RADELN UND MOUNTAINBIKING À LA CARTE
Radler und Mountainbiker aufgepasst. Die Mittelgebirgsregion des <Viechtacher
Landes> liegt eingebettet im Bayerischen Wald und bietet sowohl gemächlichen
Tourenradlern entlang des Schwarzen Regen als auch leistungsambitionierten
Rennradlern und Mountainbikern in sauerstoffreicher Bayerwaldluft reichlich
Aktionspotential. Trotz Optimalbedingungen für muskelbetriebene Fortbewegung
sowie einzigartiger Naturschönheiten wie z.B. die naturgeschützten Quarzfelsen
des Pfahls, gibt es keinen touristischen Massenandrang.
Während sich an sonnigen Wochenenden auf spektakulären Alpenstrecken Biker
und „Fußvolk“ nicht selten herdenweise in die Quere kommen, geht es im
Bayerischen Wald eher geruhsam zu. Gehheimtipps gelten zwar gemeinhin als
abgedroschen – doch im größten zusammenhängenden Waldgebiet Europas
schlummert ein gigantisches Wegenetz von Klasse, von dem tatsächlich noch
nicht allzu viel Aktivurlauber Wind bekamen. Zu recht bezeichnen Locals die
traditionsreiche Mountainbike-Region pathetisch und liebevoll als <Bayerisch
Kanada>.
Peau a peau entstand in der Urlaubsregion über die Gemeindengrenzen von
Kollnburg und Prackenbach hinweg ein reizvolles Routennetz.
Dank des abwechslungsreichen Geländeprofils und professionellen
Organisationsgeschicks hiesiger Vereine finden in der Gegend hochkarätige MTB-
Veranstaltungen statt. German Downhill, Bayerncup-Rennen, Bayerische
Meisterschaften, bis zur Deutschen Meisterschaft wurden erfolgreich abgehalten.
Aber auch Rennradlern wird einiges geboten. So durchquert nicht nur der Arber-
Radmarathon die Region, sondern Viechtach fungiert zur Bayern-Rundfahrt am
23. Mai 2013 sogar als Etappenort. Hautnah können dann Weltklasseprofis
zahlreicher UCI Pro Teams und Professional Continental Teams beim Warmfahren
vis-à-vis ihrer mondänen Teambusse live beobachtet werden. Gleichgültig ob
Profi- Amateur- Hobby- oder Freizeitsportler zu welchem Anlass auch immer hier
weilen – die urwüchsige Berglandschaft im Herzen des Bayerwalds versprüht
einen besonderen Charme.
Wer dagegen ins b(l)ockige Gelände will, der findet sportarttypisch abseits der
Zivilisation seinen ganz ureigenen Erlebniskosmos. Das attraktive Mountainbike-
Netz verfügt nämlich ein erstklassiges Routengeflecht aller Schwierigkeitsgrade.
Einsteiger, Fortgeschrittene wie Cracks der Szene finden genügend „Holz“, um es
volle Knäcke laufen zu lassen. So können sich behelmte Gladiatoren tagelang die
Zähne ausbeißen bzw. dem Flow beständig auf der Spur bleiben. Ob Vollgas-
oder Technikpassagen – über allem schwebt das (Lebens-) Motto:
<Neuer Tag – Neuer Trail – Neues Glück>! Anders als im Alpenraum, wo
hammerharte Anstiege auf einer Tagestour konditionsbedingt oft nur ein einziges
Gipfelerlebnis parat hält, kommt man in der Mittelgebirgslandschaft meist
mehrfach in den himmeljauchzenden Gipfelgenuss. Auch wenn keine ellenlange,
kompromisslose Monsteranstiege drohen - unterschätzen sollte man das ständige
Auf und Ab tunlichst nicht.
Kraftniveau und Willenskraft werden manchmal mehr auf den Prüfstand gestellt
als einem lieb ist. Schon mancher masochistisch angehauchte Alpencrosser hatte
das zermürbende Höhenprofil zu sehr auf die leichte Schulter genommen – was
freilich kaum einer äußert, weil das Ego sich ungern die Blöße gibt. Nichts desto
trotz gilt Auspowern ohnehin zum Täglich Brot eines ambitionierten
Mountainbikers. So betrachtet halten federwerksbestückte „Bewegungskünstler“
bzgl. des selbstironischen Spruchs „nur die Harten kommen in den Garten“ den
Joker schlechthin in ihren Händen.
