+ All Categories
Home > Documents > Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1:...

Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1:...

Date post: 16-Aug-2019
Category:
Upload: vanthu
View: 216 times
Download: 0 times
Share this document with a friend
23
Johannes Gutenberg-Universität Mainz Fachbereich 10: Biologie Institut für Entwicklungsbiologie und Neurobiologie Leitung: Dr. Jürgen Schramme SoSe 2017 Protokoll Bienenpraktikum Master of Education Modul 13
Transcript
Page 1: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

Johannes Gutenberg-Universität Mainz Fachbereich 10: Biologie Institut für Entwicklungsbiologie und Neurobiologie Leitung: Dr. Jürgen Schramme SoSe 2017

Protokoll

Bienenpraktikum

Master of Education Modul 13

Page 2: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

I

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium

sempervirens durch eine Biene. (A) Normale Farbfotografie. (B) Fotografie mit

einem 18A UV-darstellenden Filter, der sichtbares Licht herausfiltert. (C)

Simulation, in der sowohl die einzelnen Bildpunkte durch die Ommatidien als

auch die Wellenlängenverschiebung zu höheren Energien bei der Biene

berücksichtigt sind. (D) Bild wie in (C) nur nach neuronaler Verarbeitung, bei der

auch die Spezifika des Appositionsauges berücksichtigt sind. Nach

Dyer/Williams (2007). .......................................................................................... 4

Abbildung 2: Darstellung der Absorptionsbereiche und -maxima der Rezeptoren bei

Bienen. Maxima: UV-Rezeptor = 360 nm, Blau-Rezeptor = 435 nm, Grün-

Rezeptor = 540 nm. Auffällig ist, dass der Grün-Rezeptor über den gesamten

Absorptionsbereich absorbiert. Nach Heldmaier et al. (2013, 911 u. 914). 5

Abbildung 3: Futterquelle ............................................................................................ 7

Abbildung 4: Bienen an der Futterquelle ..................................................................... 7

Abbildung 5: Drehscheibe mit vier Aluminiumplättchen und Plattformen .................... 8

Abbildung 6: Versuchsaufbau ..................................................................................... 8

Abbildung 7: Helligkeitsstufen 1–4. ........................................................................... 10

Abbildung 8: Aufbau der Testingphase ..................................................................... 10

Abbildung 9: Visualisierung des Pairwise Wilcoxon-Rangsaummen-Tests in Form

von Boxplots. 1 = 50% Helligkeit; 2 = 35% Helligkeit; 3 = 20% Helligkeit; 4 = 10%

Helligkeit. n.s. = nicht signifikante Unterschiede; * = signifikante Unterschiede; **

= hoch signifikante Unterschiede; *** = höchst signifikante Unterschiede ......... 13

Abbildung 10: Rohdaten für jede einzelne Biene mit Zuordnung zu Datum und

Wetter. ............................................................................................................... 17

Abbildung 11: Datensatz in R. .................................................................................. 18

Abbildung 12: Einzelne Ergebnisse des Shapiro-Wilk-Tests. ................................... 19

Abbildung 13: Ergebnisse für Kruskal-Wallis-Test. ................................................... 19

Abbildung 14: Ergebnisse für Pairwise Wilcoxon-Rangsummen-Test. ..................... 19

Page 3: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

II

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Zuordnung der Helligkeitsstufen zu den Zahlencodes ............................. 10

Tabelle 2: Ergebnisse für den Pairwise Wilcoxon-Rangsummen-Test. X1 = 50%

Helligkeit; X2 = 35% Helligkeit; X3 = 20% Helligkeit; X4 = 10% Helligkeit. ........ 13

Page 4: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis ................................................................................................. I

Tabellenverzeichnis .................................................................................................... II

1. Einleitung ................................................................................................................ 1

2. Theoretischer Hintergrund ...................................................................................... 2

2.1 Operante Konditionierung ................................................................................. 2

2.2 Sinnesphysiologie – Visuelle Wahrnehmung .................................................... 3

2.3 Orientierung ...................................................................................................... 6

2. Material und Aufbau ................................................................................................ 7

3. Durchführung .......................................................................................................... 9

4. Ergebnisse ............................................................................................................ 11

4.1 Shapiro-Wilk-Test ........................................................................................... 11

4.2 Kruskal-Wallis-Test ......................................................................................... 12

4.3 Pairwise Wilcoxon-Rangsummen-Test ........................................................... 12

5. Diskussion ............................................................................................................ 14

6. Literaturverzeichnis .............................................................................................. 16

Anhang ..................................................................................................................... 17

Page 5: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

1

1. Einleitung

Bienen sind aufgrund ihrer Bestäubungsleistung das drittwertvollste Haustier des

Menschen. Der größte Nutzen der Bienen für den Menschen ist dabei die

Bestäubung von Nutzpflanzen und damit das Sicherstellen von Nahrung. Aus diesem

Grund besteht nicht nur von Seiten der Imker ein hohes Interesse an der

Bienenforschung (vgl. Tautz 2012, 12ff.).

