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Abwasser- und Abfallwirtschaft Teil Abwasser KANALISATION UND MISCHWASSERENTLASTUNGEN / 3-1
UNIVERSITÄT FÜR BODENKULTUR WIEN Depar tmen t fü r Wasser – A tmosphäre - Umwe l t
I ns t i t u t f ü r S ied lungswasserbau , Indus t r i ewasserwi r t scha f t und Gewässerschu tz
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3 KANALISATION und MISCHWASSERENTLASTUNGEN
3.1 Entwässerungsverfahren
3.1.1 Allgemeines
Die Kanalanlagen müssen auf Dauer folgende Anforderungen erfüllen. Sie müssen:
• wasserdicht sein (Rohre und Rohrverbindungen) • frostsicher verlegt sein • ausreichendes Gefälle auch für den Schmutzstofftransport aufweisen • beständig gegen chemische und physikalische Angriffe sein • den statischen Beanspruchungen gewachsen sein und • sollen kostengünstig sein. Bei der Planung ist im Einzelfall das zweckmäßigste Entwässerungsverfahren zu wählen,
welches nicht nur für den technischen und wirtschaftlichen Betrieb der Anlage, sondern auch
für den Wasserhaushalt sowie für die Reinhaltung der Gewässer von wesentlicher Bedeutung
ist. Empfehlungen zur Wahl gibt z.B. das Arbeitsblatt ATV-A 105 (1997).
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Entwässerungsverfahren. (Abbildung 3-1)
Mischverfahren: Schmutz- und Regenwasser werden gemeinsam gesammelt und abgeleitet
Trennverfahren: getrennte Sammlung und Ableitung von Schmutz- und Regenwasser
Daneben gibt es auch modifizierte Verfahren (sh. Kapitel 3.1.4), wenn z.B. das Regenwasser
von den Straßenflächen über den Schmutzwasserkanal und die im wesentlichen
unverschmutzten Niederschlagswässer von den Dachflächen über einen Regenwasserkanal
abgeführt oder direkt an Ort und Stelle versickert werden. Bei diesem
Entwässerungsverfahren spricht man von einem qualifizierten Mischsystem.
Anmerkung: In Österreich müssen laut ÖNORM B 2502-2 (2003) Ortschaften mit kleiner
500 EW mit einem Trennsystem ausgestattet werden.
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Abbildung 3-1: Beispielhafte Lagepläne für die Lösung der Ortsentwässerung (HOSANG und BISCHOF, 1984)
3.1.2 Mischverfahren
• MW-Kanal muss weitgehend Emissons-Anforderungen des Trennsystems erfüllen • große Rohrquerschnitte aufgrund hoher Spitzenabflüsse (Qr maßgebend, bis zu 200 * Qt) • besondere Gerinneausführung für bessere Ableitung des Trockenwetterabflusses • Tiefenlage wie Schmutzwasserkanal bei Trennsystem • Mischwasserentlastungsanlagen sind notwendig (nur ein kleiner Teil des RW zur KA)
Vorteile:
• nur ein Kanalnetz (Rohrsystem) • großer Teil des Regenwassers wird behandelt Nachteile:
• Teilfüllung bei Trockenwetterabfluss hydraulisch ungünstig (Ablagerungsgefahr) • großer Rohrquerschnitt ist schwieriger zu reinigen • hohe Baukosten durch teure Sonderbauwerke und MW-Einfluss auf KA Zusätzliche Verschmutzungsquellen gegenüber dem Trennsystem:
♦ Spülstoß: Ablagerungen im Kanalnetz, die sich bei Trockenwetter bilden und bei Beginn eines Regenereignisses mitgespült werden
♦ Vermischung des in den Vorfluter entlasteten Regenwassers mit dem Schmutzwasser
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Abbildung 3-2: Mischverfahren (FENZL, 1997)
3.1.3 Trennverfahren
Annahme: Regenwasser weitgehend unverschmutzt
• Regenwasserkanal
• großer Rohrquerschnitt aufgrund hoher Spitzenabflüsse • nur frostfreie Überdeckung • direkte Einleitung in leistungsstarken Vorfluter möglich
• Schmutzwasserkanal
• relativ kleiner Rohrquerschnitt aufgrund weitgehend gleich bleibender Abflussmengen • bei Anschluss von Keller im Freigefälle ergibt sich große Tiefe (> 2,5 m) • Einleitung in Vorfluter nur über Kläranlage
