Die komplexe Architektur aus 100 Milliarden Nervenzellen macht das Gehirn zur höchst- entwickelten organischen Struktur überhaupt – aber auch an- fällig für Defekte
die Leiden am Sitz der SeeLeIn seiner harten Schale ist das Gehirn gut geschützt, besser als jedes andere Körperteil. Und doch können zahllose psychische Störungen seine Funktion beeinträchtigen. Dann geraten die neuro-nalen Netzwerke aus dem Takt, erschüttern depressive Schübe, Psychosen oder Phobien den Menschen. Doch manche solcher Störungen helfen uns sogar, besser in der Welt zurechtzukommen
Biologie
Die komplexe Architektur aus 100 Milliarden Nervenzellen macht das Gehirn zur höchst- entwickelten organischen Struktur überhaupt – aber auch an- fällig für Defekte
die Leiden am Sitz der SeeLeIn seiner harten Schale ist das Gehirn gut geschützt, besser als jedes andere Körperteil. Und doch können zahllose psychische Störungen seine Funktion beeinträchtigen. Dann geraten die neuro-nalen Netzwerke aus dem Takt, erschüttern depressive Schübe, Psychosen oder Phobien den Menschen. Doch manche solcher Störungen helfen uns sogar, besser in der Welt zurechtzukommen
Biologie
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der Seele. Und sie nutzen dazu moderne, in jüngster Vergangenheit entwickelte methoden:
• Sie leiten mit Elektroden Ströme von der Kopfhaut ab (elektroenzephalogra-phie);
• sie untersuchen den Stoffwechsel des Denkorgans und die Erbanlagen von Nervenzellen (biochemische Analysever-fahren);
• sie schauen mit „bildgebenden Ver-fahren“ in das lebendige Hirn hinein, etwa mit Röntgenstrahlen (Computertomogra-phie), starken magnetfeldern (magnetre-sonanztomographie) oder empfindlichen Detektoren für radioaktive Substanzen (Positronen-emissions-tomographie).
die erkenntnisse der Forscher führen auf verschlungene Pfade zwischen Psycho-logie und Physiologie, zwischen Genetik, Biochemie und neurowissenschaft.
zwar sind die Wissenschaftler noch weit davon entfernt, das Zusammenspiel der 100 Milliarden Nervenzellen (Neuro-nen) in unserem Kopf vollständig zu be-greifen. doch Schritt für Schritt ebnen sie
den Weg, um seelische Leiden zu lindern oder gar zu heilen. Und sie sind mehr denn je überzeugt davon, dass letztendlich jede psychische Erkrankung vor allem auf Veränderungen im Gehirn beruht.
Eigentlich ist dieses Organ gut ge-schützt, vielleicht besser als jedes andere in unserem Körper: Wie eine Perle unter einer Muschelschale liegt es verborgen un-ter Haaren, Kopfhaut, Schädelknochen – und drei weiteren Häuten.
Die äußere „derbe Hirnhaut“ (Dura mater) ist mit dem Knochen verbunden. Darunter folgen die „mittlere Hirnhaut“ (arachnoidea mater encephali) und die „innere Hirnhaut“ (Pia mater encephali).
der Hohlraum zwischen den beiden inneren Häuten ist mit einer klaren und farblosen Flüssigkeit gefüllt. dieses „Nervenwasser“ schützt das Geflecht der Neurone wie ein Kissen vor Reibung, Druck und Stößen.
Und doch ist das Gehirn ein äußerst verletzliches, ja labiles Organ. Selbst Ex-perten überschauen kaum die zahl der bekannten erkrankungen, die Vielfalt ih-rer erscheinungsformen: die internatio-nale statistische Klassifikation der Krank-heiten der Weltgesundheitsorganisation unterscheidet weit mehr als 200 Gruppen möglicher Diagnosen für Schädigungen von Psyche, Gehirn und Nervensystem.
Bei vielen dieser Leiden wissen For-scher inzwischen recht genau, was ge-schieht: entzündet sich etwa eine Hirn-haut, so haben sich wahrscheinlich Bakterien oder Viren eingenistet. Stirbt Hirngewebe bei einem infarkt ab, so ist das Organ nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Schwindet beim Morbus Alzheimer das Erinnerungsvermögen, so stören Eiweißklumpen die Funktion der Nervenbahnen. Breitet sich eine unwill-kürliche Unruhe im Körper aus, wie bei Chorea Huntington, sterben Nervenzellen ab, welche die motorik kontrollieren.
auch Vitaminmangel, Vergiftungen und tumore, Fehlfunktionen der Hor-mondrüsen oder starke erschütterungen können die Leistungen des Gehirns dauer-haft verändern – beispielsweise Konzentration und Merkfähigkeit vermindern, Orientierung und Wahrnehmung schwä-chen, Gefühle dämpfen oder verstärken, mitunter gar Halluzinationen wecken.