Das folgende Protokoll basiert auf Arbeiten mit der „honigtragenden Biene“ Apis

mellifera bzw. deren Unterart Apis mellifera carnica. Diese Unterart gilt als sanftmütig

und ist daher bestens geeignet für die einzelnen Versuchsreihen. Die Experimente

beruhen darauf, dass die Apis mellifera carnica Blüten besucht, um Nektar und

Pollen zu sammeln und zu ihrem Volk zurück zu bringen. So stellt sie einerseits die

Honigproduktion und andererseits die Nahrungsbereitstellung sicher. Die Bienen,

welche für unsere Versuche rekrutiert werden sind Sammelbienen. Die

Arbeiterinnen, sind zunächst einmal sterile Weibchen, die in ihrem Leben mehrere

Arbeitsstationen durchlaufen. Innerhalb der letzten Station gilt die Arbeiterin als

Sammelbiene und verlässt so ständig das Nest um Blüten anzufliegen (vgl. Tautz

2012, 12ff.).

Doch welche Blüten bevorzugt eine Biene überhaupt? Die Frage nach der

Blütenpräferenz ist dabei grundlegend für die verschiedenen Versuchsreihen

während des Praktikums. Innerhalb dieses Protokolls wird eine Versuchsreihe rund

um den Faktor der Helligkeit von Blüten vorgestellt und analysiert. Dabei wird

zunächst beschrieben, auf welchen Prinzipien und welchem theoretischen

Hintergrund die Versuchsreihe basiert. Anschließend wird der Ablauf des Versuchs

anschaulich beschrieben sowie die Ergebnisse dargestellt. In der abschließenden

Diskussion wird diese Versuchsreihe mit den anderen Erkenntnissen in einen

größeren Zusammenhang gebracht und diskutiert.

Page 6: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

2

2. Theoretischer Hintergrund Im Rahmen von Bienenexperimenten im Jahr 2016 an der Johannes Gutenberg-

Universität Mainz in Kooperation mit Adrian Dyer wurde untersucht, ob Apis mellifera

carnica eine Präferenz für bienen- oder vogelbestäubte Blüten aufweist. Hintergrund

dieser Untersuchung ist die Frage nach der parallelen Evolution von Blütenpflanzen

und Bestäubern. Zur Untersuchung dessen wurden Anflüge von Bienen auf schwarz-

weiß Fotos von 12 bienen- und 12 vogelbestäubten Blüten in der Größe 6 x 6 cm

protokolliert. Als Hintergrundinformation sei erwähnt, dass es in Europa nur

Insektenbestäubung, in Australien jedoch beide Bestäubungsarten gibt. Die

Ergebnisse zeigten, dass eine signifikante Präferenz für bienenbestäubte

Blütenpflanzen vorliegt (vgl. unveröffentlichtes, internes Dokument Dyer).

Die Hypothese ist dabei, dass die Präferenz für bienenbestäubte Blüten alleine mit

der Morphologie der Blüte, z.B. Symmetrie, zu tun hat. Um dies bestätigen zu

können, müssen weitere Einflussfaktoren ausgeschlossen werden. Ziel der

Experimente im Rahmen des Bienenpraktikums 2017 ist es nun, genau diese

weiteren Faktoren festzustellen, welche die Wahl einer Blüte beeinflussen könnten.

Im Experiment „brightness“ wird untersucht, ob Bienen eine Präferenz für bestimmte

Grau-Helligkeitsstufen aufweisen und wenn ja, welche.

2.1 Operante Konditionierung

Das vorliegende Experiment basiert maßgeblich auf Lernprozessen. Der hierbei

stattfindende Prozess wird auch als „operante Konditionierung“ bezeichnet.

Birbaumer/Schmidt (2010, 624) verstehen darunter, „wenn auf eine motorische

Reaktion […] unmittelbar eine positive oder negative Konsequenz (z.B. Futter) folgt

und danach die Reaktion wiederholt (bzw. unterlassen) wird“. In unserem Fall

arbeiten wir nur mit positiven Konsequenzen, also Belohnungen in Form von

konzentrierter Zuckerlösung. Die angesprochene motorische Reaktion ist der

Landeanflug auf die Plattform, welche durch die Belohnung verstärkt wird und somit

nachfolgend weiterhin auftritt. Wichtig ist dabei eine enge zeitliche Abfolge von

motorischer Reaktion und Belohnung, da sonst die Belohnung nicht mit der Reaktion

assoziiert werden kann und kein Lernen stattfindet (vgl. Birbaumer/Schmidt 2010,

624). Diese enge zeitliche Paarung wird auch als „Kontiguität“ bezeichnet (ebd.,

622). Indem diese Prozedur von motorischer Reaktion und Belohnung zehn Mal

Page 7: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

3

durchgeführt wird, „festigt“ sich dies im Gedächtnis der Sammelbiene, wodurch die

Wahrscheinlichkeit steigt, dass beim nächsten Anflug dieselbe Reaktion auftritt,

nämlich das Landen auf dem Plateau.

Im vorliegenden Experiment ist dies wichtig, da die Sammelbiene (in Erwartung

Futter zu bekommen) wieder auf einer Plattform landen wird. Es wird ihr jedoch,

nachdem die Priming-Phase mit der operanten Konditionierung abgeschlossen ist,

nur Wasser dargeboten, da der Lernprozess soweit fortgeschritten ist, dass

zumindest für den Auswahl- und Landevorgang keine Belohnung mehr notwendig ist.

