Date post: | 23-Aug-2019 |
Category: |
Documents |
Upload: | phungkhanh |
View: | 215 times |
Download: | 0 times |
1
Prüfen von Sozialkompetenz innerhalb
einer ‚Kompetenzen geleiteten’ Zulassungsprüfung am Beispiel der
Physiotherapieschule Bern
These zur Erlangung des 'Master of Medical Education’ (MME)
der Universität Bern
Vorgelegt von
Peter Eigenmann, PT
Physiotherapieschule Bern, Ausbildungszentrum Insel, Universitätsspital Insel, Bern
Erstbegutachter: Dr. Manfred Kuenzel, Dr. med. MME, Leiter Hochschuldidaktik der
Universität Bern
2
Erklärung des Thesenverfassers „Ich erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die
angegebenen Quellen benutzt habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäss aus Quellen
entnommen wurden, habe ich als solche gekennzeichnet. Ich habe alle im Zusammenhang
mit dieser Arbeit erhaltenen Zuwendungen vollständig deklariert und mich bezüglich
Objektivität der Erkenntnisse und bezüglich kommerzieller Neutralität weder in der
Untersuchungsmethodik noch bei der Darstellung der Ergebnisse durch Sponsorenbeiträge
beeinflussen lassen. Mir ist bekannt, dass andernfalls der Senat gemäss Art. 36, Absatz 1,
Buchstabe o des Gesetzes über die Universität Bern und Art. 20 des Universitätsstatuts zum
Entzug des aufgrund dieser Arbeit verliehenen Titels berechtigt ist.“
Peter Eigenmann
3
Inhaltsverzeichnis Summary 5 Zusammenfassung 1 Einleitung 9
1.1 Zusammenfassung der Ausgangslage 9
1.2 Entwicklung Kompetenzorientierung 11
1.3 Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit 12
- Anforderungsprofil ‚Studierende Physiotherapie’ 12
- Überprüfung der Eintrittskompetenzen am Beispiel der zweiteiligen Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern
12
- Eignungsvoraussetzung Sozialkompetenz und deren Überprüfung
12
- Darstellen der Gütekriterien – Analyse der Result ate 13
- Schlussdiskussion mit weiterführenden Fragestellungen
13
1.4 Stand der Literatur 14
2 Eintrittskompetenzen geleitetes Anforderungsprofil für die ‚Studierende Physiotherapie’
16
2.1 Vorgehensweise 16
2.2 Sammlung der Anforderungsattribute und Zuordnun g zu Kompetenzfeldern
16
a. Umfrage Physiotherapieschule Bern 18
b. Recherche Internet 18
c. Gewichtung der einzelnen Zulassungskriterien 19
2.3 Anforderungsprofil für die „Studierende Physiot herapie“ 21
2.4 Operationalisieren zu Eintrittskompetenzen 21
3 Darstellen der Überprüfung der geforderten Eintrittskompetenzen innerhalb der zweiteiligen Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern
24
3.1 Kompetenzen geleitetes Gestalten der Zulassungsprüfung
24
3.2 Zuordnungsmatrix Kompetenzen/Prüfungsteile 25
3.3 Aufgaben, Kriterien und Kompetenzen 27
4 Eignungsvoraussetzung im Bereich Sozialkompetenz und deren Beurteilung
31
4.1 Theorieteil: Sozialkompetenz und deren Beurteil ung 32
4.2 Überblick Prüfungsmethoden Sozialkompetenz 34
4.3 Prüfungsmethoden 35
4.4 Beurteilung der Sozialkompetenz innerhalb der Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern
37
4.5 Analyse der Prüfungsresultate 40
4
5 Diskussion der Gütekriterien des beschriebenen Verfahren
45
5.1 Objektivität 45
5.2 Reliabilität 47
5.3 Validität 47
5.4 Gegenüberstellung der IPS Werte (Inventar zur Persönlichkeitsdiagnostik in Situationen) und der Dimensionen des Kompetenzfeldes „Sozialkompetenz“
48
5.5 Überlegungen zur Übertragbarkeit der prototypis chen IPS Situationen auf die Zulassungsprüfung
52
5.6 Resultate Faktorenanalyse 54
6 Schlussdiskussion 56
6.1 Wichtige Kenntnisse 56
6.2 Durchführbarkeit 60
6.3 Standards - Zuverlässigkeit – Objektivität 60
6.4 Fazit 61
Abbildungsverzeichnis
63
Danksagung
64
Literatur
65
Anhang 70
5
*Praktisches Geschick *Motorische Leistungsfähigkeit *Planungs- und Organisationsfähigkeit *Psychische Belastbarkeit *Analyse- und Problemslösungsfähigkeit *Lernfähigkeit *Medizinisch-naturwissenschaftliches Interesse *Kenntnisse Berufsbild/ Berufsmotivation *Kommunikationsfähigkeit *Teamfähigkeit *Interesse an der Arbeit mit Menschen
Prüfen von Sozialkompetenz innerhalb einer ‚Kompete nzen
geleiteten’ Zulassungsprüfung am Beispiel der
Physiotherapieschule Bern
Summary (Deutsch)
Die vorliegende Arbeit widmet sich dem Thema der Prüfung von Sozialkompetenz am
Beispiel der Zulassungsprüfung an die Physiotherapieschule Bern, 2005.
Sie kann aus verschiedenen Blickwinkeln von Interesse sein:
� Im ersten Teil wird die Erstellung eines
Anforderungsprofils und die Operationalisierung der
Anforderungskriterien aufgezeigt. Das Innovative hierbei
ist die Darstellung der Operationalisierung, welche für die
Konstruktion berufsrelevanter Eignungstests verwendet
wird. Sie wird mit Ausrichtung auf den Ausbildungsverlauf
und auf die spätere Berufstätigkeit vorgenommen.
� Weiter wird eine zweiteilige Form von
Eignungsprüfung vorgestellt, welche insbesondere in
ihrem zweiten Teil der Forderung nach multimodaler
Überprüfung nicht-kognitiver Eignungskriterien (Schuler, H. &
Schmitt, N, 1987) gerecht wird. Im ersten Teil geschieht
aufgrund von 6 Teiltests (Multiple Choice Questions) mit visuell-kognitivem
Anforderungscharakter eine Vorselektion. Im zweiten Teil werden vier mündlich-praktische
Tests durchgeführt, während welcher aufgrund der verschiedenen berufsrelevanten
Interaktionssituationen, unter anderem die Beurteilung der drei Dimensionen von
Sozialkompetenz (Interesse an Arbeit mit Menschen/Kommunikationsfähigkeit/Team-
fähigkeit) vorgenommen werden kann.
� Im zweiten Teil der Arbeit wird die Überprüfung von Sozialkompetenz an der
Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern genauer betrachtet. Dazu wird zuerst
eine umfassende Definition des Begriffes vorgestellt. Anhand dieser wird deutlich, dass
sozialkompetentes Verhalten sowohl perzeptiv-kognitive, motivational-emotionale, als auch
behaviorale Voraussetzungen erfordert (Kanning, U.O, 2002). Anschliessend wird ein kurzer
Überblick über verschiedene Methoden der Beurteilung von Sozialkompetenz dargestellt.
6
� Anhand der Testresultate aus der Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern wird
daraufhin versucht, die drei bei der Konstruktion der Prüfung verwendeten Dimensionen von
Sozialkompetenz (Interesse an der Arbeit mit Menschen, Kommunikationsfähigkeit,
Teamfähigkeit) gegeneinander zu differenzieren. Gesamthaft können die Prüfungsitems
einem gemeinsamen Konstrukt zugeordnet werden. (Faktorenanalyse 1. Rang).
Im Vergleich zwischen den vier Testsituationen lassen sich die Prüfungsitems aber nicht
weiter den drei Dimensionen zuordnen. Die Korrelationen der Items bewegen sich hier im
Bereich von r= 0.00 – 0.20, was bedeutet, dass die Werte voneinander praktisch
unabhängig sind.
� Die Testresultate der Zulassungsprüfung werden den Resultaten einer
Fragebogenuntersuchung, welche eine Selbstbeurteilung des wahrscheinlichen Verhaltens
in prototypischen Situationen verlangt, gegenübergestellt. (IPS - Inventar zur
Persönlichkeitsdiagnostik in Situationen, Scharschmidt U. & Fischer A.W, 1999) Es zeigt sich deutlich, dass
die mit den beiden Messinstrumenten gewonnenen Aussagen kaum miteinander vergleichen
lassen. Einzige Kriterien welche mittels Faktorenanalyse einem gemeinsamen Faktor
zugeordnet werden können (im 4. Rang/ 6% der Varianz), stammen aus dem Prüfungsteil
Rollenspiel und dem Skalenwert für Selbstbehauptungstendenz des IPS.
Die Analogie der Befunde aus der Analyse der Zulassungsprüfungsresultate mit denjenigen
aus verschiedenen Assessment Center-Studien (Sackett, P.R. & Dreher, G.F, 1982) unterstützen
die Schlussfolgerung, dass sowohl die Genese, als auch die individuelle Perception von
sozialkompetentem Verhalten einer starken situationsspezifischen Prägung unterworfen
sind. Dies wiederum stützt die Argumentation, für die Beurteilung von Sozialer Kompetenz im
Rahmen der Berufseignungsdiagnostik ein multimodales Prüfungsdesign zu verwenden. Die
Weiterentwicklung des untersuchten Verfahrens in Richtung Multi Mini-Stationen Test, in
Analogie an das Multiple Mini Interview Verfahren (Eva, K.R. 2004), wird schliesslich auch aus
Gründen der Reliabilität empfohlen.
7
*Practical skills
*Motor performance
*Ability to plan and organise
*Mental stability
*Analytical and problem solving skills
*Ability to learn
*Interest in medical and natural
science
*Professional motivation
*Interest in working with people
*Communication skills
*Ability for team-work
Testing social competence within a competence-based
admission examination at the Physiotherapy School o f Bern
Summary (English)
This text focuses on testing social competencies, as illustrated by the admission tests of the
Physiotherapy School of Bern 2005.
It may be of interest to the reader from different points of view:
� The first part shows the construction and operationalisation of a profile of requirements.
The innovative aspect is to stress the significance of
the operationalisation as a basis for the creation of
aptitude tests, relevant for the targeted profession.
The operationalisation is performed with regard to
the curriculum and future job requirements.
� A two-tiered form of screening examination is
presented. I.e. the second part of the examination
meets the demand of a multimodal testing of non-
cognitive competencies (Schuler, H. & Schmitt, N, 1987). The
first part of the examination is testing visual-
perceptive and cognitive competencies by means of
six sub-tests (MCQ). This first screening is used as
a first round of selection.
In the second part of the examination, four verbal-practical tasks, testing specific interactive
requirements, are administered. Among others, they provide the opportunity to rate the three
dimensions of social competence, described later. (Interest in working with people,
communication skills, ability to work in a team)
�Testing social competence during the admission process of the Physiotherapy School Bern
is analysed in more detail in the second part of the thesis. The first step is the discussion of a
comprehensive definition, showing the three components – perceptive-cognitive,
motivational-emotional and behavioral prerequisites – for socially competent behavior.
(Kannin, U.O, 2002) Then, a short list of actual methods to test social competence is
presented.
8
� Next, the results of the described admission examinations are analysed, aiming to
differentiate the three dimensions of social competence used for the construction of the
applied tests. Overall, the various items of examination can be associated with a common
construct (1. rank of the applied factor analysis). However, comparing the four test situations,
the items of examination cannot be further classified into the three dimensions. The range of
correlation is r = 0.00 – 0.20, meaning the items are essentially independent.
� The test results are compared with the results of a survey, asking for a self-rating of the
most probable behavior in prototypic situations. (IPS - Inventar zur Persönlichkeitsdiagnostik in
Situationen, Scharschmidt U. & Fischer A.W, 1999) Evidently, comparing the results obtained by the
two measurements is difficult. The only items associated with a common factor by the factor
analysis (4th rank, explaining 6% of the variance) originate from the role-play of the admission
exam and the IPS measurement for assertiveness.
The analogy of our findings with the findings from different assessment center studies
(Sackett, P.R. & Dreher, G.F, 1982) supports the conclusion that both the genesis and the (raters)
individual perception of competent social behavior is highly situation-specific.
This finding confirms the importance of a multimodal design for testing social competence in
admission examinations. The future development of the procedure is proposed to be in the
direction of a Multi Mini Station Test, in analogy to the Multi Mini Interview design – MMI (Eva,
K.R. 2004) in order to increase the reliability of the results.
9
1 Einleitung
1.1 Zusammenfassung der Ausgangslage
1.2 Entwicklung Kompetenzorientierung
1.3 Schwerpunkte der vorliegenden Arbeit
1.4 Stand der Literatur
**Die weibliche oder männliche Form wird unsystematisch und spontan verwendet. Grundsätzlich sind immer beide Geschlechter gemeint.
1.1 Zusammenfassung der Ausgangslage
Die Situation der Gesundheitsberufsbildung in der Schweiz befindet sich im Umbau. Die
bisherigen Ausbildungen wurden einheitlich auf der tertiären Bildungsstufe eingeordnet, eine
Zuordnung zu Fachhochschule (FHS) und Höhere Fachschule (HFS) wurde vorgenommen,
sowie entsprechende Bildungsangebote auf der Sekundarstufe 2 entwickelt (Fachangestellte
Gesundheit). Die Physiotherapie-Ausbildung ist im Mai 2004 durch Beschluss der
Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) auf Stufe Fachhochschule positioniert worden.
Der Beruf des Physiotherapeuten** bietet vielen jungen Erwachsenen eine attraktive
Perspektive. Es besteht ein reges Interesse an dieser Ausbildung und die Ausbildungsplätze
sind – zumindest in der CH – sowohl knapp als auch sehr gefragt. Im Raum Bern nehmen
seit vielen Jahren am Zulassungsverfahren ein 4 bis 6-faches an Interessentinnen teil, als
Ausbildungsplätze verfügbar sind. Im Jahr 2004 bewarben sich an unserer Schule auf die 44
maximal zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze 213 Kandidatinnen. (4,8
Bewerberinnen pro Ausbildungsplatz), im Jahr 2005 waren es deren 193.
Gesamtschweizerisch liegt es nicht viel anders: Auf total 331 vergebene Ausbildungsplätze
mit Kursbeginn im Jahr 2004 fanden sich gemäss Statistik der Schulleiter/-innen Konferenz
der Schweizerischen Schulen für Physiotherapie (2005) 1458 Bewerbungen. (4,4
Bewerberinnen pro Ausbildungsplatz). Hierbei ist zu bemerken, dass viele Bewerberinnen
sich an mehreren Schulen bewerben. Es kann angenommen werden, dass sich jede
Bewerberin an durchschnittlich 2 Schulen um Aufnahme bewirbt. Auch unter
Berücksichtigung der Mehrfachbewerbungen besteht eine mindestens doppelte so hohe
Nachfrage für Ausbildungsplätze als Angebote vorhanden sind. Dies verleiht der
Fragestellung der vorliegenden Arbeit zusätzliches Gewicht.
Durch die Einstufung der Ausbildung als Fachhochschulstudiengang mit entsprechender
Verbesserung der Weiterentwicklungsmöglichkeiten nach der Berufsbefähigung, sowie die
Einbettung im Bolognasystem, dürfte die Attraktivität des Berufes eher noch steigen, so dass
ein Nachlassen der Nachfrage nach Ausbildungsplätzen zumindest in den nächsten Jahren
nicht erwartet wird.
10
Die Bedeutung einer systematisch entwickelten Zulassungsprüfung mit möglichst hoher
Objektivität, Zuverlässigkeit und Aussagekraft ist unter diesen Blickwinkeln gross.
Die bisherigen Zulassungsprüfungen der Berner Schulen (Feusi/AZI) genossen vermutlich
Dank der Vielseitigkeit der angewendeten Tests, eine einigermassen grosse Akzeptanz bei
den Bewerberinnen (Feedbacks, spontane Äusserungen). Ebenso darf auf eine recht gute
Erfahrung, bezüglich dem erfolgreichen Ausbildungsabschluss der aufgrund der bisherigen
Verfahren aufgenommenen Studierenden, zurückgeblickt werden. Die Abschlussquote der
letzten Jahre liegt zwischen 95 und 100% pro Kurs. Aufhorchen lassen dennoch
betreuungsintensive Ausbildungsverläufe einzelner Absolventinnen, sowie
Ausnahmesituationen, wie beispielsweise jene des letzten, nach altem Feusi-Curriculum
gestarteten Kurs 17-03, bei welchem eine ausserordentlich hohe, unerwartete
Studienabbruchquote von 21,7% (5 von 23) im ersten Ausbildungsjahr auftrat.
Insgesamt bleibt bis heute die Frage unbeantwortet, ob mittels Zulassungsprüfung wirklich
die am besten geeigneten Bewerberinnen ausgewählt worden sind. Ebenso besteht keine
allgemein anerkannte Grundlage dafür, über welche Fähigkeiten und Kompetenzen eine
geeignete Bewerberin verfügen muss. Viele Schulen haben ein implizit, jedoch kein explizit
formuliertes Anforderungsprofil, welches als Grundlage für die Konstruktion der
Zulassungsprüfung Verwendung findet. Weiter fehlen bislang gut dokumentierte und
zuverlässige Prüfungssysteme für die Überprüfung entsprechender Anforderungen.
Als ersten Schritt der systematischen Annäherung an den Themenkomplex wird nun ein
differenziertes, kompetenzorientiertes Anforderungsprofil vorgeschlagen. Die daraus
abgeleiteten Kompetenzen werden in der Zulassungsprüfung 2005 geprüft. Innerhalb dieser
wird vor allem der Aspekt des Prüfens von Sozialkompetenz genauer analysiert.
Nebst dem Bestreben bei Zulassungsprüfungen Kriterien mit einer möglichst guten
prognostischen Aussagekraft hinsichtlich dem erfolgreichen Abschliessen der Ausbildung
besonders zu gewichten, wäre es, wie oben argumentiert, auch von Bedeutung, mögliche
Abbruch-Risikoprofile bereits während der Zulassungsprüfung identifizieren zu können.
Diese Fragestellung wird im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter vertieft und bietet Thema für
Folgeuntersuchungen.
11
1.2 Entwicklung Kompetenzorientierung
Durch die Einstufung der Ausbildung auf Fachhochschulniveau gilt als schulische
Zulassungsbedingung eine mit Berufs-, Fach-, oder gymnasialer Matur abgeschlossene
Sekundarstufe II. Zusätzlich können durch die Schulen Zulassungsprüfung in Form von
Eignungstests durchgeführt werden.
Die Best Practice zur Konzeption gestufter Studiengänge der Konferenz der Schweizer
Fachhochschulen KFH (2004) sieht vor, das Outcome eines Studienganges in den
Kompetenzfeldern Fach-, Methoden, Sozial-, und Selbstkompetenz zu beschreiben, und
diese unter anderem auf die Kompetenzen der Studierenden bei Beginn des Studienganges
abzustimmen...“
Der Bezug zu den zu fordernden Eintrittskompetenzen innerhalb dieses Rahmens wird
dargestellt.
Mit der für einen Fachhochschulstudiengang vorausgesetzten Maturität als Abschlussniveau
der Sekundarstufe II ist im Bereich der schulischen Vorbildung die Anforderung durch den
Rahmenlehrplan Berufsmatur Gesundheit und Soziales und Fachmaturität umfassend
definiert.
Intellektuell-kognitive Eignung trotzdem innerhalb der Zulassungsprüfung zu testen,
begründet sich damit, dass in diesem Bereich die meisten Belege für die prognostische
Aussagekraft bezüglich dem erfolgreichem Studienabschluss vorliegen. (Schmidt F.L. & Hunter,
J.E, 1981; Duncan-Hewitt, W.C, 1996, Kulatunga-Moruzi, C, & Norman, G.R, 2002)
Intellektuell-kognitiven Eignung im Rahmen einer Zulassungsprüfung zu testen, bietet auch
keine besonderen Schwierigkeiten. Es sind genügend valide und objektiv – zuverlässige
Testinstrumente für diesen Kompetenzbereich verfügbar. (I-S-T, Raven Matrix, etc.)
