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Randbemerkungen zum Akkumulationsproblem

Date post: 08-Jan-2017
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Randbemerkungen zum Akkumulationsproblem Author(s): Hans Peter Source: FinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 12, H. 2 (1950/51), pp. 333- 351 Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KG Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40910180 . Accessed: 10/06/2014 10:59 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Mohr Siebeck GmbH & Co. KG is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to FinanzArchiv / Public Finance Analysis. http://www.jstor.org This content downloaded from 62.122.78.12 on Tue, 10 Jun 2014 10:59:17 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions
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Page 1: Randbemerkungen zum Akkumulationsproblem

Randbemerkungen zum AkkumulationsproblemAuthor(s): Hans PeterSource: FinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 12, H. 2 (1950/51), pp. 333-351Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KGStable URL: http://www.jstor.org/stable/40910180 .

Accessed: 10/06/2014 10:59

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Randbemerkungen zum Akkumulationsproblem von

Hans Peter

Aus der gemeinsamen Wurzel der Klassik entsprossen, haben sich die „Zwei Nationalökonomien" - nicht sehr glücklich als objektive und sub- jektive Theorie unterschieden - sehr isoliert nebeneinander her entwickelt. Trotz der trüben zwölf Jahre des dritten Eeiches, in denen man nicht recht wußte, welche von beiden mehr den Zorn der Machthaber herausgefordert hatte, haben sich beide auch in Deutschland fortentwickelt. Aber so ganz ist auch heute die Einstellung nicht überwunden, daß die jeweils andere eigentlich ein Irrweg war; während die Erfahrung doch zur Genüge gelehrt hat, daß beide sehr gesunde Zweige des einen Baumes sind, und daß dieser Baum verkümmern würde, wenn man einen der Zweige abschlüge.

Man wird mich kaum mißverstehen, als wollte ich sagen, es könne in der Frage Recht oder Unrecht ein Kompromiß geben. Hier ist von der Theo- rie die Eede. Da mag es manchmal je nach dem Blickpunkt vom gleichen Gegenstand verschiedene Bilder geben; aber von diesen Bildern können doch niemals verschiedene Wahrheiten abgelesen werden, die einander wider- sprechen. Allerdings ist das wie ja auch in andern Wissenschaften nicht im- mer auf den ersten Blick zu erkennen. Und es kann vorkommen, daß die Meinungen scheinbar unversöhnlich aufeinanderplatzen, wie das etwa in Bemerkungen zur Theorie des Volkseinkommens und der Akkumulation von Fritz Behrens in dieser Zeitschrift 1) geschehen ist. Mir will scheinen, daß in diesem Streit, in dem der Angegriffene nicht mehr selbst antworten kann, sich die Schlichtung nur finden läßt, wenn man genügend tief in die Grundlagen der Wissenschaft hineinsteigt. Das ist aber in diesem Falle schon möglich, wenn man nur die Quelle der marxistischen Auffassung in ihrer Ursprünglichkeit erschließt und sich in Marx' Kapital selbst orien- tiert. Es zeigt sich dann, wie mir scheint, daß Lautenbachs Thesen - ohne daß er etwa aus Marx geschöpft hätte - gar nicht so sehr von dessen Lehren abweichen, wenigstens nicht, was die Theorie der Zirkulation betrifft, auf die es in diesem Zusammenhange besonders ankommt. Ihre Quelle, Marx zweiter Band, hat selbst in marxistischen Kreisen bei wei- tem nicht das Interesse gefunden wie die beiden andern.

Damit ist zugleich mein Thema ziemlich eng begrenzt.

x) Finanzarchiv N. F. Bd. 12 S. 49 ff.

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334 Hans Peter

Problemkreise voneinander zu trennen, dient die Isoliermethode. Cete- ris paribus wird zuerst der eine Komplex untersucht, dann der andere. Man kann aber nicht davon ausgehen, daß der jeweils andere Komplex nicht existiert; er ist nun einmal unvermeidlich vorhanden. Man hilft sich da- durch, daß man voraussetzt, daß die Hauptphänomene dieses andern Kom- plexes sich ,neutrar verhalten in bezug auf die interessanten und gerade zu untersuchenden Phänomene des ersten Komplexes. ,, Neutral" absolut zu verstehen, ist immer sinnlos; neutral kann etwas nur sein in bezug auf etwas Bestimmtes; das gilt z. B. auch vom Geld.

Jede Gesellschaftswirtschaft weist Zirkulation und Distribution auf, und wenn man die Distribution isolieren will, so muß man eine ganz prä- zise Annahme über die Distribution machen und umgekehrt; da aber Zir- kulation und Distribution nicht die Gesamtheit der Probleme der Gesell- schaftswirtschaft ausmachen, muß man, um dieses Zweigestirn herauszu- heben, über die verbleibenden Cetera wieder bestimmte Annahmen machen ; Konsumtion und Produktion müssen also in genau angebbarer Weise fest- stehen. Daß auch dann noch ein Eahmen bleibt, sei nur angedeutet.

Es ist vielleicht nicht mehr als eine Begriffsspielerei, wenn man sich überlegt, wie ein Wirtschaftsmodell aussehen müßte, wenn jeder der vier Komplexe neutral in bezug auf die drei anderen wäre. Als Konsumtion wäre ein nach Menge und Art unveränderlich zusammengesetzter Bedarf vorauszusetzen. Die Produktion müßte mit einem Maßstab rechnen können, der weder Veränderungen durch das Tauschmittel der Zirkulation noch durch die Beziehungen zwischen den Besitzern der Produktionsfaktoren ausgesetzt wäre. Produktionsfaktor wäre dabei dann einerseits die Arbeit > andererseits der Boden mit allen seinen Naturgaben.

Auf die Neutralität des Konsums könnte dabei am ehesten verzichtet werden, und die Anpassung an seine Veränderung könnte geradezu als Aus- gangspunkt gewählt werden, wenn man nicht auf zu abstrakte Modelle zu- rückgehen will.

Der klassische Ausgangspunkt der Theorie war die Produktion, und er ist es weitgehend auch bis heute geblieben; von der Zirkulation machte man sich durch Wegziehen des Geldschleiers unabhängig, und die Distri- bution sah man oft nur als Folge des Produktionsprozesses der Gesellschafts- wirtschaft an.

Diese urtümliche Theorie hat sich im Laufe der Zeit nach der metho- dischen Seite hin außerordentlich verfeinert, vorzugsweise durch Anwen- dung mathematischer Methoden, für die infolge der wesentlichen Verein- fachungen des gedachten Prozesses ein dankbares Anwendungsfeld gefun- den war, nachdem H. H. Gossen einen Ansatz für Differentialgleichun- gen vorbereitet und J e v o n s und L.Walras ihn gefunden hatten. Nach der Distributionsseite aber versandete diese Richtung ganz in der Dogmatik der Produktivitätstheorien des sog. Kapitalzinses.

Neben dieser „einfachen" Theorie der Produktion haben sich die bei- den andern „einfachen" Theorien der Distribution und der Zirkulation un- vermeidlich nur isoliert entwickeln können. Eine verfeinerte Ausgestaltung hat dabei nur die Zirkulationstheorie als Geld- und Kredittheorie gefunden.

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Der methodische Fortschritt lag in der Kombinierung je zweier solcher „einfachen" Theorien. Von den drei Möglichkeiten finden wir zwei verwirk- licht : Die Kombination der Produktionstheorie mit der Distributionstheorie bei Marx und die Kombination der Produktionstheorie und der Geldtheo- rie in der General Theory von K e y n e s - wobei in keinem Falle Prio- ritätsansprüche für Teil versuche in Abrede gestellt sein sollen. Eine Kom- bination von Distributions- und Zirkulationstheorie unter Ausschaltung der Produktionstheorie scheint in der Tat untunlich.

