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PDF HippoRegius

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    JAHRBUCH

    DES

    RMISCH-GERMANISCHEN

    ZENTRALMUSEUMS

    MAINZ

    52. JAHRGANG 2005

    TEIL 2

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    DIETER QUAST

    VLKERWANDERUNGSZEITLICHE FRAUENGRBER

    AUS HIPPO REGIUS (ANNABA/BNE) IN ALGERIEN*

    Nordafrika war als sehr fruchtbare Landschaft die Kornkammer des Rmischen Reiches. Von den Getreide-

    berschssen dieser Provinzen, deren Verschiffung von Karthago aus erfolgte, war die Stadt Rom abhn-

    gig. Aufgrund dieses Reichtums hatte bereits Alarich I. nach der Plnderung Roms am 24.8.410 den Plan

    gefasst, von Sditalien aus Nordafrika zu erobern. Der Versuch scheiterte aber, da Strme die verfgbaren

    Schiffe vernichteten1. Zu einer Wiederholung kam es anscheinend fnf Jahre spter, als Valia plante, von

    Spanien aus nach Afrika zu gelangen, doch auch dieser Versuch schlug fehl 2. Erfolgreicher war der vanda-

    lische Knig Geiserich, unter dessen Fhrung im Jahre 429 wohl an die 80 000 Menschen die Strae von

    Gibraltar berquerten3. Bereits 425 hatten vandalischen Schiffe die Balearen und die Provinz Mauretaniatingitana berfallen, wie Hydatius berichtet, und Michael Kulikowski vermutet, Gunderich habe bereits bei

    dieser Gelegenheit ein Vorposten auf afrikanischem Boden errichtet 4.

    Neben Vandalen bildete sich die Menge, die 429 von Spanien nach Afrika kam, aus Sueben und Alanen,

    nach Possidius (28,5), dem Biographen des hl. Augustinus, untermischt mit Goten und mit Teilen verschie-

    dener Vlker5. Unter letzteren wird man sich vermutlich auch Provinzialrmer von der Iberischen Halbin-

    sel, vielleicht auch aus Gallien vorstellen drfen, denen der Anschlu an die Barbaren aufgrund allzu hoher

    Steuerlast in den Provinzen eine gnstigere Zukunft versprach 6. Nach einem Weg von ber 1500km sei

    es zu Land, sei es auf Schiffen entlang der Kste7 gelang es Geiserich mit seinen ca. 15000 Kriegern noch

    im selben Jahr Hippo Regius zu belagern. Unter dem Schutz des Comes Africae Bonifatius waren Tausende

    von Flchtlingen in der befestigten Stadt zusammengekommen, die nach 14-monatiger Belagerung imAugust 431 von den Vandalen eingenommen wurde und bis 439 als provisorische Hauptstadt des Germa-

    nenreiches diente8. Der wohl bekannteste Einwohner der Stadt, der heilige Bischof Augustinus, starb

    bereits im dritten Monat der Belagerung 9.

    237Jahrbuch des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums 52 2005

    * Antike Ortsnamen sind kursiv gedruckt. Es werden die interna-tionalen Lnderkrzel benutzt. Fr Nordafrika sind das: DZ =Algerien; TN = Tunesien.

    1 Wolfram, Goten 164 ff. Pohl, Vlkerwanderung 58; 77.2 Wolfram, Goten 176f. Kulikowski, Spain 168f. meint, Valias

    Versuch nach Afrika zu bersetzen habe nie stattgefunden.3 Zur Anzahl der Vandalen/Sueben/Alanen Pohl, Vlkerwande-

    rung 76f. (mit lterer Lit.). Gil Egea, frica 189 ff. KritischW. Goffart, Barbarians and Romans A.D. 418-584. The techni-ques of accomodation (Princeton 1980) 231 ff. Kulikowski,Spain 177.

    4 Hydatius XLI, I Wandali Balearicas insulas deprdantur deindeCarthagine Spartaria, et Hispali eversa et Hispaniis deprdatis,Mauritaniam invadunt. Kulikowski, Spain 177f.

    5 Possidius 28,5 immanium hostium Vandalorum et Alanorumcommixtam secum habens Gothorum gentem, aliarumquedeversarum personas

    6 Orosius, Hist. VII,41.7 ut inveniantur iam inter eos quidamRomani, qui malint inter barbaros pauperem libertatem, quaminter Romanos tributariam sollicitudinem sustinere. Zu denSteuern im sptrmischen Reich (bes. im 4. Jh.): W. Goffart,

    Caput and Colonate: towards a history of Late Roman Taxation(Toronto 1974).

    7 Kulikowski, Spain 177f.8 Vgl. allgemein Schmidt, Wandalen 41ff. Ch. Courtois, Les

    Vandales et lAfrique (Paris 1955) 163f. H. J. Diesner, DasVandalenreich (Leipzig 1966) 52f. M. Mackensen, Die sptantiken Sigillata- und Lampentpfereien von El Mahrine (Nord-

    tunesien). Studien zur nordafrikanischen Feinkeramik des 4. bis7. Jahrhunderts. Mnchner Beitr. Vor- u. Frhgesch. 50 (Mn-chen 1993) 487 ff. Prin, Vandales 314 ff. LexMittelalter 8(Mnchen 1997) 1404 ff. s.v. Vandalen (G. Wirth / V. Bier-brauer). Gil Egea, frica 223 ff. Hettinger, Migration 121ff. J. H. W. G. Liebeschuetz, Gens into regnum: the Vandals. In:H.-W. Goetz / J. Jarnut / W. Pohl (Hrsg.), Regna and Gentes.Transformation of the Roman World 13 (Leiden, Boston 2003)55 ff. Postel, Ursprnge 180 ff. Nachtrag: Vgl. jetzt auchA. M. Merrills (Hrsg.), Vandals, Romans and Berbers. Newperspectives on late antique North Africa (Aldershot 2004) mitzahlreichen Aufstzen, die hier nicht mehr eingearbeitet wer-den konnten.

    9 Possidius 29,3.

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    Das antike Hippo Regius lag in der rmischen ProvinzAfrica proconsularis, an der Mndung des Flusses Sey-

    bouse im heutigen Algerien (Abb. 1)10. Sdlich der Stadt befindet sich fruchtbares, landwirtschaftlich

    ertragreiches Land, so dass der Platz ber sehr gute konomische Vorraussetzungen verfgte. Auch ein

    238 D. Quast Vlkerwanderungszeitliche Frauengrber aus Hippo Regius (Annaba/Bne) in Algerien

    10 Vgl. als allgemeinen berblick St. Gsell, Atlas archologique delAlgrie (Algier, Paris 1911) Blatt 9 Nr. 59. Marec, Hippone. Dahmani, Hippo. RAC 15 (Stuttgart 1991) 442 ff. s.v. HippoRegius (N. Duval). S. Bensaada-Haoui et all., Hipponne. In:

    Sintes/Rebahi, Algrie 282 ff. J.-M. Blas de Robls / C. Sintes,Sites et monuments antiques de lAlgrie (Aix-en-Provence2003) 194 ff. Vgl. jetzt Delestre, Hippone.

    11 Dahmani, Hippo 7 mit Plan 1.

    Abb. 1 Plan von HippoRegius (nach Marec, Hip-

    pone 117).

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    geschtzter, natrlicher Hafen war vorhanden, doch ist dieser heute verlandet 11. Unter anderem darausresultierte die Grndung der Stadt Buna al-Hadita (Buna la Neuve), spter auch Beleb-el-Anab genannt,

    durch die Araber im 11. Jahrhundert. Sie fhrte zu einer Verlagerung des Siedlungsschwerpunktes. Wh-

    rend das bereits in phnikischer oder punischer Zeit gegrndete Hippo Regius heute eine antike Ruinen-

    stadt ist, blhte Annaba auf und wurde zur wichtigsten Hafenstadt im stlichen Algerien. In franzsischer

    Zeit hie der Ort Bne, und unter diesem Namen tauchen die beiden hier vorzustellenden Grabfunde auch

    mehrfach in der archologischen Literatur auf.

    Ausgrabungen wurden im 20. Jahrhundert in weiten Teilen der antiken Stadt durchgefhrt (Abb. 1)12. Van-

    dalenzeitliche Kleinfunde sind aber nur in relativ geringer Zahl bekannt13. Von Interesse sind die Bestattun-

    gen, die im Inneren der groen Basilika geborgen werden konnten und die bereits 1865 oder einige Jahre

    zuvor entdeckten Frauengrber, die ins British Museum gelangten. ber ihre genaue Fundstelle ist nichtsbekannt, dass beide Bestattungen aber von einerFundstelle stammen, kann wohl mit an Sicherheit gren-

    zender Wahrscheinlichkeit angenommen werden. Koenig hlt eine buerliche Bestattung unter freiem

    Himmel fr mglich, und Kleemann schwankt zwischen einer ncropole suburbaine ou rurale 14. Beide

    Vermutungen sind aber unbegrndet und letztlich ist nicht auszuschlieen, dass die beiden Grber im

    Bereich der groen oder der fnfschiffigen Basilika entdeckt wurden (Abb. 2). Selbst ber den Fundort

    239Jahrbuch des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums 52 2005

    12 Koenig, Grabfunde 342 Abb. 16. Delestre, Hippone 67 ff.13 Koenig, Grabfunde 306. E. Marec, Hippone: Objets en bronze

    rcemment dcouvertes. Libyca (Archologie pigraphie) 6,1958, 163 ff. bes. 170 f.

    14 Koenig, Grabfunde 316; 336. Kleemann, Rflexions 127; 128(espace rural).

    Abb. 2 Das christliche und das Villen-Viertel von Hippo Regius mit der Groen und der Fnfschiffigen Basilika (nach Marec, Hippone123, mit Ergnzungen).

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    schwanken in der Literatur die Angaben zwischen Bne und in der Nhe von Bne. In beiden Fllen kann

    es sich aber eigentlich nur um die antike Stadt Hippo Regius handeln. Dies besttigt auch die wichtige

    Erwerbsnotiz des Direktors A.W. Franks aus dem Jahre 186515. Sie ist in der Forschung weitgehend unbe-

    achtet geblieben, beinhaltet aber trotz ihrer Krze den einzigen Hinweis auf die Aufteilung der Objekte auf

    zwei Frauengrber. Da es in der Literatur hufig zu Unklarheiten bzw. Fehlzuweisungen kam 16, sei die Notiz

    hier im Wortlaut wiedergegeben:

    The Rev. Greville Chester was good enough to obtain for the museum the contents of two tombs found

    at Hippo in North Africa. One of these contained two circular brooches of bronze set with pastes on a gold

    foil, and a curious gilt buckle with punctured ornaments. The other tomb contained two circular silverfibul set with garnets and pastes, a pair of gold ear rings in which garnets had been set, a spindle-whorl,

    and a number of other objects. These fibul are of considerable interest in comparison with those found

    in our own country; they have a certain family resemblance, but differ in their more minute particulars.

    Bereits zwei Jahre spter erschien ein Aufsatz des Barons Joseph de Baye, der die Funde zwar nicht mehr

    getrennt nach Grbern vorstellte, sie aber eindeutig den Vandalen zuwies17. Er zhlt nahezu alle Funde auf

    und bildete einen Ohrring, die Grtelschnalle (ohne Punzverzierung) und zwei Fibeln ab, die aus Grab 2 in

    zeichnerisch rekonstruierter Form (Abb. 3)18. Diese Vorlagen wurden nahezu 100 Jahre immer wieder

    benutzt, wenn die Funde aus Hippo Regius in der Literatur kurz erwhnt und abgebildet wurden 19. dou-

    ard Salin lie sie umzeichnen und erst Herta Rupp und Christian Courtois publizierten Fotos einiger

    240 D. Quast Vlkerwanderungszeitliche Frauengrber aus Hippo Regius (Annaba/Bne) in Algerien

    15 Proc. Soc. Antiquaries London 2. Ser., 3, 1865, 241.16 Vgl. A. Warhust, The Jutish cemetery at Lyminge. Arch. Cantia-

    na 69, 1955, 1ff. bes. 34, der eine Grtelschnalle unbekanntenFundortes unter Bne verbuchte. Dazu schon J. Werner, Eineostgotische Prunkschnalle von Kln-Severinstor. Klner Jahrb.Vor- u. Frhgesch. 3, 1958, 55 ff. bes. 60 mit Anm. 15. Bier-brauer, Ostgoten 157 Anm. 217; 163 mit Anm. 235 Taf. 81, 3,fhrt eine Grtelschnalle aus Theben (BM Inv.-Nr. 74,5-19,11)als zu Bne Grab 2 gehrig an. Die Schnalle wurde laut Inven-tarbuch des British Museum zwar ebenfalls von Rev. Greville J.Chester angekauft, stammt aber aus dem gyptischen Theben.

    17 de Baye, Bijoux 179 ff.18 Bereits bei der Einlieferung ins British Museum mssen die

    Fibeln aus Grab 2 unvollstndig gewesen sein, wie die Skizze imInventarbuch erkennen lt, doch mu sich im Lauf der Jahreder Zustand der Fibel verschlechtert haben, wie allein ein Ver-gleich des bei Bierbrauer, Ostgoten Taf. 81, 2, abgebildetenFotos mit derzeitigen Zustand zeigt. Die Punzverzierung derGrtelschnalle mu sichtbar gewesen sein, wie die Skizze imInventarbuch des BM zeigt.

    19 Kossinna, Kultur 204 mit Abb. 217-219. Tenieva, Emal 102Taf. 40, 161-163. Monneret de Villard, Oreficeria 217 ff.

    Abb. 3 Hippo Regius. Funde aus dem British Museum. o.M. (nach de Baye, Bijoux Farbtaf.; 183; 187).

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    Katalog der Grabfunde

    Grab 1 (Abb. 4; 5)ber die Befundsituation liegen keinerlei Informationen vor.

