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Presseheft Dean Reed - Neue Visionen · die Rolle des chilenischen Volkshelden Victor Jara. In...

Date post: 18-Oct-2020
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DEAN REED DER ROTE ELVIS Rockstar, Cowboy, Sozialist
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Page 1: Presseheft Dean Reed - Neue Visionen · die Rolle des chilenischen Volkshelden Victor Jara. In „Sing, Cowboy Sing“, den Dean Reed selbst inszenierte, verkörperte er zum letzten

DEAN REED

DER ROTE ELVIS

Rockstar, Cowboy, Sozialist

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Synopsis Am 17. Juni 1986 wird ein toter Mann aus einem See am Rande Ost-Berlins gezogen. Es ist der ame-rikanische Sänger und Schauspieler Dean Reed – eine der geheimnisvollsten Ikonen der Popkultur zu Zeiten des Kal-ten Krieges. Dean Reed war befreundet mit Salvador Allende und Yasser Arafat, protestierte auf der ganzen Welt gegen Militär-Regime und den Vietnamkrieg, drehte Spaghettiwes-tern in Italien, tourte als erster Amerikaner durch die Sowje-tunion, sang Country-Schlager im DDR-Fernsehen und ließ sich mit Maschinengewehr im Libanon ablichten.Aus einer Kleinstadt Colorados ging er nach Hollywood und produzierte eine handvoll Singles. „Our Summer Romance“ eroberte in Südamerika die Charts. Dean Reed war Cowboy und Entertainer, Teenie-Star und Frauenschwarm, Friedens-kämpfer und Rebell, der unermüdlich mit seiner Gitarre um den Erdball reiste und dabei nicht nur seine eigenen Grenzen, sondern auch die Einzugsbereiche der ideologischen Blöcke herausforderte. Als er 1972 in die DDR zieht, ist Dean Reed ein gefeierter Star des Sozialismus. Sein Mythos hat die Ära des Kalten Krieges überlebt.Leopold Grün porträtiert den faszinierenden Quertreiber und balanciert dabei geschickt die Episoden aus. „Der Rote Elvis“ ist ein einfühlsamer und zugleich kritischer Dokumentarfilm über eine zeitgeschichtliche Ausnahmeerscheinung. Zwi-schen Erfolg und Tragik, zwischen politischem Engagement und Naivität hat Dean Reed für eine ganze Generation den Soundtrack ihres Lebens geschaffen. Die Filmmusik macht die Erinnerung an die Utopien des „Roten Elvis“ nicht nur greifbar, sondern zeigt sie auch in ihrer ganzen vibrierenden Lebendigkeit.

DEAN REED Dean Cyril Reed wurde am 22. Sep-tember 1938 in White Ridge bei Denver / Colorado geboren. Vater Cyril Reed war Mathematik- und Geschichtslehrer an der örtlichen High School; die Mutter Ruth Anna Hausfrau. Mit 12 Jahren lernte er, Gitarre zu spielen. Nach der Schu-le entschied er sich für das Meteorologie-Studium und ging zwei Jahre an die Colorado Universität. Die Finanzierung des Studiums organisierte er mit zahlreichen kleinen Auf-

tritten in lokalen Bars. 1958 ging er nach Kalifornien. Auf dem Weg dorthin wurde ein spontanes Ständchen für einen Tramper, den Dean mitgenom-men hatte, zum Karrierestoß. Besagter Tramper stellte Dean einem Musikproduzenten vor, Dean überzeugte beim Vorspiel und ergatterte nach kürzester Zeit einen Vertrag mit Capitol Records. Seine ersten Singles,

darunter „Our Summer Romance“, enttäuschten in den USA und explodierten in Südamerika – hier schnellte „Our Sum-mer Romance“ sofort auf Platz eins. 1961 ging er auf Tournee durch Südamerika.

Bei den Auftritten in Argentinien und Chile lernte Dean Reed zwei Dinge – die ungerechte Verteilung des gesellschaftlichen Wohlstands und die berauschende Wirkung des Erfolgs. In Chile wurde Dean Reed verehrt und angebetet wie ein Pop-Prophet. Seine Tournee, die mehrere Fußballstadien füllte, geriet zum Triumphzug. Ab 1965 zeigte das argentinische Fernsehen regelmäßig die Dean-Reed-Show. Doch die spürbare Armut und Existenz-not seines Publikums wollte er nicht ignorieren und widmete sich fortan dem Kampf für eine gerechtere Welt und für soziale Veränderungen.

