Quartiersversorgung als diakonisches Geschäftsmodell in der Altenpflege – Praxisbeispiel
Johanneswerk im Stadtteil
Evangelisches Johannesstift – Altenhilfe
Fachforum Quartierskonzepte – Eine Antwort auf die zukünftigen Herausforderungen der Altenhilfe
22. Oktober 2013, St. Martinshof Hannover
Die Sozialarchitektur muss beginnen, auf diese Fakten zu reagieren und unter diesen veränderten Rahmenbedingungen Antworten anbieten.
These 1: Mehr vom Gleichen geht nicht!
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Wenn die strukturellen Rahmenbedingungen der häuslichen und quartiersbezogenen Versorgung nicht ausgebaut werden, treibt dies eine steigende Anzahl pflegebedürftiger alter Menschen in die stationäre Versorgung, die dort von weniger Personal versorgt werden müssen, als dies heute der Fall ist.
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Effektivitäts- und Effizienzsteigerungen auf der Grundlage von Erkenntnissen im Pflegewesen und eine Optimierung der Leistungsgesetze sind notwendig und richtig.
Sie werden jedoch einen Anstieg notwendiger finanzieller Ressourcen nicht verhindern.
uschi dreiucker / pixelio .de
gerd altmann / pixelio .de
These 1: Mehr vom Gleichen geht nicht!
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Alternativen zur heutigen Heimversorgung müssen
Anzulegender Maßstab ist, in welcher Qualität die bestehenden Leistungen der heutigen stationären Versorgung durch alternative ambulante Versorgungssettings vorhalten werden auch für Menschen mit Demenz und bei der Versorgung von Menschen in ihren letzten Lebensmonaten und -tagen.
FachlichWirtschaftlichEthisch
vertretbar seinund den Bedürfnissen hilfs- und pflegebedürftiger alter Menschen entsprechen.
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These 1: Mehr vom Gleichen geht nicht!
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Gruppenwohnen für hilfs- und pflege-bedürftige Menschen
barrierefreie Wohnungen Wohnungsgesellschaft
Räume für Angehörige/Verhinderungspflege
ServicebüroNachtbereitschaft
Kirchen Vereine Initiativen
ambulantes Intensivteam im Hintergrund
weitereWohnungen
Ambulanter Dienstleister
Kaufleutearbeiten kundennah und transparent
VersicherungenPflegekasseKrankenkasseSozialamt
Handwerker Dienstleister Geschäfteweitere
Wohnungen5
These 2: Versorgungssicherheit entsteht im Wohnquartier in der eigenen Häuslichkeit
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Der ambulante Dienstleister hat ein Vorschlagsrecht bei der Vermietung einiger Wohnungen.− Dadurch wohnt immer ein Mindestanteil von Mietern mit sehr
hohem Hilfebedarf im Haus, die tatsächlich Dienstleistungen abrufen (aber auch nicht zu viele, damit kein „Pflegeheimcharakter“ entsteht).
− Notwendig ist ein Mindestanteil an Dienstleistungen (und die Abrechnung der Dienstleistung), damit Bereitschaftsdienste eine 24-Stunden-Präsenz gewährleistet ist
Die Entscheidungsfreiheit der Mieter bei der Wahl eines Dienstes bleibt jedoch unberührt!
Die Entwicklung der am Gemeinwesen orientierten Moderation dieser entstehenden Versorgungsgemeinschaft führt zur Aktivierung nachbarschaftlicher Solidaritäten
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These 2: Versorgungssicherheit entsteht im Wohnquartier in der eigenen Häuslichkeit
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Bültenhaus, Dinxperlo-SuderwickEntstehung / LageDas 2008 erbaute Bültenhaus liegt genau auf der Landesgrenze zwischen den Niederlanden und Deutschland in Dinxperlo-Suderwick bei Bocholt. Besonderheit: Die niederländischen und deutschen Versorgungseinheiten sind durch eine Brücke verbunden.
Projektgröße12 Mietwohnungen mit ein bis zwei Zimmern, neun Wohneinheiten in Wohngemeinschaft, Servicestützpunkt des Ev. Johanneswerks, Begegnungszentrum „Die Taverne“, Gemeinschaftsräume
These 2: Versorgungssicherheit entsteht im Wohnquartier in der eigenen Häuslichkeit
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Entstehung / Lage
In dem Wohnviertel Lerchenstraße in Herford sind im Jahr 2008 zwei bestehende Wohnhäuser komplett umgebaut worden. Dabei entstanden barrierefreie Wohnungen, die durch Laubengänge mit einem in der Mitte liegenden Nachbarschaftszentrum verbunden sind.
