+ All Categories
Home > Documents > PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

Date post: 07-Apr-2016
Category:
Upload: petersen-tegl
View: 219 times
Download: 1 times
Share this document with a friend
Description:
Ein Magazin über Ziegel und verantwortungsbewusste Architektur
24
® ÜBER ZIEGEL UND VERANTWORTUNGSBEWUSSTE ARCHITEKTUR 31 2014 Foto: Anders Sune Berg
Transcript
Page 1: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

®

Ü B E R Z I E G E L U N D V E R A N T W O R T U N G S B E W U S S T E A R C H I T E K T U R

31 2 0 1 4

Foto

:An

ders

Sun

e Be

rg

P14-12522DEK40-Trimboxes-DESheet:1-FDate:20-Oct-2014,13:34:11DE section 1

Page 2: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

2 |

GLAS UND STAHLMUSSTEN GEMAUERTENFASSADEN WEICHENIMPORTIERTE KOHLEBRANDZIEGEL AUS DÄNEMARK TRAGEN DAZU BEI,DASS EIN GEBÄUDE IN WESTMINSTER ENDLICH ARCHITEKTONISCHIN DEN STADTTEIL INTEGRIERT IST

Schon kurz nach der Fertigstellung lautete derKommentar vieler Passanten: »Ich weiß garnicht mehr, wie das Gebäude vorher aussah.«Sieht man es zum ersten Mal denkt man, dasses schon seit vielen Jahren dort liegt.

Das Gebäude an der Ecke Page Street undJohn Islip Street hat jetzt Mauersteinfassaden– das klassische Baumaterial im Stadtteil West-minster. Mit seinen harmonischen Proportionenund raffinierten Details strahlt das Haus einediskrete, unaufdringliche Eleganz aus, die hier,in einem der ältesten und vornehmsten Stadt-teile Londons, einleuchtend und selbstver-ständlich wirkt.

Kein Zufall ist, dass neben den übergeordnetenMerkmalen – Fassade im Erdgeschoss aus Sand-stein, Fensterrahmen in einem dunklen Bronzetonund das Farbenspiel der roten Mauer – auchkonkrete Gemeinsamkeiten mit dem imposantenHorseferry House schräg gegenüber in der DeanStreet bestehen. Beide Gebäude gehören demUnternehmen Derwent London, das vor einigenJahren beschloss, das Haus in der Page Streetso zu renovieren und umzubauen, dass durchMaterialien und Stil eine Art Spiegelung desvornehmen Nachbarn gegenüber entstehenwürde.

Derwent London kauft seit über 30 Jahrenhochwertige Immobilien im Herzen Londons,um sie dann umzubauen und vorzugsweise alsBürogebäude zu vermieten. Das Unternehmeninvestiert nur in Gebäude und Grundstücke inalten Stadtteilen wie Soho, Clerkenwell, Far-ringdon, Victoria – und eben Westminster. Der-went arbeitet eng mit einer Reihe renommierterArchitektenbüros zusammen – mit vielen schonseit über 20 Jahren.

Horseferry House gehörte der britischenRegierung und war Sitz eines Ministeriums,als Derwent London 2005 die Immobilie erwarb– eine Investition in Höhe von 33 Mio. Pfund.»Das Gebäude aus den 1930er Jahren befandsich in einem desolaten Zustand und wurdeInnen umfassend renoviert. Zu den markantenÄnderungen, bevor der neue Mieter einzog,gehörte die Verwandlung einer Hofanlage zueinem Foyer,« berichtet Direktor Simon Silver,

Derwent London. »Im Jahre 2011 erwarbenwir dann das Gebäude Page Street, das imLaufe der Jahres mehrmals umgebaut wordenwar. Die Fassade aus dunklem Glas und Stahlstammte aus den späten 1990er Jahren. Wirwaren uns einig, dass architektonischer Ausdruckund Material nicht zum Stadtteil passten. PLPArchitecture arbeiteten einen Vorschlag fürden Umbau aus, einschließlich grau gedämpfterKohlebrandziegel für die Fassaden. Gleichzeitigwollte der Mieter von Horseferry House erweiternund zeigte Interesse an dem Gebäude. Allerdingswünschte man, dass Architektur und Farbwahlsich in höherem Maße am Hauptsitz, HorseferryHouse, orientierten. PLP Architecture arbeitetedaher einen neuen Vorschlag aus, ausgehendvon dem Gedanken, dass die beiden Gebäudeals Teil eines Campus erlebt werden sollten,«erläutert Simon Silver.

Um die Familienbande zu verdeutlichen wares entscheidend, die richtigen Ziegelsteine zufinden. »Wir stehen zu unserer Begeisterungfür Petersen, deren Steine wir bereits für eineganze Reihe von Projekten in London gewählthaben. Die Ziegelei arbeitet genau so passioniertwie wir und ist erst zufrieden, wenn der perfekteStein für ein Gebäude gefunden wurde – unddann ist auch alles möglich in Bezug auf Farbenund außergewöhnliche Formate,« berichtetSimon Silver. Amy Holtz, Direktorin bei PLP Ar-chitecture, ergänzt: »Die Toleranz der Steine istebenfalls von großer Bedeutung. Alle Steinevon Petersen unterscheiden sich geringfügig,was die Größe betrifft, und das ergibt eine irre-guläre und lebhafte Fassade. Darüber hinausbedeutet der Kohlebrand, dass einzelne SteineFlecken mit einer kristallinen Oberfläche haben,die das Licht reflektieren – was die Fassade umweitere Facetten bereichert.«

Es gingen zwar viele Steinproben nach Lon-don, aber wie immer reisten Simon Silver unddie Architekten nach Broager, bevor sie dieendgültige Entscheidung trafen. Man wünschtesich einen Stein mit einer eigenen Identität,aber auch mit den Nuancen des HorseferryHouse. Auch sollte dieser Stein mit den übrigenBacksteinhäusern der Straße harmonieren. »Ei-

»Die Ziegelei arbeitet genau so passioniert wie wir und ist erstzufrieden, wenn der perfekte Stein für ein Gebäude gefundenwurde – und dann ist auch alles möglich in Bezug auf Farbenund außergewöhnliche Formate,«Direktor Simon Silver, Derwent London

Für die großen Fenster wurden Rahmen in einem dunklen Bronzeton vorgesehen.Sie wurden von der Fassade zurückgezogen und erinnern an die Qualitäten früher Industriebauten.

Das Eckgebäude an der Page Street und Dean RyleStreet ist mehrmals umgebaut worden. Ende der 90'erJahre erhielt es eine Fassade aus Glas und Stahl.

2013 konnte eine umfassende Renovierung abgesch-lossen werden, einschließlich neuer, gemauerter Fas-saden und einem Penthousegeschoss.

Die Direktorin von PLP Architecture, Amy Holtz undRon Bakker, Partner im Unternehmen, arbeitetenintensiv an der Detailplanung des Mauerwerks fürdie Fassade in der Page Street.Damit der Mauerverband aufgehen konnte, mussteeine Reihe von Spezialsteinen angefertigt werden.

Page 3: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

| 3

Die Bewohner des Stadtviertels können sich kaumnoch daran erinnern, wie das Gebäude in der PageStreet vor der Renovierung aussah. Mit seiner Fas-

sade aus Sandstein und roten Mauersteinen passt esendlich ins Viertel – und harmoniert wunderbar mit

dem Horseferry House schräg gegenüber.

Vor der Vermietung im Jahre 2005wurde das feudale Horseferry House aus

den 30'er Jahren von Grund auf renoviert.

P14-12522DEK40-Trimboxes-DESheet:1-BDate:20-Oct-2014,13:34:13

Page 4: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

4 |

gentlich hatten wir uns darauf eingestellt,mehrere Steine zu mischen,« berichtet RonBakker, Partner bei PLP Architecture. »Währenddes Besuchs entdeckten wir jedoch einen Stein,der außer den roten Nuancen auch die Violett-und Blautöne besaß, nach denen wir suchten.Der Stein war seit zehn Jahren nicht mehr imSortiment, aber Petersen war natürlich bereit,für unser Gebäude die Produktion wieder auf-zunehmen.«

Die größte Kunst besteht bekanntlich darin,komplizierte Dinge einleuchtend und leichterscheinen zu lassen. Betrachtet man die re-gelmäßigen und harmonisch proportioniertenFassaden des Hauses in der Page Street, istvon den umfangreichen Projektierungsarbeitennichts zu spüren. Ron Bakker erläutert: »Nor-malerweise plant man Mauersteinfassaden nachden Abmessungen der Steine. In diesem Fallmusste sich die Fassaden aber der bestehenden,dahinter liegenden Betonkonstruktion anpassen.Wir erhielten daher nicht nur normale Läuferund Binder, sondern zusätzlich noch dreiweitere Formate. Jeder Stein wurde in einemAufriss wiedergegeben, damit der Mauerverbandaufgehen konnte. Die Ecke an der John IslipStreet ist nicht rechtwinklig, was architektonischberücksichtigt wurde. Petersen produziertedaher einen speziellen Eckstein mit einemWinkel von 115 Grad, um das Problem zu

lösen. Da auch die Geschosshöhe des Hausesvariiert, mussten wir auf der vertikalen Ebeneeinige Kunstgriffe anwenden, die in der fertigenFassade nicht zu sehen sind, damit die Mauer-verbände an der Fassade aufgehen konnten.«

Das Gebäude in der Page Street ist in seinerheutigen Erscheinung das Ergebnis umfassenderAnstrengungen alle Beteiligten.

»Bei Derwent London setzen wir viele Res-sourcen ein, damit eine ansprechende Archi-tektur mit durchdachten Details in natürlichen,nachhaltigen Materialien entsteht. Und wirhaben das Glück, dass wir gesellschaftlich undauch bei unseren Mietern ein steigendes Qua-litätsbewusstsein erleben, das uns anspornt.Wie immer bei unseren Projekten ist das guteErgebnis auf die Kooperation aller Beteiligtenzurückzuführen: Mieter, Architekten, Bauge-sellschaft, Ingenieure, Handwerker und auchBehörden, in diesem Fall das WestminsterPlanning Department, die sich alle aktiv undpositiv im gesamten Prozess engagierten.«

Ein Blick vom kleinen Park in der Page Street auf das kürzlich renovierte Gebäudemitten im vornehmen Westminster.