„Ich glaube wirklich, daß es viele Wege

gibt, Revolutionär zu sein. Und die Gitarre

mit der Maschinenpistole zu tauschen, ist

nicht abwegig.“ Dean Reed

„Ich möchte an die Front, aber nicht als Tourist. Ich

möchte eine Uniform und eine Waffe, und ich möchte

an der Seite meiner Brüder bleiben.“ Dean Reed

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Dean Reed lernte Spanisch und wurde Mit-glied im argentischen Friedensrat. Ihn vertrat Dean Reed beim Weltfriedenskongress in Hel-sinki. 1966 putschte sich das Regime von Juan Carlos Onganías an die Macht und Deen Reed wurde aus Argentinien ausgewiesen. 1965 reis-te er erstmals in die Sowjetunion. Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich bereits längst entschie-den, für welchen der beiden, in kaltem Krieg

erstarrten Blöcke er zum Mikrofon greifen wollte. Als beken-nender Marxist kehrte Reed seiner Heimat den Rücken und begann eine musikalische Karriere im Dienste der Idee, der Weltanschauung, der Partei. Was manche Zwangsheirat nen-nen würden, war für Dean Reed fruchtbare Symbiose. Den Schulterschluß zwischen Kunst und Politik erklärte er zum Lebenssinn.

„Wieso kommt er her? Das ist doch ein

amerikanische Star. Der kann doch eine große Karriere

in Amerika machen. Was will der hier?“ Armin Müller-Stahl

Reed nahm insgesamt 6 Plat-ten in der Sowjetunion auf, die sich millionenfach verkauften.

Im Herbst 1971 lernte Dean Read seine spätere Frau Wieb-ke auf der Leipziger Dokumen-tarfilmwoche kennen. 1972 zog er zu ihr in die DDR, ein Jahr später heirateten sie , und 1976 kam ihre gemeinsame Tochter Natascha auf die Welt. In dieser Zeit unterstützte Dean Reed die Staatsführung mit Konzerten und öffent-lichen Stellungnahmen.

In den 70er Jahren begann er, als Filmschauspieler zu arbei-ten. Mit Yul Brunner spielte er 1970 in der ambitionierten Westernkomödie „Adiós Sabata“, 1972 ist er in der von Celi-no Bleiweiss inszenierten DEFA-Produktion „Aus dem Leben eines Taugenichts“ an der Seite Hannelore Elsners zu sehen. 1973 folgt mit „The Friendly One“ eine weitere Westernko-mödie – ein Genre, dem er auch mit dem heute legendären DEFA-Film „Blutsbrüder“ treu geblieben ist. Zusammen mit Gojko Mitic war er hier in einer Hauptrolle zu sehen, auch am Drehbuch arbeitete er mit.

„Er wurde benutz als Beispiel des Ideals, in dem

wir in der DDR zu leben hatten.“ Celino Bleiweiss

Für „El Cantor“ aus dem Jahr 1977 übernahm Dean Reed die Rolle des chilenischen Volkshelden Victor Jara. In „Sing, Cowboy Sing“, den Dean Reed selbst inszenierte, verkörperte er zum letzten Mal den heroischen Cowboy.

Nach der Ermordung Salvador Allendes radikalisierte sich Dean Reed – vom Friedenssänger wurde er zum Freiheitskämpfer mit Gitarre und Kalaschnikow. Er freundete sich mit Jassir Arafat an und war Gast der PLO im Südlibanon. Als er sich 1978 mit Farmern in Minnesota verbündete, sperrte ihn die Polizei kurzerhand ins Gefängnis. Reed trat in Hungerstreik und provozierte eine weltweite Pro-