Längst ist deutlich geworden, dass die Verbindung zwischen Psyche und Körper keine Einbahnstraße ist. Lange hatten For-scher, Ärzte und Therapeuten vor allem im Blick, wie sich denken und Fühlen auf das körperliche Befinden auswirken (Psy-chosomatik). Sie beobachteten etwa, dass angst zu Herzbeschwerden führen kann. Seit einigen Jahren nun interessieren sich Spezialisten zunehmend dafür, wie kör-perliche Beschwerden umgekehrt die Seele aus dem Gleichgewicht bringen (Somato-psychologie).
Nach Schätzungen der Weltgesund-heitsorganisation leidet weltweit mehr als jeder dritte erwachsene mindestens ein-mal in seinem Leben an einer – wie auch immer gearteten – Abweichung vom ge-wöhnlichen Verhalten und Erleben.
Wissenschaftler des European College of Neuropsychopharmacology und des
Wenn die Seele leidet, sitzt das Übel im Kopf. Davon waren Ärzte bereits vor Jahrhunder-ten überzeugt. denn so
wie eine trübung des auges die Sehkraft schwächt oder eine Entzündung des Ma-gens die Verdauung hemmt, so zerrüttet eine Erkrankung des Gehirns die Gedan-ken und Gefühle, glaubten die Mediziner.
Für sie war das drei Pfund schwere Ge-bilde im Inneren des Schädels der Sitz der Seele. Jener Ort, an dem sich geistige und körperliche Welt auf magische Weise miteinander verbinden. Das Organ, in dem verschiedene Zustände der Materie jene Lebenskraft hervorbringen, die Men-schen im Altertum als „Psyche“ bezeichneten – gerade so, wie sich die Töne ein-zelner Instrumente in einem Orchester zum Klang einer Symphonie verbinden.
Und so versuchten Ärzte lange Zeit mit-unter höchst martialisch, auf das Gehirn einzuwirken – und krankhafte Raserei oder Schwermut aus der Seele zu treiben.
die Heilkundigen schnallten Patienten mit Wutanfällen auf waagerecht hängende Bretter und ließen sie wie ein Karussell im Kreis drehen. Sie schütteten ihnen Wasser über das Haupt und stürzten sie kopfüber in kalte Bäder; sie ließen sie an den Schlä-fen zur ader, setzten ihnen blutsaugende Egel in die Nase oder versengten die Kopf-haut mit glühenden eisen.
Doch niemand verstand zu jener Zeit genau, was im Gehirn geschah, wenn Patienten sich wunderlich benahmen: wenn sie sich verängstigt vor der Welt zurückzogen, in tiefer Trauer versanken, ihren eigenen Namen vergaßen oder im Delirium tobten und schrien. Den Schädel eines Verstorbenen aufzusägen und sein Gehirn in Scheiben zu schneiden war ein früher, aber wenig ergiebiger Versuch, den Leiden auf die Spur zu kommen.
Erst heute gelingt Forschern allmählich der Brückenschlag zwischen der Biologie des menschen und den schweren Qualen
Von Bertram Weiss (text) und
tim Wehrmann (illustrationen)
Jede psychische erkrankung beruht auf
Veränderungen im Gehirn
European Brain Council, zweier Dachor-ganisationen europäischer Hirnforscher, fanden zudem erst kürzlich heraus: 38 Prozent der Bürger der Europäischen Union sind jährlich von einem seelischen Leiden betroffen. das sind rund 165 mil-lionen menschen.
Zu den häufigsten psychischen Leiden der EUBürger zählen übersteigerte Ängs-te. Psychiater und Therapeuten diagnos tizieren bei rund 14 Prozent ihrer Patien-ten eine krankhafte Furcht, zumeist eine Phobie (von altgriech. phóbos, Furcht).
mit Hirnscannern konnten Forscher erkennen: Bei Patienten mit Angststörungen reagieren zwei nussgroße Areale tief im Inneren des Gehirns sensibler auf äußere Reize als bei Gesunden. Diese Mandelkerne (auch Amygdala, von alt-griech. amygdalon, mandel; siehe Seite 96) bilden gleichsam eine „Angstzentrale“ im Kopf.
manchmal kann sich die angst tief in das Nervengeflecht des Langzeitgedächt-
drohlichen Empfindungen und körper lichen reaktionen aus der erlebten Situa-tion zurück. aber nicht immer ist diese dem Betroffenen überhaupt bewusst.
An viele Erinnerungen gelangt man nur per Zufall, wenn ein äußerer Reiz sie wachruft: etwa der Schrei eines Kindes, das Quietschen von Autoreifen, das Dröh-nen eines Flugzeugs. die wachsende erre-gung, Herzklopfen, Zittern, Schweiß sind dann real – doch der Grund dafür ist im Unbewussten verborgen.
Mildere Formen dieses Phänomens nennen Experten akute Belastungsstö-rung, extreme Ausprägungen bezeichnen sie als Posttraumatische Belastungsstö-rung (PtBS).