Obwohl in den heute geltenden Rahmenlehrplänen der vorbereitenden Schulen nicht
kognitive Bereiche, wie Sozialkompetenz explizit im Lernzielkatalog eingeschlossen sind, ist
die Qualifikation (quantitativ, qualitativ) derselben unklar. So bestehen auch keine für die
weitere Selektion verwendbaren, einheitlichen Leistungsbeurteilungen oder Standards
seitens der zubringenden Schul- und Studienabschlüssen.
Da für die Physiotherapie keine weiterführenden Anforderungen in den Bereichen Sozial-,
Methoden- und Selbstkompetenzen definiert sind, wähle ich einen empirischen Weg, das
Anforderungsprofil zu erstellen. Dieser umfasst eine Sammlung von für den Studieneintritt
geforderten Eigenschaften mittels einer Internetrecherche, eine Umfrage im Aufnahmeteam
der Physiotherapieschule Bern, sowie die Operationalisierung der einzelnen Dimensionen
des Anforderungsprofils für Berufs- und Ausbildungsverlauf.
12
1.3 Ziele und Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in 2 Teile:
Teil 1
���� Anforderungsprofil ‚Studierende Physiotherapie’
Im ersten Teil der Arbeit wird, ein Anforderungsprofil erstellt und dieses zur Prüfung in einem
multimodalen Prüfungsformat kompetenzbasiert operationalisiert. Das heisst, die Attribute
des Anforderungsprofils werden, in berufs- und ausbildungsrelevante Dimensionen unterteilt,
umschrieben.
���� Überprüfung der Eintrittskompetenzen am Beispiel d er zweiteiligen
Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern
Ausgangslage für die Überprüfung bildet das Erstellen einer Prüfungsmatrix, mittels welcher
die zu beurteilenden Eigenschaften auf die verwendeten Prüfungsposten situationsgerecht
zugeteilt werden. (Schuler, H. 1996)(s. Abs. 3.2) Der Forderung nach einer multimodalen
Überprüfung, insbesondere der so genannt nicht kognitiven Kompetenzen, wird insofern
Folge geleistet, als dass diese in unterschiedlichen Prüfungssituationen beurteilt werden.
(Schuler, H. & Schmitt, N. 1987 Runde, B. 2001).
Die Zuordnung in die von der KFH vorgeschlagenen Kompetenzfelder wird, nach der
Operationalisierung in berufs- und ausbildungsrelevante Situationen, nicht weiter verfolgt.
Die Charakteristik der Prüfungsaufgaben zielt auf komplexe Verhaltensweisen der
Kandidatinnen, welche sich auch in der Bewertung der Leistung selten auf ein einzelnes
Kompetenzfeld zuordnen lassen.
Teil 2
���� Eignungsvoraussetzung Sozialkompetenz und deren Üb erprüfung
Der zweite Schwerpunkt der Arbeit widmet sich der Überprüfung von Sozialkompetenz.
Die Bedeutung von Sozialkompetenz, - meist als Einfühlungsvermögen und Teamfähigkeit
verstanden -, für die Berufe des Sozial- und Gesundheitswesen wird immer wieder betont.
Die Umsetzung in ein valides und reliables Prüfungsformat bleibt jedoch bis heute
problematisch. Selten ist durch eine eindeutige Definition festgelegt, was unter
Sozialkompetenz überhaupt verstanden wird. Ein Blick in die Literatur zeigt, dass dieser
Begriff so vielfältig wie uneinheitlich geprägt ist. Auf der Grundlage des Verständnisses von
Sozialkompetenz als Teamfähigkeit spielen Gruppendiskussionen und –aufgaben in vielen
Selektionsprozessen eine nicht unbedeutende Rolle. Diese müssen hinsichtlich ihrer
schwierigen Standardisierbarkeit kritisch betrachtet werden. Insbesondere da per Definition
13
Sozialkompetenz immer Interaktionsaspekte umfasst, ist die Varianz, die durch
unterschiedliche Gruppenzusammensetzungen gegeben ist, problematisch. Diese dürfte das
mit Gruppenaufgaben erhobene Mass erheblich beeinflussen. Ausserdem kann bei
analytischer Betrachtung kaum auf eine Einzelleistung aus einer Gruppenleistung gefolgert
werden.
Nach einer sorgfältigen Definition des Konstruktes „Soziale Kompetenz“, wird ein
Referenzrahmen der Prüfung von Sozialkompetenz, mit verschiedenen Ebenen und
Möglichkeiten der Überprüfung dargestellt, um anschliessend das für die Zulassungsprüfung
an der Physiotherapieschule Bern verwendete Testverfahren anhand der erhobenen Daten
zu analysieren.
���� Darstellen der Gütekriterien – Analyse der Resulta te
Aufgrund der erhobenen Resultate wird beurteilt, ob sich Sozialkompetenz als unabhängiges
Konstrukt differenzieren lässt. Die angewendete Methode, Sozialkompetenz zu prüfen, wird
hinsichtlich der wichtigsten Gütekriterien (Objektivität, Reliabilität, Validität) diskutiert.
Die erhobenen Resultate werden mit einer Selbstdeklaration mittels des Inventars zur
Persönlichkeitsdiagnostik – IPS (Scharschmidt, U. & Fischer, A.W. 1999) verglichen. Das ermöglicht
unter anderem eine Aussage zur Übereinstimmung von Selbst- und Fremdbeurteilung.
Schlussdiskussion mit weiterführenden Fragestellung en
Ergebnisse und abgeleitete Erkenntnisse werden diskutiert und zusammengefasst, sowie
weiterführende Fragen dargestellt.
Auf über diese Arbeit hinausgehende Fragen weist folgende Zusammenstellung hin:
– Welche Kompetenzbereiche lassen sich im Schulsetting besser fördern als
andere?
– Welche ethischen Fragestellungen bestehen im Bereich
Zulassungsprüfungen?
– Welches sind bezüglich des erfolgreichen Ausbildungsabschluss die
minimalen Anforderungskriterien?
– Gibt es Kriterien mit besonders hohem Voraussagewert für einen
erfolgreichen Ausbildungsabschluss rsp. eine erfolgreiche berufliche
Tätigkeit?
– Gibt es bei den Eignungskriterien Ausprägungsmuster mit erhöhtem Risiko für
einen Studienabbruch?
14
– Welche Beziehung besteht zwischen dem didaktischen Modell für einen
Studienganges und den zu fordernden Kompetenzen?
– Welches sind für die Physiotherapie relevante, rsp. unentbehrliche
Selbstkompetenzen und wie können diese im Prüfverfahren systematisch
umgesetzt werden?
1.4 Stand in der Literatur
Bei der Suche nach Publikationen zu Testverfahren wurden folgende Seiten/Datenbanken
durchsucht: www.Testzentrale.ch, ERIC, Pubmed , http://buros.unl.edu
Ergebnis: Es sind viele Testverfahren bekannt, davon ein grosser Überhang im Bereich von
Persönlichkeitstests. Wenige Eignungstests bezüglich spezifisch beruflicher Eignung sind
publiziert, davon keine für die Physiotherapie.
Nur beschränkt sind Studien zur prognostischen Aussagekraft von Eignungstests auffindbar
und keine im Bereich der Physiotherapie. Aus den 90-iger Jahren ist eine Metaanalyse von
Schmitt & Hunter zur prognostischen Aussagekraft von Testitems auffindbar. Die Autoren
folgern, dass für alle Berufsbereiche die Resultate von kognitiven Tests und Arbeitsproben,
und einzig dieselbigen, hohe Voraussagen bezüglich Ausbildungs- und Berufserfolg
ermöglichen (r = .7). (Schmitt, F.L. & Hunter, J.E. 1981).
In Nordamerika wird lange Zeit der Vergleichswert des vorgängigen Ausbildungsabschlusses
(Grade Point Average, GPA) als einziger zuverlässiger Voraussagewert für folgende kognitive und
nicht-kognitive Leistungen gesehen. (Kulatunga-Moruzi, C, & Norman, G.R, 2002)
Schuler hält 1996 aufgrund eigener Untersuchung eines zielgruppenspezifisch konstruierten
Verfahrens für Ingenieure und Industriewissenschaftler als valide Voraussagen für
Leistungskriterien fest: „Insgesamt höher als erwartet war die Bedeutung sozialer
Kompetenzen für den Berufserfolg“ (Schuler H. 1996)
Auffindbar ist ein rechter Schatz an Untersuchungen bezüglich der Eignungsdiagnostik
mittels Assessment Center. Diese ermöglichen eine gute Übersicht und Grundlage zur
Durchführung und weiteren Entwicklung multimodaler Berufseignungsverfahren. Thornton
untersucht 1987 in einer Metaanalyse alle verfügbaren Resultate zur Prognostischen
Validität von Assessment Center. Aus 50 Untersuchungen finden sie einen durchschnittliche
Voraussagekoeffizienten bezüglich der beruflichen Leistung von r = .37 (-.25 - .74) (Thornton et
al, 1987)
15
In einer neueren Untersuchung gelingt es Eva, K.W. et al eine hohe Voraussagevalidität für
klinische Leistungen zu erzielen. In dieser Studie werden die Resultate von 45 Studierenden
der McMaster University, in Hamilton Canada an der „Multiple Mini-Interviews“ genannten
Zulassungsprüfung (Eva, K.W, 2004a) mit den Leistungen in vorklinischen, klinischen
Prüfungen (Objective structured clinical Exams/OSCE) verglichen. Mit einer Voraussagekraft
von r = .32 (oder Standardized Coefficient β = .44) „… the MMI clearly outperformed each of
the traditional admissions protocols.“ (Eva, K.W, 2004b)
16
2 Eintrittskompetenzen geleitetes Anforderungsprofi ls für die
‚Studierende Physiotherapie’
2.1 Vorgehensweise
2.2 Sammlung der Anforderungsattribute und Zuordnun g zu
Kompetenzfeldern
a. Umfrage Physiotherapieschule Bern
b. Recherche Internet
c. Gewichtung der einzelnen Zulassungskriterien
2.3 Definieren des Anforderungsprofils ‚Studierende Physiotherapie’
2.4 Operationalisieren zu Eintrittskompetenzen
2.1 Vorgehensweise
Obwohl seit Jahren in den Physiotherapieschulen Bern Eignungsabklärungen als
Zulassungsprüfung durchgeführt werden, ist kein ausformuliertes Anforderungsprofil
vorhanden.
Um zu der Zusammenstellung der idealtypischen Eigenschaften zu kommen, wurde daher im
Januar 2005 eine Umfrage in der Physiotherapieschule Bern und eine Internetrecherche bei
deutschsprachigen Organen (Schulen, Verband, Berufsberatungen, Schweiz, z.T. auch
Deutschland und Österreich) durchgeführt. Die so zusammengetragenen Attribute wurden
womöglich zu Überbegriffen und entsprechend der Häufigkeit ihrer Nennung geordnet.
Eine Zuordnung zu dem jeweils am besten geeigneten Kompetenzfeld wird dargestellt.
2.2 Sammlung der Anforderungsattribute und Zuordnun g zu
Kompetenzfeldern
Im Bildungsbereich ist es heute üblich das Outcome eines Studienganges als Kompetenzen
zu formulieren. Kompetenzen orientieren sich an der Fähigkeit, in einer berufsspezifischen
Rolle für den Beruf typische Situationen meistern zu können.
In den Empfehlungen und Best Practice zur Konzeption gestufter Studiengänge (KFH, 2004)
wird darauf verwiesen, bei der Curriculumsgestaltung angemessen auf die
Eintrittskompetenzen der jeweiligen Studierenden aufzubauen. Folgende vier
Kompetenzfelder werden bei der Sammlung der Attribute für das Anforderungsprofil
verwendet:
17
Selbstkompetenz Die Fähigkeit die eigene Person als Werkzeug in die
berufliche Tätigkeit einzubringen
Fachkompetenz Die Fähigkeit verschiedene Arten von Wissen und kognitiven
Fähigkeiten im beruflichen Kontext anzuwenden
Methodenkompetenz Die Fähigkeit Fachwissen geplant und zielgerichtet bei der
Lösung von Aufgaben einzusetzen.
Sozialkompetenz Fähigkeit Beziehungen im beruflichen Umfeld bewusst zu
gestalten
(Konferenz der Fachhochschulen der Schweiz, 2004)
Als Schwierigkeit dieses Modells ist zu beachten, dass die vier Kompetenzfelder trotz
eindeutiger Definition nicht trennscharf gegeneinander abgegrenzt werden können. Die
Fähigkeit, eine konkrete berufliche Situation zu meistern, kann auch nie auf ausschliesslich
einem einzigen Kompetenzfeld entstammende Teilkompetenzen zurückgeführt werden. Dies
sei an folgendem Beispiel erläutert:
Eine Physiotherapie Studentin muss über eine hohe Berufsmotivation verfügen.
Kenntnisse über das Berufsfeld, als Voraussetzung für eine gesunde Berufsmotivation,
wird später im Feld der Fachkompetenz dargestellt, da das Wissen um die Inhalte des
Berufes, die Vielfalt der späteren Tätigkeitsfelder, das Spektrum der zu lernenden
Behandlungstechniken, etc. eine wichtige Grundlage, für eine fundierte Motivation diesen
Beruf erlernen zu wollen, ausmachen.
Gleichzeitig braucht es, in den Feldern der Selbst- und Methodenkompetenzen, auch
die Fähigkeit, sich selbstkritisch zu reflektieren, zu realisieren, worin die eigenen Stärken
und Limiten für diese Tätigkeiten bestehen, um eine Lernmotivation auch auf längere Frist
aufrecht erhalten zu können. Und letztlich bliebe die ganze Berufsmotivation auch reiner
Selbstzweck, wenn sie sich nicht als spezifisches professionelles Verhalten dem
zukünftigen Patienten gegenüber auswirkte. Jede gezielte, erfolgreiche Interaktion mit
dem Gegenüber basiert ihrerseits auf einem Anteil gesunder Sozialkompetenz.
So liessen sich wohl die meisten berufstypischen Tätigkeiten hinsichtlich unterschiedlich
starker Anteile aus den vier Kompetenzfeldern aufschlüsseln, deren Ausprägungen ihrerseits
durch verschiedene Grössen wie die Anforderung aus der Situation, Eigenschaften der
Person, Eigenschaften des Interaktionspartners etc. determiniert werden.
18
Die Kompetenzfelder stellen sich unscharf abgegrenzt und überlappend dar.
Sozialkompetenz nimmt in Interaktionssituationen eine Sonderstellung ein und wird
verschiedentlich als „Schlüssel zum Erfolg“ betrachtet.
Diese Überlegungen stützten die Praxis, bei der Zulassungsprüfung nicht die Summe des
Abschneidens innerhalb der einzelnen Kompetenzfelder, sondern das „Lösen der
berufsrelevanten Aufgabe integral zu bewerten. Auf weitere mögliche Implikationen aus der
Systematik der einzelnen Kompetenzfelder wird nach dem Erstellen des Anforderungsprofils
daher nicht mehr weiter eingegangen.
a. Umfrage Physiotherapieschule Bern
Bei der Umfrage im Januar 2005 wurden die Schulteammitglieder und die, an der
Zulassungsprüfung des vorangegangenen Jahres beteiligten, schulexternen Experten
gebeten, die 5 ihrer Meinung nach wichtigsten Eigenschaften von Bewerberinnen aufzulisten
(n=16). Die so entstandene Auflistung wurde nach Häufigkeit ausgewertet, wobei Synonyme
oder sehr ähnliche Begriffe jeweils zu einem Überbegriff geordnet wurden. (s. Anhang 1)
Folgende Attribute werden bei dieser Umfrage am häufigsten genannt (≥ 3 Nennungen): Praktisches Geschick, Bewegungsgefühl, körperliche Leistungsfähigkeit, Psychische
Belastbarkeit, Medizinisch-naturwissenschaftliches Interesse, Berufsmotivation,
Analysefähigkeit, Problemlösefähigkeit, Transferieren können, Geduld, Ausdauer und
Kommunikationsfähigkeit. Daneben werden verschiedene Charaktereigenschaften
aufgeführt, wie Flexibilität, Toleranz, Verantwortungsbewusstsein, Sorgfalt…
b. Internetrecherche Januar 2005
Die Recherche (Januar 2005) umfasst alle Homepages der Schweizer
Physiotherapieschulen, einiger verfügbarer Deutschen und Österreichischer Schulen, des
Schweizerischen Physiotherapie Berufsverbandes, des Physiotherapie Weltverbandes,
sowie die Berufsinformationsseiten der kantonalen Berufsinformationszentralen und die
Angaben des Schweizerischen Roten Kreuzes, als die Ausbildung reglementierende
Behörde.
Die gesammelten Wunscheigenschaften wurden aufgelistet, und wo möglich wiederum zu
Synonymen geordnet. Es ist anzumerken, dass die Eigenschaften in den verschiedenen
Quellen sehr unterschiedlich dargestellt wurden. Teilweise mussten sie aus Freitext
herausgelesen werden, oft waren kurze Listen vorhanden, in einzelnen Fällen, mussten sie
aus dem Beschrieb der Zulassungsprüfungen generiert, oder aus dem dargestellten
Outcome der Ausbildung rückgeschlossen werden. (s. Anhang 2)
19
Folgende Attribute werden bei dieser Recherche am häufigsten genannt (≥ 6 Nennungen):
Praktisches Geschick, Bewegungsgefühl, körperliche Leistungsfähigkeit, Psychische
Belastbarkeit, Medizinisch-naturwissenschaftliches Interesse, Analysefähigkeit, Geduld und
Ausdauer im Umgang mit dem Menschen, Kommunikationsfähigkeit und Teamgeist.
c. Gewichtung der einzelnen Zulassungskriterien
Beim aktuellen Zulassungsverfahren wurde die Gewichtung der einzelnen
Zulassungskriterien nicht weiter differenziert. Bei der Konstruktion der Prüfungsteile wurden
die Kriterien mittels Zuordnungsmatrix (s. Abs. 3.2) verteilt. Das Gewicht des einzelnen
Kriteriums entstand so relativ zu seinem Anteil im entsprechenden Prüfungsteil – resp.
bezogen auf die Bedeutung in der entsprechenden Prüfungssituation.
Eine genauere Vorgabe für die Gewichtung kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht dargestellt
werden. Das Hauptkriterium zur Gewichtung der einzelnen Kompetenzen, nämlich deren
effektive prognostische Validität für den Lernerfolg, wie auch für den späteren beruflichen
Erfolg, ist weitgehend unbekannt. Einerseits müsste detailliert beschrieben werden, woran
sich der spätere berufliche Erfolg messen lässt, und andererseits ist ebenfalls noch
ungeklärt, wie stark bei der individuellen Entwicklung stabile Persönlichkeitsmerkmale (an
der Zulassungsprüfung erfassbare) neben anderen Elementen, wie Ereignissen während der
Ausbildungszeit (Aspekte des Persönlichen Umfelds, Lernmotivation, Einschneidende
Lebensereignisse, …) auf die individuelle Lernbiografie prägend wirken.
Als weit herum akzeptierte Meinung gilt, dass für die meisten beruflichen Felder die gängigen
Intelligenztests eine solide prognostische Aussage zulassen. (Schmidt F.L. & Hunter, J.E. 1981)
Dies lässt sich unter anderem dadurch erklären, dass das Vorhandensein sowohl
‚Intellektueller Aspekte, wie auch praktischer und sozialer Intelligenz für die Genese
sozialkompetenten Verhaltens, eine Voraussetzung darstellt. (Greenspan S.I. & Gransfield, J.M.
1992). Jede Anforderungssituation muss hinsichtlich des Bedarfs an sozialkompetentem
Verhaltens zuerst erkannt und analysiert werden. Dies stellt grossteils eine generell aus
Intelligenz ableitbare perzeptiv-kognitive Leistung dar. (s. auch Abs. 4.1)
Weiter Einflüsse auf die Gestaltung der Zulassungsprüfung:
� Es müssen diejenigen Bewerberinnen identifiziert werden können, welche
insbesondere im Bereich der nicht-kognitiven Fähigkeiten nicht für den Beruf
geeignet sind, oder die den, für den erfolgreichen Ausbildungsabschluss benötigten
20
Anforderungen nicht genügen. Anforderungen im Bereich der kognitiven Vorbildung
spielen nicht die Hauptrolle, da davon ausgegangen werden kann, dass diesem
Aspekt durch die formalen Kriterien zur Zulassung an die Fachhochschule genüge
getan wird. (Mit der Einschränkung, dass ein gewisses Vorwissen im Bereich
Biologie, Chemie und Physik bei Ausbildungsbeginn vorausgesetzt wird.)
