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Patagonia Worn Wear Catalogue Europe (German/Deutsche)

Date post: 27-Jul-2016
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Von Rose Marcario, Patagonia CEO25 November, 2015.

Dieses Jahr habe ich einen verfrühten Neujahrsvorsatz zum Schutz unserer Erde: Lasst uns alle Umwelt-Fundamentalisten werden.

Das hört sich nach einem großen Schritt an – ist es aber nicht. Alles, was man dazu braucht, ist Nähzeug und eine Reparaturanleitung.

Unsere Produkte möglichst lang zu nutzen, ist das Beste, was wir als Verbraucher für die Umwelt tun können.

Indem wir die Lebensdauer unserer Kleidung durch

Pflege und Reparatur verlängern, müssen

wir weniger neue Sachen kaufen und vermeiden so die CO2 Emissionen, Abfälle und Abwässer, die mit ihrer Herstellung verbunden wären.

Warum ist das Reparieren so ein fundamentaler Akt? In unserer Zeit kurzlebiger Mode und rasch fortschreitender Technologie ist es fast unvorstellbar, Dinge zu reparieren, statt sie einfach wegzuwerfen. Doch die Auswirkungen sind enorm. Ich sage

– für deren richtige Pflege, Reinigung, Reparatur, Nutzung und Weitergabe. Konsumenten hingegen kaufen, werfen weg und kaufen neu – und stürzen uns dadurch in den ökologischen Ruin.

Damit wir uns richtig verstehen: Das Kaufen an sich ist nicht

das Problem (obwohl

Ihnen das als Geschäftsführerin einer Bekleidungsfirma, die trotz großer Bemühungen um eine nachhaltige Produktion noch immer mehr von der Erde nimmt, als sie zurückgibt.

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Teure Produkte wie Autos oder Waschmaschinen lässt man gewöhnlich reparieren, aber sonst ist es meist einfacher und billiger, etwas Neues zu kaufen. Es gibt allerlei Argumente gegen eine Reparatur: z.B. das Erlöschen von Garantieansprüchen oder das Fehlen von Informationen und Ersatzteilen.

Dadurch entsteht eine Gesellschaft von Konsumenten – nicht von Besitzern. Und das ist ein großer Unterschied. Besitzer übernehmen Verantwortung für ihre Produkte

Reparieren ist ein

fundamentaler Akt

klar ist, dass wir im Trubel der Weihnachtseinkäufe oft zu weit gehen). Schließlich sind wir von zahlreichen Produkten abhängig, deren Herstellung die Erde schädigt (das gilt auch für

„Wir sollten uns wie Besitzer

verhalten, nicht wie Konsumenten”

Pho

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„Patagonia bemüht sich, hochwertige und nachhaltige Kleidung

zu produzieren, die lange hält”

Patagonia-Produkte), und das wird sich in naher Zukunft nicht ändern, egal wie sehr wir uns bemühen, die negativen Auswirkungen zu minimieren.

Was kann man dagegen tun? Drastische Einschnitte im kollektiven Verbrauch erfordern die gemeinsame Verantwortung der Firmen, die die Produkte herstellen, und der Verbraucher, die sie kaufen. Doch Unternehmen müssen unabhängig handeln.

Patagonia bemüht sich darum, hochwertige und nachhaltige Kleidung zu produzieren, die lange hält, repariert werden kann – und einer produktlebenslangen Garantie unterliegt. Wir betreiben das größte Textil-Reparaturzentrum Nordamerikas (mit über 40.000 Reparaturen in diesem Jahr) und wir haben die Mitarbeiter in unseren Läden geschult, einfache Reparaturen

(die pro Jahr in die Tausende gehen) selbst auszuführen. Wir publizieren auf unserer Website gemeinsam mit iFixit über 40 kostenlose Reparaturanleitungen für Patagonia-Produkte. Wir unternehmen alles, um unseren Kunden dabei zu helfen, ihre Ausrüstung selbst zu reparieren, sie weiterzugeben oder notfalls zu recyceln.

Wir bitten unsere Kunden beim Kauf darum, diese Optionen zu nutzen und ihre Umweltbelastung langfristig zu minimieren, indem sie erworbene Produkte reparieren, weitergeben oder recyceln, wenn sie nicht mehr brauchbar sind. Indem der Kunde nur kauft, was er wirklich braucht, kann er seinen Konsum

reduzieren. Der Kauf wird dann zu einer Investition, die Geld spart und auf lange Sicht dazu beiträgt, den Planeten zu retten.