Im Formalen finden die beiden Theorien von Marx und von K e y - nes sich in der Anwendung von Kreislaufschemata - die implizite frei- lich jeder Theorie mit Notwendigkeit zugrunde liegen müssen.

Die Schemata sind nicht identisch die gleichen, aber sie sind so nahe verwandt, daß sich ein allgemeines, übergeordnetes Schema bilden läßt, in dem beide als Sonderfall enthalten sind.

Zum Kreislauf modell im engeren Sinne kommt man, wenn man die für die Wirtschaft bedeutsamen Figuren des Marktes in geeigneter Weise zu Gruppen zusammenfaßt. Das tun Marx und K e y n e s in ganz ähn- licher Weise. Beide heben die Gruppe der Bezieher von Unternehmergewin- nen heraus, wobei es für die Schemabildung noch gleichgültig ist, ob Marx dabei zunächst an den statischen Profit und K e y n e s vorzugsweise an den dynamischen Friktionsgewinn denkt. Bei erweiterter Eeproduktion sind ebenso beide Elemente vorhanden wie im kapitalistischen System K e y - n e s'.

In beiden Schemata ist die Gruppe der NichtUnternehmer oder Pro- duktionsfaktoren vorhanden, die in Marx' Zweiklassengesellschaft zur Gruppe der Arbeiter, des Proletariats, wird.

Keynes faßt sämtliche gütererzeugenden Betriebe in eine Gruppe zusammen, während Marx die beiden Abteilungen der Produktionsmittel- produktion und der Konsumtionsmittelproduktion unterscheidet.

Für das Keynes sehe Modell ergibt sich ein Kontenschema für (1) NichtUnternehmer, darunter Arbeiter (2) Betriebe (3) Unternehmer („Kapitalisten").

Das Kontenschema schreiben wir in quadratischer Form so, daß die Zeilen die Einnahmen und die Kolonnen die Ausgaben enthalten.

(1) (2) (3)

(1) (11) entfällt (12) Einkommen A (13) entfällt (2) (21) Konsumgüter K (22) Reinvestition B (23) Investition J (3) (31) Ersparnisse 8 (32) Gewinne Q (33) entfällt In übersichtlicher Form :

(1) (2) (3)

(1) * A (2) K B J (3) 8 Q

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336 Hans Peter

Dabei gilt das Axiom aller Kreislauf schemata : Die Summe einer Zeile (i) ist gleich der Summe der Kolonne (i). Daraus ergibt sich z. B. sofort die K e y n e s sehe Formel :

Q=J - S Das Marx sehe Schema enthält eine Gruppe mehr :

(1) Arbeiter (2) Abteilung I, Produktionsmittel (3) Abteilung II, Konsumtionsmittel (4) „Kapitalisten".

Das Kontenschema zeigt folgendes Bild:

(1) (2) (3) (4)

(1) (11) entfällt (12) Löhne vx (13) Löhne v2 (14) entfällt (2) (21) entfällt (22) Prod.-M. cx (23) Prod.-M. c2 (24) Investition de (3) (31) Konsum V (32) entfällt (33) entfällt (34) Unternehmer-

Konsum (4) (41) Ersparnis (42) Gewinn mx (43) Gewinn m% (44) entfällt

In übersichtlicher Form:

(1) (2) (3) (4)

(1) . Vi v2 . (2) . C! c2 de (3) V ... (4) mx m2

Dabei sind die Posten (34) und (41), die bei Marx nicht vorkommen, ausgelassen. Die Bezeichnung de soll den Überschuß an Produktionsmitteln bei erweiterter Produktion angeben ; es ist also de =J. Ferner steht V für v1+v2.

Der weitere Zusammenhang ist leicht herzustellen; es entsprechen sich noch:

A = V = v1 + v2 B= G = c1 + c2 Q = M = mx + ra2

Beim Marx sehen Schema hat man sich das sog. Preisschema des drit- ten Bandes, also nicht das Wertschema des I. Bandes vorzustellen. Es ist deshalb zum Vergleich heranzuziehen, weil sich in der Kealität der kapita- listischen Wirtschaft der Ausgleich der Profitraten hergestellt haben muß. Die Zurückführung des Preisschemas auf das Wertschema läßt sich, wenn auch in umständlicher Rechnung (vgl. meine Grundprobleme der theoreti- schen Nationalökonomie, Band I, S. 137) stets vollziehen. An dieser Stelle soll aber die Darstellung damit nicht belastet werden.

Zur theoretischen Beherrschung der in einem solchen Schema auftre- tenden Kreislaufgrößen müssen neben den Kreislauf gleichun gen noch wei- tere Beziehungen, technische, gesellschaftliche und monetäre als gegeben angesehen werden dürfen. Ein aus n Gruppen bestehender Kreislauf liefert

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n - 1 unabhängige Beziehungsgleichungen. Da im K e y n e s sehen Modell sechs und im Marx sehen Modell acht Größen auftreten, müssen bei K e y n e s vier und bei Marx fünf weitere Ansätze gemacht werden, die sich beide Male um eine vermindern, wenn man sich auf die Feststellung der Relationen beschränkt, die für den Strukturcharakter der Prozesse wesentlich sind.

Bei K e y n e s sind diese drei Ansätze :

a) Die Konsumneigung - (Wir haben zur Bezeichnung des Konsums

den Buchstaben K statt C gewählt, um einer Verwechslung mit den Marx- sehen Bezeichnungen vorzubeugen).

b) Die Aufteilung der Produktion in Konsumgüter und Produktions- J J I D

mittel. Man kann größenmäßig ansetzen: entweder -- oder - - - , jenach- dem man die Brutto- oder die Nettoproduktion zugrunde legt. Theoretisch ist das gleichgültig.

c) Das Verhältnis des Sachgüteraufwandes bei der Produktion zum Aufwand an Arbeit bzw. an originären Produktionsfaktoren.

Es steht auch nichts im Wege, von drei anderen Ansätzen auszugehen; die gewählten entsprechen am ehesten den Ansätzen beim Marx sehen Schema, mit dem wir das K e y n e s sehe vergleichen wollen.

Die Marx sehen Grundgrößen sind bekannt : a) Die „organische Zusammensetzung" des Kapitals in den beiden Ab-

teilungen cx : vx und c2 : v2 ; b) Die Profitrate m1 : (cx + vx) = ra2 : (c2 + ^2) î c) Das Verhältnis des Zuwachses de zu den aufgewendeten Produktions-

mitteln G = c± + c2. Genau genommen enthält das Marx sehe Schema noch eine weitere

Annahme, die aber nicht durch eine weitere Größe in das Schema eingeht, sondern nur durch die Interpretation erkannt werden kann. Bei Marx ist die Sparquote der Arbeiter null und die der kapitalistischen Unternehmer eins. Das Schema ließe sich leicht ergänzen, indem man einen Posten (41) für die Ersparnisse der Arbeiter einführte. Tut man das und faßt die bei- den Abteilungen zusammen, so erhält man genau das K e y n e s sehe Schema.

Beide Kreislaufschemata sind in doppelter Weise lesbar, einmal er- kennt man an ihnen die Bewegung der Summen von Geldwerten zwischen im Schema unterschiedenen Gruppen. Und zwar erkennt man in der von uns gewählten Darstellungsweise die Richtung dieser Bewegung an den Doppelindizes der Kontenschemata ; dabei muß man diese Indizes von rechts nach links lesen. Z. B. bedeuten (12) im Keynes sehen Schema, sowie (12) und (13) im Marx sehen Schema, daß die Zahlung der Einkommen bzw. der Löhne an die Gruppe (1) von den Gruppen (2) der gütererzeugen- den Betriebe bei Keynes, bzw. der Abteilungen I (2) und II (3) gelei- stet werden.

