolg beschieden und bereits nach der ersten Serie wurde die Produktionwieder eingestellt.

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    9/63

    Modell: SCHWEIZ 1899 Versuchsmodell

    Allgemeine Angaben:Hersteller: DWM BerlinKaliber: 7,6'5 mm ParabellumLauflnge: 12 cmVisierung: feststehendGriffschalen: Nubaum mit FischhautVerschlufeder: Blattfeder Sicherungsmechanismus: Daumenhebel- und GriffsicherungSicherungsposition: Daumenhebel obenHandballensicherungsbgel: schmaler BgelDaumenhebelsicherung: schraffierte Flche 14 mm lang, t iefliegend

    Seriennummer: 1 -50Produzierte Menge: 50 Stck

    Beschriftungen:Kniegelenk: ohneHlsenoberseite: Schweizer Kreuz im Strahlenkranz (tief von Hand eingraviert)Lauf: Seriennummer auf der UnterseiteSicherung: ohne

    Auswerfer: ohneGriffstck: Seriennummer auf der RckseiteGabelgehuse: Seriennummer

    Abnahme- u. Beschuzeichen: Die Pistole trgt auer der Seriennummer keinerlei Abnahme- oderBeschuzeichen

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    10/63

    Modell: SCHWEIZ 1900

    Allgemeine Angaben:Hersteller: DWM BerlinKaliber: 7,65 mm ParabellumLauflnge: 12 cmVisierung: feststehendGriffschalen: Nubaum, mit FischhautVerschlufeder: Blattfeder Sicherungsmechanismus: Daumenhebel- und GriffsicherungSicherungsposition: Daumenhebel obenHandballensicherungsbgel: siehe Anlage ber VariationenDaumenhebelsicherung: siehe Anlage ber VariationenSeriennummern: 1 bis 5390 und 500'1 A bis 5100 A

    kommerzielle Stcke tragen vier- bis fnfstellige Seriennummern (genaueNummernfolge nicht bekannt)

    Produzierte Menge: Militrserie 51001 Stck, kommerzielle Serie einige hundert Stck

    Beschriftungen:Kniegelenk: DWM (Firmenzeichen)Hlsenoberseite: Schweizer Kreuz im StrahlenkranzLauf: Seriennummer, mit oder ohne InspektionszeichenSicherung: ohne

    Buswerfer: ohneGriffstck: Seriennummer, InspektionszeichenGabelgehuse: Inspektionszeichen

    Abnahme- u. Beschuzeichen: Nr. 1 und Nr. 2 fr MilitrNr.3 fr Kommerzial (siehe Beschuzeichenliste)

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    11/63

    Modell: SCHWEIZ 1900Ergnzende Angaben ber verschiedene Details innerhalb dieser Modell-Serie:

    1. Serie: Seriennummer 1 bis ca, 2'000- schmale Handballensicherung, schmaler Abzug -

    Typ A: Seriennummer 1 bis 750- Sicherungshebel mit schraffierter Flche 14 mm lang und tiefliegend -

    Typ B: Seriennummer ca. 750 bis ca. 2000- Sicherungshebel mit schraffierter Flche 10 mm lang und erhht -

    2. Serie: Seriennummer ca. 2000 bis ca. 3900- breite Handballensicherung, schmaler Abzug und gestricheltem Sicherungshebel -

    3. Serie: Seriennummer ca. 3900 bis 5000 und 5001 A bis 5100 A- breite Handballensicherung, breiter Abzug (gleich breit wie Abzugsbgel) und gestricheltem

    Daumensicherungshebel -

    4. Serie: Fnfstellige Seriennummer (Commercial-Serie) mit deutschem Beschuzeichen (BUG)- breiter Handballensicherungsbgel, schmaler Abzug und gestricheltem

    Daumensicherungshebel -

    Eine Reihe von Pistolen des Modells 1900 wurden in der schweizerischen Armee zu Instruktionszwecken verwendet.Diese Pistolen wurden mit dem Buchstaben - E - vor der Serien-Nummer gekennzeichnet. (- E - ist der

    Anfangsbuchstabe von ESSAYER - franzsisch = versuchen). Es sind einige dieser Pistolen bekannt mit Serien-Nummer der 1. Serie Typ A, z.B. E 617, E 622 und E 624.

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    12/63

    Modell: Schweiz 1906 DWM

    Allgemeine Angaben:Hersteller: DWM BerlinKaliber: 7,65 mm ParabellumLauflnge: 12 cmVisierung: feststehendGriffschalen: Nubaum, mit FischhautVerschlufeder: Schraubenfeder Sicherungsmechanismus: Daumenhebel- und GriffsicherungSicherungsposition: Daumenhebel obenHandballensicherungsbgel: breiter Bgel, wie GriffstckbreiteDaumenhebelsicherung: gestrichelt 1'0 mm lang, erhhtSeriennummern: 5001 bis 15215Produzierte Menge: 10 215 Stck

    Anmerkungen:Kniegelenk: DWM (Firmenzeichen)Hlsenoberseite: a) Schweizer Kreuz im Strahlenkranz

    (von Seriennummer 5001 bis etwa 10000)b) Schweizer Kreuz im Wappenschild

    (von Seriennummer etwa 10000 bis 15215)Lauf: Seriennummer und AbnahmezeichenSicherung: ohne

    Auswerfer: GELADENGriffstck: Seriennummer auf der StirnseiteGabelgehuse: Abnahmezeichen

    Abnahme- u. Beschuzeichen: Nr. 1 und Nr. 2, oder nur Nr. 4 (siehe Beschuzeichenliste)

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    13/63

    Modell: SCHWEIZ 1906 Waffenfabrik Bern

    Allgemeine Angaben:Hersteller: Eidgenssische Waffenfabrik BernKaliber: 7,65 mm ParabellumLauflnge: 12 cmVisierung: feststehendGriffschalen: Nubaum mit Fischhaut, glatter Rand, ca. 5 mm breitVerschlufeder: Schraubenfeder Sicherungsmechanismus: Daumenhebel- und GriffsicherungSicherungsposition: Daumenhebel obenHandballensicherungsbgel: breiter Bgel, 1'5,9 mm breit und 30,2 mm langDaumenhebelsicherung: gestrichelt, 1,0 mm lang, erhhtSeriennummern: 15 216 bis 33'08'9Produzierte. Menge: 17874 Stck

    Beschriftungen:Kniegelenk: WAFFENFABRIK BERN, darber kleines KreuzHlsenoberseite: ohneLauf: Seriennummer und AbnahmezeichenSicherung: ohne

    Auswerfer: GELADENGriffstck: Seriennummer, auf der StirnseiteGabelgehuse: Inspektionszeichen

    Abnahme- u. Beschuzeichen: Nr. 1 + Nr. 6, oder Nr. 1 + Nr. 7, oder Nr. 1 + Nr. 5 + Nr. 6(siehe Beschuzeichenliste)

    Anmerkungen:Seriennummer 15216 bis etwa 27500, Deckplatte mit Verstrkungsrand ber halbe

    Hhe der Deckplatte (wie 06-DWM)Seriennummer etwa 27500 bis 33089, Deckplatte mit Verstrkungsrand ber ganze