„Es reicht nicht aus, nur Lieder zu singen, Gedichte zu schrei-ben oder Bilder zu malen; es ist darüber hinaus erforderlich, aktiv am Kampf für den Weltfrieden teilzunehmen und seine Kunst, sein Leben all denjenigen Menschen zu widmen, die für ihre nationale Befreiung und Unabhängigkeit eintreten.“Dean Reed reiste auf eigene Kosten um den Erdball, um über-all dort Frieden und Unabhängigkeit herbeizusingen, wo sie durch Militärregimes oder die kapitalistische Weltmacht unterdrückt wurden.Während des Wahlkampfs in Uruguay trat er für den Präsi-dentschaftskandidaten der Linken auf, er artikulierte öffent-lich seine Verachtung für den Vietnam-Krieg und arbeitete intensiv für den Wahlsieg von Salvador Allende in Chile. Mit zahllosen Konzerten vor chilenischen Arbeitern und Studenten erreichte er eine überwältigende Mobilisierung des Volkes. Mit dem symbo-lischen Reinwaschen der amerikanischen Flagge vor der US-Botschaft in Santiago de Chile löste er Empörung, aber auch Begeisterung aus.Dean Reed schrieb weiter Songs und tourte um den Erdball: In Chile, Argentinien, Nicara-gua, Panama, Venezuela, der DDR, Schweden, Finnland, Bulgarien, Palästina, im Libanon etc. wurde das Mikrofon zum Megafon und Dean Reeds Stimme zum Sprachrohr der Armen.

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testwelle. Bei nicht genehmi-gten Konzerten 1983 in Chile wurde der illegal eingereiste Reed von der Militärdiktatur unter Pinochet verhaftet und abgeschoben.

1981, auf dem Höhepunkt sei-nes Ruhmes, heiratete Reed die ostdeutsche Schauspielerin Renate Blume. Doch in den fol-genden Jahren verließen ihn Erfolg und Ruhm. Reed wurde zum Gelegenheits-Stargast in ostdeutschen Fernsehshows. Sein letztes Album verkaufte sich nur schleppend, und von den Chef-Agitatoren wurde Reed immer seltener für Veranstaltungen engagiert.

Er begann seine Rückkehr in die USA zu planen und arbei-tete mit dem Filmprojekt „Bloody Heart“, über den Indiane-raufstand in Wounded Knee, an seinem Comeback.

Als er jedoch in der amerikanischen Fersehsendung „60 Minutes“, der damals bekanntesten Polittalkshow, Ronald Reagan wegen seines so genannten Star-Wars-Projekts als Staatsterroisten bezeichnete und die Berliner Mauer und den Einmarsch der Sowjetunion nach Afghanistan verteidigte, reagierten die US-Zuschauer mit Empörung und Hass.

Am 13. Juni 1986 kam Dean Reed im Zeuthener See bei Berlin ums Leben.

ProtagonistenMaria Isabel Allende Bussiist die Tochter Salvador Allendes und wurde am 18. Januar 1945 in Santiago de Chile geboren. In ihrer Jugend schwärm-te sie für die Musik von Dean Reed und nahm sehr auf-merksam sein soziales Engagement wahr. Seit 1993 ist sie Abgeordnete für die Sozialistische Partei im chilenischen Parlament. Im März 2003 wurde sie zur Präsidentin des Unterhauses gewählt.

„Natürlich habe ich mich gefreut, wenn Dean Reed auf

Veranstaltungen des Jugendverbandes auftrat.“ Egon Krenz

Egon Krenzwurde 1939 in Kolberg geboren. 1953 trat er der Freien Deutschen Jugend (FDJ) bei. Zwischen 1967 und 1974 war er Sekretär des Zentralrates der FDJ. Er verantwortete den Bereich Agitation und Propaganda. In dieser Funktion unterstützte und förderte er die Karriere von Dean Reed, benutzte ihn aber im gleichen Maße als Werbung für das sozialistische Gesellschaftsmodell. Von 1973 wird er Mit-glied des Zentralkomitees der SED. Zwischen 1974 und 1983

übernahm er als Erster Sekretär des Zentralrates die höchste Leitungsposition in der FDJ 1984 wird er zum Stellvertreter des Staatsratsvorsitzenden Honnecker ernannt. Im Oktober 1989 übernimmt Krenz das Amt des Generalsekretärs des ZK der SED. Nach dem Zusammenbruch des Sozialismus wird er 1993 vor Gericht gestellt, zu sechseinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt und 2003 aus der Haft entlassen.

