+ All Categories
Home > Documents > Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische...

Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische...

Date post: 07-Feb-2018
Category:
Upload: duongkhanh
View: 220 times
Download: 3 times
Share this document with a friend
28
1 Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische Bedeutung im 20. Jahrhundert Legenden, Fakten und Hintergründe von Dipl.-Ing. Jürgen Schröter Einleitung In das kollektive Gedächtnis hat sich der Name „Pearl Harbor“ eingebrannt als Chiffre für militärische Infamie und für ein Verhängnis, das Nichtsahnenden aus heiterem Himmel droht. Dies ist ein „Verdienst“ derjenigen „Hofhistoriker“ der USA, die verhindern wollten, daß die Wahrheit über Hintergründe des Angriffs auf Pearl Harbor eine breite Öffentlichkeit erreicht. Diese Wahrheit ist nämlich wenig schmeichelhaft für die Politik der damaligen US-Regierung unter Präsident Franklin D. Roosevelt. Viele kennen Pearl Harbor nur als ein militärisches Ereignis: den Angriff japanischer Kampfflugzeuge von ihren sechs Flugzeugträgern aus auf den US-Flottenstützpunkt am Morgen des 7. Dezember 1941, bei dem viele Schiffe versenkt bzw. kampfunfähig gemacht wurden. Aber dieser Angriff hat eine weniger bekannte Vorgeschichte: Die sehr große Mehrheit der US-Bevölkerung war Ende der 30er und Anfang der 40er Jahre absolut dagegen, daß die USA in den bis dahin „europäischen“ – Krieg eintreten. Präsident Roosevelt wollte jedoch Großbritannien (und anderen Ländern) nicht nur heimlich Waffen liefern, sondern die USA aktiv am Krieg im Kampf gegen die drei „Achsenmächte“ Deutschland, Italien und Japan beteiligen. Angesichts der „isolationistisch“-pazifistischen Stimmung in der Bevölkerung war dies jedoch ohne einen überzeugenden Kriegsgrund unmöglich. Mit einer fein ersonnenen Erbargo-Politik gegen Japan provozierte die US-Administration eine japanische Reaktion, die dann zum Angriff auf Pearl Harbor führte. Dieser von der US-Führung als „heimtückischer Überfall“ bezeichnete kriegerische Akt führte schlagartig zu einem Stimmungsumschwung in der Bevölkerung ein Kriegseintritt der USA war nun kein Problem mehr. Mit der amerikanischen Kriegserklärung an Japan der Kriegserklärungen von Deutschland und Italien an die USA folgten wurde der Krieg zum 2. Weltkrieg, der schließlich in den Abwürfen von Atombomben über Hiroshima und Nagasaki endete. Keiner kann sagen, wie der Krieg ohne eine USA-Beteiligung ausgegangen wäre und wann er geendet hätte. Sicher ist jedoch, daß die militärische und wirtschaftliche Stärke der USA die Kräfteverhältnisse entscheidend zu Gunsten der Alliierten veränderte. Bereits die Ergebnisse des „Joint Committee on the Investigation of the Pearl Harbor Attack“ von 1945/46 haben bewiesen, daß die Pazifik-Kriegstreiber nicht in Tokio, sondern in Washington saßen. Obwohl die Ergebnisse dieses Untersuchungs- ausschusses damals durchaus publiziert wurden, berichtete die Mehrheit der Medien in den USA im Sinne des inzwischen verstorbenen Präsidenten Roosevelt, der als Kriegsheld gefeiert wurde.
Transcript
Page 1: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 1 –

Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische Bedeutung im 20. Jahrhundert

– Legenden, Fakten und Hintergründe –

von Dipl.-Ing. Jürgen Schröter

Einleitung In das kollektive Gedächtnis hat sich der Name „Pearl Harbor“ eingebrannt als Chiffre für militärische Infamie und für ein Verhängnis, das Nichtsahnenden aus heiterem Himmel droht. Dies ist ein „Verdienst“ derjenigen „Hofhistoriker“ der USA, die verhindern wollten, daß die Wahrheit über Hintergründe des Angriffs auf Pearl Harbor eine breite Öffentlichkeit erreicht. Diese Wahrheit ist nämlich wenig schmeichelhaft für die Politik der damaligen US-Regierung unter Präsident Franklin D. Roosevelt. Viele kennen Pearl Harbor nur als ein militärisches Ereignis: den Angriff japanischer Kampfflugzeuge von ihren sechs Flugzeugträgern aus auf den US-Flottenstützpunkt am Morgen des 7. Dezember 1941, bei dem viele Schiffe versenkt bzw. kampfunfähig gemacht wurden. Aber dieser Angriff hat eine weniger bekannte Vorgeschichte: Die sehr große Mehrheit der US-Bevölkerung war Ende der 30er und Anfang der 40er Jahre absolut dagegen, daß die USA in den – bis dahin „europäischen“ – Krieg eintreten. Präsident Roosevelt wollte jedoch Großbritannien (und anderen Ländern) nicht nur heimlich Waffen liefern, sondern die USA aktiv am Krieg im Kampf gegen die drei „Achsenmächte“ Deutschland, Italien und Japan beteiligen. Angesichts der „isolationistisch“-pazifistischen Stimmung in der Bevölkerung war dies jedoch ohne einen überzeugenden Kriegsgrund unmöglich. Mit einer fein ersonnenen Erbargo-Politik gegen Japan provozierte die US-Administration eine japanische Reaktion, die dann zum Angriff auf Pearl Harbor führte. Dieser von der US-Führung als „heimtückischer Überfall“ bezeichnete kriegerische Akt führte schlagartig zu einem Stimmungsumschwung in der Bevölkerung – ein Kriegseintritt der USA war nun kein Problem mehr. Mit der amerikanischen Kriegserklärung an Japan – der Kriegserklärungen von Deutschland und Italien an die USA folgten – wurde der Krieg zum 2. Weltkrieg, der schließlich in den Abwürfen von Atombomben über Hiroshima und Nagasaki endete. Keiner kann sagen, wie der Krieg ohne eine USA-Beteiligung ausgegangen wäre und wann er geendet hätte. Sicher ist jedoch, daß die militärische und wirtschaftliche Stärke der USA die Kräfteverhältnisse entscheidend zu Gunsten der Alliierten veränderte. Bereits die Ergebnisse des „Joint Committee on the Investigation of the Pearl Harbor Attack“ von 1945/46 haben bewiesen, daß die Pazifik-Kriegstreiber nicht in Tokio, sondern in Washington saßen. Obwohl die Ergebnisse dieses Untersuchungs-ausschusses damals durchaus publiziert wurden, berichtete die Mehrheit der Medien in den USA im Sinne des inzwischen verstorbenen Präsidenten Roosevelt, der als Kriegsheld gefeiert wurde.

Page 2: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 2 –

Dieses Script ist die Kurzform der gleichnamigen Vorlesung an der Technischen Fachhochschule Berlin im Rahmen der „Hiroshima-Nagasaki Peace Study Courses“ und wird aufzeigen, welche Teile der Geschichten um Pearl Harbor auf Legenden beruhen und die historischen Fakten und ihre Hintergründe benennen. Es werden die weltpolitischen Folgen – Kriegseintritt der USA, Kriegsverlauf, Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, Beginn des „Kalten Krieges“ – beleuchtet, die der japanische Angriff auf Pearl Harbor hatte.

Was bedeutet „revisionistische Geschichtsschreibung“? Zunächst ist der Begriff „Geschichtsschreibung“ zu klären. Er bedeutet (nach Brockhaus):

„Die literarisch geformte Darstellung vergangener oder zeitgeschichtlicher Ereignisse, Zustände, Gestalten auf Grund der Überlieferung, eigener Erfahrung oder kritischer Forschung (Geschichtswissenschaft). Ihr Wert bemißt sich sowohl nach der sachlichen Zuverlässigkeit wie auch nach der Gestaltungskraft des Geschichtsschreibers.“ Die Definition läßt erkennen, daß „sachliche Zuverlässigkeit“ nicht unbedingt garantiert ist, sie kann durch „Gestaltungskraft des Geschichtsschreibers“ beeinflusst – oder gar absichtlich stark manipuliert – werden. In Europa begann die Geschichtsschreibung mit den Griechen und für die Historiker des alten Griechenlands war selbstverständlich, die Überlieferung einer kritischen, „revisionistischen“ Untersuchung zu unterziehen. Einer ihrer bedeutendsten Vertreter war Thukydides (Athen, ca. 460 – ca. 400 v. Chr.). Thukydides, der als Feldherr im Peloponnesichen Krieg 424 v. Chr. ein athenisches Kontingent befehligte, schrieb später die „Geschichte des Peloponnesischen Krieges“ auf.

Von ihm ist überliefert: Bild 1: Marmorbüste des Thukydides

„So fand ich die Vorzeit, in mühevoller Untersuchung, da nicht jedem ersten besten Zeugen zu trauen war. Denn die Menschen nehmen alle Nachrichten von Früherem, auch was im eigenen Lande geschah, gleich ungeprüft voneinander auf. … Was aber tatsächlich geschah in dem Kriege, erlaubte ich mir nicht nach Auskünften des ersten besten aufzuschreiben, auch nicht nach „meinem Dafürhalten“, sondern bin Selbsterlebtem und Nachrichten von anderen mit aller erreichbaren Genauigkeit bis ins Einzelne nachgegangen.“ Thukydides‘ Schilderungen der Ereignisse sind knapp, auf Tatsachen bedacht (Namen, Zahlen, Chronologie) und ein Vorbild an Objektivität – obwohl er zuvor im Krieg selbst Partei war! Revisionismus ist somit von der Sache her seit der Antike ein fester Bestandteil der kritischen Geschichtswissenschaft. Allgemein gebräuchlich wurde dieser Begriff allerdings erst in der historischen und politischen Diskussion des 1. Weltkrieges. Leider hat sich die Schilderung geschichtlicher Ereignisses die Objektivität des Thukydides nicht bewahren können.

