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PUNKTmagazin Afrika

Date post: 18-Mar-2016
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Oftmals wird Afrika gleichgesetzt mit Armut, Korruption, Bürgerkriegen, hohen Aids-Raten und unzähligen Malaria-Toten. Dieses Bild ist zwar nicht ganz falsch, jedoch zu einseitig gezeichnet. Seit der Jahrtausendwende nämlich zeigt der Schwarze Kontinent ein eindrückliches Wirtschaftswachstum auf. Afrika ist überdies eine wahre Rohstoffherberge, ein fantastisches Kunstkunterbunt und ausserdem demografisch interessant. Immer mehr und immer unterschiedlichere Wege dürften künftig nach Afrika führen.
84
AUSGABEJULI/AUGUST2010 HEFT-N˚26JAHRGANG05 KOSTENCHF8,00 WEBPUNKTMAGAZIN.CH 9 771661 806003 26 JIM ROGERS & MARK MOBIUS Anlage-Gurus lassen tief blicken MOBILER LIFESTYLE Beliebt und wachstumsstark CHINA & INFRA- STRUKTUR Das eine braucht das andere SICHERHEIT & CO. Keine Angst vor der Angst
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Page 1: PUNKTmagazin Afrika

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JIM ROGERS &MARK MOBIUSAnlage-Gurus lassentief blicken

MOBILERLIFESTYLEBeliebt undwachstumsstark

CHINA & INFRA-STRUKTURDas eine brauchtdas andere

SICHERHEIT& CO.Keine Angstvor der Angst

Page 2: PUNKTmagazin Afrika

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Page 3: PUNKTmagazin Afrika

derländische Forschungsinstitut Fondad erachtet dies als nicht zu unterschätzende Gefahr für die Entwicklung des Kontinents.

Verlagsleiter Zudem gehen da­rob wundersame Fakten verges­sen, etwa das überdurchschnitt­liche Wirtschaftswachstum des Kontinents. Alleine zwischen 1997 und 2002 betrug es im Durch­schnitt und pro Jahr 4,8 Prozent.

Chefredaktor Lass mich noch aktueller sein und dir sagen, dass sich das jährliche Wachstum seit­her auf fast sieben Prozent er­höht hat. Nicht minder imposant sind die seit 2002 stetig steigenden Direkt investitionen. Bereits 2007 wurde die 50­Milliarden­Grenze geknackt.

Verlagsleiter Zu den ländertech­nischen Höhepunkten gehören in dem Zusammenhang bekanntlich Ägypten und Südafrika. Der Tief­flieger ist Angola. Ach, Zahlen sind doch einfach sexy. Kannst du mir noch mehr davon liefern? Du hast dich researchmäs sig ja bis nach Kapstadt gebuddelt.

Chefredaktor Das war ein har-tes Stück Arbeit, aber es hat sich gelohnt. Doch zurück zu dei-nen Zahlen – und leider zu Ne-gativem. Genauer gesagt zum Gesundheitswesen, wo die La-ge schon fast dramatisch ist. Laut OECD und der Wirtschaftskom-mission UNECA sind pro 10 000 Afrikaner nur gerade mal 13 in dieser Branche beschäftigt. In den Industrienationen sind es im Durchschnitt 115. Verlagsleiter ... da gilt es einiges an Aufholarbeit zu leisten. Besser sieht es bezüglich Tourismus aus. So wird beispielsweise Südafrika, eines der gefährlichsten Länder weltweit, Jahr für Jahr von zehn Millionen Menschen bereist. Ist das nicht paradox?

Chefredaktor Ganz Afrika scheint eine wahre Herberge für Paradoxes zu sein, wie du siehst. Dies gilt vor allem auch im Hin-blick auf Rohstoffe. Mali etwa ist auf gutem Weg, sich dank Mangos gesund zu stossen, handkehrum schaffen es Kongo, Botswana und Südafrika nicht, die bei ihnen la-

gernden 60 Prozent des weltwei-ten Diamantenvorkommens posi-tiv umzumünzen.

Verlagsleiter Apropos Rohstoffe ... da fallen mir die Chinesen ein, die sich irgendwie krud, aber auch ge-schickt verhalten. Ohne Anspruch auf Ethik und Moral geschäften sie mit Afrika, indem sie Arbeitskräfte, Geld und Know-how liefern.

Chefredaktor Und im Gegenzug kriegen sie ihren riesigen Rohstoff-hunger gestillt – und das auf Jahr-zehnte hinaus. Das Land des Lä-chelns hat alleine in den ersten drei Monaten 2009 satte 20 Milliarden Franken in Afrika investiert. Chi-na hält überdies 20 Prozent an der Standard Bank of South Africa.

Verlagsleiter Vielleicht machen die Chinesen aus dem Schwarzen Kontinent ja den Kontinent des Lächelns. Was hast du sonst noch auf Lager?

Chefredaktor Entwicklungshilfe, Heldenratten, Abfallentsorgung, mobiler Lifestyle, Tourismus, Währungen, Geologisches ...

Chefredaktor Kaum-Pigmen-tierter, wusstest du, dass John F. Kennedy schon in den frühen 60-er Jahren sagte, Europa sei Vergangenheit, USA Gegenwart und Afrika Zukunft? Das renom-mierte britische Wirtschaftsma-gazin The Economist prognos-tizierte gar, dass zu Anfang des neuen Jahrzehnts sieben der zehn weltweit am schnellsten wachsen-den Nationen aus Afrika stammen.

Verlagsleiter Der eben zurückge-tretene deutsche Bundespräsident Horst Köhler hingegen sieht die Afrika-Thematik hauptsächlich aus einer ethischen Sichtweise. So meinte er unlängst, die Mensch-lichkeit «unserer» Welt entscheide sich am Schicksal Afrikas.

Chefredaktor Naja, etwas gar pathetisch. Doch bislang kurv-ten tatsächlich vor allem Negativ-schlagzeilen in unseren Gedan-kenstuben. Bleischwer liegt der negative psychologische Effekt auf den Schultern Afrikas. Das nie-

WORTERINOBORINI&CYRILSCHICKER

BILDELIASULLISOOZFOTOGRAFIE

003

punktmagazin.ch | No26/2010

STARTPUNKTVERLAGS- UND REDAKTIONS-

Page 4: PUNKTmagazin Afrika

WIRTSCHAFTLICHES | S009-035

012

INHALTEN˚26 2010JULI/AUGUST

004

024

KURZ & BÜNDIG

009 Nebst den Aussichten für den afrikanischen

Kunstmarkt werden unter anderem Land Grab-

bing, der Biermarkt, das Duo Infernale und die

Königin des Fortschritts thematisiert ...

TITELGESCHICHTE

012 AFRIKAS BISSIGE ZAHMHEITOftmals wird Afrika gleichgesetzt mit Armut,

Korruption, Bürgerkriegen, hohen Aids-Raten

und unzähligen Malaria-Toten. Dieses Bild ist

zwar nicht ganz falsch, jedoch zu einseitig ge-

zeichnet. Seit der Jahrtausendwende nämlich

zeigt der Schwarze Kontinent ein eindrückliches

Wirtschaftswachstum auf. Afrika ist überdies ...

AUF DEN PUNKT

020 HEISSES INVESTITIONSKLIMA

In den meisten Staaten südlich der Sahara ist die

politische Lage instabil. Soziale Spannungen,

Konflikte und Korruption sind an der Tagesord-

nung und trüben das (Investitions-)Klima. Poli-

tische Instabilität und eine ungewisse ...

023 VON DER STRASSE ZUM HYPER­MARKT Supermärkte nach westlichem Vor-

bild sind wichtige Indikatoren für den Zustand

einer Infrastruktur. Denn sie funktionieren ...

024 DANK MOBILEM ZEIT­GEIST AUS DER ARMUT

Weltweit ist fast jeder vierte Mensch online, in

Afrika sind es nicht einmal sechs Prozent der

Bevölkerung. Dafür besitzt jeder zweite Erwach-

sene ein Handy. Auf dem Schwarzen Kontinent

ist das Mobiltelefon das wichtigste digitale

Werkzeug überhaupt. Der afrikanische ...

026 BRENNPUNKT ABFALL

028 DRACHE BESIEGT FLUCH Um die

Entwicklung Afrikas zu fördern, haben Europa

und Amerika eine Unmenge Entwicklungshilfe

geleistet, diese ist aber nicht über alle Zweifel er-

haben. Die neuen Ritter ...

030 WASSER, AGRONOMIE, WOHL­STAND Der Agrarsektor könnte für Afrika die

Basis eines eigenständigen Entwicklungsweges

und eine Alternative zur Abhängigkeit von mine-

ralischen und fossilen Rohstoffen ...

032 MEHR ALS STRAND, BUSCH UND BALLSPIELE Trotz politischen und wirt-

schaftlichen Problemen befindet sich der Tou-

rismus in Afrika im Aufwind. Dies ist nicht nur

der reichaltigen Flora und Fauna ...

034 NICHT JEDE HILFE HILFT Klassische

Entwicklungshilfe hat in Afrika nur teilweise ge-

fruchtet – wenn nicht gar komplett versagt.

Auch die Umbenennung in ...

MITEINGEBUNDENES

Crescendo S003

Impressum S006

Rückblick S007

Gedankengang S035

Descendo S080

PUNKTinterna S082

Page 5: PUNKTmagazin Afrika

052060

INVESTIERBARES | S036-051

PRODUKTE

036 DER ENTFESSELTE RIESE

Die Länder Afrikas haben Armut und Korrupti-

on den Kampf angesagt. Noch hat sich der

Schwarze Kontinent aber keine weisse Weste

verdient. Dank der zahlreichen Massnahmen ...

040 PRODUKTE IN KÜRZE Diversifikation,

Renditesuche, strukturierte Profite, Rohstoffe,

Geologie ...

043 BÖRSENKOTIERTES «AFRIKA» Gelistete Aktien, Anlagefonds, Exchange Traded

Funds, kapitalgeschützte Produkte ...

STIMMUNGSBILD

045 AFRIKAS INDEXUNIVERSUM

STANDPUNKTE

046 EIN THEMA, ZWEI STANDPUNK TE Mark Mobius (Franklin

Templeton) & James B. Rogers ausgefragt ...

PANORAMA

048 VIELVERSPRECHENDES NORD­AFRIKA Eines vorweg: Die sogenannten

Frontier Markets finden bei Investoren zuneh-

mende Beachtung. Frontier Markets ...

050 EIN KONTINENT MIT VIELEN AN­LAGESCHÄTZEN Afrika hat in den ver-

gangenen Jahren mächtige Fortschritte gemacht.

Der zweitgrösste Kontinent, den derzeit mehr

als eine Milliarde Menschen bevölkern ...

KOPFLASTIGES | S052-064

PORTRAIT

052 ELÍSIO MACAMO

Prof. Dr. Elísio Macamo vom Zentrum für Afri-

kastudien Basel verfügt nicht nur über einen

Professorentitel und PhD, sondern auch über ei-

nen Master in Translation and Interpreting so-

wie in Soziologie und Sozialpolitik. Macamo

forscht, doziert, schreibt und berät rund ums

Thema Afrika. Der umtriebige Kosmopolit fin-

det dennoch Zeit, ausgiebig über Persönliches,

Humanitäres, Ökologisches, ...

iPUNKT

060 WUNDE PUNKTE Afrika gilt als Magnet für Gräueltaten wie Men-

schenrechtsverletzungen und Mineralienaus-

beutungen, dazu kommen Rohstoffabhängigkei-

ten, Armut und mangelnde Bildung. Gewiss,

aber da ist noch mehr. Eine hohe Kindersterb-

lichkeitsrate zum Beispiel oder eine beispiellose

Wissens- und Bildungsflucht ...

KOLUMNE «DER QUERBANKER MEINT …»

064 KEKAWNGDU Die malawische Erfolgsstory

von William K. begann vor rund zwanzig Jahren

mit seiner auf Windräder spezialisierten Firma

Wintec. Bereits 2014 verkaufte er sein ...

GENÜSSLICHES | S066-079

AKTIVISMUS

066 MARKTPENETRATION Sich finanziell

in Afrika zu engagieren, ist nicht nur über Bör-

senmärkte möglich. Mittels lokalen Distributi-

onspartnern oder einem Joint Venture stehen ei-

nem weitere Opportunitäten zur Verfügung.

Doch ganz so einfach ist es nicht, denn Risiken

gibt es viele – seien dies soziale, politische, kul-

turelle oder unternehmerische ...

LEBENS-ART

070 JENSEITS VON KLISCHEES Von Zürich nach Dakar, der Hauptstadt Senegals,

beträgt die Luftlinie über 4300 Kilometer. So ent-

fernt Westafrika ist, so viel Unbekanntes damit

einhergeht. Wahre und tiefe Einblicke sind da

herzlich willkommen. Ein Top-Model und ein

Schmuckdesigner – jeweils von Weltformat ...

075 GADGETS Handy-Luxus, Nachtsichtgerät,

famose Jackenpracht, edler Tropfen, Kalaha,

Wildlife-Möbel, Mandarin Granat ...

078 AFRIKANISCHE FERIEN

Exquisiter Safari-Genuss, Gold und Wein,

Dschungel und ewiger Schnee, unvergesslicher

Badeurlaub ...

005

punktmagazin.ch | No26/2010

INDEX

Page 6: PUNKTmagazin Afrika

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VERLAG & REDAKTION

KREATION & UMSETZUNG

MARKETING & VERKAUF

ABONNE­MENT

Die Wiedergabe von Artikeln

und Bildern, auch auszugswei-

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Verlags. Für unverlangte Zusen-

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gelehnt. Die im Magazin ver-

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RISIKO­HINWEIS

PUNKTmagazin steht nie still,

die Lesernähe ist uns entspre-

chend wichtig. Und so lugen wir

Ihren Anregungen, Tipps und/

oder Hinweisen freudig entge-

gen. Herzlichen Dank.

[email protected]

REZI­PRO ZITÄT

HERAUSGEBERIN

financialmedia AG

CH-8005 Zürich

[email protected]

financialmedia.ch

VERLAGSLEITUNG

Rino Borini

[email protected]

CHEFREDAKTION

Cyril Schicker

[email protected]

REDAKTOREN

Mark Baer (MB)

Valerio Bonadei (VB)

Rino Borini (RB)

Olivier Bühler (OB)

David Fehr (DF)

Dmitrij Gawrisch (DG)

Barbara Kalhammer (BK)

Karin Ligorio (KL)

Fabrice Müller (FM)

Matthias Niklowitz (MN)

Cyril Schicker (CS)

Patrick M. Widmer (PMW)

REDAKTION

PUNKTmagazin

c/o financialmedia AG

Pfingstweidstrasse 6

CH-8005 Zürich

[email protected]

punktmagazin.ch

ART DIRECTION, KONZEPT

Boris Gassmann

[email protected]

LAYOUT, GRAFIK

Boris Gassmann

[email protected]

Fabian Widmer

[email protected]

FOTOGRAFIE

Elias Ulli / Sooz Fotografie

[email protected]

POSTPRODUKTION BILD

Boris Gassmann

Fabian Widmer

ILLUSTRATION

Ian David Marsden

marsdencartoons.com

Patric Sandri

patricsandri.com

DRUCK

Swissprinters NZZ Fretz AG

CH-8952 Schlieren

swissprinters.ch

ANZEIGENLEITUNG

Patrick M. Widmer

[email protected]

Telefon: +41 (0)44 277 75 31

Rino Borini

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Telefon: +41 (0)44 277 75 32

MARKETINGLEITUNG

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[email protected]

Patrick M. Widmer

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Telefon: +41 (0)44 277 75 30

Fax: +41 (0)44 277 75 35

LESERMARKETING

Karin Ligorio

[email protected]

Telefon: +41 (0)44 277 75 30

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S039 BlackRock, S041/065 Club

25+, S059 Lyxor, S069 Chester-

field, S074 Swiss, S081 Hel-

vetas, S083 investchannel.ch,

S084 Royal Bank of Scotland

006

IMPRESSUM

Page 7: PUNKTmagazin Afrika

M ehr als sechs Milliarden Zuschau er (kumuliert) verfolgten die Fuss-

ball-Weltmeisterschaft im Jahre 2006 vor den Fernsehgeräten. Für das Turnier in Südafrika soll die Zahl noch einmal gesteigert wer-den. Der Fussball-Weltcup ist ein Fest für die Menschen und ebenso ein Fest für die Wirtschaft. Auch der Schwarze Kontinent profitiert zweifelsohne von der Grossveran-staltung. Doch der grösste Ertrag der Fussball-Weltmeisterschaft für Südafrika liegt wohl eher auf der gesellschaftlichen Ebene. Die Hoffnung auf einen ökonomi-schen Aufschwung ist eher gering, zumindest zeigte dies jüngst eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin. Infrastruktur als Dividende Rund 40 Milliarden Rand, um-gerechnet sechs Milliarden Fran-ken, hat sich der südafrikanische Steuerzahler die Ausrichtung des Spektakels nach Regierungsan-gaben kosten lassen. Ökonomen erwarten durch den Turnier-Ef-fekt im Frontier-Markt Südafri-ka eine Sonderkonjunktur von 0,2 bis 0,4 Prozent des Brutto-inlandprodukts (BIP). Das wären gerade mal fünf bis zehn Milli-arden Rand (0,7 bis 1,5 Milliar-den Franken). Für den südafrika-nischen Präsidenten Jacob Zuma bringt die Weltmeisterschaft aber einen wichtigen langfristigen Er-

folg, daher erläuterte er gegen-über der internationalen Presse: «Eine sehr offensichtliche Divi-dende der Weltmeisterschaft ist die Infrastruktur.»

Zürcher Geldmaschine Das grösste Fussballfest der Welt ist zugleich das grösste In-frastrukturprogramm in der Ge-schichte Südafrikas. Dazu zählen der Ausbau des Schienen- und Strassensystems sowie von Flug- und Schiffshafenanlagen. Diese Investitionen lohnen sich für das Gastgeberland nur dann langfris-tig, wenn ihre Nutzung einer brei-ten Schicht der Bevölkerung zu einem vertretbaren Preis ermög-licht wird. Gutes Geld verdienen tun aber viele andere, insbeson-dere der in Zürich domizilierte Weltfussballverband Fifa. Der Dachverband rechnet mit Einnahmen von vier Milliarden Franken. Die Fifa nimmt aus TV-, Sponsoren- und Hospitality-Gel-dern das Dreifache ihrer Kosten ein. Am Ende dürften für Joseph Blatter und seine Mannen ei-ne Milliarde Franken übrigblei-ben. Das ist viel Geld. Aber so si-cher wie das Amen in der Kirche war die Durchführung der Welt-meisterschaft auf dem Schwarzen Kontinent lange Zeit nicht. Die Fifa hat das Turnier im Vorfeld für 650 Millionen Franken abge-sichert.

Steuren Fehlanzeige Gröss-ter Versicherungsgeber ist mit 54 Prozent die Munich Re. Weil sich auch die Teams der Gastgeber und zahlreiche an dem Turnier beteiligte Unternehmen gegen di-verse mögliche Schäden abgesi-chert haben, schätzen Experten, dass die fällige Gesamtsumme im schlimmsten Falle über vier Milli-arden Franken betragen hätte. Das Geschäft kann sich lohnen. Bis-lang ging immer alles gut und so-

mit war es für die Versicherungs-branche stets ein gutes Geschäft. Die Fifa schwimmt regel-recht im Geld. In der abgelaufe-nen vierjährigen Finanzperiode (2007 bis 2010) hat der Verband 3,2 Milliarden Dollar (3,7 Milli-arden Franken) eingenommen. Allein der Verkauf der Medien-rechte brachte rund zwei Ein-nahme-Drittel. Dazu kamen Er-träge aus Marketing-Geschäften von über einer Milliarde Franken – Hospitality spülte fast 140 Mil-lionen Franken in die Kassen. Die Fifa profitiert aber auch von ihrem Sitz in der Schweiz. Der Fussballweltverband zahlt ebenso viele Steuern wie das In-ternationale Olympische Komi-tee: nämlich gar keine. Die Po-litiker in Bern wollen an diesem Sonderstatus nicht rütteln und argumentieren mit der wichtigen sozialen Rolle der internationalen Sportverbände.

Mehr Wirtschaft, mehr Gefahr Sport ist jedoch mehr als nur Fussball. Durch den kontinuier-lichen Anstieg der Professionali-sierung und Kommerzialisierung, wie aber auch der zunehmen-den Bedeutung des Breitensports, flies sen Milliardenbeträge in das System und manifestieren sich im Bruttoinlandprodukt. Eine Stu-die des hiesigen Bundesamts für Sport (BaSpo) analysierte die ge-samte Sportwirtschaft Schweiz und kam zum Schluss, dass dieses Gesamtsystem einen Beitrag von 1,8 Prozent ans BIP abwirft. Da-mit übertrifft die Wertschöpfung beispielsweise jene der Landwirt-schaft oder des gesamten Verlags- und Druckgewerbes. Sport bringt nicht nur Po-sitives zum Vorschein, Sport hat auch eine düstere Schatten-seite. So gibt es scheinbar kei-ne Sportart mehr, in der Doping noch keinen Einzug gehalten

hat. Leichtathleten dopen, aber auch Skispringer, Boxer und Ve-lorennfahrer sind, überspitzt ge-sagt, ohne Doping kaum noch leistungsfähig. Allein auf dem Dopingmarkt werden weltweit jährlich geschätzte 20 Milliarden Franken umgesetzt. Dabei kon-zentriert sich der Dopingkonsum nur zu einem Bruchteil auf den Leistungssport. Gemäss Experten nutzen zirka 30 bis 40 Millionen Menschen weltweit regelmässig Dopingpräparate. Eine weitere Gefahr lauert im Spielwettenbe-reich. Immer raffiniertere Mani-pulationsversuche gefährden die Integrität aller Sportarten. Und hier geht es ebenso um Millionen und Milliarden, leider.

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WORTERINOBORINI

Sport ist etwas Gutes. Sport begeistert Menschen und bringt sie zusammen. Sport bringt Geld. Sport schafft Arbeitsplätze. Sport fördert die Gesundheit. Kurzum: Sport schafft sowohl sozia­len wie auch wirtschaftli­chen Mehrwert.

007

punktmagazin.ch | No26/2010

RÜCKBLICK

Page 8: PUNKTmagazin Afrika

Garantin: The Goldman Sachs Group, Inc.; Rating der Garantin: A1 (Moody’s) / A (S&P®); Art der Garantie: unwiderrufliche, unbedingte Zahlungsgarantie; Emittentin: GoldmanSachs InternationalDieses Inserat stellt keinen Emissionsprospekt im Sinne von Art. 652a resp. 1156 OR dar. Dieses Inserat erscheint ausschliesslich zum Zweck der Information über die im Inserataufgeführten Produkte. Die Produkte qualifizieren nicht als Anteile einer kollektiven Kapitalanlage im Sinne des Bundesgesetzes über kollektive Kapital anlagen (KAG) und sinddaher auch nicht der Aufsicht der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) unterstellt. Die Anleger sind dem Bonitäts risiko der Emittentin bzw. der Garantin ausgesetzt.Anleger sollten vor Erwerb eines Produktes die Ausführungen im Termsheet und im Offering Circular, bestehend aus dem Programme for the Issuance of Derivatives (www.gold-man-sachs.ch/Programm) und dem jeweiligen Pricing Supplement zu den Chancen und Risiken (einschliesslich des emittenten- und gegebenenfallsproduktspezifischen Totalverlust risikos), lesen und etwaige Fragen mit einem Finanzberater besprechen. Sämtliche Angaben sind ohne Gewähr.Goldman Sachs Bank AG, Public Distribution, Münsterhof 4, Postfach, CH-8022 Zürich, Telefon: +41 (0)44 224 1144, Telefax: +41 (0)44 224 1020,www.goldman-sachs.ch, E-Mail: [email protected]© Goldman Sachs, 2010. All rights reserved.

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GS10322_250610_Punkt_08:addc 18.06.2010 17:01 Uhr Seite 1

Page 9: PUNKTmagazin Afrika

012 AFRIKAS BISSIGE

ZAHMHEIT Oftmals wird

Afrika gleichgesetzt mit

Armut, Korruption, Bür-

gerkriegen, hohen Aids-

Raten und unzähligen Ma-

laria-Toten ...

020 HEISSES INVESTITI-

ONSKLIMA In den meis-

ten Staaten südlich der Sa-

hara ist die politische Lage

instabil. Soziale Spannun-

gen, Konflikte …

023 VON DER STRASSE

ZUM HYPERMARKT Su-

permärkte nach westli-

chem Vorbild sind wichtige

Indikatoren …

024 DANK MOBILEM

ZEITGEIST AUS DER AR-

MUT Weltweit ist fast je-

der vierte Mensch online,

in Afrika sind es nicht ein-

mal sechs Prozent …

026 BRENNPUNKT AB-

FALL Abfallbewirtschaf-

tung, auch Waste Ma-

nagement genannt, ist

vielerorts unausgegoren ...

028 DRACHE BESIEGT

FLUCH Um die Entwick-

lung Afrikas zu fördern,

haben Europa und Amerika

eine Unmenge …

030 WASSER, AGRONO-

MIE, WOHLSTAND Der

Agrarsektor könnte für Af-

rika die Basis eines eigen-

ständigen Entwicklungs-

weges und eine ...

032 MEHR ALS STRAND,

BUSCH UND BALLSPIE-

LE Trotz politischen und

wirtschaftlichen Proble-

men befindet sich der Tou-

rismus in Afrika ...

034 NICHT JEDE HILFE

HILFT Klassische Ent-

wicklungshilfe hat in Afri-

ka nur teilweise gefruch-

tet, wenn nicht ...

In Bezug auf seine Länder, Sprachen, Eth-nien, Gruppierungen und Farben ist Afri-ka ein wahres Quodlibet. Das Kunterbun-te überträgt sich auch auf die Kunst. Nur schon die unzähligen Geheimbunde wie Poro (für Männer) und Bundu (für Frau-en) mit ihren kunstvollen Masken. So indi-viduell das Maskenwesen der Geheimge-sellschaften ist, gemein ist ihnen jeweils der ideelle Wert – und für gewisse Kunst-interessierte zunehmend der monetäre. Afrikanische Kunst geht aber weit über das Maskenwe-sen hinaus. Dr. Dirk Boll, Lei-ter Christie’s Schweiz, über die zentralen Eigenschaften: «Der westliche Betrachter ist in seiner Rezeption generell auf die Autorenschaft fixiert, eine Folge des Geniekults der Renaissance. Die afrikani-sche Kunst hingegen ist un-signiert, man kann die Wer-ke einer Region oder einem Stamm, aber in aller Regel nicht einem einzelnen Meister zuordnen. Inzwischen hat die kunsthistorische Forschung aber von diversen Künstlern eine Hand-schrift, das heisst Gestaltungs- und Aus-führungsmerkmale, identifiziert. Damit kann es Zuschreibungen zu einem Künst-ler geben, der aber nach wie vor anonym ist. Vor allem bei frühen Bronzearbei-ten ist die Ausführungsqualität überwäl-tigend, wenn man die Entstehungsepoche bedenkt – eine Überraschung für jeden, der romantische Ideen des ‹wilden Afri-ka› hat.» Überraschungen lieben wir doch

alle. Dessen für einmal ungeachtet, wie hat sich Afrika durch die Kunstbrille be-trachtet entwickelt? Und wie steht es um Nachfragetrends? Boll dazu: «Afrikani-sche Kunst wird seit über einem Jahrhun-dert gesammelt. In den letzten zwei Deka-den gab es starke Impulse für ihre Märkte. Einerseits stieg das Bewusstsein für den Einfluss afrikanischer Kunst auf Künst-ler der Moderne wie Picasso oder Braque. Anderseits gab es grössere Museums-

aktivitäten wie die Neupräsentationen in Berlin-Dahlem und London oder die Er-öffnung des Musée du quai Branly in Pa-ris. All das hat zu einer Interessens- und Nachfragezunahme geführt.» Rendite-jäger und monetäre Trophäensammler können sich afrikanische Kunstobjek-te übrigens ohne Gewissensbisse auf den Radarschirm holen. Denn (nicht nur) für sie hat der sympathische Kunst-Aficiona-do Boll eine Antwort parat, die wie See-

lenbalsam wirken dürfte: «Es ist an und für sich schwierig, die Entwicklung der Märkte für afrikanische Kunst abzuschät-zen. Die generelle Verknappung von Ob-jekten wird für Werke hoher Qualität mit grosser Wahrscheinlichkeit einen Wertzu-wachs bedeuten, denn die Zahl der Käufer steigt nach wie vor. Obgleich Sammler von ‹Arts Premiers› eher selten zeitgenössi-sche Kunst aus Afrika sammeln, wird das zunehmende Interesse der internationalen

Szene an nicht-europäischer, zeitgenössischer Kunst den Kontinent in den Fokus rü-cken. All das verspricht eine überdurchschnittliche Wert-beständigkeit.» Der in Zü-rich ansässige Deutsche ab-schliessend (und dabei den Stellenwert afrikanischer Kunst bei Christie’s ins Spiel bringend): «Afrikanische Kunst wird von Christie’s seit dem 19. Jahrhundert ver-steigert und ist ein klassi-sches Sammelgebiet für den kenntnisreichen, erpichten, weltoffenen und grenzüber-

schreitend denkenden Sammler. Unse-re englischen Kollegen würden vom soge-nannten Gentleman Collector sprechen, quasi ein Traumkunde. Zudem gibt es in diesen Sammlungen häufig auch Wer-ke der westlichen Kunst des 20. Jahrhun-derts, das wichtigste Gebiet der Kunst-märkte überhaupt. Nicht zuletzt ist das Feld der afrikanischen Kunst auch kom-merziell hochinteressant, wie Verkäu-fe im Millionenbereich zeigen.» CS

ROSIGE AUSSICHTEN FÜR AFRIKANISCHE KUNST DER AFRIKANISCHE KUNSTMARKT IST EINE NISCHE FÜR LIEBHABER. AUFSEHEN ERREGENDE ARCHÄOLOGISCHE FUNDE UND DAS FORTSCHREITENDE INTERESSE DES WESTENS KÖNNTEN IHM JEDOCH NEUE IMPULSE BESCHEREN.

Der Bierbrauer, der rund einen Fünftel seines Umsatzes in Südafrika generiert, ist 2002 durch die Fusion der South Af-rican Breweries und der Miller Brewing Company entstan-den. Mit 2009 über 210 Millionen verkauften Hektolitern Bier ist SABMiller nach Anheuser-Busch der zweitgrösste Brau-er überhaupt und grösster Afrikas (Marktanteil von 96 Pro-zent!). Dabei konzentriert sich der Konzern vor allem auf Län-der wie Südafrika, China und Kolumbien – über 90 Prozent der Gewinne werden dort erwirtschaftet. Möglich ist dies dank ausgeklügelten und vielfältigen Distributions systemen. Rund 17 Prozent des Ausschanks finden wie gesagt in Südafrika statt, wo der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch knapp 60 Liter be-trägt. Im Vergleich zum (Bierkonsum-)Weltmeister Tschechi-en, wo pro Jahr und Kopf fast 160 Liter getrunken werden, ist das nicht viel, doch laut Experten ist der südafrikanische Markt weitgehend gesättigt. Dies gilt jedoch nicht für den Kontinent-resten. Dort beträgt der durchschnittliche Bierkonsum gerade

mal sechs Liter. Das Potenzial nach oben ist riesig. In die-sen Ländern will SABMiller daher stark wachsen, was mit-tels bezahlbaren Alternativen zum vielerorts selber gebrau-ten Bier bewerkstelligt werden soll. Es wird geschätzt, dass der Schwarzmarkt in den zwölf Ländern, in denen der Kon-zern vertreten ist, viermal grösser ist als der offizielle. Über 40 Millionen Hektoliter sollen in den Hinterhöfen gebraut wer-den, was einem Umsatz von drei Milliarden Franken entsprä-che. Die Bierpalette in Afrika kommt einem bunten Blumen-strauss gleich. Über 45 verschiedene Marken werden geführt, so zum Beispiel das Safari aus Tansania, das «wahre Männ-lichkeit» definiert, oder das Chibuku aus Sambia, das in ei-nem weissen Tetra Pak daherkommt (Verwechslungsgefahr mit Milch?) und vor dem Konsum geschüttelt werden muss. Die Aussichten für die nahe Zukunft sind gut, zumal Bier-konsum nicht als hinterherhinkender, sondern als aktuel-ler Indikator für die Wirtschaftsentwicklung gilt. Prost! DF

(BIER­)WELTMARKT SÜDAFRIKABEI MULTINATIONALEN KONZERNEN HALTEN SICH VERKAUFSANTEILE AUF DEM AFRIKANISCHEN KONTINENT NORMALERWEISE IN GRENZEN. EINE AUSNAHME STELLT DER BIERBRAUER SABMILLER DAR.

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KURZ & BÜNDIG WIRTSCHAFTLICHES

Page 10: PUNKTmagazin Afrika

SÜSSGETRÄNKE UND MEDIZIN

Tritt man in den Afrika-Pavillon der zurzeit in Shanghai stattfinden-den Weltausstellung ein, macht al-les einen sehr entspannten, fast schon kühlen Eindruck. Gut 40 Staaten sind in der angenehm kli-matisierten Halle einträchtig ver-treten. Der Afrika-Pavillon weist zahlreiche Merkmale auf, die ge-radezu sinnbildlich für die viel-fältigen und überraschenden As-pekte des Schwarzen Kontinents stehen. Die Sammlung der Staa-ten ist thematisch überzeugend, gruppiert sind die Stände der ein-zelnen Länder nach soziokulturel-len Kriterien. Kriege, Grenzstrei-tigkeiten, Zwiste? Kennt man hier nicht. Waffenhandel, Frauenhan-del oder Drogen? Aber bitte, doch nicht bei uns. Auch sind die jewei-ligen Präsidenten nur spärlich mit Bildern in Jubelpose vertreten, ob-wohl in den Heimatländern ja be-

kanntlich die Devise gilt: Je we-niger Demokratie desto mehr Portraits des Staatschefs in den Strassen. Der afrikanische Pa-villon braucht weder Anti- noch richtige Helden. Dies im Gegen-satz zum Pavillon eines bestimm-ten mitteleuropäischen Landes, wo Besucher die Aussenministe-rin, den Chef des Branchenver-bandes aus dem Geldwechsler-gewerbe oder Nationalhelden auf Knopfdruck und in Lebensgrös-se sprechen lassen können. Da-für bietet Afrika zahlreiche Stän-de mit Kunstgewerbe, die sich von den Plastikkitsch-Souvenirs (made in China) der offiziellen Souvenir-Shops deutlich abheben. Norma-lerweise zieren solche Kunst- und Kultgegenstände die Wohnzimmer der wohlhabenden Einwohner der industrialisierten Länder. So ver-traut kann Fremdes sein. MN

Land Grabbing heisst salopp ausgedeutscht «Land an sich reissen». Der korrekte Terminus für den Vorgang lautet jedoch «ausländische Direkt­investitionen in die Landwirtschaft». Befürworter wie IFC (Weltbank­Able­ger) und FAO (UN ­Ableger) sprechen von einer Win­Win­Situation: der Bo­den wird genutzt, Arbeitsplätze werden geschaffen und Devisen fliessen ins Land. Kritiker hingegen sprechen von «Neokolonialismus» und wollen der Landverscherbelung einen Riegel vorschieben, denn abschreckende Bei­spiele gibt es zuhauf. So etwa Äthiopien, das in den vergangenen Jahren ge­mäss Denkfabrik The Oakland Institute über drei Millionen Hektar Land an ausländische Investoren verpachtete – obwohl das Land Millionen unter­ernährter Bürger aufweist und Nahrungsmittelhilfe bezieht. Da die produ­zierten Agrargüter mehrheitlich für den Export bestimmt sind, bleibt den Einheimischen oft nicht viel mehr als die Verrichtung von Hilfsjobs. Kriti­sche Stimmen meinen zudem, dass häufig nur korrupte Beamte, die das Land unter Preis verscherbelten, profitierten. Auch die Schweiz ist ihnen ein Dorn im Auge, denn Schweizer Firmen, zum Beispiel Addax Bioenergy, sind aktiv dabei. Die Bioenergiefirma hat in Sierra Leone für die nächsten 50 Jahre 10 000 Hektar gepachtet. Entschädigung pro Jahr und Hektar: zwölf Franken. Diese doch eher kleinen Beträge sind nur ein Aspekt. Ob der öko­nomischen Dimension darf nicht vergessen werden, dass Afrika ein spiri­tueller Kontinent ist. Land ist nicht einfach Land, sondern verfügt über eine fast schon mystische Bedeutung, stiftet Identität und beeinflusst die sozi­alen Strukturen. Landbesitzer verpachten ihr kostbares Gut nicht aus ei­ner Laune heraus, sondern aus Not. Gründe für den starken Anstieg des Land Grabbing sind in der Nahrungsmittelkrise von 2007 zu suchen, als sich die Preise für Grundnahrungsmittel praktisch verdoppelten. Von Lebens­mittelimporten anhängige Staaten wie China und Indien haben mehr denn je ein Interesse, ihre Grundversorgung selber sicherzustellen. Die Finanz­krise schliesslich hat das Ihrige getan, da Anleger seither vermehrt nach si­cheren Investitionen fährten. Und gegessen wird schliesslich immer. DF

BAUER, LANDLOS, SUCHT«LAND GRABBING» WIRD IMMER BELIEBTER. LAUT NICHTREGIERUNGS-ORGANISATION GRAIN WURDEN IN AFRIKA BEREITS ÜBER 20 MILLIONEN HEKTAR LAND AN AUSLÄNDISCHE INVESTOREN VERPACHTET.

DANK RIESIGEN INVESTITIONEN MACHT CHINA ZURZEIT IN AFRIKA VON SICH REDEN. UMGEKEHRT FINDET AUCH AFRIKA IN CHINA STATT, WENN AUCH NUR ALS PAVILLON AN DER WELTAUSSTELLUNG.

GETRÄNKEHERSTELLER COCA-COLA VERFÜGT IN AFRIKA ÜBER EIN VIELFÄLTIGES UND EFFIZIENTES DISTRIBUTIONSNETZ. DER ENGLÄN-DER SIMON BERRY SIEHT DARIN DIE MÖGLICHKEIT, MEHR ALS NUR SÜSSGE TRÄNKE ZU VERTEILEN.

VERTRAUTE FREMDE

Als Simon Berry 1988 in Sambia als Entwicklungs-helfer tätig war, wies das Land eine Kindersterb-lichkeit von rund 20 Prozent auf. Die Todesursa-chen waren oft leicht behandelbare Krankheiten wie Durchfall. Doch meist fanden billige und wirk-same Medikamente den Weg in die entlegenen Dörfer nicht. Berry merkte jedoch schnell, dass der Weg durchaus zu meistern war, denn einer schaffte es schliesslich immer: Coca-Cola. Das ausgeklügelte Netz müsste auch für die Vertei-lung von Medikamenten nutzbar sein, dachte sich der Engländer. Rund 80 Prozent wird in standardi-sierten Harassen transportiert, der Leerraum zwi-schen den Flaschenhälsen bleibt jedoch ungenutzt. Von Afrika aus versuchte Berry, seine Idee in die

Welt zu tragen, aufgrund der schlechten Kommuni-kationsmöglichkeiten jedoch scheiterte seine Kon-taktaufnahme mit Coca-Cola und die Idee versan-dete. Vorerst. Gut 20 Jahre später – Berry wohnte mit seiner Familie seit längerem wieder in England – publizierte er die Idee in seinem Blog sowie ei-nem Forum der BBC erneut. Dieses Mal wurde der Aufruf erhört, die BBC vermittelte und schliess-lich erhielt Berry in der Europa-Zentrale von Coca-Cola in Brüssel einen Termin. Mit einem Namen (ColaLife) und dem sogenannten Aidpod (eine Ei-generfindung, die es erlaubt, den Leerraum zwi-schen den Flaschenhälsen optimal zu nutzen) machte er sich auf den Weg. Die Idee gefiel, zusam-men mit der Academy for Educational Development

(AED) und den Logistikexperten von Coca-Cola wird dieser Tage ein Konzept erarbeitet, das in Tan-sania getestet werden soll. Eine grosse Herausfor-derung, sind doch in ganz Afrika rund 13 000 Dis-tributoren verantwortlich für die Verteilung an die etwa 450 000 Verkaufstellen. Welche Medikamen-te wohin gebracht werden sollen und wer die Ver-antwortung für deren Verteilung übernimmt, soll kein weltweit agierendes Hilfswerk und schon gar nicht Coca-Cola bestimmen, sondern lokal ansäs-sige Organisationen. Man fragt sich, was gewesen wäre, hätte Berry seinen Geistesblitz schon früher hartnäckiger verfolgt, denn gemäss WHO starben seit 1988 in ganz Afrika 30 Millionen Kinder allein an den Folgen von Durchfallerkrankungen. DF

010

KURZ & BÜNDIG

Page 11: PUNKTmagazin Afrika

Er ist bekannt für Narretei und Provokation, aber auch für Auf-sehen erregende Kunstaktionen: Kultregisseur und Theatermacher Christoph Schlingensief. Der ge-bürtige Deutsche hat nach über-standener (Lungenkrebs-)Erkran-kung einem neuen Projekt Leben eingehaucht. Er möchte in Burki-na Faso, eine Autostunde von der Hauptstadt Ouagadougou entfernt, ein Operndorf errichten. Kritiker heulen auf. Doch es ist kein Unding und auch kein Spass, sondern ge-mäss Eigenaussage Schlingensiefs ein «soziales Kunstprojekt». Ar-chitekt ist der lorbeergeschmück-te (Aga-Khan-Preis) Francis Ké-ré. Geplant ist eine kreisförmige Siedlung, in deren Mitte das Fest-

spielhaus steht. Rund um den Zen-tralbau gruppieren sich spiral-förmig weitere Gebäude. So zum Beispiel eine Schule, eine Kranken-station, Wohnungen, ein Restau-rant und Künstlerwerkstätten. Tau-sendsassa Schlingensief sammelte für das Projekt um die eineinhalb Millionen Franken. Er erachtet das Ganze übrigens nicht als Entwick-lungshilfe, denn die habe gewis-sermassen etwas Hoheitliches, etwas gnädig Gewährtes. Er hin-gegen erhalte etwas zurück, näm-lich den Reichtum fremder Kultu-ren sowie Kraft und Spiritualität der Menschen, die diese Kulturen hervorgebracht haben. «Von Afri-ka lernen» ist das offizielle Mot-to – tun wir es ihm doch gleich! CS

KULTUR IN DER EINÖDECHRISTOPH SCHLINGENSIEF PLANT IN BURKINA FASO DIE ERRICHTUNG EINES OPERNDORFES. TROTZ KRITIKEN DÜRFTE DAS KÜNSTLERISCH-SOZIAL GEPRÄGTE UNTERFANGEN VON ERFOLG GEKRÖNT SEIN.

