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Prof. Dr. Karl-Heinz Göttert Mönche, Ritter, Bürger Vorlesung SS 2010.

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Prof. Dr. Karl-Heinz Göttert Mönche, Ritter, Bürger Vorlesung SS 2010
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Prof. Dr. Karl-Heinz GöttertMönche, Ritter, Bürger

Vorlesung SS 2010

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LiteraturverzeichnisAnderson, Bonnie S. und Judith P. Zinsser: Eine eigene Geschichte. Frauen in Europa,

Zürich 1992Batselier, Dieter (Hg.): Benedictus. Symbol abendländischer Kultur, Darmstadt 1997Beyreuther, Gerald u.a. (Hgg.): Fürstinnen und Städterinnen. Frauen im Mittelalter,

Freiburg u.a. 1993Boockmann, Hartmut: Das Mittelalter. Ein Lesebuch aus Texten und Zeugnissen des

6. bis 16. Jahrhunderts, München 1988Boockmann, Hartmut: Die Stadt im späten Mittelalter, München 1986Borst, Arno: Barbaren, Ketzer und Artisten. Welten des Mittelalters, München und

Zürich 1988Borst, Arno: Lebensformen im Mittelalter, Frankfurt/M. u.a. 1979Borst, Arno: Mönche am Bodensee, Sigmaringen 1978Borst, Arno (Hg.): Das Rittertum im Mittelalter. Darmstadt 1976Borst, Otto: Alltagsleben im Mittelalter, Frankfurt/. 1983Bumke, Joachim: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter. 2

Bde, München 1986Christine de Pizan: Das Buch von der Stadt der Frauen, Berlin 1986Dinzelbacher, Peter: Angst im Mittelalter. Teufels-, Todes- und Gottesserfahrung.

Mentalitätsgeschichte und Ikonographie, Paderborn u.a. 1996Duby, Georges (Hg.): Vom Feudalzeitalter zur Renaissance, Frankfurt/M. 1990

(Geschichte des privaten Lebens, Bd 2)Duby, Georges: Die drei Ordnungen. Das Weltbild des Feudalismus, Frankfurt/M:

1986Duby, Georges: Die Frau ohne Stimme, Frankfurt/M. 1988Duby, Georges: Die Zeit der Kathedralen, Frankfurt/M. 1984Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter, München (2. Aufl.) 1985Fuhrmann, Horst: Einladung ins Mittelalter, München 1983Goetz, Hans-W.: Leben im Mittelalter, München 1986Göttert, Karl-Heinz: Geschichte der Stimme, München 1998 (2. Aufl. 2004)Grmek, Mirko D.: Die Geschichte des medizinischen Denkens, München 1996Kellermann-Haaf, Petra: Frau und Politik im Mittelalter, 1986Klapisch-Zuber, Christiane (Hg.): Mittelalter, Franfurt/New York 1993 (Geschichte

der Frauen, hg. von Georges Duby und Michelle Perrot)Konrad von Ammenhausen: Das Schachzabelbuch, hg. von Ferdinand Vetter, Frauenfeld 1992Kühn, Dieter: Der Parzival des Wolfram von Eschenbach, Frankfurt/M. 1988Kühn, Dieter: Ich Wolkenstein, Frankfurt/M. 1980Kühn, Dieter: Neidhart aus dem Reuental, Frankfurt/M. 1988Kühnel, Harry: Alltag im Mittelalter, Graz u.a. 1984LeGoff, Jacques (Hg.): Der Mensch des Mittelalters, Frankfurt/M. 1989Peters, Ursula: Von der Sozialgeschichte zur Kulturwissenschaft. Tübingen und Basel

2004Pitz, Ernst: Europäisches Städtewesen und Bürgertum von der Spätantike bis zum

hohen Mittelalter, Darmstadt 1991Rösener, Werner: Bauern im Mittelalter, München 1985Schuster, Peter: Das Frauenhaus. Städtische Bordelle in Deutschland 1350-1600,

Paderborn u.a. 1992

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Einführung

Überblick

1. Konzeptionen einer Betrachtung der mittelalterlichen Alltagskultur Spätmittelalter oder Renaissance? (Huizinga)

Mentalitätsgeschichte (Ariès/Duby, Geschichte des privaten Lebens)2. Die Stände-Ordnung

‚Ideologie‘ der drei StändeAuflösung in Richtung ‚Berufe‘

3. Mönche4. Ritter5. Bauern6. Stadt7. Universität (Intellektuelle)8. Frauen

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Alain Corbin: Die Sprache der Glocken

-Affektsystem, emotionale Gewalt (vgl. Sirene), Beziehung zwischen Menschen (kollektive Gefühle symbolisch ausdrücken). Konstruktion territorialer Identität (klingende Landschaften). -10000 Glockenaffären in Frankreich im 19. Jh.: Verteidigung einer Klangidentität. Säkularisierung vs. Sakralisierung von Raum und Zeit Raum der Langsamkeit und Bewahrung (vs. rationaler Raum). Klangbotschaft (bis zu 18 Glocken), in Lisieux insgesamt 48 Glocken, in Rouen über 500. Zw. 1791 und 1794 Zerrüttung der vertrauten Klänge. Trommel gegen Läuten (2 Gesetze). Freude im Jahr 1802 (Ostersonntag läutet Notre Dame in Paris).-Die Kirchturmsperspektive Glocke als Identitätsmerkmal, Solidarität. Guss im Dorf. Akustische Orientierung (neben Leuchtturm). Zyklische Zeit vs. verrinnende Zeit. Adventläuten, morgendliches Läuten, Orientierung für verirrte Wanderer am Abend. Soziale Abstufungen. Läutecode: schwingendes Läuten, Anschlagen. Rites de passage (Totengeläut usf.). Sammlungsruf (Wahl, Steuereinnehmer, Beseitigung von Unrat usf.).- Wer darf läuten?- Historischer Kontrapunkt Lärmempfindlichkeit und Recht auf Schlaf (in der Stadt).

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KonzeptionenJohan Huizinga: Herbst des Mittelalters. Studien über Lebens- und Geistesformen des 14. und 15. Jahrhunderts in Frankreich und in den Niederlanden [1919]

Vorwort: Bedürfnis, die Kunst der Brüder van Eyck zu verstehen. Diese Kunst als letzte Erscheinungsform der mittelalterlichen Kultur statt erwachende Renaissance (nicht nur nach Keim des Neuen suchen).

Kap. 1 Die Spannung des LebensÜberall schärfer umrissene (ausdrucksstarke) Formen: Buntheit, Ausgelassenheit.Beispiele: Glocken, Prozessionen, Hinrichtungen, Predigten der Wanderprediger.Leidenschaftlichkeit: Ergriffenheit beim Abschied, Blutrache, Gewalttätigkeit, Habsucht.

Kap. 2 Sehnsucht nach schönerem LebenVersuch, einen Traum zu spielen.Leidenschaft für Förmlichkeiten (Hoftafel).Rolle der Trauer.

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(Forts. Huizinga)Kap. 5 Traum von Heldentum und Liebe

Kap. 6 Ritterorden und ritterliche Gelübde

Kap. 7 Bedeutung des Rittergedankens

Kap. 8 Stilisierung der Liebe

Kap. 9 Umgangsformen der Liebe

Kap. 12 Der religiöse Gedanke

Kap. 13 Frömmigkeitstypen

Kap. 14 Religiöse Erregung und religiöse Phantasie

Kap. 15 Niedergang des Symbolismus

Kap. 17 Die Denkformen im praktischen Leben

Kap. 18 Die Kunst im Leben [van Eyck, Rogier van der Weyden, Memling]

Kap. 19 Die ästhetische Empfindung

Kap. 22 Das Kommen der neuen Form

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Philippe Ariès und Georges Duby (Hgg.): Geschichte des privaten Lebens. Bd 2: Vom Feudalzeitalter zur RenaissanceI Rolle des PrivatenII/1 Gemeinschaftsleben

Kloster als VorbildAdelshaushaltDas Gefährliche: die Frauen und die Toten

II/2 Verwandtschaftsverhältnisse und GroßfamilieGlück und Elend der großen SippenChristliche EhenDie eheliche Gemeinschaft

II/3 Das Beispiel ToscanaLeben in der HausgemeinschaftDie persönliche SphäreZeugnisse der SolidaritätDie private ZelleDie Beziehungen zur Außenwelt

III Fiktionen (Die Erfindung des Selbst)IV. Interieur und privates GehäuseV. Der Auftritt des Individuums (Annäherungen an die Intimität)

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Drei-Stände-OrdnungGeorge Duby: Die drei Ordnungen. Das Weltbild des FeudalismusOrdnung der drei Stände in Traktat von 1610: Gleichgewichtsgefühl, Dauerhaftigkeit(zitiert Gregor d.Gr. von 595). Dazwischen Höhepunkt um 1000.

