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Österreichische Gesellschaft für Meteorologie 2009/2

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Österreichische Gesellschaft für Meteorologie 2009/2
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Page 1: Österreichische Gesellschaft für Meteorologie 2009/2

Österreichische Gesellschaft für Meteorologie

2009/2

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Zum Titelbild:

Robotergesteuertes Datenarchiv im Großrechnerraum der Zentrale des Deutschen Wetterdienstes(DWD) in Offenbach am Main. Foto: Dr. Alexander Tichy.

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OGM bulletin 2009/2 1

Impressum

Herausgeber und Medieninhaber:

Osterreichische Gesellschaft fur Meteorologie1190 Wien, Hohe Warte 38http://www.meteorologie.at

Redaktion:

A.Univ.-Prof. Dr. Franz RubelVeterinarmedizinische Universitat WienBiometeorologie Gruppe (VUW-Biomet)1210 Wien, Veterinarplatz [email protected]. Dr. Katharina [email protected]

Redaktionsschluss fur das OGM bulletin2010/1 ist im Februar 2010. Um Beitragewird gebeten.

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Festkolloquium zum 60. Geburtstag vonO.Univ.-Prof. Dr. Reinhold Steinacker . . . . . . . 4

Manfred Dorninger

Zeitreise durch die Technik in derMeteorologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Kurt Zimmermann

Nachruf auf Werner Hann . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17Richard Werner

25 Jahre Schinze-Preis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19Reinhold Steinacker

Laudatio auf Christoph Matulla . . . . . . . . . . . . 21Hans von Storch

Atmospheric Science for EnvironmentalScientists . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

Buchvorstellung

NCAS Urban Meteorology Workshop . . . . . . . 27Kathrin Baumann-Stanzer &Simon Tschannett

Wie muss man die Wahrheit definieren,damit sie zur Vorhersage passt? . . . . . . . . . . . . 29

Stefan Schneider

COSMOS Tagung in Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . 31Franz Rubel

Reisekostenzuschuss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

Abgeschlossene Dissertationen 2008 . . . . . . . . 31

Meteorologischer Kalender 2010 . . . . . . . . . . . . 39

Wien, im November 2009

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2 OGM bulletin 2009/2

Ausschussmitglieder der OGM

Vorstand

1. Vorsitzender A.Univ.-Prof. Dr. Franz RUBEL (VUW-Biomet)

2. Vorsitzender Univ.-Prof. Dr. Michael KUHN (IMGI)

Generalsekretar Dr. Ernest RUDEL (ZAMG)

Kassier Dr. Ingeborg AUER (ZAMG)

Schriftfuhrer Dr. Andreas GOBIET (Wegener Center, Graz)

Sonstige Ausschussmitglieder

Dr. Michael ABLEIDINGER (ACG)

Univ.-Prof. Dr. Gottfried KIRCHENGAST (IGAM Graz)

O.Univ.-Prof. Helga KROMP-KOLB (BOKU-Met)

HR Univ.-Doz. Dr. Fritz NEUWIRTH (ZAMG)

Mag. Manfred SPAZIERER (UBIMET GmbH)

O.Univ.-Prof. Dr. Reinhold STEINACKER (IMGW)

Mag. Reinhard STEPANEK (BMLVS, Militarmeteorologie)

Dr. Viktor WEILGUNI (HZB)

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OGM bulletin 2009/2 3

Vorwort

Gerade haben wir in Graz den 3. Osterr. Me-teorologentag erfolgreich abgehalten, woruberim nachsten OGM bulletin ausfuhrlich berich-tet werden wird. Sowohl aus Sicht der loka-len Veranstalter – dem Wegener Zentrum furKlima und Globalen Wandel - als auch ausSicht der OGM und der zahlreichen Teilnehmermuss die Veranstaltung als voller Erfolg gewer-tet werden. In 22 Vortragen und auf 34 Po-stern stellten die osterr. Meteorologen (gemeintsind sowohl Kolleginnen als auch Kollegen) ih-re Leistungen zur Schau. Und dies durchwegsauf hohem internationalem Niveau, auch wenndie Tagung bewusst in deutscher Sprache abge-halten wurde und auch in Zukunft in Deutschabgehalten werden soll. Jeder Wissenschaftlertragt mehrmals pro Jahr seine neuesten For-schungsergebnisse in Englisch vor und publi-ziert in englischsprachigen Journalen, vorzugs-weise in solchen mit hoher Bedeutung (highimpact journals). Das ist richtig und erleich-tert den internationalen Austausch von Wis-sen. Gerade deswegen muss es ein Anliegen derOGM sein, die meteorologische Nomenklaturim Deutschen zu pflegen, soll sie nicht in ab-sehbarer Zeit in Vergessenheit geraten.

Es ist als besonderes Service der OGM ein-zuordnen, dass der Meteorologentag fur alleTeilnehmer kostenfrei ist. Dies gilt auch furdas von der ZAMG gesponserte Konferenzdin-ner. Fur letzteres bedanke ich mich im Na-men aller Tagungsteilnehmer ganz besonders

bei der Leitung der ZAMG. In Zeiten zuneh-mender Kommerzialisierung und Konferenz-beitragen die nicht selten die Grenze von 100 euberschreiten, muss diese Leistung der OGMan ihre Mitglieder besonders erwahnt werden.

Erstmals vergab die OGM auch Preise furdie 3 besten am Meteorologentag prasentier-ten Poster. Die mit 100, 200 und 300 e do-tierten Preise sind als Nachwuchsforderung zuverstehen und wurden von einer Kommissionetablierter Meteorologen ausgewahlt. Zusatz-lich erhielt jeder Preistrager den von der WMOherausgegebene Prachtband Climate Sense.

Auf der Suche nach weiteren Angeboten derOGM an ihre Mitglieder, hatte ich anlasslichmeines vor kurzem abgehaltenen Besuches imneuen DWD-Hauptgebaude in Offenbach einGesprach mit Herrn Dr. Jorg Rapp, demHauptschriftleiter von PROMET. Wir disku-tierten die Idee, PROMET - die Fortbildungs-zeitschrift des DWD - der OGM zum Selbstko-stenbeitrag anzubieten. Damit konnten OGM-Mitglieder, wie bisher schon DMG-Mitglieder,das PROMET beziehen. Dazu habe ich HerrnDr. Rapp zum Meteorologentag nach Graz ein-geladen, wo er PROMET in eindrucksvollerWeise vorstellte. Von den ca. 100 Tagungs-teilnehmern wurde mein Vorschlag ohne Ge-genstimme angenommen. Damit erhalten al-le OGM-Mitglieder demnachst nicht nur dasOGM-bulletin sondern auch PROMET kosten-frei mit der Post zugestellt.

Franz Rubel1. Vorsitzender der Osterreichische Gesellschaft fur Meteorologie (OGM)

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IMGW

Festkolloquium zum 60. Geburtstag vonO.Univ.-Prof. Dr. Reinhold SteinackerManfred Dorninger

Viele Freunde, Wegbeglei-ter aber auch ehemali-ge und aktive Studentenhatten sich am 6. Marz2009 im UZAII der Uni-versitat Wien eingefun-den, um den 60. Geburts-tag von O.Univ.-Prof. Dr.

Reinhold Steinacker (* 19. Janner 1949) imRahmen eines Festkolloquiums zu feiern.

In seinen Grußworten wurdigte O.Univ.-Prof. Dr. Heinz Faßmann, Dekan der Fakultatfur Geowissenschaften, Geographie und Astro-nomie, die Rolle des Jubilars (seines ZeichensVizedekan) als ausgleichendes Element in denfakultaren und universitaren Gremien. Ebensostrich Univ.-Prof. Dr. Walter Kogler, Prasidentder International Academy of Science, Healthand Ecology, in seiner Grußansprache das inter-disziplinare Interesse seitens des Jubilars (sei-nes Zeichens Vizeprasident) heraus.

Die anschließenden Vortrage der hochran-gigen internationalen Experten boten interes-sante Einblicke in aktuelle Forschungsergeb-nisse. Gespannt lauschte das Auditorium demunterhaltsamen Vortrag von Univ.-Prof. Dr.Huw C. Davies, ETH Zurich, uber Fusion ofSynoptic Meteorology and Atmospheric Dyna-mics, der dabei immer wieder die Verbindun-gen zu und die wesentliche Rolle von O.Univ.-Prof. Dr. Steinacker in diesem Kontext be-leuchtete. Dr. Martin Hagen, DLR Oberpfaf-fenhofen, prasentierte in seinem Vortrag Ra-dar Observations Between the Alps and theBlack Forest die letzten Ergebnisse im Rah-men der internationalen Studie COPS (Con-

vective and Orographically-induced Precipitati-on Systems) und auch Ergebnisse fruherer Un-tersuchungen im Rahmen von MAP basierendauf Daten des dual Doppler polarisierten Ra-dars POLDIRAD. Dabei hob er die Wichtigkeitvon hochaufgelosten Handanalysen (einst) undautomatischen Analysen mittels VERA (jetzt)durch Prof. Steinacker hervor. Auf eine wah-re Trauminsel wurden die begeisterten Zuhorerim Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Ron B. Smith,Yale University New Haven, entfuhrt, ja wennes dort nicht dauernd regnen wurde (Titel desVortrages: Orographic Precipitation in the Tro-pics). Die Antilleninsel Dominica liegt in derPassatwindzone, wodurch es an deren Hangenfast taglich zu orographisch-induziertem undkonvektiv durchsetzten Niederschlag kommt.

Abb. 1: O.Univ.-Prof. Dr. Reinhold Steinacker.

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Abb. 2: Fur die musikalisches Untermalung sorg-ten Mag. Theresa Gorgas und Dr. Benedikt Bica.

Der ideale Ort, um Feuchteflußkonvergenzen,Bildung von orografisch bedingtem Nieder-schlag oder die drying-ratio zu studieren. The-men, welche bereits in den alpinen Forschungs-programmen ALPEX und MAP im Fokus derUntersuchungen standen und von Prof. Smithauf Dominica weitergefuhrt werden. Univ.-Prof. Dr. Christoph Schar prasentierte in sei-nem Vortrag European Summers in a ChangingClimate seine letzten Forschungsergebnisse ba-sierend auf Resultaten von EU-Projekten ab-seits der aufgeregten offentlichen Diskussion.

Als wohl großte Uberraschung des Nachmit-tages sind die musikalischen Intermezzos zwi-schen den Vortragen zu bezeichnen. Wie passtdas zusammen?, mogen sich wahrscheinlich vie-

le Festgaste gedacht haben, als Mag. TheresaGorgas mit der Geige und Dr. Benedikt Bicaauf dem Akkordeon aufspielten. Doch bereitsnach wenigen Takten hatten sich die letztenZweifel gelegt und die Zuhorer gaben sich demmusikalischen Genuss hin.

Abb. 3: Hon.-Prof. Dr. Franz Huber-Pock, Univ.-Prof. Dr. Walter Kofler (Prasident der Internatio-nal Academy of Science; Health and Ecology) undUniv.-Prof. Dr. Ekkehard Dreiseitl (IMGI) (v.l.).

Mit der Uberreichung von Aufmerksamkeitenseitens der Institutsmitglieder schloss der of-fizielle Teil. Beim anschließenden Buffet wur-de noch angeregt mit den Vortragenden disku-tiert, aber auch soziale Kontakte gepflegt undso manche alte Geschichte zum Besten gege-ben.

Abb. 4: Der Jubilar O.Univ.-Prof. Dr. Reinhold Steinacker mit Dr. Heidrun Kofler, emer.O.Univ.-Prof.Dr. Helmuth Pichler, (rechts dahinter: Peter Jordakiev, IMGW), Hofrat Univ.-Doz. Fritz Neuwirth undMinR i.R. A.Univ.-Prof. Dr. Franz Nobilis (v.l.).

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Grußworte der Vortragenden:

Univ.-Prof. Dr. Huw C. Davies

It was both a privilege and a pleasure to participatein the festive celebration of Reinhold’s 60th birthday.It was a privilege because Reinhold stands in the ve-ry fine tradition of Austrian meteorologists who havecontributed to the field of atmospheric and synopticdynamics with profound understanding and masterlydiagnostic analysis. He truly merits his place in thiscavalcade of meteorological giants. It was also a plea-sure because it was an opportunity to join with othersin personally thanking him for his contributions, andto salute a sincere and thoughtful individual whosegracious company and insightful advice I always ap-preciate.

Dr. Martin Hagen

Auch wenn es nicht auf dem ersten Blick offensicht-lich ist, Reinhold Steinackers Forschungsarbeiten ha-ben einen engen Bezug zu den mesoskaligen Beobach-tungen mit modernen Wetterradargeraten. Hochauf-geloste Dopplermessungen an Fronten wahrend demFrontexperiment 1987 zeigen feinskalige Strukturen,die auch in den beruhmten handischen Feinanaly-sen von Reinhold Steinacker bestatigt werden. Auchdie Analyse der Zugbahnen von Gewitterlinien ent-lang des nordlichen Alpenrands im EU-Projekt HERAwar nur mit Hilfe von Radar- und Blitzbeobachtungenmoglich. Mit dem hochaufgelosten Niederschlagsmess-netz wahrend der COPS Messkampagne im Schwarz-wald kommen nun erstmals Bodenmessungen an dieAuflosung von Radarmessungen heran und konnen sodirekt die Radarmessungen verifizieren. Das Institutfur Physik der Atmosphare des DLR in Oberpfaffen-hofen wunscht Reinhold Steinacker alles Gute zum Ge-burtstag und fur die Zukunft viel Zeit fur weitere span-nende Forschungsarbeiten.

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Univ.-Prof. Dr. Ronald B. Smith

It was a great pleasure to participate in the 60th yearcelebration of Professor Steinacker in Vienna. Rein-hold and I first met during the ALPEX project in1982. In 1983, he was a visiting scientist at Yale Uni-versity. Reinhold, his wife Elvira and sons Ingo andNico lived in new Haven for several months. One me-mory of that period was a hike to the top of MountWashington in New Hampshire. Since then I have metand worked with Prof. Steinacker on many occasionsincluding the MAP project in 1999. I have followed hisscientific contributions and admired his deep knowled-ge of Alpine meteorology.

Univ.-Prof. Dr. Christoph Schar

Ich habe Reinhold Steinacker 1982 wahrend der Feld-phase des ALPEX Projekts kennen gelernt. Reinholdwar als junger Forscher eben mit seinen Kaltfront-Analysen auf der internationalen Buhne sichtbar ge-worden, ich selber war als studentische Hilfskraft da-bei. Seither ist der Kontakt zwischen uns nie abge-brochen. Ich schatze Reinholds Art, Beobachtung undTheorie zukunftsgerichtet zu verknupfen. Seine For-schung zur Gebirgsmeteorologie zeugt auch von Fas-zination und Respekt fur das wunderbare Geschehen,welches taglich uber unseren Kopfen ablauft. Es warein großes Privileg, an Reinholds 60. Geburtstagsfestteilnehmen zu durfen.

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ZAMG

Zeitreise durch die Technik in der MeteorologieKurt Zimmermann – mehr als 40 Jahre an der ZAMG

Darf ich Sie zu einem kurzen historischenRuckblick einladen?