Page 3: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 3 –

Beispiele für die Manipulation geschichtlichen Fakten sind:

• das Mittelalter: Diese Zeit wurde früher als grausam und rückständig angesehen. Jüngste Forschungen haben ergeben, daß dieses Bild eine Erfindung der Renaissance war, deren Vertreter sich bemühten, ihren neuen Geist auf Kosten des als übertrieben „rückständig“ diffamierten Mittelalters herauszustellen.

• die Ausrottung der Indianer durch die Siedler und Armee Nordamerikas: hier leugnet die „offizielle“ Geschichtsschreibung nicht die Fakten des Völkermords, versucht jedoch, ihr durch stark subjektive Darstellungen – Indianer sind blutlechzende Bestien und intellektuell den Weißen nicht gleichwertig – den Anschein einer Rechtfertigung für das Geschehene zu geben.

• die „Kriegsschuld am 1. Weltkrieg“: siehe unten. Im Falle der „Indianer“ und „Kriegsschuld“ wird deutlich, daß die „offizielle“ Geschichts-schreibung das Werk der Sieger ist. Die spätere „revisionistische“ Aufarbeitung der Fakten durch Historiker hat es schwer, sich gegen die bereits verfestigten Meinungen durchzusetzen. Die Fakten zur „Kriegsschuld am 1. Weltkrieg“ sind:

Im Weltkrieg 1914/18 hatten die Ententemächte in der Anwendung von Propaganda gegenüber den Mittelmächten einen erheblichen Vorsprung. Zum einen waren die internationalen Telegraphenleitungen und die großen internationalen Pressekonzerne in ihrer Hand, zum anderen waren die britische und französische Regierung weitaus rücksichtsloser in der Verbreitung von Greuelpropaganda über angebliche (in der Regel erfundene) deutsche und österreichische Untaten. Der Entente gelang es schon während des Krieges mit großem Erfolg, Deutschland und Österreich für den Ausbruch des Krieges verantwortlich zu machen. Der Versailler Vertrag von 1919 lastete mit seinem § 231 die alleinige Kriegsschuld Deutschland an. Damit sollte eine völkerrechtliche Grundlage für praktisch unbeschränkte deutsche Reparationsleistungen geschaffen werden. Die deutsche Verhandlungs-delegation in Versailles wurde von den Alliierten durch Fortsetzung der Hungerblockade und die Drohung mit einem Einmarsch in das Landesinnere Deutschlands gezwungen, den Versailler Vertrag mitsamt dem Kriegsschuld-Paragraphen zu unterzeichnen. Frankreich hatte, gemessen am Umfang der Bevölkerung, prozentual die höchsten Menschenverluste zu beklagen. Trotz des Sieges von 1918 erschien der Krieg vielen Franzosen als Katastrophe, und so war es kein Wunder, daß schon ab 1920 französische Publizisten und Historiker schwere und gutbegründete Anklagen gegen die Staatsführung von 1914 – insbesondere gegen Präsident Raymond Poincaré – erhoben. Ähnliches geschah in Kanada und USA, wo 1924 der junge Prof. Harry Elmer Barnes das breite intellektuelle Publikum mit den revisionistischen Thesen zur Kriegsschuldfrage bekannt machte und eine heftige öffentliche Debatte auslöste. Aufgrund der veröffentlichten Dokumente konnten die revisionistischen Historiker nachweisen, daß Rußland, Frankreich und Serbien eher mehr Verantwortung für den Ausbruch des Krieges trugen, als Deutschland und Österreich-Ungarn.

Page 4: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 4 –

Seit Ende der zwanziger Jahre wurden die revisionistischen Thesen in den USA, Frankreich und England von großen Teilen der Öffentlichkeit akzeptiert. Dies sollte nicht ohne Folgen bleiben!

Die politische Entwicklung in den USA von 1914 bis 1941 Die internationale revisionistische Bewegung in Sachen „Kriegsschuldfrage“ fand in der Öffentlichkeit eine zunehmende Beachtung. In den USA trug sie vor allem dazu bei, daß führende Verlage und Zeitungen intensiv hierzu berichteten. Die amerikanische Öffentlichkeit war 1916/17 mit großangelegten Propaganda-Kampagnen auf den Eintritt in den europäischen Krieg eingestimmt worden, u.a. mit Parolen wie „the war to end all wars“ und „to make the world safe for democracy“. Die realen Ergebnisse des 1. Weltkrieges führten zu einer gründlichen Desillusionierung. Hinzu kam die Weigerung England und Frankreichs, ihre Kriegsschulden in vollem Unfang an die USA zurückzuzahlen. 1936 trat ein Untersuchungsausschuß des US-Senats (Vorsitz Senator Gerald Nye) zusammen, der sich mit der Rolle der amerikanischen Rüstungsindustrie während des 1. Weltkrieges beschäftigte. Er kam zu dem Ergebnis, daß die USA 1917 nicht wegen des deutschen U-Boot-Krieges und auch nicht wegen irgendwelcher idealistischen Ziele in den Krieg eingetreten waren. Vielmehr sollte die glänzende Rüstungskonjunktur, die durch Waffenverkäufe an die Entente-Mächte entstanden war, verlängert werden. Ferner sollten die an England und Frankreich gegebenen Kredite gerettet werden, die im Falle eines deutschen Sieges verloren gewesen wären. Das Ergebnis dieses Untersuchungsausschusses verschaffte den Revisionisten weitere Resonanz in der amerikanischen Öffentlichkeit und löste eine Welle von Artikeln und Büchern über den amerikanischen Kriegseintritt 1917 aus – u.a. Charles Callan Tansill (1890 – 1964) „America goes war“, erschienen 1938. Führende revisionistische Historiker (Harry Elmer Barnes, Charles Callan Tansill, Charles Austin Beard) engagierten sich für das „America First Movement“, die so genannten „Isolationisten“. Diese starke Meinungsgruppe berief sich auf die Gründerväter der amerikanischen Republik und plädierte für eine Außenpolitik, die sich nur soweit in die Händel der Welt einmischt, wie es die nationalen Interessen der USA geboten. Im Gegensatz zu den „Isolationisten“ vertraten die „Interventionisten“ die Auffassung, Amerika habe in der Welt eine Mission zu erfüllen und weltweit amerikanische Werte durchzusetzen, notfalls auch mit militärischer Gewalt. Die „Interventionisten“ fanden in Franklin Delano Roosevelt (FDR) eine überragende Führergestalt. FDR hatte als Kandidat der Demokraten 1932 die Präsidentschaftswahlen gewonnen, die inmitten der verheerendsten Wirtschaftskrise der USA stattfanden (12 .. 15 Millionen Arbeitslose bei 120 Mio Gesamtbevölkerung). Das Programm Roosevelts und der Demokraten zur Überwindung der Wirtschaftskrise trug die Bezeichnung „New Deal“, was soviel wie „Neuverteilung der Karten“ bedeutete. Es sah vor:

• staatliche Interventionen zur Rettung bankrotter Banken und Industriebetriebe • ein großes Programm für öffentliche Arbeiten zur Schaffung von Arbeitsplätzen

Page 5: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 5 –

• die Einführung eines Sozialversicherungssystems • eine gewisse Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums zugunsten der Farmer

und Industriearbeiter Dieses Programm ließ sich nur durch eine bis dahin in Friedenszeiten nie dagewesene staatliche Verschuldung finanzieren (Inflation!). Der Regierung Roosevelt gelang es, das Land langsam aus der wirtschaftlichen Talsohle herauszuführen, was ihr 1936 einen überwältigenden Wahlsieg bescherte. Mit einem völlig von den Demokraten beherrschten Kongreß versuchte FDR nun, den Aufbau des Sozialversicherungssystems und eine Umverteilung zugunsten der unteren Klassen zu forcieren. Dies stieß auf den Widerstand der Oberschicht, die Roosevelts Pläne für den gesellschaftlichen Umbau zum Stillstand brachte. Dies trug dazu bei, daß es 1937 in den USA zu einer erneuten Wirtschaftskrise kam, ohne daß die alte wirklich überwunden war. Der „New Deal“ war damit gescheitert und ein erneuter Versuch angesichts der gesellschaftlichen Machtverhältnisse wenig erfolgversprechend. Roosevelt, der sich bisher ganz auf die Innenpolitik konzentriert hatte, entdeckte nun sein Interesse für die Außenpolitik! Europa und der Ferne Osten wurden 1937 von Krisen und bewaffneten Konflikten erschüttert:

• Japan fiel in Zentralasien ein • in Spanien tobte ein Bürgerkrieg • das nationalsozialistische Deutschland rüstete auf und machte sich daran, die

„Versailler Ordnung“ zu beseitigen Am 5. Oktober 1937 rief Roosevelt in Chicago in einer Rede dazu auf, die „Aggressor-nationen“ Japan, Deutschland und Italien unter „Quarantäne“ zu stellen, d.h. sie politisch zu isolieren und eine Koalition der „friedliebenden“ Staaten gegen sie zu bilden. Roosevelts antideutsche und antijapanische Einstellung war allgemein bekannt. Daraufhin hatten die „America Firsters“ den Verdacht, daß Roosevelt mit seinem plötzlichen außenpolitischen Engagement die Absicht verfolgte, die wirtschaftliche Misere Amerikas durch eine Hochkonjunktur mittels Aufrüstung und Krieg zu überwinden – ein Rezept, das sich schon im amerikanischen Bürgerkrieg und im 1. Weltkrieg bewährt hatte. Die führenden revisionistischen Historiker (wie Barnes, Tansill und Beard) hatten zunächst mit FDR und seinem Reformprogramm „New Deal“ sympathisiert, wurden aber nach 1937 aufgrund der außenpolitischen Ambitionen Roosevelts zu seinen erbitterten Gegnern! Dies trug dazu bei, daß vier Fünftel der USA-Bevölkerung isolationistisch eingestellt waren und jegliche Verwicklung in ausländische Kriegsabenteuer ablehnte! Hinter den „Interventionisten“ standen Teile der Hochfinanz, der Großindustrie und der größte Teil der Presse, Rundfunk und Filmindustrie. Aber trotz großangelegter Pressekampagnen – denen sich als einzige überregionale Tageszeitung die „Chicago