Vorteile
• kleiner SW-Kanal leichter zu reinigen • Regenwasser beeinflusst Kläranlage nicht Nachteile
• Fehlanschlüsse möglich (z.B. Schmutzwasser an Regenwasserkanal oder umgekehrt) • hohe Baukosten durch doppeltes Kanalrohrnetz
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Abbildung 3-3: Trennverfahren (FENZL, 1997)
3.1.4 Modifizierte Verfahren
Abbildung 3-4: Modifizierte Verfahren (GEIGER, 1994)
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3.1.5 Sonderlösungen
Neben den Freispiegelleitungen bieten sich in weniger dicht besiedelten Gebieten unter
bestimmten Voraussetzungen (sh. Tabelle 3-1) seit geraumer Zeit besondere
Entwässerungsverfahren an (Voraussetzung: Trennsystem):
• die Druckentwässerung • die Unterdruck- oder Vakuumentwässerung
Tabelle 3-1: Bewertung von Bedingungen für den Einsatz von Druck- und Unterdruckentwässerung (ROEDIGER, 1995)
Einsatzbedingung Druck Unterdruck Geringe Siedlungsdichte ++ ++ Geringes oder kein natürliches Gefälle ++ + Hoher Grundwasserstand ++ ++ Schlechte Untergrundverhältnisse ++ + Hindernisse ++ ++ Verlegung in einem Wasserschutzgebiet o ++ Zeitweilig geringer Abwasseranfall z.B. Wochenendhäuser - ++
Legende: ++ sehr gut; + gut; - schlecht; o neutral
Gegenüber der konventionellen Freispiegelentwässerung kann es beträchtliche Einsparungen
in den Baukosten (bis zu 50%) geben. In der Wirtschaftlichkeitsberechnung sind aber auch
sämtliche Folgekosten, wie z.B. Betrieb, Wartung, Abschreibung, Verzinsung einzubeziehen
und dabei zu beachten, dass Regenwasser nicht mitentsorgt wird.
Die wesentlichen Vorteile beider Systeme bestehen darin, dass
• Kunststoffleitungen geringer Nennweite geländeparallel und in geringer frostfreier Tiefe verlegt werden können.
• Druckleitungen und mit Einschränkung Unterdruckleitungen steigend verlegt werden können.
• nur schmale Gräben, meist ohne Verbau und Grundwasserhaltung, erforderlich sind oder sogar eine grabenlose Verlegung möglich ist.
• die Auswirkungen von Setzungen vergleichsweise gering sind. • die Bauzeit sehr kurz gehalten werden kann. • das Leitungsnetz im Wesentlichen wartungsfrei ist. Die technischen Einzelheiten und Bemessungskriterien sind in den Arbeitsblättern DWA-
A 116-1 und DWA-A 116-2 "Besondere Entwässerungsverfahren, Druck- und
Unterdruckentwässerung" enthalten.
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3.2 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung
Unter dem erweiterten Begriff „naturnahe Regenwasserbewirtschaftung“ lassen sich
folgende Prinzipien exemplarisch zusammenfassen:
• Verringerung des Regenabflusses (durch Entsiegelung und Abkoppelung) • keine Ableitung von Wasser mit höherer als geforderter Kläranlagenablaufqualität • Niederschlagsversickerung, wenn Untergrund und Verschmutzung es zulassen • Niederschlagsableitung in offenen Gräben, Rinnen, Mulden, Rigolen • Niederschlag-Rückhalt (u.a. durch Nutzung natürlicher Retentionsräume) Bezüglich der Planung, Ausführung und Instandhaltung von Bauwerken zur Versickerung
und zur Vorbehandlung wird im wesentlichen auf existierende Richtlinien bzw.
entsprechende Fachliteratur hingewiesen, u.a. Arbeitsblatt DWA-A 138 (2005), Merkblatt
DWA-M 153 (2007), ÖNORM B 2506-1 (2000) und ÖNORM B 2506-2 (2003), ÖWAV-
Regelblatt 35 (2003), RVS 3.03 (2002) und RAS-Ew (1987).
Das Arbeitsblatt DWA-A 138 (2005) unterscheidet im Wesentlichen folgende Verfahren
zur dezentralen Versickerung von nicht schädlich verunreinigtem Niederschlagswasser: Die
oberirdische Flächen- und Muldenversickerung und die unterirdische
Rigolenversickerung (Rohr- und Schachtversickerung).