Fun – Action – Naturerlebnis
Ob entspanntes Cruisen auf hindernisfreien Panoramawegen, oder emotionsgeladen
schulterbreite Pfade hinabheizen, die sich fein manikürt durch intakte Landschaft über
Berg und Tal schlängeln – alles eine Frage des Geschmacks. Auf jeden Fall erfordert der
Wegemix von Wald- Schotter- Forst- und Wiesenwegen bis zu gewürzten Singletrails
über Berg und Tal universelle Fähigkeiten. Allrounder kommen definitiv auf ihre Kosten,
während sich Freerider und Downhiller im unweit gelegenen Bikepark austoben. Für
Pros nichts Neues: Trails vom Feinsten halten buchstäblich die Sinne auf Trab. Ein
wahres Gehirnjogging – sprich Neuronenfeuerwerk - bei dem die Losgelöstheit vom
Alltag zum fesselnden Erlebnis mutiert, weil Konzentration und Bewegungsmotorik
beide Gehirnhälften stimuliert. Ob bergab/bergauf, steil/flach, flowig/kniffelig bis hin zu
Trage- u. Schiebepassagen – die prächtige Naturvielfalt des Bayerischen Waldes bietet
de facto jene Spielwiesen, auf denen Geländerfreaks im wahrsten Sinne des Wortes
abfahren. Der Mensch handelt beileibe nicht in jeder Lebenslage rational – passionierte
Mountainbiker definitiv noch viel weniger. Manches liegt eben in der schwer erklärbaren
Irrationalität verborgen wie z.B. dem geheimnisumwobenen Flow, dem viele inbrünstig
nachgieren.
Routing à la carte
Knackige Anstiege, flowige Power-Trails oder hindernisfreie Forstpisten, hin oder
her: wer sucht der findet seine Schmankerlrouten. Nimmersatte Spürnasen
„zimmern“ sich je nach Gusto ihre individuelle Routen – Komposition selbst
zusammen. Andere lassen sich unangestrengt von einheimischen Tourguides
durch das bewaldetet Naturreich (ver-) führen. Die Landschaftsdramaturgie lässt
nicht locker - jede Tagesetappe gebiert von neuem ein aufregendes „Bäumlein-
Wechsel-Dich-Spiel“ mit faszinierenden Impressionen, die sich unauslöschlich in
die Seele schreiben. Eine Tatsache, die immer wieder zu neuen „Schandtaten“
antreibt. Wird’s mal zu steil bricht sich keiner einen Zacken aus der Krone, sein
Gefährt zu schieben. Ohnehin sind Trage- und Schiebepassagen oder quer
liegende Bäume für eingefleischte Offroader keine nervige Barriere, sondern zählt
zum Selbstverständnis des MTB – Sports. Irgendwie erweckt das Naturterrain mit
seinem unermesslichen Entfaltungsspielraum den Anschein, als ob der großartige
Schöpfer leibhaftig alle Register für Mountainbiker zog. Wer weiß, jedenfalls
schuf Gott als wundersamer Baumeister des Irdischen den Bikern ihren Himmel
auf Erden. Es bereitet einfach tierische Freude, zwischen Bäumen umherzuzirkeln
und geschmeidig wie eine Katze
über holprige Wurzeleinlagen,
derbe Stufen und gemeine Quer-
und Längsrinnen zu bügeln und
galant durch’s Kurvenlabyrinth zu
huschen. What’s go up – that
must go down – die in den
Anstiegen erkämpfte potentielle
Energie wird in den Abfahrten in
kinetische Energie
(Bewegungsenergie)
umgewandelt. Auch wenn Rampen Schweißtribut zollen: wo kein Fleiß – da kein
Preis. Denn als Gegenleistung für erlittene Up-Hill-Qualen frohlocken abwärts
Endorphine, die wie eine fette Aktiendividende in die Blutbahn ausgeschüttet
werden. Der flowige Trail- Spaß nimmt bei hoher Konzentration,
Reaktionsschnelligkeit und Körperbalance sprichwörtlich seinen Lauf.
Hier einige Appetizer: Panorama - Rundtour:
Viechtach- am Pfahl (Quarzader) - Schwarzgrub - Pandurensteig - Achslach -
Kalteck - Rauher Kulm - Hirschenstein – Predigtstuhl – Sankt Englmar -
Markbuchen - Pröller – Münchhöfen - Viechtach (ca. 50 km / 1 500 hm). Der
exponierte Hirschensteingipfel (1 095 m) steht mit seinem 7 m hohen
Aussichtsturm (1921 errichtet) in Sachen atemberaubende Aussicht dem Pröller
in nichts nach. Der Blick schweift vom Arbergipfel bis zum entfernten Dreisessel
(1 333 m) im Dreiländereck. Herrscht gute Fernsicht versüßt ein visueller
Nachschlag das Dasein, sobald am Horizont die gezackte Alpenkette vom
Dachstein bis zur Zugspitze aufblitzt.