Page 6: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 6 –

Tribune“ entgegenstellte – gelang es den „Interventionisten“ nicht, die Bevölkerung umzustimmen. Laut Gallup-Umfrage lehnten 1940/41 unverändert mehr als 80% der Bevölkerung einen Eintritt der USA in den europäischen Krieg ab! Die Stimmung in der Bevölkerungsmehrheit zwang Roosevelt im Präsidentschafts-wahlkampf 1940 hoch und heilig zu versprechen, die USA aus allen Kriegsabenteuern herauszuhalten – „es sei denn, wir werden angegriffen!“ Dies hinderte FDR allerdings nicht, Großbritannien so gut es ging mit Krediten und Waffen zu versorgen und in den USA ein riesiges Aufrüstungsprogramm anlaufen zu lassen. Parallel dazu betrieb er ohne Wissen der Öffentlichkeit oder des Kongresses eine Geheimdiplomatie, die die USA über kurz oder lang in den Krieg führen mußte. Für die amerikanische Bevölkerung war der japanische Angriff am 7.12.41 auf Pearl Harbor ein schwerer Schock. Die Überraschung war umso größer, als seit Monaten diplomatische Verhandlungen zwischen Washington und Tokio zur Beilegung der Differenzen geführt worden waren. Der Angriff auf Pearl Harbor bewirkte einen völligen Stimmungs-Umschwung in der US-Bevölkerung! Die „Isolationisten“ verstummten und ganz Amerika vereinigte sich unter dem Schlachtruf „Remember Pearl Harbor“, um bis zum völligen Sieg über Japan zu kämpfen.

Krieg in Europa mit Ausweitung zum 2. Weltkrieg Die Wurzeln für den 2. Weltkrieg liegen mit Sicherheit auch im „Vertrag von Versailles“, in dem die Sieger des 1. Weltkrieges nicht nur das Eingeständnis der alleinigen Kriegsschuld von Deutschland erzwangen, sondern auch immense Reparationsleistungen. Durch die veröffentlichten Fakten der revisionistischen Historiker zur Kriegsschuldfrage war die Grundlage der Versailler Ordnung in Frage gestellt. Aber die deutschen Hoffnungen auf eine Revision des Versailler Vertrages erfüllten sich nicht. Die Widerstände der Regierungen in London und Paris waren zu groß, um eine Mitschuld anzuerkennen und auf die wirtschaftlichen Vorteile der Reparationsleistungen Deutschlands zu verzichten. Die Regierungen der Weimarer Republik hatten in der Kriegsschuldfrage eine revisionistische Position vertreten. Diese Politik wurde nach 1933 von der nationalsozialistischen Reichsregierung selbstverständlich fortgesetzt. Angesichts der Fakten zur „deutschen Kriegsschuld“ war es nicht schwer, die deutsche Öffentlichkeit von der „Schändlichkeit der Versailler Verträge“ zu überzeugen und so den Boden für eine Beendigung dieser Schmach zu bereiten. Am 27.9.1940 wurde in Berlin der Dreimächtepakt zwischen Deutschland, Italien und Japan auf 10 Jahre abgeschlossen. Er hatte zum Ziel, eine „neue Ordnung“ in Europa und im „Großasiatischen Raum“ zu schaffen und gemeinsam aufrecht zu erhalten. Nachträglich wurde der Dreimächtepakt dahingehend eingeschränkt, daß durch ihn der bestehende Status zur Sowjetunion nicht berührt werden sollte.

Page 7: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 7 –

Dieser Sonderstatus ergab sich durch einen am 23.8.1939 abgeschlossenen Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und der Sowjetunion – dem so genannten „Hitler-Stalin-Pakt“. Dieser sicherte der Sowjetunion einen breiten „Sicherheitsgürtel“ von Finnland über Estland/Lettland bis Ost-Polen. Im Fernen Osten schritt Japan bereits 1931 zur Eroberung der Mandschurei, 1937 fiel Japan in Zentralchina ein – ohne daß man von einem Krieg sprach. In Spanien tobte 1937 ein Bürgerkrieg. Hitler errichtete das „Protektorat Böhmen und Mähren“ und zerschlug im März 1939 die Rest-Tschechoslowakei – ohne daß es zum Krieg kam. Das europäische Gleichgewicht der Kräfte hatte sich jedoch signifikant geändert! Der Krieg in Europa:

• wurde am 1.9.1939 mit dem Angriff Deutschlands auf Polen ausgelöst

• Folge: England und Frankreich erklärten am 3.9.1939 Deutschland den Krieg

• im April 1940 stellte Deutschland Dänemark und Norwegen ein Ultimatum. Dänemark nahm an, Norwegen weigerte sich und wurde von deutschen Truppen überfallen, England stellte sich an die Seite Norwegens

• im Mai 1940 stellte Deutschland Ultimaten an Belgien und die Niederlande

• es folgte im Mai 1940 der Westfeldzug mit einem „Blitzkrieg“-Sieg über Belgien, die Niederlande und Frankreich

• Deutschland begann den Luftkrieg über England

• am 10.6.1940 trat Italien auf Seiten Deutschlands mit Kriegserklärungen an England und Frankreich in den Krieg ein, italienischer Angriff auf Griechenland

• deutsche Kriegsmarine versucht die amerikanische Versorgung von England zu unterbinden

• am 22.6.1941 beginnt Deutschland – trotz Nichtangriffspakt – den Rußland-Feldzug (Unternehmen „Barbarossa“), die Slowakei, Finnland und Ungarn schließen sich diesem wenige Tage später an, Rumänien folgt

Wie das Bild 2 zeigt, war die militärische Lage in Europa zum Jahresende 1941 für die Alliierten äußerst kritisch. Mit Ausnahme von fünf neutralen Staaten (Schweiz, Schweden, Spanien, Portugal und Irland) war der Kontinent von den Truppen des Deutschen Reichs und deren Verbündeten (Italien, Slowakei, Ungarn, Rumänien und Finnland) besetzt. Auch das „Unternehmen Barbarossa“ war zunächst für Deutschland außerordentlich erfolgreich (deutsche Truppen waren bereits im Oktober 1941 vor Moskau), jedoch brachte die „Kesselschlacht von Stalingrad“ im Winter 1942/43 die Kriegswende zugunsten der Sowjetunion. Am 18.1.1942 – also nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor – wurde der Dreimächtepakt durch ein Militärbündnis zwischen den drei Hauptmächten vertieft (die japanische Regierung bezeichnete später die deutsche Kapitulation vom 7.5.45 als Bruch des Dreimächtepakts.) Schon vorher, am 11.12.1941, hatten Deutschland und Italien gemeinsam den USA den Krieg erklärt.

Page 8: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 8 –

Bild 2: Kriegshandlungen im 2. Weltkrieg in Europa Bis 1941 hatte sich der Krieg auf Europa (und den Mittelmeerraum) beschränkt. Durch den Angriff der Japaner auf Pearl Harbor weitete er sich zum Weltkrieg aus!

Das Projekt „Magic“ Das Rückgrat der amerikanischen Nachrichtenaufklärung bestand 1941 aus 22 entlang der Pazifikküste aufgereihten Lauschposten – 17 in den USA (13 der Navy und 4 der Army), 4 britisch, 1 in Holländisch-Ostindien (heute Indonesien) – plus 4 Auswertungszentren. Die aufgefangenen verschlüsselten japanischen Funknachrichten wurden zu den vier kryptologische Abteilungen weitergeleitet, wo alle Nachrichten dechiffriert wurden. Die Japaner verschlüsselten sowohl den diplomatischen als auch den militärischen Nachrichtenverkehr. Zur Anwendung kamen zwei Verschlüsselungssysteme:

• „Purple“ für den diplomatischen Nachrichtenverkehr,

• „Kaigun Ango“ für den Nachrichtenverkehr der japanischen Marine und dem im Ausland stationierten Personal (Spionage).

Der „Purple-Code“ wurde vom japanischen Außenministerium für die Verschlüsselung der Funknachrichten zu und von den japanischen Botschaften und Konsulaten im Ausland eingesetzt.

Page 9: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 9 –

Der „Kaigun Ango“ ist ein System aus 29 verschiedenen Codes (Verschlüsselungs-Algorithmus), der auch als „5-Num-Code“ bezeichnet wird, weil jeweils eine Gruppe von fünf Ziffern für ein japanisches Wort oder einen Ausdruck stand. Bild 3: Prinzip der Nachrichten-Ciffrierung und -Dechiffrierung In den Auswertungszentren versuchten Spezialisten – die „Kryptologen“ – die verschlüsselten Nachrichten zu entschlüsseln, d.h. den „Code zu knacken“. Der größte Star unter den US-amerikanischen Kryptologen war Agnes May Meyer Driscoll (Bild 4). Sie trat im Februar 1918 im Alter von 28 Jahren aus patriotischen Gründen in die Marinereserve ein. Zuvor hatte Frau Meyer Driscoll an der Ohio State University Physik, Mathematik und Statistik sowie Ingenieurwesen studiert. Zunächst durchlief sie bei der Marine eine Ausbildung im Kryptologiezentrum. Anschließend nahm sie eine Anstellung bei einem Unternehmen an, das im kalifornischen Oakland elektronische Rechenmaschinen entwickelte und herstellte. Dort wurde sie Expertin für maschinelle Kryptologie. Bild 4: Agnes Meyer Driscoll 1924 trat Frau Meyer Driscoll erneut in die Dienste der US-Marine, diesmal als Zivilistin. Sie lernte schnell und knackte bis in den 2. Weltkrieg hinein jedes von der japanischen Marine eingeführte Codesystem – so wurde sie Chef-Kryptologin.

Page 10: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 10 –

Die „normale“ japanische Schrift ist die Zeichenschrift „Kanji“ (siehe Bild 5 und eine Vergrößerung unten), die ursprünglich aus China stammt.