    Hhe der Deckplatte (wie 06/29)

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    14/63

    Modell: SCHWEIZ 1920 Commercial (Rework)

    Allgemeine Angaben:Hersteller: DWM Berlin

    Kaliber: 7,6;5 mm ParabellumLauflnge: 12 cm, seltener auch 10 cmVisierung: feststehendGriffschalen: Nubaum, mit FischhautSicherungsmechanismus: Daumenhebel- u. GriffsicherungSicherungsposition: Daumenhebel obenHandballensicherungsbgel: breiter Bgel, 15;9 mm breit und 30,2 mm langSeriennummern: 1-bis 5-stellig mit Buchstabe, blicherweise 4-stellig mit BuchstabeProduzierte Menge: unbekannt

    Beschriftungen:Kniegelenk: DWM (Firmenzeichen)Hlsenoberseite: Schweizer Kreuz im StrahlenkranzLauf: Seriennummer und BeschuzeichenSicherung: ohne

    Auswerfer: GELADEN

    Griffstck: Seriennummer Gabelgehuse: Beschuzeichen

    Abnahme- u. Beschuzeichen: Nr. 8 + Nr. S, 6 oder 7 (siehe Beschuzeichenliste)

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    15/63

    Modell: SCHWEIZ 06/29 Waffenfabrik Bern - Militr -

    Allgemeine Angaben:

    Hersteller: Eidgenssische Waffenfabrik Bern

    Kaliber: 7,65 mm ParabellumLauflnge: 12 cmVisierung: feststehendGriffschalen: Kunststoff, mit Fischhaut (in den Farben rot, braun u. schwarz)Sicherungsmechanismus: Daumenhebel- und GriffsicherungSicherungsposition: Daumenhebel obenHandballensicherungsbgel: 17,6 mm breit und 46,6 mm lang, beidseitig geschl.Seriennummern: 50011 bis 77941Produzierte Menge: 27930 Stck

    Beschriftungen:Kniegelenk: kleines Schweizer Kreuz im SchildHlsenoberseite: ohneLauf: Seriennummer und AbnahmezeichenSicherung: S

    Auswerfer: GELADENGriffstck: Seriennummer und AbnahmezeichenGabelgehuse: ohne

    Abnahme- u. Beschuzeichen: Nr. 1 + Nr. 5, seltener auch Nr. 1 + Nr. 10 (siehe Beschuzeichenliste)

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    16/63

    Modell: SCHWEIZ 06/29 Waffenfabrik Bern - Commercial -

    Allgemeine Angaben:Hersteller: Eidgen Waffenfabrik BernKaliber: 7.65 mm ParabellumLauflnge: 12 cmVisierung: feststehendGriffschalen: Kunststoff mit Fischhaut (in den Farben rot, braun und schwarz)

    Sicherungsmechanismus: Daumenhebel und GriffsicherungSicherungsposition: Daumenhebel obenHandballensicherungsbgel: 17,6 mm breit und 46.6 mm lang, beidseitig geschl.Seriennummern: P 25001 bis P26600 und P 77942 bis P 78258Produzierte Menge: insgesamt 1917 Stck

    Beschriftungen:Kniegelenk: kleines Schweizer Kreuz im SchildHlsenoberseite: ohneLauf: Seriennummer und AbnahmezeichenSicherung: S

    Auswerfer: GELADENGriffstck: Seriennummer und AbnahmezeichenGabelgehuse: ohne

    Abnahme- u. Beschuzeichen: Nr. 1 + Nr. 5, seltener auch Nr. 1 + Nr. 10 (siehe Beschuzeichenliste)

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    17/63

    Modell: SCHWEIZ Commercial Mauser 1906/1934

    Allgemeine Angaben:Hersteller: MAUSER-Werke Oberndorf/Neckar Kaliber: 7,65 mm Parabellum

    Lauflnge: 12 cmVisierung: feststehendGriffschalen: Nubaum, mit FischhautSicherungsmechanismus: Daumenhebel- und GriffsicherungSicherungsposition: Daumenhebel obenHandballensicherungsbgel: breiter Bgel, 15,9 mm breit und 30,2 mm langSeriennummern: vierstellig, mit Buchstabe - v -Produzierte Menge: unbekannt

    Beschriftungen:Kniegelenk: MAUSER (Firmenzeichen, sogenanntes Banner)Hlsenoberseite: Schweizer Kreuz im StrahlenkranzLauf: Seriennummer und BeschuzeichenSicherung: S

    Auswerfer: GELADENGriffstck: Seriennummer

    Gabelgehuse: BeschuzeichenAbnahme- u. Beschuzeichen: Nr. 9, oder Nr. 5 + Nr. 9 (siehe Beschuzeichenliste)

    Anmerkung: Pistolen mit Seriennummern um 3900 v haben das neue deutscheBeschuzeichen nach Juni 1939, den Adler ber dem Buchstaben N,tragen auf der linken Laufseite die Inschrift Kal. 7,65 und die einzelnenTeile sind numeriert nach Art der deutschen Militr-Parabellum-Pistolen.

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    18/63

    Beschu- und Inspektionszeichen bei den schweizerischen Parabellum-Pistolen

    Obige Beschu- und Inspektionszeichen erscheinen auf den schweizerischen Parabellum-Pistolen wie folgt:

    Modell 1900 Militr Nr. 1 + Nr. 2Modell 1900 Commercial Nr. 3Modell 1906 DWM Nr. 1 + Nr. 2, oder nur Nr. 4Modell 1906 WF Bern Nr. 1 + Nr. 6, oder Nr. 1 + Nr. 7 oder Nr. 1 + Nr. 5 oder Nr. 6

    Modell 1920 Rework Nr. 8 + Nr. 5, oder Nr. 6 oder Nr. 7Modell 06/34 Mauser Nr. 9 oder Nr. 5 und Nr. 9Modell 06/29 WF Bern Nr. 1und Nr. 5, selten auch Nr. 10

    Beschu- und Inspektionszeichen auf schweizerischen Parabellum-Pistolen

    Inspektionszeichen Nr. 1 Inspektionszeichen Nr. 2

    Inspektionszeichen Nr. 4 Inspektionszeichen Nr. 5 und Nr. 6

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    19/63

    v.I.n.r.: Kennzeichen fr den Obergang von Armee- in Privatbesitz, Inspektionszeichen Nr. 5 und Nr. 7

    Beschuzeichen Nr. 8Beschuzeichen Nr. 9

    Werksfertigungskontrollzeichen auf Waffenteilen der Parabellum-Pistole Mod. 08/2'9 WF Bern, die von der SIG gefertigt wurden

    Seriennummer eines Modelles 06/29 WF Bern Commercial mitBuchstaben P

    Seriennummer eines Modelles 06/29 WF Bern Militr mitInspektionszeichen

    Inspektionszeichen Nr. 5Beschuzeichen Nr. 9

    Seriennummer(Mod.06/34 Mauser Commercial) Seriennummer eines Modelles 06/29 WF Bern Militr mit