Bei all den Tausendern – übrigens 40 an der Zahl im Bayerwald – geht der
Predigtstuhl (1.024 m) im bewaldeten Kamm auf halbem Weg zwischen Pröller
und Hirschenstein fast ein wenig unter. Nur ein Höhenmeterschild macht auf die
Tausender Marke aufmerksam.
Vom bekanntesten Berg der Region - dem Pröller (1 048 m) eröffnet sich am
Gipfelkreuz ein sagenhaftes Panoramakino. Landschaftsgenuss pur, namhafte
Gipfel recken ihre Häupter in Reih und Glied wie an der Perlenkette aufgereiht
dem staunenden Betrachter entgegen.
Linkerhand das Hochplateau des Hohen Bogen (1050 m), Kaitersberg (1 132 m)
sowie Kleiner- und Großer Osser (1293 m) und am rechten Bildausschnitt
stechen majestätisch der Große Arber (1 456 m) und Rachel (1453 m) hervor.
Feine Sache: eine informative Schautafel klärt über Gipfelnamen und deren Höhe
auf. Was den fitten Bergkraxlern recht ist kann Newcomern, Bike - Rookies und
Familien nur „billig“ sein. Wellness-Biker, die sich nicht kasteien wollen, bietet
der Regental-Radweg ein verlockendes Sahnehäupchen.
Die Family – Premium – Route verbindet auf einer 111 km langen, z.T.
nivellierten Bahntrasse das Viechtacher Land mit der UNESCO Welterbestadt
Regensburg. Ganz nach dem Motto: in sattgrüner Wald- und Wiesenlandschaft
pulsschonend dahingondeln und den Bayerwald von seiner sanft gewellten Seite
kennen lernen. Die Route verläuft via Blaibach - Cham - Roding nach
Regensburg und erlaubt auch eine kommode Befahrung mit Cross- Touren- und
Trekkingbikes. Somit ist auch mäßig trainierten Piloten mit Sack & Pack, Kind &
Kegel Fahr- und Erlebnisspaß sicher. Die Fortsetzung des Regental – Radwegs in
östlicher Richtung nach Regen (30 km) und Bayerisch-Eisenstein (57 km)
erfordern des kupierten Geländes wegen einige Körner mehr. Da sich der
Bayerische Wald aber als "größte E-Bike-Region Europas" auszeichnet, nehmen
die Stromer auch hügeligen Streckenverläufen ihren Schrecken.
Der Bayerwald kann aber auch
sein böses Haifisch-Profil zeigen.
Im Gegensatz zum gezähmten
Regental-Radweg ist der
verschlungene Weitwanderweg
E8 von anderem Holz geschnitzt.
Ein widerspenstiges
Routenkaliber, auf dem
Konditionierte ihre Ausdauer
performen und sich richtig die
Kante geben können. Um am
Ende nicht wie eine Primel einzugehen (der Hammer schlummert im
Schlussabschnitt), lautet die Devise: Gas rausnehmen und mit den Kräften klug
haushalten. Nimmt man nämlich Wald- Schotterwege und Singletrails ab der
Welterbestadt Regensburg unter die Stollen, weist der Tacho im Zielort Grün
„schlappe“ 80 km / 2 000 hm aus. Wirklich nichts für Zartbesaitete.
Äpfel sollten zwar nicht mit Birnen verglichen werden, doch in Bezug auf Vielfalt,
Fun und ausgeschütteter Adrenalin– und Endorphindosis steht manches Tour -
Highlight den Alpenstrecken in nichts nach. Man ist versucht zu sagen, dass ab
und an der Unter den Ober sticht. Biker aus dem Bayerischen Oberland haben
die Qual der Wahl, bei vergleichbarer Anreisezeit (ca. 2 h) dem ostbayerischen
Entdecker – Territorium den Vorzug zu geben, anstatt gewohnheitsmäßig den
Alpenkamm anzusteuern. Warum nicht? Probieren geht über Studieren...