� Die Kriterien müssen so formuliert sein, dass eine den Bedürfnissen des
Arbeitsmarktes entsprechende Vielfalt von Persönlichkeiten die Ausbildungsstätte
verlassen. Daraus folgert sich für die Beurteilung einerseits Pflichtdimensionen, aber
andererseits auch Dimensionen, welche untereinander kompensatorisch gewertet
werden können, genau zu definieren. Es muss transparent dargestellt sein, in
welchen Leistungsbereichen Defizite durch überdurchschnittliches Abschneiden in
einem andern Leistungsbereich kompensiert werden können. So könnte zum Beispiel
die Haltung eingenommen werden, dass Defizite im Bereich der eigenen motorischen
Leistungsfähigkeit durch eine überdurchschnittliche Analysefähigkeit kompensiert
werden können.
Die Heterogenität der Persönlichkeiten wird hierbei als Motor für den
Weiterentwicklungsantrieb des Berufsstandes selbst betrachtet.
� Die Curriculumscharakteristik des Ausbildungsgangs prägt ihrerseits die Gewichtung
der Kriterien. Es sollen diejenigen Bewerberinnen bevorzugt werden, welche ihr
Potential im angebotenen Curriculum am besten entwickeln können. Im Beispiel der
Physiotherapieschule Bern, welche nach jüngster Curriculumsreform ‚Situiertes
Lernen’, mit hohen Anteilen selbst gesteuertem und kollaborativem Lernen als
Kernsätze im didaktischen Konzept aufführt, erhalten Team- und
Kommunikationsfähigkeiten (Sozialkompetenz), Analyse-, Problemlöse- und
Organisationsfähigkeit (Methodenkompetenz) als auch psychisch-emotionale
Belastbarkeit (Selbstkompetenz) ihre besondere Prägung.
� Wichtige Persönlichkeitsmerkmale, die sich schlecht durch das Lernangebot
beeinflussen lassen, worunter z.B. die unter dem Begriff „the Big Five“ aktuell
diskutierten, als stabil betrachtete Persönlichkeitsmerkmale gezählt werden können
(Extraversion, Emotionale Stabilität, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Offenheit für
Erfahrungen), müssen besonders differenziert gewichtet werden. (Goldberg L.R. 1993,
Schallberger, U. Venez, M. 1999)
21
2.3 Anforderungsprofil „Studierende Physiotherapie“
Aus der Synthese der beiden dargestellten Datenerhebungen entsteht folgendes
Anforderungsprofil für die Physiotherapiestudierenden an der Physiotherapieschule Bern:
Dimension Kompetenzfeld
Praktisches Geschick
Bewegungsgefühl/ Motorische Leistungsfähigkeit
Psychische Belastbarkeit
Selbstkompetenzen
Medizinisches und naturwissenschaftliches Interesse
Kenntnisse Berufsbild/Berufsmotivation
Fachkompetenzen
Analyse- und Problemlösefähigkeit
Lernfähigkeit / Auffassungsvermögen
Planungs- u. Organisationsfähigkeit
Beobachtungsfähigkeit
Methodenkompetenzen
Interesse an der Arbeit mit Menschen (Geduld, Ausdauer, Freude) Kommunikationsfähigkeit (Kontakt-/Ausdrucksfähigkeit) Teamfähigkeit (Einfühlungs-, Durchsetzungsvermögen)
Sozialkompetenzen
Tabelle 1: Anforderungsprofil „Studierende Physiotherapie“ Die hier gemachte Zuordnung zu den Kompetenzfeldern ist nicht eindeutig. Je nach
Betrachtungsweise kann zum Beispiel die Dimension „Beobachtungsfähigkeit“ als
Selbstkompetenz empfunden werden. Das in der Physiotherapie verwendete
Handlungswissen um das methodisch strukturierte Beobachten, zwecks analytischer
Auswertung von Bewegungsvarianten, spricht jedoch bereits für die Zuordnung ins Feld der
Methodenkompetenz.
2.4 Operationalisieren zu Eintrittskompetenzen
Um die Zuordnung der zu prüfenden Dimensionen auf entsprechende Prüfungssituationen
vorzunehmen, muss diese entsprechend dem verwendeten Referenzrahmen (hier
Berufstätigkeit und Ausbildung) operationalisiert werden. (z.B. Praktisches Geschick �
…kann die Spannungsunterschiede in einem Muskelbauch fühlen/palpieren). Davon
22
ausgehend lassen sich dann die relevanten Indikatoren zur Messung des kritischen
Merkmals innerhalb der Prüfungsaufgaben ableiten. (Reuschenbach, B, 2004)
Dimension Während Ausbildungsverlauf Grundlage für:
Während Berufstätigkeit Grundlage für:
Praktisches Geschick
*Sensomotorischen Lernprozess *Palpierend wahrnehmen *Manuelle Techniken erwerben *Taktile Patientenführung erlernen *Hilfestellungen geben *Bewegungsfazilitation durchführen. *Gerätemanipulation erlernen
*Angenehm berühren *Manuelle Techniken effektiv anwenden *Taktil Signale und Hilfestellungen geben *Geräte bedienen *Sensomotorischen Lernprozess des Patienten fazilitieren
Bewegungsgefühl/ Motorische Leistungsfähigkeit
*Bewegungserfahrung als Grundlage für Fremdwahr-nehmung einsetzen *Physische Anfangsbelastung in Lernumfeld Praxis ertragen *Eigene Haltungsergonomie wahrnehmen können
*Eigene Belastung beim Mobilisieren gelähmter Patienten in teilweise unergonomischen Körperpositionen bewältigen *Zur Problemanalyse (z.B. Imitieren von Hink-mechanismen) und als Ressource für Übungsentwicklung
Psychische Belastbarkeit
*Verantwortung für eigene Abgrenzung übernehmen *Therapeutische Beziehung auch zu Patienten mit starken Schmerzen, oder in terminalen Situationen ertragen *Umgang mit physischer Nähe *Früh Verantwortung übernehmen können, auch in Situationen ohne Gewissheit der eigenen Kompetenz
*Umgang mit Schmerzpatienten und chronisch Kranken aushalten (Z.B. fordernde Patienten, minimaler Therapieeffekt.) *Knappe Zeit für Beziehungspflege ertragen und Reflektion von Übertragungen durchführen
Kenntnisse Berufsbild/ Berufsmotivation
*Sich mit allen verschiedenen Tätigkeitsfelder der Physiotherapie auseinandersetzen *Bedeutung der verschiedenen Unterrichtsangebote abschätzen können
*Qualität im therapeutischen Handeln kontinuierlich überprüfen. *Aktive Teilnahme an der Weiterentwicklung des Berufsfeldes
Medizinisches u. Naturwissenschaftliches Interesse
*Wissensgrundlagen für den Erwerb fachspezifischer Ausbildungsinhalte anwenden *Lernmotivation zum Erwerb von Fachwissen im Bereich Medizin- und Sozialwissenschaften
*Fachwissen in neuen Fragestellungen anwenden und weiterentwickeln. *Motivation für lebenslange Lernbereitschaft
Analyse- und Problemlösefähigkeit
*Analyse der zukünftigen Rollenanforderungen *Erkennen des Lernbedarfs *Patientenanalysen durchführen *Therapeutische Entscheidungsprozess verstehen
*Entscheidungsschritte in der Befundaufnahme, Analyse und Behandlungsplanung fällen *Behandlung rationell durchführen *Erkennen von eigenem Weiterbildungsbedarf
23
Lernfähigkeit / Auffassungsvermögen
*Komplexe Gegenstände verarbeiten *Gute Selbststeuerung *Flexible Auffassungsgabe als Basis kollaborativen Lernens *Verschiedene Lernfelder Differenzieren können
*Erkennen, Erwerben und differenzieren von klinischen Mustern *Soziale Anforderungen in verschiedenen Berufssituationen erkennen *Kontinuierliche Weiterbildung *Karriereentwicklung
Planungs- und Organisationsfähigkeit
*Arbeitsabläufe planen und organisieren *Reflektion des Lernfortschritts *Steuerung des eigenen Lernprozesses
*Tagesablauf strukturieren *Praxisablauf organisieren *Ressourcen gezielt einbeziehen
Beobachtungsfähigkeit
Erkennen von Kriterien vorgezeigter Techniken Erkennen von Bewegungs-verhalten, -varianten und Ausweichbewegungen. Differenzieren von Haut- resp. Gewebebeschaffen-heit. Dreidimensionale Vorstellung anatomischer und biomechanischer Zusammenhänge.
Erkennen und Beurteilen können von Bewegungsverhalten Erkennen von klinischen Zeichen verschiedener Art (Blässe, Schwellungen, Strukturveränderung, …)
Interesse an der Arbeit mit Menschen (Geduld, Ausdauer, Freude)
*Kooperation in Lerngruppen *Meinungsverschiedenheit als Lernpotential nutzen *Feedback und Kritik umsetzen *Konstruktives Feedback geben
*Professionelles Verhalten auch bei schwierigen Patienten
Kommunikationsfähigkeit (Kontakt-/Ausdrucksfähigkeit)
*Lernbedürfnisse ausdrücken *Erarbeitete Gegenstände prägnant darstellen *Aktiv zuhören und Wesentliches erfassen *Konflikten angehen *Patientenanalysen darstellen.
*Auf Patienten mit unterschiedlichen Werten und Motivationen zugehen können *Klare Zielabsprache und Behandlungsvereinbarung treffen *Patient zu Lernprozess anleiten *Verbale und nonverbale Zeichen wahrnehmen *Dem Patienten genau zuhören
Teamfähigkeit (Einfühlungs-, Durchsetzungsvermögen)
*Aktive Rolle in Lerngruppen *Anpassungs- und Durchsetzungsfähigkeit in verschiedenen Teamkulturen *Führungsverantwortung gegenüber dem Patient übernehmen. *Empathie und Wertschätzung zeigen
*Verantwortung gegenüber dem Patienten wahrnehmen *Motivieren, im Respekt eigene Motive *Arbeit im interprofes-sionellen Team. *Übergaben, Infobeschaffung, Interessensvertretung
Tabelle 2: Operationalisieren des Anforderungsprofils „Studierende Physiotherapie“
24
3 Darstellen der Überprüfung der geforderten
Eintrittskompetenzen innerhalb der zweiteiligen
Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern, mi t
speziellem Focus auf das Prüfen der Sozialkompetenz en
3.1 Kompetenzen geleitetes Gestalten der Zulassungs prüfung
3.2 Zuordnungsmatrix Kompetenzen/Prüfungsteile
3.3 Aufgaben, Kriterien und Kompetenzen
3.1 Kompetenzen geleitetes Gestalten der Zulassungs prüfung
Kompetenzen geleitetes Gestalten der Zulassungsprüfung meint, dass sich die Konstruktion
der einzelnen prototypischen Prüfungsaufgaben auf die aus dem Anforderungsprofil
operationalisierten Dimensionen ausrichtet. Eine mögliche Anwendung davon sei am
Beispiel der Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern dargestellt:
Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern
Die Operationalisierung des Anforderungsprofils zu Kompetenzen ermöglicht nun, die
einzelne Prüfungsaufgabe so zu konstruieren, dass beim Lösen der Aufgabe jenes Verhalten
beurteilt wird, welches Rückschlüsse auf die formulierten Kompetenzen zulässt. Da
Verhalten immer einen stark situationsspezifischen Charakter hat (Duncan-Hewitt, W.C, 1996)
und Leistungen in einer bestimmten Situation nicht auf Leistungen in einem
unterschiedlichen Kontext schliessen lassen, ist es anstrebenswert, die Prüfungssituationen
mit grosser Ähnlichkeit zur Ausbildungssituation, rsp. Situation im Berufsfeld (für welche die
Kompetenz ursprünglich formuliert wurde) zu gestalten. (Eva, K.W. et al, 1998; Eva, K.W,
2003)
Das Testdesign der Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern weist einen
multimodalen Charakter auf. Dies entspricht der Forderung zur Beurteilung „weicher“
Kriterien im Rahmen der Berufseignungsdiagnostik (Schuler, H. & Schmitt, N. 1987 Runde, B. 2001).
In zwei Teilen werden insgesamt 10 verschiedene Tests durchgeführt.
Teil 1: Ausschlussverfahren - Prüfen kognitiver und visuell er Fähigkeiten
Durch den ersten Teil der Zulassungsprüfung wird die grosse Flut der Bewerberinnen auf
eine, mit den für Teil 2 zur Verfügung stehenden Ressourcen bewältigbare Anzahl reduziert.
25
Als Ausschlusskriterium wird ein schlechtes Abschneiden im Bereich der kognitiv –
intellektuellen (inkl. visuell-diskriminativen) Fähigkeiten verwendet. Nebst der einfachen
zeitgleichen Durchführbarkeit der dazu notwendigen Testinstrumente an einer hohen
Bewerberinnenzahl, bildet eine weitere Grundlage für die Verwendung dieser kognitiven
Tests im Ausschlussverfahren, deren anerkannte prognostische Aussagekraft für die
Ausbildungsleistung im kognitiven Bereich.
Der Test wurde Im Januar 2005 an 193 Bewerberinnen in zwei Gruppen (vormittags und
nachmittags) durchgeführt. Er umfasst 6 Unterteile zu den Charakteristiken visuelles
Differenzieren- dynamisch und statisch, räumliches Vorstellungsvermögen,
Informationsverarbeitung - Text und Diagramme und allgemeine intellektuelle Fähigkeiten)
Für den 2. Teil werden 120 Bewerberinnen aufgeboten. Das Gesamtresultat aus dem 1. Teil
fliesst mit dem Gewicht eines einzelnen Prüfungspostens im 2. Teil in der Gesamtwertung für
die Selektion mit ein.
Teil 2: Einschlussverfahren – Prüfen mündlich-prakt ischer Kompetenzen
Der 2. Teil der Zulassungsprüfung besteht aus 2 Einzelprüfungen (Einzelgespräch,
Rollenspiel) und 2 Kleingruppenprüfungen (Bewegungsausdruck, Bewegungskoordination)
Er ähnelt in seiner Struktur einem Assessment-Center, bekannt im Bereich der Wirtschaft für
die Selektion von Führungspersönlichkeiten. (Neidig, R.D. & Neidig, P.J. 1984, Neubauer R, 2001, )
Beim Assessment-Center werden Kandidatengruppen von verschiedenen Experten (jeweils
2 pro Aufgabe) beim Lösen verschiedener für den Beruf repräsentativen Aufgaben
beobachtet.
Im 2. Teil der Prüfung trifft dies in verschiedener Hinsicht zu. Die Kandidatinnen absolvieren
die Prüfung teils einzeln, teils in Kleingruppen. Die gewünschten Kompetenzen sind in
verschiedenen Aufgaben verpackt und werden von verschiedenen Beurteilern (insgesamt 8)
nach definierten Kriterien bewertet. Dadurch entsteht ein repräsentatives Bild der
Kompetenzen einer Kandidatin.
3.2 Zuordungsmatrix
Mit dem Erstellen einer Zuordnungsmatrix (Schuler H. 1996) wird es möglich aufzuzeigen, in
welcher Prüfungssituation welche Kompetenzen die Grundlage der Beobachtung darstellen.
Das Erstellen dieser Matrix empfiehlt sich insbesondere um die verschiedenen
Beurteilungsdimensionen innerhalb der verschiedenen Prüfungsteilen untereinander zu
harmonisieren.
Wie bereits früher ausgeführt, ist die strenge Zuordnung der grundlegenden Fähigkeiten zur
Bewältigung einer Problemlösesituation in die vier eingangs beschriebenen Kompetenzfelder
nicht eindimensional möglich. Die gezeigte Leistung basiert immer auf zusätzlichen Anteilen
26
aus andern Kompetenzfeldern. Sie ist überdies sowohl von den Kontextfaktoren der
Situation, wie auch von der Persönlichkeit der zu prüfenden Person und allenfalls weiteren
Interaktionspartnern abhängig. Daher wird die Wertung der prototypischen Situationen und
nicht die, der auf die Kompetenzen zugeordneten Quersummen, als Grundlage für den
Zulassungsentscheid verwendet.
Examensteil 1
Ana
lyse
- u.
P
robl
.löse
n
Lern
-fä
higk
eit
Pla
n. O
rg.
Beo
bach
Inte
ress
e M
ensc
h
Kom
mun
i
Tea
m
Med
NW
Ber
ufsb
ild
Man
uell
Bew
eg
Psy
ch. B
e-
last
bark
eit
Vis. Diskrimi-
nieren, dyn.
Vis. Diskrimi-
nieren, statisch
Infoverarbeitung
Text
Räuml.Vorstel-
lungsvermögen
Infoverarbeitung
Garfiken/Diagr.
Allg. kognitive
Fähigkeiten
Examensteil 2
Einzelgespräch
Rollenspiel
praktisch
Bewegungs-
koordination
Bewegungs-
ausdruck
Tabelle 3: Zuordnungsmatrix Prüfungsposten/Kompetenzen;
27
3.3 Aufgaben, Kriterien und Kompetenzen
Im Folgenden werden die einzelnen Tests, die Beurteilungskriterien und deren
Kompetenzbezug kurz dargestellt. Die Dimensionen aus dem Feld Sozialkompetenz werden
im 2. Teil der Arbeit ausführlich diskutiert. Es wird an entsprechenden Stellen jeweils darauf
verwiesen.
Teil 1 - kognitiv - visuell
Die sechs Teilaufgaben im Teil 1 der Zulassungsprüfung sind alle als MC Aufgaben
konzipiert. Die Antwort ist jeweils eindeutig richtig oder falsch. Die Lösungszeit der einzelnen
Unterteile ist limitiert, so dass die erreichte Leistung über die Leistungsgeschwindigkeit
mitdefiniert ist. Kriterien bei allen Tests sind die Anzahl der richtigen Antworten.
Visuelles Diskriminieren, dynamisch
Mehrer Aufgaben, per Videoprojektion präsentiert. Pro Aufgabe müssen fünf Aussagen zu
einem Bewegungsablauf, oder zu zwei unterschiedlichen Bewegungsdurchführungen mit
richtig/falsch zu bewertet werden.
Kritische Kompetenzen: Beobachtungsfähigkeit
Visuelles Diskriminieren, statisch
Strukturmuster (Morphologische Bilder) werden vorgegeben, daneben stehen fünf
mögliche Teilausschnitte zur Ausweil. Einer davon entstammt der Vorlage.
Kritische Kompetenzen: Beobachtungsfähigkeit und Analyse- /Problemlösungsfähigkeit
.
Räumliches Vorstellungsvermögen
Objekte in einem Plexiglaswürfel sind von einer Seite betrachtet abgebildet. Es muss
herausgefunden werden, aus welcher Perspektive (von rechts, links, oben, unten oder
hinten) eine zweite Abbildung fotografiert wurde wird.
Kritische Kompetenzen: Beobachtungsfähigkeit und Analyse- /Problemlösungsfähigkeit
Informationsverarbeitung - Text
Aussagen zu Texten über Themen im Medizinisch- Naturwissenschaftlichen Bereich als
richtig oder falsch beurteilen.
Kritische Kompetenzen: Analyse- /Problemlösungsfähigkeit, Lernfähigkeit und Medizinisch-
Naturwissenschaftliches Interesse
28
Infoverarbeitung - Grafiken und Diagramme
Aussagen zu Grafiken und Tabellen als richtig oder falsch beurteilen.
Kritische Kompetenzen: Beobachtungsfähigkeit und Analyse- /Problemlösungsfähigkeit,
Lernfähigkeit und Medizinisch-Naturwissenschaftliches Interesse
Allgemeine kognitive Fähigkeiten
Testteil aus kommerziellem Intelligenztest
Kritische Kompetenzen: Analyse- /Problemlösungsfähigkeit, Lernfähigkeit und
Planungsfähigkeit
Teil 2 – mündlich - praktisch
Für die vier einzelnen Aufgaben im Teil 2 der Zulassungsprüfung ist der Schritt der
Operationalisierung besonders wichtig. Erst dadurch wird ermöglicht, die Prüfungsaufgabe
für die jeweils zu prüfenden Kompetenzen exakt den Anforderungen entsprechend zu
konstruieren., die aus Berufs- oder Ausbildungssituationen entstehen.
