Date post: | 06-Apr-2015 |
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PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben
Fachstelle Jugend und Familie Ebikon/Buchrain
Hausaufgaben?… hatten wir welche auf?
A.Niggli, Dienststelle Forschung, PH Freiburg24. April 2012
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 2
Kernfrage
Lernt man bei den
Hausaufgaben überhaupt noch
was dazu?
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 3
„Gefühlte Antwort“
JAAA!
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 4
Aber ….
• Sind die Schülerinnen und Schüler nicht manchmal überfordert?
• Arbeiten die Schülerinnen und Schüler sorgfältig und konzentriert?
• Können die Eltern helfen?• Schaut da tatsächlich was raus?
Gibt es dazu wissenschaftliche Befunde?
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 5
Inhalt
1. Die Situation der Schüler(innen)Belastungen / Verhalten bei den HA /Anstrengung und Leistung2. Die Situation in der FamilieBedeutung / Elternverhalten bei den HA und Leistung3. Die Situation in der SchuleQuantität und Qualität der HA und ihr Zusammenhang zur Leistung4. Die Situation aller BeteiligtenHA und Selbstständigkeit
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Die Situation der Schülerinnen und Schüler
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 7
Belastungen bei Hausaufgaben (4.-6. Klasse)
0
10
20
30
40
50
60
0h00-0h14
0h15-0h44
0h45-1h14
1h15-1h44
1h45-2h14
2h15-2h44
2h45-3h14
3h15-3h44
3h45-4h14
Pro
zent
e
Zeit für Hausaufgaben Grob, 1997
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Gründe für mögliche Belastungen
Subjektive Wahrnehmungen
– Leistungsbezogenes Selbstkonzept (-.18)– Prüfungsangst (.15)– Geringes pädagogisches Engagement LP (-.07)– Leistungsdruck der Eltern (.08)– Leistungsdruck der Schule (.40)
() Statistisch sig. Regressionsgewichte
Wagner et al., 2010
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 9
Für Interessierte: Was bedeuten die Zahlen?
Steigung .15 = gewichtete Zahl
Belastungen
Prüfungsangst
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 10
Wovon ist das HA-Verhalten abhängig
Erfüllen der HA
HA-Qualität .19
Kontrolle durch L -.07
Gewissenhaftigkeit .40
Jungen -.08
Erwünschte Elternhilfe .09
Unerwünschte Elternhilfe -.04
Voraussage des HA Verhaltens für das Fach Französisch
Trautwein, Lüdtke, Schnyder und Niggli, 2006
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Wovon ist das HA-Verhalten abhängig
Erfüllen
der HAKonzentration
Extra-Lernzeit
HA-Qualität .26 .27 .01
Kontrolle durch L -.05 -.02 -.05
Gewissenhaftigkeit .43 .38 .12
Jungen -.03 .16 -.01
Kontrolle Eltern .06 .05 .15
Voraussage des HA Verhaltens für das Fach Mathematik
Trautwein, Lüdtke, Schnyder und Niggli, 2006
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 12
Ebenen des Hausaufgabenverhaltens
Sorgfalt Dranbleiben Wert
Schulebene 3 % 2 % 0 %
Klassenebene 9 % 7 % 14 %
Individuelle Ebene
88 % 91 % 86 %
Prozentuale Varianzanteile der Ebenen des HA-Verhaltens - Abhängigkeit von der Klasse 9 % – 14 %
Schnyder, Niggli, Cathomas & Trautwein, 2006
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben
Lohnt sich die Anstrengung?
13
Schnyder et al., 2006
IQ
Anfangs Jahr Ende Jahr
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben
Kurz gefasst: Die Situation der Schülerinnen und Schüler
14
• Das Hausaufgabenverhalten hängt stark vom Individuum ab.