Ursprünglich stammt die Monarchin aus Hamburg und heisst Cornelia von Wülfling. Seit ihrer Krönung 2007 wird sie auch Mamaga Nyonuviaga Akosua (zu Deutsch: Königin des Fortschritts) genannt, denn die 56-Jäh-rige regiert Alavanyo, eine Region des westafrikanischen Landes Ghana. Die agile Deutsche fand schon immer Gefallen an Afrika und bereist den Schwarzen Kontinent seit mehr als 20 Jahren. Schnell einmal begann sie, afrikanische Heilpflanzen nach Deutschland zu importieren, um da-mit Potenzmittel herzustellen. Einen stattlichen Teil des Gewinnes inves-tierte sie in die lokale Entwicklungshilfe, wodurch Kindergärten, Schulen, Mädchenwohnheime sowie ein Patenschaftsprojekt für fast 100 Kinder ins Leben gerufen werden konnten. Obwohl sie pro Jahr nur jeweils fünf bis sechs Mal einige Wochen in ihrem Königreich verbringt, ist das Le-ben der Monarchin in Afrika nicht immer einfach. Sie dazu: «Beim Ange-bot war ich zuerst fassungslos und wollte aus Angst vor der Verantwor-tung ablehnen. Dann ist mir aber bewusst geworden, dass ich als Königin den Menschen noch effektiver helfen kann. Inzwischen bin ich Oberhaupt mit dem grössten Hoheitsgebiet Ghanas.» Die Königin weiter: «In Ghana bin ich nie alleine, selbst wenn ich nur einen Schritt mache, ist mein Hof-staat dabei. Doch das stört mich kaum, ich zehre vor allem an der Dank-barkeit der Menschen. Denn das ist das schönste an meiner Arbeit.» CS

EINE GEBÜRTIGE DEUTSCHE REGIERT ÜBER MEHR ALS 200 000 UNTER-TANEN. TROTZ IHRER HAUTFARBE WIRD KÖNIGIN MAMAGA NYONUVIAGA AKOSUA VON IHREM VOLK VEREHRT.

KÖNIGIN DES FORTSCHRITTS

Für Stereotypisierte ist der Schwarze Kontinent auch heute noch oft Sy­nonym für Drogen, Gewalt, Armut, Kriege, Voodoo und (Frauen­)Beschnei­dungen. An den Klischees ist sicher etwas Wahres dran, doch sollte da­neben auch den unzähligen Akronymen, die Afrika mit sich bringt – in welcher Form auch immer – Augenmerk verliehen werden. OPEC, die Or­ganisation erdölexportierender Länder, gehört sicherlich zu den bekann­testen. In dieselbe Kategorie fallen UNO (Vereinte Nationen), IWF (Inter­nationaler Währungsfonds, auch bekannt unter IMF), OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), Unesco (Organi­sation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) und Unctad (Konferenz der Vereinten Nationen über Handel und Entwick­lung). In der Aufmerksamkeitsskala eher weiter unten befinden sich Aegis (Schweizer Afrikaforschung im europäischen Netz von Afrika

zentren), Codesria (Development of Social Science Research in Africa), Nepad (New Partnership for Africa’s Development) und MEND (Movement for the Emancipation of the Niger Delta). Währenddem letztere einen staatlichen Hintergrund aufweisen, kommt der Impetus für Apopo von einer Privat­person (Stichwort Social Entrepreneurship). Das vom Niederländer Bart Weetjens initiierte Projekt ist darauf ausgerichtet, Landminen aufzuspü­ren. Doch weder Mensch noch Maschinen stehen, nebst Minen natürlich, im Fokus, sondern unser aller Lieblinge: (speziell trainierte Helden­)Rat­ten. Sie verfügen über ein dem Menschen um Welten überlegenes Riech­organ und werden ihres niedrigen Gewichts wegen selten bis nie in die Luft gesprengt. Heldenratten können täglich ein bis zu 16 Mal grösseres Gebiet abgrasen als ein Mensch und erfüllen inzwischen sogar die Inter­national Mine Detection Standards. Die intelligenten Tiere leben im Schnitt acht Jahre lang, sind kostengünstig im Unterhalt und ausserdem dazu be­fähigt, sofern so trainiert, Tuberkulose (jede Sekunde infiziert sich ein Mensch mit ‹Morbus Koch›) zu erschnüffeln. Apopo wird inzwischen von Privaten und vom Staat finanziert, mit dem Jahresbudget von 1,5 Millio­nen Franken konnten schon hunderte von Menschenleben gerettet wer­den. Doch wie vielerorts gilt: Das ist noch immer weitaus zu wenig. CS

DUO INFERNALE – SYNONYM UND AKRONYMSYNONYME UND AKRONYME HABEN HOCHKONJUNKTUR. ZU RECHT, DENN HINTER IHNEN VERSTECKEN SICH OFT WUNDERBARE INSTITUTIO-NEN. SO ETWA DAS PROJEKT APOPO, WO GEWÖHNLICHE RATTEN ZUR MI-NEN- UND TUBERKULOSE-AUFSPÜRUNG ABGERICHTET WERDEN.

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WIRTSCHAFTLICHES

Page 12: PUNKTmagazin Afrika

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Page 13: PUNKTmagazin Afrika

Oftmals wird Afrika gleichgesetzt mit Armut, Korrupti-

on, Bürgerkriegen, hohen Aids-Raten und unzähligen

Malaria-Toten. Dieses Bild ist zwar nicht ganz falsch,

jedoch zu einseitig gezeichnet. Seit der Jahrtausend-

wende nämlich zeigt der Schwarze Kontinent ein ein-

drückliches Wirtschaftswachstum auf. Afrika ist über-

dies eine wahre Rohstoffherberge, ein fantastisches

Kunstkunterbunt und ausserdem demografisch inte-

ressant. Immer mehr und immer unterschiedlichere

Wege dürften künftig nach Afrika führen.

WORTERINOBORINI&CYRILSCHICKERPORTRAITELIASULLIMODELLARAOLJACA

ARRANGEMENT/MONTAGE/POSTPRODUKTIONFABIANWIDMER

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WIRTSCHAFTLICHES

TITELGESCHICHTE

Page 14: PUNKTmagazin Afrika

chon Anfang der 60-er Jahre trug der damalige US-Präsi-dent John F. Kennedy Afrika verbal auf Händen, als er sag-te, Europa sei Vergangenheit, USA Gegenwart und Afrika

die Zukunft. Horst Köhler, kürzlich zurückgetretener Bundespräsi-dent Deutschlands, spricht Afrika auf der Globalbühne ebenfalls ei-ne Schlüsselrolle zu: «Die Menschlichkeit unserer Welt entscheidet sich am Schicksal Afrikas.» Eine der renommiertesten Wirtschafts-zeitschriften, The Economist, hat Afrika schon länger auf dem Radar und attestiert dem sogenannten Schwarzen Kontinent ein beispiello-ses Wirtschaftswachstum. Die erfolgreiche englische Wochenlektüre prognostizierte un-längst, dass zu Anfang des neuen Jahrzehnts sieben der zehn am schnellsten wachsenden Nationen der Welt aus (Sub-Sahara-)Afrika stammen werden. Diese Ansichten kommen nicht von ungefähr: Afri-ka ist der zweitgrösste Kontinent der Welt, ungefähr so gross wie Europa, die USA und China zusammen. Mit gut einer Milliarde Menschen ist es dreimal so bevölkerungsstark wie ganz Westeuropa.

Positives wie Negatives Wirt-schaftlich betrachtet befindet sich der Kontinent auf einem noch nied-rigen Entwicklungsniveau. Afrika stellt zwar rund einen Fünftel der Weltbevölkerung, seine wirtschaft-liche Leistung macht aber gerade einmal drei Prozent der globalen Wertschöpfung aus. Das Bruttoin-landprodukt (BIP) liegt bei gerade mal 1,3 Billionen Franken – unge-fähr ein Zehntel des US-BIP. Auch der Vergleich mit Deutschland fällt ernüchternd aus. Obwohl unser Ländernachbar «nur» rund 84 Millio-nen Einwohner beherbergt, ist die Wirtschaftsleistung dreimal grösser als diejenige Afrikas mit seiner guten Milliarde Einwohner. Der «Frontier Market» hat in den letzten Jahren eine insgesamt be-eindruckende Entwicklung vollbracht und kann sich (nicht nur) in Sachen Wirtschaftswachstum mit dem Gros der hochgelobten Schwellenländer messen. Nach Angaben des Internationalen Wäh-

rungsfonds (IWF) legte die Wirtschaftsleistung seit 2000 jährlich um durchschnittlich fünf Prozent zu. Auch 2009, als die Weltwirtschaft um ein Prozent schrumpfte, wuchs diejenige Afrikas um 1,7 Prozent. 2010 dürfte laut IWF-Experten rund drei Prozent mit sich bringen. Selbstverständlich hat die Wirtschaftskrise ihren Schatten auch auf Afrika geworfen. Rückläufige (Rohstoff-)Exporte und geringere Ka-pitalzuflüsse wie etwa Auslandinvestionen führen alles in allem zu ei-ner Verschlechterung der makroökonomischen Bilanzen. Unter den 53 Staaten Afrikas, wovon 24 ein Mehrparteiensystem pflegen und über demokratisch gewählte Regierungen verfügen, gibt es kaum ein Land, das nicht auf westliche Finanzhilfen angewiesen ist. Am deutlichsten war der wirtschaftliche Einbruch 2009 im süd-

lichen Afrika, wo die Staaten weni-ger als zwei Prozent gewachsen sind. Damit lagen sie deutlich unter dem Bevölkerungswachstum von drei Prozent – das bereits niedrige Pro-Kopf-Einkommen fiel weiter. Dage-gen stieg die Arbeitslosigkeit. Afrika ist auch in der Moderne noch im-mer Sinnbild für traurige Gescheh-nisse, Unvermögen und sinistre Fatalitäten. Die allgemeine Wahr-nehmung ist geprägt von Hunger, von Elend, von Bürgerkriegen.

Keine Macht dem Klischee Der damit verbundene Negativeffekt liegt zementschwer auf den Schul-tern Afrikas. Das niederländische Forschungszentrum Fondad dazu: «... er hält westliche Entscheidungs-

träger davon ab, was sie in erster Linie und in aller Bescheidenheit hätten tun sollen: Afrikanischen Politikern helfen, um mit effizienten Massnahmen das Leiden der afrikanischen Bevölkerung zu beenden.» Selbstverständlich sind wir alle nicht gefeit vor Stereotypen, das of-fenbart in selbstkritischer Manier sogar einer der Fondad-Exponen-ten: «Ich gebe zu, dass ich selber nicht frei von Klischees über Afrika bin. Eines davon ist, dass ich oft denke: ‹lasst Afrika so werden wie wir, komplett kapitalistisch. Ansonsten werden sie nie fähig sein, sich auf der weltpolitischen und wirtschaftlichen Bühne zu messen›.» ¬

S I i e E n N A as

«ICH GEBE ZU, DASS ICH SELBER

NICHT FREI VON KLISCHEES BIN. EINES

DAVON IST: LASST AFRIKA SO WERDEN

WIE WIR, KOMPLETT KAPITALISTISCH.

ANSONSTEN WERDEN SIE NIE FÄHIG

SEIN, SICH AUF DER WIRTSCHAFT -

LICHEN BÜHNE ZU MESSEN.»

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TITELGESCHICHTE

Page 15: PUNKTmagazin Afrika

BIP

AUSLÄNDISCHE DIREKT-INVESTITIONEN (FDI)

BEVÖLKERUNG STADT BEVÖLKERUNG LAND

2007

in Mio. CHF / 2007

2008

2006

2008

GESUNDHEITSAUSGABEN

HAUPTEXPORTGÜTER

= 1000 CHF pro Pers.

= 1 MILLION

= 1 MILLION

= 10 CHF pro Pers.

FISCH

PLATINDIAMANT

GOLD

ERDÖL GAS

KAKAO

SESAM

GA

SG

AS

OLIVENÖL

KOBALT

MANGO

BAUMWOLLE

TABAK

ALUMINIUM MANGAN TITANIUM

Co

Ti

Pt

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KAFFEE

1

1

2

1

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11

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2

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2

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GA

SG

AS

1

2

3

13 30014 400

400

900100

700

800 300

6500

1

2GA

SG

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3

2

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Co

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-1700

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$$ $ $

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$

$

$ $ $ $ $ $ $ $

SÜDAFRIKA

ÄGYPTEN82 Mio. Einwohner

SEYCHELLEN80 000 Einwohner

DEM. REP. KONGO21 Mio. Einwohner

NIGERIA151 Mio. Einwohner

TANSANIA42 Mio. Einwohner

50 Mio. Einwohner

MALI13 Mio. Einwohner

SIERRA LEONE6 Mio. Einwohner

ANGOLA18 Mio. Einwohner

GHANA23 Mio. Einwohner

$

$

ANTEIL GLOBALE ROHSTOFF-RESERVEN

100%

80%

60%

40%

20%

0%

BIP-WACHSTUM(Real)

8%

7%

6%

5%

4%

3%

2%

1%

0%

-1%

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

*201

0

*201

1

*201

2

2002

2003

2004

2005

2006

2007

DIREKTINVESTITIONEN (FDI / in Mrd. CHF)

60

50

40

30

20

10

0

Platin

Diam

ant

Koba

lt

Phos

phat

Chrom Go

ld

Magn

esium Titan

Acke

rland Öl

Natur

gas

Quelle: UN, Unctad, IMF, Credit Suisse, African Economic Outlook

Afrika Welt *erwartet

DER GESAMTE KONTINENT

ZEHN AFRIKANISCHE LÄNDER IM FOKUS

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WIRTSCHAFTLICHES

Page 16: PUNKTmagazin Afrika

ren (Nigeria, Angola) oder von ihrer Rohstofffülle, sondern auch in solchen, die mit generell schlechten Bedingungen konfrontiert sind. Viele haben es geschafft, sich von einzelnen Branchen oder Export-produkten unabhängig zu machen. Als Beispiel sei Tansania erwähnt, das zwar noch immer stark in der Landwirtschaft zugegen ist, sich aber mit Tourismus zunehmend ein zweites Standbein aufbaut.

M & M, Mali und Mango Für zehn Prozent des BIP zeichnen inzwi-schen ausländische Gäste verantwortlich. Selbst die viel gescholtene Entwicklungspolitik – auch hierbei ist eine differenzierte Betrachtungs-weise unabdingbar – treibt immer wieder schöne Blüten. Mali, das zwi-schen Niger, Mauretanien, Burkina Faso und Algerien liegt, darf da he-rausgestrichen werden. Bis vor wenigen Jahren wurden hauptsächlich Baumwolle, Vieh und Gold ausgeführt. Die ebenso in Mali angebauten Mangos – sie zählen zu den hochwertigsten weltweit – konnten nicht exportiert werden, da der Früchtetransport zu teuer war. Über einen eigenen Meereszugang verfügt Mali nicht. Die Transportfähigkeit war erst gegeben, als mit Unterstützung der Weltbank ein innovatives Con-tainer-System eingeführt wurde. Seither stieg die jährliche Ausfuhrmenge um 25 Prozent. In Ton-nen ausgedrückt enterten im letzten Berichtsjahr fast 12 000 die Lan-desgrenze. Obige Beispiele repräsentieren kaum Afrika als Ganzes. Doch sie zeigen, dass etwas passiert und eingeläutete Änderungen greifen. Sala-i-Martin glaubt sogar, dass (zumindest Sub-Sahara-Af-rika betreffend) das eine UN-Millenniumsziel (Millennium Develop-ment Goals, MDG), die Beseitigung von Armut und Hunger, pünkt-lich erreicht werden kann. MDG beinhalten insgesamt sieben Ziele, unter anderem die Senkung der Kindersterblichkeit und die Gewähr-leistung von Schulleistung für alle Kinder.

Rohstoffe, aber nicht nur Der Bericht «The Millennium Develop-ment Goals» des African Economic Outlook, einer gemeinsamen Plattform der African Development Bank, dem OECD Development Centre und der UN Economic Commission for Africa, ist diesbe-züglich um einiges düsterer. Dort heisst es, dass die Ziele bis 2015 kaum zu erreichen sind (Ausnahmen stellen einzelne nordafrikani-sche Länder dar). Gründe seien einerseits das global schrumpfende Wirtschaftswachstum und andererseits generelle Preissteigerungen für Esswaren des täglichen Gebrauchs. Überdies trügen die Klima-kapriolen eine Mitschuld. Wie überall klaffen Expertenmeinungen auch in Bezug auf Afrika oft auseinander. Afrika ist aber nicht gleich

Damit ist gleich ein wunder Punkt ins Feld geführt worden. Denn der industrialisierte Westen neigt dazu, sein System auf jedwede andere Nation übertragen zu wollen – unabhängig der jeweiligen Historie. Xavier Sala-i-Martin, ein viel beachteter Wachstumstheoretiker, un-terstreicht diese Aussage in seiner an der New Yorker Columbia Uni-versity veröffentlichten Studie «The African century: Namibia as a pacesetter». In dieser zeichnet der spanische Wirtschaftsprofessor ge-meinsam mit Co-Autor Maxim Pinkovskiy ein völlig neues Bild von Afrika. Er betreibt dabei keine Augenwischerei, und selbstverständ-lich ist Blutweinen völlig richtig, wenn man Schauergeschichten lesen muss, in denen mehr als 500 Christen von muslimischen Nomaden regelrecht gemeuchelt werden.

Sinkende Armut, steigendes Einkommen So geschehen Anfang 2010 in Nigeria. Doch ist es immer einfach, zu kritisieren und nur das Schlechte zu sehen. Scheuklappen stehen Pferden gut, uns Men-schen nicht. Exemplarisch für die vielerorts als spektakulär bezeich-neten Studienergebnisse darf Mosambik aufgeführt werden. Das süd-ostafrikanische Land – über die «Strasse von Mosambik» kommt man auf den Inselstaat Madagaskar – hat einen Strukturwandel vollzogen, der seinesgleichen sucht. Seit 1992 sind um die 1200 Staatsfirmen pri-vatisiert worden, die jährlichen Wirtschaftswachstumsraten lagen in jüngerer Vergangenheit nie unter acht Prozent und die Kindersterb-lichkeit ging innert Kürze um 40 Prozent zurück. Allgemein vollzieht sich in Afrika ein kaum beachteter, aber ra-santer wirtschaftlicher Aufholprozess. Davon profitiert nicht nur die korrupte Elite. Besonders wenig betuchte Nationen südlich der Sa-hara haben Mitte der 90-er Jahre eine einschneidende und anhalten-de Trendwende eingeläutet respektive vollzogen. Stagnation auf brei-ter Front, das war einmal. Die durchschnittliche Wirtschaftsleistung der insgesamt 48 untersuchten Länder wächst seither unentwegt. Das Pro-Kopf-Einkommen beispielsweise ist zwischen 1995 und 2006 von kaum 2000 auf über 2400 Franken gestiegen. Zum Thema Armut sagt Sala-i-Martin: «Sie sinkt in Afrika viel schneller, als alle glauben. Die positive Entwicklung ist bemerkens-wert.» Bemerkenswert ist vor allem, dass die Armut nicht nur in Staa-ten zurückgeht, die von ihrer günstigen geografischen Lage profitie-

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TITELGESCHICHTE | AFRIKAS BISSIGE ZAHMHEIT

Page 17: PUNKTmagazin Afrika

Bild 01: Auch wenn HIV allgegenwärtig ist, wissen nur

wenige Afrikaner wirklich etwas über das tödliche Virus.

Bild 02: Düster präsentiert sich die Lage vielerorts,

dennoch hat das Lachen oft Hoch-

konjunktur. Ein fröhliches Damen-

trio bei der Verarbeitung von «shea

nuts». Bild 03: Diese charmante

Vogelperspektive treibt wohl jedem

Ornithologen die Schamesröte ins

Gesicht. Zu sehen ist der stark aus-

getrocknete Faguibine-See.

Afrika. Der Kontinent muss differenziert betrachtet werden. Des Wei-teren ist zu berücksichtigen, dass der Wirtschaftsaufschwung seit etwa 15 Jahren besteht. Die in den letzten zwei Dekaden entstandenen politi-schen Fortschritte vieler afrikanischer Länder blieben nur Rahmenbe-dingungen für den Aufstieg. Der wirkliche Hintergrund für die Erfol-ge ist vielmehr die Hausse der Rohstoffpreise wie auch -nachfrage. Der Kontinent ist gesegnet mit Bodenschätzen. So finden sich beispielswei-se unter den zehn weltgrössten Erdölproduzenten gleich drei Afrikaner: Angola, Nigeria und Algerien. Nigeria weist die grössten Erdölressour-cen Afrikas auf und überholt damit wesentlich bekanntere Erdölländer wie Brasilien oder Kasachstan. Somit wird klar, dass Erdöl das wichtigste Exportprodukt Afrikas ist – per Ende 2007 mit einem Anteil von beinahe 50 Prozent. Gold (25 Prozent der globalen Bestände), Metallerze wie Zink, Magnetit, Wolf-ram und Diamanten (50 Prozent der Weltreserven) machen einen wei-teren Mammutanteil aus. Auch wenn der Rest vergleichsweise klein ist, überzeugt die Vielfalt der Ausfuhrgüter. Das sind unter anderem Ni-ckel, Kobalt, Silber, Kupfer, Zement, Olivenöl, Tabak, Kaffee, Meeres-tiere, Titan, Vanille, Tee, Sesam, Zucker, Kautschuk, Nüsse, Sesam und Aluminium. Nicht minder überzeugend zeigt sich Afrikas Exportmen-genwachstum (2003 bis 2007), das per annum gut 34 Prozent betrug.

Ungleich gefüllte Waagschale Die Schattenseite der (Rohstoff-)Me-daille ist, dass der Reichtum ungleich verteilt ist. Manche Länder ha-ben kaum Commodities, während man bei anderen quasi nur mit ei-nem Löffel ein wenig Erde abschöpfen muss, um darauf zu stossen. Rohwaren bergen zudem die Gefahr der Begünstigung gewisser Anti- Strukturen: extreme Bürokratie, Vetternwirtschaft, Ausbeutung von Menschen, Missbewirtschaftung fruchtbarer Ländereien. Inzwischen sickern Rohstoff-Einnahmen auf unterschiedlichste Art und Weise auch in andere Wirtschaftsbereiche durch. Aber man darf sich nicht

täuschen lassen. Der Schwarze Kontinent hängt am Rohwaren-Tropf. Rund 80 Prozent aller Exporte aus Afrika sind Rohstoffe oder verwandt mit den Rohwaren. Doch welche Treiber werden zukünftig dafür be-sorgt sein, einen weiterhin flotten Anstieg der Wirtschaftsleitung zu ge-währleisten? Einer der stärksten ist sicher das «Land des Lächelns». Die chinesische Wiederentdeckung Afrikas fand just dann statt, als die Ein-flüsse anderer Grossmächte ständig zurückgingen. Mit der Wiederent-deckung der weltpolitischen und wirtschaftlichen Bedeutung Afrikas begann die Regierung in Peking, dem Kontinent mehr politische, wirt-schaftliche und diplomatische Aufmerksamkeit zu widmen. Mittlerweile leben in Afrika um die 800 000 Chinesen, alleine in Namibia sind es mehr als 10 000. Viele Strassennamen stehen dort längst auch in Mandarin geschrieben. Die Schilder wurden von der Regierung Chinas als Ausdruck des intimen Verhältnisses zwischen den beiden Staaten gestiftet. Einige mögen sich zu Recht fragen, wes-halb denn China derart (strategisch) stark mit Afrika verschach-telt ist. Das Reich der Mitte hat ein starkes Interesse, den Kontinent nach chinesischer Art und Weise zu industrialisieren, zu moderni-sieren. China sichert sich auf Jahrzehnte hinaus Anteile der schier unerschöpflichen Rohstoffvorkommen, liefert im Gegenzug nicht nur Arbeitskräfte und Know-how, sondern investiert auch kräftig in die afrikanische Infrastruktur und bearbeitet einen weiteren Ab-satzmarkt für Konsumgüter. In der letzten Dekade stieg das chine-sisch-afrikanische Handelsvolumen jährlich um 30 Prozent, alleine zwischen 2000 und 2008 hat es sich verzehnfacht – auf um die 120 Milliarden Franken.

Harsche Gefahren, keine Frage Die gewieften Chinesen möchten aber nicht nur ihren Rohstoffhunger stillen. Sie sind ebenso darauf erpicht, möglichst rasch mit der immer kaufkräftiger werdenden Mit-telschicht anzubandeln. So haben etwa chinesische Plastiksandalen ¬

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WIRTSCHAFTLICHES

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Eingang in jedes afrikanische Dorf gefunden und damit das alltägli-che Erscheinungsbild auffallend verändert. China ist jedoch nicht der Einzige Afrika-Interessent. Der Frontier-Markt steht hoch oben in der Gunst unzähliger global operierender (Konsum-)Güterhersteller. Der im Mai 2010 veröffentlichte Global-Investor-Bericht der Credit Suisse unterstreicht diese Aussage. Unternehmen wie Reisehändler Dufry, Tabakkonzern British American Tobacco, Luxusgüterfirma Riche-mont oder Lebensmittelgigant Danone seien in Afrika sehr gut auf-gestellt. Das gilt ebenso für das Mammutkonglomerat Nestlé mit sei-ner «Popularly-Positioned-Products-Strategie». Sie alle profitieren (nebst Rohstoff-Boom und kaufkräftigem Bin-nenmarkt) von florierenden Hauptindustriezweigen wie Tourismus und Landwirtschaft. So zukunftsträchtig alles auch ist, besteht doch auch ein gewaltiges Negativ-Potenzial. Die Hochsee-Piraterie, deren

Epizentrum in Somalia liegt, ist nur eine der unzähligen Gefahren. Da-zu gehören ebenso Bürgerkriege, wobei diese bezüglich Anzahl rück-läufig sind. Kindersoldaten, Korruption, Armut, Frauenbeschneidun-gen, Sklaverei und Krankheiten fallen ebenso in diese Kategorie. Ein nicht zu unterschätzendes Ungemach ist überdies der Bildungsmangel. Und die Bildungsflucht. Denn wenn ein Afrikaner über eine gute Bil-dung verfügt, ist der erträumte Schritt ins Ausland nur einen Katzen-wurf von der Realität entfernt. Speziell Exponenten aus dem Gesund-heitswesen, Lehrer und Ingenieure emigrieren ins Ausland. Laut United Nations Development Programme käme es zwischendurch soweit, dass es – Sierra Leone ist ein Beispiel – in gewissen Ländern Afrikas weniger einheimische Ärzte vor Ort als im Ausland gäbe.

Die wirkliche Afrika-Story Für jeden, ob Tourist, Anleger, Lehrer oder Allgemeinwissensdurstiger, gilt es, Pro und Kontra abzuwägen. Das heisst, jeder soll sich ein eigenes Afrikabild zeichnen. Es soll be-tont sein, dass die Gefahren in, mit und um Afrika nicht aus Zucker-watte sind. Handkehrum soll man sich nicht dahinter verstecken und den Kontinent unüberlegt verballhornen. Mit Afrika ist zu rechnen, sowohl kurz-, mittel- als auch langfristig. Dafür dürfte – zusätzlich zu all den bereits erwähnten Positivpunkten – das gigantische Bevöl-kerungspotenzial sorgen, Stichwort Demografie. Das Durchschnittsalter der fünf bevölkerungsreichsten Nationen Afrikas (Nigeria, Ägypten, Äthiopien, Kongo, Südafrika) mit einer Gesamtbevölkerung von gut 424 Millionen Menschen beträgt 20,3 Jahre. Das ist unglaublich niedrig. Helvetien weist beispielsweise ein durchschnittliches Alter von 41 Jahren und Deutschland gar von 43,8 Jahren auf. Man muss also kein Prophet sein, um zu erkennen, wo die Zukunft liegt – sofern sich die bisherige Entwicklung in Zukunft wei-ter positiv fortsetzt. Sind wir nicht alle ein bisschen Afrika?

AFRIKOHOL Gemäss Adrian Botha hat Afrika ein Alkohol­problem wie jeder andere Kontinent oder jedes andere Land auch. Botha ist Execu­tive Director von ARA, der Industry Association for Re­sponsible Alcohol Use. Wirft man gemeinsam mit Botha einen Blick auf die World Drink Trends 2005, so sieht man, dass der Deutsche 10,2 Liter pro Kopf und Jahr rei­nen Alkohol (Umrechnungs­wert, der als Vergleich he­rangezogen wird) getrunken hat, der Südafrikaner deren 4,6. Herr und Frau Schwei­zer, diesmal gemäss Eidge­nössischer Alkoholverwal­tung (EAV), konsumierten im selben Jahr 8,5 Liter reinen Alkohol. Dass die Lage in Af­rika aber dennoch nicht ro­sig ist, zeigt auf die eine Sei­te Bothas finstere Miene und auf die andere Seite seine

darauf folgende Antwort: «Jedoch, und das kommt von der Apartheid her, be­steht ein riesiger Schwarz­markt.» Marktkenner und Experten schätzen, dass je­der fünfte Alkoholkauf unter der Hand geschehe. Extrem gefährlich seien insbeson­dere die Surrogate, also der nicht ganz vollwertige Alko­hol, der mitunter stümper­haft selber hergestellt wird. Selbstverständlich muss die Alkoholindustrie trotzdem nicht darben, schliesslich ist (Süd­)Afrika ein viel beach­teter Fleck auf der Wein­landkarte. Mammutkonzerne wie SABMiller, Distell Group Ltd. und Brandhouse – letz­terer ist ein lokaler Distribu­tionskanal, der mit Diageo und Heineken zusammen­spannt – sind die dominan­ten Marktteilnehmer. Die an der Johannesburg­Stock­

Exchange gelistete Distell Group Ltd. beschäftigt über 4000 Mitarbeiter und unter­hält Marken wie Klipdrift, Durbanville Hills und Neder­burg. Brandhouse verfügt laut Botha über eine Beleg­schaft von knapp 1000 Per­sonen. Sie sorgen dafür, dass Brands wie etwa John­nie Walker, Smirnoff, J&B, Jose Cuervo, Baileys und Amstel auf dem Schwarzen Kontinent beliebt (­er) wer­den respektive weiterhin be­liebt bleiben. Dies wird vor allem bei ausländischen Bieren nicht sonderlich schwer sein, denn inländi­sche Traditionsprodukte dürfen einen 3,5­Prozent­Alkoholwert von Gesetzes wegen nicht übersteigen. Apropos (Alkohol­)Gesetze, davon gibt es einige in Afri­ka. Unter anderem den «Ea­stern Cape Liquor Act 10 of

2003». Dieser verbietet ei­gentlich Trunkenheit als sol­che, denn angesäuselt darf man nicht sein auf der Stras se, in Gassen, in La­gerhäusern, in Einkaufszen­tren, auf öffentlichen Plät­zen, in Parks, auf den Märkten, in Parkhäusern, im öffentlichen Transportwe­sen, in Kaffees, in Restau­rants, auf Rennbahnen, an Unterhaltungsorten (was auch immer damit gemeint ist) und, jetzt kommts: «any other premises or place to which the public is granted access». Bleibt also nur noch zu hoffen, dass das ei­gene Privatgrundstück ir­gendwo alleine in der Wüste oder im Dschungel liegt. Oder man trinkt zeitlebens nur noch Kaffee, Rooibosch­Tee, Mangosaft, Wasser und wem es schmeckt: Kokos­nussmilch. Lecker!? CS

Verschiedenste Videobeiträge zum Thema Afrika sind zu finden unter:

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TITELGESCHICHTE | AFRIKAS BISSIGE ZAHMHEIT

Page 19: PUNKTmagazin Afrika

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Page 20: PUNKTmagazin Afrika

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Page 21: PUNKTmagazin Afrika

In den meisten Staaten südlich der Sahara ist die politische Lage instabil.

Soziale Spannungen, Konflikte und Korruption sind an der Tagesordnung

und trüben das (Investitions-)Klima. Politische Instabilität und eine unge-

wisse Sicherheitslage sind für viele ein arg rotes Tuch, des Rätsels Lösung

heisst Diversifikation.

n den letzten drei Dekaden entwi-ckelte sich die Wirtschaft afrika-nischer Länder südlich der Sahara

im Vergleich zu anderen unterentwickelten Weltregionen (Asien ex China, Zentral- und Südamerika) langsamer. Afrika errang im Jahre 2006 innerhalb der Gruppe der Low Developed Countries anteilsmässig nur gera-de mal 1,8 Prozent aller Weltexporte respek-tive 1,5 Prozent der Importe. Die UNO und die Weltbank indes versu-chen, die wirtschaftliche Entwicklung Afri-kas zu forcieren. Über die Heilmethoden sind sich alle klar: Verringerung der Armut, öko-nomische Reformen, Schuldenreduktion, re-gionale Integration und die Diversifikation von Volkswirtschaften. Die Kreditvergabe knüpfen beide Institutionen an Massnah-men, die entwicklungshemmende soziale und politische Spannungen lindern sollen.

Die für die wirtschaftliche Entwicklung nötigen politischen Veränderungen ge-hen aber nur schleichend voran. Viele Staa-ten bemühen sich jedoch, mit demokra-tischen Strukturen eine solide politische Ordnung herzustellen. Obwohl demokrati-sche, Heil bringende Regierungsformen je-weils eine starke Zustimmung in der Bevöl-kerung geniessen, mangelt es zunächst an ausgegorenem Demokratieverständnis. Die «Volksherrschaft» wird auf ein Wahlsystem reduziert, das politische Führer mit Ämtern beschmückt und Individuen als aneinander-gereihte Marktteilnehmer sieht. Indes feh-len klare demokratische Regeln und eine or-ganisierte Zivilgesellschaft. Forscher sehen den mangelnden Meinungspluralismus (Ein-bezug unterschiedlicher Positionen) als ent-scheidendes Element im Heilungsprozess. Es erstaunt kaum, dass Wahlen sehr oft in Auf-stände oder gar Bürgerkriege und militäri-sche Interventionen münden. ¬

WORTEVALERIOBONADEIBILDMARTINHARVEY

S I i e E n N A as

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AUF DEN PUNKT WIRTSCHAFTLICHES

Page 22: PUNKTmagazin Afrika

Die Schwäche afrikanischer Regierungen äus sert sich insbesondere in der Korruption. Kürzlich alarmierte die Weltbank, dass die ausufernde «stille Korruption» (Vernachläs-sigung von Pflichten durch Staatsbedienstete) die Ausbreitung der Armut fördere.

Akzeptierte Korruption In mehreren Afrika-Staaten kommt unter anderem die Bildung zu kurz, weil Lehrer bis zu 25 Prozent ihrer Ar-beitszeit versäumten. Im Gesundheitsbereich könnten durch eine Verbesserung dieser eher unspektakulären Korruptionsart viele To-desfälle durch Krankheit vermieden werden. Auch in der Landwirtschaft sind die Folgen deutlich sichtbar. Nur wenige Bauern verwen-den Dünger, da dieser meist von minderwer-tiger Qualität sei. Laut Report der Weltbank enthalten 43 Prozent der in Schwarzafrika hergestellten Düngemittel nicht die notwen-digen Nährstoffe, da Produktion und Vertrieb mangelhaft kontrolliert würden.

Die Weltbank – sie berichtet regelmässig über die Lage in Entwicklungsländern – ist allerdings selbst in die Kritik geraten. Ge-schäftsführer der Nichtregierungsorganisati-on Development Gap, Doug Hellinger, wirft der Kreditinstitution vor, zur Verschärfung der Probleme beigetragen zu haben. Die Bank habe Afrika Strategien des Nordens überge-stülpt und damit die Ausbreitung von Kor-ruption begünstigt. Darlehen seien so lan-ge zurückgehalten worden, bis die Länder die von der Weltbank vorgeschriebenen neolibe-ralen Strukturanpassungsprogramme voll-ständig umgesetzt hätten. Die dadurch voran-getriebene Privatisierung von Unternehmen und der Abbau von Zöllen hätten vor allem Firmen aus Industriestaaten Vorteile ver-schafft, kritisiert er. Korrupte Praktiken seien kulturell be-dingt, also eine Folge der Schenk-Kultur. In Afrika sei es völlig normal, dass man Staats-

dienste mit Nebenleistungen abgelte. Die Ak-zeptanz korrupter Praktiken ist auch mit Um-fragen belegt. Von rund 100 000 befragten Afrikanern finden es 37 Prozent mindestens verständlich, wenn ein Beamter öffentliche Aufträge an Freunde und Bekannte vergibt. 23 Prozent finden es in Ordnung, wenn die-ser Beauftragte keine genügenden Qualifika-tionen für die Auftragserfüllung hat. 21 Pro-zent können nachvollziehen, dass ein Beamter zusätzliche Zahlungen für eine Dienstleistung verlangt, die zu seinem Job gehört. Der zitierte Kilian Reber von der UBS sieht in der Korrup-tion eine grosse abschreckende Wirkung für Investitionen: «Korruption ist in Afrika, vor allem in den sub-saharischen Ländern, leider noch immer weit verbreitet und wird nicht von heute auf morgen verschwinden.»

Konflikte und Bürgerkriege Zwischen 1990 bis 2005 wurden in 23 afrikanischen Staaten über 284 Milliarden Dollar für bewaffnete Konflikte ausgegeben. Dies entspricht ein-einhalb Mal den Ausgaben für Bildung und Sicherheit respektive 15 Prozent des afrikani-schen Bruttosozialprodukts. Vielerorts leite-ten Militärdiktaturen ihre Legitimation von marxistischen Ideologien ab. Auch in der Be-völkerung überwiegt die Ansicht, dass militä-rische Gewalt das beste disziplinierende Mit-tel und ein effizientes politisches Instrument sei. Die Opferzahlen sind haarsträubend: 3,3 Millionen Menschen starben alleine im ruan-dischen Genozid 1994. Die Anzahl indirek-ter Opfer durch die ökonomischen und so-zialen Folgen ist rund 14 Mal höher. Für die Forscher Diamond, Linz und Lipset hängen sämtliche Konflikte mit ethnischer Zersplit-terung, schwachen politischen Strukturen, Legitimationsdefiziten, unterminierten lo-kalen Institutionen, staatlichen Monopolen über der ökonomischen Entwicklung und schwach ausgeprägten privatwirtschaftlichen Strukturen zusammen. Auch die Beendigung von einigen Bür-gerkriegen, wie etwa in Angola, Mosambik, Sierra Leone und Liberia, hat die Besorgnis über zunehmende Gefahren neuer bewaffne-ter Konflikte nicht gelindert. Instabilität ist vor allem im wieder aufgeflackerten Span-nungsfeld zwischen Äthiopien und Eritrea, der Auseinandersetzung in der Demokrati-schen Republik Kongo*, den Staatsstreichen in Mauretanien und Guinea sowie der tiefen politischen Krise auf Madagaskar zu erwar-ten. Mitunter haben die aktuellen Proteste rund um die Verteuerungen von Lebensmit-teln die Regierungen von Burkina Faso, Äthi-opien, Kamerun, Elfenbeinküste und Senegal in Bedrängnis gebracht.

* Die Demokratische Republik Kongo ist nicht zu

verwechseln mit der Republik Kongo (vormals

Mittelkongo respektive Volksrepublik Kongo).

Bild 01: Als hätte Korruption Widerhaken, die afri-

kanische Gesellschaft bringt sie einfach nicht los. Das

gilt auch für den Ort Chipata, Sambia. Bild 02: Mut-

ter und Kind auf der Flucht von den toxischen Klauen

Robert Mugabes, dem präsidialen Schreckensherrn.

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AUF DEN PUNKT | HEISSES INVESTITIONSKLIMA

Page 23: PUNKTmagazin Afrika

Supermärkte nach westlichem Vorbild sind wichtige Indikatoren für den Zustand einer Infrastruktur. Denn sie funktionieren nur mit ausgebauten Transportwegen sowie einer guten Strom- und Wasserversorgung. Afrika hat Aufholpotenzial.

se eta blieren. Die Entwicklung hängt auch von den Direktinvestitionen der vier Super-marktketten Massmart, Pick n Pay, Shoprite und Spar in den einzelnen Ländern ab. Das Management von Massmart gibt sich selbstbewusst. «Wir haben gesehen, dass es in jeder grösseren afrikanischen Stadt Nachfra-ge nach einem Supermarkt gibt», meinte Fi-nanzchef Guy Hayward anlässlich des letzten Analystengesprächs, «aber wir haben auch gesehen, dass ein breites Warenangebot wich-tiger ist als die Konzentration auf verderbli-che Lebensmittel, die bei Pannen aufgrund der schlechten Infrastruktur verderben kön-nen.» Älteren Schweizer Konsumenten mag das bekannt vorkommen. Das wichtigste westliche Vorbild von Shoprite? «Migros, na-türlich!»

