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Reinhard Fuchs Markus Gerber Hrsg. Handbuch ... · ganzen Tages hinter sich lassen und...

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Handbuch Stressregulation und Sport Reinhard Fuchs Markus Gerber Hrsg.
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Handbuch Stressregulation und Sport

Reinhard FuchsMarkus Gerber Hrsg.

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Springer Reference Psychologie

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Springer Reference Psychologie bietet Praktikern, Wissenschaftlern und Stu-dierenden zielführendes Fachwissen in aktueller, kompakter und verständli-cher Form. Während in traditionellen Handbüchern Inhalte bislang gebündeltund statisch in einer Printausgabe erscheinen, bietet Springer Reference Psy-chologie eine um dynamische Komponenten erweiterte Online-Präsenz: Stän-dige digitale Verfügbarkeit, frühes Erscheinen neuer Beiträge online first undfortlaufende Erweiterung und Aktualisierung der jeweils zitierfähigen Inhalte.Die Werke und Beiträge repräsentieren den jeweils aktuellen Stand des Wis-sens. Reviewprozesse sichern die herausragende Qualität durch aktive Mit-wirkung von namhaften HerausgeberInnen und ausgesuchten AutorInnen.Besonderes Augenmerk wird auf Themengebiete mit hoher Praxisrelevanzgelegt. Auch interdisziplinäre Werke (vor allem in Verbindung mit den Fach-gebieten Medizin, Sport, Pädagogik, Wirtschafts- und Naturwissenschaften)sowie andere der Psychologie nahestehende Themengebiete sind in diesemProgramm vertreten.Springer Reference Psychologie wächst kontinuierlich um neue Kapitel undFachgebiete. Eine Liste aller Reference-Werke bei Springer – auch andererFächer – findet sich unter www.springerreference.de.

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Reinhard Fuchs • Markus GerberHerausgeber

HandbuchStressregulation undSport

mit 37 Abbildungen und 24 Tabellen

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HerausgeberReinhard FuchsUniversität FreiburgFreiburg i.Br., Deutschland

Markus GerberUniversität BaselBasel, Schweiz

Springer Reference PsychologieISBN 978-3-662-49321-2 ISBN 978-3-662-49322-9 (eBook)ISBN 978-3-662-49323-6 (Bundle)https://doi.org/10.1007/978-3-662-49322-9

DieDeutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier

Springer VS ist Teil von Springer NatureDie eingetragene Gesellschaft ist Springer-Verlag GmbH DeutschlandDie Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany

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Inhaltsverzeichnis

Teil I Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Stressregulation und Sport: Ein Überblick zum Stand derForschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3Markus Gerber und Reinhard Fuchs

Teil II Allgemeine Stressforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

Theorien der Stressentstehung und -bewältigung . . . . . . . . . . . . . . 23Norbert K. Semmer und Dieter Zapf

Stressbewältigung und Persönlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51Carl-Walter Kohlmann und Heike Eschenbeck

Physiologische Stressreaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67Bernadette von Dawans und Markus Heinrichs

Soziale Stressoren und stressbedingte Erkrankungen . . . . . . . . . . 79Johannes Siegrist

Stress als Risikofaktor für körperliche und psychischeGesundheitsbeeinträchtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93Markus Gerber und René Schilling

Gesellschaftliche Bedeutung und Kosten von Stress . . . . . . . . . . . . 123Achim Elfering, Beatrice Brunner, Ivana Igic, Anita C. Keller undLukas Weber

Stressbewältigungstrainings für Erwachsene . . . . . . . . . . . . . . . . . 143Gert Kaluza und Anja Chevalier

Stressmanagementtrainings für Kinder und Jugendliche . . . . . . . . 163Arnold Lohaus

Methodische Aspekte der Stressforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179Nadine Kasten und Reinhard Fuchs

v

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Teil III Fokus Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203

Stressregulation durch Sport und Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . 205Reinhard Fuchs und Sandra Klaperski

Exercise, Stress and Health: The Stress-BufferingEffect of Exercise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227Sandra Klaperski

Physiologische Wirkmechanismen des Sports unter Stress . . . . . . 251Markus Gerber

Sportaktivität, Stress und das Gehirn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275Sebastian Ludyga

Schlaf, körperliche Aktivität und Stress . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293Serge Brand

Physical Activity, Stress, and Obesity . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311Megan E. Holmes

Körperliche Aktivität, Stress und arterielle Gefäßsteifigkeit . . . . . 325Arne Deiseroth und Henner Hanssen

Sportaktivität, Stress und Burnout . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343Kathrin Wunsch und Markus Gerber

Exercise and Posttraumatic Stress Disorder . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375Simon Rosenbaum, Brendon Stubbs, Felipe Schuch andDavy Vancampfort

Teil IV Fokus Leistungssport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389

Stress, Angst und Leistung im Leistungssport . . . . . . . . . . . . . . . . . 391Felix Ehrlenspiel, Katharina Geukes und Jürgen Beckmann

Strategien der Stressregulation im Leistungssport . . . . . . . . . . . . . 417Jürgen Beckmann und Felix Ehrlenspiel

Erholung und Belastung im Leistungssport . . . . . . . . . . . . . . . . . . 435Michael Kellmann, Sarah Kölling und Maximilian Pelka

Stress and Injuries in Elite Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 451Ulrika Tranæus, Andreas Ivarsson and Urban Johnson

Maladaptive Bewältigungsstrategien im Sport . . . . . . . . . . . . . . . . 467Oliver Stoll

Burnout in Athletes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 489Henrik Gustafsson, Daniel J. Madigan and Erik Lundkvist

Stress-Resistenz-Trainings für Topathleten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 505Jeffrey Sallen

vi Inhaltsverzeichnis

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Mitarbeiterverzeichnis

Jürgen Beckmann Fakultät für Sport und Gesundheitswissenschaften, Tech-nische Universität München, München, Deutschland

Serge Brand Zentrum für Affektive-, Stress- und Schlafstörungen, Univer-sitäre Psychiatrische Kliniken der Universität Basel, Basel, Schweiz

Department für Sport, Bewegung und Gesundheit, Universität Basel, Basel,Schweiz

Substance Abuse Prevention Research Centerans Sleep Disorders ResearchCenter, Kermanshah University of Medical Sciences (KuMS), Kermanshah,Iran

Beatrice Brunner Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie, School ofManagement and Law, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften,Winterthur, Schweiz

Anja Chevalier Institut für Sportökonomie und Sportmanagement, Sport-hochschule Köln, Köln, Deutschland

Arne Deiseroth Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit, Univer-sität Basel, Basel, Schweiz

Felix Ehrlenspiel Fakultät für Sport und Gesundheitswissenschaften, Tech-nische Universität München, München, Deutschland

Achim Elfering Institut für Psychologie, Universität Bern, Bern, Schweiz

Heike Eschenbeck Gesundheitspsychologie, Pädagogische HochschuleSchwäbisch Gmünd, Schwäbisch Gmünd, Deutschland

Reinhard Fuchs Institut für Sport und Sportwissenschaft, Universität Frei-burg i. Br., Freiburg i. Br., Deutschland

Markus Gerber Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit, Uni-versität Basel, Basel, Schweiz

vii

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Katharina Geukes Institut für Psychologie, Universität Münster, Münster,Deutschland

Henrik Gustafsson Faculty of Health, Science and Technology, KarlstadUniversity, Karlstad, Sweden

Zentrum für Affektive-, Stress- und Schlafstörungen, Universitäre PsychiatrischeKliniken der Universität Basel, Basel, Schweiz

Department für Sport, Bewegung und Gesundheit, Universität Basel, Basel,Schweiz

Substance Abuse Prevention Research Centerans Sleep Disorders ResearchCenter, Kermanshah University of Medical Sciences (KuMS), Kermanshah,Iran

Henner Hanssen Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit, Uni-versität Basel, Basel, Schweiz

Markus Heinrichs Institut für Psychologie, Abteilung für Biologische undDifferentielle Psychologie, Universität Freiburg, Freiburg i. Br., Deutschland

Megan E. Holmes Department of Kinesiology, Mississippi State University,Mississippi State, MS, USA

Ivana Igic Universität Bern, Bern, Schweiz

Andreas Ivarsson School of Health and Welfare, Halmstad University,Halmstad, Sweden

Urban Johnson School of Health and Welfare, Halmstad University, Halm-stad, Sweden

Gert Kaluza GKM Institut für Gesundheitspsychologie, Marburg, Deutsch-land

NadineKasten Institut für Sport und Sportwissenschaft, Universität Freiburgi. Br., Freiburg i. Br., Deutschland

Anita C. Keller Department of Psychology, University of Groningen, Gro-ningen, The Netherlands

Michael Kellmann Fakultät für Sportwissenschaft, Ruhr-UniversitätBochum, Bochum, Deutschland

School of Human Movement and Nutrition Sciences, The University ofQueensland, St. Lucia, Australia

Sandra Klaperski Department of Life Sciences, University of Roehampton,London, UK

Carl-Walter Kohlmann Gesundheitspsychologie, Pädagogische Hoch-schule Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Gmünd, Deutschland

