Zbl. Bakt. Abt. II, Bd. 130, S. 477-485 (1975)
[Aus dem Forschungszentrum fiir Bodenfruchtbarkeit Miincheberg der Akademie der Landwirt· schaftswissenschaften der DDR und der Sektion Pflanzenproduktion, Wissenschaftsbereich Stand· ortkunde, Lehrstuhl Bodenkunde und Mikrobiologie, der Martin·Luther·Universitat Halle·Witten· berg]
Priifung von Beziehungen zwischen mineralischer Diingung und Huminstoffen
Examination of relations between fertilizing and humic matters
Hans E. Freytag und Georg MUller
Mit 9 Abbildungen
Summary
The influence of N, P, K, and Ca single or in combination on the humification was examined in a pot.fertilizing experiment. In characterization the achieved end·situations in the soil probes, the "Farbtiefen" and "Farbtypen" were used as indicators for concentrations and for the degrees of po1ymerisation, respectively, in the conventional extracted and isolated fulvic and humic fractions. These two humic fractions are regarded as mixed polymerisates resp. as analytic given pools with limited spans of polymerization of the coupling humic matters in each case. - The interaction between the fertilizer elements and the plant vegetation on the vessels leads to different degrees of humification in the soils, indicated not only by the alterations of the color·criterions within the humic fractions but also in the changes over from the fu1vic to humic fraction. - It could be shown, that it is possible to characterize experimentaly induced humification processes by the aid of applied humic analytic without great expense on the conventional way.
Zusammenfassung
In einem GefaJ3·Diingungsversuch mit Hafer wurde der EinfluLl der Varianten N, P, K und Ca einzeln und in Kombination auf die Humifizierung untersucht. Die jeweils erreichten Endzustande der Humifizierung wurden iiber die Farbwerte der konventionell isolierten Fulvo· und Huminsaure· fraktionen charakterisiert (Farbtiefe als Konzentrationsindikator und Farbtyp als Indikator fiir den Polymerisationsgrad). Diese beiden Huminstoff·Fraktionen werden als Mischpolymerisate bzw. als zwei analytisch vorgegebene Pools mit jeweils begrenzten Po1ymerisationsspannen fiir die im Substrat polymerisierenden Huminstoffe angesehen. - Durch die Diingungsvarianten wurden im Zusammenspiel mit dem Pflanzenbestand unterschiedliche Humifizierungsgrade in den Boden erreicht. Dies zeigte sich sowohl iiber die innerhalb der Huminstoff·Pools aufgetretenen Verande· rungen der beiden Farbkriterien als auch iiber die zwischen diesen Mischpolymerisaten erfolgenden Fraktionsiibergange. - Mit der hier angewendeten Huminstoffanalytik wird gezeigt, wie man auf konventionellem Wege und ohne zu groJ3en analytischen Aufwand experimentell veranderte Humi· fizierungszustande im Untersuchungsmaterial eingehender charakterisieren kann.
In einer friiheren Arbeit von G. MULLER (1957) wurde libel' GefiiB- und Feldversuche berichtet, in denen die Beziehungen zwischen mineralischer Diingung und Bodenleben gepriift worden waren. Zwischen den bodenklimatischen PrUffaktoren
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(Temperatur, Feuchtigkeit, R-Faktor), bodenbiologischeu (Bakterien-, Pilz- und Tierbesiedlung) und pflanzenbaulichen (Hafer- und Hanfertrage) ergaben sich signifikante Abweichungen gegenuber den Vergleichsvarianten ohne Mineraldungung. 1m Verlauf dieser Untersuchungen wurden aus dem GefaBversuch auch Bodenproben zur Huminstoffanalyse entnommen. Da jedoch die Huminstoffwerte damals nicht ausdeutbar erschienen, unterblieb eine Mitteilung uber ihre Verhaltensweise unter den gewahlten Versuchsbedingungen. Mit Hilfe der danach gefundenen Fraktionsilbergange polymerisierender Huminstoffe (FREYTAG 1961) und unter Berucksichtigung del' auf diesel' Basis inz wischen erarbeiteten neuen Vorstellungen sind die damals ermittelten Fakten und Beziehungen interpretierbar geworden. Aus del' neuen Betrachtungsweise ergaben sich tiefergehende Einblicke in die Reaktionen del' Huminstoffbildung auf die Bedingungen des damaligen Diingertests, woruber nun hier berichtet werden solI.