Z wischen Abrechnungen und Einstel-lungsgesprächen findet Anton Wa-genaar, Chef von Shoprite, einem

der grössten Supermärkte in Nigerias Haupt-stadt Lagos, die Zeit für eine kurze Betriebs-führung. Spätestens beim zweiten Regal je-doch verlieren die raren westlichen Besucher die Orientierung – und den Bezug zum Land sowieso. Hypermärkte wie diesen hat Shoprite be-reits in Südafrika aufgebaut – jetzt soll Nige-ria erschlossen werden. «Unser grösstes Pro-blem ist die Verbesserung der Supply Chain», dämpft Wagenaar die hohen Erwartungen in Westafrika. «Im Retailhandel kumulie-ren sich alle Infrastrukturprobleme und -lü-cken des Kontinents», sagt Kirsty Laschinger, ihres Zeichens Analystin bei Investec, einem Broker aus Südafrika. Sie weiter: «Denn hier braucht man allwettertaugliche Strassen für die Distribution und den Kundenzugang, ei-ne gute Stromversorgung für Kühlung und Kassensysteme und eine Wasserversorgung für die Nebenbetriebe wie Restaurants.»

Mammutanteile für Nigeria und Südafrika Wo diese Voraussetzungen fehlen, ist es laut einem Bericht der Weltbank teilweise einfa-cher und billiger, Lebensmittel zu importie-ren. Bis heute dominieren auf dem Kontinent die fliegenden Strassenverkäufer. In grösseren Dörfern und urbanen Gebieten werden sie ergänzt durch kleine Lebensmittel geschäfte. «Auf die Supermärkte, so wie wir sie kennen, entfällt erst zehn Prozent des Umsatzes», er-klärt Laschinger weiter, «und alleine auf Ni-geria und Südafrika entfallen 160 Milliarden Franken. Dies entspricht rund 53 Prozent des gesamten afrikanischen Supermarkt-Lebens-mittelumsatzes.» Lediglich in Südafrika gibt es dank der In-frastruktur auch ein Supermarktsystem, das sich mit vergleichbaren aufstrebenden Län-dern wie den Philippinen, Mexiko oder Chi-le messen kann. Aber auch hier wird erst jeder sechste Rand für Lebensmittel im Su-permarkt ausgegeben. Es mutet paradox an, dass auf dem Kontinent mit der schlechtesten Verkehrsinfrastruktur, welche die Mobilität überall behindert, mobile Zahlungsdienste via Handy mit dem SIM-Guthaben als Bank-konto- und Debitkartenersatz vergleichswei-se weit verbreitet sind. Für Supermärkte sind solche Systeme wichtig – denn erst sie er-

möglichen die Abkehr von der Tauschwirt-schaft. Über 70 Prozent der Einwohner leben in Reichweite einer Basisstation. Aber ledig-lich ein Viertel der Bewohner verfügt zu Hau-se über elektrischen Strom. Gemäss einem im Mai 2010 veröffentlich-ten Bericht der Weltbank müssten in Afri-ka über eine Dekade jährlich 93 Milliarden Franken investiert werden, um auf das Ni-veau der aufstrebenden Länder Asiens zu ge-langen. Zum Vergleich: China investierte in den letzten 20 Jahren sowohl gemessen an der eigenen Wirtschaftskraft als auch an den ab-soluten Geldbeträgen mehr als das Doppel-te. Wichtigste Schwachpunkte des Kontinents sind laut dem jüngsten Bericht der Africa In-frastructure Country Diagnostics (AICD) die Energie- und die Wasserversorgung so-wie das Verkehrs system. So muss mehr als ein Fünftel der Bevölkerung von Kamerun, Gha-na, Mauretanien, Niger oder Tansania mehr als zwei Kilometer bis zur nächsten sauberen Trinkwasserquelle laufen.

Migros, natürlich! «Es ist verführerisch, die rasche Entwicklung, die wir in anderen auf-strebenden Regionen der Welt gesehen haben, auch auf Afrika zu übertragen», warnt La-schinger. Und sie ergänzt: «Wir gehen deshalb davon aus, dass dieser Infrastruktur-Aufbau-prozess mit Supermärkten erst mittelfristig die grossen Städte erreicht.» Denn neben der Infrastruktur mit Strassen, Strom- und Was-serversorgung muss sich auch eine Mittelklas-

VON DER STRASSE ZUM HYPER- MARKT

Die an der Börse Südafrikas (JSE) gelistete Ge­

mischtwarenladenkette Shoprite trat auch schon in

den indischen Markt ein. Für einmal war eine Shop­

rite­Aktion aber nicht erfolgreich. Shoprite erwirt­

schaftete jüngst eine Umsatzrendite von fünf Pro­

zent, womit sie vielerorts seinesgleichen sucht.

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AUF DEN PUNKT WIRTSCHAFTLICHES

Page 24: PUNKTmagazin Afrika

Weltweit ist fast jeder vierte Mensch online, in Afrika sind es nicht einmal sechs Prozent der Bevölkerung. Dafür besitzt jeder zweite Erwachsene ein Handy. Auf dem Schwarzen Kontinent ist das Mobiltelefon das wichtigste digitale Werkzeug überhaupt. Der afrikanische Mobiltelefonmarkt verfügt denn auch über die welt-weit höchsten Wachstumsraten. Eine Erfolgsgeschichte, die sich weiter fortset-zen dürfte.

auch die Wirtschaft – eine Wachstumsspirale entsteht. Eine Studie der renommierten Har-vard University besagt, dass Menschen mehr verdienen, wenn sie Zugang zu einem Handy erlangen. So haben zum Beispiel Fischer in Südindien rund acht Prozent mehr Gewinn erzielt, nachdem sie damit begonnen hatten, mögliche Käufer für ihren Fang unterwegs mit mobilen Telefonen zu kontaktieren. Ins gleiche Horn bläst eine Studie der London Business School aus dem Jahre 2005. Diese besagt, dass pro zehn zusätzliche Mobiltelefone auf 100 Personen das Bruttoinlandprodukt eines Lan-des um 0,5 Prozent höher ausfällt.

Gesättigtes Europa In den vergangenen 15 Jahren haben sich die afrikanischen Mobile-Betreiber ungleich innovativer gezeigt als et-wa europäische oder nordamerikanische. Mittlerweile haben auch internationale An-bieter den bedeutenden Zukunftsmarkt ent-deckt. Während die Märkte in Europa sowie den Vereinigten Staaten gesättigt sind und die Auflagen der Regulatoren die Margen sinken lassen, sehen Telekombetreiber wie Vodafone, Vivendi oder auch die spanische Telefónica neue Wachstumsquellen durch Zukäufe in Emerging- und Frontier-Märkten. Die Weltkonzerne reiben sich bereits die Hände, jedoch ist ein heftiger Konkurrenz-kampf entbrannt. Jüngst sagte der neue Chef von France Télécom dem Nachrichtendienst Bloomberg, sein Unternehmen werde mittels Zukäufen in den Regionen Westafrika und Nahost in den nächsten fünf Jahren knapp zehn Milliarden Franken investieren. Der Markt ist in Bewegung, im vergangenen März verleibte sich die indische Bhartie Airtel die af-rikanischen Telekomtöchter der kuwaitischen Holding Zain ein, Kaufpreis: rund neun Milli-arden Franken. Auch Vivendi hatte sich für Zains Afrika-Geschäft interessiert, wegen des hohen Preises aber abgewinkt. Vivendi kaufte stattdessen die brasilianische GVT. Das Ringen um den afrikanischen Mobil-funkmarkt hat erst richtig begonnen. Platz-hirsche wie MTN oder Orascom kämpfen um ihre Position gegenüber neuen Wettbewer-bern aus Europa. Für den Schweizer Riesen Swisscom ist Afrika übrigens kein Thema. «Aufgrund unserer strategischen Ausrichtung ist kein Wachstum in afrikanischen Ländern geplant. Wir beschäftigen uns mit den dorti-gen Märkten nicht intensiv genug», liess der nationale Telefonkonzern verlauten.

«mobile Geld». Dessen Siegeszug begann be-reits im März 2007, als der Anbieter Sa-faricom ein Angebot lancierte, das Geld-transfers per Mobile erlaubte. Vorher mussten oftmals lange Reisen angetreten werden, um an Bargeld zu kommen. Es wurde etwa von Verwandten oder vom Ehemann per Post in die nächste Stadt geschickt, Überfälle waren an der Tagesordnung. Durch den Verzicht auf Bargeld ist diese Gefahr deutlich gesunken. Inzwischen werden sogar Löhne mit dem Handy bezahlt. Das Verfahren ist denkbar einfach. Der Kunde lässt sich registrieren, be-kommt eine Nummer und ein Passwort und verfügt damit über ein (Geld-)Konto. Ist Guthaben vorhanden, kann er von zu Hause oder unterwegs Überweisungen tätigen. Für Ein- und Auszahlungen sorgen konti-nentweit lizenzierte Service-Shops wie Tank-stellen, Internet-Cafés oder Lebensmittel-geschäfte. Die südafrikanische First National Bank betreut bereits über 1,4 Millionen Kun-den, die ihr Handy für Bankgeschäfte nutzen. Eine rasante Nachfrage erlebt dieser Dienst derzeit in Kenia, wo ihn – bei seinen 40 Mil-lionen Einwohnern – bereits über zehn Milli-onen Kunden nutzen. In allen Schwellenlän-dern zusammen könnten Mobilfunkanbieter bis 2012 gemäss dem Weltverband der Mobil-funkunternehmen, GSM Association, mit Fi-nanztransaktionen via Handy an die 7,9 Mil-liarden Franken verdienen. Alleine der grösste afrikanische Anbieter MTN hat welt-weit eine Zielgruppe von rund 1,7 Milliarden Menschen ohne Bankzugang im Visier.

600 Millionen Neukunden Der afrikanische Mobilfunkmarkt ist der am schnellsten wach-sende überhaupt, die Raten sind doppelt so hoch wie auf dem Weltmarkt. Viele Unterneh-men wollen sich die Handy-Revolution zunut-ze machen. Angesichts einer Penetrationsrate von erst 40 Prozent ergibt sich ein Potenzial von rund 600 Millionen Neukunden. Diesem Potenzial kommt eine expandierende Wirt-schaft entgegen. Zwei Effekte dürften das Wachstum des afrikanischen Telekommarkts weiterhin beflügeln. Erstens wächst mit stei-gendem Einkommen die Zahl der Kunden, auch für die neue Mittelschicht wird Telefo-nieren erschwinglich. Zweitens geben beste-hende Kunden bei steigendem Wohlstand mehr Geld für Telekomdienstleistungen aus. Der intensivere Gebrauch und die damit verbundene Effizienzsteigerung stimuliert

W ährend hierzulande verzweifelt neue Geschäftskonzepte für den Mobilfunk gesucht werden und

täglich zweckmässige und auch weniger sinn-volle Applikationen für Smartphones entste-hen, ist das Handy in Afrika ein – wenn nicht das – (Überlebens-)Instrument des Alltags-lebens. Viele Bewohner des Schwarzen Kon-tinents haben für unser Verständnis sehr fremde Herausforderungen zu meistern. Die Mobilfunktechnologie erweist sich dabei als wichtigster Entwicklungshelfer. Wie keine andere Erfindung ist das Mobile auf Afrika mit seiner mangelhaften Infrastruk-tur – die Strassen sind schlecht, es mangelt an Fahrzeugen und ein Festnetz fehlt oft gänzlich – zugeschnitten. Die Vereinten Nationen sehen die Verbreitung mobiler Telekommunikation in ar-men, strukturschwachen Regionen als einen wichtigen Schritt zur Beseitigung der Armut. Wer Zugang zu Kommunikationsmedien hat, dem eröffnen sich auch wirtschaftliche Chancen.

Achtung Elefanten! So lassen sich Bauern in Kenia beispielsweise per Kurzmitteilung vor Elefanten, die ihre Ernte bedrohen, warnen. Farmer und Fischer informieren sich über Marktpreise und können so ihre Lagerhaltung und Verkäufe weitaus profitabler als zuvor or-ganisieren. In Nigeria bekommen Jobsuchen-de die neusten Stellenanzeigen per SMS und in Südafrika nutzen die weniger Betuchten die «call me»-Funktion, mit der sie gratis bis zu fünf Kurzmitteilungen pro Tag versenden können. Der Grund ist einfach: Der Empfän-ger wird um Rückruf gebeten, somit erspart man sich den Anruf, falls auf der Karte nicht genügend Guthaben vorhanden ist. Der Radius an Einsatzmöglichkeiten geht weiter: Ägyptische Aktivisten nutzen das Mo-biltelefon seit Jahren, um ihr Engagement für Menschenrechte zu koordinieren. Per Handy vernetzen sie sich in Echtzeit, Videos von Folte-rungen werden innert Kürze ins Internet ge-stellt. Auch die Politik hat die Mobiltechnologie für sich entdeckt: Bei der Präsidentenwahl in Ghana Ende vergangenen Jahres waren Handy-Kurznachrichten der Kandidaten an die Wäh-ler ein beliebtes Wahlkampf-Instrument.

Mobiles Geld In Afrika werden Handys noch für ganz andere Dinge genutzt. Eine be-sonders erwähnenswerte Innovation ist das

DANK MOBILEM ZEITGEIST AUS DER ARMUTWORTERINOBORINIBILDFABIANWIDMER

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Abfallbewirtschaftung, auch Waste Management genannt, ist vielerorts unaus­gegoren oder gar nicht vorhanden. Während die Schweiz als gutes Beispiel vo­rangeht, hinken Schwellenländer und Frontier­Märkte oft sträflich hinterher. Das bevölkerungsreiche und handygeile Afrika liegt stark im Fokus, doch Schuld an den afrikanischen Unzulänglichkeiten haben auch andere Regionen.

M an könnte meinen, selbst das schreibtechnische Wühlen im Ab-fall täte die Sinnesorgane arg stra-

pazieren. Doch weit gefehlt. Abfallbewirt-schaftung alias Waste Management kennen wir nur schon auf der Mikroebene – und das scheinbar sehr gut. Wühlt man im Bundesamt für Umwelt (Bafu) herum, sieht man relativ rasch, dass Schweizer Haushalte (und zuwei-len das Gewerbe) ausserordentlich darauf er-picht sind, Abfall zweckmässig zu entsorgen. Dies ermöglicht denn auch eine grössten-teils wunderbare Wiederverwertung. Vom entsorgten Altpapier wurden 2008 beispiels-weise 82 Prozent rezykliert, vom entsorgten (Hohl-)Glas über 325 000 Tonnen, das ent-spricht knapp 95 Prozent des Landesver-brauchs. Die Liste lässt sich beliebig fortset-zen, ändert sich aber im Grossen und Ganzen nicht. Mutter Helvetia zeigt sich diesbezüg-lich in einem löblich-schönen Kleid.

WEEE und Empa im Fokus Was man von vielen anderen Nationen, allen voran Schwel-lenländern und Frontier-Märkten, kaum be-haupten kann. Viele von ihnen haben sich aus fast jedweder Sicht als wahrhaftige Wachs-tumsraketen in den Weltfokus gerückt. Das Rampenlicht haben sie oft verdient und sie sehen derart «bestrahlt» auch oftmals pracht-voll aus. Aber eben, nicht immer, denn ge-rade im Bereich der Abfallbewirtschaftung ähneln diese Regionen einem Hinkebein. Besonderes Augenmerk verdient WEEE, das Akronym für Waste Electrical and Electronic Equipment. Laut Daniel Ott, Project Mana-ger an der Forschungsanstalt Empa und ope-rativer Leiter diverser e-waste-Projekte, ist damit jedes Gerät gemeint, das mittels Kabel oder Batterie mit Strom versorgt werde und das Ende der Lebensdauer erreicht habe. Un-ter anderem ICT-Equipment wie Computer, Mobiltelefone, Bürogerätschaften und Con-sumer-Elektronik wie Fernseher, iPod/iPad, HiFi-Anlagen sowie Haushaltgeräte fallen in diese Kategorie. Die Frage nach der Gigantomanie dieses Marktes erwidert Ott mit einem deutlichen Nicken und lässt tief einblicken: «Das Markt-wachstum für elektronische Produkte hat in den letzen Jahren wirklich gigantische Aus-masse angenommen. Man spricht allgemein von der ‹biggest industrial expansion of the history›. So kam der Handel mit ICT-Gütern 2004 auf erstaunliche acht Prozent des ge-samten Welt-BIP. Logischerweise leiden zur-zeit auch die Elektronik-Märkte unter den

Folgen der globalen Wirtschaftseinöde. Sie erholen sich im Normalfall aber auch wieder sehr schnell, etwa deshalb, weil unterdessen rund die Hälfte der ICT-Produktion aus Ent-wicklungs- und Schwellenländern kommt.»

600 Wachstumsprozente Waste-Manage-ment-Spezialist Ott komplettiert: «Zudem haben diese Länder in Sachen Nachfrage das grösste Wachstumspotenzial. Jene Märk-te sind nicht einmal zu zehn Prozent ausge-schöpft, gerade was Computer betrifft. Jedes zweite Gerät wird in einem Entwicklungs-land verkauft, 15 Jahre davor waren es jedes achte. Hinsichtlich der Anzahl Internet -User sieht man, dass Lateinamerika zwischen 2000 und 2007 mit 600 Prozent klar das stärkste Wachstum vorzuweisen hatte. Im Bereich Mobiltelefonie ist die Verbreitung auf allen

Kontinenten erstaunlich, sei es Lateiname-rika, Asien oder Afrika.» Apropos Afrika, in Bezug auf die globale e-waste-Problematik stünde der Schwarze Kontinent, so Ott, ganz im kritischen Zentrum. Kritik müssten sich aber auch andere ge-fallen lassen. Ott dazu: «Einige Industriestaa-ten liefern containerweise alte Elektrogeräte etwa nach Nigeria oder Ghana, die wiede-rum an den meist Bietenden weiterverkauft werden. Viele der Produkte sind jedoch nicht mehr reparaturfähig, geschweige denn funk-tionstüchtig. Sie werden informell und un-sachgemäss ‹ausgeschlachtet› oder verbrannt. Entstehen tun dadurch oft hochgiftige Emis-sionen. Die USA, ebenso gewisse Exponenten Europas, verschärfen das Ganze durch ‹le-ckende› oder schlichtweg fehlende e-waste-Systeme.» Es ist zwar von Teilen Europas die Rede, doch kann man die Schweiz (auch da) als Paradebeispiel heranziehen. Daniel Ott ist derselben Meinung: «Man kann mit gu-tem Gewissen behaupten, die Schweiz ist in

dieser Thematik ein absolutes Pionierland.» Wir seien die einzige Nation, die zuerst das System gehabt hätte und erst dann ein da-mit korrespondierendes Gesetz. Andernorts werde in der Regel zuerst ein entsprechendes Gesetz durchgeboxt, welches schliesslich das System erzwinge.

Ein Klang für Götter Was sich für helveti-sche Ohren anhört wie ein Klang für Göt-ter, bedarf mehr Informationen. Der Exper-te ohne gross Luft zu holen: «Der Bund hat sich dafür entschieden, dem Privatsektor (al-so Herstellern und Importeuren) möglichst viel Spielraum zu gewähren, falls dieser ein freiwilliges und effizientes System aufbaut. Durch die Verordnung über die Rückgabe, die Rücknahme und die Entsorgung elek-trischer und elektronischer Geräte (VREG) wurde jedoch im Nachhinein noch der ge-setzliche Rahmen dazu gegeben. Ein solch ‹wohlwollendes Korsett› haben die meisten anderen Länder nicht. Konkret betrachtet sind es vor allem südeuropäische Länder, die am weitesten fortgeschritten sind.» Abfallbewirtschaftung, speziell e-waste-Management, werde im Gleichschritt mit den Technologiesprüngen aber immer komplex-er. Entsprechend, so der Empa-Exponent, sei das Ganze zu einer Art Management sekun-därer Ressourcen und seltener, sprich stra-tegischer Metalle geworden. Viele Nationen, insbesondere Entwicklungsstaaten, hätten im Vergleich zur Schweiz (unter anderem auch die USA sowie Japan), wo nur schon die Elek-troschrottbewirtschaftung zirka 1500 Ar-beitsplätze geschaffen hat, denn auch keine adäquaten (Hilfs-)Mittel zur sachgerechten Handhabung. Wir alle tun also gut daran, uns nicht immer an die Fersen neuester Elektro-nikgeräte zu heften. Auf dem Schulplatz wird man deshalb vielleicht noch verprügelt, in der Berufswelt höchstens ein wenig verspot-tet. Doch blaue Augen können sexy sein und ein bisschen Hohn ist auch ganz schick.

BRENN-PUNKTABFALL

In der Schweiz bezahlt jeder Käufer eines Elek­

trogerätes eine vorgezogene Recycling­Gebühr,

sie deckt die sachgemässe Geräteentsorgung ab.

Folglich kann es in Elektronik­Fachgeschäften

und Sammelstellen der Gemeinden gratis zurück­

gegeben werden. Die «Producer Responsibility

Organisations» SWICO und SENS senden Altgerä­

te zu zertifizierten Elektroschrott­Recycling­Fir­

men, wo die verschiedenen Materialien getrennt

und die resultierenden Stoffströme weiterver­

wendet werden.

WORTECYRILSCHICKERBILDLISAROBINSON

FAKTEN, DIE BERÜHREN Schweizweit fallen per annum über 100 000

Tonnen e-waste an. Lateinamerika zeichnet 2015 für geschätzte

120 000 Tonnen e-waste verantwortlich. Weltweit beträgt das jährliche e-waste-Mas-

siv zirka 50 Millionen Tonnen.

Zwischen 1994 und 2004 wurden rund 500 Millio-nen PC zu Abfall. Nimmt man an, dass jedes Ge-rät auch über Prozessor und Monitor verfügt und reiht man diese Gerätschaften aneinander, er-gibt das einen sechsspurigen «Gürtel» rund um den Erdball.

Quelle: Empa

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punktmagazin.ch | No26/2010

AUF DEN PUNKT WIRTSCHAFTLICHES

Page 28: PUNKTmagazin Afrika

DRACHE BESIEGT FLUCH

Um die Entwicklung Afrikas zu fördern, haben Europa und Amerika eine Unmen-ge Entwicklungshilfe geleistet, diese ist aber nicht über alle Zweifel erhaben. Die neuen Ritter dagegen investieren auf verschiedene Art und Weise, doch effizient. Ein Wirtschaftsmärchen erster Güte.

Es war einmal ein Kontinent. Gar nicht so weit weg lag er, bloss ein Mittelmeer von dem unseren entfernt. Ein riesiger

Kontinent, ganze 30 Millionen Quadratkilo-meter gross. Er beherbergte 53 Reiche, von de-nen einige tatsächlich noch einen König hat-ten. Sagenumwoben üppig an Rohstoffen war dieser Kontinent, nicht nur an Erdöl und Sil-ber, auch an Kupfer und Gold. Selbst Diaman-ten und Uran liessen sich ohne weiteres aus dem Boden graben.

Finsterer Fluch Wer jetzt denkt, dieser Kontinent, Afrika genannt, hätte dank sei-ner Bodenschätze glücklich und fröhlich in den Tag hinein gelebt, irrt. Das Gegen-teil war der Fall. Denn ein finsterer Fluch lag auf Afrika. Hunger, Kriege und Krankhei-ten, Dürren sowie ethnische und religiöse Konflikte hatten den Kontinent erschüttert und verarmen lassen. Zuletzt konnte nicht einmal mehr das göttliche Geschenk der Bodenschätze die Menschen erfreuen. Viele von ihnen mussten (und müssen noch im-mer) im Elend leben. Die Wirtschaftsweisen, auch Experten genannt, schätzen, dass nur jeder fünfte Afrikaner Zugang zu Strom hat – in ländlichen Gebieten ist es gerade noch jeder fünfzigste. Es fehlt an sauberem Trinkwasser, Schu-len, Krankenhäusern und befahrbaren Stras-sen. Bloss 19 Prozent von ihnen sind asphal-tiert. Rund 2500 Flughäfen soll es auf dem Kontinent geben – für den regulären Lini-

enverkehr sind kaum 170 geeignet. Europä-er und Amerikaner versuchten das Elend der Bewohner Afrikas zu mildern. Geschätzte zwei Billionen Franken an Entwicklungshilfe sendeten sie in den letzten 50 Jahren. An der Lebensqualität der Menschen änderte sich aber wenig. Die Lage blieb hoffnungslos.

Hoffnung aus dem Osten Doch nun sind drei strahlende Ritter am afrikanischen Ho-rizont erschienen, die ihr Glück im Kampf ge-gen Afrikas Fluch versuchen wollen. Jung sind sie, beweglich und aufstrebend, anders als Eu-ropa und Amerika haben sie noch keine Fett-polster angesetzt. Über Wüsten und Täler bis auf die Spitze des Kilimandscharo erschallen ihre ruhmreichen Namen: Indien (das Tapfe-re), Brasilien (das Kühne) und der grösste und mächtigste Ritter von allen: China (der Dra-che). Während westliche Staaten die Hände in den Schoss legen und darauf warten, dass Af-rika sich selbst des Fluchs entledigt, zaudern China und seine Mitstreiter nicht. In den kommenden drei Jahren will allein das Reich der Mitte ausgewählten afrikanischen Staaten mit Krediten in der Höhe von zehn Milliarden Franken unter die Arme greifen. Eine weitere Kredit-Milliarde geht an lo-kale kleine und mittelgrosse Firmen. Gleich-zeitig hat China angekündigt, 31 afrikani-schen Ländern ihre bisherigen Schulden stark zu reduzieren oder sogar ganz zu erlas-sen. Weitere Entwicklungsschübe kommen von chinesischen Unternehmen. Allein im vierten Quartal 2009 haben diese in Afrika Investitionen in der Höhe von 20 Milliarden

WORTEDIMITRIGAWRISCHBILDFABIANWIDMER

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AUF DEN PUNKT

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Franken getätigt – drei Mal mehr als im Jahr zuvor. Die Chinesen setzen alles daran, die Infrastruktur auf Vordermann zu bringen. So asphaltieren sie Strassen, errichten Brü-cken, Kraftwerke und Häfen, verlegen Eisen-bahnlinien, bauen Schulen und Spitäler.

Made in China Chinesische Firmen liefern günstige Waren des täglichen Bedarfs wie Kleidung und Unterwäsche, Schuhe, Koffer und Taschen, Matratzen, Kinderwagen, Spiel-zeug, Fahrräder und Motorräder, Plastikge-schirr und -eimer. Selbst Kofferradios «made in China» finden in Afrika reissenden Absatz. Damit schliesst China erfolgreich eine Markt-lücke, denn die meisten westlichen Produkte sind für Afrikaner unerschwinglich, und für die eigene Produktion fehlen oft Know-how und Kapital. Der Einsatz macht sich für China bezahlt. Waren im Wert von 56 Milliarden expor-tiert der asiatische Riese jährlich nach Afrika. Auch Afrika erzielt dank China-Unterstüt-zung Fortschritte. Mit einer durchschnittli-chen jährlichen Wachstumsrate von 5,6 Pro-zent gehörte der Kontinent in den letzten zehn Jahren zu den am schnellsten wachsen-den Regionen der Welt.

Das moderne Rittertum Doch das chinesi-sche Engagement hat für Afrika auch Schat-tenseiten. Bei modernen Rittern ist es leider üblich, nicht einzig aus Edelmut zu han-deln, sie verlangen nach einer Gegenleistung. Und was hat der verarmte Kontinent wirt-schaftlich anderes zu bieten als seine kost-baren Rohstoffe, nach denen die ganze Welt und eben vor allem China lechzt? Angola hat mittlerweile Saudi-Arabien und den Iran als Chinas wichtigste Erdöllieferanten abgelöst. Zudem haben sich staatliche chinesische Erd-ölkonzerne Förderrechte in Nigeria gesichert. Mit geschätzten Reserven von 35 Milliarden Barrel verfügt das Land nach Libyen mit 44

Milliarden Barrel über die zweithöchsten Erdölreserven Afrikas. Auch Eisenerz, Kupfer, Gold, Mangan, Chrom, Platin und Kobalt aus afrikanischen Minen erfreuen sich in China einer grossen Beliebtheit. Allein 2008 gab China fast 60 Mil-liarden Franken aus, um sich Rohstoffquel-len zu sichern, vorrangig in Afrika, Australien und südasiatischen Staaten. Aus diesem Blick-winkel betrachtet erstaunen Chinas Investi-tionen in die Infrastruktur nicht. Irgendwie müssen die geförderten Bodenschätze ja ab-transportiert werden. Selbst das drohende Pro-blem der weltweiten Nahrungsmittelknappheit geht China offensiv an. Aus gutem Grund. Auf das Fünftel der Welt bevölkerung, das in China lebt, kommen lediglich neun Prozent der welt-weiten Ackerflächen. Heute stehen einem Men-

schen im Weltdurchschnitt 0,25 Hektar Acker-land zur Verfügung. Bis ins Jahr 2050 dürfte sich die Erdbevölkerung auf über neun Milli-arden erhöhen, so dass nur noch 0,19 Hektar einen Menschen ernähren müssen.

Agronomie ad absurdum China ist ein Rit-ter der Superlative – auch was Landkäufe be-trifft. So hat der Riese kürzlich drei Millionen Hektar Land im Kongo erstanden. Aus Sambia sollen bald weitere zwei Millionen Hektar bes-ten Ackerlandes in chinesischen Besitz überge-hen. Und das auf einem Kontinent, wo 43 von 53 Ländern nicht in der Lage sind, für eine aus-reichende Ernährungs situation zu sorgen. Ih-ren Gipfel erreicht die Absurdität im Sudan, freilich vorerst ohne chinesische Beteiligung. Die sudanesische Regierung hat vor kurzem 1,5 Millionen Hektar Farmland für 99 Jah-re an Golfstaaten, Ägypten und Südkorea ver-pachtet. Dabei ist der nordafrikanische Staat der grösste Hilfsempfänger der Welt, fast sechs Millionen Menschen überleben nur dank den Nahrungslieferungen aus dem Westen. Chinesische Billigwaren machen den loka-len afrikanischen Produzenten zunehmend den Garaus. Auch der Kleinhandel wird nach und nach von China dominiert. Grund dafür sind Chinesen, die im Schlepptau des Geldes nach Afrika gekommen sind. Als das Han-delsvolumen vor zehn Jahren noch rund zehn Milliarden Franken betrug, lebten etwas über 100 000 Chinesen in Afrika. Heute werden Waren und Rohstoffe im Wert von 107 Mil-liarden umgesetzt, und in Afrika zählt man bereits über 800 000 Chinesen. Durch Dum-pingpreise und ihren Arbeitseifer verdrän-gen die umtriebigen Asiaten die lokale afri-kanische Konkurrenz immer mehr. Zaghaft versuchen sich Afrikaner gegen die Invasi-on zu wehren. Aber der chinesische Ritter ist zu mächtig. Und aus serdem wird er noch ge-braucht, denn der afrikanische Fluch ist noch immer nicht besiegt.

AUCH AUSTRALIEN MISCHT MIT Australische Minenunternehmen wie Rio Tinto sind immer öfter in Afrika tätig. Über 20 Milliarden Fran-ken haben australische Firmen bisher in af-rikanische Rohstoffprojekte investiert. Dank ihrer Expertise rangieren sie im Bereich der Exploration neuer Rohstoffvorkommen hinter Südafrika und Kanada mittlerweile auf Platz drei. Fuss gefasst haben die Australier erst-mal im entwicklungsstarken Südafrika, von wo aus sie dann weiter nach Mosambik, Ke-nia und Sambia expandiert haben. Zu namhaf-ten Projekten australischer Firmen in Afri-ka gehört das Mbalam-Projekt von Sundance Resources zur Förderung von Eisenerz in Kamerun. Riverside Mining fördert Kohle in Mosambik, während Ferrum Crescent für eine Milliarde Franken in Südafrika ein Roheisen-werk errichten will. Doch Illusionen über die Rolle Australiens auf dem afrikanischen Kon-tinent sollte man sich nicht machen. Wie Peter Drysdale, Professor an der Nationalen Univer-sität in der Hauptstadt Canberra, weiss, fliesst der Grossteil der Rohstoffe, die Australien in Afrika fördert, schnurstracks nach China.

Bild 01: Chinesische Produktdo-

minanz im angolanischen Luanda.

Viele der Immigrierten essen nur die

gewohnten Leibspeisen und sprechen

ausschliesslich ihre Muttersprache.

Bild 02: Das notwendige Material

inklusive Humankapital kommt aus

dem Reich des Lächelns. Diese Eisen-

bahnstrecke ist 500 Kilometer lang.

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WIRTSCHAFTLICHES

Page 30: PUNKTmagazin Afrika

Der Agrarsektor könnte für Afrika die Basis eines eigenständigen Entwicklungs-weges und eine Alternative zur Abhängigkeit von mineralischen und fossilen Roh-stoffen bilden. Denn die Nachfrage, insbesondere aus Asien, steigt. Ein wichtiges Hindernis ist indes die Infrastruktur, vor allem die Wasserversorgung.

WASSER,AGRONOMIE,WOHLSTAND

D avid Cowan, Afrikaexperte bei der Citigroup, trifft den Nagel auf den Kopf: «Rohstoffe in Afrika wer-

den oft auf Rohöl in Nigeria und Angola so-wie Gold und Diamanten aus Südafrika re-duziert.» Er ergänzt seine treffende Aussage: «Dabei wird oft unterschätzt, dass und wie wichtig der Agrarsektor in den Ländern süd-lich der Sahara geworden ist.» Tatsächlich hat die landwirtschaftliche Produktion einen Teil der Wirtschaftskrise absorbiert. Die Weltbank wies für den Konti-nent im letzten Jahr eine Wachstumsrate von vier Prozent aus, der Internationale Wäh-rungsfonds (IWF) kam auf 4,5 Prozent. Eini-ge arme und bevölkerungsreiche Länder wie Ghana, Tansania oder Uganda kamen trotz eines Rückgangs der Wachstumsraten auf fünf bis sogar sieben Prozent vergleichswei-se gut weg. Am stärksten von der Krise be-troffen waren Südafrika und seine Nachbarn. Laut IWF ist dies auf die starke Verzahnung mit der Weltwirtschaft zurückzuführen.

Kein Einbruch bei Agrarrohstoffpreisen Laut Iyabo Masha, Ökonom bei der Welt-bank, führte eine globale Krise zum ersten Mal nicht auch zu einem lang anhaltenden Kollaps der Rohstoffpreise in Afrika. «Ein wichtiger Grund war hier die starke Nach-frage aus Asien und insbesondere China so-wie Indien, welche die Schwäche Europas und Nordamerikas mehr als ausglich», stellt Ma-sha fest. Ein weiterer stabilisierender Faktor waren die konstanten Entwicklungshilfebud-gets sowie die kaum zurückgegangenen Geld-überweisungen von Afrikanern, die ausser-halb ihres Kontinents arbeiten. Hinzu kommen weitere kleine Besonder-heiten. So bestehen laut Masha beträchtli-che Unterschiede zwischen der städtischen und der ländlichen Bevölkerung. Auf dem Land spürte die Bevölkerung die Krise weit-aus weniger, weil sie ihre Agrargüter zur Not auch tauschen oder selber verbrauchen konn-te. Unter Druck war hingegen die urbane Be-völkerung, die sich auch in guten Zeiten mit schlecht bezahlten Dienstleistungs- oder Ver-waltungsjobs über Wasser halten muss. Steigende Nahrungsmittelpreise gelten in-zwischen als Hauptsorge der Regierungen. Denn als zwischen 2006 und Mitte 2008 die Preise vieler Agrargüter stark stiegen, began-nen auch viele Regierungen in Asien, über die Versorgung ihrer Bevölkerung mit günstigen Lebensmitteln nachzudenken. Dies sollte die

Gefahr politischer Konflikte wegen steigender Preise bannen. Das weltweit bekannte (Ernäh-rungs-)Muster trifft auch auf Afrika zu: Ag-rargüterpreise steigen, weil die Bevölkerung wächst – und auch das Konsummuster und insbesondere der Fleischkonsum verändern sich aufgrund steigender Einkommen. Hinzu kommt, dass die Produktion aufgrund limi-tierter günstiger Anbauflächen beschränkt ist.

Afrika ist (nicht) anders Die für die loka-len Märkte bestimmte Produktion in Afri-ka konkurriert laut Paul Collier, Experte am Centre of the Study of African Economies, auch mit dem von internationalen Konzernen betriebenen Anbau von Agrargütern für den Export. «Solche oft opaken Investments, die nur einen sehr beschränkten Nutzen für das Land selber haben, werden von der Bevölke-rung oft als feindselige Landnahme betrach-tet», teilt Lorenzo Cotula, Senior Researcher am International Institute for Environment and Development in Edinburgh, mit.

Ein Vorbild für den nächsten Entwick-lungsschritt der Agrarwirtschaft könnte das Multi Fibre Agreement (MFA) darstellen, das von 1974 und bis 2004 zwischen den asiati-schen Staaten bestanden hatte. Dieses führ-te über die Steigerung der Produktion von Baumwolle zum Aufbau einer exportorien-tierten Textilindustrie, die dann wiederum den Grundstein für die verarbeitende Indus-trie in Asien legte. In Afrika versuchte ledig-lich der Inselstaat Mauritius – mit bescheide-nem Erfolg –, diesen Weg zu gehen.

Kopieren erlaubt oder gar nötig Gemäss Bericht der Afrikanischen Entwicklungs-bank (AfDB) dürfte der weltweit steigende Lebensmittelbedarf für afrikanische Staaten jetzt eine Gelegenheit bringen. Afrika könnte die Entwicklung anderer Regionen kopieren, die sich ebenfalls stark auf Rohstoffe abstüt-zen und darauf zunächst eine verarbeiten-de, später eine ergänzende und teilweise von Rohstoffen unabhängige Industrie etabliert haben. Als Beispiele können hier Australien und Kanada sowie, in jüngerer Zeit, Brasilien und Chile erwähnt werden.

Dieser Weg ist eine Alternative zum asia-tischen Entwicklungspfad, der sich vor allem auf die industrielle Güterherstellung abstützt. Der Aufbau einer Wirtschaft, die sich auf Herstellung und Verarbeitung von Gütern konzentriert, ist in Afrika jedoch besonders schwierig, weil dafür auch eine minimal ge-bildete und mobile Bevölkerung eine wichti-ge und hier fehlende Voraussetzung darstellt. Auch bei Agrarrohstoffen sind wertstei-gernde Verarbeitungsschritte in den Anbau-ländern möglich. Solche Prozesse gehören laut Weltbank zu den wichtigen Vorausset-zungen für den nachhaltigen Erfolg einer auf Agrarrohstoff gestützten Wirtschaft, die sich in die globale Wirtschaft einfügt. Erste Er-folge gibt es bereits. So werden die in West-afrika angebauten Früchte, die in Ostafrika angebauten Kaffee- und Teepflanzen sowie Zierpf lanzen zunehmend in den «eigenen vier Wänden» für den Verkauf in den Ziel-ländern fixfertig verpackt, gebündelt, gerös-tet oder getrocknet. In Kenia beispielsweise ist mit der Zierpflanzenproduktion eine In-dustrie entstanden, in die auch zahlreiche kleinere Betriebe eingebunden sind.

Intaktes Potenzial nach oben Allerdings ist die Geschichte Afrikas reich an Fehlschlägen bei der Entwicklung, und Agrarrohstoffpro-jekte unterscheiden sich in dieser Hinsicht nur wenig von der Erschliessung einer Mine. In beiden Fällen kommt es meist zu einem ra-schen, aber nur kurz anhaltenden positiven Impuls für die Wirtschaft, der sich nicht be-stätigen lässt. Eine wichtige Voraussetzung für einen nachhaltigen Erfolg wäre, da sind sich die Autoritäten der Welternährungs-organisation FAO einig, der Aufbau einer In-frastruktur für die Wasserversorgung. Das Problem besteht in starken Schwan-kungen der Niederschlagsmengen in vielen möglichen Anbaugebieten. Bis heute sind laut Weltbank erst sieben Millionen Hektar (ent-sprechen fünf Prozent der kultivierten Flä-che) so erschlossen. Auf dieser Fläche wird aber bereits ein Fünftel des Gesamtwertes der Agrargüter angebaut. «Das Potenzial für eine weitere Entwicklung auf der Basis von Agrar-gütern ist weiterhin da», schreiben Experten der AfDB, «und auch während der Krise der letzten 24 Monate hat sich an den fundamen-talen Voraussetzungen nichts geändert.»

WORTEMATTHIASNIKLOWITZ

BILDEARTHOBSERVATORY.NASA.GOV

PRODUKTION IN SUB-SAHARA-AFRIKA (in Mio. Tonnen)

PRODUKT 2011 2013 2015 2017 2019

Weizen 1,73 1,83 2,07 2,37 2,67Zucker 6,31 6,60 7,05 7,46 7,96Milch 22,49 23,90 25,23 26,68 28,18Grobkorn 74,22 77,80 81,79 85,81 89,81Schweinefleisch 0,71 0.75 0,80 0,85 0,90

Quelle: OECD / FAO

Mehr Informationen zu den unzähligen Aktivitä­

ten der AfDB lassen sich hier finden:

www.afdb.org

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Verstärkt in den Fokus rücken dürfte zukünftig

wohl auch das senegalesische Saly. Dafür ver­

antwortlich zeichnet u.a. Chili Palmer’s, das et­

was andere Touristik­Konzept:

www.chilipalmers.com

Trotz politischen und wirtschaftlichen Problemen befindet sich der Tourismus in Afrika im Aufwind. Dies ist nicht nur der reichaltigen Flora und Fauna zu verdan-ken, sondern auch innovativen Angeboten, jenseits von Safaris und Badeplausch.