    Fabrikzeichen der Waffenfabrik Bern

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    20/63

    Magazine fr die schweizerischen Parabellum-Pistolen

    Magazin mit Holzbodenstck und eingelegtem Metallplttchen zu den Parabellum-Modellen 1900 und 1906

    Magazin mit Holzbodenstck zur Parabellum Modell 19,06, Waffenfabrik Bern

    Magazin mit Kunststoffbodenstck zur Parabellum Modell 06/29, Waffenfabrik Bern

    Handballen- und Daumenhebelsicherungs-Variationen

    links: schmaler Handballensicherungsbgel beim Modell 1900, 1. SerieMitte: breiter Handballensicherungsbgel beim Modell 1903, 2. Serierechts: beidseitig geschlossener Handballensicherungsbgel beim Modell 06]29, Waffenfabrik Bern

    links: Daumensicherungshebel bei Modell 1900, 1. Serie Typ AMitte: Daumensicherungshebel bei Modell 19:00, 1. Serie Typ B

    rechts: Daumensicherungshebel ab Modell 1900, 2. Serie

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    21/63

    Auswechselbarkeit der Bestandteile der drei SchweizerOrdonnanz-Pistolenmodelle 1929, 1906, 1900

    Tabelle Nr. 28 - gleich wie 1929 oder wie 1906 x nicht vorhanden leer: dem Modell eigenBestandteile 1929 1906 1900 Bestandteile 1929 1906 1900

    1 Lauf 31 Verschlufanggelenk, kpl. - - -2 Korn - - - 32 Verschlufanggelenk, allein - - -3 Gabelgehuse 33 Fanggelenkfeder - - -4 Auswerfer - - 34 Riegel - - -

    5 Abzugstangenfeder - - 35 Riegelfeder - - -6 Abzugstange, kpl. - - 36 Magazinhalter - - -7 Abzugstange, allein - - 37 Magazinhalterfeder - - -8 Schnappstift - - - 38 Schliefeder - -9 Schnappstiftfeder - - - 39 Zugstange - - x

    10 Schnappstiftniet - - - 40 Zugstangenwinkelhebel - - x11 Verschluzylinder - - 41 Zugstangenwinkel-hebel-Stift - - x12 Schlagstift - - 42 Sicherungshebel, kpl. - -13 Schlagfeder - - - 43 Sicherungshebelfeder - -14 Bodenstck - - - 44 Sperrhebel - -15 Auszieher - - 45 Stift zu Zugstangenwinkelhebel - - x16 Auszieherfeder - - x 46 Griffschale, rechts - -17 Auszieherstift - - x 47 Griffschale, links - -18 Vordergelenk - - 48 Griffschalenschraube - - -19 Vordergelenkstift - - - 49 Magazin, kpl. - - -

    20 Hintergelenk - - 50 Magazinkasten - - -21 Hintergelenkstift - - 51 Magazinbodenstck - - -22 Kette - - 52 Magazinbodenstck-Stift - - -23 Kettenniete - - - 53 Magazinfeder - - -24 Verschlubolzen - - - 54 Druckknopf - - -25 Griffstck 55 Patronenzubringer - - -26 Deckpl.atte - - 56 Fhrungsknopf - - -27 Abzugwinkelhebel - - 57 Sperrhebelstift x - -28 Abzugwinkelhebel-Stift - - 58 Sperrhaken x x29 Abzug - - 59 Sperrhakenfeder x x30 Abzugfeder - - 60 Sperrhakenstift x x

    61 Sperrwiderhaken x x

    Die Aufstellungen dieser und der nchsten Seite wurden mit freundlicher Genehmigung von Herrn K. Zimmermann,Schtzenweltmeister, aus seinem Buch Die Schiekunst 1942 entnommen.

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    22/63

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    23/63

    Lederfutterale fr die schweizerischen Parabellum-Pistolen

    Futteral fr Modell 1906 WF Bern mit Tragriemen und spter oben angebrachter Reservemagazintasche

    Futteral fr die Modelle 1900, 1906 - DWM - und teilweise auch fr 1906 W- Bern

    Futteral fair das Modell 06/29 WF Bern mit seitlicher Reservemagazintasche

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    24/63

    Einstecksysteme verschiedener Kaliber fr die schweizerische Parabellum-Pistolen

    Einstecksystem der schweizerischen Firma LIENHARD im Kaliber .22 Ifb mit 20 cm langem Lauf

    Einstecklauf im Kaliber 4 mm von der deutschen Firma RWS

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    25/63

    Ein altes Einstecksystem im Kaliber 4 mm aus den 20er Jahren der Firma: Waffen-Glaser, Zrich

    Neuer Einstecklauf der Firma LIENHARD in Kaliber 4 mm, wie er heute noch produziert und im Handel angeboten wird.

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    26/63

    Wechselsystem im Kaliber .22 lfb der deutschen Firma ERMA aus der Nachkriegszeit, etwa 195 5

    Einstecklauf der Firma LIENHARD im Kaliber 4 mm mit Futterpatronen als Patronentrger

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    27/63

    Schweizerische Parabellum-Versuchs-Pistolen im Kaliber 9 mm Parabellum

    von der Waffenfabrik Bern wurde zu Versuchszwecken an dieser Parabellum,Modell 1936 WF Bern ein 12 cm langer Lauf in Kaliber 9 mm Parabellum eingebaut

    der gleiche Laufwechsel wie oben, jedoch an einer Parabellum Modell 06/29 Waffenfabrik Bern

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    28/63

    Eine sehr seltene Variation einer schweizerischen - commerziellen - Parabellum-Pistole vom Typ 1906 / 1934 Mauser

    Beachtenswert die Firmeninschrift auf dem Kniegelenk!Die Pistole trgt die schweizerischen Inspektionszeichen Nr. 1 und Nr. 2

    Modell Schweiz 1920 Commercial (Rework)mit Inschrift auf der Laufoberseite Abercrombie & Fitsch Co. New York, Made in Switzerland(aus Luger Variations von Harry E. Jones)

    Einschssige Pistole im Kaliber .22 lfb mit Kniegelenkverschlu. uere Form, Gewicht und Handlage entsprechen inetwa einer Parabellum-Pistole. Diese Pistole stammt aus einer Serie von etwa 150 Stck, die von der belgischen Firma

    Aug. Francotte in Lttich im Auftrag der Firma Waffen-Glaser in Zrich gebaut wurden.

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    29/63

    Prototyp einer Selbstladepistole im Kaliber .22 lfb mit Kniegelenkverschlu. Arbeit eines unbekannten schweizerischenBchsenmachers.

    Parabellum Mod.1900 SCHWEIZ, abgendert zur einschssigen Pistole im Kaliber .22 lfb Die Laufbohrungsachse liegtunter dem Mittelpunkt des Hlsengewindes. Dieser Prototyp bentzt den originalen Schlagbolzen, der Auszieher wurdegendert. (aus Luger Variations von Harry E. Jones)

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    30/63

    Ein wahrhaft legendres Exemplar des schweizerischen Ordonnanzpistolen-Modelles PARABELLUM 1900

    Seriennummer 01, also das erste Exemplar aller schweizerischen Parabellum Pistolen.(Photos: Copyright H. B. Lockhoven Waffen-Archiv)

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    31/63

    Ein typisches Bild fr das schweizerische Schtzenwesen

    Ein Pfarrer auf dem Schiestand ist in der Schweiz nichts Aussergewhnliches. Das Schtzenwesen erfat alle Standes- undBevlkerungsschichten. An einem normalen Tag auf dem Schiestand kann man neben dem Hochwrdigen Herrn Pfarrer auchden Bauern, neben dem Direktor den Beamten und neben dem Jungschtzen den Bundesrat finden.