Sarah Kölling Fakultät für Sportwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum,Bochum, Deutschland

viii Mitarbeiterverzeichnis

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Department of Sport Science, Private Bag X1, Stellenbosch University, Matie-land, South Africa

Arnold Lohaus Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft, UniversitätBielefeld, Bielefeld, Deutschland

Sebastian Ludyga Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit, Uni-versität Basel, Basel, Schweiz

Erik Lundkvist Department of Child- and Youth Studies, Stockholm Uni-versity, Stockholm, Sweden

Department of Geography and Sustainable Development, University ofSt Andrews, St Andrews, UK

Daniel J. Madigan School of Sport, York St John University, York, UK

Maximilian Pelka Fakultät für Sportwissenschaft, Ruhr-UniversitätBochum, Bochum, Deutschland

Simon Rosenbaum School of Psychiatry, University of New South Wales,Sydney, Australia

Black Dog Institute, Prince of Wales Hospital, Sydney, Australia

Jeffrey Sallen Department für Sport- und Gesundheitswissenschaften, Uni-versität Potsdam, Potsdam, Deutschland

René Schilling Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit, Univer-sität Basel, Basel, Schweiz

Felipe Schuch Hospital de Clínicas de Porto Alegre, Porto Alegre, Brazil

Universidade La Salle, Porto Alegre, Brazil

Norbert K. Semmer Institut für Psychologie, Universität Bern, Bern,Schweiz

Johannes Siegrist Life-Science-Center, Heinrich-Heine-Universität Düssel-dorf, Düsseldorf, Deutschland

Oliver Stoll Institut für Sportwissenschaft, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Sachsen-Anhalt, Deutschland

Brendon Stubbs Institute of Psychiatry, Psychology and Neuroscience(IoPPN), King’s College London, London, UK

Physiotherapy Department, South London and Maudsley NHS FoundationTrust, London, UK

Ulrika Tranæus Performance and Training, The Swedish School of Sportand Health, GIH, Stockholm, Sweden

Musculoskeletal & Sports Injury Epidemiology Center, Institute of Environ-mental Medicine Karolinska Institutet, Stockholm, Sweden

Mitarbeiterverzeichnis ix

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Davy Vancampfort Department of Rehabilitation Sciences, KU Leuven –University of Leuven, Leuven, Belgium

Bernadette von Dawans Institut für Psychologie, Abteilung für Biologischeund Differentielle Psychologie, Universität Freiburg, Freiburg i. Br., Deutsch-land

Lukas Weber Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz, Bern, Schweiz

Kathrin Wunsch Institut für Sport und Sportwissenschaft, Universität Frei-burg, Freiburg i. Br., Deutschland

Dieter Zapf Institut für Psychologie, Goethe-Universität Frankfurt amMain,Frankfurt am Main, Deutschland

x Mitarbeiterverzeichnis

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Teil I

Einleitung

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Stressregulation und Sport: EinÜberblick zum Stand der Forschung

Markus Gerber und Reinhard Fuchs

ZusammenfassungZu unterscheiden sind zwei Perspektiven aufdas Thema „Stressregulation und Sport“: Zumeinen die eher gesundheitsbezogene Perspek-tive „Stressregulation durch Sport“ (Wie kön-nen Sport und Bewegung dazu beitragen, mitStress und Belastung im Alltag besser umzu-gehen, sodass die Gesundheit davon möglichstwenig beeinträchtigt wird?) und zum anderendie eher leistungsbezogene Perspektive „Stress-regulation im Sport“ (Wie können Athleten imWettkampf mit Stress und Druck so umgehen,dass ihre Leistungsfähigkeit davon möglichstwenig beeinträchtigt wird?). Beide Blickwin-kel werden im Überblick kurz vorgestellt undhinsichtlich ihres empirischen Gehalts bewer-tet. Darüber hinaus werden einzelne Themenund Entwicklungen, die für die zukünftige For-schung in diesem Bereich vielversprechenderscheinen, kurz angerissen.

SchlüsselwörterStress • Körperliche Aktivität • Sport • Bewe-gung • Gesundheit

Inhalt1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

2 Körperliche Aktivität, Sport- undBewegungsaktivität: BegrifflicheAbgrenzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

3 Stressregulation durch Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

4 Stressregulation im Leistungssport . . . . . . . . . . . . . 8

5 Themen und Entwicklungen dersportbezogenen Stressforschung . . . . . . . . . . . . . . . . 10

6 Praktische Implikationen für denGesundheits- und Leistungssport . . . . . . . . . . . . . . . 14

7 Abschließende Bemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

1 Einleitung

Wenn von „Stressregulation und Sport“ die Redeist, dann werden ganz unterschiedliche Assozia-tionen aufgerufen. Manche Menschen denkendabei an die wohltuende Wirkung ihres Sport-programms abends nach der Arbeit, oft verbun-den mit der Erwartung, damit den Stress desganzen Tages hinter sich lassen und den „Akku“wieder aufladen zu können; Sport übernimmthier eine Ausgleichsfunktion zum Stressabbau.Andere Menschen denken dagegen eher anSituationen, in denen Sport selbst zum Stressorwird – wie vor allem im Leistungs- oder Wett-kampfsport, wo es dann darum geht, durchgeeignete Strategien der Stressbewältigung die

M. Gerber (*)Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit,Universität Basel, Basel, SchweizE-Mail: [email protected]

R. FuchsInstitut für Sport und Sportwissenschaft, UniversitätFreiburg i. Br., Freiburg i. Br., DeutschlandE-Mail: [email protected]

# Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018R. Fuchs, M. Gerber (Hrsg.), Handbuch Stressregulation und Sport, Springer Reference Psychologie,https://doi.org/10.1007/978-3-662-49322-9_26

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Wettkampfangst zu kontrollieren und die Kon-zentration trotz höchster Anspannung aufrecht-zuerhalten.

Bei der wissenschaftlichen Behandlung desThemas „Stressregulation und Sport“ sinddemnach zwei unterschiedliche Perspektivenzu berücksichtigen. Aus einer gesundheits-sportlichen Sicht geht es um Stressregulationdurch Sport: Inwieweit lassen sich die Belas-tungen des Alltags (etwa am Arbeitsplatz, inder Familie) durch Sport und Bewegung aus-gleichen, sodass es in der Folge zu wenigerGesundheitsbeeinträchtigungen kommt? Dage-gen geht es aus dem Blickwinkel des Leistungs-sports eher um Stressregulation im Sport: Wiekann man im sportlichen Wettkampf mit hoherTrainingsbelastung und psychischem Druck soumgehen, dass die optimale Leistungsfähigkeiterhalten bleibt? Weisinger und Pawliw-Fry(2015) sprechen hier von „performing underpressure“ – sein Bestes geben, wenn es amwichtigsten ist.

Mit diesen beiden Perspektiven sind unter-schiedliche Forschungstraditionen verbunden.Stressregulation durch Sport ist vor allem einThema der gesundheitspsychologischen (Eden-field und Blumenthal 2011; Lox et al. 2010), dersportmedizinischen (Gerber et al. 2016a; Stults-Kolehmainen und Sinha 2014) und der biopsy-chologischen (Acevedo und Ekkekakis 2006;Buckworth et al. 2013; Hamer und Steptoe2013) Stressforschung, deren Ergebnisse ihrenpraktischen Niederschlag in der Entwicklungbewegungsbezogener Stressbewältigungsprogram-me finden (Kaluza und Chevalier 2017; Lohaus2017). Im Unterschied dazu wird Stressregulationim Sport vor allem in der klassischen Sportpsy-chologie (sport psychology) behandelt, wo esdarum geht, die mentalen Voraussetzungen sport-licher Leistungsfähigkeit zu verstehen und daraufaufbauend Schlussfolgerungen für die Trainings-und Wettkampfpraxis zu entwickeln (Beckmannund Elbe 2011). Typische Forschungsthemenin diesem Bereich betreffen die Bewältigung vonLeistungsstress und Wettkampfangst (Hantonund Mellalieu 2014) oder etwas speziellerdas Phänomen des „Choking under Pressure“(Marchant et al. 2014).

Die Unterscheidung zwischen Stressregulationdurch Sport und Stressregulation im Sport prägtauch den Aufbau des vorliegenden Handbuchs.Bevor allerdings auf diesen Unterschied im Ein-zelnen eingegangen wird, werden zunächst – nochohne expliziten Bezug zu Sport und Bewegung –die zentralen Themen der allgemeinen Stressfor-schung behandelt. Es geht um psychologische,biologische und soziologische Stress- und Co-pingtheorien, um die gesundheitlichen Auswir-kungen und gesellschaftlichen Kosten von Stress,um Interventionsmöglichkeiten und methodischeFragen der Stressforschung. Erst im zweiten Teildes Buchs wird dann – aus dem Blickwinkel derGesundheit – nach den Möglichkeiten der Stress-regulation durch Sport gefragt. Diskutiert wird deraktuelle Forschungsstand zu den psychologischenund physiologischen Wirkmechanismen der kör-perlichen Aktivität unter Stress; es geht um diestressregulative Rolle von Sport im Hinblick aufGehirnaktivität, Schlafqualität, Adipositas, Gefäß-steifigkeit, Burnout und posttraumatische Belas-tungsstörungen. Der dritte Teil des Buchs handeltdann – aus der Perspektive des Leistungssports –von den Möglichkeiten der Stressregulation imSport. Dabei steht natürlich das Thema (Wett-kampf-)Angst und Angstbewältigung im Vorder-grund; im Weiteren geht es aber auch um Quellenvon Stress im Leistungssport, das Wechselspielvon Belastung und Erholung, um Verletzungenals Stressursache aber auch als Stressfolge, umfehlangepasstes Coping, Burnout und Resilienzim Leistungs- und Hochleistungssport.