Meine Tatigkeit fur die ZAMG hat eigent-lich schon vor der offiziellen Anstellung im Jahr1966 begonnen. Damals wurden an der TUWien 5 Diplomarbeiten zur Entwicklung ei-ner kompletten Empfangs- und Bildaufberei-tungsanlage fur Wettersatellitten ausgeschrie-ben, die von der ZAMG materialmaßig finan-ziert worden ist. Ohne zu wissen was fur ka-tastrophale Folgen das fur mein Leben habensollte, schlug ich zu. Im April 1968 wurde dieAnlage, bestehend aus nachfuhrbarer Anten-ne, Empfanger und Bildwiedergabegerat (Fly-ing Spot-Fernsehrohre mit Kamera davor) in-stalliert. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nochkeine Ahnung, dass ich mehr als 40 Berufsjah-re auf der Hohen Warte verbringen werde.

Der damalige Leiter der SynopabteilungDr. Leopold Kletter hatte die Idee zum erstenMal einen A-Posten mit einem Techniker zu-besetzen. Damals hatte die ZAMG noch mehrfreie Dienstposten als Bewerber, etwas was sichdie jungeren Kolleginnen und Kollegen heutekaum vorstellen konnen. Drei des Diplomar-beitsteams bewarben sich, was an der ZAMGaufgrund der Anzahl zu Erstaunen fuhrte. Aus-gewahlt wurde ich. Wobei ich an dieser Stellebemerken darf, dass der Versuch eines Mitbe-werbers uber das Ministerium nachzuhelfen ander ZAMG sehr negativ aufgenommen wurde.Auch ein Grund warum ich es so lange ausge-halten habe.

Aber jetzt ist hochste Zeit sich der Tech-nik zu widmen. Ich landete in der Radioson-denabteilung (spater von mir in Technik um-benannt). Aufgabe war die regelmaßige Son-

dierung um 00 und 12 UTC, sowie die Pi-lotaufstiege um 06 und 18 UTC. Es gab 5Schichten mit je zwei Mann. Zur Aufrechter-haltung des Betriebes waren 2 HTL-Technikerund ab Juli 1968 nun auch ich zustandig. Furdie Verfolgung der Radiosonde wurde ein al-ter Passivpeiler der US-Army im Frequenz-band von 1680 MHz verwendet, der gleichzei-tig naturlich die Sondensignale empfing undan den sogenannten Recorder zur Auswer-tung weiter gab. Der fur den Temp zustandigeSchichtmann zeichnete auf dem Tintenschrei-ber handisch einen Polygonzug fur Tempera-tur und Feuchte ein, der - halbwegs inner-halb der Toleranzen - den Verlauf wiedergabund wertete die Knickpunktskoordinaten mitHilfe von Rechenscheiben und Tabellen aus.Die Werte dieser signifikanten Punkte (T, p,RH) wurden in Lochkarten gemeißelt, um mitHilfe des damals bereits vorhandenen Groß-rechners IBM 1130 (8k Speicher!) die Hohenetc. zu bestimmen. Verschlusselt wurde wie-der handisch und per Fernschreiber weiterge-geben. Um die ersten beiden Teile (TTAA undTTBB) fur die internationale Verbreitung zeit-gerecht erstellen zu konnen, wurde - entgegenden WMO-Empfehlungen - nicht eine halbeStunde vor Termin - also z.B. 11:30 UTC, son-dern schon um 10:30 UTC (damals GMT) ge-startet. Verwendet wurden ubrigens amerikani-sche Sonden der Fa. VIZ. Der Windmann, al-so der 2. Schichtmann, hatte die Aufgabe dieSeiten- und Hohenwinkelangaben, die jede Mi-nute vom Peigerat ausgedruckt wurden, auf ei-nem großen Brett die Horizontalprojektion zuzeichnen und dementsprechend die Windrich-tung und -geschwindigkeit hohenabhangig zu

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bestimmen. Es erubrigt sich zu erwahnen, dassalle Gerate mit Elektronenrohren arbeiteten,also kein einziger Transistor im Einsatz war.Personaltechnisch war diese Zeit auch interes-sant. Damals war geplant neue Mitarbeiter auf-zunehmen um die 2 Mann-Schicht auf 3 zu er-weitern. Es ist mir jedoch gelungen den damali-gen Vizedirektor Dr. Othmar Eckel von diesemVorhaben abzubringen, und dafur einen Dienstzur Aufnahme und Aufbereitung der Satelliten-daten - damals der polarumlaufenden amerika-nischen Satelliten ESSA – inklusive Samstagund Sonntag aufzubauen.

Abb. 1: Damals wurde das Europawolkenbild ausden Daten von 3 Umlaufen so zusammengesetzt.

Ein Bestandteil meiner Diplomarbeit war auchein in AGOL geschriebenes Programm zurBerechnung der zeitabhangigen Beobachtungs-winkel. Eine wissenschaftliche Hilfskraft des In-stitutes namens Peter Kahlig hat es fur den

IBM 1130 auf FORTRAN umgeschrieben. Solernte ich FORTRAN. Es war eine Zeit – heutekaum vorstellbar – in der man sich die Aufga-ben noch selbst suchen konnte und auch mus-ste, sonst ware es langweilig gewesen. So zeich-neten sich zwei Hauptaufgaben ab: Verbesse-rung des Sondensystems und der Radarpei-lung, die damals handisch im Gerat am Stahl-turm sitzend durchgefuhrt wurde. Das Radarim Betonturm war zwar primar ein Ballonver-folgungsradar mit automatischer Peilung desZieles, wurde aber ab und zu zur Gewitterzel-lenbeobachtung verwendet, obwohl gegen We-sten der Wienerwald eine Barriere darstell-te. Eine elektronische Herausforderung war dieneu angeschaffte Funkuhr fur den Erdbeben-dienst um einen Stundenausgang zu erweitern.Integrierte Schaltkreise im heutigen Sinn gabes noch keine, so wurde in bewahrter Tran-sistorschalttechnik das Problem gelost (Flip-Flopschaltung zur Teilung 1:60).

Mitte der 70er Jahre konnte ich eine ver-besserte Radiosonde anschaffen: Hypsometerfur die Druckmessung unter ca. 70 hPa, weildie Druckdose in diesem Bereich sehr ungenauwar. Abb. 2 zeigt eine derartige Sonde: manerkennt die Druckdose mit der sog. Kontakt-leiste, die je nach Druck das Temperaturele-ment, das Feuchteelement oder einen Referenz-widerstand an den Messwandler schaltet, wo-durch man in der Lage war indirekt den Druckzu bestimmen. Das Hypsometer – ein Dewar-gefaß – ist ebenfalls zu erkennen und wur-de mit Frigen1 gefullt. In diesem Zusammen-hang darf nicht unerwahnt bleiben, dass AntonGruber, der bis Mitte der 60er Jahre fur dieSonde an der ZAMG verantwortlich war undsich dann selbststandig machte, schon immerdie Idee verfolgte eine Druckmessung hypsome-trisch schon ab dem Boden durchzufuhren, umso die Mechanik der Druckdose mit allen ihrenProblemen, wie Temperaturabhangigkeit etc.,auszuschalten.

1Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) der Hoechst AG

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Abb. 2: Die ab Mitte der 70er Jahre an der ZAMGverwendete Radiosonde der Fa. VIZ.

Die Archivierung der Sondendaten der Nord-halbkugel stellte datenverarbeitungsmaßig eineneue Herausforderung dar. Dies bedeutete einVorrichtung zur Aufwickelung der Lochstreifender Stanze des Fernschreibers (ca. 100 m proTermin - 00 bzw. 12 UTC) und Programmefur den IBM 1130 zur Verarbeitung inklusiveder entsprechenden Fehlererkennung und so-weit moglich automatischer Korrektur zu ent-wickeln. Die Speicherung erfolgte zunachst aufPlatte (Kapazitat 1 MB!) um spater auf Banduberspielt zu werden. Das Einspielen war Auf-gabe des Sondennachdienstes, um den Rech-nerbetrieb tagsuber nicht zu blockieren. Im Be-reich der Wettersatelliten gab es ebenfalls ei-ne Ausweitung des Betriebes, wie z.B. die Be-lieferung des ORF mit Bildmosaiken und ent-sprechend berechneten Landkonturen. Mit demBundesamt fur Eich- und Vermessungswesenund den Geodasieinstituten der TU Wien undTU Graz wurde zusammengearbeitet um furdie genaue Distanzmessung per Laser die Tem-peraturverhaltnisse im Bereich des Strahles zu

messen, Anfangs wurde dies mit frei fliegen-den Sonden und spater mit einer, aus Kosten-grunden, selbst konstruierten Fesselballonson-de durchgefuhrt.

Drei Ereignisse Ende der 70er Jahre habendas Karussell der oben erwahnten Selbstsuchenach Arbeit schneller drehen lassen:

1. Der Start des ersten geostationaren Sa-telliten uber Europa (Meteosat).

2. Die vom Verkehrsministerium organisier-te sogenannte Umfassende Landesverteidigung,die alle Aktivitaten des Bundes bezuglich Wet-ter koordinierte, um im Krisenfall (Naturkata-strophen etc.) optimal gerustet zu sein.

3. Der Entschluss der Fa. ELIN, die Ideenvon Anton Gruber betreffend einer Radioson-de mit Druckmessung durch Hypsometer vomBoden weg umzusetzen.Die Chronologie wird jetzt zu Gunsten derKontinuitat der Sachthemen geopfert.

Beginnen wir bei der Sonde: In jahrelan-gen Tests wurden die Entwicklungen der neuenELIN-Sonde erprobt, wobei der Schwerpunktnicht so sehr bei der Messtechnik, sondern beiden hochfrequenten Sendern (400 MHz) lag.Abb. 3 zeigt diese Sonde, bestehend aus ei-nem Styroporgehause in dem sich Elektronikund Hyspometer – Glaseprouvette mit Frigengefullt und Docht mit NTC-Widerstand2 amoberen Ende innerhalb eines Kunststoffrohr-chens - befinden. Außerhalb sind der NTC-Widerstand (weiß) fur die Temperaturmessungund das Carbonelement (im Bild unten) zurFeuchtebestimmung erkennbar.

Zwischenzeitlich waren wir in der Lage dieersten Rechner auf Basis von Mikroprozessorenfur die Sondenauswertung einzusetzen. DieseVorlaufer der PC’s hatten naturlich noch keineFestplatte, sondern nur 5,25′′ Disketten - aus-reichend fur die Temp- und Windauswertung.Die Rohwerte der Messungen mussten noch

2NTC-Widerstande (engl. Negative Temperature Coefficient Thermistors) oder Heißleiter sind stromleitendeMaterialien, die bei hohen Temperaturen Strom besser leiten als bei tiefen, d.h. mit steigender Temperatur sinktihr elektrischer Widerstand.

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Abb. 3: Die Sonde der Fa. ELIN wurde von Mai1987 bis Juli 1996 verwendet.

handisch eingegeben werden, da ja noch keineentsprechenden Interfaces seitens der Daten-erfassungsanlagen vorhanden waren. Im Mai1987 hatte dann die ELIN-Sonde Premiere undwar bis Juli 1996 im Einsatz. Steigende Son-denkosten und auch der Umstand, dass ganzEuropa außer die Schweizer auf Vaisala um-gestiegen waren, fuhrten zum Entschluss auchzu wechseln. Fur mich war die Vaisala-SondeRS 80 mit ihrer Druckdose eine veraltete Tech-nologie, doch ich lernte die neue RS90 mithigh-tech-Druckmessung (Membrane in Wurfelvon 1 mm Seitenlange, kapazitive Erfassung)im Jahre 1995 kennen, wobei die Routinepro-duktion fur ein Jahr spater in Aussicht gestelltwurde. Leider konnte der Termin nicht gehal-ten werden und so mussten wir Ende Juli 1996zunachst mit der RS80 vorlieb nehmen. Vaisa-la bot eine Komplettanlage inklusive Auswer-tung, Schlusselung usw. an. Ein Umstand dermich immer schon gestort hat, weil man erstens

einer Firma total ausgeliefert ist und zweitensdie Aufbereitung und vor allem die Behand-lung von Fehlwerten eine Unbekannte ist unddas ganze System eine Black Box darstellt. Un-sere Empfangsanlage war auch in der Lage dieRohwerte auszugeben. Der Wechsel des Son-densystems war die Gelegenheit das gesamteAuswertesystem, also auch die Hohenwindbe-stimmung zu erneuern und weitgehend zu au-tomatisieren. Damit war es auch moglich aufeine 1-Mann-Schicht umzustellen. Das Feintu-ning der Sondenauswertesoftware war dann ei-ne sehr reizvolle Aufgabe: Bei jedem der ersten38 Aufstiege (00 und 12 UTC) live dabei zusein um anschließend die Erfahrungen einzu-bauen und 12 Stunden spater auszuprobieren.

Im Mai 1997 gab es die ersten RS90 Son-den und wir vereinbarten mit Vaisala 30 Ver-gleichaufstiege (RS80 - RS90) jeweils um 12UTC. Dies waren die ersten Fluge außerhalbdes Vaisalatestgelandes. Abb. 4 zeigt das Ge-spann knapp vor dem Start: recht der Bal-lon, dann der Fallschirm uber den Radarreflek-tor angebracht und eine Holzleiste mit je ei-ner Sonde an jedem Ende. Der Umstieg aufden neuen Sondentyp erfolgte im November1997, und damit war 11035 (WMO-KennungWien Hohe Warte) die erste Routinestationmit RS90. Spater wurde das Sondenspektrumauch noch mit GPS-Sonden fur die Hohenwin-dermittlung erganzt, was vor allem bei Aus-fall des Radars ein Sicherheitsnetz darstellte.Ein totaler Wechsel auf GPS war aus Kosten-grunden nicht zu vertreten, da auch um 06 und18 UTC Sonden gebraucht worden waren. Soll-te rein meteorologisch, d.h. fur die Modelle einTemp um 06 und 18 UTC notwendig sein, kann- falls genug Geld vorhanden, ca. e 100 000.-pro Jahr - auf reinen GPS-Betrieb umgestiegenwerden. Im Gegensatz dazu amortisiert sich einWindpeilradar inklusive Wartung etc. in rund4 Jahren bei einer Lebensdauer von 20 Jahren.Erganzend ware noch zu berichten, dass dasdamals 24 Jahre alte Windpeilradar Selenia im

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Abb. 4: G. Huala, K. Zimmermann und H. Grunberger (verstorben) bei einem Vergleichsaufstieg derVaisala-Sonden RS80 und RS90 (v.l.).