Der Zeichenumfang von „Kanji“ ist enorm hoch und eignet sich aus diesem Grund nicht für eine Nachrichten-Codierung. Bild 5: die japanische „Kanji“-Schrift

Neben der Zeichenschrift „Kanji“ verwenden die Japaner auch noch zwei Silbenschriften:

1) „Katakana“, in der es genau ein Zeichen je Silbe gibt, nämlich 47 Zeichen plus 1 Zeichen für das silbenabschließende „n“ und

2) „Hiragana“, bestehend aus einem Satz von ehemals 50 Zeichen, von denen heute noch 45 regulär im Gebrauch sind.

Das Bild 6 zeigt die Zeichen der Silbenschrift „Katakana“: Im Gegensatz zu „Kanji“ eignen sich „Katakana“ und „Hiragana“ ebenso gut für eine Nachrichten-Codierung, wie das lateinische Alphabet, das aus 26 Buchstaben besteht.

Bild 6: die japanische Silbenschrift „Katakana“ Das von Agnes Meyer Driscoll aufgebaute Kryptologenteam war das erste auf amerikanischer Seite, das das japanische Codesystem zu identifizieren vermochte. Es erscheint auf den 1. Blick einfach: eine Gruppe von 5 Ziffern steht für eine japanische Silbe – daher die Bezeichnung „5-Num-Code“.

Page 11: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 11 –

Aber die Japaner modifizierten den ursprünglichen 5-Num-Code durch Zuordnung von Additions- oder Subtraktionsziffern! Zwei Zahlenverfremdungssysteme wurden verwendet: eines für den Vormittag, das andere für den Nachmittag. So konnte es z.B. sein, das am Vormittag die Zahl 11111 zum ursprünglichen fünfstelligen Nummernblock addiert und an Nachmittag von ihm subtrahiert werden mußte. Die Japaner hielten ihren 5-Num-Code für nicht entschlüsselbar, aber Frau Meyer Driscoll und ihrem Team gelang dies immer wieder! Aus Archivunterlagen geht hervor, daß die amerikanische Funkaufklärung spätestens ab 4. Oktober 1940 alle Botschaften, die in diesem Code verschlüsselt waren, mitlesen konnten! Das Bild 7 zeigt das Abhör-protokoll eines verschlüsselten japanischen Funkspruchs im „5-Num-Code“. Die Ziffern- bzw. Buchstaben-Gruppen 02530 KOKOK in der zweiten Reihe links weisen den Funkspruch als geheimen Agentenbericht aus und damit als von hohem Interesse für die US-Kryptologen. Laut Stempel (oben halblinks) wurde diese Botschaft um 12:58 Uhr im RCA-Büro in Honolulu eingeliefert, laut Stempel unten (das Siegel des japanischen Konsulats überlappend) um 13:04 Uhr gesendet Bild 7: Abhörprotokoll, /2/: Quelle = PHPT 38, Belegstück 232 Mit diesem Wissen in ihren Händen waren Präsident Roosevelt, das State Department, die Armee und die Marine in alle Pläne und Absichten der Japaner eingeweiht – außer der militärischen Führung in Pearl Harbor, die man nicht über die Erkenntnisse informiert hatte! Die Führungsspitze der USA wußte, was die Japaner untereinander sagten, was sie dachten und was sie vorhatten! George Morgenstern schreibt dazu: „Unsere Beamten hätten nicht besser informiert sein können, wenn sie im japanischen Kriegsrat gesessen hätten. Unsere Führer betrachteten den Einbruch in den japanischen

Page 12: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 12 –

Code als ein Geschenk der Götter, weshalb sie die Kryptologie als „Magic“ bezeichneten“. Diese Tatsachen wurden jedoch erst mit dem Untersuchungsausschuß des Kongresses von 1945/46 („Joint Committee on the Investigation of the Pearl Harbor Attack“) enthüllt (siehe unten). Bis dahin wußte weder die japanische Regierung noch die amerikanische Öffentlichkeit von „Magic“ und es konnte die Legende vom „heimtückischen Überfall“ auf Pearl Harbor gebildet werden!

Diplomatie zwischen den USA und dem Kaiserreich Japan vor dem Angriff auf Pearl Harbor In den Jahren vor dem Pearl-Harbor-Angriff sprach Präsident Roosevelt – auch bedingt durch die öffentliche Meinung in den USA – immer wieder vom Frieden. Beispielhaft am 30.10.40 bei einer Wahlkampfrede in Boston: „Ich habe es bereits gesagt, aber ich werde es wieder und wieder sagen: Eure Söhne werden nicht auf irgendwelche ausländischen Kriegsschauplätze geschickt werden.“ Seine Taten jedoch straften seine Worten Lügen: Roosevelt

• leerte im Verlauf des Juni 1940 die amerikanischen Arsenale, um die britische Armee neu auszurüsten, die ihre Waffen in Dünkirchen verloren hatte

• überließ am 2.9.40 Großbritannien durch eine Verfügung 50 amerikanische Zerstörer

• teilte am 8.11.40 – nach seiner Wiederwahl – Großbritannien die Hälfte der amerikanischen Rüstungsproduktion zu (was u.a. zu einem Notstand an Flak, Aufklärungsflugzeugen und Schiffen in Pearl Harbor führte)

• gestattete am 29.5.41 die Ausbildung britischer Piloten in den USA

• erteilte der Navy am 11.9.41 den Befehl, bei Begegnung mit deutschen und italienischen Kriegsschiffen „sofort zu schießen“

• führte m.a.W. Krieg im Atlantik ohne Kriegserklärung Roosevelt brannte darauf, in den Krieg in Europa einzutreten, aber Hitler brachte keine ausreichende Provokation, um eine amerikanische Kriegserklärung zu rechtfertigen. Im Gegenteil: auf strikten Befehl Hitlers übte die deutsche Marine beim Handelskrieg im Atlantik größte Zurückhaltung gegenüber den US-Zerstörern. Der am 27.9.40 in Berlin abgeschlossene Dreimächtepakt hatte in den Augen Roosevelts einen Nutzen: Er bot eine Hintertür zum Krieg in Europa, da ein Krieg mit Japan automatisch auch Krieg mit Deutschland und Italien bedeutete: Deshalb führte Roosevelt eine Krise mit Japan herbei! Aber auch Deutschland tat viel, um einen Krieg Japans gegen die USA zu schüren, um die Aufmerksamkeit der USA von Europa abzulenken. Um Japan in seiner Entschlossenheit zu bestärken, verkündete Hitler am 6.12.41 den bevorstehenden Fall von Moskau. Tatsächlich erfolgte am 8.12.41 – also einen Tag nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor – der Rückzug der deutschen Armeen in die vorbereitete Winterstellung. Bereits 1937 war Japan in Zentralchina eingefallen, aber es war dort nicht zum Krieg gekommen.

Page 13: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 13 –

George Morgenstern schreibt hierzu: „Unsere Interessen im Fernen Osten waren nicht sehr bedeutend. … Es waren in Asien und im Südpazifik nur die Interessen der westlichen Kolonialmächte Großbritannien, Frankreich und Holland bedroht. Sie alle waren in den letzten Monaten des Jahres 1941 unfähig, ihre kolonialen Besitzungen zu verteidigen. … Erst als Japan die Privilegien des westlichen Imperialismus zu verletzen begann, legte der Präsident (Roosevelt) gegenüber Tokio jene Symptome moralischer Unverschämtheit an den Tag, die er sonst für Hitler und Mussolini reserviert hatte.“ Tokio begründete diesen Einmarsch mit einer ernsten Ernährungslage: 1941 wurde die japanische Reisproduktion auf 297 Mio Scheffel geschätzt, der jährliche Verbrauch betrug 400 Mio Scheffel. Diese und andere Engpässe Japans waren Folge der Roosevelt‘schen Embargo-Politik gegen Japan. Hierzu in Stichworten:

• am 26.7.39 gab FDR bekannt, daß der amerikanisch-japanische Handelsvertrag von 1911 zum 26.1.1940 gekündigt werde

• am 26.9.40 verhängte FDR ein Embargo von Eisen- und Stahl-Schrott außer nach Großbritannien und Nationen der westlichen Hemisphäre. Japan bezeichnete dies als „unfreundlichen Akt“ und erklärte, daß weitere Handelsbeschränkungen die Beziehungen zwischen beiden Ländern „unberechenbar“ machen würde

• am 25.7.41 wurden die japanischen Guthaben in Höhe von 130 Mio $ eingefroren; damit beendete FDR alle Handelsbeziehungen mit Japan – „Ölembargo“!

• die USA sperrten den Panamakanal für die japanische Schiffahrt Bis zum Herbst 1941 hatten in Japan die „Kriegspartei“ und „Friedenspartei“ rivalisiert. Als Folge der US-Embargo-Politik gewann die „Kriegspartei“ die Oberhand, der gemäßigte Präsident Konoje wurde abgesetzt und General Hideki Tojo wurde Premierminister der neuen japanischen Militärregierung.

Bild 8: Präsident Franklin D. Roosevelt (1882 – 1945), Bild 9: General Hideki Tojo (1884 – hier beim Unterzeichnen der Kriegserklärung an Japan hingerichtet 1948), Premierminister der am 8. Dezember 1941, einen Tag nach Pearl Habor japanischen Militärregierung

Page 14: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 14 –

Im Februar 1941 traf Admiral Kichisaburo Nomura als neuer japanischer Botschafter in Washington ein (Nomura galt als ein Bewunderer der USA und Großbritannien und ein gemäßigter Politiker). Unmittelbar danach wurden die Verhandlungen zur Beilegung der Differenzen zwischen Japan und den USA eröffnet.