    242 D. Quast Vlkerwanderungszeitliche Frauengrber aus Hippo Regius (Annaba/Bne) in Algerien

    1.-2. Paar Scheibenfibeln

    1. Scheibenfibel (Abb. 4, 1; 5, 3

    ), Bronze, keine Ver-goldungsspuren erkennbar. Aufbau: Grundplatte,Bronze, darauf smtliche Zargen aufgeltet, im Zen-trum sind nur die runde und die bohnenfrmigenEinlagen gefasst, die beilfrmigen sitzen einfachdazwischen. In den Zellen weie kitthnliche Masse,darauf gemusterte Goldfolie (Muster: Gitter mitKreisauge) unter den beilfrmigen Einlagen gut zuerkennen, darauf Einlagen, randliche Zone smaragd-grn-opakes Glas (teilweise entfrbt), beilfrmige

    Einlagen aus transluzid-honiggelbem Glas, eine da -

    von ausgefallen, runde Mittelzelle und drei bohnen-frmige Einlagen aus transluzid-honiggelbem Glas. Ineinem Zwickel einer bohnenfrmigen Einlage Restevon grnem Glas. Die Mittelzelle und die bohnenfr-migen Einlagen mugelig, allen anderen flach. Ltnahtzwischen uerer Zarge und Grundplatte durch rela-tiv dicken, fein gekerbten Bronzedraht verdeckt.Nadelapparat mitgegossen, Bronze.Durchmesser 7,2m. Hhe 0,94cm. Gewicht104 g. British Museum London Inv.-Nr. 65,5-18,2.

    Abb. 4 Hippo Regius. Grab 1. M. = 2:3 (1.2 Zeichnung M. Weber, RGZM; 3 nach Koenig, Grabfunde 306 Abb. 3).

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    2. wie 1 (Abb. 4, 2; 5, 2), aber eine bohnenfrmigeEinlage aus mugelig geschliffenem Bergkristall, dar-unter Fragmente glatter Goldfolie; sonst keine Folieunter den Einlagen zu erkennen (ausgefallen?).Nadel fehlt, Nadelapparat, Bronze, anscheinendaufgeltet (Reparatur?).Durchmesser 7,13m. Hhe 0,96m. Gewicht

    98g. British Museum London Inv.-Nr. 65,518,1.3. Grtelschnalle (Abb. 4, 3; 5, 1), Bronze, vergoldet;Laschenbeschlag mit Punz- und Ritzverzierung; dreiBronzeniete.

    Lnge 5,0m. Breite Beschlag 4,1m. Gewicht33 g. British Museum London Inv.-Nr. 65,518,3.

    Lit.: de Baye, Bijoux 179 ff. Tenieva, Emal 102 Taf. 40,163. Courtois, Vandales Taf. 9. Salin, Civilisation301f. mit Abb. 87 und 89. Courcelle, Histoire Taf. 33. Koenig, Grabfunde 307. Prin, Vandales Taf. 2.

    Romans & Barbarians. Ausstellungskat. (Boston 1976)135 Nr. 161. Gerharz, Fibeln 100 mit Abb. 19, 166. Kazanski, Plaques 189 Abb. 16, 13. 14. Eger, Silberge-schirr 71 Abb. 2.

    243Jahrbuch des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums 52 2005

    Abb. 5 Hippo Regius. Grab 1 M. = 1:1. (Courtesy: British Museum London).

    Grab 2 (Abb. 6-9)ber die Befundsituation liegen keinerlei Informationen vor.

    1.-2. Paar Scheibenfibeln1. Scheibenfibel (Abb. 6, 1; 7, 3), Silber, vergoldet, nur

    ca. zu zwei Dritteln erhalten. Aufbau: Grundplatteaus Silber, darauf smtliche Zargen aufgeltet. Die

    Ltnaht zwischen Grundplatte und uerer Zarge mitfeinem Kerbdraht verdeckt. Einlagen aus Granat undopak-graugrnem Glas, in der randlichen Zone rundeFassungen mit unkenntlichen Resten mugeliger Glas-

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    einlagen. Im Zentrum Granatcabochon (dieser warlocker, lies sich entnehmen und sein Schliff konnteim Schnitt dokumentiert werden [Abb. 6, 1a]; Dm.1,4m; H. 0,4m). Einlagen liegen auf weier kitthn-licher Masse, evtl. vorhandene Folie aufgrund derschlechten Erhaltung der Einlagen nicht erkennbar.Nadelapparat, Silber, aufgeltet; Nadelrest Bronze.Durchmesser 5,23m. Hhe 0,67m. Gewicht24 g. British Museum London Inv.-Nr. 65,5-18,10.

    2. wie 1 (Abb. 6, 2; 7, 4), aber etwas besser erhalten.In einer Fassung Folienrest, eine mit komplett erhal-tener Folie (Muster: Gitter mit Kreisauge). Einlagen

    wie bei 1, z.T. wohl auch rotes Glas (leicht blasig-porse Oberflche). Nadelapparat aufgeltet.Durchmesser 5,31m. Hhe 0,65m. Gewicht23 g. British Museum London Inv.-Nr. 65,5-18,9.

    3.-4. Paar Polyederohrringe3. Polyederohrring (Abb. 6, 3; 7, 1), Gold; Draht ge-

    kerbt; alle Einlagen ausgefallen, keine Kittreste.Polyeder aufgeschoben, Drahtein- und austritt mitKerbdraht umlegt.Polyeder 0,82m. Durchmesser Ring (auen)2,31m. Gewicht 3g. British Museum LondonInv.-Nr. 65,518,11.

    244 D. Quast Vlkerwanderungszeitliche Frauengrber aus Hippo Regius (Annaba/Bne) in Algerien

    Abb. 6 Hippo Regius. Grab 2. (1a herausgenommener, zentraler Cabochon). M. = 2:3 (Zeichnung M. Weber, RGZM).

    Abb. 7 Hippo Regius. Grab 2.M. = 1:1 (Courtesy: British MuseumLondon).

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    4. wie 3 (Abb. 6, 4; 7, 2).Polyeder 0,86m. Durchmesser Ring (auen) 2,2m. Gewicht 3g. British Museum London Inv.-Nr.65,518,12.

    5. Wirtel (Abb. 6, 5), Glas; grau (stark entfrbt),wenige schwarze Partien; eine Fehlstelle, dort irri-sierend; deutliche Wickelspuren.Durchmesser 2,6m. Fadenloch 0,4m. Gewicht7g. British Museum London Inv.-Nr. 65,518,21.

    Folgende Objekte wurden im British Museum zusam-men mit den anderen Funden aus Bne inventarisiert.

    Bei Franks sind sie nicht detailliert aufgefhrt (a num-ber of other objects). Es ist unwahrscheinlich, dass siealle aus dem Grab stammen. Vermutlich wurdenObjekte aus anderen (benachbarten) Fundstellen hinzu-gefgt. Hier werden unter Nr. 6-18 die Funde ange-fhrt, die zu dem restlichen Inventar passen wrden,unter Nr. 19-25 diejenigen, die mit hoher Wahrschein-lichkeit auszusortieren sind. Natrlich sind all diese Aus-sagen nur unter Vorbehalt zu treffen.

    6. Nadel (Abb. 8, 11), Bronze; evtl. zu einer Fibelgehrig.

    L. 4,4m. British Museum London Inv.-Nr. 65,518,6.

    7. Ohrlffel (Abb. 8, 10), Silber, oberes Ende fehlt;Rckseite der Laffe mit geritztem Diagonalkreuz.Lnge 4,6 m. Gewicht 2 g. British Museum Lon-don Inv.-Nr. 65,518,5.

    8. Perle (Abb. 8, 2), Goldblech, zerdrckt.Durchmesser 0,97m. Fadenloch 0,3 m. Blech-strke 0,1mm. Gewicht 0,5g. British MuseumLondon Inv.-Nr. 65,518,13.

    9. wie 8 (Abb. 8, 3), aber geringe Reste einer weien,krnigen, kitthnlichen Fllmasse.

    Durchmesser 0,9m. Fadenloch 0,27m. Blech-strke 0,1mm. Gewicht 0,5g. British MuseumLondon Inv.-Nr. 65,518,14.

    10. Perlenkette (Abb. 8, 1) aus 29 Perlen (im Inventar-buch des British Museum sind 32 genannt), davon10 Bernsteinperlen, 8 polychrome Glasperle, 11monochrome (6 opak; 5 transluzid):1-10 kugelig bis gedrckt kugelige Bernsteinperle.11 ringfrmig, transluzid schwarzgrnblau. 12 ge-drckt kugelig, transluzid gelboliv, Oberflche teil-weise korrodiert. 13 gedrckt kugelig, transluzidhellgrn, Oberflche teilweise korrodiert. 14 ge-

    245Jahrbuch des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums 52 2005

    Abb. 8. Hippo Regius. Vermutlich Grab 2. 11. M. = 1:1, sonst M. = 2:3 (Zeichnung M. Weber, RGZM).

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    drckt kugelig mit deutlichen Wickelspuren, trans-luzid hellgrn. 15 linsenfrmig, transluzid grau. 16rmische Melonenperle, kugelig gerippt, opakgrngrau. 17 gedrckt kugelig, opak schwarz. 18kugelig, opak grnschwarz. 19 schlecht erhaltenesFragment, opak grnschwarz. 20-21 kugelig

    gerippt, opak schwarz, Oberflche teilweise korro-diert. 22 gedrckt kugelig, opak schwarz, ausgefal-lene Tupfen; Oberflche korrodiert. 23-24 kugelig,opak weiblau mit blau-weien Augenpaaren (vierAugenpaare pro Perle). 25 kugelig, opak schwarzmit wei-blauen Augenpaaren (vier Augenpaare).26 tonnenfrmig, opak schwarz mit aufgelegtemweien Wellenband; Oberflche korrodiert. 27-28tonnenfrmig, opak schwarz, eingeschmolzenesweies Wellenband. 29 tonnenfrmig, opakschwarz mit zwei eingeschmolzenen sich kreuzen-den Wellenbndern und weien Punkten. British Museum London Inv.-Nr. 65,518,28.

    11. mugelige Glaseinlage, honiggelb (Abb. 8, 4).Dm. 0,95m. British Museum London Inv.-Nr.65,518,22.

    12. opak rote Perle, Glas? (Abb. 8, 5).Dm. 1m. British Museum London Inv.-Nr.65,518,23.

    13. grne hexagonale Perle, Smaragd (Abb. 8, 6).L. 0,6m. British Museum London Inv.-Nr.65,518,24.

    14. transluzid hellgrne, hexagonale Perle, Smaragd(Abb. 8, 7).L. 0,6m. British Museum London Inv.-Nr.65,518,25.

    15. transluzid hellgrne Perle, unregelmig hexago-nal, Smaragd (Abb. 8, 8).L. 1,1m. British Museum London Inv.-Nr.65,518,26.

    16. kugelige Almandinperle (Abb. 8, 9).Dm. 0,55m. British Museum London Inv.-Nr.65,518,27.

    17. Fu eines Glasgefes (Abb. 8, 13), Bruchkantensauber abgearbeitet, nur sehr geringer Wandungs-ansatz erhalten; blasiges, entfrbtes Glas mit leich-ten hellgelbgrnen Stich, transluzid.

    Durchmesser 5,0m. Wandungsstrke 1,5mm. Gewicht 24g. British Museum London Inv.-Nr.65,518,19.

    18. Fu eines Glasgefes (Abb. 8, 12); Wandung bisauf en Boden abgearbeitet, daher kein Hinweis aufWandstrke; wenig blasiges, gelboliv transluzidesGlas, leicht gerieft. Gefboden sa nicht genau inGefmitte.Durchmesser 5,4m. Gewicht 29g. British

    Museum London Inv.-Nr. 65,5-18,20.

    Die folgenden Objekte sind mit hoher Wahrscheinlich-keit nicht zum Grab gehrig:

    19. Lffel (Abb. 9, 1), Bronze. (frhe oder mittlere Kai-serzeit [1./2. Jahrhundert])32.Lnge 12,8m. Gewicht 8g. British MuseumLondon Inv.-Nr. 65,5-18,4.

    20.-23. Vier Knochennadeln (nicht przise datierbar;erstes bis viertes Jahrhundert 33. In einer beinverar-beitenden Werkstatt in Karthago, die in die zweiteHlfte des vierten Jahrhundert oder sptestens insfrhe fnfte Jahrhundert datiert, sind Exemplaremit kugeligem Kopf, wie Nr. 22; 23 vertreten)34.

    20. Nadel (Abb. 9, 2, Bein, Spitze zur Hlfte weggebro-chen; deutliche Schnitzspuren.Lnge 9,6m. Gewicht 2g. British Museum Lon-don Inv.-Nr. 65,5-18,17.

    21. Nadel (Abb. 9, 3), Bein, zugespitzter Kopf, Spitzeweggebrochen.Lnge 6,35m. Gewicht 2g. British MuseumLondon Inv.-Nr. 65,5-18,18.

    22. Nadel (Abb. 9, 4), Bein, Kugelkopf, Spitze fehlt.Lnge 7,05m. Gewicht 2g. British MuseumLondon Inv.-Nr. 65,5-18,15.

    23. wie 22 (Abb. 9, 5).Lnge 5,8m. Gewicht 2g. British Museum Lon-don Inv.-Nr. 65,518,16.

    24.-25. Zwei rmische Fingerringe (1.-3. Jahrhundertn.Chr.) 35.

    24. Fingerring (Abb. 9, 6), Bronze, nur zur Hlfte erhal-ten; ovale mitgegossene schlichte Zierplatte, an denSeiten dreifache Schlaufenriefenzier.Durchmesser 1,8m. Durchmesser innen 1,5m. Gewicht 3 g. British Museum London Inv.-Nr.65,518,7.

    25. Fingerring (Abb. 9, 7), Bronze, nur zur Hlfte erhal-ten; ovale Glaseinlage, plan, sehr pors; schwarz-blau opak.

    246 D. Quast Vlkerwanderungszeitliche Frauengrber aus Hippo Regius (Annaba/Bne) in Algerien

    32 E. Riha / W. B. Stern, Die rmischen Lffel aus Augst und Kai-seraugst. Forsch. Augst 5 (Augst 1982) 14 ff.; 24. M. Martin,Esslffel. In: Der sptrmische Silberschatz von Kaiseraugst.Basler. Beitr. Ur- u. Frhgesch. 9 (Derendingen 1984) 56 ff. bes.76; 85 Abb. 48.