1. Gefa8versuchsansatz
Die Bodenproben wurden dem mit 10 Varianten (NPKCa, NPK, NKCa, NPCa, PKCa, Ca, P, K , N und "ohne Dunger") in 4facher Wiederholung angesetzten GefaBversuch unter Haferbestand entnommen. Zum Ansatz kam Miincheberger Ackerboden (Bodenwertzahl 22-24) in 50%iger Verdiinnung mit Hohenbockaer Quarzsand in einer Gemischmenge von 8,4 kg/GefaB. Die Mineraldiingung wurde in Form von 1,2 g N als (NH4hS04-' 1,5 g Pals Superphosphat- und 1,5 g K als K 2S04-Losung bzw. I g CaC03 appliziert. Die Untersuchungen erfolgten nach del' Ernte im Herbst.
2. Zielstellung der Huminstoffanalytik
Wesentlich bei del' Humifizierung ist die Verkniipfung beim Abbau von Biomasse anfallender reaktionsfahiger Stoffe durch Polymerisation odeI' Kondensation zu hohermolekularen, dreidimensional sich irregular vemetzenden Verbindungen mit wahrscheinlich dadurch struktul'ell bedingter, starkerer mikrobiologischer Resistenz. Dabei werden die' durch konventionelle Analytik isolierbaren "Polymerisat ionsabschnitte", namlich die Huminstoff-Fraktionen Fulvo-, Hymatomelan- und Huminsaure, durchlaufen. Bestimmend fiir die bodeneffektive Qualitat des insgesamt entstandenen Huminstoffgemisches sowie fUr die Menge del' Huminsauren als hochpolymerer Zielfraktion des Humifizierungsprozesses ist die Vollstandigkeit bzw. Geschwindigkeit des Polymerisationsprozesses, hier also des Durchlaufens del' Huminstoff-Fraktionen. Diesen erwunschten ProzeB behindem (neben ungunstigen Umgebungs- und primaren Bildungsbedingungen allgemein) insbesondere Ringsprengungen, bei denen reaktionsfahige Spaltprodukte auftreten, die inhibierend in den Polymerisationsvorgang eingreifen und die Reaktionsstellen del' Monomeren und Mesomeren zunehmend blockieren k6nnen.
Lichtabsorptionsmessungen im sichtbaren Spektralgebiet gestatten gegenuber anderen Kriterien eine weitergehende Spezialisierung auf die eigentlichen "farbigen Komponenten" in den noch sehr unspezifisch abtrennbaren Huminstoffen, in denen ja auch noch mit del' Anwesenheit von (allein schon definitionsgemaB) huminstofffremden, nicht "charakteristisch gefarbten" Begleitsubstanzen gerechnet werden muB. Dberdies lassen sich neben den "Farbintensitatsmessungen" (k-Werte bei bestimmtem A), aus denen auf die jeweils vorliegenden Konzentrationen geschlossen werden kann, gleichzeitig auch noch die "Farbtypen" als log k = f(A}c-Kurven erfassen, aus deren Veranderungen sich Hinweise auf die jeweils im fraktionierten Mischpolymerisat vorliegenden bzw. dort dominierenden Polymerisationsgl'ade er-
Pl'iiflUlg von Beziehungen zwischen mineralischer Diingung und Huminstoffen 479
geben. Dabei lassen hohe m-Werte das Dominieren von Partikelgesamtheiten mit geringem Polymerisationsgrad und niedrige m-Werte das Hervortreten hochpolymerisierter Partikel im Mischpolymerisat erkennen.