DIE MAUERNGemauerte Gebäude werden üblicherweise nach den Formaten der Steine dimensioniert. Da dasGebäude in der Page Street bereits über eine Betonkonstruktion verfügte, standen umfangreicheProjektierungsarbeiten bevor, um den Erwartungen der Architekten gerecht werden zu können.Damit die Mauern waagerecht eine Einheit bilden konnten, sahen die Architekten einen wildenVerband mit Läufern und Bindern vor, ergänzt durch drei verschiedene Spezialsteine. Da auchdie Geschosshöhe des Hauses variiert, mussten auf der vertikalen Ebene einige Kunstgriffeverwendet werden. Die Architekten zeichneten einen Aufriss der gesamten Fassade mit allenSteinen und rückten das Ganze dann nach oben und unten, bis es für die einzelnen Geschosseeine Gesamtheit ergab. Die dadurch entstehenden Höhenunterschiede wurden von denAbmessungen der Innenfensterbänke aufgenommen. Das Mauerwerk vermittelt einen harmonischenEindruck, auch aufgrund der sehr präzisen Arbeit der Handwerker, denn alle waagerechten undsenkrechten Fugen haben exakt die gleiche Breite.

1 Page Street, Victoria, LondonBauherr: Derwent London

Architekten: PLP Architecture

Hoch- und Tiefbau: BAM Construction

Stein: D45

Text: Ida Præstegaard, cand.arch.

Fotograf: Philip Vile

DEsection1

Page 5: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

Moss ist eine historische Stadt an der Ostküstedes Oslofjords, 60 km südlich von Oslo. DieStadt hat 30.000 Einwohner und ist heutedurch seinen internationalen Flughafen undseine Fährverbindung über den Fjord ein wich-tiger Verkehrsknotenpunkt.

2012 konnte man im neuen SeniorenheimSkoggata Bo- og Servicecenter mitten in derStadt die ersten Bewohner begrüßen. Außerge-wöhnlich an dieser Einrichtung ist die Lage;denn in Norwegen ist es eher üblich, ein Senio-renheim am Stadtrand zu bauen, wo die Grund-stücke häufig billiger sind. Die Gemeinde Mossentschied sich dafür, die Wünsche einer neuenGeneration von Senioren zu berücksichtigen,die auch im Alter ein aktives Leben führenmöchten – in einer Umgebung, die möglichstwenig an ein Heim erinnert, und mit einfachemZugang zu den vielfältigen Shopping- und Kul-turangeboten der Stadt.

Die Platzierung in der Stadtmitte erfüllt beideWünsche. Das städtische Leben beginnt unmit-telbar vor der Tür. Die Lage in der Stadtmitte er-fordert, Planlösungen und Funktionen in hohemMaße nach Außen gewandt sind, zur Stadt hin,und das institutionelle Gepräge entsprechendgeringer wird.

Das Seniorenheim wurde in steiler Hanglagezur Skoggata als viergeschossiger Wohnkomplexmit zwei Flügeln gebaut, die eine nach Süden

gewandte Gartenanlage abschirmen. In den dreioberen Geschossen befinden sich 50 Wohnungenmit einer Wohnfläche von 40 m2 und zwei Woh-nungen mit 57m2 Wohnfläche, die in 6 Wohn-gruppen mit eigenem, dem Garten zu gewandtenGemeinschaftsräumen unterteilt sind. In demTeil der Anlage, die der Skoggata zugewandt ist,wurde das vierte Obergeschoss teilweise alsgroße gemeinsame Dachterrasse mit Aussichtüber die Stadt und den Fjord angelegt.

Das der Skoggata gewandte Erdgeschossnimmt den Niveausprung des Grundstücks auf.Die Fassade ist ausschließlich dem öffentlichenRaum zugewandt. Daher wirkt es völlig logisch,dass alle eher öffentlichen, gemeinsamen Funk-tionen wie Haupteingang, Café, Fitness-Raum,Physiotherapie, Kiosk sowie Friseur und Fuß-pflege hier angesiedelt sind. Diese stehennämlich nicht nur den Bewohnern des Senio-renheims zur Verfügung, sondern allen älterenBürgern der Stadt.

Das Seniorenheim wurden von Dyvik Arki-tekter AS entworfen, die bewusst eine urbaneund eine privatere Seite des Gebäudes planten,für das rot-gelb changierende Steine von Pe-tersen verwendet wurde. Hin zur Skoggata undnach Nordosten erscheinen die Fassaden strengmoduliert mit markanten, doppelhohen Kup-fereinrahmungen der Fensterpartien. Die Hälftedes Erdgeschosses in Höhe der Straße wurde

etwas zurückgezogen und mit Glas verkleidet,was der Fassade Leichtigkeit und einen urbanenAusdruck verleiht und zu einer Wechselwirkungmit dem Leben der Straße einlädt. Die demGarten zugewandten Fassaden erscheinen we-niger rigide und haben daher ein privateresGepräge. Der gesamte Baukörper zeigt deutlicheNiveausprünge sowie Nischen und vor- wieauch zurückgezogene Partien und passt sichdadurch dem Grundstück und den Gebäuden inder Nachbarschaft an. Die Wahl der Ziegelsteinewar ebenfalls in dem bewussten Bestrebenverankert, den urbanen Anforderungen zu ge-nügen, berichtet Architekt Anders Sølver Ritto:»Die Hauptursache für die Wahl von PetersenTegl war der Wunsch nach einer beeindruckendenMauersteinfassade, die mit den Jahren anSchönheit gewinnt und nur ein Mindestmaßan Wartung erfordert. Die Lage im Zentrumeiner alten Stadt stellt hohe Anforderungenan die ästhetische Ausformung und Anpassungan den bestehenden Kontext. Wir entschiedenuns für D76 von Petersen Tegl, weil Haptikund Textur des Steins so gut mit den Gebäudender Nachbarschaft und der allgemeinen Farb-palette der Umgebung harmonierten. Zusammenmit den kupfernen Fensterrahmen verleihensie dem Haus eine erdverbundene Würde. Sofügt es sich harmonisch in die Umgebungein.«

SENIORENHEIMMIT URBANEN

QUALITÄTENVIELE ÄLTERE MENSCHEN IN DEN STÄDTENMÖCHTEN AUCH IM ALTER DIE ANGEBOTE

DES URBANEN LEBENS GENIESSEN.EIN NEUES SENIORENHEIM IN MOSS,

SÜDLICH DER NORWEGISCHENHAUPTSTADT OSLO, WEIST DEN WEG

| 5

339

EL-s

kap

C+

18.4

C+

18.4

C +

19.

5

Das Skoggata Bo- og Servicecenter in Moss wurde in Hanglage gebaut. In nordöstliche Richtung wendet sichdie Gebäude der Stadt zu. Nach Südwesten blickt man vom Haus auf die große Gartenanlage des Centers.

Drei der Fassaden erscheinen streng moduliert mit markanten,doppelhohen Kupfereinrahmungen der Fensterpartien jeder Wohneinheit.

Bauherr und Architekt entschieden sich für Kohlebrandziegel,deren goldene Farbnuancen mit den Farben der Umgebung harmonieren.

Erdgeschoss 3. Obergeschoss 4. Obergeschoss

Im Erdgeschoss mit seinen Glasfassaden zur Skoggata befinden sich ein Café,ein Fitness-Raum, die Physiotherapie und ein Kiosk.

Skoggata Bo- og Servicecenter, Moss, NorwegenBauherr: Gemeinde Moss

Architekt: Dyvik Arkitekter AS zusammen

mit Rambøll Norge AS.

Ingenieure: Rambøll Norge AS

Landschaftsarchitekten: Rambøll Norge AS

Stein: D76

Text: Tina Jørstian, cand.arch.

Fotograf: Nils Petter Dale

P14-12522DEK40-Trimboxes-DESheet:2-FDate:20-Oct-2014,13:34:13DE section 2

Page 6: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

51 2 4

3

DAS KREMATORIUMDES WALDFRIEDHOFS

6 |

”EIN STEIN IM WALD” NANNTE JOHAN CELSING SEINENKÜHNEN WETTBEWERBSBEITRAG FÜR DAS NEUE KREMATORIUM

DES WALDFRIEDHOFS, SKOGSKYRKOGÅRDEN, IN STOCKHOLM.DAS GEBÄUDE WURDE VOR EINIGEN MONATEN EINGEWEIHT UND

ERHEBT SICH ALS GEWALTIGER FELSBLOCK, DER AUFGRUNDEINES KOLOSSALEN DRUCKS VON INNEN AN DIE OBERFLÄCHEGEDRÄNGT WURDE. ODER SCHON IMMER DORT GELEGEN HAT?

UND WIR HABEN IHN ERST JETZT BEMERKT

Die dunklen Dächer oben im Bild gehören zum Krematorium von Asplund aus dem Jahre 1940. Darunter, von Nadelbäumen umgeben,schiebt sich das neue Krematorium wie ein großer rotbrauner Ziegelblock aus der Erde. Foto: Erik Hugoson

Auf dem Friedhof begegnet man erst dem Kreuz. Dann tauchen das alte Krematoriumund die Kapelle von Asplund mit dem vorgezogenen Peristyl im Blickfeld auf.

Celsings Krematorium kann als monolithischer Gegensatz zu Asplunds säulenumkränztenEingangsbereich interpretiert werden. Durch die Dichotomie zwischen dem alten und demneuen Krematorium entsteht, so paradox es erscheinen mag, die Verbindung zwischen beiden.

1. Kapellen Glaube, Hoffnung, Kapelle zum heiligen Kreuz2. Waldkapelle3. Auferstehungskapelle4. Besucherzentrum5. Das neue Krematorium

Page 7: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

| 7

Der Friedhof Skogskyrkogården ist »heiligerBoden« für Architekten und Landschaftsarchi-tekten. Er ist international anerkannt als einesder absoluten Hauptwerke des nordischen Mo-dernismus und wurde vor mehreren Jahren indie Liste des Weltkulturerbes der UNESCO auf-genommen. Anlage und Gebäude von Skog-skyrkogården wurden von Erik Gunnar Asplundund Sigurd Lewerentz entworfen, zwei schwe-dischen Architekten, die 1914 im Alter von nur29 Jahren den internationalen Wettbewerb ge-wannen. Heute, hundert Jahre später, strahltder Friedhof eine überwältigende poetischeKraft aus, die einmalig ist. Steht man amHaupteingang und blickt in Richtung des Kreuzesauf dem Hügel und der sich aneinander reihendenSäulen des alten Krematoriums links im Blickfeld,verschlägt es einem buchstäblich den Atem.Große Architektur und Landschaftskunst, ver-schmolzen zu einem wunderbaren, einleuch-tenden Ganzen.

