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Rehabilitation beginnt auf der ITS

Date post: 23-Dec-2016
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64 Heilberufe / Das Pflegemagazin 2013; 65 (10) PflegeManagement Klinikporträt A ls eine inhabergeführte Gruppe betreibt die Schön Klinik Kran- kenhäuser an 16 Standorten in vier Bundesländern. Die Klinik in Hamburg Eilbek gehört seit 2006 zur Schön Klinik- Gruppe. Als ehemaliges Landesbetriebs- Krankenhaus der Stadt Hamburg war die Klink zwar zunächst an die Klinikgrup- pe Asklepios verkauft worden, aber we- gen kartellrechtlicher Bedenken stand das Krankenhaus erneut zum Verkauf. Den Zuschlag bekam dann die Schön Klinik, die das Krankenhaus seither er- folgreich führt: Die Klinik konnte ihren Umsatz innerhalb von fünf Jahr verdop- peln, acht neue Fachzentren sind entstan- den und über 600 neue Mitarbeiter wurden eingestellt. Ein Bereich, der als Kompetenzschwer- punkt seit 2006 ständig erweitert wurde, ist die Neurologie. 2007 wurde die erste Intensivstation aufgebaut. Gleichzeitig sind Vorbereitungen für die Versorgung der Rehabilitationsphasen C und D ge- troffen worden. In Phase C werden Pati- enten behandelt, die zwar bereits aktiv an den Therapien mitwirken können, aber weitgehend auf pflegerische Hilfe ange- wiesen sind und noch eine intensive me- dizinische Betreuung benötigen. In Reha- bilitationsphase D können sich die Pati- enten weitgehend selbstständig versorgen und bereits ohne fremde Hilfe bewegen. „Seit 2009 ist an diesem Standort alles vorhanden: die gesamte neurologische Intensivmedizin, Frührehabilitation und Rehabilitation“, erklärt Dr. Daniel Wert- heimer, Chefarzt des Neurozentrums. Zunehmend wurden auch intensivsta- tionpflichtige Patienten aus anderen Ham- burger Krankenhäusern übernommen. Da der Bedarf ständig stieg, kam 2011 ein weiteres Haus dazu, so dass das Neuro- zentrum heute über circa 150 Betten ver- fügt, darunter zwei Intensivstationen, zwei neurologische Frührehabilitations- stationen, eine akut-stationäre Station sowie eine weitere Station für die Reha- bilitationsphasen C und D. Ganzheitlich fördern Behandelt und diagnostiziert werden alle neurologischen Erkrankungen. In der Akut-Neurologie sind Polyneuropathien, Demenzerkrankungen und Parkinson- komplexerkrankungen Schwerpunkte. Neurorehabilitative Patienten, die aus anderen Krankenhäusern überwiesen werden, kommen mit Schädel-Hirn-Ver- letzungen, nach Schlaganfällen oder nach Herzstillstand und Wiederbelebung ins Neurozentrum. „Unser Anspruch ist, die Patienten zu verstehen und ein individu- elles Konzept für jeden einzelnen zu er- arbeiten. Dabei konzentrieren wir uns nicht auf die Defizite der Patienten, son- dern auf deren Ressourcen, die wir ver- suchen ganzheitlich zu fördern“, erklärt Wertheimer. Dazu gehört die interdiszi- plinäre Behandlung in Teams, die aus Ärzten, Pflegekräften, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Neuropsy- chologen, Musiktherapeuten und Sozial- pädagogen bestehen. Der Weg zurück ins Leben Die Therapie beginnt meistens im Zu- stand der Bewusstlosigkeit oder des Wachkomas und leitet nach Möglichkeit in die Rehabilitationsphasen über. Mög- lichst früh sollen die Patienten in die Auf- richtung und zur Bewegung gebracht werden. „Das bedeutet dann beispielswei- se, dass Patienten schon drei Tage nach dem akuten Krankheitsereignis wieder trainieren, denn wir wissen, dass sich Ge- hirnzellen in Anlehnung an die ihnen angebotenen Aufgaben regenerieren“, so der Chefarzt. Der Weg zurück ins Leben ist für die Patienten oft ein Weg, der viel Zeit und Geduld braucht. So verbringen Patienten der Neurorehabilitation viele Wochen, manchmal sogar bis zu einem Jahr in der Klinik. Die teilweise sehr lange Verweil- dauer birgt besondere Aufgaben, auch für Pflegende. Zum einen ist gerade in der Neurologie sehr viel Kommunikation und Motivation durch die Pflegekräfte gefor- dert. „Und zum anderen muss hier im Gegensatz zu anderen Abteilungen, in der die Patienten zwei oder drei Tage bleiben, sehr viel Angehörigenarbeit geleistet wer- den. Für die Angehörigen ist oft eine Welt zusammengebrochen, wir müssen sie © Schön Klinik Hamburg Eilbek DOI: 10.1007/s00058-013-1087-z Die Behandlung von schweren neurolo- gischen Funktionsausfällen in der Reha- bilitationsphase B erfordert komplexe, individualisierte Therapiekonzepte mit einem aktivierend-therapeutischen Pflegeansatz. Neurologisches Fachzentrum Schön Klinik Hamburg Eilbek Rehabilitation beginnt auf der ITS Die Schön Klinik in Hamburg Eilbek gehört mit über 700 Betten und über 1.600 Mitarbeitern zu den größten Krankenhäusern der Hanse- stadt. Überregional bekannt ist das Neurologische Fachzentrum. Ein Ansatz ist, die traditionelle Trennung von Akutbehandlung im Kran- kenhaus und anschließender Behandlung in Rehakliniken aufzuhe- ben. Schon auf der Intensivstation wird mit der Frührehabilitation be- gonnen, um eine schnellere Rückgewinnung verlorener Funktionen des Gehirns zu erreichen.
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Page 1: Rehabilitation beginnt auf der ITS

