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Peter Pfriem & Jürgen Moosecker Du hast (k)eine Chance. Nutze Sie! Pilotstudie mit Jugendlichen mit...

Date post: 05-Apr-2015
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Peter Pfriem & Jürgen Moosecker „Du hast (k)eine Chance. Nutze Sie!“ Pilotstudie mit Jugendlichen mit Förderbedarf Lernen Ergebnisse und Konsequenzen für den berufswahlvorbereitenden Unterricht
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Peter Pfriem & Jürgen Moosecker

„Du hast (k)eine Chance. Nutze Sie!“

Pilotstudie mit Jugendlichen mit Förderbedarf Lernen – Ergebnisse und Konsequenzen für den berufswahlvorbereitenden Unterricht

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Peter Pfriem & Jürgen Moosecker

Zeitraum und Partner zur Durchführung der Pilotstudie

Schülerbefragung an - Würzburger, Karlstädter und Schweinfurter Schulen zur Lernförderung- sowie in der Don-Bosco-Berufsschule (BVJ), der Kolping-Berufsschule Schweinfurt (BVJ)- und dem Kolping-Förderzentrum Würzburg - Heuchelhof (Teilnehmer Förderlehrgänge F1 / F2)

im Sommersemester 2003 (zw. April und Juni)

Die Befragung wurde ausgearbei-tet, durchgeführt und ausgewertet von Jürgen Moosecker u. Peter Pfriem; Bei der Dateneingabe halfen Studierende aus einem Kooperationsseminar.

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Eckdaten der Pilotstudie

An unserer Befragung beteiligten sich insgesamt 370 Schüler verteilt auf folgende Jahrgangsstufen und Kurse:

8. Klasse ‑ 104 Schüler (28,1 %), 9. Klasse ‑ 89 Schüler (24,1 %), BVJ ‑ 37 Schüler (10 %), FL (F1,F2) ‑ 140 Schüler (37,8 %).

Alter der Befragten: zwischen 13 und 20 Jahren (über 98 % der Befragten zwischen 14 und 18 Jahren).

Geschlechterverteilung: Zwei Drittel (65,9 %) männliche Schüler, ein Drittel (33,1 %) weibliche Schüler

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Was wurde nachgefragt?

Hintergrund:- schwer überwindbare Hürden beim Zugang zu Erwerbstätigkeit

und Beruf - häufig völlig fehlende berufliche Perspektiven für Schüler mit

Förderbedarf Lernen

Fragestellungen: Berufswünsche der Schüler Quellen der Etablierung des Berufswunsches Schüler-Einschätzung: Erwartete Arbeitstugenden und eigene

Eigenschaften Zukunftserwartungen der Schüler Bedeutung von Betriebserkundungen und Betriebspraktikum Eigene Erwartungen an die zukünftige Arbeit / den zukünftigen

Beruf

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Die Berufswünsche der Jugendlichen mit Förderbedarf Lernen Schülerinnen und Schüler mit dem Förderbedarf Lernen (Auswahl:

Berufe mit 2 oder mehr Nennungen)

Beispiel: männliche Jugendliche (n =123)

genannte Berufe Häufigkeit

Kfz-Mechaniker 16 Nennungen

Schreiner, Maler / Verputzer je 12 Nennungen

Bäcker, Koch, Bauarbeiter, Karosseriebauer, Maurer, LKW-Fahrer

zwischen 6 und 3 mal genannt

Binnenschiffer, Elektrogeräte-Zusammenbauer, Straßenbauer, Elektroinstallateur, Schlosser, Metzger, Metallbauer

je 2 Nennungen

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Die Berufswünsche der Jugendlichen mit Förderbedarf Lernen Kurzkommentar:

- Breite des Spektrums bei Jungen und Mädchen in etwa gleich- Innerhalb des Spektrums bei Jungen nur drei Favoriten (>10% der

Nennungen), bei den Mädchen fünf.