    33 Vgl. z.B. N. Crummy, A chronology of romano-british bonepins. Britannia 10, 1979,157 ff. E. M. Ruprechtsberger, Diermischen Bein- und Bronzenadeln aus dem Museen Enns undLinz. Linzer Arch. Forsch. 9 (Linz 1979) 32 ff.

    34 V. J. Hutchinson / D. S. Reese, A worked bone industry atCarthage. In: J. H. Humphrey (Hrsg.), The circus and a byzan-tine cemetery at Carthage I (Michigan 1988) 549 ff. bes, 590;Abb. 13, 3-16.

    35 z.B. Ch. Beckmann, Metallfingerringe der rmischen Kaiserzeitim freien Germanien. Saalburg-Jahrb. 26, 1969, 5 ff. bes. 38 ff.mit lterer Lit.

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    Durchmesser 2,03m. Durchmesser innen 1,7m. Gewicht 3g. British Museum London Inv.-Nr.65,518,8.

    Bierbrauer fhrt fr dieses Grab irrtmlich eine Schnallemit cloisonnierten Beschlag an, die aber aus Thebenstammt (vgl. Anm. 16)

    Lit.: de Baye, Bijoux 179ff. Tenieva, Emal 102; Taf.40, 161. 162. Courtois, Vandales Taf. 9. Salin, Civili-sation 301 Abb. 88. Courcelle, Histoire Taf. 33. Bier-brauer, Ostgoten Taf. 81, 2. 4. Koenig, Grabfunde307. Gerharz, Fibeln 100 mit Abb. 19, 167. Prin,Vandales Taf. 2.

    247Jahrbuch des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums 52 2005

    Abb. 9 Hippo Regius. Flschlich unter Grab 2 inventarisierte Funde. M. = 1:1 (Zeichnung M. Weber, RGZM).

    Antiquarische Analyse

    Vor einer weitergehenden Interpretation der beiden Grber gilt es zunchst, die erhaltenen Funde sorgfl-

    tig auszuwerten, um mglichst przise Hinweise zur Datierung der Grber, Herkunft der Objekte und evtl.

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    auch zur Kleidung36 zu gewinnen. Da es fr die wenigen vandalenzeitlichen Grber kein eigenes Chrono-

    logiesystem gibt, wird auf die Arbeiten aus dem mittleren Donauraum und dem Karpatenbecken zurckge-

    griffen37, zumal das Fundmaterial der Grber aus Hippo Regius eng mit diesem verbunden ist. Deshalb

    wurde auch in der berschrift der Terminus vlkerwanderungszeitlich benutzt und nicht die fr Nord-

    afrika eigentlich bliche Bezeichnung vandalenzeitlich.

    Die Fibeln aus den beiden Grbern

    Zu den beiden Fibelpaaren liegen keine direkten Parallelen vor. Sie gehren zur Gruppe der cloisonnierten

    mediterranen Scheibenfibeln38. Zur genaueren Einordnung ist zunchst einmal eine Untersuchung der

    Komposition des Zellwerks weiterfhrend. Die Fibeln aus Grab 1 (Abb. 4, 1. 2; 5, 2. 3) weisen einen Rah-

    men aus viereckigen Glaseinlagen auf 39. Innerhalb dieser Rahmung befindet sich ein Arrangement aus

    mugeligen, sehr betont wirkenden, und planen beilfrmigen Glaseinlagen, letztere als Arme eines griechi-

    schen Kreuzes zu erkennen. Dieses charakteristische Kompositionsschema kleinteilig rechteckige Rah-

    mung und mit hervorgehobenen Einlagen in der Mitte hat Nol Adams als Medaillon Style bezeichnetund die ltesten Nachweise aus dem 3. und 4. Jahrhundert zusammengestellt 40. Auffllig ist, dass den

    Fibeln aus dem Grab von Hippo Regius von der Gestaltung des Zellwerks eine Fibel aus einer der Nekropo-

    len von Nedvigovska Tanais (Rostovskaja obl.; RUS) am unteren Don besonders hnelt (Abb. 10, 1)41. Das

    Grab, aus dem sie stammt wird in das spte dritte bis vierte Jahrhundert datiert 42. In unserem Kontext sind

    aber nur die jngsten Objekte im Medaillonstil von Interesse, beispielsweise die Onyxfibel aus Szilgysom-

    ly (jud. Salaj; RO) (Abb. 10, 4), die jngst von Michael Schmauder ausfhrlich besprochen und als byzan-

    tinische Arbeit erkannt wurde43. Nach seiner sorgfltigen antiquarischen Analyse kommt er zu einem rela-

    tiv groen Datierungsspielraum. Einen terminus ante quem stellt die Verbergung des Gesamtkomplexes im

    zweiten Viertel des 5. Jahrhunderts dar, einen terminus post quem der Thesaurierungsbeginn in der Zeit um

    360/37044. Die Kaiserfibel von Szilgysomly unterscheidet sich allerdings deutlich durch die groe zentrale

    248 D. Quast Vlkerwanderungszeitliche Frauengrber aus Hippo Regius (Annaba/Bne) in Algerien

    36 Im Folgenden verwende ich anstelle von Tracht den neutraleren,aber auch nicht glcklichen Begriff Kleidung (deren Rekon-struktion anhand der erhaltenen Metallbestandteile erfolgenmu). Sie war sicherlich gruppendefinierend, fr welche Grup-penzugehrigkeit(en) sie im jeweiligen Fall steht, ist fr michvorerst nicht von Interesse. Mir geht es zunchst einmal nurdarum, ob bestimmte Kleidung(en) spezifisch fr bestimmteRegionen sind. Zumindest fr die jngere rmische Kaiserzeitist fr die groen Nekropolen der ernjachov- und der Sntana-de-Mures-Kultur eine auffllige Regelhaftigkeit bei der Ausstat-tung der Frauengrber festzustellen, die kaum negiert werden

    kann, auch wenn diese Beobachtung in den 30/40er Jahren desletzten Jahrhunderts u.a. von deutschen Archologen gemachtwurde, die politisch nicht unbescholten waren. In der Vlker-wanderungszeit fehlt diese Regelhaftigkeit, ohne dass zu sagenist, ob ein Kleidungswandel stattfand, oder ob lediglich dieQuellenlage (es sind nur die Grber der Oberschicht bekannt)dafr verantwortlich ist.

    37 Es wird auf die Arbeiten von Tejral (Chronologie; Aspekte) Bier-brauer (berlieferung; Castelbolognese) zurckgegriffen, die ingroen Teilen bereinstimmen. Wo es zu Differenzen beiderAutoren kommt, wird dies angemerkt. Kritisch insgesamt zurMglichkeit, eine Stufe D1 und eine Stufe D2 voneinander zutrennen: R. Stark, Studien zu den Schatzfunden von Szilgy-somly. Diss.-Druck (Mnchen 2000) 157 ff. Stark weist zwar

    zu Recht auf einige Unstimmigkeiten hin, bzw. auf die Verzah-nung beider Stufen, doch werden die Ergebnisse Tejrals undBierbrauers dadurch nicht grundstzlich in Frage gestellt.

    38 Quast, Scheibenfibeln 259ff.39 Roth, Almandinhandel 314, bezeichnet diese Rahmung als

    Ringcloisone.40 Adams, Development 24 ff.41 Arseneva et all. Tanais Taf. 83, 1066; 97, 1142.42 Arseneva et all. Tanais 69. M. Shchukin / I. Bazhan, The

    cloisonn style: Danubian, Bosphorian, Georgian or Sassanian?Acta Arch. Kopenhagen 65, 1994, 233 ff. bes. 240. Adams,

    Development 28.43 J. Hampel, Alterthmer des frhen Mittelalters in Ungarn

    (Braunschweig 1905) Taf. 27. M. Schmauder, Imperial repre-sentation or barbaric imitation? The imperial brooches (Kaiser-fibeln). In; W. Pohl / H. Reimitz (Hrsg.), Strategies of Distinction.The construction of ethnic communities, 300-800. The Trans-formation of the roman world 2 (Leiden 1998) 281ff. Schmauder, Onyxfibel 121ff. Eine Herstellung im Barbarikumvermuten Bierbrauer, Oberschichtgrber 78f. V. Soupault-Becquelin, Les fibules dites impriales. Attribution et per-spectives de recherche. Antiquits Nationales 29, 1997, 259 ff.bes. 262.

    44 Schmauder, Onyxfibel 124.

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    Einlage, bestehend aus einem Schichtachat, von den afrikanischen Exemplaren. Natrlich steht sie gerade

    auch aufgrund der weiteren verwendeten Materialien und der Herstellungsqualitt einige Stufen ber dem

    Fibelpaar aus Annaba.

    Die kleinrechteckige Rahmung um einen groen betonten Stein findet sich auch an einem Halsring aus Klin-

    Yar im Kaukasus (Abb. 10, 2)45. Kuznecov hlt das Exemplar zusammen mit einem Vergleichsfund aus

    Boloj Kamenec (Kurskaja obl.; RUS) fr eine pontische Arbeit, doch sollte berlegt werden, ob es sich bei

    249Jahrbuch des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums 52 2005

    45 Kuznecov, Tombes 172 Abb. 18, 1.

    Abb. 10 Cloisonnierte Objekte mit betonter Mittelzelle und kleinrechteckiger Rahmung. 1 Tanais. Fibel aus Grab 99/1972. 2 Hals-ring mit Schmuckscheibe aus Klin-Yar. 3 Schmuckscheibe eines Grtels, ohne Fundort, jetzt J. Paul Getty Museum. 4. Onyxfibel ausSzilgysomly. 1. 2a M. ca. 1:1, sonst M. = 1:2 (Nachweise Anm. 41; 43; 45; 47).

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    den verzierten Halsringen nicht um solche Stcke handelt, die die kaiserlichen Leibgardisten auf dem The-

    odosius-Missorium und auf den Mosaiken von Ravenna, San Vitale, tragen 46.

    Fr die Datierung des beschriebenen Kompositionsschemas ist neben Szilgysomly vor allem die Zier-

    scheibe eines fundortlosen Mnzgrtels von Bedeutung, der sich heute im J. Paul Getty Museum befin-

    det47. Er stammt aus einem Hort des frhen 5. Jahrhunderts, der vermutlich im Gebiet des ostrmischen

    Reiches vergraben wurde48. Die 23 Solidi des Grtels bestehen aus Prgungen der Kaiser Constans (1 Ex.);Julian II Apostata (2 Ex.); Valentinian I (9 Ex.); Valens (10 Ex.) und Theodosius I (1 Ex.). Die Schlussmnze

    (Theodosius) wurde zwischen 383 und 388 in Aquileia geprgt. Auf der Vorderseite des Grtels befindet

    sich eine im Durchmesser 7,5m groe Zierscheibe mit Pendilien (Abb. 10, 3). Sie weist eine kleinteilig recht-

    eckige Rahmung aus grnem Glas auf, im Zentrum einen groen Saphir, umgeben von kleineren Saphiren,

    Smaragden und Granat. Smtliche Steine sind als Solitre gefasst. Man wird daher die Scheibenfibeln Bne

    mit ihrem flchigen Cloisonn vielleicht typologisch als etwas jnger bezeichnen knnen. Dennoch bleibt

    das herausgestellte Kompositionsschema charakteristisch fr sehr frhe flchige Einlagearbeiten aus dem

    ostrmischen Bereich. Trotz weniger Belege wird man mit einer Datierung maximal bis zur Mitte des 5. Jahr-

    hunderts zu rechnen haben. Dies lsst sich auch mit den bohnenfrmigen Einlagen der nordafrikanischen

    Scheibenfibeln vereinbaren49. Das vandalische Frauengrab 1 aus Hippo drfte daher um die Mitte des5. Jahrhunderts bzw. kaum merklich nach der Jahrhundertmitte angelegt worden sein.

    Gut datierbar sind auch die Scheibenfibeln aus Grab 2 (Abb. 6, 1. 2; 7, 3. 4), wenngleich fr sie ebenfalls

    keine direkten Parallelen bekannt sind. Sie weisen einige Merkmale auf, die nur in einem zeitlich eng

    begrenzten Rahmen auftreten. Herz- bzw. blattfrmige Einlagen, die sich in Bne als Einlagen in den Kreuz-

    armen finden, stellen gerade im 5. Jahrhundert eine beliebte Form dar. Sie sind bereits in hellenistischer Zeit

    beispielsweise auf einer Scheibenfibel aus dem mnzdatierten Artjukovs-Grab (Lysimachos 355-281

    v.Chr.) in der Nhe von Fanagoria auf der Halbinsel Taman belegt, zu der eine nahezu identische Parallele

    aus dem pakistanischen Taxila existiert. 50 Auch in den mnzdatierten Grabfunden der Nekropole von Arma-

    zis Khevi (Georgien) sind herzfrmige Einlagen von einem Finger- und einem Ohrring des 4. Jahrhunderts

    n.Chr. nachgewiesen.51 Der chronologische Schwerpunkt derartiger Einlagen aus Glas und Alamandinweist jedoch deutlich ins 5. Jahrhundert. Mugelig geschliffene Exemplare befinden sich am Pektorale aus

    Wolfsheim (Kr. Mainz-Bingen; D) sowie an einer Silberblech- und dem Fu einer der Lwenfibeln des zwei-

    ten Schatzes aus Szilgysomly (jud. Salaj; RO). Der Grabfund von Wolfsheim wird in das zweite oder dritte

    Jahrzehnt des 5. Jahrhunderts datiert, die Verbergung des zweiten Schatzfundes von Szilgysomly wird

    der Stufe D2 zugewiesen52. Plan geschliffene herzfrmige Einlagen treten z.B. auf der Parierstange der Spa-

    tha aus Altluheim (Rhein-Neckar-Kreis; D), dem Schwertriemendurchzug aus Apahida, einer polychromen

    250 D. Quast Vlkerwanderungszeitliche Frauengrber aus Hippo Regius (Annaba/Bne) in Algerien

    46 Kuznecov, Tombes 184. L. A. Maculevi, Pogrebenie varvar-skogo knjazja v Vostonoj Evrope. (Moskva, Leningrad 1934)Taf. 9. Vgl. ein weiteres Stck mit cloisonnierter Zierscheibe

    aus gypten: M. Flinders Petrie, Objects of daily use (London1927) Taf. 3, 41. J. Ogden, Jewellery of the ancient world(London 1982) Abb. 8, 3. M. Almagro-Gorbea et all. (Hrsg.),El Disco de Teodosio (Madrid 2000) 247 Abb. 26. 29; Taf. 4, 2.3; 27, 3; 29, 1; 30, 3. F. W. Deichmann, Frhchristliche Bautenund Mosaiken von Ravenna (Baden-Baden 1958) 368. Vgl.ein mgliches sptkaiserzeitliches Vorbild aus Ravlunda (Skne;S): K. Andersson, Romartida Guldsmide i Norden III. Aun 21(Uppsala 1995) 89 ff.