Gerhard von Cambrai und der FriedenGerhard ist Bischof an der Aachener Hofkapelle (mit dem frz. Arras gekoppelt), Berater des Königs. Satz steht in seinen Gesta als Rede 1024 (Wirrnisse nach Tod Heinrichs II).Es geht um Friede gegen den Burgherrn Walter, Graf von Flandern.Weiter in Rede gegen Bischöfe, die Eid wollen, und in Predigt gegen Ketzer in Arras.

Adalbero von Laon und die königliche MissionAdalbero ist seit 977 Bischof von Laon. Satz in Gedicht für König Robert, gegen Odilo von Cluny gerichtet (Mönche wollen selber milites sein).

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(Forts. Duby)

GeneseBei Isidor von Sevilla, 7. Jh., Bekenntnis zur Ordnung.

Äußere BedingungenPolitische Krise, Ketzerei (Gleichheit).Gottesfrieden

ClunyTraum von der Gleichheit (von der Gesellschaft ohne Ordnung) – im Kreuzzug.Mönche im ‚Zwischenreich‘ (Engel).

BouvinesEnde der Figur im Jahre 1214: Philipps Sieg über Ks. Otto. Der König führt die Prozession an: alles dreht sich um seine Person, die Unterschiede sind aufgehoben.

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Konrad von Ammenhausen: Schachzabelbuch (1337)

Kurzvita:Konrad ist Benediktinermönch am Bodensee.Klosterbildung, wird Leutpriester in Stein am Rhein.Verfasst die Schachallegorie als junger Mann.Vorlage: Dominikaner Jacobus de Cessolis (aus Asti, also Lombarde, Ende 13. Jh.). Über 250 z.T. illustrierte Hss. (Stuttgarter Hs.von 1467 aus Manufaktur von Diebolt Lauberim elsässischen Hagenau).Schachallegorie selbst schon älter (Beliebtheit des Schachspiels).Konrads Werk deutlich umfangreicher als lat. Vorlage; 27 Hss. vorhanden.

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(Forts. Schachzabelbuch)

I. Teil: Vom Ursprung des SpielsGerechter Philosoph erfindet es, um bösen König von Untaten abzubringen.Weitere Absichten: Bekämpfung des Müßiggangs, Befriedigung der Sucht nach Neuem.

II. Teil: Die edlen Schachfiguren1. Der KönigSeine Tugenden: Milde, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit (Alexander und der Seeräuber)2. Die KöniginWeisheit, Keuschheit, Zucht und Scham.3. Die Alten/Richter [Läufer]Gerechtigkeit, Unbestechlichkeit. Exkurs über Habsucht (bei Päpsten, weltl. Fürsten, Frauen). Ohne Liebe/Hass; kein Zorn.4. Die Ritter [Springer]Gesegnetes Schwert. Weisheit, Treue, Tapferkeit, Volksfreundlichkeit.5. Die Landvögte [Türme]Gerechtigkeit, Milde, Demut, Genügsamkeit.

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(Forts. Schachzabelbuch)

III. Teil: Die gemeinen Schachfiguren1. Der Bauer [vor dem Turm zur Rechten des Kgs.]Entrichtung des Zehnten (Exkurs zum Zehnten). Almosen geben. Rechtlichkeit (alle von allen abhängig). Fleiß (Missbrauch von Feiertagen).2. Schmied, Maurer, Zimmermann [vor dem Ritter]3. Weber, Färber..., Schneider..., Schuster..., Schreiber4. Kaufmann und Geldwechsler [vor dem König]Gegen Habsucht, Vermeidung von Schuldenmachen, Untreue (Listen)5. Arzt und Apotheker6. Schenk- und Gastwirt7. Stadthüter, Gemeindebeamte, Zöllner, Verwalter8. Verschwender, Spieler, Läufer [Briefbote]

IV. Teil: Der Gang der Schachfiguren

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MöncheÜberblick:Erste Eremiten in Kleinasien (Beispiel: ‚Wüstenvater‘ Antonius, 3. Jh.)Benediktiner (Benedikt von Nursia gründet 529 Montecassino; Koenobiten)Iro-schottische Mönche als Missionare Europas (Columban, gest. 615)Benediktinische Reichsklöster unter den Karolingern (Benedikt von Aniane als ‚zweiter Ordensgründer‘, seit 814 Abt von ‚Musterkloster‘ Kornelimünster bei Aachen, Berater Ludwigs des Frommen und Abt aller Reichsklöster, gest. 821 )Cluniazenser (Benediktiner, Cluny 910 gegründet, Aufschwung im 11. Jh.)Kartäuser (La Chartreuse 1084 von Bruno von Köln gegründet)Zisterzienser (Cîteaux 1098 gegründet, Aufschwung durch Bernhard von Clairvaux im 12. Jh.)Bettelorden des 13. Jhs.: Dominikaner, Franziskaner, Karmeliten, Augustiner-Eremiten

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Entstehung Europas

312 Konstantin der Große siegt an der Milvischen Brücke. Christentum wird Staatsreligion.Kontantinopel gegründet (das neue Rom im Osten)

355 Köln wird erstmals von den Franken erobert398 Teilung des Römischen Reiches in Ostreich und Westreich410 Der Westgote Alarich plündert Rom (Flucht bis nach Afrika)498 Der Ostgote Theoderich der Große besiegt den Westgoten Odoaker,

gründet in Italien (Ravenna) ein Reich in Kooperation mit Ostrom498 Der Merowinger (Franke) Chlodwig lässt sich in Reims taufenca. 600 Papst Gregor der Große missioniert die Angelsachsen (Augustinus).

Der Ire Columban (der Jüngere) geht ins Frankenreichca. 700 Aufstieg der Karolinger

Pippin AlleinherrscherKarl Martell besiegt 732 die Araber

756 Pippin einigt sich mit dem Papst. Entstehung des Kirchenstaates800 Karl der Große lässt sich in Rom zum Kaiser krönen.9. Jahrhundert: Ausbau der Reichskirche.

Niedergang durch Einfälle der Wikinger (Normannen)10./11. Jahrhundert: Vollendung der Reichskirche unter Ottonen und Saliern

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Arno Borst: Mönche am Bodensee

Gallus – Eremit an der SteinachKolumban aus Irland missioniert in Europa. 590 in Burgund, verfasst Regel für Luxeuil, wird ausgewiesen, zieht über den Zürichsee an den Bodensee (haust bei Bregenz im Urwald). Zieht 612 weiter nach Italien, gründet Bobbio, wo er 615 stirbt. Radikale Askese.Lässt 612 Gallus am Bodensee krank zurück. Der zieht in den Wald, gründet St. Gallen. Neben Askese Rodung, kümmert sich um Kranke. Will nicht Bischof von Konstanz werden. Keine Institutionalisierung. Notker der Deutsche schreibt Lebensbeschreibung.

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(Forts. Borst)

Otmar – Koinobit in St. GallenGallus-Zelle lebt weiter, wird Fluchtziel, Helfer des regionalen Adels. Schenkungen (von anachoretischem Wildwuchs zu Koinobiten). St. Gallen wird eines der ersten Ziele karolingischer Machtergreifung, 746 Otmars Politik zu Ende, Eingliederung in benediktinisches Mönchtum (Regel). Karlmann (Sohn Karl Martells) betet 747 in St. Gallen, gibt Otmar Exemplar der Benediktinerregel. Karolingisches Reichskloster. Nachfolger Otmars wird Bischof von Konstanz.

Walahfrid Strabo – Mönch in ReichenauReichenau 724 gegründet. Walahfrid tirtt als Kind 815 ein. Schreibt eine Autobiographie. Bildungskanon von Beda: schreibkundige Mönche als Verwaltungspersonal benötigt. Unter Ludwig dem Frommen Rückkehr zu Handarbeit und Liturgie. Einfluss von Benedikt von Aniane: Musterkloster Kornelimünster (Consuetudines komplettieren Benediktinerregel, die 817 aus Kornelimünster nach Reichenau geholt wird: die heute grundlegende Hs.).Walahfrid studiert in Fulda bei Hrabanus Maurus, erzieht Kaisersohn, wird Abt.

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Benediktinerorden

Gregor d.Gr. (ca. 540-604) kämpft als Präfekt von Rom unter oströmischer Herrschaft gegen Vandalen, Goten. Gründet Kloster und zieht sich zurück, wird Gesandter in Ostrom und dann gegen seinen Willen zum Papst in Rom gewählt. Predigten für das Volk, Dialoge (Moralia in Job). Im 2. Buch Vita S. Benedicti, in der die Benediktinerregel gelobt wird. Erfolg, bes. mit den Karolingern.