• Belastet ist vermutlich eine Minderheit.• Die Erledigung ist durch Schule und Eltern im pos.
und neg. Sinne beeinflussbar.• Wer vergleichsweise lange lernt, lernt vermutlich
nicht viel mehr.• Sorgfalt bei den HA und die Leistungsentwicklung
stehen in einem positiven Zusammenhang
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 15
Die Situation in der Familie
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben
Bedeutung der Familie für den Lernerfolg
• Kinder, deren Eltern sich für die schulischen Belange interessieren, haben bessere Leistungen
• Hausaufgaben sind ein Bereich, in dem der schulische und häusliche Lernkontext am stärksten miteinander verbunden sind
• Oft sind es aber weiche Faktoren, die wirksam sind (Interesse, Anteil nehmen)
16
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 17
Der Haltung der Eltern
• Die meisten Eltern interessieren sich für die Hausaufgaben ihrer Kinder
• Die meisten Eltern sind bereit, ihren Kindern zu helfen
Aber …
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben
Die Familie im Wandel
18
(Nicht-)Erwerbstätigkeit der Frauen mit Kindern in 1000, BFS, 2012
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben
Hausaufgaben-Debatte
• Eltern als Nachhilfelehrer?
• Schulstress nach Schulschluss: Die Verantwortung mit den Hausaufgaben
• Diese Funktion widerspricht dem «weichen» Einfluss von Eltern, der wirksam sein soll.
19
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 20
Elternverhalten bei den Hausaufgaben
sub-optimal; 60.50%
desinteressiert; 13.50%
dysfunktional; 12.50%
optimal; 13.50%
Qualität elterlicher Hausaufgabenhilfe
Wild et al. 2005
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben
Qualität der elterlichen Hausaufgabenhilfe
• Autonomieunterstützung
• Einmischung/Kontrolle
• Emotionale Unterstützung bei Schwierigkeiten
21
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Elterliche Hausaufgabenhilfe und Schulleistung
Testleistung
Unterstützung
Einmischung
Männlich
Testleistung
Unterstützung
Einmischung
Jahresbeginn Ende Jahr
Rot = negativer Zusammenhang
(Niggli et al., 2007)
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben
Elterliche Hausaufgabenhilfe und Schulleistung
Leseleistung Lesenote
Autonomieunterstützung .025 .068 Einmischung -.154 -.144Emotionale Unterstützung .082 .074Quantität -.030 -.084
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Vorhersage der Schulleistung durch elterliche Hausaufgabenhilfe unter Kontrolle des Geschlechts, des familiären Hintergrundes und vorausgehender Leistung
(Heimgartner-Moroni et al., 2011)
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben
Kurz gefasst: Elterliche Hausaufgabenhilfe
• Quantität – hat keinen Einfluss auf die Leseleistung, auf die Lesenote
sogar einen negativen
• Qualität:- Autonomieunterstützung wirkt positiv- Einmischung wirkt negativ- Emotionale Unterstützung wirkt positiv
24
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Die Situation in der Schule
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 26
Funktion der HA und Leistung
Effekte auf Französischleistungen (Funktionen = Angaben von Lehrpersonen)
Lücken schliessen 0.07Verbindung Schule – Eltern -.03Üben Wiederholen -.08Motivation/Selbstständigkeit 0.06
Üben: generell negativ (Cooper, 1989)
Trautwein, Niggli, Schnyder und Lüdtke
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Häufigkeit und Mathematikleistung
Variablen auf Individualebene• Vorwissen .42• Intelligenz .17• Zeitaufwand für HA -.10• Häusliche Aufsicht -.10
Variablen auf Klassenebene• Häufigkeit der HA .43• Hausaufgabenlänge -.31
Trautwein, Köller & Baumert, 2001
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Häufigkeit und Leistungen im Fach Französisch als Fremdsprache
.53Schultyp (Real., Sek., Progym.)
-.27Negative Gefühle gegenüber HA
.00Hausaufgabenlänge
.01Häufigkeit der HA
Variablen auf Klassenebene
Negative Gefühle gegenüber HA
Zeitaufwand
-.17
-.05
.79Vorwissen
Variablen auf Individualebene
Trautwein, Schnyder, Niggli, Neumann & Lüdtke, 2008
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 29
Kurz gefasst: Quantität der HA
• Lieber häufig und kurz als selten und massiert– Defizite im Unterricht lassen sich nicht durch
HA kompensieren
• Negative Gefühle gegenüber HA spielen dabei eine Rolle
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 30
Qualität der HA: Was ist das?