Jahre 1990 von Gematronik komplett moder-nisiert wurde und in den Folgejahren durcheigene Entwicklungen verbessert wurde. Jederkennt sicherlich den Betonturm der ZAMG mitder Kuppel, in der sich dieses Radargerat be-findet. Gestatten Sie hier eine kurze Anekdo-te einzuflechten, die signifikant fur osterreichi-sche Verwaltungsstellen ist: Im Zuge des Um-baues des Radars hat die zustandige Bundes-gebaudeverwaltung eine Renovierung der Glas-faserkuppel um rund 30 000.- Schilling in Auf-trag gegeben. Beim Probebetrieb des neuenRadars haben alle Messgerate inklusive der Os-zilloscope total verruckt gespielt. Des RatselsLosung: Der Anstrich der Kuppel enthielt elek-trisch leitende Substanzen, so dass der Radar-strahl mit 9 GHz Frequenz reflektiert wurdeund das Kuppelinnere zum Großmikrowellen-gerat wurde. Die Kuppel musste abgenommenund durch eine neue ersetzt werden: Preis 1.6Millionen Schilling, nur weil ursprunglich ge-dankenlos ausgeschrieben wurde. Eines mussich aber auch noch unterbringen: In den uber40 Jahren gab es 3 Ausfalle eines Temps bei

insgesamt rund 29 500 Aufstiegen, wobei einer(1973) nach der Eroffnung der Baustufe 2 durcheinen Kabelbrand in der Zuleitung bedingtwar, und die beiden anderen auf menschlichesVersagen (1974 und 1997) zuruckzufuhren wa-ren.

Zuruck ins zu Ende gehende 8. Jahrzehntdes vorigen Jahrhunderts, d.h. die 70er Jahre,und zur Umfassenden Landesverteidigung. Ineiner Reihe von Sitzungen uber viele Jahre kri-stallisierte sich die auch noch heute bestehendeAufteilung der Aufgaben heraus: das Bundes-amt fur Zivilluftfahrt betreibt das Wetterradar,der Millitatwetterdienst ist fur die Radioson-den Graz und Linz, da diese Standorte fur dieLuftstreitkrafte interessant sind, zustandig unddie ZAMG ist fur fur die Radiosonde Wien unddas Beobachtungsnetz am Boden verantwort-lich. Als der Tagungsordnungspunkt Wetterra-dar zur Debatte stand, beorderte der dama-lige Direktor O.Univ.-Prof. Dr. Heinz Reutermich, quasi als Techniker des Hauses, zu die-ser Sitzung. Es wurden unter anderem auch dieStandorte der Bodenstationen diskutiert und

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dabei immer die Kosten der Beobachter und dieErhohung der Anzahl der taglichen Meldungenins Kalkul gezogen, was mich veranlasste aufdie Moglichkeit von automatischen Messungenhinzuweisen. Heute ruckblickend kann ich nursagen: Die Geister, die ich rief !

Eine gemeinsame Ausschreibung der 3 Wet-terdienste fur 4 Teststationen war die Folge.Den Zuschlag erhielt die AG ELIN und CIRin der Schweiz. Letztere hat das eidgenossi-sche A-Netz errichtet. Teststationen wurden inLinz-Horsching (Fliegerhorst), am Patscherko-fel, im Fliegerhorst Zeltweg und an der ZAMGin Wien installiert. Damit das Kind einen Na-men hat, habe ich den Namen TAWES (TeilAutomatisierte WEtterStation) kreiert. DerTestbetrieb mit direkten Leitungen zu einemRechner in Wien ging sehr holprig uber dieBuhne, weil vor allem ELIN nur Vermittlerwar und von der Materie keine Ahnung hat-te. Auch das war fur spater eine wichtige Er-kenntnis. Das bei der Ausschreibung nicht zumZug gekommene Forschungszentrum Seibers-dorf hat sich dann uber die Klimaabteilung -quasi durch die Hintertur - fur teilautomati-sierte Klimastationen stark gemacht - was sichnachtraglich als gunstig herausstellte - die dannsinngemaß TAKLIS genannt wurden. Fur dieAnschaffung von TAWES-Stationen war in denFolgejahren keine finanzielle Bedeckung gege-ben, so dass sich vor allem Kurorte TAKLIS-Stationen leisteten.

Die Katastrophe von Tschernobyl hatte unsfast ein Sonderbudget fur TAWES gebracht,wenn nicht die Regierung auf Grund des Inns-brucker FPO-Parteitages zerfallen ware. Un-abhangig davon wurde 1990 begonnen 4 der be-reits ca. 15 Kurortestationen (angeschafft vonden Gemeinden und offline, d.h. Kassetten-aufzeichnung zur monatlichen Abrechnung vonStundenwerten) uber einen Kanal des Strah-

lenfruhwarnnetzes zu erfassen bei gleichzeitigerAufrustung der Stationen auf 10 Minutenwer-te und online-Betrieb. Zum Strahlenfruhwarn-system mit uber 350 Standorte in Osterreich,ware noch zu sagen, dass bereits 1984 ein Ver-waltungsubereinkommen uber die Mitverwen-dung des Netzes pro Bundesland mit Baum-struktur zwischen den zustandigen Ministeri-en abgeschlossen wurde. Daher entstanden nurKosten fur zusatzliche Leitungen vom nachstgelegenen Gammadosimeterstandort bis zurZAMG-Station. Die Ubertragungsgeschwindig-keit umfasste tolle 100 Baud3, was aber reichteum pro Bundesland die Werte von 25 Stationeninnerhalb von 10 Minuten abzurufen. Richtig

Abb. 5: Zentrale einer TAWES-Station mit derElektronik. Rechts im Bild sind die Klemmleistenfur alle Sensorleitungen, Heizungen etc. zu erken-nen. Die Anzahl der notwendigen Kabel war ent-sprechend hoch.

aufgelebt ist die TAWES-Idee erst Anfang1991 durch die Studien der von der Bundes-regierung eingesetzten Expertengruppe betref-fend der Gefahren durch grenznahe Atomkraft-werke. Und so wurde die ZAMG in diesemJahr mit einem Zusatzinvestitionsbudget quasiuberschuttet, um ein TAWES-Netz von rund80 Stationen aufzubauen. Die Wahl des Stati-

3Baud (Bd), benannt nach dem franzosischen Telegrafen Emile Baudot (1845-1903), ist die Einheit fur dieSchrittgeschwindigkeit (Symbolrate) in der Nachrichtentechnik und Fernmeldetechnik. 1 Baud ist die Geschwin-digkeit, wenn 1 Symbol pro Sekunde ubertragen wird.

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onstyps war dabei kein Thema, weil wir mitunseren bescheidenen Anfangen der Jahre zu-vor genug Erfahrung gesammelt hatten. Am1. Juli 1992 wurde das TAWES-Netz offizi-ell eroffnet und umfasste damals 27 Statio-nen. In den einzelnen Bundeslandern befan-den sich PC’s als sogenannte Regionale Zentren(etabliert entweder an einer Regionalstelle derZAMG oder beim BAZ wie in Linz oder an-fangs in Graz), die die Stationen abriefen unddie Daten zur Zentrale in Wien via AMCO-Netz des BAZ und ab 1998 ACG-Netz weiter-gaben. Die Logik und die Programme dafur wa-ren eine sehr reizvolle Aufgabe. Schwerpunk-te der folgenden Jahre waren die Verbesserungder Datenwege, was durch den Wechsel ab 2001auf TUS (Telemetrie- und Sicherheitsdienst)der Telekom insofern schlagend war, da die-ses System rund um die Uhr gewartet wird,wahrend das Strahlenfruhwarnsystem nur inden Amtsstunden (Mo-Fr 8-16 Uhr) unter Kon-trolle war. Ferner die moglichst rasche Erken-nung von Fehlwerten, Leitungsausfallen etc.,sowie die Verbesserung der Sensorik, vor allemWind (Einfrieren im Winter) und Niederschlag.Auf diesem Gebiet hat sich mein Stellvertre-ter Dr. Martin Mair große Verdienste erwor-ben, in dem er rastlos diverse Firmen mit Te-stergebnissen konfrontierte und diese praktischgezwungen waren Verbesserungen anzubieten.So kristallisierte sich der Ultraschalwindgeberder Fa. Thies als ideal heraus, aber auch dieUnbrauchbarkeit von Niederschlagswaagen be-treffend Minutenwerte. Die Niederschlagsmes-sung ist heute noch nicht voll zufriedenstellendgelost. Im Jahr 2000 waren bereits rund 130Stationen im Netz, also weit mehr als die ge-planten 80 anno 1991. Ich hatte alle Systememit 50-prozentiger Reserve ausgelegt, mussteaber auch damals schon zum Kunsteln anfan-gen.

In dieser Zeit wurden die ersten Uberlegun-gen fur eine Ablose der Stationen angestellt, damanche Stationen mehr als 15 Jahre in Betrieb

waren und außerdem die Technologie am StandAnfang der Achtziger war. Das neue Konzeptmit dezentraler Verarbeitung und Bussystemfur Energieversorgung und Datenubermittlungwar der neueste Stand der Technik, genau-so eine Stomnetzunabhangigkeit von 6 Tagen.Was fehlte war das notwendige Geld. Im Jahr2004 bewilligte das Ministerium eine dreijahri-ge Zusatzdotation um die alten Stationen um-zurusten und zugleich den Anteil der ZAMG-

Abb. 6: Zentrale der Stationen TAWES-NEU mitkompletter Verkabelung.

eigenen Stationen (bisher rund 110) auf 200 zuerhohen. Dies verleitete mich zu der Progno-se - in diesem Haus eine heikle Sache - mitEnde meiner Tatigkeit 2008 gibt es 250 Sta-tionen online, die Kurortestationen und sog.O3-Stationen mit eingeschlossen. Die Formu-lierung und die Abwicklung der Ausschreibungwurde mit Hilfe der Bundesbeschaffungsgesell-schaft durchgefuhrt. Der Zuschlag wurde imApril 2004 erteilt, sodass erste Tests im Herbstdesselben Jahres starteten. Diese zogen sich al-lerdings dann uber ein Jahr hin, bis alle, da-mals eruierbaren Kinderkrankheiten beseitigtwaren. Im Oktober 2005 wurde die erste Sta-tion in Laa an der Thaya installiert. Die Fol-gejahre waren gekennzeichnet durch intensivenEinsatz aller Mitarbeiter, um sowohl die Ab-nahmetests fur die Stationen als auch die Uber-prufung und Kalibrierung der zugehorigen Sen-

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sorik zeitgerecht durchzufuhren. Es waren im-mer zwei Installationsteams einer Firma un-terwegs, die jeweils innerhalb von 2 Wochen10 Stationen errichtet oder umgerustet haben.Gleichzeitig mussten auch die notwendigen Ab-fragerechner programmiert und installiert wer-den. Zusatzlich konnten noch 2 Stationen glei-cher Bauart des Militarwetterdienstes und dieDaten von 4 Flughafenstationen der ACG ein-gebunden werden, sodass mit Ende 2008 vongenau 252 Punkten in Osterreich alle 10 Minu-ten Daten zur Verfugung standen.

Nun zum dritten Schwerpunkt des obenerwahnten Karussells: die Satellitendaten. Furden Empfang der halbstundigen Meteosatda-ten in 3 Kanalen gab es 2 Moglichkeiten:

Mittels einer PDUS-Bodenstation (Prima-ry Date User Station) konnten die Satelliten-bilder digital empfangen werden, jedoch damitverbunden ein Aufwand von seinerzeit (1978) 1Million Schilling. Wer die damalige Dotierungkannte wusste: unmoglich.

Billiger: Eine SDUS-Bodenstation (Secon-dary Date User Station), bei der alle Datenin analoger Form empfangen wurden (so wiedamals Wetterkarten per FAX-Ubertragung).Aber auch der finanzielle Aufwand einer derar-tigen Anlage war nicht gering. Daher war wie-der einmal Improvisation verlangt.

Gestatten Sie, dass ich hier etwas ins tech-nische Detail gehe, weil es typisch fur den oster-reichischen Weg der ZAMG war: der Parabol-spiegel mit 3 m Durchmesser war am gunstig-sten bei einem Hersteller in Schottland zu be-kommen, der Vorverstarker in Houston undder Mischer in Boston. Als Empfanger konn-te man den von unserem Diplomarbeitsprojektverwenden. Und der Zusammenbau aller Kom-ponenten durch uns brachte auf Anhieb Er-folg. Sogenannte Hardcopies alle 30 Minutenkonnten aber nicht die Endlosung sein, da Auf-bereitung (Film etc.) langer Zeit in Anspruchnahm, als die Bilder aktuell waren. Und so reif-te der Plan, die analogen Daten zu digitalisie-

ren und einem geeigneten Rechner mit Bild-ausgabemoglichkeit zuzufuhren. Damals warnaturlich von Grafikkarten fur Rechner nochkeine Rede. Die Fa. Digital bot aber eine Ein-zelfertigung eines Refreshmemories fur Fern-sehnorm (625 Zeilen und Halbbilder 50 Hz) alsZusatz fur einen pdp11-Rechner (erster Rech-nertyp auf der Welt mit Bussystem) an. Undso waren wir 1982 als erster Wetterdienst - zu-mindest in Europa - in der Lage die aktuel-len Bilder des Meteosat praktisch online auf ei-nem TV-Monitor im Prognosenraum darzustel-len. In den folgenden Jahren gab es naturlichsowohl soft-, als auch hardwaremaßig Verbes-serungen, wie Bildschleifen oder Falschfarben-darstellung. Diese Anlage war 10 Jahre in Be-trieb und wurde, bedingt durch die Entwick-lung am PC-Markt, durch einen derartigen er-setzt. Gleichzeitig war es damals auch bereitserschwinglich einen PDUS-Empfanger zu be-schaffen. Im Jahre 2003 begann mit Beteiligungder ZAMG der Testbetrieb der zweiten Gene-ration von europaischen geostationaren Satel-liten (MSG). Die Vorarbeiten waren schon einJahr vorher angelaufen und eine Anlage mit4 m Antennenspiegel und der entsprechendenRechner fur die Aufbereitung der nun um denFaktor 23 angewachsenen Datenmenge Herrzu werden. Anfang 2003 musste aber Eumet-sat feststellen, dass eine Direktverbreitung viaMSG1 wegen Ausfalls einer Stromversorgungnicht moglich war, und so wurde in aller Eile ei-ne Notlosung durch Ubertragung mittels einesherkommlichen Kommunikationssatelliten ge-schaffen. Diese anfanglich aufgrund des starkerwetterabhangigen Frequenzbandes abgelehnteUbertragunsart ist nun seit vielen Jahren oh-ne Probleme erfolgreich. Als Nebeneffekt konn-te die ZAMG auch alle Regionalstellen miteigenen Anlagen ausstatten, da der Preis imVerhaltnis zum Direktempfang 1/40-tel betrug.Damit war auch die Belastung des WAN (Di-gitalnetz) zu den Regionalstellen vom Tisch.

Alle angefuhrten Veranderungen hatten

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naturlich auch Auswirkungen auf den Dienst-ablauf. Und so hat sich der Schichtdienst derRadiosonde zum operationellen Dienst der Ab-teilung Technik entwickelt und die Haupt-aufgabe, abgesehen der Temp- und Pilot-aufstiege, ist eigentlich die Aufrechterhaltungdes Betriebes der TAWES-Stationen (inklusi-ve der rechzeitigen Fehlererkennung), des Sa-tellitenempfanges und der zugehorigen Da-tenaufbereitung an allen Stellen der ZAMG,die unterbrechungslose Datenweiterleitung und-umformung diverser Wetterradarquellen ver-schiedener Lander inklusive der CERAD-Daten. Gleichzeitig konnte in den letzen 12Jahren der Personalstand um ca. 20 % gesenkt

werden, obwohl der Aufgabenbereich wesent-lich erweitert wurde. Ein Umstand der nurdurch Automatisierung und damit verbundeneiner Umschichtung zu technisch besser ausge-bildeten Mitarbeitern moglich ist. Die fruherweit verbreitete Einstellung in der Dienstprag-matik steht nichts von arbeiten nur von Anwe-senheit, hat heute keinen Platz mehr.

