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Praxis Journal - onkologie-rubanov.de · in der Praxis unter dem Mikroskop unter-sucht....

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2 Diagnose Biopsie – Lebendes Gewebe betrachten 3 Neues aus der Praxis Besuchen Sie unsere neue Website! Darmzentrum BwK Ulm 4 Überblick Sogenannte Biologicals werden in der Therapie immer wichtiger 6 Ernährung Jeder is(s)t anders! Pauschale Empfehlungen gibt es nicht 7 Nachsorge Konsequente Hautpflege während der Chemotherapie ist wichtig 8 Kurz berichtet Männer haben ein höheres Darmkrebs-Risiko als Frauen Wenn „es” nicht mehr klappt Liebe Patientin, lieber Patient, sind wir heute in der Lage, Krebserkrankungen wirkungsvoller zu bekämpfen als vor 20 Jahren? Können Krebspatienten auf den wissenschaft- lichen Fortschritt hoffen, wenn es um die Ver- besserung ihrer Behandlung geht? Fragen wie diese werden an Ärzte, die Krebspatienten be- treuen, häufig gestellt. Allerdings fällt es schwer, darauf allgemein gültig und vor allem ganz eindeutig zu antworten. Es gibt Krebsarten, da sind die Fortschritte atemberaubend: Maligne Lymphome oder auch der Hodenkrebs gehören dazu. Bei vielen anderen gilt, dass bösartiges Wachstum nicht geheilt werden kann wie ein Knochenbruch oder eine Lungenentzündung. Das Behand- lungsziel lautet dann immer, möglichst lange eine möglichst hohe Lebensqualität zu gewähr- leisten. Lebensqualität aber ist etwas sehr Indi- viduelles. Und deswegen bemühen wir uns, Sie als Pa- tientin oder Patient in die Entscheidung für oder gegen eine konkrete Behandlung einzu- beziehen. Grundlage für Entscheidungen ist aber ausreichende Information. Mit unserem PraxisJournal möchten wir Ihnen eine Orien- tierungshilfe anbieten, damit Sie wissen, zwi- schen welchen Alternativen Sie wählen können. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre. Herzlichst Ihr Praxisteam Dr. Rose Kappus, Dr. Wolfgang Schneider- Kappus und Dr. Volker Kächele Nur für unsere Patienten, nicht zur Weitergabe bestimmt. September 2011 Dieses Leben, das wir haben Während Shepherd Armstrong Vorbereitungen für ein neues Leben auf einer Insel im indi- schen Ozean trifft, wird bei seiner Frau Glynis ein Meso- theliom diagnostiziert. All seine Überlegungen und Pla- nungen sind damit hinfällig. Das Buch ist kein „Krebs- Roman“, auch wenn eine Frau mit einer tödlichen Tumor- Erkrankung im Mittelpunkt der Geschichte steht. Dieses Leben, das wir haben ist ein zeitgenössisches, amerikanisches Mär- chen, eine großartig erzählte Geschichte über das Leben im 21. Jahrhundert. Mögen auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA sich von denen hierzulande unterscheiden, die wesentlichen Fragen dürften diesseits und jenseits des Atlantiks die gleichen sein. Gut möglich, dass der Umgang mit der Krank- heit, so wie er in diesem Roman dargestellt wird, dem einen oder der anderen nicht gefällt. Denk- bar auch, dass der flapsige Ton manchem unan- gemessen erscheint. Sicher aber scheint uns, dass literarisch noch nie so eindrucksvoll über Krebs erzählt wurde. Buchempfehlung Praxis Journal Lionel Shriver Dieses Leben, das wir haben Piper, 2011, 540 Seiten, 19,95 Impressum © 11|7|2011, LUKON GmbH · ISSN 1436-0942 Chefredaktion: Dr. Kappus, Dr. Schneider- Kappus, Dr. Kächele Redaktion: Tina Schreck, Ludger Wahlers Grafik-Design, Illustration: Charlotte Schmitz Druck: DDH GmbH, Hilden Dr. Rose Kappus, Dr. Wolfgang Schneider-Kappus, Dr. Volker Kächele Magirushof 23 · 89077 Ulm Tel. 0731 / 633 23 Fax 0731 / 633 40 www.praxis-onkologie-ulm.de Praxis für Hämatologie und Onkologie Ulm
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Page 1: Praxis Journal - onkologie-rubanov.de · in der Praxis unter dem Mikroskop unter-sucht. Knochenmarkbiopsie und -punktion dauern zusammen etwa eine Viertelstunde. Manche Patienten

2 DiagnoseBiopsie – Lebendes Gewebe betrachten

3 Neues aus der PraxisBesuchen Sie unsere neue Website!

Darmzentrum BwK Ulm

4 ÜberblickSogenannte Biologicals werden in der Therapie immer wichtiger

6 ErnährungJeder is(s)t anders! PauschaleEmpfehlungen gibt es nicht

7 NachsorgeKonsequente Hautpflege während der Chemotherapie ist wichtig

8 Kurz berichtetMänner haben ein höheres Darmkrebs-Risikoals Frauen

Wenn „es” nicht mehr klappt

Liebe Patientin, lieber Patient,

sind wir heute in der Lage, Krebserkrankungenwirkungsvoller zu bekämpfen als vor 20 Jahren?Können Krebspatienten auf den wissenschaft-lichen Fortschritt hoffen, wenn es um die Ver-besserung ihrer Behandlung geht? Fragen wiediese werden an Ärzte, die Krebspatienten be-treuen, häufig gestellt. Allerdings fällt es schwer,darauf allgemein gültig und vor allem ganzeindeutig zu antworten.