Anfangs waren die Benediktiner Laienmönche, bei Missionstätigkeit dann Priestermönche wie Augustinus (gest. 602) in England oder Bonifatius, Willibrord in Germanien. Bis 900 de facto unabhängige Einzelklöster. Bereits im 7. Jh. ist die Benediktinerregel in England (allmähliche Ablösung der Columban-Regel, z.B. in Bobbio).

Sonderentwicklung in Irland und Schottland. Klöster Lindisfarne und Kells (beide benediktinisch-kolumbanische Mischregel), wo die prachtvollsten Hss. entstehen: Book of Lindisfarne (um 700) und Book of Kells (um 800).

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Benediktinerregel

1 Gattungen der Mönche4 Gute Werke5 Gehorsam6 Schweigen7 Demut8ff. Chorgebet (Psalmen)22 Schlafen23ff. Verfehlungen und Ausschluss35 Wochendienst in der Küche36 Kranke Brüder39f. Maß an Speise und Trank43 Zuspätkommen45 Fehler im Chorgesang48 Tägliche Handarbeit49 Fastenzeit53 Gäste54 Kleider- und Schuhkammer

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Georges Duby: Die Zeit der KathedralenDers., Die drei Ordnungen

jeweils Kap.: Die Mönche

ClunyCluny wird 910 gegründet und direkt Rom unterstellt. Mönchtum gegen die Angst im Abendland (Mönche dem Klerus überlegen). Panik in den Jahren 1000, 1033 (Sonnenfinsternis).Um 1000 Wirksamkeit von Abt Odilo, der von England und Frankreich Spenden annimmt. Verbreitung in Burgund, Provence, Aquitanien. Schwächung des Episkopats, des karolingischen Systems. Größter Erfolg im 11. Jh. (Beschreibung von Glaber): 2000 Niederlassungen, 10000 Mönche. Spezialität: Totenkult (Glaube an das Überleben der Verstorbenen wird wichtigster Bestandteil des Christentums). Im Gegensatz zu klassischen Benediktinern Reichtum angenommen. Ausbau der Liturgie (7 Stunden am Tag). Rolle des Psalmensingens (Ausschmückung der Chorkapelle). Große Kirche seit 1088 im Bau: Jerusalem!

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Abt Suger von Saint-DenisSaint-Denis als Grab der fränkischen Könige (Krone, Oriflamme). Ab 1130 ist Suger Abt: Benediktiner, Anhänger der Cluniacenser. Ab 40er Jahre Kirche im Bau, die erste gotische überhaupt (mit der ersten Rose im Westen). Rolle von Pseudo-Dionysios ( „Gott ist Licht“). Seele soll vom Sichtbaren zum Unsichtbaren aufsteigen. Im Inneren (Edel)steine (des Aufstiegs wegen).

Bernhard von ClairvauxKonflikt von Suger von Saint-Denis mit Bernhard von Clairvaux und dem zisterziensischen Armuts-Ideal. Am Anfang steht Bernhards Konversion 1111. Noviziat in Cîteaux (Graue Mönche). Dann Gründung von Clairvaux 1115 (165 Tochterklöster). Eingriff in Kirchenspaltung.Kampf gegen Abälard. Kreuzzugsaufruf (Predigten 1146-47)

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FranziskanerHl. Franz von Assisi (1181-1226). Beginn um 1206, Regel 1221. Im Vordergrund Predigttätigkeit, Konvente in den Städten.Spirituale und Konventuale (Spaltung im frühen 14. Jahrhundert).Frühe Ausbreitung in Deutschland: Berthold von Regensburg (ca. 1210-1272).Beginn der Predigttätigkeit 1240 (von Augsburg aus Predigtreisen). Berichte in der Chronistik des 13. Jahrhunderts.Überlieferung der deutschen Predigten (8 Hss., jeweils nach den lateinischen Vorlagen). 5 umfangreiche lateinische Predigtsammlungen (263 Hss.: Vorlagen und Lesetexte zur geistlichen Erbauung).Deutsche Predigt: „Von zehn Chören der Engel und der Christenheit“.

DominikanerHl. Dominikus (ca. 1170-1221)Ordo fratrum praedicatorum. 1215 Gründung in Toulouse, 1216 päpstliche Bestätigung.Bedeutendste Vertreter im 13. Jahrhundert: Albertus Magnus und Thomas von Aquin, im 14. Jahrhundert Meister Eckhart.

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RitterJoachim Bumke: Höfische Kultur

Ritterbegriff und RitterstandLat. miles = Fußsoldat. Im 11./12. Jh. miles = adliger Vasall, schwerbewaffneter Reiter.Ende 12. Jh. miles = höchster Adel (neben nobiles), ohne militärischen Sinn (Damen tragen ‚ritterliche‘ Kleider).Rittertum ist ideologisches Phänomen. In den Kreuzzügen milites Christi. Ministerialität wird niedriger Adel und verschmilzt dann mit Resten des alten freiherrlichen Adels. Höfisch (cortois, curialis) für Gesinnung, höfische Sitte vs. bäurisch (dörperlich). Vorbild der französischen Adelskultur.

(F. Cardini, in: LeGoff: Der Mensch des Mittelalters)Feudale Anarchie: zum Eintreiben von Abgaben berechtigte Herren im 10./11. Jh.Gregor VII. um 1080: miles Sancti Petri (vorher miles Christi = Mönch)Thomas de Marles als Held der Eroberung von Jerusalem.Templer als religiöser Ritterorden (Bernhard von Clairvaux)

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(Forts. Höf. Kultur)HoffesteMainzer Hoffest von Pfingsten 1184 in Mainz. Über 70 Reichsfürsten mit ritterlichem Gefolge (40 000), Hg. von Böhmen mit 2000 Rittern.Festkrönung, Festmahl (Dienst) – Beschreibung in der Eneit des Heinrich von Veldeke.Pfingstmontag: Schwertleite. Turnier in Ingelheim wegen Sturm abgesagt.Heinrich der Löwe anwesend, Belehnung von Balduin von Hennegau.

Neben Reichstag Hoffeste anlässlich von Hochzeiten, Krönungen, Schwertleiten, Friedenschlüssen, hohen Kirchenfesten. Im 13. Jh. Rückgang (Adel schließt sich ab).Unterbringung und Beköstigung.Einzüge mit Einholung, höf. Unterhaltung.Schwertleite.Turnier, Buhurt, (Einzel)tjost.

Turniere von Innozenz II. 1130 verboten, von Johannes XXII. 1316 aufgeboben.

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(Forts. Höf. Kultur)

Rezeption der frz. Adelskultur in DeutschlandHandelsbeziehungen (Messen)Dynastische Beziehungen (Heiraten, Erziehung der Söhne)Übernahme frz. Gesellschaftsformen (Beispiel Heinrich III.)Literatur und Wortschatz (Lehnwörter)Literatur und Literaturvortrag

Sachkultur und GesellschaftsstilBurgen und ZelteSaalbauten (Nideggen)Fresken in Rodeneck, SchmalkaldenKleider und StoffeWaffen und PferdeEssen und Trinken

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Wolfram von Eschenbach: Parzival. Ca. 1200-1210Auftraggeber unbekannt24 810 Verse; über 80 Hss. (16 vollst.)

Gurnemanz 170,7ff.(Nach Sieg über den Roten Ritter und erster Aufnahme am Artus-Hof, noch vor Besuch der Gralsburg:)Lehre (rât), keine Fehler (missetât) zu begehen. Nie Sinn für Scham verlieren.Den Vielen in der Not helfen (Armut mit Generosität begegnen).Niemals die Demut aufgeben. Maß und Ziel halten.Nicht ungehobelt sein: nicht viele Fragen stellen.Mit Mut Mitleid verbinden. Nach Ablegen der Rüstung Hände und Gesicht waschen.Für Frauen Ruhm erlangen (Frauen stets hoch halten).Betrug ist nicht von Dauer. Über Waffenhandwerk, Ritterwesen (conduite zu einem Ritter).

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Trevrizent 456,2ff.(Parzival ist am Artushof verflucht, sucht erneut den Gral, kommt an einem Karfreitag zum Einsiedler Trevrizent. Der belehrt ihn:)Bekenntnis von Parzival, dass er nur Kampf wollte und Gott hasste.Lehre vom Vertrauen auf Gott (mit Zorn nicht zu erpressen).Hass des Menschen entstand durch Kains Bluttat, mit der er seine Großmutter entjungferte (Auflösung des Rätsels).In der Welt ist nichts rein außer der Jungfrau, die Gott gebar.Tut Buße für eure Sünde (Gott riss uns aus der Hölle).Wer nicht bereut, entzieht sich Gottes Liebe. Parzival bekennt seine Probleme: Sehnsucht nach dem Gral und seiner Ehefrau.Erzählung von Amfortas Sünde.Nur Demut überwindet Hoffart (Sanftmut, Selbstbeherrschung).Parzival bekennt seine Verfehlungen: Mitleidsfrage nicht gestellt, Ither getötet, erfährt den Tod der Mutter.diu menscheit hât wilden art (489,5).Priestern immer gewogen sein.