Gestatten Sie mir ruckblickend noch ei-ne personliche Bemerkung: Es gab sehr vie-le Situationen, wo die Aufrechterhaltung desBetriebes auch außerhalb der Regeldienstzeiteinen Einsatz erforderte. Aber wenn man sichmit seiner Aufgabe nicht identifizieren kann,dann sollte man es bleiben lassen.

Joachim P. Kuettner SymposiumWinds over the mountains: A remarkable man’s

love affair with flight and mountain waves

Das Kuettner Symposium findet am 19. Janner 2010 wahrend dem 90th AMS Annual Meetingin Atlanta (USA) statt. Im Rahmen dieses Symposiums werden die Beitrage von Dr. JoachimJoach Kuttner im Bereich Luft- und Raumfahrt gefeiert, aber auch seinen runden Geburtstag.Dr. Kuttner wurde am 21. September 2009 100 Jahre alt.Joach’s berufliche Laufbahn begann als 21-jahriger Doktor der Rechts- und Wirtschaftswis-senschaften. Durch seine Liebe zur Natur und der Fliegerei, lernte er Segelflugzeuge zu fliegenund wusste bald darauf, dass er Meteorologie studieren wollte. Seine Leidenschaft furs Glei-ten SOARING, ließ ihn im Zuge seiner Dissertation Leewellen untersuchen, was in der erstenphysikalischen Beschreibung von Leewellen und einer dynamischen Hypothese zur Erklarungdieser resultierte. In den folgenden 8 Jahrzehnten veroffentlichte Joach rund 140 Publikatio-nen, sowohl im Bereich der Physik der Atmosphare als auch der Luft- und Raumfahrt. Seinewichtigsten Publikationen im Bereich der Meteorologie behandeln Luftstrome uber die Berge,organisierte Konvektion, Gravitationswellen, atmospharische Elektrizitat, Ozean-Atmosphare-Interaktionen, Strahlung, Tropen- und Satellitenmeteorologie. Seine die Astronautik betreffen-den Arbeiten beschaftigen sich vor allem mit der bemannten Raumfahrt. Fur seine außeror-dentlichen Leistungen wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. mit der Goldenen Julius von HannMedaille der Osterreichischen Gesellschaft fur Meteorologie.Das Symposium findet in Zusammenarbeit mit dem AMS Eight Presidential History Symposiumstatt und wird von der American Meteorological Society gesponsert. Weitere Informationen sindauf http://www.ametsoc.org/MEET/annual/call.html zu finden.

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Nachruf

Dr. Werner HannRichard Werner

Im August ist mein langjahriger Kollege Dr.Werner Hann verstorben. Im Oktober hatte dergeburtige Schladminger seinen 63. Geburtstaggefeiert. Schon wahrend seiner Mittelschulzeitwar er begeisterter Musiker in seiner eigenenBand – noch heute besitzen Kollegen Tonband-aufzeichungen.

Abb. 1: Dr. Werner Hann im Jahre 1980.

Im Jahre 1965 begann Hann in Wien Meteoro-logie und Physik zu studieren. Da er ein hoher-es Semester war lernte ich ihn erst 1969 kennen.Schon damals war er ein lebenslustiger undgastfreundlicher Mensch. Betreut von Univ.-Prof. Dr. Ferdinand Steinhauser schrieb er sei-ne Dissertation uber die Seespiegelschwankun-

gen des Neusiedlersees, in der er die Schwan-kungen des Pegels von 1700 bis 1960 in Bezugauf Niederschlag bzw. Verdunstung und Zu-bzw. Abfluss untersuchte.

Nach seiner Promotion im Jahre 1975trat er seinen Dienst in der Niederosterrei-chischen Landesregierung an. Dort baute erein Windmessnetz, damals noch mit mecha-nischen Windschreibern vom Typ Wolfle, auf.Legendar sind seine Messungen auf Siloanla-gen, die uber das ganze Land verstreut wa-ren. In Zusammenarbeit mit der AbteilungUmwelt der ZAMG entwickelte er Windkartenfur Niederosterreich. Zu diesem Zeitpunkt warman besonders an dem Schwefeldioxid, das vongroßen Kraftwerken ausgestoßen wurde, inter-essiert.

Anfang der 80er Jahr wurde Hann mit derEntwicklung eines Luftgute-Messnetzes fur dasLand Niederosterreich beauftragt. BesonderesAugenmerk legte Hann dabei auf qualifizierteMessgerate sowie geeignete Standorte, wobei ereine hartnackige Vorgangsweise als Markenzei-chen hatte. Da ihm die Vereinheitlichung derMessgerate sowie die Messdatenerfassung undBerechung ein Anliegen waren, arbeitete er engmit der Gruppe um Baumann und Biebl, sowieden Assistenten Hauck und Baumann des In-stituts fur Medizinische Physik der UniversitatWien zusammen. Man kann Hann als Vater desNiederosterreichisches Umwelt- Beobachtungs-und Informations- System, oder kurz NUMBIS(www.numbis.at), bezeichnen. Er betreute denAufbau der Messgerate genauso wie die schritt-weise Entwicklung der modernen Datenuber-tragung. Meiner Schatzung beruhen rund75 % der Uberlegung in Hinblick auf die Glie-

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derung der Datenbank und der Auswertetoolsvon Hann. Das Datenbanksystem (Außensta-tion, Zentrale und Berichtswesen) wurde auchnach Deutschland (zu erst nach Hessen) ex-portiert. Das Messnetz besteht heute aus rund40 Messcontainern mit 10 m Teleskopmasten,die im gesamten Land Niederosterreich verteiltsind.

Hann forderte auch den Austausch der Er-gebnisse innerhalb des Arbeitskreises Luftguteim Rahmen der Osterreichischen Akademie derWissenschaften und war maßgeblich an der Er-fassung der Emissionsstruktur und der Ent-wicklung des Emissionskatasters beteiligt. Beiseinen Kollegen war er als engagierter Umwelt-meteorologe bekannt.

In seinen letzten Arbeitsjahren entwickelteer ein Konzept zur Messung von Schadstoffenentlang der Sudautobahn im Bereich um Bie-dermannsdorf. Der Datensatz ist bis heute ak-

tuell und wird im Rahmen numerischer Aus-breitungsrechungen verwendet.

Auch nach seiner Pensionierung besuchteHann in treuer Verbundenheit seine Messnetz-zentrale und informierte sich uber die Guteder Daten und ihrer Entwicklung. Das ist cha-rakteristisch fur Hann, der auch viele Stun-den an Samstagen und Sonntagen außerhalbder Dienstzeit arbeitete. Mit seiner Frau Silviaund seinen funf Kinder machte er vorrangig inOsterreich Urlaub.

Hann war bekannt fur seine Gastfreund-schaft: Auch wenn funfzig Leute zusammen-gekommen waren sorgte er noch immer ausseinem Keller oder von benachbarten Freun-den fur Getrankenachschub. Diese Abendemit Werner Hann breiteten große Freude undVergnugen und werden stets vielen Meteorolo-gen und Kollegen in guter Erinnerung bleiben.

Abb. 2: Dr. Werner Hann beim Aufbau einer Station fur NUMBIS.

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Lions Club Lungau

25 Jahre Schinze-PreisReinhold Steinacker

Heuer wurde zum siebten Mal der mit einemstattlichen Geldbetrag versehene Schinze-Preisvom Lionsclub Lungau vergeben. Ermoglichtwurde diese Auszeichnung fur hervorragen-de Arbeiten junger Wissenschaftler auf demGebiet synoptisch-dynamischer Meteorologiedurch Dr. Gerhard Schinze, der einen erheb-lichen Teil seines Nachlasses diesem Zweck ge-widmet hatte.

Schinze, der am 4. Juli 1899 in Leipzig ge-boren wurde, musste am Ende des ersten Welt-krieges einrucken und trat 1917 in den Heeres-wetterdienst ein. Gepragt durch diesen erstenEindruck der Meteorologie studierte er diesesFach gemeinsam mit Physik, Mathematik undGeographie. Nach dem Abschluss seines Stu-diums bekam er ein Carnegie-Stipendium beiProf. Vilhelm Bjerknes in Bergen und danachvon 1922 bis 1925 eine Stelle als Staatsmeteoro-loge beim norwegischen Wetterdienst, dem da-maligen Mekka der Polarfrontschule.

Ab 1926 ging er wieder zuruck in sei-ne Heimat und fungierte bis 1936 als Lei-ter der Prognosenabteilung des Observatori-ums in Breslau-Krietern. Ab 1937 war Schin-ze stellvertretender Leiter der Reichswetter-dienstschule. Im zweiten Weltkrieg fungierte erdann als stellvertretender Leiter der zentralenWetterdienst-Gruppe und als stellvertretenderAbteilungsleiter beim Reichsamt fur Wetter-dienst.

Nach dem Krieg wurde Schinze 1945 wie-der eingestellt, 13 Monate danach aber ent-lassen. Seine erneute Einstellung gelang erst1958. 1961 wurde er zum Regierungsrat er-nannt. Kurz darauf trat Schinze in den Ruhe-stand.

Schinze hat sich durch zahlreiche wissenschaft-liche Publikationen einen Namen gemacht.Dabei ging es ihm schwerpunktmaßig umdie aerologische Synoptik, wo er Luftmassen-Abgrenzungen in Zusammenhang mit derHohenstromung untersuchte. Besonders nach-haltig erwiesen sich seine Arbeit uber dieLuftmassen-maßige Arbeitsweise in Zusam-menhang mit Frontalzonen (gemeinsam mitMoese und Siegel) und die Entwicklung seinesThetagramm-Papiers.

Schinze verbrachte in seinen spateren Jah-ren immer wieder langere Zeit in den Alpen,insbesondere im Salzburger Lungau, wo er mitVertretern des Lions-Clubs Lungau in freund-schaftliche Verbindung trat und dann Ehren-mitglied dieses Clubs war. Diese Verbindungwar es auch, die Schinze dazu bewog, einenTeil seines Nachlasses zur Forderung des wis-senschaftlichen Nachwuchses zu widmen undden Lionsclub mit der Organisation der Ver-gabe der Preise zu betrauen.

Bald nach dem Tod von Schinze am 15.Marz 1982 wurde vom Lionsclub Lungau erst-malig der Schinze-Preis fur junge Wissenschaft-ler fur das Jahr 1984 ausgeschrieben.

Unter O.Univ.-Prof. Dr. Heinz Reuter alsVorsitzendem der Vergabekommission wurdenzwei Preistrager ausgewahlt, namlich Dr. Ge-org Skoda, der damaligen Assistenzprofessor ander Universitat Wien und der Autor dieser Zei-len, damals Assistent an der Universitat Inns-bruck, zu gleichen Teilen.

Es wurde vereinbart, den Schinze-Preis alle4 Jahre auszuschreiben. Im Jahre 1988 wurdenzwei ungarische Kollegen, namlich Bela Bojtiund Ferenc Rakoczi von der Lorand Eotvos

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Universitat Budapest zu gleichen Teilen mitdem Preis ausgezeichnet.

Den dritten Preis erhielt im Jahre 1992 An-dreas Lanzinger von der Universitat Innsbruck,wobei ab 1990 Univ.-Prof. Dr. Helmut Pichlerals Vorsitzender der Vergabekommission fun-gierte.

Bei der vierten Vergabe des Preises ent-schied die Kommission, neben dem Schinze-Preis auch ein Schinze-Stipendium zu verge-ben, welches jungen, angehenden Meteorologendie Teilnahme an einer internationalen Kon-ferenz oder an einem Workshop ermoglichensollte. 1996 wurde kein Schinze-Preis vergeben,das Schinze-Stipendium bekam Wolfgang Pott-schacher von der Universitat Wien.

Abb. 1: Laudator O.Univ.-Prof. Dr. ReinholdSteinacker (IMGW). Fotos: Ferenc Vizi.

Bei der funften Auflage der Schinze-Auszeichnungen im Jahr 2000 fiel der Schinze-Preis an Mark Zagar von der UniversitatLjubljana in Slowenien. Gleich drei Kandidatenerhielten ein Schinze-Stipendium: AlexanderBeck von der Universitat Wien und AlexanderGohm und Roland Mayer von der UniversitatInnsbruck.

Im Jahr 2004 erhielt den Schinze-Preis An-dreas Schaffhauser von der Universitat Inns-bruck. Ab diesem Jahr fungierte der Autordieses Berichts als Vorsitzender der Vergabe-kommission. Auch in diesem Jahr wurden dreiSchinze-Stipendien vergeben namlich an Simon

Tschannett von der Universitat Wien, Chri-stoph Matulla, damals an der Universitat furBodenkultur in Wien und Martin Weissmannvon der Universitat Innsbruck.

Den 7. und bislang jungsten Schinze-Preis2008 erhielt heuer Dr. Christoph Matulla vonder Zentralanstalt fur Meteorologie und Geo-dynamik in Wien. Die Laudatio fur den heuri-gen Preistrager befindet sich in der vorliegen-den Ausgabe des OGM-Bulletins. Das Schinze-Stipendium teilten sich diesmal Dr. BenediktBica und Dr. Stefan Schneider von der Univer-sitat Wien.

Seit Bestehen der Schinze-Preisvergabevor 25 Jahren konnten somit insgesamt 8wurdige Schinze-Preistrager und 9 Schinze-Stipendiaten aus drei verschiedenen Landernund von sechs verschiedenen wissenschaftlichenInstitutionen ausgezeichnet werden. Das be-weist, dass die Idee Schinzes auf fruchtbarenBoden gefallen ist und die treuhandische Ab-wicklung durch den Lions Club Lungau in zu-verlassige Hande gelegt wurde. Auch wenn derfinanzielle Nachlass Schinzes sich dem Endezu neigt, soll 2012, voraussichtlich zum 8. undletzten Mal dieser begehrte Preis ausgeschrie-ben werden.

Abb. 2: Ulrich Hutter vom Lions Club Lungauuberreicht Dr. Christoph Matulla den Schinze-Preis2008. Fotos: Ferenc Vizi.

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Schinzepreis 2008

Laudatio auf Christoph MatullaHans von Storch

Christoph Matulla heute

Dr. Matulla wird heute mit dem Schinze-Preisausgezeichnet. Schinze hat in Hamburg promo-viert, 1932; ich habe dort 47 Jahre spater pro-moviert, daher gibt man mir die Moglichkeit,mich in Form einer Laudatio zu Christoph Ma-tulla zu außern.