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    32/63

    kleine Geschichte der Parabellum Pistole

    Reinhard Kornmayer

    Alle Rechte vorbehalten.Nachdruck, auch auszugsweise, sowie das bersetzen in fremde Sprachen verboten.

    Copyright 1974 Reinhard Kornmayer.Erschienen im Selbstverlag des Verfassers

    Reinhard Kornmayer, D-77 Singen (Hohentwiel), Theodor-Hanloser-Str.9

    Diesen Bericht widme ich in dankbarer Verehrung meinem Freund, Hauptmann a. D. OttoMorawietz, dem groen Kenner von Wafffen, dem ich viele meiner Kenntnisse ber dieParabellum-Pistole verdanke.

    Reinhard Kornmayer

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    33/63

    KLEINE GESCHICHTE DER PARABELLUM-PISTOLE

    PARABELLUM, ein Wort, fr Generationen ein Begriff, ein Name fr eine Pistole mit einemsagenhaften Mythos und von Legenden umwoben.

    Um die Jahrhundertwende begann der kometenhafte Aufstieg dieser Pistole, und ber vierJahrzehnte hinweg fand sie Verbreitung in der ganzen Welt. Sie fand Eingang bei den Armeenvieler Lnder als Or donnanzwaffe, als Dienstwaffe bei Polizeibehrden, bei den Sportschtzenals hervorragende Scheibenwaffe und bei privaten Personen als Verteidigungswaffe. In zweiWeltkriegen wurde sie als Ordonnanzwaffe getragen. Armeen kleinerer Lnder verwenden sienoch heute. Bei den Waffensammlern in allen Kontinenten der Welt sind Parabellum-Pistolenheute wohlgehtete Schtze, nur noch selten wechseln Parabellum-Pistolen zu hohen Preisenvon einer Sammlung in die andere. Mehrere Bcher sind ber Sie geschrieben worden undnoch immer bemhen sich Waffenhistoriker Licht in ungeklrte Kapitel der Geschichte dieserPistole zu bringen.

    Hier soll nun versucht werden, dem allgemein an Waffen Interessierten einen berblick berdie Geschichte, Entwicklung und Verbreitung der Parabellum-Pistole in geraffter Form zugeben.

    Grundlagen fr die Erforschung der Entwicklung und Verbreitung dieser Pistole knnten dieArchive der Firmen sein, die die Parabellum-Pistole produzierten, und die Archive der Lnder, indenen die Parabellum-Pisto!e als Ordonnanzwaffe eingefhrt war. Aber bedauerlicherweisesind diese Quellen grtenteils versiegt. Durch Kriegseinwirkung sind smtliche Unterlagen beiden Deutschen Waffenund Munitionsfabriken in Berlin, bei der Kniglichen Gewehrfabrik inErfurt, bei den MauserWerken in Oberndorf und letztlich auch bei den Simson und KrieghoffWerken in Suhl verloren gegangen. Die Unterlagen bei der Kniglichen Preussischen Gewehr-Prfungskommission in Potsdam verbrannten 1945, die Dokumente des Waffenamtes derDeutschen Marine gingen bis auf geringe Ausnahmen verloren. Selten findet man Umstnde,wie in der Schweiz vor, wo in den Staatsarchiven die Unterlagen vollstndig vorhanden sind unddem Waffenhistoriker eine Fundgrube bieten.

    So blieb es im wesentlichen den Waffenhistorikern und den Parabellum-Enthusiasten

    vorbehalten, Stein um Stein zum Mosaik des Geschichtsbildes zusammenzutragen, diePersonen zu befragen, die frher direkt mit der Produktion oder der Verbreitung zu tun hatten,briggebliebene Dokumente ausfindig zu machen oder auch sich aufgrund der Beschriftungen,der Seriennummern und anderer Kennzeichen an den heute noch vorhandenen Parabellum-Pistolen einen berblick zu verschaffen, um letztlich ein einigermaen geschlossenes Bild vonder Konstruktion, von der Produktion vom Anfang bis zum Ende und auch von der Verbreitungzu bekommen.

    SI VIS PACEM PARA BELLUM

    Dieses lateinische Zitat soll dieser kleinen Geschichte ber die Parabellum-Pistolevorangesetzt werden. Ein Spruch, der sicherlich nicht nur den an der Parabellum-Pistole

    interessierten Waffensammlern bekannt ist, sondern wahrscheinlich auch jedem, der in derSchule Latein gelernt hat. Es stammt von dem rmischen Schriftsteller Vegetius, der im 4.Jahrhundert nach Christus gelebt hat. Unter einer Reihe von Bchern schrieb er auch eines mitmilitrischem Inhalt. In diesem Buch wird dieser Spruch zum ersten Mal genannt, der aufdeutsch bersetzt lautet: Willst du den Frieden, dann sei bereit zum Krieg.

    Die Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik in Berlin (DWM), die zuerst die Parabellum-Pistole herstellte, bildete aus den letzten beiden Worten dieses Zitates ihre Telegrammanschriftpara bellum. Sie wollten damit vermutlich in Kurzform zum Ausdruck bringen, da sie Waffenund Munition produzieren, die eben auch zur Kriegsfhrung bentigt werden. Die damaligeBekanntheit dieser Telegrammanschrift war dann auch Anla dafr, da die DWM der neuentwickelten und vielversprechenden Borchardt-Lugen-Pistole den Namen PARABELLUMverliehen.

    Man kennt sie berall in der Welt, die einen sagen Parabellum zu ihr, in den USA hat sichder Name Luger eingebrgert, und in Deutschland wird zu jeder Parabellum-Pistole ebeneinfach 08 gesagt (was richtigerweise natrlich nur fr die in der deutschen Armee eingefhrten

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    34/63

    Version gilt). Seit Beginn der Produktion im Jahre 1899 bis zum Ende der Produktion inDeutschland im Jahre 1942 und wenige Jahre spter in der Schweiz, wurden nahezu 3Millionen Parabellum-Pistolen produziert. Sie galten lange als die besten Faustfeuerwaffen derWelt, was aber nur eine unbewiesene Meinung darstellt, ber die schon viel diskutiert wurde.Die Frage nach dem Grund ihrer Beliebtheit und warum sie solange als beste Pistolebezeichnet wurde, bleibt offen.

    Die Hauptgrnde fr ihre Beliebtheit und ihrem Erfolg als commerzielles Produkt derHersteller waren aber sicherlich dadurch begrndet, da die Parabellum-Pistole gutdurchkonstruiert und funktionssicher war, hervorragende Schieergebnisse brachte und fr diewirkungsstarken Patronen Kaliber 9 mm Parabellum und 7,65 mm Parabellum eingerichtetwaren. Zudem waren sie aus bestem Material in przisen Fertigungsmethoden - teilweise vonHand - hergestellt, sie waren sehr handlich und bequem zu bedienen.