Bild10: Ein Treffen zwischen dem USA-Außenminister Cordell Hull (Mitte) mit dem japanischen Botschafter Admiral Kichisaburo Nomura (links) und dem japanischen Diplomaten Soburo Kurusu während der Verhandlungen in Washington

Ebenso, wie Deutschland sich bemühte, Japan in den Krieg mit den USA zu führen, bemühte sich Großbritannien, die USA zum Kriegseintritt zu drängen. Hierfür wurden auf der Atlantikkonferenz im August 1941 zwischen Roosevelt und Churchill – die sich prächtig verstanden – die Eckpfeiler der politischen Strategie ausgearbeitet. Sie hatte zum Inhalt, ein – nahezu unannehmbares – Ultimatum zu stellen: wenn die Japaner gegen britisches oder holländisches Territorium (Inhalt des geheimen Kriegsbündnisses „ABCD“: American, British, Chinese, Dutch) vorrücken, würden sie Krieg mit den USA bekommen! Präsident Roosevelt informierte zwar am 21.8.41 den Kongreß über sein Atlantik-Treffen mit Churchill, gab dabei aber weder das Abkommen über gemeinsame Aktionen, noch sein Ultimatum an Japan bekannt! Dieses Ultimatum stellte Roosevelt dem japanischen Botschafter Nomura am 17.8.41 persönlich. Zum Inhalt sagten eingeweihte US-Politiker später:

„Es fällt auf, daß diese Erklärungen Japan einen Krieg mit den USA in Aussicht stellten, falls Japan Gebiete angriff, die den USA gar nicht gehörten!“ Nach außen hin bemühte sich die US-Regierung weiterhin, den Eindruck zu erwecken, als liefen die diplomatischen Verhandlungen mit Japan in der Hoffnung weiter, einen Krieg zwischen den USA und Japan abwenden zu können.

Page 15: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 15 –

Dies, und das Wissen darum, daß die USA-Geheimdienste Monate vor Pearl Harbor die japanischen Funkcodes geknackt hatten und von dem Angriff gewußt hatten, veranlaßte den britischen Minister für Produktion im Kabinett Churchill, Captain Oliver Lyttelton, am 20.6.44 zu der Aussage:

„Amerika provozierte Japan in einem derartigen Ausmaß, daß die Japaner gezwungen waren, Pearl Harbor anzugreifen. Es ist eine Travestie der Geschichte zu sagen, daß dieser Krieg Amerika aufgezwungen wurde.“ Am 5.11.41 machte die japanische Regierung einen letzten, verzweifelten Versuch, den Verhandlungen mit den USA zu einer politischen Lösung zu verhelfen und sendete den äußerst erfahrenen Diplomaten Soburo Kurusu nach Washington (s. Bild 10). Zu dieser Zeit hatte der Wirtschaftskrieg der USA Japan bereits in eine verzweifelte Lage gebracht: das Land war von etwa 75% seiner früheren Importe abgeschnitten! Als jedoch auch die weiteren Verhandlungen keine Entspannung für Japan brachten, entschloß sich die Regierung in Tokio am 26.11.41 zum Auslauf der Flotte in Richtung Pearl Harbor (Kurusu und Nomura beteuerten nach dem Krieg, von dem geplanten Schlag gegen Pearl Harbor nichts gewußt zu haben). Japan war bereit, eher ein nationales Harakiri zu begehen, als sich länger dem USA-Wirtschaftsembargo auszusetzen. Für die Friedensforschung bleibt festzuhalten:

Hätten die USA der japanischen Regierung unter Präsident Konoje bei ihren Bemühungen, den Krieg zu verhindern, Hilfe und Ermutigung gegeben, dann wäre es nicht zum Krieg mit Japan und auch nicht zu Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki gekommen. Stattdessen spielte der harte Embargokurs der US-Regierung der japanischen Kriegspartei in die Hände und ebnete den Weg für General Tojo.

Der Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 Die USA nahmen ihren Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf der Hawaii-Insel Oahu – 2.091 Meilen westlich von San Francisco und 3.397 Meilen östlich vom japanischen Marine-stützpunkt Yokohama – unter ihrem Präsidenten Thomas W. Wilson 1919 in Betrieb. Im Jahr 1932 testeten die USA die Sicherheit ihres Stützpunktes von Pearl Harbor. Zu diesem Zweck sollte eine Flotten-Gruppe einen Scheinangriff durchführen, während die andere – zusammen mit der Küstenartillerie, einer Division Heerestruppen, 100 Flugzeugen und einer Anzahl U-Booten – den Stützpunkt verteidigte. Der Angriffsverband wurde von Admiral Harry E. Yarnell geführt, einem luftfahrt-begeisterten Offizier. Er tat etwas völlig ungewöhnliches: Yarnell ließ alle Schlachtschiffe und Kreuzer zurück und griff Pearl Harbor nur mit zwei Flugzeugträgern und vier Zerstörern an. 24 Stunden von Oahu entfernt geriet der Angriffsverband in schweres Wetter und war für die Verteidiger nahezu unsichtbar. Am 7.2.1932 – einem Sonntag – starteten 30 Minuten vor Sonnenaufgang 60 Meilen von Oahu entfernt 152 Maschinen von den Flugzeugträgern. Sie blieben unerkannt, bis sie aus den Wolken über Pearl Harbor

Page 16: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 16 –

hervorstießen. Der völlig überraschende Scheinangriff hätte theoretisch alle Schiffe im Hafen versenkt und alle am Boden stationierten Flugzeuge zerstört. Japanische Beobachter verfolgten das Manöver und berichteten alle Einzelheiten nach Tokio. (Pearl Harbor ist von Hochland umgeben, das der Stadt Honolulu unmittelbar gegenüberliegt,

wodurch die Öffentlichkeit jederzeit Einblick in die Einrichtungen und Vorgänge des Stützpunktes gegeben war. Die Bevölkerung der Insel Oahu hatte einen hohen Anteil von Japanern, hier blühte die japanische Spionage!) In der späteren Manöverkritik traten einige US-Offiziere dafür ein, die Schlagkraft der Flotte um ihre Luftwaffe herum zu bilden und den Schlachtschiffen und anderen Überwasser-Einheiten eine untergeordnete Rolle zuzuweisen – ohne Erfolg! Es blieb den Japanern vorbehalten, 9 Jahre nach Yarnell dessen kühnes Manöver in die Tat umzusetzen. Unter Führung von Admiral Isoroku Yamamoto, dem Oberbefehlshaber der japanischen Flotte, wurde 1941 auf Basis der Yarnell‘schen Idee der japanische Angriffsplan auf Pearl Harbor ersonnen. Am 25.11.1941 ging der japanische Kampfverband – bestehend aus 27 Kriegsschiffen (darunter 6 Flugzeugträger und 2 Schlachtschiffe) und vielen Versorgungsschiffen vom Hafen in der Hitokappu-Bucht auf den Kurilen-Inseln (seit 1945 von Rußland annektiert) in See. Das Kommando der Flotte hatte Admiral Chuicho Nagumo. 20 U-Boote waren bereits am 17.10.41 in Richtung Hawaii ausgelaufen. Bild 11: Route des japanischen Flottenverbandes nach Pearl Harbor und zurück Am Morgen des 7.12.41 lagen 94 Schiffe der US-Pazifikflotte im Hafen von Pearl Harbor, darunter alle 8 Schlachtschiffe („Arizona“, „Oklahoma“, „West Virginia“, „California“, „Nevada“, „Pennsylvania“, „Maryland“ und „Tennessee“). Es lag jedoch nicht die gesamte Pazifikflotte der USA im Hafen von Pearl Harbor! Ein Teil – die sog. „Asiatische Flotte“ – war auf den Philippinen. Andere Teile der Pearl-Harbor Flotte waren auf See: • ein Kampfverband war vor Johnston Island, 700 Meilen südwestlich von Oahu • ein weiterer ca. 25 Meilen südlich Oahu

Page 17: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 17 –

Ferner lief eine Woche vor dem Angriff ein weiterer Teil der Pearl-Harbor-Flotte aus. Hierzu gehörten die beiden einzigen Flugzeugträger, um – zusammen mit 6 schweren Kreuzern und 14 Zerstörern – ein paar Flugzeuge und Piloten des Marine Corps zu den Inseln Wake und Midway zu bringen!?! George Morgenstern meint hierzu: „eine Aufgabe, die leicht von Frachtschiffen hätte ausgeführt werden können“. Es fällt den revisionistischen Historikern schwer, das Auslaufen dieses wichtigen Flottenteils eine Woche vor dem 7.12.41 für einen Zufall zu halten.

Bild 12: Pearl Harbor am Morgen des 7. Dezember 1941

Diese Zielhilfe für Bomber-piloten und Torpedoschützen wurde am 7.12.41 aus einem abgeschossenen japanischen Flugzeug geborgen. Es ist eine Handskizze von Pearl Harbor, mit Ford Island in der Mitte (Bild 13). Die vor ihr ankernden Schiffe der „Battleship Row“ sind mit dem Kürzel „NoNo“ bezeichnet. Links davon die Marinedocks („RaRa“ bis „ReRe“). Rechts unten sind die Anker-plätze von Schlachtkreuzern und Zerstörern im East Loch. Bild 13: Handskizze der Schiffe im Hafen von Pearl Harbor

Page 18: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 18 –

Am Morgen des 7. Dezember 1941 – wie bei Admiral Yarnell 1932 ein Sonntag – stand die japanische Flotte 200 Meilen nördlich von Oahu. Ab 6:00 Uhr hoben insgesamt 351 Flugzeuge (Torpedoflugzeuge, Horizontal- und Sturzkampf-Bomber) von ihren sechs Flugzeugträgern („Kaga“, „Akagi“, „Soryu“, „Hiryu“, „Shokaku“ und „Zuikaku“) in drei Wellen ab. Diese Maschinen flogen zwischen 7:55 und 9:45 Uhr mehrere Angriffswellen (s. Bild 14) auf die Schiffe im Hafen von Pearl Harbor sowie die Flugzeuge, die auf den Armeeflugplätzen „Wheeler Field“, „Bellows Field“ und „Hickham Field“ ungeschützt Flügel an Flügel standen.