Projektgrößevier barrierefreie Gemeinschaftswohnungen, vier barrierearme Wohnungen und kleinere Wohnungen, ein Gästezimmer, Servicestützpunkt des Ev. Johanneswerks, Wohncafé im Nachbarschaftszentrum
Nachbarschaft Lerchenstraße, Herford
These 2: Versorgungssicherheit entsteht im Wohnquartier in der eigenen Häuslichkeit
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Konzept: Wohnen im Alter in Steinheim
1. Säule:Stationäre Pflegeeinrichtungmit 48 spezialisierten Pflegeplätzen Hausgemeinschaftskonzept
2. Säule:QNV mit 30 barrierefreienWohnungen 24 stündige Versorgungssicherheit für
- hilfs- und pflegebedürftigealte Menschen
- Menschen mit Behinderungen Wohncafé als Nachbarschaftstreff Ambulante Versorgung im Quartier
3. Säule:Eine Gemeinwesenarbeiterin koordiniert das Quartier und das Netzwerk. Die Bürgerstiftung sichert dauerhaft die Gemeinwesenarbeit im Projekt und Wohnumfeld und sichert hier die Personalkosten
Gemeinde
finanziert
Ortsbezogener Sozialfond
Spenden Ev.JohanneswerkGemeinde
Gemeinwesenarbeiter/inService-Zentrum
9 These 2: Versorgungssicherheit entsteht im Wohnquartier in der eigenen Häuslichkeit
Ziele des Netzwerks: quartiersnahe und generationenüber-greifende
Wohn- und Versorgungsformen bereits realisierte Good-Practice-Modelle zu
allgemeingültigen und den individuellen Bedürfnissen Rechnung tragenden Angeboten zu machen
www.netzwerk-song.de
Umsetzung erfolgt durch: Ermittlung des sozialen und ökonomischen
Mehrwerts von Wohnprojekten der Quartiersnahen Versorgung
Bewertung der damit verbundenen Änderungs-prozesse in den Trägerorganisationen
Ableitung von Veränderungen für einen neuen gesetzlichen Rahmen
These 3: SONG bedeutet, einen neuen sozialöko-nomischen Mehrwert zu produzieren
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Signifikant geringere Werte bei Krankheits- und Pflegeindikatoren
Kostenvorteile
Deutliche Unterschiede im Engagement der Bewohner für ihre Nachbarn.
Positive Abweichungenin allen Fragen bezüglich des sozialen Lebens
Stärkere Nutzung von Angeboten
* Das Netzwerk Song hat eine Studie zur Sozialökonomischen Mehrwertanalyse ausgewählter Wohnprojekte der Netzwerkpartner in Auftrag gegeben und federführend vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (Prof. P. Westerheide) und CSI (Dr. V. Then) in 2008 abgeschlossen.
Moderierte Wohnprojekte der quartiersnahen Versorgung schaffen
positive volkswirtschaftliche
Effekte
günstigere Indikatoren in den Bereichen
Gesundheit und Pflege der Bewohner
eine größere Zufriedenheit mit
Lebens- und Wohnbedingungen
eine hohe soziale Vernetzung der
Gemeinwesenarbeit
Studie zur Sozialökonomischen Mehrwertanalyse*
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11 These 3: SONG bedeutet, einen neuen sozialöko-nomischen Mehrwert zu produzieren
Ziele der Quartiersnahen Versorgung im Netzwerk Song
Nachbarschaftliche Solidaritäten entfalten eine Hebelwirkung, die staatliche Hilfen später oder reduzierter beanspruchen.
Pflegerische Versorgung vollzieht sich im Wohnquartier und sichert das Leben in der eigenen Häuslichkeit auch in der Sterbephase und für MmD. (absolute und relative Versorgungssicherheit)
Die Wohlfahrtsproduktion vollzieht sich ein einem Mix (Wellfare-mix), der Staat, Wohlfahrtsträger, Nachbarschaft, Angehörige und Pflegebedürftige und sonstige Dienstleister in veränderte Rollen und neuen Funktionen vorsieht.
Die QNV vollzieht sich auf der Grundlage von Geschäftsmodellen, die ethisch, fachlich und wirtschaftlich die Versorgungssicherheit im Wohnquartier absichert.
QNV ist eine von mehreren notwendigen Antworten auf die gesellschaftlichen (Versorgungs-) Herausforderungen des demografischen Wandels.