64 Heilberufe / Das P�egemagazin 2013; 65 (10)

PflegeManagement Klinikporträt

Als eine inhabergeführte Gruppe betreibt die Schön Klinik Kran-kenhäuser an 16 Standorten in vier

Bundesländern. Die Klinik in Hamburg Eilbek gehört seit 2006 zur Schön Klinik-Gruppe. Als ehemaliges Landesbetriebs-Krankenhaus der Stadt Hamburg war die Klink zwar zunächst an die Klinikgrup-pe Asklepios verkauft worden, aber we-gen kartellrechtlicher Bedenken stand das Krankenhaus erneut zum Verkauf. Den Zuschlag bekam dann die Schön Klinik, die das Krankenhaus seither er-folgreich führt: Die Klinik konnte ihren Umsatz innerhalb von fünf Jahr verdop-peln, acht neue Fachzentren sind entstan-den und über 600 neue Mitarbeiter wurden eingestellt.

Ein Bereich, der als Kompetenzschwer-punkt seit 2006 ständig erweitert wurde, ist die Neurologie. 2007 wurde die erste Intensivstation aufgebaut. Gleichzeitig sind Vorbereitungen für die Versorgung der Rehabilitationsphasen C und D ge-troffen worden. In Phase C werden Pati-enten behandelt, die zwar bereits aktiv an den Therapien mitwirken können, aber weitgehend auf pflegerische Hilfe ange-wiesen sind und noch eine intensive me-dizinische Betreuung benötigen. In Reha-bilitationsphase D können sich die Pati-enten weitgehend selbstständig versorgen und bereits ohne fremde Hilfe bewegen. „Seit 2009 ist an diesem Standort alles vorhanden: die gesamte neurologische Intensivmedizin, Frührehabilitation und Rehabilitation“, erklärt Dr. Daniel Wert-heimer, Chefarzt des Neurozentrums.

Zunehmend wurden auch intensivsta-tionpflichtige Patienten aus anderen Ham-burger Krankenhäusern übernommen. Da der Bedarf ständig stieg, kam 2011 ein weiteres Haus dazu, so dass das Neuro-zentrum heute über circa 150 Betten ver-fügt, darunter zwei Intensivstationen, zwei neurologische Frührehabilitations-stationen, eine akut-stationäre Station sowie eine weitere Station für die Reha-bilitationsphasen C und D.