- Jungen nannten deutlich mehr (hier nicht aufgeführte) Phantasie- und Traumberufe als Mädchen (von Barkeeper bis Virologe)

- Mit insgesamt deutlich unter 10% der Nennungen ist die Zahl an Phantasieberufen, fehlenden Angaben und Aussagen sie „kein Bock“, „zu Hause sitzen“ überraschend gering

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Die Berufswünsche der Jugendlichen aus BVJ und Lehrgängen F1/F2 Schüler BVJ und Förderlehrgänge (Auswahl: Berufe mit 3 oder

mehr Nennungen)

Beispiel: männliche Jugendliche (n =123)

genannte Berufe Häufigkeit

Maler / Verputzer 15 Nennungen

Koch 14 Nennungen

Gärtner, Metallbauer 10 und 9 mal genannt

Mauerer, Kfz-Mechaniker, Kaufmann im Einzelhan-del, Kfz-Lackierer, Dachdecker, Zweiradmechaniker, Metzger

zwischen 6 und 3 Nennungen

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Die Berufswünsche der Jugendlichen aus BVJ und Lehrgängen F1/F2 Kurzkommentar:

Die seit Beendigung der Schulpflicht geleistete Berufsinformation zeigt bereits Wirkung. Im Vergleich zur Gruppe der Schüler mit Förderbedarf Lernen

- gebrauchen die Teilnehmer am BVJ und F1/F2 präzisere und differenziertere Berufsbezeichnungen

- an Stelle von Konzentration auf ganz wenige Favoriten erfolgt breitere Streuung auf zunehmend auch realisierbare Berufswünsche

- verstärkte Nennung von Fachwerker- und Gehilfenberufen mit geringeren Zugangsqualifikationen

- Anteil der „Traumberufe“ ging insgesamt signifikant zurück- Von diesem positiven Trend ausgenommen werden

müssen die Wunschberufe Kfz-Mechaniker und Kaufmann/-frau im Einzelhandel, die nach wie vor sehr gefragt sind.

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Vergleich: Berufswünsche der Befragten mit denen der Jugendlichen bundesweit (Beispiel)

0

1

2

3

4

5

6

7

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9

10

Ne

nn

un

ge

n in

%

Die beliebtesten Ausbildungsberufe der Jungen in Deutschland (D) und die Wunschberufe von Schülern mit Förderbedarf Lernen (L)

Jungen (D)

Jungen (L)

http://schuelerpraktika.bildung-rp.de/SchülerPraktika/berufe_favoriten.htm (Zugriff 06.2004)

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Quellen der Etablierung des Berufswunsches

Wie bist du auf deinen Berufswunsch gekommen?

(Mehrfachantworten möglich)

Einzel-nennun-gen

% Absolut-nennungen

1 Praktikum (Betrieb, BBW, Berufsschule…) 216 25,8%

2 Wunsch / Einfluss der Eltern 146 17,4 %

3 Eigene Interessen / Hobbys 133 15,9 %

4 Eigenes Wissen und Können 71 8,5 %

5 Einfluss / Rat von Freunden 63 7,5 %

6 Gespräch mit dem Berufsberater 54 6,5 %

7 Arbeitslehreunterricht (auch BWFU …) 47 5,6 %

8 Sonstige Einflüsse 42 5,0 %

9 Fernsehen (z.B. Beobachtg. v. Menschen b. d. Arbeit) 35 4,2 %

10 Einfluss / Rat von Geschwistern 30 3,6 %

837 Absolutnennungen (n = 370)

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Schüler-Einschätzung: Erwartete Arbeitstugenden und eigene Eigenschaften In zwei räumlich von einander getrennten Fragekomplexen

wurde nach Arbeitstugenden und berufsbezogenen Eigenschaften gefragt.

Frage 5: Welche Eigenschaften sind deiner Ansicht nach wichtig im Beruf? und

Frage 9: Welche Eigenschaften kannst du in einen Beruf mitbringen?

Bei beiden Fragen ergab sich nach Auswertung der Antwor-ten eine praktisch deckungsgleiche Rangliste, deren „Spitzenreiter“ Pünktlichkeit, Höflichkeit, Zuverlässigkeit, Fleiß, Kreativität, Bereitschaft sich unterzuordnen und über das verlangte Maß hinaus ein Mehr an Arbeitsleistung zu erbringen waren.

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Schüler-Einschätzung: Erwartete Arbeitstugenden und eigene Eigenschaften Überblick über einige quantitative Ergebnisse aus den Fragen 5

und 9:

- Von den je 12 Auswahlantworten wurden bei beiden Fragen durchschnittlich fünf als zutreffend gewählt (2013 bzw. 2065 Angaben durch die 370 Befragten)

- Die Eigenschaften Pünktlichkeit, Höflichkeit, Zuverlässigkeit und Fleiß wurden jeweils von 324 bis 361 (also von fast allen!) Befragten als „wichtig“ und „erbringbar“ bezeichnet

- „Kreativität“ auf Platz 5 der Rangliste halten noch 181 für „wichtig“ und 174 für „erbringbar“.