    HUGO BORCHARDT und seine Selbstladepistole

    Die Parabellum-Pistole ist aus der Borchardt-Pistole entstanden, die der Ingenieur HugoBorchardt - ein naturalisierter Amerikaner - konstruiert hat, und die von Georg Lugerweiterentwickelt wurde. ber Hugo Borchardt ist nicht allzuviel bekannt. Sein Geburtstag und -

    ort und auch sein Todestag sind uns nicht bekannt. Er war 16 Jahre alt, als seine Eltern nachAmerika auswanderten. Bereits mit 26 Jahren war er Betriebsleiter einer kleinen Waffenfabrikmit 60 Arbeitern. Ab 1875 war er Betriebsleiter bei der Firma Sharps Rifle Company, wo er das1876 patentierte Sharps-Borchardt-Gewehr konstruierte. In den Jahren 1876 bis 1877 arbeiteteer als Konstrukteur bei Winchester. Hier konstruierte er eine Reihe von Revolvern mitausschwenkbarer Trommel, die zum Prototyp aller spteren amerikanischen Revolver wurden.Daneben konstruierte er eine Reihe von Vorrichtungen und Maschinen, auf die er zahllosePatente erhielt. Durch seine Erfindungen auf waffentechnischem Gebiet machte sich Borchardteinen guten Namen. Allerdings hat er aus seinen Patenten nie Nutzen gezogen, was vielleichtauch Grund dafr gewesen sein mag, da er es nie lange an einer Stelle' aushielt und oft Firmaund Wohnsitz wechselte. Schlielich verlie er die USA und zog nach Ungarn, wo er Direktorder Ungarischen Waffenwerke wurde. Nach ernstlichen Meinungsverschiedenheiten mit demungarischen Kriegsminister - General Feiervary - verlie er jedoch Ungarn. Die Firma Ludwig

    Loewe & Co. in Berlin, die die Mehrheit der Aktien der Ungarischen Waffenfabrik besa undvermutlich auch die Vermittlung von Georg Luger mgen wohl dazu beigetragen haben, daHugo Borchardt eine Anstellung als Oberingenieur bei der Firma Loewe erhielt, bei der er danndie 1893 patentierte Borchardt-Pistole konstruierte.

    Die von Borchardt konstruierte Selbstladepistole - auch Pistolen-Karabiner genannt - hat alsbezeichnendes Konstruktionselement den Kniegelenkverschlu. Dieser Kniegelenkverschlu istaber keine eigene Erfindung von Borchardt. Dieses hervorragende Funktionsprinzip bernahmer von dem damals noch recht jungen Maschinengewehr von Hiram Maxim. Es knickt zwar dortnach unten, was aber am Prinzip nichts ndert. Maxim wiederum, der sein erstesMaschinengewehr unter Verwendung einer Winchester Rifle Mod. 1873 konstruierte, entlehntevon dort her das System, nach dem wiederum als Vorgnger des Winchester-Gewehres dieHenry- und Volcanic-Waffen arbeiteten.

    Deren direkter Vorgnger war das Hunt-Gewehr, das sich sein Konstrukteur Walter Huntbereits 1849 patentieren lie. Auch dieses Gewehr hat einen Kniegelenkverschlu. Wer dasSystem nun wirklich erfunden hat, kann heute nicht mehr festgestellt werden. Die technischePerfektion, dieser Konstruktion wird aber heute noch dadurch bewiesen, da eine Reihe vonjetzt noch verwendeten Maschinenwaffen damit arbeiten.

    Bei der Borchardt-Selbstladepistole gleitet nach dem Schu der Lauf mit dem Verschluzurck und nachdem das Gescho den Lauf verlassen hat, stt der mittlere Gelenkknopf desKniegelenkes gegen eine am Griffstck angebrachte Kurve und wird von dieser nach obenausgeklinkt. Dadurch trennt sich die Kammer vom Lauf. Beim weiteren Rcklauf der Kammerzieht der an ihr befestigte Auszieher die abgeschossene Patronenhlse aus dem Lauf, diedurch den Anschlag am Auswerfer schrg nach oben ausgeworfen wird. Durch die bremsende

    Kraft der Schliefeder und durch Anschlag kommt der Verschlu zur Ruhe und wird durch dieSchliefeder, die das Kniegelenk wieder in Strecklage zieht, sogleich nach vorne gezogen.Hierbei nimmt die Kammer eine inzwischen durch Federdruck aus dem Magazinhochgestiegene Patrone mit, schiebt diese in den Lauf und verschliet ihn, indem sie das

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    35/63

    Kniegelenk vllig streckt und zur Sicherheit sogar eine Kleinigkeit unterknickt. Beim Vorgleitenwird der Schlagbolzen dadurch gespannt, da er mit seiner Nase von der Abzugstangegefangen wird, whrend die Kammer nach vorne luft. Durch Bettigung des Abzuges wird dieAbzugstange nach oben gedrckt, sie gibt den Schlagbolzen frei, und dieser zndet die nchstePatrone.

    Die Borchardt-Selbstladepistole war fr eine flaschenfrmige Patrone im Kaliber 7,65 mmeingerichtet, die der Vorlufer der bekannten Pistolenpatrone Mauser 7,63 mm war und fast derPistolenpatrone Mannlicher 7;63 mm gleicht, aber mit beiden nicht austauschbar ist.

    Zwischen 1893 und 1896 ist die Borchardt-Pistole in allen greren Lndern durch Patentegeschtzt worden. Ab 1893 wurde sie berall zum Verkauf angeboten. Sie kosteteeinschlielich eines ansteckbaren Holzschaftes mit abnehmbarer Backe und dem blichenZubehr damals 126.- Mark. Fr 20.- Mark extra wurde ein Lederkoffer geliefert: Heute habensich jedoch nur sehr wenige komplette Ausrstungen erhalten, die durchweg in den Hndenvon Waffensammlern oder Museen sind.

    Ganz gewi hat auch die Knigl. Preuische Gewehr-Prfungskommission die Borchardt-Pistole eingehend untersucht, ob aber Truppenversuche unternommen wurden, steht nicht fest.Aus amerikanischen Verffentlichungen kann berichtet werden, da am 22.11.1894 der Boston

    Herold einen interessanten Bericht ber die Borchardt-Pistole brachte, die am Vortag einer US-Marine-Kommission in Rhode Island von Luger vorgefhrt worden war und die eine groeZukunft haben sollte. Interessant ist, da es Georg Luger und nicht Hugo Borchadt war, derdiese Pistole in den USA vorgefhrt hat. Die Munition fr die Pistole wurde als Luger Kal. 7,65mm randlos bezeichnet. Auch die amerikanische Armee prfte die Borchardt-Pistole. Am 28.November 1894 wurde eine Kommission nach Springfield beordert, um dort grndlicheVersuche mit dem automatischen Pistolenkarabiner Borchardt vorzunehmen und einen Berichtabzugeben. Die Versuche der Marine und des US-Heeres wurden aber nicht fortgesetzt, so daanzunehmen ist, da die Waffe nicht die Zustimmung der Kommissionen gefunden hat. DieBorchardt-Pistole arbeitete zwar auch unter erschwerten Umstnden gut, war aber wegen ihrergroen Abmessungen und wegen ihrer ungnstigen Handlage als Faustfeuerwaffe weniggeeignet.