Doch das ist bislang eher die Ausnahme. Für manche Firmen wie Ricoh, DeWalt, Caterpillar und Lenovo gehören Reparatur und langfristige Nutzung zur Geschäftsgrundlage, doch die meisten produzieren immer noch billigen Ramsch, der schnell kaputt geht und den man rasch ersetzen muss. Und Kunden, die nur auf den niedrigsten Preis achten, kaufen nach diesem Schema und halten es damit in Gang.

Meist bekommt man zu den Produkten keine Reparaturanleitung und manchmal erschweren Firmen die Reparatur sogar bewusst durch spezielle Schrauben oder ähnlichen Unfug. In Anbetracht der aktuellen Umweltkrise sollte dies als verwerflich gelten, aber leider wird bewusste Begrenzung der Nutzungsdauer noch immer als cleveres Marketing gefeiert.

Angesichts der Jahr für Jahr deutlicher werdenden Auswirkungen des Klimawandels und der wichtigen Gespräche zur Klimapolitik in Paris, müssen wir als Einzelverbraucher eine Wende des Überkonsums anstreben. Also sollten wir uns wie Besitzer verhalten, nicht wie Konsumenten, und lieber reparieren, als ständig neu zu kaufen anstatt unsere Erde mit Dingen zu belasten, die wir nicht wirklich brauchen.

Wir Hersteller haben die Verantwortung, qualitativ hochwertige Produkte zu schaffen, um Sie dabei zu unterstützen, indem wir Reparaturen und die Beschaffung von Ersatzteilen erleichtern. Reparaturen müssen einen höheren Stellenwert erhalten. Wir müssen unsere Kunden dabei unterstützen, Besitzer zu werden – was grundlegende Änderungen verlangt.

Es ist ein fundamental neuer Denkansatz. Doch der Wandel kann mit einer Nadel und etwas Faden beginnen.

Pho

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Worn Wear

unterwegs

Wir alle haben unsere Lieblings-Kleidung, die uns ans Herz gewachsen ist. Mit den Jahren gewinnt sie an Charakter und Wert und ist schließlich mehr als die Summe ihrer Fasern. Diese Artikel lange zu nutzen, macht uns Freude und entlastet den Planeten. Das Patagonia Worn Wear Team ist unterwegs, um Ihnen dabei zu helfen, dass Sie Ihre Kleidung länger tragen können. Es wird im April und Mai 2016 fünf Wochen lang in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden und Spanien unterwegs sein und an 40 Orten Station machen. Das Worn Wear Team repariert Kleidung kostenlos und zeigt Ihnen, wie Sie kleine Reparaturen selbst erledigen können. Sie brauchen nur Ihre beschädigte Kleidung zu bringen. Außerdem können Sie die Geräte, Materialien und Kenntnisse des Teams nutzen, um selbst etwas zu reparieren.

Wenn Sie Ihre Kleidung nur neun Monate länger nutzen, verringern Sie ihren CO2-, Wasser- und Abfall-Footprint um schätzungsweise 30%. Kurz gesagt: WENN ETWAS KAPUTT IST, REPARIEREN SIE ES!

Die Worn Wear Tourdaten für Europa finden Sie auf patagonia.com/de/worn-wear

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Photo: DONNIE HEDDEN

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Nano-Air® HoodyGetragen auf der Fitz Roy Traverse,

El Chalten, Argentinien.

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TommyCaldwell

Ich habe diese Jacke an etwa 200 Tagen im Gebirge getragen. Sie war auf den größten Begehungen dabei, die ich je gemacht habe. Diese Jacke hat mich stets begleitet. Ich finde es super, Kleidung möglichst lange zu tragen, da sie mit jeder Tour wertvoller wird.

Tommy Caldwell

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Leashless JacketGetragen bei der Erstbegehung von

North Ridge of The Citadel, Neacola Range, Alaska.

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MattHelliker

Ich brauchte eine zuverlässige Jacke, die sich für langsame, technische Begehungen ebenso eignet wie für Fast-and-Light Aktivitäten. Unter wechselnden Bedingungen ist diese Hardshell für mich die optimale Lösung.