Das vorliegende Werk ist nach unserer Kennt-nis – auch international gesehen – das erste Hand-buch, in dem diese doppelte Perspektive einerStressregulation durch und im Sport systematischbehandelt wird. Bislang wurden beide Blickwin-kel getrennt bearbeitet, so etwa aus der gesund-heitssportlichen Perspektive in den Handbüchernvon Contrada und Baum (2011) und Ekkekakis(2013) oder aus leistungssportlicher Perspektiveim Überblicksband von Pappaioannou und Hack-fort (2014). Es ist das Anliegen des vorliegendenWerks, das bestehende Wissen in diesen beidenBereichen zusammenzutragen, zu systematisierenund Verbindungslinien zwischen beiden Berei-chen erkennbar werden zu lassen.

4 M. Gerber und R. Fuchs

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2 Körperliche Aktivität, Sport-und Bewegungsaktivität:Begriffliche Abgrenzungen

In einem Handbuch zum Thema „Stressregulationund Sport“ ist es notwendig, zumindest im Einlei-tungskapitel auf den Begriff „Sport“ etwas ausführ-licher einzugehen. Je nach Provenienz verwendendie Autorinnen und Autoren1 des vorliegendenBuchs den Begriff des Sports sehr unterschiedlich –wenn sie ihn überhaupt verwenden. Manche ver-zichten gleich ganz auf ihn und sprechen liebervon körperlicher Aktivität oder Bewegung. Unddort, wo explizit von „Sport“ gesprochen wird,werden damit ganz verschiedene Dinge bezeich-net. Für die einen ist damit der „klassische“ Sportgemeint, der nach bestimmten Regeln zumeist imWettkampf oder zumindest mit einem bestimmtenLeistungsanspruch ausgeführt wird; dazu zählendann z. B. Sportarten wie der Fußball, die Leicht-athletik oder das Tennisspiel. Andere dagegenverwenden den Begriff „Sport“ in einem breiterenSinn und bezeichnen damit z. B. auch gesund-heitssportliche Aktivitäten wie Nordic Walkingoder die Rückengymnastik. Dies ist nicht dieStelle, um ausführlich über die unterschiedlicheVerwendung des Begriffs „Sport“ in der Sport-und Gesundheitswissenschaft oder noch allgemei-ner in der Gesamtgesellschaft zu räsonieren; wirverweisen hierzu zum Beispiel auf Schlicht undBrand (2007). Stattdessen wollen wir dem Lesernachfolgend einen eigenen Vorschlag zur begriff-lichen Abgrenzung unterbreiten, der etwas „Ord-nung“ in die Begrifflichkeiten zu bringen versuchtund der sich in unserer Forschungspraxis der letz-ten zehn Jahre bewährt hat (ausführlicher: Fuchset al. 2015).

Unterschieden werden die drei Begriffe kör-perliche Aktivität, Bewegungsaktivität und Sport-aktivität (vgl. dazu Abb. 1). Körperliche Aktivitätist das am weitesten gefasste Konstrukt undschließt alle körperlichen Bewegungen ein, diedurch den Einsatz größerer Muskelgruppen (Ske-lettmuskeln) eine substanzielle Erhöhung desEnergieverbrauchs provozieren (USDHHS 1996,S. 16). Bewegungs- und Sportaktivität sind spe-zifische Teilmengen der körperlichen Aktivität.Unter Bewegungsaktivität verstehen wir alle kör-perlichen Aktivitäten, die wir ausüben, um Auf-gaben im Alltag zu erledigen. Gemeint sind damitinstrumentelle Aktivitäten sowohl in der Freizeit,z. B. mit dem Rad zur Arbeit fahren, Treppenstei-gen oder Fensterputzen („Bewegungsaktivität inder Freizeit“), als auch im Beruf, z. B. die Tätig-keit als Handwerker oder Postzusteller („Bewe-gungsaktivität im Beruf“). In ähnlicher Weiseunterscheiden Geuter und Hollederer (2012,S. 10) „freizeitbezogene“ und „arbeitsweltbezo-gene Bewegungsaktivitäten“. Zur Sportaktivitätzählen wir alle körperlichen Aktivitäten, die Per-sonen um ihrer selbst willen (Spaß und Genuss),aus personalen Gründen (Leistung, Naturerleben),sozialen Gründen (Geselligkeit) und/oder gesund-heitlichen Gründen (Wohlbefinden) ausüben. Un-terschieden wird hier noch weiter zwischen Sport-aktivitäten im engeren und weiteren Sinne (vgl.dazu Kurz und Tietjens 1998). Mit den „Sport-aktivitäten im engeren Sinne“ sind vor allem dieklassischen Sportarten (z. B. Fußball, Turnen,Leichtathletik) gemeint, bei denen das Leistungs-bzw. Wettkampfmotiv im Vordergrund steht, diezumeist in standardisierten Räumen ausgeübtwerden (Hallen, Sportplätzen, vermessenen Lauf-strecken usw.) und ggf. in ein Regelwerk (z. B.Tennisregeln) eingebunden sind. Bei den „Sport-arten im weiteren Sinne“ dominieren dagegeneher Motive wie Gesundheit, Wohlbefinden (Aus-gleich), Geselligkeit oder Naturerleben (z. B.Nordic Walking, Jogging, Tanzen und Skilang-lauf), wobei auch hier Leistungsaspekte eineRolle spielen können. Diese stehen aber nicht imVordergrund.

Die hier vorgeschlagenen begrifflichen Ab-grenzungen sind natürlich nicht vollkommentrennscharf und es wird in der Praxis der Begriffs-

1In dem vorliegenden Handbuch werden aus Gründen derLesbarkeit und Sparsamkeit nicht immer weibliche undmännliche Personenbezeichnungen verwendet. Vielmehrwird den Regeln der deutschen Sprache folgend im allge-meinen Fall die männliche Form benutzt. Natürlich sinddarin auch weibliche Personen eingeschlossen. Abgewi-chen von dieser Regel wird nur, wenn explizit weiblichePersonen gemeint sind (z. B. weibliche Autoren, weiblicheVersuchspersonen) oder in wortwörtlichen Zitaten, indenen die weibliche und männliche Sprachform verwendetwurde.

Stressregulation und Sport: Ein Überblick zum Stand der Forschung 5

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verwendung an vielen Stellen fließende Übergän-ge geben, etwa bei der Frage, ob das Bergsteigenoder das Training auf einen Volkslauf eher alsErlebnis- oder als Leistungssport zu verstehenist. Das ist dann wohl nur im Einzelfall je nachvorherrschender Motivlage der Betroffenen zuentscheiden. Der englische Begriff der „physicalexercise“, der in vielen der in diesem Handbuchzitierten Originalarbeiten verwendet wird, istwohl am ehesten mit dem deutschen Begriff„Gesundheitssport“ (eine Sportaktivität im weite-ren Sinne; vgl. Abb. 1) zu übersetzen. Eine aus-führliche Diskussion dazu findet sich auch beiFuchs (2003). Selbstverständlich haben die Auto-rinnen und Autoren des vorliegenden Handbuchsbei der Verwendung der Begriffe von Sport,Bewegung und körperlicher Aktivität ihre jeweilseigenen Definitionen zugrunde gelegt, die zumTeil von der in Abb. 1 entwickelten Systematikabweichen.

In den beiden nachfolgenden Abschnitten be-trachten wir die zwei zentralen Perspektiven dieses

Handbuchs, Stressregulation durch Sport und imSport, im Überblick.

3 Stressregulation durch Sport

Stressassoziierte Störungen bzw. Erkrankungenspielen eine immer größere Rolle im Krankheits-geschehen moderner Gesellschaften (Elfering et al.2017). So wurde in einem Bericht des F.A.Z. -Instituts und der Technikerkrankenkasse (2009)für den deutschsprachigen Raum festgestellt, dassüber 80 % der Bevölkerung zumindest gelegent-lich unter Stress leiden; ein Drittel würde sogar vonhäufiger oder ständiger Überlastung durch Stressberichten. Das Spektrum der stressassoziiertenSymptomatik ist breit und reicht von affektivenStörungen (z. B. depressive Episoden) über so-matoforme Leiden (körperliche Symptome wiez. B. Bauchschmerzen ohne diagnostizierbare kör-perliche Funktionsstörungen) und Verhaltensauf-fälligkeiten (z. B. Essstörungen, Sexualstörungen)

Abb. 1 Begriffliche Unterscheidung von körperlicher Aktivität, Bewegungsaktivität und Sportaktivität

6 M. Gerber und R. Fuchs

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bis hin zu somatischen Erkrankungen wie Span-nungskopfschmerzen oder Schwindel (Gerber undSchilling 2017; Heinrichs et al. 2015). Bei derPrävention und Behandlung von stressassoziiertenStörungen wird neben den klassischen Methodender Psychopharmakologie und des psychologi-schen Stressmanagements (Meichenbaum 2012)zunehmend auch auf sport- und bewegungsbe-zogene Ansätze Bezug genommen (Markserund Bär 2015).