MEHR ALS STRAND, BUSCH UND BALLSPIELE

S arah Mhlangu ist nicht die einzige, die aus dem Nichts ein einladendes Tou-rismusangebot hervorzaubert. «So-

mething Out of Nothing» heisst ihre Werk-stätte, die im südafrikanischen Mhluzi bei Middleburg Abfälle sammelt, aus Blechdosen Kunst und aus Lumpen Gewänder herstellt. Mit ihrem Recycling- und Kunstzentrum hat Mhlangu nicht nur für sich und weitere An-wohner Arbeit geschaffen, sondern auch eine Touristenattraktion: «Immer mehr Gäste be-suchen die Werkstätte, geniessen die von ihr zubereiteten Speisen und lassen sich von ih-rer Tochter die verschiedenen Facetten des Lebens im Township zeigen», erzählt Chris-tine Plüss, Geschäftsführerin des Arbeitskrei-ses Tourismus & Entwicklung in Basel.

Richtlinien für Tourismusentwicklung Seit Abschaffung der Apartheid sind Tou-rismusangebote in Südafrika vielfältiger ge-worden. Wobei angefügt werden muss, dass die überwiegende Angebotsmehrheit nach wie vor in weisser Hand ist. Mit Richtlini-en für eine verantwortungsvolle Tourismus-entwicklung will die Regierung erreichen, dass die lokale Bevölkerung an diesem Wirt-schaftszweig teilhaben kann. Die Umsetzung geht zwar nur langsam vor sich, doch die Be-mühungen treiben an gewissen Orten bereits erste Blüten. So bietet die früher unterdrück-te schwarze Bevölkerungsmehrheit attraktive Alternativen und Ergänzungen zu herkömm-lichen Safaris und Badeferien an. Lokale Fremdenführer bringen den Gästen die Townships Südafrikas näher, Einheimi-sche organisieren in ehemaligen Homelands Wanderungen, Reitausf lüge und kulturel-le Darbietungen; Dorfgemeinschaften hal-ten Gasthäuser und Zeltplätze bereit. «Die lokale Bevölkerung soll im Tourismus mit-wirken und davon profitieren. Man will gute Arbeitsbedingungen schaffen, setzt auf Ange-bote, die lokale Traditionen respektieren und die Umwelt schonen», erklärt Plüss.

WM als mögliche Chance Südafrika gilt als Wirtschaftslokomotive für den gesam-ten Kontinent. Der Tourismus gehört zwei-felsfrei zu den wichtigsten Devisenbringern – rund zehn Millionen Menschen besu-chen das Land pro Jahr. Tatsächlich hat die Regenbogen

nation touristisch enorm viel zu bieten: spektakuläre Naturlandschaften, Wildreservate, pulsierende Städte und ei-

ne beeindruckende Vielfalt an traditionel-len Kulturen wie auch neuem Kulturschaf-fen. Die Fussball-Weltmeisterschaft dürfte für Zusatz

impulse sorgen, auch wenn – wie jüngste Berichte zeigen – die einheimischen Betriebe und Händler ohne Verträge mit der Fifa höchstens am Rande profitieren werden. «Die Kluft zwischen Arm und Reich ist ge-rade in Südafrika in den letzten Jahren im-mer grösser geworden. Da braucht es noch grosse politische Veränderungen, um die Fol-gen der Apartheid zu überwinden. Ich bin da-her skeptisch, inwiefern Einheimische gerade auch vom Tourismus im Sog des Weltturniers profitieren können, solange dieser nicht von gezielten Massnahmen dafür begleitet wird», so Plüss. Berechnungen des Arbeitskreises

Tourismus & Entwicklung zeigen, dass nur gerade 42 Prozent der für Pauschalreisen in Südafrika eingesetzten Beträge letztlich dem Land zugute kommen. Der Rest landet bei Reiseanbietern, Fluggesellschaften und in-ternationalen Hotelketten, die oftmals steu-erbefreit sind.

«Bush and Beach» Neben Südafrika erleben derzeit auch Namibia, Botswana und Mosam-bik einen starken Tourismus-Aufschwung. In Namibia etwa entwickelt sich ein gemeinde-orientierter Tourismus. Gemeinden einer Re-gion schliessen sich zu einem Netzwerk zu-sammen, um touristische Angebote aktiv zu fördern. Sie achten gleichzeitig darauf, dass die Umwelt geschont wird. Ausserdem hat sich über den Tourismus die Bindung an die frühere Kolonialmacht vertieft: Deutschspra-chige prägen die Branche und das Marketing zielt primär denn auch auf den deutschspra-chigen Markt ab. Laut Olivier Mollet vom Reiseunterneh-men Travel Africa in Zürich befindet sich auch Tansania in touristischem Aufwind. Der ostafrikanische Staat erfreue sich dank seinen

tierreichen Nationalparks, einem Mix aus os­manischer Geschichte und afrikanischer Kultur sowie den Verbindungen zum Bade­paradies Sansibar – nach dem Motto «Bush and Beach» – steigender Beliebtheit. In Tansa­nia ist der Tourismus meist in privater Hand, der Staat sorgt lediglich für die Rahmen­bedingungen. In Westafrika entwickelt sich der Tourismus unterschiedlich. Während Se­negal gemäss einem Bericht des Schweizer Af­rikakomitees einen drastischen Rückgang an Touristen beklagt, steigen die Zahlen in den nicht speziell auf Tourismus ausgerichteten Staaten Mali und Burkina Faso.

Politische Probleme in Ostafrika In Ma­li leben heute bereits 10 000 Personen vom Tourismus, der aber lediglich fünf Prozent des BIP ausmacht. Senegal zählte im vergan­genen Jahr 366 000 Reisende, über 100 000 weniger als im Vorjahr. Aufbruchsstimmung herrscht dafür in Gambia. In dem kleinen Land mit 1,6 Millionen Einwohnern schlies­sen sich zahlreiche Hotels zusammen, um spezifisch die Situation der Frauen im Tou­rismus zu verbessern. Der westafrikanische Überflieger ist Kapverde mit Zuwachsraten von jährlich 20 Prozent und einem Umsatz von etwa 350 Millionen Franken. Schwieriger scheint die Situation aufgrund politischer Unsicherheiten im einst boomen­den Kenia sowie Teilen Ostafrikas zu sein. Für Reisende bedeutet das gewisse Vorsichts­massnahmen wie das Meiden grosser Städte. Gleichzeitig müsse man aber die Informati­onen über Afrika relativieren, findet Mollet: «Afrika wird oft einseitig dargestellt. Wenn in Thailand Unruhen herrschen, gehen die Tou­risten trotzdem hin. Passiert so etwas in Af­rika, sind die Leute äusserst zurückhaltend.» Der Fachmann für Afrikareisen ist überzeugt, dass der Tourismus in Afrika weiter an Be­deutung gewinnen wird, sofern die Preisspi­rale nach oben gestoppt werden kann.

WORTEFABRICEMÜLLERBILDFABIANWIDMER

TOURISTISCHE ZUGPFERDE (Besucher in 1000)

LAND 2001 2006 %-STEIGERUNG

Ägypten 4357 8646 98Botswana 1193 1843 54Kenia 828 1644 99Marokko 4380 6558 50Mauritius 660 788 19Namibien 670 833 24Nigeria 850 1111 31Südafrika 5787 8396 45Tunesien 5387 6550 22

Quelle: African Statistical Yearbook 2010

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AUF DEN PUNKT WIRTSCHAFTLICHES

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Klassische Entwicklungshilfe hat in Afrika nur teilweise gefruchtet – wenn nicht gar komplett versagt. Auch die Umbenennung in Entwicklungszusammenarbeit hat kaum etwas verändert. Wirkliches Umdenken ist gefragt. Dies wird nicht zu-letzt auch von afrikanischen Ökonomen gefordert.

verliehen. Keine Almosen, sondern Kredite, die entsprechend dem Risiko verzinst werden – wobei die Ausfallraten erstaunlich gering sind. Bei der von Nobelpreisträger Muhammad Yunus gegründeten Grameen Bank standen Ende 2009 gerade mal 3,7 Prozent der aus-geliehenen Kredite «at risk». Auch Dambisa Moyo spricht den Mikrokrediten eine posi-tive Wirkung zu, vor allem, weil es sich eben nicht um bedingungslose Almosen handelt, sondern um Kredite. Dies zeitigt auch psy-chologische Effekte. Man ist nicht Empfän-ger, sondern Geschäftspartner. Mittlerweile bieten verschiedenste (Finanz-)Unternehmen Mikrokreditprodukte an. Sie bedienen einen Markt mit gigantischem Poten-zial. Finanzberaterin, Mikrokreditspezialis tin

A ls 1960 gleich 17 afrikanische Staaten oder Republiken in die Unabhängig-keit entlassen wurden, bezeichnete

man dies als das Afrikanische Jahr. Vor die-sem Hintergrund ist auch die Gründung der Organisation für Entwicklung und Zusam-menarbeit (OECD) im Jahr darauf zu sehen. Das Ziel bestand primär darin, internationale Entwicklungshilfe zu koordinieren und bes-ser aufeinander abzustimmen. Neben staatli-chen Organisationen stiessen mit den Jahren unzählige private dazu – es entstand eine re-gelrechte Hilfsindustrie.

Bilanz, ähm ... Die Bilanz klassischer Ent-wicklungshilfe ist – fünfzig Jahre und zirka zwei Billionen Franken später – gelinde ge-sagt ernüchternd. Die gut gemeinten Unter-stützungsleistungen haben die Bevölkerung vielerorts in Abhängigkeiten geführt und manch ohnehin korrupten Politiker vollends zur Karikatur seiner selbst werden lassen. Za-ires ehemaliger Präsident Mobutu beispiels-weise soll über vier Milliarden Franken an Entwicklungshilfe abgezwackt und anschlies-send eine Zinsreduktion für die fünf Milliar-den Schulden seines Landes verlangt haben. Namhafte Ökonomen fordern alleine schon deshalb die Abkehr von der Entwick-lungshilfe, sie wollen «afrikanische Lösun-gen für afrikanische Probleme» – und nicht jene von den Musikern Bono oder Bob Gel-dof. Dies wünscht sich zum Beispiel Dambi-sa Moyo aus Sambia, die mit der Veröffentli-chung ihres Buches «Dead Aid» (Anspielung auf Geldofs «Live Aid» ist offensichtlich) für Furore sorgte. Gemäss der ehemaligen Invest-mentbankerin verursacht Entwicklungshil-fe vor allem Inflation, Schulden, Bürokratie und Korruption. Die Vermischung von Kata-strophen- und Entwicklungshilfe habe ausser-dem dazu geführt, dass afrikanische Politiker temporäre Hilfsgelder als permanente Ein-kommensquelle betrachteten, die es zu schüt-zen gelte. Für die Bevölkerung jedoch sei der Nutzen marginal, oder eben negativ.

Geschenke ohne Wert Ins gleiche Horn bläst der Kenianer James Shikwati, Gründer der Denkfabrik Inter Region Economic Net-work. Der Akedemiker plädiert für die sofor-tige Einstellung jeglicher Entwicklungshilfe. Seiner Ansicht nach liegt das Hauptproblem in der Korruption, die nur aufgrund der aus-ländischen Gelder überhaupt erst entstehe. Da die Verteilung über lokale politische Eli-ten geschieht, verwendeten die Einwohner ihre Energie darauf, sich mit den Entschei-dungsträgern gut zu stellen, anstatt produktiv

zu sein. Die massive Verschwendung der Gel-der werde vom Volk nur toleriert, weil es kei-ne afrikanischen Steuergelder seien, sondern Almosen aus dem Westen – Geschenke halt. Laut einer Weltbankstudie werden 85 Pro-zent der Gelder für andere Zwecke als vorgese-hen verwendet, manches Hilfswerk ist folglich nicht mehr als ein grosser Verwaltungsappa-rat, der die Spesenabrechnungen für weltweit stattfindende Kongresse bezahlt. Hauptzweck ist die Legitimation des eigenen Treibens. Die verheerende Folge: Wenn in Afrika ein Pro-blem vorliegt, werden zuerst ausländische Helfer gerufen, statt dass endogene Lösun-gen gesucht werden. Afrika hat nicht gelernt, für sich selber zu sorgen – und scheinbar jeg-liches Vertrauen in die eigenen Kräfte ver-loren. Zudem verdrängt die «Hilfe» oftmals einheimische Produkte. So hat die Schau-spielerin Sharon Stone am WEF 2007 Spen-den für Moskitonetze in Tansania gesammelt. Was nett gemeint war, mündete in ein Desas-ter, da die importierten Netze schliesslich das lokale Anbietergeschäft zerstörten.

Handel statt Protektionismus Anlass für Beschwerden gibt auch der Umgang mit der Landwirtschaft. Ökonomen fordern schon länger, die westlichen Märkte endlich für af-rikanische Produkte zu öffnen. Gemäss Moyo gingen dem Kontinent wegen Handelsembar-gos jährlich 500 Milliarden Franken durch die Lappen. Dies, weil sich die G8- und EU-Staaten abschotten und ihre Landwirtschaft stark sub-ventionieren, jede einzelne Kuh der EU erhält mit 2,5 Franken pro Tag eine ordentliche Ka-pitalspritze. Handel mit gleich langen Spiessen dürfte Afrika weit mehr nützen als undurch-dachte, gewissensberuhigende Hilfe. Die Forderungen, etwa von Shikwati, ge-hen noch weiter. Er fordert die Abkehr von der Weltbank und dem Internationalen Wäh-rungsfonds. Diese Institutionen sind aus sei-ner Sicht Überbleibsel aus der Kolonialzeit, die sich Diktatoren gleich aufführen und letztlich mehr schaden als nützen. Afrika müsse eigene Institutionen gründen, fordert er. Um Preisstabilität zu garantieren, verlangt er zudem einen eigenen Goldstandard für Af-rikas Währungen. Zusammengefasst wünscht sich der Kenianer nicht weniger als die kom-plette Abkehr vom «Hilfs-Paradigma».

Mikrokredit mit Makrowirkung Nichts-destotrotz ist der Kontinent auf immense Investitionen angewiesen, doch in welcher Form? Neben «normalen» Geschäften bieten Mikrokredite eine Möglichkeit, die Effizienz zu steigern. Statt grosse Beträge in grossen Organisationen verpuffen zu lassen, werden kleine Beträge direkt an Wirtschaftssubjekte

NICHT JEDEHILFE HILFTWORTEDAVIDFEHRBILDBORISGASSMANN

034

AUF DEN PUNKT

Page 35: PUNKTmagazin Afrika

D as inf lationäre Schreckgespenst verbreitet weltweit immer wieder

Angst und Bestürzung. Wenn es nicht die Inflation ist, dann ist es wahlweise die Stagflation oder gar Hyperinflation. Letztere ist in Afrika kein unbeschrie-benes Blatt, die zwei vorangegangenen Jahre zum Beispiel rückte sich Sim-babwe diesbezüglich unrühmlich ins Rampenlicht. Wegen einer Inflations-rate von 231 Millionen Prozent wurden 100-Billionen-Simbabwe-Dollar-Geld-scheine gedruckt. Sommers 2008 et-wa konnte man für einen solchen sechs Dutzend Brote kaufen. Nicht überall auf dem Schwarzen Kontinent herr-schen aber derart traumatische Zu-stände. Definitiv im Argen steht per Ende 2009 die Republik Kongo mit ei-ner Inflationsrate von 44 Prozent. Die gesamt afrikanische Inflationsrate aus Sicht des Medians betrug Ende 2008 «lediglich» 11,6 Prozent, 2009 dann «nur» noch 8,1 und für das laufende Jahr sind 6,5 prognostiziert. Gerade Schwellen- und Entwicklungsländern droht im Vergleich zu fortgeschritte-nen eine zusätzliche Inflationsgefahr. Dies besagen zumindest die Herren Balassa und Samuelson. Ihnen zu Eh-ren fand der Ausdruck «Balassa-Samu-elson-Effekt» den Weg in die Lehrbü-cher. Doch was zum Henker beschreibt der Effekt genau? Kurzversion gefällig? Dank ihm können Inflationsdifferen-zen eines (Wirtschafts-)Raumes erklärt werden. Hm, nun gut. Sie haben noch mehr Erklärungs bedarf? Ihren volks-wirtschaftlichen Wissensdurst dürf-te Folgendes stillen: Nationen, die sich noch in einem Aufholprozess befinden, weisen im Industriesektor häufig über-durchschnittliche Produktivitätsent-wicklungen auf. Bei offenen Märkten werden die Preise für handelbare Indus-triegüter aber am Weltmarkt bestimmt, wodurch Produktivitätssteigerungen oft Lohnerhöhungen mit sich bringen. Lohnsteigerungen bleiben aber nicht auf industrielle Bereiche beschränkt. Bei entsprechender Mobilität des Fak-tors Arbeit oder einer Lohnführerschaft der Industrie wird es auch in Bereichen mit niedrigen Produktivitätsgewin-nen, etwa im Dienstleistungssektor, zu Lohnerhöhungen kommen. Da Dienst-leistungen international weniger gehan-delt werden als Industriegüter, können Anbieter die Lohnsteigerungen zumin-dest teilweise über Preisanpassungen an die Endverbraucher weitergeben. Da-raus resultiert eine insgesamt höhere In-flationsrate auch im Verhältnis zu höher entwickelten Volkswirtschaften des ein-heitlichen Wirtschaftsraums. CS

und Buchautorin Naoko Felder-Kuzu spricht ihn ihrem Buch «Making Sense» davon, dass rund 90 Prozent der Menschen in Entwick-lungsländern keinen Zugang zu institutiona-lisierten Bankdienstleistungen hätten. Laut CGAP, eine Beratungsgruppe für die Unter-stützung der Ärmsten, hätten mehr als eine Milliarde Menschen Bedarf. Aber man muss nicht Fondsanteilseigner sein, um seinen Fuss in die Mikrokredittüre zu stellen. Wohltätigkeit 2.0 respektive einen Auf-tritt als direkten Mikrokreditgeber ermögli-chen Dienste wie www.myc4.com. Auf dessen Homepage werden Suchende mit Bild, Ge-schäftsidee und der Höhe des gewünschten Kredits vorgestellt. Wer die niedrigste Zins-offerte macht, erhält den Zuschlag, trägt aber

auch das Ausfallrisiko. Ob man nun dem Mkamede Pub in Tansania den Ankauf von mehr Getränken (960 Franken) oder Erama Tax Cabs aus Kenia die Anschaffung eines zweiten Motorrades (760 Franken) ermögli-chen will, ist jedem selber überlassen. Nötig sind lediglich Mausklicke und eine Kredit-karte. Jeder kann ein kleiner Yunus sein.

PPP, Popularly Positioned Products, werden für

kaufschwache Märkte hergestellt. Oft enthal­

ten sie Zusatznährstoffe wie Eisen. Auch diese

(umsatzstarke) Entwicklungshilfe wird kritisiert.

Nestlé ist einer der Big Player.

Page 36: PUNKTmagazin Afrika

036

Page 37: PUNKTmagazin Afrika

WORTEBARBARAKALHAMMERILLUSTRATIONPATRICSANDRI

Die Länder Afrikas haben Armut und Korruption

den Kampf angesagt. Noch hat sich der Schwarze

Kontinent aber keine weisse Weste verdient.

Dank der zahlreichen Massnahmen und Reformen

entwickelt sich Afrika jedoch zunehmend von

einem blinden Fleck auf der Investmentlandkarte

zu einer aussichtsreichen Anlage-Region.

037

punktmagazin.ch | No26/2010

PRODUKTE

INVESTIERBARES

040 PRODUKTE IN

KÜRZE Diversifikation,

Renditesuche, struktu-

rierte Produkte, Rohstoffe,

Geologie ...

043 BÖRSENKOTIER­

TES AFRIKA Gelistete

Aktien, Anlagefonds, Ex-

change Traded Funds, ka-

pitalgeschützte Produkte,

Index-/Basket-Zertifika-

te, Barrier-Reverse-Con-

vertibles ...

045 AFRIKAS INDEX­

UNIVERSUM So riesig

und vielfältig Afrika auch

ist, börsentechnisch oder

besser gesagt indextech-

nisch ist der Schwarze

Kontinent noch ...

046 EIN THEMA, ZWEI

STANDPUNKTE Mark

Mobius (Franklin Temple-

ton) & James B. Rogers

ausgefragt ...

048 VIELVERSPRECHEN­

DES NORDAFRIKA Eines

vorweg: Die sogenannten

Frontier Markets finden

bei Investoren zunehmen-

de Beachtung ...

050 KONTINENT MIT

VIELEN ANLAGESCHÄT­

ZEN Afrika hat in den ver-

gangenen Jahren mächtige

Fortschritte gemacht. Der

zweitgrösste Kontinent ...

Page 38: PUNKTmagazin Afrika

och vor zehn Jahren titelte The Eco-nomist «Afrika – der hoffnungslose Kontinent». Ein Erdteil heimgesucht

von Dürren und Epidemien, beherrscht von Kriegen und Korruption, gequält von Armut und Hunger. Dieses Bild von Afrika ist anti-quitiert und hat mittlerweile eine dicke Staub-schicht angesetzt. In den Jahren 2002 bis 2008 lag das Wachstum des Kontinents bei jährlich über sechs Prozent, damit erzielte die Regi-on das zweitstärkste Wachstum weltweit. Im vergangenen Jahr, als die Weltwirtschaft um ein Prozent schrumpfte, erzielte Afrika ein Plus von immerhin 1,7 Prozent. Für 2010 er-wartet der Internationale Währungsfonds ein Wachstum von 4,3 Prozent. Laut einer Studie der Deutsche Bank sind die wichtigsten nachfrageseitigen Wachstums treiber die zunehmende Bedeu-tung lokaler institutioneller Investoren, Fi-nanzrückflüsse der afrikanischen Diaspora und das wachsende internationale Investo-reninteresse. Der Ausbau der Infrastruktur, bessere Regulierung und verstärkte regiona-le Integration würden den Märkten zusätzli-chen Auftrieb verleihen. Seit 1989 ist die Zahl der Börsenplätze von 5 auf 19 gestiegen. Die Börsen sind jedoch noch immer klein, wenig entwickelt und volatil.

Liquiditätsprobleme Die Gründe dafür sind unter anderem mangelnde Transparenz und Börsenaufsicht. Zum Teil ist der Han-del nicht elektronisch und findet nur stun-den- oder sogar tageweise statt. Ausserdem ist die Zahl der börsennotierten Gesellschaften bislang noch sehr gering. Der Kurseinbruch 2008 führte den Anlegern die Liquiditäts-probleme vor Augen. In Ghana beispielsweise war kaum mehr an einen Handel zu denken. Derzeit sind dort nur gerade 34 Unternehmen gelistet, wobei der Goldproduzent Anglo As-hanti drei Viertel der Marktkapitalisierung bündelt. Bis vor wenigen Jahren machten alle schwarzafrikanischen Handelsplätze zusam-men in einem Jahr soviel Umsatz wie die Jo-hannesburger Börse an einem Tag. Oder die Wall Street in einer Stunde. 2008 war die Umschlagshäufigkeit an Af-rikas zweitliquidester Börse, der Nigerian Stock Exchange (NSE), nur halb so hoch wie die in Südafrika. Darüber hinaus gibt es län-derspezifische Eigenheiten. So waren bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges in der Elfenbein-küste sehr viele Kleinanleger aktiv. Die Kur-se schwankten darum immer dann besonders

stark, wenn die Eltern ihre Aktien verkaufen mussten, um die Schulgebühren der Kinder zu bezahlen. Aktuell liegt die Marktkapitalisierung der Börsen Afrikas laut der Credit Suisse bei 634 Milliarden Franken. 92 Prozent davon ma-chen allein Südafrika, Ägypten, Marokko und Nigeria aus. Die Marktkapitalisierung der Schweizer Börse beträgt im Vergleich da-zu 977 Milliarden Franken. Die wichtigsten börsennotierten Unternehmen kommen aus den Bereichen Rohstoffe, Infrastruktur, Mo-bilkommunikation und Finanzdienstleis-tung. Die langfristigen Wirtschaftsaussich-ten seien stark von den ersten drei Sektoren abhängig, so die Credit Suisse.

Wohlstand durch Kommunikation Der afrikanische Mobilfunkmarkt ist einer der wachstumsstärksten weltweit, insbesondere da die Marktpenetration bei nur 40 Prozent liegt. Die Bank erwartet, dass dieser Anteil bis 2014 auf 75 Prozent steigen wird, das ent-spricht 350 Millionen Neukunden. Steigende Einkommen ermöglichen immer mehr Afri-kanern die Nutzung von Telekommunikati-on, und den bereits bestehenden Kunden hö-here Ausgaben für die Nutzung. Eine höhere

Mobilfunknutzung und die damit verbun-denen wirtschaftlichen Effizienzen ermög-lichten das weitere Konjunkturwachstum, schreibt die Credit Suisse. Studien belegen zudem, dass das Einkommen von Menschen steigt, sobald sie Zugang zu Mobiltelefonen haben. Die grössten in Afrika angesiedel-ten Firmen sind MTN Group, Telekom und Orascom Telecom. Ebenfalls an der Börse sind Safaricom und Zain.

Verhängnisvoller Rohstoffreichtum Eine bedeutende Rolle in Afrika spielen die Roh-stoffe. Der Kontinent ist reich an Erdöl- und Erdgasvorkommen, aber auch an Industrie- und Edelmetallen. So machen beispielsweise Gold und Kakao jeweils 30 Prozent der Ex-porte von Ghana aus. Anfang des Jahres for-derte der Wirtschafts-Nobelpreisträger Jo-seph E. Stiglitz an einer Konferenz in Tunis die rohstoffreichen Nationen Afrikas auf, ihre Volkswirtschaften aus der Abhängig-keit vom Export zu befreien. «Viele Staaten des Kontinents leiden unter einem Fluch der Rohstoffe», warnte er. Positiv wirke sich der Rohstoffreichtum aber dank der Erholung der Weltwirtschaft aus, folgert die Credit Suisse. Anleger soll-ten beachten, dass viele Rohstoffkonzerne auch an anderen Börsen oder in Südafrika gelistet sind. Dazu zählen die Minenkonzer-ne Impala, Anglo American, Lonmin, Gold Fields und Harmony Gold Mining. Im Ener-giebereich finden sich Sasol, Tullow Oil und Andarko Petroleum. Wichtig ist auch die Fi-nanzdienstleistungsbranche, wo die Standard Bank Group, die First Bank und Investec zu den grössten Gesellschaften zählen. Das Wirtschaftswachstum in Afrika könn-

SÜDAFRIKA

KENYA

TUNESIEN

BIG 4 (93% des Totals)

SAMBIA

SIMBABWE

MAURITIUS

BOTSUANA

ELFENBEINKÜSTE

GHANA

NIGERIA

MAROKKO

ÄGYPTEN

79 Mrd.

12 Mrd.

8 Mrd.

4,3 Mrd.

36 Mrd.

1,9 Mrd.

5 Mrd.

448 Mrd.

2 Mrd.

7,4 Mrd.

10 Mrd.

115 Mrd.

Länder mit mehr als 1 Mrd. CHF in den Aktienmärkten.

AKTIENMÄRKTE

Länder mit mehr als 1 Mrd. CHF in den Aktienmärkten. BIG-4 (92% des Totals)

Länder mit mehr als 1 Mrd. CHF in den Aktienmärkten. = BIG 4 (93% des Totals)

Afrika's AktienmärkteLänder mit mehr als 1 Mrd. CHF in den Aktienmärkten.

= BIG 4 (93% des Totals)

Südafrika (448 Mrd.)

Marokko (79 Mrd.)Ägypten (115 Mrd.)

Südafrika (448 Mrd.)

Marokko (79 Mrd.)Ägypten (115 Mrd.)

Südafrika (448 Mrd.)

Marokko (79 Mrd.)Ägypten (115 Mrd.)

63

32

4

811

2

5

7

910

12

1

1

4

Nigeria (31 Mrd.)

5 Kenia (12 Mrd.)

6 Tunesien (10 Mrd.)7 Mauritius (8 Mrd.)8 Elfenbeinküste (7,4 Mrd.)

9 Botswana (5 Mrd.)10 Simbabwe (4,3 Mrd.)11 Ghana (2 Mrd.)12 Sambia (1,9 Mrd.)Alle Weiteren (Total 2 Mrd.)

63

32

4

811

2

5

7

910

12

1

1

4

Nigeria (31 Mrd.)

5 Kenya (12 Mrd.)6 Tunesien (10 Mrd.)

7 Mauritius (8 Mrd.)8 Elfenbeinküste (7,4 Mrd.)

9 Botsuana (5 Mrd.)10 Simbabwa (4,3 Mrd.)11 Ghana (2 Mrd.)12 Sambia (1,9 Mrd.)

Quelle: Bloomberg / Credit Suisse, Stand: 2010

63

32

4

811

2

5

7

910

12

1

1

4

Nigeria (31 Mrd.)

5 Kenya (12 Mrd.)

6 Tunesien (10 Mrd.)

7 Mauritius (8 Mrd.)8 Elfenbeinküste (7,4 Mrd.)

9 Botsuana (5 Mrd.)

10 Simbabwa (4,3 Mrd.)

11 Ghana (2 Mrd.)

12 Sambia (1,9 Mrd.)

Quelle: Bloomberg / Credit Suisse, Stand: 2010

S I i e E n N A as

038

PRODUKTE

Page 39: PUNKTmagazin Afrika

te noch deutlich grösser sein, wäre da nicht die mangelhafte Infrastruktur, die das jähr­liche Wirtschaftswachstum um zwei Prozent vermindert. Gemäss Schätzungen der Welt­bank müsste Afrika pro Jahr 93 Milliarden Franken aufwenden, um seine Infrastruktur auf ein akzeptables Niveau zu heben. Bislang f liessen 45 Milliarden Franken in Bereiche wie Wasser, Telekommunikation und Ener­gie. Sowieso hat Afrika noch viele Aufgaben zu meistern. Laut Steffen Dyck, Volkswirt der Deutsche Bank, müssen die Regierun­gen die makroökonomische Stabilisierung fortsetzen und politische Stabilität Aufrecht erhalten. Darüber hinaus sollte die Kapital­marktinfrastruktur weiter verbessert werden. Die Massnahmen dürften auch dazu beitra­gen, dass die Märkte offener für ausländische Investoren werden. Damit verbunden wären höhere Handelsaktivitäten und eine wach­sende Liquidität.

Afrika-Zertifikate Diese Aspekte erschwe­ren auch Aktieninvestments. Es ist daher sinnvoll, diversifiziert in den afrikanischen Markt zu investieren. Dazu bieten sich Fonds und strukturierte Produkte an, so zum Bei­spiel der Aktienfonds DWS Invest Africa,

dessen Schwerpunkt auf Ägypten und Süd­afrika liegt. Darüber hinaus wird in Nigeria, Sambia, Mali und Ghana investiert. Auch Swiss & Global Asset Management, Bellevue Asset Management, JP Morgan und Nordea haben den Schwarzen Kontinent als Anlage­ziel entdeckt. Mit dem Zertifikat auf den FT­SE/JSE­Africa­Top40­Index von RBS inves­tieren Anleger in die grössten Unternehmen Südafrikas, darunter Richemont, BHP Billi­ton und MTN Group. Zusätzlich bietet die Bank ein Produkt auf den RBS­Africa­ex­South­Africa­Resour­ces­TR­Index an. Die grössten Positionen sind Randgold Resources, Tullow Oil und Red Back Mining. Ebenfalls im Angebot ist ein Produkt auf den S&P­Africa­40­Index. Dieser bildet die 40 grössten und liquides­ten börsennotierten Unternehmen Afrikas ab. Weitere Anbieter von Afrika­Zertifikaten sind Goldman Sachs, Merrill Lynch, Julius Bär und die Deutsche Bank. ETF gibt es bis­lang nur auf Südafrika und die EMEA­Regi­on. Auch für Schweizer Firmen ist Afrika ein wichtiger Markt. Bereits vertreten sind un­ter anderem ABB, Nestlé, Novartis, Roche, Credit Suisse, UBS, Zurich FS, Swiss Re und Xstrata. Weitere dürften folgen.

039 INVESTIERBARES

WERBUNG

Page 40: PUNKTmagazin Afrika

DIVERSIFIKATION ALS SCHLÜSSEL

Die Liquidität an Afrikas Börsen ist sehr gering, ein Kauf von Akti-en bringt daher hohe Gebühren mit sich. Afrika-Anlagen erfordern Ge-duld und ein stabiles Nervenkos-tüm. Die einzige Möglichkeit, die Ri-siken in einem direkten Investment in der Region zu kontrollieren, heisst Diversifikation. Viele Anleger wollen von den Chancen der vier «C» pro-fitieren: Commodities (Rohstoffe), Construction (Infrastruktur), Con-sumption (Konsum) und China. Da-zu bieten sich Index-Zertifikate, ETF und Anlagefonds an. Die Zahl der breit gestreuten Afrika-Fonds, in die auch mit kleineren Summen inves-tiert werden kann, ist in den letz-ten Monaten gestiegen. Das Ziel der Anlagefonds besteht darin, dem In-vestor einen Mehrwert zu bieten. Nebst einer breiten Diversifikation wünscht sich der Anleger ein besse-res Abschneiden als beispielsweise dasjenige eines Indexfonds. Immer-hin zahlt der Käufer eines Anteil-scheines diese aktive Komponente in Form einer höheren Verwaltungs-gebühr.

Alpha gesucht Die Suche nach dem Alpha, also dem echten Mehrwert für einen Fondsanleger, wird immer schwieriger. Insbesondere in hoch effizienten Märkten schaffen es vie-le Fondsverwalter nicht, einen Ver-gleichsindex langfristig zu schlagen. Alpha-Generierung (Überrendite zum Vergleichsbarometer) ist in we-niger stark ausgebauten Kapital-märkten einfacher. Ein Blick auf die Renditeentwickung aller zugelasse-nen Afrikafonds zeigt klar, dass es einigen Fondsverwaltern durchaus gelang, eine Überperformance zu generieren. In der Schweiz sind je-doch nur wenige Anbieter zu finden, die Investments auf dem Schwar-zen Kontinent anbieten, wobei sich die Fonds stark unterscheiden. Der Julius-Bär-Multistock-Northern- Africa bei-spielsweise setzt sei-

nen Fokus auf nordafrikanische Unternehmen. Knapp 40 Prozent ist der Fonds in Ägypten investiert, rund 20 Prozent macht die Regi-on Sub-Sahara aus. Über 50 Pro-zent werden in den Sektoren Finanz und Rohstoffe angelegt. Die Rendi-te des Fonds kann sich im Vergleich zum breiten S&P-Pan-Africa-In-dex durchaus sehen lassen. Wäh-rend der Index in diesem Jahr knapp 2,7 Prozent (per Ende Mai 2010) zu-gelegt hat, erreichte der Fonds ei-ne ansehnliche Kurssteigerung von über 15 Prozent.

Gesamtkosten-Falle Die meisten Afrika-Produkte der jüngeren Gene-ration investieren über den ganzen Kontinent. Ihre Macher sprechen da-her von Pan-Afrika-Produkten. Zu ihnen zählt der JPM-Africa-Equity-Fund oder auch der Bellevue-Afri-can-Opportunities. Beide Fonds leg-ten in diesem Jahr um die 19 Prozent zu. Betrachtet man die Renditeent-wicklung auf ein Jahr hinaus, gene-rierten beide Anlagevehikel um die 35 Prozent. Der MSCI-Africa-Index hingegen legte während dem glei-chen Zeitraum lediglich rund 22 Pro-zent zu. Hier wurde Mehrwert für den Investor geschaffen. Der gröss-te zugelassene Fonds ist der DWS-Invest-Africa, der rund 200 Millionen Euro verwaltet. Bei den Gebühren herrschen teilweise frappante Un-terschiede. Für den Endkunden sind die Gesamtkosten (Total-Expense-Ratio) relevant. Diese sind teilwei-se zwischen 30 bis 40 Basispunkte höher als die angegebene Manage-ment-Gebühr. Es lohnt sich daher, diese Kennzahl bei einem Afrika-Investment jeweils genauer zu be-trachten. Eine Geldanlage in Afrika sollte ohnehin nur eine Beimischung im Depot sein. Neben den Gewinn-chancen ist eben auch das Risiko längerfristig hoch. RB

DER (ANLAGE-)KONTINENT AFRIKA BIETET VIELE CHANCEN, DOCH SIND DIE RISIKEN NICHT ZU UNTERSCHÄTZEN. UNTER EINBEZUG RELEVANTER DETAILS KANN JEDOCH ECHTER MEHRWERT ERZIELT WERDEN.

MIT ANLEIHEN AUF RENDITESUCHE

Afrikanische Anleihenmärkte zeich-nen sich durch eine besonders jun-ge Geschichte aus. Erst vor wenigen Jahren begannen nach Südafrika weitere Länder, Staatsanleihen zu emittieren. Ghana beispielsweise hat im September 2007 eine in Dol-lar denominierte Staatsanleihe mit Fälligkeit 2017 begeben – die Nach-frage der Investoren war enorm. Nach dem Testlauf mit 750 Millionen Dollar folgte 2008 eine weitere An-leihe über 300 Millionen. Ende 2007 zog Gabun mit einer Milliarden-Dol-lar-Anleihe nach. Weitere Anwär-ter sind derzeit Tansania, Ugan-da, Nigeria, Kenia und Sambia. Das ist erfreulich, allerdings besteht die Schwierigkeit darin, dass vie-le Staaten noch nicht über ein Län-der-Rating verfügen. Anfang des 21. Jahrhunderts waren nur Südafrika, Senegal und Mauritius bewertet, in-zwischen hat sich diese Zahl jedoch deutlich erhöht. Der Schulden erlass und eine stabilitätsorientierte Wirt-schaftspolitik hätten dazu beige-tragen, die makroökonomischen Zahlen der Staaten zu verbessern, schreibt die Deutsche Bank in einer Afrika-Studie. Aufgrund des hohen staatlichen Finanzierungsbedarfs und der zunehmenden Zahl inlän-discher Pensionsfonds sei in den nächsten Jahren ein starkes Wachs-tum der lokalen Anleihenmärkte zu erwarten, folgert die Bank.

Unternehmensanleihen Durch das Begeben von internationalen Staats-anleihen sollen nicht nur die öffent-lichen Haushalte finanziert, sondern auch Richtwerte für sogenannte Corporate Bonds geschaffen wer-den. Bislang gibt es nur wenige Un-ternehmensanleihen, in Ghana beispielswei-se von Barclays Bank of Ghana und Stand-ard Chartered Bank

Ghana. Wie bei den Börsen muss aber auch bei den Anleihen berück-sichtigt werden, dass die Anleihen-märkte klein und wenig liquide sind. Ebenfalls eine wichtige Rolle für die Obligationenmärkte spielen supra-nationale Institutionen. Sie bieten ausländischen Investoren unter an-derem den Zugang zum Anleihen-markt in afrikanischen Währungen. So hat die Afrikanische Entwick-lungsbank Anleihen in ghanaischen Cedis emittiert. 2007 folgte eine in nigerianischen Naira denominier-te Euro-Anleihe. Diese sind jedoch aufgrund der hohen Mindestanlage-summen für Privatanleger wenig at-traktiv.

Hoher Zinsvorteil Da die Zinsen in Afrika deutlich höher sind als in Eu-ropa, sind die Anleihen des afrika-nischen Kontinentes durchaus in-teressant. Anleger sollten sich aber der Risiken von Investments in Schwellenländern und aufstreben-den Nationen bewusst sein. Positiv zeigt sich Sven Schubert, Devisen-experte der Credit Suisse, für den südafrikanischen Rand, der die li-quideste Währung Südafrikas dar-stellt. Gemäss Schubert biete der Rand nach der Korrektur ein attrak-tives Einstiegsniveau. Der relativ hohe Zinsvorteil – die Leitzinsen des Landes liegen derzeit bei 6,5 Pro-zent – ziehe viel Kapital an, wodurch die südafrikanische Währung relativ stark vom Risikoappetit der Investo-ren abhänge, erklärt der Devisenex-perte. Mit einer weiteren Erholung der Konjunktur und einem wach-senden Risiko appetit der Investoren werde auch die Währung steigen, erwartet die Credit Suisse. BK

NOCH SIND AFRIKAS ANLEIHENMÄRKTE KLEIN UND WENIG LIQUIDE. DER STEIGENDE FINANZIERUNGSBEDARF ABER KÖNNTE DAS KÜNFTIGE WACHSTUM VORANTREIBEN.

«RENDITE-OPTIMIERUNG MIT FONDS»FONDS / ETF ISIN TER

BB African Opportunities USD LU0437409112 1,60%DWS Invest Africa USD LU0329761075 1,80%JPM Africa Equity USD LU0355584466 1,90%JB Multistock Northern Africa CHF LU0303756885 1,60%Plenum Africa Fund EUR LI0100387252 1,60%Lyxor FTSE/JSE Africa Top 40 FR0010464446 0,65%

Quelle: Anbieter / fundinfo.com / 10x10.ch

«SCHULDVERSCHREIBUNGEN»OBLIGATIONEN ISIN WÄHRUNG

Ghana DL-Bonds 2007 XS0323760370 DollarGabun DL-Bonds 2007 XS0333225000 DollarSouth Africa EO-Notes 2003 XS0168670478 EuroSouth Africa 2020 ZAG000024738 Südafrik. RandSTRUKTURIERTE PRODUKTE ISIN ANBIETER

X-pert Zertif. auf südafrik. Zinsen DE000DB6ZAR1 DBSüdafrik. Rand Zins Zertifikat CH0021614364 RBSMoney Mark. Note Open-End auf ZAR CH0111005853 Vontobel

Quelle: Anbieter / onvista.de

040

PRODUKTE

Page 41: PUNKTmagazin Afrika

STRUKTURIERTE PROFITE

Für Investoren war es lange Zeit schwierig, anlagetechnisch auf den Schwarzen Kontinent zu setzen. So sind kollektive Anlagen (Fonds/ETF) auf afrikanische Aktienmärkte in der Schweiz erst seit ein bis zwei Jahren zugelassen. Die Branche der strukturierten Produkte jedoch hat bereits viel früher auf Afrika gesetzt und den FTSE/JSE-Africa-Top-40-Index schon 2004 mittels Tracker-Zertifikaten investierbar gemacht. Seit dem Start hat das Index-Zer-tifikat der Royal Bank of Scotland (RBS) bereits über 115 Prozent an Wert gewonnen. Das Produkt «trackt» den Index eins zu eins ab und notiert in Dollar. Für Fran-ken-Anleger hat die amerikanische Goldman Sachs 2006 einen Tracker auf denselben Index lanciert.