Celino Bleiweißwurde am 30.11.1938 im polnischen Przemysl geboren. 1972 debütierte er mit der Verfilmung des Andersen-Märchens

„Der Kleine und der große Klaus“. 1973 folgt mit „Aus dem Leben eines Taugenichts“ nach Joseph von Eichendorff der erste DEFA-Film mit Dean Reed in einer Hauptrolle. 1981 nutzte er eine Reise nach Israel, um in die Bundesrepublik auszuwandern. Er ist noch heute als Theater- und Fernsehregisseur tätig.

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Maria Moesearbeitete als Moderatorin im DDR-Fernsehen. Sie war mit dem 2007 verstorbenen, bekannten Karikaturisten Willy Moese verheiratet. Maria und Willy Moese gehörten 1976 zu den Unterzeichnern der Biermann-Petition, die den Protest zahlreicher namhafter DDR-Künstler gegen dessen Ausbür-gerung artikulierte. Ihren Einsatz für Biermann bezahlte Maria Moese mit Berufsverbot. Mit Dean Read verband sie eine sehr enge Freundschaft.

Günter Reischwurde als Günter Julius Hermann Reisch 1927 in Berlin geboren. Mit 16 Jahren, kurz vor Kriegsende, wurde er zur Armee eingezogen und geriet in amerikanische Kriegsgefan-genschaft. Nach Kriegsende wird er freigelassen, gründet und leitet ein Theaterensemble. Günter Reisch macht sein Abitur und nimmt Schauspielunterricht bei Werner Kepich. 1947 gehört er zum ersten Ausbildungsjahrgang an der DEFA, er lernt u.a. bei Ilja Trauberg. Ab 1948 arbeitet er als Regie-Assistent für Gerhard Kamprecht, Georg Wildhagen, Martin Hellberg und Kurt Maetzig. Als Regisseur inszeniert er ab 1955 für die DEFA Spielfilme. In zahlreichen Komödien und Satiren setzt sich Reisch mit dem Leben in der DDR, mit Repression und Opportunismus auseinander. „Maibowle“ (1959), „Silvesterpunsch“ (1960), „Der Dieb von San Maren-

go“, „Der zerbrochene Krug“ und „Jungfer, sie gefällt mir“ gehören zu seinen bekanntesten Werken. Günter Reisch war wesentlich an der Planung von Dean Reeds letztem Filmprojekt

„Bloody Heart“ beteiligt.Seit 2003 ist er an der Bauhaus Uni-versitat Weimar als Honorarprofes-sor für Filmgestaltung tätig.

Wiebke Reedist Dean Reeds zweite Ehefrau. Sie wurde 1941 geboren und arbeitete als Model auf der Leipziger Messe und als Lehrerin. In Döbeln heiratete sie 1973 Dean Read. 1992 gründete sie die Schauspielagentur Reed und Pauly.

Armin Mueller-Stahlwurd am 17. Dezember 1930 in Tilsit im ehemaligen Ost-preußen geboren. Er studierte Musikwissenschaften und Geige am Städtischen Konservatorium Ostberlin. Er schloss die Ausbildung mit dem Examen zum Konzertgeiger und Musiklehrer ab. Trotz unabgeschlossener Schauspielausbil-dung engagierte ihn 1952 das Berliner Theater am Schiff-bauerdamm. Das Ensemble wechselte 1954 an die Berliner Volksbühne und Mueller-Stahl blieb 25 Jahre Mitglied des Ensembles. In Gustav von Wangenheims „Heimliche Ehen“ spielte er seine erste Filmrolle und stieg in den folgenden Jahren zum meistbeschäftigten und beliebtesten DDR-Schau-spieler auf. Er spielte unter renommierten DEFA-Regisseuren wie Egon Günther, Kurt Maetzig, Günther Reisch oder Ulrich Thein. 1974 spielte er zusammen mit Dean Reed in dem Film „Kit & Co“. 1976 unterzeichnete er die Biermann-Petition und

versuchte auch Dean Reed zu einer Unterschrift zu bewegen. Daraufhin blieben in den folgenden Jah-ren die Engagements aus. 1980 folgt die Ausreise nach West-Berlin und erste Besetzungen in west-deutschen Kinoproduktionen – dazu gehört Rainer Werner Fassbinders „Lola“. In den kommenden Jah-ren spielte er u.a. bei Andrzej Wajda, Volker Schlön-dorff, Patrice Cherau und Jim Jarmusch.