Dass sich Sport und Bewegung in vielfältigerHinsicht positiv auf die körperliche Gesundheitauswirken können, gilt heute als gut belegt (Bou-chard et al. 2012; Kohl und Murray 2012). Auchim Hinblick auf die seelische Gesundheit tretendie präventiven und therapeutischen Effekte re-gelmäßiger körperlicher Aktivität immer klarerzutage (Ekkekakis 2013; Fuchs und Schlicht2012; Raglin und Wilson 2012). Noch relativwenig wissen wir dagegen über die spezifischeRolle von Sport und Bewegung bei der Entste-hung bzw. Bewältigung von Stress (Edenfield undBlumenthal 2011; Hamer und Steptoe 2013); ins-besondere die komplexen Beziehungen zwischenSport, Stress und Gesundheit werden bis heuteerst ansatzweise verstanden (Fuchs und Klaperski2017; Gerber 2012, 2017; Klaperski 2017).

Zwischen dem Ausmaß des Sporttreibens unddem Stresserleben wird in der Regel eine signifi-kante inverse Beziehung festgestellt (Fuchs undKlaperski 2012; Klaperski 2017). Allerdings istdiese Feststellung noch kein ausreichender Belegfür die stressreduzierende Wirkung der sportli-chen Aktivität (Sport↑ ! Stress↓). Denn dienegative Korrelation zwischen Sport und Stresskann auch dadurch zustande gekommen sein, dassin Zeiten hoher Stressbelastung (z. B. vor einerPrüfung) Menschen dazu neigen, weniger Sportzu treiben (Stress↑ ! Sport↓). Wie stark beideWirkrichtungen am Zustandekommen des empi-risch feststellbaren Zusammenhangs zwischenbeiden Variablen beteiligt sind, lässt sich letztlichnur über experimentelle Studien klären (im Über-blick: Klaperski 2017). Interessant in diesemZusammenhang ist eine Studie von Lutz et al.(2010), in der gezeigt werden konnte, dass einhohes Stresserleben vor allem bei denjenigen Per-sonen zu einer Reduzierung der Sportaktivität

führt (Stress↑ ! Sport↓), die das Sporttreibenselbst als Stressor erleben, die sich z. B. dazuüberwinden müssen, zu ihrem Training zu gehen.Diejenigen Personen aber, für die das Sporttreibenbereits zu einer festen Gewohnheit geworden istund deshalb keine zusätzliche Selbstkontrolle(Hagger et al. 2010) abverlangt, treiben in Zeitenhoher Stressbelastung eher mehr Sport (Stress↑!Sport↑), etwa im Sinne des Ausgleichsports (posi-tive Korrelation zwischen Stress und Sport) (vgl.Sonnentag und Jelden 2009). Wir haben es hiermit einem komplexen Geschehen zwischen Stressund Sport zu tun, bei dem offenbar auch differen-zielle Merkmale, wie der Habituierungsgrad desVerhaltens, eine wichtige Rolle spielen.

Wenn neben Sport und Stress auch die Gesund-heit mit in die Betrachtungsweise einbezogenwird, kommt die Stresspufferhypothese des Sportsins Blickfeld. Diese ist in Analogie zur Stresspuf-ferhypothese der sozialen Unterstützung (Taylor2011) bereits in den 1980er-Jahren erstmaligformuliert worden (Brown und Lawton 1986;Kobasa et al. 1982). Sie besagt in ihrer allgemei-nen Form, dass durch körperliche Aktivität dieschädlichen Effekte von Stress auf die Gesundheit„abgepuffert“ werden können. Zwar leiden auchsportlich aktive Menschen unter den nega-tiven körperlichen und seelischen Auswirkungeninsbesondere chronischer Stressbelastungen (z. B.Arbeitslosigkeit), aber bei sportlich inaktivenMenschen – so die Annahme der Stresspuffer-hypothese – seien diese Auswirkungen eben nochviel stärker. In den letzten 30 Jahren ist dieseAnnahme in einer Vielzahl querschnittlicher undlängsschnittlicher Beobachtungsstudien sowie(quasi-)experimenteller Interventionsstudien inverschiedenen Settings und bei unterschiedlichenPersonengruppen überprüft worden. In ihrem aktu-ellen Review kommt Klaperski (2017) zu demErgebnis, dass die Stresspufferhypothese desSports heute zwar als gut bestätigt gilt, dass aberdie diesem Puffereffekt zugrunde liegenden phy-siologischen und psychologischen Mechanismenerst ansatzweise erforscht sind.

Je nach Outcome scheint die Stresspufferwir-kung des Sports auf ganz unterschiedliche Weisezustande zu kommen. Im vorliegenden Buchwird ein spezifisches Augenmerk auf die Themen

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Gehirnaktivität (Ludyga 2017), Schlafqualität(Brand 2017), Adipositas (Holmes 2017), Gefäß-steifigkeit (Deiseroth und Hanssen 2017), Burn-out (Wunsch und Gerber 2017) und Posttraumati-sche Belastungsstörungen (Rosenbaum et al. 2017)gelegt. Der wohl am häufigsten genannte Mechanis-mus, der zur Erklärung der Stresspufferwirkung desSports herangezogen wird, ist jedoch die sogenannteCross-Stressor Adaptations-Hypothese (Sothmann2006). Diese besagt, dass sportliche Belastung(z. B. ein einstündiges Jogging) selbst als ein Stres-sor zu verstehen ist, der im Organismus zu körper-lichen und psychischen Anpassungen führt (Trai-ningseffekte), die sich dann auch bei sportfremden,psychosozialen Belastungen (z. B. ein Referat hal-ten) abmildernd auf die Stressreaktionen (z. B. gerin-gerer Anstieg der Herzrate oder reduzierte Angstre-aktionen) auswirken. Gerber (2017) resümiert denhier einschlägigen Forschungsstand mit der Feststel-lung, dass insbesondere die neueren Experimental-studien auf der Grundlage des Trier Social StressTests (TSST) die Gültigkeit der Cross-StressorAdaptations-Hypothese mehrheitlich stützen (z. B.Gerber et al. 2017; Klaperski et al. 2014; Rimmeleet al. 2009), dass aber die Dosis-Wirkungs-Bezie-hungen noch nicht abschließend geklärt sind. So istunklar, welche Art von körperlicher Aktivität wiehäufig, wie lange und wie intensiv betrieben werdenmuss, damit sich auch auf der Ebene der psychoso-zialen Belastungen die Stressreaktionen abmildern.Offen ist außerdem, inwieweit diese im Labor nach-gewiesene Reaktionsverringerung mit der im wirk-lichen Leben vergleichbar sind. Möglicherweise, soGerber (2017), seien die Cross-Stressor Adaptati-ons-Effekte unter Real-Life-Stressbedingungenwegen der hier vorherrschenden stärkeren emotio-nalen Involviertheit der Menschen sogar markanterausgeprägt als im Labor. Erste Studien auf derGrundlage elektronischer Tagebuch-Daten (ambu-latory assessment) deuten in diese Richtung (vanHaaren et al. 2016).

Der Stresspuffereffekt stellt nur eine stressre-gulative Wirkweise der körperlichen Aktivitätdar; daneben gibt es auch stresspräventive und-kompensierende Effekte von Sport und Bewe-gung. Im „Modell der stressregulativen Wirkwei-sen der körperlichen Aktivität“ (Fuchs und Kla-perski 2017) wird der Versuch unternommen, die

Rolle von Sport und Bewegung im Prozess derStressregulation systematisch zu beschreiben.

4 Stressregulation imLeistungssport

Auch im Leistungssport stellt Stress ein wichtigesThema dar. Sportliche Leistung wird im Leis-tungssport unter „Druckbedingungen“ erbracht;dabei steht häufig viel auf dem Spiel, und zwarnicht nur für die Athleten selbst, sondern auch fürdie Betreuer und Zuschauer (Ehrlenspiel et al.2017). Nach Beckmann und Ehrlenspiel (2017)ist es deshalb eine Kernfrage der Sportpsycholo-gie, wie Personen im Sport Stresssituationen be-wältigen, und wie sich Stress in der Leistung vonAthleten niederschlägt. Die sportpsychologischeForschung beschäftigt sich dabei insbesonderemit der Emotion Angst im Wettkampf und setztsich mit der Trias aus physiologischer Reaktivität,subjektivem Erleben und Verhaltenstendenzenund -impulsen auseinander. Nach Ehrlenspielet al. (2017) haben sich Forschende dem Themaaus drei Perspektiven angenähert, nämlich (a) derUntersuchung des Zusammenhangs zwischenerlebter Angst und Leistung in sportlichen Wett-kampfsituationen (State-Perspektive), (b) der Er-forschung der psychischen Mechanismen, die er-klären, weshalb Angst in Leistungssituationen zuschlechten Leistungen führt (allgemeinpsycholo-gische Perspektive), und (c) der Suche nach Per-sönlichkeitsfaktoren, welche den Zusammenhangzwischen Leistungssituation und Angstentste-hung bzw. zwischen Angst und Leistungserbrin-gung moderieren (Trait-Perspektive).