    47 Deppert-Lippitz, Group 107 ff. Quast, Garnitures 233 ff. Abb.11-13.

    48 Deppert-Lippitz, Group 136.49 Schmauder, Oberschichtgrber 253f. 332f. (Fundliste 9) mit

    Karte 7.

    50 E. H. Minns, Scythians and Greeks (Cambridge 1913) 430 ff.Abb. 321-324. S. Corbiau, Prehistoric remains on historic sitesof India and Near East. Man 37, 1937, 150 Nr. 185 mit Abb. 1.

    2. Annual Bibliography Indian Arch. 1928 (1930) Taf. 3 (obenrechts).

    51 Vgl. z.B. Armazis Khevi (Georgien) Grab 19 (Finger- und Ohr-ring): A. M. Apakidze et all., Mzcheta. Istogi archeoloeskichissledovanij. I: Archeologieskie pamjatniki Armazis-Chevi poraskopkam 1937-1946 gg. (Tbilisi 1958) Taf. 10, 4; 12, 4. B. Brentjes, Les ncropoles dArmasi (Mzcheta). Arts Asiatiques6, 1959, 83 ff. bes. 91 Abb. 9, 2. Roth, Almandinhandel 313Abb. 1, 3. 5.

    52 H. W. Bhme, Vlkerwanderungszeitliche Metallgegenstndevom Braberg bei Fritzlar. Arch. Korrbl. 4, 1974, 163 ff. bes.167. Tejral, Chronologie 237 ff. Bierbrauer, berlieferung265 (Datierung in Stufe D2a). Schmauder, Oberschichtgrber47. R. Stark, Die Fibeln, In: Barbarenschmuck 139 ff. bes. 149.

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    Silberblechfibel aus Regly (Kom. Tolna; H) sowie auf verschiedenen Funden aus Ker (Krim; UA) auf. Die

    Datierung dieser Funde deckt den Zeitraum von der Stufe D2 bis in den Horizont Apahida-Rdern-Tournai

    ab53. Nur wenige Vorkommen herzfrmiger Einlagen sind aus der Zeit nach dem dritten Viertel des 5. Jahr-

    hunderts bekannt54. Whrend bislang eine Herkunft derartiger Granateinlagen aus dem nrdlichen

    Schwarzmeergebiet angenommen wurde, erscheint durch zahlreiche Funde aus den Mittelmeerlndern

    eine Verbreitung ber das byzantinische Kunsthandwerk wahrscheinlich. Hier seien nur beispielhaft dieFunde aus Varna (BG), La Calle (TU) Pistoja (Prov. Florenz; I) erwhnt. Die zuletzt genannte Bgelfibel ist

    aufgrund der Verwendung eines Schraubgewindes sicher als rmisches Produkt anzusprechen, doch sagt

    das natrlich nichts ber die Trgerin oder den Trger aus 55.

    Interessant ist die Verbreitung herzfrmiger Einlagen in gereihter Form, wie in den Kreuzarmen der Fibeln

    aus Bne (Abb. 6, 1. 2). Sie decken chronologisch den gleichen Zeitraum ab, weisen aber sehr deutlich in

    den stlich-mediterranen Raum und das Schwarzmeergebiet56. Hier sei beispielsweise auf eine Riemen-

    zunge und die cloisonnierte Riemenzwinge einer Trense aus Ker auf der Krim (Abb. 11, 3. 4) oder auf dem

    Halsschmuck aus Pietroasa (jud. Buzau; RO) (Abb. 11, 2) sowie auf ein Armband aus einem Schatzfund aus

    Varna (BG) (Abb. 11, 1) und einen Grtelbeschlag aus Palstina (Abb. 11, 5) hingewiesen57. Neben Glas-

    und Almandineinlagen in Herzform ist auch eine interessante Reihung herzfrmiger Goldbleche an denGurten eines Kopfzaums aus Brut in Nord-Ossetien zu erwhnen. Das Grab kann ins zweite Viertel des

    5. Jahrhunderts datiert werden58. Eng verwandt sind sicherlich die Arbeiten mit gereihten V-frmigen Ein-

    lagen, die gerade beim sog. Domagnano-Stil hufig vorkommen 59.

    251Jahrbuch des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums 52 2005

    53 Zur Chronologie vgl. Bierbrauer, Castelbolognese 546 ff. undTejral, Chronologie 237 ff. Zu Regly vgl. Tejral ebd. 254 (umdie Mitte 5. Jh.) und Bierbrauer, berlieferung 263 ff. mit Abb.1 (D2a 400/10-420/30). Zur Einordnung von Regly vgl auch.Bierbrauer, Oberschichtgrber 81ff. Fr die sdrussischenGebiete vgl. I.P. Zaseckaja, O chronologii i kulturoj prinadleno-sti pamjatnikov junorusskich stepej i Kazachstana gunnskoj

    epochi. Sovjetskaj Arch. 1978 (1) 53 ff. Dies. Bosporskiesklepy gunnskoj epochi kak chronolgieskij etalon dlja datirovkipamjatnikov vostonoevropejskich stepej. Kratkie Soobenija158, 1979, 5 ff. Dies. Klassifikacija polichromich izdelijgunnskoj epochi po stilistieskim dannym. In: A. K. Ambroz /I. F. Erdeli, Drevnosti epochi velikogo perecelenija narodov V-VIIIvekov (Moskva 1982) 14 ff. Dies. Nekotorye itogi izuenijachronolgii pamjatnikov gunnskoj epochi v junorusskich step-

    jach. Arch. Sbornik (Leningrad) 27, 1986, 79 ff. Dies., Otnoci-telnaja chronologija sklepov pozdneantinogo i rannesredne-vekovogo bosporskogo nekropolja. Arch. Sbornik (Leningrad)30, 1990, 97 ff. Dies., Kultura koevnikov junorusskich ste-pej v gunnskuju pochu (Sankt Petersburg 1994).

    54 z.B. Fibel aus Artres (Dp. Nord): Ch. de Linas, Les origines delorfvrerie cloisonne. Bd. 3 (Paris 1887) Taf. Bijoux Franks &Burgundes, 5. (dort falsch rekonstruiert, mit falscher Fundort-angabe Famars). Vgl. dazu C. Haith, Recherche en cours sur lescollections merovingiennes du British Museum et la tombeperdue dArtres. Bull. Liaison AFAM 6, 1982, 31ff. bes. 32f. Trsors archologiques du Nord de la France. Gallo-Romainset Mrovingiens. Ausstellungskat. (Valenciennes 1997) 125f.Nr. 159. Jouy-le-Comte (Dp. Val dOise; F): Die Franken,Wegbereiter Europas. Ausstellungskat. Mannheim (Mainz1996) 686 Abb. 558 Weiterhin wre auf einige gotischeSchnallen mit cloisonnierten Rechteckbeschlag hinzuweisen,bei denen die herzfrmigen Einlagen allerdings schlanker undgestreckter sind, z.B.: C. Barrire-Flavy, tude sur les spulturesbarbares du midi et de louest de la France. Industrie wisigoti-que (Toulouse, Paris 1892) Taf. 4, 1 (Tressan). Ebel-Zepezauer,

    Westgoten Taf. 10, 20 (Duraton). Sasse, Carpio Taf. 3 c (El Car-pio de Tajo). H. Vierck, Werke des Eligius. In: G.Kossack / G.Ulbert (Hrsg.), Studien zur vor- und frhgeschichtlichen Archo-logie. Festschrift f. J. Werner. Mnchner Beitr. Vor- u. Frh-gesch., Ergbd. 1 (Mnchen 1974) 309 ff. bes. 346 ff. Vgl.auch ottonisch: M. Schulze-Drrlamm, Kreuze mit herzfrmi-gen Armen. Arch. Korrbl. 18, 1988, 407 ff.

    55 Die Schraube zwischen Macht und Pracht. Das Gewinde in derAntike. Ausstellungskat. Knzelsau (Sigmaringen 1995) 161. Vgl. unten S. 273.

    56 So auch K. Bhner, Die goldene Almandin-Scheibenfibel vonReinstrup/Seeland (Dnemark). Jahresschr. Halle 72, 1989,161ff. bes. 167. Zu sasanidischen Textilien mit gereihten Her-zen vgl. K. Erdmann, Einige Bemerkungen zu den gegossenenBronzegefen des 6. und 7. Jahrhunderts nordwrts derAlpen. Bonner Jahrb. 143/144, 1938/39, 255 ff. Abb. 1; 2.

    57 Goldhelm, Schwert und Silberschtze. Reichtmer aus 6000Jahren rumnischer Vergangenheit. Ausstellungskat. (Frankfurt1994) 232 Abb. 98, 4. A. Spicyn, Vei s inkrustaciej Kerens-kich Katakomb 1904 g. Izvestija Imperatorskoj Archeologie-skoj Kommissi 17, 1905, 115 ff. bes. 118 Abb. 15; 120 Abb.38. Zu Herzblattstabmuster vgl. auch einen Clavus aus Ach-mim: R. Forrer, frhchristliche Alterthmer aus dem Grberfeldevon Achmim-Panopolis (Strassburg 1893) Taf. 8, 8 und einenGlaskelch, vermutlich aus gypten: (H. Schlunk), Kunst derSptantike im Mittelmeerraum. Ausstellungskatalog (Berlin1939) 74 Nr. 217 Taf. 76, 217. D. I. Dimitrov, Rannovizantiskozlazno sakrovite ot Varna. Archeologija (Sofia) 5/2, 1963, 35 ff.Abb. 1. Bierbrauer, Domagnano 506 Abb. 3, 3.

    58 Grabschtze vom Kaukasus. Neue Ausgrabungen sowjetischerArchologen in der Adygee und im nrdlichen Ossetien. Aus-stellungskatalog Speyer (Rom 1991) Kat.Nr. 280. Gold derBarbarenfrsten 124 ff.

    59 Bierbrauer, Ostgoten 118. Bierbrauer, Domagnano 520 ff. Schulze-Drrlamm, Grtelschnallen 136f. Nr. 107.

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    Ein weiteres Merkmal unterstreicht die Datierung der Scheibenfibeln aus Hippo Regius in das zweite oder

    dritte Viertel des 5. Jahrhunderts: die kleinen, mugeligen Glaseinlagen, die den kleinen Granatperlen

    hneln, die bei einigen qualitativ hochwertigen Goldschmiedearbeiten randbegleitend angebracht sind 60.

    Ihre Datierung entspricht denen der herzfrmigen Einlagen 61.

    252 D. Quast Vlkerwanderungszeitliche Frauengrber aus Hippo Regius (Annaba/Bne) in Algerien

    60 Schmauder, Oberschichtgrber 250 ff.; 327f. (Fundliste 4). Quast, Gltlingen 57f.

    61 Quast, Gltlingen 58.

    Abb. 11 Cloisonnierte Objekte mit gereihten herzfrmigen Einlagen. 1 Armband aus Varna. 2 Halskragen aus Pietroasa. 3.4 Rie-menzunge und Trensenbeschlag aus Ker. 5 Grtelbeschlag aus Palstina. 1. 2 o.M., 3-5 M. = 1:1 (Nachweise Anm. 57).

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    Damit ergibt sich auch fr Grab 2 aus Hippo Regius eine zeitliche Einordnung in die Mitte des 5. Jahrhun-

    derts oder kurz danach.

    Die Fibeltracht der Grber aus Hippo Regius

    Jedes der beiden Grber aus Hippo Regius enthielt ein Paar groer Scheibenfibeln. Auch ohne Befundbe-

    obachtung ist mit einiger Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass sich die Fibeln an den Schultern der

    Toten fanden. Eine derartige Trageweise ist gerade in ostgermanischen62 Frauengrbern der Vlkerwande-

    rungszeit hufig beobachtet worden 63. Es handelt sich aber dort stets um Silberblech- oder Bgelfibeln.

    Insofern stellen die beiden Fibelpaare aus Hippo Regius etwas Ungewhnliches dar. Whrend nmlich

    kleine Scheiben- und Tierfibelpaare bereits im ausgehenden 5. Jahrhundert in die Vierfibeltracht des west-

    lichen Reihengrberkreises aufgenommen wurden, kam es erst im spten 6. Jahrhundert in diesem Raum

    zur Adaption der groen (einzeln getragenen) Mantelfibeln 64.

    Neben den beiden Grbern aus Hippo Regius sind nur wenige Beispiele dafr bekannt, dass die Funktion

    der Bgelfibeln in Schulterlage von groen Scheibenfibeln bernommen wurde. Von besonderer Bedeu-tung ist daher eine vor wenigen Jahren publizierte Bestattung aus der Nekropole von Cacera de las Ranas

    (Prov. Madrid; E) (Abb. 12). An jeder Schulter lag eine Fibel aus einer bleireichen Kupferlegierung. Das radi-

    ale Zellwerk ist mit heute weitgehend farblosem Glas ausgelegt. Die Lage im Grab lsst erkennen, dass die

    Scheibenfibeln die Funktion der Bgelfibeln bernommen hatten65. Die Bestattung ist aufgrund der Gr-

    telschnalle mit Rechteckbeschlag mit fnf Zierfeldern sicher in die erste Hlfte des 6. Jahrhunderts zu datie-

    ren66.