• Anspruchsniveau– Wahrnehmung der Aufgaben als schwierig oder
einfach – „Die HA sind oft ziemlich schwer, so dass man
ziemlich stark nachdenken muss.“
• Anregungsgehalt– Wahrnehmung der HA als interessant und ob sie den
im Unterricht erlernten Stoff vertiefen– „Unsere Lehrerin denkt sich oft interessante
Hausaufgaben aus.“
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 31
Hausaufgabenqualität und Französischleistung
Variablen auf Individualebene• Vorwissen .70• Geschlecht Junge -.03
Variablen auf Klassenebene• Qualität Beurteiler .07• Qualität SchülerInnen .05• Qualität Lehrpersonen .02
Schnyder, Niggli & Trautwein, 2008
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 32
Hausaufgabenqualität und Mathematikleistung
Variablen auf Individualebene• Anspruchsniveau -.20• Anregungsgehalt .06• Kontrolle -.03
Variablen auf Klassenebene• Anspruchsniveau -.02• Anregungsgehalt .13• Kontrolle -.03
Dettmers, Tautwein & Lüdtke, 2009
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Das Qualitätsdilemma beim Anspruchsniveau
• Kinder und Jugendliche mit Problemen haben Schwierigkeiten, HA zu meistern
• Überflieger langweilen sich (Pflichtübung)
• Möglich Abhilfe: Differenzierungsmassnahmen– Differenzierung nach Schwierigkeit (nicht alle
dieselben Aufgaben)
• Nachteil: Ist aufwendig• Hausaufgabenhilfen in der Schule vorsehen
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 34
HA-Zeit, Leistung und Schulstufe
-0.17
-0.15
-0.13
-0.11
-0.09
-0.07
-0.05
-0.03
-0.01
0 0.01
0.03
0.05
0.07
0.09
0.11
0.13
0.19
0.25
0.27
0.29
0.33
0.37
S P S P P H P P P S S S S H S S H
P H P P S H H S H
P S S H H H
S S H H
H H HP = Primar / S = Sek / H = Höher
Korrelationen
Cooper & Valentine, 2001
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 35
Kurz gefasst: Qualität der HA
• Üben auch in die Schule verlegen– Die kognitive Aktivierung kann von der LP direkt
gesteuert werden– Es sind variablere Formen möglich (nicht nur
Einzelarbeit mit Papier und Bleistift)
• Üben als HA mit bewältigbaren, anregenden Problemlösungen– Mathematik (bei individuell angepassten Aufgaben)– Texte schaffen, wenn Grundlagen in der Schule
bereits zu Grunde gelegt worden sind– Nicht formale Routineaufgaben bevorzugen
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 36
Die Situation aller:HA als Mittel zur Förderung der Selbstständigkeit
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 37
Selbstständigkeit als erzieherische Herausforderung
• Die Förderung der Selbstständigkeit ist ein anspruchsvolles Lernziel
• Selbstständigkeit ist ein paradoxes Lernziel: Sie wird vorausgesetzt und soll gleichzeitig gefördert werden
• Selbstständigkeit entwickelt sich langfristig
• Bei Schüler(innen) mit wenig Selbstkontrolle: Dosierte Lenkung ist notwendig
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 38
Massnahmen der Selbstständigkeitserziehung
• Training der Selbstregulationskompetenz• Vermittlung von Strategien durch die Lehrkraft
– Wie gehe ich vor dem Lernen vor?– Aufmerksamkeitskontrolle während dem Lernen?– Umweltkontrolle während dem Lernen (Ablenkungen)?– Selbstbeurteilung nach dem Lernen
• Verhaltensverträge• Belohnung bei Fortschritten• Wenn notwendig: Kooperation mit den Eltern genau
vereinbaren (Gefahr negativer Nebenwirkungen)
(Strafen bringen in der Regel wenig)
PH Freiburg – Projekt Hausaufgaben 39
Kernfrage
Lernt man bei den Hausaufgaben
überhaupt noch was dazu?
Unter Umständen schon!