Finanzarchiv. N. F. 12. Heft 2 22

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Bei dieser Lesart sind sämtliche Posten als solche Geldwertbewegungen deutbar; es bewegen sich in dem angedeuteten Sinne Träger von Geldwer- ten, die nicht notwendig bares Geld zu sein brauchen. Diese Zahlungen be- wegen sich immer im entgegengesetzten Sinne wie die ökonomischen Reali- täten, die mit ihnen bezahlt werden. Der Strom dieser Realitäten bewegt sich in den Schemata bei der von uns gewählten Darstellungsweise in dem Sinne, der sich aus den Doppelindices ergibt, wenn man sie von links nach rechts liest. (12) bedeutet also den Strom der Arbeitsleistungen vom Ar- beiter zu der Abteilung, in der er arbeitet. Diese ökonomischen Realitäten sind nun in einer kapitalistischen Wirtschaft und wohl in jeder Gesellschafts- wirtschaft nicht nur die Dienste der Arbeiter und die Sachgüter, sondern auch geldwerte Objekte wie Rechte und Verhältnisse; in den Ersparnissen (31) bzw. (41) zahlen Angehörige der Gruppe (1) Geld oder andere Zahlungs- mittel, Geldsurrogate, und sie erhalten dafür Vermögenstitel. Hier ergeben sich leicht begriffliche Schwierigkeiten, wenn man die Geld- und Kredit- begriffe nicht sehr sorgfältig definiert.

Wenn der Lohn in Gold gezahlt wird und die Ersparnisse sich in einem Hypothekenbrief oder in der Eintragung in ein Sparbuch vergegenständ- lichen, kann kaum eine Verwirrung auftreten. Wird aber der Lohn in einer Note bezahlt, die der Arbeiter im Strumpf behält, kann dann die Deutung noch aufrechterhalten werden ? Selbstverständlich ! Hier tritt der Doppel- charakter des Geldes als Zahlungsmittel und als Wertaufbewahrungsmittel deutlich in Erscheinung; beim Verschwinden im Strumpf vollzieht sich die Wandlung.

Wir haben die Schemata hier nur so weit erläutert, wie das erforderlich ist, um sie zur Erörterung von Zirkulationsfragen zu verwenden. Für sich allein sagen die Schemata über die Zirkulation noch gar nichts; sie geben nur das Modell, an dem demonstriert werden kann. Die Fragen, mit denen sich die Zirkulation u. a. zu befassen hat, sind : Wieviel Geld braucht die Gesellschaft, um den durch das Schema dargestellten Prozeß sich vollzie- hen zu lassen? Welche Änderung, die sich im Schema niederschlägt oder durch Änderung der Interpretation aus ihm abgelesen werden kann, bedingt eine Änderung der Geldmenge oder der Kaufkraft der Geldeinheit ? - Die Kaufkraftänderung lassen wir zunächst einmal nach Möglichkeit aus dem, Spiel.

Es gibt ein geldtheoretisches Axiom, das diese Fragen unmittelbar aus den Schemata ablesen ließe: Es gilt eine hylische Währung, z. B. Goldwäh- rung, es gibt keinerlei Kredit, jedes Goldstück darf in der Beobachtungs- periode, die das Schema beschreibt, nur ein einziges Mal den Besitzer wech- seln (Umlaufsgeschwindigkeit gleich eins!) und das Goldstück gilt nur als Geld, wenn es wirklich den Besitzer wechselt; m. a. W. jedes Goldstück wechselt genau einmal den Besitzer in der Periode. Diese Fiktion ist so un- wirklich, daß wir ihr wohl nicht nachzugehen brauchen.

Bei der weiteren Betrachtung müssen wir unterscheiden, ob ein Schema als Bild eines statischen Zustandes (eines Gleichgewichtszustandes) ange- sehen werden soll, oder ob es irgendeinen faktischen Zustand darstellt, der vom Gleichgewicht abweicht. Letzteres wird gewöhnlich der Fall sein, er- steres kann nur als Ausgangspunkt theoretischer Überlegungen dienen.

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Nehmen wir den statischen Zustand überdies als stationär, so gilt im- mer: es gibt eine bestimmte Geldmenge, mit der sich bei gegebenen Zah- lungssitten der Umsatz vollziehen läßt; m. a. W. jeder hat im Durchschnitt eine genau bestimmte Kasse, die Summe dieser Kassen ist die umlaufende Geldmenge.

Genau das gleiche gilt aber auch für einen Gleichgewichtszustand bei erweiterter Reproduktion. Er ist dadurch gekennzeichnet, daß Produktions- mittel (konstantes Kapital) über den Ersatz hinaus erzeugt wird, und zwar genau so viel wie bei Fortbestehen des Gleichgewichtes unter der Bedingung weiteren Wachstums erforderlich ist.

Marx bemerkt in diesem Sinne (Kapital II, S. 474) : „Produktion von virtuellem zusätzlichen Kapital drückt also in unserm Fall (denn wie wir sehen werden, kann es sich auch ganz anders bilden) nichts aus als ein Phäno- men des Produktionsprozesses selbst, Produktion in einer bestimmten Form, von Elementen des produktiven Kapitals", und weiter heißt es ausdrücklich über den Geldbedarf: „Produktion auf großer Stufenleiter von zuschüssi- gem virtuellen Geldkapital - auf zahlreichen Punkten der Zirkulations- peripherie - ist also nichts als Resultat und Ausdruck vielseitiger Produk- tion von virtuell zusätzlichem produktivem Kapital, dessen Entstehung selbst keine zusätzlichen Geldausgaben seitens der industriellen Kapitalisten vor- aussetzt" (S. 474).

Ausführlich wird dann weiter gesagt: „Die sukzessive Verwandlung die- ses virtuell zusätzlichen produktiven Kapitals in virtuelles Geldkapital (Schatz) seitens A, A' A" usw. (I), die durch den sukzessiven Verkauf ihres Mehrproduktes bedingt ist - also durch wiederholten einseitigen Waren- verkauf ohne ergänzenden Kauf - vollzieht sich in wiederholter Entziehung von Geld aus der Zirkulation und ihr entsprechende Schatzbildung - aus- genommen den Fall, wo der Goldproduzent der Käufer - unterstellt in keiner Weise zusätzlichen Edelmetall-Reichtum, sondern nur veränderte Funktion von bisher umlaufendem Geld. Eben fungierte es als Zirkulationsmittel, jetzt fungiert es als Schatz, als sich bildendes neues Geldkapital. Bildung von zusätzlichem Geldkapital und Masse des in einem Lande befindlichen edlen Metalls stehn also in keiner ursächlichen Verbindung miteinander".

Wir wollen einen solchen Zustand durch ein Zahlenschema veranschau- lichen.

c v m Abteilung I 1500 + 250 + 350 = 2100 Abteilung II 500+ 750 + 250 = 1500

2000 + 1000 + 600 = 3600

Die Profitrate ist 0,2, die Sparquote 0,167. Nimmt die organische Zusammensetzung zu, und zwar in Abteilung I

schneller als in Abteilung II, so mag sich für die beiden folgenden Perioden ergeben :

Abteilung I 1580 + 256 + 367 = 2203 Abteilung II 520+ 744 + 253 = 1517

2100 + 1000 + 620 = 3720 22*

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Abteilung I 1663 + 262 + 385 = 2310 Abteilung II 540+ 738 + 256 = 1534

2203 + 1000 + 641 = 3844 Ehe wir weitere Folgerungen aus diesen Schemata- Größen und Grö-

ßenbeziehungen ziehen, müssen wir uns Rechenschaft über die Besonder- heiten geben, die sich in solchen Zahlenbeispielen unvermeidlich verbergen. Zunächst sei unterstellt, die Zahl der Beschäftigten sei fest und ebenso sei der Lohn in der betrachteten Spanne unverändert ; in Marx' Terminologie heißt das also, daß sich das Gesetz des relativen Mehrwertes nicht - oder jedenfalls nicht merklich - auswirkt. Infolgedessen wird während des be- trachteten Entwicklungsprozesses das „variable" Kapital nicht verändert; es wird in das als Lohn zirkulierende Kapital nichts investiert. Nicht voraus- gesetzt ist dagegen, daß sich die Beschäftigtenzahl in den Abteilungen nicht verändert. Mit solchen Veränderungen ist aber zu rechnen, wenn man nicht die allzu spezielle Annahme machen will, daß sich die organischen Zusam- mensetzungen in den beiden Abteilungen in einem genau vorgeschriebenen Verhältnis entwickeln.