Nicht nur die Cross Country Fraktion tobt sich in dem Mittelgebirge aus, sondern
auch Rennradler sind auf den Geschmack gekommen. Legendär der 15% ige
Maibrunner Berg (CC-Tipp: es führt ein schöner Schotterweg nach oben/unten),
an dem beim Arber – Radmarathon Alpe de Huez Feeling herrscht und den
Teilnehmern die Glucosespeicher leer fegt. Der zweifache Rallye-Weltmeister
Walter Röhrl, passionierter Rennradler und Mountainbiker sowie langjähriger
Schirmherr des Arber-Radmarathons hat wohlweislich hier seinen (Alters-)
Wohnsitz. Er hat gut lachen, denn das gigantische Rad- und Bike-Eldorado liegt
direkt vor seiner Haustür.
Strecken – Qualifizierung: die topographischen und geologischen Verhältnisse
decken ein Schwierigkeitsgrad – Spektrum ab, das eine breit gefächerte
Leistungsbandbreite der Mountainbiker anspricht. Gemäß dem EUROBIKE –
SYSTEMSTANDARD® entsprechen die meisten Strecken konditionell dem LEVEL
MEDIUM, die fahrtechnisch um den Bereich - streuen. Vereinzelte LEVEL
LIGHT Routen setzen fahrtechnisch allenfalls Grundkenntnisse () voraus.
Schwierigkeitsskalen / Anwendungsregeln siehe < www.bayernbike.de >
Fazit
Abgesehen vom Vogelgezwitscher und dem Rauschen der Bäume gibt es im
„Woid“ keinen störenden Zivilisationslärm. Innehalten,
Momente aufsaugen und die Natur mit Demut
gebührend wertschätzen.
Biking mit Feinsinn, das ganzheitlich auf Körper, Geist
und Seele wirkt. Sind sensibilisierte Sinne auf Empfang
geschaltet, verschmilzt Fahraction und Naturimpression
zu einem energetischen Ganzen, das Inspirationen
weckt. Genau das funktioniert im Viechtacher Land
wunderbar. Den krassen Gegenpol zum sinnstiftenden
Rückzugrefugium der Natur liefern traditionelle
Biergärten, wo die bayerische Lebensart authentisch,
lautstark, ungehemmt und wuchtvoll zu tage tritt.
Freundliche Menschen begegnen sich weltoffen, direkt und unkompliziert.
Ein wahrer Schmelztiegel, wo Wanderer und Biker, Einheimische und Fremde
aller Gesellschaftsschichten in trauter Gemeinsamkeit vereint am Tisch
zusammensitzen, über Gott und die Welt debattieren und sich des Lebens
erfreuen.
Sobald das Körpersystem runter gefahren ist, der Verdauungstrakt zu seinem
Recht und der Kopf zur Ruhe kommt – spätestens dann dürfte alles perfetto im
Lot sein. So rundet kulinarischer Genuss einheimischer Spezialitäten in
urbayerischer Atmosphäre das Naturerlebnis gaumenmäßig ab. Brotzeit nach
Hausmacher Art samt erfrischender Schorle, Radler, Weizen- oder Gerstensaft –
ob „verbleit“ oder „bleilfrei“ - unter freiem Himmelszelt ist das allerhöchste der
Gefühle. In der Werbebotschaft einer Brauerei „Das Bier, das uns zu Freunden
macht“, mag sicher ein Fünkchen Wahrheit liegen. Die Kalorienzugabe hat man
sich redlich verdient, Gewissensbisse fehl am Platz. Ganz im Gegenteil, solche
Lecker – Schmecker - Gelegenheiten auszulassen wäre glatt ignoranter Frevel.
Einzig der derbe Dialekt alteingesessener „Woidler“, mit dem so mancher seine
liebe Not hat könnte Verständigungsprobleme bereiten, Doch herzliches
Zuprosten überwindet jegliche Sprachbarriere, denn diese Geste wird weltweit
verstanden. Na denn, Prost Mahlzeit!
Lage: das Viechtacher Land liegt im LK Regen, der westlich an den Naturpark Oberer Bayerischer
Wald, nördlich an den Naturpark Sumava (Böhmischer Wald, CZ) und südlich an den Landkreis
Straubing - Bogen grenzt.
KFZ - Anreise: A 3 Regensburg – Passau, Ausfahrt Bogen, ST 2135, Viechtach25 km
Tourist – Info Viechtach (eBike-Verleih)
Stadtplatz 1, 94234 Viechtach
Tel. 09942 – 1661
www.viechtacher-land.de
http://www.facebook.com/ViechtacherLand
www.bayern-rundfahrt.com
Tourist – Info Kollnburg
Schulstraße 1D - 94262 Kollnburg
Tel. 0049(0)9942/941214
Tourist – Info Prackenbach
Schulweg 10D – 94267 Prackenbach
Tel. 0049(0)9942/944514
Curd Biedermann, www.bayernbike.de