Matt Helliker

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Organic Cotton BoxersGetragen in Grönland, Baffin-Insel,

Patagonia, Venezuela, China, Yosemite und auf zahlreichen arktischen Schwimmstrecken.

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SeanVillanuevaO’Driscoll

Das sind erstklassige, bequeme Boxershorts, in denen man sich frei und wohl fühlt. Ihre leuchtenden Farben erinnern an sonnige Strände und wärmen zwischen den Eisbergen das Gemüt. Da ich auch viel Rad fahre, war der Hosenboden irgendwann durch. Zum Glück konnte ich ihn mit Klebeband reparieren. Auch im Schritt habe ich die Naht etwas ausgebessert - für zusätzlichen Komfort in diesem Bereich. Ich bin da kein Profi - also habe ich genäht was das Zeug hält. Sie sind noch immer meine bevorzugten Boxershorts. Und wenn es darum ginge, ein nettes Mädchen zu beeindrucken, dann würde ich diese Shorts tragen. So würde ich schnell rausfinden, ob sie aus dem richtigen Holz geschnitzt ist.

Sean Villanueva O’Driscoll

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DAS ParkaGetragen bei der Erstbegehung der

„Cartwright Connection“ am Nordpfeiler des Mount Hunter, Alaska.

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Zusammenfassung: 6 Tage, 38 Seillängen, 2 Portaledge-Brüche, 1 Beinahe-Unfall mit einem Schneepilz und 2 glückliche Kletterer.

„Die Route wurde zur Erinnerung an meinen guten Freund Jules Cartwright benannt“.

Jon Bracey

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Storm JacketGetragen beim Formen und Schleifen

von Surfboards.

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TomDoidge-Harrison

Meine erste Storm Jacket ist wohl acht Jahre alt und ich habe sie fünf Jahre lang beim Formen und Schleifen meiner Boards getragen – rund 300 schätze ich. So wie sie da hängt bräuchte sie nur Verstärkungen an den Bündchen, um weitere 5 Jahre ihren Dienst zu tun.

Tom Doidge-Harrison

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Patagonia Reparatur & PflegeanleitungenUnsere Produkte möglichst lang zu nutzen, ist das Beste, was wir als Verbraucher für die Umwelt

tun können. Die einfach zu befolgenden Reparaturanleitungen auf dieser Seite wurden in Zusammenarbeit mit Experten von iFixit erstellt. Wir rufen Sie dazu auf, Ihre Patagonia-Produkte

zu reparieren, und versichern Ihnen, dass Ihre Garantieansprüche dadurch nicht erlöschen.

Schauen Sie sich dazu drei ausgewählte Patagonia Reparatur & Pflegeanleitungen an!

Lernen Sie auch :

Wie man das Innenfutter einer Patagonia-Daunenjacke freilegt-

Die Steppung an einer Patagonia-Daunenjacke repariere-

Einen Riss in einem T-Shirt mit einer Flachstichnaht flicken-

Eine Patagonia-Jacke mit einem Form-Steppfutter reparieren

und viele weitere Informationen auf: patagonia.com/de/wornwear

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Pilling entfernen

Pullover aus Wolle,

Bio-Baumwolle oder Fleece

1. Pullover flach auf dem Tisch ausbreiten. 2. Mit dem Sweater Stone dem Fadenlauf folgend in eine Richtung den Pullover entlangfahren. Zum Richtungswechsel den Stein anheben und in die entgegengesetzte Richtung bürsten. Solange bürsten, bis alle Knötchen entfernt sind.

3. Mit der Hand über den Stein streichen, um die Fusseln zu entfernen.

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Selbstklebender

Flicken für Daunen-

und Synthetikjacken1. Die beschädigte Stelle muss sauber und trocken sein. Fäden am Riss und/oder an den Rändern bündig abschneiden. Keine Fäden oder Federn herausziehen.

2. Auf der Rückseite des Klebeflickens ein Oval zeichnen, das etwas größer als das Loch ist (ca. 1 cm Überstand rundherum).

3. Den Flicken ausschneiden.

5. Mit einer Nadel vorsichtig die Rückseite abzie-hen und den Klebefilm aufbringen. Dabei sollte der Flicken in alle Richtungen gedehnt werden.