Es gibt Krebsarten, da sind die Fortschritteatemberaubend: Maligne Lymphome oderauch der Hodenkrebs gehören dazu. Bei vielenanderen gilt, dass bösartiges Wachstum nichtgeheilt werden kann wie ein Knochenbruchoder eine Lungenentzündung. Das Behand-lungsziel lautet dann immer, möglichst lange

eine möglichst hohe Lebensqualität zu gewähr-leisten. Lebensqualität aber ist etwas sehr Indi-viduelles.

Und deswegen bemühen wir uns, Sie als Pa-tientin oder Patient in die Entscheidung füroder gegen eine konkrete Behandlung einzu-beziehen. Grundlage für Entscheidungen istaber ausreichende Information. Mit unseremPraxisJournal möchten wir Ihnen eine Orien-tierungshilfe anbieten, damit Sie wissen, zwi-schen welchen Alternativen Sie wählen können. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.

Herzlichst Ihr Praxisteam Dr. Rose Kappus, Dr. Wolfgang Schneider-Kappus und Dr. Volker Kächele

Nur für unsere Patienten, nicht zur Weitergabe bestimmt.

September 2011

D i e s e s L e b e n , da s w i r h a b e n

Während Shepherd ArmstrongVorbereitungen für ein neuesLeben auf einer Insel im indi-schen Ozean trifft, wird beiseiner Frau Glynis ein Meso-theliom diag nostiziert. Allseine Überlegungen und Pla-nungen sind damit hinfällig.

Das Buch ist kein „Krebs-Roman“, auch wenn eine Fraumit einer tödlichen Tumor-

Erkrankung im Mittelpunkt derGeschichte steht. Dieses Leben, das wir habenist ein zeitgenössisches, amerikanisches Mär-chen, eine großartig erzählte Geschichte überdas Leben im 21. Jahrhundert. Mögen auch die

gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in denUSA sich von denen hierzulande unterscheiden,die wesentlichen Fragen dürften diesseits undjenseits des Atlantiks die gleichen sein.

Gut möglich, dass der Umgang mit der Krank-heit, so wie er in diesem Roman dargestellt wird,dem einen oder der anderen nicht gefällt. Denk-bar auch, dass der flapsige Ton manchem unan-gemessen erscheint. Sicher aber scheint uns, dassliterarisch noch nie so eindrucksvoll über Krebserzählt wurde.

Buchempfehlung

PraxisJournal

Lionel ShriverDieses Leben, das wir habenPiper, 2011, 540 Seiten, 19,95 €

Impressum

© 11|7|2011, LUKON GmbH · ISSN 1436-0942Chefredaktion: Dr. Kappus, Dr. Schneider-Kappus, Dr. Kächele

Redaktion: Tina Schreck, Ludger WahlersGrafik-Design, Illustration: Charlotte SchmitzDruck: DDH GmbH, Hilden

Dr. Rose Kappus, Dr. Wolfgang Schneider-Kappus, Dr. Volker Kächele

Magirushof 23 · 89077 Ulm

Tel. 0731 / 633 23Fax 0731 / 633 40www.praxis-onkologie-ulm.de

Praxis fürHämatologie undOnkologie Ulm

PJ7_2011_SchneiderKappus_01_PJ13_Beiträge 26.09.11 11:28 Seite 1

Page 2: Praxis Journal - onkologie-rubanov.de · in der Praxis unter dem Mikroskop unter-sucht. Knochenmarkbiopsie und -punktion dauern zusammen etwa eine Viertelstunde. Manche Patienten

Für die Biopsie kommen, je nachdem von wogenau Zellen oder Gewebe entnommen wer-den sollen, unterschiedliche Instrumente zumEinsatz. Deshalb unterscheidet man Nadel-biopsie, Stanzbiopsie, Feinnadelbiopsie undVakuumbiopsie. Bezogen auf die zu untersu-chenden Gewebe und Organe spricht manaber auch von Prostata-Biopsie, Lymphkno-tenbiopsie, Lungenbiopsie und so weiter. BeiVerdacht auf Leukämie oder ein malignesLymphom ist immer eine Knochenmark-biopsie erforderlich.

KnochenmarkbiopsieImmer dann, wenn Blutzellen im Verdachtstehen, sich zu Krebszellen entwickelt zuhaben, muss das Knochenmark untersuchtwerden. Denn im Knochenmark entstehenletztlich alle unsere Blutzellen, rote und weißeBlutkörperchen ebenso wie die für die Blut-gerinnung wichtigen Blutplättchen. Die Kno-chenmarkpunktion wird meist am Becken-knochen, selten am Brustbein durchgeführt,denn der obere Beckenkamm liegt selbst beikorpulenteren Personen fast direkt unter derHaut.