Die Ursachen von Stress sind bei Leistungs-sportlern allerdings nicht nur im Leistungssportselbst zu sehen (z. B. hohe Wettkampfdichte,Misserfolgsserien, Wettkampfangst, Nervosität).Vielmehr können auch organisationale Stressoren(z. B. Beziehung zum Trainer, Umgang mit Me-dien) zur Belastung werden. Eine umfassendeÜbersicht über mögliche Ursachen von Stress imLeistungssport findet sich in diesem Handbuchbei Beckmann und Ehrlenspiel (2017). Auchchronische Stressbelastungen stellen für Leis-tungssportler ein Problem dar, beispielsweise auf-

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grund konstant hohen Erfolgsdrucks, finanziellerUnsicherheit oder Existenzängsten. Dazu gesellensich weitere Stressquellen wie leistungssportbe-dingte Probleme mit Partnern oder der Familie,soziale Isolation aufgrund eines hohenMobilitäts-zwangs oder hohe Kosten für das Training(Breuer und Hallmann 2013). Im Nachwuchsleis-tungssport kommt auch die Doppelbelastung vonSport und Schule als Stressquelle in Betracht(Hoffmann und Richartz 2006), und auch Über-gangssituationen wie der Übertritt vom Junioren inden Seniorenbereich werden als stresshaft be-schrieben, insbesondere wenn diese mit anderenwichtigen Übergängen (z. B. Schule – Beruf) kol-lidieren (Beckmann et al. 2006). Für viele erwach-sene Athleten stellt zudem das Karriereende einkritisches Lebensereignis dar, das aufgrund dergeforderten Neuorientierung ein erheblichesMaß an Stress generiert (Taylor und Ogilvie1994). Dies ist insbesondere dann der Fall, wenndas Karriereende unvorhergesehen oder unfrei-willig (z. B. aufgrund einer schweren Verletzung)eintritt (Wylleman et al. 2004).

Kellmann et al. (2017) heben in diesem Hand-buch hervor, dass von Athleten mehrere JahreTraining am Leistungslimit gefordert wird, umim Spitzensport Erfolg zu haben. Dafür stelleneine hohe Einsatzbereitschaft und ein hohes Maßan Motivation unabdingbare Grundvoraussetzun-gen dar (Lemyre et al. 2007). Viele Leistungs-sportler (und insbesondere jüngere Athleten)überschreiten jedoch oftmals die Grenzen desTolerierbaren. In diesen Perioden existiert dasRisiko von Untererholung. Während kurze Pha-sen von Untererholung von Athleten meistensproblemlos gemeistert werden (Gustafsson et al.2017; Kellmann et al. 2017), können länger anhal-tende Phasen mit hoher bzw. übermäßiger Trai-ningsintensität und unzureichender Erholung zuÜberbeanspruchung und Übertraining führen(Meeusen et al. 2013). Übertraining erfordert inder Regel Ruhepausen von mehreren Wochenoder sogar Monaten und macht eine medizinischeund/oder psychologische Betreuung notwendig(Kellmann et al. 2017).

Eine negative Begleiterscheinung von Über-training sind erhöhte Burnout-Werte. Gustafssonet al. (2017) schätzen, dass bei bis zu zehn Prozent

aller Athleten ein Zustand starker und chronischerErschöpfung vorhanden ist, der zu einem vorzei-tigen Karriereende beitragen kann. Gustafssonet al. (2011) beschreiben in einem integrativenModell sowohl Voraussetzungen, frühe Symp-tome und Konsequenzen von Burnout. Ebenfallszeigen sie auf, dass bestimmte Faktoren zu einemerhöhten Burnout-Risiko beitragen. Vulnerabili-tätsfaktoren sind eine eindimensionale Identitätals Leistungssportler, hohe getätigte Investitionenin den Leistungssport, sozialer Druck, ein eng anden sportlichen Erfolg gekoppeltes Selbstwertge-fühl sowie das Fehlen von attraktiven Alternativenzum Leistungssport. Negativ auswirken könnensich auch eine Neigung zu Perfektionismus, einMangel an sozialer Unterstützung, ein geringerGrad an Mitbestimmung sowie ein unzureichendausgeprägtes und damit wenig flexibel einsetzba-res Repertoire an Bewältigungsfertigkeiten. Ähn-lich zeigt sich in diesem Handbuch auch bei Stoll(2017), dass maladaptive Bewältigungsstrategienein Risiko für das physische und psychischeWohlbefinden von Leistungssportlern darstellen.

Rice et al. (2016) kommen in einem systema-tischen Review zum Schluss, dass Eliteathletenein ähnliches Risiko aufweisen, an einer psychi-schen Störung (z. B. Depression, Angststörung)zu erkranken, wie die Gesamtbevölkerung (vgl.Bär und Markser 2013). Aus einer Arbeit mitaustralischen Athleten geht hervor, dass basierendauf Selbstangaben rund 27 % der untersuchtenEliteathleten an einer Depression, 23 % an einerEssstörung, 7 % an einer allgemeinen Angststö-rung und 5 % an Panikattacken leiden (Gulliveret al. 2015). Signifikant erhöhte Prävalenzratenwaren bei verletzten Athleten zu beobachten. Diesverdeutlicht, dass verletzte Leistungssportler einebesonders stressbelastete Gruppe darstellen, dievon der Unterstützung durch gut ausgebildeteProfessionals profitieren können (siehe in diesemHandbuch Tranaeus et al. 2017).

Studien zum Einfluss von Stress auf Verletzun-gen im Leistungssport existieren seit den frühen1980er-Jahren (im Überblick: Tranaeus et al.2015). Dabei konnte nachgewiesen werden, dasskritische Lebensereignisse und kleinere Alltags-stressoren bei Leistungssportlern gleichermaßenmit einer erhöhten Verletzungsrate assoziiert sind

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(Ivarsson et al. 2014; Rogers und Landers 2005).EinÜberblick über verschiedene Interventionen ver-deutlicht zudem, dass mithilfe psychologischer Ver-fahren das Verletzungsrisiko von Athleten reduziertwerden kann (Tranaeus et al. 2017). Eine Untersu-chung mit holländischen Olympiateilnehmern zeigtallerdings auch, dass nicht nur Verletzungen, son-dern auch die Anzahl kritischer Lebensereignisse,die Unzufriedenheit mit dem eigenen Karrierever-lauf und ein Mangel an sozialem Rückhalt bei Eli-teathleten die Wahrscheinlichkeit für psychiatrischeStörungen erhöhen (Gouttebarge et al. 2017).

Die Behandlung psychiatrischer Beschwerdenbei Leistungssportlern ist eine komplexe Aufgabe,die ein fundiertes Hintergrundwissen über die spe-zifischen Stressbelastungen und Herausforderungendieser Zielpopulation erfordern (Glick et al. 2012;Reardon und Factor 2010). In diesem Handbuchwird deshalb vielfältiges Basiswissen zusammenge-tragen, das imLeistungssport tätige Personen nutzenkönnen, um bei Athleten das Auftreten von chroni-schem Stress zu verhindern und bei ihnen Überlas-tungssymptome frühzeitig zu erkennen. Insbeson-dere Sallen (2017) zeigt auf, dass für die spezifischeZielgruppe der Leistungssportler inzwischen meh-rere Stressbewältigungsprogrammevorliegen.Dabeihandelt es sich oftmals nicht um völlig neu entwi-ckelte Interventionen. Vielmehr sind darin be-währte Elemente bestehender Verfahren enthalten(z. B. der kognitiven Verhaltenstherapie, Entspan-nungstechniken). Im Fazit kommt Sallen (2017)zum Schluss, dass der Einsatz solcher Stress-resistenz-Trainings im Leistungssport durchauspositive Effekte nach sich ziehen kann und dieProgramme von den Athleten selbst als gewinn-bringend eingestuft werden.

5 Themen und Entwicklungender sportbezogenenStressforschung

In der Gesamtbetrachtung der Literatur zum The-ma Stressregulation und Sport erscheinen unsbestimmte Themen und Entwicklungen für diezukünftige Forschung in diesem Bereich alsbesonders vielversprechend. Einige davon sollenin der Folge kurz angesprochen werden.