Bezeichnet man die durchschnittliche organische Zusammensetzung mit y und die in den beiden Abteilungen beziehungsweise mit yx und y2t nennt die Profitrate wie üblich q und die Sparquote #, so schreibt sich das Schema in allgemeiner Form:

"iVi+Vi+Vi (yi + 1) e = F(l + Qê) (y + 1) - 1 v2y2+v2+v2 (y2 + 1) q = F(l - 0ß) (y + 1) + 1

Dabei ist noch vx + v2 = V gesetzt worden. Ohne die Allgemeinheit empfindlich zu beschränken, können wir V = 1 setzen.

Aus diesen Gleichungen ergibt sich das Verhältnis:

»i ■■** = (72 + 1) [(1 + e#) (y + 1) - 1] : (7i + 1) [Q (1 - 0) (y + 1) + 1] Die Bedingung für die Konstanz dieses Verhältnisses ermittelt man

ohne Schwierigkeit, indem man den Differentialquotienten bestimmt, nach- dem man das Verhältnis (yt + 1) : (y2 + 1) = x gesetzt hat. Auflösung der sich ergebenden Differentialgleichung liefert die Bedingung:

x = [(1 + e0) (y + lj-l]1 + <&: [e(l -0) (y + l)]e(1 -*>

Es ist für das vorliegende Problem nicht erforderlich, diese Größen- beziehungen weiter zu untersuchen.

Im allgemeinen wird also mit einer Veränderung des Verhältnisses der Beschäftigtenzahlen zu rechnen sein. Da die Gesamtzahl der Beschäftigten als fest angesehen wird, können wir uns bei der Entwicklung auf Investi- tionen in Sachkapital - in konstantem Kapital - beschränken.

In jeder Periode vollzieht sich zweierlei; es wird Kapital akkumuliert, und es vergrößert sich die Zirkulation, und zwar sowohl die Netto- wie die Bruttozirkulation. Sowohl c wie v + m wird größer. Was geht dabei mit den Zirkulationsmitteln vor sich?

Hier sei eine Zwischenbemerkung eingeschaltet. Die Einteilung des Wirtschaftsprozesses in Perioden ist willkürlich. Der Übergang von einer

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zur andern darf nicht als unstetiger Vorgang aufgefaßt werden. Die Ent- wicklungsvorgänge vollziehen sich während der ganzen Periode und neh- men auch über die willkürliche Grenze hin ihren unmerklichen Fortgang. Aber so klein der Zuwachs durch Verkleinerung der Periodenlänge absolut gesehen auch gemacht werden kann, er bleibt vorhanden. Vergleichen wir zwei aufeinanderfolgende Perioden des Prozesses, so finden wir sowohl das investierte Kapital vermehrt wie das Verhältnis der beiden Abteilungen zueinander verändert.

Nicht uninteressant ist, wie sich Marx den Vorgang der Vermehrung der erforderlichen Zirkulationsmittel vorstellt; denn er arbeitet mit der strengen Methode der alten Klassik.

Zunächst sei auf das Ergebnis dieser Untersuchung hingewiesen: „Es erledigt sich damit auch die abgeschmackte Frage, ob die kapitalistische Produktion in ihrem jetzigen Umfang ohne das Kreditwesen (selbst nur von diesem Standpunkt betrachtet) möglich wäre, d. h. mit bloß me- tallischer Zirkulation. Es ist dies offenbar nicht der Fall. Sie hätte vielmehr Schranken gefunden an dem Umfang der Edelmetallproduktion. Anderer- seits muß man sich keine mythische Vorstellung machen über die produk- tive Kraft des Kreditwesens, soweit es Geldkapital zur Verfügung stellt oder flüssig macht" (Kapital II, S. 320).

Durch diese Einführung des Kreditzahlungsmittels wird das Problem in der Tat lösbar. Denn die Grundlage für eine solche Kreditzahlungsmittel- vermehrung ist ja gegeben. ,,Die Preissumme der zirkulierenden Waren- masse ist vermehrt, nicht weil die Preise einer gegebenen Warenmasse ge- stiegen, sondern weil die Masse der jetzt zirkulierenden Waren größer ist als die der früher zirkulierenden Waren, ohne daß dies durch den Fall der Preise ausgeglichen wäre. Das zur Zirkulation dieser größeren Waren masse von größerem Wert erforderte zuschüssige Geld muß beschafft werden ent- weder durch erhöhte Ökonomisierun g der zirkulierenden Geldmasse - sei es durch Ausgleichung der Zahlungen usw., sei es durch Mittel, welche den Umlauf derselben Geldstücke beschleunigen - oder aber durch Verwand- lung von Geld aus der Schatzform in die zirkulierende Form. Letzteres schließt nur ein, daß brachliegendes Geldkapital in Funktion tritt als Kauf- oder Zahlungsmittel . . ." (ebend. S. 318/9).

Die Schatzbildung ist aber hier immer ausreichend; denn die „Voraus- setzung der Schatzbildung" (S. 470), die Produktion des Mehrproduktes ist immer gegeben; sie bildet ja den Ausgangspunkt unserer Überlegungen.

,,In allen diesen Fällen besteht keine Aufhäufung von Geld, sondern, was auf der einen Seite als Aufhäufung von Geldkapital, erscheint auf der andern als beständige, wirkliche Verausgabung von Geld" (ebend. S. 323).

Marx faßt an einer späteren Stelle (II, S. 476 f.) noch einmal kurz zusammen, inwiefern bei der erweiterten Eeproduktion die „Funktion der Schätze" verschieden und eine größere Geldmasse nötig ist. Zur Methode betont er schließlich: „Es ist aber wichtig, überall, wie es hier geschieht, zunächst (!) die metallische Zirkulation vorauszusetzen, weil sich damit Fluß und Rückfluß, Ausgleichung von Bilanzen, kurz alle Momente, die im Kreditsystem als bewußt geregelte Verläufe erscheinen, als unabhängig

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vom Kreditsystem vorhanden darstellen, die Sache in naturwüchsiger Form erscheint, statt in der späteren reflektierten" (S. 477).

Schon um die Darstellung eines stets statischen Prozesses zu verdeut- lichen und wesentliche Einzelheiten herauszuheben, vor allem aber, um be- liebige, nicht notwendig im Gleichgewicht befindliche Ablauf phasen leich- ter verständlich zu machen, kann man den Kunstgriff anwenden, im Kreis- laufschema neben den Betriebskonten I und II besondere Produktkonten C und K einzuführen, denen die erzeugten Produkte belastet und die die ihrer Verwendung zugeführten Produkte erkannt werden. Gleichzeitig fügen wir ein Sparkonto 8 hinzu, auf dem die Salden eingetragen werden, die verbleiben, wenn im Akkumulationsvorgang von W - G - W die zweite Phase unvollzogen bleibt; damit werden Vorgänge darstellbar, die nur auf der Geldseite erkennbar sind.

Wir geben im Schema den Konten außer der Numerierung noch die erläuternde Buchstabenbezeichnung.