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Kreuzzüge

1.Kreuzzug 1096-99Gottfried von Bouillon nimmt Jerusalem ein, sein Bruder Balduin wird König von Jerusalem. 1144 Rückeroberung von Edessa (Auslösung des 2. Kreuzzugs).

2. Kreuzzug 1147-49Scheitert in Kleinasien. Sultan Saladin erobert 1187 Jerusalem (Auslösung des 3.

Kreuzzuges)

3. Kreuzzug 1189-92Friedrich Barbarossa, Philipp II., Richard Löwenherz von England. Nach Tod Barbarossas erobert Richard Löwenherz Akkon

4. Kreuzzug 1202-04Aufruf durch Papst Innozenz III., Ziel ist Ägypten. Als Bezahlung von Venedig wird

Konstantinopel erobert.

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Wolfram von Eschenbach: Willehalm. Ca. 1210-1218Auftrag von Hermann von Thüringen (gest. 1217); Wolfram arbeitet noch weiter, aber Fragment. Wiener Codex: ca. 14 000 Verse, 702 großformatige Pergamentseiten, 117 Miniaturen; insgesamt 13 vollst. Hss.

PrologBitte um Fähigkeit, die Geschichte eines Ritters zu erzählen, der (nach Sünden) die ewige Seligkeit erlangte.Held als Heiliger vorgestellt, den die Ritter in Not anrufen können (hêrre sanct Willehalm).

Die erste Schlacht von Alischanz (I-II)Vorgeschichte: Willehalm, vom Vater enterbt, geht nach Arabi, nimmt König Tybald die Ehefrau weg: Arabel, nach ihrer Taufe: Gyburg. Tybald will die Geraubte zusammen mit Gyburgs Vater Terramer zurückholen.In der ersten Schlacht siegen die zahlenmäßig weit überlegenen Heiden. Höhepunkt: Märtyrertod von Vivianz. Dann übt Willehalm Rache und erschlägt Arofel trotz dessen Wehrlosigkeit. Tod des heidnischen Minneritters Tesereiz (Parallelen zu Vivianz).

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Zwischen den Schlachten (III-VI)Willehalm sucht Hilfe. In Orlens Zusammenstoß mit dem Stadtrichter.In Orlens trifft Willehalm den Hof. Beschimpfung des Königs, Angriff auf die Königin, Willehalms Schwester. Willehalms Eltern und Brüder stellen sich hinter ihn. Auf ihr Drängen gibt der König seine Zusage zur Unterstützung.Rennewart tritt auf: komische Küchenszenen.Die Heiden belagern währenddessen Oransche, das von Gyburg verteidigt wird. Ihr Gespräch mit dem Vater Terramer (Christentum vs. Heidentum).Eintreffen des Reichsheeres, Empfang durch Gyburg. Rennewart jagt beim Festmahl die Knappen. Beim Fürstenrat halten Willehalm (Kreuzzug als Reichsangelegenheit) und Gyburg (Schonungsgebot, Heiden als Gottes Geschöpfe wie Christen) Reden

Die zweite Schlacht (VII-IX)Fürsten wollen angesichts der gegnerischen Übermacht ihre Verpflichtung nicht erfüllen. Rennewart bringt die Wende.Terramer beruft sich auf seine Abstammung von Pompejus und beansprucht das Römische Reich, die Durchsetzung des Heidentums. Beschreibung der Heiden: Kostbarkeit ihrer Ausrüstung, ritterliche Gesinnung und Liebesgedanke (Minneritter). Niederlage der zahlenmäßig wieder weit überlegenen Heiden dank des Eingreifens von Rennewart. Willehalm verwundet Terramer, der aber aufs Schiff gerettet wird. Zum Schluss Gesten der Versöhnung: Willehalm gibt heidnischen König frei, liefert die Toten aus.

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BauernArno Borst: Lebensformen im Mittelalter

Kap. Hörige / BauernAbt Irmino des Benediktinerklosters Saint-Germain des Prés bei Paris legt 820 ein Verzeichnis der Ländereien an, darunter Ort Nully: 37 Erwachsene, 42 Kinder.Der Ranghöchste hat mit Frau ½ Hufe Land, der rangletzte Sauhirt sitzt mit Familie auf ¼ Hufe. Es gibt 6 ½ besetze und ½ unbesetzte Hufe, 16 Feuerstellen. Die Normalhufe umfasst 18 Hektar Ackerland, aber es gibt auch Hufe zu 9 bzw. 42 Hektar.Die Knechte „bleiben“ am Ort: schollengebunden, also alle sind unfrei (höchstens halbfrei). Alle zahlen Kopfzins, aber schwierige Abrechnung.Klostergut liegt auf Rodungsland, ganz isoliert. Zweifelderwirtschaft, Hafer bringt allenfalls das 1 1/2fache der Aussaat. 2-3 Tage arbeiten die Hörigen für den Herrenhof, bestellen Felder, produzieren Fleisch und Eier sowie Holz (für Weinfässer, Zäune, Bretter, Schindeln, Holzfackeln, Brennholz).Für Holzbeförderung Spanndienste, bis zu 150 km.

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H. Bookmann: Das Mittelalter. Ein Lesebuch

Besitzverhältnisse eines fränkischen Klosters (Rommersheim bei Prüm in der Eifel, mit 30 vollen Unfreien-Hufen und 7 Hufen Herrenland)

Widrad hat ein vollständige Hufe. Er leistet als Schweinezins ein Schwein im Wert von 20 Pfennigen, von Leinen ein Pfund, 3 Hühner, 18 Eier. In jedem Jahr führt er vom Wein eine Fuhre, die Hälfte im Mai, die andere Hälfte im Oktober. Er führt von seinem Mist 5 Fuhren. 5 Daurastufen (von Bäumen geschälte Rinde), vom Holz einen Klafter, in der Breite 6 Fuß und in der Länge 12 Fuß, zu 12 Fuhren. Er liefert Brot und Bier. Er liefert Latten zum Kloster, und jeder leistet im Wald bei den Schweinen eine Woche Hirtendienst gemäß seiner Ordnung. Er bestellt 3 Joch Land im ganzen Jahr, in jeder Woche drei Tage. Er fährt von Holler zum Kloster 5 Scheffel Getreide. Er leistet Wachdienst. Wenn er 15 Nächte lang Dienst leistet und Heu erntet und Handdienste erbringt, wird ihm Brot und Bier und Fleisch zu geeigneter Zeit gegeben, zu anderen Zeiten nichts. Er umzäunt die Ernte im Umfang von 6 Ruten, das Weideland im Umfang von 3. Er säubert eine Fläche im herrschaftlichen Garten. Seine Frau muss Beinkleider nähen. Als Kriegssteuer eine Fuhre und 4 Rinder von Mitte Mai bis Mitte August.Reimbald hat an Land [...]

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W. Rösener: Bauern im Mittelalter

II FrühmittelalterRustici (neben milites und cives) ab 11./12. Jh, vorher liberi und servi. Grund: Herausbildung einer Kriegerschicht, freie Bauern immer weniger (Intensivierung der Landwirtschaft macht Kriegsdienst unmöglich).Grundherrschaft mit Villikationsverfassung: Fronhof mit Salland (von unfreiem Hofgesinde bewirtschaftet) und abhängigen Hufenbauern. Freie bäuerliche Kleinbetriebe geraten mehr und mehr in Bann der Grundherrschaft.

III Strukturwandel des HochmittelaltersVom 11-13. Jh. Einzigartige Expansion mit ‚Wirtschaftsrevolution‘: Landesausbau und Ausbau der Getreideflächen. Auflösung des Fronhofsystems: vom Fronhof zum Dorf. Frondienste abgelöst durch Geldzinsen.

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(Forts. Rösener, Bauern)

IV Hauptaspekte des bäuerlichen LebensIV/1 Natur und Umwelt, Rodung und SiedlungExpansion mit Abholzung und Erosion verbunden, Verminderung der Bodenproduktivität, Ernährungslage schwieriger. Nach Missernten 1315-17 katastrophale Hungersnot (Getreidepreise in astronomische Höhen).