Südafrika im Zentrum Die meis-ten Produkte, ob nun in der Welt der ETF oder der Zertifikate, konzen-trieren sich auf Südafrika. Eine Aus-nahme bildet ein Index der Royal Bank of Scotland. Dieser investiert in afrikanische Unternehmen, die im Bereich Rohwaren tätig sind, und klammert die südafrikanischen Ak-tien aus. Diese Strategie ist aufge-gangen, zumindest wenn man die Performance-Entwicklung der letz-ten drei Jahre betrachtet. Das Pro-dukt mit dem Ticker AFRIU konn-te eine Wertsteigerung von über 44 Prozent generieren, währenddem Instrumente auf die breiten Aktien-indizes in derselben Periode im tie-fen zweistelligen Prozentbereich Renditepunkte abgaben. Nebst dem Vorteil, Märkte schnell investierbar zu machen, können die Strukis indi-viduelle Auszahlungsprofile erzeu-gen. Die Auswahl an Produkten für die Ren-diteoptimierung oder solchen, die einen Ka-pitalschutz gewähr-leisten, ist jedoch wei-terhin sehr gering. Auf

grosse (Rohstoff-)Unternehmen wie BHP Billiton, Anglo America, Ang-logold Ashanti oder Orascom Deve-lopment Holding sind dagegen ei-nige Barrier-Reverse-Convertibles (BRC) erhältlich. Immerhin sind dies Weltkonzerne und weisen eine hohe Liquidität auf.

Bis zu 20 Prozent Rendite Inte-ressant ist beispielsweise der BRC auf BHP Billition (Ticker VON1MX), herausgegeben von der Bank Von-tobel. Das Zertifikat zahlt bei Ver-fall am 15. April 2011 einen Coupon von 10,05 Prozent auf sicher. Solan-ge die Aktie die Schwelle von 15,80 Pfund nicht unterschreitet, wird das Produkt zu 100 Prozent zurückbe-zahlt. Derzeit notiert die Aktie bei 22,40. Glaubt also ein Investor nicht, dass BHP Billiton bis zum Frühling 2011 unter der Schwelle notiert, und geht er ebenso nicht von stark stei-genden Aktienkursen aus, sondern sieht vielmehr eine Lethargie in die-sem Titel, könnte er eine maximale Rendite von knapp 20 Prozent errei-chen (Kurs Zertifikat 92 GBP). Anle-ger, die sich ein bisschen mehr Af-rika-Pep wünschen, können auch direkt in ein entsprechendes Län-der-Zertifikat investieren. Die RBS hat hierzu die Kapitalmärkte von Ni-geria, Marokko oder Ägypten inves-tierbar gemacht. Das jüngste Af-rikakind ist ein Index-Zertifikat auf den MSCI Kenia. Damit partizipiert der Käufer eins zu eins an der Ent-wicklung dieses Börsenbarometers. Zu beachten ist hier, dass dieser Börsenindex gerade mal sechs Fir-men abbildet. Eine der bekanntes-ten dabei ist sicherlich der Mobil-funk-Pionier Safaricom. RB

DANK STRUKTURIERTER PRODUKTE KÖNNEN ANLEGER SEIT VIELEN JAHREN VON DER DYNAMISCHEN WIRTSCHAFTSENTWICKLUNG AFRIKAS PROFITIEREN. SOWOHL BREITE LÄNDER- UND REGIONENINDIZES WIE AUCH RENDITETRÄCHTIGE EINZELANLAGEN SIND ERHÄLTLICH.

«ERGÄNZENDE (ANLAGE-)BAUSTEINE»STRUKTURIERTE PRODUKTE ISIN ANBIETER

FTSE/JSE Africa Top 40 (USD) CH0018707015 RBSFTSE/JSE Africa Top 40 (CHF) GB00B12YS799 Goldman SachsAfrica ex South Africa Resources CH0030393208 RBSBRC auf BHP Billiton CH0112158057 VontobelMSCI Kenia Index CH0111494792 RBSRBS Nigeria Index CH0036150404 RBSMorocco Casablanca Index CH0024999333 RBS

Quelle: Anbieter

041 INVESTIERBARES

WERBUNG

Page 42: PUNKTmagazin Afrika

MIT DEN AUGEN EINES GEOLOGEN

Schnell einmal sieht man interes-sante Anlagemöglichkeiten und ganz viele Dollar-Zeichen in den eigenen Augen stehen. Diese trüben oft den Weitblick, was mitunter zu Täuschun-gen und schliesslich zu Enttäuschun-gen führen kann. Das Thema Roh-stoffe ist ein passendes Beispiel. Man liest und hört vieles über Afrika als Rohstoffherberge. Manchmal sieht man eine Dokumentation am Fern-sehen, man sitzt gebannt vor dem – rohstoffgespickten – TV. Wunder-bar, spannend. Nicht minder attrak-tiv ist allerdings die afrikanische In-vestmentoase, wenn man sie durch die Augen eines Geologen sieht. Prof. Dr. Jan Kramers, lange Zeit am In-stitut für Geologie der Universität Bern tätig, hat sich mit Haut und Haa-ren Südafrika verschrieben. Dort, wo ein Mangel an Spezialisten beste-he, forscht er seit Jahrzehnten und wohnt er seit Jahren.

Mögliche Verstaatlichungen Was meint der gestandene Geochemi-ker zur südafrikanischen Rohwaren-varietät und zu den Fördermög-lichkeiten? «Alles, was problemlos gefördert werden konnte, wurde ge-fördert. So etwa drei Viertel der glo-balen Goldbestände. Es gibt hier aber noch immer ‹Weltklasse-Vorräte› an Gold und Platin (über 50 Prozent der bekannten Vorkommen), Mangan (gut 70 Prozent der bekannten Menge), Diamanten, Kupfer, Eisen und Koh-le. Ja, eigentlich alles ausser Erd-öl.» Das hört sich lukrativ an, damit aber die Dollar-Zeichen nicht (noch) grösser werden, ist es Zeit, sich um mögliche Gefahren zu kümmern. Kramers führt aus: «Finanzielles Ri-siko birgt die von gewissen Politikern immer wieder erwähnte Möglichkeit von Minen-Verstaat-lichungen. Die Chan-cen dafür sind aber ge-ring, Südafrika gilt als eher bergbaufreund-lich. Physische Gefah-

ren bestehen bei Abbauarbeiten in bis zu 4000 Metern Bodentiefe. Auf die kaum erträgliche Hitze kommt ein von der Gesteinsmechanik herrüh-render hoher Druck.»

Übler Missetäter Genf Auch nicht ganz Ohne dürften Ausbeutungen sein. Kramers schüttelt als erste Re-aktion den Kopf: «Die Gesetzgebung ist hierbei sehr modern. Raubbau ge-hört der Vergangenheit an, Umsied-lungen müssen kompensiert und Umweltschäden behoben werden. Es gibt heute keinen Bergbau mehr oh-ne eingehende Untersuchungen auf den ‹environmental impact›.» Mit der Folgereaktion geht jedoch ein Nicken einher: «Sogenannte Blut-Diamanten gibt es leider deshalb noch, weil die Gewinnung von alluvialen Prachtstü-cken mit wenig Technologie und Ka-pital vorangetrieben werden kann.» Er weiter: «Eine unsägliche Wild-west-Mentalität herrscht ausser-dem im östlichen Kongo, das reich ist an Coltan. Coltan sind für Hightech-Geräte verwendete Niob-Tantal-Mi-neralien. Die Ausbeuter haben ih-ren Firmensitz übrigens oft in Genf.» So abstossend dies ist, etwas dage-gen getan wird scheinbar nicht, ob-schon man immer wieder davon hört. Apropos Hören, in Bezug auf erneu-erbare Energien hört man wenig aus der afrikanischen Ecke. «Hydroelek-trisches gibt es speziell in Westafri-ka, da liegt enormes Potenzial brach. Sonnenenergie betrifft eher die Re-gion Sahel. Das südliche Afrika ist ebenfalls vielversprechend, aber mit hohen Investitionskosten verbunden. Windenergiemöglichkeiten gibt es ei-gentlich nur am Kap und an der Süd-küste Südafrikas», so der Professor abschliessend. CS

AFRIKANISCHE ROHMATERIALIEN SIND IN ALLER MUNDE UND VIELE DA-VON IN UNSEREN PRODUKTEN ENTHALTEN. EINE GEWISSE ABHÄNGIG-KEIT IST NICHT ZU LEUGNEN, EIN GEOLOGISCHER EINBLICK NUR SCHON DESHALB HERZLICH WILLKOMMEN.Afrika hat sich einen Namen als der

Rohstofflieferant schlechthin ge-macht. Der Kontinent verfügt über einen enormen Reichtum an Indus-trie- und Edelmetallen, aber auch an Erdöl- und Gasvorkommen. Zu-sammen entfallen rund zwei Drit-tel der Exporte auf landwirtschaftli-che Erzeugnisse und Bodenschätze. Steigende Rohstoffpreise sind so-mit ein Segen für Afrika. Die Res-sourcenvielfalt hat aber auch einen Wettlauf um die Bodenschätze aus-gelöst. Besonders für China sind die Rohstoffe des Schwarzen Kon-tinents interessant, aber auch Indi-en engagiert sich in der Erdöl- und Gasgewinnung. Ein Beispiel dafür ist die Regelung «infrastructure for oil». Weiters sind grosse Ölkonzer-ne wie Chevron, BP, Shell und To-tal schon lange vor Ort aktiv. Auch zahlreiche kleinere Unternehmen haben den Weg nach Afrika einge-schlagen, darunter Afren, Bowleven und Heritage.

Fossile Brennstoffe Afrika ver-fügt über 9,5 Prozent der weltwei-ten Erdölreserven, 8,2 Prozent der Erdgas- und 4 Prozent der Kohle-reserven. Dies geht aus Statistiken von BP hervor. Nigeria ist die kla-re Nummer eins unter den Erdöl-produzenten des Kontinents. Die Vorkommen sind zweimal so gross wie jene Angolas, schreiben die Be-renberg Bank und das Hamburgi-sche Weltwirtschaftsinstitut (HW-WI) in der Studie «Strategie 2030». In Angola wird aber die Fördermen-ge ständig erhöht. Konzerne wie BP, Chevron und Total arbeiten mit na-tionalen Firmen in Joint Ventures oder mit Production Sharing Agreements an neuen Projekten. Diese sollen bis 2011 die Produktion aufneh-men.

Lange Zeit stand Südafrika ganz oben auf dem Siegertreppchen der Goldproduzenten der Welt, be-vor China diesen Rang eroberte. Laut Angaben der südafrikanischen Chamber of Mines ist das Land durch einen weiteren Rückgang der Goldproduktion 2009 auf den vierten Platz zurückgefallen. Spitzenplät-ze belegt Südafrika aber auch bei Chrom und Platin-Metallen. Darü-ber hinaus sei das Land in Afrika der grösste Produzent von Blei, Eisen-erz und Nickel, heisst es in der Stu-die weiter.

Gold, Silber, Kupfer Die Demokra-tische Republik Kongo hat bei der Kobaltproduktion die Nase vorn und verfügt über beträchtliche Reser-ven an Diamanten, Kupfer, Silber und Zinn. 2008 lagen die ausländi-schen Direktinvestitionen in Afrika bei rund 88 Milliarden Franken. 20 Prozent davon flossen in den Metall- und Minensektor. Die Credit Suisse erwartet, dass 2014 die ausländi-schen Investitionen in diesen Be-reich 100 Milliarden Franken betra-gen werden. Auch im Bergbau sind viele ausländische Konzerne en-gagiert. Amadeus gewinnt Gold in Ghana und Teal Exploration fördert Kupfer und Gold in Namibia, Sambia und in der Demokratischen Repu blik Kongo. Ebenfalls bedeutend für Af-rika ist die Landwirtschaft. Knapp zwei Fünftel der Gesamtfläche sind landwirtschaftlich nutzbar. So be-stehen bei vielen Ländern die Aus-fuhren vor allem aus Agrargütern. In Burundi beispielsweise ergeben sich 85 Prozent der gesamten Ex-porterlöse allein durch Kaffee. BK

UND EWIG LOCKEN DIE ROHSTOFFEDER AFRIKANISCHE KONTINENT IST ZWAR REICH AN BODENSCHÄTZEN, VIELFACH SIND DIESE ABER NOCH NICHT ERSCHLOSSEN. EIN GEFUNDE-NES FRESSEN FÜR INTERNATIONALE KONZERNE.

«SÜDAFRIKANISCHE PRÄSENZ»AKTIEN ISIN DIV.-RENDITE

Anglo American GB00B1XZS820 N.A.Rio Tinto GB0007188757 0,96Trans Hex Group ZAE000018552 N.A.BHP Billiton AU000000BHP4 3,51Gem Diamonds VGG379591065 N.A.FONDS / ETF ISIN TER

Lyxor ETF South Africa FR0010464446 0,65%Quelle: Telekurs / 10x10.ch

«ROHSTOFFLIEFERANTEN»AKTIEN ISIN DIV.-RENDITE

Adamus Resources AU000000ADU5 11,7%Sasol ZAE000006896 3,2%AngloGold Ashanti ZAE000043485 0,4%Impala Platinum ZAE000003554 1,2%STRUKTURIERTE PRODUKTE ISIN ANBIETER

Africa ex South Africa Resourc. TR CH0030357716 RBSFTSE/JSE Süda. Gold Mining Index NL0000189884 RBSAfrika Opportunity DE000LBB1Y08 Landesb. Berlin

Quelle: Anbieter / Telekurs

042

PRODUKTE

Page 43: PUNKTmagazin Afrika

Die ausgewählten Anlagefonds investieren direkt in Unternehmen der definierten Anlagepolitik. Durch

ein aktives Management versucht der jeweilige Fondsmanager, eine bessere Rendite zu erzielen als der zu-

grunde liegende Vergleichsindex. Der Investor profitiert durch einen umfassenden (Gegenparteien-)Schutz

dank dem Kapitalanlagegesetz (KAG) und erreicht überdies Diversifikationsvorteile.

KURSERWARTUNG STEIGEND INVESTORPROFIL PERFORMANCE RISIKO

FONDS WÄHRUNG ISIN ANBIETER NAV RENDITE YTD MGMT. FEE P.A. WEITERE INFOS

Bellevue Fonds BB African Opp CHF LU0433847679 Bellevue Asset Mgmt 154.58 16.17% 0.90% bellevue.chCredit Suisse One Equity Middle East/North Africa USD LU0385787824 Credit Suisse 9.54 5.09% 1.92% credit-suisse.comDWS Invest Africa USD LU0329761075 DWS 96.85 10.13% 1.80% dws.comFranklin MENA EUR LU0366004207 Franklin Templeton 2.59 -5.03% 1.50% franklintempleton.luJPM Africa Equity EUR LU0355584979 J.P. Morgan 16.10 16.73% 1.50% jpmorgan.comJulius Baer Multistock Northern Africa CHF LU0303756885 Julius Baer 79.08 14.30% 1.60% swissglobal-am.comMagna Africa Fund EUR IE00B0TB5201 Charlemagne Capital 8.99 9.81% 1.75% charlemagnecapital.comNordea African Equity Fund EUR LU0390856580 Nordea 13.94 6.68% 1.50% nordea.chPictet Middel East & North Africa USD LU0413357343 Pictet 46.34 11.83% 1.20% pictetfunds.comPlenum Africa Fund EUR LI0100387252 Plenum Investments 123.81 4.11% 1.60% caiac.liSGAM Fund Equities MENA EUR LU0357743516 Société Générale 65.33 9.64% 2.00% sgam.fr

Quelle: Anbieter / Lipper Reuter, Stand 18.06.2010

ANLAGE­FONDS

Untenstehende Aktiengesellschaften werden alle an einer afrikanischen Börse gehandelt. Einzeltitel, also

Aktien (auch Dividendenpapiere genannt), bergen ein relativ hohes Risiko. Aber auch ein entsprechendes

Renditepotenzial. Durch den jeweiligen Aktienbesitz werden Aktionäre zu Firmeninhabern. Vergangene

(Kurs-)Erfolge stellen jedoch keine Garantie für zukünftige Entwicklungen dar.

KURSERWARTUNG STEIGEND INVESTORPROFIL PERFORMANCE RISIKO

UNTERNEHMEN WÄHRUNG ISIN 52-W-LOW 52-W-HIGH KURS PERFORMANCE YTD DIV-RENDITE P / E EPS

African Bank Investments ZAR ZAE000030060 25.19 37.28 31.17 7.62% 5.93% 13.95 2.24 African Rainbow Minerals ZAR ZAE000054045 116.51 205.99 180.48 3.86% 0.97% 70.98 13.55 Anglo American GBP GB00B1XZS820 15.58 30.16 26.58 -2.03% N.A. 19.46 2.02 AngloGold Ashanti ZAR ZAE000043485 3.11 346.79 336.90 10.27% 0.39% N.A. -7.65 BHP Billiton GBP GB0000566504 12.75 23.46 19.44 -2.58% 3.04% 16.99 1.06 Firstrand ZAR ZAE000066304 12.76 21.00 19.46 7.84% 2.91% 14.71 1.34 Gold Fields ZAR ZAE000018123 83.10 116.46 106.00 8.78% 1.23% 24.75 2.29 Growthpoint Properties ZAR ZAE000037669 12.50 15.75 15.33 9.72% 7.65% 9.30 -4.90 Investec Ltd ZAR ZAE000081949 41.80 66.49 57.83 8.60% 2.88% 11.38 0.44 Kumba Iron Ore ZAR ZAE000085346 162.33 381.50 332.07 11.22% 4.38% 15.27 21.88 MTN Group ZAR ZAE000042164 95.02 162.94 111.15 -4.08% 1.75% 13.82 7.91 Mondi Ltd ZAR ZAE000097051 29.54 58.75 49.04 16.76% 2.01% 46.00 -0.06 Naspers ZAR ZAE000015889 190.07 324.90 278.55 -7.10% 0.75% 31.62 23.87 Nedbank Group ZAR ZAE000004875 90.00 144.50 126.30 3.53% 3.44% 12.48 11.40 Pick›N Pay Stores ZAR ZAE000005443 31.55 45.95 44.54 10.69% 3.92% 20.81 2.51 Pretoria Portland Cement Co ZAR ZAE000125886 27.85 36.50 32.89 -3.95% 6.08% 18.25 2.10 RMB Holdings ZAR ZAE000024501 21.16 35.05 32.91 13.09% 3.01% 13.70 2.07 SABMiller GBP GB0004835483 12.10 20.90 20.25 10.90% 1.96% 24.40 1.23 Sanlam ZAR ZAE000070660 16.30 25.75 23.93 10.06% 4.34% 10.66 2.23 Sasol ZAR ZAE000006896 255.56 318.00 285.00 -3.48% 3.05% 20.04 22.90 Shoprite Holdings ZAR ZAE000012084 52.00 86.35 83.69 29.77% 2.51% 19.81 3.97 Standard Bank Group ZAR ZAE000109815 79.12 118.75 106.20 6.45% 3.62% 13.69 7.58

Quelle: Telekurs, Stand 18.06.2010

AKTIEN

Kapitalgeschützte Produkte erlauben in risikobehaftete Anlagen zu investieren, da sie ein Sicherheitsnetz bie-

ten. Entwickelt sich der Basiswert negativ, erfolgt eine Rückzahlung in Höhe des eingesetzten (nominellen) Ka-

pitals - multipliziert mit dem Kapitalschutzfaktor. Steigen hingegen die Kurse, partizipiert der Anleger zu einem

bestimmten Grad am positiven Kursverlauf. Diese Anlageform eignet sich für eher konservativere Investoren.

Nachfolgend eine kleine Auswahl an Produkten hinsichtlich der behandelten Themen dieser Ausgabe.

KURSERWARTUNG STEIGEND INVESTORPROFIL DEFENSIV RISIKO

BASISWERT WÄHRUNG ISIN SYMBOL EMITTENT LAUFZEIT SCHUTZ / PARTIZIPATION KURS RENDITE YTD WEITERE INFOS

Africa Lions Index USD XS0330035444 MLAPU Merrill Lynch 10.12.2012 90% / 90% 83.10 3.62% merrillinvest.ml.comAfrica Resources Capital Protected USD CH0032677475 AFRUS Royal Bank Scot. 15.08.2011 100% / 84% 112.60 8.39% markets.rbsbank.ch

Quelle: financialmedia AG / Anbieter, Stand: 18.06.2010

KAPITALGE­SCHÜZTE PRODUKTE

043

punktmagazin.ch | No26/2010

BÖRSENKOTIERTES «AFRIKA» INVESTIERBARES

Page 44: PUNKTmagazin Afrika

BASISWERT WÄHRUNG ISIN SYMBOL EMITTENT LAUFZEIT KURS RENDITE YTD WEITERE INFOS

INDEXZERTIFIKATE (TRACKERS) EGX 30 Index USD CH0023158071 CAIRO Royal Bank Scot. Open-End 11.15 -2.19% markets.rbsbank.chFTSE / JSE Afrika TOP 40 USD CH0018707015 JTOPI Royal Bank Scot. Open-End 3.25 -3.30% markets.rbsbank.chFTSE / JSE Afrika TOP 40 CHF GB00B12YS799 AFROE Goldman Sachs Open-End 36.60 5.00% goldman-sachs.chMorocco Casablanca CFG25 Index USD CH0024999333 MAROK Royal Bank Scot. Open-End 27.85 1.46% markets.rbsbank.chMSCI Kenya Index CHF CH0111494792 KENIA Royal Bank Scot. Open-End 104.70 N.A. markets.rbsbank.chRBS Africa ex South Africa Resources Index CHF CH0030357716 AFRIC Royal Bank Scot. Open-End 143.30 15.10% markets.rbsbank.chRBS Nigeria Price Return Index USD CH0036150404 NGRIA Royal Bank Scot. Open-End 37.10 23.67% markets.rbsbank.chS&P Africa 40 Index USD CH0038610157 SPAFU Royal Bank Scot. Open-End 83.15 5.13% markets.rbsbank.chSüdafrikanischer Rand CHF CH0021614364 ZARZZ Royal Bank Scot. Open-End 114.60 8.50% markets.rbsbank.chS-BOX Africa Performance Index CHF DE000DB3EPZ4 AFEDB Deutsche Bank Open-End 158.70 17.21% xmarkets.chMoney Market Note auf Südafrikanische Rand ZAR CH0111005853 VXZAD Bank Vontobel Open-End 1022.00 N.A. derinet.ch

Quelle: financialmedia AG / Telekurs, Stand: 18.06.2010

Index- und Basketzertifikate geben die Wertentwicklung des Basiswertes eins zu eins an den Anleger weiter.

Bei Verfall richtet sich die Kapitalrückzahlung nach dem Kurs des Basiswertes. Zudem bieten diverse Anbie-

ter sogenannte Open-End-Zertifikate an. Der Vorteil: Diese Zertifikate laufend endlos, haben also keinen fi-

xen Verfalltermin. Bei der Auswahl sollte auf eine gute Bonität des Anbieters geachtet werden.

KURSERWARTUNG STEIGEND INVESTORPROFIL PERFORMANCE RISIKO

Barrier-Reverse-Convertibles sind renditeoptimierende Produkte, die einen Coupon auszahlen und mit ei-

nem bedingten Kapitalschutz ausgestattet sind. Wird während der Laufzeit der bedingte Kapitalschutz nicht

durchbrochen (Barriere), erhält der Anleger nebst dem Coupon den Nominalbetrag zurückerstattet.

KURSERWARTUNG STAGNIEREND INVESTORPROFIL RENDITE RISIKO

BASISWERT WÄHRUNG ISIN SYMBOL EMITTENT LAUFZEIT COUPON P.A. AUSÜBUNGSPREIS BARRIERE WEITERE INFOS

BHP Billiton GBP CH0112158057 VON1MX Bank Vontobel 15.04.2011 10.05% GBP 21.10 GBP 15.80 derinet.chOrascom CHF CH0110365407 VON1HD Bank Vontobel 11.03.2011 11.85% CHF 77.20 CHF 54.00 derinet.chAngloGold Ashanti Ltd. USD CH0109111770 AUSBR Clariden Leu 20.01.2011 10.50% USD 39.30 USD 23.18 myproducts.chAnglo American GBP CH0111272032 AALBC Clariden Leu 24.03.2011 9.50% GBP 27.42 GBP 17.82 myproducts.ch

Quelle: financialmedia AG / Anbieter, Stand: 18.06.2010

INDEX­ ZERTIFI­ KATE

BARRIER­RE­ VERSE­CON­VERTIBLES

Exchange Traded Funds (ETF) sind Anlagevehikel, die an der Börse kotiert sind und permanent gehandelt werden.

Sie stellen ein ebenso flexibles und liquides Anlagevehikel wie Aktien dar. Da auf ein aktives Management verzichtet

wird, können ETF mit einer deutlich geringeren Management-Fee angeboten werden, als dies bei Anlagefonds üb-

lich ist. Mittlerweile sind an der Schweizer Börse ETF für alle wichtigen Aktienmärkte und Anlageklassen verfügbar.

KURSERWARTUNG STEIGEND INVESTORPROFIL PERFORMANCE RISIKO

BASISWERT WÄHRUNG ISIN SYMBOL ANBIETER DIVIDENDE NAV RENDITE YTD MGMT. FEE P.A. WEITERE INFOS

FTSE JSE Top 40 EUR FR0010464446 LYAFS Lyxor ausschüttend 26.58 12.06% 0.65% lyxoretf.chFTSE JSE Top 40 EUR LU0270000028 MFAI Royal Bank Scot. thesaurierend 27.97 13.47% 0.70% markets.rbsbank.chSGI PAN Africa EUR FR0010636464 LYXPAF Lyxor ausschüttend 11.15 10.72% 0.85% lyxoretf.deMSCI EM EMEA USD LU0292109005 DBX1EA db x-trackers thesaurierend 29.41 -3.41% 0.45% dbxtrackers.chS&P Select Frontier USD LU0328476410 DBX1A9 db x-trackers thesaurierend 9.73 -0.18% 0.75% dbxtrackers.chMSCI Emerging Markets USD FR0010435297 LYLEM Lyxor ausschüttend 9.51 -4.33% 0.65% lyxoretf.chMSCI Emerging Markets USD IE00B0M63177 IEEM iShares ausschüttend 35.90 -8.48% 0.75% ishares.netMSCI Emerging Markets USD LU0254097446 XMMEM CS ETF ausschüttend 94.62 -3.50% 0.45% csetf.comMSCI Emerging Markets USD LU0292107645 XMEM db x-trackers thesaurierend 34.79 -3.97% 0.70% dbxtrackers.ch

Quelle: 10x10.ch, Stand 18.06.2010

EXCHANGE TRADED FUNDS

044

BÖRSENKOTIERTES «AFRIKA»

Page 45: PUNKTmagazin Afrika

So riesig und vielfältig Afrika auch ist, börsentechnisch oder besser gesagt index-technisch ist der Schwarze Kontinent noch nicht sonderlich gut abgedeckt. Dank Standard and Poor’s und FTSE gibt es aber die eine oder andere Möglichkeit, die der risikoorientierte Anleger durchaus unter die Lupe halten darf.

A partheid, Bürgerkriege und Pirate-rie auf der einen Seite, Rohstoffreich-tum, demografische Vorteile und

enorme Wachstumschancen auf der anderen Seite – das ist Afrika. Wirtschaftlich gesehen birgt der Schwarze Kontinent viele Schätze. Rund zwölf Prozent der globalen Erdölpro-duktion steuert Afrika bei. In den westafri-kanischen Staaten liegen schätzungsweise 110 Milliarden Barrel Erdöl, die noch nicht ein-mal angezapft worden sind. Rohstoffe wie Gold, Silber, Kupfer, Nickel, Platin und Di-amanten, die in der Industrie, Technologie und Luxusindustrie benötigt werden, sind auf dem Kontinent ebenso vorhanden. Die-ser Rohwarenreichtum spiegelt sich auch in den wenigen Börsenindizes wider. In diesen Barometern findet man jedoch auch zuneh-mend wachstumsstarke Branchen wie Tele-kommunikation und Finanzdienstleistung.

Die afrikanische Grossmacht Südafrika ist eine der am weitesten entwickelten Nationen Afrikas und führt auch seit Jahren ein eige-nes Börsenbarometer, den FTSE-JSE-Top-40-Index. 1995 wurde dieser von der Börse in Johannesburg (JSE) aufgelegt, 2002 wurde er vom Indexanbieter FTSE übernommen. Der-zeit setzt sich der Index aus 42 Unternehmen zusammen. Betrachtet man die sektorielle Allokation, ist erkennbar, dass Rohstoff-Fir-men mit knapp 45 Prozent dominieren. Wei-tere 16 Prozent fallen auf den Finanzdienst-leistungssektor, der Bereich Lebens- und Nahrungsmittel macht zehn Prozent aus. Zu den Indexschwergewichten zählen BHP Bil-liton (Rohstoffe), Anglo American (Roh-stoffe), SABMiller (Lebens-/Nahrungsmit-tel), MTN Group (Telekommunikation) und Standard Bank Group (Bankenwesen). Die Basis des FTSE-JSE-Top-40-Index bil-det der FTSE-JSE-All-Share-Index. Letzterer umfasst alle Gesellschaften, die an einer af-

rikanischen Börse mit einem von der Börse JSE akzeptierten Handelssystem kotiert sind. Ebenso sind Holdinggesellschaften, deren Geschäftszweck die Beteiligung an anderen Gesellschaften ist, vertreten. Ausgeschlos-sen hingegen sind Dachfirmen. Ein weiteres Barometer, der SGI-Pan-Africa-Index, wur-de 2008 von Société Générale in Zusammen-arbeit mit Standard and Poor’s lanciert. Als Basis dient eine wirtschaftliche Teilung des

Kontinents in drei Regionen: Nordafrika (mit den Staaten Marokko und Ägypten), Südafri-ka und die Sub-Sahara-Region.

Mehr Risiko, höhere Rendite Insgesamt setzt sich der Index aus 30 Unternehmen zu-sammen, jeweils aus den zehn grössten der definierten Regionen – sofern überhaupt

zehn Firmen pro Region zur Verfügung ste-hen. Jede berücksichtigte Gesellschaft kann pro Region eine maximale Gewichtung (ge-messen an deren Marktkapitalisierung) von zehn Prozent erlangen. Das Reglement sieht aber vor, dass die regionale Gewichtung auf-grund von Liquiditätsengpässen variieren kann. Die Gewichtung einer Region darf aber nie weniger als 25 Prozent respektive mehr als 50 Prozent betragen. Obwohl das Barometer eine «gerechte» regionale Verteilung anstrebt, steht es vor allem unter dem Einfluss der drei Staaten Südafrika, Marokko und Ägypten, die zusammen mehr als 60 Prozent der In-dex-Marktkapitalisierung ausmachen.

Nigerias Löwenanteil Für risikofreundliche-re Anleger bietet sich ein anderes Börsenbaro-meter an, der S&P-Africa-Frontier-Index von Standard and Poor’s. Dieser konzentriert sich auf Staaten, deren Märkte noch unterentwi-ckelt und illiquide sind. Derzeit werden im Index die Länder Botswana, Elfenbeinküste, Ghana, Kenia, Mauritius, Namibia und Nige-ria repräsentiert, wobei letzteres mit mehr als 75 Prozent den Löwenanteil ausmacht. Prinzi-piell werden im Index alle lokal kotierten Un-ternehmen, die eine bereinigte Marktkapita-lisierung von mehr als 115 Millionen Franken aufweisen, berücksichtigt. Sollte die Sum-me dieser Firmen weniger als 80 Prozent der Marktkapitalisierung eines bestimmten Lan-des ausmachen, werden soviele weitere Unter-nehmen mit kleinerer Marktkapitalisierung hinzugefügt, bis die Minimalgrenze erreicht oder überschritten wird. Zurzeit werden ins-gesamt 43 Unternehmen berücksichtigt. In unseren Breitengraden sind die meisten wenig bekannt. Den Index-Mammutanteil machen Finanzdienstleister aus, mit der First Bank of Nigeria an der Spitze.

AFRIKASINDEX ­UNIVERSUM

Videobeiträge zum Thema Afrika unter:

www.investchannel.ch

FOKUS INDEX-ANBIETER FTSE (phonetisch «Fuzzi») gehört zu den weltweit führenden Providern, wenn es um das Lancieren und Ver-walten von Indizes geht. Ableger gibt es auf der ganzen Welt, so etwa in London, Frank-furt, Hongkong, Boston, Shanghai, Paris, San Francisco und Sydney. Das unabhängige Un-ternehmen gehört zu jeweils gleichen Teilen der Financial Times sowie der London Stock Exchange. «Fuzzi» hat schon etliche Auszeich-nungen eingeheimst und ist im Charity-Bereich nicht ganz untätig. Die Ratingagentur Standard and Poor’s (S&P) gehört ebenso zu den glo-bal wichtigsten Index-Akteuren. Egal, ob es um Festverzinsliches, Strategisches, Rohstoffli-ches, Spezialthematisches o.ä. handelt, Anla-gehungrige werden bei S&P fündig. S&P, in 23 Ländern vertreten, feierte 2007 das 50-Jahr-Jubiläum. SGI steht für Société-Générale-Index und ist ebenfalls keine Unbekannte (mehr) im Finanzuniversum. Neutralität wird bei SGI, ge-mäss Eigenaussage, gross geschrieben, wes-halb Index-Berechnungen in Zusammenarbeit mit S&P und Dow Jones erfolgen. SGI ist der Société Générale Gruppe zugehörig.

200180

160140

120100

8060

4020

EmMa SCHLÄGT AFRIKA

S&P-Africa-Frontier MSCI-Emerging-Markets

11.2008 - 06.2010 in %

Quelle: Telekurs, Angaben indexiert, Grafik: fm AG

205190

175160

145130

115100

8570

AFRIKA UND EmMa GLEICHAUF

SGI-PAN-Africa MSCI-Emerging-Markets

11.2008 - 06.2010 in %

Quelle: Telekurs, Angaben indexiert, Grafik: fm AG

205190

175160

145130

115100

8570

EmMa SCHLÄGT AFRIKA

FTSE-Africa-Top-40 MSCI-Emerging-Markets

11.2008 - 06.2010 in %

Quelle: Telekurs, Angaben indexiert, Grafik: fm AG

045

punktmagazin.ch | No26/2010

INVESTIERBARESSTIMMUNGSBILD

WORTEOLIVIERBÜHLER

Page 46: PUNKTmagazin Afrika

EIN THEMA, ZWEI STANDPUNKTE

PUNKTmagazin AFRIKA, EIN BAUCHLADEN VOLLER ROHWAREN, VERFÜGT ÜBER SCHIER UNERSCHÖPFLICHE RESERVEN. WORAUF SOLLTE MAN DEN FOKUS LEGEN?

Dr. Mark Mobius (MM) Nebst der «Republiek van Zuid-Afrika», al-so Südafrika (zirka 50 Millionen Einwohner), haben wir uns auch die weniger bekannten Grenzmärkte Afrikas angeschaut. Einige davon sind sehr gross, so etwa Nigeria. Das westafrikanische Land bewohnen übri-gens mehr als 140 Millionen Menschen, die Hälfte davon sind Muslime, um die 40 Prozent leben einen christlichen Glauben. Andere Märkte der Region wie Ägypten und Kenia wirken allmählich ebenfalls attraktiver und wir beobachten, wie in diesem Raum neue und zukunftsträchtige Märkte entstehen. In Bezug auf bestimmte Rohstoffe konzentrieren wir uns – weltweit – vor allem auf Kohle, Erdöl, Nickel, Gold, Platin und Eisenerz. In Afrika haben Kohle, Eisenerz, Gold und Platin eine beson-ders wichtige Bedeutung.

James B. Rogers (JR) Die besten Möglichkeiten sehe ich bei den soge-nannten Agrarrohstoffen wie Kakao, Mais, Holz, Weizen, Soja und Zu-cker. Sie sind zurzeit vor allem deshalb sehr attraktiv, weil die Notie-rungen deutlich nachgegeben haben. Der Preis von Zucker zum Beispiel liegt 80 Prozent unter dem Niveau von 1974. Doch auch bei anderen Rohstoffen gibt es durchaus Chancen, wobei sich die Investoren primär auf «schwache» Rohstoffe fokussieren sollten. Gold beispielsweise ist sehr teuer und erreicht fortlaufend neue Rekordpreise. Aber nicht alle Edel-metalle verhalten sich identisch, Silber etwa befindet sich auf eher tiefem Kursniveau. Wenn man Energie betrachtet, so sieht man, dass Naturgas momentan günstig ist, Erdöl hingegen nicht. Achten sie auf tiefe Preise; kaufen sie tief, verkaufen sie hoch. Ich weiss natürlich, dass dies nicht so einfach ist wie es sich anhört – aber möglich ist es insbesondere dann, wenn man sich intensiv mit den Märkten auseinandersetzt.

CHINA HAT DEN FUSS FEST IN DER AFRIKA-TÜRE DRIN. WESHALB UND INWIEFERN KANN DER INVESTOR DAVON PROFITIEREN?

MM Chinesische Investitionen werden sich aufgrund grosser Infrastruk-turprojekte, an denen sie beteiligt sind, positiv auswirken. Davon pro-fitieren alle Investoren. Wir gehen davon aus, dass der Ausblick im We-sentlichen aus drei Gründen sehr gut ist: reichlich Naturressourcen, eine junge Bevölkerung und steigendes Interesse der reichen EmMa. Afrika hat einige der grössten Rohstoffvorkommen, bislang wurde jedoch erst ein Bruchteil erschlossen. Ausserdem kann es mit einer jungen und wach-senden Bevölkerung aufwarten, die ihr Bildungs- und Kompetenzniveau ausbaut und für Produktions- sowie Bergbaufirmen nach der Expansi-on zum wertvollen Aktivposten werden könnte. Diese Faktoren haben das Interesse von China und Indien geweckt, die für ihr eigenes Wachs-tum mehr Rohwaren brauchen, aber auch von Russland und Brasilien, deren Unternehmen global expandieren möchten. Länder in allen Tei-len der Welt sind zunehmend daran interessiert, für den afrikanischen Markt zu produzieren. Dies gilt vor allem für Firmen aus Schwellenlän-dern, die es gewohnt sind, unter schwierigen politischen und wirtschaft-lichen Verhältnissen zu arbeiten.

Der preisgekrönte Dr. Mark Mobius, Executive Chairman bei Templeton AM

in Singapur, verfolgt Schwellen­ und Frontier­Märkte seit nunmehr 30 Jah­

ren. Nebst seiner Analyse­ und Managertätigkeit ist er Buchautor. Sogar

ein japanischer Comic wurde ihm gewidmet. Templeton AM ist eine Toch­

tergesellschaft des US­Fondsanbieters Franklin Templeton Investments.

www.franklintempleton.ch

James B. Rogers wurde in den 70­er Jahren bekannt, als er mit Geor­

ge Soros den Quantum Fonds gründete. Mit 37 Jahren zog er sich aus

dem aktiven Handelsgeschäft zurück und wurde Gastprofessor an der

Columbia University, umrundete die Welt und schrieb Bücher. Früh er­

kannte er das wirtschaftliche Wachstumspotenzial von Schwellenlän­

dern sowie die begrenzte Verfügbarkeit einiger Rohstoffe. Seit 2008 lebt

Rogers in Singapur.www.jimrogers.com

046

STANDPUNKTE | DR. MARK MOBIUS & JAMES B. ROGERS

NACHGEFRAGTBARBARAKALHAMMER&CYRILSCHICKER

Page 47: PUNKTmagazin Afrika

JR Überlegen sie sich, welche Länder am meisten davon profitieren, und investieren sie in diese. Ich persönlich würde aber ehrlich gesagt mo-mentan nirgendwo in Aktien investieren. In manchen Ländern haben sich die Aktienpreise verdoppelt. Aktuell sehe ich weltweit keinen Akti-enmarkt, an dem die Kurse tief genug wären, um jetzt Dividendenpapie-re zu kaufen. Chancen können sich bieten, wenn die Aktienkurse weiter respektive wieder fallen. Dann ist es aber äusserst wichtig, sich das Ma-nagement des Unternehmens genau anzusehen. Da ich jeweils direkt in Rohstoffe investiere, muss ich mich nicht um Fragen des Managements kümmern. Wenn ich zum Beispiel weiss, dass China Baumwolle und Ni-ckel kaufen muss, würde ich, statt in Aktien der Unternehmen, direkt in jene Rohwaren investieren.

ÜBER EINE MILLIARDE MENSCHEN BELEBEN DEN KONTI-NENT. SIE BEDÜRFEN EINER GEWISSEN INFRASTRUKTUR. WO SCHLUMMERN DA OPPORTUNITÄTEN?