Außerdem soll es in der anschließenden Testing-Phase nur noch um die über der

Plattform angebrachten Grautafeln gehen, d.h. die Biene soll ihre Präferenz für eine

Landung daran „festmachen“.

Wichtig ist zu beachten, dass die Testing-Phase nicht unendlich fortgeführt werden

kann, da bei fortlaufendem Ausbleiben der Belohnung der Lernprozess wieder

zunichtegemacht wird, oder wie es auch heißt, der „Extinktion“ unterliegt

(Birbaumer/Schmidt 2010, 623).

2.2 Sinnesphysiologie – Visuelle Wahrnehmung

Da die Bienen im vorliegenden Experiment die verschiedenen Graustufen optisch

erkennen müssen, wird hier ein Überblick über die visuelle Wahrnehmung bei Bienen

gegeben.

Bienen gehören zu den Arthropoden und haben Facettenaugen, welche sich dadurch

auszeichnen, dass sie „das gesamte Sehfeld mit einer Vielzahl von Linsen gleicher

Qualität [abbilden], die das periphere Sehfeld genauso gut darstellen wie seine Mitte“

(Heldmaier et al. 2013, 884). Ein Facettenauge besteht aus vielen Ommatidien,

wobei jedes einzelne ein kleines Auge darstellt (vgl. ebd., 884). Bei Arthropoden gibt

es verschiedene Augentypen, wobei die Bienen als tagaktive Hymenopteren ein

Appositionsauge besitzen (vgl. Heldmaier et al. 2013, 888). Dieses zeichnet sich

dadurch aus, dass es zwar eine gute räumliche Auflösung sowie hohe Sehschärfe

besitzt, dafür aber wenig lichtstark ist (vgl. ebd., 888). Die geringere Lichtstärke wird

aufgrund der Tagaktivität etwas kompensiert. Die „gute“ Auflösung durch die 4000–

5000 Ommatidien (Heldmaier et al., 887) ist jedoch nicht mit dem

Auflösungsvermögen eines menschlichen Auges vergleichbar. Eine ungefähre

Vorstellung erhält man durch die von Dyer/Williams (2007) bearbeiteten Fotografien

(siehe Abb. 1).

Page 8: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

4

Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine Biene. (A) Normale Farbfotografie. (B) Fotografie mit einem 18A UV-darstellenden Filter, der sichtbares Licht herausfiltert. (C) Simulation, in der sowohl die einzelnen Bildpunkte durch die Ommatidien als auch die Wellenlängenverschiebung zu höheren Energien bei der Biene berücksichtigt sind. (D) Bild wie in (C) nur nach neuronaler Verarbeitung, bei der auch die Spezifika des Appositionsauges berücksichtigt sind. Nach Dyer/Williams (2007).

Die Ommatidien im Appositionsauge sind isoliert voneinander, was dazu führt, dass

jedes Ommatidium einen Bildpunkt des Gesamtbildes produziert (vgl. Heldmaier et

al., 888). Zur neuronalen Verarbeitung sei an dieser Stelle nur angemerkt, dass sie

zeitlich hochauflösend sein muss, da sich die Bienen (oder allgemein fliegende

Insekten) mit hohen Geschwindigkeiten im Flug fortbewegen (vgl. Heldmaier et al.

2013, 895).

Bienen besitzen zum Sehen von Farben in jedem Ommatidium Rezeptoren, die sich

durch drei verschiedene Wellenlängenspezifitäten auszeichnen (siehe Abb. 2). Die

Absorptionsbereiche der Rhodopsine sind bei Bienen zu höheren Energien

verschoben, d.h. sie nehmen UV-Licht wahr, dafür aber kein rot (vgl. Heldmaier et al.

2013, 911; siehe Abb. 2).

Page 9: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

5

Abbildung 2: Darstellung der Absorptionsbereiche und -maxima der Rezeptoren bei Bienen. Maxima: UV-

Rezeptor = 360 nm, Blau-Rezeptor = 435 nm, Grün-Rezeptor = 540 nm. Auffällig ist, dass der Grün-Rezeptor über den gesamten Absorptionsbereich absorbiert. Nach Heldmaier et al. (2013, 911 u. 914).

Daraus ergibt sich, dass Bienen ihre Umwelt ganz anders wahrnehmen als

Menschen (siehe Abb. 1). So ist eine „unbunte“ bzw. weiße Wahrnehmung bei

Bienen eine Mischung aus 15% UV, 30% Blau und 55% Grün, was nicht der Weiß-

Wahrnehmung von Menschen entspricht (vgl. Heldmaier et al. 2013, 913). Hinzu

kommt, dass Bienen kein rot wahrnehmen können, es von der Biene also

achromatisch wahrgenommen wird (vgl. ebd., 913). Während die Farbcodierung von

drei Photorezeptoren bestimmt wird, kann die Biene den Faktor Helligkeit nur durch

den L-Rezeptor wahrnehmen (vgl. Hempel de Ibarra et al. 2014, 413).