    GEORG LUGER

    Georg Luger wurde 1849 in Steinach in Tirol geboren. Er kam in frhen Jahren bereits zursterreichischen Armee und brachte es dort in kurzer Zeit zum Leutnant der Infanterie. Er erhieltmehrere Auszeichnungen, verlie aber schon mit 23 Jahren wieder die Armee und verheiratetesich 1872 mit einer Bhmin. Luger hatte eine ausgesprochene Vorliebe fr Handfeuerwaffen,und eine enge Freundschaft verband ihn mit dem weltbekannten Waffenkonstrukteur RitterFerdinand von Mannlicher. Bis 1880 wohnte Luger in Wien, und in dieser Zeit arbeitete er engmit Ritter von Mannlicher zusammen. Zuerst wurde das sterreichische Infanteriegewehr vomEinzellader auf Repetiergewehr umgebaut, dann konstruierten sie weitere Selbstladegewehre.Durch diese Ttigkeit entwickelte sich Luger zum Konstrukteur von Waffen. Seine konstruktivenFhigkeiten und seine sprachliche Beweglichkeit - er sprach neben seiner Muttersprache auch

    Italienisch und Tschechisch brachten ihm dann auch die Anstellung bei der Waffenfabrik LudwigLoewe & Co. in Berlin, die er 1891 antrat.

    Diese fhrende Waffenfirma, die seit 1887 auch smtliche Aktien der Waffenfabrik Mauser inOberndorf bernommen hatte, beauftragte Luger mit der Vorfhrung von Mauser-Gewehren inden USA, wobei er wahrscheinlich zum ersten Mal die Bekanntschaft des Ingenieurs Borchardtmachte.

    Georg Luger hatte bei den DWM keine feste Arbeitszeit, er war eine Art freischaffenderMitarbeiter, bezog aber festes Gehalt. Alle seine Erfindungen wurden auf Kosten der Firmapatentiert und seine Firma bernahm auch die Kosten seiner Reisen. Nach einigen Jahrenwurden seine Bezge verdoppelt und sein Arbeitsvertrag langfristig verlngert. EntscheidendeBerhmtheit erlangte Luger dann durch seine Verbesserungen an der Borchardt-Pistole, die ab

    1900 beispiellose Erfolge erlebte und den DWM ausgezeichnete Geschfte brachte.

    Einen groen Teil seines Vermgens legte Luger in Aktien der Deutschen WaffenundMunitionsfabrik und bei anderen deutschen Industrieunternehmen an. Nachdem Deutschland

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    36/63

    jedoch den 1. Weltkrieg verloren hatte und die deutsche Industrie in den zwanziger Jahren vordem wirtschaftlichen Ruin stand, sanken diese Werte auf ein Null zusammen. Dieserpersnliche Rckschlag fhrte Luger zu Depressionen und er zerfiel an Geist und Krper. Erlebte von der Hoffnung, da sich die deutsche Wirtschaft wieder erholt und seinAktienvermgen zur n Wert zurckkehrt. Unter diesen Umstnden verstarb Georg Luger 1923 inverhltnismig armen Verhltnissen im Alter von 74 Jahren in seinem Heim in Berlin-Charlottenburg.

    FIRMENENTWICKLUNG LOEWE - DWM

    Schon 1889 hatte die Firma Ludwig Loewe & Co. die Deutsche Metallwarenfabrik Lorenzerworben. Durch einen Gesellschaftsvertrag zwischen den drei Firmen: L. Loewe & Co. -Pulverfabrik Rottweil - Hamburg - und Vereinigte Rheinisch-Westflische Pulverfabrik wurdeeine neue Firma gegrndet, die Deutsche Metallwarenfabrik in Karlsruhe. Am 4.11.1896beschloss die Generalversammlung den,Namen zu ndern in Deutsche Waffen- undMunitionsfabrik (DWM) und den Sitz nach Berlin zu verlegen. Am 10.12.1896 kam ein Vertragzustande zwischen Ludwig Loewe & Co. und DWM ber den Erwerb der Waffenfabrik inMartinikenfelde (der heutige Verwaltungsbezirk Berlin-Moabit) und auch smtliche Aktien derWaffenfabrik Mauser in Oberndorf gingen von Ludwig Loewe & Co. auf die DWM ber.

    ENTSTEHUNG DER PARABELLUM-PISTOLE

    Die beiden Waffenkonstrukteure Borchardt und Luger waren gute Freunde, auch ihreFamilien verkehrten miteinander. Sie wohnten in der gleichen Strae (Weimarer Strae) desBerliner Bezirks Charlottenburg. Nach dem spteren Bruch zog jedoch Borchardt aus seinemHause aus, das nur wenige Huser neben dem von Luger lag, und zog in ein weiter entferntesHaus derselben Strae. Trotz des guten Verhltnisses gab es zwischen den beiden immerwieder Differenzen., denn Borchardt war von der Vortrefflichkeit seiner Pistole soeingenommen, da er sich nie bereit fand, jegliche nderung an seiner Waffe vorzunehmen.Die Funktion und die Schuleistung waren hervorragend und auch bei Dauerfeuer undGewaltbeschssen hat sich die Konstruktion - Rckstolader mit Kniegelenkverschlu - bestens

    bewhrt. Nachteilig war, da die Borchardt-Pistole einen fast senkrecht stehenden Handgriffhatte, der beim Schieen sehr unbequem war. Ein weiterer entscheidender Nachteil war, dadie Schliefeder in einem verhltnismig groen Gehuse lag, das am Griffstck hinten weitberstand. Dadurch wurde die Pistole auergewhnlich lang und unhandlich.

    Bis vor kurzem war man der Ansicht, da nun Georg Luger auf Veranlassung der DWM dieUmkonstruktion der Borchadt-Pistole vorgenommen habe. Es gab zwar einige Details, die sogar nicht zu dieser Annahme paten, aber aufgrund dieser Details ergab sich immer noch keineandere Erklrung.

    Hier war es nun der schweizerische Autor und Waffenhistoriker Eugen Heer, der inmhseliger Arbeit aus den schweizerischen Bundesarchiven die Unterlagen und Dokumenteherausfand, die erst die tatschlichen Vorgnge um die Entstehung der Parabellum-Pistole ans

    Licht brachten.

    Die aufgefundenen amtlichen Dokumente, Briefe und Protokolle ergaben nun ein Bild, dasgenau die Vorgnge in zeitlicher Reihenfolge darlegt, das aber auch durchsetzt ist von Intrigenund von geschftlicher Tchtigkeit oder Gerissenheit, wie man es auch nennen mag. Fr diedetaillierte Schilderung dieser Vorgnge verweise ich auf das ausgezeichnete Buch von EugenHeer Geschichte und Entwicklung der Militrhandfeuerwaffen in der Schweiz, Band I.