Aus der Sicht des Boden- und Grundwasserschutzes ist im Rahmen naturnaher
Regenwasserbewirtschaftungskonzepte eine oberirdische, mit einer Passage der oberen
belebten Bodenschicht verbundene Versickerung, die immer eine Regenwasserreinigung
bewirkt, einer unterirdischen Versickerung grundsätzlich vorzuziehen.
Nach ÖNORM B 2506-2 (2003) hat sich im Einzelfall die Wahl einer Versickerungsanlage an
der Qualität der zu entsorgenden Wässer anhand folgender Tabelle zu orientieren.
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Tabelle 3-2:Entscheidungshilfe zur Wahl einer Sickeranlage im Hinblick auf den Gewässerschutz (ON B 2506-1, 2000)
Sickeranlagen
Entwässerungs- flächen
Begrünte Sickermulden
Rasen-gittersteine
Rigolen (Schotterkörper) und
unterirdische Sickerleitungen
Sickerschächte
begrünte Flachdächer ++ ++ ++ ++ sonstige Dachflächen, Terrassen
++ ++ + +
Rad- und Gehweg, Hofflächen in Wohnanlagen (nicht mit Kfz befahrbar)
++ ++ + -
Hauszufahrten u. vergleichbar schwach frequentierte Verkehrsflächen
++ ++ - -
PKW-Abstellflächen ++ + - - Lager- und Ladeflächen ++ + -- -- Verkehrsflächen (Straßen)
++ -- -- --
landwirtschaftliche Hof- und Verkehrsflächen
+ -- -- --
++ ………. im Regelfall zulässig
+ ………. je nach Beschaffenheit der Wässer (unter Beachtung regionaler Vorschriften) zulässig
- ………. Versickerung problematisch, Reinigung meist erforderlich
-- ………. in der Regel nicht geeignet
In den folgenden Abbildungen sind schematische Querschnitte von Systemelementen zur
Regenentwässerung dargestellt.
Mutterboden
Oberflächenabfluß GOK
Mutterboden
Mulde
Rigole GeotextilgrobkörnigesFüllmaterial
Versickerung
Dränrohr
Oberflächenabfluß
Mulde
Mutterboden
GOK
Mutterboden
Versenkschacht
KiesbettDränrohr
Tondichtung
Abbildung 3-6: Querschnitt eines Elements des kombinierten Mulden-Rigolen-Systems (FUCHS, 1996)
Abbildung 3-5: Gedichtete Versickerungsmulde mit Anschluss an einen Versenkschacht (FUCHS, 1996)
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Versickerung inden Untergrund
Drosselorgan
Ablauf
Rigole Dränrohr
Mutterboden Mulde Überlauf Mulde Überlauf Rigole Schacht
Abbildung 3-7: Längsschnitt eines Elements des Mulden-Rigolen-Systems (FUCHS, 1996)
Für die Dimensionierung obiger Anlagen nach Arbeitsblatt ATV-A 138 (2005) siehe
Kap. Ü3.2
Sonstige Systeme:
Transportmulden und Gräben dienen in erster Linie zur Entwässerung von Straßen.
Bodenfilterbecken zur Behandlung von entlastetem Mischwasser können die stofflichen und
hydraulischen Stoß- und Gesamtentlastungen durch Überlaufe aus Mischsystemen
maßgeblich reduzieren. Vegetationspassagen können die stoffliche Belastung von
Gewässern deutlich reduzieren. Dachbegrünungen sollten im Rahmen von Neubauvorhaben
grundsätzlich überprüft werden. Neben positiven wasserwirtschaftlichen Auswirkungen sind
vor allem bauphysikalische Vorteile, eine Verbesserung kleinklimatischer Belange und eine
Aufwertung der Siedlungsgebiete zu nennen.