Das jüngste Gebäude ist Asplunds Kremato-rium aus dem Jahre 1940. Seitdem sind imLaufe der Jahre nur die Gräber hinzugekommen.Was macht man also, wenn einem die Aufgabezufällt, hier ein neues, zeitgemäßes Krematoriumzu bauen? Fragt man Johan Celsing, so erhältman die Antwort, dass er die Sache mit demheiligen Boden gar nicht so recht bedachte.Ihm lag daran, ein funktionelles Krematoriumzu bauen, das sich in die Landschaft einfügt.Das neue Gebäude versteckt sich im Wald etwasöstlich des alten Krematoriums: ein großer,fast quadratischer Grundplan, überdacht voneiner großen, zusammenhängenden Dachkon-struktion. Das Dach fällt von einem flachenPunkt aus in drei Richtungen und verschiebtsich dabei hin zur südwestlichen Ecke. AlleAußenflächen, hierunter auch das Dach, wurdenmit rotbraunen Kolumba-Steinen verkleidet,die wunderbar mit den Nuancen des Nadelwaldesharmonieren. Die Steine wurden im wilden Ver-

band vermauert und auf die Dachfläche unddie Decke des offenen Eingangsbereichs gelegt.

Das länglich-schmale Format der Kolumba-Steine unterstreicht perfekt den horizontalenCharakter des Gebäudes, ein Eindruck, der vonden nicht bündigen Lagerfugen noch verstärktwird. Von einem Dachüberstand wurde abgese-hen. Nur eine minimale Schrägung entlang deroberen Mauerkante zeugt vom Übergang zurschrägen Fläche des Daches. Aus der Ferne ver-leiht das der Anlage ein monolithisches Gepräge.Man erlebt ein großes, eckiges Massiv ausMauersteinen mit verschiedenen Aussparungenund Aushöhlungen in Fassaden und Dächern.Aus der Nähe offenbaren sich Details, die Un-terschiede zwischen den einzelnen Steinen,aber auch zwischen den unterschiedlichen Ver-wendungsformen der Steine - Fassadensteine,Dachsteine, Deckensteine und Terrainsteine.Die große Bodenfläche des offenen Eingangs-bereichs besteht ebenfalls aus Kolumba-Steinen

in Form eines unregelmäßigen Schichtenmau-erwerks, ein weiterer Beitrag zur reichen, jedochunaufdringlichen Variation, die den gesamten»Klotz« prägt. Zu diesen kleinen Variationenzählen auch die Perforationen der nach Südwe-sten gewandten Längsseite der Mauer, die aufden Lüftungsbedarf der Technikräume zurück-zuführen sind. Auf der einen Seite des Gebäudesreicht die Dachkante hinunter bis auf Mannshöhe,und dadurch bemerkt man, dass die Abflussrohrediskret hinter dem dritten Ziegel verborgensind, ab Fassade gerechnet. Das Regenwasserder äußeren Ziegel kann ungehindert an denMauern hinunterlaufen. Und im Winter wirddie Dachkante manchmal von Eiszapfen ver-ziert.

Für den Bodenbelag des Foyers wurdenebenfalls Kolumba-Steine gewählt, währendalle anderen Innenflächen aus weißem Zementbestehen. Die Büros in unmittelbarer Nähe desEingangs gruppieren sich um ein kleines Atrium.

Den Haupteingang des Krematoriums von Johan Celsing erreicht man über Wegemit scheinbar zufällig angeordneten Granitplatten.

Die Gräber sind Teil der umgebenden Natur,in der Landschaft verstreut wie Samenkörner.

Die Auferstehungskapelle von Sigurd Lewerentz aus dem Jahre 1925,eines der Hauptwerke des nordischen Neoklassizismus.

P14-12522DEK40-Trimboxes-DESheet:2-BDate:20-Oct-2014,13:34:14

Page 8: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

8 |

In den Wald eingebettet, aber auch radikal und monumental. Die kleinen Unterschiede liegen im Charakter der Aussparungen.Ein tief liegendes Fenster, ein fassadenbündiges Fenster und eine große Aussparung für den Eingang.

Der Eingang aus südwestlicher Richtung gesehen.Die Eingangspartie kann in ihrer Brutalität als Paraphrase von Asplunds Peristyl interpretiert werden.Das Zusammenspiel von Licht und Schatten, der offene und der geschlossene Raum sind raffiniert orchestriert.

QuerschnitteErdgeschoss

DEsection2

Page 9: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

| 9

Vom Foyer aus gelangt man in eine kleineKapelle mit einer Decke mit Tonnengewölbe,ebenfalls aus weißem Zement. Entlang der hin-teren Wand, die mit weißen, glasierten Hohl-steinen verkleidet ist, dringt Licht durch einenOberlichtstreifen. Von der Kapelle aus kommtman in den großen Ofenraum – vier großeÖfen stehen hier in Reih und Glied. Die großenhochformatigen Fensteröffnungen des Raumserlauben einen Blick auf die Nadelholzbäumedes Waldes. Zwei Oberlichter wurden in denweißen Beton der Decke eingelassen. Von innengesehen haben weder Fenster noch Oberlichtereinen Rahmen, da die massiven, schwarz oxy-dierten Kupferrahmen auf der Außenseite desGebäudes in einer Vertiefung eingelassen wurden.Für die Böden im Ofenraum wie auch in der Ka-pelle wurde ein ausgesuchter schwedischenBrännlycke-Granit mit einem melierten, grau-grünen Schimmer gewählt.

Bei meinem Besuch im Krematorium wurdeich von Johan Celsing begleitet. Als wir in derKapelle saßen und uns über das Gebäude un-

terhielten rezitierte er plötzlich – in wunderbaremstockholmer Schwedisch – Inger ChristensensGedicht »Das Schmetterlingstal – ein Requiem«.Dann erklärte er, wie sehr ihn Stimmung undRhythmus des Gedichts bei seiner Arbeit mitdem Krematorium inspiriert hätten. Das Gedichtwurde in der klassischen Form des Sonetts ge-schrieben, 14 Zeilen verteilt auf zwei Strophenvon vier Zeilen und zwei Strophen von dreiZeilen. Die Sonetten verbinden sich zu einemso genannten Sonettenkranz aus 15 Sonetten,deren Schlusszeile jeweils die Anfangszeile desfolgenden Sonetts bildet. Diese Zeilen bildenabschließend ein so genanntes Meistersonett,das dadurch den Zyklus anschließt und neueInterpretationen zulässt. Ein neuer Anfang?Der Rhythmus des Sonettenkranzes ist selbst-verständlich nicht maßstabsgetreu auf die Formdes Krematoriums übertragen, aber bewegtman sich im Gebäude, tritt ein inhärenterRhythmus hervor – einige Themen werden imgleichen stringenten Format wiederholt, andere,neue, vorgestellt. Zudem besitzt der Bau eine

poetische Dimension, die von außen durch diePlatzierung in der Lichtung und von den vi-brierenden, stofflichen Flächen der dunklenZiegel angedeutet wird. Im Inneren spielt dasLicht eine große Rolle. Licht von den Seiten,von oben und durch schmale Öffnungen, diedie weißen, glasierten Flächen leuchten lassenund (vielleicht) die Konfrontation mit dem Todfür die Hinterbliebenen etwas einfacher macht.

Skogskyrkogården, StockholmBauherr: Stockholms Kyrkogårdsforvaltning

Architekten: Celsing Arkitektkontor AB

Hoch- und Tiefbau: Skanska

Ingenieure: Tyréns AB

Landschaftsarchitekten: Müller Illien

Landschaftsarchitekten GmbH

Stein: K48

Text: Thomas Bo Jensen, Lektor, Arkitekt maa, Ph.d.

Fotos, Seite 6-7: Anders Sune Berg

Fotos, Seite 8-9: Ioana Marinescu

Vom Eingang aus gesehen erscheint die südöstliche Mauer mit ihrem kantigen Profil fast monumental.Die hohen Fenster relativieren den Ausdruck des Gebäudes.

Reminiszenz an die Antike: eine einzelne runde Betonsäule stützt die dunkle Überdachungdes Eingangs, während dahinter das Tageslicht hereinströmt.

Die Landschaft erscheint wie aus der Mauer heraus-geschnitten, als Augenblicksaufnahme der Außenwelt.

Im kleinen Warteraum herrscht eine feierlicheStimmung, die jedoch zurückhaltend und intim bleibt.

Der Ofenraum. Hier endet das Leben, aber das Licht misst die Zeit und deutet eine Art Fortsetzung an,während die Landschaft uns den ewigen Wechsel vor Augen führt. Foto: Anders Sune Berg

Im südwestlich gelegenen Hof liegen zwei große Natursteine– vielleicht ein Bild der Schwere dessen, was bleibt.

P14-12522DEK40-Trimboxes-DESheet:3-FDate:20-Oct-2014,13:34:15DE section 3

Page 10: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

KURSWECHSELIN RICHTUNGMAUERSTEINEDAS ERSTE HAUS IN AUSTRALIEN AUSMAUERSTEINEN VON PETERSEN TEGL ISTFERTIGGESTELLT UND BEZOGEN WORDEN.DIE VILLA AUSSERHALB MELBOURNESWURDE MIT KOKSGRAUEN KOLUMBA-STEINENVERKLEIDET

10 |

Ian und Nicola Minchin diskutierten die Au-ßenflächen ihres Hauses mit ihrem ArchitektenRobert Simeoni, dessen Architekturbüro inMelbourne bekannt dafür ist, häufig Zink zuverwenden. Das Ehepaar hatte eigentlich nichtsgegen Zink, war jedoch nicht davon überzeugt,dass dieses Material optimal für ihr neuesHaus im Vorort South Yarra, vier Kilometeröstlich von Melbourne sei. Eine Reihe von Lö-sungsvorschlägen wurden ausgearbeitet. DenAusschlag gab letztendlich eine Bildfolge neuerMauersteine, die auf dem Weg nach Australienwaren.

Peter Robertson, ein Freund des EhepaaresMinchin, ist Geschäftsführer der Firma Robert-son´s Building Products und seit Jahrzehnteneiner der führenden Persönlichkeiten der au-stralischen Ziegelindustrie. Robertson vertreibt

heute Ziegel von Petersen Tegl. Er zeigte Ianund Nicola Fotos des K55. Der flache, holz-kohlegraue, handgefertigte Stein führte dazu,dass die Minchins und auch der Architekt dasProjekt in einem neuen Licht sahen. »Peterhatte uns im Verlauf des Projekts mehrereHäuser aus verschiedenen Steinen gezeigt, dieer geliefert hatte. Aber immer entsprachenentweder die Farbe oder die Oberfläche nichtunseren Vorstellungen,« sagt Nicola.