IV/2 Wandel des DorfesHaufendorf mit Gewannflur entsteht: Flurzwang und Feldgemeinschaft. Dreifelderwirtschaft: Wintersaat, Sommersaat, Brache. Einheitlich bewirtschaftete Großfelder. Übernahme städtischer Elemente bis Mauerbau.

IV/4 Kleidung und NahrungKurzer Leibrock, Lendenbekleidung (Leinwandhose und Beinlinge), Mantel.Kleiderordnungen bis Haarschnitt. Grundnahrung zuerst Brei (Hirse, Hafer), dann Brot, zuletzt Fleisch.

IV/5 Arbeitsgerät, BodennutzungVom Haken- zum Beetpflug (der Schollen wendet). Arbeitspferd besser als Ochsen.Mit Dreifelderwirtschaft 50 % Ertragssteigerung.

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(Forts. Rösener, Bauern)

IV/6 Bäuerliche Arbeit und WirtschaftBei der Viehwirtschaft entstehen starke genossenschaftliche Elemente durch Nutzung der gemeinsamen Weide (Allmende). Abgaben ganz zu Geld- und Naturalrenten verschoben. Bäuerliche Oberschicht nutzt Märkte.

IV/7 Nachbarschaft und DorfgemeindeEs entstehen Gemeinderechte, z.B. ‚Recht von Beaumont‘ von 1182 durch Erzbischof von Reims (danach 500 Orte). ‚Befreite‘ Dörfer: Herren müssen Privilegien bieten, sonst Abwanderung in Rodungsgebiete. In Weistümern Nachbarschaftshilfe geregelt (Sachsenspiegel).

IV/9 Soziale SchichtungAnfangs Zinsbauern und Leibeigene. Dann Angleichung, aber Scheidung nach Besitz. Soziale Differenzierung nimmt zu.

IV/10 Herrschaftliche AbhängigkeitSchirmfunktion nach dem Schwabenspiegel. In der Realität drückende Lasten: Todfall und Heirat. Mit Bevölkerungsdruck entstehen Kleinstbauern ohne ausreichenden Lebensunterhalt.. Landesherren dringen vor.

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(Forts. Rösener, Bauern)

IV/11 Bauernfreiheit und freie GemeindenEs gab immer freie Bauern mit Selbstverwaltung. Alte Freiheit und Rodungsfreiheit.Tiroler Bauern hatten direkte Beziehung zum Landesherrn. Besondere Situation in den ostdeutschen Kolonisationsgebieten. Selbständigkeit nur in Ausnahmefällen wie bei den Schweizer Eidgenossen erreicht.

IV/12 Bauernaufstände579 Aufstand im Frankenreich infolge vermehrter Abgaben. In Karolingerzeit Dienstverweigerung bis Flucht (hohe Strafen angedroht). Spektakulärer Aufstand der Stedinger (Unterweser) gegen Erzbischof von Bremen und Grafen von Oldenburg Anfang 13. Jh. gescheitert.Revolte französischer Bauern (Jacquerie) von 1358, englischer Bauernaufstand von 1381, deutscher Bauernkrieg von 1525.

V Krisenzeit des SpätmittelaltersUm 1300 in Deutschland 170000 Siedlungen, um 1500 130000, Rest Wüstungen.Agrarkrisentheorie: Bevölkerungsrückgang, Verfall der Agrarpreise, Erhöhung der Löhne. Krise der Feudalwirtschaft mit Raubrittertum. Im 16. Jh. neuer Aufschwung, aber nie mehr Höhe des 13. Jhs. erreicht.

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Neidhart von Reuental, Lied Nr. 33(übers. von Dieter Kühn)

[...]Saht ihr einen Bauern je so aufgedrehtWie ihn dort?Großer Gott!Der ist vorneweg in meinem Reien.Einen Gürtel, gut zwei Hände breit,Braucht sein Schwert.WürdevollKommt er sich in seiner neuen Jacke vor.Sie besteht aus vierundzwanzig Stücklein Stoff,Und die Ärmel reichen an die Finger.Seine KleidungSieht man nur an dummen Gecken!

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(Forts. Neidhart-Lied)

Äußerst bäurisch ist die Kostümierung,Die er trägt.Wie ich höre,Spitzt er sich auf Ave, Tochter Engelbolds. [...]

Seine Jacke ist nicht schön genug geschlitzt,Sein GesangTrägt nicht weit –Also soll er sie in Ruhe lassen.Diesen Sommer sah er sieWie täglich Brot.Rot vor SchaumWurd ich, wenn sie beieinander saßen.Der ich gerne diente – würd sie mein,Hätt sie freie Auswahl an Besitz:ReuentalGanz für sie! Ich hab ein weites Herz...

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Hauptkennzeichen der Stadt1. Äußeres Erscheinungsbild: Hebt sich vom Land ab, ist ummauert.2. Handel und arbeitsteiliges Gewerbe3. Politische Selbst- und Mitbestimmung (durchgesetzt gegen bischöflichen oder gräflichen

Stadtherrn im 10.-12. Jh.: freie Reichsstadt)

Typen1. Spätantik-römische Stadt als Vorgängerin (Trier, Köln), wird Bischofsstadt. 2. Burg (Hammaburg – Hamburg, Nürnberg)3. Markt und Brücke (Innsbruck, Zweibrücken)4. Wike, Handelsplätze (Schleswig, Braunschweig)5. Gründungsstadt (Freiburg im Breisgau, Lübeck)

Stadt

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Ernst Pitz: Europäisches Städtewesen und Bürgertum

Einleitung:Freiheit mit aufgezwungener Herrschaft (vom Lande her) unvereinbar.In der Antike entsteht ‚demokratische‘ Stadt der Grundherren mit unfreien Bauern (reine

Konsumentenstadt).Aber: Sklavenarbeit ist teurer als freie Lohnarbeit. Deshalb Lohnarbeit, aber ohne

Marktmechanismen (‚stattdessen ‚gerechte‘ Preise).Stadtflucht und Versuch, Händler zum Bleiben zu zwingen. Gegenüber der antiken

Konsumentenstadt entsteht im Mittelalter die Produzentenstadt.

1. Zeitalter der VölkerwanderungsreicheReichsteilung von 395, danach entsteht im Westen und Osten andere Städtekultur.Konstantinopel Riesenstadt, befestigt. Rom wie alle italienischen Städte im 6. Jh. völlig

zerstört (Aufstieg durch Papst und Pilger)Im Westen entsteht kein Weltreich mehr (trotz Einigung Galliens durch die Franken unter

Chlodwig), sondern Nationalstaaten (keine Hauptstadt, sondern Reisekönigtum).Aber andere Bewertung der Arbeit durch das Christentum. Bischöfe übernehmen Aufgaben

der früheren kaiserlichen Verwaltung.

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(Forts. Pitz, Städtewesen)

2. Zeitalter des KarolingerreichesAngriffe der Normannen im 8., 9. Jh., der Ungarn im 9. Jh.: Alte Bischofsstädte und Grafenburgen bieten Schutz.. Entscheidend: Die Könige machen die Kleingrundherren wieder wehrfähig und stellen ihnen die Kaufleute an die Seite).Entstehung von Märkten: Überschüsse werden verkauft (seit 820 königliche Zölle nur noch auf Märkten). Grundherren gründen überall Märkte. Es entstehen (ob unter Bischöfen oder unter Grafen) freie und reiche Kauf- und Marktleute.

3. Die sächsisch-salische ZeitErwirtschafteter Reichtum fällt nicht mehr Räubern und Beutemachern in die Hände.Hoheitsrechte und trotzdem freies Grundeigentum (Unterscheidung von Nutzung und Herrschaft).Überall entstehen Nebenstädte, Vorstädte (Burgus). In Köln Marktplatz vor der alten Römerstadt. Dortmund neben älterer Burg und Grafensitz, Fritzlar neben Kloster, Goslar neben königlicher Pfalz. Alle Herren schaffen sich ihre Wirtschaftsanlage, im 11. Jh. ummauert. Komplizierte Verhältnisse, wer in welchem Umfang frei war. (Kopfzins gegen Zollfreiheit ein Vorteil). Konkurrenz von hofhörigen und freien Handwerkern. Herren wollen lieber Markt- und Stadtherren als Grundherren sein. Anreize bei Gründungen.