MM Wie angesprochen, werden die gezielten und intensiven Investiti-onen der strategisch-gewieften Chinesen in die Infrastruktur eine zen-trale Rolle spielen. Mit Infrastruktur meine ich beispielsweise Strassen, Brücken, Bahnstrecken und (Flug-)Häfen. In Bezug auf direkte Invest-mentchancen gibt Infrastruktur für mit Afrika liebäugelnde Privatan-leger allerdings nicht viel her. Solche Projekte stehen meist unter staat-licher Schirmherrschaft und sind bislang nur höchst selten privatisiert worden. Das dürfte in Zukunft kaum anders sein. Selbstverständlich gibt es dennoch Möglichkeiten, an der Afrika-Entwicklung zu partizipieren. Potenzielle Gelegenheiten für gelungene Aktienengagements ergeben sich bei infrastrukturnahen Unternehmen, die schwere Gerätschaften und Materialien, zum Beispiel Zement, liefern. Nur um das Bild deutlicher zu zeichnen, ohne aber damit Investmenttipps geben zu wollen: Cater-pillar (USA) oder Holcim (Schweiz) beliefern den Schwarzen Kontinent mit entsprechenden Produkten.

JR Auf dem Schwarzen Kontinent (lange hat man diesen auch als den «Vergessenen Kontinent» bezeichnet) gibt es diesbezüglich enorme In-vestitionsmöglichkeiten, denn die Infrastruktur des Landes befindet sich – noch immer beziehungsweise auch nach der «chinesischen Investiti-onswut» – in einem sehr schlechten Zustand. Autobahnen, Flughäfen, Eisenbahnen und vieles mehr werden mehr oder minder dringend be-nötigt. Was immer sie auch bezüglich Infrastruktur in Afrika machen, sie werden damit Geld verdienen. Unternehmen, die Infrastrukturen in welcher Art auch immer errichten, sind grossartige Anlageopportunitä-ten. Profitieren werden dabei alle, die in irgendeiner Form an einer An-lage beteiligt sind. Bei einem Flughafen beispielsweise sind dies Eigentü-mer, Betreiber, Fluggesellschaften, Logistik … Sie alle bieten grossartige Möglichkeiten, um Geld gewinnbringend anzulegen.

ES GIBT VON TELEKOMMUNIKATION ÜBER TOURISMUS HIN ZUR SICHERHEIT EINIGE ZUKUNFTSTRÄCHTIGE IN-VESTMENTGEBIETE. WAS KONKRET HOLEN SIE SICH AUF DEN RADARSCHIRM?

MM Die Bankenbranche in Afrika ist meines Erachtens besonders be-deutsam. Dies nicht nur wegen der Zunahme von Mikrokrediten, son-dern auch deshalb, weil die dortigen Finanzinstitute kontinuierlich wachsen – an Expertise, Können und aus organischer Sicht – und ins Verbraucherbankgeschäft vorstossen. Per Ende April 2010 hält der Tem-pleton-Frontier-Markets-Fund als eine der grössten Positionen MTN Group Ltd. Das südafrikanische Unternehmen ist in der Telekommu-nikation zu Hause. Ebenfalls den Top-10 zugehörig ist von der Grösse her die in Nigeria angesiedelte United Bank for Africa Plc. Auch Sa-mih Sawiris ist seit seinem Tourismus-Engagement in Andermatt in der Schweiz kein unbeschriebenes Blatt mehr. Der ägyptische Geschäfts-mann und «Schweizer Unternehmer des Jahres 2009» ist CEO der Oras-com Development Holding. Diese gehört wie eine weitere grosse Fund-

Position, Orascom Construction Industries, zur Orascom Group.

JR Schauen sie sich in ihrem eigenen Leben(-sraum) herum. Das ist ge-nau das, was Afrikaner erstreben. Sie wollen so leben wie sie. Und ge-nau darum sollten sie sich auf Firmen konzentrieren, welche die Afri-kaner mit eben jenen Gütern versorgen, die auch sie besitzen. Wenn ich Recht habe, dann wird der Wohlstand in Afrika weiterhin steigen. Dies vor allem aufgrund der Rohstofffülle und wegen der ausgeklügelten chi-nesischen Engagements auf dem Kontinent. Alles, was sie also in ihrem Haus, ihrem Büro, ihrem Leben sehen, bietet eine Chance. Auch der Tourismus ist natürlich interessant. Würde man es schaffen, den Tou-rismus in Afrika sicherer zu machen, würden noch viel mehr Leute den Kontinent bereisen. Es ist schliesslich ein faszinierender Ort. Wer über ein grosses Wissen verfügt, kann auch in afrikanische Währungen inves-tieren, wobei es sehr schwierig ist, diese zu kaufen und zu verkaufen. Das können Experten wohl am besten. Ich sehe für Privatanleger passendere Möglichkeiten in anderen Währungen, zum Beispiel im Dollar.

IN VIELEN ANLAGEVEHIKELN, WELCHE DIE WIRT-SCHAFTSRÄUME «MENA» UND «EMEA» ABDECKEN, IST AF-RIKA NUR MARGINAL VERTRETEN. WESHALB?

MM Sie haben Recht, Afrika ist oft untervertreten. Das ist in unserem MENA-Fonds, der von unserer Tochtergesellschaft Algebra Capital (An-teile von 40 Prozent) verwaltet wird, nicht anders. Aber zu den gröss-ten Positionen gehören doch immerhin einige Afrika-Exponenten (Ägyp-ten) wie etwa Orascom Construction Industries sowie Talaat Mostafa Group. Erstere kann der Investitionsgüter-Branche zugeordnet werden und Talaat Mostafa Group fällt in die Immobilien-Kategorie. In Bezug auf die «besten Beiträge zur Wertentwicklung» gilt es einmal mehr die Talaat Mostafa Group zu erwähnen. Sehr erfreulich haben sich über-dies EFG Hermes Holding (Finanzdienstleister) sowie Commercial In-ternational Bank (Ägypten) entwickelt. Wir sind überzeugt, dass unsere Frontier-Market-Fonds gut geeignet sind, um grössere Beträge in Afri-ka zu investieren. Unsere MENA- und EMEA-Produkte haben deutlich mehr Unternehmen mit guten Bewertungen und grossen Marktkapita-lisierungen im Portfolio.

JR Diese Positionen sind jeweils so klein, weil für diese Regionen sowohl der Wissensstand tief als auch die Anlagemöglichkeiten gering sind. Für Personen, die heute schon genügend Musse haben, um ihre Hausaufga-ben zu erledigen, ist Afrika allgemein betrachtet ein fabelhaftes Investiti-onsfeld. Viele Länder öffnen sich zusehends, aber die dort angesiedelten Unternehmen und die unterschiedlichen Märkte sind noch sehr klein. Das heisst aber überhaupt nicht, dass man sich vom Schwarzen Konti-nent abwenden soll. Denn wer sich die Zeit nimmt, ein Afrika-Spezialist zu werden und sich mit der Materie wirklich vertieft auseinandersetzt, der wird in 20 Jahren vermutlich unerhört reich sein.

MENA steht für «Middle East & North Africa» und bezeichnet die Region von Ma­

rokko bis hin zum Iran.

EMEA bezeichnet die Wirtschaftsregionen «Europe, Middle East & Africa». EMEA

steht für die Dreiteilung der Weltwirtschaft, wobei Europa das wirtschaftliche

Zentrum darstellt.

Die zwei Anlage­Gurus haben sich auch schon vor laufender Kamera auf den Zahn

fühlen lassen:

www.investchannel.ch

047

punktmagazin.ch | No26/2010

INVESTIERBARES

Page 48: PUNKTmagazin Afrika

Eines vorweg: Die sogenannten Fron-tier Markets finden bei Investo-ren zunehmende Beachtung. Fron-

tier Markets wurden lange Zeit übergangen, entwickeln sich aber zu einer eigenständi-gen Anlageklasse. Diese Nationen sind da-bei, sich einen Status als Schwellenland zu erobern. Sie verfügen langfristig über attrak-tives strukturelles Wachstumspotenzial. Be-sonders Nordafrika verspricht dank seinen wachsenden Volkswirtschaften, umfangrei-chen Rohstoffvorkommen und der günsti-gen demografischen Entwicklung attraktive Anlagechancen. Die geringere Liquidität, höhere politische Unsicherheit, häufig mangelhafte Transpa-renz der Unternehmen und stärkere Anfäl-ligkeit gegenüber globalen makroökonomi-schen Schocks hatten allerdings zur Folge, dass Frontier Markets im vergangenen Jahr kurstechnisch hinter den Schwellenmärk-ten zurückblieben. Heute notiert noch rund die Hälfte dieser Märkte deutlich unter ih-ren Höchstständen von 2007 und 2008. Die Lücke dürfte sich jedoch nicht zuletzt wegen der geringen Korrelation zu den schuldenge-plagten Industrienationen Schritt für Schritt schliessen. Eine der zukunftsträchtigsten Re-gionen ist der afrikanische Kontinent, und besonderen Fokus legen wir momentan auf die Staaten Nordafrikas. Zahlreiche Faktoren sprechen für diese Märkte.

Widerstandsfähigkeit und Wachstum Ob-wohl sich Afrika in der weltweiten Rezession als widerstandsfähig erwiesen hat, ganz ent-ziehen konnte sich der Kontinent ihr nicht. Doch seine einzigartige Position dank dem Reichtum an natürlichen Ressourcen, die kontinuierlich ausländische Direktinvestiti-onen anziehen, eine günstige demografische Entwicklung sowie eine deutliche Binnen-marktexpansion verhalfen dem Kontinent 2009 zu einem bescheidenen, aber insgesamt doch positiven BIP-Wachstum. Steigende Rohstoffpreise sind dabei der grösste Wachs-tumstreiber Afrikas. Sie leisteten einen wichtigen Beitrag zur jüngeren Wachstumsentwicklung, denn der Kontinent verfügt über fast zehn Prozent der weltweit nachgewiesenen Erdölreserven, acht Prozent der Erdgasreserven, 54 Prozent der Goldvorkommen sowie über umfangrei-che Vorkommen weiterer Edel- und Indus-triemetalle. So kommt es nicht von ungefähr, dass Afrikas Rohstoffproduzenten zu den Nutzniessern des enormen Rohstoffhungers in den Schwellenländern, insbesondere in China und Indien, gehören. China ist mitt-lerweile zum grössten ausländischen Anleger auf dem afrikanischen Kontinent avanciert und investiert Kapital in Infrastrukturpro-jekte wie Strassenbau. Wirtschaftsreformen in zahlreichen Staaten begünstigen solch aus-ländische Direktinvestitionen.

Enormes Potenzial birgt überdies die demo-grafische Entwicklung des Kontinents. Laut UNO dürfte Afrika bis 2015 mit einer jähr-lichen Rate von 2,2 Prozent das weltweit höchste Bevölkerungswachstum ausweisen. Eine Folge dieses Wachstums ist – vor allem in Nordafrika – die rasche Urbanisierung. Vorwiegend junge Afrikaner drängt es in die Städte, wo ihre Chancen auf Arbeit und bes-sere Löhne deutlich grösser sind als in länd-lichen Regionen. Das höhere Lohnniveau, gekoppelt mit einer von tiefem Level aus stei-genden Privatkreditvergabe, ermöglicht die-sen Leuten einen besseren Lebensstandard – mit entsprechend positiven Impulsen für Sektoren wie zum Beispiel Finanzdienstleis-tung und Konsum.

Starke Treiber In Anbetracht dieser Fakto-ren überrascht es kaum, dass internationale Anleger ihr Augenmerk auf Afrika richten. Sie reizt die weitgehende Unerschlossenheit der Märkte, die Vielzahl brachliegender Flä-chen und der Überschuss an Arbeitskräften. Dank diesen starken Treibern dürfte sich der Schwarze Kontinent in den kommenden Jahren zu einer der weltweit am schnellsten wachsenden Regionen entwickeln. Infolge der verhältnismässig geringen Li-quidität afrikanischer Finanzmärkte müs-sen sich Anleger jedoch der gesteigerten Risiken eines Engagements in den zugäng-lichen Märkten des Kontinents bewusst sein. Wie so oft lautet die Devise, das Ri-siko durch eine möglichst breite Diversifi-kation über verschiedene Länder, Sektoren und Unternehmen zu minimieren. Mit An-lagefonds kann diesen Punkten Rechnung getragen werden. Sie sind eine attraktive Gelegenheit, das Potenzial Afrikas und ins-besondere der Länder nördlich der Sahara zu erschliessen.

Finanzmarkterfahrung Der Julius-Bär-Northern-Africa-Fund bietet Investoren ri-sikogestreuten Zugang zu den schnell wach-senden Volkswirtschaften Nordafrikas. Sein Anlageschwerpunkt liegt auf Marok-ko, Ägypten, Tunesien und Nigeria sowie auf anderen Ländern nördlich des Äqua-tors. Der Fonds investiert jedoch nicht in Südafrika, denn die Börse in Johannesburg ist mit einer Marktkapitalisierung von rund 200 Milliarden Dollar der weitaus grösste Markt auf dem Schwarzen Kontinent und müsste im Fonds entsprechend stark ge-wichtet werden. Das erfahrene Fondsmanagementteam fo-kussiert sich bewusst auf die Identifizierung solider Unternehmen in Nordafrika, die von der rasch wachsenden Nachfrage nach Fi-nanzdienstleistungen, Infrastruktur und Konsumgütern profitieren. Insgesamt ergibt sich eine attraktive Auswahl, mit der lang-fristig orientierte Anleger trotz der zu beach-tenden Risiken auf das attraktive Rendite-potenzial der Region setzen können.

VIELVER-SPRECHEN-DES NORD-AFRIKA

Tommaso Bonanata ist seit Ende 2007 Portfoliomanager bei SGAM.

Er gilt unter anderem als Nordafrika-Spezialist. Bonanata, Associa-

te Director, studierte in Monaco (Baccalaureate in Economics) sowie

in London (Bachelor of Art).

048

PANORAMA | SWISS & GLOBAL ASSET MANAGEMENT

WORTETOMMASOBONANATA

Page 49: PUNKTmagazin Afrika

PUNKTmagazin WIE DEFINIEREN SIE DEN BEGRIFF GRENZMÄRKTE? UND WIE UNTERSCHEIDEN SICH DIESE VON SCHWELLEN- UND INDUSTRIEMÄRK-TEN?

Tommaso Bonanata Das sind Volkswirtschaf-ten im Entwicklungsstadium. Deren Aktien-märkte sind zwar für Auslandsinvestoren geöff-net, sie sind aber noch zu klein und illiquide, um zu «Emerging Economies» gezählt zu werden. Die meisten Grenzmärkte werden von Anlegern ver-nachlässigt und sind in den breiter angelegten Schwellenmarktindizes nicht vertreten. In den letzten 20 Jahren verzeichneten Schwellenmärkte ein starkes Wachstum und strukturelle Verbesse-rungen, sie wurden daher von Investoren allmäh-lich als ernstzunehmende Anlageklasse betrach-tet. Hinsichtlich Korrelation zum Weltrest gibt es eine Faustregel. Je liquider ein Markt ist, desto stärker korreliert er mit den Globalmärkten. In anderen Worten bedeutet dies, dass mit wach-sender Beteiligungsgrösse die Korrelationsstärke grös ser wird. Schwellenmärkte verhalten sich in der Regel volatiler als Industrieländer. Bei einer Eintrübung der Marktstimmung erleiden sie für gewöhnlich einen stärkeren Ausverkauf als indus-trialisierte Märkte. Dagegen gelten Grenzmärkte als nicht mit globalen Märkten korreliert.

IM FONDSPROSPEKT WERDEN EINE BOTTOM-UP-STRATEGIE UND TOP-DOWN-ANALYSEN ERWÄHNT. KÖNNEN SIE DIES NÄHER ERLÄUTERN? Hierbei ist es wichtig, die Unterschiede zwi-schen den verschiedenen Regionen des Konti-nents zu kennen. Im Norden herrscht ein hö-heres Mass an wirtschaftlicher und sozialer Stabilität als im Zentrum. Zurzeit sind drei Af-rika-Staaten in den breit aufgelegten Schwellen-marktindizes vertreten. Zwei von ihnen liegen im Norden: Ägypten und Marokko. Dem tragen wir mit unserem Top-Down-Ansatz Rechnung. Die genannten Volkswirtschaften profitieren von einer bestehenden starken Binnennachfra-ge und einem guten makroökonomischen Um-feld. Je tiefer man nach Zentralafrika vordringt, je eher trifft man auf Länder, die unter zahl-reichen strukturellen Problemen leiden (starke Armut, niedrige Lebenserwartung, sehr niedri-ges Durchschnittsalter). In dieser Region verfol-gen wir eher den Bottom-Up-Ansatz, indem wir in ausgewählte Unternehmen investieren und nicht insgesamt in die Wirtschaft bestimmter Nationen. Unser Engagement in Zentralafrika bezieht sich überwiegend auf Rohstoffe – nach wie vor einer der wichtigsten Wachstumstreiber.

DER JB NORTHERN AFRICA FUND ORI-ENTIERT SICH AN KEINER BENCHMARK. WARUM IST DAS SO, UND WIE KANN MAN DIE FONDSENTWICKLUNG MIT AN-DEREN VEHIKELN VERGLEICHEN? Die Region findet unter internationalen An-legern nach wie vor keine starke Beachtung, so-

dass die Liquidität in manchen Fällen weiterhin eine Herausforderung darstellt. Im Gegensatz zu vielen anderen Schwellen- respektive Fron-tier-Markt-Regionen gibt es für unseren Fokus auf Nordafrika derzeit noch kein eigentliches Vergleichsbarometer. Einige der öffentlichen af-rikanischen Indizes werden nach wie vor durch südafrikanische Aktien dominiert, was nicht unserer Anlagethese entspricht. Die Fondsper-formance lässt sich jedoch relativ gut bewerten, indem man sie mit der Wertentwicklung der zugrunde liegenden Märkte – Ägypten, Ma-rokko, Tunesien und Nigeria – vergleicht, auf die insgesamt rund 70 Prozent der Fondspositi-onen entfallen.

NORDAFRIKA BZW. DER GESAMTE KON-TINENT IST FÜR SEINEN REICHTUM AN BODENSCHÄTZEN BEKANNT. FLUCH ODER SEGEN? Der rohstoffreiche Kontinent erlebt seit ei-niger Zeit eine massive Investitionswelle. Al-le wichtigen globalen Konzerne sind in Afrika präsent, und dieser Trend wird sich zweifel-los weiter fortsetzen. Im letzten Jahrzehnt ha-ben neben internationalen Unternehmen auch ausländische Regierungen investiert, die un-ter langfristigen Erwägungen eine Präsenz auf dem Kontinent aufgebaut haben. Zu den gröss-ten Investoren in dieser Region gehört China, dessen Ansatz durch das starke Streben geprägt ist, sich einen direkten Zugang zu den natürli-chen Ressourcen zu sichern. Seit 2007 hat Chi-na bilaterale Hilfsabkommen mit 49 afrikani-schen Ländern und Kreditvereinbarungen mit 22 afrikanischen Ländern abgeschlossen. Inves-titionen in den Rohstoffsektor sind mit Investi-tionen in die Wirtschaft der relevanten Länder verbunden. Üblicherweise f liesst das Kapital in Infrastrukturbereiche. Solche Engagements sind von vitaler Bedeutung, um den Lebens-standard vieler Menschen zu verbessern und das Wirtschaftswachstum zu beschleunigen.

DIE MEISTEN GRENZMÄRKTE SIND GEOGRAFISCH UND IN KULTUREL-LER HINSICHT WEIT VON EUROPA ENT-FERNT. IST DAS FONDSMANAGEMENT AUCH VOR ORT ZUGEGEN? Für uns ist es äusserst wichtig, sich vor Ort umzusehen. Zu diesem Zweck besuchen wir mehrmals jährlich die entsprechenden Länder, allen voran jene, zu denen der Fonds ein beson-ders starkes Exposure aufweist. Noch wichtiger sind jedoch Gespräche mit dem jeweiligen Fir-menmanagement. Wir reisen daher regelmässig nach London, dem Finanzzentrum Nummer Eins in Europa, um an einer Vielzahl von regio-nalen oder länderspezifischen Konferenzen teil-zunehmen.

Weiterführende Informationen sind zu finden unter:

www.swissglobal-am.com

049

punktmagazin.ch | No26/2010

INVESTIERBARES

PRÄSENTIERT VONNACHGEFRAGTCYRILSCHICKER

Page 50: PUNKTmagazin Afrika

A frika hat in den vergangenen Jah-ren mächtige Fortschritte gemacht. Der zweitgrösste Kontinent, den der-

zeit mehr als eine Milliarde Menschen bevöl-kern, befindet sich in Aufbruchstimmung. Privatisierungen und Liberalisierungen wer-den durchgeführt, die Fremdverschuldung kann laufend und stark abgebaut werden, die Inflation ist allgemein unter Kontrolle und die Fiskaldisziplin hat sich merklich verbes-sert. Dies – und mehr – führt mitunter da-zu, dass Afrika in Bezug auf das Wirtschafts-wachstum hinter China und Indien an dritter Stelle rangiert. Seit nunmehr zehn Jahren in Folge überflügelt der Schwarze Kontinent die Wachstumsraten der Weltwirtschaft. In Durchschnittszahlen ausgedrückt sind es 5,8 Prozent per annum. Die 53 afrikani-schen Staaten konnten ihr Bruttoinlandpro-dukt (BIP) während diesen zehn Jahren na-hezu verdoppeln, teilweise sogar mehr. Die Weltwirtschaftskrise hat Afrika weniger zu-gesetzt als den meisten anderen Regionen. Dies nicht zuletzt deswegen, weil die dortigen Banken mit der internationalen Finanzwirt-schaft nicht so eng verf lochten sind, wofür der Kontinent in der Vergangenheit belächelt wurde. In der Krise hingegen kam ihm dies stark zugute, da die Auswüchse Afrika nur über Umwege erreichten.

Entscheidende Treiber Parallel zu dieser Entwicklung konnten die Regierungen ih-re Schuldenlast verringern, die Auslandkre-dite fielen von 37 BIP-Prozenten auf deren 12. Ein weiterer wichtiger Fortschritt ist die Marktöffnung für Privatinvestitionen, die insbesondere der Sub-Sahara-Region kräfti-ge Impulse übertrug. Aber auch das Gros der Einwohner, allen voran die neue junge afri-kanische Elite, ist bestrebt, den Kontinent vorwärtszubringen und zu erneuern. Sie ist dabei, politische und wirtschaftliche Refor-men durchzusetzen – und dürfte dafür sorgen, dem oftmals sträflich vergessenen Kontinent die nötige Schubkraft zu verleihen. Ebenso wichtige Wachstumstreiber sind zweifelsohne die Rohstoffvorkommen. Schier unerschöpfli-che Reserven gibt es bei Rohwaren wie Erdöl, Erdgas, Kupfer, Gold und Kobalt. Afrika profitierte während Jahren von der weltweit hohen Nachfrage nach Rohwaren, insbesondere aus dem asiatischen Raum. Ein weiterer Treiber sind die zunehmenden Di-rektinvestitionen aus Asien und dem Nahen Osten. Speziell China liegt ganz vorne an der Investorenspitze. Das Reich der Mitte bringt Afrika voran, was sich unter anderem in massiven Infrastrukturprojekten wie Stras-senbauten, Eisenbahnstrecken, Kraftwer-ken und Telekommunikations anlagen zeigt. Der chinesische Investitionshunger gibt dem Kontinent das nötige Rüstzeug für ein lang-fristiges und nachhaltiges Wachstum. Ein letzter und sehr wichtiger Punkt ist der Zu-

gang zu modernen Informations- und Tele-kommunikationslösungen. Damit wurde ei-ne Basis geschaffen, dass sich Afrika in Bezug auf Ausbildung und mobilen Lifestyle weiter entwickeln kann.

Afrika – ein «Commodity Play» Es gibt Länder, die sehr stark von der Rohstoffnach-frage abhängig sind, beispielsweise Nige-ria, Angola oder Ghana. Nordafrikanische Staaten wie Ägypten, Marokko oder Tune-sien zeigen ein anderes Bild. In diesen Staa-ten ist die Volkswirtschaft viel weiter entwi-ckelt und um einiges besser diversifiziert. So lagern bereits heute grosse europäische Au-tomobilhersteller gewisse Teilanfertigungen nach Tunesien aus. Dank der Mehrsprachig-keit der Tunesier befinden sich dort eben-so etliche europäische Hotline-Service-Zen-tren. Die ägyptische Wirtschaft wiederum profitiert vom Tourismus, von Bankdienst-leistungen sowie Bauindustrie-, Agrar- und Konsumgütersektoren. Es gibt wissenschaft-lich fundierte Studien, die dem Schwarzen Kontinent eine Rohstoffabhängigkeit von le-diglich 30 Prozent attestieren. Ebenfalls positiv herauszustreichen, gilt es den Binnenmarkt, das langfristige Konsum-potenzial ist gewaltig. Einerseits beherbergt Afrika rund eine Milliarde Menschen, ande-rerseits weist die Bevölkerung nebst steigen-der Kaufkraft eine positive Demografie auf. Afrika kann man in Bezug auf das Konsum-potenzial mit Indien und China vor 15 Jahren vergleichen. Hinsichtlich mittelständischer Bevölkerung herrscht nach wie vor ein Man-gel, jeder zweite Afrikaner muss auch heute noch mit weniger als zwei Dollar pro Tag aus-kommen. Heute investieren Privatanleger primär in Südafrika. Die Börse Johannesburg (JSE) kommt per Ende 2009 auf eine Marktkapita-lisierung von rund 800 Milliarden Dollar, in Franken ausgedrückt sind das etwa 910 Milli-arden. Südafrika ist sogar mit bis zu acht Pro-zent in den wichtigen Schwellenländer-Indizes vertreten. Zum ersten Mal seit 17 Jahren befin-det sich die Regenbogennation nun aber in ei-ner Rezession und es sind vorwiegend Länder in Nord- und Sub-Sahara-Afrika, die über ein starkes Wachstumsmomentum verfügen. Inso-fern lohnt sich bezüglich Renditechancen und Diversifikationspotenzialen auch ein Blick auf die jungen Wachstumsmärkte Afrikas.

PUNKTmagazin HERR GERBER, WIESO SETZT BELLEVUE ASSET MANAGEMENT AUF AFRIKA?

Jean-Pierre Gerber Afrika ist in unseren Au-gen ein junger Markt, der über enormes Wachs-tumspotenzial verfügt. Von vielen Investoren wird er aber noch weitgehend vernachlässigt. Verschiedene afrikanische Börsen erfüllen auch

KONTINENT MIT VIELEN ANLAGE-SCHÄTZEN

Jean-Pierre Gerber trat 2009 bei Bellevue Asset Management als

Senior Product Specialist im Range eines Partners ein. Davor wirkte

er in leitenden Funktionen bei Julius Bär sowie Ernst&Young. Jean-

Pierre Gerber verfügt über einen Masterabschluss in Wirtschafts-

wissenschaften nach Studien an den Universitäten Bern und War-

wick (UK).

050

PANORAMA | BELLEVUE ASSET MANAGEMENT

WORTEJEAN-PIERREGERBER

NACHGEFRAGTRINOBORINI

Page 51: PUNKTmagazin Afrika

erst seit zwei bis drei Jahren die Mindeststand-ards bezüglich Transparenz. Einem Anleger, der langfristig und diversifiziert denkt, stehen bei entsprechender Risikobereitschaft alle Chan-cen offen.

HIERZULANDE GIBT ES ERST EINE HANDVOLL AFRIKA-FONDS. WIE LAU-TET DIE ANLAGEPHILOSOPHIE «IHRES» FONDS? Mit dem BB-African-Opportunities-Fonds bieten wir einen Anlagebaustein an, den In-vestoren zur Optimierung ihres Schwellenlän-der-Engagements einsetzen können. Der Fonds investiert in börsennotierte Unternehmen aus aufstrebenden Ländern Afrikas. Es sind dies insbesondere Länder Nordafrikas und der Sub-Sahara, die von Infrastruktur investitionen und zunehmenden Wirtschaftsreformen, aber auch von hohen Rohstoffvorkommen profitie-ren – und noch weitgehend unerschlossene An-lagepotenziale eröffnen. Der Fonds investiert aber auch in attraktive Anlageopportunitäten im weiter entwickelten Südafrika, wobei wir auch da meist auf Unternehmen setzen, die den Grossteil ihrer Erträge in der Region Sub-Sahara erwirtschaften. Erfahrene Frontier-Markt-Spe-zialisten, die mit der Region bestens vertraut sind, fokussieren auf profitable gross-, mittel- und kleinkapitalisierte Firmen, die in besonde-rem Masse von der starken Wachstumsdynamik der Region profitieren.

WIE UNTERSCHEIDET SICH DER FONDS VON ANDEREN AFRIKA-FONDS? Viele Investment-Fonds sind typischerwei-se auf Südafrika und Rohstoffe fokussiert. Wir legen wie erwähnt unseren Schwerpunkt in Nord- und Sub-Sahara-Afrika und sind akri-bisch auf der Suche nach attraktiven Wachs-tumsunternehmen, die von den fundamenta-len Entwicklungen profitieren. Ebenso setzen wir weniger auf Rohstoffunternehmen, son-dern diversifizieren unser Portfolio vielmehr über Sektoren wie Banken, Versicherungen, Te-lekommunikation, Infrastrukturzulieferer und Konsum. Und, zu guter Letzt, wird der Fonds von Spezialisten verwaltet, die mitunter selbst aus der Region stammen, in die sie investieren und vor Ort sehr gut vernetzt sind.

WIESO DÜRFEN AFRIKA-INVESTMENTS AUF DEM SPEISEZETTEL DES ANLEGE-HUNGRIGEN NICHT FEHLEN? Afrika ist ein noch weitgehend unberühr-ter Kontinent. Die primären Wachstumstrei-ber sind struktureller Wandel, wirtschaftliche und politische Reformen, riesige Rohstoffvor-

kommen und stark zunehmende Infrastruktur­investitionen. Letztere sind bereits im Gange, dürften sich aber mittel­ bis langfristig weiter intensivieren. Eine geringe Korrelation, insbe­sondere der Aktienmärkte von Nordafrika und der Sub­Sahara im Vergleich zu den Aktien­märkten anderer Schwellenländer, optimiert eine Depotstruktur. Robert Zoellik, Präsident der Weltbank, bezeichnete Afrika unlängst als den kommenden Wachstumspol, der sich aus der «tektonischen Plattenverschiebung», das heisst der Verlagerung der Wirtschaftsschwer­gewichte von den Industrie­ in die Schwellen­länder, ergibt. Wir teilen diese Meinung.

FRONTIER-MARKET-ANLAGEN BERGEN AUCH HÖHERE RISIKEN. WIE SIEHT ES DIESBEZÜGLICH AUS? Punkto Risiko kann sich ein Anleger heutzu­tage genauso die Frage stellen, ob es nicht risiko­reicher sei, in europäische Staatsanleihen oder Unternehmen zu investieren. Im Jahresverlauf per Ende Mai korrigierten europä ische Akti­enmärkte rund fünf bis sechs Prozent, während der BB­African­Opportunities­Fonds (EUR­ Anteilsklasse) rund 24 Prozent zuzulegen ver­mochte. Aber in der Tat gehört Afrika zu den Frontier­Nationen, die naturgemäss nicht über dieselbe politische, wirtschaftliche und soziale Stabilität verfügen wie die Industrieländer. Afri­ka ist eine junge, aufstrebende Region und dürf­te typischerweise ähnliche Risiko eigenschaften aufweisen wie China oder Mittel­ und Osteuro­pa vor 10 bis 15 Jahren. Investoren müssen sich bewusst sein, dass sie in einen Wachstumsmarkt investieren und der Preis, den sie für potenzielle Renditechancen zahlen müssen, sind vergleichs­weise höhere Kursschwankungsrisiken. Aber ei­nem aktienfähigen Anleger und Schwellenland­kenner steht nichts im Wege, zwecks Steigerung der Renditechancen und Diversifikation seines Schwellenländer­Portfolios, ein Afrika­Invest­ment als Beimischung zu tätigen.

BRINGT DIE WELTMEISTERSCHAFT DIE OFT ZITIERTEN WACHSTUMSIMPULSE? Die zusätzlichen positiven wirtschaftli­chen Effekte, die sich durch die WM ergeben, sind bereits im BIP­Wachstum eskomptiert. Ökonomen gehen davon aus, dass der World Cup ungefähr 0,5 bis 0,8 Prozent zusätzliches Wachstum beisteuert. Sollte Südafrika den Si­cherheitsstandard in den kommenden Jah­ren auf diesem Niveau halten können, dürfte sich das positiv auswirken. Aber ich denke, ein wichtiger und nicht zu unterschätzender As­pekt ist, dass der ganze Kontinent ins Rampen­licht der weltweiten Bevölkerung gerückt ist. Heute betrachten Medien, Unternehmer und Investoren den Kontinent viel differenzierter und positiver als noch vor wenigen Jahren. Das schafft weiteres Vertrauen.

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051

punktmagazin.ch | No26/2010

INVESTIERBARES

PRÄSENTIERT VON

Page 52: PUNKTmagazin Afrika

052

Page 53: PUNKTmagazin Afrika

Prof. Dr. Elísio Macamo vom Zentrum

für Afrikastudien Basel verfügt nicht

nur über einen Professorentitel und

PhD, sondern auch über einen Master

in Translation and Interpreting so-

wie in Soziologie und Sozialpolitik.

Macamo forscht, doziert, schreibt

und berät rund ums Thema Afrika.

Der umtriebige Kosmopolit findet

dennoch Zeit, ausgiebig über Per-

sönliches, Humanitäres, Ökologi-

sches, (Inter-) Nationales, Politisches,

Kulturelles, Gefährliches, Chancen-

reiches, Ethisches, Gesundheitliches

und Chinesisches zu diskutieren.

HINGEBUNGSVOLL,WISSENSSTARK,ERFOLGREICH

PORTRAIT

punktmagazin.ch | No25/2010

WORTECYRILSCHICKERILLUSTRATIONBORISGASSMANN

060 WUNDE PUNKTE Af-

rika gilt als Magnet für

Gräueltaten wie Men-

schenrechtsverletzungen

und Mineralienausbeutun-

gen, dazu kommen Roh-

stoffabhängigkeiten ...

064 KEKAWNDGU Die

malawische Erfolgsge-

schichte von William K.

begann vor rund zwan-

zig Jahren mit seiner auf

Windräder spezialisier-

ten …

KOPFLASTIGES053

Page 54: PUNKTmagazin Afrika

ein ursprünglicher Name, Mutsenga Mpoyombo-Nhlavi, wurde unter der portugie-sischen (Schreckens-)Herrschaft «zivilisiert», das heisst, es musste kurzerhand ei-ne «christliche Anrede» her. Mutsenga, aus Mosambik stammend und nach seinem

Grossvater väterlicherseits benannt, nennt sich seither Elísio Macamo. Er hat etliche Studien-gänge erfolgreich abgeschlossen und ist nun Assistenzprofessor am Zentrum für Afrikastu-dien Basel (ZASB). Macamo, der mit Tsonga, Portugiesisch, Spanisch, Englisch, Deutsch und Französisch sechs verschiedene Sprachen fliessend spricht, lebt derzeit in Lörrach und hat drei Töchter. Eine lebt in Maputo, Hauptstadt von Mosambik, die anderen beiden in Deutschland. Macamo, ein wahres Perpetuum mobile, ist stets auf Achse und mit Arbeit eingedeckt, aber dennoch bereit, sich in die Karten blicken zu lassen. Und wie sich im Gespräch herausstellt, sind das äusserst gute Karten. Ein spannendes Blatt, gewiss. Wie gut aber wurden die Karten in Bezug auf seinen Schweiz-Aufenthalt gemischt oder ausgeteilt? Wie wohl fühlt sich hier der Professor? Er dazu: «Ich bin noch dabei, herauszufinden, was ich über die Schweiz wissen muss, um behaupten zu können, dass ich das Land gut kenne. Ich fühle mich aber sehr gut aufgenom-men.» Macamo hat zwar bereits in Bayreuth, London, Berlin und Portugal gearbeitet, dennoch nimmt es wunder, was ihn gerade hierher führte. «Die berufliche Herausforderung und das In-teresse, Teil der ZASB-Erfolgsgeschichte zu sein», so der Mosambikaner eher sec.

Afrikanische Tour d’horizon Westafrika würde er übrigens als Wohnort wählen – seinen Geburtsort ausgeschlossen – müsste er ein neues Plätzchen suchen. Dessen ungeachtet hat er auf jeden Fall dazu beigetragen, den sogenannten brain drain (Wissensabfluss) zu verstärken. Klar, mit seiner umfassenden und auf Afrika fokussierten Arbeit macht er dies mehr als nur wett. Doch der Kontinent ist bildungstechnisch jetzt schon arg beschnitten und läuft immer weiter Gefahr, an Wissensstärke zu verlieren. Wie sieht das Mpoyombo-Nhlavi? «Es gibt in der Tat viele hochgebildete Afrikaner, die nicht in ihren Ländern arbeiten. Das hat viele Grün-de, allen voran politische und wirtschaftliche. Ich weiss aber nicht, warum gebildete Afrika-ner die einzigen sein müssten, die ihre beruflichen Entscheidungen von ihrer nationalen Ver-pflichtung abhängig machen sollten. Wenn die Welt von ihnen profitieren kann, werden ihre Heimatländer sicher auch in einer Form profitieren.» «Profitieren» mausert sich hierbei zu einem Schlagwort, denn speziell dann, wenn es um die strategischen Schachzüge Chinas geht, herrscht keine Einhelligkeit, ob und wie Afrika tat-sächlich davon profitiert. Macamos Antwort ist aber klar: «Ich finde das gut. China gibt Afri-ka dadurch mehr Optionen und zwingt Europa sowie die USA dazu, ihre Afrika-Beziehungen zu überdenken.» Bleiben wir beim Profitieren respektive gehen wir der Frage nach, weshalb es der Kontinent nicht überall und immer versteht, sich dank der gigantischen Rohstoffvorkom-men gesund zu stossen. Der Sprachvirtuose mit einer quasi afrikanischen Tour d’horizon:

S I i e E n N A as

Bild 01: Der Professor noch ganz klein aber fein und

wohl schon damals schalkhaft wie jetzt. Bild 02: Mut-

senga Mpoyombo-Nhlavi stillt seinen Wissensdurst

(auch) an der Uni Basel.

054

PORTRAIT

Page 55: PUNKTmagazin Afrika

«Es gibt Staaten, für die der Ressourcenreich-tum zunächst ein Fluch war. Angola und die Republik Kongo zum Beispiel. Es gibt ande-re wie Botswana, die es wiederum verstanden haben, besser damit umzugehen. Es gibt auch Beispiele für Länder, die an der Rohstofffül-le zerbrochen sind, etwa Südafrika während der Apartheid. Eine Nation, die das Beste da-raus gemacht hat, ist Mauritius. Libyen ist da-gegen ein Land, das nicht weiss, was es mit dem Reichtum machen soll. Somalia ist über-dies ein Afrika-Vertreter, der von Mutter Na-tur stiefmütterlich behandelt worden ist.» Mpoyombo-Nhlavi fügt an, dass der Sach-verhalt komplex und vielschichtig sei und sich daher nicht auf eine einfache Formel re-duzieren liesse. Der Komplexität förderlich sind sicher auch die klimatischen Ungema-che, von welchen selbstverständlich der gan-ze Planet betroffen ist. Der vife Professor nickt: «Recht haben sie, wir alle leiden un-ter dem Klimawandel. Extreme Naturereig-nisse haben in der Wahrnehmung von vielen Afrikanern allerdings enorm zugenommen. Sie haben aufgrund der oft prekären Lebens-lage verheerende Folgen.» Ist diese Lebensla-ge mitunter Grund dafür, dass der Schwar-ze Kontinent kaum Zeit oder Musse hat, sich ökologisch vorbildlich zu verhalten? «Das hängt davon ab, in welchem weltwirtschaft-

lichen Kontext Afrika seine Existenz sichern muss. Das global zunehmende ökologische Bewusstsein wird schon dafür sorgen, dass Entscheidungen zugunsten eines vernünfti-gen Ressourcen umgangs getroffen werden», meint er optimistisch.

Einfallslose Welt ... Ein gesunder Optimis-mus ist nie verkehrt. Ein wenig mehr Für-sprache würde wohl aber den erneuerbaren Energien gut tun. Afrika hat zwar immen-se Wasservorkommen, starken Wind und viel Sonne, das Zukunftsgebiet fristet trotz-dem ein unsägliches Dörnröschen-Dasein.

Mit Witz oder Biss, je nach Betrachtungswei-se, kontert Macamo die Frage nach dem Wie-so mit einer Gegenfrage: «Vielleicht weil die Welt einfallslos ist?» So falsch liegt er damit sicher nicht. Dagegen dürften seine Ausfüh-rungen zu einer möglichen hoffnungsvollen politischen Situation für Stirnrunzeln sorgen: «Überall dort, wo Zuversicht herrscht. Und das ist allerorts in Afrika. Auch in den Kriegs-gebieten, denn selbst dort wird ausgehandelt, wie Menschen miteinander leben sollen.» In welchen Ländern brennen denn die politischen Gefahrenherde auf Mittel- und Höchststufe? Macamo bleibt allgemein: «Mit dem richtigen zeitlichen Massstab ist jede Friedensphase die Ruhe vor dem Sturm und jede instabile Phase Regen vor dem Sonnen-schein. Nach Jahrhunderten der Fremdbe-stimmung erleben afrikanische Staaten seit 50 Jahren Selbstbestimmung. Und es funkti-oniert, wenn auch mit grossen Schwierigkei-ten.» In diverse Schwierigkeiten oder besser gesagt in Sackgassen führen doch auch viele Entwicklungshilfsversuche. Welche Art von Support ist nützlich und welche schiesst am Ziel vorbei? «Keine, denn es ist nicht an mir, diesbezüglich etwas zu fordern. Ich wünsche mir aber, dass diejenigen, die Afrika helfen möchten, mehr Geduld aufbringen. Fehlen-de Geduld führt unweigerlich dazu, dass der ¬

«ES GIBT STAATEN,

FÜR DIE RESSOURCEN-

REICHTUM ZUNÄCHST EIN

FLUCH WAR. ANGOLA UND

DIE REPUBLIK KONGO

ZUM BEISPIEL.»