4. Den Flicken auf das Loch legen. Er sollte auf allen Seiten des Lochs 1 cm überstehen.

6. Rückseite langsam abziehen und den Flicken vorsichtig auf den Riss aufbringen, sodass sich keine Luftblasen bilden.

7. Alle Luft mit dem Fingernagel oder einem flachen Werkzeug herausstreichen und andrücken, bis der Flicken fest klebt. Schritt 1 - 3 an der Rückseite der Reparaturstelle wiederholen, falls erreichbar. Die Klebeflicken kleben sofort, sind aber erst nach einer Stunde vollständig sicher.

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Einen

Reißverschlussanhänger

ersetzen

1. Neuen Anhänger bereit legen. 2. Anhänger in das kleinere, obere Loch am Reißverschlussschieber einführen. Anhänger durch das kleinere Loch hindurch ziehen.

3. Das obere Ende des Anhängers in das größere, untere Loch am Schieber einführen. Mit der Schnur eine Schlaufe formen und das Gummiende durch die Schlaufe führen. Am oberen Ende ziehen.

4. Endkappe festziehen. Fertig!

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Patagonia - Warum ist es für dich so wichtig, haltbare Kleidung zu haben?

Barbara - Wenn du etwas hast, das sehr praktisch ist, das passt, in dem du dich wohl fühlst und das du magst, dann willst du es möglichst lange behalten, denn du weißt, dass du dich in schwierigen Situationen drauf verlassen kannst. Wenn ich draußen in den Bergen bin oder auch wenn ich mich in der Stadt und im Alltag wohl darin fühle, dann will ich es lange nutzen, denn ich hänge daran und will dass es lange hält.

Patagonia - Beachtest du das auch wenn du Kleidung reparierst? Wenn du siehst, dass der Hersteller etwas nicht ganz optimal gemacht hat, versuchst du dann, es zu verbessern? Oder so zu ändern, dass die Reparatur länger hält?

Barbara - Ja, klar. Das mache ich. Einige meiner Patagonia-Sachen habe ich

speziell meinen Bedürfnissen angepasst. Ich habe einige ältere Teile und früher waren die Frauenmodelle ja sehr weit geschnitten. Also habe ich sie auf meine Größe geändert, damit sie perfekt sitzen. Und ich finde sie super so.

Patagonia - Du änderst deine Kleidung also, damit sie wie maßgeschneidert sitzt?

Barbara - Ja, genau. Damit sie perfekt sitzt und ich sie lange tragen kann. Ich habe so eine alte Jacke ... „Puffball“ heißt das Modell glaube ich? Eine Patagonia Puffball. Die habe ich auch umgeschneidert - und trage sie nun seit

fünf, sechs Jahren. Genau so.

Patagonia - Ist sie das Teil, das dir am wichtigsten ist?

Barbara - Nein. Ich glaube, das ist eine Hüfttasche. Sie ist 25 Jahre alt und ich repariere sie immer wieder, denn ich finde sie super und Patagonia stellt sie schon lange nicht mehr her. Die habe ich in den Bergen und in der Stadt dabei. Sogar mehr in der Stadt, da ich ungern Handtaschen trage und sie wirklich praktisch für mich ist, weil mein Geldbeutel und alles, was ich brauche, darin Platz hat. Und die habe ich bis heute immer dabei - auch in der Stadt.

Produkten

ein

neues

Leben

schenken

“Wenn man sich bemüht, seine Kleidung zu reparieren, dann bekommt man ein ganz anderes

Gefühl für den Wert der Kleidung“

Barbara HeinzeNäherin, München

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Patagonia - Was hast du zuerst gelernt - Kleider zu reparieren oder sie selbst herzustellen?

Barbara - Ich habe zuerst gelernt, Kleider zu nähen. Ich bin gelernte Näherin – und das Reparieren kommt dann rasch von selbst. Denn wenn du Näherin bist, dann fragt dich ständig jemand, ob du ihm eine Hose kürzen oder einen Reißverschluss reparieren kannst. So habe ich lange alles Mögliche repariert. Aber es wurde mir rasch klar, dass es sehr verschiedene Arten gibt, wie man Kleidung reparieren kann. Man kann es einfach rasch flicken – oder man kann zuerst überlegen und die beste Lösung suchen. Da gibt es große Unterschiede.

Patagonia - Zwischen raschem Ausbessern und Reparaturen, die länger halten?