Bild 14: Angriffswellen auf den Hafen von Pearl Harbor und die Armeeflugplätze

Das Bild 15 zeigt die „Battleship Row“ von einem japanischen Bomber aus gesehen. Der Angriff hat bereits begonnen, die Schlachtschiffe „Oklahoma“ (unten links) und die „West Virginia“ (unten Mitte) verlieren nach Torpedotreffern große Mengen Öl

Bild 15: Flugzeugangriff auf die Schlachtschiffe im Hafen von Pearl Harbor

Page 19: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 19 –

Dem japanischen Angriff fielen auf Seiten der USA zum Opfer:

• ca. 2.500 getötete und über 1.000 verwundete Soldaten

• alle 8 Schlachtschiffe (5 versenkt, 3 noch schwimmfähig, aber stark beschädigt)

• 3 Kreuzer

• 3 Zerstörer

• 1 Werkstatt-Schiff

• 1 Minenleger

• sowie fast 200 Flugzeuge verschiedener Typen. Die Japaner erlitten nur den Verlust von 27 Flugzeugen, die abgeschossen wurden. Es würde diesen Rahmen sprengen, alle militärischen Versäumnisse der US-Navy und US-Army auf Hawaii aufzulisten. Die Hauptursache für das Desaster lag aber darin, daß man die Oberbefehlshaber in Pearl Harbor nicht von den Erkenntnissen unterrichtet hatte, die den US-Geheimdiensten und der US-Regierung vorlagen: Die japanischen Funk-Codes waren Monate vor dem Pearl-Harbor-Angriff geknackt worden, der diplomatische und militärische Nachrichtenverkehr der Japaner mitgehört und entschlüsselt, man wußte über den bevorstehenden Überfall Bescheid. Mit Ausnahme der 27 abgeschossenen Maschinen kehrten alle japanischen Flugzeuge zwischen 10:30 und 13:30 Uhr auf ihre Flugzeugträger zurück. Unmittelbar danach nahm der japanische Flottenverband mit Höchstgeschwindigkeit westlichen Kurs in Richtung Heimat auf. Das kaiserliche Hauptquartier gab die japanische Kriegserklärung erst 2 Stunden und 35 Minuten nach dem Angriffs-Beginn auf Pearl Harbor bekannt (um 6:00 Uhr Tokioer Zeit am 8.12., das entspricht 10:30 Uhr am 7.12. auf Hawaii bzw. 16:00 Uhr US-Ostküste). Da beim Angriff auf Pearl Harbor alle 8 US-Schlachtschiffe außer Gefecht gesetzt worden waren, sah sich die US-Marine gezwungen, ihre alte „Schlachtschiff-Strategie“ zu verlassen und auf Flugzeugträger und schnelle Kreuzer zu vertrauen. Es ist erstaunlich, daß die Militärs erst 1941 umdachten und das akzeptierten, was Admiral Yarnell bereits 1932 nachgewiesen hatte. Auch der japanische Angriff, der sich auf die 8 US-Schlachtschiffe konzentrierte, zeigt, daß man auf beiden Seiten die Wirksamkeit von Schlachtschiffen überschätzte. Trotz des militärischen Erfolgs des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor hätte dieser – bei einer anderen Strategie – noch weitaus größer ausfallen können! Nach dem Krieg behauptete Admiral Husband E. Kimmel, der am 7.12.41 das Kommando über die Pazifikflotte der USA führte, daß eine richtige japanische Strategie die Flotte für lange Zeit außer Gefecht gesetzt hätte – sogar dann, wenn am Tag des Angriffs keine Schiffe im Hafen gelegen hätten! Admiral Kimmel erklärte:

„Sogar wenn sie kein einziges Schiff versenkt hätten, hätten die Japaner den Stützpunkt lahmlegen können, wenn sie alle Treibstoffvorräte der Flotte, die offen dalagen, zerstört

Page 20: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 20 –

hätten. Das Ergebnis wäre schlimmer gewesen als es tatsächlich war, weil dies die Flotte gezwungen hätte, an die Westküste zurückzukehren. Aber unsere Treibstofflager auf Hawaii blieben unversehrt, und der Stützpunkt konnte weiter benutzt werden.“ Ein weiterer Fehler der Japaner war, daß sie es unterließen, in den ersten Tagen nach dem Angriff die Insel Midway zu besetzen. Stattdessen konnten die USA in der Schlacht bei Midway am 4.-6.6.1942 einen Großteil der japanischen Flotte vernichten und die Kriegswende im Pazifikkrieg herbeiführen.

Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki Im Frühjahr 1945 – Deutschland hatte am 7. Mai kapituliert – stand Japan vor dem wirtschaftlichen und militärischen Zusammenbruch:

• die kaiserliche Marine war kein kampffähiges Instrument mehr

• amerikanische U-Boote dezimierten die japanische Handelsflotte in einem Ausmaß, daß der Kollaps der Rohstoffversorgung und damit der gesamten japanischen Wirtschaft nur noch eine Frage der Zeit war

• die amerikanische Luftwaffe brannte mit ihren Interkontinentalbombern B-29 eine japanische Großstadt nach der anderen nieder. Die Zivilbevölkerung erlitt dadurch in den letzten 6 Kriegsmonaten Verluste von über 2 Millionen Menschen!

Angesichts der verzweifelten Lage nahm die japanische Regierung Friedensfühler auf und bot eine Kapitulation an unter der Bedingung, daß das Kaiserhaus im Rahmen einer konstitutionellen Monarchie erhalten bliebe. Die US-Regierung unter ihrem neuen Präsidenten Harry Truman (im Amt seit dem Tod von Roosevelt im April 1945) beharrte jedoch auf einer bedingungslosen Kapitulation! Obwohl in Washington bekannt war, daß die japanische Situation hoffnungslos und eine japanische Invasion überflüssig war, wurden im August 1945 zwei Atombomben abgeworfen: am 6. August über Hiroshima am 9. August über Nagasaki. Dies kostete – wenn man die Strahlenopfer der 5 Jahre danach mit einrechnet – etwa 340.000 Menschen das Leben!

Truman sagte hierzu in seiner Radioansprache am 9.8.1945 um 10:00 Uhr Washington-Zeit – als bereits die 2. Atombombe Nagasaki zerstört hatte:

„The world will note that the first atomic bomb was dropped on Hiroshima, a military base. That was because we wished in this first attack to avoid, insofar as possible, the killing of civilians. But that attack is only a warning of things to come. If Japan does not surrender, bombs will have to be dropped on her war industries and, unfortunately, thousands of civilian lives will be lost. I urge Japanese civilians to leave industrial cities immediately, and save themselves from destruction“.

Bild 16: Der Atombomben-Abwurf über Nagasaki

Page 21: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 21 –

Es scheint, als ob Truman nicht wußte, daß Hiroshima keine Militärbasis, sondern eine Großstadt mit etwa 350.000 Einwohnern war. Aber er wußte, daß zu diesem Zeitpunkt bereits eine weitere Atombombe abgeworfen worden war und zwar über Nagasaki (ca. 270.000 Einwohner) und er verschwieg den wahren Grund dieser Maßnahmen! Revisionistische Historiker kamen zu dem Ergebnis, daß der wahre Grund der US-Regierung für den Abwurf der beiden Atombomben nicht die Kapitulation Japans war – die hätte ohnehin erfolgen müssen –, sondern der, Stalin und die sowjetische Führung von der Macht der USA zu beeindrucken. Im August 1945 zeichnete sich nämlich schon der Ost-West-Konflikt ab, der später zum „Kalten Krieg“ eskalierte. Hier noch zwei abschließende Anmerkungen zu diesem Thema:

• Die Sprengkraft der beiden Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki betrug 20 kt TNT (TNT = Trinitrotoluol = Dynamit), die Atombomben auf Interkontinental-raketen hatten bis zu 58 Mt TNT Sprengkraft (dieser Typ ist inzwischen abgerüstet) – das entspricht der 3000-fachen Sprengkraft der Hiroshima-Bombe!

• Japan unterzeichnete am 2.9.45 auf dem US-Schlachtschiff „Missouri“ die Kapitulation. Danach akzeptierte die US-Regierung die frühere Bedingung Japans nach Erhalt des Kaiserhauses!?!

US-amerikanische Untersuchungsausschüsse zu Pearl Harbor Das Desaster der Pazifikflotte in Pearl Harbor erforderte nach amerikanischen Gepflogenheiten eingehende Untersuchung, die in mehreren Kommissionen erfolgte:

1) 18.12.41 – 23.01.42, eingesetzt von Präsident Roosevelt unter Vorsitz von Richter Owen J. Roberts

Ergebnis: Die Oberkommandierenden von Pearl Harbor, General Short und Admiral Kimmel, mußten ihren Abschied nehmen

2) 12.02.44 – 15.06.44, eingesetzt von Marineminister Frank Knox unter Vorsitz von Admiral Thomas C. Hart (Kommandeur des Asiatischen Geschwaders)

Ergebnis: voller Widersprüche (und: Admiral Hart war ein beteiligter Akteur!)

3) Juni bis Oktober 1944, der Kongreß setzte den „Army Pearl Harbor Board“ unter Vorsitz von Ltd. General George Grunert und den „Navy Court of Inquiry“ unter Vorsitz von Admiral Orin C. Martin ein, Lieferung der Abschlußberichte an Kriegsminister Henry L. Stimson und Ministerialdirektor Forrestal

Ergebnis: voller Widersprüche

4) Juni bis Oktober 1944, Sonderuntersuchung unter Vorsitz von Colonel Carter W. Clarke im Auftrag des Generalchefs der Armee, General Georg C. Marshall

Ergebnis: voller Widersprüche Die widersprüchlichen Ergebnisse aller o.g. Untersuchungsausschüsse riefen überall Unzufriedenheit hervor. Außerdem beharrten die ehemaligen Oberkommandierenden von Pearl Harbor, General Short und Admiral Kimmel, hartnäckig auf ihrer Unschuld! Aus diesen Gründen wurde eine neue, umfassende Untersuchung notwendig. Jetzt, nach der siegreichen Beendigung des 2. Weltkrieges war eine öffentliche Untersuchung – d.h. Aufhebung der Geheimhaltung! – möglich.