Fur seine Arbeiten zur Erkennung von syn-optischen Stromungslagen und der Ableitungvon Niederschlagsmustern daraus, bekommtMatulla den Preis, heisst es in der Presseer-klarung. Ich fuge hinzu, und ich weiß, daßich da nicht allein stehe, weil der Herr Ma-tulla ein wirklich innovativer Bursche ist, derkritisch-konstruktiv mit der Frage der Wechsel-wirkung von Synoptik und alpinen Wetterer-scheinungen umgeht. Man nennt diesen Pro-zeß Downscaling. Matulla hat Downscaling ge-macht, und dann konsequenterweise die Bruckezur Impaktforschung geschlagen. Walder, Fluß-abflusse z.B.

Ich versteige mich zu sagen: Der Matullaist einer der sichtbarsten jungen osterreichi-schen Klimaleute. Mit dreizehn Publikationenin peer-reviewten internationalen Zeitschriftenseit 2000. Das ist der Gold-Standard. Nichtirgendwelche Artikel, deren Publikation ohneQualitatssicherung in Berichten erfolgt, son-dern peer-reviewed. Wenn man bei Publish &Perish auf dem Internet nachsieht findet manfur Herrn Matulla einen h-Faktor von 6, d.h.man findet 6 Arbeiten mit Matulla und ggfs.anderen mindestens 6 mal zitiert auf dem In-ternet. Fur jemand der vor ca. zehn Jahren neuin das Thema eingestiegen ist, ist das eine guteZahl.

Abb. 1: Laudator Prof. Dr. Hans von Storch vomGKSS Forschungszentrum und von der UniversitatHamburg. Fotos: Ferenc Vizi.

Am besten geht auf dem Wissensmarkt dasHISTALP Papier der hochverehrten HofratinIngeborg Auer, unter deren Mitstreitern ne-ben unserem Herrn Matulla auch so illust-re Namen wie Phil Jones oder Keith Briffazu finden sind. Danach kommen die Arbeitenmit Eduoard Penlap u.a. uber Downscalingfur Cameroun. Die einzige Arbeit aus seinemersten Wissenschaftlichen Leben, in PhysicalReview C, als echter Physiker war dagegenweniger Aufmerksamkeit beschieden. Womitwir schon zu der Frage kommen, wo kommtdieser Mensch eigentlich her, der da plotzlichbei uns in Geesthacht in Schleswig-Holsteinauf dem Flur stand, und mir ein freundlich-optimistisches Guten Morgen, Herr Professorzurief, was kulturell gar nicht konsistent war,weil man bei uns in dieser Situation bestenfallsein Moin ggfs. auch ein Moin moin brummelt.

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Wie ist er dahin gekommen?

Studiert hat er Kernphysik, theoretische Kern-physik in Wien, von 1993 bis 1998. Mit Atom-kernen kann er also umgehen. Sein Engagementbewies er dann auch gleich dadurch, dass ersich in den Institutsrat wahlen lies, und dortin all den 6 Jahren seiner Verantwortung nachMitgestaltung nachkam. Parallel dazu beganner als Tutor zu Arbeiten am Institut fur Mathe-matik und Angewandter Statistik an der BO-KU, was er immerhin bis 2002 durchhielt. MitStudenten umgehen kann er also auch, auchmit Statistik und Mathematik. Ab Dezember1998 trat er dann seinen Dienst am Institutfur Meteorologie und Physik der BOKU an, woer mit Auszeichnung seine Dissertation ablegteim Sommer 2004. Da kam also das Wissen zurMeteorologie dazu.

Wahrend dieser Zeit war er regelmaßigerGast beim Institut fur Kustenforschung derGKSS – da bin ich einer der Direktoren. Und ander Kuste ist die Liebe der Osterreicher fur dieKuste und den Ozean bekannt. Auch der Kuhn,auf den ich noch kurz zu sprechen kommenwerde, war gelernter Kernphysiker und wurdeKustenforscher. Fast zwei Jahre war Matullabei uns; das war sicher bisweilen eine harteSchule. Aber er hat es uberstanden, und seinePublikationsliste hat substantiell zugenommenin dieser Phase. Nach Ablegen der Dissertationging er dann an die Zentralanstalt, um dannnach etwa einem Jahr als Postdoctoral Fellowbei der Klimagruppe des Kanadischen Wetter-dienstes in Toronto zu arbeiten. Dort verblieber fur 2 Jahre, lernte andere Themen, andereForschungsstile und eine intensive Internatio-nalitat kennen; ja, er begann auch Fußball zuspielen, was meiner Meinung nach eine unnoti-ge Ablenkung darstellte. Im August 2007 kamer dann zuruck nach Wien, an die Zentralan-stalt, wo er nun fur die Klimamodellierung,die regionale Klimamodellierung zustandig ist.Mir scheint, unsere alte Kooperation zwischen

Wien und Geesthacht entwickelt sich prachtigweiter.

Was ist das fur einer?

In GKSS ist der Herr Matulla als Workaholicbekannt. Er arbeitete oft bis tief in die Nachthinein; auf dem Parkplatz stand dann nur nochsein Auto. Das resultierte darin, dass er sichim Buro hauslich einrichtete und auch schonmal dort ubernachtet hat. Als Hilfsmittel hier-zu diente eine alte Klapp-Campingliege. Dr.Matulla ist ein Fruhaufsteher und wenn seineKollegin Hunicke morgens zur Arbeit kam, duf-tete es auch schon nach frischem Kaffee. Es duf-tete nicht nur, es gab auch welchen. Und mich,den Direktor begrußte er mit einem Guten Tag,Herr Professor. Hrmpf.

Die ersten Tage mit ihm in GKSS warendurch etliche lustige Kommunikationsproblemegekennzeichnet. Hast Du mal die Klappe vonFrau Soundso?, z.B. Klappe bedeutet wohl imWienerischen Telefondurchwahl. Du kannst dieJacke in den Kasten hangen... Kasten bedeutetwohl Schrank. Auch seine Verabschiedung amTelefon Baba irritierte anfanglich. Und er tele-fonierte gern und oft. Als eine der ersten Buro-pflanzen wurde ein Basilikum angeschafft, derbei Hunger auch schon mal herhalten musste.Eine Standardfrage von Herrn Matulla: Kuhnda? , die er auch heute noch manchmal per Te-lefon kommuniziert. Damit war unser osterrei-chischer Kollege Hermann Kuhn gemeint, dieSeele der Computerei im Institut fur Kusten-forschung.

Kurz, der Herr Matulla war in Geest-hacht ein gerngesehener Kollege, der sich durchFreundlichkeit, Leistung und kleine Marottenauszeichnete.

Was erwarten wir von Christoph Matulla?

Herr Dr. Matulla hat sich erfolgreich auf die ander ZAMG ausgeschriebene Klimamodellierung

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beworben. Es war eine hervorragende Ent-scheidung der Leitung der ZAMG, diese Rich-tung einzuschlagen und sie dann derart perso-nell zu unterfuttern. Das Feld ist top-aktuellund ausgezeichnete, innovative Forschung inder Klimamodellierung ist von hochster ge-sellschaftspolitischer Relevanz. Bei der Bewer-tung der positiven wie negativen Potentia-le von Klimaanderungen, wie sie derzeit ab-laufen und sich mit Sicherheit in den kom-menden Jahrzehnten entfalten werden, ist ei-ne enge Kooperation von Klimawissenschaft-lern mit Impaktforschern erforderlich; mit tie-fem Verstandnis fur die spezifischen regiona-len Belange. Auch eine sehr erfolgreiche Klima-schutzpolitik wird diese Aufgabe nicht obsoletmachen. Dies macht starkstes Engagement ander ZAMG mehr als notig. Wo andere jede Artvon Dramen beschworen, braucht die Gesell-schaft eine vertrauenswurdige Einrichtung, dernicht der Geruch der politisch motivierten Aus-wahl und Gewichtung anhangt. Eine Einrich-tung, die mit guter wissenschaftlicher Praxisselbst an die Fragen herangeht und die Antwor-ten leidenschaftslos so in den Kontext stellt,dass die Gesellschaft und Politik dann ihre fursich richtigen Folgerungen ziehen kann.

Dr. Matulla hat im letzten Jahrzehnt si-gnifikante Beitrage auf international konkur-renzfahigem Niveau fur der Bestimmung bzw.Abschatzung des regionalen Klimawandels inder jungeren Vergangenheit und in der naher-en Zukunft geliefert. Er ist international be-kannt und geschatzt. Seine Flexibilitat hat ermit seinen Aufenthalten bei uns in Geesthachtund seiner Bereitschaft, sich in Toronto einerihm weitgehend unbekannten Herausforderungzu stellen, hervorragend unter Beweis gestellt.Der Mann kann was und taugt was.

Herr Matulla hat sich nach seinem erfolgrei-

chen Engagement im Bereich des empirischenDonwscaling jetzt dem dynamischen Downsca-ling mit regionalen Modellen zugewendet. Ander ZAMG lauft nun das CLM-Modell4, alsojene Variante des DWD Lokalmodells, das voneinem Konsortium von deutschen und Schwei-zer Einrichtungen zu einem Klimamodell um-gebaut wurde; hochauflosende Szenarien mogli-cher zukunftiger Klimate auch fur den Alpen-raum, die mit diesem Modell konstruiert wur-den, liegen vor. Selbstverstandlich ist die so-lide Etablierung dieses Wissenschafts-Zweigeskeine kurzfristige Angelegenheit. Hohes Enga-gements und transnationaler Erfahrungsaus-tausch sind unabdingbar fur den gewissenhaf-ten Aufbau und den mittelfristigen Erfolg, vondem die ZAMG stark profitieren wird. Nurhochqualitiative, tatsachlich selbst erbrachteArbeit garantiert exzellenten Output. Es gehtnicht darum, welchen Anspruch man offentlichin populistischen Produkten erhebt, nein, esgeht um tatsachlich nachprufbar Leistung, dienach den Regeln guter Wissenschaftlicher Pra-xis belegt werden.

Mit Christoph Matulla hat die ZAMGeinen international anerkannten Kollegen vonFormat in der richtigen Position, dessen be-wiesene Netzwerkfahigkeit den osterreichischenBeitrag bald auf der internationalen Landkartedeutlicher werden lassen wurde. Ich denke, bis-her wird der Faden, den Julius von Hann undEduard Bruckner in den 1920er Jahren nichtweiter spinnen konnten, erfolgreich den erwei-terten Moglichkeiten er modernen Zeit entspre-chend wieder aufgenommen.

Damals war Wien das Zentrum der inter-nationalen Klimaforschung. Das Zentrum wirdDie Hohe Warte wohl nicht wieder, aber im-merhin ein Zentrum.

4Climate Limited-area Model (http://www.clm-community.eu/)

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Buchvorstellung

Atmospheric Science for EnvironmentalScientistsEditiert von C. Nick Hewitt and Andrea V. Jackson (2009)

Die Editoren prasentieren mit dem Band At-mospheric Science for Environmental Scien-tists eine aktualisierte und gestraffte Ausgabedes Handbook of Atmospheric Science Princip-les and Applications. Die Sammlung von elf gutlesbaren Aufsatzen bietet eine zeitgemaße undbreit angelegte Einfuhrung in die Umweltme-teorologie. Dem Leser werden die wichtigstenGrundbegriffe aus den Bereichen Meteorologie,Klimatologie und atmospharischer Chemie ver-mittelt, die es ihm ermoglichen, in die tiefer ge-hende Spezialliteratur zu den diversen Unter-themen einzusteigen oder auch die gegenwarti-ge Diskussion zu teils strittigen Umweltthemenzu verfolgen. Viele der Aufsatze enthalten ne-ben den allgemein verstandlichen Texten auchgenugend Formalismen physikalischer und che-mischer Vorgange, um die zahlreichen Rechen-aufgaben zu losen. Literaturzitate im jeweili-gen Anhang ermoglichen eine weitere Vertie-fung des Stoffes.

Die Aufsatzsammlung demonstriert, dasszahlreiche wissenschaftliche Disziplinen zusam-menarbeiten mussen, um die Atmosphare alsBestandteil der Geosphare adaquat und umfas-send zu beschreiben. Thematische Uberschnei-dungen mit Unterkapiteln anderer Aufsatze imBuch festigen den Stoff. Der Leser kann sichdadurch an schon Gelesenes erinnern und the-matische Bereiche miteinander verbinden. Diefolgenden Kurzfassungen der elf Aufsatze ver-mitteln einen naheren Einblick in das Werk:

John Lockwood beschreibt in seinem Kapi-tel die essentiellen Komponenten des Klimasy-stems. Dazu gehoren unter anderem der glo-balen Energiehaushalt und die globale Zirkula-

tion mit ihren Untersystemen, wie Nordatlan-tik Oszillation, Walker Zirkulation, SouthernOscillation, El Nino und die Monsunsysteme.Ein Streifzug durch das Klima der Vergangen-heit und eine kontinentweise Beschreibung dergegenwartigen Klimasituation vervollstandigtden Abriss der Klimatologie.

Richard Wayne greift Fragen und speku-lative Losungsvorschlage zur Entstehungsge-schichte der Atmosphare auf. Eines der un-gelosten Ratsel betrifft beispielsweise die Ent-stehung des 21%igen Sauerstoffanteiles der At-mosphare. Einerseits setzt die Anwesenheit desSauerstoffs in der Atmosphare die Photosyn-these voraus, andererseits kann ohne bereitsvorhandenen Sauerstoff in der Atmospharedem Leben und seiner Entstehung nicht aus-reichend Schutz vor der solaren UV-Strahlunggeboten werden.

Der Leser erhalt im Kapitel uber denEnergiehaushalt und den Aufbau der Atmo-sphare von Hugh Coe ein erstes physikalischesVerstandnis fur die vertikale Verteilung vonTemperatur und Luftdruck. Die solare und ter-restrische Strahlung in der Atmosphare, mitden dazugehorigen Absorptions- und Streu-ungsvorgangen werden in diesem Zusammen-hang ausfuhrlich erklart und mit einem einfa-chen Strahlungstransfermodell illustriert. Da-bei werden Begriffe, wie fuhlbare und laten-te Warme und Stabilitat erklart und schließ-lich die Energiebilanz der Atmosphare und ihreRolle fur das Klima diskutiert.

Mit der Prasentation der geochemischenZyklen uberschreitet Dudley Shallcross dentraditionellen Fachbereich der Meteorologie am

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weitesten. Die Atmosphare ist demnach nur ei-ne der Komponenten der Geosphare und dientgleichsam als Zwischenspeicher und chemischerReaktor im biogeochemischen Kreislauf vonKohlenstoff, Stickstoff, Schwefel, Wasserstoffe,Halogenen und anderen Substanzen.

Paul Monks und Roland Leigh fuhren denLeser in die Chemie der Troposphare und in dieProblematik der Luftverunreinigungen ein. Ei-ne Aufzahlung naturlicher und anthropogenerQuellen diverser Spurengase leitet die Diskus-sion der wichtigsten chemischen Reaktionen inder unteren Atmosphare ein. Vor allem treibtdie Photochemie die in der Troposphare herr-schenden Oxidationsvorgange an. Unter ande-rem werden die Rolle von OH Radikalen, Me-than, Stickoxiden, Ozon und Kohlenwasserstof-fen besprochen. Die Wirkung der Halogenche-mie auf das stratospharische Ozon wird ebensoerwahnt, wie die Oxidation von SO2, die urba-ne Luftverschmutzung und Luftchemie.