Maren Zeidlerwurde 1944 in Meissen geboren. Sie studierte Künstlerischen Tanz an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig. Dar-auf folgte ein Studium der Zahnmedizin. Nach erfolgreichem Abschluss arbeitete sie als Fachzahnärztin für Kinderstoma-tologie. Sie führte mit Dean Reed über sehr viele Jahre eine Art „Projektbeziehung“.

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Regiestatement Dean Reed hatte alles, was ein Held braucht: er sah gut aus, machte Musik, war Schau-spieler und konnte gut reiten. Er kehrte seiner US-amerika-nischen Heimat den Rücken, kritisierte deren Politik, lebte und arbeitete in Chile, der Sowjetunion, Italien und schließlich in der DDR. Doch der rote Elvis legte im Lauf seine Lebens Seiten bloß, die nicht zu jenem Bild eines Helden passen. Dieser Film zeigt die Visionen einer Utopie gesellschaftlichen Lebens, aber auch die Widersprüche zwischen äußerer Hal-tung und privatem Handeln. Es geht in diesem Dokumen-

tarfilm um das Reflektieren einer vergangenen Zeit und die augenscheinliche Aktualität der politischen Themen des Kal-ten Krieges. Im Aufeinanderprallen von großer Weltpolitik und scheinbar trivialen, ganz persönlichen Dramen liegt das Spannungsfeld des Films. Genau so ist dieser Dokumentar-film gebaut, ohne dass ein Kommentar den Zuschauer füh-ren muss. In dieser Weise fungiert auch die Filmmusik.Sie greift seine Songs auf, variiert sie auf moderne Weise und wird somit dynamischer Wegbegleiter einer Entde-ckungsreise. Zudem verschafft sie dem Zuschauer Räume zum Nachdenken und Empfinden. Dabei ist man hin und her gerissen zwischen Zuneigung und Ablehnung, Kopf-schütteln und Faszination. „Der Rote Elvis“ konfrontiert uns

mit wesentlichen Momenten des Lebens: wirkliche Menschlichkeit und lächerlicher Opportunismus, kindliche Naivität und revolutio-närer Idealismus.

Leopold Grün Leopold Grün wurde 1968 in Dresden geboren. Nach der Wende zieht der Grundschul-lehrer nach München und studiert dort von 1990 bis 1995 Sozialwissenschaften und Medienpädagogik.Ein erster Film über die Stadtteilentwicklung in München-Schwabing und Dresden-Neustadt entsteht während des Stu-diums. Ab 1996 arbeitet Leopold Grün bei der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) in Berlin. Hier legt er zusätz-lich sein Diplom als Medienberater ab.

Der 1999 realisierte Film „Ob sie mir das glauben oder nicht“ por-trätiert das Leben einer seit 65 Jahren im Prenzlauer Berg wohn-haften Frau unter dem ständigen Wandel der politischen Gescheh-nisse im Land. Im selben Jahr wird Grün Geschäftsführer des Berliner Instituts Jugend Film Fernsehen. Zwei Jahre später entsteht mit dem 45Minüter „Final Desti-nation“ die Lebensgeschichte einer emigrierten Dresdnerin. Diese kehrt noch vor der Wende ihrer ostdeutschen Heimat den Rücken und wandert in die USA aus. 2002 beginnt er mit der Recherche für den fünf Jahre später fertiggestellten Doku-mentarfilm „Der Rote Elvis“. Grün arbeitete in dieser Zeit sich

neben seiner Regietätigkeit auch an Videoinstallationen und an der Konzeption einer DVD-ROM zum Thema „Krieg in den Medien“. Zwischen 2002 und 2004 war er Mit-Veranstal-ter des Berliner Kurzfilmfestivals „Emergeandsee“.