Dabei nimmt im Gehirn kein spezi fischer Zellverbund Schaden. Denn die peinigenden informationen sind derart umfangreich, dass sie in Nervenzellen und Verbindungen unterschiedlicher Hirn-bereiche in der gesamten Großhirnrinde aufbewahrt werden. Bei Kindern, die infolge sexueller Misshandlungen, Gewalt
nisses einbrennen, so tief, dass Betroffene über Jahre in andauerndem Schrecken leben. ein einziges furchterregendes oder gar lebensbedrohliches ereignis kann da-für den Anstoß geben, etwa eine Geisel-nahme, eine Vergewaltigung, ein Verkehrs-unfall oder ein Feuergefecht im Krieg.
Inmitten der Gefahr ist das Gehirn der-art alarmiert, dass es mehr informationen speichert als üblich, so eine unter For-schern gängige Auffassung. Entsprechend
sind auch die erinnerungen an jenes ereignis detailreicher als an harmlosere Begebenheiten. Es sind intensive Blitz-licht-eindrücke, sogenannte Flashbacks.
Und jedes mal, wenn sie sich in das Bewusstsein drängen, kehren auch die be-
manche Hirnregion ist bei misshandelten
Kindern deutlich verkleinert
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oder isolation an PtBS litten, stellten Ärz-te der Universität Amsterdam jedoch fest, dass speziell der Hippocampus (von lat./griech. hippocampos, Seepferdchen) deut-lich geschrumpft war – eine Gehirnregion, die gleichsam als Pförtner steuert, welche Erlebnisse dauerhaft ins Gedächtnis wan-dern und welche schnell gelöscht werden.
doch nicht bei jedem bringt ein trau-ma das Gehirn derart aus dem Gleichgewicht. Ob das Denkorgan für eine Belas-tungsstörung anfällig ist, hängt auch vom jeweiligen erbgut ab: So erinnern sich menschen, die eine bestimmte Variante des Gens ADRA2B in sich tragen, sehr ge-nau an emotionale Erlebnisse – und sind somit besonders empfänglich für PTBS.
allerdings entscheidet nicht das erbgut allein – auch äußere Umstände sowie das eigene Handeln haben auf die trauma-Verträglichkeit einen großen Einfluss: et-wa der Konsum von Drogen oder fehlende zuwendung in der Kindheit. So kommt es, dass manche menschen trotz ihres hohen genetischen risikos niemals erkranken, andere dagegen zu Patienten werden, ob-wohl ihre erblast eigentlich geringer ist.
Diese Erklärung nennen die Forscher „DiatheseStressModell“. Denn sie ver-eint die wesentlichen Ursachen für jede psychische Störung: die Diathese (die in-dividuelle biologische Ausstattung) und den Stress (die individuelle Belastung).
erst die Wechselwirkung dieser beiden Faktoren entscheidet darüber, ob die Seele Schaden nimmt.
Nicht nur Ängste und Traumata kön-nen so machtvoll werden, dass manche menschen dauerhaft darunter leiden und Hilfe benötigen. Manchmal entgleiten uns auch Bedürfnisse oder neigungen und beherrschen uns als Zwangsstörungen, etwa als Drang, unaufhörlich zu ordnen, zu reinigen oder zu kontrollieren.
Häufig vervielfachen sich auch Kum-mer und Verzagtheit. Dann lähmt uns andauernde Verzweiflung und verdunkelt die Seele: eine klinische depression ent-steht (siehe Seite 74).
Oder umgekehrt umfasst manche Men-schen eine überschäumende, scheinbar nicht endende euphorie. eigentlich, so könnte man denken, bereitet eine sol che andauernde Hochstimmung gar kein
1. Großhirn: der evolutionär jüngste Teil des Hirns. In der zwei bis fünf Millimeter starken Groß-hirnrinde werden die meisten kognitiven Prozesse gesteuert.
2. Kleinhirn: wichtig für die Koordination von Muskulatur und Bewegung.
3. Hirnstamm: evolutionär ältester Teil des Gehirns. Regu-liert Herzschlag, Atmung und Verdauung.
4. Präfrontaler Kortex (auf dem Frontallappen, Region der Bewusst-seins entstehung): Emotionsbe-wertung und situationsgerechte Entscheidung.
5. Temporallappen: beherbergt das Sprach- und das nonverbale Gedächtnis, führt Hör- und Seh- informationen zusammen.
6. Inselrinde: bewertet Schmer-zen emotional, ist an der Enstste-hung von Empathie beteiligt.
7. Cingulum (im Gyrus cinguli): dient unter anderem dem Risiko- und Konfliktmanagement. Teil des limbischen Systems, das zustän-dig für Emotionsverarbeitung
und -entstehung sowie die Kontrolle von Triebverhalten ist.