Das Kapitel uber Wolkenentstehung undWolkenchemie von Peter Brimblecomb verbin-det physikalische und chemische Aspekte derKondensationsvorgange in der Atmosphare.Wolken und Niederschlag beseitigen eine Viel-zahl von Spurengasen und Aerosolen aus derAtmosphare. Dabei lauft in den Tropfchen ei-ne Unzahl von chemischen Reaktionen ab.

Grundbegriffe aus dem Bereich der atmo-spharischen Partikel werden im Kapitel vonPaul Willliams und Urs Baltensberger ein-gefuhrt. Die Wichtigkeit der Aerosole fur denStrahlungshaushalt und noch herrschende Un-sicherheiten im Verstandnis ihrer Rolle beider anthropogenen Klimabeeinflussung werdenherausgearbeitet. Neben der direkten und in-direkten Wirkung der Aerosole auf das Klimawerden Probleme der Aerosolmessung und dieWirkung der Aerosole auf die menschliche Ge-sundheit besprochen.

Die Problematik des stratospharischenOzon stimulierte die Erforschung der chemi-schen Vorgange in dieser Schicht. Austausch-

vorgange zwischen Troposphare und Strato-sphare, wie die Tropopausenfaltung, werdenvon Rob Mackenzie ebenso besprochen, wieder Aufbau der Stratosphare, der Polarvortexund weitere Zirkulationssysteme in der Stra-tosphare, chemische Prozesse in der Gasphase,wie Radikalzyklen, die Rolle der stratosphari-schen Aerosole und heterogene chemische Pro-zesse.

Janet Barlow fuhrt wichtige Konzepte ausder Grenzschichtmeteorologie ein, die zur Be-schreibung des Energie- und Massenaustauschszwischen Boden und den bodennahen Schich-ten der Atmosphare benotigt werden. DerStabilitatsbegriff wird aus Sicht der Grenz-schichtmeteorologie her aufgerollt. Die wichtig-sten Charakteristika der Grenzschicht diverserLandnutzungskategorien, wie Oberflachen mitunterschiedlicher Vegetationsbedeckung oderbebaute Oberflachen, werden erlautert undmiteinander verglichen. Eine Einfuhrung in dieModellierung der Ausbreitung von Schadstof-fen rundet die knappe Einfuhrung in die Grenz-schichtmeteorologie ab.

Der Leser profitiert am meisten von derLekture des Spezialkapitels uber stadtischeLuftqualitat von Jes Fenger, wenn er zuvor dieKapitel uber die Grenzschichtmeteorologie, dieAusbreitung von Schadstoffen und die Luftche-mie in der Troposphare gelesen hat. Der Au-tor leitet sein Kapitel mit einem kurzen Abrissder Geschichte der Luftverschmutzung ein. Be-sprochen werden unter anderem diverse Quel-len fur Luftschadstoffe, toxische Substanzen inder Atmosphare, das Konzept des Emissions-katasters, das Stadtklima und Besonderheitender Schadstoffausbreitung in der Stadt, Luft-qualitat in Innenraumen, Luftqualitatsindika-toren, menschliche Gesundheit und Schadstof-fe, Korrosion von Materialien und Verschmut-zung von Gebaudefassaden durch Luftschad-stoffe und die Gesetzgebung zur Reinhaltungder Luft in verschiedenen Landern. Eine Be-schreibung der Luftqualitatssituation auf den

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Kontinenten schließt die Einfuhrung ab.An dem im oben erwahnten Kapitel er-

worbenen Verstandnis schließt das Kapitel vonAtul Jain uber globale Erwarmung und Kli-mavariabilitat an, in dem die Rolle der glas-hauswirksamen Spurengase und der menschli-che Einfluss auf deren Konzentration und diedaraus resultierende Wirkung auf das Klimadiskutiert werden.

Zusammenfassend bietet die von C. NickHewitt and Andrea V. Jackson zusammenge-stellte Aufsatzsammlung Studenten und Fach-leuten aller Disziplinen, die sich fur umweltme-teorologischen Fragestellungen interessieren,

eine gut lesbare und breit angelegte Einfuhrungin diesen Problembereich.

Helfried Scheifinger &Thomas Schongaßner

C. Nick Hewitt &Andrea V. JacksonAtmospheric Science forEnvironmental ScientistsWiley-Blackwell, Oxford,2009320 Seiten, 45.- EuroISBN: 978-1405156905

11. Osterreichischer KlimatagForschung zu Klima, Klimawandel und Auswirkungen in Osterreich

Der Klimatag ist eine informelle Veranstaltung mit dem Ziel, einen Uberblick uber die The-men aus dem Bereich Klima, Klimawandel und Auswirkungen zu geben, zu denen in Osterreichaktuell geforscht wird. Der Klimatag dient dabei insbesondere auch dem Austausch und demKontakt zwischen allen an der Forschung interessierten Personen und Institutionen, besondersauch zur Vernetzung von naturwissenschaftlichen und soziookonomischen oder auch anderenFachbereichen. Junge und bereits etablierte Wissenschafter und Wissenschafterinnen sind glei-chermaßen eingeladen ihre Forschungsarbeiten vorzustellen.

Donnerstag 12. und Freitag 13. Marz 2010

Festsaal der Universitat fur Bodenkultur, 1180 Wien, Gregor-Mendelstraße 33

Weitere Informationen werden bis Jahresende auf www.austroclim.at veroffentlicht und uberden AustroClim-Verteiler versendet.

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Tagungsbericht

NCAS Urban Meteorology WorkshopUrban roughness sublayers – from measure-ments and CFD to predictive modelsKathrin Baumann-Stanzer und Simon Tschannett

Mit 73 Teilnehmern war der Workshop am Me-teorologieinstitut des National Center of At-mospheric Sciences (NCAS) an der UniversitatReading sehr gut besucht. Die Teilnehmer wa-ren von den Veranstaltern bereits im Vorfeldum Bekanntgabe der fur sie wesentlichsten Fra-gen und Diskussionspunkte gebeten worden.Trotz der großen Teilnehmerzahl fanden daherim Anschluss an die Vortrage gut strukturierteund rege Diskussionsrunden statt.

Wie schon der Titel des Workshops zeigt,umfasst stadtische Modellierung eine Viel-zahl von Themen – von Betrachtungen loka-ler Stromungsablenkung und Turbulenzstruk-turen in Straßenschluchten bis zu Uberlegun-gen, wie der Einfluss des Stadtgebiets auf dasTemperatur- und Feuchtefeld in regionalen Mo-dellen durch Parametrisierungen Berucksichti-gung finden kann. Der Kontrast von Stadt-Land ist jedoch gering im Vergleich zu Ebene-Gebirge oder von Land zu Meer. Stadte liegenaber oft in Gebieten solcher Ubergange. Die nu-merische Wettervorhersage benotigt daher zu-nehmend eine Vernetzung mit Bereichen wieStadtklimatologie und Luftgute, um die Vor-hersagemodelle weiter zu verbessern.

Es wurden Untersuchungen auf Basis vonFeldexperimenten (BUBBLE, DAPPLE u.a.),physikalischen Modellen (Windtunnel) und di-versen numerischen Modellen prasentiert, wo-bei der Grossteil der Arbeiten sich auf sehrtheoretische Ansatze beschrankte und uberpraktische Anwendungen, wie Schadstoffsi-mulationen fur Großstadte bedauerlicherweise

nicht vertreten waren. So wurden etwa LargeEddy Simulations von regelmaßigen Gebaude-strukturen gezeigt. Die benotigte Rechenzeitfur ein paar Minuten Simulation liegt aber nochbei mehreren Wochen bis Monaten auf einemGroßrechner der Universitat Southampton.

Abb. 1: Windsimulation an regelmassigen Qua-dern - als Beispiel fur stark vereinfachte Falle (sieheweiter oben). Bild: Omduth Coceal.

Die Untersuchungen zeigen, dass die Grenz-schichtstruktur im Stadtgebiet sich wesent-lich von jener im Freiland unterscheidet, furwelche klassische Ansatze beispielsweise z.B.zur Berechnung turbulenter Flusse gelten. In-tensiv diskutiert wird in Fachkreisen, wie-weit Ansatze, welche fur starkere bewachse-ne/bewaldete Bereiche (vegetation canopy) ent-wickelt wurden, auch fur den stadtischen Be-reich einsetzbar sind. Hier zeigen allerdingsFeldexperimente, dass sich Stromung und Tur-

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Abb. 2: Reale Stadtansicht (San Francisco) zurVeranschaulichung der Komplexitat und Anforde-rung an die Modellierung. Bild: Janet Barlow.

bulenz in Straßenschluchten aufgrund der an-deren Anordnung und Dichte der Hindernisseganzlich anders verhalten als in einem Waldbe-stand. Eine weitere Komplexitat ergibt sich fur

großere Straßenzuge mit Alleebaumen – auchauf diese Fragestellung wird in derzeit laufen-den Untersuchungen eingegangen.

Einzelstehende sehr hohe Gebaude, diedas moderne Stadtbild in vielen Großstadtenpragen, stellen eine besondere Anforderung andie Modellierung dar: es kann gezeigt wer-den, dass gerade diese Hindernisse den stark-sten Beitrag zur Abbremsung der Stromung(drag) liefern. Generell ist die Anordnung derGebaude hinsichtlich des Einflusses auf das(regionale) Windfeld von Bedeutung: unre-gelmaßige Gebaudestrukturen, wie sie in al-ten europaischen Stadten ublich sind, habeneinen deutlich großeren Effekt als regelmaßig ingeraden Straßenzugen angeordnete Bebauung.Beobachtungen der Verhaltnisse in der Stadtsind immens wichtig, da noch vieles unklar ist:Observations, Observations, Observations mitdem Ziel, von stark vereinfachten Fallen (z.B:regelmaßig angeordnete Kuben) bei der Simu-lation weg- und zu realistischen Fallen hinzu-kommen sowie Parametrisierungen zu finden.

Zum Abschluss noch ein Bonmot von TimOke: Greening roofs is ok, as long as you paintthem green.

Alle Prasentationen sind auf http://www.met.reading.ac.uk/~urb_met/workshop/

agenda.php verfugbar.

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Tagungsbericht

Wie muss man die Wahrheit definieren, damitsie zur Vorhersage passt?Stefan Schneider

Nachdem meine wissenschaftlichen Arbei-ten erfreulicherweise mit einem Schinze-Stipendium, verliehen vom Lions-Club Lun-gau, ausgezeichnet worden sind, stand ich vorder Qual der Wahl, an welcher Konferenz ichmit dem Preisgeld teilnehmen sollte. Schließ-lich gibt es weltweit beinahe zahllos vieleVeranstaltungen, die interessante Teilbereicheder Meteorologie und Klimatologie abdecken,und daher besuchenswert sind. Schlussendlichkonnte sich der Verifikationsworkshop in Hel-sinki durchsetzen, und das aus zwei Grunden:einerseits passt die Thematik sowohl zu mei-ner bisherigen Arbeit am Institut fur Meteoro-logie und Geophysik der Univ. Wien als auchzu meiner neuen Tatigkeit an der ZAMG (weilman immer wissen will, wie gut die Analysenund Prognosen sind, die man erstellt), ande-rerseits (und auch das spielt bei der Wahl vonKonferenzteilnahmen angeblich manchmal eineRolle) war ich zuvor noch nie in Finnland.

Nachdem ich die Teilnahmekriterien fur dieKonferenz bravouros gemeistert hatte, traf ichschließlich bei der Konferenz, an der etwa 100Meteorologen (aus 38 Landern) und eine Me-dizinerin teilnahmen, ein. Die Konferenz warin mehrere Themenbereiche gegliedert, da dieVerifikation in praktisch allen Teilbereichender Meteorologie relevant ist, sich die Metho-den und Anforderungen aber von Bereich zuBereich unterscheiden. Wie bei Konferenzenublich, wurde die Thematik sowohl in Vor-tragen als auch mit Postern vermittelt, wobeispeziell die Postersession eine gute Gelegen-heit zum wissenschaftlichen Austausch mit denKollegen bot.

Eines war schnell klar: alle haben mit densel-ben Problemen zu kampfen, wenn es darumgeht, relevante Aussagen uber die Vorhersa-gegute zu treffen, auch deswegen, weil es keinemessbare Wahrheit gibt, die fur alle brauch-bar ist. Dies hangt damit zusammen, dass dieuntersuchten Phanomene verschiedene raum-liche und zeitliche Skalen abdecken und oft-mals nicht mit dem Reprasentativitatsbereichder Messungen ubereinstimmen. So kann einePrognose auf der synoptischen Skala (verein-zelte Regenschauer) durchaus richtig sein, derVeranstalter einer Grillfeier will aber wissen,ob es bei ihm im Garten zwischen 18 und 22

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Uhr regnen wird (also eine Punktprognose mitja/nein-Aussage). Bei der Verifikation von ge-texteten Vorhersagen ist daher der Benutzerder Prognosen zu berucksichtigen. Fur jedenAnwender von Wetter/Klimaprognosen sindandere Aspekte relevant. Diese sollten beruck-sichtigt werden, damit dem Nutzer eine reali-stische (und fur ihn aussagekraftige) Progno-segute vermittelt werden kann. Leider warenkeine Kunden bei der Konferenz, um die Pro-blematik aus ihrer Sicht zu beleuchten.

Bei der Verifikation von numerischen Vor-hersagemodellen sieht man sich mit dem Pro-blem konfrontiert, dass klassische Verifikati-onsmaße wie der RMSE Phasenfehler in derVorhersage (sowohl zeitlich als auch raumlich)stark bestrafen (double penalty problem), wo-bei die Problematik fur hochaufgeloste Mo-delle noch verscharft wird (abgesehen davon,dass die zur Verifikation benotigte Wahrheitnicht bekannt ist). Dieses Problem versuchtman zu umgehen, indem man Methoden ver-wendet, die eine objektorientierte Verifikationerlauben, aus der Ruckschlusse auf die Defiziteder Modelle gezogen werden konnen.

Eine noch recht junge Disziplin bei der Ve-rifikation ist die Untersuchung der Ensemble-vorhersagen von Wettermodellen, probabilisti-schen Vorhersagen von Klimamodellen sowievon Langfristprognosen. Besonders objektori-entierte Verifikation erfordert fur probabilisti-sche Prognosen (noch nicht existierende) neueMethoden.

Alles in allem konnte ich mir auf der Konfe-renz einen guten Uberblick uber den aktuellenStand der Meteorologie im Bereich der Verifi-kation verschaffen, wobei zahlreiche neue Kon-takte zu Kollegen aus verschiedenen Institutio-nen geknupft wurden. Hierfur war speziell dasgemeinsame, geschmackvolle, Konferenzdinnersehr forderlich. Und dass neben der Wissen-schaft auch noch Zeit fur eine ausfuhrliche Be-sichtigung von Helsinki war, hat sicher eben-falls zum positiven Gesamteindruck der Rei-se beigetragen, die mir das Schinze-Stipendiumermoglicht hat.

Die sehr ausfuhrlichen und lesenswertenWorkshop-Unterlagen sind unter http://www.space.fmi.fi/Verification2009/ zu finden.