    Ein hnlicher Befund ist fr Madrona (Prov. Segovia; E) zu vermuten. In einem unmittelbar unter der Erd -

    oberflche gelegenem, zunchst unerkanntem Grab fand sich ein Paar groer Scheibenfibeln (Dm. 8,3m)

    und eine Schnalle mit cloisonniertem Beschlag vom Typ Duratn 475 (Abb. 13)67. Letztere datiert in die

    Phasen B und C nach Ebel-Zepezauer, d.h. in den Zeitraum zwischen 520 und 57068. Von den Fibeln isteine nur fragmentarisch erhalten. Die zweite lt Aufbau und Aussehen aber deutlich beschreiben. Auf

    einer bronzenen Grundplatte mit Mittelbuckel war randlich eine cloisonnierte Zone mit rechteckigen gel-

    ben Glaseinlagen aufgebracht. Der Buckel war zustzlich mit einem Bronzeblech verkleidet. Vom Aufbau

    her sehr hnlich sind zwei fundortlose Fibelpaare angeblich aus Spanien aus den Ariadne Galleries in

    New York69.

    253Jahrbuch des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums 52 2005

    62 Ostgermanisch ist eigentlich ein Terminus, der vor allem (im19. Jahrhundert) philologisch definiert ist. (W. Pohl, Die Germa-nen. Enzyklopdie Deutscher Gesch. 57 [Mnchen 2000] 24.

    RGA 22 2(Berlin, New York 2003) 338 ff. s.v. Ostgermanen[J. Tischler]). Als ostgermanisch bezeichne ich im Folgendenein vlkerwanderungszeitliches Kulturmodell, dessen Haupt-merkmale beigabenlose Mnnergrber, Frauengrber mit Sil-berblech- oder Bgelfibeln in Schulterlage und einer groenGrtelschnalle sind. Den Schriftquellen zufolge liegen u.a. dieSiedlungsgebiete der Goten, Gepiden, Skiren, Sarmaten, Van-dalen zumindest teil- und zeitweise im Bereich dieser Kultur.Bei den Gepiden ndert sich das aber mit dem Einsetzen derReihengrberfelder. Sicherlich mte das alles ausfhrlicherdiskutiert werden, doch ist hier nicht der Raum dafr. Vermut-lich meint Sasse mit ihren Donauprovinz-Kriterien inhaltlichetwas hnliches, wenngleich sie terminologisch und auch in derInterpretation abweicht. Sasse, Carpio 158 ff.

    63 Bierbrauer, Bgelfibeln 134f.64 Zu den kleinen Scheibenfibeln D. Quast, Cloisonnierte Schei-

    benfibeln aus Achmim-Panopolis (gypten). Arch. Korrbl. 29,

    1999, 111ff. Martin, Tradition 629 ff. RGA 8 2(Berlin, NewYork 1994) 541 ff. s.v. Fibel und Fibeltracht. K: Spte Vlker-wanderungszeit und Merowingerzeit auf dem Kontinent (M.Martin) bes. 567 ff. bes. 572 ff.

    65 F. Ardanaz Arranz, La necrpolis visigoda de Cacera de lasRanas (Aranjuez, Madrid). Arqueologia, Paleontologia y Etno-grafia 7 (Madrid 2000) 106 ff.; 311 Abb. oben.

    66 Sasse, Carpio 115f. mit lterer Lit. in den Anm.67 Molinero-Perez, Aportaciones Taf. 72, S19. Fr zustzliche

    Informationen danke ich A. Jepure herzlich, der eine Neuvor-lage vorbereitet und dem die Grabungstagebcher von Moli-nero-Perez zur Verfgung standen.

    68 Ebel-Zepezauer, Westgoten 52 mit Abb. 11, 2; 95 Abb. 16; 96.69 Spain 140f. Nr. 133; 158f. Nr. 157.

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    Dass es weitere Grber gegeben hat, in denen die Bgelfibel in Schulterlage durch ein Paar groer Schei-

    benfibeln substituiert worden waren, lassen einige ohne Fundort berlieferte Fibelpaare erkennen, bei-

    spielsweise aus der Prhistorischen Staatssammlung Mnchen, aus den New Yorker Ariadne Galleries und

    aus der Provinz Segovia70. Schlielich enthielt auch Grab 8 aus Daganzo de Arriba (Prov. Madrid; E) ein Paar

    254 D. Quast Vlkerwanderungszeitliche Frauengrber aus Hippo Regius (Annaba/Bne) in Algerien

    70 Quast, Scheibenfibeln 264 mit Abb. 9 und 10.

    Abb. 12 Cacera de las Ranas (Gem. Aranjuez; Prov. Madrid; E) Grab 60. Grabplan M. = 1:20, Funde M = 2:3 (Nachweis Anm. 65).

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    Scheibenfibeln. Fr die zeitliche Einordnung in das letzte Drittel des 6. Jahrhunderts ist die Bronzeschnalle

    mit festem Beschlag vom Typ Sebulcor ausschlaggebend 71.

    Ein weiteres Modell zeigt sich schlielich in Louviers (Dp. Eure; F) Grab 118. Hier wurde im Jahr 2000

    ein Teil eines merowingerzeitlichen Grberfeldes untersucht, von dem bereits ein kurzer Vorbericht publi-

    ziert ist (Abb. 14)72. Die Tote lag in einem Sarkophag aus Kalkstein, der im Bereich des rechten Beines (evtl.

    auch im Becken-Bauchbereich) gestrt war. Links im Becken fand sich eine Grtelschnalle mit rechteckigem

    Beschlag. Sie besteht aus Eisen, ist auf der Schauseite silberplattiert und weist fnf Einlagen auf 73. Rechtsim Bauchbereich lagen zwei groe cloisonnierte Scheibenfibeln (Dm. 6,7m) mit Glas- und Perl-

    mutt(?)einlagen. Zustzlich fand sich aber noch ein Paar kleiner Scheibenfibeln. Dabei handelt es sich um

    angelschsische Maskenfibeln, die in der Typologie von Avent und Evison nicht sicher eingeordnet werden

    255Jahrbuch des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums 52 2005

    71 S. Fernndez / J. P. de Barradas, Excavaciones en la Necrpolisvisigoda de Daganzo de Arriba (Madrid). Mem. Junta SuperiorExc. y. Ant. 114 (Madrid 1931) Taf. 5. Rupp, Zelleneinlage Taf.21, 7-8. Ebel-Zepezauer, Westgoten 66; 112f.

    72 F. Jimenez / F. Carr, Les fouilles de la rue Mrier: un cimetire

    du haut Moyen ge. In: Louviers de lAntiquit au Moyen ge.Recherches archologiques anciennes et rcentes. Ausstel-lungskat. (Louviers 2002) 31ff. Fr zustzliche Informationendanke ich F. Carr sehr herzlich.

    73 Ebel-Zepezauer, Westgoten 45 (Typ Ventosilla).

    Abb. 13 Madrona (Prov. Segovia; E), uner-

    kannter Grabfund. M. = 2:3 (NachweisAnm. 67).

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    knnen (Typ A oder D)74. Eine davon lag beim Brustbein, die andere links im Becken. Wenn die Fibellagenicht auf eine mgliche Strung zurckzufhren ist, so drften die groen Scheibenfibeln die Funktion der

    Bgelfibeln in der Vierfibeltracht bernommen haben, die kleinen angelschsischen Exemplare die der

    Kleinfibeln. Chronologische ist die Bestattung in das spte 5. bis frhe 6. Jahrhundert einzuordnen. Sowohl

    westgotische als auch angelschsische Einflsse sind in dieser Zeit in Nordgallien mehrfach nachgewie-

    sen, allerdings m.W. nie so deutlich in einem Grab 75.

    256 D. Quast Vlkerwanderungszeitliche Frauengrber aus Hippo Regius (Annaba/Bne) in Algerien

    74 R. Avent / V. I. Evison, Anglos-Saxon button brooches. Archae-ologia 107, 1982, 77 ff. Fr eine Beurteilung der beidenFibeln danke ich B. Bruggmann.

    75 V. Bierbrauer, Les Wisigoths dans le royaume franc. Antiquits

    Nationales 29, 1997, 167 ff. bes. Abb. 1. Ch. Pilet, Quelquestmoinages de la prsence Anglo-Saxonne dans le Calvados,Basse-Normandie (France). Frhmittelalterl. Stud. 13, 1979,357 ff.

    Abb. 14 Fibeln und Grtelschnalle aus Louviers (Dp. Eure; F) Grab 118. M. = 2:3 (Nachweis Anm. 72).

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    Die angefhrten Inventare und Fibelpaare verdeutlichen, dass gerade im mediterranen Raum, schnell Fibeln

    aus mediterranen Werksttten die Bgelfibeln ersetzen konnten. Im vandalischen Nordafrika lsst sich dies

    schon um die Mitte des 5. Jahrhunderts beobachten, im westgotenzeitlichen Spanien in den ersten beiden

    Dritteln des 6. Jahrhunderts.

    Nicht zu trennen sind von diesem Vorgang sind die paarig getragenen Kleinfibeln (Dm meist unter 3cm) ebenfalls oft in Scheibenform , die im 6. Jahrhundert auch in Frauengrbern des westgotenzeitlichen Spa-

    niens auftreten. In Kombination mit einem weiteren Fibelpaar sind sie fast nie belegt, denn die Vierfibel-

    tracht spielt im westgotenzeitlichen Spanien keine Rolle 76. Hufig sind die kleinen Scheibenfibeln lediglich

    mit einer gotischen Schnalle vergesellschaftet, beispielsweise in den Grbern 75, 76 und 86 aus Duratn

    257Jahrbuch des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums 52 2005

    76 Vgl. z.B. Duratn (Prov. Segovia; E) Grab 294 (2 Rechteckfibeln,1 Scheibenfibel, 2 Armbrustfibeln, davon 1 defekt), 445 (2Bgelfibeln, 2 Scheibenfibeln), 641 (4 Bgelfibeln [unterschied-liche Paare]), Madrona (Prov. Segovia; E) Grab 164 (3 Bgelfi-beln davon 1 Paar; 1 Scheibenfibeln): Molinero-Prez, Aporta-

    ciones Taf. 29; 38; 60; 76. Die Grabstelle B in Carpio de Tajo(Torrijos, Toledo; E) enthielt mehrere Bestattungen, so dass dieInventare unsicher sind. Sasse, Carpio 105. Im trachtge-schichtlichen Kapitel bei Ebel-Zepezauer, Westgoten 126 ff.,kommt die Vierfibeltracht nicht vor.

    Abb. 15 Frauengrab aus Valentine (Dp. Haute-Garonne; F). o.M. (Nachweis Anm. 79).

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    (Prov. Segovia; E)77. Dem dokumentierten Lagebefund nach lagen sie in der Krpermitte. Genau diese Lage

    ist im 6. Jahrhundert wenn auch nicht gerade regelhaft fr einige Bgelfibeln berliefert78.

    In diesem Kontext ist auch das Frauengrab 7 aus Valentine (Dp. Haute-Garonne; F) erwhnenswert (Abb.

    15)79. Die Bestattung war zwar an der rechten Krperseite zweifach durch jngere Grber gestrt, doch ist

    die Lage der Fibeln im Brustbereich noch gut zu erkennen. Georges Fouet datierte das Grab in die Mitte des

    5. Jahrhunderts und interpretierte es als westgotisch. Die Adlerkopfschnalle widerspricht allerdings einer sofrhen zeitlichen Einordnung und man wird eher an den Zeitraum vom spten 5. bis zur ersten Hlfte des

    6. Jahrhunderts denken. Istvn Bna hat das Grab mit Gepiden aus Sirmium in Verbindung gebracht, die

    zwei Briefen Cassiodors zufolge 523 von Theoderich in die Provence umgesiedelt worden waren80.

    Die Grtelschnalle

    Die Grtelschnalle (Abb. 4, 3; 5, 1) gehrt zu einem Typ, der durch ovale, vor allem durch Punz- aber auch

    durch Ritzlinien verzierte ovale Beschlge charakterisiert ist 81. Die Verbreitung der als Typ Bne-Csongrd

    bezeichneten Schnallen zeigt Schwerpunkte an den Schwarzmeerksten und in Kleinasien (Abb. 16)82.Bne ist die derzeit westlichste Fundstelle. Hatte Koenig vergleichbare Schnallen noch als vandalische Form

    bezeichnet, so wird man sie heute allein aufgrund ihrer Verbreitung als ostrmisch ansprechen mssen.

    Dies wird durch die Exemplare mit griechischer Inschrift unterstrichen. Probleme bereitet die exakte chro-

    nologische Einordnung, denn die meisten Funde sind entweder ohne oder nur aus unzureichend datierba-

    rem Zusammenhang berliefert. Das Grab 8 aus Mangalia Callatis (jud. Constanta; RO) enthielt zwar eine

    Mnze des Constantius II (337-361)83, doch war diese mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Zeit der Grable-

    gung schon alt, oder gehrte zu einer anderen Bestattung, denn in der groen Grabkammer die Breite

    des Innenraums betrug 2,3m wurden insgesamt acht Skelette dokumentiert84. Schnallen mit unverzier-

    tem nierenfrmigem Beschlag treten im gesamten 5. Jahrhundert auf 85.

    Perlen

    Die Perlen des Grabes 2 sind heute zum grten Teil aufgefdelt (Abb. 8, 1). Mit zehn Exemplaren ist der

    Anteil der Bernsteinperlen relativ hoch. Die polychromen Typen weisen zwar eine relativ lange Laufzeit auf,

    258 D. Quast Vlkerwanderungszeitliche Frauengrber aus Hippo Regius (Annaba/Bne) in Algerien

    77 Molinero Perez, Duraton Taf. 26; 27. Ebel-Zepezauer, Westgo-ten 128 Abb. 47; 216f.

    78 Vgl. Ebel-Zepezauer, Westgoten 127; 129.79 Gallia 17, 1959, 430 ff. bes. 432 Abb. 29 (Adlerkopfschnalle).

    G. Fouet, Une spulture wisigotique Valentine (Hte-Gne). In:Pallas. Mlanges offerts Monsieur Michel Labrousse (Toulouse1986) 393 ff. M. Feugre, Les fibules en Gaule Mridionale dela conqute la fin du Ve s. ap. J.-C. Revue Arch. Narbonnaise,Suppl. 12 (Paris 1985) 105 Taf. 156, 1955. Zu Interpretationder Baubefunde vgl. jetzt M.-G. Colin, Lensemble culturel dAr-nesp Valentine (Haute-Garonne): bilan de nouvelles recher-ches. In: Peuples et territoires en Gaule mditerranenne. Hom-mage Guy Barruol. Revue Arch. Narbonnaise, Suppl. 35(Montpellier 2003) 475 ff.