Die Fotos von K55 gaben der Sache eineneue Wendung, und als das Ehepaar die Steinespäter auch begutachten konnten, waren sieüberzeugt. »Jeder einzelne handgefertigteStein unterscheidet sich ein wenig von denanderen, und sie tragen alle Spuren vonDaumen. Die Steine sind nicht völlig gleichartig,und das gibt dem Ganzen ein Gepräge von ur-

sprünglichem Handwerk,« sagt Ian.Auch Simeoni fiel nach dem Begutachten

der Steine die Entscheidung leicht: »JederStein hat eine etwas andere Länge, und dieArbeit erforderte tüchtige Maurer. Das erschwerteden Prozess etwas, aber das Ergebnis entsprachunseren Erwartungen. Kolumba verlieh demHaus deutlich mehr Charakter, und die Steinepassten zur abstrakten Komposition des Hauses,«sagt Simeoni, dessen Auftrag es war, ein aus-druckvolles, modernes Familienhauses mitklaren Linien zu entwerfen und einfache Ma-terialien zu verwenden.

Im Gegensatz zur holzkohlegrauen Fassadeist das Innere des Hauses rein weiß. »DieFarbe stand nie zur Diskussion. Es war vonAnfang an Weiß vorgesehen,« so Nicola, der,genau wie Ian, ein unberührter, weißer Hinter-

Im Vorort South Yarra bietetsich eine atemberaubendeAussicht auf die Skylinevon Melbourne.

Um das massive Erscheinungsbildaufzubrechen wurde die Vila

in zwei Baukörper aufgeteilt,getrennt von einem kleinen

Innenhof mit einemEukalyptusbaum.

Die benachbarten Häuser stammenaus verschiedenen Jahrzehnten.Mit der neuen Villa verbindet siedie ebenfalls unregelmäßige Fassadeder handgefertigten Kolumba-Ziegel.

Der Architekt der South Yarra-Villa, Robert Simeoni(rechts) im Gespräch mit Peter Robertson (links),der als 5. Generation der Familie in der australischenZiegelindustrie tätig ist. Das Unternehmen DanielRobertson Australia Pty. Ltd. wurde 1880 gegründet.Die Ziegelei expandierte im Laufe der Jahre undgehört mittlerweile zu den größten des Landes.Robertson liefert in ganz Australien und exportiertnach Japan, Hongkong und Singapur. PeterRobertson verkaufte die Ziegelei 2005 und hatheute die Agentur für Petersen Tegl und anderein Australien.

Die dem Garten zugewandte Fassadebesteht im Erdgeschoss aus

großen Glaspartien mit Schiebetüren,die zur Holzterrasse hin komplett

geöffnet werden können.

Ian und Nicola Minchin baten den ArchitektenRobert Simeoni, ein ausdrucksvolles, modernesFamilienhaus mit klaren Linien aus einfachenMaterialien zu entwerfen.

Page 11: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

| 11

grund für ihre modernen Gemälde vorschwebte.Weiß dominiert auch die Kücheneinrichtungund der fast vier Meter lange Tisch aus Corian,der für fast alle Mahlzeiten genutzt wird.

Auf der Rückseite des Hauses dominierenausladende Fensterpartien und Schiebetürenaus Glas und Aluminium, die Zutritt zum Gartenund zur Terrasse gewähren. Ein faszinierenderDialog zwischen Mauersteinen aus Vergangenheitund Gegenwart entsteht durch die historischenKompositionen an der Grundstücksgrenze. Naheder hinteren Grundstücksgrenze finden sichReste einer Mauer und eines Kamins eines vik-torianischen Hauses aus dem ausgehenden 19.Jahrhundert. Eine gemauerte Wand an eineranderen Grenze markiert, dass hier einmal einStall gestanden hat.

Obwohl Jahrhunderte zwischen diesen Re-miniszenzen und den Kolumba-Steinen liegen,unterstreichen sie ein Charakteristikum, dasnoch heute für das gesamte Wohnviertel zutrifft:Etwas handgefertigtes und unebenmäßiges,das die Fassaden des Minchin-Hauses als wun-derschön patiniert erscheinen lässt.

Das Haus in South Yarra ist heute ein Wahr-zeichen des baumreichen Vororts und ein be-liebtes Motiv für Fotografen.

Villa in South Yarra, MelbourneBauherren: Ian und Nicola Minchin

Architekt: Robert Simeoni

Ingenieure: Perrett Simpson Stantin Structural

Hoch- und Tiefbau: McMahon + Utri Builders

Stein: K55

Text: Stephen Crafti

Fotograf: Trevor Mein

Die Inneneinrichtungist schnörkellos

und durchdacht.Dazu gehören einge-

baute Downlightsin der abgesenkten

Decke.

Für die Bauherren wares eine Voraussetzung,

dass die Innenraume inWeiß gehalten werden

sollten. Sie wollteneinen neutralen

Hintergrund für ihreSammlung moderner

Kunst.

Querschnitt

1. Obergeschoss

Erdgeschoss

»Jeder einzelne handgefertigteStein unterscheidet sich einwenig von den anderen, jederträgt Spuren von Daumen.Keiner gleicht dem anderen,und das gibt dem Ganzen einGepräge von ursprünglichemHandwerk.«Ian Minchin, Bauherr

DER ZIEGELMARKT IN AUSTRALIENZiegel sind das am häufigsten verwendete Fas-sadenmaterial in Australien. Über 85 % werdenan den Wohnungssektor verkauft. Über 80 %der neuen Einfamilienhäuser haben Mauer-steinfassaden. Die Marktgröße: etwa 1,5 Milli-arden Steine pro Jahr, was 30 Millionen Qua-dratmeter jährlich entspricht. 3 % der Produktionwird exportiert.

In den vergangenen 25 Jahren erfolgteeine weitreichende Konsolidierung der Ziegeleienund der Besitzverhältnisse. Zahlreiche Famili-enunternehmen wurden übernommen oder stell-ten ihren Betrieb ein. Die drei größten Gruppensind heute Brickworks, Boral und CSR/PGH.Darüber hinaus gibt es im ganzen Land nochetwa 12 kleinere Ziegeleien.

P14-12522DEK40-Trimboxes-DESheet:3-BDate:20-Oct-2014,13:34:15

Page 12: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

n

12 |

KOLUMBA VERBINDET ALT UND NEUDie Entdeckung des Elisabethenbrunnens markierte den Anfangeiner neuen Epoche im ehemaligen Homburg, das erst 1912den Zusatz »Bad« erhielt. Die Quelle wurde 1834 entdeckt undführte zum Aufstieg der Stadt zu einem international bekanntenKurort, mit einem Tennisclub, dem ersten Golfclub Deutschlandsund einem Kasino. Der Kurort zog gekrönte Häupter und Adelaus ganz Europa an, und als Kaiser Wilhelm II im Jahre 1888Bad Homburg zu seiner offiziellen Sommerresidenz kürte, warder Status der Stadt gesichert.

Die vielen Gäste mussten an- und abreisen können, und sowurde 1907 der Bahnhof von Bad Homburg eingeweiht, einEntwurf des Architekten Armin Wegner im Stil der Neorenaissance.Armin Wegner entwarf auch den privaten Bahnhof des Kaisers,150 m westlich des städtischen Bahnhofs gelegen, damit derHof nie auf die anderen Reisenden treffen musste. Der Bahnhofvon Bad Homburg erfüllte viele Jahre lang seinen Zweck undwurde nur geringfügig umgebaut. Beispielsweise gibt es seitvielen Jahren keine vier Wartesäle mehr – ursprünglich warjeweils einer für die 1., 2. und 3. und 4. Klasse vorgesehen,und darüber hinaus ein kleiner separater Raum für Frauen. Invielerlei anderer Hinsicht war der Bahnhof aber mittlerweileunzeitgemäß geworden. Etwa 100 Jahre nach der Einweihungwurde eine gründliche Renovierung beschlossen.

Das Architekten- und Ingenieurbüro Mailänder Consult mitNiederlassungen in Karlsruhe, Frankfurt am Main, München undStuttgart gewann den Wettbewerb und sollte die Restaurie-rungsarbeiten leiten, aber der Auftrag änderte sich im Laufedes Projekts, berichtet die Hauptverantwortliche für das Bau-vorhaben, Architektin Adriane Gunzer, Mailänder Consult:

»Unsere Planung war fast fertig, als die Stadt neue Vorgabenmachte, und die Aufgabe weit größer wurde. Die Stadt wollteneues Leben um den Bahnhof – er sollte das neue kulturelleZentrum der Stadt werden. Kurz darauf begannen wir, neueIdeen zu entwickeln.«

Das ursprüngliche Bahnhofsgebäude sollte behutsam fürneue Funktionen umgebaut werden – Erweiterungsbauten wurdenerforderlich, um die gewünschte Flächenerweiterung von 5600Quadratmetern zu erreichen. Die Lösung: ein Neubau auf jederSeite des alten Gebäudes nach Osten und Westen. Die beideneingeschossigen Flügel springen gegenüber der historischenFassade zurück. Der Ostflügel beherbergt verschiedene Geschäfte,das Tourismusbüro, Fahrkartenschalter und den Parkplatz fürFahrräder. Im Erdgeschoss des westlichen Teils befinden sichein Restaurant, eine Bar, das Foyer, ein »Wintergarten« genannterMultifunktionsraum sowie im 2. Obergeschoss – unter demDach des alten Gebäudes – ein weiterer großer Multifunktionsraum,der Speicher, der über 300 Personen Platz bietet. Der ursprünglicheund neue Haupteingang führt in die imposante Zentralhalle, dieman durchquert, um auf die Bahnsteige zu gelangen.

Die essenzielle Herausforderung des Projekts bestand imZusammentreffen von Alt und Neu. »Es war entscheidend, dassVeränderungen klar hervortreten und die Um- und Neubautensich der ursprünglichen Architektur unterordnen und diese re-spektieren, ohne ihre Eigenständigkeit zu leugnen,« berichtetGerd Gröschl, ein Kollege von Adriane Gunzer. Diese Entwurfs-vorstellungen manifestieren sich in der gelungenen Integrationder beiden neuen Flügel in das alte Gebäude. Durch ihrenschlichten, modernen Stil und die markanten Glaspartien bilden

Die Architekten entschieden sich dafür, die neuen Gebäude mit handgefertigten Steinen zu verkleiden, deren Nuancen in Rot, Grau,Braun und Golden sich in der 107 Jahre alten Sandsteinfassade des Bahnhofs wiederfinden.

Unter dem Dach des westlichen Neubaus richteten die Architekten einengroßen Saal ein, den Speicher, der 300 Personen Platz bietet.

Die raffinierte Beleuchtung lässt die skulpturalen Dächer der beiden Neubauten im Dunkeln schweben. Die Farben der Fassade des denkmalgeschützten Bahnhofs finden sich in den roten

Der private Bahnhof von Kaiser Wilhelm II, heute ein Restaurant,liegt 150 m vom Bahnhof in Bad Homburg entfernt.Man sieht das Gebäude durch das Glasfenster im westlichen Giebel.