8. Ventrikel: Hohlräume, in denen Hirnflüssigkeit gebildet wird.
9. Striatum: koordiniert Lernvorgänge und motorische Bewegungsimpulse.
10. Thalamus: empfängt Sinnes-eindrücke und leitet sie an die Großhirnrinde weiter.
11. Hypothalamus: wichtig für das Flucht- und Ab-wehrverhalten sowie den Sexualtrieb.
12. Fornix: vermittelt Gedächtnisinhalte vom Kurzeit- ins Langzeit- gedächtnis. Teil des lim- bischen Systems.
13. Amygdala (Mandel-kern): Furcht- und Angst-zentrum, Teil des lim- bischen Systems.
14. Hippocampus: wichtig für zeitliche und räumliche Orientie-rung, generiert Erinnerungen. Teil des limbischen Systems.
Das Gehirn besteht aus einem Verbund zahlloser neuronaler Areale. Beim psychisch gesunden Menschen wirken diese Netzwerke reibungslos zusammen
der Hort des Bewusstseins
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Leid. Tatsächlich aber können Betroffene sich vom eigenen Übermut qualvoll ge-trieben fühlen, jegliche Hemmungen ver-lieren, wie süchtig nach Streit suchen, sich in kurzer Zeit ruinieren oder selbst in Ge-fahr bringen. Derart viele Einfälle strömen auf sie ein, dass sie unaufhörlich tanzen, singen und beispielsweise plappern: „Sie dachten, ich wäre zu Hause in der Speise-kammer, Kuckuck, da ist ein zauberkas-ten, armer Liebling Katharina, weißt du, Katharina die Große, der Feuerrost, ich bin immer oben auf dem Schornstein.“
Ein solches, typisches Gewirr wirbeln-der assoziationen, das aus einem Lehr-buch für Psychopathologie stammt, be-zeichnen Experten als „Ideenflucht“.
Manchmal befällt die Patienten gar ein bizarrer Größenwahn: Sie fühlen sich be-rufen, als Papst die katholische Christen-heit anzuführen, oder sind davon über-zeugt, kurz vor der Entdeckung eines mittels gegen aids zu stehen.
Allein tritt eine solche Manie (von lat. mania, Raserei) äußerst selten auf. Zu-meist wechseln manische und depressive Phasen einander ab. Die extremen Schwankungen zwischen Freude und Schwermut kennzeichnen eine „Bipolare Störung“, die statistisch gesehen höchstens vier Prozent aller Menschen erfasst.
noch wissen Forscher nicht genau, was im Gehirn falsch läuft, wenn die Gefühle bipolarer Patienten außer Kontrolle gera-ten. Bislang weisen Untersuchungen auf unterschiedliche Ursachen hin.
Einerseits könnte ein Überschuss che-mischer Botenstoffe wie noradrenalin oder Serotonin – die als körpereigene Drogen Glücksgefühle regulieren – mani-sche Episoden auslösen. So wie ein Mangel dieser Substanzen zu einer depression beitragen kann.
andererseits erkennen Forscher auf Hirnscans: Bestimmte regionen des denk organs sind bei Bipolaren anders geformt als bei Gesunden, etwa der Hypothalamus. Dieser Zellverbund im Zwischenhirn beeinflusst maßgeblich, welche Hormone im Körper ausgeschüttet werden; jene chemischen Botenstoffe also,
die emotionen und Verhalten unmittelbar steuern können.
Die Hirnmasse ist bei Bipolaren häufig insgesamt geringer. Zwar ist ihr Organ so groß wie bei Gesunden, doch die Ventrikel, die hohlen Hirnkammern, sind voluminöser.
Gerade diese Beobachtung stellt For-scher jedoch vor ein Problem: Denn eine
außergewöhnliche Größe von Hirnkam-mern gilt auch als merkmal für jene Gruppe besonders schwerer psychischer Störungen, für die der Schweizer Psychia-ter eugen Bleuler im Jahr 1911 aus den altgriechischen Worten schizein (spalten) und phren (Bewusstsein) den namen „Schizophrenie“ erdachte.
Diese Verwirrung der Gedanken und Gefühle ist vermutlich der Inbegriff des Wahnsinns, der Geisteskrankheit, des Irr-sinns. Denn Schizophrene verlieren die Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem, reales und irreales zu trennen. ihr Be-wusstsein erscheint gleichsam zersplittert.
Sie vermögen nicht mehr zu unter-scheiden zwischen eigenen Gedanken und Stimmen ihrer mitmenschen; in ihrem Kopf entstehen Laute und Bilder, die scheinbar echt und doch für niemand anderen wahrnehmbar sind.
mitunter steigern sie sich in einen Wahn, der keinen argumenten mehr zugänglich ist: Das Gehirn gaukelt ihnen etwa vor, sie existierten nicht mehr oder würden von böswilligen Menschen ver-folgt, sie seien für einen terroranschlag verantwortlich oder würden von göttli-chen Wesen begleitet.