Bezogen auf den vorliegenden Versuch resultiert daraus, dass die zu testenden

Helligkeitsstufen so ausgewählt werden müssen, dass wirklich nur die Helligkeit für

die Biene wahrnehmbar ist und zwischen den Tafeln keine Farbunterschiede

vorliegen, die die Bienen wahrnehmen und beeinflussen könnten. Ebenso darf die im

Experiment verwendete Aluminiumplatte keine optischen Informationen enthalten,

die später die Wahl der vier verschiedenen Graustufen beeinflusst.

Page 10: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

6

2.3 Orientierung Des Weiteren sind die Formen der Orientierung von Bienen zu beachten, um das

Experiment ordnungsgemäß durchzuführen und auszuwerten. Sammelbienen

müssen ihr ortsgebundenes Bienenvolk mit Nektar, Pollen, Wasser und Propolis

versorgen. Dafür müssen sie zunächst geeignete Sammelorte finden, anschließend

zum Volk zurückkehren und ihren Artgenossen im Stock Informationen über

geeignete Standorte übermitteln, damit auch weitere Bienen dort gezielt hinfliegen

können (vgl. Tautz 2012, 88).

Sammelbienen machen zunächst mehrere Orientierungsflüge, um die Umgebung

des Stocks kennenzulernen und finden mithilfe ihres Seh- sowie Riechsinnes farbige,

duftende Blüten, welche als Futterquelle dienen. Bienen können Düfte schon über

weite Entfernungen wahrnehmen, während die Farben der Blüte den Bienen erst

beim nahen Heranfliegen deutlich werden (vgl. Tautz 2012, 75ff.) Die Bienen

unterstützen sowohl erdgebundene Hilfen, wie etwa Bäume und Büsche, als auch

himmelsplatzierte Hilfen, z.B. der Stand der Sonne und das Polarisationsmuster des

Himmels zur Orientierung außerhalb des Stocks. Bienen können also polarisiertes

Licht, „das Licht, das in ungeordnetem Schwingungszustand von der Sonne ausgeht

[und] durch die Erdatmosphäre polarisiert wird“ (Tautz 2012, 88), von unpolarisiertem

durch die spezielle Anatomie des Bienenauges unterscheiden. Mithilfe ihres

Zeitsinnes kann die Biene auch die Erddrehung sowie die begrenzten

Blütenöffnungszeiten bei späteren Anflügen berücksichtigen. Eine Sammelbiene

prägt sich die erdgebundenen Objekte sowie den Stand der Sonne auf dem Flug von

dem lohnenden Standort zum Bienenstock ein, berechnet den Winkel zwischen der

Linie vom Stock zur Sonne und der Linie vom Stock zur Futterquelle und gibt im

Stock bzw. im Freien durch Tanzsprache, wie z.B. Rundtanz und Schwänzeltanz,

den anderen Sammelbienen die nötigen Informationen, um die Futterquelle selbst

aufzusuchen (vgl. Tautz 2012, 88ff., 97).

Bei schlechten Wetterbedingungen ermittelt die Biene den Stand der Sonne durch

das Polarisationsmuster am Himmel. Außerdem ist anzumerken, dass Bienen die

Standortinformationen bei Regen und Gewitter bis zu einer Woche im Gedächtnis

behalten (vgl. Tautz 2012, 92ff.).

Page 11: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

7

2. Material und Aufbau Neben dem eigentlichen Versuchsaufbau wird eine Anfütterstation errichtet, die aus

zwei ca. 500 mL großen Glasgefäßen besteht, welche auf Plexiglasplatten gestellt

wird. In den Plexiglasplatten sind Rillen eingefräst, wodurch bei einem gefüllten,

verkehrt herum aufgesetzten Glas, die darin gefüllte Zuckerlösung nach außen treten

kann (siehe Abb. 3 und 4).

Abbildung 3: Futterquelle.

Abbildung 4: Bienen an der Futterquelle.

Zum Material des eigentlichen Versuches gehört eine Drehschreibe aus Metall mit

einem Durchmesser von 50 cm, an der sich versetzbare Haken befinden, an denen

die Aufhänger befestigt werden können (siehe Abb. 5).

Page 12: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

8

Abbildung 5: Drehscheibe mit vier Aluminiumplättchen und Plattformen.

An die Drehscheibe können Aufhänger aus grauem Plastik (Maße: 6 x 8 cm) mit

einer Plattform am unteren Ende befestigt werden. Es gibt vier Aufhänger mit 6 x 6

cm großen, sandgestrahlten Aluminiumplättchen über der Plattform und weitere vier

mit 6 x 6 cm großen Grautafeln in den Helligkeitsstufen 10%, 20%, 35% und 50%.

Die Drehscheibe wird an der Stirnseite eines Tisches platziert. In einer Entfernung

von ca. 50 cm wird eine undurchsichtige Barriere aufgestellt, wohinter sich weitere

Versuchsutensilien befinden, die aber hiermit vom eigentlichen Experimentierbereich

abgetrennt werden (siehe Abb. 6).

Abbildung 6: Versuchsaufbau. Zum Material gehören weiterhin ein Anfütterlöffel, Behälter für die hochkonzentrierte

Zuckerlösung (ca. 22–27%), Wasser und Alkohol (30%). Des Weiteren werden

Papiertücher, flüssige Farbe zur Markierung der Bienen, Netz-Siebe zum Einfangen

störender Bienen und Wespen sowie ein Alkoholbehälter benötigt, in dem Bienen,

die den Versuchsdurchlauf beendet haben, abgetötet werden können.