Ttt) (2) (3) (4) (5) (6) (7) V I II C M K S

(1)V . vx v2 (2)1 ... C ... (3)11 K (4) C cx ct . dC (5) M ml m2 (6)K Vk . . Mk dK (7) S Vs . Ms

Die beiden Posten der Zeile 7 enthalten die Sparsummen der beiden Gruppen von Einkommensbeziehern, Vs und Ms.

Zuerst betrachten wir Gleichgewichtszustände. Setzen wir Vs = o wie es Marx aus Vereinfachungsgründen zumeist tut, so haben wir es mit rei- ner Akkumulation aus Profit zu tun. Gleichgewicht herrscht, wenn stets dC und dK genau in der Proportion vorhanden sind, daß die Investition ohne Mangel oder Rest vollzogen werden kann. Sofern dabei dK nicht gleich Null ist, bedeutet das eine künftige Mehreinstellung von Arbeitern. Man darf dabei aber nicht an die Ansammlung eines Konsumgüterfonds denken, der als Voraussetzung für Neueinstellungen vorher angesammelt worden sein müßte. Der Anschein entsteht immer dann, wenn man sich verleiten läßt, beim Übergang von einer Periode zur andern einen Sprung auf die höhere Stufe anzunehmen. Es ist aber doch wohl recht irreal, sich vorzustellen, die Produktion liefe das ganze Jahr auf der Stufe des ersten Januar unver- ändert fort und es würden dann während des Jahres die neuen Produktions- mittel und ein Konsumtionsmittelfonds angesammelt, um in der Silvester- nacht den Sprung in die Technik des neuen Jahres zu vollziehen. In Wirk- lichkeit geht diese Veränderung wesentlich stetiger vor sich, natürlich nicht im strengen Sinne stetig, aber doch so, daß der Durchschnitt nur kleine Sprünge macht, die durch die Unterstellung einer stetigen Entwicklung nicht wesentlich entstellt werden. Im Laufe des Jahres wird so allmählich der neue Stand der Technik erreicht, der durch eine höhere organische Zusam-

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mensetzung des Kapitals charakterisiert ist. Man könnte deshalb dK ganz oder zum Teil auch an der Stelle (17) als dV buchen, wenn man die im Laufe des Jahres geschehenen Neueinstellungen besonders herausheben will. dK ginge dann wenigstens zum Teil in F¿ ein. Diese Andeutung mag hier ge- nügen; dem Problem wäre in einer systematischen Darstellung der Sche- mataprobleme im einzelnen nachzugehen.

Ein Auftreten von Vs bedeutet, daß aus den Arbeitslöhnen gespart wird und diese Lohnbeziehungen in die Keine der Produzenten einrücken. Das kann so gedacht werden, daß sie in kapitalistischen Unternehmungen direkt oder indirekt Einlagen machen, oder daß sie selbständige Unterneh- mungen gründen, etwa Genossenschaften; und zwar kann man dabei eben- sowohl an Konsumgenossenschaften wie an Produktivgenossenschaften den- ken.

Wenn man will, kann man die Einfügung der neuen Konten C und K aus Gründen etwa der Veranschaulichung auch als Repräsentanten beson- derer Gruppen der Wirtschaftsgesellschaft ansehen, der Händler mit Pro- duktionsmitteln und mit Konsumtionsmitteln.

Unter dem Konto S kann man sich auch den Bankenapparat vorstel- len oder nur die Sparinstitute.

Im statischen Prozeß dürfen wir unterstellen, daß auch auf dem Spar- konto keine Geldsalden bestehen bleiben, die über den notwendigen Zu- wachs an Metallgeld zur Bewältigung des erweiterten Umsatz erforderlich werden. Diese aber stecken in dC, ebensogut wie der Ersatz an abgenutzten Münzen unter cx zu buchen ist. Denn es handelt sich dabei um „gesellschaft- lich notwendige" Produktionsmittel und ihren Zuwachs.

Wenden wir uns jetzt den Prozessen zu, die als nicht im Gleichgewicht befindlich gedacht werden, so gehen wir am besten so vor, daß wir die mög- lichen Differenzen zwischen den beiden Seiten der einzelnen Konten syste- matisch betrachten.

Über die Geldsalden von V und M haben wir bereits gesprochen ; aber die Ergebnisse der weiteren Betrachtungen werden auch auf diese Posten noch einiges Licht werfen.

Das Auftreten eines positiven Saldo in (71) bedeutet zugleich auch, daß aus dem Lohn gespart wird. Ersparnisauflösungen müßten in (67) ste- hen; man könnte sie auch über (17) führen. Es erübrigt sich aber, bei un- serer Problemstellung auf diesen Punkt einzugehen.

Von besonderem Interesse sind für uns die Differenzen auf den Kon- ten der Abteilungen I und II.

Hier ist davon auszugehen, daß m stets die Differenz des Produktes der Abteilung und den Kosten c + v ist, also größer oder kleiner als im Gleichgewicht und auch negativ sein kann, c und v sind im Gleichgewicht der Bedingung unterworfen, daß die Minimalkostenkombination verwirk- licht worden ist, oder, um in Marx scher Terminologie zu sprechen, daß genau die gesellschaftlich notwendigen Kosten aufgewendet worden sind. Die fragliche Differenz ist demnach unter dem Gesichtswinkel zu betrach- ten, ob c und v im oder über dem Kostenminimum liegen ; das wird der Fall sein, wenn der Beschäftigungsgrad vom Optimum - das praktisch ja kein

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Punkt ist - nicht allzu sehr nach unten oder oben abweicht. Wird das Optimum wesentlich unterschritten, so liegt konstantes Kapital brach, weil das fixe doch einmal investiert ist und nicht kurzfristig aus der Produktion gezogen werden kann. Die Erzeugung von C oder von K bleibt gegen das Gleichgewichtssoll - wenn dieser Ausdruck erlaubt ist - zurück, c und v gehen aber nicht proportional dazu gleichzeitig zurück, sondern können allenfalls langsamer sinken - variable Kosten nehmen z. T. ab, fixe aber nicht; infolgedessen sinkt die Differenz m um so merklicher. Nun ist aber m1-'-m2= Mk + dK + dC, und es bleibt noch zu untersuchen, wie sich die Minderung auf diese drei Summanden [von (75) haben wir abgesehen] verteilt. Davon hängt auch die Auswirkung auf die Zirkulationsverhältnisse ab.

Die Differenzen dC und dK sind aber weiterhin noch von den Bezie- hungen auf den Konten C und K abhängig. Wenn G unter cx + c2 sinkt, wird die einfache Reproduktion gefährdet. Wenn K unter v1 + v2 + Mk sinkt, muß an einer Stelle der Konsum eingeschränkt werden, und wenn wirklich die betreffenden Einkommen größer sind als die verfügbare Kon- sumgütermenge, werden bei freier Marktwirtschaft die Konsumgüterpreise steigen und damit die Askese auf die ärmere Schicht abgewälzt.

Die Zirkulationsverhältnisse sind bei überdurchschnittlicher Produktion anders zu beurteilen als bei unterdurchschnittlicher. Wenn zu wenig Güter, insbesondere Produktionsmittel erzeugt worden sind, kann das Entwick- lungstempo aus technischen Gründen nicht gehalten werden; ein Schrump- fen der Zahlungsmittel kann allein schon durch die Minderung des Güter- umsatzes erklärt werden, auf den sich der Bestand an Handelswechseln gründet. Zahlungsschwierigkeiten im Bereich der Verzinsung von Fremd- kapital können aus der Minderung von M entstehen.

Aber auch ein Zuviel an Produktion von Produktionsmitteln kann die Zirkulation in Unordnung bringen. Fehlende Neigung zur Investition macht die überschüssigen Produktionsmittel unverkäuflich. Wechsel gehen zu Pro- test oder finden erst gar keine Diskontierungsbereitschaft. - Aber wir wol- len hier nicht weiter in die Konjunkturtheorie eindringen.