Einzelgespräch – Mulitmodales Interview
Im Einzelgespräch wird jede Bewerberin von einem Physiotherapeuten und einer
Psychologin mit Weiterbildung zur Berufs- und Laufbahnberaterin gemeinsam interviewt.
Als Gesprächsform wird eine Annäherung an die Form des Multimodalen Interviews
gewählt. (Runde B. 2001, Schuler H. 2002). Dabei geht es darum, in einem standardisierten
Ablauf verschiedene Modalitäten zur Beurteilung der Kandidaten kombiniert einzusetzen.
Gesprächsablauf: Die Kandidatin wird nach einer kurzen Information über den
Prüfungsablauf gebeten, sich im Sinne der eigenen Eignung für den Beruf kurz
vorzustellen. Hierzu folgen einige Fragen zu den Modalitäten und Reflektion der
Berufswahl. Dabei können situativ offene Fragen aus dem Bewerbungsdossier gestellt
werden.
Es folgt eine biografische Frage zur Thematik „Belastendes Lebensereignis“. Anhand der
Reflektion über eine belastende Lebenssituation wird die reife Prädisposition zum Umgang
mit psychischer Belastung beurteilt. Dies aus der Überzeugung, dass ein bewusster
Umgang mit psychischer Belastung das Bewältigen von Belastungssituationen
wahrscheinlicher macht als oberflächliches Verdrängen.
Als dritter Abschnitt erfolgt im Sinne der Crittical Incident Methodik (Flanagan, J.C. 1954, Fivars,
G. 1973) die Präsentation einer typischen, physiotherapeutischen Problemsituation, welche
durch eine Störung im therapeutischen Klima geprägt ist. Die Bewerberin wird aufgefordert
hierzu darzustellen, wie sie vorgehen würde und wie sich die Situation entwickeln könnte.
29
Kritische Kompetenzen: Interesse an der Arbeit mit Menschen, Kommunikationsfähigkeit,
Teamfähigkeit, Berufsmotivation (-Kenntnisse Berufsbild) und psychische Belastbarkeit
Beurteilungskriterien:
G1: Darstellen Berufswahl ; G2: Reflektion der eigenen Berufseignung; G3: Psychische
Belastbarkeit – Reflexionsfähigkeit; G4: Psychische Belastbarkeit – Umsetzen von
Lösungen; G5: Durchsetzungsvermögen (Vertreten eigener Ziele) G6: Einfühlungsvermögen
(Offenheit für andere Standpunkte) G7: Kommunikation; G8: Auftreten
Rollenspiel
Die Kandidatin erhält eine zweiteilige Aufgabe, die sie praktisch an einem simulierten
Patienten durchführen muss. Der erste Teil der Aufgabe besteht in der Aufforderung, am
Patienten eine praktische Manipulation (z.B. Bewegen sie den Ellbogen der Patientin in
allen möglichen Richtungen 10x durch) durchzuführen. Dabei wird insbesondere auf
manuell-taktile Kriterien geachtet. Beim zweiten Teil der Aufgabe kommt es zur Interaktion,
zwischen Kandidatin und simulierter Patientin. Diese zeigt ein Verhalten, welches eine
Intervention der Kandidatin im Sinne von „Führung übernehmen“ und „Geduld haben“
fordert. Der Test dauert 15 Minuten.
Kritische Kompetenzen: Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit (Führungsfähigkeit),
Interesse an der Arbeit mit Menschen, und manuelle Fähigkeiten
Beurteilungskriterien:
Ro1: Praktisches Geschick/Manuell-taktiler Kontakt; Ro2: Verbale
Ausdrucksfähigkeit/Kommunikation; Ro3: Führungs-/Durchsetzungsvermögen; Ro4: Geduld
und Ausdauer; Ro5 Selbstvertrauen
Bewegungskoordination
Dieser Test hat zwei Unterteile. Im ersten Teil besteht die Aufgabe darin, einen
Koordinationsparcours zu absolvieren. Im zweiten Teil geht es darum, eine vorgezeigte
Bewegungsfolge zu erlernen und danach selbständig zu reproduzieren. Nebst dem
sensomotorischen Leistungskriterium werden in diesem Test, welcher in Vierergruppen
absolviert wird, auch Dimensionen aus dem Bereich Sozialkompetenz beurteilt.
Der Test dauert 45 Minuten.
Kritische Kompetenzen: Sensomotorische Leistungsfähigkeit und Interesse an der Arbeit
mit Menschen
30
Beurteilungskriterien:
Ko1: Koordinationsfähigkeit; Ko2: Sensomotorische Lernfähigkeit; Ko3: Geduld und
Ausdauer; Ko4: Freude und Offenheit
Bewegungsausdruck
Dieser Test wird wiederum in der Vierergruppe absolviert. Die Teilnehmer lösen
verschiedene Aufgaben in Einzel-, Zweier und Viererformation.
Die Aufgaben haben verbale, und nonverbale Bewegungs-, Berührungs- und
Kommunikationsanfordernisse. Der Test dauert 45 Minuten
Kritische Kompetenzen: Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit (nonverbal), Interesse an
der Arbeit mit Menschen, Sensomotorische Leistungsfähigkeit und Manuelle Fähigkeiten
Beurteilungskriterien:
Ba1: Sorgfalt der Berührung; Ba2: Stellung in der Gruppe/Selbstbehauptung; Ba3:
Kreativität; Ba4: Ausdrucksfähigkeit (Körperlich, nonverbal) Ba5: Respekt und
Wertschätzung; Ba6: Konzentration, Präsenz; Ba7: Allgemeiner Eindruck
31
4 Eigungsvoraussetzung im Bereich Sozialkompetenz u nd
deren Überprüfung
4.1 Definition Sozialkompetenz
4.2 Sozialkompetenz - Bestimmungsfaktor der berufli chen Leistung
4.3 Überblick Prüfungsmethoden
4.4 Beurteilung der Sozialkompetenz innerhalb der
Zulassungsprüfung der Physiotherapieschule Bern
4.5 Analyse der Prüfungsresultate
Wie in allen Berufen, deren Kerntätigkeit auf der gezielten Interaktion mit Menschen in
Einzel- oder Gruppenform basiert, ist auch für die Physiotherapie die Sozialkompetenz ein
wichtiges, zu prüfendes Element im Eignungsprofil der Bewerberinnen. Dies umso mehr, als
die Grundlage zur Entwicklung von sozialkompetentem Verhalten in der Kindheit und Jugend
wesentlich geprägt wird (Weber, E. 1982), und insofern während der Berufsausbildung nur noch
beschränkt, vor allem hinsichtlich der berufstypischen Sozialisation beeinflusst werden kann.
Sozialkompetenz innerhalb einer Zulassungsprüfung objektiv und zuverlässig zu beurteilen,
stellt eine hohe Herausforderung an die Konzeption und die Durchführungsqualität des
Verfahrens dar. Diese wird zusätzlich anspruchsvoller, wenn nebst der qualitativen Aussage
zur Ausschlussselektion (‚Eignung – Nicht Eignung’) zusätzlich eine quantitative Aussage,
generiert wird, die für den Aufnahmeentscheid in eine Rangliste einfliesst. Dies ist
typischerweise in Situationen notwendig, in welchen mehr geeignete Bewerberinnen als
Ausbildungsplätze vorhanden sind, wie das in der Physiotherapieschule Bern seit Jahren der
Fall ist.
Um Sozialkompetenz valide prüfen zu können muss als erstes eine gründliche und explizite
Definition des zu prüfenden Konstruktes vorgenommen und ein Beschrieb der
berufsrelevanten Dimensionen aus diesem Konstrukt vorgelegt werden.
Für die Beurteilung wird das Augenmerk auf Merkmale mit beruflicher Relevanz als auch mit
einer einigermassen hohen anzunehmenden intrapersonellen Stabilität gelegt. Es muss
weiter plausibel dargestellt werden können, dass das Konstrukt als wesentlicher
Bestimmungsfaktor der beruflichen Leistung, im Kontext eines Ausbildungsbetriebes
32
inklusive Lernleistung, zu betrachtet ist. Dabei ist nebst dem Konstrukt auch die Leistung
selbst sorgfältig zu definieren. (Hacker H. et al, 1998)
4.1 Definition Sozialkompetenz
Grundsätzlich lassen sich für die Definition zwei unterschiedliche Ansätze unterscheiden.
Der ascriptive Zugang, welcher sich seitens des beobachtbaren, erfolgreichen,
sozialkompetenten Verhaltens in der relevanten Situation annähert, oder der theorie
basierte Zugang , welcher aus psychologisch-theoretischer Sicht das Konstrukt inklusive
seiner Genese definiert. Aus beiden Sichtweisen können wertvolle Folgerungen für die
vorliegende Fragestellung der Überprüfung von Sozialkompetenz) abgeleitet werden.
In vielen Berufsfeldern (Management, Führung, Berufe des Sozial- und Gesundheits-
wesens) wird Sozialkompetenz als Schlüssel zum beruflichen Erfolg verstanden.
Entsprechend der Breite der Verwendung des Konstruktes sind auch die jeweiligen
Definitionen uneinheitlich. Wird im allgemeinen Verständnis der Schwerpunkt eher im
Bereich Rücksichtsnahme und Erkennen der Bedürfnisse anderer verstanden, so sind im
Bereich Führung und Management ebenso sehr die Aspekte Durchsetzungsvermögen
(Assertivität) und Soziale Akzeptanz des eigenen Verhaltens gemeint. Auch die überall
gepriesene Teamorientierung und Teamfähigkeit bildet einen zentralen Aspekt der
Sozialkompetenz.
Aus der anzutreffenden Breite des Definitionsbereichs lässt sich schliessen, dass von einem
ascriptiven, auf Verhaltensbeobachtung basierendem Zugang her, Sozialkompetenz nicht ein
für alle Berufsfelder einheitliches Konstrukt ist, sondern ein sich der Dynamik der jeweiligen
beruflichen Sozialisation entsprechendes Potential darstellt, welches sowohl kognitive als
auch nicht kognitive Anteile in sich verbindet und durch ein reifes, erfolgreiches
professionelles Verhalten seinen Ausdruck findet.
Im psychologisch theoretischen Konstrukt kann Sozialkompetenz als ein als Oberbegriff
verwendet werden, welcher sich in den drei Dimensionen perzeptiv-kognitiver Bereich,
motivational-emotionaler Bereich, und behavioraler Bereich reflektiert. (Kanning, U.P, 2002)
33
Die drei Dimensionen sozialer Kompetenz
Perzeptiv-kognitiv Motivational-emotional Behavioral
Selbstaufmerksamkeit Emotionale Stabilität Extraversion
Personenwahrnehmung Prosozialität Durchsetzungsfähigkeit
Perspektivenübernahme Wertepluralismus Handlungsflexibilität
Kontrollüberzeugungen Kommunikationsfertigkeiten
Entscheidungsfreudigkeit Konfliktverhalten
Wissen Selbststeuerung
Tabelle 4: Dimensionen sozialer Kompetenz (Kanning, U.P, 2002)
Obige Darstellung beschreibt, dass nebst dem beobachtbaren, sozialkompetenten Verhalten
in der Interaktion auch Dimensionen aus den Feldern der Selbstkompetenzen
(Selbststeuerung, Emotionale Stabilität, Selbstaufmerksamkeit, Kontrollüberzeugungen,...),
der Fachkompetenz (Wertepluralismus, Wissen…) und der Methodenkompetenz
(Perspektivenübernahme…) Bausteine des Konstruktes Sozialkompetenz darstellen.
Dadurch wird eine theoretische Grundlage gegeben, bei der Auswahl der Kriterien zur
Beurteilung von Sozialkompetenz in der Prüfungssituation gezielt breit zu bleiben und als
Indikatoren mehr als nur reine Verhaltensäusserungen bei zu ziehen.
Wie Sozialkompetenz in der alltäglichen, interaktionsreichen Situation letztlich die Grundlage
für die Gestaltung und Steuerung des eigenen Verhaltens bildet, kann an dem von Kanning
vorgeschlagenen Regelkreismodell verdeutlicht werden.
Soziale Kompetenzen
perzeptiv-kognitiv perzeptiv-kognitiv
emotional-motivational
Behavioral
Emotional-motivational
Perzeptiv-kognitiv
Abbildung. 1: Regelkreismodell für die Genese sozialkompetenten Verhaltens (Kanning, U.P. 2002)
Situationsanalyse
Eigene Ansprüche Ziele d. .soz.
Umwelt
Analyse der verhaltensoptionen
Generierung von Optionen
Antizipation der Konsequenzen im Hinblick
auf
Eigene soziale Ziele Umwelt
Umsetzung des Verhaltens
Skills
Evaluation
Konsequenzen für
Eigene soziale Ziele Umwelt
34
4.2 Sozialkompetenz - Bestimmungsfaktor der beruflic hen Leistung
Nebst der allgemein akzeptierten Meinung, dass soziale Kompetenz generell für Personal in
Gesundheitsberufen wichtig sei, liegen verschiedene Arbeiten speziell zur Physiotherapie
vor:
� In einer Schwedischen Analyse der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Interaktion
zwischen Physiotherapeut und Patient wird resümiert: The expert PT’s believed that the
ability to activate patient’s own resources (=Motivationsfähigkeit) depended largely on the
interaction between Patients and PTs. Here, the therapeutic role of PTs and the ability to
show empathy, respect, warmth, really listening and being sensitive and intuitive in a
positive encounter, were seen as important. The quality of the interaction had a great effect
on patient outcome. (Gyllensten, L.A. et al. 1999)
� Dies geht einher mit dem Fazit aus der Erhebung von Baumgartner C. welche mittels
Umfrage bei Schweizer Patienten, Ärzten und Physiotherapeuten (n = 207) die subjektive
Gewichtung derjenigen Faktoren erhebt, die bewirken, dass ein Physiotherapeut als gut
empfunden wird. Die drei befragten Gruppen beschreiben einheitlich und in
übereinstimmender Reihenfolge nebst der fachlichen Kompetenz den ‚sympathischen
Umgang mit dem Patienten, Einfühlungsvermögen und Geduld, Angepasste
Patientenaufklärung bezüglich Ziel und Vorgehen, sowie Interesse und Engagement für
den Erfolg der Therapie als die wichtigsten Kriterien. (Baumgartner, C. 1996)
Wichtiger als die subjektive Einschätzung der Bedeutung sozial-kommunikativer Elemente
der Behandlung, wäre aber der Nachweis effektiver Unterschiede im Behandlungsoutcome
bei Therapeuten mit mehr oder weniger ausgeprägten sozialen Kompetenzen zu erheben.
� Ein Ansatz dazu findet sich bei Bie de, R, welcher im Rahmen einer RCT- Studie die
aspezifischen Effekte einer physiotherapeutischen Behandlung evaluiert, indem er eine
Ultraschallbehandlung resp. eine Placebo-Ultraschallbehandlung mit einer Kontrollgruppe
vergleicht. Er folgert aus seinen Resultaten, in welchen bei der Placebo Gruppe gegenüber
der Kontrollgruppe ein Behandlungseffekt nachgewiesen werden konnte, für eine
ausgewogene Beachtung sowohl der fachlichen Kompetenz (� spezifische Wirkung) als
auch der sozialen Kompetenz, als Auslöser der unspezifischen oder „Placebo“ Wirkung.
(de Bie, R. 1998)
35
4.3 Prüfungsmethoden
In der Zulassungspraxis zu Berufen im Gesundheitswesen ist bezüglich der zum Einsatz
kommenden Prüfungsmethoden eine grosse Heterogenität auszumachen. Die
verschiedenen Schulen haben bisher eine hohe Autonomie in der Gestaltung des
Zulassungsverfahrens. Es kann davon ausgegangen werden, dass auch in naher Zukunft
aufgrund der beschränkten Anzahl verfügbarer Ausbildungsplätze Zulassungsprüfungen in
Form von Eignungsabklärungen durchgeführt werden müssen.
Das bisherige Spektrum der verwendeten Methoden hierfür reicht von einem einzelnen
Aufnahmegespräch, bis zu mehrteiligen multimodalen Prüfungssettings. Eine genaue und
transparente Definition des Anforderungsprofils und der zu prüfenden Kriterien als Grundlage
für die Wahl oder Konstruktion des Prüfungsinstruments bleibt wie bereits erwähnt bisher
jedoch meist mangelhaft.
In vielen Verfahren werden verschiedene Formen von Gruppenarbeiten/ -diskussionen
verwendet, um Rückschlüsse auf die Sozialkompetenz oder Teamfähigkeit der
Bewerberinnen zu ziehen. Je nach Art der aus diesen Teilen generierten Aussagen muss
diese Prüfungsform, aufgrund der Unmöglichkeit die Prüfungssituationen für die einzelne
Bewerberin zu standardisieren, kritisch betrachtet werden. ( Bastians, F. & Runde, B. 2002)
Oft wird von Befürwortern der Gruppenaufgaben argumentiert, dass in der beruflichen Praxis
der kompetente Umgang mit einem breiten Spektrum an möglichen Persönlichkeiten als
Interaktionspartner relevant sei. Diese Argumentation ist inhaltlich gesehen richtig. Aus dem
formalen Aspekt der Objektivität ist es jedoch nicht zulässig, insbesondere bei quantitativen
Schlussfolgerungen aus den Gruppenaufgaben, den Schwierigkeitsgrad einer Prüfung durch
die Determinante ‚Charakter des Mitbewerbers’ zufällig prägen zu lassen.
Es bleibt höchst fraglich, ob aufgrund einer Gruppenleistung eine Einzelleistungsbeurteilung
vorgenommen werden kann.
Da das Konstrukt der Sozialkompetenz komplex und mehrdimensional ist, ist es hilfreich,
sich einerseits vor der eigentlichen Wahl der Prüfungsmethode resp. vor der Konstruktion
der Prüfungsaufgabe, die unterschiedlichen Faktoren, welche das Auftreten von
sozialkompetentem Verhalten determinieren bewusst zu machen. (s. Abb. 1) und
andererseits die Einflussgrössen verschiedener der Messebenen selbst zu reflektieren (Abb.
2). Innerhalb einer multimodalen Zulassungsprüfung, könnten grundsätzlich Beiträge zur
Beurteilung der Sozialkompetenz sowohl auf der Ebene der Verhaltensbeobachtung als auch
auf der Ebene der kognitiven Voraussetzungen (Informationsverarbeitung) angesiedelt
werden. Im hier beschriebenen Verfahren der ‚Zulassungsprüfung Physiotherapie’ wird
36
jedoch ausschliesslich die Verhaltensbeobachtung in entsprechenden Prüfungssituationen
verwendet.
Abbildung 2: Die Messung sozialer Kompetenzen – Einflussfaktoren (Dodge K.A. 1985)
Entsprechend den unterschiedlichen Ebenen aus obiger Abbildung, sind verschiedene
Verfahren zur Beurteilung der Sozialenkompetenz bekannt. Allen gemeinsam gilt als
Prämisse, dass vom gezeigten, oder vergangenen Verhalten einer Person auf künftiges
Verhalten geschlossen werden kann. (Schuler H. &. Funke U. 1986)
Im Paper-Pencil-Verfahren sind Fragebogen Beurteilungen (Selbst- u. Fremdbeurteilung)
bekannt. Als Interaktionsbeurteilung werden Rollenspiele verwendet (Fremdbeurteilung) oder
das Beurteilen von Situationen (Filmszenen/Multimedia) durch die Kandidaten selbst.
Schwierigkeit der Aufgabe (z.B. Aufnahme in einer Gruppe)
Sozial-determinierte Informationsverarbeitung Enkodierung/Interpretation Reaktionssuche/Reaktions-evaluation/Ausführung Selbstregulation
Gezeigtes Verhalten
Evaluation durch Andere (Eltern, Lehrer, Peers, etc )
Unbewusste Einflüsse (Ziele, Erwartungen, Erfahrungen, etc.)