5.1 Ecological MomentaryAssessment

In der Vergangenheit erfolgte die Messung der ein-zelnen Komponenten des Stressprozesses (Stres-soren, kognitive Appraisals, Stressreaktionen,Coping) zumeist auf der Basis retrospektiverSelbstangaben (im Überblick: Kasten und Fuchs2017). Die Probleme solch rückschauenderMethoden sind viel diskutiert worden (Shiffmanet al. 2007). Zu denken ist hier an einfache Ge-dächtnisprobleme, aber auch an alle möglichenFormen von Erinnerungsverzerrungen, wie Pri-macy- oder Recency-Effekte. Eine Alternative zudieser retrospektiven Vorgehensweise bietet dasEcological Momentary Assessment (EMA), mitdessen Hilfe das alltägliche Stressgeschehen an-nähernd in Echtzeit erfasst werden kann (Rodri-gues et al. 2015). Zumindest ist dies der An-spruch, der aber aufgrund neuer Technologienwie Smartphones, Akzelerometer, Tracker, Wea-rables und sonstiger ambulanten Aufzeichnungs-geräte (Patient Monitoring Devices) zunehmendbesser realisiert werden kann. Die EMA-Methodikbietet eine ganze Reihe von Vorteilen: Als erstes zunennen ist die Tatsache, dass stressrelevante Para-meter dort gemessen werden können, wo sie natür-licherweise auftauchen und nicht imLabor künstlichinduziert oder in der Klinik retrospektiv erschlossenwerden müssen (ökologische Validität). Zum zwei-ten erlaubt die EMA-Technik durch wiederholteMessungen an einem Tag und dies dann ggf. übermehrere Tage und Wochen hinweg die detaillierteAbbildung des zeitlichen Verlaufs der stressbezoge-nen Ereignisse, Einschätzungen und Reaktionen.Die dabei gewonnenen Daten ermöglichen sehr vielpräzisere Analysen von Ursache-Wirkungs-Mecha-nismen als dies auf der Basis retrospektiver Rekon-struktionen möglich ist. Und drittens bietet dieEMA-Methodik die Möglichkeit zur zeitgleichenErfassung psychologischer (Kognitionen, Erlebens-und Verhaltensweisen) und physiologischer Stress-parameter (Herzrate, Blutdruck etc.), die so in ihrerWechselwirkung besser verstanden werden können.Eine ausführliche Diskussion der Vor- und Nach-teile der EMA-Technologie für die Stressforschungbietet der Überblicksbeitrag von Kamarck et al.(2011). Die Entwicklung immer leistungsfähiger

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Wearables und Tracker schreitet mit großem Tempovoran und wird auch die Stressforschung derZukunft nicht unberührt lassen.

5.2 Mehrebenen-Analysen

Typischerweise besitzen EMA-Daten eine genes-tete Struktur (ausführlicher: Kasten und Fuchs2017). So bilden z. B. die Messwerte einer Personvon mehreren Tagen die untere Ebene der hierar-chischen Datenstruktur; auf der nächsthöherenEbene werden dann die Daten dieser Personaggregiert und mit den Daten anderer Personenverglichen. Zu unterscheiden sind also zwei Ebe-nen der Datenanalyse: die Ebene der intraindivi-duellen Unterschiede (within-subjects variation)und die der interindividuellen Unterschiede (bet-ween-subjects variation). Bei komplexeren De-signs können noch mehr Ebenen dazukommen.Eine geeignete Methode zur Auswertung derartiggeschichteter Daten bieten die sogenanntenMehrebenen-Modelle (auch: Hierarchisch LineareModelle) (Singer und Willet 2003). HierarchischLineare Modelle sind im Kern Regressionsmo-delle, mit denen sowohl interindividuelle als auchintraindividuelle Unterschiede modelliert werdenkönnen (Kasten und Fuchs 2017). Im Zuge desvermehrten Einsatzes von EMA-Technologienfindet die Methode der Mehrebenen-Analyseimmer mehr Anwendung auch in der sportbezo-genen Stressforschung.

5.3 Experimentelle Stress-Sport-Forschung

Die (sportbezogene) experimentelle Stressfor-schung ist in den letzten Jahren den Kinderschu-hen entwachsen. Insbesondere der Fokus auf psy-chosoziale Stressoren hat dazu geführt, dass dieexterne Validität der Studienergebnisse erhöhtwerden konnte (Gerber 2017). Umgekehrt ist fest-zuhalten, dass bislang immer noch sehr wenigeInterventionsstudien vorliegen, in denen die Wir-kungen eines regelmäßigen Trainings auf dieStressreaktivität untersucht wurden (Klaperskiet al. 2014). Auch die Akuteffekte von körper-

licher Aktivität sind unter Verwendung psychoso-zialer Laborstressoren noch zu wenig erforscht(Hamer et al. 2006). Ebenfalls liegen noch wenigeErkenntnisse vor, ob der Einfluss regelmäßigerkörperlicher Aktivität auf die Stressreaktivitätvon weiteren Faktoren (z. B. der Tendenz zumNachsinnen über ungelöste Probleme) moderiertwird (Puterman et al. 2011). Wenig ist außerdemdarüber bekannt, wie sich akute oder habituelleSportaktivität bei Stress auf die Immunreaktion(die dritte Stress-Achse; von Dawans und Hein-richs 2017) auswirkt. Ebenfalls wurde bislangselten ein Brückenschlag zwischen unterschiedli-chen Forschungsparadigmen hergestellt. So fan-den Gerber et al. (2017) erst kürzlich heraus, dasssportlich aktive Personen, die basierend auf Dateneiner Fragebogenstudie als stressresilient einge-stuft werden konnten, auch in experimentellenStresstests eine geringere Stressreaktivität aufwie-sen. Dementsprechend könnte in zukünftigen For-schungsarbeiten die Stressreaktivität von Perso-nen als unabhängige (anstatt abhängige) Variablebetrachtet werden, um zu prüfen, ob Sport undBewegung den Einfluss einer erhöhten Stressre-aktivität auf spätere gesundheitliche Beeinträchti-gungen abpuffern. Mehr Forschung ist auchnotwendig, um herauszufinden, ob sportlicheAktivität bei Risikopopulationen (z. B. Personenmit einem hohen Stressniveau, Depressionen oderBurnout) gleichermaßen mit einer herabgesetztenStressreaktivität assoziiert ist.

Ebenfalls auffallend ist, dass die experimen-telle Stressforschung im Leistungssport-Kontextbislang noch keine wesentliche Rolle spielt. Hierstellt sich zum Beispiel die Frage, ob sich Spitzen-sportler, die in experimentellen Stresstests einehohe vs. niedrige Reaktivität (oder verlangsamteErholungskapazität) aufweisen, im Hinblick aufverschiedene Zielparameter (z. B. Belastungs-Erholungs-Bilanz, Burnout-Risiko, Sportverlet-zungen) unterscheiden. Der offensichtliche Man-gel an Forschungsarbeiten ist möglicherweisedarauf zurückzuführen, dass sich der im Leis-tungssport erlebte Stress nur unzureichendmit einer Stressaufgabe wie dem Trier SocialStress Test (ein fingiertes Bewerbungsgespräch)abbilden lässt. Deshalb könnte in zukünftigen For-schungsarbeiten versucht werden, experimentelle

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Stressaufgaben zu entwickeln, die für Leistungs-sportler eine größere Relevanz aufweisen.

5.4 Interventionsforschung

Eine generelle Schwierigkeit der Stressforschungliegt darin, dass sich in Studien am Menschen derStressbelastungsgrad nur bedingt manipulierenlässt. Menschen können nicht denselben Stressbe-lastungen ausgesetzt werden wie Tiere (Dishman1997; Dishman et al. 1998) und die Stressreaktionenvon Tieren sind nicht uneingeschränktmit jenen vonMenschen vergleichbar. Dies liegt daran, dass Tierenicht im selben Maße in der Lage sind, Stressbelas-tungen und Bewältigungskompetenzen kognitiv zureflektieren bzw. Bewältigungsressourcen zielge-richtet für die Reduktion des erlebten Stresses ein-zusetzen (Sapolsky 2004). Die experimentelleStressforschung behilft sich deswegen damit, Perso-nen künstlich erzeugten Stresssituationen auszuset-zen. Die ökologische Validität dieses Vorgehensbleibt aber eingeschränkt, da im Labor Stress zeit-lich begrenzt ist, in der Regel nur bewältigbareAufgaben gestellt werden, die ganz spezifische Be-wältigungskompetenzen erfordern, und für die Teil-nehmenden persönlich wenig auf dem Spiel steht.