- Bei 10 von 12 Eigenschaften setzen die Befragten das eigene Potential, diese zu erbringen im Schnitt um einen halben Prozentpunkt niedriger an als deren erkannte Wichtigkeit

- Einziger signifikaniter „Ausreißer“: Länger und mehr arbeiten als erwartet. Alle, die diese Bereitschaft für wichtig im Arbeitsleben halten, glauben hier, die Erwartungen der Arbeitgeber noch übertreffen zu können.

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Zukunftserwartungen und Einschätzung der „Selbstwirksamkeit“ der Schüler Zur Selbsteinschätzung wurden zwei korrelierende

Fragen gestellt:a) Glaubst du, dass du diesen Beruf erlernen kannst? undb) Wie schätzt du die Chancen ein, dass sich dein Berufs-

wunsch erfüllt? Die Ergebnisse bei Frage a) sind nicht hinreichend aussage-

kräftig (nur 2 Antwortmöglichkeiten), aber 88 % der Schüler bejahten sie und drückten damit ein hohes Maß an „subjektiv-realistischer Einschätzung“ aus.

Die Ergebnisse bei Frage b) zeigen, dass insgesamt 67 % der Befragten ihre Chancen als „sehr hoch“ oder „hoch“ ein-schätzen, dass sich ihr Berufswunsch erfüllt. Allerdings nimmt deren Anteil von 75 % in der 8. Jgst. auf 63 % im BVJ ab.

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Zukunftserwartungen und Einschätzung der „Selbstwirksamkeit“ der Schüler Thesen als Konsequenz aus den Angaben der Schüler:- Sie trauen sich in deutlich höherem Maße zu, Beruf bzw. Berufs-

ausbildung zu bewältigen als sie ihre Chancen auf Erfüllung ihres Berufswunsches bewerten. Den Schülern sind offensichtlich die Anforderungen einer Berufsausbildung / der Tätigkeit im Vollberuf weder im Prak-tikum noch im Arbeitslehreunterricht mit seinen Realbegegnungs-verfahren noch im Gespräch mit dem Berufsberater klar geworden.

Die als geringer eingeschätzte Chance auf Erfüllung des Berufs-wunsches basiert nicht auf einer realistischen Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten, sondern eher auf Informa-tionen über den derzeitigen Arbeitsmarkt und über Erfahrungen bei der Stellensuche.

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Zukunftserwartungen und Einschätzung der „Selbstwirksamkeit“ der Schüler Zur Stimmungslage in Bezug auf die eigene Zukunft wurde die Fra-

ge „Welche der folgenden Sätze passt am besten zu deiner Stimmung, wenn du an deine Zukunft denkst?“ gestellt (aus 5 Antwortmöglichkeiten konnten 2 ausgewählt werden).

Ergebnis:Antw. 5: Ich bin dav. überzeugt, d. ich einen guten Be-

ruf finde, wenn ich mich genügend anstrenge. 287 Nenng. 50,6 %

Antw. 2: Ich habe Angst vor dem was auf mich zu-kommt, weil d. Arbeitslosigk. so hoch ist.

152 Nenng. 26,8 %

Antw. 1: Ich mach mir da noch keine großen Ge-danken, ich bin mir sicher, dass ich eine Arbeit finde, die mir passt.

112 Nenng. 19,7 %

Antw. 3: Ich halte den ganzen Berufswahlunterricht für sinnlos, ich habe sowieso keine Chance eine ordentliche Arbeit zu finden.

10 Nenng. 1,8 %

Antw. 4: Mir ist alles scheißegal, der Staat muss sowieso für mich zahlen.

6 Nennung. 1,1 %

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Zukunftserwartungen und Einschätzung der „Selbstwirksamkeit“ der Schüler Kommentar zur Frage nach der Stimmungslage der Schüler:- 70,3 % der Absolutnennungen fallen auf die beiden positiven

Stimmungsbilder!- Besonders hervorzuheben ist, dass 111 Schüler (30 %) sich

ausschließlich f. d. Antw. 5 (Ich bin überzeugt, einen guten Beruf zu finden, wenn ich mich genügend anstrenge) entscheiden.