„Er hätte in Amerika die große Chance, ein großer

Star geworden zu sein. Was unterscheidet

ihn denn von Brad Pitt oder Tom Cruise?“Armin Müller-Stahl

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Produktionsnotizen Die ersten Arbei-ten begannen im Jahr 2001. In einem Biergarten im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg kamen Leopold Grün und Stefan Ernsting ins Gespräch über Dean Reed. Beide beschlossen, sich in ihrer jeweiligen Profession mit der Ausnahmeerschei-nung Dean Reed auseinanderzusetzen. Stefan Ernstings begann sein Buch „Der Rote Elvis“ und Leopold Grün begab sich auf die Suche nach Förderern für den gleichnamigen Dokumentarfilm. Dass kein geringe-rer als Hollywood-Star Tom Hanks ebenfalls an dem Projekt arbeitete, warf anfänglich Zweifel auf, spornte das Team dann aber zusätzlich an. Im Frühjahr 2003 besiegelten Leopold Grün und Produzent Thomas Janze per Handschlag in einer Bar in West-berlin die Zusammenarbeit.

Bei der Auswahl der in Frage kom-menden Protagonisten stand der inhaftierte Egon Krenz, ein Wegge-fährte des Wahl-DDR-Bürgers Dean Reed, ganz oben auf der Liste. Grün ließ nichts unversucht, um den ehemaligen Generalsekretär der SED zum Mitwirken an dem Projekt zu bewegen. Krenz bedauerte anfänglich, aus zeitlichen Grün-den nicht für ein Interview zur Verfügung stehen zu können. Nach Krenz’ vorzeitiger Entlassung nahm Grün im Jahr 2003 erneut Kontakt auf und erhielt schließlich die Einwilligung für ein Interview.

Ein weiterer Wunschkandidat war der Schauspieler, Musiker und Dean Reed-Sympathisant Armin Mueller-Stahl. Auch er war der Meinung, dass die Lebensgeschichte des sozialisti-schen Rock’n’Roll-Idols leinwand-fähig ist. Mueller-Stahl erklärte sich zu einem Interview bereit über den Mann, „der in den Käfig ging, aus dem alle raus wollten“.

In den Gesprächen mit Insi-dern der Website www.dean-reed.de tauchte immer wieder der Name von Maren auf. Sie besaß angeblich besondere Fotos, deutete Details aus sei-nem Leben an, die vermuten ließen, dass sie eine Menge mehr wusste als andere. Leo-pold Grün bekam ihre Tele-fonnummer und nach einigen Gesprächen verabredeten sie sich in Berlin. Ihm gefiel ihre lapidare Art über wesentliche Gefühle zu sprechen. Sie hatte Humor, auch wenn man ihr ansah, dass sie nicht gerade vom Leben verwöhnt wurde. Sie erzählte von einer langen Freundschaft zu Dean. Länger als alle anderen, die in der damaligen DDR zu ihm Kontakt hatten. Wie er ihr 1971 in dem Leipziger Hotel „Deutsch-land“ eine Karte mit der Hotelzimmernummer zusteckte, das passte zu ihm. Sie lächelte damals zurück, aber sich bei

„Mit Dean Read konnte man Staat machen in der DDR.

Ein Konzertsaal wurde voll, wenn er sang. Und

gleichzeitig konnte man erzählen, das ist ein Kritiker der

amerikanischen Politik.“ Celino Bleiweiss

ihm zu melden, „das war ihr dann doch zu doof“. Sie wusste zunächst auch gar nicht, wer er ist, geschweige denn, warum er in der DDR zu Gast war. Erst als sie sich einige Jahre später zufällig in ihrer Zahnarztpraxis wieder trafen, ging sie der Sache nach. Es entstand ein Verhältnis, dass sie beide als

„Projektbeziehung“ bezeichneten. Sie wollte keine klassische Geliebte sein, aber auch nicht seine Frau. Sie trafen sich, um sich über ihr Seelenleben auszutauschen, aber auch um gemeinsam zu kochen und manchmal war es auch mehr... Sie teilte mit ihm eine seiner wesentlichen Eigenschaften, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollte, die Depression. Es entstanden gemeinsame Selbstmordgedanken. Um so dra-matischer war für sie die Tatsache, „dass er quaisi ohne mich gegangen war“.