    80 I. Bna, Der Anbruch des Mittelalters. Gepiden und Langobar-den im Karpatenbecken (Budapest 1976) 17; 58. CassiodorusV,10: ut multitudinem Gepidarum, quam fecimus ad Galliascustodiae causa properare, per Venetiam atque Liguriam sub

    omni facias moderatione transige. V,11: Gepidis ad Galliasdestinatis Theodericus rex.

    81 Eine Variante mit rechteckigem Beschlag wird hier nicht berck-sichtigt. Vgl. z.B. Schulze-Drrlamm, Grtelschnallen 60 ff. Typ

    B11 Nachtrag: Dobrudscha: I. Barnea, FrhbyzantinischeInschriften aus der Dobrudscha. Revue tudes Sud-Est Euro-pennes 32, 1994, 21ff. bes. 32f. Abb. 14.

    82 Liste 1.83 C. Iconomu, Noi morminte palaeocrestine la Mangalia. Pontice

    2, 1969, 81 ff. bes. 102 mit Abb. 24.84 Icomu, a.a.O. 101ff. mit Abb. 21.85 Zur Datierung der unverzierten Schnallen mit ovalem Beschlag

    vgl. D. Vuga, Mnnergrab / 1885 aus dem Garten des NarodniMuzej in Ljubljana. Sptrmische und barbarische nierenfr-mige Grtelschnallen mit ovalem Beschlag. Arh. Vestnik 36,1985, 237 ff. (252ff. dt. Zsfssg.). Schulze-Drrlamm, Grtel-schnallen 59.

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    setzen aber bereits in der rmischen Kaiserzeit ein. Der Typ mit wei-blauen Augen (23-25) ist seit der Stufe

    B2 belegt, luft aber mit wenigen Belegen noch bis in die Stufe D 86. Auffllig ist, dass die Exemplare mit

    in zwei Zonen angeordneten Augen hufig im Schwarzmeergebiet auftreten 87. Einen deutlichen Schwer-

    punkt im 5. Jahrhundert weisen trotz langer Laufzeit die gesprenkelten Perlen (22) auf88. Beim Exem-

    plar aus dem nordafrikanischen Frauengrab sind die Einlagen leider ausgefallen, so dass deren Farbe nicht

    mehr festzustellen ist. Perlen mit Wellenband (26-29) hingegen setzen erst in der spten Kaiserzeit ein, fin-

    den sich aber auch noch in merowingerzeitlichen Reihengrberfeldern 89. Geht man also davon aus, dassdie Perlenkette in einem kurzen Zeitraum zusammengestellt wurde, so kommt hierfr eigentlich nur die

    Stufe D als Schnittmenge der einzelnen Laufzeiten in Frage.

    259Jahrbuch des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums 52 2005

    86 Tempelmann-Mczyska, Perlen 49 ff. (Typ 216).87 E. M. Alekseeva, Antinye busy severnogo Priernomorja.

    Arch. SSSR G 1-12 (Moskau 1978) Taf. 32, 10; 12; 13; 22; 24und (Moskau 1982) Taf. 50, 4-6. Afanasev/Runi, Mokraja147 Abb. 84, 12.

    88 F. Teichner, Kahl a. Main. Siedlung und Grberfeld der Vlker-wanderungszeit. Materialh. Bayer. Vorgesch. A 80 (Kallmnz

    1999) 84f. A. Heege, Grabfunde der Merowingerzeit aus Hei-denheim-Grokuchen. Materialh. Vor- u. Frhgesch. Baden-Wrttemberg 9 (Stuttgart 1987) 102. Tempelmann-Mczy-ska, Perlen 48.

    89 Tempelmann-Mczyska, Perlen 53; 55. U. Koch, Das Reihen-grberfeld bei Schretzheim. German. Denkmler Vlkerwande-rungszeit A 13 (Berlin 1977) Farbtaf. 2 Typ 27,7.

    Abb. 16 Verbreitung der Grtelschnallen vom Typ Bne-Csongrd (Nachweise Fundliste 1).

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    Einzeln berliefert sind zwei Perlen aus glattem Goldblech (Abb. 8, 2. 3)90. Vergleichsstcke sind aus spt-

    rmischen Grabfunden aus den Donauprovinzen und aus dem linksrheinischen Gebiet bekannt91. Anhand

    der mnzdatierten und ber Beifunde einzuordnenden Grber konnte Keller eine Datierung vom mittleren

    Drittel des vierten Jahrhunderts bis in die erste Hlfte des fnften Jahrhundert nachweisen 92. In wenigen

    reichen germanischen Frauengrbern treten sie auch noch kurze Zeit nach der Jahrhundertmitte auf, bei-

    spielsweise in Huy (Prov. Lige; B) und Gltlingen (Kr. Calw; D); im Karpatenbecken sogar bis ins begin-nende sechste Jahrhundert93.

    Zeitlich nicht enger zu bestimmen sind die Smaragdperlen aus dem vandalenzeitlichen Grab (Abb. 8, 6-8).

    Sie weisen aber sehr deutlich auf Werksttten aus dem Mittelmeergebiet. Dort treten sie zumindest vom 3.

    bis 7. Jahrhundert hufig auf, gerade auch mit hexagonalem Querschnitt, als Perlen, als Anhnger an Ohr-

    ringen oder aufgezogen an Armringen 94. Aus dem sptantiken Schatzfund von Karthago ist eine Kette mit

    vergleichbaren Perlen bekannt95

    Fr die durchbohrte, runde Almandinperle (Abb. 8, 9) gibt es nur wenige Vergleiche. Zwar treten muge-

    lige Granate hufiger an mediterranen Schmuckstcken auf, doch sind sie dann nicht durchbohrt. Als Per-

    len sind sie, zusammen mit herz- und halbmondfrmigen Anhngern, in einem Grab des mittleren Drittels

    des 5. Jahrhunderts aus Dunapataj-Bdpuszta (Bakodpuszta) (Kom. Bcs-Kiskun; H) zu einer Kette ver-eint96.

    Sonstige Funde

    Die Polyederohrringe (Abb. 6, 3. 4; 7, 1. 2) sind eine typische Form des 5. und frhen 6. Jahrhunderts. Eine

    feinere Datierung ist auch fr das Paar aus Hippo Regius nicht zu gewinnen97.

    Auch die beiden Bden der Glasgefe (Abb. 8, 12. 13) sind mit hoher Wahrscheinlichkeit als Beigaben ins

    Grab gelangt und zwar genau so unvollstndig, wie sie vorliegen. Die sauber abgearbeiteten Kanten der

    Wandung verdeutlichen das. Vergleichbares ist fr Import-Keramikgefe mehrfach belegt. Im Grab 74 vonBasel-Kleinhningen fand sich der Fu einer Sigillataschale mit einer entlang eines alten Bruches gegltte-

    ten Kante, ein rmischer Krug aus einer Grube aus der Mitte des 3. Jahrhunderts aus einer rhein-weser-

    germanischen Siedlung aus Lauda (Gem. Knigshofen; Main-Tauber-Kr.) wurde entlang einer Drehrille zu

    einem Napf reduziert98. Im Grab von Hippo Regio wren die beiden Gefbden als Amulettbeigaben

    durchaus denkbar, vielleicht wurden sie aber auch als Glttsteine benutzt99.

    260 D. Quast Vlkerwanderungszeitliche Frauengrber aus Hippo Regius (Annaba/Bne) in Algerien

    90 de Baye, Bijoux 182 scheint die Exemplare fr berfangperlengehalten zu haben. Ob er sich dabei einfach geirrt hat oder obzustzlich solche Perlen vorhanden waren ist unklar.

    91 Quast, Gltlingen 92 mit Anm. 640. Vgl. allgemein B. Dep-pert-Lippitz, Sptrmische Goldperlen. In: U. von Freeden / A.Wieczorek (Hrsg.), Perlen. Archologie, Techniken, Analysen.Kolloquien Vor- u. Frhgesch. 1 (Bonn 1997) 63 ff.

    92 E. Keller, Die sptrmischen Grabfunde in Sdbayern. Mnch-ner Beitr. Vor- u. Frhgesch. 8 (Mnchen 1971) 85.

    93 Quast, Gltlingen 92f. A. Kiss, Die Werksttten der Grber-funde des Gepidenknigs Omharus von Apahida (Siebenbr-gen). Acta Arch. Acad. Scient. Hung. 47, 1995, 304 ff. bes. 314. Nachtrge: A. Kiss, Das germanische Frauengrab von Rpcelak(Westungarn) aus der zweiten Hlfte des 5. Jahrhunderts. ActaArch. Acad. Scient. Hung. 52, 2001, 115 ff. bes. 126.

    94 Vgl. z.B. A. Yeroulanou, Diatrita. Gold pierced-work jewelleryfrom 3rd to the 7th century. Ausstellungskat. (Athen 1999) 49

    Abb. 61; 50 Abb. 63; 89 Abb. 148; 113 Abb. 198; 115 Abb.205; 117 Abb. 209; 120 Abb. 214; 136 Abb. 240; 182 Abb.346.

    95 Baratte et all., Trsor 77 ff. Abb. 84 (mit sptantiken Vergleichs-beispielen).

    96 Zuletzt Schmauder, Oberschichtgrber 50f.; 125 ff.; Katalog-Bd. 30 ff. (mit lterer Lit.) Taf. 50.

    97 Vgl. Bierbrauer, Ostgoten 162 ff. Quast, Gltlingen 75 ff.98 Giesler-Mller, Kleinhningen 69 Nr. 21 Taf. 13, 21. Lauda:

    freundliche Mitteillung Klaus Frank, Bonn, der die Publikationder Siedlung vorbereitet.

    99 Zuletzt P. Steppuhn, Der mittelalterliche Gniedelstein: Glttsteinoder Glasbarren? Zur Primrfunktion und Kontinuitt einesGlasobjektes vom Frhmittelalter bis zur Neuzeit. Nachr. Nie-dersachsens Urgesch. 68, 1999, 113 ff. Die dort genanntenGlttsteine weisen aber ein Gewicht von 300-400g auf.

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    Der unvollstndige silberne Ohrlffel (Abb. 8, 11) knnte gut aus einem vlkerwanderungszeitlichen Frau-

    engrab stammen100. Whrend sich derartige Gerte in Grbern der Przeworsk-, Wielbark- und ernjachov-

    kultur nur ausnahmsweise finden101, sind sie im 5. Jahrhundert besonders im Donauraum und in Italien,

    aber auch in den z.T. alanischen Grberfeldern des Kaukasus hufig nachzuweisen102 (Abb. 17). Sie waren

    261Jahrbuch des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums 52 2005

    100 de Baye, Bijoux 184f. nennt zwei Bronzenadeln, unter denensich aufgrund der von ihm angefhrten (jngeren) Parallelen(a.a.O. 184 Anm. 3) der Ohrlffel befunden haben drfte. Obdas zweite Stck evtl. ein Zahnstocher war, bleibt unklar.

    101 B. Magomedov, ernjacovskaja Kultura. Problema etnosa. Mo-numenta Studia Gothica 1 (Lublin 2001) 84. W. La Baume,Urgeschichte der Ostgermanen (Danzig 1934) 154 mit Abb.75 n. M. Pietrzak, Staroytne centrum handlowe u ujciaWisy. Arch. ywa 1/1, 1996, 16f. Abb. S. 17. A. Zakocielna

    / J. Gruba, Obiekt grobowy grupy masomckiej ze stanowiska26 w Strzyowie, gm. Horodo, woj. zamojskie. In: StudiaGotica 2 (Lublin 1998) 221ff.; 230 Abb. 4 e. A. H. Vaday, Einbarbarisches Skelettgrab von Zagyvarkas (Komitat Szolnok).Mitt. Arch. Inst. Ungar. Akad. Wiss. 5, 1974/75, 81ff. Taf. 27,2. K. Nadolska-Horbacz, (O przyborach toaletowych w okre-sie rzymskim na Pomorzu wschodnim [About the toilet utensilsin eastern Pomerania in the roman period]. Acta UniversitatisLodziensis, Folia Arch 3, 1983, 3 ff.) fhrt Ohrlffel nicht an.

    102 Neben silbernen und goldenen Exemplaren sind aus dem Kau-kasusgebiet zahlreiche vlkerwanderungszeitliche bronzeneOhrlffel bekannt, z.B.: mi-1 (Severo-Ossetinskaja Rep; RUS),Grab 9: Abramova, Alany 89 Abb. 60, 15. Tscherkezkutan

    (Resp. Dagestan; RUS): Menardi/Zemmer-Plank, Dagestan 64Nr. 76 (angegebene Datierung falsch). Abgydzach (Abcha-sien; GE) Grab 40: M. M. Trap, Kyltura Cebeldinskich nekro-plej (Tbilisi 1971) Taf. 19, 22. stliche Krim Preazove(Krim; UA) Kammer 20 Grab 8: A. A. Maslennikov, SemjnyeSklepy selskogo naselenija posdneantinogo Bospora (Moskva1997) 37; 98 Abb. 46, 1-3. apka (Abchasien; GE) CerkovHolm Grab 2, 3 und 4: Ju. N. Voronov / V. A. Juin, Novye Pam-

    jatniki Cebeldinskoj Kulttury v Abchazii. Sovjetskaja Arch.1973/1, 171ff. bes. 173; 183 mit Abb. 2, 6; 3, 9; 13, 10. Mokraja Balka (Stavropolskii kraj; RUS) Katakombe 10; 27; 39;46; 116: Afanasev/Runi, Mokraja 67; 99; 120; 126; 206 mitAbb. 21, 5; 44, 13; 57, 6; 63, 8; 131, 9.

    Abb. 17 Verbreitung der Frauengrber mit silbernem oder goldenem Ohrlffel (Nachweise Fundliste 2).

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    zumeist zusammen mit einem Zahnstocher und/oder einem Sieblffelchen auf einen Drahtring gezogen.

    Die wenigen schsischen Ohrlffel hingegen sind mit einer Pinzette kombiniert103.