Barbara - Genau. Dadurch wird das Kleidungsstück dann sogar noch besser. Manchmal hat man nur ein Loch, das man rasch flickt. Fertig. Aber manchmal bemerkt man, dass das Loch sich an einer Belastungsstelle befindet. Und dann kann man darüber nachdenken, wie sich die Belastung dieser Stelle reduzieren lässt. Dann hält die Reparatur länger, weil die Ursache für den Schaden behoben wurde.

Patagonia - Warum sind für dich Reparaturen so wichtig? Vor allem, damit die Sachen länger halten und man sie nicht gleich wegwirft und neue kauft?

Barbara - Ich denke am wichtigsten ist der ökologische Aspekt. Es ist enorm wichtig, an die Natur zu denken und nichts zu verschwenden, sondern bewusst einzukaufen und nichts unüberlegt wegzuwerfen. Primär geht es also darum, Dinge möglichst lange zu erhalten und zu nutzen. Und dann hat man ja immer wieder Kleidungsstücke,

an denen man besonders hängt und in denen man sich so wohl fühlt, dass sie ein richtiges „Lieblingsteil“ werden. Ein Kleidungsstück, das man so gerne trägt, dass man sich gar nicht davon trennen will.

Patagonia - Würdest du anderen raten, dass sie versuchen, ihre Kleidung selbst zu reparieren?

Barbara - Ja, absolut. Es gibt vieles, das man leicht selbst machen kann. Das kann ich jedem nur empfehlen. Gerne können sie auch zu mir kommen, wenn sie es sich selbst nicht zutrauen, oder andere um Hilfe oder Anleitung bitten. Mich würde es freuen, wenn die Menschen mehr selbst reparieren.

Patagonia - Wenn jeder anfinge, ein bisschen selbst zu reparieren, dann würden viele Dinge vor der Müllkippe bewahrt, die dort nicht hingehören. Stimmt‘s?

Barbara - Genau. Und dann finde ich immer, wenn man sich bemüht, seine

Kleidung zu reparieren, dann bekommt man ein ganz anderes Gefühl für den Wert der Kleidung. Denn man merkt selbst, wie schwierig die Reparatur ist. Und wenn man es schafft, ist man ganz glücklich und stolz auf seine Arbeit. Und wenn es dann noch sauber aussieht, ist man echt happy, denn dann ist das Kleidungsstück einem sogar noch mehr wert als zuvor. Dann ist es etwas Persönliches.

Patagonia - Ist das für dich das Wichtigste an einer Reparatur? Die persönliche Note?

Barbara - Nicht das Wichtigste - aber am zweit wichtigsten. Am wichtigsten ist meiner Meinung nach die Entlastung der Umwelt dadurch, dass man Kleidung länger nutzt. Das trägt dazu bei, die Natur zu schützen. Und das ist für mich der wichtigste Aspekt.

“Es ist enorm wichtig, an die Natur zu denken und nichts zu verschwenden, sondern bewusst

einzukaufen und nichts unüberlegt wegzuwerfen.”

Erfahren Sie mehr dazu auf patagonia.com/de/wornwear

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Sean Villanueva O’DriscollPatagonia Ambassador

Patagonia - Erzähl uns bitte, wie du heißt und was du machst?

Sean - Ich heiße Sean Villanueva O’Driscoll und komme aus Belgien. Ich bin Kletterer. Ich klettere an Felswänden in der ganzen Welt, bevorzugt Bigwalls in abgelegenen Gegenden.

Patagonia - Warum bevorzugst du abgelegene Gegenden?

Sean - Weil das Abenteuer dabei auch eine Rolle spielt. Abgelegene Regionen, die nur wenige Menschen besucht haben, sind voller unbekannter Dinge und Entdeckungen. Das ist Teil der Herausforderung: dorthin zu reisen und sie zu erkunden. Einfach da draußen zu sein.

Patagonia - Also ist die Ausrüstung besonders wichtig? Damit du dich in diesen Wildnisgebieten voll darauf verlassen kannst?