Gewöhnlich ergreift eine solche Psy-chose den Geist in Schüben, die meist nach einigen Wochen wieder abklingen. zwischen diesen episoden erleben die Patienten die Welt oft als völlig normal; sie wirken häufig sogar außergewöhnlich feinsinnig und intelligent, mitunter gar brillant.
Zwar können Schizophrene durchaus ein langes und glückliches Leben führen.
doch nur wenige andere erkrankungen erschüttern das dasein so lange wie diese. denn in der regel zeigt sich das Leiden bereits zwischen dem 18. und dem 30. Le-bensjahr – und zwar bei rund einem Pro-zent aller Menschen weltweit, unabhängig von Herkunft und Kultur.
auf der Suche nach den organischen Ursachen für dieses Leiden sind Forscher auf auffällige Unterschiede zu Gesunden gestoßen: Die Masse des Gehirns ist bei Schizophrenen geringer, da wie bei Bipo-laren die Hirnkammern vergrößert sind. Häufig kleiner ausgeformt ist auch der thalamus, gleichsam das tor, das Sinnes-eindrücke passieren, wenn sie uns bewusst werden.
mit Sensoren, die die elektrischen Sig-nale der Nervenzellen an der Kopfhaut ableiten, konnten Wissenschaftler über-dies zeigen: In den Stirnpartien der Groß-hirnrinde von SchizophreniePatienten tauschen Nervenzellen elektrische und chemische Signale chaotischer und weni-ger häufig aus als üblich. Die Aufmerk-samkeit und das Gedächtnis funktionieren deshalb nicht mehr optimal; Bilder der äußeren Welt und des inneren Erlebens sind so instabil, dass sie sich kaum über längere Zeit erhalten.
Auch chemisch gerät das Gehirn dann aus der Balance: im mesolimbischen System, das maßgeblich an der Entstehung und Kontrolle von emo tionalem Verhal ten beteiligt ist, schütten Zellen zu große mengen dopamin aus. dieser Botenstoff trägt Signale zwischen Nervenzellen wei-ter. Im mesocorticalen System dagegen, in dem etwa die Motivation zu einer Handlung entsteht, bilden sich davon zu geringe mengen.
all diese erkenntnisse zeigen: Wenn psychotische Fantastereien den Geist ver-wirren, ist das Gehirn nicht etwa an einer bestimmten Stelle erkrankt. Vielmehr scheint das ganze ungemein komplexe System der Nervenzellen außer Kontrolle zu geraten, dass Gefüge von äußeren Sinneseindrücken und inneren Zustän-den, von Bewusstsein, Erinnerung und Urteilskraft verliert seine Ordnung.
Viele Forscher gehen davon aus, dass Menschen eine Anfälligkeit für Schizo-phrenien bereits von ihren Eltern erben.
Bei Schizophrenen scheint das
Bewusstsein gleichsam zu zersplittern
einen Beleg dafür bieten etwa Untersu-chungen von Geschwistern: Leidet ein eineiiger Zwilling an schizophrenen Psy-chosen, so besteht für seinen genetisch identischen Bruder ein etwa 50-prozen-tiges risiko, ebenso zu erkranken. Bei zweieiigen, also genetisch nicht ganz gleichen zwillingen sinkt die Wahr-scheinlichkeit dagegen auf 17 Prozent.
Weshalb aber gibt es überhaupt solche schädlichen Erbinformationen, die mitbestimmen, wie groß die Gefahr einer Erkrankung ist? Denn gemäß den Gesetzen der Evolution dürften sie ei-gentlich nicht dauerhaft bestehen: nach den Erkenntnissen, die Charles Darwin vor rund 150 Jahren gewonnen hat, müssten die riskanten anlagen im Laufe der Menschheitsgeschichte verloren ge-gangen sein, da die natur ja stets jene Individuen begünstigt, die mit dem Leben am besten zurechtkommen.
Doch psychische Störungen wie Pho-bien und depressionen, manien und Schizophrenie sind wohl schon so alt wie die Menschheit selbst. Archäologen fanden jahrtausendealte Schädel, die un-sere Vorfahren mit Werkzeugen aus Feu-erstein aufgebohrt hatten – vermutlich, um böse Geister entweichen zu lassen.
Wieso aber bestehen manche geneti-schen Grundlagen psychischer Störun-
gen bis heute? einige Forscher meinen, die Leiden brächten auch Vorteile mit sich, sofern sie nicht allzu stark ausge-prägt sind. Ein depressiver Blick auf die Welt hilft zum Beispiel dabei, Lügen zu entlarven, Risiken richtig einzuschätzen, die Umwelt genauer wahrzunehmen – und bessere entscheidungen zu treffen.
Dies wies vor Kurzem die Studie eines internationalen Forscherteams um die Psychologin Bettina von Helversen von der Universität Basel nach: Die Wissen-schaftler ließen 27 Gesunde und 27 De-pressive in einem Computerspiel virtuel-les Geld verdienen. Dafür mussten die teilnehmer passende Bewerber für einen
Job oder eine Wohnung auswählen. Das Ergebnis: Die depressiven Probanden nahmen sich zwar deutlich mehr zeit, doch insgesamt sammelten sie mehr Spielgeld als die gesunden, denn sie ent-schieden sich für die besseren Anwärter.