Die StanzeZunächst wird dazu eine etwa 2-Euro-Stückgroße Fläche örtlich betäubt. Anschließendführt der Arzt eine Hohlnadel von etwa zweiMillimeter Durchmesser ins Knochenmarkein und stanzt eine zylinderförmige Gewe-beprobe aus dem Knochenmark; daher auchdie Bezeichnung „Stanzbiopsie". Diese Stan-ze wird für verschiedene Untersuchungen anein spezialisiertes Labor geschickt. Falls Ver-dacht auf eine Leukämie besteht, führt derArzt zusätzlich eine sogenannte Knochen-markpunktion durch. Dabei werden mit einer

dünneren Hohlnadel durch den Stanzenkanalnoch einige Milliliter Mark aus dem Knochenentnommen. Diese Knochenmarkprobe wirdin der Praxis unter dem Mikroskop unter-sucht. Knochenmarkbiopsie und -punktiondauern zusammen etwa eine Viertelstunde.Manche Patienten bezeichnen die Punktion alsschmerzhaft, die meisten beurteilen sie als gutverträglich.

Entnahme von Rückenmark-flüssigkeitBestimmte Krankheiten des Blutes könnenüber die Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit, denLiquor cerebrospinalis, auch auf die Hirnhäu-te übergreifen. Deshalb ist es manchmal not-wendig, auch den Liquor auf verdächtige Zel-len hin zu untersuchen. Der durch das Inne-re der Wirbelsäule verlaufende Rückenmark-kanal und alle Hohlräume im Gehirn, die so-genannten Hirnventrikel, sind mit Liquor ge-füllt. Bei der Probenentnahme sitzt der Pa-tient entweder vornüber gebeugt oder liegt inder Seitenlage. Mit einer sehr feinen und lan-gen Hohlnadel sticht der untersuchende Arztzwischen dem dritten und vierten Lenden-wirbel in den Rückenmarkkanal. Bei dieserProzedur ist in der Regel keine Betäubung er-forderlich.

Die Liquor-Entnahme, genauer: der Flüssig-keitsverlust, wird von den Hirnhäuten regis-triert – leichte Kopfschmerzen können dieFolge sein. Aus diesem Grund ist nach der Li-quor-Entnahme eine zwei- bis dreistündigeBettruhe empfehlenswert.

LymphknotenbiopsieBei Verdacht auf ein malignes Lymphom mussdas Gewebe eines dauerhaft geschwollenen

Lymphknotens genau untersucht werden. DieTechnik der Probenentnahme hängt von dergenauen Lage des Lymphknotens ab. Liegt dervergrößerte Lymphknoten oberflächlich, wirder meist bei örtlicher Betäubung als Ganzesherausgeschnitten. Handelt es sich um einentiefer gelegenen Lymphknoten, wird mit einerHohlnadel oft nur ein Teil des verdächtigenGewebes entnommen.

Mikroskopie und immunhisto-chemische MethodenDas Gewebematerial können Fachleute unterdem Mikroskop beurteilen. Sie achten vorallem auf charakteristische Gestaltverände-rungen und darauf, ob „verdächtige“ Zellen be-sonders zahlreich sind oder sich an bestimm-ten Orten häufen.

Neben der mikroskopischen Untersuchunghat heute die Untersuchung der Gewebepro-be mit immunhistochemischen Methodenenorm an Bedeutung gewonnen. So kann manzum Beispiel eine Knochenmarkprobe mit imLabor hergestellten Antikörpern mischen.Antikörper sind in der Lage, verdächtige Zel-len mit bestimmten Eigenschaften zweifelsfreizu markieren. Damit lassen sich Tumorzel-len fast immer eindeutig charakterisieren undder behandelnde Arzt kann ein passgenauesKonzept zur Behandlung seines Patienten ent-wickeln.

2Biopsie Lebendes Gewebe betrachten

D i a g n o s e Ob ein verdächtiger Gewebeknoten wirklichvon Krebs befallen ist oder nicht, lässt sich mit letzter Sicherheit oft nuranhand einer Gewebeprobe feststellen. Sie wird im Rahmen einerBiopsie entnommen. Das Wort stammt aus dem Griechischenund bedeutet so viel wie „lebend betrachten“.

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PraxisJournal

Liebe Patientinnen und Patienten,

unter www.hop-ulm.de (steht für hämatologisch-onkologische PraxisUlm) haben wir eine komplett neueWebsite eingerichtet. Neben der Vor-stellung unseres Teams bieten wirIhnen dort eine Übersicht über unserLeistungsspektrum, über Diagnostikund Therapie. Mithilfe eines weiter-führenden Links (www.labteston -line.de) können Sie sich darüber hinausumfassend über alle gängigen Labor-untersuchungen informieren und La-borwerte detailliert erklären lassen.

Als weiteres Service-Angebot finden Sie auf derSeite Praxisorganisation unter „Notfälle“einen Link zu der Seite www.aponet.de, überdie Sie jederzeit die nächstgelegene Notdienst-Apotheke ermitteln können. Unter „Partner“können Sie sich über unsere wichtigsten Kooperationspartner wie das Bundeswehr-krankenhaus und das Tumorzentrum derUniversitätsklinik Ulm informieren, und hin-ter „Aktuelles“ sind die aktuelle und die letz-te Ausgabe unseres PraxisJournals verfügbar.

Hinweisen möchten wir Sie auch auf die Seite„Wissen“, auf der wir in Kurzform über eineReihe verschiedener Tumorerkrankungen undderen Behandlungsmöglichkeiten informie-ren. Darüber hinaus geben wir hier auch allgemeine Hinweise zur Ernährung beiKrebserkrankungen und Antwort auf dieunterschiedlichsten Fragen, die häufig an unsgestellt werden.