055

punktmagazin.ch | No26/2010

KOPFLASTIGES

Page 56: PUNKTmagazin Afrika

Kontinent ob neuer Ideen, Massnahmen und scheinbarer Allheilmittel überfordert ist.» Apropos, der Kontinent ist in vielerlei Hin-sicht überfordert. So etwa im Gesundheitsbe-reich, bei dem Macamo die mangelhafte me-dizinische Versorgung als grösste Gefahr sieht. Den gesundheitlichen Gefahren stark ausge-setzt seien nicht nur Kinder und ältere Men-schen, sondern auch erwachsene Frauen und Männer – also alle zu ziemlich gleichen Tei-len. Selbst die über ganz Afrika erstreckte Re-ligiosität scheint dem Ungemach kaum ab-träglich zu sein. Kommt der mentale Griff zu einer höheren Macht einer schwer zu handha-benden Räuberpistole gleich, mit der man sich gleich selber ins Knie schiesst? Der Familien-vater geht der Provokation geschickt aus dem Weg, nicht aber, ohne dabei seine angenehme Redseligkeit zu vernachlässigen: «Das Chris-tentum ist stark vertreten und erfreut sich grosser Beliebtheit, zum Beispiel in Form von Pfingstbewegungen. Überdies werden soge-nannte traditionelle Religionen praktiziert.»

Entgegen «Mozarts» Einstellung Er weiter (Geert Wilders, niederländischer Rechtspo-pulist, würde sich hierbei seine Mozart ähn-lichen Haare raufen): «Der Islam ist in vielen Gesellschaften wohl am stärksten verankert, stellt aber keine Gefahr dar. Andersartigkeit ist nur dort eine Gefahr, wo die Menschen nicht daran gewohnt sind, mit Vielfalt zu le-ben. Und Vielfalt gehört nun einmal zu un-serem Alltag. In meiner Geburtsstätte Xai-Xai, dort wuchs ich auch auf, wurden in der Nachbarschaft verschiedenste Religionen praktiziert (katholisches, evangelisches und

synkretistisches Christentum, Islam, Hindu-ismus, traditionell Afrikanisches). Ich emp-fand das als eine Bereicherung.» Er selber wende sich heute eher keiner Religion zu, sei-ne Eltern gaben sich dem Katholizismus hin, seine Töchter ebenso.

Zaubermittel Albinos Voodoo sei, man kann es sich denken, nicht sein Steckenpferd. Ent-sprechend verurteilt er die schändliche Hetze nach Albino-Afrikanern und führt zugleich gastgeberfreundlich durch seine Gedanken-gänge: «Es hat zum Beispiel in Tansania Fäl-le gegeben, die darauf zurückzuführen sind, dass manche Leute den Irrglauben pflegten, aus Organen der Albinos starke Zaubermittel herstellen zu können. Ich sehe das als extreme und abscheuliche Form einer in allen Gesell-schaften vorhandenen Neigung, Menschen, aus welchen Gründen auch immer, auszu-

grenzen. Die Art und Weise wie man in Euro-pa über Muslime oder ‹Wirtschaftsflüchtlin-ge› spricht und sie behandelt, sollte uns davor warnen, selbstzufrieden zu sein. Ich sehe da durchaus gewisse Parallelen.» Die Problematik berührt ihn sichtlich. We-niger berührt, dafür leicht ungeduldig re-agiert er auf die Frage, wie Afrika in England, Deutschland und Portugal wahrgenommen werde: «Es gibt in jedem Land völlig unter-schiedliche individuelle Betrachtungen. Ich kann daher nicht von einer typisch englischen, deutschen oder portugiesischen Sichtwei-se sprechen. Aber es fällt auf, dass die Vertei-lung dummer Ansichten ziemlich gerecht ist.» Der Weltgewandte hat durchaus eine kritische Ader, aber ebenso eine witzige und zuweilen ironische. Dies etwa, wenn es darum geht, nebst Rohstoffen, Tourismus und Finanz-dienstleistungen weitere Wirtschaftswachs-tumsstützen zu evaluieren. Er humoristisch: «Fussballspieler.» Ja, und welche Afrika-Staa-ten stehen eigentlich konkret in Schief la-ge? Macamo nicht minder scharfzüngig: «Es hängt davon ab, wie man die Karte hält.»

Keine Vorbilder Nun gut, ganz wird der Schlendrian nicht heraufbeschwört, denn zu ernst ist das Ganze beziehungsweise die Fra-ge nach Nationen, die dabei sind, sich zu ei-nem Schwellenland zu entwickeln. Der Aka-demiker gibt sich wieder sachlich: «Alle, langfristig betrachtet. Welche es früher und welche es später schaffen, kann man nicht sagen, denn die Welt ist ungerecht. Es be-darf einer bestimmten Konstellation in der Weltwirtschaft, und selbst ein Schurkenstaat kann vom Zufall profitieren.» Gut gebrüllt, Löwe! Wie lernbereit ist denn der Kontinent überhaupt, beziehungsweise was kann Afri-ka von den Emerging Markets lernen, et vi-

«DIE ART UND WEISE

WIE MAN IN EUROPA ÜBER

MUSLIME ODER ‹WIRT-

SCHAFTSFLÜCHTLINGE›

SPRICHT UND SIE BEHAN-

DELT, SOLLTE UNS DAVOR

WARNEN, SELBSTZUFRIE-

DEN ZU SEIN.»

056

PORTRAIT | PROF. DR. ELÍSIO MACAMO

Page 57: PUNKTmagazin Afrika

ce versa? «Wenig. Von solchen Vergleichen lernt man eher etwas über die Menschen, die sie anstellen. Es sind Menschen, die an einer Vorstellung der Welt festhalten, in der die-se geordneter und gerechter ist, als sie es in Wirklichkeit ist. Man kann aber immerhin Hoffnung schöpfen, dass es möglich ist, vo-ranzukommen.»

Herrschendes Europa Trifft das ebenfalls zu, wenn es um Industriestaaten geht? Wo besteht welcher Lernbedarf? «Afrika kann sich einschustern, mit weniger Anstrengung Wohlstand zu schaffen, und Industrienati-onen können sich beibringen, mehr aus ih-rer Freizeit zu machen.» Das Sprichwort «Der Westen hat die Uhr und Afrika die Zeit» passt auch da sehr gut ins Bild. So oder so, was meint er zu entwickelten Staaten, die dazu neigen, ihr jeweiliges Sys-tem auf andere Emerging oder Frontier Mar-kets zu übertragen, ohne dabei Rücksicht auf Entwicklungsstand, Kultur, Religion et ce-tera zu nehmen? «Jedes Land und jede Kul-tur ist von sich überzeugt. Man will, dass sich die Welt nach einem richtet. Wenn man Res-sourcen dazu hat, fällt es einem leichter, dies in die Tat umzusetzen. Europäer haben die letzten 500 Jahre beherrscht. Aber die Welt ist noch nicht am Ende. Die Zeit sorgt für Gerechtigkeit.» Letzteres deckt sich auch mit

dem inzwischen fast überbordenden auslän-dischen Interesse gegenüber dem Kontinent. Afrika war lange Zeit gefürchtet. Nur Visio-näre und Abenteurer getrauten sich, dort zu investieren. Weshalb ist das Afrika-Verlangen

jetzt so gross und vor allem branchenüber-greifend? «Afrika galt für vorausschauen-de Geschäftsleute immer schon als Geheim-tipp, und viele haben sich dort eine goldene Nase verdient. Seit einigen Jahren wächst die

Wirtschaftsleistung Afrikas schnell, der chi-nesische Hunger nach Rohstoffen beflügelt den Aufschwung und die nationalen Märk-te konsolidieren sich immer mehr.» Konkrete Investitionsmöglichkeiten sieht der stark En-gagierte in der Produktionsindustrie. Insbe-sondere jene Bereiche seien zukunftsträchtig, welche die lokalen Märkte belieferten.

Sensationslust Es ist schon erstaunlich. Je mehr man über den Schwarzen Kontinent in Erfahrung bringt, desto mehr legt sich ob dem dominierenden Negativbild Afrikas die Stirn in Sorgenfalten. Weshalb verbindet man unverblümt Frauenbeschneidungen, Kindersoldaten, Sklaverei, Piraterie, Bür-gerkriege, Armut, Vetternwirtschaft, Mala-ria und Aids mit Afrika? «Diese Dinge gab es wahrlich und gibt es leider immer noch. Afrika ist einfach einer bestimmten Medien-kultur, die schlechte Nachrichten besser fin-det als gute, ins Messer gelaufen. Niemand kauft ein Magazin, das jeden Tag darüber be-richtet, wie sich in Afrika Menschen verlie-ben, welche Geschenke sie machen und was jeden Morgen unter der Dusche gesungen wird», so Mpoyombo-Nhlavi realitätsnah. Das folgeschwere Leid der Sensationslust darf selbstverständlich nicht da rüber hin-wegtäuschen, dass Afrika über eine traum-hafte Mannigfaltigkeit verfügt. ¬

Bild 01: Ein Sympathieträger mit ehrvollen Zielen

und Aufgaben, hier ist für einmal Brasilien im Fokus.

Bild 02: Scharfsinnig, scharfzüngig und «scharfklin-

gig». Bild 03: Elísio Macamo tauscht sich mit ei-

nem Heiler zum Thema Schulmedizin vs. traditionelle

Afrika -Heilkunst aus.

«AFRIKA KANN SICH

EINSCHUSTERN, MIT

WENIGER ANSTRENGUNG

WOHLSTAND ZU SCHAFFEN,

UND INDUSTRIENATIONEN

KÖNNEN SICH BEIBRINGEN,

MEHR AUS IHRER FREIZEIT

ZU MACHEN.»

057KOPFLASTIGES

Page 58: PUNKTmagazin Afrika

Leidig aber da – Schmelztiegelmetapher Die von sämtlichen Afrika-Befürwortern und -Spezialisten ins Feld geführte kulturelle Vielfalt sei hier exemplarisch erwähnt. Inwie-fern ist denn Afrika vielschichtiger als ande-re Erdflecken? «Ihre Frage zielt in die richtige Richtung, denn alle Kontinente sind kulturell vielfältig. Europa tut sich nur schwer daran, sich dessen bewusst zu werden. Die Politik hemmt dieses Bewusstsein zusätzlich. Ame-rika dagegen ist sich der kulturellen Viel-falt viel bewusster, versucht sie aber mit der Schmelztiegelmetapher zu überwinden. In Afrika besteht jedoch die Chance, der Viel-schichtigkeit Entfaltungsfreiheit zu gewäh-ren. Afrikaner sind viel offener als es sich viele vorstellen können. Manchmal wird uns diese Offenheit zum Verhängnis. Doch mir ist sie lieber als die häufig in Europa anzu-treffende Art, andere nur dann ernst zu neh-men, wenn sie einem ähnlich sind. Der ni-gerianische Schriftsteller Chinua Achebe sagte einst, dass er sich keinen Igbo (ethni-sche Gruppe) vorstellen könne, der 3000 Ki-lometer reisen würde, nur um anderen mit-zuteilen, dass ihre Religion falsch sei.» Chuzpe! Richtig! Und in die richtige Rich-tung scheint laut Macamo auch das Gender-Thema, Womenomics, zu laufen: «Gut sieht es diesbezüglich aus. Gleich bei der Unabhän-gigkeit in den 60-er Jahren erhielten Frauen das Wahlrecht zugesprochen. Und das ohne Volksabstimmung. Ich vermute, dass es mehr Frauen in Führungspositionen in Politik und Wirtschaft gibt als in Europa. Es gibt aller-

dings auch viele Männer, die das nicht gerne sehen. Dieses schändliche Verhalten ist wohl universell.» Der Wissenschafter fügt an: «Sie müssen bedenken, dass sich die meisten Be-richte, die wir hier in Europa über die Situ-ation der Frau in Afrika bekommen, auf so-ziale Milieus beziehen. Dort entspricht die Stellung der Frau unseren Idealvorstellungen überhaupt nicht. Wenn umgekehrt afrikani-sche Beobachter ständig über soziale europä-ische Verhältnisse im ländlichen Raum, im Arbeitermilieu und in bestimmten religiösen Kreisen berichten würden, hätte Afrika eben-so ein völlig anderes Bild der Verhältnisse.»

HÜ ODER HOTT?

Winter oder Sommer?

Bratwurst und Rösti oder Fisch?

Velo oder Auto?

Klassik oder Pop/Rock?

Fussball oder Rugby?

Stadt oder Land?

Kino oder Theater?

Badeanstalt oder See?

Blumen oder Pflanzen?

Silber oder Gold?

Schwarz oder Weiss?

Belletristik oder Fachbuch?

Sport oder Bildung?

REGENZEIT

POULET IN ERDNUSSSAUCE

ZU FUSS

MARRABENTA

FUSSBALL

STADT

KINO

STRAND

OBSTBÄUME

HOLZ

BLAU

BELLETRISTIK

BILDUNG

DES PROFESSORS ABSCHLUSSPLÄDOYER «Die Welt funktioniert nicht nach einem Dreh-buch, sie ist eine von vielen möglichen Welten. Die Position, die ein Land oder ein Kontinent in dieser einen Welt einnehmen kann, hat nicht immer damit zu tun, dass die Menschen etwas getan oder unterlassen haben. Abgefälsch-te Schüsse können, müssen aber nicht im Tor landen. Mit dieser Aussage werbe ich für mehr Verständnis afrikanischer Pro bleme und plä-diere dafür, dass wir mit Urteilen zurückhal-tender werden. Es gibt nur wenige Menschen, die tatsächlich wissen, was das Problem in Af-rika ist.»

058

PORTRAIT | PROF. DR. ELÍSIO MACAMO

Page 59: PUNKTmagazin Afrika

Lyxor ETF MSCI Europe Real Estate,MSCI USA Real Estate, MSCI AC Asia ex Japan Real Estate,

MSCI World Real Estate

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Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen haben einen rein indikativen und informativen Charakter, dessen Sinn es einzig und allein ist, die Eckdaten des Fonds aufzulisten. Die Daten stellen in keiner Weise eine Verpflichtung oder ein Angebot seitens der Société Généra-le („SG“) und/oder Lyxor AM („Lyxor“) dar. Für die Zeichnung von Fondsanteilen ist ausschliesslich der offizielle Verkaufsprospekt massge-bend. SG und Lyxor übernehmen keinerlei treuhänderische Verantwortung oder Haftung für finanzielle oder anderweitige Konsequenzen, die sich durch die Zeichnung oder den Erwerb des in dieser Anzeige beschriebenen Fonds ergeben. Der Anleger sollte sich einen eige-nen Eindruck über die Risiken bilden und für zusätzliche Auskünfte in Bezug auf eine Zeichnung oder einen Erwerb einen professionellen Berater konsultieren. Vor allem sollte sich der Anleger bei Zeichnung und Kauf von Fondsanteilen bewusst sein, dass der Fonds Risiken beinhaltet und die Rückzahlung unter Umständen unter dem Wert des eingesetzten Kapitals liegen kann, im schlimmsten Fall kann es zu

einem Totalverlust kommen. Die Fonds Lyxor ETF MSCI Europe Real Estate, Lyxor ETF MSCI USA Real Estate, Lyxor ETF MSCI AC Asia ex Japan Real Estate, Lyxor ETF MSCI World Real Estate sind zum öffentlichen Vertrieb in der Schweiz oder von der Schweiz aus im Sin-ne von Artikel 120 des Bundesgesetzes über die kollektiven Kapitalanlagen vom 23. Juni 2006 zugelassen. Die Eidgenössische Finanz-marktaufsicht FINMA hat Société Générale, Zweigniederlassung Zürich, als Vertreter und als Zahlstelle des Fonds in der Schweiz bewilligt. Der entsprechende Prospekt, Statuten, Jahres- und Halbjahresberichte des Fonds, sowie die Aufstellung der Käufe und Verkäufe, welche die Fondsleitung im Berichtsjahr für Rechnung des Fonds abgeschlossen hat, können mittels einfacher Anfrage kostenlos beim Vertreter in der Schweiz (Société Générale, Zweigniederlassung Zürich, Talacker 50, Zürich, Schweiz) bezogen werden. Die Verkaufsprospekte können unter www.lyxoretf.ch heruntergeladen werden.

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PUNKTmagazin HABEN SIE NEBST IH-REN TÄTIGKEITEN ZEIT FÜR HOBBYS?

Prof. Dr. Elísio Macamo Ja, etwa, wenn ich ei-ne Tagungsreise mit einem Museumsbesuch kom-binieren kann. Um gut zu unterrichten, muss ich nicht nur leben, sondern auch viel erleben.

ÜBER WELCHE SOZIALEN SKILLS VER-FÜGEN AFRIKANER IM VERGLEICH ZU EUROPÄERN? Soziale Fertigkeiten hängen immer vom Kon-text und von individuellen Fähigkeiten ab. Ge-nerell aber würde ich die Vermutung anstellen, dass Afrikaner zum einen dazu neigen, anpas-sungsfähiger zu sein und zum anderen, sich der Bevormundung durch den Staat zu widersetzen.

WERDEN ETHISCHE UND MORALISCHE WERTE IN AFRIKA ÖFTERS ÜBER BORD

GEWORFEN ALS ANDERSWO? Diese Werte müssen sich überall ständig beweisen. Sie werden laufend neu ausgehan-delt, das ist normal. Oder meinen Sie, dass ein Schweizer Grenzbeamter ein Auge zudrückt, wenn er einen illegalen Migranten erwischt, nur weil er getreu seiner christlichen Erziehung dem in der Not stehenden Nächsten helfen sollte?

SCHAFFT ES AFRIKA, SICH VOM KLUM-PENRISIKO ROHSTOFFE ABZUWENDEN? Wir haben es mit unterschiedlichen Ländern zu tun. Manche werden es schaffen, manche nicht. Entscheidend wird sein, wie sich die Beziehungen mit China, Indien und Brasilien entwickeln.

WAS KONKRET MACHT DAS ZASB? Das Zentrum bringt unterschiedliche Fächer, die sich in Forschung und Lehre mit Afrika be-fassen, zusammen. Es ist ein interdiszi plinäres Zentrum, das Afrika an der Universität Basel ein Gesicht gibt.

WIE BEGEHRT IST UND WAS BIETET DER MASTER-STUDIENGANG IN AFRI-CAN STUDIES? Wir sind ein eher kleiner Studiengang mit zirka 40 Studierenden. Trotz den hohen Anfor-

ETHISCH, SOZIAL ...

derungen, machen dies viele als ergänzende, zu-sätzliche Qualifikation. Unsere Schwerpunkte sind Sozial-, Kultur-, Geistes- und Umweltwis-senschaften, aber auch öffentliche Gesundheit.

WELCHER PERSONENTYP EIGNET SICH ALS ZASB-STUDENT? Grundsätzlich Menschen, die sich mit der Vorstellung anfreunden können, dass es wich-tigeres im Leben gibt, als nach Lösungen zu su-chen. Oft scheitern wir dabei, weil wir das Pro-blem nicht kennen. Am ZASB beschäftigen wir uns mit der Formulierung von Problemen.

WIE FINANZIERT SICH DAS ZASB? In erster Linie über die Universität. Weitere Mittel kommen von privaten Stiftungen und der staatlichen Forschungsförderung.

APROPOS FORSCHUNG, WELCH’ NEN-NENSWERTE ERGEBNISSE FÖRDERTE DAS KOMPETENZZENTRUM ZUTAGE? Unsere Forschung ist meist lokal bezogen, das heisst, wir zielen nicht auf allgemeingülti-ge Aussagen ab. Gleichwohl zeugen unsere For-schungsergebnisse von der Vitalität und enor-men Kreativität des afrikanischen Kontinents und seinen Völkern.

NACHGEFRAGTCYRILSCHICKER

059KOPFLASTIGES

WERBUNG

PORTRAIT | NACHGEFRAGT

Page 60: PUNKTmagazin Afrika

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Page 61: PUNKTmagazin Afrika

Afrika gilt als Magnet für Gräueltaten wie Menschenrechtsverletzungen und Mineralienausbeutungen, dazu kommen Rohstoffabhängigkeiten, Armut und man-gelnde Bildung. Gewiss, aber da ist noch mehr. Eine hohe Kindersterblichkeitsrate zum Beispiel oder eine beispiellose Wissens- und Bildungsflucht. Doch auch wenn zuweilen harsche Zustände den Kontinent erschüttern, die Betrachtungs-weise darf nicht zu einseitig ausfallen.

pinnen, Flusspferde, Schakale, Nashörner, Schlangen, Bie-nen, Geparde, Hyänen, Leoparden, Krokodile, Löwen, Go-rillas und Warane sind nur ein Bruchteil der unzähligen

Tierarten Afrikas. Sie alle sind auf ihre eigene Art für den Menschen gefährlich. Wirklich gefährlich sind sie aber eigentlich erst dann, wenn der Mensch sich mal wieder überschätzt und das Tier respektive dessen Verhaltensweise oder natürlichen Lebensraum beeinträchtigt. Afrikareisende tun also gut daran, sich nur schon der Fauna we-gen vor-, ein- und weitsichtig zu geben. Selbstverständlich gelten die-se Verhaltensregeln auch für den Umgang mit der Flora – Milch- und Tropenbusch, Yamswurzel und Purgiernuss (Jatropha-Pflanzenfami-lie) lassen grüssen. Letztere, auch Brechnuss genannt, enthält übri-gens bis zu 60 Prozent hochwertiges Pflanzenöl. Sie eignet sich daher hervorragend zur Herstellung von Kraftstoffen als Dieselersatz.

Sklaverei und Preissteigerungen Mit der Kultivierung dieser an-spruchslosen, dürreresistenten Ölpflanze soll brachliegendes und verödetes Land wieder nutzbar gemacht und neue Arbeitsplätze in den ärmsten Regionen Afrikas geschaffen werden. Mit der Entste-hung von Plantagen würde sich die Winderosion verringern, durch die Pflanzenwurzeln liesse sich die Wassererosion eindämmen. Der als Nebenprodukt aus der Pflanzenölgewinnung entstehende Press-kuchen ist ein effektiver organischer Dünger, der zur Bodenverbesse-rung beitragen kann. Wie vielerorts in Afrika gehen das Positive und das Negative Hand in Hand. Mit Jatropha verhält es sich nicht anders. Tausende moder-ne Sklaven bringen tagein, tagaus immens f leissig und fernab jegli-

cher Menschenrechte Landhektaren zum Blühen. Dabei brechen sie förmlich weg wie Tischbeine mit Materialfehler. Oft ist es auch so, dass das Land den ursprünglichen, meist armen und wehrlosen Bau-ern unzimperlich «entrissen» wird. Wer Glück hat, kriegt als Gegen-leistung einen mickrigen Preis angeboten. Wer dann noch die Coura-ge hat, dessen Höhe zu bemängeln, dem wird schnell einmal die Kehle durchgeschnitten. Schändliche Blut- und Machtgeilheit. Die Folgen der (kommerziellen) Agrarkraftproduktion oder bes-ser gesagt des stark vorangetriebenen Energiepflanzenanbaus, das macht eine Studie des Forums für Internationale Agrarpolitik (FIA) klar, müssen kritisch betrachtet werden. Dass die Auswirkungen die-ser Entwicklung nicht einfach so dahingeschwatzt, sondern drastisch sind, lässt sich an von der Food and Agriculture Organization (FAO) veröffentlichten Zahlen der Unterernährten ablesen. Sie seien beson-ders in jüngster Vergangenheit stark gestiegen, hauptsächlich bedingt durch hohe Nahrungsmittelpreise. Laut International Food Policy Re-search Institute (IFPRI) seien Agrarkraftstoffe im Zeitraum 2000 bis 2007 für satte 30 Prozent Preissteigerung bei Getreide verantwortlich. Darunter leiden derzeit fast eine Milliarde (unterernährte) Menschen.

Kindersterblichkeit, Analphabeten ... Wissenschafter haben be-rechnet, dass jeder Prozentpunkt steigender Grundnahrungsmit-telpreise die Zahl der Mangelernährten um 16 Millionen nach oben treibt. Schlussfolgernd meinen sie, dass es bis 2025 weltweit etwa 1,2 Milliarden Hungernde geben dürfte. Afrika gehört zu den am härtes-ten betroffenen Regionen. In den letzten Jahren siedelten sich auslän-dische Unternehmen zunehmend in Tansania, Nigeria, Uganda, Ke-nia, Äthiopien, der Republik Kongo und Südafrika an, um fruchtbare Flächen für den Treibstoffpflanzenanbau zu erwerben. Dabei handelt ¬

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KOPFLASTIGESiPUNKT

WORTCYRILSCHICKERBILDFABIANWIDMERPUPPENDESIGNMAYUKA.CH

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es sich keineswegs um Brachland, sondern um natürliche Ökosysteme wie Wälder, Savannen, Steppen und Flächen, die bereits der Viehhal-tung beziehungsweise dem Nahrungspflanzenanbau dienen. Am meisten unterernährte Menschen zählen in Konflikte verwickel-te Staaten wie Äthiopien, Mauretanien, Nigeria oder die Republik Kongo. Im Vergleich zu mehr oder minder konfliktlosen Ländern weisen sie eine im Schnitt 15 Prozent höhere Rate auf. Ihnen stehen weit über zehn Pro-zent weniger Nahrungsmittel pro Person zur Verfügung. Überdies haben sie als direkte Folge eine um fünf Jahre tiefere Durchschnittslebenserwar-tung. Nicht minder erschreckend ist die, wiederum den Durchschnitt be-trachtend, um 50 Prozent höhere Kindersterblichkeit. Laut der Plattform African Economic Outlook weisen Afrika-Ex-ponenten wie Tschad, Angola, die Elfenbeinküste und Sierra Leone per Ende 2008 eine überdurchschnittlich hohe Rate aus. Die Sterb-lichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren ist – nebst obigen Beispie-len – unter anderem in den Regionen Burundi und Mali sehr hoch. Ebenso wenig ruhmreich ist die unterdurchschnittliche Bildungsrate beziehungsweise die hohe Analphabetenquote. Diese ist bei den Män-nern schon hoch, bei den Evastöchtern gar noch höher. Liberien, Be-nin, Lesotho, Mali, Mauretanien, Niger, Senegal und Sierra Leone sind da erwähnenswert.

Fehlender animal spirit Während sich entwickelte Nationen an ei-nem sogenannten brain gain (Bildungs-/Wissenszuflucht) gesund stos sen, zeichnen sich schwach entwickelte Länder – dazu gehören die eben angefügten – durch einen starken brain drain (Bildungs-/Wis-sensflucht) aus. Wenn ein Afrikaner über eine gute (Aus-)Bildung verfügt, dann ist der erträumte Schritt ins Ausland nur einen Wim-pernschlag von der Realität entfernt. Speziell Personen aus dem Ge-sundheitswesen sowie Lehrer und Ingenieure emigrieren ins Ausland. Laut dem United Nations Development Programme käme es zwi-schendurch so weit, dass es in gewissen Ländern – Sierra Leone ist ein Beispiel – weniger einheimische Ärzte vor Ort als im Ausland gäbe.

Von zehn in diesem Zusammenhang stark in Mitleidenschaft ge-zogenen Nationen befinden sich deren sechs in Afrika. Ein Negati-vum erster Güte. Als äusserst negativ darf man in Bezug auf Afri-ka auch die Problematik des «animal spirit» taxieren. In Anlehnung an die jahrelange – aus heutiger Sicht falsche Keynes’ianische – An-nahme, nicht-ökonomische Motive und irrationale Verhaltenswei-sen hätten keinen Platz in der Ökonomie, brachten zwei der weltweit renommiertesten Volkswirtschafter, die Professoren George Akerlof (Berkeley) und Robert Shiller (Yale), das Buch «Animal Spirits» he-raus. In der Vergangenheit gingen Wissenschafter eben davon aus, Menschen würden rational reagieren und hätten nur ihre ökonomi-schen Interessen im Sinn. Dabei wurde (sträflich) von der menschlichen Neigung zu Fairness und übermässigem Optimismus abstrahiert, ebenso von sozialen Nor-men und dem Hang zur Geld-Illusion. Akerlof und sein kongenialer Schreibpartner Shiller machen in ihrem Buch deutlich, dass die soge-nannten animal spirits weitaus wichtiger seien für die wirtschaftliche Entwicklung als rational-ökonomische Faktoren: «Die Wellen von Op-timismus und Pessimismus verursachen grosse Veränderungen der ge-samtwirtschaftlichen Nachfrage.» Akerlof und Shiller schlussfolgern, dass der Staat in der Wirtschaft eine aktive Rolle einnehmen muss, um die durch animal spirits verursachten Schwankungen zu reduzieren. Der Markt dürfe nicht sich selber überlassen werden.

Der Vergleich mit Jericho Den Kapitalismus an sich stellen die Auto-ren keineswegs in Frage. Er habe der Menschheit einen Wohlstand be-schert, der in vergangenen Jahrhunderten unvorstellbar gewesen sei. Damit dieser jedoch seine Wunder vollbringen könne und auf Dauer stabil sei, müsse es staatliche Regeln geben. Die Märkte Afrikas, das Auffangbecken für Emotionalitäten und Stereotypisierungen, wurden mehr oder minder seit jeher sich selber überlassen. Richtig entwickeln konnten sie sich dadurch lange nicht. Und auch wenn dies langsam aber sicher erkannt wird, gibt es noch viel aufzuholen, auch andern-

BILDUNGS- & WISSENSFLUCHT

Südafrika gehört mit 13,1% zu den Ländern mit den

höchsten Raten an qualifizierter Auswanderung.

ANALPHABETISMUS

In Afrika südlich der Sahara leiden rund 40% der Bevölkerung an Analphabetismus.

HUNGER

Täglich sterben weltweit bis zu 30 000 Menschen an den Folgen von Unterer-

nährung, Afrika ist am stärksten betroffen.

ROHSTOFF-AUSBEUTUNG

Der Kimberley-Prozess verfolgt ein wohlwollendes Ziel,

Blutdiamanten wechseln dennoch schrecklich oft den Besitzer.

SKLAVEREI

In 1300 Jahren wurden insgesamt rund 50 Millionen

Afrikaner versklavt. Die Dunkelziffer liegt aber weit höher.

KINDERSTERBLICHKEIT

Pro Jahr scheiden über 9 Millionen Kinder dahin, insbesondere

südlich der Sahara ist die Lage prekär.

KORRUPTION

Ob still oder schleichend spielt keine Rolle, Korruption kostet

Afrika unzählige Milliarden Franken, p.a. versteht sich.

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iPUNKT | WUNDE PUNKTE

Page 63: PUNKTmagazin Afrika

orts. Nebst der verallgemeinert tiefen Sparquote, die wohl nicht höher ist als Jericho über dem Meeresspiegel liegt, gibt es Negativindikato-ren, die nicht-monetäre Dimensionen der Armut erfassen. Der Human Development Index 2009 (HDI) des United Nations De-velopment Programme (UNDP) beispielsweise verkommt in der Ka-tegorie Low Human Development zu einer Trauerweide. Die letzten Plätze – Rang 159 bis 182 – belegen (mit Ausnahme von Afghanistan) ausschliesslich afrikanische Nationen. Der HDI ist ein beachtetes Ba-rometer, das die positive Entwicklung dreier Basisbedürfnisse eines je-den Landes misst: Gesundheit, Wissen sowie den «decent standard of living». Überraschenderweise sind das streitsüchtige Lybien (Rang 55), die Seychellen (57) sowie der schmucke Inselstaat Mauritius die Länder Afrikas, die am weitesten vorne rangieren. Die interne Silbermedail-le geht an Tunesien (98. Rang), Bronze kriegt Gabon übertragen (103. Platz). Ach ja, Norwegen ist Spitzenreiter, die Schweiz belegt Rang 9. Jesses, die Armutsfalle! Und wenn schon Ranglisten jongliert wer-den, darf der Korruptionsindex von Transparency International nicht fehlen. Botswana befindet sich nach Israel und mit Taiwan auf Rang 37. Mauritius (42) ist im Vergleich zu anderen Afrika-Nationen eben-falls positiv weit vorne angesiedelt. Südafrika ist auf Rang 55 anzutref-fen, Namibia auf Rang 56. Das (noch) negativbehaftete(-re) Somalia stellt (Platz 180) das Indexschlusslicht dar. Auffallend ist die afrika-nische Dominanz im hintersten oder untersten Indexviertel. Trans-parency International untersucht regelmässig ganze Wirtschaftsregi-onen. Dazu gehört auch die Region Sub-Sahara. Diesbezüglich seien die Herausforderungen in der Entwicklung immens. Es sei der einzi-ge Flecken auf dem Globus, der innert den letzten 25 Jahren einen Zu-wachs an Armut erlitten habe. Zwei Drittel der weltweit 38 «höchst verschuldeten, armen Länder» (HIPC, Highly Indebted Poor Coun-tries) befänden sich auf dem afrikanischen Kontinent.

Ebenfalls zu wenig Freudentaumel führen dürfte die von Jeffrey Sachs (er leitet das UN-Millenniumsprogramm) ausgearbeitete Hypothese der Armutsfalle. Der Kern dieses ökonomisch-demografischen Modells, das schon in den 50-er Jahren entwickelt wurde, besagt, dass die Ersparnisse in Ländern mit sehr niedrigen Einkommen derart gering sind, dass die damit finanzierbaren Investitionen Wachstumsraten erzeugen, die klei-ner sind als die Bevölkerungswachstumsrate plus Abschreibungsrate des Kapitals. Unter diesen Bedingungen bleibe ein Land in der Armutsfalle. Sich dieser zu entledigen sei, so das Modell, nur mit einem «big push», also einem kräftigen Investitionsschub von Aussen, möglich. Kapitalstock-Schwelle Jedes Modell und jede Hypothese hat aber immer auch Kontrahenten – in Form einer Gegenuntersuchung oder zumindest in Form einer kritischen Diskussion. Das ist mit der Ar-mutsfalle nicht anders, gewisse empirische Tests verleihen ihr keine überzeugenden Noten. Dessen ungeachtet und aber den gesamten Kontinent betrachtend (mehr Informationen dazu lassen sich in der Titelgeschichte auf Seite 12 nachlesen), steht Afrika in Bezug auf Ka-pitalzufluss (FDI) nicht ganz so schlecht da. Ausländische (Direkt-)Investitionen steigen kontinuierlich und vor diesem Hintergrund be-steht durchaus die Möglichkeit, dass gewisse Volkswirtschaften die kritische Schwelle des Kapitalstocks überwinden können und auf ei-nen anhaltend nach oben führenden Wachstumspfad gelangen. Was die Wundertüte Afrika tatsächlich zu bieten vermag, ist sehr schwierig abzuschätzen. Vorsicht ist auf jeden Fall geboten. Und ¬

UNIVERSELLER TERROR Der (islamische) Terror hat sich längst auch in Nige-ria niedergelassen. Auch wenn die nigerianische Re-gierung sich verbal dagegen wehrt, ist es Fakt. Das zu-mindest macht die Untersu-chung «Critical Questions» des Zentrums für Strate-gische und Internationa-le Studien deutlich. Islami-sche Extremisten sind stark mit Bin Ladens al Kaida ver-schachtelt, was erwähnens-

wert ist. Nicht aber lobens-wert. Eine breit abgestützte Umfrage des «Pew Global Attitudes Project» aus dem Jahr 2009 hat übrigens er-geben, dass 43 Prozent der in Nigeria wohnhaften Mus-limen die Länder, Städte, Dörfer, Bezirke und Fami-lien erschütternden Bom-benattentate befürworten. Und über die Hälfte der Be-fragten Muslime bringen Osama Bin Laden ihr Ver-trauen entgegen.

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KOPFLASTIGES

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Der Querbanker hat sich die «etwas andere

Informationsvermittlung» auf seine Fahne

geschrieben. Diese ist stets gehisst, also auch

dann, wenn der Wind eisig bläst. Des Quer-

bankers Blick ist skeptisch, seine Schreib-

schritte sind zuweilen ungehobelt. Der Quer-

banker möchte neue Horizonte eröffnen.

(mehr) Vorsicht sollte auch walten, wenn es um das Abtragen der heiss begehrten Bodenschätze geht. Abtragen ist ein sanftes Wort, Ausbeu-tung und Missbrauch treffen eher ins Schwarze. Diamanten geben das Paradebeispiel ab. Nichtregierungsorganisation Global Witness (un-ter vielen anderen) pocht schon lange darauf, die Europäische Union solle Gesetze verabschieden, welche die Rohstoff-Einfuhr, namentlich (Blut-)Mineralien, aus der Republik Kongo verbieten. Lizzy Parsons von Global Witness und ihre Mitarbeiter hätten gewichtige Infor-mationen sammeln können, die beweisen, dass der Blutmineralien-verkauf Rebellengruppen unterstützt.

Blutüberströmte Rohwaren Aufständische würden ihre Waffenkraft dank jenen Erlösen zementieren und ausbauen – die Zivilbevölkerung werde regelrecht gefoltert. Das Ziel von Global Witness sei es in erster Linie, die Lieferanten dazu zu bewegen, endlich einmal durchs Band offen zu legen, aus welcher Mine sie die Waren tatsächlich bezögen. Parsons kritisiert: «Zahlreiche Unternehmen und Abnehmer, darun-ter der Computerhersteller Apple, sind überhaupt nicht bereit, sich mit diesem Problem auseinanderzusetzen.» Dass Parsons kein Seemanns-garn strickt oder furios mit einer Räuberpistole herumfuchtelt, be-stätigt Jennifer Cook. Cook ist Afrika-Direktorin des Zentrums für Strategische und Internationale Studien (CSIS) in New York. Sie sagte unlängst, die Ausbeutung von Mineralien sei Mittel und Zweck jener Konflikte geworden. Rebellen kämpften um das Land, um die darun-ter liegenden Bodenschätze fortnehmen zu können. Doch um welche Rohwaren, nebst Diamanten, handelt es sich da-bei? Gemäss Jennifer Cook sind es insbesondere Kassiterit, Koltan und Wolfram, die von Afrika aus gerne nach Asien verschifft werden. Dort wiederum gewinne man wertvolle Metalle wie Zinn und Tantal daraus. Dieses Duo wird für die Herstellung von Elektronik artikeln wie iPod, Digitalkameras, Mobiltelefonen und Notebooks benötigt. Glücklicherweise sind verschiedene Bestrebungen (EU, Vereinte Na-tionen ...) im Gange, dem Ganzen einen Riegel zu schieben. Diver-se bereits verabschiedete Resolutionen ermöglichen es zum Beispiel, bekannte Firmen-Vermögenswerte, die bewaffnete Konfliktparteien unterstützen, einzufrieren. Noch aber scheinen diese Bemühungen kaum den Kinderschuhen entwachsen zu sein, bekanntlich aber stirbt die Hoffnung zuletzt. Was bleibt, ist ein Paradoxon. Denn die Republik Kongo gehört trotz ihrer Rohstofffülle zu den ärmsten Ländern Afrikas. Dies ist die unrühm-liche Folge jahrzehntenlanger Missbräuche und Misswirtschaft. Die Republik kann durchaus als Spiegel des Kontinents angesehen wer-den, der vom Weltresten oft als Magnet für Bürgerkriege, Vergewal-tigungen, Korruptionen, Vetternwirtschaft und sonstigen Gräuel be-zeichnet wird. Ist er gewissermassen auch, doch wer sich nur diesem Negativstrudel hingibt, der ersäuft. Denn Afrika vermag stark zu fas-zinieren und zu entzücken.