Z.B. Goal Attainment Scaling (GAS) Self-competence Scale (Harter 1982) Motivationsmessungen
Z.B. Taxonomy of Problematic Social Situationes f. Children (Dodge et al. 1985)
Problemlösetest Rollenübernahme (CI) Empathietest Impulsivitätstest Intentionswahrnehmung
Verhaltensbeobachtung
Rating Scales
Messebenen Sozialer Kompetenzen und Einflussfaktore n (Dodge, K.A. 1985)
37
Motowidlo et al. stellen 1990 Simulationsverfahren auf Basis von Fragebogen vor, welche
einen Bezug zur Problemlösefähigkeit in Situationen aufweisen. (Motowidlo, S.J. Dunnette, M.D. &
Carter, G.W. 1990)
Für einen Einsatz in der Eignungsdiagnostik werden Selbsteinschätzungen generell als nicht
geeignet betrachtet, da sie zu stark Reaktionstendenzen und Effekten der Selbstdarstellung
unterworfen sind. (Bastians, F. & Runde, B. 2002)
Für Gespräche innerhalb von Zulassungsverfahren bietet insbesondere das Multimodale
Interview einen empfehlenswerten Ansatz. Unter Berücksichtigung des Beurteilereinflusses
wird hier Sozialkompetenz als valide und reliabel erfassbar beschrieben. (Runde, B. 2001,
Schuler, H. 2002)
Komplexere Ansprüche stellen Rollenspiele als direktere Interaktionsbeurteilungen dar.
Während Bastians und Runde die Qualität solcher Tests aufgrund schlechter
Interraterreliabilität und schwieriger Standardisierbarkeit in Frage stellen, weisen McFall und
Marston bei ihrem Behavioral Role Play (McFall, R.M. & Marston, A.R, 1970) eine gute IR
Reliabilität von .73 - .93 aus. Der Einsatz von Rollenspielen in eignungsdiagnostischen
Situationen bleibt also umstritten. (Bastians, F. & Runde, B. 2002)
Es seien noch die Mikroanalysen erwähnt, bei welchen die Analyse einzelner
Verhaltensweise (versus Global Rating von allgemeineren Verhalten) betrachtet wird.
Mikroverhaltensweisen wie „Selbstberührungen“, „Anschauen beim Zuhören“, „Lächeln“...
lassen Rückschlüsse auf das Sozialverhalten zu. Die Häufigkeit und Dauer der
Verhaltensweisen scheinen ein gutes Mass darzustellen. Untrainierte Rater stimmten bei
Millbrook et al. sogar besser überein, als erfahrene Rater. (Millbrook, J.M. et al. 1986) Diese
Daten könnten als Grundlage für die Definition von Mikroverhaltensweisen als Indikatoren
z.B. während einem Multimodalen Interview verwendet werden.
4.4 Beurteilung von Sozialkompetenz innerhalb der Z ulassungsprüfung
der Physiotherapieschule Bern
Um die drei im Anforderungsprofil beschriebenen Dimensionen von Sozialkompetenz (S1:
Freude, Ausdauer und Geduld im Umgang mit Menschen, S2: Kommunikationsfähigkeiten
S3: Teamfähigkeit/Durchsetzungs- u. Einfühlungsvermögen) an der Zulassungsprüfung der
Physiotherapieschule Bern verhaltensnah zu beurteilen wurden diese sorgfältig in die vier
Posten des 2. Teiles der Prüfung integriert.
Das Verteilen der Beobachtungssituation auf alle vier Posten steigert auch die Validität des
Verfahrens insofern, als dass sozialkompetentes Verhalten immer an eine entsprechende
38
Situation gebunden ist. Stellvertretend für die Vielfalt des künftigen Ausbildungs- und
Berufsalltag absolvieren die Bewerberinnen vier verschiedene Situationen, welche ihrerseits
berufstypische Anforderungsteile beinhalten. Es gelingt so, eine facettenreiches Bild des
erhobenen Merkmals zu erhalten. Ebenso trägt die Beurteilung durch insgesamt 8 Experten
– pro Prüfungssituation deren 2 – zur erhöhten Zuverlässigkeit der Beurteilung bei.
Die Beurteilung der einzelnen Kriterien erfolgt als Teilkriterium der jeweiligen
Prüfungsaufgabe. Das relative Gewicht der Kriterien variiert je nach der Gesamtanzahl
gemessener Kriterien innerhalb des einzelnen Postens im Bereich von 1:2.
Da sozialkompetentes Verhalten immer nur einen Beitrag zum erfolgreichen Bewältigen
einer Situation mit Interaktionscharakter leistet, scheint es auch sinnvoller, für den
Aufnahmeentscheid jede Prüfungsaufgabe in ihrer Gesamtheit mit symmetrisch verteilter
Gewichtung zu bewerten, und nicht eine Quersumme der einzelnen Hauptkompetenzen aus
allen vier Prüfungsaufgaben zu errechnen.
39
In folgender Tabelle sind die Prüfungsteile samt den jeweiligen Beurteilungskriterien , sowie
deren Zuordnung zur entsprechenden Dimension dargestellt. (Auszug aus Zuordnungsmatrix
Abschnitt 3.2)
Prüfungsteil
- Kriterien
S1 = Interesse
an Arbeit mit
Mitmenschen
(Freude, Ausdauer,
Geduld)
S2 =
Kommunika-
tionsfähigkeit
S3 =
Teamfähigkeit
(Duchsetzungs- und
Einfühlungsvermögen)
Gewicht im
Prüfungsteil
Einzelgespräch 1:2
Vertreten eigener Ziele X
Offenheit für andere
Standpunkte X
Treffende
Ausdrucksweise X
Gewinnendes Auftreten,
Aktivität X X
Rollenspiel, praktisch 3:5
Verbale Ausdrucks-
fähigkeit X
Führung, Durchsetzungs-
vermögen X
Geduld und Ausdauer X
Bewegungskoordination
Geduld und Ausdauer X 1:2
Freude und Offenheit X
Bewegungsausdruck
Stellung in Gruppe,
Selbstbehauptung X 4:7
Nonverbale
Kommunikation X
Respekt, Wertschätzung,
Umgangsformen X X
Konzentration, Präsenz,
Bereitschaft, Offenheit X
Tabelle 5: Zuordnung der Prüfungskriterien zu den drei Dimensionen „Sozialkompetenz“
40
4.5 Analyse der Prüfungsresultate
Aus der Analyse der Daten aus der Zulassungsprüfung interessieren vorerst
Aussagen zu folgenden Fragestellungen:
���� Sind die unterschiedlichen Kriterien von Sozialkompetenz innerhalb des einzelnen
Prüfungspostens voneinander unabhängig? (nicht bestätigt)
� Werden in den verschiedenen Prüfungsaufgaben unabhängige Anteile von
Sozialkompetenz beurteilt? (bestätigt)
� Kann die Beurteilung von Sozialkompetenz als übergeordnetes Konstrukt unterstützt
werden? (bestätigt)
� Können die drei Unterdimensionen von Sozialkompetenz aufgrund der Daten bestätigt
werden? (nicht bestätigt)
Analyse der Resultate aus der Zulassungsprüfung:
Die Gesamtheit der Korrelationen aller Items von Sozialkompetenz untereinander liegt im
Bereich von -0.1 bis 0.8. (Korrelationen mit Excel für Office XP)
Es lassen sich deutlich zwei verschiedene Bereiche unterteilen: (s. Abb. unten)
���� Korrelationen von SK-Items innerhalb ein und demse lben Prüfungsposten
(intra) bewegen sich im Bereich von 0.3 – 0.8 (Median 0.55)
Diese für die Charakteristik der gemessenen Aufgabe eher hohe Korrelation legt die
Interpretation nahe, dass sich innerhalb ein und derselben (kurzen Prüfungs-) Situation
das beurteilte Verhalten nur bedingt in unabhängige Teilaspekte von Sozialkompetenz
differenzieren lässt, also eine geringe diskriminante Validität vorliegt (Schuler, H. 1996).
Sozialkompetenz versteht sich entsprechend seiner Definition und theoretischen
Grundlage als das Potential, welches einer Person ermöglicht situationsgerechtes,
sozial akzeptiertes und erfolgreiches Verhalten zu zeigen. Dieses ist als Synthese in
Form adäquater verbaler und/oder nonverbaler Kommunikation gegenüber dem
Interaktionspartner zu verstehen. Die Verhaltensbeobachtung misst also ganzheitlich
auf der Ebene des Outputs, und erklärt die geringe differenzierte Wertung der
einzelnen Kriterien.
���� Korrelationen der SK-Items zwischen den verschiede nen Prüfungsposten
(inter) bewegen sich im Bereich von -0.1 bis 0.4 (Median 0.1).
Statistisch sind die verglichenen Items also voneinander unabhängig. Der Grossteil der
Korrelationen ist im leicht positiven Bereich, was vorsichtig als Tendenz gedeutet wird,
dass die Items einem gemeinsamen übergreifenden Konstrukt (Sozialkompetenz)
zugeordnet werden können. Die statistische Unabhängigkeit der Items kann aber auch
41
als Bestätigung betrachtet werden, dass das selbe Kriterium in den unterschiedlichen,
für den Beruf typischen Prüfungssituationen, eine andere Ausprägung mit einer andern
Wirkungsstärke auf das sozialkompetente Verhalten hat. (Sackett, P.R. & Dreher, G.F. 1982,
Eva, K.W. et al. 1998, Eva, K.W, 2003). Die verschiedenen Prüfungssituationen lassen in ihrer
Kombination ein sinnvolles und legitimes Mass für Sozialkompetenz erheben. Die
Forderung nach multimodaler Messung in der Eignungsdiagnostik (Schuler und Schmidt,
1987) auch zur Sicherstellung der beruflichen Repräsentativität (Neidig u. Neidig, 1984) wird
vom Prüfungsdesign als auch von der Datenlage her bestätigt. Die Berufsbezogenheit
wird durch die verschiedenen berufstypischen Prüfungsaufgaben stark erhöht
Korrelationen der Items (-.1 - .8) und deren Häufig keit (0 - 29)
0
5
10
15
20
25
30
35
-0.1 0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8
Intra
Inter
Abbildung 3: Vergleich Häufigkeit der Korrelationen. (Inter/Intra)
42
Im nächsten Schritt betrachte ich die Beziehung der drei Dimensionen „Interesse an Arbeit
mit Menschen (S1)“, „Kommunikationsfähigkeit (S2)“ und „Teamfähigkeit (Einfühlungs-,
Durchsetzungsvermögen) (S3)“ untereinander:
Es finden sich folgende Korrelationen:
S1:S2 � r = 0.6
S1:S3 � r = 0.6
S2:S3 � r = 0.7
� Die Korrelationen aller nicht aus demselben Prüfungsposten stammenden
Einzelitems bewegen sich im Bereich von r = -0.1 bis 0.4, die Teilmenge derjenigen,
welche innerhalb einer Dimension (S1 – S3) zugeordnet sind, weisen keine negative
Korrelation auf und bewegen sich in der Höhe von r = 0 bis 0.2.
Die beste Korrelationen zweier Items verschiedener Posten, findet sich aber
ausserhalb einer Dimensionen S1 – S3. Dies ist die Beziehung zwischen „Freude und
Offenheit“ im Test Bewegungskoordination (KO4)“ mit „Stellung in der
Gruppe/Selbstbehauptung im Test Bewegungsausdruck (BA2)“ r = 0.4 Dieses
Ergebnis könnte eventuell mit einem gemeinsamen, die Beuteilung beeinflussenden
Wirkungsfaktor (z.B. Persönlichkeitsfaktor Extraversion) erklärt werden. Dieser wird in
der Analyse von Barmettlen und Graber als diskriminierender Faktor zwischen
erfolgreichen und nicht erfolgreichen Prüfungskandidatinnen bei einer Physiotherapie
Zulassungsprüfung mit ähnlichem Design identifiziert (Barmettlen, S. und Graber, S, 2000)
� Die Differenzierung der drei unterschiedlichen Dimensio nen von
Sozialkompetenz kann aufgrund dieser Analyse nicht bestätigt werden. Einerseits
weisen die aus den einzelnen Items aggregierten Dimensionen untereinander eine
relativ hohe Abhängigkeit auf (r = .6 - .7), andererseits sind die Korrelationen der zu
einer Dimension aggregierten Items (r(m) = .09) untereinander nicht besser, als
diejenige zu den Items ausserhalb der jeweiligen Dimension (r(m) = 0.1)
Die recht deutliche Korrelation von S1 – S3 (0.6 – 0.7) kann aber für deren Zuordnung
zum übergeordneten Konstrukt „Sozialkompetenz“ gewertet werden.
� Unabhängig von der Zuordnung zu den Dimensionen (S1- S3) von Sozialkompetenz
korreliert die Summe der SK-Items einer einzelnen Testsituation mit der Summe
aller übrigen SK-Items im Bereich von r = .18 – .21. Am stärksten ist in dieser
Berechnung die Korrelation von Bewegungsausdruck und Bewegungskoordination (r =
43
.21) mit der Summe aller übrigen SK-Items, am schwächsten diejenige des
Rollenspiels. (s. Anhang 3 Daten EA 05 Korrelationen Sozialkompetenz)
Eventuell könnte dies als Tendenz gedeutet werden, dass beim Rollenspiel, welches
die berufstypischste Situation an der Zulassungsprüfung darstellt, ein anderer Faktor
die Beurteilung mitprägt, als bei den übrigen Prüfungsteilen. Diese Interpretation passt
zum Ergebnis der Faktorenanalyse (s. Abs 5.6), bei welcher sich als Faktor mit dem
drittstärksten Gewicht für die Varianz der Ergebnisse die SK-Kriterien im Rollenspiel
(negativ gepolt mit dem IPS Wert für „Selbstbehauptung“) ergeben.
Die Summe aller SK-Items korreliert mit r = .94 deutlich mit dem Gesamtresultat des 2.
Teils der Zulassungsprüfung. Die Summe aller übrigen Testitems steht mit r = .95 noch in
einer leicht stärkeren Bindung an das Gesamtresultat.
Die Beziehung der SK-Items zu den übrigen Testitems ist mit r = .77 ebenfalls in einem
hohen Bereich und bestätigt so, dass sozialkompetentes Verhalten und der grundsätzlich
kompetente Umgang mit einer anforderungsreichen Prüfungssituation in einer deutlichen
gegenseitigen Abhängigkeit stehen.
Da die Prüfungsteile des 2. Teils abgesehen vom Test Bewegungskoordination allesamt aus
Interaktionssituationen bestanden, liegt es auf der Hand, dass sozialkompetentes Verhalten
die Grundlage zum Erfolg bietet. Es ist evident, dass in Interaktionssituationen die besten
Voraussetzungen im Bereich fachlicher und methodischer Kompetenzen, ohne
kommunikative Fähigkeiten, nicht erfolgreich umgesetzt werden können.
Hinsichtlich dessen, dass der Kern der zukünftigen Berufstätigkeit als Physiotherapeutin in
der direkten Interaktion mit dem Patienten besteht, ist diese Abhängigkeit der Ergebnisse
nicht störend. (Die grösste Fachkompetenz nützt nichts, wenn der Patient nicht zur Mitarbeit
motiviert werden kann.)
Insgesamt bietet die Betrachtung der Daten Raum für folgende Interpretationen:
� Es ist wahrscheinlich, dass die einzelne Beurteilung der SK, abgesehen von der
Charakteristik der einzelnen Kandidatin, sowohl von der jeweiligen Prüfungssituation,
als auch von der Person des jeweiligen Beurteilers abhängt.
� Es ist denkbar, dass die Indikatoren zur Beurteilung der SK-Items, aufgrund ihrer
Situations- und Kriteriumsspezifität so formuliert sind, dass die in den unterschiedlichen
Situationen beobachteten Verhaltensmerkmale zu voneinander unabhängigen
44
Wertungen führen. (Dafür sprechen die gleichmässig relativ tiefen und doch insgesamt
durchwegs positiven Korrelationswerte)
� Die Differenzierung in die drei Dimensionen der Sozialkompetenz (S1: Interesse an
Arbeit mit Menschen, S2: Kommunikationsfähigkeiten; S3: Teamfähigkeit) ist dienlich
für die Definition von Kriterien und Indikatoren innerhalb der einzelnen
Prüfungsaufgaben.
45
5 Diskussion der Gütekriterien des beschriebenen Ve rfahrens
5.1 Objektivität
5.2 Reliabilität
5.3 Validität
5.4 Gegenüberstellung der IPS Werte (Inventar zur
Persönlichkeitsdiagnostik in Situationen) und der D imensionen
des Kompetenzfeldes „Sozialkompetenz“
5.5 Überlegungen zur Übertragbarkeit der prototypis chen IPS
Situationen auf die Zulassungsprüfung
5.6 Resultate der Faktorenanalyse
5.1 Objektivität
Unter Objektivität bei der Beurteilung von Sozialkompetenz wird verstanden, ob die Messung
unabhängig von inneren und äusseren Verfälschungen erfolgt.
Eine inneren Verfälschung besteht darin, dass die durch den erhobenen Messwert generierte
Aussage aufgrund einer Messsituation generiert wird, welche der beurteilten Person zuwenig
Möglichkeit bietet, das gewünschte Merkmal zu demonstrieren.
Die Prüfungssituation, während welcher, in einer für die Kandidatin fremden, unbekannten
und stressbeladenen Situation, die für ihre berufliche Zukunft entscheidende Leistung
beurteilt wird, bietet in dieser Hinsicht ein gewisses Potential für innere Verfälschungen.
Ausserdem kann nur eine Aussage über, durch eine relativ kurze Prüfungssituation
generiertes, soziales Verhalten gemacht werden. Auch das Verhalten von stark
prüfungsstressempfindlichen Kandidatinnen kann nur bedingt auf die Normalsituation der
Ausbildung, resp. späteren Berufstätigkeit übertragen werden.
Diesen Verfälschungsgefahren muss bewusst begegnet werden, z.B. durch eine der
Situation angepassten Art der Prüfungsführung. Diese muss unter anderem die
transparente Information über den Prüfungsablauf, das Wohlbefinden und die
Stressreduktion der Kandidaten zum Ziel haben. In dieser Hinsicht wurde das hier
beschriebene Verfahren bewusst gestaltet. Nebst klaren Informationen über den
Prüfungsablauf, wurde versucht, auf die verschiedenen antizipierten Bedürfnisse der
Kandidatinnen Rücksicht zu nehmen. Die Kandidatinnen wurden in kleinen Gruppen
(jeweils 3-4 Personen) zur Prüfung begrüsst und für allfällige Fragen standen jederzeit
46
Ansprechpersonen zur Verfügung. Ausserdem wurden längere Wartezeiten vermieden
sowie auch die Art und Weise der Kommunikation der Prüfungsergebnisse mit
Rückfragemöglichkeiten angekündet. Die Beurteilungskriterien wurden nur im Überblick
dargestellt, da durch zu detaillierte Darstellung die Tendenz unterstützt werden könnte, das
eigene unverfälschte Verhalten zu sehr nach einem sozial erwünschten Verhalten zu
modulieren.
Als typisches Beispiel äusserer Verfälschung versteht sich ein aus der Subjektivität des
einzelnen Experten entstehender Beurteilungsfehler.
Dem wird im dargestellten Verfahren dadurch begegnet, dass bei der Beurteilung von
Sozialkompetenz insgesamt acht Experten, resp. pro Prüfungssituation deren zwei die
Beurteilung vornahmen. Weiter wurden entsprechende Indikatoren der Beurteilung genau
definiert, sowie die Prüfungsabläufe gut standardisiert. So stand beispielsweise für die 30-
minütigen Einzelgespräche ein klar vorgegebener Gesprächsablauf, mit einem Leitfaden
zur Beurteilung zur Verfügung, in welchem mögliche Gesprächsverläufe und
entsprechende Verhaltensweisen der Kandidatinnen, mit entsprechender Wertung definiert
waren. Innerhalb der Gespräche bestand aufgrund dieser Standardisierung nur ein
geringer Spielraum (ca. 3-4’ für individualisierte Rückfragen zum eingereichten
Bewerberdossier, was teilweise seitens der Prüfer als Einschränkung empfunden wurde).