Sean - Ja, absolut. In diesen Gegenden ist man ganz isoliert und auf sich selbst angewiesen - und es kann richtig kalt werden. Die Bedingungen sind oft echt hart und extrem. Da ist die Ausrüstung enorm wichtig – buchstäblich lebenswichtig. Schon als Wetterschutz. Richtige Ausrüstung, um sich warm zu halten, ist in diesen Regionen absolut unverzichtbar. Zu schnell wird man unterkühlt, wenn die Kleidung nass wird und der Körper Wärme verliert. Wenn es dann nicht gelingt, die Körperwärme zu speichern, droht Unterkühlung. Und in den meisten Regionen, in denen wir klettern, ist nicht auf Rettung zu hoffen. Die nächste Hilfe kann mehrere Tage entfernt sein. Also ist es essentiell, gute Ausrüstung zu haben, um sich schützen

zu können. Es ist lebenswichtig, gute, leistungsfähige Kleidung zu haben, die robust genug ist, um dem Wetter und den extremen Strapazen dieser Regionen zu widerstehen.

Patagonia - Hast Du ein paar Sachen, die dich überall begleitet haben? Denen du vertraust, weil du sie hart getestet hast?

Sean - Ja, einige meiner Baselayers zum Beispiel. Da habe ich ein paar, die ich nur für meine großen Touren einsetze, für die wirklich harten Sachen. Wenn ich mir sage, hej das wird ganz schön tough! Eine Unterwäsche, die warm hält und rasch trocknet. Diese Jacke hier zum Beispiel, die begleitet mich schon seit 2006. Auf Baffin-Insel habe ich sie zum ersten Mal eingesetzt - und seither auf vielen weiteren Expeditionen. Ja, auf Baffin-Insel 2006. Also vor 10 Jahren. Zehn Jahre? Ja, vor zehn Jahren. Stell dir vor! Einige dieser Flicken hier hat mir ein Typ drauf gesetzt, der dort einfach aus

dem Nichts aufgetaucht ist. Wir waren dort draußen mitten in der Wildnis. Drei Tage Fußmarsch von allem entfernt – und dabei, den Mount Asgard zu besteigen. Plötzlich trafen wir diesen Typ, der dort ganz allein unterwegs war. Singer, Jason Singer. Er ist ein recht bekannter und namhafter Yosemite Kletterer, der dort schon einige Solo-Erstbegehungen gemacht hat. „Singer“ ist sein Spitzname, weil er Kleider repariert. Deshalb nannte man ihn Singer – nach dieser Nähmaschine. Er hat sie repariert und diese Flicken drauf gemacht – auf Baffin-Insel auf dem Gletscher. Mit einem Löffel. Er hat den Löffel erhitzt und

Geschichten

und

Erfahrungen

„Weißt du, Kleidung mit Flicken drauf sieht man an, dass sie etwas

erlebt hat”

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damit die Flicken wie aufgebügelt, diese blauen Flicken hier. Er hat mich gefragt, ob ich rote oder blaue Flicken wolle. Ich sagte: „Mach mir die Blauen drauf, dann sieht man sie besser“. Und das hat er dann gemacht. Auf Baffin-Insel auf dem Gletscher, am Fuß des Mount Asgard. Das ist doch echt stark. So hat die Jacke ihre Geschichte.

Patagonia - Kannst du uns einige Orte nennen, an denen die Jacke dich begleitet hat?

Sean - Ja, die erste Expedition, auf der sie dabei war, das war auf Baffin-Insel. Danach war sie mehrmals in Patagonien, in Argentinien und in den Fitz Roy Bergen. Aber auch in Chile. In den Torres del Paine von Chile. Zweimal. Und weiter in Grönland und überall in Europa. Und natürlich in den Alpen!

Patagonia - Wie ist das für dich, Kleidung zu haben, die lange hält und die du immer wieder reparierst?

Sean - Für mich ist es wichtig, Kleidung zu haben, die viel mitmacht und die ich lange nutzen kann. Ich sehe echt keinen Sinn darin, gleich neue Sachen zu kaufen, wenn etwas nur einen kleinen Riss hat. Ich finde es prima, die Sachen zu flicken. Und mit der Zeit – das ist nicht unbedingt gut – aber mit der Zeit hänge ich an vielen meiner Sachen. Dann kann ich mich kaum davon trennen. So sollte man auch nicht grade an der Ausrüstung hängen, aber andererseits finde ich es echt cool, Klamotten zu haben, die schon viel mitgemacht haben und lange halten. Für mich ist es wichtig, Dinge, die ich habe, auch solange zu nutzen bis es wirklich nicht mehr geht. Auf jeden Fall.