DEsection3

Page 13: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

sie einen architektonisch sichtbaren Kontrast zum historischenHauptgebäude. In jeder Entwurfsphase erfolgte eine intensiveAbstimmung mit der Denkmalpflege.

Die Fassaden des Bahnhofsgebäudes kombinieren den vorOrt üblichen roten Sandstein mit weiß verputzten Partien anGiebeln und über Fenstern. Die Architekten hatten dieVerwendung von Sandstein für die neuen Fassaden langeerwogen, entschieden sich jedoch dafür, ihn nicht zu verwenden.»Wir wollten ein Material, das den Zeitunterschied zwischenAlt und Neu überbrücken konnte und eine eigene Formenspracheentwickelt. Der rote Sandstein ist wunderbar für ältere Häuser.Wird er modern verarbeitet, fehlt dem Stein häufig Textur, undseine Oberfläche wirkt leblos,« erläutertAdriane Gunzer. »Wir entschieden uns fürKolumba, den es in einer Reihe von Varianten

gibt, die alle Potenzial hatten; daher haben wir uns zahlreicheSteinproben angesehen. Der Stein, der bei der Vor-Ort-Bemu-sterung einstimmig das Rennen machte, beeindruckte durchvielfältige Nuancen in Rot, Grau, Braun und Golden, und seinerosa Nuancen treffen genau den Rotton des alten Sandsteins.«

Bahnhof Bad Homburg v.d. HöheBauherr: Bahnhof GmbH, Bad Homburg v.d. Höhe

Architekten: Mailänder Consult GmbH, Adriane Gunzer,

Andreas Eckmann, Gerd Gröschl, Karlsruhe

Tragwerksplanung: Loos & Partner, Bad Homburg v.d. Höhe

Stein: K46

Text: Ida Præstegaard, cand.arch.

Fotograf: Paul Koslowski und Fabian Linden

| 13

ALT UND NEU GELUNGEN ZU VERBINDEN – DAS GEHÖRTE ZU DEN WESENTLICHEN HERAUSFORDERUNGEN, ALS DIE ARCHITEKTEN VON MAILÄNDERCONSULT MIT DEM UM- UND ERWEITERUNGSBAU DES ÜBER 100 JAHRE ALTEN DENKMALGESCHÜTZTEN BAHNHOFS IN HESSEN BEAUFTRAGT WURDEN

Nach einer umfassenden Restaurierung ist die Halle erneut Mittelpunktdes Bahnhofs von Bad Homburg. Foto: Fabian Linden

Das Halbkreisfenster der Halle, vom Speicher aus gesehen.

n Mauern und den weißen Dächern der Neubauten wieder. Der östliche Flügel mit Geschäften, Reise- und Tourismusbüro und Parkplatz für Fahrräder.

Foto: Fabian Linden Ansicht der Nordseite des ursprünglichen Bahnhofs mit den Neubauten im Osten und Westen.

n

Page 14: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

14 |

IN DEN NUANCENDER NATURAUF EINER SANDDÜNE ZWISCHEN KIEFERN BEFINDET SICH EINE ELEGANTE VILLA,DEREN FARBEN DEN TÖNEN VON SAND UND BAUMRINDE NACHEMPFUNDEN SIND

Zusammenspiel oder Gegenspiel mit der Umgebung ist ein im-merwährend aktuelles Thema in der Architektur, insbesondere,wenn ein Gebäude in naturschöner Umgebung liegt. Dannmuss der Architekt dazu Stellung nehmen, ob er sich vor Ortden Materialien, Farben und Verschiebungen des Terrains zu-wenden und diese hervorheben will. Oder ob das Gebäude sichals kontrastreicher Fremdkörper präsentieren soll. In der mo-dernistischen Architektur repräsentieren beispielsweise dieWerke des amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright dieerste Richtung. Ein Musterbeispiel ist eines seiner bekanntesten

und am meisten bewunderten Projekte, die Villa Falling Water,die sich dramatisch über einen Wasserfall erhebt – die Qualitätender Natur werden so eingerahmt und hervorgehoben. Umgekehrtmachte der schweizerische Architekt Le Corbusier eine Tugendaus dem Gegensatz zwischen grüner Umgebung und der weißenGeometrie der Architektur.

In den Niederlanden sind große Höhenunterschiede selten.Eine Ausnahme findet sich nördlich von Utrecht in Form einessandigen, bewaldeten Höhenrückens aus der Eiszeit. Die au-ßergewöhnliche Lage mit einem Höhenunterschied von sechs

Metern wurde entscheidend für die Architektur dieses Villen-Neubaus. Im Mittelpunkt steht hier das Zusammenspiel, nichtder Gegensatz. Die Bebauung konzentriert sich auf einen qua-dratischen Bereich, der gegen Norden und Osten von der Villaund gegen Süden von einer langen horizontalen Mauer abgegrenztwird, die von der Garage ausgeht. So wird der Lichteinfall vonSüden und Westen genutzt. Obwohl das Grundstück von hohenBäumen umgeben ist, findet man immer eine sonnige Ecke aufeiner der großen Terrassen, die die Villa auf drei Seitenumgeben. Das Quadrat, ein kultivierter, in die Natur eingelassener

Eine weite, horizontale Öffnung in der Mauer rahmteine Skulptur ein und gewährt einen Blick auf den Pool.

Die bebaute Fläche konzentriert sich auf einen quadratischen Bereich, der gegen Norden und Osten von der Villa und gegen Südenvon einer langen horizontalen Mauer abgegrenzt wird, die gegen Süden von der Garage ausgeht.

Charakteristisch für die Villa sind die markanten horizontalen Linien – die ausgekragten Betondecks.Das Obergeschoss scheint sich in den Hang zu keilen.

Page 15: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

| 15

Bereich, wird sich im Laufe der Zeit um den Anfahrtswegherum ausbreiten, wo die Bepflanzung wie eine Art Gardine alsAbschirmung wirkt.

Der Bauherr wünschte einen möglichst natürlichen Übergangzwischen Haus und Landschaft, also keinen Kontrast, sondernein Haus, das in einen Dialog eintritt. Der Architekt GeertBosch drückt es so aus: »Was wir anstrebten, war eineVerbindung zwischen Ort und Gebäude durch Farben und Mate-rialien.« Der Auftrag: ein modernes Zuhause, aber kein Hausaus verschachtelten weißen Kästen. Die Villa liegt im Wald,

also wurden natürliche Materialien verwendet. Der Beton istsandfarben, die Farbe der Mauersteine orientiert sich an derRinde der Fichten. Geert Bosch ergänzt: »Die Farbe des Betonsentspricht der des Dünensandes. Die Mauersteine von Petersensind Kolumba-Steine in Nuancen von Schwarz bis Grün undOrange. Wir wollten minimieren: Beton, Mauersteine, Glas undZedernholz. Die Materialien sind rustikal und zurückhaltend.«

Die Aufenthaltsräume befinden sich überwiegend im erstenObergeschoss, um das Haus mit der Sanddüne zu verbindenund eine optimale Aussicht über den blühenden Garten zu ge-

währleisten. Große Fensterpartien und Schiebetüren sorgen füreinen möglichst gleitenden Übergang zwischen Drinnen undDraußen. Die Wechselwirkungen der Natur sind stets präsent,der Wechsel der Jahreszeiten lässt sich leicht verfolgen. Ziegelwurden Drinnen und Draußen verwendet, beispielsweise für diegroßen offenen Kamine, die für Gemütlichkeit sorgen, wenndie Tage kürzer und kälter werden. Die betont stofflicheWirkung der Steine unterstreicht das Gefühl von Heimeligkeitund betont die informelle Seite der Architektur.

Hart gebrannter Kolumba-Stein kommt als Mauerkrone ohne Schutz aus.Die Farbe des Steins findet sich auch in der Sedum-Begrünung wieder.

Um einen Eindruck von Naturstein zu vermitteln, wurden Steinein drei verschiedenen Längen verwendet. Zurückgezogene Fugenunterstreichen die horizontalen Linien, der dunkle Mörtel lässtan gestapelte und weniger an vermauerte Steine denken.

Gewünscht wurde eine Verbindung zwischen Natur und Gebäude durch Farben und Materialien.Die Farbe des Betons entspricht der des Dünensandes, die der Steine bezieht sich auf die Rinde der Kiefern in Nuancen von Schwarz bis Grün und Orange.

Page 16: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

16 |

Man betritt das Haus durch die doppelhohe Hall, die auchals Ausstellungsraum für die Kunstsammlung des Hausherrndient. Die Hall ist ebenfalls für etwas formellere Veranstaltungengeeignet. Eine skulpturelle Wendeltreppe verbindet sie mitdem Aufenthaltsbereich im ersten Obergeschoss. Im Erdgeschossunter den Aufenthaltsräumen befindet sich ein großer Innenpool,der von drei Seiten durch Schiebetüren abgegrenzt wird, diebei warmem Wetter geöffnet werden können und einen direktenZugang zum Garten erlauben, so als läge der Pool nur untereinem schützenden Baldachin.

Architektonisch entstand eine einfache, präzise Dynamikwaagerechter und senkrechter Linien. Die matte Oberfläche dersandfarbenen Betondecks aus Ortbeton bilden einen ruhigenKontrast zum reichen Farbenspiel der Steine. Die Mauern solltenan Naturstein erinnern; daher wurden Steine in drei verschiedenenLängen verwendet. Tief liegende Fugen betonen die horizontalenLinien, und dunkler Mörtel lässt den Eindruck gestapelter undnicht so sehr gemauerter Steine entstehen.

Geert Bosch berichtet: »Bei der Ankunft sieht man vielleichtdie Falling Water-Villa von Frank Lloyd Wright vor sich; die Un-terschiede fallen aber bald ins Auge. Die Schönheit einesGebäudes hängt von den Augen des Betrachters ab. Man mussetwas Bekanntes identifizieren können. Etwas, das einemgefällt oder an das man sich erinnert. Etwas überraschendes,unerwartetes darf jedoch nicht fehlen. Einmalig macht ein Ge-bäude die rechte Mischung des Wiedererkannten und des Über-raschenden.«

Der Lehmklumpen kommt aus der Maschine und wird geschnitten. Der Lehmklumpen wird in die Holzform gepresst. Überschüssiger Lehm wird abgestrichen.