Beim Ausgang vom K e y n e s sehen Schema kommt man genau zu den gleichen Schlußfolgerungen. Wir wollen auch für dieses ein um die Pro- duktkonten und ein Sparkonto erweitertes Schema vorlegen. Die Bezeich- nungen sind nach dem bisher Entwickelten wohl von selbst verständlich:

(1) (2) (3) (4) (5) (6) A B K C Q S

(1)A . A . (2)B . K C (3)K Ak . . . Qk (4)C . B . . . J (5)Q Q (6) S As . . . Qs

In diesem Aufsatz möchte ich nicht auf die Theorie des gesellschaft- lichen Wirtschaftsprozesses und die Konjunktur- und Krisentheorien bei

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Randbemerkungen zum Akkumulationsproblem 345

Marx und bei K e y n e s eingehen ; wir wollen nur gewisse Grundbegriffe erörtern, die zur klaren Erfassung der Beziehungen zwischen Produktion und Zirkulation erforderlich sind. Wohl der wichtigste ist der der Investi- tion. Das Wort findet sich in den entscheidenden Kapiteln von Marx* Kapital nicht, aber von der Sache ist insbesondere in dem zweiundzwanzig- sten Kapitel über die Verwandlung von Mehrwert in Kapital ständig die Rede.

In neuerer Zeit hat es sich eingebürgert, Investitionsgüter alles zu nen- nen, was an Sachgütern im Produktionsprozeß verwendet wird. Dem wurde vor allem durch die Statistik Vorschub geleistet, die in der Produktions- statistik die Erzeugung von Produktionsmitteln zusammenfassen muß, da man es keinem Produktionsmittel ansehen kann, ob es einmal zum Ersatz verbrauchter Produktionsmittel verwendet wird oder zur Erweiterung der Produktion. Statistisch zu erfassen, was Ersatz von Produktionsmitteln, ist erweist sich als gar nicht so leicht, wie es dem Theoretiker vielleicht wün- schenswert erscheint; man ist dabei weitgehend auf Schätzungen angewie- sen. Daß begrifflich stets scharf zwischen Brutto- und Nettoziffern der In- vestition unterschieden wird, darf man zumeist unterstellen. Wenn Wil- helm Lautenbach in seinem Aufsatz ,,Die Zinspolitik nach der Wäh- rungssanierung" (Finanzarchiv, Band 11, S. 500) unter Investition die Brutto- produktion von „Realkapital", also von Produktionsmitteln verstehen will, so darf man ihm zutrauen, daß er sich über den Sinn dieser Verbaldefinition klar ist, und es ist ziemlich unverständlich, wenn Fritz Behrens ihm in seinem Aufsatz „Bemerkungen zur Theorie des Volkseinkommens und der Akkumulation (Finanzarchiv, Band 12, S. 50) vorzuwerfen scheint, er kenne den Unterschied zwischen Ersatz- und Neuinvestition nicht.

Schwerwiegender scheint ein zweiter Vorwurf, den Behrens den Ausführungen Lautenbachs und damit sachlich auch den Theorien K e y n e s' macht, daß sie zu Unrecht Investition und Produktion - na- türlich nur Produktion von Produktionsmitteln - gleichsetzen. Denn hier heißt es: „Investiert kann erst werden, wenn die vorangegangene Produk- tion abgeschlossen und zusammen mit dem ursprünglich vorgeschossenen Geldkapital der in der Produktion entstandene Profit realisiert sowie als Geldkapital akkumuliert worden ist. , Investition4 ist nur die eine Seite des Prozesses, den wir mit Kapitalakkumulation bezeichnen, und zwar die die Umwandlung neugebildeten Geldkapitals in produktives Kapital. L a u - t e n b a c h setzt - mit anderen Worten - , Investition* gleich produk- tive Konsumtion', denn im Produktionsprozeß wird durch den Verbrauch der produktiven Elemente des Kapitals das neue Produkt erzeugt, dessen Gebrauchswert stofflicher Träger der in der Produktion übertragenen to- ten und neu hinzugesetzten lebendigen Arbeit, also des Wertes ist." - Das klingt sehr marxistisch ; aber lesen wir einmal Marx selbst. Im Band I des Kapital (S. 544) heißt es: „Konkret betrachtet, löst sich die Akkumu- lation auf in Reproduktion des Kapitals auf progressiver Stufenleiter." - Sollte Marx da auch den Unterschied zwischen Ersatz und Neupro- duktion übersehen haben ? - Doch wohl kaum ! Ebenso unmißverständlich sind seine weiteren Gedanken: „Der Kreislauf der einfachen Reproduktion

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verändert sich und verwandelt sich, nach Sismondi's Ausdruck in eine Spi- rale." und dazu die Fußnote: ,, Sismondi's Analyse der Akkumulation hat den großen Fehler, daß er sich zu sehr mit der Phrase: „Umsetzung von Revenue in Kapital" begnügt, ohne die materiellen Bedingungen dieser Operation zu ergründen" (Kapital I, S. 544). Auf derselben Seite oben war - womöglich noch deutlicher - gesagt: „Mit einem Wort: der Mehrwert ist nur deshalb in Kapital verwandelbar, weil das Mehrprodukt, dessen Wert er ist, bereits die sachlichen Bestandteile eines neuen Kapitals ent- hält."

Es ist geradezu eine der charakteristischsten Seiten der Marx sehen Analyse des gesellschaftswirtschaftlichen Prozesses der kapitalistischen Wirt- schaft, die sachlichen Bedingungen und Beziehungen als das Wesentliche und die Geldform als die besondere historische Form zu erkennen. Oft spricht er geradezu von der Illusion, die die Geldform hervorzaubert. Bei der Erörterung der Verwandlungen des variablen Kapitals heißt es z. B. wörtlich: „Die Illusion, welche die Geldform erzeugt, verschwindet sofort, sobald statt des einzelnen Kapitalisten und des einzelnen Arbeiters Kapi- talistenklasse und Arbeiterklasse betrachtet werden" (Kapital I, S. 530).

Ausdrücklich heißt es im ersten Satze des Abschnittes „Akkumulation und erweiterte Reproduktion": „Soweit die Akkumulation in der Form von Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter stattfindet, ist es klar, daß sie kein neues Problem mit Bezug auf die Geldzirkulation bietet" (Kapital II, S. 318).

Da die Kenntnis von Marx' Kapital vorausgesetzt werden darf, er- übrigt sich ein noch ausführlicheres Zitieren.

Die Schlüsselstellung dürfte in der sauberen Unterscheidung bestehen zwischen „Kapital in Geldform", was den Inhalt der Kassen an Geld be- deutet, und von „Mehrwert als virtuellem Geldkapital", was keineswegs sein Vorhandensein als konkrete Geldmenge in harten Talern bedeutet.

Kapital in Geldform ist notwendig, wenn ein Zirkulationsakt vollzogen werden soll; aber die Geldsumme braucht dann keineswegs in Höhe der gesellschaftlichen Summe solcher Umsätze vorhanden zu sein. Die Banken sorgen dafür, daß dieser „Reservefonds" „auf das nötige Minimum be- schränkt" wird (vgl. Kapital III, I, S. 388). Sofern Kredittitel als Zahlungs- mittel fungieren, kann man hier ganz marxistisch von einem Minimum an zirkulatorischem Kredit sprechen.

Mehrwert ist für den Kapitalisten zunächst virtuelles Geldkapital, das vorgeschossen werden kann und nur in der Form von Produktivkapital, konstantem oder variablen, im Produktionsprozeß fungieren kann. Ob dazu ein Zirkulationsakt notwendig ist, wäre schon eine Frage; soweit er aber notwendig ist, wird er durch Geld oder Zirkulationskredit minimalsten Um- f anges vollzogen, der sicher kleiner ist als das umgesetzte Geldkapital.