Reisekostenzuschuss fur studierende Mitglieder

Die OGM fordert junge Mitglieder, die ihrStudium noch nicht abgeschlossen haben,mit Reisekostenzuschussen von maximal Eu-ro 150,- pro Reise. Die Reise soll der wissen-schaftlichen Fortbildung oder der Prasentationder eigenen Arbeit im Rahmen von Workshopsoder Tagungen dienen. Der Antrag auf Reise-kostenzuschuss muss an den 1. Vorsitzendender OGM gerichtet werden. Bei Bewilligung

hat der Antragsteller Originalrechnungen undeinen kurzen Bericht (1-2 Seiten), bis spate-stens 3 Monate nach beendeter Reise, abzuge-ben. Der Bericht ist so abzufassen, dass er imnachsten OGM bulletin veroffentlicht werdenkann; die Mitglieder der OGM uber die Ta-gung und im Besonderen uber den Beitrag desgeforderten OGM Mitglieds informiert werden.

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Tagungsbericht

COSMOS Tagung und Besuch am Institut furMeteorologie in BerlinFranz Rubel

Vom 15. bis 17. Juni 2009 fand die jahrli-che Tagung des vom Max-Planck-Institut furMeteorologie (MPI-M) initiierten NetzwerksCommunity Earth System Models (COSMOS)in Berlin statt. COSMOS fuhrt internationaleForschungsgruppen zusammen und dient dazu,in gemeinsamen Projekten mit Modellen furdie Erdsystemforschung zu arbeiten.

Abb. 1: Dr. Katharina Brugger und Univ.-Prof.Dr. Uwe Ulbrich wahrend der Tagungspause.

Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Mar-tin Claußen, Direktor am MPI-M und Profes-sor an der Universitat Hamburg, Dr. HeikkiJarvinen vom Finnischen Meteorologischen In-stitut in Helsinki und Univ.-Prof. Dr. RobertSausen vom Deutschen Zentrum fur Luft- undRaumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen wurdendie neuesten Aktivitaten der Erdsystemmodell-entwicklungen im COSMOS-Netzwerk disku-tiert. Neben Einzelprojekten und neuen Da-

tensatzen wurden die Vorbereitungen fur dieRechnungen zum 5. Sachstandsbericht des IP-CC vorgestellt.

Daruber hinaus wurden in Berlin auch An-wendungen der Klima- und Erdsystemmodel-lierung im Klimafolgenbereich diskutiert. Da-zu hat mich Herr Univ.-Prof. Dr. Uwe Ulbrich(Abb. 1), Geschaftsfuhrender Direktor am In-stitut fur Meteorologie der Freien UniversitatBerlin, zu einem Vortrag mit Titel Epidemicmodels forced by climate and weather predicti-ons eingeladen. Ziel war es, die Einbindung vonEpidemiemodellen in Erdsystemmodelle zu de-monstrieren.

Abb. 2: Teilansicht eines Gebaudes des Institutsfur Meteorologie der Freien Universitat Berlin.

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Abb. 3: Dr. Wilfried Niesen vor den Zeitschriftender Bibliothek des Instituts fur Meteorologie, die erleitet.

Auf der Tagung traf ich Herr Dr. WilfriedNiesen (Abb. 3), den ich von seinem langezuruckliegenden Forschungsaufenthalt in Wienkannte. Damals, als das Institut fur Meteorolo-gie und Geophysik der Universitat Wien nocham Gelande der ZAMG beheimatet war, hatHerr Niessen an einem einfachen, spektralen,Klimamodell gearbeitet und verbrachte eini-ge Monate an der Abteilung fur TheoretischenMeteorologie in Wien. Er hat sich spontan an-

geboten Frau Dr. Brugger und mich durch dasInstitut fur Meteorologie zu fuhren. Dieses istin einem historischen Gebaude inmitten einerschonen Grunanlage etwas außerhalb des Zen-trums von Berlin untergebracht (Abb. 2). Aufunserem Rundgang kamen wir auch am Burovon Frau Dipl.-Met. Karin Berendorf und FrauMarion Schnee vorbei. Frau Berendorf (Abb. 4)ist maßgeblich an der Erstellung des Europaics-hen Meteorologischen Kalenders beteiligt, vondessen Entstehung wir uns vor Ort informierenkonnten - Ein Bestellformular fur den Kalen-der 2010 liegt diesem OGM bulletin bei. FrauMarion Schnee kennen alle, die in der Meteoro-logische Zeitschrift publizieren, fur die sie seitJahren die Funktion des technischen Herausge-bers ubernommen hat.

Abb. 4: Frau Dipl.-Met. Karin Berendorf mit demTitelbild des Meteorologischen Kalender 2010.

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Abgeschlossene Dissertationen 2008

Universitat InnsbruckDr. Eyjolfur Magnusson ([email protected])

Glacier hydraulics explored by means of SAR-interferometry

(in Englisch mit Zusammenfassung in Deutsch)

Die Dissertation befasst sich mit dem Einfluss, den verschiedene Zustande des subglazialen Ab-flusssystems auf das Fliessverhalten temperierter Gletscher haben. Die Untersuchungen wurdenauf Auslassgletschern des Vatnajokull, Island, durchgefuhrt. Eine wesentliche Grundlage derArbeit sind Analysen der Eisbewegung mit interferometrischen Radardaten (InSAR) der Erd-beobachtungssatelliten ERS1 und ERS2. Die Daten stammen von der Tandem Mission vonERS1 und ERS2 aus den Jahren 1995-2000. Wahrend dieses Zeitraums wurden zu bestimmtenTerminen Interferogramme und daraus abgeleitete Analysen der Eisbewegung uber diskreteeintagige Zeitintervalle erstellt. Im ersten Abschnitt wird die Eisbewegung wahrend Wasser-ausbruchen (jokulhlaups) der subglazialen Seen Skafta Cauldrons und Grımsvotn untersucht,deren Wasser unter den Gletschern Tungnaarjokull bzw. Skeikararjokull abfließt. Wahrend derAnfangsphase eines Wasserausbruchs des Grimsvotn im Marz 1996 erhohte sich die Fließge-schwindigkeit des Auslassgletschers Skeikararjokull bis zum Dreifachen der Geschwindigkeitenvon Dezember 1995. Die Beschleunigung ist in einem bis zu 8 km breiten Gebiet um den sub-glazialen Abflussweg nachweisbar. In einem Teilabschnitt entlang des Fliessweges zeigen die In-SAR Analysen eine positive Vertikalbewegung des Eises, was auf die Ansammlung eines großenWasservolumens schließen lasst. Eine weitere Studie befasst sich mit einem verhaltnismaßigkleinen Wasserausbruch der Skafta Cauldrons im Oktober 1995. Die Geschwindigkeit des Tun-gnaarjokull stieg in der Fruhphase des Ausbruchs bis zum Vierfachen an, wobei ein Gebiet von9 km Breite um den Abflussweg beeinflusst wurde. Die Beschleunigung des Gletschers wurdebereits 1.5 Tage vor dem Zeitpunkt beobachtet, zu dem der Wasserstand des Flusses Skafta imGletschervorfeld anstieg. Als der Abfluss der Skafta ein Maximum erreichte, nahm die Fließ-geschwindigkeit des Gletschers bereits ab. Dies deutet auf gesteigerte Effizienz des sub- oderimtraglazialen Entwasserungssystems hin, was sich aus dem Ubergang von einem verzweigtenzu einem Tunnel-artigen Zustand erklaren lasst. Im zweiten Abschnitt wird die Fliessbewegungdes Skeikararjokull zu diskreten Terminen des Zeitraums 1995-2000 mittels ERS Tandem Da-ten untersucht. Nach einem großen Wasserausbruch des Grimsvotn im November 1996 nahmdie Eisbewegung entlang des subglazialen Fliessweges bis zu 70% ab und erreichte bis zumEnde der Untersuchungsperiode noch nicht die vorherigen Werte. Es ist anzunehmen, dass derWasserausbruch den Eisdamm des Sees erheblich beschadigte, sodass im Gegensatz zum vorhe-rigen Zustand kontinuierlich Wasser aus dem See floss. Abschatzungen der Differenz zwischenZufluss und der mittels InSAR ermittelten Zunahme des Wasservolumens im See zeigen, dasswahrend der gesamten Untersuchungsperiode ein Abfluss > 3 m3 s−1 anhielt. Die beobachteteAbnahme der Fliessgeschwindigkeit des Gletschers kann man als Folge des stetigen Abflusses

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erklaren. Dies hielt die Abflusstollen im bzw. unter den Gletscher offen, was einen geringerenWasserdruck bedeutet als bei einem verzweigten Abflusssystem. Dieser Effekt ist vor allem imoberen und mittleren Bereich des Gletschers wirksam, wo das verzweigte Abflusssystem imZeitraum vor dem Wasserausbruch das basale Gleiten des Gletschers forderte. Der dritte Ab-schnitt befasst sich mit lokalen Hebungen im Zentimeter bis Dezimeter Bereich, die wiederholtin gewissen Zonen des Skeikararjokull mit InSAR und differentiellem GPS beobachtet wurden.Im unteren Bereich des Gletschers zeigten Interferogrammen aus den Jahren 1995-2000 einehohe Variabilitat der Geschwindigkeit. Da InSAR nur die Bewegungskomponente in Blickrich-tung des Radarstrahls misst, wurde basierend auf Massenkontinuitat ein Verfahren entwickelt,das eine Abschatzung der einzelnen Komponenten des Geschwindigkeitsvektors ermoglicht. Mitdiesem Verfahren wurden Anomalien der Vertikalbewegung kartiert. Ein Gebiet mit haufigerAnomalie der Vertikalbewegung befindet sich im unteren Bereich des Gletschers, uber demsubglazialen Verlauf des Flusses Skeikara. Dort wurden Hebung von 0.15 – 0.20 m Tag−1

wahrend eines Regens bzw. eines Wasserausbruchs des Grimsvotn festgestellt. Am Tag nachdem Regen senkte sich die Gletscheroberflache mit einer Rate < 0.15 m Tag−1. Ein ahnlichesMuster des Fließverhaltens zeigt sich in kontinuierlichen GPS Messungen, die an dieser Stellein den Jahren 2006-2007 durchgefuhrt wurden. Eine mogliche Erklarung fur diese Anomalienist subglazialer Wasserstau in Zusammenhang mit lokaler Unterkuhlung des Wassers. Auf dieMoglichkeit der Unterkuhlung kann man aus dem Anstieg des Gletscherbettes stromabwartsschließen, was einen abnehmenden Wasserdruck bedingt. Dies verlangsamt die Expansion derWasserstollen, der erhohte Zufluss kann somit nicht in ausreichendem Maß abgeleitet werden.Die Untersuchungen weisen darauf hin, dass das sub- und intraglaziale Abflusssystem fur dieDynamik temperierter Gletscher eine wichtige Rolle spielt. Die großflachige Beschleunigungdes Gletschers in fruhen Phasen der subglazialen Wasserausbruche untermauert das Konzept,dass erhohtes Einstromen in ein enges Tunnelsystem den Anstieg des Wasserdrucks bedingtund damit Wassermassen in Zonen außerhalb der Stollen gelenkt werden. Dies verringert denReibungswiderstand zwischen Eis und Gletscherbett. Diese Hypothese wird auch von den Be-obachtungen lokaler Hebungen des Gletschers gestutzt, die wahrend Wasserausbruchen und beiRegen beobachtet wurden. Stetiger Abfluss in Stollen scheint hingegen bei deutlich reduzier-tem Wasserdruck vor sich zu gehen, wobei die Fließgeschwindigkeit des Gletschers im Umkreisdes Hauptstollen deutlich reduziert wird. Die Analysen zeigen, dass die Flache des Gletschers,die verringerten Wasserdruck auf Grund eines voll entwickelten Stollensystems aufweist, in derGroße etwa der Flache entspricht, wo sich der Gletscher auf Grund erhohten Wasserdruckswahrend eines Jokulhlaups beschleunigt.

Universitat WienDr. Benedikt Bica ([email protected])

Aspekte der hochaufgelosten Niederschlagsanalyse in Gebirgsregionen mit Hilfedes Variationsansatzes

Die Diagnostik und Prognostik von Niederschlagsereignissen in Gebirgsregionen ist nach wievor mit Schwierigkeiten verbunden. Sowohl stratiforme als auch konvektive Ereignisse weisenin der Realitat Muster auf, die durch das Beobachtungsnetzwerk kaum erfaßt werden konnen.

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Auch die Analyse und Modellierung von Niederschlagsfeldern ist durch den komplexen Ein-fluß der Topographie und die auftretenden starken Gradienten erschwert. In der vorliegendenArbeit werden die Moglichkeiten der Analyse und Modellvalidierung mit Hilfe des hochauflosen-den objektiven Analyseverfahrens VERA (Vienna Enhanced Resolution Analysis) diskutiert.VERA ist an die Methoden der Variationsrechung angelehnt und bietet die Moglichkeit derEinbringung von Zusatzwissen uber typische Muster meteorologischer Parameter (Fingerprint)in die Analyse: Wird in den Beobachtungen ein Signal des Fingerprints detektiert, so kanndieser mit variablem Gewicht zu lokalem Downscaling verwendet werden. In umfangreichenTests wird das Potential zur Verbesserung der Analysequalitat mit Hilfe der Fingerprinttech-nik erprobt. Unter Verwendung eines hochaufgelosten topographischen Datensatzes wird eineinfaches Fingerprintmodell fur Stauniederschlag entwickelt, das neben einem topographischenHohenfingerprint lineare Niederschlagszunahme mit der Hohe) und einem meridionalen Fin-gerprint (Nord-Sud-Gradient) fur die Untersuchung der Niederschlagsfelder der MAP IOP’s2b und 8 herangezogen wird. Abschließend wird in einem Inversen Ansatz ein MM5-Feld desAugusthochwassers 2005 in Westosterreich, der Schweiz und Bayern (19.-24. August 2005) lo-kal auf dessen Ubereinstimmung mit den Beobachtungsdaten uberpruft. Die Ergebnisse zeigenzunachst, daß die Fingerprinttechnik unter gunstigen Voraussetzungen zu einer signifikantenVerbesserung der Analysequalitat in datenarmen Regionen fuhrt. Die Anwendbarkeit des hierdiskutierten Analyseansatzes wird jedoch stark durch Parameter wie Auflosung und Stations-dichte, sowie die Große der in der Analyse verwendeten Subdomanen bestimmt. Gleiches giltauch fur den Inversen Ansatz. In datenreichen Gebieten und bei Rechnung in hoher Auflosungist die Modellvalidierung mit Hilfe der Fingerprinttechnik durchaus vielversprechend; in da-tenarmen Gebieten und bei geringer Auflosung ist ohne Adaptierungen im Verfahren bei derInterpretation der Ergebnisse Vorsicht geboten.