Ganzheitlich fördernBehandelt und diagnostiziert werden alle neurologischen Erkrankungen. In der Akut-Neurologie sind Polyneuropathien, Demenzerkrankungen und Parkinson-

komplexerkrankungen Schwerpunkte. Neurorehabilitative Patienten, die aus anderen Krankenhäusern überwiesen werden, kommen mit Schädel-Hirn-Ver-letzungen, nach Schlaganfällen oder nach Herzstillstand und Wiederbelebung ins Neurozentrum. „Unser Anspruch ist, die Patienten zu verstehen und ein individu-elles Konzept für jeden einzelnen zu er-arbeiten. Dabei konzentrieren wir uns nicht auf die Defizite der Patienten, son-dern auf deren Ressourcen, die wir ver-suchen ganzheitlich zu fördern“, erklärt Wertheimer. Dazu gehört die interdiszi-plinäre Behandlung in Teams, die aus Ärzten, Pflegekräften, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Neuropsy-chologen, Musiktherapeuten und Sozial-pädagogen bestehen.

Der Weg zurück ins LebenDie Therapie beginnt meistens im Zu-stand der Bewusstlosigkeit oder des Wachkomas und leitet nach Möglichkeit in die Rehabilitationsphasen über. Mög-lichst früh sollen die Patienten in die Auf-richtung und zur Bewegung gebracht werden. „Das bedeutet dann beispielswei-se, dass Patienten schon drei Tage nach dem akuten Krankheitsereignis wieder trainieren, denn wir wissen, dass sich Ge-hirnzellen in Anlehnung an die ihnen angebotenen Aufgaben regenerieren“, so der Chefarzt.

Der Weg zurück ins Leben ist für die Patienten oft ein Weg, der viel Zeit und Geduld braucht. So verbringen Patienten der Neurorehabilitation viele Wochen, manchmal sogar bis zu einem Jahr in der Klinik. Die teilweise sehr lange Verweil-dauer birgt besondere Aufgaben, auch für Pflegende. Zum einen ist gerade in der Neurologie sehr viel Kommunikation und Motivation durch die Pflegekräfte gefor-dert. „Und zum anderen muss hier im Gegensatz zu anderen Abteilungen, in der die Patienten zwei oder drei Tage bleiben, sehr viel Angehörigenarbeit geleistet wer-den. Für die Angehörigen ist oft eine Welt zusammengebrochen, wir müssen sie ©

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Die Behandlung von schweren neurolo-gischen Funktionsausfällen in der Reha-bilitationsphase B erfordert komplexe, individualisierte Therapiekonzepte mit einem aktivierend-therapeutischen Pflegeansatz.

Neurologisches Fachzentrum Schön Klinik Hamburg Eilbek

Rehabilitation beginnt auf der ITSDie Schön Klinik in Hamburg Eilbek gehört mit über 700 Betten und über 1.600 Mitarbeitern zu den größten Krankenhäusern der Hanse-stadt. Überregional bekannt ist das Neurologische Fachzentrum. Ein Ansatz ist, die traditionelle Trennung von Akutbehandlung im Kran-kenhaus und anschließender Behandlung in Rehakliniken aufzuhe-ben. Schon auf der Intensivstation wird mit der Frührehabilitation be-gonnen, um eine schnellere Rückgewinnung verlorener Funktionen des Gehirns zu erreichen.

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65Heilberufe / Das P�egemagazin 2013; 65 (10)

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mitnehmen und motivieren, diese He-rausforderung anzunehmen“, berichtet Pflegedienstleiterin Bärbel Krauthoff.

Ohne Weiterbildung geht es nichtDie pflegerische Versorgung erfolgt im Neurozentrum in kleinen Patientengrup-pen, die aus drei bis fünf Patienten beste-hen. Konsequent umgesetzt werden Be-handlungsmethoden wie basale Stimula-tion, das Bobath-Konzept oder Kinästhe-tik. Damit die Pflegekräfte sich voll auf die Patienten konzentrieren können, werden sie von Pflegeassistenten unter-stützt, die Auffüllarbeiten durchführen, Laufwege übernehmen oder Betten auf-rüsten. Auf Wunsch wird für die Teams Supervision geboten, wenn sie beispiels-weise bei der Verarbeitung von schweren Patientenschicksalen Unterstützung be-nötigen.