Um Behrens* Kritik an Lautenbach zu verstehen, schienen mir diese Erinnerungen unvermeidlich.

Behrens wirft Lautenbach vor, er fasse als Investition nur die eine Seite der Akkumulation auf, offenbar den zweiten Akt der Meta- morphose, die Einfügung der neuen Produktionsmittel in den Produktions-

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prozeß, während er die andere, die Neubildung von Geldkapital aus Profit unberücksichtigt ließe. Infolgedessen übersehe Lautenbach die Not- wendigkeit, daß über den rein zirkulatorischen Kredit hinaus sog. Kapital- kredit von den Banken bereitzustellen sei.

Behrens meint, daß durch Zirkulationskredit ,, weder Übertragung von Geldkapital von einem produktiven Kapitalisten auf einen andern statt- finde, noch erspartes Geld anderer Klassen als Kapital auf sie übertragen" werde. Warum eigentlich nicht ? - Nehmen wir einen Textilindustriellen, dessen Mehrwert, noch der Versilberung harrend, im Fertiglager in Form von Tuchballen vorhanden ist. Er beschließt, diesen Mehrwert zu akkumu- lieren, indem er neue Webstühle aufstellt. In Erwartung des üblichen Ab- satzes seiner Tuchlager zieht er einen Wechsel und kauft die Webstühle. Der Fabrikant von Webstühlen zahlt mit diesem Geld seine Arbeiterlöhne, und ein Arbeiter zahlt seinen Spargroschen auf ein Sparbuch ein. Warum soll das nicht gehen ?

Inwiefern aber soll die bei Lautenbach vermißte Berücksichti- gung der Neubildung von Geldkapital in der Akkumulation und seine Um- wandlung in produktives Kapital die Situation verändern ? - Marx hat gerade dieses Problem sehr ausführlich erörtert, vorzugsweise im Band II, und er kommt zu dem gesperrt gedruckten Ergebnis „Das Problem existiert also nicht" (S. 306).

Behrens glaubt ferner noch Verwahrung einlegen zu müssen gegen ,,das Dogma, daß die Beschäftigung von der Höhe der Investition abhänge" (S. 51). Allerdings schränkt er sofort ein und gibt zu, daß ,,die Höhe der Investitionen immerhin wenigstens ein Faktor in dem Komplex von Fak- toren sei, die in ihrem Zusammenwirken die Beschäftigungshöhe bestim- men". Das hätte wohl auch Lautenbach kaum bestritten. Die These Lautenbachs, der hier mit K e y n e s einig ist, besagt nichts an- deres, als daß etwa neueinzustellende Arbeiter oder in Kompensation frei- gesetzter Arbeiter wieder einzustellende Arbeiter die nötigen zusätzlichen Arbeitsplätze vorfinden müssen, wenn diese Absichten wirklich durchge- führt werden sollen. Den Entschluß dazu müssen die Unternehmer fassen, die in Erwartung entsprechenden - natürlich gewinnbringenden - Absatzes ent- sprechend mehr Produktionsmittel erzeugen. Freilich ist damit die Reibungs- losigkeit einer Entwicklung in dem so eingeleiteten Prozeß nicht gesichert. Was zunächst nur feststeht, ist, daß im Ausmaß dieser Investitionen das laufende Nettoprodukt unverzehrbar ist. Ob aber diese Investitionen wirk- lich „Kapital" werden, hängt davon ab, ob sich Einkommensbezieher fin- den, die insgesamt soviel „sparen", daß sie gerade die erzeugte Menge von Produktionsmitteln übernehmen können. Die Unternehmen haben nicht in der Hand, wieviel die NichtUnternehmer - nicht nur die Arbeiter ! - spa- ren. Sie selbst aber können ihrerseits nicht mehr übernehmen, als nach Ab- setzung dieser Sparsumme der NichtUnternehmer noch von den Produk- tionsmitteln bleibt. Ist / - 8 kleiner als Q oder, um schärfer abzugrenzen: ist J - As kleiner als Qs, dann stehen sich in der Abschlußrechnung schließ- lich ein rechnerischer Gewinnposten und ein Lager von Konsumgütern mit problematischem Wert gegenüber; schreibt man letztere ab, so verschwindet

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der Gewinnrest. Liegen die Größen Verhältnisse umgekehrt, dann bestehen die restlichen Läger in Produktionsmitteln und der Gewinnrest, den man gern für Konsumtionsmittel ausgeben möchte, die man nicht produziert hat, ist von ebenso zweifelhafter Natur. Um in Zukunft solchen Peinlichkeiten zu entgehen, wird man seine Produktionsentschlüsse in geeigneter Weise ändern.

Dieselbe Überlegung kann man aber auch machen, wenn man den Ge- danken in Marx scher Formulierung und mit Marx schem Ausgangs- punkt ausspinnt. „Ein Teil des Mehrwerts wird vom Kapitalisten als Re- venue verzehrt, ein anderer Teil als Kapital angewandt oder akkumuliert" (Kapital I, S. 555). Alle andern Umstände als gleichbleibend genommen, bestimmt das Verhältnis, worin diese Teilung sich vollzieht, die Größe der Akkumulation. „Wer aber diese Teilung vornimmt, das ist der Eigentümer des Mehrwerts, der Kapitalist. Sie ist also sein Willensakt" (ebend.).

Kommt schon in der von Lautenbach vertretenen Theorierich- tung die Zwangsläufigkeit zum Ausdruck, der man verhaftet ist, wenn man sich einmal entschlossen hat, einen bestimmten Teil der Produktion in ,,un- verzehrbaren" Produktionsmitteln festzulegen, so wird diese Zwangsläufig- keit von Marx nicht weniger unvermeidlich angesehen, wenn er den Zwang zu akkumulieren betont. Hier wie dort aber kann nur ein Zufall Produktion von investierbaren Gütern und anlagebereiten Gewinn oder Mehrwert übereinstimmen lassen. Die Differenz beginnt erst, wenn Marx pessimistisch den Zusammenbruch einer solchen Wirtschaft als unvermeid- lich ansieht, während die Theoretiker um Lautenbach so optimistisch sind, den Prozeß durch geschickt geschaffenen Kredit zu heilen hoffen, durch Kredit, der freilich in seiner Wurzel nicht mehr rein zirkulatorischer Kredit ist.

An dieser Stelle müßte m. E. die Auseinandersetzung zwischen Marx- scher Unterkonsumtionstheorie und Keynes-Lautenbach scher Konjunkturtheorie beginnen. Behrens macht einen Versuch. Er entwik- kelt dabei aber einen Formelapparat, der nichts beweist, wenn er auch nicht falsch ist. Daß die entscheidenden Formeln J = 8 und J =Q + S lauten, beruht nur auf definitorischen Unterschieden, die der Leser leicht erkennt. Die Zwangsläufigkeit des Verhältnisses von Sparquote zu Investitionsrate wird von niemandem bestritten werden. Bei komparativ statischer Betrach- tung folgt aus der Definition die Übereinstimmung. Bei Auseinanderklaffen folgt zwangsläufig die Krise; das wird nicht dadurch widerlegt, daß man eine Heilung oder Milderung durch „zusätzliche Kredite" für möglich hält. Der Hinweis darauf, daß ohne Durchlaufen der Phase W - G die Verwand- lung von Profit in Kapital nicht stattfinden könne, ist natürlich richtig, nur hat er mit dem vorliegenden Problem nichts zu tun - ausweislich: Marx, Kapital !