3.3 Werkstoffe / Rohrmaterialien
Für Kanalanlagen dürfen nur Werkstoffe verwendet werden, die folgenden Ansprüchen
genügen:
• physikalische und chemische Beständigkeit • absolute Wasserdichtheit • Abriebfestigkeit • statische Erfordernisse infolge Auflasten • lange Lebensdauer • keine oder nur geringe Verformungen infolge Lasteinwirkungen • einfache und dichte Rohrverbindungen
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Meistverwendete Werkstoffe:
1. Steinzeug (ÖNORM EN 295, Teil 1-7) 2. Beton (ÖNORM B 5074, 2005) 3. Faserzement (früher Asbestzement) (ÖNORM EN 512, 1995) 4. Gusseisen (ÖNORM B 2595,1997; ÖNORM EN 598, 2008) 5. Kunststoffe:
• PVC-U Weichmacherfreies Polyvinylchlorid (ÖNORM EN 1401-1, 1999; ÖNORM EN 1452-2, 2000) • PE Polyethylen (ÖNORM EN 12666-1, 2006; ÖNORM EN 13244-2, 2003) • PP Polypropylen (ÖNORM EN 1852-1, 1998) • GFK Glasfaserverstärkte Kunststoffe (ÖNORM B 5160-1, 1979; 2001; ÖNORM EN 14364, 2006)
6. Beton-Kunststoffrohr
3.4 Sonderbauwerke
⇒ Schächte
⇒ Düker und Rohrbrücken
⇒ Pumpwerke
⇒ Regenentlastungsanlagen Mischwasserentlastungsanlagen
⇒ Vorreinigungsanlagen im Kanalnetz (Öl- und Fettabscheider)
Schächte
Schächte dienen zur Be- und Entlüftung, Kontrolle und Wartung (Reinigung, Inspektion etc.).
Max. Abstände: nicht schliefbare Kanäle 50 m und schliefbare 80 -100m (> DN 800 Kreis
oder Eiprofil 600/900)
Anordnung von Schächten bei jeder Änderung von Richtung, Gefälle und Querschnitt; bei
Abstürzen; bei Zusammenführung von Seitenkanälen (immer scheitelgleich anschließen;
sonst möglichst scheitelgleich besser wegen Rückstau; bei geringem Gefälle auch
sohlgleich).
Übernahmeschacht bei Industrieeinleitungen am besten mit Probenahme- und
Mengenmessstation. Die bauliche Ausführung ist in der ÖNORM B 2504 (2005) und ATV-
A 157 (2000) geregelt.
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3.5 Mischwasserentlastungsanlagen
3.5.1 Allgemeines
Bei Mischwasserkanalisationen können im Regenwetterfall aus technischen und
wirtschaftlichen Überlegungen nicht die gesamten Abflussmengen in der Kläranlage
behandelt werden. Daher gibt es Entlastungsanlagen im Kanalnetz, zumindest aber ein
Mischwasserüberlaufbecken direkt vor der Kläranlage. Die Bemessung dieser Anlagen
erfolgt unter dem Gesichtspunkt minimaler Gewässerbelastung (Emissions- und
Immissionsbetrachtung).
3.5.2 Auswirkungen der Mischwassereinleitungen auf die Gewässer
Im Regenwetterfall wird das Regenwasser mit Schmutzwasser vermischt und zusätzlich
werden durch die erhöhte Schleppkraft die Ablagerungen im Kanalnetz mobilisiert. Diese
prägen den Verunreinigungsgrad des Mischwassers, welcher mit Regenbeginn stark ansteigt
und über die Dauer des Ereignisses wieder abnimmt (sh. Abbildung 3-5).
Abbildung 3-5: Spülstoß (REUCKL, 1997)
Die Situation im Gewässer wird nach Einzelereignissen (akute Schädigung) bzw. anhand der
Gesamtjahresfracht (Anreicherung von Schadstoffen) betrachtet.
Für die Auswirkung auf die Fließgewässer sind von Bedeutung:
♦ Hydraulische Situation ♦ Schadstoffbelastung ♦ Feststoffaustrag ♦ Schlamm
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3.5.3 Bemessung der Mischwasserentlastungen
Die Bemessung der Mischwasserentlastungen erfolgt unter Berücksichtigung der örtlichen
Verhältnisse so, dass ein möglichst hoher Anteil der biologisch abbaubaren und absetzbaren
Stoffe zur Kläranlage geleitet wird (Wirkungsgrad der Weiterleitung).