Vielleicht aber, so vermuten manche Forscher, haben sich genetische Grund-lagen psychischer Störungen auch erhal-ten, weil sie sich gar nicht immer gegen den Menschen kehren: Manchmal könn-ten gerade die sonst schädlichen Erbinformationen etwas Gutes bewirken.
Beispielsweise erhöht eine bestimmte Variante des Gens 5HT2A das Risiko, in eine depression zu fallen. zugleich aber trägt diese GenVersion unter besonders günstigen Umständen dazu bei, dass menschen einfühlsamer sind und sich im Umgang mit anderen leichter tun.
auch die erbanlagen, die manche in das wahnhafte Chaos schizophrener Ge-danken stürzen, können sich bei anderen als Vorteil erweisen – und die kreative Schaffenskraft fördern. Darauf deutet die erkenntnis hin, dass nahe Verwandte von Schizophrenen häufig über eine überdurchschnittliche Schöpfungsgabe verfügen. So litten zum Beispiel Nach-kommen des Physikers Albert Einstein, des Philosophen Bertrand russell und des Schriftstellers James Joyce unter der krankhaften Geistesverwirrung.
Ein Experiment an der Vanderbilt University im USBundesstaat Tennessee untermauert diesen Schluss: Psycholo-gen baten Probanden, neue Funktionen für Haushaltsgegenstände zu erfinden. An dem Test nahmen Gesunde, Schizo-phrene und Patienten mit einer „schizo-typischen Störung“ teil, gewissermaßen einer milden Form der Schizophrenie.
diese Patienten waren deutlich krea-tiver als die anderen Probanden. Und der einsatz eines Hirnscanners offenbarte: Bei schizotypischen Störungen fördert eine erhöhte Aktivität in der rechten Gehirnhälfte die Inspiration. Ab einem bestimmten Grad, so schlussfolgerten die Forscher, schlägt diese nützliche Gabe aber in zerstörerische Schizophrenie um.
Manchmal erweist sich ein gefährli-ches Erbe also als zweischneidig: Wäh-
eine leichte depression kann dabei helfen,
bessere entscheidungen zu treffen
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angst, Stress Sucht
rend es dem einen als ressource dient, bringt es für den anderen ein defizit mit sich – während es den einen beflügelt, bereitet es dem anderen Seelenqualen.
Gerade diese besondere eigenschaft des Wechselspiels von Gemüt und Gehirn, diese ungreifbaren Nuancen von Nutzen und Schaden, machen deutlich: die Grenze zwischen „hilfreich“ und „zerstö-rerisch“, zwischen „gesund“ und „krank“ ist nicht präzise zu definieren.
nicht jeder, der merkwürdig wirkt, ist erkrankt. nicht jeder, der sich skurril verhält, leidet auch darunter. Und nicht jeder, den andere grotesk finden, ist im medizinischen Sinne geistesgestört.
Die Eigenschaften psychischer Störun-gen „liegen auf einem Kontinuum mit normalen menschlichen erfahrungen“, so der britische Psychiater und Philosoph Neel Burton. „Daher ist es nicht möglich, den Punkt zu bestimmen, an dem sie pathologisch werden.“
Und deshalb lässt sich nicht objektiv beurteilen, ob jemand behandelt werden muss oder nicht – denn die Definitio nen von psychischen Störungen hängen immer auch von den jeweils geltenden Werten und Normen ab. Der französische Philosoph michel Foucault postulierte 1961 gar, eine psychiatrische Diagnose diene allein dazu, gesellschaftlich uner-wünschtes Verhalten zu unterdrücken.
Um so eine Haltung möglichst auszu-schließen, gilt für eine Behandlung heute
allein als entscheidend, ob ein mensch leidet oder sich selbst verletzt.
Oder ob er andere in Gefahr bringt – so wie jene Gewalttäter, bei denen die Diagnose „Psychopathie“ lautet. Gewöhnlich fühlen sich diese menschen alles andere als krank: Sie meinen, gesund zu sein, frei, stark. Nach außen hin wirken sie wenig auffällig, häufig gar charmant. Sie hören weder Stimmen, noch plagt sie unbedingt eine bedrohliche angst; da ist nichts, woran ein Therapeut anknüpfen könnte.
Und doch ist etwas in ihrer Seele an-ders. etwas, das sie zu abscheulichen taten treibt, ihnen jedes mitleid für ihre Opfer nimmt, sie augenscheinlich gefühl-los und sadistisch werden lässt.