Besondere Beachtung verdient die allfällige Durchführung von Gruppenaufgaben. Es ist
anzustreben, dass diese – falls überhaupt verwendet – für alle Kandidatinnen gleich zu
Beginn der Prüfung stattfindet. So kann die Verfälschung durch eine während dem
Andauern der gesamten Prüfung sich entwickelnden positiven oder negativen
Gruppendynamik, mit entsprechender Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit innerhalb
dieser Gruppe, vorgebeugt werden. Generell bietet die Beurteilung von sozialkompetentem
Verhalten innerhalb von Gruppenaufgaben (in unserer Prüfung vor allem im Teil
Bewegungsausdruck), bei welcher jeweils die zufällige Konstitutionen der in einer Gruppe
eingeteilten Mitbewerberinnen einen wesentlichen Beitrag zum Schwierigkeitsgrad der
Aufgabe beiträgt, eine weiter Quelle äusserer Verfälschung. Wenn in einer Prüfung
Gruppenaufgaben überhaupt zur Beurteilung von Einzelleistungen verwendet werden
sollen, so muss dieser Schwierigkeit mit äusserster Sorgfalt begegnet werden.
Der Beleg für die oft gehörte Argumentation, dass erfahrene Experten die Auswirkung
unterschiedlicher Gruppenkonstitutionen ausgleichend berücksichtigen können und so eine
Vergleichbarkeit aller Teilnehmer verschiedener Prüfungsgruppen untereinander
gewährleistet werden kann, ist noch zu erbringen.
47
5.2 Reliabilität
Aufgrund dessen, dass die Beurteilung der Sozialkompetenz durch acht Prüfer in vier
unterschiedlichen Situationen vorgenommen worden ist, darf, trotz erwartungsgemässer
tiefer Inter-Rater Reliabilität der Einzelbeurteilung, die Zuverlässigkeit der Gesamtaussage
als gegeben betrachtet werden. Sie könnte insbesondere durch zusätzliche
Beobachtungssituationen weiter verbessert werden.
Die Korrelation der zu S1 – S3 aggregierten Items untereinander (.6 - .7) kann, als eine Art
„interne Konsistenz“ verstanden, als eine für den Anwendungsbereich akzeptable
Interraterreliabilität diskutiert werden.
5.3 Validität
Aufgrund der in Abschnitt 4.2 „Sozialkompetenz – Bestimmungsfaktor der beruflichen
Leistung“ dargestellten Resultate und der Tatsache, dass „Sozialkompetenz“ innerhalb des
Anforderungsprofils einen unbestrittenen Platz einnimmt, darf die inhaltliche Bedeutsamkeit
des Konstruktes als gesichert betrachtet werden.
Der beste Beleg für die Validität der erhobenen Daten wäre, deren prognostische
Aussagekraft belegen zu können. Entsprechende Daten sind jedoch nicht verfügbar.
Ausserdem sind, wie oben bereits dargestellt, nebst der Sozialkompetenz weitere
Einflussfaktoren (Persönlichkeitsfaktoren, Motivationsfaktoren, ….) im Laufe der beruflichen
Ausbildung wirksam, die zu besserem oder schlechterem Ausbildungsverläufen beitragen.
Die Vorgehensweise, durch Operationalisierung in berufstypische/-ähnliche Situationen die
auf Sozialkompetenz basierende Verhaltensäusserung zu beurteilen, stellt ebenfalls eine
Grundlage für eine gute Validität dar. (Dies trifft in unserem Fall am deutlichsten für das
Rollenspiel und den Teil Bewegungskoordination zu. Gesprächsführung ist bezogen auf die
verlangten kommunikativen Fähigkeiten auch eine Standardsituation, jedoch nicht in der
Form eines multimodalen Interviews. Der Prüfungsteil mit den wenigsten berufstypischen
Anteilen ist der Teil Bewegungsausdruck. Aus diesen Überlegungen wird angestrebt, diesen
Prüfungsteil zu überarbeiten.)
48
5.4 Gegenüberstellung IPS und Dimensionen des Kompe tenzfeldes
„Sozialkompetenz“ der Zulassungsprüfung
Es wurde versucht, zusätzliche Aussagen zur Validität des Verfahrens aus der
Gegenüberstellung von dem an der Zulassungsprüfung erhobene Mass an Sozialkompetenz
mit den Ergebnissen einer Befragung mittels Fragebogen abzuleiten. Mit dem „Inventar zur
Persönlichkeitsdiagnostik in Situationen, IPS“ wird ein überprüftes Testinstrument, welches
zu verschiedenen Kriterien innerhalb des Bereichs sozial-kommunikativer Kompetenzen, in
der Form einer Selbsteinschätzung Aussagen ermöglicht verwendet. (s. Anhang 4)
Der Fragebogen ist einfach und ohne allzu grossen Zeitaufwand auszufüllen. Er wurde den
Kandidatinnen des 2. Prüfungsteils am letzten Prüfungsposten verteilt. Diese haben ihn
direkt im Anschluss an die Prüfung ausgefüllt, mit einem Zeitaufwand von 15 – 20’. Es wurde
sichergestellt und mehrfach mündlich, wie auch schriftlich informiert, dass die Aussagen des
Fragebogens keinen Einfluss auf das Resultat der Zulassungsprüfung haben. Von 100
verteilten Fragebogen konnten 87 ausgewertet werden. 13 Fragebogen wurden in die
Auswertung nicht einbezogen, da nicht alle Fragen vollständig beantwortet worden sind.
Die Auswertung des Fragebogens erlaubt es die verschiedenen IPS - Skalenwerte mit den
Prüfungsitems für Sozialkompetenz zu vergleichen. Ebenso wurde eine Faktorenanalyse
durchgeführt, um weitere gemeinsame Faktoren zwischen Prüfungs- und IPS- Items zu
identifizieren.
Ausserdem lassen sich Rückschlüsse zu den Persönlichkeitsprofilen ziehen, welche
ausserhalb dieser Arbeit in zweierlei Hinsicht interessant sind. Erstens erlauben sie einen
Vergleich mit den Resultaten von Barmettlen & Graber (2000), welche mittels FPI-R
Persönlichkeitsprofile ermittelten und erfolgreiche mit nicht erfolgreichen Absolventen der
Zulassungsprüfung verglichen. Zweitens ist es hinsichtlich des Erkennens von
Risikocharakteristiken von Interesse zu sehen, wie die Verteilung der Persönlichkeitsprofile
aussieht. (z.B. mehr ausgewogene Profile in den besseren Rangplätzen, Identifikation von
Profilen mit Interventionsbedarf)
Die Verwendung des IPS wird folgendermassen begründet:
�Der Test ist für den passenden Erwachsenenbereich (Personen im Ausbildungs- und
Arbeitverhältnis, 18 – 63J) konzipiert und normiert und wird insbesondere für
Berufsgruppen vorgeschlagen, die durch ein höheres Mass psychosozialer
Beanspruchung gekennzeichnet sind.
49
�Der Test steht auf einer gut fundierten Basis und weist eine klare Faktorenstruktur
mit einer eindeutigen inhaltlichen Zuordnung der Items aus (Schaarschmidt, U. & Fischer
A.W., 1999)
�Er verlangt eine Selbsteinschätzung zum wahrscheinlichen Verhalten und Erleben in
Situationen, die als Prototypen für wesentliche Lebensanforderungen gelten können.
Es werden insgesamt 80 Items erhoben, die im weiteren als Grundlage der
Profilbildung in den Bereichen sozial-kommunikatives Verhalten, Leistungsverhalten
und Gesundheits-/Erholungsverhalten verwendet werden.
�Die Aussagen zum sozial-kommunikativen Verhalten, Leistungsverhalten und
Gesundheits- u. Erholungsverhalten werden auf einer 4-Stufigen Skala mit „stimmt
genau – stimmt eher schon – stimmt eher nicht – stimmt gar nicht“ bewertet. Zusätzlich
wird pro Situation in einer 5-stufigen Skala von (sehr zufrieden – sehr unzufrieden) ein
Zufriedenheitsrating mit dem deklarierten Verhaltensmuster abgegeben.
Für die Auswertung des Tests errechnen sich Werte für 15 Skalen, sechs davon im
sozial-kommunikativen Verhalten (A1 Aktivität in vertrauter kommunikativer Situation, A2
Selbstbehauptung bei Kommunikationserfordernis, A3 Konfrontationstendenz in sozialer Konfliktsituation,
A4 Durchsetzung in einer Führungsrolle, A5 Rücksichtnahme bei sozialer Verantwortung, A6
Empfindlichkeit bei sozialer Frustration)
�Der Schwerpunkt der Testauswertung liegt in der Bildung von Persönlichkeits-
profilen. Insbesondere können Profile mit und ohne Interventionsbedarf unterschieden
werden, was eine weitere Verwendungsmöglichkeit ausserhalb dem in dieser Arbeit
vorgesehenen Rahmen ergibt.
�Die Zuverlässigkeit wird mit einer guten internen Konsistent (Cronbach α .71 – .91)
dokumentiert. Die Test / Retest/ Reliabilitaet ist mit.70 - .88 für diesen
Anwendungsbereich ebenfalls zufrieden stellend.
Weitere Gründe für den Entscheid zu diesem Test liegen in der einfachen Anwendbarkeit,
dem relativ geringen Zeitaufwand (aufgrund der eher geringen Fragezahl) und darin, dass
eine Anwendung desselben Tests in andern Teilschulen des Ausbildungszentrums
Synergien ermöglichte.
Die drei am meisten genannten Dimensionen aus dem Anforderungsprofil Physiotherapie,
welche dem Feld Sozialkompetenz zugeordnet werden, sind:
S1 = Interesse am Mitmenschen,
S2 = Kommunikations- und Kontaktfähigkeit
S3 = Teamfähigkeit
Für die Zulassungsprüfung wurden die Resultate im Sinne des Abschneidens innerhalb
jeweils einer Prüfungssituation berechnet. Die der Sozialkompetenz zugeordneten Kriterien
wurden in jeweils mehreren Prüfungssituationen pro Kriterium beurteilt. (Zuordnung s. Abschn.
50
4.4 ) Für die Berechnung der Korrelation werden aus diesen zumindest in der Konstruktion
jeweils unabhängigen Kriterien der einzelnen Teilaufgaben nun Quersummen für die
Dimensionen S1- S3 gebildet, welche in dieser Form während der Prüfung selbst nicht
verwendet worden sind.
In untenstehender Tabelle werden die Korrelationen zwischen den IPS Skalenwerten und
den Prüfungsdimension S1-S3 dargestellt. Die dunkel gefärbten Felder drücken dabei
diejenigen Bereiche aus, in welchen eine eher höhere Korrelation zwischen IPS
Skalenwerten und den am EA 05 erreichten Punkten erwartet wurde. Bei den hell gefärbten
Feldern wurde eine zumindest noch positive Korrelation erwartet, während in den nicht
gefärbten Feldern keine Hypothese formuliert wurde, also statistische Unabhängigkeit
erwartet wird.
Zwischen den IPS-Werten für Konfrontationstendenz (A3), Empfindlichkeit (A6),
Beharrungstendenz (B2) und den EA Dimensionen S1 und S3 wird eine negative Korrelation
erwartet.
Die Erwartung, dass sich diese Zuordnungen darstellen lassen, wurde allerdings bereits
durch die Analyse der Resultate der Zulassungsprüfung (s. Abschn. 4), welche die
Differenzierung in die drei Felder S1-S3 nicht stützt, gedämpft. Die gesamthaft tiefen
Korrelationen bestätigen diese Ausgangslage. Die erwartete negative Beziehung zwischen
A3, A6, B2 und S1/S3 stellt sich einzig in einer nicht signifikanten Tendenz zwischen A6/S3
und B2/S3 dar.
IPS Dimension Sozialkompetenzen Operationalisierung
Physiotherapie
S1 S2 S3 Sozial-kommunikatives Verhalten
A1 Aktivität in vertrauter
Situation
Lebhaft, aufgeschlossen, gesellig
.074* .078 .051 Lebhaftigkeit, Aufgeschlossenheit und
Geselligkeit. Indikatoren für Freude am
Menschen und Basis für Teamfähigkeit
A2 Selbstbehauptung
Kommunikativ geschickt, aktiv,
kontaktfreudig
-.087* .041 .031 Deutlich für Kommunikationsfähigkeit.
Kontaktfreudig als Indikator für Freude am
Mitmenschen
A3 Konfrontationstendenz
Beherrscht, nachgiebig, friedfertig
.082* .129 .034 Negativ-Indikator für Teamfähigkeit;
(beherrscht, schlichtend (friedfertig) auch
Basis für Kommunikationsfähigkeiten
A4 Durchsetzung – Führerrolle
Bestimmend, entschieden
-.111* .071 .086 Voraussetzung professionelle Rolle im Team
mit Patienten.
51
A5 Rücksichtsnahme
Rücksichts- und verständnisvoll
kooperativ
.057* .206 .053 Ausgesprochen für Teamfähigkeit, ebenso
Grundlage Freude und Ausdauer mit
Mitmensch
A6 Empfindlichkeit soz. Frustrat.
Emotional stabil, gefasst, sachorientiert
.011* -.009 -.156 In professioneller Rolle ist entsprechender
Indikator Basis für Ausdauer in Beziehung zu
Mitmensch und Patient (Team)
Leistungsverhalten
B1 Engagement hohe Leistung
Leistungsbereit, zupackend
.016* .093 .097 Indirekter Indikator für gute Teamfähigkeit
(Leistungsträger, zielorientiert, gibt Impulse)
B2 Beharrungstendenz
Veränderungsbereit, offen, erwartungsvoll
.032* .030 -.104 Negativ Indikator für notwendige Flexibilität
für Beziehung zu verschiedenen
Menschentypen und Mechanismen in Teams.
B3 Stabilität bei Stress
Stabil, widerstandsfähig, robust
-.161* -.092 -.028 Die Sicherheit und Qualität der beruflichen
Leistung muss auch in stressigen Situationen
konstant gut bleiben. Ein gewisses Mass an
Frustrationstoleranz wird in verschiedenen
Arbeitsteams benötigt.
B4 Selbstvertrauen b. Prüfung
Selbstsicher, gelassen, stabil
-.142* -.189 -.009 Basis für offene, transparente, direkte und
ehrliche Kommunikation.
B5 Karriere- und
Risikobereitschaft
Risikobereit, beherzt, ehrgeizig
-.026* .012 .156 Ausgesprochene Teamfähigkeit. Leadership.
Kann sich exponieren, Risiko eingehen, will
Erfolg!
B6 Optimismus
Zuversichtlich, schwungvoll,
leistungsbereit
.092* .086 .152
Grundlage für Ausdauer und Freude am
Mitmenschen
Gesundheits- und Erholungsverhalten
C1 Entspannungsfähigkeit
Entspannungs-, aktivierungs- und
genussfähig
.070* .118 .218
C2 Aktives Erholungsverhalten
Aktiv, intensiv erholungssuchend
.075* .176 .154
C3 Gesundheitsfürsorge
Verantwortungsbewusst, vorsichtig,
selbstdiszipliniert
.018* .073 .112
Die drei Indikatoren des Bereiches
Gesundheits- und Erholungsverhalten sind
Grundlage für Vorbeugung von Burn-Outs
und garantieren längerfristig Freude an
Auseinandersetzung mit Mitmensch.
Beziehungen mit Patienten.
Ebenfalls wichtiger Aspekt bezüglich Role-
Model (Teamfähigkeit)
Tabelle 6: Korrelationen zwischen den IPS Skalenwerten und den Prüfungsdimension S1-S3. Gepunkteter Kreis: Erwartete, (nicht signifikante) negative Tendenz zwischen A6/S3 und B2/S3.
52
5.5 Überlegungen zur Übertragbarkeit der prototypis chen IPS Situationen auf die Zulassungsprüfung Die mit dem IPS erhobenen Werte basieren auf einer Selbsteinschätzung von Situationen,
welche naturgemäss nur beschränkt im Design unserer Zulassungsprüfung reproduzierbar
sind. Z.B. ist es kaum möglich an der Zulassungsprüfung das Kommunikationsverhalten in
einer geselligen Runde mit Freunden und Bekannten (IPS Situation 1) zu beobachten und zu
beurteilen. Die Gegenüberstellung kann daher nur im übertragenen Sinn verstanden werden.
Im obigen Beispiel, (IPS 1) könnte eine analoge Charakteristik im Verhalten der Kandidatin in
der Prüfungsgruppe und gegenüber den Expertinnen während dem Prüfungsteil
Bewegungskoordination, zwischen den einzelnen Koordinationstests, in scheinbar
unbewerteten Momenten am ehesten vermutet werden. (Ko 4: Freude und Offenheit).
In untenstehender Tabelle ist dargestellt, welche Indikatoren des IPS Fragebogens den
jeweiligen Skalenwert prägen (links positiv, rechts negativ). In der mittleren Spalte wird die
Zuordnung zum am besten geeigneten Prüfungsteil der Zulassungsprüfung dargestellt.
Es stellt sich dar, dass am meisten ähnliche Charakteristik im Prüfungsteil des Rollenspiels
erwartet werden kann.
Dies passt teilweise mit dem Resultat aus der Faktorenanalyse zusammen, bei welcher die
einzigen Items der Zulassungsprüfung, welche mit einem IPS Wert (Selbstbehauptung)
einem gemeinsamen Faktor zugeordnet werden können, aus dem Rollenspiel stammen.
Sozialkompetenz (Sozial-kommunikatives Verhalten)
A1 (Aktivität) In geselliger Runde mit Freunden und Bekannten (Situation 1)
Gesprächig
Ausgelassen und vergnügt plaudern
Voller Temperament sein
Bewegungs-
koordination
Interview (übertragen)
Weniger Aktivität zeigen, als andere
Mich im Hintergrund halten
A2 (Selbstbehauptung) Allein im Kreis fremder Mensc hen. Kontakte knüpfen wäre wichtig (Situation 4)
Geschickt Gespräch beginnen
Mutig auf andere zugehen
Schwungvoll agieren
Rollenspiel
Bewegungsausdruck
Sich schüchtern verhalten
Nur wenige Worte über die Lippen bringen
A3 (Konfrontationstendenz) Tiefgreifende Meinungsve rschiedenheit. Schlichtung wäre wichtig (täglicher
Kontakt). Überzeugt im Recht zu sein. Gespräch wird stattfinden (Situation 8)
Kompromissbereit
Sich gut beherrschen können
Friedlich verhalten
Verständigungsbereitschaft zeigen
Ev. Interview (nicht
beurteilt)
Aufgewühlt und errecht reagieren
Auf Kampf eingestellt sein
Recht stur sein
Sich schwer unter Kontrolle haben
Seine Aufregung kaum unterdrücken
können
53
A4/A5 (Durchsetzen beim Führen) Team das zu wenig leistet u. Aufgaben mit Verantwor tung für
Menschen (Situation 9/12)
Klare Entschlüsse fassen
Entschieden handeln
Auch hart sein können
Nötige Forderungen durchsetzen
Bestimmend auftreten
Rollenspiel
Interview (übertragen)
Freundlich mit den andern umgehen
Rücksichtsvoll sein
Viel Verständnis zeigen
Tolerant sein
Mit allen gut auskommen
A6 (Empfindlichkeit bei soz. Frust) Enttäuschung du rch nahe stehenden Menschen (Situation 13)
Beherrscht reagieren
Problem direkt ansprechen
Rollenspiel
ev. Interview
Keinen Rat wissen
Niedergeschlagen fühlen
Schuld bei sich suchen
Sich überfordert fühlen
Bereich Leistungsverhalten
B1 Besondere Aufgaben übernehmen, die viel verlange n, ohne allzu viel Aussicht auf besondere
Belohnung (Situation 2)
Zupacken
Sich nicht schonen
Beschwingt ans Werk gehen
Bewegungs-
ausdruck
(übertragen)
Mich zurückhalten
Zögerlich reagieren
B2 Ungewollte Veränderung steht bevor (Situation 3)
Offen fürs Neue sein
Optimistisch dem Neuen entgegensehen
Interview - Psych.
stabiliät
Traurig sein
Am Alten hängen
Voller banger Erwartungen sein
B3 (Stabilität) Arbeit mit Übermass an Termindruck und Hektik, Überraschung, Probleme, und
Schwierigkeiten (Situation 5)
Fassung und Gelassenheit
Sich wohl fühlen
So richtig munter sein
Allenfalls Interview
(Nicht prüfen)
Unglücklich sein
Sich Überanstrengt fühlen
B4 (Selbstvertauen) Wichtige Prüfung, eigentlich gu t vorbereitet. Durchfallen = Blamage (Situation7)
Selbstsicher
Locker bleiben
Mich stabil zeigen
Rollenspiel
Bewegungs-
koordination
Von Angst erfüllt
Verzagt sein
B5 (Karriere Risikobereitschaft ) Neue aber weniger sichere Stelle, benötigt mehr Aufwand, könnte aber
Chance sein (Situation 10)
Chance wahrnehmen
Für Veränderung bereit
Zu einem Risiko bereit
Bewegungs-
ausdruck
(übertragen)
Unentschlossen reagieren
Beim Altvertrauten bleiben
54
B6 (Optimismus) Neuer Wochentag, Ausgeschlafen am Tisch, normaler Tag steht bevor (Situation 15)
Gut gelaunt
Leistungsfähig fühlen
Tatendurstig sein
Allenfalls Interview
(Nicht prüfen.