Langer Rede kurzer Sinn: Besuchen Sie uns ein-fach auf unserer neuen Website www.hop-ulm.de!

Darmzentrum im Bundeswehrkrankenhaus Ulm

Im Juli 2011 wurde das Darmzentrum BwK Ulm und seine Partner zertifiziert. Unsere Praxis ist wesentlicher Kooperationspartner des Zentrums auf dem Gebietder internistischen Onkologie, das heißt bei der Therapie mit Zytostatika und Anti-körper. Begutachtet wurden wir von der Firma OnkoZert, die nach einem ab-schließenden sogenannten Audit (Untersuchungsverfahren) festhielt, dass alleunsere Darmkrebspatienten eine optimale Diagnostik, Therapie und Nachsorgeerhielten. OnkoZert ist ein unabhängiges Institut, das im Auftrag der DeutschenKrebsgesellschaft die Entstehung von onkologischen Zentren fördert und überprüft,um die Versorgung von Krebspatienten zu verbessern.

Das Darmzentrum im Bundeswehrkrankenhaus Ulm ermöglichtals sogenanntes Organ-Krebszentrum in enger Zusammenarbeit mitverschiedenen Kliniken und niedergelassenen Fachärzten die optimaleBetreuung von Darmkrebspatienten. Es garantiert, dass Patientinnenund Patienten auf höchstem medizinischen Niveau unter Berück-sichtigung neuester Forschungsergebnisse behandelt werden.

Aber nicht nur die medizinische Versorgung ist herausragend. Im November 2009wurde das Bundeswehrkrankenhaus mit einem weiteren Qualitätssiegel ausge-zeichnet, da es in einer Patientenzufriedenheitsstudie überdurchschnittlich gut ab-schnitt. Laut Klinikführer der Techniker Krankenkasse war es das Krankenhaus mitden zufriedensten Patienten in Ulm und Umgebung.

Unsere neue Webseite

www.hop-ulm.deNachrichten

PJ7_2011_SchneiderKappus_01_PJ13_Beiträge 26.09.11 11:28 Seite 3

Page 4: Praxis Journal - onkologie-rubanov.de · in der Praxis unter dem Mikroskop unter-sucht. Knochenmarkbiopsie und -punktion dauern zusammen etwa eine Viertelstunde. Manche Patienten

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Stahl, Strahl und ChemieDer Stahl des Operationsskalpells, die Strah-len oder die Chemotherapie: eines dieser dreiWerkzeuge oder ihre Kombination sollte (undsoll auch heute noch) dem Tumor möglichstden Garaus machen. Über die Jahre und Jahr-zehnte sind alle drei Verfahren verfeinert wor-den: Schonende Methoden wie die bruster-haltende Operation beim Mammakarzinomhaben vielen betroffenen Frauen das Lebenleichter gemacht. Die Strahlentherapie istmehr denn je eine sehr wichtige Behand-lungsoption, beispielsweise zur Sicherungeines Operationserfolges – sprich der Zerstö-rung verbliebener Krebszellen – oder bei derBehandlung früher Stadien von Lymphdrü-senkrebs.

Auch zur häufig kritisierten Chemotherapieexistiert bis heute nur in seltenen Fällen einewirkliche Alternative. Nur mit einer über dieBlutbahn verteilten zellabtötenden Substanzist sichergestellt, dass bösartige Tumoren undmöglichst alle ihre Tochtergeschwülste er-reicht, sprich bekämpft werden.

Je selektiver, desto wirksamerEine Chemotherapie ist umso wirksamer –und gleichzeitig nebenwirkungsärmer –, jemehr es gelingt, die zellabtötende Wirkungder Substanz auf Tumorzellen zu beschränkenund gesunde Körperzellen zuverschonen. Viele Chemo -therapeutika greifen vor allemsich schnell teilende Zellen an– eben weil die meisten Krebs-zellen sich schnell durch Tei-

man sich bildlich wie Schlüssel und Schlossvorstellen, die genau zueinander passen. DieAnlagerung des Wachstumsfaktors am Re-zeptor löst im Inneren der jeweiligen Zelleeine Reihe von Reaktionen aus, die schließlichzur Teilung der Zelle, also zum Wachstum desTumors führt.

Die im Zellinneren ablaufenden Prozesse be-zeichnen Mediziner auch als Signaltransduk-tion, denn das ursprünglich von außen überden Wachstumsfaktor vermittelte Signal wirdüber die Zellgrenze hinweg im Inneren derZelle weitergeführt.

Substanzen wie Imatinib, Erlotinib, Gefitiniboder Lapatinib hemmen die Weiterleitung desWachstumssignals im Zellinneren, sie sindSignaltransduktions-Hemmstoffe. Ihre Wir-kung entfalten sie, indem sie sozusagen eineStation innerhalb der Signalübertragungs-kette lahm legen. Das geschieht über die In-aktivierung eines Enzyms mit dem NamenTyrosinkinase. Die genannten Substanzenwerden deshalb auch als Tyrosinkinase-Inhi-bitoren oder kurz TKI bezeichnet.