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Reeds Lateinamerika-Tour-neen und sein dortiges Enga-ment gegen soziale Ungerech-tigkeit führten ihn in den frühen Sechzigern mehrmals nach Chile. Isabel Allende, Tochter des ehemaligen sozia-listischen Präsidenten Salvador Allende, kannte Dean Reed bereits als junges Mädchen und weiß um die Bedeutung des jungen, gut aussehenden Nordamerikaners, der mit der damaligen lateinamerika-nischen Befreiungsbewegung sympathisierte. Sie willigte trotz Zeitknappheit in ein Interview im chilenischen Val-paraiso ein.

Ein Team aus internationalen Mitarbeiten betriebt mona-telange Auslandsrecherche. Die telefonischen Kontakte auf den Spuren des vielgereisten Schauspielers führten unter anderem nach Russland, Italien, Lettland, USA, Chile, Nica-ragua, Argentinien und Tschechien. Durch die Gespräche und anhand der angeforderten Dokumente und Geheim-dienstakten aus den unzähligen, weltweiten Archivbestän-den erschlossen sich nach und nach die bedeutsamsten Sta-tionen im Leben des „Roten Elvis“.

Der Regisseur Günther Reisch, dessen letztes Filmprojekt mit Dean Reed nie fertiggestellt wurde, erwies sich als ein idealer Gesprächspartner. Bei mehreren Treffen in dessen Haus schilderte er nicht nur die Eindrücke aus den letzten Jahren und Tagen Dean Reeds, sondern überließ dem Filmteam zudem eine Kiste mit unzähligen Super-8-Rollen. Das Filmmaterial zeigt Reed bei privaten Treffen am Zeuthener See, mit Kindern im Motorboot, am Ufer des Sees oder im Garten. Zudem finden sich Aufnahmen

von einer Arbeitsreise mit Günter Reisch auf der Ostseein-sel Hiddensee, von der Drehortrecherche in Mittelasien und anderen Teilen der ehemaligen Sowjetunion.

Als sehr fruchtbar hat sich die Zusammenarbeit mit Will Roberts, einem ehemaligen Dokumentarfilmer und Freund von Dean Reed erwiesen. Er hatte Reed in den 80er Jahren kennengelernt und damals beschlossen, einen Film über

ihn zu drehen. Als die Aufnah-men 1985 im Kasten waren, lebte Dean Reed nur noch ein halbes Jahr. Der Film ist nie in die Kinos gekommen.Sämtliche Filmrollen, darunter Aufnahmen aus Palästina mit Jas-sir Arafat, aus Chile, aus der DDR im privaten Wohnzimmer mit sei-ner letzten Ehefrau Renate Blume, Briefe und Fotoalben lagern seit damals in einem Speicher, einige Kilometer von Roberts’ Wohn-haus entfernt.

„Er war lebenshungrig, aber gleichzeitig hatte er Angst vor dem Leben.“ Celino Bleiweiss

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Verleih Neue Visionen Filmverleih GmbHSchliemannstr. 510437 BerlinTel.: 030 / 44 00 88 44Fax: 030 / 44 00 88 45

www.neuevisionen.de

Cast & Credits Deutschland 2007, 90 min, 35mm, Farbe, Dolby SREine Produktion von totho film mit Förderung des MedienboardBerlin-Brandenburg und der Unterstützung der DEFA-Stiftung

Buch &. Regie ...................... Leopold GrünProduzent u. Kamera ........ Thomas JanzeMontage ................................ Dirk UhligDramaturgie ........................ Peter ThiemannFilmmusik ............................ Monomango, Olivier Fröhlich & Jan WeberBeratung ............................... Andres Veiel, Stefan ErnstingTonmischung ...................... Chris MüllerMusikmischung .................. Ralf HerrmannTonbearbeitung .................. Nils HofmannSprecher ................................ Nils Düwell, Susanne KliemschPostproduktion ................... Normann Petkau

www.theredelvis.com

u.a. mit:Isabel Allende BussiCelino BleiweissPeter BoylesEgon KrenzMaria MoeseArmin Mueller-StahlWiebke ReedGünter ReischMaren Zeidler

„Ich bin mir sicher, die Welt wird sich mit oder ohne Dean Reed

weiterdrehen. Ich bin nicht wichtig. Aber für mich persönlich

hat mein Leben nur einen Sinn, wenn ich den Kampf für

einen sozialen Fortschritt in der Welt unterstützen und an ihm

teilnehmen kann.“ Dean Reed


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