3. Analysengang
Nach Beendigung des GefaLlversuches wurden je 20 g Boden (lufttrocken, zerrieben) mit 150 ml 0,15 mol Na-PYl'ophosphat 1 h bei Zimmertemperatm, nach dem Zentrifugieren erneut mit 100 ml 2 h und schlieLllich nochmals mit 100 ml 3 h extrahiert. Die gesammelten Zentrifugate wmden auf ein definiertes Volumen aufgefiillt und kolorimetriert (= Fulvo-Fraktion " Fus" ). Die Ruckstande wmden in 0,1 % NaOH pept isiert und ebenfalls kolorimetriert (= Huminsaurefrakt ion "Hus" ); eine weitere Zerlegung erfolgte nicht. Alle Farbwerte wurden auf 250-ml-Basis miteinander verglichen. Da die Fal'btypen meist einen fast linearen Verlauf zeigten, wurden di~ Steigungen m [L110g k /l00 nm] del' approximiel'ten Geraden als Qualitatskriterien verwendet. Die MeLlwerte wmden varianzanalytisch (Blockversuch in vier Wiederholungen) vel'l'echnet.
Die Auswertung del' huminstoffanalyt.ischen Werte el'folgte uber Vergleiche del' bis Versuchsende in den einzelnen Varianten eingetretenen relativen Verschiebungen del' k Fus-, k Hus-, mFus- und mHus-Werte. Deshalb wurde bei del' Ausdeutung zunachst lediglich mit den statistisch gesicherten Unterschieden operiert. Fur diese Zwecke eignen sich gut die nach dem t -Test gewonnenen, aHe Partnerbeziehungen erfassenden Kombinationstafeln (Abb. 1-3).
4. Ergebnisse zur Humifizierung
Variant en vergleich
Die erst en farbigen Komponenten mussen nach del' einleitend gegebenen Betrachtungsweise in del' Fulvofraktion auftreten.
Unter "guten" Humifizierungsbedingungen (kHus = hoch) durchlaufen die polymerisierenden Huminstoffe die }1'ulvofraktion, und es bleiben in ihr wenige (kFus = niedrig), den Farbtyp bei quantitativer Dominanz dann abel' relativ steil pragende Restpartikel geringen Polymerisationsgrades (mFus = hoch) zmuck.
Unter "schlechten" Humifizierungsbedingungen (kHus = niedrig) werden hingegen die aus dem Substrat (Wurzelreste, autolysierende Biomasse) gelieferten Monomeren zunehmend in ihrer Polymerisation inhibiert, akkumulieren demnach auf relativ niedrigeren Polymerisationsstufen und werden bei del' Fraktionierung noch in del' Fulvofraktion erfaLlt, wei I sie groBtenteils die Frakt ionsgrenze zm analytisch gegebenen hohermolekularcn Huminsaurefraktion nicht uberwinden konnten. Aus diesel' Situation resultiert eine relativ hohe Farbtiefe infolge del' Akkumulation diesel' groBeren Mengen polymerisationsinhibierter Huminstoffe in del' Fulvofraktion (kFus = hoch). Das Haufigkeitsmaximum iiber den Polymerisationsgraden in de.r Fulvofraktionsspanne muB unter diesen "schlechten" Polymerisationsbedingungen ziemlich weit in Richtung zur Fraktionsgrenze verschoben sein, d. h., die in del' Fulvofraktion quantitativ dominierenden Partikel besitzen einen (relativ zm Fulvofraktionsspanne gesehen) hohen Polymerisationsgrad und lassen deshalb einen "flachen" Farbtyp des Fulvomischpolymerisates zm Auspragung kommen (mFus = niedrig).
In den Humifizierungsendstadien des Diingungsversuches traten diese beiden E xtremfalle "guter" und "schlechter" Humifizierung bzw. Polymerisation libel' die k Hus- und mFus-Werte in Abb. 1 und 2 bei den Varianten I (NPKCa) und andererseits V (PKCa) sehr deutlich in Erscheinung:
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kFus - I II 1II lY V IT 'lII Tj][[ IX X I : NPKCa ,
0 0 0 "-
II : NPK. ,
0 i , "-
III : N.KCa "- : i , ,
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"-"- + I + + +
IT : 0 "-.... "-
"-
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"-"- I
ITlI : .P .• "-
"-0 , i
IX : .. I(. 0 "- ,
"-
X : N ••• 0 ',J Abb. 1. Kombinationstafel fiir den Farbtiefenvergleich der Fulvofraktionell (kFus).
mFus - I II III lY V YI 'lII ITlI IX X I : NPI(Ca , + + +++ ++ + + ++ tt+
"-
II : NPI(. 0 .... + "-
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ITlI : .P .• 0 + "- , "-
IX : • • I( • "-
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X : N ••• 000 ....