Page 13: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

9

3. Durchführung Vom 31.07.2017 bis 09.08.2017 wurde das Experiment „brightness“ an der Johannes

Gutenberg-Universität in Mainz durchgeführt. Mit diesem Experiment wurde dem

australischen Bienenforscher Adrian Dyer zugearbeitet.

Bevor das eigentliche Experiment starten kann, müssen die Bienen zunächst auf

unseren Versuchsaufbau konditioniert werden. Zunächst werden die Bienen zu einer

Futterquelle (siehe Abb. 3 und 4) gelockt, die eine höhere Zuckerkonzentration (ca.

7%) aufweist als die Blüten in ihrer Umgebung.

Von dort werden die Bienen mit einer noch höher konzentrierten Zuckerlösung (ca.

22–27%) mit Hilfe eines transparenten Löffels „abgeholt“ und vorsichtig zur grauen

Drehscheibe (siehe Abb. 5) transportiert. An der Drehschreibe hängen vier

„Aufhänger“ mit Aluminiumplättchen (siehe Abb. 5), welche jeweils mit der

angesetzten Zuckerlösung versehen wurde. Die ausgewählte Biene wurde mithilfe

des Löffels auf eine Plattform überführt. Sobald die Biene mehrmals getrunken sowie

einen Orientierungsflug gemacht hat und zur Plattform zurückgekehrt ist, wird sie am

Thorax farblich markiert.

Anschließend beginnt die Priming-Phase, in der die Biene zehnmal auf die Plattform

zurückfliegen und die Zuckerlösung trinken muss. Damit kann sichergestellt werden,

dass die Biene die Drehschreibe wiederfindet, auf den Plattformen sicher landen

kann und sie konditioniert wird, die Versuchsapparatur aufgrund der „Belohnung“

aufzusuchen. Sie wird mehrmals hinter eine ca. 50 cm entfernte Holzwand gesetzt

(siehe Abb. 6), damit sie einen neuen Anflug auf die Drehscheibe startet und sich

dabei neu orientieren muss.

Während der Priming-Phase werden die Plattformen nach jedem Anflug mit 30%-

igem Ethanol gereinigt, wodurch alle von der Biene hinterlassenen Duftstoffe

beseitigt werden. Damit kann sie sich nicht mehr an ihren eigenen Duftmarken

orientieren und sucht somit nicht automatisch immer nur die Plattform auf, auf der sie

das erste Mal gelandet ist, wodurch sie keine Präferenz entwickelt. Ebenso werden

die Plattformen nach dem Reinigen an einen anderen Platz gehängt bzw. die

Drehscheibe wird zwischen den Anflügen der Biene gedreht. Somit speichert die

Biene auch keinen Ort an der Scheibe ab, den sie immer anfliegt und entwickelt auch

hierfür keine Präferenz. Diese Schritte sind wichtig, da eine Orts- oder Duftpräferenz

die eigentliche Experimentierphase verfälschen könnte.

Page 14: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

10

Nach Abschluss der Priming-Phase beginnt die Testing-Phase. Hierzu werden neue

Aufhänger an der Drehscheibe befestigt, welche anstatt der Aluminiumplättchen nun

Tafeln unterschiedlicher Grau-Helligkeitsstufen (10%, 20%, 35%, 50%) über der

Landeplattform aufweisen (siehe Abb. 5). Der Einfachheit halber wurden die

Helligkeitsstufen in einen einfachen Zahlencode überführt (siehe Tab. 1).

Tabelle 1: Zuordnung der Helligkeitsstufen zu den Zahlencodes.

Helligkeit [%] 50 35 20 10

Zahlencode 1 2 3 4

Die Prozentzahlen sind so zu verstehen, dass das hellste Plättchen die größte

Helligkeitsstufe (50%) und das dunkelste die niedrigste Stufe aufweist (10%).

Abbildung 7: Helligkeitsstufen 1–4.

Abbildung 8: Aufbau der Testingphase.

Auf den Plattformen befindet sich nun keine Zuckerlösung mehr, sondern lediglich

Wassertropfen. Aufgrund der Konditionierung in der Priming-Phase kommt die Biene

i.d.R. zurück zum Versuchsaufbau. In den folgenden zehn Anflügen wird nun

beobachtet, welche Helligkeitsstufe die Biene anfliegt. Im Grunde könnte der erste

Anflug ausschlaggebend für eine Beurteilung der Präferenz sein. Der Grund, warum

trotzdem zehn Anflüge protokolliert werden ist, dass der erste Anflug mit den

Page 15: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

11

weiteren abgeglichen werden kann, d.h. ob die Biene immer nur dieselbe Graustufe

aufsucht, oder nicht. Als Anflug zählt hierbei eine Berührung der Plattform sowie der

Helligkeitsplättchen. Mit Hilfe der Zahlencodes wurde notiert, bei welchem Anflug die

Biene welche Plattform berührte. Nach jedem Anflug wurde die Scheibe gedreht,

damit keine Präferenz für einen bestimmten Ort an der Drehscheibe entwickelt

werden kann. Eine Reinigung der Plattform ist nicht mehr nötig, da die Bienen nur

Duftstoffe hinterlassen, wenn sie belohnt wurden, bzw. Futter vorgefunden haben.