WachstumsfaktorenTumorzellen sind in der Lage, ihr Wachstumirrsinnig zu beschleunigen. Denn sie produ-zieren nicht nur vermehrt Wachstumsfaktor-Rezeptoren an ihrer Außenseite, sie sondernauch die passenden Wachstumsfaktoren indie Umgebung ab. Auf diese Weise stimulierensie ihr eigenes Wachstum selbst und sinddamit einer übergeordneten Kontrolle durch

Neue BehandlungsverfahrenÜ b e r b l i c k

Bösartige Tumoren müssen möglichst spurlos beseitigt werden, will man ein optimales Behandlungsergebnis erzielen: So lautet das auch heute noch

gültige Dogma der Onkologie. Seit Jahrzehnten stehen zur Krebsbehandlung drei Standard-Werkzeuge zur Verfügung: die Operation, die Strahlen-

therapie und die im gesamten Organismus wirkende Chemotherapie. Mit dem wachsenden Verständnis über die Entstehung der Tumoren haben sich

aber auch die Werkzeuge zu ihrer Behandlung weiterentwickelt.

lung vermehren. Allerdings trifft dies auchfür Schleimhautzellen, Haar- und Hautzellenzu, die sich auf diese Weise ständig erneuern.Das ist der Grund dafür, warum manchmaltrockene und wunde Schleimhäute oder Haar-ausfall zu den Nebenwirkungen einer Che-motherapie gehören.

Zielgerichtete TherapieAlle in den letzten Jahren entwickelten wirk-lich neuen Behandlungsverfahren setzen des-halb an Strukturen oder Prozessen an, die inerster Linie oder besonders häufig in Tumor-zellen vorkommen. Viele Mediziner sprechendaher von zielgerichteter Therapie oder eng-lisch targeted therapy. Nicht so sehr die Tat -sache, dass ein Tumor schnell wächst, stehtdann im Mittelpunkt des Interesses, sondernvielmehr die Frage, warum Tumorzellenschnell wachsen und wie man dieses Wachs-tum zum Stillstand bringen kann.

WachstumssignaleZellwachstum und Zelltod unterliegen nor-malerweise streng kontrollierten Prozessen.Für die Initiierung des eigentlichen Wachs-tums – also für die Ankurbelung der Zelltei-lung – spielen sogenannte Wachstumsfakto-ren eine wichtige Rolle.

Wie funktioniert das genau? Wachstumsfak-toren müssen, um eine Zelle zur Teilung an-

zuregen, zunächst an einem soge-nannten Rezeptor an der Zell-außenseite „andocken“. Wachs-tumsfaktor und Rezeptor kann

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dass der Wachstumsfaktor am passenden Re-zeptor auf der Zellaußenseite andocken kann.Lapatinib wirkt erst im Inneren der Zelle undunterbricht dort die Weiterleitung des Wachs-tumssignals. Lapatinib kann nur deshalb imZellinneren wirken, weil es chemisch ein sokleines Molekül ist, dass es in die Tumorzelleeinzudringen vermag.

Blockade der BlutgefäßbildungWenn viele Tumorzellen sich teilen, vergrößertsich die Tumormasse. Die Größe eines Tu-mors ist wesentlich durch seine Versorgungmit Sauerstoff und Nährstoffen bestimmt,mit anderen Worten: Auch ein Tumor mussmit Blut versorgt werden, um wachsen zukönnen.

Tumorzellen schütten Wachstumsfaktorenaus, die bestimmte Zelltypen (Endothelzel-len) anlocken, aus denen sich Blutgefäße bil-den können. Diese Neubildung von Blutgefä-ßen – fachsprachlich Angioneogenese genannt– lässt sich ebenfalls blockieren. Und zwar

den Organismus weitgehend entzogen. For-scher überall auf der Welt haben mittlerwei-le ganze Familien unterschiedlicher Wachs -tumsfaktoren identifiziert. Zu den am bestenuntersuchten gehören beispielsweise dieWachstumsfaktoren erbB-1 und erbB-2. Letz-terer ist auch unter dem Namen Her2/neubekannt. Bei etwa 15 Prozent aller Brustkrebs -patientinnen ist der Rezeptor für erbB-2 be-ziehungsweise Her2/neu auf der Oberflächeder Tumorzellen nachweisbar.

Dieser Rezeptor lässt sich mit dem monoklo-nalen Antikörper Trastuzumab blockieren.Mit dieser Antikörpertherapie lässt sich das Ri-siko für einen krebsbedingten Tod von Brust-krebspatientinnen mit Her2/neu-positivenTumoren deutlich senken.

Der Signaltransduktions-Hemmstoff Lapati-nib wirkt ebenfalls auf Zellen mit erbB-2-Re-zeptoren, aber nicht – wie der AntikörperTrastuzumab – von außen, sondern vom In-neren der Zelle aus. Trastuzumab verhindert,

wieder über zwei prinzipiell verschiedeneWege: durch die Besetzung der Wachstums-faktor-Rezeptoren auf der Außenseite derje-nigen Zellen, die Blutgefäße bilden können,oder durch die Hemmung der Signaltrans-duktion im Inneren dieser Zellen. Die Hem-mung der Angioneogenese in Tumorgewebewird von Fachleuten als wichtiges neues Be-handlungsverfahren eingeordnet.