Einfacher untersuchen ließe sich die Frage, obein regelmäßiges Training zu einer reduziertenStresswahrnehmung oder -reaktivität führt. Insge-samt zeigt sich in Übersichtsarbeiten allerdings,dass methodisch sorgfältig durchgeführte Inter-ventionsstudien (z. B. mit randomisiertem Kon-trollgruppen-Design) bis heute noch Mangelwaresind (Klaperski 2017). An was es im Speziellenfehlt, sind risikogruppenbezogene Programme,beispielsweise mit Personen mit hoher chroni-scher Stressbelastung oder ausgeprägter Burn-out-Symptomatik. Hier stellt sich jedoch dieSchwierigkeit, dass geeignete Zielpersonen nurmittels aufwändigem Screening in eine Studiehineinrekrutiert werden können und die Bereit-schaft hochgestresster Personen zur Teilnahmean einer Studie möglicherweise dadurch einge-schränkt wird, dass sie keine weiteren Verpflich-tungen eingehen möchten (vgl. Krämer et al.2014a, b). Bei Studien in einem betrieblichen Set-ting ergibt sich ferner die Gefahr, dass Personen,

die aufgrund bestimmter Screeningmerkmale füreine Studienteilnahme rekrutiert werden, als „psy-chisch krank“ stigmatisiert werden können. Ent-sprechend ist bei Untersuchungen mit Risikopo-pulationen Aspekten des Datenschutzes einbesonders hoher Stellenwert einzuräumen, damitfür die Teilnehmenden keine Nachteile resultie-ren. Ferner fehlen heute auch Studien, in denen(herkömmliche) Stressmanagementprogramme mitSport und Bewegung kombiniert werden (Blu-menthal et al. 2005). Während sich Stress-managementprogramme als wirksam erwiesenhaben, um das Stressempfinden bzw. die Belas-tung durch stressassoziierte Erkrankungen zuminimieren (Dusseldorp et al. 1999; Kaluza undChevalier 2017), ist bislang wenig darüberbekannt, ob sich der Nutzen dieser Programmesteigern lässt, wenn Personen darüber hinausihren Sport- und Bewegungsumfang erhöhen.

5.5 Dosis-Wirkungs-Studien

Die genaue Dosis, die benötigt wird, damit Sportund Bewegung zu weniger Stress oder einem nied-rigeren Risiko für stressassoziierte Erkrankungenführen, ist bisher erst ansatzweise erforscht. Zu be-rücksichtigen gilt es, dass diemeisten gängigen (undinternational anerkannten) Bewegungsempfehlun-gen mit Blick auf die Prävention kardiovaskulärerErkrankungen entwickelt wurden (Haskell et al.2009). Ob sich diese Empfehlungen ebenfalls eig-nen, um durch Sport Stressregulation zu betreiben,kann heute noch nicht abschließend beantwortetwerden. So ergeben sich zwar durchaus Hinweise,dass sich für Personen, die die Bewegungsempfeh-lungen erfüllen, aus stressbezogener Sicht bestimm-te Vorteile ergeben (Gerber et al. 2015; Elliot et al.2015). Einige Studien zeigen aber auch, dass derpräventive und therapeutische Effekt von Sport undBewegung bereits ab einer geringeren Dosis auftritt(Jonsdottir et al. 2010; Lindegård et al. 2015).

Insgesamt gilt es festzuhalten, dass die AnalysevonDosis-Wirkungs-Effekten von Sport und Bewe-gung dadurch erschwert wird, dass die valide Erfas-sung des Bewegungsverhaltens auch heute ein nochnicht zufriedenstellend gelöstes Problem darstellt.Während sich bei Selbstauskünften Verzerrungen

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aufgrund von sozialer Erwünschtheit, Attribuie-rungs- und Erinnerungseffekten ergeben können,kann die Validität objektiver Messverfahren (z. B.Akzelerometrie) durch eine eingeschränkte Com-pliance (z. B. hoch ausgeprägte „non-wear time“)oder die eingeschränkte Möglichkeit zur Erfassungbestimmter Aktivitäten (z. B. Schwimmen, Radfah-ren) beeinträchtigt werden. Realistisch betrachtetdürfte es aufgrund dieser messmethodischen Her-ausforderungen auch in Zukunft schwierig sein,exakte Dosis-Wirkungs-Zusammenhänge festzule-gen. Eine Alternative bestünde darin, sich vermehrtauf die Erfassung der kardiorespiratorischen Fitnesszu konzentrieren. Die oben erwähnten Störgrößenkommen hier weniger zum Tragen; allerdings kön-nen bei maximalen Leistungstests die Ergebnissedurch die Motivation der Untersuchungspersonenbeeinflusst werden. Aus einer Public Health Per-spektive scheinen deswegen submaximale Fitness-tests vorteilhaft, da diese für untrainierte Personeneinfacher zu absolvieren sind, und in der Regelausreichend hohe Korrelationen zwischen submaxi-malen und maximalen Leistungstests vorliegen(Noonan und Dean 2000). Umgekehrt stellt sichbei Fitnesstests das Problem, dass die Fitness mitzunehmendem Alter abnimmt und Männer in derRegel höhereWerte erzielen als Frauen. Aus diesemGrund scheint der Einsatz alters- und geschlechter-angepasster Normen unumgänglich, um bei hetero-genen Stichproben Probanden mit niedriger, mittle-rer und hoher Fitness zu vergleichen (Åstrand undRodahl 2003). Ferner ist zu berücksichtigen, dassder Fitnesszustand einer Person nur eine Proxi-Variable für ihr Sport- und Bewegungsverhaltendarstellt, weil der Fitnesszustand auch genetischbedingt ist (Bouchard et al. 1997).

5.6 Interdisziplinäre Ansätze

Die Literaturübersicht von Gerber und Schilling(2017) in diesem Handbuch verdeutlicht, dassStress mit einer Vielzahl an Gesundheitsindikato-ren in Verbindung gebracht werden kann. Ausdem Blickwinkel „Stressregulation durch Sport“fällt auf, dass das Potenzial von Sport und Bewe-gung als Stresspuffer für die Mehrheit dieser Indi-katoren noch nicht untersucht wurde. Dement-

sprechend liegen erst wenige Studien zurStresspufferthematik vor, in denen objektive undspezifische Gesundheitsmarker (z. B. Mortalität,Inzidenz von kardiovaskulären Erkrankungen,Vorhandensein von Risikofaktoren für chro-nisch-degenerative Erkrankungen, psychiatrischdiagnostizierte psychische Störungen) eingesetztwurden. Vielmehr wurde bislang vorwiegend aufSelbstauskünfte und relativ allgemeine Outcome-Variablen (z. B. Severity of Illness Rating Scale,SF-36) zurückgegriffen (Gerber und Pühse 2009).

Ebenfalls kann festgehalten werden, dass vieleder bisherigen Arbeiten nicht ausreichend theore-tisch fundiert waren. Dies zeigt sich zum Beispieldarin, dass einige etablierte Stressmodelle nochkaum eingesetzt wurden (z. B. Reserve-Capa-city-Modell, Modell der beruflichen Gratifikati-onskrisen, etc.) (Kohlmann und Eschenbeck2017; Semmer und Zapf 2017). Der Rückgriffauf diese anerkannten Modelle scheint jedochwichtig, um die internationale Anschlussfähigkeitder sport- und bewegungsbezogenen Stressfor-schung zu sichern. Interessant wäre in diesemZusammenhang zum Beispiel die Frage, ob diestresspuffernde Wirkung von Sport und Bewe-gung sozial bedingt ist, und bei Personen mithohem versus niedrigem sozioökonomischemStatus unterschiedlich ausgeprägt ist (Hobfoll1998; Siegrist 2017). Weiter bemängelt werdenkann, dass bislang noch wenige Querbezüge zuanderen gängigen psychologischen Theorien her-gestellt wurden, um interindividuellen Unter-schieden auf den Grund zu gehen. Als positivesBeispiel ist in diesem Zusammenhang die Studievon Lutz et al. (2010) zu nennen, in der basierendauf dem Transtheoretischen Modell untersuchtwurde, ob die stressmildernde Wirkung vom Ha-bituierungsgrad körperlicher Aktivität abhängt.Unbekannt ist hingegen, inwiefern die Motivationzum Sporttreibenden die Stresspufferwirkung vonSport und Bewegung beeinflusst (z. B. Ist Sportfür intrinsisch motivierte Personen nützlicher alsfür extrinsisch motivierte?).

Schließlich fällt auf, dass bislang noch kaumkomplexe statistische Verfahren eingesetzt wur-den (Ntoumanis und Myers 2016), beispielsweiseum sich dem Thema Stressregulation und Sportaus einer personenzentrierten Perspektive anzunä-

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hern (z. B. unter Verwendung latenter Profilana-lysen) (Gerber et al. 2014a) oder um herauszufin-den, wie Veränderungen in einer Variablen mitVeränderungen in anderen Variablen zusammen-hängen (z. B. mithilfe von cross-lagged Panelana-lysen oder latenter Wachstumskurven) (Lindwallet al. 2014; Lutz et al. 2007).

5.7 Biologische Stress-Marker

Nach Kasten und Fuchs (2017) hat bislang in dersportbezogenen Stressforschung der Einsatz kar-diovaskulärer Stressindikatoren wie Herzfrequenz,Herzfrequenzvariabilität, Blutdruck und elektro-dermale Aktivität dominiert. Auch die Aktivitätder HHN-Achse kann über die Analyse vonSpeichel-Kortisol relativ einfach erfasst werdenund wurde deshalb in der sportbezogenen Stress-forschung häufig untersucht (Suay und Salvador2012). Andere Indikatoren wie Katecholamine(Adrenalin, Noradrenalin; Schönfelder et al.2012), die alpha-Amylase (Strahler 2012) oderneurologische Stressmarker der Gehirnaktivität(Zschucke et al. 2015) wurden im Vergleich dazuweitaus seltener verwendet. Ebenfalls wenig istdarüber bekannt, ob und wie Sport und Bewegungunter Stress die Reaktivität des Immunsystemsbeeinflussen. Dieser Mangel an Forschungsarbei-ten ist insofern erstaunlich, als mittlerweile gutdokumentiert ist, dass eine zu niedrige oder eineüberschießende Immunreaktion zu negativengesundheitlichen Folgen führen können (Gerberund Schilling 2017; Kiecolt-Glaser et al. 2002;Segerstrom und Miller 2004).