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(Forts. Pitz, Städtewesen)

In Deutschland klagen Marktleute erstmals ihren bischöflichen Stadtherrn beim König an (in Speyer). Im Wormser Konkordat 1122 Königsunmittelbarkeit der Städter verloren. Dann Kampf ums Bodenrecht: Boden macht unfrei, Streben nach Besitz von Boden. In Köln bietet Erzbischof in der Rheinvorstadt Boden gegen Zins.Neues Staatsdenken: Grundeigentum und Hoheitsrechte treten auseinander. Erste Stadt in Deutschland mit neuem Bodenrecht: Freiburg (1120 angelegt).Münzrecht (Schlagschatz wie Steuer). Im 11. Jh. kein einheitliches Münzrecht mehr (in Speyer in 100 Jahren 24 Stempel).Italien als führendes Land: Kaufleute erringen am weitesten Selbstbestimmung. Langsame Entstehung von Institutionen (alle die gleichen Mitglieder der Gemeinde). Neue Abhängigkeiten durch Geschlechter. Demgegenüber Entstehung von Handwerkerverbindungen, den Zünften. In Deutschland zuerst Fischhändler in Worms 1106. Herrschaft der Volksversammlung (Glocken) aber nur in Italien. Im Norden wird Adel nicht in die Stadt eingebunden, in Frankreich unterwirft der König die Stadt seiner Kontrolle. Ergebnis: In der Stadt verschmelzen Interessen der ehemals verschiedenen ständischen Gruppen. Es entstehen freie Bürger (mit Rest an Treuevorbehalten zugunsten des Stadtherrn in Deutschland). Ringen um Befugnisse von Gemeinde und Stadtherr.

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Arno Borst, Nürnberg und die Geschichte der europäischen Stadt

Stadt ist Entscheidung gegen agrarische Lebensweise, für1. Marktwirtschaft und GewerbeAm Beginn Burg, gegründet durch Heinrich III., 1040. Dürrer Sandboden, Import/Export. Harmonische Arbeitsteilung beim Güteraustausch entscheidend.2. Entscheidung gegen adlige Herrschaft, für genossenschaftliche FreiheitKein Adel geduldet (Götz von Berlichingen). Seit 13. Jh. Kommune (Schwurverbände).Stadtrat unter Bürgermeister. Steuern per Selbsteinschätzung, unbezahlteVerwaltungstätigkeit.3. Entscheidung gegen Freiheit des Individuums, für ständische Schichtung.Stadtrecht seit 1313 schriftlich. Gefürchtete Polizei (Veit Stoß gebrannt). 25000 Einwohner. An der Spitze 43 Patrizier-Familien, im 17. Jh. quasi-adlig. Zünfte rebellieren, aber es gelingt kein Einbruch in Oberschicht.

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(Forts. Stadt)

4. Entscheidung gegen KriegDrückende Sozialordnung bewirkt nach außen hohe Sicherheit. Gastgeber von Friedensbünden. Verbindungen (Zollfreiheit usf.) mit Worms , Augsburg, Schwäbischer Städtebund5. Entscheidung gegen Schwärmertum, für rationales DenkenSchulen: spätestens seit 1320 Ausbildung von Laien in Lesen/Schreiben. 1360 erste Ratsbücherei Deutschlands. 1470 Zentrale des Buchhandels

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J. Rossiaud: Der Städter (in: LeGoff, Der Mensch des Mittelalters)

Um 1250 Städtenetz ausgebaut. Paris einzige Großstadt (mehr als 100000), ca. 7 mit mehr als 50000, 60-70 mehr als 10000, einige hundert mehr als 1000.Einschließungspsychose, Zuwanderungsprobleme.Späte Heirat der Männer (Strukturdefekt), häufige Scheidungen, Abtreibungen.Neureiche (Vervierfachung des Kapitals in 5 Jahren), Konkurse.Bruderschaftsbewegungen ab 13. Jh.: Befriedungs- und Schutzfunktion, Versicherungswesen, Vorsorge für Tod.Völlerei, Städter sind Fleischesser.Anklage gegen Wucherer.Entstehung von Laienschulen: Kursivschrift, Sprachen, Rechnen.Ab 1300 Turmuhren.Zeremonielle Versammlungen (13 Prozessionen in Brügge, 16 in Venedig).

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A.J. Gurjewitsch: Der Kaufmann, in: LeGoff, Der Mensch des Mittelalters)

Händlertum lange als Betrug angesehen, Prestige niedrig. Dann nimmt Kirche den Wandel wahr (Thomas von Aquin noch negativ).1179 Verbot für Christen, Wucher zu betreiben. Dantes Bankiers in der Hölle.Bettelmönche erkennen die berufliche Vielfalt an. Bertold von Regensburg in Predigt über die 10 Chöre: Stadt positiv, nur Wucher ausgegrenzt, daneben Auswüchse kritisiert.Mit Grundherrschaft war Patriarchalismus verbunden, in der Stadt nur Jagd nach Gewinn. Nutzen überall mit Vorrang. Pessimistische Renaissance: Menschen von Natur schlecht, Leben schwer. Unbeständigkeit. Familie als einziger Halt, beherrschen Städte (Overstolz in Köln).

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Bertold von Regensburg: Predigten (13. Jh.)

Warnung davon, dass sich Rechtsordnung auflöst: Lug und Trug, Raub.Gott hat allen ausreichend geschenkt, was sie zum Leben brauchen.Ungleichheit und wechselseitige Verantwortung.Stände und Berufe befördern Eigennutz (Erfolg wichtiger). Unablässig arbeitend, verkauft der Wucherer, was ihm nicht gehört: die Zeit.Handelsgewinn, Rastlosigkeit als schlimmste Sünde. Augsburg als Beobachtungsfeld.Betrügereien

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Kölner Verfassung 1396-1513 (Vertreibung des Erzbischofs 1288)

Verbundbrief: an Stelle der alten Geschlechter 22 Gaffeln (=Genossenschaften)3 Kaufleutegaffeln: Eisenmarkt (alte), Windeck und Himmelreich (neu)Weitere 18 Gaffeln bestehen aus Zünften.In einer Zunft: Goldschmiede, Schneider, Fassbinder.Wollenamt (Tuchscherer, Gerber usf.)Maler (Glaser, Sattler usf.)Schmiede (mit Glockengießern)Harnischmacher (mit Barbieren)Zunft = handwerklicher Genossenschaft, Gaffel = politischer Verband.Aus Gaffeln Rat gewählt (Wollenamt: 4 Ratsherren): 36 Ratsherren plus 13 (Gebrech), als Kontrollinstanz die Vierundvierziger aus den 22 Gaffeln.

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Jacques LeGoff, Die Intellektuellen im Mittelalter

Geburt des Intellektuellen: Stadt, Arbeitsteilung (statt geschlossener ma. Gesellschaft).Die moderni ziehen die ‚Alten‘ heran. Triumph des rationalen Geistes.Paris das moderne Babylon. Gesellschaftskritik.

Petrus Abälardus (1079-1142) als erster Intellektueller: Ritter der Dialektik.Auseinandersetzung mit Wilhelm von Champeaux. Begegnung mit Heloise. Neue Lehre, die verurteilt wird. Komplott des Bernhard von Clairvaux. Abälard verurteilt, seine Bücher verbrannt.- Mit Sic et non von 1122 den ersten abendländischen Discours de la méthode geschrieben.

Chartres im 12. Jh.: Desakralisierung der Natur, Kritik des Symbolismus. Für Honorius von Autun Vernunft als einzige Autorität.

Universität

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(Forts. Die Intellektuellen)

13. Jh. = Jh. der Universitäten (Jh. der Körperschaften). Zuerst Kampf gegen Bischof, dann gegen Kanzler (Paris und Oxford). Waffe: Streik und Sezession. Verbündeter ist das Papsttum. 1194 Privilegien für Paris, große Bulle 1231. 1229 Toulouse zum Kampf gegen Ketzerei gegründet. Universität zuerst Handlangerin des Papstes. Alle Angehörigen zählen zum Klerus, unterstehen Rom.In Paris Freie Künste, Kirchenrecht (nicht Zivilrecht), Medizin, Theologie. Methode: Scholastik (= Dialektik + Autorität). Kampf zwischen Regularen (Bettelorden) und Säkularen. Schwieriges Gleichgewicht zwischen Glauben und Vernunft (Aristotelismus und Averroismus). Empirismus bricht durch: Roger Bacon. Mediziner, Optiker verlangen Praxis. Vom Universitätsangehörigen zum Humanisten: Uni schlägt sich auf die feudale Seite. Magister werden reiche Grundbesitzer.

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Arno Borst: Krise und Reform der Universität im Spätmittelalter

Seit ca. 1320 Änderung des geistigen Klimas in Paris: Nominalismus, später ital. Humanismus. Fragen nach Erfahrung: Ökonomie, Politik.Johannes XXII. untergräbt die Autorität von Paris (Studienzeiten verkürzt). Auch in Bologna Stagnation.Neue Gründungswelle ab 1290: Lissabon 1290, Rom 1303, Prag 1348 usf. (Köln 1388). Heißbegehrte Papstbullen. Neuerung: alle Studienzweige. Provinzialisierung, die die Päpste verhindert wollten. Neue Universitäten schrumpfen (Lissabon hat 1380 nur 81 Studenten). Zukunft gehört der Landesuniversität wie Heidelberg 1386.