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Abb.2. Kombinationstafel fiir den Farbtypenvergleich der Fulvofraktionell (mFus).
Variante I (NPKCa) zeigte mit niedrigem k Fus (Abb. 1) und hohem mFus (Abb. 2), daB in del' Fulvofraktion relativ wenig Partikel mit im Mischpolymerisat dominierender hoher Steilheit (A geringem Polymerisationsgrad) verblieben, die Humifizierung also "gut" verlief und die Hauptmenge del' Huminstoffe die HuminsaUl'efraktion el'l'eichen konnte (siehe Abb. 3, positive Sicherungen von k Hus bei I = NPKCa).
Die Val'iante V (ohne N) hingegen besitzt bei VersuchsabschluB die relativ zu den anderen Val'ianten hochsten kFus-Wel'te (Abb. 1). Hier akkumulierte infolge gehemmtel' Polymerisation die Hauptmenge del' aus dem Substrat anfallenden reaktionsfahigen Monomel'en auf den relativ niedl'igen Polymerisationsstufen del' Fulvofraktionsspanne. Das Haufigkeitsmaximum del' in del' Fulvofraktion verbliebenen Huminstoffe muB dementspl'echend mit schon l'elativ hohen Polymerisationsgraden vor del' Flockungsgrenze zur Huminsaurefraktion liegen. Damit muB sich ein relativ zu den anderen Varianten sehr flacher Verlauf des Fal'btyps einstellen, wie dies auch sehl' deutlich in Abb. 2 (m Fus) bei del' Variante V tiber die fast durchweg gesichert nieciTigeren Steigungen del' Lichtabsorptionskurven zum Ausdruck kommt. DaB unter diesen "schlechten" Humifizierungsbedingungen auch in del' Huminsaurefraktion bei Variante V (Abb. :3) fast nul' niedl'ige k Hus auftraten, ist den geschildel'ten Synthesebedingungen entsprechend zu erwarten1).
1) Ubrigens wiirden sich auf analoge Weise auch die unter "schlechten Humifizierungsbedingungen" (z. B. in Podsolen) zu findenden relativ hohen kFUS/kgus-Werte erklaren lassen!
Priifung von Beziehungen zwischen mineralischer Diingung und Huminstoffen 481
kHIJS - 1 II m IY V J!I YII VlIl IX X 1 : NPf(Ca .... ttt tt t ....
II NPf(. "- 00 t .... 0 0 0 ....
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IX : •• 1{ • 0 00 000 00 ....
"- .... 00
X : N •.. + + +++ +++ i tt .... ....
Abb.3. Kombinationstafel fiir den Farbtiefenvergleich del' Huminsaurefraktionen (kHus).
In ahnlicher Weise lassen sich zum Teil auch die Unterschiede del' anderen Varianten deuten. - Bei der Nullvariante VI z. B. sind aber wedel' bei k Fus noch mFus starke Veranderungen erfolgt, und die kHus-Werte liegen mit am niedrigsten. Hier hat anscheinend (als weiterer Faktor del' Humifizierung) die organische Ausgangssubstanz als Huminstoffquelle liberhaupt gefehlt und blieben die Humifizierungsprozesse weitgehend untel'schwellig. Ahnlich verhielten sich auch VII und IX.
Allgemein ergeben sich aus dem Variantenvergleich bezliglich des Einflusses von N, P, K, Ca in Kombination odeI' allein auf den HumifizierungsprozeB folgende Aussagen:
- i)berall wo N im Nahrstoffgemisch vorhanden war, erschienen letztlich hohere Huminsaurewerte (Abb. 3) - auBer bei Variante II, in del' Ca fehlte; allerdings lieferten +N (allein) und +P (allein) auch relativ hohe Hus-Ausbeuten.
Bei Anwesenheit von NPK hatte +Ca (Variante I gegen II) deutlich einen die Humifizierung fordcrnden Effekt (bei +Ca: geringer k Fus-, sem hoher mFusund hoher kHus-Wert bzw. hohe Humifizierung). Dies war del' beschriebene Ext remfall del' "guten" Humifizierungsbedingungen.