HANDWERKU M E I N E N E I N D R U C K V O N N A T U R S T E I N Z U V E R M I T T E L N , B A T A R C H I T E K T G E E R T B O S C H D I E Z I E G E L E I , D R E I

Kolumba – nicht nur außen, sondern auch innen. Die Treppe insObergeschoss verläuft zwischen Glas und einer gemauerten Wand.

Der Pool-Bereich kann je nach Jahreszeit durch dieSchiebetüren geöffnet oder geschlossen werden.

Page 17: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

| 17

Die Form wird entfernt. Jetzt hat der Ziegel sein Form. Der Rohling muss ruhen, bevor er getrocknet und gebrannt werden kann.

K O L U M B A - S T E I N E I N B E S O N D E R E N A B M E S S U N G E N H E R Z U S T E L L E N . D E R L Ä N G S T E S T E I N M I S S T 9 2 0 M M .

Beleuchtung und Eames-Stühle in braunen Nuancenharmonieren mit den Mauersteinwänden.

Erdgeschoss

Schnitt

1. Obergeschoss

Villa bei Utrecht, NiederlandeBauherr: privat

Architekten: Hilberink Bosch Architecten

Hoch- und Tiefbau: De Visser Bouw en Onderhoud B.V.

Landschaftsarchitekten: Martien van Osch, Bureau Oslo

Steine: K44, K47 und K49

Text: Martin Søberg, Architekturhistoriker, Ph.d.

Fotograf: Paul Kozlowski

Fotograf, Handwerk: Anders Sune Berg

Page 18: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

18 |

Die gemeinnützige Wohnanlage Bytoften in der KommuneGladsaxe nördlich der dänischen Hauptstadt Kopenhagen warschon vor Jahren als unzeitgemäß eingestuft worden. Die 123Wohnungen galten bereits im Baujahr 1955 als spartanisch, u.a. weil man die Außenmauern ohne Wärmedämmung gebauthatte. Seit den 1970er Jahren wurde laufend renoviert. EinBaubericht aus dem Jahre 2008 schlussfolgerte jedoch, dass dieHäuser abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden sollten.

Zusammen mit der Gemeinde Gladsaxe arbeitete das Archi-tektenbüro Virumgaard Arkitekter as einen neuen Bebauungsplanaus und wurde anschließend mit dem Bau der neuen Wohnanlagebeauftragt. Die ursprüngliche Anlage bestand aus parallel ange-ordneten Reihenhäusern, die um ein Wasserüberlaufbecken aufeiner Grünfläche gebaut worden waren. Virumgaard und derBauausschuss/die Bewohner entschieden sich für die Beibehaltungdieses übergeordneten Plans, also einer Anlage um das Bassinund die Grünfläche. Abgesehen davon präsentiert sich die neueAnlage völlig anders. Die Platzierung der Häuser um die Grünflächeund das Wasserbecken schufen Raum für eine landschaftlichattraktive Gemeinschaftsfläche. Die Anlage an sich ist architek-

tonisch gelungen und wurde aus hochwertigen Materialien nachden Standards der Niedrigenergieklasse 2015 gebaut. Die neueWohnanlage besteht aus 114 Reihenhäusern und kostete etwa200 Mio. dänische Kronen, knapp 27 Mio. Euro.

Es gibt über 550.000 gemeinnützige Wohnungen in Dänemark,die als selbständige, wirtschaftlich autonome Einheiten verwaltetwerden und keinen Gewinn aus Vermietung oder Verkauf erwirt-schaften dürfen. Die Bewohner genießen einen weitgehendendemokratischen Einfluss. Viele der Bewohner von Bytoftenwohnten seit dem Bau der ersten Anlage dort und fühlten sicheng mit dem Ort verbunden. Das Architektenbüro Virumgaard ar-beitete daher bei der Ausarbeitung des Bebauungsplans und derPlanung der Wohnungen mit einer sehr engagierten Gruppe vonBewohnern zusammen. Alles in allem wurden im Laufe von vierJahren 36 Besprechungen des Bauausschusses abgehalten undalle Facetten des Bauvorhabens von Architekten, Bewohnern unddem Bauherrn, Gladsaxe Almennyttige Boligforening, erörtert.

Die neue Anlage war 2013 bezugsfertig und heißt weiterhinBytoften. Die Niedrigbauweise verbindet Freiflächen und Wohn-einheiten zu einer harmonischen Siedlung.

Bytoften war 2013 bezugsfertig. Die Niedrigbauweise verbindet Freiflächen und Wohneinheiten zu einer harmonischen Siedlung.

Die Häuser wurden als ein- und zweigeschossige Reihenhäuser gebaut, die sich um eine Hofanlage gruppieren.

Lageplan

BYTOFTENNEUE GEMEINNÜTZIGE WOHNANLAGE ERFÜLLTALLE WUNSCHE AN EINEN FUNKTIONELLENBEBAUUNGSPLAN, ZWECKMÄSSIG EINGERICHTETEWOHNUNGEN UND MATERIALIEN HOHER QUALITÄT

Page 19: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

| 19

Die Verschiebung der einzelnen Häuser verankert die Anlage in der Umgebung und trägt zum abwechslungsreichen Gepräge bei.

Die privaten Gärten orientieren sich in Richtung der gemeinsamen Grünflächen, wo man große, einzeln stehende Bäume bewahren konnte.

Durch Fenster in Form von vertikalen Bändern entstanden großflächige Mauersteinfassaden.

Die Häuser wurden als ein- und zweigeschossige Reihenhäusergebaut, die sich um eine Hofanlage gruppieren. Vom Hof aushat man Zutritt zur Wohnung, und der Hof ist als Treffpunktgedacht, mit Aufenthaltsbereichen, Kinderspielplatz, Fahrrad-ständern und Parkplätzen. Die Häusergruppen – und dieprivaten Gärten – orientieren sich in Richtung der gemeinsamenGrünflächen, wo man große, einzeln stehende Bäume bewahrenkonnte. Grüne Keile strahlen von der Grünfläche aus undmarkieren eine Trennlinie zwischen den Häusergruppen. Dasbisherige Wasserüberlaufbecken ist heute ein See, der den Mit-telpunkt der Anlage bildet.

Im Westen grenzt Bytoften an die verkehrsreiche Umge-hungsstraße Ring 3. Hier wurde ein begrünter Lärmschutz vor-gesehen. Gegen Norden, Osten und Süden ist Bytoften vonkleineren Straßen umgeben, wo Gäste parken können. DieseWege führen in die große Grünfläche, wo man auf einemSystem von Spazierwegen rund um den See und zwischen dieHäuser geführt wird.

Ein Rundgang um die Grünfläche erlaubt ständig neue ar-chitektonische Blickwinkel. Das abwechslungsreiche Bild entsteht

durch den klaren Entwurf der Häuser und ihre harmonischenProportionen, die man von vielen Winkeln aus erleben kann,und auch durch die Art der Platzierung der Häusergruppen indie Landschaft. Die Verschiebung der einzelnen Häuser verankertdie Anlage in der Umgebung und trägt ebenfalls zum abwechs-lungsreichen Gepräge bei.

Die Reihenhäuser setzen sich aus jeweils zwei Baukörpernzusammen, die zusammen, deren Grundfläche ein T bildet. DerBalken dieses T's enthält den größten Teil des Hauses und trittin der Fassade rhythmisch als eine hervorspringende Giebelpartiehervor. Der Stamm des T's verbindet die Häuser in Längsrichtung.Alle Häuser haben einseitig schräg verlaufende Dächer, die mitDachpappe gedeckt wurden.

Bereits im Bebauungsplan waren für die Häuser in BytoftenMauersteine vorgeschrieben. Teils, um Bytoften mit der etwa60 Jahre alten Schule Egegård Skolen zu verbinden, die an dennordöstlichen Teil der Anlage angrenzt, teils, um wartungsfreieFassaden zu gewährleisten. Architekten, Bauherr und die kom-menden Bewohner sahen sich eine Reihe von Steinen an, ent-schieden sich aber für den Kohlebrandziegel D78, vor allem

aufgrund des reichen Farbenspiels der Steine und den zahlreichenNuancen, die Gelb, Grau, Weißbraun und Schwarz umfassen.

Bytoften, 114 gemeinnützige Wohnungen, Gladsaxe, DänemarkBauherr: Gladsaxe Almennyttige Boligforening, (DAB)

Architekten: Virumgaard Arkitekter as

Landschaftsarchitekten: Nørgaard og Holcher

Ingenieure: Teytaud AS

Hoch- und Tiefbau: Sigma Entreprise A/S

Stein: D78

Text: Ida Præstegaard, cand.arch.

Fotograf: Anders Sune Berg

Der Artikel basiert auf Gesprächen

mit den Eigentümern von Virumgaard Arkitekter,

Eigil Madsen und Ulla Poulsen, Architekten, maa

Page 20: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

Als Tommy Kantner Nielsen, Fachlehrer im Be-reich Maurer, und seine Azubis an der KTSGlostrup in Dänemark mit dem Mauern derWinding Wall beginnen sollten, machte esihnen Sorgen, wie die hartgebrannten Steinevon Petersen Tegl auf den reinen Kalkmörtelreagieren würden, der meine erste Wahl war.Sie begannen daher mit einer Testmauer inGlostrup. Als ich anrief, um ihr Urteil zuhören, sagte der erfahrene Fachlehrer spontan:»Mit diesem Mörtel lässt es sich fantastischarbeiten.«

Im September 2013 begannen dann dieArbeiten mitten auf dem Campus der Archi-tekten- und Designerhochschule im StadtteilHolmen in Kopenhagen. Für die relativ uner-fahrenen Maurerlehrlinge war es eine kniffligeAufgabe, aber auch ein Vorteil, dass man nochmehrere Tage nach dem Vermauern die Steineein wenig rücken konnte. »Es gibt einfachnichts Schöneres als der Geruch von frisch an-

gerührtem Kalkmörtel,« sagte mir der Fachlehrer,als ich eines Morgens wie gewohnt vorbei-schaute. Und Patrick, Serhen und Safet unddie anderen Maurerlehrlinge, die noch nie soedle Steine vermauert hatten, behandeltensie fast wie Edelsteine und diskutierten, welcheSeite nach außen gerichtet sein sollte. Ichglaube, man sieht ihr Engagement und ihreBegeisterung am fertigen Werk.