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Gerhard Ritter: Die Heidelberger Universität

Gegr. 1386, älteste reichsdeutsche Universität (vorher Prag 1347 und Wien 1365). Karl IV. (hat selbst in Paris studiert) wollte Uni für Beamte nach Bologneser Muster. Ruprecht von der Pfalz stand in Verbindung mit Karl IV.: Interesse am Territorialstaat. Studium = Anwartschaft auf Pfründe. Seit Schisma von 1378 sind die Deutschen aus Frankreich vertrieben, Landesherren bieten Ersatz. In Prag war gerade Spaltung und Abwanderung von 24 Magistern. Papst kommt Heidelberg (gegen viel Geld) entgegen und bestätigt die Theologische Fakultät. 579 Mitglieder, darunter 34 Magister der 3 oberen Fakultäten. Krise durch Kölner Gründung.Artistenfakultät: Jetzt Logik und Naturwissenschaften nach Aristoteles. Zuerst Physik und De anima, dann die Naturkunde und Nikomachische Ethik und Metaphysik. Gutes Kolleggeld nur in unteren Klassen, wo noch alle mitmachen. 2 Jahre bis Bakkalaureat, 2 ½ weitere bis Magisterpromotion. Neben Vorlesungen ständige Exerzitien. Disputationen im Zentrum (täglich in den Bursen). Besuch streng geregelt.

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Cardini/Beonio-Brocchièri: Universitäten im Mittelalter

Professoren und Studenten: Hohe Freizügigkeit, viele Reisen. Beispiel Anselm von Canterbury bereits im 11. Jh., Johannes Duns Scotus im 13. Jh. Lehre auf Zeit, dann diplomatische Missionen oder administrative Aufgaben. Studenten sind Stand für sich: nicht unter kommunaler Gesetzgebung, keine Steuern, ziehen von Uni zu Uni.

Jura (neben Medizin) die einträglichste Fakultät. In Florenz gutbezahlte Notare. Städtische, kommerzielle Gesellschaft hat großen Bedarf an Juristen. Schon Kaiser Friedrich Barbarossa hat in Italien 1158 alle 4 Rechtsgelehrte der Universität Bologna um den Thron: unterstützen seine Forderungen (Gesetze Justinians). In Bologna Aneignung des römischen Rechts während des Investiturstreits. Daneben Studium der Anatomie nach Aufnahme von Hippokrates und Galen.

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Heinrich Schipperges: Der Garten der Gesundheit

Drei Leistungen: 1. Heilkunde als öffentlicher Gesundheitsdienst2. Hospital3. FakultätWeltbild: Mensch im Zentrum des Kosmos: Haupt dem Himmel ähnlich usf.Krankheit: Vorangeht die Vorsorge mit Dätetik und Hygiene (ars vivendi). Krankheitsursache: 4 Säfte in Unordnung (Blut, Schleim, rote Galle, schwarze Galle). Elementenschema:

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(Forts. Garten der Gesundheit)

Heilberufe: Barbiere, Bader, Hebammen, Steinschneider, Aderlass.Praktischer Arzt: Harnschau.Schulmedizin auf Grundlage von Galen (griech. Arzt in Rom, 2. Jh. n. Chr.): Rezeption des Corpus Aristotelicum und Hippocraticum, neu formiert im 12. Jh. (Avicenna).Freie Künste als Grundschule. Bei Isodor von Sevilla (gest. 636) Medizin als zweite Philosophie. Legende von der Entstehung Salernos (Griechen, Araber, Juden, Christen). Früh Lehrstoff und Prüfung geregelt.Kunst, vernünftig zu leben (Hippokrates: Gesunde führen). Regimen Sanitatis Salernitanum aus 13. Jh. Volkstümlich geworden (100 Hss., 500 Drucke). Rolle von Luft und Licht. Speise und Trank. Kultivierung der Leidenschaften.

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Frauen

Edith Ennen: Frauen im Mittelalter

1. Kap.: Das frühe Mittelalter 500-1050Germanische Frau ist nicht selbständig (Vermögen, Erbrecht). Muntgewalt.Muntehe und Friedelehe. Stammesrechte.Christliche Eheauffassung: Konsensehe, Unauflöslichkeit, Inzestverbot.Von Frauen der Merowinger zur Consors regni der Ottonen (Adelheit, Ehefrau Ottos I.) und

Salier.Theophanus Regentschaft für dreijährigen Otto III.Frauen des Hochadels im Kloster, Stift (Adelheid von Vilich bei Bonn).

2. Kap.: Das hohe Mittelalter 1050-1250Städtische Lebensform: weniger Ehebeschränkung. Privilegien Heinrichs V. und

Barbarossas für freie Heirat in Worms, Speyer.Diskussion über Konsensehe in Bologna und Paris (Ende 12. Jh.). Seit 1215 (Konzil) Ehe

vor Priester, Milderung des Inzestverbots. Weibliche Frömmigkeitsbewegung. Rolle der BeginenFrau in der höfisch-ritterlichen Welt: Eleonore von Poitou, Königin der Troubadoure.

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(Forts. Ennen, Frauen im Mittelalter)

3. Kap.: Das späte Mittelalter 1250-1500Herauszögern des Heiratsalters. Frauen lernen Handwerk, werden Zunftmitglied.Klösterliche Armut, Verinnerlichung, Verweltlichung.Frau in der Stadtgesellschaft: Rechtsfähigkeit (bes. in Köln).Bedeutende Kölner Kauffrauen (Gewürzimport, Metallwaren, Frau Broelmann mit 19,8% im Stahlimport). Doppelberufe (Weinhändlerinnen).Lebensstandard am Beispiel des Overstolzenhauses. Haushaltsbuch des Hermann Goch.Antiluxusgesetze im Kölner Rat seit 13. Jh.Herrenhäuser, Reihenhäuser, Zinshäuser.Vergleich mit italienischen Verhältnissen (Kataster von Florenz von 1427).Die Frauen auf dem Lande.

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Georges Duby: Die Frau ohne Stimme. Liebe und Ehe im Mittelalter

1. Die Ehe in der Gesellschaft des hohen MittelaltersVerhaltenscode für legitime Verbindungen. Problem der Zeugnisse (Normen und

Sichtweise der Kleriker). Ländliche Modelle, kirchliche Modelle, weltliche Modelle.Asketische und monastische Strömung der Kirche (Eindämmung der Ehe).

Moral des guten Ehelebens.Quelle: Kaufmannsbücher.Porträtkunst Mitte 14. Jh. Vivisektion, private Korrespondenz.Kleidung und Gesellschaft.Rolle der Beichtväter (Anleitungen zum Beischlaf). Quelle: Lebensbeschreibungen (Chronik des Hennegaus zu Giselbert).Kapitell, in dem die Frau zum Himmel, der Mann zur Prostituierten blickt.

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(Forts. Duby, Frau ohne Stimme)

4. Über die höfische LiebeUnerreichbare Dame erobern: Rolle der Gefahr.Männliche Erfindung, kein Fortschritt für die Frau.Aber Rolle im Zivilisationsprozess: Begehren ritualisieren.Erziehung zur Mäßigung, Wettbewerb.Auf Dienen, Freundschaft angelegt (eher Männerliebe).Furcht vor Zerstückelung des Erbes (Jh. der Jünglinge in Frankreich).Christliche Aufwertung der Ehe (Marienkult, Ehe wird im 12. Jh. Sakrament).

2. Was weiß man über die Liebe im 12. Jahrhundert?Weg von patristischer Liebe (Augustinus), hin zum ciceronianischen Modell der amicitia. Ernsthaft Hindernisse der Liebe in der Ehe: Männer machen alles unter sich aus, alles zu früh.

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Anderson/Zinsser: Eine eigene Geschichte. Frauen in Europa. 1. Bd: Verschüttete Spuren. Frühgeschichte bis 18. Jh.

Einleitung:Frauen immer als Frauen, nicht als Beruf oder Stand beurteilt. Frauen immer als Frauen von Männern definiert. Gegen männliche Periodisierung (Renaissance)

2. Kap.: Frauen auf dem Land. Die Stützen der FamilieErhaltung der Familie (Abtreibung als Problem).Die Außergewöhnlichen: Jeanne d‘ Arc (hingerichtet 1430).Hexenverfolgungen.