Wer sich in MAGISCHE GEFILDE vortas-

ten und sich an einem Voodoo-Set versu-

chen möchte, der ist hier genau richtig. Die

handgemachte Kostbarkeit ist ein Unikat,

wird hiermit verlost und ist gut zu gebrau-

chen, wenn zum Beispiel arge Gegenspie-

ler, müssige Mitstreiter, schnarchen-

de Zellengenossen, Hecken trimmende

Nachbarn oder schmatzende Bürogspän-

li den letzten Nerv rauben. Mit der herzal-

lerliebsten Puppe gehen also starke Ner-

venstränge einher und Langeweile kommt

überdies nie auf. Nadeln sind inklusive, auf

Anfrage und gegen einen Unkostenbei-

trag von CHF 30.- werden sogar lange Nä-

gel geliefert:

[email protected]

D ie malawische Erfolgsstory von William K. begann vor rund zwanzig Jahren mit seiner auf Windräder spezi-alisierten Firma Wintec. Bereits 2014 verkaufte er sein

Unternehmen und erwarb im Gegenzug Land in Mali, dass er dank libyscher Finanzierung urbar machte. Man nannte ihn den Kornbaron Afrikas. Wenig später investierte er in eine ke-nianische Softwarefirma, die mobile e-banking-Lösungen ent-wickelte. Das aus seiner IT-Firma entstandene Finanzinsti-tut mit dem Namen MoBank gehört zwischenzeitlich zu den grössten Retailbanken des Landes. Heute zählt der afrikanische Pionier zu den reichsten Menschen weltweit. Das Wirtschafts-magazin Forbes nannte ihn und seine Mitstreiter «Gentlemen of Bacongo». Halt! Es ist doch irgendwie wie einst im Film For-rest Gump. Die Geschichte ist nämlich frei erfunden. William Kamkwamba hingegen ist mit seinen 23 Jahren bereits heute ein Star. Was derzeit passiert, ist unglaublich aber wahr, denn es schallt laut und deutlich aus der African Investors League. Nige-ria wird Südafrika als grösste afrikanische Volkswirtschaft be-reits in wenigen Jahren ablösen. Man spricht bereits vom «afri-can Alpha». Aus BRIC wird BARIC. Doch sind wir ehrlich. Alte Gewohnheiten streift man nicht so schnell wieder ab. Insbeson-dere in Bezug auf Afrika scheint unser Wahrnehmungsdefekt fast schon pathologische Züge anzunehmen. Das Afrikabild von vor vierzig Jahren scheint im Kühlfach vor sich hinzugammeln. Es mieft gewaltig, ist aber noch da. Erinnern wir uns an die un-erträglichen Bilder aus den 70-er Jahren, die aufgeschwemmte, dickbäuchige nach Hunger schreiende und durch Lepra gepei-nigte Biafra-Babys mit ihren durch Malaria getrübten Augen zeigten. Dazu gesellen sich Stammeskriege, Despoten, Flücht-lingsdramen und Piraten. Ruanda, Somalia und Sudan prägen hierzulande das Afrika-Bewusstsein in einem schon fast zum Himmel schreienden Ausmass. Selbst vom afrikanischen Men-schenzoo ist hin und wieder die Rede. Würde man in gleicher Weise über China berichten, so wollte man heute noch glau-ben, Mao-Zedong sei nie gestorben. Die Aids-Raten steigen aber nicht mehr und Malaria gilt in bestimmten Regionen gar als ausgerottet. Erstaunlich ist insbesondere der Fakt, dass die In-vestoren-Mehrheit den Afrikaboom zu Beginn des neuen Jahr-tausends vollständig ignorierte. Für sie scheint afrikanisches Wachstum, Armutsverbesserung und die damit verbundenen überdurchschnittlichen Renditeerwartungen weiterhin eine Fa-ta Morgana zu sein. Der IWF bestätigt das Gegenteil. Selbst In-flationsraten sind auf ein Niveau geschrumpft, die sich mancher G8-Staat in zwei Jahren wünschen wird. Was muss sich also än-dern, damit in Afrika anstelle von Hilfsentwicklung nachhaltig investiert wird? Bedarf es vielleicht der Erfindung eines opti-mistischen Marc Fabers, der uns den Schwarzen Kontinent rich-tig ausleuchtet? Oder eine Naomi Campbell bei Goldman Sachs vielleicht? Oder braucht es Rainmaker wie Mubarak oder Oba-ma? Ich werde das Gefühl nicht los, dass Anleger dem blinden Löwen Clarence aus Daktari ähneln, zumindest in ihrer man-gelnden Weitsicht, das ökonomische Afrika so zu sehen, wie es wirklich ist. Oder wird erst investiert, wenn Hans-Rudolf Merz gegen Max Göldi ausgetauscht wurde? Klar, das Anlegen in Af-rika ist herausfordernd, das ist der hiesige Strassenverkehr aber auch, und damit tun wir uns nicht so schwer. So oder so, lange Hälse sind vorprogrammiert, sei es im Falle verpasster Invest-ment-Chancen oder durch Fehlspekulationen.

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DER QUERBANKER MEINT ...iPUNKT | WUNDE PUNKTE

DE

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Page 65: PUNKTmagazin Afrika

C L U B 2 5 P L U S ! E I N Z I G A R T I G E R A L S « T H E W O R L D ’ S F I N E S T C L U B S » ,

W E N I G E R E L I T Ä R A L S « S K U L L & B O N E S » , M E H R A L S « C A R T E B L A N C H E »

U N D E X K L U S I V E R A L S « L I O N S C L U B S » .

C LU B 2 5 P LU S N U R F Ü R S T I L B E W U S S T E

CLUB

C LUB

Page 66: PUNKTmagazin Afrika
Page 67: PUNKTmagazin Afrika

Sich finanziell in Afrika zu engagieren, ist nicht nur über Börsenmärkte möglich. Mittels

lokalen Distributionspartnern oder einem Joint Venture stehen einem weitere Opportunitäten

zur Verfügung. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn Risiken gibt es viele – seien dies soziale,

politische, kulturelle oder unternehmerische. Diese sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen,

dass es sich lohnen kann, seinen Geschäftsfuss in die Afrikatüre zu stellen.

067AKTIVISMUS

WORTECYRILSCHICKERILLUSTRATIONIANDAVIDMARSDEN

070 JENSEITS VON KLI-

SCHEES Von Zürich nach

Dakar, der Hauptstadt Se-

negals, beträgt die Luftli-

nie über 4300 Kilometer.

So entfernt Westafrika ist,

so viel Unbekanntes ...

075 GADGETS Handy-Lu-

xus, Nachtsichtgerät, fa-

mose Jackenpracht, edler

Tropfen, Kalaha, Wildlife-

Möbel, Mandarin Granat ...

078 AFRIKANISCHE FE-

RIEN Exquisiter Safa-

ri-Genuss. Golf und Wein,

Dschungel und ewiger

Schnee, unvergesslicher

Badeurlaub ...

GENÜSSLICHES

Page 68: PUNKTmagazin Afrika

uf der Weltwirtschaftsbühne wird fast täglich ein neues Theaterstück vorgetragen. Einige enden mit Buhrufen und sind der Absetzung nahe, andere wiederum wer-den frenetisch gefeiert und dürfen mit einer längeren Gastspielzeit rechnen. Der-

zeit werden faule Eier und stinkende Fische nach den sogenannten PIGS-Staaten (Portugal, Irland, Griechenland, Spanien) geworfen, der Frontier-Markt Afrika hingegen wird mit im-mer mehr Lob überschüttet. Afrika widerfährt ein stark strömender Zuschauerauflauf, Ten-denz steigend. Doch es ist nicht nur der Tourismus, der vom global erstarkten Fokus profitiert. Mit dem weltweiten Interessenshöhenflug werden auch neue, zuweilen lukrative Geschäftsfelder um-gepflügt und bewirtschaftet. War früher Afrika das Tummelfeld für Menschen wie Prof. Dr. Dr. hc Bernhard Grzimek – das Grab des mit einem Oscar prämierten Tierforschers liegt am Rande der Serengeti in Ngorongoro – ist es heute Dreh- und Angelpunkt für den Entrepre-neur jedweder Couleur. Es sind (bis auf wenige Ausnahmen) keine neuzeitlichen Goldgräber, sondern vielmehr Geschäftsmänner mit Weltformat.

Afrika als Mass aller Dinge Jahrelang hat man Emerging Markets, so zum Beispiel die BRIC-Exponenten Brasilien, Russland, Indien und China, über den grünen Klee gelobt, jetzt ist es der Schwarze Kontinent. Michael Rheinegger – er arbeitete unter anderem auf der Schweizer Botschaft in Chile, beim Seco und für die Handelsabteilung der südafrikanischen Botschaft in Bern – ist Mitinhaber der Rainbow unlimited GmbH. In einfachen Worten gibt er Aus-kunft: «Die immer grösser werdende Aufmerksamkeit Afrika gegenüber erklärt sich, weil der Kontinent eine interessante Nische ist und man in vielen Ländern noch etwas aufbauen und bewegen kann. Ein weiterer Grund ist, dass sich das Wirtschaftsklima in verschiedenen Län-dern Afrikas massiv verbessert hat. Darüber hinaus schrecken anhaltende Krisen in den tra-ditionellen Absatzmärkten ab.» Der studierte Politikwissenschafter ergänzt: «Wir fokussieren uns auf diejenigen Ge-schäftspartner, die es verstanden haben, dass es sich zumindest mittelfristig lohnt, in und mit Afrika Business zu tätigen. Wir können es uns nicht leisten, uns nicht mit Afrika zu beschäfti-gen. China hat das schon lange begriffen. Bis 2050 werden zwei Milliarden Menschen in Afri-ka wohnen, das sind zwei Milliarden Konsumenten.» Rheineggers Rainbow unlimited bringt Geschäftsleute aus Afrika (Schwerpunkt Sub-Sahara) und der Schweiz sowie ganz Europa zu-sammen. Zu ihren Dienstleistungen gehören die Organisation von Geschäftsanlässen in der Schweiz, die Durchführung von Unternehmerreisen für hiesige KMU in verschiedene Länder sowie die Beratung für Schweizer KMU bei der Erschliessung neuer afrikanischer Märkte. Die in Bern angesiedelte Firma übernimmt ausserdem die Geschäftsführung sowie Interes-senvertretungsmandate im Zusammenhang mit Geschäftsbeziehungen zwischen der Schweiz und Afrika. Markteintritte sind oft beschwerlich und mit etlichen Unsicherheiten verbun-den. Noch beschwerlicher und noch unsicherer dürfte es werden, wenn eine kontinentüber-greifende Penetration ins Auge gefasst wird. Welche Geschäftsfelder sind derzeit überhaupt fruchtbar? Rheinegger dazu: «Jedes Land muss separat betrachtet werden. Pauschale Aussa-gen sind unmöglich. Die Staaten sind bezüglich ihrer Ökonomie unterschiedlich diversifi-

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AKTIVISMUS

Page 69: PUNKTmagazin Afrika

5722_Punkt_232x156.indd 1 03.06.10 09:42

ziert. Was ich aber sagen kann – eine Publi-kation von McKinsey & Company vom Juni 2010 zeigt es schön auf – ist, dass das Wirt-schaftswachstum in den letzten Jahren nur zu zirka 30 Prozent vom Rohstoffboom ab-hängig war. Retail, Telekommunikation, ver-arbeitende Industrie, Finanzdienstleistungen und Tourismus haben ebenso erheblich dazu beigetragen.»

Mutter Helvetia auf dem 1. Rang Mög-lichkeiten, sein Geld in Afrika zu investie-ren, gibt es zuhauf, Börsen-Engagements für einmal ausgenommen. Beispielsweise mittels Joint Ventures stehen einige zur Verfügung. Kann man über einen Kamm geschert sagen, welche Art sich am besten eignet? Rheineg-ger winkt ab: «Das hängt von den Produk-ten und Dienstleistungen des Unternehmens ab. Beim klassischen Exporteur etwa wird man als ersten Schritt am besten einen loka-len Distributionspartner suchen, um so den Markt kennenzulernen, ohne allzu grosse ei-gene Risiken und Kosten in Kauf zu nehmen. Generell kann man immerhin sagen, dass es schwierig ist, ohne einen ortsansässigen Part-ner auch die nötige Marktnähe aufzubauen.» Auch wenn gerade die Schweizer Unter-

nehmerszene momentan einen regelrechten Boom erlebt – das prestigeträchtige US-Ma-gazin Red Herring hat Mutter Helvetia auf den ersten Rang gestellt – unterschätzen vie-le (Jung-)Unternehmer die überall lauernden Gefahren. Die Anzahl konkursiter Firmen wächst stark. Dessen ist sich selbstverständ-lich auch Rheinegger bewusst, der auf weitere zu überspringende Hürden hinweist: «Ganz wichtig ist die volle Unterstützung der Ge-schäftsleitung im Headoffice. Ein Marktein-tritt braucht Zeit, Energie und Geld. Ohne diesen Support und die damit verbundenen finanziellen wie personellen Ressourcen wird es schwierig. Die unternehmerischen Risiken in Afrika sind grundsätzlich aber nicht an-ders als sonstwo.»

«Auge sieht, Geist versteht» Letzteres dürf-te beruhigend wirken. Wie beruhigend sind aber kulturelle Unterschiede? Prallen da nicht gänzlich andersartige Kulturwelten aufeinander? Der «Regenbogen-Geschäfts-führer» relativiert: «Die Unternehmer-Kul-turen sind nicht so unterschiedlich, wie man sich das womöglich vorstellt. In all den Län-dern findet man Geschäftsleute, die es ge-wohnt sind, auf internationaler Basis Ge-

schäfte zu tätigen. Schwierig wird es teilweise im Bezug auf lokales Know-how für Installa-tionsarbeiten und vor allem auch hinsichtlich Service- oder Unterhaltsleistungen.» An Or-ten, wo der Familiengedanke quasi mit Samt ausgestattet wird, könnte man überdies mei-nen, es sei Frevel, ohne adäquate soziale Fä-higkeiten zu versuchen, sein eigenes Business aufzuziehen. Gemäss Rheinegger sind soziale Skills durchaus nötig, aber nicht das A und O. Er zudem: «Afrikaner haben weniger Hem-mungen, Fremde zu akzeptieren und will-kommen zu heissen. Interessanterweise ist der Umgang in Afrika formeller als hierzu-lande. Die Krawatte darf eigentlich nie feh-len.» Weitaus wichtiger für einen möglichen Geschäftserfolg sei das absolute Muss, sich vorab und vor Ort selbst ein Bild zu machen. Eine (Geschäfts-)Beinamputation sei vorpro-grammiert bei jenen, die sich zu wenig seriös mit dem Markt und der Umgebung auseinan-dersetzen. Mit Afrika könne man nicht ein-fach «ein bisschen geschäften». Das afrikani-sche Sprichwort «Das Auge sieht, der Geist versteht» passt hierbei bestens ins Bild – und soll sich ruhig in des Unternehmers Kopf ein-nisten.

069GENÜSSLICHES

WERBUNG

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Page 71: PUNKTmagazin Afrika

Von Zürich nach Dakar, der Hauptstadt Senegals, be-

trägt die Luftlinie über 4300 Kilometer. So entfernt

Westafrika ist, so viel Unbekanntes damit einhergeht.

Wahre und tiefe Einblicke sind da herzlich willkommen.

Ein Top-Model und ein Schmuckdesigner – jeweils von

Weltformat – machen es möglich. Sie erzählen alles zu

Tagesstrukturen, Magie, Ess- und Freizeitgewohnhei-

ten, Regierungs(-schand)taten, Familiengeborgenheit,

Himmelsbrücken, Stereotypen ...

frika ist je länger je mehr in aller Munde und mit dieser Ent-wicklung schiessen (selbsternannte) Kenner, Spezialisten und Experten wie Pilze aus dem Boden. Doch wie wir al-

le wissen, sind gewisse Pilze ungeniessbar. An denen wollen wir uns nicht versuchen, lieber strecken wir die Fühler direkt nach Westafri-ka aus. Vor Ort werden wahre Gegebenheiten erfühlt. Ja, selbst «die Brücke zum Himmel» wird emporgestiegen. Die Kardinalsfrage, was denn konkret anders sei als in der indus-trialisierten Welt, vorweg. Dji Dieng, internationales Top-Model mit den längsten Beinen der Welt, bringt es auf den Punkt: «Die soziale Ausprägung ist in Afrika sehr viel stärker als etwa in Europa. Hier lebt die gesamte Familie zusammen, von der Grossmutter bis zum Klein-kind.» Ergänzend meint die Senegalesin: «Das ist eine der fest veran-kerten Traditionen, jeder hilft jedem – und das von Herzen.» Der er-folgreiche Schmuckdesigner Mickael Kra zur selben Frage: «Zugleich mit dem ersten Schritt, den du auf afrikanischem Boden machst, spürst du die Andersartigkeit des Kontinenten.»

Familie, Familie, Familie Mickael, in Lausanne aufgewachsen, aber längst schon zu seinem Vater an die Elfenbeinküste ausgewandert, führt in blumiger Manier weiter aus: «Man kriegt die Kraft der Na-tur unweigerlich zu spüren. Es ist eine völlig andere Luft, es sind an-dere Farben und die vielen Geräusche, die dich förmlich umarmen. Dazu kommt die Luftfeuchtigkeit und die Herzlichkeit der Leute.» Ei-

ne wahre Antwortkaskade, eine durchaus an-genehme, prasselt auf einen nieder: «Abidjan, Hauptstadt der Elfenbeinküste, gilt als sehr modern. Viele kommen mit der Moderni-sierung aber nicht wirklich klar. Zwei unter-schiedliche Kulturen krachen da zusammen, was immer wieder zu seltsamen Begegnun-gen führt. Es ist zum Beispiel keine Selten-heit, dass in der urbanen Hypermoderne plötzlich eine Rinderherde auftaucht.» Beide reisen oft und haben denn auch vie-le schöne Erdflecken gesehen und genossen. Was genau machen und fühlen sie, wenn sie in Mama Afrikas Schoss zurückkehren? Ein-hellig trägt das sympathische Duo den Fa-miliengedanken auf Händen, erwähnt dabei die Wärme der Menschen, den respektvol-len Umgang miteinander, die Gelassenheit, überdies die zuweilen arge Hitze. Selbst Ein-heimische leiden also unter der starken Son-ne. Entsprechend stünden sie relativ früh auf, denn aller Fürsprachen zum Trotz haben sie wie auch ihr Umfeld einen geordneten Tages-ablauf, den es zu bestreiten gilt. Unterteilt werde der Tag allerdings nicht. Es ist so gese-hen immer Morgen respektive (Nach-)Mittag respektive Abend respektive Nacht.

Au Backe, Stereotypen Dieng dazu: «Die Zeit ist nicht wirklich essenziell, wichtig sind insbesondere die Beziehungen, das Miteinan-der.» Mickael komplettiert: «Die meisten Af-rikaner machen und nehmen nur das ¬

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LEBENS-ART

WORTECYRILSCHICKERBILDKARINBITTERLI

GENÜSSLICHES

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Notwendige. Energieerhaltung und Genuss-sicherung heisst, ganz allgemein gehalten, unser Lifestyle.» Er keck: «Der Westen hat die Uhr, wir haben die Zeit!» An dieser Stelle kristallisiert sich die Frage nach der Freizeit-gestaltung wie von selber heraus. Und als hät-ten sie das beide gespürt: «Freizeit bedeutet beieinander sitzen, sich unterhalten, an den Strand gehen, einfach zusammen sein», so Dji. Mickael weiter: «Mit dem Boot ins Meer hinausfahren, fischen, zelten, durch den Re-genwald streifen oder einfach auch nur den weisssandigen Stränden entlanglaufen.» Da sich das alles schon fast märchenhaft anhört, ist die Zeit wohl reif für das Thema Klischee. Sind die Tage in Afrika nicht eher darauf ausgerichtet, das eigene Überleben zu sichern? Wie fühlt man sich denn, dauernd gefangen zu sein unter einer «Glocke des Si-nistren»? Mickael erwidert: «Afrika muss oft herhalten als Kontinent der Kriege, Korrup-tion, Gewalt und Krankheiten. Klar, das gibt es, Gier und das Streben nach Macht eben-falls, doch Afrika ist vielmehr Sinnbild für Rhythmus, Freude, Lachen und Magie. Selbst die ärmeren Leute sind stolz, Afrikaner zu sein und teilen gerne.» Ein anderer Stereotyp fördert sich mit der Frage nach speziellen Vorlieben oder Riten in Bezug auf Ess- und Trinkgewohnheiten gera-dezu selber ans Tageslicht. Des Top-Models Antwort ist der Grund: «Ich koche sehr ger-ne und auch sehr gut.» Hm, eine der extra-

vagantesten Laufstegkostbarkeiten schwingt gut und gerne die Kochkelle? Da will man mehr wissen, was kitzelt den afrikanischen Gaumen? Sie dazu: «Riz au poisson, so heisst das auf Französisch, meiner Mutterspra-che. Ebenso lecker ist Yassa d’Agneau.» Den Hungrigen, Wissensdurstigen und Hobbykö-chen sei hier ein grosser Teil der Zutaten- und Beilagenschwemme verraten: Kohl, Reis, To-maten, Karotten, Zwiebeln, Lorbeeren, Pfef-fer, Nussöl – und Fisch sowie Lamm versteht sich wohl von selbst.

Von Voodoo hin zur Magie Doch nicht nur Dji kocht gerne, auch Mickael: «West-afrikanisches Essen ist sehr nahrhaft und geschmacksintensiv. Die damit verbun-dene Vielfalt liebe ich, das Kochen sowie-so. Ingwer-Bier schmeckt eigentlich zu je-dem Gericht köstlich.» So weit so gut. Was ist in (West-)Afrika sonst noch populär aus-ser Essen, Kochen, Strandgenüsse und Dis-kussionsrunden? Der Schmuck-Virtuose da-zu: «Fussball, Fussball, Fussball. Daneben sind Theater und Tanz beliebt, aber eigent-lich Kunst generell. Kunst ist fester Bestand-teil der afrikanischen Gesellschaft.» Als die naivste aller Fragen präsentiert sich diejeni-ge nach Feierlichkeiten, Ferien und Freitagen. Dji übernimmt das Wort: «Gearbeitet wird, wenn man es sich nicht anders leisten kann, von Montag bis Samstag. Und ja, selbstver-ständlich gibt es bei uns auch Ferien, am

wichtigsten sind die freien Tage im Dezem-ber. Die Kinder haben am meisten Ferien in der Hitzezeit zwischen Juli und September.» Was meint Mickael dazu? «Weihnachten, Ostern und muslimische Feierlichkeiten gibt es bei uns wie bei euch. Dabei stürzen wir uns förmlich in Schale und geben uns auch Stammesritualen hin.» Apropos, wie steht es um Voodoo oder besser gesagt (schwar-ze) Magie? Er erwidert: «Afrika ist ein Kon-tinent des Zaubers. Die Magie schwebt in der Luft, das Mystische begleitet uns alle. Das liebe ich und lasse es oft in meine Kollekti-onen einfliessen.» Die zwar sehr grosse, aber doch auch sehr zierliche Dji ist weniger Feu-er und Flamme: «Magie spielt sicher eine ge-wisse Rolle in Afrika, manchmal ist die Rolle sogar äusserst zentral. Es gibt ‹wichtige› Ma-rabous, einige unter ihnen gelten als heilig. Ich für meinen Teil glaube weder daran noch praktiziere ich sie.» Sie zudem: «Die eigentli-che Magie ist für mich in der Natur selber, in den Pflanzen, Kräutern, im Menschen.»

Kind, oh Kind ... Nun gut, der magische Mo-ment soll genutzt sein respektive soll voller Elan die «Brücke zum Himmel» (damit sind übrigens Kinder gemeint) emporgestiegen werden. Was erwarten Erwachsene von ihren Sprösslingen, was ist des Kindes Aufgabe nebst Erwachsenwerden? «Ich hätte es nicht besser ausdrücken können, Kinder sind fürwahr die Zukunft unseres Planeten. Doch so sehr sie

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LEBENS-ART | JENSEITS VON KLISCHEES

Page 73: PUNKTmagazin Afrika

auch unsere Zukunft sind, so schwierig ist das Thema.» Djis Ausführung steigert die Wissbe-gier: «Wir wissen alle, dass Armut in Afrika stark präsent ist. Auch wenn hier nur die we-nigsten wirklich offen da rüber reden. Die Kin-der tragen immer dazu bei, das Überleben ei-ner ganzen Familie zu sichern. Wie gesagt, es ist hier wunderschön, aber die Kleinsten müs-sen schon ganz früh in eine Rolle schlüpfen, die Geld einbringt und die nicht wirklich ge-sund ist für die persönliche Entwicklung.» Konkret meint Dji Arbeiten wie das Sam-meln von zuweilen giftigem Abfall, PET- und Plastikflaschen sowie den Verkauf von Nüs-sen, Früchten et cetera. Mickaels Antwort kommt gemischt-positiv(-er) daher: «Bei uns gehen heutzutage fast alle Mädchen und Jun-gen zur Schule. Schwieriger wird es mit den jungen Erwachsenen, ihnen bleibt eine höhe-re Ausbildung meist vermehrt, denn es gibt nur wenige Universitäten.» Der Bildungs-mangel ist über den Kontinent hinweg be-trachtet erschreckend. Er ist wie ein Zahnrad, das in ein weiteres Zahnrad – die vielmals maroden Regierungsapparate – greift. Und so läuft die Maschine in Form der sonst schon grassierenden Armut einfach weiter und wei-ter und weiter. Soziale Unruhen sind vorpro-grammiert, sie gehören ohnehin schon zu den heisseren Gefahrenherden, sieht doch auch ein Afrikaner seine Erwartungen gerne erfüllt. Korruptionen, Seilschaften und Kon-sorten helfen da kaum.

Wandel braucht Zeit Dji nimmt die Regie-rungen in den Schutz: «Ja, die Situation ist nicht selten unerträglich. Doch so einfach haben sie es nicht. Afrikaner wollen laufend mehr Geld, bessere Schulen, bessere Berufe, mehr Ferientage – und das innert Kürze. Sie orientieren sich diesbezüglich gerne an Euro-pa, vergessen aber dabei, dass alles seine Zeit braucht. Der europäische Wohlstand, nun gut, einige Staaten stehen heute arg in der Bre-douille, ist auch nicht über Nacht gekommen.» In Senegal sei die politische Situation ohnehin weniger dramatisch und seit mehreren Jahren stabil. Davon und generell von einem weniger einschnürenden Restriktionskorsett profitie-ren auch ausländische (Direkt-)Investoren. Dji will niemandem Sand in die Augen streuen, sieht denn auch in der Moderne noch viel Nachholbedarf: «Da müssen enor-me Aufgaben angegangen und bewältigt werden. Dies in Kooperation, nicht in aus-beutender Art und Weise, mit erfahrenen Global unternehmen aus aller Herren Län-der. Ich bin überzeugt, Afrika kann ganz weit oben ausschwingen, doch wir brauchen Zeit.» Mickaels Worte für die derzeitige Situation in seiner Heimat sind wenig frohlockend: «Die Elfenbeinküste galt lange Zeit als westafrika-nisches Wunder. Als unser ‹Vater der Nation›, der erste Präsident Félix Houphouët-Boigny, starb, brach ein schlimmer Bürgerkrieg vom Zaun, der das Land jahrelang ausser Gefecht setzte. Und so versuche ich – wenn auch in

ganz kleinem Stil – der Elfenbeinküste etwas Gutes zu tun, indem ich Traditionelles in mei-ne Schmuckstücke einfliessen lasse und es da-durch quasi positiv in die Welt hinaustrage.» Aufbauendes hat nicht nur die Côte d’Ivoire nötig. Der Kontinent, über einen Kamm geschert, benötigt weiterhin Kreati-ves, Fruchtbares, Kontinuierliches, Bejahen-des, Fortschrittliches. Dji und Mickael gehen mit gutem Beispiel voran, sie präsentieren der Welt das schöne Gesicht Afrikas, nicht aber ohne auf einzelne Missstände hinzu-weisen. Und schliesslich, so Dji und Mickael gleichgesinnt, sei Afrika die Geburtstätte der Menschheit, Kultur, Mode und Musik. Auch wir müssen ihr Sorge tragen ...

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punktmagazin.ch | No26/2010

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punktmagazin.ch | No26/2010

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Page 77: PUNKTmagazin Afrika

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punktmagazin.ch | No26/2010

GENÜSSLICHES

Page 78: PUNKTmagazin Afrika

EXQUISITER SAFARI­GENUSS Luxus-tourismus und Naturschutz verschmelzen selten, bei den Singita-Naturreservaten ist das jedoch der Fall. Singita steht in der südafrikanischen Shangaan-Sprache für «Ort der Wunder». Es ver-wundert auch kaum, dass die spektakulären Sa-fari-Lodges preisgekrönt sind. Gäste der Singita-Game-Reserves werden förmlich auf Händen getragen und sind gleichzeitig Zeuge einer atem-beraubenden Wildnis mit seltensten Naturschau-spielen. Singita-Game-Reserves findet man in Südafrika (Sabi Sand, Kruger Nationalpark), Tan-sania (Grumeti) und Zimbabwe (Malilangwe). Der König, ähm, Kunde hat die Möglichkeit, individuel-le Safaris zu Fuss, zu Pferd, per Mountainbike oder mit dem Auto zu geniessen. In Bezug auf Ar-chitektur, Design und Ausstattung setzen die Lod-ges immer wieder neue Standards, die Gourmet-köche sind international anerkannt. Jedes der Luxushotels hat seinen eigenen Charakter und sprühfreudigen Charme. Charmant ist überdies der starke Fokus, der auf den Umweltschutz ge-legt wird. Oberstes Ziel ist selbstverständlich die Kundenzufriedenheit, was Singita aber nicht da-von abhält, soziale und ökologische Projekte ins Leben zu rufen. So zum Beispiel EEC, das Envi-ronmental Education Centre, das sich auf die Fah-ne geschrieben hat, in der Bevölkerung Umwelt-bewusstsein zu schaffen, um der bisherigen Lebensraumzerstörung ans Bein zu treten und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Der sozial-ökonomisch-ökologische Triangel ertönt wunder-sam hell. Hören Sie ihn nicht auch? CS

GOLF UND WEIN Obwohl Weinanbau in Südafrika bereits seit 300 Jahren einen wichtigen Wirtschaftszweig darstellt, konsumieren wir die edlen Tropfen in unseren Breitengraden erst seit Beendigung der Apartheid (und den damit einher-gehenden Handelsbeschränkungen). Fast die Hälfte der dortigen Produktion geht ins Ausland. Warum nicht für einmal den umgekehrten Weg nehmen? Sogenannte Premium-Wein-Reisen er-freuen sich steigender Beliebtheit, wobei vor al-lem die Provinz Westkap zum Handkuss kommt. An und für sich ist es dort für den Weinbau zu warm, dennoch werden edelste Tropfen kredenzt. Dies dank der kühlenden Wirkung des Benguela-Stroms. Angebaute (rote) Traubensorten sind vor allem Cabernet Sauvignon (An-/Ausbau-Tendenz stabil), Shiraz (steigend) und Pinotage (fallend). Die herrlichen Landschaften ermöglichen aller-dings nicht nur exzellenten Rebbau, auch Golf-anlagen werden in der Regenbogennation ver-mehrt errichtet. Unter dem Motto Golf und Wein lassen sich die beiden exquisiten Aktivitäten zu ei-nem sportlich-genüsslichen Duo verbinden – zum Beispiel im Devondale Golf & Wine Estate im be-schaulichen Stellenbosch. Das Resort verfügt über einen 18-Loch-Platz, der mit über 45 ver-schiedenen Baum- und Pflanzenarten gespickt ist. Abgerundet wird das visuelle Erlebnis durch ein Arboretum, laut Eigenwerbung das weltweit einzi-ge auf einem Golfplatz. Wein (Provoyeur, Cabernet Sauvignon) wird im Resort aber erst seit zehn Jah-ren produziert, die Lernphase dauert noch an. «Wine under construction» sozusagen. DF

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LEBENS-ART | AFRIKANISCHE FERIEN

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DSCHUNGEL UND EWIGER SCHNEE Mit 5895 Meter über dem Meeresspiegel ist der in Tansania gelegene Kilimandscharo nicht nur das höchste Bergmassiv von ganz Afrika, sondern der weltweit höchste freistehende Berg. Das Dach von Afrika ist ein «überschaubarer» Berg. Um den Gip-fel zu erklimmen, ist keinerlei technische Aus-rüstung erforderlich – weder Seil noch Pickel, ge-schweige denn Steigeisen oder gar Erfahrung. Doch ganz so einfach ist es doch nicht, denn die Höhe hat schon manchen Wanderer zur Rückkehr bewogen. Innerhalb weniger Tage gelangt man von 1000 auf fast 6000 Meter über Meer. Es drohen Hö-henkrankheit in Form von Lungen- oder Hirnöde-men. Wer von der glühend heissen Savanne auf den arktischen Gipfel steigt, durchläuft sämtliche Klima zonen. In Shorts gekleidet bricht man im tro-pischen Dschungel auf und beendet die Tour nur gerade fünf Tage später im ewigen Schnee, bei mi-nus 20 Grad Celsius. Verschiedene Routen füh-ren auf den Gipfel. Die am stärksten frequentierten sind die Marangu-Route, auch Coca-Cola-Rou-te genannt, sowie die Machame-Route (Whisky-Route), die steiler und daher weniger beliebt ist. Startpunkt bildet eine typisch afrikanische Gras- und Baum-Savanne, danach folgt ein heisser und feuchter Regenwald. Mit zunehmender Höhe wird die Pflanzenwelt immer karger, die Temperaturen nehmen rapide ab. Man erlebt eine Hochwüste und endet am Schluss auf dem Gipfel. Was in den Köp-fen hängen bleibt, sind die völlig verschiedenarti-gen Landschaften und Lebensformen. Eine Reise um (auf) die Welt in sechs Tagen. RB

UNVERGESSLICHER BADEURLAUB Nach Safari-Ausfahrten, Golf-Runden, Wein-Ge-nüssen und Bergsteigen ist die Zeit reif für Strand und Shopping. Ein passender Ort ist Mauritius. Die schmucke Insel im Indischen Ozean liegt knapp 900 Kilometer östlich von Madagaskar und 1800 Kilometer vom afrikanischen Festland entfernt. Das (politische) Vorzeigekind Afrikas ist vulkani-schen Ursprungs und bietet nebst Tropen-Klima hervorragende Einkaufsmöglichkeiten. Die Wohl-fühloase ist bekannt für Textil’sche Kostbarkeiten, die inzwischen bis zu 50 Prozent des Exportvolu-mens ausmachen. So oder so, Shopping-Aktivitä-ten füllen sicher die Koffer, leeren aber gleichzei-tig den Geldbeutel – und knabbern halt doch am Energiehaushalt. Umso wichtiger sind seelenbal-samierende Strandtage. Und die sind wahrhaftig traumhaft. Dafür sorgen unvergessliche Plätze, die überdies von einer seit 2000 befolgten nationa-len Umweltstrategie, ebenso von einem weiteren Umweltschutzgesetz profitieren. Gewisse südliche Gebiete gelten inzwischen sogar als Nationalpark. Zahlreiche Ressorts bieten – nicht biedern! – sich an, so zum Beispiel das One&Only Le Saint Géran. Es spielt keine Rolle, welch’ Zimmerkategorie man sich gönnt, die Exklusiv-Herberge verspricht einen für dortige Verhältnisse beispiellosen Bo-tanikgarten (800 unterschiedliche Palmenarten auf 37 Hektaren), allgemein betrachtet den höchs-ten Komfort überhaupt. Dieser schliesst natürlich beste Relax-Möglichkeiten mit ein. Ein Rundum-Service, den man sich verdient hat respektive den man sich urlauben, ähm, erlauben muss. CS

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punktmagazin.ch | No26/2010

GENÜSSLICHES

Page 80: PUNKTmagazin Afrika

len wir für ein Konsumbild in der nächsten Ausgabe?

Verlagschef Der eine Pinsel-strich führt zu den Konsumstüt-zen. Das heisst, wer kauft ver-stärkt was und wo, welche Trends akzentuieren sich. Luxus zum Beispiel. Hat sich etwa der Begriff Luxus verändert? Ist der klassi-sche Luxus in Form von Status, Prestige, Geldvermehrung und so-zialer Differenzierung überhaupt auf breiter Front erstrebenswert?

Chefredaktor Ich bin mal so frei und behaupte, es liege nicht mehr jeder Stein auf dem ande-ren. Geld und Prestige sind si-cher noch das Ziel vieler. Das bleibt wohl hartnäckig bestehen. Vermögenswerte der Superrei-chen HNWI steigen in absehba-rer Zeit auf stattliche 48,5 Billi-onen Dollar an, Capgemini und Merrill Lynch verdeutlichen dies. Unter anderem deshalb kommen starke Marken auch zukünftig zum Handkuss. Je länger je mehr zeichnet sich jedoch ab, dass eine gesteigerte Qualität hinsichtlich Service und Erlebnis mindestens

ähnlich oder gar gleich wichtig wird. Think Tank GDI spricht ja davon, dass die Sehnsucht nach klassischen Werten neue Märk-te schaffe.

Verlagschef Da kann ich nur ni-cken respektive anfügen, dass die aktuelle Währungssituation über-aus interessant ist, nicht nur für den Anleger, sondern auch für die Konsumwelt. Und da allerorts auf der Welt gigantische Mengen an Waren hin- und hertransportiert werden, gilt es, den Sicherheits-gedanken ebenfalls zu pflegen.

Chefredaktor Jesses! Die Sicher-heit hat schöne Gesichtszüge, aber auch fiese fratzenhafte Aus-drücke. Sollen wir uns in ein Si-cherheitskorsett stürzen und Atemzüge sparen, und das erst noch im Sommer?

Verlagschef Das Korsett kön-nen wir uns sparen, die Welt liegt nicht ganz so im Argen, keine Sorge. Aber eine gesunde Vorsicht ist kaum verkehrt. Selbst wenn die Weltwirtschaftssituation noch unsicher auf ihren dünnen Bei-

nen steht: Ich denke, die Talsohle ist durchschritten.

Chefredaktor Ich bin derselben Meinung und jongliere als Aus-druck meiner Freude gleich noch mit Worthülsen: Baby-Boom-, Millennial- und Swing-Generati-on, Fusion von Technik und Na-tur, negative Vermögenseffekte, Ur-banisierung, Ökologie, Trojanische Warenpferde, Womenomics ...

Verlagschef ... was mich wiede-rum dazu verleitet, einige Fak-ten ins Spiel zu bringen. Die USA repräsentieren fünf Prozent der Weltbevölkerung, kaufen aber mit knapp zehn Milliarden Dollar ei-nen stolzen Drittel aller verkauften Konsumgüter. Spielt man ein we-nig mit den Zahlen, kommt man zum Ergebnis, dass 11,5 Weltbevöl-kerungsprozente für weit über die Hälfte der globalen Konsumaus-gaben besorgt sind. Die Schweiz ist da, schenkt man dem Seco Glau-ben, mit einem Konsumausgaben-mehr von 1,3 in diesem Jahr und 1,5 Prozent 2011 einfach herzig.

Chefredaktor Immerhin!

Verlagschef Afrika-Spezialist, was sagst du zur Ausgabenpracht? Brennt dir was unter den Fingernägeln?

Chefredaktor Na, meine Finger-kuppen sind einfach noch glühend heiss vom Buddeln und Schrei-ben. Es war ein wiederum interes-santes Lehrstück, insbesondere die Aussage, dass die industrialisier-te Welt Uhren habe – und Afrika Zeit. Das tägliche Haken schlagen und die gedanklichen Purzelbäu-me haben sich aber gelohnt. Afri-ka scheint ja sogar ein gewichtiger konsumtechnischer Wachstums-treiber zu werden.

Verlagschef Da hast du Recht, nicht nur viele Schwellennatio-nen, sondern eben auch die so-genannten Frontier Markets dürften für eine gewaltige Kon-sumkraft verantwortlich zeichnen.

Chefredaktor Apropos Zeich-nen, du schwingst den Pinsel zwar nicht gerade wie Jackson Pol-lock, aber doch gekonnt. Was ma-

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Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass die Gespräche auf der angegebenen Linie aufgezeichnet werden. Bei Ihrem Anruf gehen wir davon aus, dass Sie mit dieser Geschäftspraxis einverstanden sind. Risikohinweis: Dieses Wer-beinserat stellt keinen vereinfachten Prospekt im Sinne von Art. 5 des Bundesgesetzes über die kollektiven Kapitalanlagen (KAG) oder Emissionsprospekt im Sinne der Artikel 652a und 1156 des Schweizerischen Obligationenrechts (OR) dar. Die in dieser Anzeige beschriebenen Wertpapiere werden von der The Royal Bank of Scotland N.V. („RBS N.V.”) mit Hauptsitz in Amsterdam emittiert und sind derivative Finanzinstrumente. Der alleinverbindliche Prospekt in englischer Sprache kann direkt bei The Royal Bank of Scotland N.V., Amsterdam, Zweigniederlassung Zürich, unter der Tel. 044/285 58 58 bezogen werden. Die Produkte qualifi zieren nicht als Anteile einer kollektiven Kapitalanlage im Sinne des Bundesgesetzes über die kollektiven Kapitalanlagen (KAG) und sind daher auch nicht der Aufsicht der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) unterstellt. Die Anleger sind dem Konkursrisiko der Emittentin ausgesetzt. Den Verkaufsprospekt sowie die Jahres- und Halbjahresberichte des ETF erhalten Sie kostenfrei beim Vertreter in der Schweiz, RBC Dexia Investor Services Bank S.A., Esch-sur-Alzette, Zweigniederlassung Zürich, Badenerstrasse 567, 8048 Zürich. FTSE/JSE Africa Top 40 Index und seine Marken sind geistiges Eigentum der FTSE International Limited (der “Lizenzgeber”) und werden unter Lizenz genutzt. Der Fonds wird von dem Lizenzgeber in keiner Weise gesponsert, verkauft oder vermarktet. Der Lizenzgeber übernimmt keinerlei Haftung. Die Produkte sind weder für den Vertrieb in den Vereinigten Staaten, Grossbritannien oder den Niederlanden, noch an US-Personen bestimmt. © The Royal Bank of Scotland N.V. Alle Rechte vorbehalten.

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Viele afrikanische Länder konnten ihr Wirtschafts-wachstum in den letzten Jahren deutlich steigern. Der vermehrte Einsatz moderner Informationstechnolo-gie sowie der Ausbau des Mobilfunknetzes ermög-lichen Kommunikation auch in entlegenen Gebieten. Positiven Einfl uss hat ferner die rückläufi ge Infl ationin vielen afrikanischen Ländern. Die vielerorts durch-geführten Finanz- und Kapitalmarktreformen begin-nen die Attraktivität für ausländische Investoren zu erhöhen.

RBS bietet Anlegern eine grosse Produktauswahl, um in Afrika zu investieren.

Afrika im FokusEin Kontinent erwacht

Börsentäglich handelbar

Produkt Laufzeit Währung Valor

CFG 25 Index Open End Zertifikat (Marokko) Open End USD 2‘499‘933EGX 30 Index Open End Zertifikat (Ägypten) Open End USD 2‘315‘807FTSE / JSE Afrika TOP 40 Index ETF Open End USD 2‘874’624FTSE / JSE Afrika TOP 40 Index Open End Zertifikat Open End USD 1‘870‘701MSCI Kenya Index Open End Zertifikat Open End CHF 11‘149‘479RBS Africa Resources Index Open End Zertifikat Open End CHF 3‘035‘771RBS Africa Resources Index Open End Zertifikat Open End USD 3‘039‘320RBS Nigeria Index Open End Zertifikat Open End USD 3‘615‘040S&P Africa 40 Index Open End Zertifikat Open End CHF 3‘861‘016S&P Africa 40 Index Open End Zertifikat Open End USD 3‘861‘015Südafrikanischer Rand Zins Zertifikat Open End CHF 2‘161‘436Emittent: The Royal Bank of Scotland N.V. – Rating: A+ (S&P) / A2 (Moody’s) / AA- (Fitch)


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