Es ist auch wieder richtig, daß diese Phase des Prozesses nicht auf zu- sätzlichen Kredit im modernen Sinne zurückzuführen ist; er ist vollständig überflüssig. Man darf nur nicht in den Fallstrick stürzen, Vermehrung von Kreditgeld bei Ausweitung der Produktion - was man verbal auch zusätz- lichen Kredit nennen könnte - mit jenem zusätzlichen Kredit zu verwech-

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Randbemerkungen zum Akkumulationsproblem 349

sein. Die Gefahr liegt nahe; denn einem bestimmten Kreditgeschäft zwi- schen dem Bankier Meier und dem Fabrikanten Schulze kann man nicht ansehen, ob es in die eine oder in die andere Kategorie gehört. Daß man einen notwendig langfristigen Kredit kurzfristig vorfinanzieren kann, wird niemand bezweifeln, aber diese Unterscheidung liegt wieder auf einem an- dern Brett. Man wird Marx nicht vorwerfen können, daß er die Vielfalt der Probleme gerade in dieser Hinsicht nicht erkannt hätte, wenn ihm auch nicht mehr vergönnt war, an seine Darstellung dieser Theorien selbst die letzte Hand zu legen.

,,Die Triebkraft der Dynamik des Kapitalismus" liegt natürlich weder im zusätzlichen Kredit noch im Kredit überhaupt ; damit hat Behrens schon Recht. Die Triebkraft des Kapitalismus liegt in der Begehrlichkeit des Menschen; wer die Macht hat, nimmt dem, der sich nicht wehren kann. Unter besonderen gesellschaftlichen Verhältnissen geht ein solcher Ausbeu- tungsprozeß unter den Formen der Marktwirtschaft vor sich; dabei entste- hen dann besondere Zirkulationsprobleme, und wir haben bei Marx gele- sen, daß sie sich niemals ohne Kredit lösen lassen. Wenn man die Notwen- digkeit des Kredites nicht begreift, dann begreift man auch die Marx sehe Theorie der Akkumulation nicht und „abstrahiert von notwendigen und we- sentlichen Momenten".

„Zusätzlicher Kredit" tritt freilich im statischen Prozeß nicht auf - per definitionem. Zirkulationskredit ist nur die Verwandlung von virtuellem Geldkapital, das vorhanden ist, in Zahlungsmittel; er verwandelt die Sach- form bei dem Besitzer in die Geldform, um die Zirkulation zu vollziehen. Zusätzlicher Kredit gibt dem Unternehmer, der kein virtuelles Kapital in der Hand hat, eine Möglichkeit, sich Zahlungsmittel zu verschaffen, um produktives Kapital, konstantes oder variables, zu kaufen, ohne das vorher die Phase W - G von irgendwem vollzogen worden wäre. Das geschieht in der Erwartung, der eingeleitete zusätzliche kapitalistische Produktionspro- zeß werde genügend Profit entstehen lassen, die eingegangene Schuld zu amortisieren und gebührend zu verzinsen. Voraussetzung dafür sind brach- liegende Produktionsmittel und eine unbeschäftigte Reservearmee. Man muß die Möglichkeit dieser theoretischen Konstruktion anerkennen, auch wenn man in ihr nicht das Allheilmittel sieht, das den Kapitalismus krisenfest macht. Daß das Mittel angewandt worden ist und angewandt wird, kann wohl niemand leugnen; daß es narrensicher ist und nicht in eine Krise füh- ren kann, daß es beim Mißglücken nicht etwa das Debakel verschlimmert, dafür wird kaum jemand seine Hand ins Feuer legen.

Es sei gestattet, auf eine nur lose mit dem angeschnittenen Thema zu- sammenhängende Untersuchung einzugehen, die Behrens am Schluß des hier zitierten Aufsatzes anstellt. Sie wirft ein Licht auf die Gefahren, die sich bei einem Abweichen von der Marx sehen theoretischen Linie ergeben können. Behrens weist ganz richtig auf die Tatsache hin, daß die Natur des technischen Prozesses zur Betrachtung eines längeren zeit- lichen Ablaufes zwingt. Er gibt zur Veranschaulichung ein Schema über vier Wochen, das wohl so aufgefaßt werden darf, daß ein unterbrochener Prozeß neu anläuft. Erst in der dritten Woche ist er auf volle Touren gekommen,

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nachdem in der ersten Woche nur Kohstoffe und in der zweiten Woche nur Rohstoffe und Halbfabrikate hergestellt werden konnten.

Unter Verwendung der Bezeichnungen: c = Cf fixes konstantes Kapital c2 zirkulierendes konstantes Kapital R Rohstoffe H Halbfabrikate Ft Fertigfabrikate, Produktionsmittel F2 Fertigfabrikate, Konsumtionsmittel

ergibt sich: cf + cz + v + m - P

Abt. Rohstoffe c# + o + v# -f- mR = -ß Abt. Halbfabrikate cH + R + vH + mH = H Abt. Prod.-Mittel cx + Hx + vx + m1 = F1 Abt. Kons.-Mittel c2 + H2 + v2 + m2 = F2

C + R+H + V + M Die Summenzeile habe ich hinzugefügt. Summenzeile und Summenkolonne weisen einen eigentümlichen Unter-

schied auf, der nur beseitigt werden kann, wenn C = o gesetzt werden darf. Vorausgesetzt ist dabei allerdings, daß das Schema einen geschlossenen Pro- zeß darstellen soll. Diese Annahme dürfte aber berechtigt sein, denn es wird nachher bei der Erörterung über die Begriffe Bruttoproduktionswert, Netto- produktionswert und „bereinigter" Bruttoproduktionswert verwendet.

Dieses Mißverhältnis zwischen Summenzeile und Summenkolonne gibt zu Mißverständnissen Anlaß. C - o würde bedeuten, daß vom fixen kon- stanten Kapital kein Wertpartikel in den Wert des Produktes eingeht; dann gehört es nicht in die Formel. Man kann „fix" so streng definieren; es ist aber allenfalls vom Standpunkt des Geldkapitals sinnvoll, so zu verfahren ; im Sinn der Marx sehen Schemata liegt es nicht. Marx pflegt im all- gemeinen das ganze konstante Kapital als zirkulierend anzusetzen - wohl- gemerkt! in seinen Schemata, und nur zur Vereinfachung der Darstellung. Gewöhnlich denkt man bei fixem Kapital nur an langsam zirkulierendes« Kapital, d. h. an solches, das sich in der Periode weniger als einmal um- schlägt.

Aber, gleichgültig, wie man auch definiert: Was in den Wert des Pro- duktes eingeht, muß auch reproduziert werden. Behrens gibt diesem Gedanken in seiner Polemik gegen Lautenbach auch Ausdruck und spricht dort ausdrücklich (S. 50) von dem „auf das neue Produkt übertra- genen Wert des verbrauchten konstanten fixen und zirkulierenden Kapitals".

Für die Folgerungen aus dem Schema auf die Begriffe Produktions- wert usw. ergibt sich dann aber die Alternative:

a) O = o. BP = R+H + V+M = R+H+F1+F2 Bruttoproduktionswert NP = V + M =F1-'- F2> oder in unserer bisherigen Schreibweise V + M = K + J.

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Randbemerkungen zum Akkumulationsproblem 351

Für den bereinigten Bruttoproduktionswert ergibt sich aber dann BP' = BP - (R+H)=F1 + F2=NP.

b) C í o. Dann ist das Schema unvollständig und muß durch eine weitere Abtei-

lung ergänzt werden. Aus dem Schema, das dann unvollständig ist, können die Schlüsse über

die Beziehung zwischen Brutto- und Nettoproduktionswert nicht gezogen werden.

Macht man das Schema durch Einfügen der Abteilung, die Cf erzeugt, vollständig, so ergibt sich eine Ergänzung der Summenkolonne um genau den Betrag Cf und es folgt genau das Gleiche wie unter der Voraussetzung C = o.

Der bereinigte Bruttoproduktionswert erweist sich also unter dieser Voraussetzung als identisch mit dem Nettoproduktionswert. Auf die stati- stischen Probleme, die mit diesen Ausführungen nur durch Äquivokationen berührt werden, soll hier nicht eingegangen werden.

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