Der Bau schritt im Laufe des Herbsteslangsam, aber sicher voran; die angehendenArchitekten verfolgten die Arbeiten neugierig.Wir wollten alle gern vor Weihnachten fertigwerden. Das Projekt wurde fertig, aber waswir am meisten befürchtet hatten, traf leiderein: Kalkmörtel härtet unter Lufteinwirkungaus, und dieser Prozess wird bei einer Tempe-ratur von unter fünf Grad Celsius unterbrochen.Der Mörtel blieb nass, bis Ende Januar derFrost kam. Das Ergebnis: mehrere Mauerverbändeund Mauerbögen mussten abgerissen, viele

WINDINGWALL

ZIEGELSTEINE SIND WEIT VIELSEITIGER,ALS MEIST ANGENOMMEN WIRD. ARCHITEKT

UND FORSCHER THOMAS BO JENSENBESCHREIBT EIN MAUERPROJEKT DER

KÖNIGLICH DÄNISCHEN KUNSTAKADEMIE,ABTEILUNG FÜR ARCHITEKTUR, UND DENKT

DARÜBER NACH, WIE DAS VERLORENEWIEDER GEWONNEN WERDEN KANN

– ZUM VORTEIL DER ZIEGELSTEINBAUTENDER ZUKUNFT

20 |

Mauern kann jeder, aber präzises,fachgerechtes Mauern erfordert

Übung, Sorgfalt und vor allem vielGeduld. Die Lehrlinge fanden

schnell heraus, dass letzteres ernstzu nehmen ist, denn sonst

entscheidet der Projektleiter amnächsten Tag, dass alles

abgerissen und neu vermauertwerden muss.

Der Abschluss oben erfolgt mittels Quartiersteinen in der Vormauer. Dadurch kann nach oben und zur Mitte versetztgemauert werden. Die Mauer wird ohne andere Stützen als einige zusätzliche Mauersteine geschlossen werden.

Page 21: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

| 21

Winding WallWinding Wall ist ein Forschungsprojekt der Königlich

Dänischen Kunstakademie, Abteilung für Architektur,

unter der Leitung des Dozenten Thomas Bo Jensen.

Das Projekt ist ein Teil des Forschungsprojekts »Auf

dem Weg zu einer tektonisch nachhaltigen Baukultur«.

Beteiligt sind außer der Königlich Dänischen Kunstaka-

demie, Abteilung für Architektur, auch Forscher der

Architektenhochschule Aarhus und der Universität

Aalborg. Winding Wall wurde von Azubis der

Technischen Schule Kopenhagen, Abteilung Glostrup,

gemauert. Petersen Tegl spendete 7.000 Mauersteine,

D97. Der Kalkmörtel wurde von Skandinavisk Jurakalk

gespendet.

Text: Thomas Bo Jensen, Lektor, Arkitekt maa, Ph.d.

Fotograf: Anders Sune Berg und Thomas Bo Jensen

Fugen herausgekratzt werden. Wir wartetengeduldig auf besseres Wetter und begannenim April mit den Reparaturen. So hatte eineneue Gruppe Maurerlehrlinge ihre Freude amProjekt – und wir lernten etwas Wichtigesüber Luftkalkmörtel: es ist ein ausgeprägterSaisonmörtel. Daher sollte man Mauerarbeitenso planen, dass sie im September oder Oktoberabgeschlossen sind.

ZIEL UND ZWECKDas Ziel mit der Winding Wall ist es, die tekto-nischen, funktionellen und bauphysikalischenVorteile einer so genannten Diaphragma-Maueraufzuzeigen, also einer homogenen Hohlmauermit festen Bindern. Grundlage ist eine Mauerdickevon 2½ Stein, die auf 2 bzw. 1½ Steinverkleinert wird. Die Mauerdicke kann je nachAusrichtung und Anforderungen an die Tragfä-higkeit variiert werden. Dadurch entsteht eine'tektonische Musikalität' und auch die Mög-

lichkeit, die Mauer räumlich zu sehen – wie einMöbel mit eingebauten Ecken, Nischen undRegalen. Die dicke Mauer bietet zudem reichlichPlatz für eine Wärmedämmung. Eine Diaphrag-ma-Mauer ist unabhängig von anderen Mate-rialien, gebraucht werden nur Mauersteine undMörtel. Die homogene Konstruktion hat Vorteile,was Gesundheit und Lebensdauer betrifft, mitdenen moderne Konstruktionen mit Verblend-mauerwerk nicht konkurrieren können.

Die Mauer schlängelt sich um eine Innenform,die einen räumlichen Abdruck der ornamentalenPlanfigur der Mauer darstellt. Der Raum istvon eingebauten Regalen und Nischen geprägt,die zur räumlichen Variation beitragen. Indemman die Mauer als ein Möbel betrachtet undnicht nur als Wand oder Gebäudehülle, steigtdas Verständnis für die Funktion der Mauer.’Die möblierbare Mauer’ ist ein Begriff, denman von Höhlen kennt und auch von in dieErde gebaute oder in Felsen gehauene Häuser.

Die volksnahe Architektur und auch der Funk-tionalismus in seinen frühesten Erscheinungs-formen kennen sie. In unserer Zeit wurden siedurch das Fokussieren auf alles Trennende undauf leere Flächen fast völlig verdrängt. Be-trachtet man stattdessen die Mauer als Möbelund das Möbel als Wand und Raumteiler, ergibtsich eine integriertere Architekturform – allesDank der Natur der Mauersteine.

MAUERWERK IST MEHRALS NUR MAUERSTEINEVon Mauersteinen ist häufig die Rede, dabeiist der Mörtel genau so wichtig. Die heute ver-wendeten Zementmörtel haben einen leblosenAusdruck. Ihnen fehlt das kristalline Spiel derKalkmörtel und sie reagieren wenig geschmeidig,wie Beton. Nach Jahrzehnten der totalen Ze-ment-Dominanz rücken die Vorteile der Kalk-mörtel langsam wieder ins Bewusstsein. WindingWall wurde mit einem zähen, nass gemischten

Kalkmörtel gemauert, der unter Lufteinwirkungaushärtet, weil er Kohlendioxid aufnimmt undabbindet. Dieser chemische Prozess bewirkteine kontinuierliche Neubildung der Kalkkristalle,weil Regenwasser den Mörtel befeuchtet undwieder austrocknet. Man spricht daher vonden selbstheilenden Eigenschaften des Luft-kalkmörtels. Seine kristallinen Qualitätenbleiben gebäudephysisch und ästhetisch er-halten. Im Gegensatz zu den Zementmörtelnunserer Zeit hat Kalkmörtel zudem den Vorteil,dass Dilatationsfugen vermieden und die Mau-ersteine bei einem Abriss wieder verwendetwerden können. Winding Wall ist ein zeitlichbegrenztes Projekt. Abriss und Recycling sindein Teil des Konzepts.

Von oben gesehen ist die ornamentale Planfigurdeutlich.Die breite Mauer wirkt massiv, sie birgt jedochzahlreiche Hohlräume, die für eine Wärmedämmung,für Lüftungszwecke u. a. m. verwendet werdenkönnten.

Page 22: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

22 |

Das schleswig-holsteinische Gymnasium Friedrich-Paulsen-Schule ist eine offene Ganztagsschule in Niebüll, westlich vonFlensburg, in unmittelbarer Nähe zur Nordsee. Der älteste Teilder Schule, ein Jugendstilgebäude, entstand bereits 1925. Er-weiterungen folgten in den 1970er und 1990er Jahren. Heutehat die Schule etwa 1150 Schüler, denen im Laufe ihresSchultages unter anderem eine zeitgemäße Schulspeisunggeboten wird. Den Rahmen bildet die jüngste Erweiterung derSchule, eine multifunktionelle Mensa, in der ebenfalls die neueBibliothek des Gymnasium Platz fand.

Der Neubau ist das Ergebnis eines Einladungswettbewerbs.Den ersten Platz teilten sich zwei Unternehmen, von denendas Architekturbüro Steinwender Architekten GmbH nachfolgendmit dem Bau beauftragt wurde. Das Gebäude konnte 2011 - 12fertiggestellt werden.

Der Komplex liegt als selbständiges, rechteckiges Gebäudeauf dem Campus: graue Mauersteine, rechteckig und minimali-stisch, Flachdach und eine schnörkellose, klare Formensprache.Die Ziegelfassade dominiert auf drei Seiten des Gebäudes,während für die vierte Fassade große, doppelhohe Glaspartien

ANGEPASST ANEINE RAUE GEGENDMULTIFUNKTIONELLE NORDDEUTSCHE MENSA ERFÜLLTEINE REIHE MODERNER UNTERRICHTSANFORDERUNGEN,LEHNT SICH ABER GLEICHZEITIG ZUM SCHUTZ VORDEM SCHROFFEN KLIMA AN LOKALE TRADITIONEN AN

Der größte Teil der Anlage besteht aus einem 350 m2 großen, doppelhohen Raum, der als Mensa für die Schülerund auch als Theater- und Konzertsaal mit fester Bühne konzipiert ist.

Der Neubau der Friedrich-Paulsen-Schule in Niebüll, ein klar gegliedertes, rechteckiges Flachdachgebäude.

Billedtekst

Das neue Gebäude ist das Ergebnis einesEinladungswettbewerbs aus dem Jahre 2008.

»Unsere Architektur soll durch klare und einfache Formen und Strukturen wirken, der der Umgebung angepasst sind.

Page 23: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

| 23

vorgesehen wurden, die sich einer geschützten Hofanlage zu-wenden. Der Gesamteindruck ist robust und zurückhaltend –drei vergleichsweise geschlossene Seiten, die eine schützendeSchale um den Schulalltag bilden, und eine offene Interaktionder vierten Fassade mit der Umgebung. Diese Lösung istseitens der Architekten als bewusste Anlehnung an die tradi-tionelle norddeutsche Mentalität und den Baustil des Landeszu verstehen – hier, nahe an der rauen Nordsee, muss man sichimmer gegen Wind und Wetter schützen; nur auf der Leeseiteoder drinnen können sich Wärme und Leben entfalten.

Obwohl der Bau auf den ersten Blick als ein Gebäudeaufgefasst wird, besteht es de facto aus drei klar strukturiertenGebäudeelementen, die durch zwei breite Verteilergänge ver-bunden sind.

Der größte zentrale Teil der Anlage besteht aus einem 350 m2

großen, doppelhohen Raum, der als Mensa für die Schüler undauch als Theater- und Konzertsaal mit fester Bühne konzipiertist. Dieser Raum bietet 350 Kantinenbesuchern oder 500 Thea-tergästen Platz. Eingebaute Schränke für Stapelstühle und Tischeerleichtern den Umbau für den einen oder anderen Zweck.

Die eine Längsseite des Saales dominieren doppelhohe Glas-partien mit Türen, die Innen und Außen verbinden und esSchülern und Gästen ermöglichen, sich bei schönem Wetter imFreien aufzuhalten.