12 These 3: SONG bedeutet, einen neuen sozialöko-nomischen Mehrwert zu produzieren
Die Sozialwirtschaft steht vor der Herausforderung, einen neuen gesellschaftlichen Mehrwert für neue gesellschaftliche Rahmenbedingungen der pflegerischen Versorgung pflegebedürftiger alter Menschen zu entwickeln.
Die Übernahme herkömmlicher Formen sozialstaatlicher Aufgaben durch Sozialunternehmenist vor dem Hintergrund des demografischen Wandels weder gesellschaftlich, noch wirtschaftlich, noch wohlfahrtsstaatlich
hinreichend zukunftsfähig.
über 65 Jahre
0 bis 20 JahreQuelle: Statistisches Bundesamt, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung
0 200 400 600 80005101520253035404550556065707580859095
100
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2005 2050
1871 2050
These 4: Die deutsche Wohlfahrtspflege ist prädestiniert, nachbarschaftlichen Solidaritäten zu fördern & eine Renaissance subsidiarischer Strukturen zu forcieren
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Über die Kategorien der „Selbstbestimmung“ und „Autonomie“ überträgt der Staat zunehmend Verantwortung auf den Bürger.
Hierbei entstehenden Leistungslücken, die nicht einseitig durch die zunehmende Hilfsbereitschaft sozialwirtschaftlich organisierter Ehrenamtlichkeit kompensiert werden dürfen und können.
Es bedarf einer neuen Hinwendung zur Zivilgesellschaft und zum Bürgerschaftlichen Engagement.
Entlastung staatlicher Sicherungs-systeme
SelbstbestimmungAutonomie
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These 4: Die deutsche Wohlfahrtspflege ist prädestiniert, nachbarschaftlichen Solidaritäten zu fördern & eine Renaissance subsidiarischer Strukturen zu forcieren
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aktivierendesGegenüber
Überwindung von negativen Begleiterscheinungen bisheriger Erbringung staatlicher Wohlfahrt: E n t m ü n d i g u n g
I n i t i a t i v l o s i g k e i tE n t s o l i d a r i s i e r u n g
u n d a n d e r e s m e h r
Formen administrativer DaseinsvorsorgeFormen der Über- und Unterversorgung
„Im Spannungsfeld von Markt, Staat und Familie wird Bürgergesellschaft überall dort sichtbar, wo sich freiwillige Zusammenschlüsse bilden, wo Teilhabe- und Mitgestaltungsmöglichkeiten genutzt werden und Bürgerinnen und Bürger Gemeinwohlverantwortung übernehmen.“
Deutscher Bundestag; Bericht der Enquete Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagments“; Berlin; 2002; S. 6
These 4: Die deutsche Wohlfahrtspflege ist prädestiniert, nachbarschaftlichen Solidaritäten zu fördern & eine Renaissance subsidiarischer Strukturen zu forcieren
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Umsetzung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs Konsequente Durchsetzung des Rehabilitationsan-
spruches als Leistungsanspruch innerhalb des SGB XI Unterstützung der Kommunen beim Aufbau einer
pflegevermeidenden Infrastruktur – Absicherung von Gemeinwesenarbeit zur Förderung von Pflege-Mix-Netzwerken im Quartier durch die Pflegeversicherung
Effizienterer Mitteleinsatz durch Reduzierung von Mehrfachzuständigkeiten, Abstimmungs- und Kontrollaufwand
Änderung des Bauplanungsrechtes: Einführung einer verbindlichen Verträglichkeitsprüfung für die Errichtung neuer Pflegeheime
Kurzfristige Maßnahmen
These 5: Es bedarf eines radikalen Richtungswechsels im Pflegesektor, da mehr vom Gleichen nicht geht.
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Mittelfristige Maßnahmen
Die ökonomische Wucht des demografischen Wandels ist nur durch eine auf ökonomische Leistungsfähigkeit orientierte Grundsatzreform der unterschiedlichsten und teilweise widersprüchlichen sozialen Sicherungsansätze zu bewältigen.
Die ineffizienten Abgrenzungsprobleme zwischen den Sektoren und Sicherungssystemen müssen beseitigt und die Gestaltungsmöglichkeiten auf kommunaler Ebene gestärkt und gebündelt werden.
Die Pflegelandschaft muss vor Ort gestaltbar sein, da dort der demografische Wandel und das soziale Zusammenleben stattfinden.
These 5: Es bedarf eines radikalen Richtungswechsels im Pflegesektor, da mehr vom Gleichen nicht geht.
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Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht;
sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig.
Lucius Annaeus Seneca