Es kristallisierten sich 2 häufige Antwortkombinationen heraus:

a) 93 Schüler (25,1%) mit Antwort 2 und 5 (Die Überzeugung, einen Beruf zu finden, wenn sie sich genügend anstrengen, ist verbunden mit Angst vor der Arbeitslosigkeit)

b) 78 Schüler (21,1%) mit Antwort 1 und 5 (Aus Überzeugung, einen Beruf zu finden, wenn man sich genügend anstrengt, sind große Gedanken über die Zukunft noch nicht angebracht).

Die vorgefundenen Ergebnisse indizieren eine ausgesprochen gute Stimmungslage bei den Schülern!

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Bedeutung von Betriebserkundungen und Betriebspraktikum

Bedeutung des BP für Berufswahl

54321

Ab

solu

te W

ert

e

300

200

100

0

34

107

212

Die Frage nach der Be-deutung des Betriebs-praktikums für die eige-ne Berufswahl ergab, dass 57,3 % aller Be-fragten dieses als sehr wichtig und weitere 28,9 als wichtig einstufen.

Diese Angaben korre-lieren mit den Angaben zur Etablierung des Be-rufswunsches.

n = 370

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Bedeutung von Betriebserkundungen und Betriebspraktikum

0,00%

5,00%

10,00%

15,00%

20,00%

25,00%

sehr viel viel eher wenig gar nichts

Was haben dir Betriebserkundungen für die Berufswahl gebracht?

Anteil der Nennungen

Zur indifferenten Be-wertung der Bedeu-tung der Betriebs-erkundung:

- Auswahl der Betrie- be war den zielgrup-penspezifischen be-rufskundlichen As-pekten meist nicht angepasst!

- häufig fehlten be-rufskundliche Erkun-dungsaspekte

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Eigene Erwartungen an die zukünftige Arbeit / den zukünftigen Beruf Frage: Was ist dir im Beruf später wichtig?

(9 Auswahlantworten, Mehrfachantworten möglich, 1369 Absolutnennungen bei n=370)

Bedeutsamste Antwortkombination:

Spaß an der Arbeit – gutes Auskommen mit Kollegen – guter Verdienst (Kombination von 119 Schülern / 32,2 %; die einzelnen Items mit 22% und 26 % der Absolutnennungen; jeweils von über 80 % der Befragten genannt)

Hinweise auf Anstrengungs- und Einsatzbereitschaft:

Kein Schichtdienst – nicht anstrengende Arbeit – kurze Arbeitszeiten (Items mit Anteilen zwischen 4,2 % und 5,2 % an den Absolutnennungen; von < 20% der Befragten genannt

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Thesengeleitete Interpretation

These 1: Die Grundstimmung der Jugendlichen in Bezug auf die (berufliche) Zukunft erscheint nicht negativ, sondern in der Tendenz zuversichtlich und durch Anstrengungsbereitschaft beeinflusst.

Keine schwere Arbeit, bequeme Arbeitszeiten und kein Schichtdienst sind für über 80% der Befragten nicht wichtig bei ihren Wünschen für die spätere Arbeit

Die Überzeugung, einen akzeptablen Beruf zu finden, „wenn man sich nur genügend anstrengt“ ist bei den Befragten weit verbreitet….

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Thesengeleitete Interpretation

These 2: Schüler mit dem Förderbedarf Lernen äußern in erheblichem Maße unrealistische Berufswünsche.

„Welchen Beruf möch-test du nach deiner Schulzeit erlernen?“

Glaubst du, dass du diesen Beruf ausüben kannst?

Wie schätzt du deine Chancen ein, dass sich dein Berufswunsch erfüllt?

Bewertungen stützen sich auf Aussagen zur Berufseignung und Zugangsqualifikation der BfA (http://berufenet.arbeitsamt.de)

Grundlage: nicht die „rechtlichen“, sondern die „praktizierten“ Zugangsvoraussetzungen

Hier: Berufe, in denen vorwie-gend Schüler mit Hauptschulab-schluss (max. erreichbare Zu-gangsqualifikation der Befrag-ten…) eingestellt werden.

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Konsequenzen für den berufswahlvorbereitenden Unterricht Differenzierte Einzelauswertungen bei Klassen mit signi-

fikanten Unterschieden im Berufswahlverhalten (rea-listische – realitätsferne Berufswünsche) zeigten, dass

- Praktika in realitätsfernen Berufen zu realitätsfernen Berufswünschen führen und umgekehrt

- Praktika in realitätsfernen Berufen verstärkt berufsfremde oder „am Rande des Berufs“ einzuordnende Tätigkeiten für die Praktikanten bedeuten

- Praktika in Berufen, welche für die Befragten nach möglichen umfangreichen Fördermaßnahmen zumindest erreichbar erschei-nen, können mehr Zufriedenheit bei den Praktikanten wegen sinn-vollerer Tätigkeit bedeuten

die pädagogische Begleitung in allen Phasen des Praktikums einen hohen Stellenwert für besseres Berufswahlverhalten zu haben scheint!