BiologicalsAnders als Stahl, Strahl und Chemie greifen diehier vorgestellten Behandlungskonzepte sehrzielgerichtet in die Biologie einzelner Zellenein. Die zu diesem Zweck eingesetzten Wirk-stoffmoleküle werden deshalb häufig zu-sammenfassend auch als Biologicals bezeich-net. In die zielgerichtete Therapie mit Biolo-gicals setzen Experten hohe Erwartungen.Denn sie ermöglicht eine auf die Charakte-ristika des einzelnen Tumors zugeschnitteneund damit eine individuell sehr erfolgver-sprechende Behandlung.

PraxisJournal

So wirken Antikörper wie Trastuzumab: Sie blockieren dieMembranrezeptoren an der Außenseite der Zelle. Das Signalzur Zellteilung kommt nicht zustande, das Tumorwachstumwird gestört.

Rezeptor AntikörperWachstumsfaktor

Tumorzellen produzieren ihre eigenen Wachstumsfaktorenund sondern sie nach außen ab (rote Kugeln). Diese binden an Membranrezeptoren (grün); dadurch gelangt das Signal zur Zellteilung über mehrere Stationen bis zum Zellkern, derTumor wächst.

So wirken Signal-Transduktions-Hemmstoffe wie Lapatinib:Das Medikament gelangt ins Innere der Tumorzelle und unter-bricht die Weiterleitung des Signals zur Zellteilung, selbstwenn von außen Wachstumsfaktoren an die Rezeptoren binden. Das Tumorwachstum wird gestört.

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6E r n ä h r u n g Eine der typischen ersten Reaktionen

von Tumorpatienten nach Mitteilung ihrer Diagnose ist die Umstellung

ihrer Ernährung. Nur noch Gesundes soll auf den Tisch, möglichst

viele Vitamine und Mineralstoffe sollen den Körper fit machen für den

Kampf gegen den Krebs. Diese Einstellung ist verständlich und grundsätz-

lich auch nicht falsch. Wer selbst aktiv wird, wer etwas für seine Gesundheit

tut, der fühlt sich nicht hilflos, und dieses Bewusstsein kann eine wichtige

Komponente bei der Bekämpfung des bösartigen Tumors sein.

Ein gewisses Maß an Skepsis ist jedoch ange-bracht, wenn von pauschalen Empfehlungenzur Ernährung von Krebspatienten die Redeist. Es existiert nach wie vor keine Diät, mit dersich Krebs bekämpfen ließe, im Gegenteil: Ei-nige der sogenannten Krebsdiäten könnensogar gesundheitsgefährdende Mangelzu-stände verursachen, weil sie eine einseitigeErnährung empfehlen oder gar zum Fastenauffordern.

Eine Überdosis VitamineWeit verbreitet ist auch die Auffassung, dassman als Krebspatient zusätzlich Vitamine undMineralstoffe einnehmen sollte, um die Kör-perzellen gegen den schädlichen Einfluss vonaggressiven Molekülen, den sogenannten Ra-dikalen, zu schützen. Es stimmt: Wer nicht inder Lage ist, mehrmals am Tag frisches Obstund/oder Gemüse zu sich zu nehmen bezie-hungsweise frische Fruchtsäfte zu trinken, beidem kann ein Vitamin- und Mineralstoff-mangel entstehen.

Zu warnen ist jedoch vor dem unkontrollier-ten Konsum frei verkäuflicher Vitaminprä-parate, denn: viel hilft an dieser Stelle nichtviel. In verschiedenen Studien wurde nach-gewiesen, dass ein Zuviel an Vitaminen auchschaden kann. Dänische Forscher haben dar-über hinaus schon vor einigen Jahren her-ausgefunden, dass die unkontrollierte Ein-nahme von Vitaminen das Leben sogar ver-kürzen kann. Vor allem wer Präparate mit Vi-tamin A, dem Pflanzenfarbstoff Beta-Karotinoder mit Vitamin E chronisch in zu hoherDosis einnimmt, gefährdet offenbar seine Ge-sundheit.

Wie gesagt, nicht alle Tumorpatienten kom-men ohne die Einnahme zusätzlicher Präpa-rate aus. Und es ist auch gar nichts dagegen ein-zuwenden, wenn Sie sich selbst entsprechen-de Präparate in der Apotheke besorgen. Aller-dings sollten Sie uns über alles, was Sie zu-sätzlich einnehmen, informieren. Nur so las-sen sich die unter Umständen gefährlichenÜberdosierungen vermeiden.

Mangelernährtes Normalgewicht?Vitamine und Mineralstoffe allein machenallerdings noch keine gesunde Ernährung.Damit der Körper für die Auseinandersetzungmit dem Tumor gerüstet ist, muss vor allemGewichtsverlust vermieden werden. Der istaber manchmal gar nicht so einfach festzu-stellen. Gerade bei Tumorpatienten kommtes zu Wasseransammlungen im Gewebe, diezwar ihren Teil zum Körpergewicht beitra-gen, aber von keinem weiteren Nutzen sind.

Das heißt, das Körpergewicht allein ist keinausreichendes Kriterium zur Beurteilung desErnährungszustandes. Entscheidend ist einBlick auf die Physiognomie: Treten im Ge-sicht die Schläfenknochen hervor? Ist die Mus-kulatur in Oberarmen und Beinen erschlafft?Die Feststellung von Untergewicht ist den-noch kein Grund zur Panik. Die moderne Er-nährungsmedizin verfügt über wirksame In-strumente, mit denen sich ein Patient wieder„aufpäppeln“ lässt. Drei Ernäh-rungsmethoden können

dabei allein oder in Kombination zur Anwen-dung kommen:

die „klassische“ Ernährung durch Mundund Verdauungstrakt;die Ernährung unter Umgehung von Mundund Speiseröhre (enterale Ernährung);die Ernährung per Infusion unter Umge-hung des gesamten Verdauungstraktes (pa-renterale Ernährung).