Bei N-Mangel in Anwesenheit von PKCa trat del' typische Fall "schlechter" Humifiziel'ung in Erscheinung (Variante V: hoher k Fus-, niedriger mFus-, niedrigel' kHus-Wert).
Ca allein (Variante VII) bl'achte keine Huminsaureausbeute; ebenso K allein (Variante IX). Hiel' fehlte es wahrscheinlich vor aHem an humifizierungsfahigem Ausgangsmaterial. Hingegen brachten sowohl Pals auch N allein (Variante VIII und X) noch beachtliche kHus-Wel'te.
Die NuHvariante (VI) zeigte offenbar infolge fehlendel' Primal'substanz flir die Humifizierung fast keine Reaktion.
In Abb. 4 sind die Huminstoffwel'te nochmal in anderer Form zusammengestellt worden. Ol'dnet man sie in quantitativel' Folge, so treten gewisse Gruppenbildungen in Erscheinung. So liegt z. B. "NPKCa" mit dem hochsten mFus und niedrigsten k Fus in der Gruppe hoher k Hus , die Variante "ohnc Mineraldiingung" mit mittlerem k Fus und mFus in del' Gruppe des niedrigsten k Hus und "PKCa" mit dem hochsten k Fus und niedl'igstem mFus in del' Gruppe del' mittleren k Hus '
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k:Etus X 1()3 kFus X 1()3 mFusX 102
IV NP.Ca = 210
1
V .PKCa = 52 III N.KCa = 205 VII ... Ca = 47 X N... = 2051 III N.KCa = 46 VIII .P.. = 204 I IV NP.Ca = 45
I NPKCa = 201 I VIII .P .. = 44 II NPK. ~ 192
1
VI = 44 V .PKCa = 192 II NPK. = 44 IX .. K. = 1881 X N ... = 43 VII ... Ca = 182 I IX .. K. = 42 VI .... = 179 I NPLCa = 39
I NPKCa= 31 III N.KCa = 291 II NPK. = 27 IV NP.Ca = 26 VII ... Ca = 26 VIII .P .. = 26 IX .. K. = 25 VI = 25 X N ... = 24 V .PKCa = 22
(Ll5% = ± 11) (Ll 5% = ± 8)
Abb. 4. Klassifizierungstest mit den kI{us-, kFus- und mFuS-Werten.
Korrela tions betrach t ungen
Die schon verhaltnismaBig grofie Zahl del' Einzelanalysen lieB den Versuch zur Sichtbarmachung von Beziehungen nicht ganz aussichtslos el'scheinen. N ach del' vorgegebenen Hypothese von den Huminstoffiibergangen miiBten in erster Naherung folgende prinzipielle Korrelationen bestehen:
a) Je mehr Huminstoffe in die Huminsaurefraktion iibergehen konnen, urn so weniger bleiben in del' Fulvofraktion zuruck, falls die Humifizierungsbedingungen "gut" sind. Daraus wurde flir die Gruppe "guter Humifiziel'ung" eine negative Korrelation zwischen k Fus und k Hus l'esultieren. Es konnte abel' auch del' gegenlaufige Effekt dominieren: Je mehl' Huminstoffe aus dem Substrat anfallen, um so mehr bleiben in beiden Fraktionen zuriick. Del' Dul'chlauf bzw. die Humifiziel'ung selbst ware also in diesem Falle etwas inhibiert. Es wurde dann eine positive Kol'l'elation zwischen k Fus und k Hus zu el'wal'ten sein. Tatsachlich zeigt Abb. 5 in schwacher Tendenz flir die Gruppe "haherer" k Hus-Werte2) aus Abb. 4 eine positive Korrelation; d. h., in diesem Material dominieren die Falle, daB mit offen bar relativ "guten" primaren Humifizierungsbedingungen im Substrat (Biomasse, Autolyse) auch in del' Fulvofl'aktion mehr Huminstoffe verbleiben.