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Konsequenzen für den berufswahlvorbereitenden Unterricht Praktika können häufig die gestellten Erwartungen nicht

erfüllen: inhaltliche, organisatorische und pädagogische Anpassung an die Schüler mit Förderbedarf Lernen ist nicht in ausreichendem Maße gegeben

- Rollenwechsel: Schüler als in angemessenem Umfang verantwortliche Arbeitnehmer

- Erleben realitätsnaher Belastungen der Erwerbsarbeit bei gleichzeitiger pädagogischer Betreuung …

- Einsicht in Notwendigkeit und Übung von Arbeitstugenden!

Ergänzung und gelegentlich die bessere Alternative ist die Einrichtung von Schülerfirmen, die mit ihrem Angebot an Gütern und Dienstleistungen bewusst an eine Öffentlichkeit treten

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Konsequenzen für den berufswahlvorbereitenden Unterricht Pläne der Jugendlichen und ihre Bemühungen spielen

[für erfolgreichen Übergang von der Schule in ein Erwerbsleben] durchaus eine Rolle.

- Unentschiedenheit vor dem Schulabgang bezüglich des weiteren Vorgehens beeinflusst Übergang von der Schule in den Beruf negativ.

- Unentschiedene Jugendliche erweisen sich als langsamer gegenüber solchen, die den Abgang von der Schule bereits früher anvisiert hatten.“ (vgl. Ehret et al. 2003, 88 – Ergebnisse der Bremer Längsschnittstudie an 1686 Jugendlichen ab 1989).

- Frühzeitige Vorbereitung der Schüler auf die nachschulische Welt, auf das Verlassen des Schonraums Schule!

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Konsequenzen für den berufswahlvorbereitenden Unterricht Schüler legen sich frühzeitig auf Wunschberufe fest; die

Berufswünsche sind besonders bei Schülern mit Förderbedarf Lernen sehr oft nicht realisierbar.

eine Beeinflussung der Schüler im weiteren Prozess der Berufswahlvorbereitung in Richtung auf Verzicht auf den Wunschberuf ist großen Hemmnissen unterworfen und äußerst zeitaufwändig.

Frühzeitige Steuerung (möglichst lange vor dem Beginn der Betriebs- oder Berufspraktika) der Entwicklung von Berufswünschen scheint sehr wichtig.

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Konsequenzen für den berufswahlvorbereitenden Unterricht Forderungen bezüglich Methodik und Lerninhalten:- Betriebserkundung ohne größeren Einfluss auf Berufswahl; ggf.

Gruppenerkundungen mit gezielten Arbeits- /Beobach-tungsaufträgen und mit Gelegenheit zur „teilnehmenden Beobachtung“

- Betriebspraktika verdienen verstärkte Beachtung (Bildung von Voreinstellungen und Konfrontation mit beruflichen Anforderungen)

intensive berufskundl. Vorbereitung: Berufsfelder /-bilder, die gewisse Chancen auf Erwerbstätigkeit bieten

Auswahl der Praktikumsbetriebe ergänzen durch Berufsbildungswerke und Werkstätten, welche in der Praxis Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten bieten.

Die Tätigkeiten in den Praktika sind auf ihren Bezug zur Berufstätigkeit im Wunschberuf kritisch zu hinterfragen

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„Lebensorientierung“ gewinnt Gewicht gegenüber der Berufsorientierung Entwicklung von Fähigkeiten, Fertigkeiten und

Qualifikationen bei Schülern mit Förderbedarf Lernen mit Fokus auf den Lebensbereich „privater Haushalt“ …

- Substitution von Einkommensverlusten durch Eigentätigkeit und Übersicht beim Wirtschaften

- „Auskommen mit dem Einkommen“ erfordert komplexe Strategien

- Gesunde Ernährung nicht (nur) eine Frage des Geldes

- Erwerbslosigkeit ist nicht „Arbeitslosigkeit“

Arbeit als Grundphänomen menschlichen Daseins…


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