Nachdem je Biene insgesamt zehn Berührungen notiert wurden, wurde die Biene mit

Hilfe des transparenten Löffels und der Zuckerlösung in Ethanol abgetötet. Zum

einen kann sie dadurch nicht weitere Arbeiterinnen zu dieser Futterstelle locken und

somit kein Chaos verursachen. Zum anderen sind mit den Farbmarkierungen nur

gewisse Variationen möglich, weshalb man die markierten Bienen irgendwann nicht

mehr voneinander unterscheiden kann. Dieser Vorgang wurde mit insgesamt 40

Bienen wiederholt.

4. Ergebnisse

Die notierten Daten der Testing-Phase werden im folgenden Kapitel genauer

untersucht, um mögliche Helligkeitspräferenzen von Bienen ausfindig zu machen.

Dazu werden die durchgeführten Tests beschrieben und für den notierten Datensatz

(vgl. Anhang Abb. 10 und 11) mithilfe des Statistikprogramms R (R version 3.4.1

(2017-06-30)) berechnet.

4.1 Shapiro-Wilk-Test

Der Shapiro-Wilk-Test soll zunächst als eine Art Vortest durchgeführt werden. Durch das Aufstellen zweier Hypothesen (H0; H1) soll so überprüft werden, ob die Daten

normalverteilt vorliegen. Dabei nimmt H0 eine Normalverteilung an, wohingegen H1

die Alternativhypothese darstellt. Innerhalb des Experiments würde eine Normalverteilung vorliegen, wenn die Bienen bestimmte Helligkeitsstufen klar vor anderen präferieren. Um den Test durchzuführen, müssen zunächst die beiden Hypothesen aufgestellt werden:

Page 16: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

12

H0= Anflüge der Bienen auf die verschiedenen Helligkeitsstufen sind normalverteilt. H1= Anflüge der Bienen auf die verschiedenen Helligkeitsstufen sind nicht normalverteilt.

Sobald p < 0,05 ist, wird H0 verworfen und eine nicht normalverteilte Datenreihe angenommen.

Mit dem notierten Datensatz berechnete das Statistikprogramm R Werte für den

Shapiro-Wilk-Test. Für alle Helligkeitsstufen wurden Werte < 0,05 berechnet (vgl.

Anhang Abb. 12), wodurch H0 verworfen werden kann und die Alternativhypothese

angenommen werden muss. Der Shapiro-Wilk-Test zeigt so, dass keine

normalverteilten Daten vorliegen.

4.2 Kruskal-Wallis-Test

Da mehr als zwei Variablen vorliegen und der Shapiro-Wilk-Test bereits gezeigt hat,

dass die Daten nicht normalverteilt sind, wird als nächstes der Kruskal-Wallis-Test

durchgeführt. Durch diesen Test soll untersucht werden, ob zwischen den

Helligkeitsstufen Unterschiede vorliegen. Auch hier müssen erneut Hypothesen

aufgestellt werden, die es zu überprüfen gilt:

H0= Es gibt keine Unterschiede in den Präferenzen bezogen auf die Helligkeit.

H1= Es gibt Unterschiede in den Präferenzen bezogen auf die Helligkeit.

Es gilt wieder, dass H0 verworfen wird, wenn p einen Wert <0,05 annimmt. Für den gesamten Datensatz wurde ein Wert von 0,00796 berechnet, wodurch H0 verworfen werden kann (vgl. Anhang Abb. 13). Demnach liegen in unserem Datensatz Unterschiede vor, die im nächsten Test genauer untersucht werden sollen.

4.3 Pairwise Wilcoxon-Rangsummen-Test

Bis zu diesem Test steht fest, dass der vorliegende Datensatz nicht normalverteilt ist

und Unterschiede vorliegen. Der nun folgende Pairwise Wilcoxon-Rangsummen-Test

vergleicht nun die einzelnen Helligkeitsstufen miteinander, um die Unterschiede

Page 17: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

13

weiter zu untersuchen. Für den Datensatz errechnete R folgende Werte (vgl. Anhang

Abb. 14):

Tabelle 2: Ergebnisse für den Pairwise Wilcoxon-Rangsummen-Test. X1 = 50% Helligkeit; X2 = 35% Helligkeit;

X3 = 20% Helligkeit; X4 = 10% Helligkeit. X1 X2 X3 X2 0,3969 – – X3 0,0081 0,1696 – X4 0,3388 0,8027 0,1696

Es fällt auf, dass fünf von sechs Werten erneut >0,05 sind und damit keine

signifikanten Unterschiede im Vergleich dieser Variablen vorliegen. Allerdings zeigt

Tabelle zwei auch, dass genau ein Wert stark heraussticht. Zwischen der Variable

X1, der Helligkeitsstufe 50% und der Variable X3, welche der Helligkeitsstufe von

20% entspricht, scheint es signifikante Unterschiede zu geben. Dieser Vergleich der

einzelnen Variablen untereinander wird in Abbildung neun durch Boxplots grafisch

dargestellt:

Abbildung 9: Visualisierung des Pairwise Wilcoxon-Rangsaummen-Tests in Form von Boxplots. 1 = 50%

Helligkeit; 2 = 35% Helligkeit; 3 = 20% Helligkeit; 4 = 10% Helligkeit. n.s. = nicht signifikante Unterschiede; * = signifikante Unterschiede; ** = hoch signifikante Unterschiede; *** = höchst signifikante Unterschiede.