b) Je bessel' die Humifiziel'ung verlauft, je weniger Huminstoffe also in del' Fulvofl'aktion vel'bleiben (kFus = niedrig), um so starker kannen die wenigen, in del' Fulvofl'aktion verbliebenen inhibiel'ten Niedel'polymel'en den Fal'btyp im Mischpolymerisat pragen (m Fus = hoch). Bei wenig inhibierter Polymerisation bzw. "gutel''' Humifizierung ist demnach fUr k Fus und m Fus eine negative Korrelation zu el'warten. - Andel'erseits bei "schlechter" Humifizierung: Je mehr Huminstoffe in del' Fulvofraktion mit relativ hohen Polymerisationsgraden VOl' del' Fraktionsgrenze zur Huminsaurefraktion akkumulieren, je haher also k Fus . wird, urn so flacher wil'd del' ~'arbtyp bzw. um so niedriger mFus. - "Gute" und "schlechte" Humifizierungs- bzw. Polymerisationsbedingungen fiihren also beide zur negativen Korl'elation zwischen k Fus und m Fus. Diese Tendenz tl'itt in Abb. 6,
2) Hier sind die Varianten mit Mittelwerten ;:::: 201 (entspr. der 1. kHus-Gruppe in Abb_ 4) gemeint, deren korrelierte Einzelwerte natiirlich tiber einen viel breiteren Bereich, also auch in das Gebiet "niedriger" kI{us-Werte mit hineinstreuen.
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Abb. 5, Korrela,tion zwischen den F arbtiefenwerten der Huminsaure- und Fulvofraktionen (Kreuze = Daten aus der Gruppe mit hbheren kHus·Werten).
Abb. 6. Korrelation zwischen den Farbtiefen- und Farbtypwer ten der Fulvofraktionen (Kreuze =
Daten aus der Gruppe mit hbheren kHus·Werten).
wenn auch sehr schwach, in Erscheinung. - Weiterhin milBten sich abel' auch die Einzelwerte del' Gruppe "guter" Humifiziel'ung mehr auf del' liuken Seite haufen, da hier ja die FaIle "k Fus = niedrig und mFus = hoch", also die besseren Fulvofraktionsdurchgange dominieren soUten. Auch das kommt, aIlel'dings ebenfaIls nul' mit ziemlich schwacher Tendenz in Abb.6 zum Ausdruck (von del' Halfte del' insgesamt 40 Wert epa are liegen abel' immerhin 12 Paare "guter" und nul' 8 "schlechter" Humifizierung auf del' linken Seite).
c) IJe mehl' Huminstoffe die Huminsaurefraktion erreichen und im Rahmen ihrer Fraktionsspanne weiter polymerisieren konnen3). um so mehr miissen im Huminsauremischpolymerisat mit relativ hohen Polymerisationsgraden akkumulieren. -Del' Huminsaurefarbtyp wiil'de dadUl'ch flacher (mHus = niedrig). Es miiBte demnach also in del' Huminsaurefl'aktion zwischen k Hus und mHus (ebenso wie in del' Fulvofraktion) eine negative Korrelation bestehen. - Abb. 7 zeigt diese erwartete Beziehung, hier ilberdies sogar in erweitel'tel' Information als Nichtlinearitat. Die Einzelwerte "guter" Humifizierungsbedingungen durchlaufen dabei die gesamte Kurve, wahrend sich die del' "schlechten" mehr auf del' rechten Halfte bei den groBeren mHus- und niedrigeren kHus-Werten haufen. - Wir nehmen deshalb an, da13 bei Versuchsbeginn im Boden l'elativ wenig Huminstoffe (kHus = niedrig) mit verhaltnismiWig niedrigem Polymerisationsgrad (mHus = hoch) in del' Huminsaurefraktion vorlagen. Wahrend des Versuches erfolgte nun die fill' jede Dilngungsvariante charakteristische Veranderung der ursprilnglich fill' aile gleichen Ausgangssituation, deren jeweils en eichter Endzustand bei del' Huminstoffanalyse dann erfa f~t wurde:
Fiir die Varianten del' Gruppe "niedriger" Hus-Werte sind keine erheblichen Veranderungen zu erwarten, da einesteils infolge Mangels an Primarsubstanzen kaum polymerisationsfahige Huminstoffe entstanden und andererseits bei ungiin-
3) Genauer gesagt polymerisieren die Huminstoffe natlirlich im Substrat selbst und werden erst liber die konventionelle Fraktionierungsanalytik in den Fraktionen mit erfa[;\t.
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Abb.7. Korrelation zwischen den Farbtiefen· und Farbtypwerten cler Huminsaurefraktionen.