Womöglich, so spekulieren Forscher, versagt dabei das paralimbische System: ein Verbund mehrerer Areale im Groß-hirn, in dem informationen aus der Außenwelt mit Emotionen verknüpft wer-den. Aber vielleicht steckt dahinter auch eine besondere genetische Anlage? Oder
eine seltene Konstellation von Erfahrun-gen in der Kindheit, welche sich im Ge-flecht der Nervenzellen verfängt?
eine genaue antwort kennen Forscher bislang nicht. denn wie immer, wenn sich die Gelehrten auf die Suche nach dem Wechselspiel von Gehirn und Seele machen, eröffnet sich ihnen ein endlos wirkendes Labyrinth von Fragen.
Manche Pfade in diesem irrgarten ha-ben Wissenschaftler inzwischen ein wenig
Wo im Kopf das Übel sitzt
Schizophrenie depression
Mithilfe der Magnetresonanztomographie hat man bei Schizophrenen eine Verkleinerung (blau) von Hirnregionen im präfrontalenkortex(4), im limbischensystem(7, 12, 13, 14),am striatum(9) und am thalamus(10) festgestellt; die ventrikel(8) sind oft vergrößert. Im vorderenund hinterencingulum(7) kommt es zu Störungen der Spracherzeugung. Auch die Funk-tion des fornix(12) ist beeinträchtigt, bei männ- lichen Patienten sind einige Bereiche verkleinert.
Betrachten Depressive Fotos mit traurigen Gesichtern, so zeigen Hirnscans eine deutlich verminderte Aktivierung im präfrontalenkortex(4) und im hippocampus(14). In der inselrinde(6) zeigt sich – je nach Hemisphäre – eine unterschiedliche Reaktion: in der rechten Hirnhälfte eine Abschwächung der Aktivität, in der linken eine Steigerung. Auch im vorderencingulum(7) und im striatum(9) kommt es zu veränderten Aktivierungsmustern.
Durch Angst ausgelöster Stress führt dazu, dass die Nebennierenrinden größere Mengen Kortisol aus-schütten. Dieses Hormon bindet an Rezeptoren etwa im hippocampus(14) sowie im präfrontalenkortex(4) an: In einigen Bereichen dieser Areale kommt es dann zu Schrumpfungen (blau). In der amygdala(13) steigt durch Stress die Aktivität und die Zahl der Nervenverbindungen, was langfristig zu einer Über aktivierung führen kann. Im hinterencingulum(7) kann die Worterkennung gestört sein.
Bei Abhängigen nimmt häufig die Durchblutung in Bereichen des präfrontalenkortex(4), der amygdala(13), des hippocampus(14) und des striatum(9) ab – das beeinträchtigt die Ent-scheidungsfindung. Außerdem kommt es zu einer Abschwächung der Aktivität im präfrontalenkortex(4),was die Einschätzung von Handlungs-folgen mindern kann. Bei Alkoholikern ist die Neuronendichte in der inselrinde(6), im hippocampus(14) und im thalamus(10) verringert.
Für einige psychische Leiden haben Wissenschaftler mit modernen technischen Hilfsmitteln eine Reihe von Hirnregionen lokalisiert, in denen es zu messbaren Veränderungen kommen kann
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Einzelfällen – etwa die Auswirkungen des AspergerSyndroms mildern, einer leichteren Form von Autismus.
dies gelang zum Beispiel bei John elder robison, einem Patienten des Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston. nachdem Ärzte mehrfach Magnetfelder auf den Scheitel von Robisons Großhirnrinde gerichtet hatten, konnte der Kranke sich wieder in menschen einfühlen, entwickelte Empathie: „Es war, als hätte ich ein Fenster in die Seelen der menschen um mich herum aufgestoßen“, sagt er. „Es war eine der intensivsten emotionalen erfahrungen überhaupt.“
Bei schweren depressionen kann eine elektrokrampftherapie helfen; dafür legen Spezialisten für einige dut-zend Sekunden elektrischen Strom am Kopf des narkotisierten Patienten an.
Oder sie behandeln den Betroffenen mittels einer Vagusnervstimulation, indem sie Elektroden, die um den Nerv geschlungen werden, unter die Haut am Hals implantieren.
Und manchmal setzen Chirurgen so-gar eine Art „Hirnschrittmacher“ durch ein winziges Loch im Schädelknochen direkt ins denkorgan ein, wo er Strom-impulse ins Nervengewebe abgibt.
All diese Methoden kommen aber nur zum Einsatz, wenn herkömmliche Therapien versagen.
Und doch: Vermutlich werden in ferner zukunft menschen den Kopf darüber schütteln, auf welche Weise sich mediziner heutzutage mühen, seelische Qualen zu lindern – so wie wir uns heute wundern, wie Heilkundige in früheren Jahrhunderten vorgingen.
denn in einigen Jahrzehnten werden die Menschen höchstwahrscheinlich noch besser verstehen, wie dieses äu-ßerst fragile Organ hinter der Stirn uns denken und fühlen lässt. Wie es Freude und trauer, mut und angst, zorn und Zuneigung hervorbringt.