Dr. Katharina Brugger ([email protected])

Globale Erwarmung und neu auftretende Infektionskrankheiten am Beispiel derUsutu Virus Epidemie in Osterreich

(in Englisch mit Einleitung in Deutsch)

Der derzeitige Trend zu einem warmeren Klima beeinflusst u.a. das Auftreten von bisher inden Tropen beheimateten vektorgebundenen Infektionskrankheiten in den mittleren Breiten,wie zum Beispiel das Usutu Virus (USUV). Es wurde im Sommer 2001 erstmals außerhalb vonAfrika beobachtet und ist fur das Massensterben von Singvogeln, vor allem Amseln, in Wienund Umgebung (Osterreich) verantwortlich. Im Rahmen dieser Arbeit wird erstmals der Zusam-menhang zwischen Infektionskrankheiten und der globalen Erwarmung quantitativ gezeigt. Zielist es den Einfluss des Klimas auf diese Infektionskrankheit mittels eines neu entwickelten Epi-demiemodells zu untersuchen. Im Gegensatz zu bisherigen Modellen berucksichtigt es auch densaisonalen Zyklus und das dichteabhangige Wachstum von Vogeln und Moskitos. Das Modellist ein klassisches SIR-Differentialgleichungsmodell mit 9 Kompartimenten zur Beschreibungdes Vogel-Stechmucken-Zyklus und basiert auf Bilanzgleichungen fur die Gesundheitszustandeder Vogel sowie der Entwicklungszustande der Stechmucken. Die Infektionsraten, sowie dieGeburten- und Sterberaten der Stechmucken wurden als temperaturabhangige Funktionen ab-geleitet; das Epidemiemodel wird mit Klimadaten angetrieben. Als quantitativer Parameterzur Beschreibung der Dynamik der Krankheit wurde die Basisreproduktionszahl R0 abgeleitet.

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Mittels Temperaturdaten der Wetterstation der Veterinarmedizinischen Universitat Wien konn-te die Usutu Virus Epidemie 2001-2005 simuliert und mit den Daten des Vogelmonitoringsverglichen werden. Es wurde gezeigt, dass die USUV-Dynamik hauptsachlich von dem Zusam-menspiel der Herdenimmunitat und der Lufttemperatur bestimmt wird. Der Hohepunkt derEpidemie im Jahr 2003 war eine Folge der langen Periode mit außergewohnlich warmen Tem-peraturen. Simulationen der Dynamik der Epidemie mit 20 Klimaszenarien, basierend auf den4 im Special Report on Emission Scenarios (SRES) des Intergovernmental Panel on ClimateChange (IPCC) definierten Emissionsszenarien, fur die Periode 2001-2100 zeigen, dass USUVunter der prognostizierten Erwarmung in der Population zirkulieren wird. Ab 2020 muss mitzyklischen Ausbruchen und einer endemischen Situation gerechnet werden. Fur das Ende des21. Jahrhunderts wurde eine mittlere jahrliche Vogelmortalitat zufolge USUV-Infektionen von7.3 – 11.9 % abgeschatzt. Der Anteil der immunen Vogel wird zwischen 36.8 und 63.3 % liegen.

Dr. Martin Steinheimer ([email protected])

Der konvektive Anteil am globalen Energiekreislauf

Diese Arbeit beschaftigt sich mit dem globalen Energiekreislauf der Atmosphare in der vonEdward Lorenz vorgestellten Darstellung. In dieser Darstellung ist der globale Energiekreislaufdurch die Reservoirs von verfugbarer potentieller Energie (APE) und kinetischer Energie (KE)und die zugehorige Erzeugungsrate von APE, Umwandlungsrate von APE in KE und Dissipa-tionsrate von KE gegeben. Bisher wurden in den meisten Auswertungen dieser Art kleinskaligenicht von Wettervorhersagemodellen aufgeloste Prozesse, wie zum Beispiel Konvektion, ver-nachlassigt. Auswertungen unter Beachtung dieser sub-gitterskaligen Prozesse zeigten aber,daß diese wesentlich zum globalen Energiekreislauf beitragen. Es ist nicht moglich diese kleins-kaligen Prozesse routinemaßig zu beobachten und auch eine explizite Modellierung auf derglobalen Skala ist nicht moglich. In numerischen Vorhersagemodellen spielen diese Prozesseaber eine wichtige Rolle und werden dort daher parametrisiert. In dieser Arbeit soll der sub-gitterskalige Anteil am globalen Energiekreislauf in Form der sub-gitterskaligen Austauschratevon APE in KE, die aus den turbulenten Flussen von sensibler und latenter Warme berech-net werden kann, bestimmt werden. Die benotigten sub-gitterskaligen Flusse werden mit zweiUnterschiedlichen Ansatzen bestimmt. Einerseits werden sie aus der Parametrisierung eines glo-balen Wettervorhersagemodells extrahiert. Zu diesem Zweck wurden spezielle Vorhersagelaufedurchgefuhrt, aus denen die benotigten Daten abgespeichert wurden. Andererseits werden diesub-gitterskaligen Flusse mit Hilfe eines Variationsverfahrens aus Reanalysedaten diagnosti-ziert. Neben der sub-gitterskaligen Austauschrate von APE in KE werden auch die anderenGroßen des globalen Energiekreislaufs ausgewertet. Damit ist das Ergebnis dieser Arbeit eineneue Abschatzung des globalen Energiekreislaufs unter Einbeziehung sub-gitterskaliger Prozes-se. Erstmals werden parametrisierte Flusse zu dessen Auswertung verwendet. Die diagnostischeAuswertung aus Reanalysedaten ist die bisher umfangreichste, die sub-gitterskalige Prozesseberucksichtigt. Alle Auswertungen dieser Arbeit zeigen, daß der sub-gitterskalige Anteil desEnergiekreislaufs keinesfalls klein ist und daher nicht vernachlassigt werden sollte.

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Hiermit bestelle ich

____ Europäischer Meteorologischer Kalender 2010 (41,5 � 29 cm), ISBN 3-928903-41-1, DMG-Mitgliederpreis T 14,– (+ Versandkosten), ab 10 Stück à $ 13,– (+ Versandkosten), je 20 Stück à $ 12,– sowie einer frei und versandkostenfrei, Ladenpreis T 22,–

____ Meteorologischer Postkarten-Kalender 2010 (16 �16 cm), ISBN 3-928903-42-X, DMG-Mitgliederpreis T 5,– (+ Versandkosten), ab 10 Stück à $ 4,50 (+ Versandkosten), je 20 Stück à $ 4,50 sowie einer frei und versandkostenfrei. Ladenpreis T 8,–

____ Book of lectures “50 Years Numerical Weather Prediction”, ISBN 3-928903-22-5, Berlin 2001, 250 pages, more than 50 figures, hardcover, DMG-Mitgliederpreis T 10,–, Ladenpreis T 15,–

____ CD-ROM „Vier Jahreszeiten“, Berlin 1998, in html, ISBN 3-928903-16-0 sowie____ CD-ROM „Wolken, Malerei, Geschichte“, Berlin 1996, ISBN 3-928903-10-1,

DMG-Mitgliederpreis je T 5,– (+ Versandkosten), Ladenpreis je T 8,–____ Meteorologischer Kalender � 1993 � 1994 � 1998 � 1999 � 2001 � 2002 � 2003 � 2005 � 2006

� 2007 � 2009 Restbestände je T 3,– (+ Versandkosten)____ Meteorologischer Postkarten-Kalender � 1998 � 2003 � 2004 � 2006 � 2007 � 2009

Restbestände je T 1,50 (+ Versandkosten)____ Europäischer Meteorologischer Kalender 2011 (Thema „Meteorologie und Satelliten II“) sowie____ Meteorologischer Postkarten-Kalender 2011____ Buch „Wetterinformation für die Öffentlichkeit ...“, 1998/99, ISBN 3-928903-19-5, 205 Seiten,

15 � 21 cm, Flex-Cover, 121 farbige Abb. + 50 Bilder „Daumenkino“, DMG-Mitgliederpreis Restbestände T 3,– (+ Versandkosten), Ladenpreis T 6,–

Name ____________________________________________________________ Kundennummer ______________________________________________

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Datum ___________________________________________________________ Unterschrift _____________________________________________________

EUROPÄISCHER METEOROLOGISCHER KALENDER 2010Für das Jahr 2010 erscheint nunmehr der 28. Meteorologische Kalender wiederum als „Europäischer Meteorologischer Kalender“. Er entstand in Zusammenarbeit mit der Französischen (SMF), Deutschen (DMG) und Europäischen Meteorologischen Gesellschaft (EMS) dreisprachig (deutsch, französisch, englisch). Er enthält 13 Farbtafeln, welche die Vielfalt meteorologischer Erscheinungen der Atmosphäre darstellen: Gewitter- und Schauerwolken, Regenbogen, Föhn- (lenticularis) -Wolken, besonders geformte Wolken sowie Dünen- und Schneelandschaften, Blitze und Nord-licht. Alle Bilder werden fachlich und allgemein verständlich erklärt. Als Besonderheit gibt es auf den Rückseiten des Kalenders Texte, Bilder, Diagramme und Erläuterungen zum Thema „Meteorologie und Satelliten“. Eine Serie von Bildern und kurzen Texten stellt zwölf spezielle Satel-litenbilder vor. Es wurde Wert darauf gelegt, dass die hier dargestellte meteorologische Information möglichst internationale Aspekte hat. Größe 29 �41,5 cm, Spiralbindung und Schutzfolie. (ISBN 3-928903-41-1). DMG-Preis: T 14,– + Versand kosten, Buch handelspreis T 22,–. Die Fotos gibt es auch als Meteorologischen Postkartenkalender 2010 (16 �16 cm) ISBN 3-928903-42-X. DMG-Preis: T 5,– + Versandkosten, Buchhan-delspreis: T 8,–. Außerdem können alle 13 Bilder sowie beschreibende Texte im Internet eingesehen werden: www.meteorologischer-kalender.de.Weiterhin gibt es die CD-ROM „Wolken, Malerei, Geschichte“ (1996, DOS-Version), „Die Vier Jahres zeiten“ (1998, in html) sowie die Bücher „Wetterinformation für die Öffentlichkeit – aber wie?“ (1998/99) und “50 Years Numerical Weather Prediction – Book of Lectures” (2001) sowie Restbestände von Kalenderaufl agen aus den Vorjahren. Informationen hierzu fi nden Sie auf unserer Website www.meteorologischer-kalender.de oder Sie wenden sich bitte an die unten genannte Adresse.Bitte beachten Sie auch die BERLINER WETTERKARTE, die einzige in Europa täglich gedruckte und im Internet erscheinende Wetterkarte. Infor-mationen hierzu erhalten Sie unter www.berliner-wetterkarte.de oder [email protected].

Foto: Jose Antonio Quirantes Calvo, Gewitter östlich von Madrid

Bestelladresse:

DMG e.V.c/o Institut f. MeteorologieFU BerlinC.-H.-Becker-Weg 6 –10 12165 BerlinFax (030) 791 90 02E-Mail: [email protected]

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Postkarte

Deutsche Meteorologische Gesellschaft e.V.c/o Institut für Meteorologieder Freien Universität BerlinCarl-Heinrich-Becker-Weg 6 –1012165 Berlin

Bitte

freimachen!

CALENDRIER MÉTÉOROLOGIQUE EUROPÉEN 2010Ce Calendrier Météorologique 2010, le 28ème de la série, se présente comme le «Calendrier Météorologique Européen». Publié en trois langues (allemand, français, anglais), il résulte d’une coopération entre la Société Météorologique Allemande (DMG), la Société Météoro-logique de France (SMF) et la Société Météorologique Européenne (EMS). II comporte 13 planches en couleur présentant une grande variété de phénomènes météorologiques- sous forme de nuages pour la plupart: nuages d’orage et d’averse, arc en ciel, nuages (lenticulaires) de foehn, nuages aux formes particulières, paysages de dunes et de neige, éclairs et aurores polaires. Toutes les planches sont expliquées de façon rigou-reuse mais aisée à comprendre par des non-spécialistes. Ce calendrier a également la particularité de comporter au verso des textes, images, diagrammes et explications sur le thème «Météorologie et satellites». Une série de photos et de courts textes présente douze observatoires de montagne. Nous nous sommes efforcés de souligner le plus possible l’aspect international de l’information météorologique présentée.Format: 41,5�29 cm, reliure spirale et feuille de protection transparente (ISBN 3-928903-41-1). Prix pour les membres sociétaires: T 14,– + frais d’expédition, Prix en librairie T 22,–.Ce calendrier est aussi disponible en format carte postale (16 �16 cm, ISBN 3-928903-42-X). Prix pour les membres sociétaires: T 5,– + frais d’expédition; Prix en librairie T 8,–. Ses images sont visibles sur le site: www.meteorologischer-kalender.de.Il est aussi possible d’obtenir à la même adresse les CD-ROMs suivants: «Wolken, Malerei, Geschichte» (1996, version DOS), «Die vier Jahres-zeiten» (1998, en html) ainsi que les livres: «Wetterinformation für die Öffentlichkeit – aber wie?» (1998/1999) et «50 Years Numerical Weather Prediction – Book of Lectures» (2001) ainsi que les calendriers des années passées. Ces informations se trouvent dans l‘internet à l’adresse sui-vante: www.meteorologischer-kalender.de.Nous vous signalons également la «BERLINER WETTERKARTE», la seule carte météorologique publiée quotidiennement en Europe sur Internet www.berliner-wetterkarte.de. Informations supplémentaires disponibles à l’adresse indiquée ci-dessous ou par courriel à: [email protected], Fax +49 30 791 90 02.

EUROPEAN METEOROLOGICAL CALENDAR 2010The 28th Meteorological Calendar is being published in 2010 as the “European Meteorological Calendar”. It has been produced by the Euro-pean Meteorological Society (EMS) in cooperation with the Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG) and the Société Météorologique de France (SMF), and appears in three languages (German, French, English). 13 full-colour pages depict a diverse range of atmopsheric pheno-mena, mostly relating to clouds. These include thunderstorm and shower clouds, rainbows, foehn (lenticular) clouds, unusually shaped clouds, dune and winter landscapes, lightning and the Northern Lights. All images are explained in a scientifi c but generally understandable way. The reverse sides of the calendar pages feature texts, images, diagrams and explanations on the subject of ‘Meteorology and Satellites’. Also included is a series of twelve special satellite images with accompanying texts. Every effort has been made to ensure that the meteorological information depicted here is truly international in scope.Size: 41.5�29 cm, spiral binding and protective cover. (ISBN 3-928903-41-1). DMG price: T 14,– + postage, retail price T 22,–.The photos are also available as the Meteorological Postcard Calendar 2009 (16 �16 cm). ISBN 3-928903-42-X. DMG price: T 5,– + postage, retail price: T 8,–. In addition, you can view all 13 pictures and the accompanying texts (in German and English) online at: www.meteorologischer-kalender.de.Also still available are the CD-ROMs “Clouds, Painting, History” (1996, DOS-Version) and “Die Vier Jahreszeiten” (1998, in html), as well as the books “Wetterinformation für die Öffentlichkeit – aber wie?” (1998/99) and “50 Years Numerical Weather Prediction – Book of Lectures” (2001). We also have a few remaining calendars from previous years in stock. For further information, please visit our website at www.meteorologischer-kalender.de or contact us at the address below.Also available is the ‘BERLINER WETTERKARTE’, which is the only weather map in Europe to be published daily both in print form and online, www.berliner-wetterkarte.de. For further information, please send an email to: [email protected], Fax: +49 30 791 90 02.

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