Page 18: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

14

Abbildung 9 zeigt dabei nicht nur, ob es signifikante Unterschiede zwischen den

Variablen gibt. An den Boxplots lässt sich auch erkennen, dass der Median der von

2, 3 und 4 nahezu identisch sind. Lediglich der Median von 1 liegt höher. Auch die

Streuung um den Median von 1 ist verhältnismäßig breit. Zur breiten Streuung fällt

zusätzlich ein Ausreißer von neun Anflügen einer Biene auf. Aus diesen

Erkenntnissen lässt sich schließen, dass die Helligkeitsstufe 50% leicht häufiger

angeflogen wurde, es allerdings keine signifikanten Unterschiede zu den anderen

Helligkeitsstufen 35% und 10% gibt. Nur im Vergleich zu 3 fällt ein hohes

Signifikanzniveau auf. Auch hier zeigt der Boxplot wieder eine größere Streuung an,

was bedeutet, dass einige Bienen diese Helligkeitsstufe wohl präferiert haben,

andere hingegen wiederum gar nicht. Die Boxplots zu 2 und 4 sind insofern auffällig,

als dass sie sehr ähnlich aussehen. Der Median liegt ähnlich, die Streuung eng und

die Ausreißer ebenfalls sehr ähnlich.

5. Diskussion

Für das vorliegende Experiment „brightness“ kann aufgrund unserer Datenlage von

40 getesteten Bienen eine Präferenz eines bestimmten Helligkeitsgrades

ausgeschlossen werden. Im Shapiro-Wilk-Test hat sich herausgestellt, dass keine

normalverteilten Daten vorliegen und die Bienen somit keine bestimmten

Helligkeitsstufen bei ihrem Anflug auf die Drehscheibe präferieren. Der Kruskal-

Wallis-Test hat allerdings Unterschiede im Datensatz gezeigt. Diese sind mit dem

Pairwise Wilcoxon-Rangsummen-Test zwischen den Helligkeitsstufen 50% und 20%

aufgetreten, wobei hoch signifikante Unterschiede festgestellt wurden. Alle anderen

Variablen zeigen keine signifikanten Unterschiede, weshalb weiterhin angenommen

werden kann, dass Bienen keine Präferenz der Helligkeitsstufen von Blüten besitzen.

Es bleibt zu klären, ob die Unterschiede zwischen der Variable 1 und der Variable 3

auch im Gesamtdatensatz erkennbar sind. Zwischen der Helligkeitsstufe 1 und 3 war

der Helligkeitsunterschied nämlich nicht so hoch, wie zwischen 1 und 4, weshalb der

signifikante Unterschied auf andere Faktoren zurückzuführen sein könnte. Die

geringe Stichprobe sowie andere Störvariablen, wie die Sonneneinstrahlung sowie

deren Spiegelung auf den Farbtafeln, die graugefärbte Drehscheibe und individuelle

Unterschiede zwischen den Bienen, können das Anflugverhalten der Bienen

außerdem beeinflusst haben. Die Drehscheibe selbst war in grau gefärbt, weshalb

Page 19: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

15

der Unterschied zu der Helligkeitsstufe 1 und 4 deutlicher war als zu den

Helligkeitsstufen 2 und 3. Dyer/Vuong (2008) haben herausgefunden, dass Bienen

von einem kontrastreichen schwarzen Hintergrund abgelenkt wurden, weshalb die

dunkle Helligkeitsstufe eventuell nicht präferiert wurde und demnach weniger häufig

angeflogen wurde als die helleren Plättchen.

Im Vergleich zu den Ergebnissen aus dem Bienenpraktikum 2016 ist demnach

auffällig, dass die Bienen – zumindest die 40 getesteten – auch die Helligkeitsstufen

nicht präferiert auswählen. Somit müsste aufgrund der vorliegenden Daten

ausgeschlossen werden, dass dieser Faktor Apis mellifera carnica bei ihrer Wahl

zwischen bienen- und vogelbestäubenden Blüten beeinflusst hat. Im damaligen

Experiment lag eine signifikante Präferenz für bienenbestäubte Blütenpflanzen vor,

welche vermutlich allein auf die Morphologie der Blüte zurückzuführen ist (vgl.

unveröffentlichtes, internes Dokument A. Dyer). Im vorliegenden Experiment

„brightness“ mit 40 Bienen wurde demnach, auch wenn es signifikante Unterschiede

zwischen der Helligkeitsstufe 1 und 3 gab, ausgeschlossen, dass der Einflussfaktor

Helligkeit die Wahl einer Blüte beeinflusst.