Essen ist ein Stück Lebensqualität. Schon ausdiesem Grund versucht man, den Energiebe-darf so weit wie möglich auf klassischem Wegzu befriedigen. Immerhin benötigt ein 65 Ki-logramm schwerer, bettlägeriger Patient min-destens 1.600 Kilokalorien pro Tag, wenn ersein Gewicht nur halten will. Ist dieser Patientnoch mobil, sind schon fast 2.000 Kilo kaloriennotwendig. Wenn zusätzlich eine Gewichts-zunahme wünschenswert ist, kommen nocheinmal 250 bis 300 Kilokalorien pro Tag hinzu.

Sind diese Mengen auf dem normalen Wegnicht zu bewältigen, empfiehlt sich die Kom-bination mit enteralen oder parenteralen Er-nährungsmethoden. Übrigens: ZusätzlicheSonden- oder Infusionsernährung ist kein Zei-chen dafür, dass „nichts mehr geht“ oder gardas Ende naht. Rechtzeitig eingesetzt ist sieein wertvolles Instrument, das dabei hilft,

einen unerwünschten Ge-wichtsverlust auszuglei-

chen.

Jeder is(s)t anders

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PraxisJournal

Sie schützt uns vor Austrocknung, Kälte, Hitze

und UV-Strahlen, sie wehrt Krankheitserreger

und Giftstoffe ab, sie spürt Wärme, Kälte und

Druck, und sie ist für Streicheleinheiten, aber

leider auch für die zellzerstörenden Wirkungen

einer Chemotherapie empfänglich: die Rede ist

von unserer Haut. Konsequente Hautpflege ist

deshalb gerade während der Chemotherapie

wichtig.

Schäden an schnell wachsendenZellenSchnell wachsende Zellen, also auch Haar-,Haut- und Schleimhautzellen, werden durchdie Chemotherapie geschädigt, glücklicher-weise bilden sich die Schäden nach Ende derChemotherapie aber meist zurück. TypischeProbleme während der Therapie sind Haut -trockenheit, Rötungen und Juckreiz. An denSchleimhäuten, beispielsweise im Mund,kommt es öfter zu Entzündungen. Außerdemerkranken Chemotherapie-Patienten häufi-ger an Infektionen mit Herpes-Viren oderPilzen.

Wichtig: Gegen echte Hautkrankheiten kannauch die beste Hautpflege nichts ausrichten, dahilft nur medizinische Betreuung. Wenn Sie glau-ben, sich eine Hautinfektion zugezogen zu haben,dann kommen Sie bitte unverzüglich zu uns indie Praxis.

Prinzip HygieneAuch die ebenfalls schnell wachsenden Zellendes Immunsystems nehmen während derChemotherapie Schaden. Deshalb steigt indieser Zeit das Infektionsrisiko. Aus diesemGrund ist es sinnvoll, bei der Körperpflegejedes Mal einen frischen (Einmal-)Wasch-lappen und ein sauberes Handtuch zu be-nutzen. Jeder Kontakt mit Wasser und Seifelaugt die Haut aus. Benutzen Sie eine unpar-

fümierte und alkoholfreie Waschlotion miteinem pH-Wert von etwa 5,5. Meist genügt es,die schweißbildenden Körperregionen einzu-seifen und die anderen Flächen nur mit klaremWasser gründlich abzuspülen.

Nach dem Waschen ist es wichtig, eine Feuch-tigkeit spendende Creme aufzutragen. Ach-ten Sie bitte darauf, die Creme nicht mit demFinger, sondern mit einem Spatel aus demVorratstöpfchen zu entnehmen. So bleibt dieCreme im Töpfchen „sauber“.

Prinzip Fett und FeuchtigkeitFeuchtigkeit macht die Haut elastisch; Fettverhindert das schnelle Austrocknen. Deshalbverfügt unsere Haut über Schweiß- und Talg-drüsen. Doch diese Drüsen produzieren wäh-rend einer Chemotherapie zu wenig Sekret.Fett und Feuchtigkeit müssen deshalb mit ge-eigneten Pflegemitteln zugeführt werden.

Wie gesagt, allein der Kontakt mit Wassertrocknet die Haut aus, langes Duschen und

Baden sollten Sie während der Chemothera-pie daher möglichst vermeiden. Alkohol wie erin After-Shaves oder Pflegeserien zur Ge-sichtsreinigung häufig enthalten ist, verstärktden Austrocknungseffekt. Verwenden Sie des-halb Pflegemittel, die möglichst keinen Alko-hol enthalten. Auch andere Inhaltsstoffe kön-nen speziell bei hautempfindlichen Patientenproblematisch sein. Dazu gehören Konser-vierungsstoffe, Parfums und Farbstoffe. WennSie nicht sicher sind, ob Sie beispielsweise eineCreme vertragen oder nicht, testen Sie es ameinfachsten mit einer kleinen Probe in der Ellenbeuge.