Charakteristik eher
nicht stabil genug)
Wenig Lust und Schwung
Wenig Zuversicht
Gesundheits- und Erholungsverhalten
C1 (Entspannungsfähigkeit) Abend eines normalen Tag es (Situation 6)
Frisch und munter
Aus vollen Zügen geniessen
Könnte im Interview
erfragt werden
(nicht prüfen)
Träge und energielos
Müde und kaputt
Deprimiert
C2 (Aktives Erholungsverhalten) Freizeit (Situation 11)
Gut abschalten
Hobby widmen
Vor Unternehmergeist sprühen
Viele Ideen haben
Könnte im Interview
erfragt werden
(nicht prüfen)
Wenig Aktivität zeigen
C3 (Gesundheitsfürsorge) Reduzierte Leistungsfähig, Arzt aufzusuchen (Situation 14)
Vorsicht walten lassen
Etwas für Gesundheit tun
Umsichtig und vorsorgend verhalten
Könnte im Interview
erfragt werden
(nicht prüfen)
Nachlässig mit mir umgehen
Mich nicht aufraffen können
Tabelle 7: Übertragungstabelle IPS – Situationen/Zulassungsprüfung
5.6 Resultate Faktorenanalyse
Um die Beziehungen der verschiedenen Prüfungs- und Fragebogenitems zueinander weiter
interpretieren zu können, wurde nebst den im Abschnitt 5.4 dargestellten Korrelationen eine
Faktorenanalyse durchgeführt. (s. Anhang 5)
Es zeigt sich hierbei, dass mit 9 Faktoren ca. 75% der Gesamtvarianz der Resultate erklärt
werden können.
Dem 1. Faktor, welcher 21% der Varianz erklärt, können ausschliesslich Items aus der
Zulassungsprüfung und dem 2. Faktor (15% der Varianz) ausschliesslich solche aus dem
IPS-Fragebogen zugeordnet werden. Dies legt die Interpretation nahe, dass bezogen auf
das Sozialverhalten das an der Prüfung durch Verhaltensbeobachtung erhobene Fremdbild
erheblich von dem mittels IPS deklarierten Selbstbild abweicht.
Ein zweiter interessanter Befund findet sich im 4. stärksten Faktor (7% der Varianz). Wie
oben erwähnt, können diesem erstmals Zulassungsprüfungskriterien aus dem Rollenspiel
(RO2/-.50; RO3/-.61; RO4/-.64) und IPS-Kriterien (Selbstbehauptung/0.45) gemeinsam
55
zugeordnet werden. Interessant ist jedoch, dass die Korrelationen der Rollenspielitems hier
mit negativem Vorzeichen bestehen. Möglicherweise liesse sich dies dadurch erklären, dass
ein hohes Mass an Extraversion, als Faktor selbst eingeschätzter
Selbstbehauptungsfähigkeit, zu einer tendenziell negativen Beurteilung in der
Rollenspielsituation geführt hat. Die Gefahr eines hohen Masses an Extraversion besteht
darin, dass zuwenig Sensibilität gegenüber dem (simulierten) Patienten gezeigt wird,
dadurch nonverbale Zeichen und Signale schlechter wahrgenommen werden konnten, womit
die Qualität der Interaktion leidet. (Barmettlen S. & Graber S. 2000)
56
6 Schlussdiskussion
6.1 Wichtige Erkenntnisse
6.2 Durchführbarkeit
6.3 Standards - Zuverlässigkeit – Objektivität
6.4 Fazit
6.1 Wichtige Erkenntnisse
Die vorliegenden Aussagen zum idealen Anforderungsprofil Physiotherapie fanden sich
in Form einer Sammlung von Adjektiven, welche auf die idealen Bewerberin alle zutreffen
sollten. Es fanden sich kaum Aussagen über die gewünschte Ausprägung der Eigenschaften
und darüber, für welche Verhaltensweise in der Rolle als Lernende oder als angehenden
Berufsfrau die Anforderung Voraussetzung ist.
.
Mit der Kompetenzen geleiteten Operationalisierung der gesammelten
Wunscheigenschaften der Kandidatinnen für entsprechendes Verhalten in berufstypischen
Situationen/Rollen (s. Abschnitt 2.4) wird ein Grundlage geschaffen, um die Anforderung gezielt
in eine Prüfungssituation zu übersetzen. Damit kann die Prüfungsaufgabe nahe an den
Anforderungen der angestrebten beruflichen Ausbildung/Tätigkeit gestaltet werden.
Aufgrund der Situationsspezifität der Beurteilung nicht kognitiver Kompetenzen wird die
Operationalisierung des Anforderungsprofils vor der Gestaltung der Zulassungsprüfung als
besonders wichtig erachtet und für künftige Anwendungen unter vergleichbaren
Rahmenbedingungen unbedingt empfohlen! Ausserdem ist die Schaffung vielfacher
Beobachtungssituationen anstrebenswert. (Eva, K.W. & Reiter, H.I. 2004)
Die Analyse der Prüfungsresultate bestätigt, dass Sozialkompetenz bei Prüfungsteilen mit
Interaktionscharakter der Schlüssel zum Erfolg ist. Ohne kommunikative Fähigkeiten kann in
diesen Situationen Fach-, Methoden- und Selbstkompetenz nicht erfolgreich umgesetzt
werden.
Als akzeptierte Prämisse in der Eignungsdiagnostik gilt, dass „gezeigtes Verhalten“ die
beste Vorhersage auf „künftiges Verhalten“ ermöglicht. Dies mag für die Prüfung von
57
Fach- und Methodenkompetenz zutreffen. Im Bereich weicher Kriterien, wie Selbst- und
Sozialkompetenz liegt hierfür nur ungenügende Evidenz vor. Schuler, H. legt 1996 für die
Selektion von Personal in administrativen Tätigkeiten Belege vor, welche der so genannten
Arbeitsproben - prototypische Aufgabenbeispiele aus der zukünftigen Tätigkeit - mit r = 0,6
zuverlässige Voraussagen bezüglich dem effektivem Erfolg in der angestrebten Tätigkeit
bescheinigt. Auch dieser Befund untermauert den Anspruch nach möglichst alltagsnahen
Aufgabenstellungen in der Zulassungsprüfung. Ob dieser Befund auf die komplexen
Anforderungssituationen von Gesundheitsberufen übertragen werden kann, ist fraglich.
Wie hoch die erwartete prognostische Validität von Zulassungskriterien für die Leistung
während und beim Abschluss eines Studienganges erwartet werden darf, ist generell zu
relativieren. Die Entwicklung und der Lernverlauf wird von verschiedenen zusätzlichen
internen und externen, und damit zu einem wesentlichen Teil nur schwer erfass- und
beeinflussbaren Faktoren geprägt, so dass entsprechende Daten über den ganzen
Ausbildungsverlauf auch in Zukunft ausserordentlich schwer zu erbringen sein werden.
Eine weitere, in dieser Arbeit nicht weiter berücksichtigte Fragestellung liegt darin, zu
unterscheiden, welche Persönlichkeitsmerkmale durch den Bildungsprozess wie beeinflusst
werden können und welche als stabil betrachtet werden müssen. Hierfür bieten Arbeiten zu
den fünf grossen Persönlichkeitsfaktoren - Extraversion, Emotionale Stabilität,
Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Offenheit für Erfahrungen (Goldberg, L.R. 1993) -
geeignete Anhaltspunkte. Stabile, für die Eignung kritische Merkmale müssen mit höherem
Gewicht - ev. sogar als eigentliche Ausschlusskriterien – bewertet werden, während
veränderbare Merkmale hinsichtlich ihrer Veränderbarkeit durch das entsprechende
Lernumfeld gewertet werden.
Grundsätzlich muss davon ausgegangen werden, dass für die verantwortungsvolle,
therapeutische Tätigkeit in intensiver Interaktion mit dem Patienten hohe Anforderungen an
„Emotionale Stabilität“, „Gewissenhaftigkeit“, „Verträglichkeit“ und „Offenheit für Erfahrungen“
stellt. Im Bereich Extraversion dürfte ein ausgewogenes Vorhandensein einer starken
Ausprägung überlegen sein. Dies, da genaues Zuhören können, auf den leidenden, unter
Umständen zurückhaltenden oder scheuen Patienten eingehen können, diesen nicht mit
Gesprächigkeit und Impulsivität zu überfordern, wichtige Voraussetzungen für eine gute
Therapeutin darstellen. (Barmetteln, S. & Graber, S. 2000) Kritisch stimmen in dieser Hinsicht die
Daten der Untersuchung von Barmetteln und Graber, welche aufzeigt, dass ein tendenziell
hoher Wert für „Extraversion“ in einer vergleichbaren Form von Zulassungsprüfung mit einem
erfolgreicheren Abschneiden an der Prüfung korrelierte. Die beiden Autorinnen liefern als
mögliche Erklärung dieses Resultats den Hinweis, dass mehr Extraversion zu einem
58
deutlicheren Präsentieren der eigenen Stärken in der Prüfungssituation führen kann, was
überall dort wo subjektive Wertungen vorgenommen werden, zu einem tendenziell
positiveren Abschneiden führen kann.
Eine weitere Fragestellung ist die der Ausgewogenheit der gewünschten
Persönlichkeitsprofile . Da unterschiedliche Persönlichkeiten den eigentlichen Motor für die
Weiterentwicklung des Berufsbildes darstellen, muss davor gewarnt werden, im Bereich der
Selbstkompetenzen auf eine bestimmte und ausgewogene Ausprägung von
Persönlichkeitsmerkmalen zu zielen. Eine stille, intelligente, scharfsinnige Analytikerin ist für
den Beruf ebenso wertvoll, wie eine impulsive offenherzige empathische Praktikerin.
Die minimale Eignungsvoraussetzung sollte idealer weise auf die unentbehrlichen, stabilen
Persönlichkeitsmerkmale fokussieren und bei weiteren Kriterien Asymmetrien im Sinne einer
kompensatorisch angelegten Punktewertung explizit zulassen.
Es gilt als unbestritten, dass für alle Individuen ein immenser Spielraum für Bildung und
Weiterentwicklung besteht (Schuler, H. 1996), welcher allerdings während einem
Ausbildungsverlauf unterschiedlich genutzt wird. Für eine prognostische Voraussage
bezüglich dem erfolgreichen Studienabschluss, müsste also zusätzlich abgeschätzt werden
können, wie intensiv das während dem Studium angebotene Lernfeld genutzt werden würde
– unabhängig von der eigentlichen Eignung für den Beruf.
Teil der Problematik liegt auch darin, dass wir mittels Eignungstests ein vorliegendes
Potential abzuschätzen versuchen. Wenn wir davon ausgehen, dass jedes Potential auch
eine Begrenzung aufweist, wissen wir bei der gemessenen Leistung nicht, ob diese bereits
aus dem maximal ausgenützten Potential generiert worden ist, oder ob noch ein grosser
Entwicklungsspielraum vorhanden ist. Insofern darf also früher formulierte Prämisse, dass
gezeigtes Verhalten die Beste Voraussage auf künftiges Verhalten ermögliche, erneut
hinterfragt werden.
Ebenso kritisch an der Ausgangslage der Eignungsdiagnostik im Bereich der
Physiotherapieausbildung in der Schweiz ist, dass die Kandidatinnen bezüglich ihrer
Vorbildung eine sehr heterogene Charakteristik aufweisen.
Es liegt auf der Hand, dass Kandidatinnen mit einer gymnasialen Matur auf der
Mittelschulstufe (Sekundarstufe II) eine andere Sozialisation durchgemacht haben, als
diejenigen mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis und Berufsmatur, bei Letzteren
zusätzlich noch geprägt von der Branche des jeweiligen Lehrbetriebs.
59
Eine dritte Gruppe bilden diejenigen Kandidatinnen, welche bereits einige Jahre
Berufstätigkeit hinter sich haben und in einem Zweitberuf eine neue berufliche
Herausforderung suchen.
Insbesondere in den Bereichen Selbst- und Sozialkompetenz ist es so problematisch wie
auch unumgänglich, die drei Gruppen mit denselben Prüfungsinstrumenten zu beurteilen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass heute keine Methode zur prognostisch validen
Prüfung von Sozialkompetenz evident belegt ist. Die Forderung, berufsnahe und multimodal
zu testen ist auf Anhieb einleuchtend und wird der vielschichtigen Problematik des
Konstruktes Sozialkompetenz am ehesten gerecht.
Aus der Erfahrung der beschriebenen Zulassungsprüfung lässt sich aussagen, dass durch
die Operationalisierung die Zuordnung der verschiedenen Dimensionen von
Sozialkompetenz auf die verschiedenen Prüfungsteile problemlos vorgenommen werden
konnte. Die Anzahl der Beobachtungssituationen ist tendenziell eher noch zu steigern.
Der Vergleich mit dem IPS wurde vorgenommen mit der Absicht, einen Beitrag zur
Validierung unserer Prüfunsanlage zu leisten. Dies kann aus den vorliegenden Resultaten
nicht gefolgert werden. Insgesamt sind die Korrelationen zwischen den IPS Skalenwerten,
den Werten für die einzelnen Dimensionen Ausdauer und Freude, Kommunikationsfähigkeit,
und Teamfähigkeit (0.05 – 0.3) und der einzelnen Items der verschiedenen Prüfungsteilen zu
gering.
Die Faktorenanalyse der erhobenen Daten zeigt einen gemeinsamen Faktor für sämtliche
der Sozialkompetenz zugeordneten Items der Zulassungsprüfung auf. Dies entspricht bei
valider, zuverlässiger Prüfungssituation der Grundidee, sollte doch versucht werden, das aus
dem „Potential Sozialkompetenz“ entstehende Verhalten in möglichst unterschiedlichen
Situationen zu beobachten.
Eine Übereinstimmung zwischen den IPS- Dimensionen (Selbsterhebung) und den
Prüfungsresultaten konnte nicht nachgewiesen werden. Einzig für die im Rollenspiel
beurteilten Dimensionen von Sozialkompetenz (Kommunikationsfähigkeit, Führungsfähigkeit,
Teamfähigkeit. Geduld und Ausdauer) konnte ein eindeutiger, grundlegender Faktor,
allerdings mit negativem Bezug zum Skalenwert Selbstbehauptung des IPS festgehalten
werden.
Passend zu der Interpretation von Barmettlen & Graber (2000) anlässlich der
Zulassungsprüfung an die Physiotherapieschule Feusi, Bern im Jahre 1999, weist dieser
Befund auf die negative Wirkung eines hohen Masses an Extraversion auf die
Patienteninteraktion einerseits und auf die Tendenz andererseits in anders charakterisierten
Prüfungssituationen seine Stärken deutlicher hervorzuheben andererseits hin. Dieser
60
Sachverhalt könnte die negative Beziehung eines gemeinsamen Faktors zwischen Selbst-
und Fremderhebung erklären.
6.2 Durchführbarkeit
Die hohe Bedeutung von Sozialkompetenz im Umgang mit dem Patienten rechtfertigt deren
relativ aufwendige Prüfung in einem multimodalen Setting. Die Beurteilung von
Sozialkompetenz in Paper and Pencil – Form kann bei unserem Verwendungszweck
aufgrund der zu hohen Verfälschung durch den Einfluss des angenommen erwünschten
Verhaltens nicht für den Selektionsentscheid verwendet werden.
Ein geschicktes Ausfüllen entsprechender Fragebögen kann auch als Resultat vorgängiger
Sozialisierung z.B. im gymnasialen Umfeld resultieren, was deren Validität ebenfalls negativ
beeinflusst.
Da die Zulassungsprüfung in unserer Ausgangslage den Charakter eines Numerus Clausus
hat und eine erhebliche Selektion von Kandidatinnen vorgenommen wird, darf der etwas
hohe Aufwand des multimodalen Settings nicht gescheut werden.
6.3 Standards - Zuverlässigkeit – Objektivität
Standards: Die sorgfältige Ausrichtung nach einem grundlegenden Anforderungsprofil ist ein
erster wichtiger Standard. Die Bedeutsamkeit der erhobenen Kriterien „Interesse am
Mitmenschen, Gute (verbale und nonverbale) Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit im
Sinne von Einfühlungs- und Durchsetzungsvermögen“, für die erfolgreiche Berufstätigkeit,
als auch für die Zeit der Ausbildung darf als unbestritten betrachtet werden. Ebenso gibt es
Hinweise darauf, dass Teile der Voraussetzung zu sozialkompetentem Verhalten durchaus
als stabiles Persönlichkeitsmerkmal, und damit während der Ausbildung weniger gut
formbar, als andere Fertigkeiten und Fähigkeiten, betrachtet werden darf.
Die Beurteilung subjektiver Kriterien erfolgt idealerweise durch mehrere unabhängige
Experten in unterschiedlichen Situationen, wodurch die Qualität und Zuverlässigkeit der
Aussage verbessert wird. (Eva, K.W. und Reiter H.I, 2004)
Ein wichtiges Qualitätsmerkmal der Zulassungsprüfung ist, dass Personal mit ausreichender
Qualifikation eingesetzt wird. Der Beizug testpsychologisch geschulter Experten und
ausreichender Prüfungsvorbereitung ist von grosser Bedeutung.
Der gesamte Prüfungsablauf muss transparent und standardisiert sein und mit der
Information an die Bewerberinnen übereinstimmen.
61
Zuverlässigkeit und Objektivität: Da die Messung des Merkmals auf der Beobachtung und
Fremdbeurteilung beruht, besteht hier ein hoher Bedarf, den Prüfungsablauf zu
standardisieren, und die Indikatoren für die Beurteilung der grundlegenden
Anforderungskriterien genau zu definieren und zu erproben. Ein wichtiger, noch
ausstehender Schritt, ist derjenige, den Beleg für die prognostische Aussagekraft der
gemessenen Kriterien bezüglich dem erfolgreichen Ausbildungsabschluss und der
erfolgreichen Berufstätigkeit (wie schon früher formuliert) zu erbringen. Rückblickend auf die
vergangenen Jahre mit vergleichbarer, multimodaler Zulassungsprüfung, darf bereits
festgehalten werden, dass bisher ein überaus hoher Anteil erfolgreicher
Ausbildungsabschlüsse vorgezeigt werden kann. Die meisten Ausbildungsabbrüche
erfolgten ausschliesslich innerhalb des ersten (von vier) Ausbildungsjahren, und in der Regel
nicht aufgrund von Promotionsauflagen. Die genauere Analyse der jeweiligen
Abbruchgründe und ob daraus Rückschlüsse auf bereits bei der Zulassungsprüfung zu
erkennende Risikoprofile gemacht werden könnten, wäre eine weitere wichtige
Fragestellung.
6.4 Fazit
Die Anforderungen an ein qualitativ gutes Zulassungsverfahren sind hoch. Diesen gerecht zu
werden, motivierte den Autor zu dieser Arbeit. Es konnte eine Standortbestimmung auf dem
Weg zur Verbesserung der eigenen Zulassungsprüfung und die Ausrichtung deren künftiger
Weiterentwicklung dargestellt werden.
Verschiedene Querverbindungen und Ableitungen zu anderen Bereichen innerhalb der
Gesundheitsberufsbildung sind möglich und wünschbar.