    Sozialer Kontext der beiden Grber aus Hippo Regius

    Aufgrund der geringen Zahl beigabenfhrender Grber ist eine sinnvolle Einordnung der beiden Grber aus

    Hippo Regius kaum mglich, zumal deren Vollstndigkeit nicht gesichert ist. Da die meisten anderen van-

    dalischen Grber Nordafrikas Beigaben aus Gold enthielten, wurden die Bestattungen aus Hippo Regius oft

    als zweitklassig interpretiert und daraus sogar Vermutungen ber den Fundort abgeleitet104. Sicher kn-

    nen beide Grber nicht mit dem Befund aus Koudiat-Zteur verglichen werden105, dennoch stellen sie

    etwas berdurchschnittliches dar, denn die Masse der Menschen im Vandalenreich bestattete beigaben-

    los. Weitere Aussagen sind kaum zu machen.

    Zusammenfassung der antiquarischen Analyse

    Aus Grab 1 sind nur das Fibelpaar und die Grtelschnalle berliefert. Ob das Grab weitere Funde enthielt

    entzieht sich ebenso der Kenntnis wie die Frage nach der Lage der Objekte im Grab. Mit einiger Wahr-

    scheinlichkeit trug die Bestattete eine Kleidung, die aus zahlreichen ostgermanischen Grbern der Vlker-

    wanderungszeit bekannt ist. Allerdings entstammen die von ihr benutzten, metallenen Bestandteile aus

    mediterranen Werksttten. Auch die in Grab 2 beigesetzte Frau hatte auf Produkte lokaler Werksttten

    zurckgegriffen. Eine Grtelschnalle fehlt im Grab, und es ist unklar, ob sie der unsachgemen Bergung

    zum Opfer fiel, oder berhaupt nicht vorhanden war. Andere Objekte, die laut Inventarbuch des British

    Museum aus Grab 2 stammen, halten einer kritischen Prfung nicht stand. Einige sind aufgrund ihrer Datie-

    rung mit einiger Sicherheit auszuschlieen. Natrlich knnten sie als Altfunde mit Amulettcharakter insGrab gelangt sein, es ist aber ebenso gut mglich, dass sie hinzugefgt wurden, um das Grab aufzuwer-

    ten oder sie wurden erst im Museum mit den Grabbeigaben vermischt.

    Eine antiquarische Analyse der Beigaben, besonders der Fibeln, erbrachte, dass beide Grber in der Mitte

    des 5. Jahrhunderts oder kurz danach angelegt worden sein mssen. Damit ergibt sich eine deutlich ltere

    Datierung als bislang vermutet. Bierbrauer und Koenig hatten eine Einordnung in das spte 5. bis in die

    Mitte des 6. Jahrhunderts vorgeschlagen106. Jetzt sind sie der Einwanderergeneration oder sptestens der

    zweiten Generation zuzuweisen. Auffllig ist, dass die Beigaben aus den Grbern zumindest zum grten

    Teil, wenn nicht ausschlielich, aus mediterranen Werksttten stammen.

    262 D. Quast Vlkerwanderungszeitliche Frauengrber aus Hippo Regius (Annaba/Bne) in Algerien

    103 Einige Beispiele: Altenwalde (Kr. Land Hadeln) Grab 139:K. Waller, Das Grberfeld von Altenwalde, Kreis Land Hadeln.Beih. Atlas Urgesch. 5 (Hamburg 1957) Taf. 17, 37. Eggebek(Kr. Flensburg): C. Ahrens (Hrsg.), Sachsen und Angelsachsen.Ausstellungskat. (Hamburg 1978) 648 Nr. 400. Wehden (Kr.Cuxhaven) Grab 695: K. Waller, Der Urnenfriedhof in Wehden.Die Urnenfriedhfe in Niedersachsen 4 (Hildesheim1961) Taf.45, 695a. Issendorf (Kr. Stade; D) Urnengrab 3183: H.-J.Hssler, Neue Ausgrabungen in Issendorf, Ldkr. Stade, Nieder-sachsen. Stud. Sachsenforsch. 9 (Hannover 1994) 43 Abb. 20,2. Issendorf Grab 11: W. Janssen, Issendorf. Ein Urnenfried-hof der spten Kaiserzeit und der Vlkerwanderungszeit. Teil1. Materialh. Ur- u. Frhgesch. Niedersachsen 6 (Hildesheim

    1972) 55, Taf. 3, 11c. Zu kaiserzeitlichen Exemplaren vgl. E.Schuldt, Pritzier. Ein Urnenfriedhof der spten rmischen Kai-serzeit in Mecklenburg. Deutsche Akad. Wiss.; Schr. SektionVor- u. Frhgesch. 4 (Berlin 1955) 81 mit Anm. 98-99. G.und J. Bemmann, Der Opferplatz von Nydam (Neumnster1998) 150f. mit Anm. 126.

    104 Koenig, Grabfunde 316; 336 (buerliche Bestattung unterfreiem Himmel). Kleemann, Rflexions 127; 128 (espacerural; ncropole suburbaine ou rurale).

    105 Eger, Karthago 387.106 Koenig, Grabfunde 328. Bierbrauer, Ostgoten 157 Anm.

    217; 163.

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    Tombe riche de la cterne

    Aus Hippo Regius sind weitere beigabenfhrende Bestattungen aus der

    Vandalenzeit bekannt (Abb. 18, A). Sie wurden bei den Ausgrabungen in

    der groen Basilika durch Erwan Marec in den Jahren 1950-57 freige-

    legt107. Im Mittelschiff waren in einer lteren Zisterne mehrere Grber ein-

    gebracht worden. Weitere Bestattungen lagen ebenfalls im Mittelschiff

    unter Mosaiken. Die Beigaben sind zwar nach Grbern getrennt aufge-

    fhrt, doch lassen sich die einzelnen Objekten anhand der knappen

    Beschreibungen heute nicht mehr eindeutig zuweisen. Lediglich aus demTombe riche de la cterne sind zwei goldene Nadeln und 18 Goldflitter in

    Vierpassform zu identifizieren (Abb. 18, B). Die Bestattung enthielt weiter-

    hin eine Perlenkette sowie Goldfolienbnder, die Koenig als Reste eines

    golddurchwirkten Stirnbandes ansieht108. Die wenigen Beigaben gestatten

    eine Einordnung des Grabes.

    263Jahrbuch des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums 52 2005

    107 Marec, Hippone 51ff. Gui/Duval/Caillet, Basil iques 346 ff. Nr.123 (mit lterer Lit.).

    108 Koenig, Grabfunde 304.

    Abb. 18 Hippo Regius,Groe Basilika. A. Plan. B.Tombe riche de lacterne. B. M. = 1:1(nach Koenig, Grabfunde304 Abb. 1).

    Abb. 19 Herrenberg (Kr. Bb-lingen; D) Grab 291. M. = 1:1.(Nachweis Liste 3 Nr. 6).

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    Nadeln mit Polyederkopf treten hufig in sptrmischen Bestattungen des 4. und frhen 5. Jahrhunderts

    auf109. Dort wurden sie zumeist als einzelne Exemplare am Schdel gefunden, dienten also als Haar- oder

    Haubennadeln. Dies unterstrichen auch die Nadeln aus dem gotenzeitlichen Grberfeld von El Carpio de

    264 D. Quast Vlkerwanderungszeitliche Frauengrber aus Hippo Regius (Annaba/Bne) in Algerien

    109 M. Martin, Das sptrmisch-frhmittelalterliche Grberfeldvon Kaiseraugst, Kt. Aargau. Basler Beitr. Ur- u. Frhgesch. 5A:Text (Derendingen 1991) 22f.; 71. Szke, Kilimn 41ff.

    Zusammenfassend jetzt S. Ortisi / Ph. M. Prttel, RmischeKleinfunde aus Burghfe 2. Frhgesch. u. Provinzialrm. Arch.Mat. u. Forsch 6. (Rahden 2002) 123 ff.

    Abb. 20 Bratei (jud. Sibiu; RO) Grab 1/1964. Plan M. = 1:20, Funde M. = 2:3. (Nachweis Liste 3 Nr. 15).

    Dule za ove poliedarske,

    samo vezano za

    datovanje

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    Tajo, ca. 40 km westlich von Toledo (E) Grab 130 mit

    anhaftenden organischen Resten110. Paarig, im

    Oberkrperbereich getragen, sind sie aus sptrmi-

    schen Grbern aber bislang nicht bekannt.

    In Bne liegen zwei relativ kurze Exemplare vor, die

    von Marec als fibule bezeichnet wurden111. Dieslsst zumindest vermuten, dass sie nicht beim Sch-

    del lagen. Im 5. Jahrhundert sind Grber mit Nadel-

    paar als Fibelersatz nur in geringer Zahl bekannt.

    Ihre Verbreitung streut von Rumnien ber Sd-

    westdeutschland bis nach Nordafrika112. Die zu-

    meist kurzen Nadeln mit Polyederkopf sind nur

    typologisch den Haarnadeln aus den sptrmischen

    Bestattungen an die Seite zu stellen, funktional stel-

    len sie etwas anderes dar113. In Herrenberg (Kr. Bb-

    lingen; D) lag das goldene Nadelpaar im Beckenbe-reich (Abb. 19)114. Das Grab enthielt sonst lediglich

    einen Solidus des Anthemius (t.p. 467), evtl. eine in

    Toulouse geprgte westgotische Nachahmung115.

    Die Bestattung stellt den jngsten Beleg fr ein

    Nadelpaar als Fibelersatz dar. Dazu passt die anthro-

    pologische Untersuchung des Skelettes, die das

    Alter der Frau auf mindestens 60 Jahre bestimm-

    te116. Auch im reichen Frauengrab aus Bratei (jud.

    Sibiu; RO) fanden sich die zwei Nadeln mit Polyederkopf, allerdings im Bereich des Oberkrpers (Abb. 20).

    Barzu datiert die Bestattung in die erste Hlfte des 5. Jahrhunderts, Bierbrauer in die Stufe D2a D2/D3117.Zwei weitere Grber mit kleinen, goldenen Polyederkopfnadeln sind aus Spanien bekannt. Das Grab aus

    dem rmischen Theater von Mlaga (Prov. Andaluca; E) ist aufgrund der kleinen Goldschnallen mit ber-

    langem Dorn ebenfalls D2-zeitlich (Abb. 21, A)118. Die Bestattung aus La Vilanova dAlcolea (Abb. 21, B)

    enthielt neben dem Nadelpaar nur noch einen Nuppenbecher mit abgesprengtem Rand. Es handelt sich um

    die Form 150 nach Barkczi, die er vom Ende des 4. bis in die ersten Jahrzehnte des 5. Jahrhunderts

    datiert119. Vergleichbare Formen treten in Bierbrauers Chronologie nur in der Stufe D2a auf 120. Tejral hin-

    gegen hat die Stufe D2 nicht mehr unterteilt. Er deutet zwar an, dass die Nuppenbecher aufgrund mnz-

    265Jahrbuch des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums 52 2005

    110 Sasse, Carpio 218 mit Taf. 15 e-h.111 Marec, Hippone 52. Koenig, Grabfunde 304.112 Mehrere Beispiele bereits zusammengestellt von Szke, Kili-

    mn 44f. Zu streichen ist allerdings das Grab aus Airan (Val-meray, Gde. Moult; Dp. Calvados; F), das nur eine Nadel ent-hielt. Gold der Barbarenfrsten 114 (mit lterer Lit.).

    113 Szke, Kilimn 41ff. mit Beispielen.114 Liste 3 Nr. 6.115 U. Klein, Fundmnzen in Wrttemberg. Arch. Ausgrabungen

    Baden-Wrttemberg 1999, 262 ff. bes. 264 f. Vgl. al lgemeinzu den barbarischen Nachahmungen aus Gallien: C. E. King,Roman, local, and barbarian coinages in fifth-century Gaul. In:J. Drinkwater / H. Elton (Hrsg.), Fifth-century Gaul: a crisis ofidentity? (Cambridge 1992) 184 ff.

    116 Freundliche Mitteilung des Ausgrbers C. Oeftiger, Landes-denkmalamt Baden-Wrttemberg. Die Bestimmung fhrte J.Wahl, ebenfalls Landesdenkmalamt Baden-Wrttemberg,durch.

    117 Brzu, Bratei 104. Bierbrauer, Castelbolognese 577.118 Liste 3, Nr. 3. J. Kleemann, Ethnogr.-Arch. Zeitschr. 42,

    437ff. bes. 439 hlt das Grab fr romanisch, gibt aber keineBegrndung dafr.

    119 L. Barkczi, Pannonische Glasfunde in Ungarn. Stud. Arch. 9(Budapest 1988) 96 ff. bes. 99.

    120 Bierbrauer, Castelbolognese 545 Abb. 4

    Abb. 21 A: Mlaga (Prov. Andaluca; E), Grab aus dem rmi-schen Theater. M. = 2:3. B: La Vilanova dAlcolea (Prov.Castelln; E). Plan M. = 1:20, 1 M. = 1:2, 2 M. = 2:3 (Nach-weis Liste 3 Nr. 3 und 4. Vorlage Mlaga: DAI Madrid, Neg.-Nr. D-DAI-MAD-B-925; Foto: D. Noack).

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    datierter Grber einen chronologischen Schwerpunkt vor allem im ersten Drittel des 5. Jahrhunderts

    haben121. Die Bestattung aus Regly, die einen von Form und Proportionen gleichen Nuppenbecher auf-

    weist wie das Grab aus Vilanova dAlcolea, datiert er aber aufgrund der Kombination mit der cloisonnier-

    266 D. Quast Vlkerwanderungszeitliche Frauengrber aus Hippo Regius (Annaba/Bne) in Algerien

    121 Tejral, Aspekte 339.

    Abb. 22 Kapolcs (Kom. Veszprm; H) Grab 1. Grabplan M. = 1:20, sonst M. = 2:3 (Nachweis Liste 3 Nr. 8). Zur Nadel (5) und zumOhrring (2) gehrt je ein nicht abgebildetes Gegenstck.

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    ten Schnalle und der polychromen

    Fibeln am ehesten gegen Mitte des

    5. Jhs.122. Fr das spanische Grab ist

    daher eine Datierung in das erste

    Drittel des 5. Jahrhundert zwar wahr-

    scheinlich, aber nicht wirklich abgesi-chert.