Trinken Sie viel!Hochwertige Cremes und Lotionen könnenallerdings nur dann vor Austrocknung schüt-zen, wenn Sie für den nötigen Flüssigkeits-nachschub sorgen. Trinken Sie viel Wasser –zwei Liter pro Tag sind ideal. Damit tun Sienicht nur etwas für Ihre Haut, sondern auchfür Ihre Nieren. Denn die leisten währendeiner Chemotherapie Schwerstarbeit bei der„Entsorgung“ von Abbauprodukten der che-motherapeutischen Medikamente.

Vorsicht GeruchsfalleViele Patienten sind während der Chemothe-rapie besonders geruchsempfindlich. WennSie Ihr Lieblingsparfum auch während derChemotherapie benutzen, könnte es deshalbpassieren, dass Sie diesen, früher als sehr an-genehm empfundenen Duft auch nach Endeder Behandlung mit der Chemotherapie inVerbindung bringen und sich davor ekeln.Wenn Sie sich vor dieser „Geruchsfalle“ schüt-zen wollen, dann verzichten Sie lieber für einpaar Wochen auf Ihr Parfum.

TIPP: Die Aktion „Freude am Leben“ bietetkrebskranken Frauen kostenlos Kosmetiksemi-nare an. Details unter www.aktiv-gegen-krebs.de.

7Sich wohl fühlenin seiner Haut N a c h s o r g e

PJ7_2011_SchneiderKappus_01_PJ13_Beiträge 26.09.11 11:28 Seite 7

Page 8: Praxis Journal - onkologie-rubanov.de · in der Praxis unter dem Mikroskop unter-sucht. Knochenmarkbiopsie und -punktion dauern zusammen etwa eine Viertelstunde. Manche Patienten

PraxisJournal

Männer haben ein höheres Darmkrebs -risiko als FrauenForscher empfehlen Männern, früher mit der Darmkrebs-vorsorge zu beginnen:

Eine Forschergruppe der Münchner Ludwig-Maxi-milians-Universität um den GastroenterologenFrank Kolligs hat etwa 625 000 dokumentierteDarmspiegelungen aus den Jahren 2006 bis 2008ausgewertet. Wichtigstes Ergebnis: In jeder Alters-gruppe werden bei Männern deutlich mehr Darm-krebsvorstufen (Adenome) oder bösartige Tumo-ren gefunden als bei Frauen. Die Forscher empfeh-len daher, die Vorsorge-Darmspiegelung für Männerbereits ab dem 50. und nicht wie bisher erst ab dem55. Lebensjahr anzubieten.

Die von Kolligs und Kollegen analysierten Datenstammen nicht nur aus Vorsorge-Darmspiegelungen.Vielmehr sind auch Darmspiegelungen enthalten, dieaufgrund von konkreten Beschwerden oder wegendes Nachweises von Blut im Stuhl durchgeführt wur-den. In allen drei Gruppen entdeckten die Medizinerbei Männern jeweils etwa doppelt so viele Adenomeund Dickdarmtumoren wie bei Frauen.

Die Ergebnisse werden Kolligs zufolge nun in den zu-ständigen Gremien mit dem Ziel diskutiert, für Män-ner das Mindestalter für eine Vorsorge-Darmspie-gelung herabzusetzen.

Wenn „es“ nicht mehr klapptZwei neue Ratgeber zu Krebs und Sexualität erschienen

Krebs hinterlässt Spuren, am Körper und an der Seele. Die Erkrankung und die unter-schiedlichen Therapien wirken sich auf viele Lebensbereiche aus. Intimleben und Sexua-lität sind davon nicht ausgenommen, „vom Kopf her“ und auch körperlich. Junge Betrof-fene beschäftigt zudem die Frage, ob ein Kinderwunsch später noch zu erfüllen sein wird.Dies belastet viele Patientinnen und Patienten ebenso wie ihre Partner und Partnerinnensehr.

Aus Scham werden jedoch solche Probleme oft nicht angesprochen, und auch Ärztethematisieren die Sexualität selten von sich aus. Der Krebsinformationsdienst des Deut-schen Krebsforschungszentrums greift dieses Tabuthema mit der Herausgabe von zweiRatgebern auf: einem zur weiblichen und einem weiteren zur männlichen Sexualitätbei und nach einer Krebserkrankung.

Betroffenen und ihren Partnern bieten die Broschüren sachliche und zugleich ein-fühlsame Darstellungen von Ursachen und Zusammenhängen sowie Antworten aufviele Fragen. Unnötige Hemmschwellen abbauen wollen die Verfasser der Broschü-ren und sie raten, gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. An-sprechpartner und Anlaufstellen in Deutschland sind im Anhang zusammengestellt.Probleme mit der Sexualität sind bei und nach Krebserkrankungen keineswegs un-gewöhnlich, aber es gibt Mittel und Wege, wieder zu einem befriedigenden Intimle-ben zurückzufinden, so die Botschaft an die Leserinnen und Leser.

Krebsinformationsdienst des Deutschen KrebsforschungszentrumsIm Neuenheimer Feld 280 · 69120 HeidelbergTel. 06221/422890 (Sekretariat)E-Mail: [email protected]: www.krebsinformationsdienst.de (dort unter Wegweiser/Broschürenverzeichnis)

Kurz berichtet

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N e u e s a u s d e r F o r s c h u n g

Das Menschenmögliche tun.

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