Das Prüfen von Sozialkompetenz ist komplex und vielschichtig. Gerade die Tatsache, dass
junge Menschen für einen sozial anspruchsvollen Beruf ausgewählt und vorbereiten werden
sollen, macht das Selektionsverfahren zu einem spannenden, wichtigen Werkzeug, welches
längerfristig die Qualität der Ausbildung, bis hin zum Beitrag des Berufes an der
Gesundheitsversorgung, sichert. Dass es dabei um mehr als das Testen von schulisch
erworbenem Vorwissen geht, ist erschwerend und bereichernd zugleich. Eine
berufsrelevante Definition von Sozialkompetenz samt Operationalisierung zeigt sich als
unverzichtbar für die Konstruktion angepasster Prüfungssituationen.
Die Analyse der Prüfungsresultate bestätigt, dass sozialkompetentes Verhalten bei
Prüfungsteilen mit Interaktionscharakter der Schlüssel zum Erfolg ist. Ohne kommunikative
Fähigkeiten kann in diesen Situationen Fach-, Methoden- und Selbstkompetenz nicht
glaubwürdig dargestellt werden.
62
63
Abbildungsverzeichnis Tabellen Tab. 1 Anforderungsprofil „Studierende Physiotherapie“
Tab. 2 Operationalisieren des Anforderungsprofils „Studierende Physiotherapie“
Tab. 3 Zuordnungsmatrix Prüfungsposten/Kompetenzen
Tab. 4 Dimensionen sozialer Kompetenz (Kanning, U.P, 2002)
Tab. 5 Zuordnung der Prüfungskriterien zu den drei Dimensionen „Sozialkompetenz“
Tab. 6 Korrelationen zwischen den IPS Skalenwerten und den Prüfungsdimension
Tab. 7 Übertragungstabelle IPS – Situationen/Zulassungsprüfung
Abbildungen
Abb. 1 Regelkreismodell für die Genese sozialkompetenten Verhaltens
Abb. 2 Die Messung sozialer Kompetenzen – Einflussfaktoren
Abb. 3 Vergleich Häufigkeit der Korrelationen
Anhang
Anhang 1 Umfrage Eignungsanforderungen Physiotherapieschule Bern Anhang 2 Recherche Internet
Anhang 3 Daten EA 05 Korrelationen Sozialkompetenz
Anhang 4 Inventar zur Persönlichkeitsdiagnostik in Situationen, IPS
Anhang 5 Resultate Faktorenanalyse
64
Danksagung
Folgenden Personen möchte ich meinen herzlichen Dank aussprechen. Ohne sie hätte die Arbeit nicht in dieser Form entstehen können: Meiner Frau Catherine und den Kindern, Miro, Lara, Milena und Worke, für ihre Geduld und moralische Unterstützung während dem gesamten MME Studium und der Zeit der Thesenarbeit. Speziellen Dank an Lara für die Mithilfe beim Erfassen der Fragebogenresultate. Manfred Künzel für seine kompetente Thesenbegleitung, seine kritischen Rückmeldungen und die Begutachtung. Karin Kopše für die vielen fachlichen Typs und das Korrekturlesen Lorenz Radlinger für die Hilfe bei der statistischen Auswertung der Resultate Dem Team der Physiotherapieschule Bern, welches mich bei der Planung und Durchführung der Umfrage zum Erstellen des Anforderungsprofils und bei der Zulassungsprüfung selbst unterstützte. Stefan Krucker für seine fachlichen Impulse und die Beratung im Zusammenhang mit der Durchführung der Zulassungsprüfung und den IPS- Fragebogen Helen Luginbühl-Greco, für ihre kollegiale Unterstützung beim Entwurf des Thesenkonzeptes, ihre kritischen Anregungen und weitere Hilfestellungen unterwegs.
65
Literaturverzeichnis Barmettlen, S. & Graber, S. (2000) Physiotherapie oder die Kunst mit Menschen in Kontakt
zu treten – Persönlichkeitsmerkmale von angehenden Physiotherapeuten und soziale
Kompetenz; Diplomarbeit, Feusi Physiotherapieschule, Bern
Bastians, F. & Runde, B. (2002) Instrumente zur Messung sozialer Kompetenzen; Zeitschrift
für Psychologie, 210(4), 186-96,
Baumgartner, C. (1996) Was macht einen ‚guten’ Physiotherapeuten aus? – eine Umfrage
bei Aerzten, Patienten und Physiotherapeuten; Diplomarbeit, Feusi Physiotherapieschule,
Bern
Brualdi, A.C. (1996) Multiple Intelligences: Gardner’s Theory; Practical Assessment,
Research & Evaluation, 5 (10) http://PAREonline.net/getvn.asp?v=5&n=10
Baitsch, C. Buri, B. Christen Jakob, M. Glatt, A. Solère M. (2004) Werkstattbericht Soziale
Kompetenz; HSA Hochschule für Soziale Arbeit, Luzern
http://www.hsa.fhz.ch/pdf/DS/Werkstattbericht2.pdf
De Bie, R. (1998) Die randomisierte kontrollierte Studie in der Physiotherapie, Teil II;
Manuelle Therapie, 3, 131 – 37
Dodge, K.A. (1985) Messung sozialer Kompetenz; In Proseminar ‚Soziale
Kompetenztheorien, Baumgartner/Alsaker, WS04/05; Universität Bern
Duncan-Hewitt, W.C.(1996) Designing Admission Criteria: A Framework; American Journal
of Pharmaceutical Education Vol 60, Summer 1996, 109-21 (Elektronisch vorhanden)
Eva, K.W. & Reiter, H.I. (2004) Where Judgement Fails: Pitfalls in the Selection Process for
Medical Personnel; Advances in Health Sciences Education, 9, 161-74
Eva, K.W, Rosenfeld, J, Marold, I.R. & Norman G.R. (2004a) An admissions OSCE: the
multiple mini-interview; Medical Education, 38, 126-26
66
Eva, K.W, Rosenfeld, J, Marold, I.R. & Norman G.R. (2004b) The ability of the Multiple Mini-
Interview to Predict Preclerkship Performance in medical School; Academic Medicine, 79,
10, Supplement S40-S42
Eva, K.W, (2003) On the generality of specificity; Medical Education, 37, 587-88
Eva, K.W, Rosenfeld, J, Neville, A.J. & Norman G.R. (1998) On the etiology of content
specificity: Factors inluencing analogical transfer in problem solving; Academic Medicine,
73, S1-S5
Flanagan J.C. (1954) The Critical Incident Technique; Psychological Bulletin, 51, 327 – 58
Goldberg L.R. (1993) The structure of phenotypic personality traits; American Psychologist,
48, 26-34
Greenspan, S.I. & Gransfield, J.M. (1992), Reconsidering the Constrct of Mental Retardation:
Implications of a Model of Social Competence, American Journal on Mental Retardation,
96, 442 - 553
Gyllensten, L.A. et al. (1999) Interaction between patient and physiotherapist: a qualitative
study reflecting the physiotherapist’s perspective; Physiotherapy Research International 4(2),
89 – 109
Hartmund Hacker H. et al. (1998) Hrsg. Deutsche Fassung; Standards für pädagogisches
und psychologisches Testen; Committee to Develop Standards for Educational and
Psychologial Testing of The American Educaational Research Association (AERA), The
American Pschological Association (APA) The National Council on Measurement in
Education (NCME) Supplementum 1 der Diagnostica und der Zeitschrift für Differentielle
und Diagnostische Psychologie
John M. Millbrook, J.M. et al. (1986) Behavioral Components of Social Skills: A Look at
Subject and Confederate Behaviors; Behavioral Assessment, 8 203-20 1986
Kanning, U.P. (2002) Soziale Kompetenz – Definition, Strukturen und Prozesse; Zeitschrift
für Psychologie, 210(4), 154 – 63,
67
Konferenz der Schweizer Fachhochschulen, KFH, (2004), Die Konzeption gestufter
Studiengänge: Best Practice und Empfehlungen, Konferenz der Fachhochschulen der
Schweiz, 2. aktualisiert Auflage, www.kfh.ch
www.bbt.admin.ch/fachhoch/dossiers/bologna/d/best_practice_d.pdf
Kulatunga-Moruzi C, Norman G.R. (2002) Validity of admissions Measures in predicting
performance outcomes: the contribution o cognitive and non-cognitive dimensions.
Teaching and Learning in Medicine, 14, 34-42
Lohman D.F. (2001) Fluid intelligence, inductive reasoning, and working memory: Wherer the
theory of Multiple Intelligences falls short; Annual meeting of the American Educational
Research Association in Seattle, WA
Macklem G.L (1990) Measuring Aptitude; Practical Assessment, Research & Evaluation, 2(5)
http://PAREonline.net/getvn.asp?v=2&n=5
Motowidlo, S.J. Dunnette, M.D. & Carter, G.W. (1990), An alternative selection procedure:
the low-fidelity simulation, Journal of Applied Psychology, 75, 640-47
Neidig, R.D. & Neidig, P.J. ; Multiple assessment center exercises and job relatedness;
Journal of Applied Psychology, 69, 182-86
Reuschenbach, B. (2004) Personalgewinnung und Personalauswahl für die Pflege;
München; Elsevier GmbH Urban und Fischer
Runde, B. (2001) Multimodales Assessment Sozialer Kompetenzen; Bissendorf, Methodos
Sackett, P.R. & Dreher, G.F. (1982) Contructs and assessment center dimensions: Some
troubling empirical findings.; Journal of Applied Psychology, 67, 401-10
Schallberger, U. Venez, M. (1999) Kurzversion des MRS – Inventars von Ostendorf Zur
Erfassung der fünf „grossen“ Persönlichkeitsfaktoren; Nr. 30; Psychologisches Institut,
Universität Zürich http://www.unizh.ch/angpsy/Forschung/Papers/BaAAPMRS30.pdf
Scharschmidt, U. & Fischer A.W (1999) Inventar zur Persönlichkeitsdiagnostik in Situationen;
Frankfurt: SWETS Test Services
68
Schenker, M. Schiltknecht, S. Luginbühl-Greco H. & Eigenmann P. (2004) Didaktisches
Konzept „physio04“; Physiotherapieschule Bern, Ausbildungszentrum Insel.
Schmidt F.L. & Hunter, J.E. ; Employment testing: Old theories and new research findings;
American Psychologist, 36, 1128-37
Schuler H. (1996) Psychologische Personalauswahl – Einführung in die
Berufseignungsdiagnostik; Göttingen: Verlag für Angewandte Psychologie
Schuler H. (2002) Das Einstellungsinterview; Göttingen: Hogrefe
Schuler, H. & Funke U. (1986), FSK - Sozialen Kompetenz im Bereich Dienstleistung. S&F
Personalpsychologie/Personal-Systementwicklung, Altenried
Schuler, H. & Schmitt, N. (1987), Multimodale Messung in der Personalpsychologie;
Diagnostica, 33 259-71
Schulleiter/innen-Konferenz; Statistik für Kurs Beginn 2004; Schulleiter/innen-Konferenz der
Schweizerischen Schulen für Physiotherapie
SRK, Abteilung Berufsbildung (2004) Ausbildungsverhältnisse in den medizinisch-
therapeutischen Berufen, SRK, Abteilung Berufsbildung
Ulrich, H. et al (1991) Anleitungen zum ganzheitlichen Denken ; Bern: Paul Haupt,
Weber, E. (1982), Pädagogik, Eine Einführung – 1 Grundlagen und Grundbegriffe,
Donauwörth: Auer, 40.
Yekovich F.R. (1994) Current issues in Research on Intelligence; Practical Assessment,
Research & Evaluation, 4(4) http://PAREonline.net/getvn.asp?v=4&n=4
69
Anhang
Anhang 1: Umfrage Eignungsanforderungen Physiothera pieschule Bern
Selbstkompetenz eigene Person als Werkzeug
Fachkompetenz Wissen und kognitive Fähigkeiten
Methodenkompetenz Fachwissen zur Lösung von Aufgaben
Sozialkompetenz Beziehungen gestalten
Praktisches Geschick 3 Med od. Nat.wiss. Interesse 4
Analysefähigkeit 3
Geduld 6 (Ausdauer 6)
Bewegungsgefühl 3 (Körperwahrnehmung, Koord.fähigkeit, B-freude)
Berufsmotivation (Kenntnisse Berufsbild) 1
Problemlösefähigkeit 4 (Reflexion 1, Vernetztes Denken 2))
Kommunikationsfähigkeit 5 (Kontaktfähigkeit 5)
Körp. Leistungsfähigkeit 3 (Ausdauer 3, Koordination 1))
ethische Grundsätze((Humanistisches Menschenbild) 1
Tranferieren 3
Teamfähigkeit 1
Psych. Belastbarkeit 4 Räuml. Vorstellungvermögen 1 (Beobachtungsgabe 1)
Planungsfähigkeit 2 Empathie
Eigenständigkeit (Führen können)
Geistige Leistungsfähigkeit 1
Kreativität 2 Überzeugungskraft, Motiviation
Charakterliche Eignung,(Achtsamkeit 1, Flexibilität 3,Toleranz 2, Wertschätzung 2, Verantwortungsbewusstsein 2, korrekte Umgangsformen 1,Sorgfalt 5, Beziehungsfähigkeit 1
Lernfähigkeit 3
Sprachverständnis u. Ausdruck 1
Bobachtungsfähigkeit Sprachverständnis u. Ausdruck 1
Toleranz 2
Situationsgerechter Umgang 2
Einfühlungsvermögen 1
Abgrenzungsfähigkeit Selbsteinschätzung (Reflexionsfähigkeit)
Zahl hinter dem Attribut = Anzahl Nennungen
70
Anhang 2: Eignungsanforderungen: Recherche Internet , Januar 2005
Selbstkompetenz Eigene Person als Werkzeug
Fachkompetenz Wissen und kognitive Fähigkeiten
Methodenkompetenz Fachwissen zur Lösung von Aufaben
Sozialkompetenz Beziehungen gestalten
Praktisches Geschick 2, 3, t4,
5, 6, 10, 11, 12, 13, (Tastsinn) Med od. Nat.wiss. Interesse 5, 6, 8, 10, 11, 12, 13,
Analysefähigkeit 5, 6, 7, 9, 11, 12, 13, 31, 32,
Freude und Geduld im Umgang mit Mensch 1, 2, 3, 5, 6, 8, 10, 11, 12, 31, 32,
Bewegungsgefühl, 1, 2, t4, 5, 6, 8, 10, 13, 101, (Körperwahrnehmung, Koord.fähigkeit, B-freude)
Berufsmotivation 2, t9, 10, (Kenntnisse Berufsbild)
Rasches Auffassungsvermögen 1, 2, 6, 11, 12
Kommunikationsfähigkeit 2, 4, 8, 9, 11, 12, 31, 32, 33, (Kontaktfähigkeit)
Körp. Leistungsfähigkeit, 1, 2, 3, 8, 5, 10, (Ausdauer, Widerstandskraft)
ethische Grundsätze 32, 33,
Sprachverständnis u. Ausdruck 2, 7, 101,
Teamgeist 1, 3, 10, 11, 32, 33, (Partnerschaftlich, Wertschätzend)
Psych. Belastbarkeit 1, 2, 7, 8, 10, 12,
Räuml. Vorstellungvermögen 7, 101,
Organisationsfähigkeit 6, 31,
Empathie 2, 3, 31,
Eigenständigkeit 2, 5, 8, 31, 32
Bewusstsein f. Grenzen u. Möglichkeiten 6,
Problemlösefähigkeit 7, Überzeugungskraft, Motiviation 6, 31,
Charakterliche Eignung, 1, 6, 10, 12, 32, (Zuverlässigkeit, Diskretion, Ehrlichkeit, Engagement, Flexibilität, Frustrations-toleranz, Verantwortungsbewusstsein)
Unternehmergeist 32, Kreativität 6,
Bobachtungsfähigkeit 2, t4, 6, 11,
Qualitätsbewusst 32,
Wirtschaftlich 32, Quellen: 1) Berufsschulen im Gesundheitswesen BiG Basel
12) Schule für Physiotherapie, Universitätsspital Zürich 12)
2) Bethesda Basel Physiotherapieschule 2)
13) Faculty of Rehabilitation and Motor Scienses, Paradiso, Lugano13)
3) HEVs2- Zentrum Leukerbad 3)
101) Physiotherapieschule Uni Heidelberg 101)
4) Physiotherapieschule Stadtspital Triemli, Zürich 4)
5) Haute école cantonale vaudoise de la santé, Filière Physiothérapeutes 5)
31) Berufsinformationszentrum BIZ **
6) Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe des Kt. Luzern 6)
32) CH Berufsverband fisio **
7) Haute école genèvoise de la santé, Filière Physiothérapeutes 7)
33) World Confederation f. PT, Declaration of Principle, 2003 **
8) Physiotherapieschule Bern, AZI 8)
T = aus Testbeschrieb abgeleitet
9) Thim van der Laan Akademie Physiotherapie 9) 10) Phsiotherapieschule Aargau in Schinznach 10)
**Focus Outcome
11) Physiotherapieschule Schaffhausen 11)
SRK, Aubildungsbestimmungen: „Eignungstests sind vorgesehen“ ansonsten keine weiteren Angaben
71
Anhang 3: Daten EA 05 Korrelationen Items Sozialkom petenz
72
Anhang 4: Inventar zur Persönlichkeitsdiagnostik in Situationen Auf den folgenden 3 Seiten ist das Inventar zur Persönlichkeitsdiagnostik in Situationen dargestellt. Aufgrund des Kopierschutzes erscheinen diese mit dem Aufdruck „Unauthorized Copy“
73
74
75
76
Anhang 5: Resultate Faktorenanlyse: Prüfungsitems Sozialkompetenz / IPS Skalenwerte Komponentenmatrix
Komponente
1 2 3 4 5 6 7 8 9 RO4 -.642 BA5 .749 -.539 BA6 .761 -.518 G8 .503 .580 S1 .861 RO2 .486 -.497 BA4 .654 -.427 G7 .563 G8_A .503 .580 S2 .829 RO3 .420 -.608 BA2 .766 -.401 BA5_A .749 -.539 G5 .518 .423 G6 -.431 S3 .914 Aktiv .615 Selbstb .562 .447 Konfro -.400 .409 Durchs .444 .436 Rücksi -.494 Epfi -.588 Engag -.543 Beharr -.560 Stabi .713 Severtr .488 Risiko .634 Optimi .545 Entsp .453 -.483 Akterh .412 .508 Fürsor .483 Zufriedenheit_A
.659 .404
Zufriedenheit_B
.767
Zufriedenheit_C
.525 .541
77
Erklärte Gesamtvarianz
Anfängliche Eigenwerte Summen von quadrierten Faktorladungen für
Extraktion
Komponente Gesamt % der Varianz Kumulierte % Gesamt % der Varianz Kumulierte % 1 7.254 21.334 21.334 7.254 21.334 21.334 2 5.179 15.232 36.566 5.179 15.232 36.566 3 3.210 9.443 46.009 3.210 9.443 46.009 4 2.350 6.910 52.919 2.350 6.910 52.919 5 1.737 5.108 58.027 1.737 5.108 58.027 6 1.533 4.507 62.535 1.533 4.507 62.535 7 1.331 3.914 66.449 1.331 3.914 66.449 8 1.256 3.695 70.144 1.256 3.695 70.144 9 1.143 3.361 73.505 1.143 3.361 73.505 10 .974 2.865 76.371 11 .856 2.518 78.888 12 .794 2.336 81.224 13 .733 2.156 83.380 14 .627 1.843 85.223 15 .605 1.780 87.003 16 .540 1.587 88.590 17 .500 1.470 90.060 18 .458 1.348 91.408 19 .420 1.236 92.644 20 .417 1.226 93.870 21 .380 1.118 94.989 22 .327 .962 95.951 23 .325 .956 96.907 24 .261 .767 97.674 25 .214 .628 98.302 26 .195 .575 98.877 27 .171 .504 99.381 28 .119 .350 99.731 29 .091 .269 100.000 30 1.347E-16 3.962E-16 100.000 31 5.606E-17 1.649E-16 100.000 32 -3.177E-18 -9.345E-18 100.000 33 -1.003E-16 -2.951E-16 100.000 34 -4.980E-16 -1.465E-15 100.000