    Neben den Nadeln mit massivem Poly-

    ederkopf treten weitere Formen auf.

    Mehrfach belegt sind Nadelpaare mit

    spatelfrmiger Kopfplatte im ostger-

    manischen Raum. In Kapolcs (Kom.

    Veszprm; H) Grab 2 lagen als einzige

    Beigaben zwei Exemplare im Brustbe-

    reich123. In Grab 1 dieser Fundstelle,

    lagen zwei Nadeln im Schulterbereich(Abb. 22)124. Aufgrund der weiteren

    Beigaben ist das Grab in die Stufe

    D2/D3 nach Bierbrauer, allenfalls

    frh in D3 einzuordnen125. Eine hn-

    liche Zeitstellung (D2b D2/D3)

    schlgt Bierbrauer fr die Grber aus

    Botoani (jud. Botoani; RO) und Vimi-

    nacium (Kostolac; Serbien; YU) vor126.

    Auch in einem Grab aus Baki Mono-

    tor (ehem. Bodrogmonostorszeg)(Vojvodina; YU) fanden sich zwei

    kleine goldene Nadeln mit spatelfr-

    migem Kopf (Abb. 23)127. Sie lagen

    am linken Schlsselbein und auf dem

    rechten Schulterblatt der Toten128. Die

    anderen Beigaben des Grabes sind

    feinchronologisch nicht weiter aus-

    267Jahrbuch des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums 52 2005

    122 Tejral, Aspekte 340. Vgl. auch Schmauder, Oberschichtgr-

    ber 45. Ein Unterschied im Vorgehen Bierbrauers und Tejralssei hier kurz genannt, zumal er einige Differenzen erklrenknnte: Bierbrauer arbeitet zum grten Teil mit Details derSilberblechfibeln, er nutzt die einzelnen Fibeln quasi alsgeschlossenen Fund und vergleicht die Kombination dereinzelnen Merkmale. Der Ergebnisse sagen demnach etwasaus ber die Zeit der Herstel lung, nicht aber ber die der Grab-legung, die normalerweise durch den geschlossenen Fundbestimmt wird. Die Ergebnisse seiner Merkmalskombinationverknpft er dann mit weiteren Funden aus den jeweiligenBestattungen, doch nehmen diese gegenber den Fibelmerk-malen eine deutlich untergeordnete Rolle ein. Bei diesem Vor-gehen kann es (es mu aber nicht) zu Verzerrungen kommen,wenn nicht anthropologische Daten zum Lebensalter der Indi-

    viduen mit einbezogen werden knnen. Tejral hingegen arbei-

    tet mit geschlossen Funden und argumentiert zumeist mit denFundkombinationen in den Grbern, verzichtet aber auf eineTabelle, um dies leichter nachvollziehbar zu machen. Einigesentspringt sicher dem Fingerspitzengefhl Tejrals.

    123 Liste 3 Nr. 8b.124 Liste 3 Nr. 8a.125 Bierbrauer, berlieferung 274. Bierbrauer, Castelbolognese

    577.126 Liste 3 Nr. 14 und 16. Bierbrauer, Castelbolognese 577.127 Liste 3 Nr. 12.128 Gubitza, Bodrogh-Monostorszeg 266. Fr die bersetzung

    des ungarischen Textes danke ich T. Vida und Laszlo Schillingherzlich.

    Abb. 23 Baki Monotor (Voivodina; YU) Grab 6/1899. o.M. (NachweisListe 3 Nr. 12).

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    wertbar. Die kleinen Blechkegel zeigen allerdings

    Parallelen im Grab von Lzoux (Dp. Puy-de-Dme;

    F), das u.a. ein Paar groer Silberblechfibeln enthielt

    und in die Stufe D2/D3 nach Tejral datiert129. Die Per-

    len und Schnallen aus dem Grab von Baki Mono-

    tor widersprechen dieser Datierung zumindest nicht.Betrachtet man die Beigaben aus den anderen Gr-

    bern der Nekropole, so ergibt sich der Eindruck, dass

    es sich um ein kleines, nur bis ins zweite Drittel des

    5. Jahrhunderts belegtes Grberfeld handelt130.

    Das Grab von Zmajevo (O-Kr) (Vojvodina; YU)

    (Abb. 24) hingegen kann aufgrund der floral ver-

    zierten Grtelschnalle in die Stufe D2 nach Bier-

    brauer datiert werden131. Es enthielt neben zwei

    goldenen Ohrringen mit massiven Polyedern zwei

    kleine Goldnadeln mit Vogelkopfabschlu, derenLage im Grab allerdings nicht berliefert ist. Das

    Grab 109 aus Moreuil (Dp. Somme; F) datiert in die

    erste Hlfte des 5. Jahrhunderts, da es neben Ohr-

    ringen mit massivem Polyederabschlu und gekerb-

    tem Draht einen Kamm mit dreieckiger Griffplatte

    der Form C nach Bhme enthielt132. Abschlieend

    sei noch eine Bestattung aus Kilimn (Kom. Zala; H)

    angefhrt, die in den gleichen Zeitraum einzuord-

    nen ist133. Ein Grabfund aus Intercisa ist nur unter Vorbehalt anzufhren, da keinerlei Befundaufzeichnun-

    gen existieren. Eine Licinius-Mnze gibt lediglich einen t.p.134.Die angefhrten Grber datieren alle in einen eng begrenzten Zeitraum, den man absolutchronologisch mit

    dem zweiten Drittel des 5. Jahrhunderts umschreiben kann. Sie zeigen einen Verbreitungsschwerpunkt im

    ostgermanischen Raum. Es handelt sich keinesfalls um durchschnittlich ausgestattete Bestattungen wie das

    Material der Nadeln aber auch die weiteren Beigaben unterstreichen (Abb. 25). In Bratei und Koplocs Grab

    2 fanden sich jeweils zwei massive silberne Kolbenarmringe. Beide Bestattungen sind auch daher als ost-

    germanisch anzusprechen135. Kiss bringt die Bestattungen von Zmajevo und Baki Monotor mit den Ski-

    ren in Verbindung136.

    Es hat also im zweiten Drittel des 5. Jahrhunderts allem Anschein nach eine mit Nadeln verschlossene Klei-

    dung gegeben, die zeitlich und rumlich parallel zur gefibelten (Fibelpaar in Schulterlage) vorkam und deut-

    268 D. Quast Vlkerwanderungszeitliche Frauengrber aus Hippo Regius (Annaba/Bne) in Algerien

    129 LOr des princes barbares. Du Caucase la Gaule Ve sicleaprs J.-C. Ausstellungskat. Saint-Germain-en-Laye (Paris2000) 156. Gold der Barbarenfrsten 137f. Nr. 4.2.

    130 K. Gubitza, A Bodrogh-Monostorszegi Srleletekrl. Arch. Ert.22, 1902, 338 ff. Prducz, Denkmler 173, erwhnt nocheinen Sporen, der nach der bei ihm genannten Parallele in diespte Kaiserzeit gehrt. In jngeren Publikationen wird dieserSporen aber nicht mehr genannt. Kiss, Skiren 101 Nr. 1 mitAbb. 2.

    131 Liste Liste 3 Nr. 13. Bierbrauer, Castelbolognese 552. Tejral,Chronologie 274, datiert das Grab in seinen bergangshori-zont D2/D3, der sich in weiten Teilen (inhaltlich und absolut-chronologisch) mit Bierbrauers Stufe D2b deckt.

    132 Liste 3 Nr. 5. Bhme, Grabfunde 123.133 Liste 3 Nr. 7. Eventuell wre auch ein unsachgem gebor-

    genes Grab aus Mezkvesd (Kom. Borsod-Abaj-Zempln; H)in diesem Kontext anzufhren, das eine vergleichbare Nadelenthielt, allerdings nur eine. Ob diese auf die Umstnde derBergung zurckzufhren ist, mu unklar bleiben. Es wurdenaber keine Fibeln geborgen. Csallny, Gepiden 235 Taf. 215,1-4.

    134 Liste 3 Nr. 10.135 Bierbrauer, Ostgoten 175.136 Kiss, Skiren passim.

    Abb. 24 Grabfund von Zmajevo (O-Kr) (Vojvodina; YU). M. = 2:3 (Nachweis Liste 3 Nr. 13).

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    liche Verbreitungsschwerpunkte im Karpatenbecken und in Pannonien aufweist (Abb. 26). Besonders inter-

    essant ist in diesem Kontext das Grab von Herrenberg (Abb. 19), bei dem die Nadeln bereits wie in zeit-

    gleichen Fibelgrbern im Beckenbereich lagen. Eine weitere Beobachtung sei an dieser Stelle ergnzt: Aus

    Beiral (Gem. Ponte de Lima; Prov. Viana do Castelo; P) liegt eine Goldkette mit kleinen spitzkonischen

    269Jahrbuch des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums 52 2005

    Abb. 25 Tabelle der Grber mit kleinem Nadelpaar als Fibelersatz (Nachweise Fundliste 3).

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    Anhnger vor, hnlich wie z.B. in Ker (Krim; UA) und in Hochfelden (Dp. Bas-Rhin; F)137. Im Gegensatz

    zu diesen Vergleichsfunden weist die Kette des portugiesischen Fundortes aber keinen Verschlu auf. An

    beiden Enden finden sich kleine Nadeln (Abb. 27, 1). Dies wiederum stellt die Verbindung her zu Fibelpaa-

    ren, die durch eine (allerdings schlichtere) Kette miteinander verbunden waren, wie z.B. in Airan (Valmeray,

    Gde. Moult; Dp. Calvados; F) (Abb. 27, 2)138.

    Wie das Nebeneinander von Fibeln und Nadeln zu deuten ist, bleibt vorerst unklar. Es scheint sich weder

    rumlich noch sozial von der Fibeltracht abzugrenzen. Bna vermutet zwar einen Einfluss der fibellosen

    hunnischen Tracht139, doch fehlen Nadelpaare in steppennomadischen Zusammenhngen w.M. Im gesam-

    ten Verbreitungsgebiet erscheinen die Nadeln stets in gleicher Lage wie die Fibeln in kontemporren Be-stattungen. Demnach blieb die Kleidung anscheinend die gleiche, es wurde nur kleine Bestandteile

    gewechselt. Auffllig ist, dass auch im Westen, im alamannischen Siedlungsraum in der Stufe D, ebenfalls

    kurzfristig eine fibellose Kleidung bekannt ist140.

    270 D. Quast Vlkerwanderungszeitliche Frauengrber aus Hippo Regius (Annaba/Bne) in Algerien

    137 J. J. Rigaud de Sousa, Novas consideraes sobre a Necropolede Beiral (Ponte de Lima). Gallaecia 5, 1979, 293 ff. bes. 298ff. J. L. Quiroga / M. R. Lovelle, Topografa funeraria rural entreel Mio y el Duero durante la Antigedad Tarda (s.V-VIII):Aproximacin a un Marco chronolgico y typolgico. MadriderMitt. 40, 1999, 228 ff. bes. 231 mit Taf. 55 f. Quiroga, Ele-mentos 117f. (mit Parallelen).

    138 Gold der Barbarenfrsten 83; 144 Nr. 2.7.139 Zitiert als mndlicher Hinweis in Kiss, Skiren 101 Anm. 21.

    R. Mller, Germans and Alans in Transdanubia in the 5th cen-tury. In: Hungarian archaeology at the turn of the millenium(Budapest 2003) 291ff. bes. Abb. 16. interpretiert das Grabvon Kilimn als ostgotisch (Alatheus Saphrax).

    140 Martin, Tradition 673 mit Anm. 158.

    Abb. 26 Verbreitung der Grber mit kleinem Nadelpaar als Fibelersatz (Nummerierung entspricht Fundliste 3).

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    271Jahrbuch des Rmisch-Germanischen Zentralmuseums 52 2005

    Abb. 27 Durch Ketten verbundenes Nadel- (1) und Fibelpaar (2) aus Beiral (Gem. Ponte de Lima; Prov. Viana do Castelo; P) und Airan(Valmeray, Gde. Moult; Dp. Calvados; F). o.M. (Nachweise Anm. 137 und 138).

    1

    2

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    Fr das Tombe riche de la cterne aus Hippo Regius lsst sich aus den angefhrten Vergleichsfunden

    eine Datierung in das zweite Drittel des 5. Jahrhunderts gewinnen. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit

    handelt es sich um ein ostgermanisches Grab, so dass hier eine Bestattung der Einwanderergeneration

    erfasst wird. Dazu passen die 18 vierpafrmigen Goldflitter aus dem Grab (Abb. 18B, 2). Aus Nordafrika

    weisen sonst nur noch die Bestattungen aus Carthage Koudiat Zteur und eventuell Nini bei An Beda

    (DZ) Goldflitter (petites pailletes de ce prcieux metal [or]) auf 141. Aus Mittel- und Sdosteuropa liegenallerdings einige datierbare Frauengrber mit derartigen Kleiderbesatz vor. Die jngsten Belege stammen

    aus der Phase Laa/Busztabakod (D2b) nach Bierbrauer, d.h. ungefhr aus dem zweiten Viertel des 5. Jahr-

    hunderts142. Diese Zeitstellung der vierpassfrmigen Goldflitter aus Hippo Regius wird durch vergleichbare

    Blechbeschlge unterstrichen, die sich allerdings als Belag auf den Riemenverteilern vom Kopfzaum aus

    Pannonhalma-Szlshalom (Kom. Gyr-Moson-Sopron; H) fanden143. Eine Datierung der Bestattung aus

    der groen Basilika in die Phase D2 drfte daher am wahrscheinlichsten sein. Die weiteren Funde aus den

    von Marec untersuchten Grbern sind von ihm nur auf einem kleinen Sammelfoto publiziert worden, das

    den Umzeichnungen bei Koenig zugrunde lag 144. Eine typologische und chronologische Zuweisung ist

    daher schwierig und unterbleibt an dieser Stelle. Es handelt sich ausschlielich um Perlen und Ring-

    schmuck.In der Basilika von Hippo Regius fanden sich darber hinaus Grber, die durch eine Inschr


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