Kurz: Wie es das erschafft, was wir „Seele“ nennen.
erleuchtet, andere hat noch nie jemand beschritten. Wenn sie sich vortasten, dienen ihnen bildgebende Verfahren, biochemische Analysen und elektro-physiologische Untersuchungen gleich-sam als Kompass und Karte.
Diese exakten Instrumente scheinen in der Seelenheilkunde heute fast wich-tiger zu sein als in anderen Domänen der Medizin. Denn während Ärzte der meisten Disziplinen sich längst auf standardisierte Labortests und objektive Messungen von Blutdruck, Körpertem-peratur oder Herzschlag stützen, dia-gnostizieren Psychiater, Psychologen und Psychotherapeuten im Prinzip noch wie vor 100 Jahren: Für sie zählt der persönliche Eindruck, das aufmerksame Zuhören, die genaue Beobachtung.
Doch künftig könnten die Methoden der Wissenschaftler auch außerhalb von Forschungseinrichtungen bei der dia-gnose zum Einsatz kommen – und so die Arbeit in den Kliniken und Praxen der Zukunft revolutionieren.
Schon heute nutzen Ärzte beispiels-weise Hirnscanner, um sicherzugehen, dass Wahnvorstellungen auf einer psy-chischen Störung beruhen – und nicht auf einer inneren Blutung, einer zellwu-cherung oder einer Hirnentzündung.
Bei der „Neurofeedback“Heilme-thode können die Apparate manche Patienten auch unmittelbar bei der therapie unterstützen, etwa nach ei-
nem Schlag-anfall: dabei versuchen die Betroffenen be-wusst, die Funktion be-stimmter Hirn-areale selbst zu regulieren, wäh rend ihr Kopf durchleuchtet wird. Gewisser-
maßen in Echtzeit können sie so beob-achten, was in ihrem eigenen denk- organ geschieht. allein der anblick der Aufnahmen verstärkt offenbar den Ein-fluss, den die Patienten nur kraft ihres Willens auf das Gehirn nehmen.
Darüber hinaus setzen Psychiater und Psychologen die modernen Verfahren bereits in Studien ein, die vor und nach einer Behandlung deren er-folge messen. So können sie überprüfen, ob sich nicht nur das Verhalten oder Empfinden eines Patienten verändert, sondern auch das Gehirn.
Beispielsweise trainierten Ärzte am Universitätsklinikum Aachen eine Gruppe von SchizophreniePatienten darin, die Emotionen ihres Gegenübers wahrzunehmen; normalerweise fällt
ihnen das extrem schwer. Auf den Hirnscans aber, die nach dem training angefertigt wurden, war eine deutliche Veränderung zu erkennen. Die Aktivität in jenen regionen, die für das erkennen von Gefühlen zuständig sind, hatte sich denen von Gesunden angenähert.
Ähnliches gilt bei Alkoholabhängi-gen: Sechs Wochen nach einem entzug sowie einer Psychotherapie glichen die Hirnscans der Betroffenen weitgehend denen von Nichttrinkern.
Für die Patienten war das eine große erleichterung: zeigte es ihnen doch, dass sie an einer Gehirnkrankheit lei-den, die potenziell jeden treffen kann – dass also nicht allein mangelnde Wil-lenskraft Ursache der alkoholsucht war.
Diese Beobachtungen könnten Spe-zialisten künftig dabei unterstützen, eine Behandlung mit Psychopharmaka oder Psychotherapien noch besser auf die individuellen Bedürfnisse des Ein-zelnen zuzuschneiden. Oder in beson-deren Fällen auch gezielt technische Hilfsmittel einzusetzen.
Denn auch heute noch versuchen Ärzte, unmittelbar physisch auf das Gehirn einzuwirken. Sie experimentie-ren etwa mit der „Transkraniellen magnetstimulation“.
Dabei stärken oder hemmen sie mit starken magnetfeldern, die bis zu fünf Zentimeter tief unter die Schädeldecke dringen, die Aktivität bestimmter Hirnareale. Damit lassen sich – zumindest in
mit magnetfeldern lässt sich
die empathie wecken
mehrzumthema:
Neel Burton, Der Sinn des Wahnsinns – Psychische Störungen verstehen, Spektrum 2011: verständliche Darstellung der wichtigsten psychiatrischen Erkrankungen.
Manfred Lütz, irre! Wir behandeln die Falschen: Unser Problem sind die Normalen, Goldmann 2011: Hinter dem etwas reißerischen Titel verbirgt sich ein anschaulicher Überblick über die moderne Psychiatrie.
Bertram Weiß, 28, fiel bei der umfangreichen Recher-che immer wieder auf, wie wenig eindeutig ist, was wir als „normal“ gewohnt sind – und wie farbig und lie-benswürdig mitunter ist, was uns als „irr“ erscheint. Tim Wehrmann, 37, arbeitet als Illustrator in Hamburg.
102 GEO WISSEN 2011