Der Mindestwirkungsgrad bezieht sich auf die bei Niederschlagsereignissen im gesamten
Einzugsgebiet einer Mischkanalisation abfließenden Frachten der Inhaltsstoffe des
Mischwassers. Diese sind zumindest im in Tabelle 3-3 und Tabelle 3-4 genannten Ausmaß
zur Abwasserreinigungsanlage weiterzuleiten (ÖWAV Regelblatt 19, 2007). Bei der
Berechnung des Wirkungsgrades wird aber der Trockenwetterabfluss bzw. die
Schmutzfrachten, die diesem bei Annahme einer vollständigen Durchmischung von
Trockenwetterabfluss und Regenabfluss zugerechnet werden können, nicht berücksichtigt:
100cVQ
cVQcVQηmr
eemr ∗∗
∗−∗=
η Mindestwirkungsgrad (%) VQr Summe der Regenabflussmengen eines Jahres (m³/a) VQe Summe der entlasteten Mischwassermengen eines Jahres (m³/a) cm Konzentration im Mischwasserabfluss (mg/l) ce Konzentration im entlasteten Mischwasserabfluss (mg/l)
Vielfach wird nicht der Wirkungsgrad η der Mischwasserbehandlung (Anteil der
Mischwasserabflussmenge, der zur Kläranlage geleitet wird), sondern die Entlastungsrate e
(Anteil der Regenabflussmenge, der entlastet wird) angegeben (wie z.B. im Arbeitsblatt
ATV-A 128, 1992):
100cVQcVQη100e
mr
ee ∗∗∗
=−=
Tabelle 3-3: Mindestwirkungsgrade η der Weiterleitung gelöster Stoffe in % der im gesamten Einzugsgebiet der Mischkanalisation im Regenwetterfall im Kanal abfließenden Schmutzfrachten (ÖWAV Regelblatt 19, 2007)
Mindestwirkungsgrad [%] für gelöste Stoffe
Bemessungsgröße der Kläranlage (EW), zu der die Mischkanalisation entwässert
maßgeblicher Regen =< 5.000 >= 50.000 r720,1 =< 30 mm/12h 50 60 r720,1 =< 50 mm/12h 40 50
Zwischenwerte sind linear zu interpolieren
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Tabelle 3-4: Mindestwirkungsgrade η der Weiterleitung gelöster Stoffe in % der im gesamten Einzugsgebiet der Mischkanalisation im Regenwetterfall im Kanal abfließenden Schmutzfrachten (ÖWAV Regelblatt 19, 2007)
Mindestwirkungsgrad [%] Abfiltrierbare Stoffe
Bemessungsgröße der Kläranlage (EW), zu der die Mischkanalisation entwässert
maßgeblicher Regen =< 5.000 >= 50.000 r720,1 =< 30 mm/12h 65 75 r720,1 =< 50 mm/12h 55 65
Zwischenwerte sind linear zu interpolieren
Die in den Tabelle 3-3 und Tabelle 3-4 genannten Anforderungen berücksichtigen sowohl die
Bemessungsgröße der Kläranlage als auch die Charakteristik des Niederschlagverhaltens
mittels der Regenspende r720,1 (Niederschlagshöhe in mm bei einer Regendauer von 12
Stunden mit einer Wiederkehrzeit von 1 Jahr). Diese Regenspende r720,1 kann aus dem
ÖWAV-Leitfaden „Niederschlagsdaten“ (2007) für die meisten besiedelten Gebiete
Österreichs entnommen werden
Der Nachweis, dass diese Weiterleitungsgrade eingehalten werden, kann nur über eine
Modellierung erbracht werden. Hierzu sind im ÖWAV Regelblatt 19 (2007) genaue Vorgaben
enthalten. Bis das Regelblatt erscheint und damit die Modellierung verpflichtend wirksam
wird, kann in Fällen mit einfachen Randbedingungen eine vereinfachte Ermittlung der
Volumina von Mischwasserüberlaufbecken nach Arbeitsblatt ATV-A 128 (1992) verwendet
werden.
3.5.4 Mischwasserüberläufe MWÜ
Mischwasserüberläufe dienen der Abminderung hoher Mischwasser-Abflussspitzen. Die Zahl
der MWÜ soll möglichst klein gehalten werden (EZG > 10ha reduzierte Fläche), da
Mischwasser ungeklärt in den Vorfluter gelangt. Um die Beeinträchtigung des Gewässers in
Grenzen zu halten, muß an einem MWÜ mind. der kritische MW-Abfluß in Richtung KA
geleitet werden. Dieser wird hauptsächlich aus der kritischen Regenspende rkrit berechnet
(Ausgangswert 15 l/s.ha, kann aber bei sehr langer Fließzeit bis 7,5 l/s.ha reduziert und bei
sensiblen Vorflutverhältnissen bis zu 30 l/s.ha erhöht werden). MWÜ sind nach Möglichkeit
als Überfallwehre mit hochgezogener Schwelle und gedrosseltem Abfluss auszubilden.