Es ist jedoch zu betonen, dass sich alle Aussagen nur auf eine vergleichsweise

geringe Stichprobe von 40 Individuen beziehen. Dabei muss auch berücksichtigt

werden, dass „Individuen“ eben individuell agieren und reagieren können. Deshalb ist

es notwendig, die aufgestellte Hypothese an einer höheren Stichprobe erneut zu

überprüfen, um eine allgemeingültige Aussage treffen zu können.

Page 20: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

16

6. Literaturverzeichnis Birbaumer, Niels/ Schmidt, Robert F. (2010): Biologische Psychologie. 7. überarb.

u. erg. Aufl. Heidelberg: Springer. Dyer A.G./ Vuong Q.C. (2008): Insect Brains Use Image Interpolation Mechanisms

to Recognise Rotated Objects. In: PLoS ONE 3 (12). S. 1–4.

Dyer, Adrian G./ Williams, Susanne K. (2007): A photographic simulation of insect

vision. In: Journal of Opthalmic Photography 29. S. 10–14.

Heldmaier, Gerhard/ Neuweiler, Gerhard/ Rössler, Wolfgang (2013): Vergleichende

Tierphysiologie. 2. vollst. überarb. u. akt. Aufl. Berlin/Heidelberg: Springer.

Hempel de Ibarra N./ Vorobyev M./ Menzel R. (2014): Mechanisms, functions and

ecology of color vision in the honey bee. J comp Physiol 200, S. 411–433.

Tautz, Jürgen (2007): Phänomen Honigbiene. Mit Fotografien von Helga R.

Heilmann. 1. Aufl. Berlin/Heidelberg: Springer.

Page 21: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

Choice No. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

31.07.2017 bewölkt, 27°C Bee 1 1 2 4 3 1 3 4 3 4 1

Bee 2 1 3 3 4 3 4 2 2 1 2 02.08.2017 sonnig, 20-27°C Bee 3 3 4 2 4 4 4 4 1 1 3

Bee 4 1 3 3 4 3 2 1 1 4 2

Bee 5 2 4 4 3 2 1 2 1 2 2

Bee 6 2 2 4 4 2 3 1 1 4 2

Bee 7 2 4 1 4 2 2 1 2 1 4 03.08.2017 bewölkt, 23°C Bee 8 2 2 4 3 4 3 4 4 3 3

Bee 9 1 4 3 1 1 3 2 1 2 1

Bee 10 2 1 4 2 4 2 4 1 3 1

Bee 11 4 1 1 1 1 1 1 1 1 1

Bee 12 1 1 4 1 3 4 1 1 1 1

Bee 13 3 3 2 2 2 3 4 4 2 1

Bee 14 1 3 2 1 2 1 1 2 1 1

Bee 15 4 4 1 4 3 3 2 2 4 2

Bee 16 3 1 1 3 4 3 4 4 1 1

Bee 17 4 1 2 1 1 4 1 2 3 4

Bee 18 3 1 2 3 2 1 3 2 3 4 04.08.2017 sonnig, 23°C Bee 19 1 3 1 1 4 3 4 3 2 4

Bee 20 3 3 2 3 4 4 4 2 1 4

Bee 21 3 2 1 1 1 4 3 2 1 4

Bee 22 4 1 4 2 1 1 2 1 4 4

Bee 23 4 2 3 4 1 2 3 1 4 2

Bee 24 1 1 1 1 1 3 4 2 3 4

Bee 25 2 4 3 2 1 4 1 1 3 3 07.08.2017 sonnig, 23°C Bee 26 4 2 1 1 1 2 3 4 1 1

Bee 27 2 2 2 4 3 1 1 3 1 4

Bee 28 4 2 4 4 1 3 4 2 2 2

Bee 29 1 2 4 1 1 4 2 4 2 1

Bee 30 1 1 2 3 1 1 1 1 1 4

Bee 31 2 1 3 1 4 4 1 3 1 2

Bee 32 3 2 2 3 4 1 2 1 1 4 08.08.2017 bewölkt, regnerisch, 20°C Bee 33 3 3 4 3 1 4 2 2 1 3

Bee 34 2 1 1 1 2 4 2 4 2 2

Bee 35 2 3 1 2 4 4 2 1 2 2

Bee 36 2 2 4 1 4 4 1 2 4 3 09.08.2017 sonnig, 24°C Bee 37 3 3 3 4 1 2 3 3 2 4

Bee 38 2 1 1 1 2 2 2 4 2 1

Bee 39 2 3 2 4 3 2 4 2 1 1

Bee 40 3 4 4 4 3 3 2 1 1 2

Anhang

Abbildung 10: Rohdaten für jede einzelne Biene m

it Zuordnung zu Datum

und Wetter.

17

Page 22: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

18

Abbildung 11: Datensatz in R.

Page 23: Protokoll Bienenpraktikum - staff.uni-mainz.de · Modul 13 . I . Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Wahrscheinliche Wahrnehmung einer Blüte von Gelsemium sempervirens durch eine

19

Abbildung 12: Einzelne Ergebnisse des Shapiro-Wilk-Tests.

Abbildung 13: Ergebnisse für Kruskal-Wallis-Test.

Abbildung 14: Ergebnisse für Pairwise Wilcoxon-Rangsummen-Test.


Recommended