Die andere Längsseite wird von einem zweistöckigen Gebäu-deteil flankiert, der u. a. eine Küche, Technik- und Kühlräume,Toiletten und Klassenräume enthält. Im ersten Obergeschossöffnet sich der Verteilergang mit offenen Balkons zum Mensa-Multisaal, während im Erdgeschoss Falttüren für einen reibungslosablaufenden Verkehr in und aus dem Saal sorgen, so dass dieSchülerinnen und Schüler in mehreren Gruppen essen könnenund sogar gleichzeitig Proben auf der Bühne möglich sind.

Der dritte Gebäudeteil liegt der Bühne gegenüber. Im Erd-geschoss befinden sich der Eingangsbereich und das Foyer mitGarderobe und Kiosk, im ersten Obergeschoss die neue Bibliothek,deren Balkone sich in den Saal schieben.

Die Materialwahl ist genau wie der Gebäudekörper und dieRaumaufteilung einfach und ehrlich: für die Inneneinrichtungwurden graue Industrieböden und weiße Betonwände gewählt,die an einigen Stellen mit einem frischen Grün kontrastieren.

Wände, Decken und die Falttüren des Mensa- und Multifunkti-onsraumes wurden mit Eiche verkleidet, was die Akustikverbessert und Wärme in den Raum bringt.

Tür- und Fensterrahmen außen sind einfache Öffnungen imgrau getöntem Mauerwerk. Für die Fassade entschied man sichfür den kohlegebrannten D98 von Petersen Tegl. Das natürliche,durch den Kohlebrand entstandene Farbspiel und die Strukturdes Steins verleihen dem Gebäude einen robusten, taktilenund fast wettergegerbten Ausdruck – und unterstreichen dieReferenz an das raue Wetter und das Naturell der Küstenbewohner.

Friedrich-Paulsen-Schule, NiebüllBauherr: Kreis Südtondern

Architekt: Architekturbüro Steinwender Architekten GmbH

Ingenieure: Ingenieurbüro Bruhn & Thomsen

Stein: D98

Text: Tina Jørstian, cand.arch.

Fotograf: Anders Sune Berg

Das neue Gebäude sollteeine eigene Identität haben,

aber auch – in Form vonMauersteinfassaden – einen

Bezug zum alten Schulgebäudeaus dem Jahre 1925.

Der große Saal hat doppelhohe Glaspartien, die geöffnet werden können. Von hier aus gelangt man in den abgeschirmten, friedlichen Garten mit großen Bäumen.

Lageplan Erdgeschoss

Der klare Ausdruck wird durch einfache, ehrliche Materialien unterstrichen, die Verbindung zum Ort haben.« Architekt Jörg Steinwender

Page 24: PETERSEN 31 - Herbst 2014 - Deutsch

BIENNALEARCHITETTURA

Nimmt man einen Stein von Petersen Tegl indie Hand, spürt man, das er mit Leidenschaftgefertigt wurde. Und dass eine umfassendeKenntnis des Handwerks dahinter steckt. Zudemhat der Stein ein langes Leben. Gemauerte Fas-saden können mehrere hundert Jahre überdauernund erfordern nur ein Mindestmaß an Wartung.

Jeder Stein, der Petersen Tegl verlässt, istein Unikat. Die Steine werden nach Verfahrenund natürlichen Prozessen hergestellt, die jedemStein ein eigenes Gepräge verleihen. Die Steinewerden von Hand geformt oder von Maschinen,die dem manuellen Prozess nachempfunden sind.

Beim Brand ergeben sich durch die Platzierungdes Steins im Stapel Unterschiede in Form,Farbe und Struktur. Beim Mauern, selbst mit er-fahrenen Maurern, wird das Ergebnis nie gleich-förmig und das Mauerwerk besitzt eine einzigartigeSchönheit.

Petersen Tegl arbeitet mit zahlreichen Bau-herren und Architekten zusammen, die dienachhaltigen Qualitäten des Ziegels schätzen.Sie schätzen ebenfalls, dass die Ziegelei allesin ihrer Macht stehende tut, um besonderenWünschen nachzukommen. Der niederländischeArchitekt Geert Borsch bestellte für eine Villa

in Utrecht Kolumba in 3 Sonderlängen. Derlängste Stein maß 920 mm. (S.14)

Derwent London und PLP Architecture batendarum, die Produktion eines aus dem Sortimentgenommenen Kohlebrandziegels wieder aufzu-nehmen. Sie wünschten ein ganz bestimmtesFarbenspiel mit roten und violetten Nuancenfür eine neue Fassade eines Gebäudes im Lon-doner Stadtteil Westminster. Selbstverständlichließ sich das machen. (S.2)

Bei Petersen Tegl freuen wir uns auf zu-künftige Projekte, um Gebäuden einen beson-deren, individuellen Ausdruck zu verleihen.

PALAZZO MORA - MIN2 BOUWKUNSTPalazzo Mora - Min2 bouwkunst aus den Nieder-landen schuf Time Space Existence im PalazzoMora, ein Einkreisen der architektonischen The-men, mit denen sich das Architektenbüro be-schäftigt. Zusammen mit Petersen Tegl entwickelteMin2 vor einigen Jahren einen besonderenDach- und Fassadenziegel für ihr Haus in Bergenaan Zee. Dieser Stein ist heute als PetersenCover im Sortiment der Ziegelei zu finden.

Mit „Riverbed“ hat der Künstler Olafur Eliassonfür das Museum Louisiana eine ausgedehnteLandschaft installiert, die auf der Symbiosevon Natur, Architektur und Kunst aufbaut, dieso charakteristisch für das Museum ist. „River-bed“ verwandelt den gesamten Südflügel desMuseums in ein Flussbett. Ebenfalls ausgestelltwird »Model room« – ein riesiger Tisch mitetwa 400 geometrischen Modellen, die für dieEntwicklung der Kunstwerke Eliassons verwendetwurden. Einer dieser Modelle ist Quasi brick –ein rhombenförmiger, platinbelegter Ziegelok-togon, den Eliasson für ein Gebäude des Ar-chitekten Tadao Ando in Tokyo entwickelte.Die Ziegel wurden von Petersen Tegl geliefert.

Architekten und das Team von Petersen Tegl bei der Eröffnungder Ausstellung im Palazzo Bembo. Fotos: Camera Photo

Lukas Thomsen und Architekt Marteen Min am Modelldes Hauses in Bergen an Zee.

Die Werke »Riverbed« (oben) und »Model room« (unten).Quelle: Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk,Fotograf: Anders Sune Berg

AUF DER ARCHITEKTURBIENNALE IN VENEDIG NIMMT PETERSEN TEGL AN ZWEIAUSSTELLUNGEN VON ARCHITEKTEN TEIL, MIT DENEN DIE ZIEGELEI BEREITS SEITVIELEN JAHREN ZUSAMMENARBEITET. DIE AUSSTELLUNGEN SIND BISZUM 23. NOVEMBER DIESES JAHRES ZU SEHEN

PALAZZO BEMBO - C.F. MØLLERMit der Ausstellung »Building the Welfare So-ciety« im Palazzo Bembo zeigt das dänischeArchitektenbüro C.F. Møller, wie es seit 90Jahren qualitativ hochwertige Gebäude für diedänische Wohlstandsgesellschaft entwickelthat. Kürzlich gewann das Architekturbüro einenWettbewerb für ein Staatsgefängnis auf derdänischen Insel Falster. Nach seiner Fertig-stellung im Jahre 2016 wird es zu den technisch

am besten ausgestatteten und modernstenGefängnisgebäuden der Welt gehören.

Auf dem Bild unter, von links nach rechts:Vibeke Thomsen (8. Generation, Petersen Tegl),Christian A. Petersen (Ziegeleibesitzer), JulianWeyer und Anna Maria Indrio (Architekten undPartner, C.F.Møller), Peter Zinck (Architekt,Zinck arkitekter), Annette Petersen (8. Gene-ration, Petersen Tegl), Lukas Thomsen undAenne Thomsen (9. Generation, Petersen Tegl).

OLAFUR ELIASSONIM MUSEUMLOUISIANA

HANDWERK

B E R A T E R – P E T E R S E N T E G L

DÄNEMARK OSTCHRISTIAN TEITUR HARRIST: +45 2463 9235E: [email protected]

DÄNEMARK WEST UND FÜNENTORBEN SCHMIDTT: +45 2028 4355E: [email protected]

EXPORTMANAGERSTIG H. SØRENSENT: +45 4014 1236E: [email protected]

NORWEGENMUR DIREKTE ASSIMEN BØET: +47 2339 2010E: [email protected]

SCHWEDENTEGELMÄSTER ABMARTIN PERSSONT: +46 40 542 200E: [email protected]

DEUTSCHLANDNIEDERSACHSEN, BREMENERIC SCHMIDT-BANDURT: +49 174 3800 667E: [email protected]

HAMBURGREINHARD BAASCHT: +49 170 4818 870E: [email protected]

SCHLESWIG-HOLSTEINZIEGELTEAMSTEPHAN BAASCHT: +49 170 2705 530E: [email protected]

DEUTSCHLAND OSTENHARTMUT REIMANNT: +49 170 5565 792E: [email protected]

DEUTSCHLAND SÜDEN/NRWSCHWEIZ DEUTSCHSPRACHIGER TEIL,ÖSTERREICHBACKSTEIN-KONTOR GMBHT: +49 221 888785-0F: +49 221 888785-10E: [email protected]

BENELUXPETERSEN BENELUXNIEDERLANDE, BELGIEN, LUXEMBURGBJÖRN LUCASSENT: +31 (0) 652362168E: [email protected]

NIEDERLANDELINEKE LUCASSENT: +31 (0) 622529266E: [email protected]

POLENCENTRUM KLINKIERU SCHÜTZT: +48 58 56 37 201E: [email protected]

ÜBRIGES OSTEUROPAINGRID KATHRIN GROKET: +45 2047 9540E: [email protected]

P E T E R S E N K L I N K E R

TINA KJÆR LOICHTLT: +45 3063 4912E: [email protected]

T E C H N I K U N D S T Ü R Z E

STEEN SPANG HANSENT: +45 2142 7962E: [email protected]

H E R A U S G E B E R

PETERSEN TEGL A/SNYBØLNORVEJ 14DK-6310 BROAGERT: +45 7444 1236E: [email protected]

WWW.PETERSEN-TEGL.DK

REDAKTION (VERANTWORTL.)ANNETTE PETERSEN, ARCHITEKTIN MAAE: [email protected]

REDAKTIONIDA PRÆSTEGAARD, CAND.ARCH.E: [email protected]

GRAFIKZANGENBERG DESIGN

ÜBERSETZUNGAD HOC TRANSLATIONS

DRUCKZEUNER GRAFISK

REPROEHRHORN HUMMERSTON

AUFLAGE97.000


Recommended