5.8 Neuro-Perspektive

Obschon sich Wissenschaftler einig sind, dassdas Gehirn bei Stress das oberste Steuerorgan dar-stellt (McEwen 2013) und die Auswirkungen ver-schiedener Stressoren im zentralen Nervensystemals Schaltzentrale gesteuert werden (von Dawansund Heinrichs 2017), sind heute die neurologischenMechanismen der stressmildernden Wirkung vonSport und Bewegung noch wenig erforscht(Zschucke et al. 2015). Mit dem Montreal Imaging

Stress Test (MIST; Dedovic et al. 2005) liegt inzwi-schen ein Verfahren vor, um die Hirnaktivität imRahmen der Stressreaktivität zu erforschen (Kastenund Fuchs 2017).Außerdem existiert auch der TSSTin einer Version, die mit dem Einsatz von EEG oderfNIRS kompatibel ist (Simoens et al. 2007).

5.9 Real-Life-Experimente

Weder aus gesundheitsbezogener Sicht noch ausleistungssportlicher Perspektive wurde bislang dasPotenzial von ambulanten Messmethoden bzw. desEMA (Ecological Momentary Assessment)-Ansat-zes (Kasten und Fuchs 2017) ausgeschöpft, umInformationen über die Stressbelastung von Perso-nen im Alltag und Leistungssport zu gewinnen(z. B. van Haaren et al. 2016). Mögliche Gründefür das Fehlen solcher Arbeiten sind darin zu sehen,dass ambulante Verfahren in der Umsetzung ver-hältnismäßig aufwendig und teuer sind. Ebenfallsist statistisch-methodisches Know-How erforder-lich, um die anfallenden Daten angemessen auseiner Mehrebenen-Perspektive auszuwerten. Wich-tig scheint deshalb, dass Wissenschaftler zukünftigin den Aufbau technischer und statistisch-metho-discher Kenntnisse investieren, damit der Einsatzinnovativer Verfahren nicht am Nichtvorhandenseindieser Kompetenzen scheitert.

6 Praktische Implikationen fürden Gesundheits- undLeistungssport

Aus praxisbezogener Sicht lassen sich verschie-dene Implikationen ableiten: Geht es um dasThema Stressregulation durch Sport, weiß man,dass die stressmildernde Wirkung einer einzelnenTrainingsepisode rund 4 Stunden anhält (Hameret al. 2006). Einzelne Trainingseinheiten solltendabei mindestens 30 Minuten lang sein und min-destens moderat intensive Aktivitäten (ca. 50 %der VO2max) beinhalten. Daraus lässt sich schluss-folgern, dass Sport und Bewegung eine bestimmteRegelmäßigkeit aufweisen sollten (lieber mehrerekurze Episoden pro Woche als eine einzige langeTrainingseinheit). Zudem spielt das Timing eine

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wichtige Rolle: Stressgeplagte Personen solltensich die Frage stellen, wann sie im Tages- oderWochenverlauf am meisten Stress bekunden undihre körperliche Aktivität so in ihren Alltag inte-grieren, dass sich für sie der größte stressmil-dernde Effekt ergibt.

Ferner ist die Frage, welche Sportart den stärks-ten Stresspuffereffekt nach sich zieht, schwierigzu beantworten (Fuchs und Klaperski 2017).Unterschiedliche Sport- und Bewegungsaktivitä-ten drängen sich auf, wenn eine Person gestresstist, weil (a) sie sozial isoliert ist (hier scheinenAktivitäten in der Gruppe hilfreich; z. B. Lauf-gruppe, Mannschaftssport), (b) sie über ein geringesSelbstwertgefühl verfügt (hier wären Aktivitätenempfehlenswert, die Erfolgserlebnisse vermittelnwie ein Training hin auf einen Volkslauf, Kampf-sportarten oder Schwimmen) oder (c) sie dazuneigt, ständig über ihre ungelösten Problemenachzugrübeln (hier scheinen klassische Ausdau-ersportarten wie Jogging oder Radfahren kontra-produktiv; besser geeignet scheinen Sportarten,die Abwechslung bieten und ein im Hier-und-Jetzt-Sein verlangen; z. B. Klettern, Spielsportar-ten, Tanz). Vor diesem Hintergrund dürfte nur einpersonalisierter Zugang zum Thema Stressregula-tion durch Sport zielführend sein. Mit anderenWorten könnte die Aufgabe von Sport- undBewegungsexperten/-therapeuten darin bestehen,ihre Klienten dahingehend zu beraten, Sportange-bote auszuwählen, die sie bei der Bewältigungihres Stresses optimal unterstützen.

Festgehalten werden kann auch, dass dasPotenzial von Sport und Bewegung in der Be-handlung stressbezogener Krankheiten mittler-weile anerkannt, in der Praxis aber noch nichtausreichend genutzt wird (Gerber et al. 2016b).Beispielsweise stellen die Erfassung der körper-lichen Aktivität oder der Fitness in der Behand-lung stressbezogener Krankheiten noch immerkeine Standardverfahren dar (Gerber et al.2016a; Rosenbaum und Ward 2016). Ebenfallswird noch zu wenig berücksichtigt, dass gestresstePersonen oder Menschen mit psychischen Beein-trächtigungen besonders viel Mühe bekunden,sportliche Aktivität in ihren Alltag zu integrieren.Zu überlegen wäre deshalb, inwiefern mithilfemotivational-volitionaler Bewegungsberatungs-

angebote bei stressgeplagtenMenschen Fertigkei-ten aufgebaut werden können, die ihnen helfen,auch in stressreichen Lebenssituationen körper-lich aktiv zu bleiben (Gerber et al. 2014b; Göhnerund Fuchs 2007). Trainingsprogramme zur Stär-kung volitionaler Kompetenzen beinhalten typi-scherweise das Formulieren spezifischer Trai-ningspläne und zielen auf die Identifikationpersönlicher Bewegungsbarrieren und Gegenstra-tegien. Die Vermittlung solcher Skills scheintwichtig, wenn Sport und Bewegung als Stressma-nagementstrategien nachhaltig genutzt werdensollen (Chalder et al. 2012; Hoffman et al. 2011;Mota-Pereira et al. 2011).

Aus der Perspektive Stressregulation im Sportscheint es zentral, Professionellen Wissen darüberzu vermitteln, welche Faktoren bei Leistungs-sportlern in unterschiedlichen KarrierephasenStress auslösen können. Wichtig scheint auch,dass im Leistungssport tätige Personen daraufachten, dass den Athleten während intensiverTrainings- und Wettkampfphasen ausreichendErholung ermöglicht wird, sodass durch Unter-erholung bedingte Leistungseinbußen, Verletzun-gen oder Beeinträchtigungen der psychischenGesundheit vermieden werden können. Deshalbsollten sie in der Lage sein, die Erholungs-Belas-tungs-Bilanz eines Athleten zu erfassen undÜbertrainingssymptome rechtzeitig zu erkennen.Ebenfalls scheintWissen darüber erforderlich, wel-che Faktoren bei Eliteathleten das Auftreten vonBurnout-Symptomen wahrscheinlich machen undwie sich ein Trainingsumfeld erzeugen lässt, wel-ches das Risiko für Burnout minimiert. Fernerscheint wünschenswert, dass sich im Spitzensporttätige Personen (z. B. Trainer, Sportpsychologen)mit den gängigen Stress-Resistenz-Trainings fürSpitzensportler vertraut machen, um Athleten imBedarfsfall fehlende Stressbewältigungskompe-tenzen zu vermitteln.

7 Abschließende Bemerkung

Dieses interdisziplinär ausgerichtete Handbuch istals ein umfassendes Nachschlagewerk zum The-ma Stressregulation und Sport konzipiert. DieHerausgeber hoffen, mit diesem Band eine Lücke

Stressregulation und Sport: Ein Überblick zum Stand der Forschung 15

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in der Literatur schließen und einen fundiertenÜberblick über verschiedene Themen der sport-und bewegungsbezogenen Stressforschung lie-fern zu können. Sämtliche Kapitel wurden vonausgewiesenen Experten verfasst. Dementspre-chend stellt das Handbuch ein Referenzwerk fürverschiedene Professionen dar. Es eignet sichsowohl für Wissenschaftler als auch Professionalsim Bereich des Gesundheits- und Leistungssports,einschlägig interessierte Praktiker, Lehrende undMaster-Studierende und kann als Textsammlungfür Lehrveranstaltungen genutzt werden.

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