Patagonia - Es gibt diese Geschichte von dem Typ, der in Kanada angelte. Er hatte seine Lieblings-Regenjacke dabei und der Wind blies sie aus dem Boot. Als er

ein Jahr später in der gleichen Gegend angelte, sah er eins der einheimischen Kinder, das seine Jacke trug. Er hing so an der Jacke, dass er dem Jungen anbot, seine neue Jacke dagegen einzutauschen. Der war einverstanden. Und so bekam er seine Jacke zurück.

Sean - Ja, genau das ist es. Ich hänge manchmal auch so an meinen Sachen. Aber manchmal muss man auch loslassen können. Natürlich könnte ich auch gleich nach dem ersten Riss oder so etwas Neues kaufen, aber das wäre absolut unnötig. Weißt du, Kleidung mit Flicken drauf sieht man an, dass sie etwas erlebt hat. Manche genieren sich vielleicht, Kleidung mit Flicken oder

„ ,Singer’ ist sein Spitzname, weil er Kleider repariert. Deshalb nannte man ihn Singer – nach

dieser Nähmaschine”

so zu tragen. Aber das ist Blödsinn. Ich bekomme viel Ausrüstung und verschenke daher auch manches. Aber ich denke, viele meiner Sachen würde kaum jemand haben wollen. Außer als ich letzten Sommer in Madagaskar war. Dort habe ich auch einige Klamotten verschenkt. Und die Leute dort waren

ganz heiß drauf. Echt happy! Einfach glücklich, eine Jacke oder so etwas zu bekommen – auch wenn sie voller Flicken war. In Europa könnte ich so eine verflickte Jacke keinem geben. Aber es gibt Menschen, die echt glücklich darüber sind. Dort unten gibt es Menschen, die ihre Kleider tragen bis sie ihnen buchstäblich vom Leib fallen.

Patagonia - Ich meine, wenn man eine Jacke rund um die Welt getragen hat und sie geflickt ist, dann kann man stolz darauf sein. Sie ist wie ein Andenken an all die Orte, an denen man war. Andere mögen sie für hässlich und abgenutzt halten, aber selbst sieht man das anders.

Sean - Genau. Sie ist voller Geschichten. So wird die Kleidung zu einer Sammlung von Geschichten und Erinnerungen an Dinge, die man erlebt hat.

Erfahren Sie mehr dazu auf patagonia.com/de/wornwear

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Worn Wear

Idee

Tom Doidge-HarrisonPatagonia Ambassador

Ich lebe mit meiner Frau und zwei Kindern auf einem 0,8 ha großen Grundstück im irischen Country Clare. Es liegt auf etwa 130 m Höhe knapp 5 km von der Atlantikküste entfernt an einer Sackgasse und hat einen weiten, von Osten über Süden bis Westen reichenden Ausblick - u.a. auf einen breiten Meeresstreifen mit mehreren Brandungs-Indikatoren und mindestens zwei guten Point-Breaks. Die Landschaft ist mild und melancholisch - wie das Klima.Das kleine Gehöft besteht aus einem 200 Jahre alten Cottage das ich derzeit erweitere (zusammen mit meinem Freund und Patagonia-Kollegen Patch Wilson), ein einfaches Häuschen aus Holzfachwerk, das mit Lärchenbrettern verkleidet ist, einem Folientunnel und einem umgebauten Kuhstall, in dem

ich mein Geld mit der Fertigung von Surfbrettern verdiene. Geschliffen werden sie gegenüber im ehemaligen Schweinekoben. Der Rest des Grundstücks ist raues Weideland, das vor kurzem teilweise mit heimischen Bäumchen bepflanzt wurde. Das Ganze wird durch einen Bach abgerundet, der entlang der Grenze plätschert.

Das Haus wird mit diesem massiven, gusseisernen Ofen beheizt, der aus den 60er Jahren stammt und von unserem Schlafzimmer ins Wohnhaus umgesetzt wurde. Er hat eine interessante Reparatur hinter sich. Als wir ihn im Wohnraum täglich anheizten, brach das Scharnier der Tür, sodass man den ganzen Ofen nicht mehr benutzen konnte, weil die Tür nicht mehr hielt. Ich dachte, es sollte kein Problem sein, die Tür auszuwechseln, doch die Firma hat seither mehrfach den Besitzer gewechselt und das Modell wird nicht mehr hergestellt. Eigentlich müsste