Page 22: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 22 –

Am 6.9.45 machte der demokratische Mehrheitsführers im Senat, Senator Alben W. Barkley, den Vorschlag eine Untersuchung durch einen gemischten Ausschuß von Senat und Kongreß durchzuführen, Zustimmung Repräsentantenhaus am 11.9.45. Das „Joint Committee on the Investigation of the Pearl Harbor Attack“ wurde gebildet, Vorsitzender Alben W. Barkley, Senator aus Kentucky/Demokrat. Ferner gehörten dem Ausschuß (entsprechend den Mehrheitsverhältnissen im Kongreß) fünf weitere Demokraten (Jere Cooper, Walter F. George, Scott W. Lucas, J. Bayard Clark, John W. Murphy) sowie vier Republikaner (Owen Brewster, Homer Ferguson, Bertrant W. Gearhart, Frank B. Keefe) an. Ein großer Teil der Arbeit wurde durch den Mitarbeiterstab des Untersuchungsausschusses geleistet. Die erste öffentliche Sitzung des „Joint Committee on the Investigation of the Pearl Harbor Attack“ fand am 15.11.45, die letzte am 31.05.46 statt. Im Verlauf von 70 Verhandlungstagen wurden 43 Zeugen gehört (darunter der Chef des Generalstabes, General George C. Marshall, Chef des Admiralstabes, Admiral Harold C. Stark, die ehemaligen Befehlshaber von Hawaii, General Walter C. Short und Admiral Husband E. Kimmel, der Außenminister Cordell Hull und der amerikanische Botschafter in Tokio, Joseph C. Grew) und 183 Dokumente mit Beweischarakter vorgelegt (Präsident Roosevelt

und Marineminister Knox waren inzwischen verstorben. Kriegsminister Stimson fühlte sich zu krank vor dem Ausschuß zu erscheinen, er beantwortete einige Fragen schriftlich.)

Bild 17: Das „Joint Committee on the Investigation of the Pearl Harbor Attack“, hier: Sitzung vom 6.12.1945, als General George C. Marshall (vorne links) aussagte

Da das Thema Pearl Harbor bereits stark politisiert war, erwartete man von vornherein, daß die demokratische Mehrheit und die republikanische Minderheit zu divergierenden Auffassungen gelangen würden. Tatsächlich bemühten sich die sechs Demokraten nach Kräften, die Wahrheit zu vertuschen, während die vier republikanischen Mitglieder alle deutlich gegen Präsident Roosevelt (Demokrat) eingestellt waren.

Page 23: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 23 –

Außerdem versuchten die Demokraten auf die vier Republikaner Druck auszuüben, sich der demokratischen Mehrheitsmeinung anzuschließen. Dies gelang nur teilweise. Der Abgeordnete Keefe unterzeichnete zwar den „Majority Report“, bestand aber auf einer von ihm formulierten Hinzufügung („Additional View“), die inhaltlich in völligem Gegensatz zum „Majority Report“ stand. Die republikanischen Senatoren Ferguson und Brewster verfaßten hingegen den „Minority Report“. Dieser war zwar vorsichtig formuliert und beschränkte sich auf einwandfrei beweisbare Festlegungen. Aber zum ersten Mal wurde hier die amerikanische Führung für die Katastrophe von Pearl Harbor namentlich verantwortlich gemacht: Präsident Roosevelt, Kriegsminister Stimson, Marineminister Knox, Generalstabschef Marshall und Admiralstabschef Stark.

Bild 18: Die Verfasser des „Minority Report“, die Senatoren Homer Ferguson (links) und Owen Brewster (rechts). In der Mitte ihr Assistent Percy Greaves

„Majority Report“ und „Minority Report“ wurden am 20. Juli 1946 gemeinsam der Öffentlichkeit vorgestellt und veröffentlicht. Die amerikanische Presse berichtete über das Ergebnis dieses Untersuchungsausschusses vorwiegend im Sinne der Demokraten und des verstorbenen demokratischen Präsidenten Roosevelt. Dennoch konnte der durchschnittliche amerikanische Zeitungsleser den Berichten des „Joint Committee“ und den Abschlußberichten „Majority Report“ und „Minority Report“ durchaus entnehmen, daß die Ereignisse des Jahres 1941 sehr viel anders abgelaufen waren, als bis dahin öffentlich dargestellt. Dies betrifft vor allem zwei Punkte:

1) die Tatsache, daß die US-Nachrichtendienste von Army und Navy bereits Monate vor Pearl Harbor in die wichtigsten japanischen Funkcodes eingebrochen waren, d.h. den japanischen Funkverkehr abhören und entschlüsseln konnten,

2) entgegen den Verlautbarungen der Roosevelt-Administration hatte die japanische Führung in den Monaten vor Pearl Harbor geradezu verzweifelt versucht, zu einer friedlichen Beilegung der amerikanisch-japanischen Streitigkeiten zu gelangen. Erst als nach dem von Roosevelt initiierten Wirtschaftskrieg gegen Japan (u.a. Ölembargo) keine Aussicht auf eine diplomatische Lösung bestand, entschloß sich Tokio zum Krieg.

Page 24: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 24 –

Eines jedoch fanden die Untersuchungsausschüsse nicht: einen dokumentarischen Beweis dafür, daß Präsident Roosevelt von dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor gewußt habe. Ein solcher fand sich jedoch an unvermuteter Stelle, und zwar in deutschen Akten: Churchill und Roosevelt benutzten für ihre transatlantischen Telefonate aus Sicherheitsgründen ein so genanntes „Zerhackertelefon“, das die Sprache unverständlich machte, wenn man nicht über ein Entzerrer-Gerät verfügte. Der Deutschen Reichspost war es Ende 1940 gelungen, ein solches Gerät zu entwickeln. Im Sommer 1941 wurde an der holländischen Küste eine Abhörstation für transatlantische Telefonate errichtet und die Gespräche mitgeschnitten. Am 26. November 1941 zeichnete die deutsche Abhörstation ein Gespräch zwischen Churchill und Roosevelt auf, in dem der britische Premierminister den amerikanischen Präsidenten eindringlich vor der japanischen Trägerkampfgruppe warnte, die an diesem Tag von einem geheimen Marinestützpunkt im Norden Japans ausgelaufen sei. Ihr Ziel: Pearl Harbor!

Die offizielle und die revisionistische Geschichtsschreibung zum Angriff auf Pearl Harbor Wie oben geschildert, war für die amerikanische Bevölkerung der japanische Angriff am 7.12.41 auf Pearl Harbor ein schwerer Schock. Die Überraschung war umso größer, als seit Monaten diplomatische Verhandlungen zwischen Washington und Tokio zur Beilegung der Differenzen geführt worden waren. Die Presse schlachtete den „heimtückischen Überfall“ der Japaner propagandistisch bis zum äußersten aus. Sie prägte die „offizielle“ Geschichtsschreibung zum Angriff auf Pearl Harbor. Auch die Ergebnisse des Untersuchungsausschusses „Joint Committee on the Investigation of the Pearl Harbor Attack“ von 1945/46 – vor allem der „Majority Report“ und der „Minority Report“ wurden – veröffentlicht. Damit wurde die amerikanische Bevölkerung darüber informiert, daß die Ereignisse des Jahres 1941 ganz anders abgelaufen waren, als bis dahin öffentlich dargestellt. Aber die US-Presse berichtete über die Kongreßuntersuchung überwiegend im Sinne der Demokraten und des inzwischen verstorbenen Präsidenten Roosevelt. Wenige Monate nach der siegreichen Beendigung des 2. Weltkrieges, in dem eine riesige Propagandamaschinerie Roosevelt als großen Führer gefeiert hatte, war diese Haltung des Großteils der Presse psychologisch verständlich. Aber die Ergebnisse des „Joint Committee“ brachten auch die (1941 mit dem Angriff auf Pearl Harbor verstummten) amerikanischen Revisionisten wieder auf den Plan. Sie kamen aufgrund des offen gelegten Kongreßmaterials zu den gleichen Schlußfolgerungen wie der „Minority Report“ nämlich: Roosevelt hatte alles getan, um die Japaner zu einem Angriff auf die USA zu provozieren, um quasi „durch die Hintertür“ in den Krieg in Europa eintreten zu können.

Page 25: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 25 –

Mehr noch: Der nüchterne Betrachter mußte zu der Schlußfolgerung kommen, daß die wahren Kriegstreiber nicht in Tokio, sondern in Washington gesessen hatten und daß Präsident Roosevelt ca. 2.500 amerikanische Soldaten und Seeleute geopfert hatte, um den Kongreß und die Öffentlichkeit über seine Kriegspolitik zu täuschen! All dies beeindruckte die „offizielle“ Geschichtsschreibung zu Pearl Harbor wenig. Bis heute hält sich die Legende vom „heimtückischen Überfall der Japaner.“

Weltpolitische Konsequenzen aus dem Angriff auf Pearl Harbor Nach dem japanischen Angriff am 7. Dezember 1941 auf die US-amerikanische Pazifikflotte in Pearl Harbor traten die USA in den 2. Weltkrieg ein. Dies war nicht nur ein militärischer Meilenstein, sondern vielmehr auch einer der entscheidenden Wendepunkte in der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Der Kriegseintritt der USA hatte tiefgreifende Folgen für die gesamte Welt:

• militärische Niederlage Deutschlands und Japans und damit Ausschaltung zweier souveräner Großmächte

• Zusammenbruch des regionalen Kräftegleichgewichts in Europa und Ostasien

• Beherrschung Mittel- und Osteuropas durch die Sowjetunion

• Sieg der Kommunisten in China

• Aufstieg der zwei einzigen Supermächte: USA und UdSSR

• Beginn des „Kalten Krieges“

• Spaltung Europas in Ost und West

• Teilung Deutschlands in BRD (NATO) und DDR (Warschauer Pakt)

• Berlin-Krise mit Bau der Mauer am 13. August 1961

• Kubakrise 1962, die beinahe zu einem atomaren Weltkrieg geführt hätte Der Sieg der USA über Japan in 1945 brachte dem Fernen Osten keinen Frieden! Er zog neue blutige Konflikte nach sich. In Korea und Vietnam standen sich die Verbündeten von einst gegenüber:

• die USA und die alten Kolonialmächte Frankreich und Großbritannien auf der einen,

• die Sowjetunion, die Volksrepublik China sowie die koreanischen und vietnamesischen Nationalkommunisten auf der anderen Seite.