3. Kap.: Frauen in der Kirche: Die Macht der GläubigenGroße Äbtissinnen und gelehrte geistliche Gemeinschaft. Hl. Lioba als Stütze von Bonifatius im 8. Jh.Hrotsvit von Gandersheim (930-990): Verse, geschichtliche Werke, Dramen.Gelehrte Herrad von Landsberg, 1125-95: Enzyklopädie des Hortus deliciarum.Hildegard von Bingen, 1098-1179.Nach dem 12. Jh. Umbruch, Klöster verlieren Unabhängigkeit.

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Chr. Klapisch-Zuber: Mittelalter (Duby/Perrot: Geschichte der Frauen)

Einleitung:Gegen allein biographische Verfahren. Frage, wie die Geschlechter ins soziale Spiel

eingreifen (Geschlecht, gender, als Ergebnis kultureller Einwirkung). Frage, wie Frauen mit den ihnen aufgezwungenen Vorstellungen umgingen.

Normen und Diskurs1. Die Sicht der GeistlichenFrau (Eva) brachte Leid, also überwachen (Rolle von Aristoteles).Frauenfeindliche Theologen zu Beginn des 12. Jhs., zur Zeit großer Reformen.Marienverehrung mit Diskussion von Jungfräulichkeit vor und nach der Geburt. Lob der Jungfrauen (heilige Jungfrauen): nur mit Jungfräulichkeit die Verfluchung zu überwinden. Beispiel der Magdalena.Mariendogmen: ohne Erbsünde und unbefleckte Empfängnis.

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(Forts. Klapisch-Zuber)5. Frauenmoden und ihre KontrollenKritik zuerst an Männern, dann an Frauen.Auf Distanzierung nach unten angelegt.Kleidung soll Sippenzugehörigkeit markieren.Mitgift und Hochzeitsgeschenke.Vergängliche Stoffe und verderbliches Fleisch (Kleidung als Symbol der Sünde).Chopinen (hohe Schuhe), Reifröcke.Die Farbe Schwarz wenige Jahre nach Eheschließung.

Frauenalltag6. Frauen im frühen MittelalterEhegesetze von Karl d.Gr. Der Fall des Ehescheidungsversuchs von Lothar II., gest. 869.Rolle des Klosters: Auflehnung von Frauen gegen die Ehe.Gelehrte Frauen und Künstlerinnen.

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(Forts. Klapisch/Zuber)7. Die feudale OrdnungIm 12. Jh. wird Ehe Sakrament (endgültig unauflöslich).Heiratsfähigkeit zuerst ab 7 Jahren, nach kanonischem Recht dann 12 Jahre für Mädchen, 14 für Jungen.Eheverweigerung der Christina von Markyate im 12. Jh.Exkurs zu Gräfin Yolande von Vianden im 13. Jh.(Angela Mielke-Vandenhouten)Frauenklöster gehen im 13. Jh. zurück.Rolle der Reklusen.

8. Das höfische Modell (G. Duby)Funktion der Minne (Disziplinierung, Aufwertung der Frau)

Spuren und Bilder von Frauen11. FrauenbilderFrau überall als TeufelinBerufe wie Kopistinnen, Frescomalerin

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Gottfried von Straßburg: Tristan

1. Exkurs: Minnebußpredigt 12183-12357Die Ärztin Liebe und die beiden Kranken.Liebe wird auf falsche Weise betrieben (aus Bilsensamen keine Rosen). So vertun wir

unser Leben.Alle streben danach, aber keiner findet sie: wahre Freundschaft.Nur noch der Name, alles zerredet.Dagegen: von wahrer Freundschaft reden.

2. Minnegrotten-Allegorie: Minnelehrpredigt 16923-17138Rundung = Einfachheit der LiebeMarmorner Fußboden = BeständigkeitBett aus Kristall = Lauterkeit der LiebeTor nur von innen zu öffnen = niemand kann Pforte überwinden, nur aus Liebe

3. huote-Exkurs: Minnelobpredigt 17858-18124Bewachung sinnlos.Frau, die gegen ihre Wesensart tugendhaft ist, ist die ideale.

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Christine de Pizan [Pisan]: Das Buch von der Stadt der Frauen (1404/05)

Kurzvita:Geb. 1365 in Venedig, Vater Leibarzt in Frankreich.Heiratet königlichen Sekretär, der stirbt. Muss 3 Kinder aufziehen.Kopiert Manuskripte, schreibt dann selbst.1404/05 Das Buch von der Stadt der Frauen1418 Rückzug, Gedicht auf Jeanne d‘ Arc.

Inhalt:1. Buch: Grund der Niederschrift (Widerstand gegen frauenfeindlichen Rosenroman). Prüfung des Themas im Gespräch mit anderen Frauen. Drei allegorische Damen helfen bei der Gründung einer neuen Stadt: Vernunft, Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit.Beim Ausheben der Fundamente Prüfung der Frauenschelte. Gespräch über Ovid(lasterhaft!). Geschichte edler Frauen, gelehrter Frauen.

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(Forts. Stadt der Frauen)

2. Buch: Konstruktion des Inneren der Stadt und BevölkerungFrauen sind nicht minderwertig (Geburt einer Tochter).Bevölkerung mit vortrefflichsten Frauen.Rolle der Frau in der Ehe (Beispiel der Agrippina).Frauen können Geheimnisse bewahren, retten Männer vor Tod usf.Für FrauenbildungThema Keuschheit (schöne Frauen trotzdem sittlich).Kein Wankelmut.

3. Buch: Bewohnen der Zinnen und PalästeHeilige Frauen.Schluss: Rede an alle Frauen über Selbstbewusstsein.

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Albrecht von Eyb: Ob einem manne sey zunemen ein eelichs weyb oder nicht, 1472 [Druck]

Kurzvita:Eyb 1420-75. Studium an ital. Universitäten, Doktor beider Recht in Pavia.Klerikerkarriere (Domherr)Rechtsgutachten in Ehesachen (Pirckheimer)Zahlreiche Werke (Rhetorik, Spiegel der Sitten, Ehebüchlein)Quellen seines Ehebüchleins: Petrarca, Boccaccio, Poggio usf.Keine große Wirkung.

1. TeilFrage, ob Weib zu nehmen. Tradition gegen die Ehe. Probleme mit zu hitziger Liebe usf. Schönheit und Hässlichkeit der Frauen.Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit der Frau, KindererziehungWohlredende und zornige FrauHeiratsgut (über Reichtum und Armut)

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(Forts. von Eyb)

2. TeilSchöpfungsberichtAlles für die Menschen geschaffen, die sich vermehren sollen.In der Ehe Widerwärtigkeiten (Geduld)Zu rechter Zeit heiratenLob der Ehe.Lob der Frauen: Weisheit, bes. Kunst des Schreibens (gelehrte Frauen).

3. TeilÜber Gastmähler und Hauswirtschaft. Kunst des Gesprächs.Widerwärtigkeit der menschlichen Natur (Lug und Trug, Schmeichelei).Kein Sünder soll verzweifeln (göttliche Gnade).

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Kultur der Mündlichkeit

Karl-H. Göttert: Geschichte der Stimme

1 Erfindung der StimmeStimmtheorien in der antiken Philosophie (Plato, Aristoteles)Verkörperung des Gedachten bei den StoikernPhonozentrismusDie Theorie der PhysiognomikDas verbum cordis bei Augustinus

2 Theater für SiebzehntausendSinn und Raum (Dionysostheater)Aischylos‘ PerserRömische TheaterDas Spiel des KörpersStimmpflege (Aufnahmeprüfung, Speisevorschriften usf.)Vitruvs Vasen

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(Forts. Geschichte der Stimme)

3 Forensische RhetorikAbgrenzung vom SchauspielerWohlklang, Rhythmus u. Artikulation in den RhetorikenCiceros Orator, Quintilians FingerspracheAus der Praxis (der jüngere Plinius)

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(Forts. Geschichte der Stimme)

4 Lauffeuer und FackelpostAischylos‘ AgamemnonHerodots BerichteDie Fackelpost des Polybios

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(Forts. Geschichte der Stimme)

5 Tönende BotschaftenLobpreis im Himmel, Lärm in der HölleAkklamation und Te deumKlang und Repräsentation (Trompete)Glocken und Läutecodes

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(Forts. Geschichte der Stimme)

6 Ankunft des WanderpredigersIm Namen Gottes reden.Reformmönchtum im hohen MittelalterPredigtreise und Inszenierung.Johannes Kapistran

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(Forts. Geschichte der Stimme)

7 Sprechgesang in Liturgie und EpenvortragSprechen und SingenDie Welt des gregorianischen ChoralsTrobadors, Spielleute und sprechaere.Epenvortrag (singen und sagen)

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(Forts. Geschichte der Stimme)

8 Theatralität im Geistlichen SpielUrsprung in der OstermesseSimultanbühnenIllustrationen zu Grébans PassionDie Sprache der Gregorianik (Alsfelder Passionsspiel)


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