man das leicht reparieren können, dachte ich dann. Doch auf Anfragen bei mehreren Fachbetrieben im ganzen Land, erhielt ich nur die Auskunft, dass dies nicht möglich sei. Ich solle den Ofen wegwerfen und eine neuen kaufen. Da ich jedoch an dem Ofen hing und unbedingt ein paar Pfund sparen wollte, fragte ich einen Landmaschinen-Händler im nächsten Dorf. Der vierschrötige Schweißer besah die Tür und das abgebrochene Scharnier-Teil und runzelte die Stirn. Doch dann zog er die Guss-Elektroden und die richtigen Gasflaschen heraus und schweißte den Schaden auf der Stelle. Und mehr noch – er wollte noch nicht mal einen Zehner für seine Arbeit annehmen. Inzwischen ist der Ofen – wie oben abgebildet – seit drei Jahren in Betrieb!

Vor etwa sechs Jahren habe ich ein gebrauchtes Auto gekauft, das inzwischen 20 Jahre alt ist. Selbst auf

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irischen Straßen sieht man nicht mehr viele dieser Oldtimer. Zahllose laienhafte Reparaturen halten das Schmuckstück weiter in Betrieb. Die Scheibenwischer gefallen mir am besten. Sie haben sich unlängst bei einem Wolkenbruch verhakt und dabei die Zahnung auf der Antriebswelle abgerieben. Doch ich habe festgestellt, dass sie wieder gut halten, wenn man die Welle, auf der die Arme sitzen, mit Alu-Folie umwickelt.Übrigens: Die alte Black Hole Tasche ist fester Bestandteil des Fahrzeugs und enthält Surf- und Kaltwetterkleidung plus Ersatzteile.

Wer Produkte fertigt (so wie ich Surfboards), hat immer ein latent schlechtes Gewissen, weil er die Erde mit immer noch mehr Dingen belastet. Diese Belastung lässt sich auf verschiedene Weise reduzieren – besonders durch die Devise „Fertige das beste Produkt und belaste die Umwelt so wenig wie

“Wer Produkte fertigt (so wie ich Surfboards), hat immer ein

latent schlechtes Gewissen, weil er die Erde mit immer

noch mehr Dingen belastet.”

möglich“. Ich freue mich, dass 90% meiner Boards auf der Insel eingesetzt werden und sie die Umwelt zumindest nach der Herstellung nicht durch lange Transportwege belasten. Surf-Equipment ist oft erschreckend kurzlebig. Und obwohl ich meine Boards so haltbar wie möglich mache, geht hin und wieder eines kaputt. Das hier ist das letzte, das zerbrach. Ich erinnere mich gut an die Kraft der Welle, die das schaffte - und an meinen Surf-Fehler, der daran schuld war. Doch ich schäme mich nicht, Boards zu reparieren und weiter zu nutzen. Tatsächlich habe ich mein Handwerk gelernt, indem ich jahrelang Boards repariert habe. Dieses Board war ein echter Knaller – und ist es noch immer.

“Doch ich schäme mich nicht, Boards zu reparieren und weiter zu nutzen. Tatsächlich habe ich mein Handwerk

gelernt, indem ich jahrelang Boards repariert habe”

Erfahren Sie mehr dazu auf patagonia.com/de/wornwear

Was „Worn Wear“ angeht, habe ich jede Menge betagte Favoriten, die ich seit fünf bis acht Jahren trage und ein paar Artikel (besonders Jacken) wie meine erste R1 Jacke, die einen neuen

RV brauchen.

Mit dem Patagonia “$20 Million & Change” Kapitalfonds unterstützen wir neue Wirtschaftszweige, die uns dabei helfen, das was wir besitzen, länger zu nutzen. Aber nichts hält ewig.

Niemals auf die DeponieDaher bieten wir weiterhin bequeme Wege, 100% unserer Produkte zum Recyceln zurückzugeben, wenn sie nicht mehr repariert werden können.

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Alle nicht reparierbaren Patagonia-Produkte können Sie zu uns zurücksenden, damit wir sie zu neuen Produkten recyceln (bzw. noch nicht recycelbare Artikel anderweitig nutzen).

RecycelnSie können sie beim nächsten Patagonia-Händler abgeben. Seit 2005 haben wir über 82 Tonnen Kleidung zum Recyceln zurückgenommen. patagonia.com/de/worn-wear

www.outdoorwastelab.com

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#WORNWEAR

#BETTERTHANNEW

@WORNWEAR

Photos: DONNIE HEDDEN

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