Den USA brachte ihr Engagement im Fernen Osten kein Glück: der Krieg in Korea endete mit einem Patt, der in Vietnam mit einer militärischen Niederlage und einer nachhaltigen Traumatisierung. 1991 endete der Kalte Krieg mit dem Zerfall der Sowjetunion, die die Lasten der ungeheuren militärischen Rüstung nicht länger tragen konnte. Die USA blieben als einzige wirkliche Supermacht übrig. Für all diese Entwicklungen war Pearl Harbor das auslösende Ereignis!

Page 26: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 26 –

Zusammenfassung • Die Bevölkerung der USA war in den 30er Jahren – als Folge der Erfahrungen aus

dem 1. Weltkrieg und den Veröffentlichungen der revisionistischen Historiker – ganz überwiegend isolationistisch-pazifistisch eingestellt

• ein Kriegseintritt der USA in den „europäischen Krieg“ wäre unmöglich gewesen (es sei denn, die USA würden angegriffen) – dies hatte Präsident Roosevelt vor seiner 3. Amtsperiode (1940-1944) auch hoch und heilig versprochen

• trotz Neutralität nach außen war die US-Administration tatsächlich bereits 1940 Kriegspartei (geheimes Kriegsbündnis „ABCD“, Waffen und Kredite an UK)

• Deutschland achtete peinlich genau darauf, im Atlantikkrieg keine US-Schiffe anzugreifen und damit die USA zum Kriegseintritt zu provozieren

• somit war ein Kriegseintritt der USA nur durch einen Krieg im Pazifik gegen Japan möglich

• das „Dreimächteabkommen“ zwischen Deutschland, Italien und Japan regelte, daß jeder dem anderen zu Hilfe kommt, so dieser in einen Krieg verwickelt wird

• Roosevelts Politik (Handelsembargo gegen Japan, Einfrieren japanischer Gelder, Ultimaten, …) erdrückte die rohstoffarme japanische Wirtschaft und provozierte Japan zu Reaktionen

• die Diplomatie zwischen den Vereinigten Staaten und Japan wurde seitens der USA unehrlich geführt:

- die US-Administration wollte Japan in einen Krieg gegen die USA treiben

- dank der Erfolge ihrer Kryptologen wußte die US-Führungsspitze spätestens seit Oktober 1940 genau, was die Japaner dachten und was sie vorhatten!

• die US-Administration informierte die Befehlshaber von Pearl Harbor – trotz Kenntnis der japanischen Flottenroute – nicht über den bevorstehenden Angriff

• der japanische Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 erfolgte ohne Kriegserklärung und war militärisch erfolgreich

• ohne Kenntnis der wahren Hintergründe mußte dieser Überfall aus Sicht der US-Bevölkerung als „besonders heimtückisch“ angesehen werden, da ja die „Verhandlungen“ zwischen Japan und den USA noch liefen

• Pearl Harbor veränderte die Stimmungslage in den USA schlagartig: nun wurde die Kriegserklärung der USA vom 8. Dezember 1941 an Japan mehrheitlich unterstützt. FDR hatte sein Ziel des Kriegseintritts „durch die Hintertür“ erreicht

• Kriegserklärungen von Deutschland und Italien an die USA waren die Folge („Dreimächteabkommen“), der Krieg eskalierte damit zum 2. Weltkrieg

• der Kriegseintritt der USA veränderte – dank der enormen wirtschaftlichen und militärischen Kraft der USA – das bisherige Kräfteverhältnis signifikant zu Gunsten der Alliierten. Deutschland kapitulierte am 7. Mai 1945 in Reims

• die Entwicklung der amerikanischen Atombombe war erst nach der Kapitulation Deutschlands abgeschlossen – ursprünglich waren die Atombomben für den Abwurf über Deutschland gedacht

• ohne militärische Notwendigkeit – die japanische Kapitulation war absehbar – setzten die USA Atombomben gegen Japan ein: am 6.8.45 über Hiroshima und am 9.8.45 über Nagasaki

• neben der Demonstration militärischer Macht gegenüber der Sowjetunion spielte bei dieser Entscheidung auch die „Schmach von Pearl Harbor“ eine Rolle

• Japan kapitulierte am 2. September 1945

Page 27: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 27 –

• der so genannte „Kalte Krieg“ und das Wettrüsten begann

• trotz über 340.000 Toter in Hiroshima und Nagasaki und den vorstellbaren Leiden der „Hibakusha“ (Opfer der Atombombe, die den Abwurf überlebt haben, aber auch deren Nachkommen) dauert die Weiterentwicklung der Nuklearwaffen bis heute unvermindert an (siehe unten) – die Friedensbewegungen haben noch viel zu tun!

Bush macht den Weg frei für neue Atomwaffen (Quelle: T-Online vom 2.12.2003)

Die USA wollen eine neue Generation von Atomwaffen entwickeln. Dazu hat Präsident George W. Bush nach Medienberichten mehrere Millionen Dollar freigegeben. Punktgenau einsetzbar

Mit seiner Unterschrift habe Bush ein Gesetz in Kraft gesetzt, das sechs Millionen Dollar für eine Vorstudie zur Entwicklung "kleiner Atomwaffen" bereitstelle, teilte Präsidenten-Sprecher Scott McClellan mit. Den Planungen zufolge könnten solche Bomben bei Angriffen mit hoch präzisen Waffen punktgenau eingesetzt werden. Atomwaffen als "Bunkerbrecher"

Weitere 7,5 Millionen Dollar sollen für eine Machbarkeitsstudie ausgegeben werden, die den Bau von Atomwaffen als "Bunkerbrecher" untersucht. Dazu müssen nach Angaben von US-Regierungsbeamten bereits existierende Sprengköpfe des Typs B61 und B83 umgebaut werden. "Bunkerbrecher" werden eingesetzt, um unterirdische Kommandozentren und Waffenlager zu zerstören. Einsatz in Präventivkriegen

Nach Einschätzung von US-Militärexperten könnte die neue Generation von Atomwaffen für Präventivkriege gegen Feinde eingesetzt werden, die heimlich Arsenale von Massen-vernichtungswaffen anlegen. Der US-Militärgeheimdienst DIA schätzt, dass weltweit etwa 1400 Bunker existieren, die als unterirdische Lager für Massenvernichtungswaffen, als getarnte Raketenabschuss-Vorrichtungen oder als geheime Kommandozentren genutzt werden. Schnellere Atomtests in Nevada

Darüber hinaus wollen die USA 24,9 Millionen Dollar in das Atomtestgelände in Nevada investieren. Ziel ist es, die Vorbereitungszeit für Atomtests zu verringern: Bislang benötigt die Anlage 36 Monate, um einen von der Regierung angeordneten Atomtest durchzuführen. Künftig sollen es 24 Monate sein. Mehr Ausgaben für Atomwaffen

Insgesamt bewilligte der Kongress für das Finanzjahr 2004 die Summe von 6,3 Milliarden Dollar für nuklearwaffenbezogene Ausgaben. Das sind 303 Millionen Dollar mehr als im Vorjahr und 94 Millionen Dollar weniger als von Bush verlangt.

Page 28: Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische ...public.beuth-hochschule.de/.../vorlesungs-scripts/pearl_harbor.pdf · – 1 – Pearl Harbor und seine herausragende weltpolitische

– 28 –

Wie bereits im Titel ausgesagt, hatte die Vorlesung die Ziele, die herausragende weltpolitische Bedeutung von Pearl Harbor aufzuzeigen und die bestehenden Legenden durch Fakten und Hintergründe zu ersetzen.

Eines jedoch soll unter allen Umständen nicht damit erreicht werden – eine moralische Bewertung der Entscheidungen des früheren Präsidenten Roosevelts:

Denn so grausam das Verhalten Roosevelts in seinen Folgen gewesen sein mag, diente es doch dem Ziel, den verbündeten demokratischen Nationen zum Sieg über die Achsenmächte zu verhelfen, die sich höchst aggressiv gegen ihre Nachbarn verhielten und damit den Weltfrieden aufs Spiel setzten!

Literatur und Bildquellen Die historischen Fakten zu „Pearl Harbor“ sind im Wesentlichen folgenden zwei Büchern entnommen:

/1/ „Pearl Harbor 1941 – Eine amerikanische Katastrophe“ von George Morgenstern. Titel der Originalausgabe: „Pearl Harbor – The Story of the Secret War“ (1947). Deutsche Ausgabe erschienen 1998 im Herbig-Verlag, ISBN 3-7766-1996-1

/2/ „Pearl Harbor – Wie die amerikanische Regierung den Angriff provozierte und 2476 ihrer Bürger sterben ließ“ von Robert B. Stinnett.

Titel der Originalausgabe: „Day of Deceit. The Truth about FDR and Pearl Harbor“, erschienen 2000 bei Touchstone.

Deutsche Ausgabe erschienen 2003 im Zweitausendeins-Verlag, ISBN 3-86150-603-3

Des weiteren wurden die Ergebnisse von Internet-Recherchen verwendet sowie die Bücher (neben /1/ und /2/), die bei den Bildquellen vermerkt sind.

Bildquellen:

Bild 1: aus der „Brockhaus Enzyklopädie“ Bild 2: aus „Völker, Staaten und Kulturen“ Georg Westermann Verlag Bild 3: Graphik von Jürgen Schröter Bild 4: aus „Pearl Harbor – …“ siehe /2/ Bild 5: aus dem Internet Bild 6: aus dem Internet Bild 7: aus „Pearl Harbor – …“ siehe /2/ Bild 8: aus „Pearl Harbor 1941 – …“ siehe /1/ Bild 9: aus „Pearl Harbor 1941 – …“ siehe /1/ Bild 10: aus „Pearl Harbor 1941 – …“ siehe /1/ Bild 11: aus „Pearl Harbor 1941 – …“ siehe /1/ Bild 12: aus „Pearl Harbor 1941 – …“ siehe /1/ Bild 13: aus „Pearl Harbor – …“ siehe /2/ Bild 14: aus „Pearl Harbor 1941 – …“ siehe /1/ Bild 15: aus „Pearl Harbor 1941 – …“ siehe /1/ Bild 16: aus dem Internet Bild 17: aus „Pearl Harbor 1941 – …“ siehe /1/ Bild 18: aus „Pearl Harbor 1941 – …“ siehe /1/


Recommended