Generell muss jeder pflegerische Mit-arbeiter zunächst ein umfangreiches Ein-arbeitungskonzept durchlaufen. „Wir versorgen hier schwerstkranke Patienten und man kann nicht immer sicher sein, dass Tätigkeiten wie die Versorgung von Trachealkanülen oder spezielle Lage-rungen Thema in der Ausbildung waren“, so Bärbel Krauthoff. Desweiteren werden zur fachlichen Weiterentwicklung der pflegerischen Mitarbeiter in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein jährlich Fachweiterbildungen Intensivpflege angeboten.

Die Behandlung von schweren neuro-logischen Funktionsausfällen in der Re-habilitationsphase B erfordert komplexe, individualisierte Therapiekonzepte mit einem aktivierend-therapeutischen Pfle-geansatz. Eine neue Weiterbildung für Pflegekräfte am Neurozentrum beschäf-

tigt sich daher auch mit dem Thema der neurologischen Frührehabilitation. „Die-se ist speziell auf praktische Skills ausge-legt, auf die Vertiefung von Krankheits-bildern, aber auch auf den Umgang mit Angehörigen“, berichtet Jan-Christoph Schultz, Bereichsleitung Pflege Neurolo-gie.

Die mit 219 Stunden breit angelegte Weiterbildung wird auch für externe Pfle-gekräfte angeboten – viele Pflegekräfte der Frührehabilitationstationen haben diese berufsbegleitende Fortbildung schon durchlaufen oder sind gerade dabei. Diese spezielle Weiterbildung wurde erst-mals in ganz Deutschland in der Schön Klinik in Hamburg Eilbek angeboten. Es handelt sich um einen von der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation (DGNR) anerkannten Kurs, der mit einem Zertifikat abschließt.

Fortbildungscharakter hat auch die neu

etablierte, einmal wöchentlich stattfin-dende Fallkonferenz, bei der besondere klinische Fälle diskutiert und die künftige Vorgehensweise besprochen werden. Da-ran nehmen neben den weiterzubildenden Pflegekräften auch die behandelnden Ärzte und Therapeuten teil. „Hier sagt jeder, was er sich von der anderen Berufs-gruppe in einem bestimmten Fall wünscht“, erläutert Schultz.

Der Bereichsleiter Pflege arbeitet in einem Netzwerk mit Pflegedienstkräften aus anderen Schön Kliniken mit Schwer-punkt Neurologie eng zusammen: „Wir wollen festlegen, welchen Fort- und Wei-terbildungsbedarf eine Pflegekraft in der neurologischen Frühreha hat.“ Bisher gibt es keine evidenzbasierten Pflegemaßnah-men in der Neurorehabilitation. „Hier etwas zu erstellen, ist wirklich Pionierar-beit, daran arbeiten wir derzeit mit Hoch-druck.“ Alexandra Höß

Die Schön Klinik-Gruppe

Die Schön Klinik-Gruppe wurde 1985 durch die Familie Schön gegründet. Die erste Klinik war die Schön Klinik Roseneck, eine Fachklinik für psychische und psychoso-matische Erkrankungen in Prien am Chiemsee. Heute wird die Klinikgruppe in zwei-ter Generation von Dieter Schön geführt. An 16 Standorten in Deutschland arbeiten insgesamt über 8.500 Mitarbeiter. In den Kliniken sollen Behandlungsketten im Mit-telpunkt stehen, das heißt, Patienten sollen Therapien für alle Krankheitsphasen fin-den – von der Prävention über die Akutbehandlung bis zur Rehabilitation. Außerdem hat sich die Klinikgruppe der Qualitätsmessung verschrieben. Bei jährlich 88.000 Pati-enten wird der Behandlungsfortschritt zwischen Aufnahme und Entlassung gemes-sen und zwar anhand von krankheitsspezifischen und wissenschaftlich anerkannten Qualitätsindikatoren. Die Schön Klinik Hamburg Eilbek bietet neben einer breiten Rundumversorgung auch Spezialabteilungen für die überregionale Versorgung. Das Neurozentrum mit 1.300 behandelten Fällen jährlich ist vor allem bekannt für die frührehabilitative Ver-sorgung von Menschen mit schwersten Gehirnschäden. Außerdem steht den Pati-enten ein Team von rund 350 Pflegekräften, Ärzten und Therapeuten zur Verfügung.


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