    Bei der nachfolgenden Schilderung dieser Vorgnge soll nur das Wesentliche genanntwerden.

    Die Schweizer waren stets bemht, die bestmglichen Waffen fr ihre Armee zu haben, undnachdem etwa um 1880 das rauchlose Weipulver erfunden wurde, bemhte man sich in der

    Schweiz sofort, diese Erfindung zu verwerten. Allerdings erwies sich die Verwendung desWeipulvers in den vorhandenen Revolvern als ungeeignet. Etwa um 1890 kamen dann dieersten Modelle von Selbstladepistolen,, und sogleich wurden diese in der Schweiz auf ihreVerwendbarkeit untersucht.

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    37/63

    Als erste Pistole wurde in den Jahren 1892 bis 1894 die BergmannSelbstladepistoleuntersucht, eine Konstruktion von Louis Schmeier. In Konkurrenz. zur Bergmann-Pistole kam1895 die Selbstladepistole von Mannlicher. Bei den ersten Groversuchen im Jahre 1897 lagendann sogar schon vier Modelle von Selbstladepistolen vor, die Bergmann, die Mannlicher, dieMauser und letztlich die Borchardt-Pistole. Im Rahmen dieser Versuche wurden von denKonstrukteuren mehrfach von der Prfungskommission gewnschte nderungen an ihrenWaffen vorgenommen. Die Konstrukteure waren teilweise sogar persnlich in der Schweiz. DieBorchardt-Pistole wurde von Georg Luger vorgefhrt, er war zum ersten Mal Anfang 1897 in derSchweiz. Man sagte ihm nach, er sei ein erfahrener und gewiegter Demonstrator.

    Die Kommission gab dann Berichte ber die einzelnen Waffen ab, wobei die Borchardt-Pistole im Gesamten nicht viel besser abschnitt als die anderen Waffen, jedoch wurde von derKommission grundstzlich die Konstruktion beachtet.

    Im Zuge der weiteren Untersuchungen schieden dann die Bergmann und die Mannlicher-Pistole aus. Zur weiteren Prfung wurden von den Konstrukteuren Mauser und Borchardt einigenderungen an ihren Waffen verlangt. Bei der Mauser-Pistole wurde die komplizierte Form undschwierige Zerlegbarkeit beanstandet, bei der Borchardt-Pistole vor allem die ungewhnlicheGre und die Unhandlichkeit.

    SELBSTLADEPISTOLE BORCHARDT MODELL 1893

    SELBSTLADEPISTOLE LUGER MODELL 1898Beide Fotos: Eugen Heer Die Faustfeuerwaffen von 1850 bis zur Gegenwart Copyright Schweizerisches

    Waffeninstitut, CH-Grandson

    Die Bejahung der Konstruktion einerseits und die Forderung der Kommission andererseitsnach anderen Dimensionen und verschiedenen kleinen nderungen fhrten nun zu Vorgngen,auf die frher schon hingewiesen wurde. Luger und Borchardt hatten fters Differenzen, weilsich Borchardt nicht bereitfand, irgendwelche nderungen an seiner in der Tat gutfunktionierenden Waffe vorzunehmen. Die Nachforschungen des schweizerischen HistorikersEugen Heer haben nun ergeben, da eine Reihe von nderungen, die die schweizerische

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    38/63

    Kommission an der Borchardt-Pistole verlangte, nicht auf Veranlassung von Luger durchBorchardt bei den DWM vorgenommen wurden, sondern da Luger die entscheidendennderungen ohne Wissen von Borchardt und den DWM eigenmchtig vorgenommen hat.

    Verschiedene Daten aus den Akten des schweizerischen Bundesarchives lassen daraufschlieen, da Luger zwischen den Groversuchen vom Juni 1897 und den Nachversuchen imOktober 1897 die Borchardt-Pistole gegen ein verndertes Modell ausgetauscht hat. Dasgleiche taten brigens die Konstrukteure Bergmann und Mannlicher. Von dieser verndertenPistole existiert zwar kein Exemplar mehr und auch keine Zeichnungen, verschiedene Angabenaus den Akten lassen aber den Schlu zu, da es sich hierbei bereits um ein bergangsmodellgehandelt haben mu. Wer war nun der Konstrukteur dieses bergangsmodells? Borchardtoder Luger? Mit groer Wahrscheinlichkeit wurde dieses Ubergangsmodell noch von Borchardtunter energischem Drngen von Luger ausgearbeitet.

    Das frheste deutsche Patent, welches ein bergangsmodell zeigt, trgt das Datum30.9.1898 und lautet auf den Namen Lugers. Beim Studium der Patentschrift erkennt man aber,da Luger darin nur Anspruch auf die von ihm genderten Details erhebt, nicht aber auf dieGesamtkonstruktion, das gleiche gilt auch fr seine spteren Patente.

    Im Verlauf der weiteren Versuche legte Luger aufgrund erneuter Wnsche der Kommission

    ein weiter verndertes bergangsmodell vor, das man nun bereits als Selbstladepistole Luger1898 bezeichnen kann. Wie sich spter herausstellt, hat nun Georg Luger bei diesembergangsmodell ohne Wissen von Borchardt und den DWM nun eine Reihe wichtiger Detailskonstruktiv gendert. Die Mglichkeit, da einige wenige Personen der DWM allerdingseingeweiht waren, mu in Betracht gezogen werden, denn es ist doch anzunehmen, da dieExemplare des Ubergangsmodelles handwerklich in den DWM hergestellt wurden.

    Von diesem bergangsmodell 1898 existiert in der Sammlung der Waffenfabrik Bern nochein Exemplar. Aber auch an diesem Modell werden nochmals geringfgige nderungenvorgenommen, die dann letztlich zu dem Modell fhrten, das man heute als Parabellum-PistoleModell 1900 bezeichnet.

    In dem Moment, in dem mit einiger Sicherheit anzunehmen war, da die Kommission die

    Borchardt-Luger-Pistole zur Annahme als Ordonnanzwaffe vorschlagen wird und eine baldigeBestellung in Aussicht war, kam nun der geniale Schachzug Lugers. Er hatte die Patentierungaller von ihm vorgenommenen nderungen sorgfltig vorbereitet und bereits einen Tag nachder Adoption durch den schweizerischen Bundesrat waren seine Ansprche gesichert. Andiesem Hauptpatent finden wir fast alle frher patentierten Details, ohne die Borchordt'sbergangspistole wertlos geworden war.

    Gleichzeitig informierte Luger die DWM und Borchardt ber den wahren Sachverhalt.Verstndlicherweise waren diese ber das Verhalten Lugers emprt. Sie hatten aber nicht dieMglichkeit, ihn gerichtlich zu belangen, weil seine Pistole aus der nicht patentiertenUbergangspistole hervorgegangen war. Dies trifft auch fr die Anordnung der Schliefeder zu,ebenfalls war das Kniegelenk keine Erfindung von Borchardt. Fr die DWM, welche fr dieKosten der Borchardt-Patente aufgekommen war, gab es nur zwei Mglichkeiten. Entweder sie

    entlie Luger und verlor damit vielversprechende Auftrge, oder aber sie machte gute Mienezum bsen Spiel und versuchte Borchardt durch eine Kompromilsung zu besnftigen. Durcheine Entlassung von Luger htten die DWM ein sicheres Geschft verloren, .denn Luger besaja die Patente. Auf der anderen Seite sind die Borchardt-Patente durch das Patent von Lugerwertlos geworden.