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Abbildung 3-6: Mischwasserüberlauf mit einseitig hochgezogenem Wehr (ÖWAV Regelblatt 19, 1987; Anm.: Regelblatt wurde überarbeitet)
3.5.5 Mischwasserüberlaufbecken MWÜB
Soll eine kleinere Abwassermenge als Qkrit (mind. 2 Qs + Qf) zur KA weitergeleitet werden
(meist direkt vor KA), so sind in Verbindung mit einem Mischwasserüberlauf Becken
anzuordnen. Sie sollen den größten Teil der Schmutzfracht des Mischwassers zurückhalten
und für eine (zeitversetzte) Reinigung in der KA speichern. MWÜB werden in offener oder
geschlossener Bauweise (unterirdisch in Siedlungsnähe) errichtet. In Abhängigkeit der
Betriebsweise und der Lage der Mischwasserbecken im System sind folgende Typen zu
unterscheiden:
• Fangbecken • Durchlaufbecken
⇒ im Hauptschluss oder Nebenschluss
3.5.5.1 Fangbecken FB
FB werden angeordnet, wenn ein ausgeprägter Spülstoß zu erwarten ist (kleines EZG mit
kurzen Fließzeiten 15-20min, hohe Ablagerungsneigung im Kanal). FB speichern den
Spülstoß und leiten diesen nach dem Regenereignis zur KA weiter. FB werden vom
nachkommenden Mischwasser nicht mehr durchflossen.
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3.5.5.2 Durchlaufbecken DB
DB werden angeordnet, wenn kein ausgeprägter Spülstoß zu erwarten ist (großes EZG mit
langen Fließzeiten, geringe Ablagerungen im Kanal). DB wirken bis zur Füllung als Speicher
und danach wird nach mechanischer Klärung über den Klärüberlauf KÜ in den Vorfluter
abgeworfen. Wenn kritischer MW-Abfluss erreicht, wird ohne Durchfließen des Beckens über
den Beckenüberlauf abgeschlagen.
Verbundbecken sind Kombinationen aus Fang- und Durchlaufbecken (in Ö. eher selten).
3.5.5.3 Hauptschluß HS
TW-Abfluss wird durch das Becken geleitet, daher ist in der Sohle eine Trockenwetterrinne
notwendig.
Vorteil: kein eigenes Trennbauwerk notwendig;
Nachteil: Höhenverlust
3.5.5.4 Nebenschluß NS
TW-Abfluß wird neben dem Becken vorbei geleitet. Becken liegt tiefer als Kanal, daher ist
Entleerung nur mit Pumpe möglich.
Vorteile: sauberes Becken im TW-Fall, gesteuerte Abgabe zur KA
Nachteile: eigenes Trennbauwerk und Pumpe notwendig
Abbildung 3-7: MWÜB in Haupt- und Nebenschluss (Arbeitsblatt ATV-A 128, 1992)
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3.5.6 Regenrückhaltebecken RRB
Nach ihrer Zweckbestimmung besitzen RRB einen gedrosselten Ablauf in das Kanalnetz oder
auch in den Vorfluter (RW-Kanal), wenn dieser die einzuleitenden Abflüsse nicht schadlos
abführen kann. Die Verminderung des in der Zeiteinheit abfließenden Wassers wird durch
Speicherung und damit Abflussverzögerung (Retention) erreicht (ATV-A 166, 1999). Sie
werden eingesetzt
• zur Kosteneinsparung bei Neubau von Kanalnetzen
• bei Anschluss von Neubaugebieten an vorhandene Kanalnetze
• zur Sanierung überlasteter Kanalnetze
• und zum Schutz des Vorfluters
Sie sollten wenn nötig, nur einen Notüberlauf besitzen.
3.5.7 Regenklärbecken RKB
RKB werden in Trennsystemen zur mechanischen Reinigung des Regenabflusses vor
Einleitung in den Vorfluter eingesetzt. Zur weitergehenden Reinigung werden oft zusätzlich
(bepflanzte) Bodenfilter eingesetzt.
Abbildung 3-8: Wirkungsweise von Regenbecken (ATV, 1995, n. LONDONG)