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stigen Polymerisationsbedingungen die Humifizierung in der Fus-Fraktion ster kenblieb, also keine Fraktionsiibergange erfolgten. Die Punkte liegen demnaeh im Streufeld der Ausgangssituation. Uberdies trugen die wenigen, die Fraktionsgrenze iibersehreitenden Huminstoffe kaum zur kHus-Erhijhung bei und konnten evtl. den Farbtyp (mHus) in Anbetraeht ihrer (relativ zur Huminsaurefraktionsspanne gesehen) geringen Polymerisationsgrade hoehstens noeh steiler werden lassen. Fiir die Variant en der Gruppe "hoher" Hus-Werte erfolgten jedoch starkere Ubergange aus der Fulvofraktion; die kHus-Werte erhohten sieh, und je nach Starke der im Substrat vorhandenen Humifizierungspotenz bzw. der fortschreitenden Polymerisation verlagerten sieh die Haufigkeitsmaxima zu relativ hoheren Polymerisationsgraden im Huminsauremischpolymerisat. Dies lieB bei der Analyse entsprechend flachere Farbkurven (niedrigere mHus-Werte) sichtbar werden, wobei mit giinstigeren Humifizierungsbedingungen groJ3ere Huminstoffmengen (kHus = hoeh) mit hoheren Polymerisationsgraden in den Huminsaurepool iiber gingen.
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Abb. 8. Korrelation zwischen den Bakterienzahlen und den Farbtiefenwerten der Huminsaure· fraktionen (lediglich Mittelwerte verglichen).
Abb. 9. Korrelation zwischen der Zahl mikroskopischer Bodenpilze und den Farbtiefenwerten der Huminsaurefraktionen.
Priifung von Beziehungen zwischen mincra,lischer Diingung und Huminstoffen 485
Interes~ant muBte auch eine Suche nach Beziehungen zwischen Huminstoffen und den anderen, in der damaligen Arbeit bestimmten Wirkfaktoren sein. Diesbezligliche Tests, in denen mit den k-Werten der Huminsaurefraktionen verglichen wurde, lieI3en in dem vorliegenden Material keine Zusammenhange mit dem R-Faktor oder auch dem Gesamtertrag erkennen. Hingegen deuteten sich folgende Beziehungen schwach an: Mit h6herem Wurzelel'trag stieg auch k Hus ; mit steigendel' Zahl der Bodentiel'e ging k Hus zUl'iick. - Die BakterienzahllieB keinen Zusammenhang mit den kHus-Werten erkennen (Abb. 8), jedoch stieg k Hus mit del' Zunahme mikroskopischer Bodenpilze (Abb. 9). Man ki)nnte hieraus auf einen direkten EinfluB del' Bodenpilze auf die Huminstoffbildung schlieBen. Berucksichtigt werden muB jedoch, daB z. Z. der Probenahme die Zahl del' Bakterien schon so weit zuriickgegangen sein konnte, daB ihr sicherlich bestehender EinfluB auf die Huminsaurebildung dann nicht mehr erkennbar war.
Literatur
FREYTAG, H. E.: Ein Beitrag zur Kenntnis del' Huminsauresynthese. - 1. Teil: Uber die Zerlegung von Huminstoffextra,kten mit Hilfe der Diffusion und Zusammenhange zwischen Kopplungs. grad und Farbtypsteilheit. 2. Teil: Fraktionsiibergange synthetischer Huminstoffe. 3. Teil: Fraktionsiibergange von na,tiirlichen Huminstoffen. Albr.-Tha,er-Archiv 5 (1971),8, S. 584-603; 9, S. 643-654; 10, S. 729-743.
MULLER, G.: Priifung del' Beziehungen zwischen mineralischer Diingung und Bodenleben. Die Deutsche Landwirtschaft I (1957), S. 1-7.
Anschrift del' Verfasser:
Prof. Dr. HANS E. FREYTAG, Forschungszentrum fiir Bodenfruchtbarkeit Miincheberg del' Akademie del' Landwirtschaftswissenschaften derDDR, 1278 Muncheberg, Wilhelm-Pieck-StraBe 72, und Prof. Dr. Georg Muller, Lehrstuhl Bodenkundo und Mikrobiologie, 402 Halle, Weidenplan 14.