    Die DWM schloss dann einen Kompromi und tolerierte das Verhalten Lugers. Welche RolleBorchardt weiterhin bei den DWM spielte ist nicht bekannt, man wei nichts ber sein weiteresLeben. Sicher aber ist,, da sein frheres Freundschaftsverhltnis mit Luger abbrach und daer in ein von Luger weiter entferntes Haus - ebenfalls in der Weimarer Strae - umgezogen ist.Er soll in den dreiiger Jahren !im hohen Alter in Berlin gestorben sein.

    Die wesentlichen nderungen, die Georg Luger an der Borchardt-Pistole vorgenommen hat,

    bestanden aus:

    1. Verlegen der Schliefeder hinter das Magazin in das Griffstck;2. Der Griff wurde von der bisherigen, fast senkrechten Form in eine

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    39/63

    schrge umgewandelt, die nun der natrlichen Handlage entsprach;3. Der Lauf wurde verkrzt;4. Anbringung einer Daumenhebel- u. einer selbstttigen Griffsicherung.

    Das 1. Patent von Luger trug das Datum 30.9. 1898 und bezog sich auf die selbstttigeSperre bzw. Griffsicherung. Im Jahre 1900 aber, nachdem der ganze Trubel vorbei war, liesich Luger alle Einzelheiten der Pistole in acht weiteren Patenten sichern.

    PRODUKTION UND VERBREITUNG DER PARABELLUM-PISTOLE AB 1900

    Gleichzeitig mit dem Eintreffen der Bestellungen aus der Schweiz lief bei den DWM diemaschinelle Serienproduktion der Borchardt-LugerPistole im Jahre 1900 an, die aber dann wieeingangs erwhnt, den Namen Parabellum-Pistole erhielt. In den USA brgerte sich dieserName nicht ein. Dort war es der Generalvertreter der DWM, Hans Tauscher, der diese Pistolenunter dem Namen Luger vertrieb und an dieser Bezeichnung festhielt, die sich bis heutegehalten hat. Mag sein, da der Vertrieb unter dem Namen Luger auf die gute Resonanz derfrheren Presseberichte zurckzufhren ist, die Georg Luger bei der Vorfhrung der Borchardt-Pistole erhalten hat.

    Die Bezeichnungen, die die Parabellum-Pistolen spter in den verschiedensten Lndernerhalten haben, sind ganz verschieden. Als Ordonnanzwaffe wurde sie in der SchweizOrdonnanzpistole 1900 oder spter Ordonnanzpistole 1900/06 genannt, in DeutschlandPistole 08, in Portugal Pistola Parabellum M 943. Im commerziellen Handel wurde sieblicherweise Selbstladepistole Parabellum oder einfach Parabellum genannt.

    Die DWM versah die Pistolen auf der Oberseite des Kniegelenkes mit ihrem Firmenzeichen,den verschnrkelten Buchstaben DWM, und je nach Wunsch des Empfngers mitentsprechender Kennzeichnung auf der Hlsenoberseite. Fr die Schweiz z. B. mit demschweizerischen Kreuz, fr die USA mit dem amerikanischen Bundesadler, fr Bulgarien mitdem Staatswappen, fr Ruland mit gekreuzten Gewehren, fr Portugal mit den Initialen M 2(Manuel II.) oder einem Anker (Marine). Oft beschrnkten sich aber auch die Beschriftungen beiden ins Ausland gelieferten Pistolen auf das Beschriften des Ausziehers und beim

    Daumensicherungshebel in der jeweiligen Landessprache (z. B. Holland). In Deutschlanderhielten die Ordonnanzpistolen der Armee ab 1910 auf der Hlsenoberseite Kennzeichnungenfr das Produktionsjahr.

    Bereits am 16. April 1901 erhielt der Kommandeur des Springfield Arsenals den Auftrag,1000 Luger-Pistolen - wie sie ja in Amerika genannt wurden - fr Truppenversuche in deramerikanischen Armee einzukaufen. Die dafr erforderlichen Pistolentaschen und,das Zubehrwurden im Rock Island Arsenal angefertigt. Die,Pistolen erhielten auf der Hlsenoberseite dasamerikanische Hoheitszeichen eingeprgt. Angeblich soll diese Eingravierung inoffiziellgeschehen sein, sie wurde aber spter bei allen commerziellen Lieferungen von Parabellum-Pistolen nach den USA beibehalten.

    Die schweizerischen und amerikanischen Militrs waren nicht die einzigen, die die

    Parabellum-Pistole Modell 1900 prften. Unter den nachweisbaren Lndern waren folgende, diedie Parabellum-Pistole prften: Osterreich, Spanien, Kanada, Ruland, Brasilien, Holland,Norwegen, Bulgarien, Portugal, Chile und nicht zuletzt natrlich Deutschland selbst. AlsOrdonnanzwaffe angenommen wurde das Modell 1900 von der Schweiz, von Bulgarien und vonPortugal. Im brigen wurde das Modell 1900 auch im zivilen Handel sehr gut verkauft, so dadie Parabellum-Pistole ein gutes Handelsobjekt war.

    Im deutschen Heer waren Parabellum-Pistolen erstmalig beim OstasiatischenBesatzungscorps im Gebrauch. Whrend des Boxeraufstandes in China im Jahre 1901 sindParabellum-Pistolen Modell 1900 an Offiziere zur Erprobung ausgegeben worden. In denfolgenden Jahren bis 1908 fanden in Deutschland umfangreiche Erprobungen undTruppenversuche mit verschiedenen Selbstladepistolen statt, bei denen auch die Mauser-Pistole eine bedeutende Rolle spielte. Auch die Munition wurde weiterentwickelt und 1902

    brachten die DWM ein neues Modell der Parabellum-Pistole mit einem Kaliber von 9 mm aufden Markt. Dieses Modell 1902 hatte einen 100 mm langen Lauf, die Griffsicherung wie dasModell 1900, und teilweise ein Fenster in der linken Griffschale, das es ermglichte, die imMagazin vorhandenen Patronen zu zhlen.

  • 7/21/2019 Reinhard Kornayer - History of the Parabellum Pistol in Switzerland

    40/63

    SCHWEIZERISCHE ORDONNANZPISTOLE MODELL 1900- Parabellum Modell 1900 -(Sammlung des Autors)

    PARABELLUM-PISTOLE MODELL 1902USA COMMERCIAL(Sammlung Thomas F. Smith, USA)

    Grere Mengen dieses Modells 1902 wurden nicht gefertigt, obwohl damals die 9 mm

    Parabellum-Patrone schon eine gewisse Beachtung fand. Heute, nach ber 70 Jahren, ist diesePatrone die am meisten verbreitete Militrpistolenpatrone der Welt. Als zylindrischeRillenpatrone ausgebildet, hat die Patrone keinen hervorstehenden Bo


Recommended