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Notwendigkeit, Ziele und Inhalte einer Ethik-Ausbildung in der Betriebswirtschaftslehre; Necessity,...

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DOI 10.1007/s11573-010-0412-0 Z Betriebswirtsch (2011) 81:39–62 Zf B-SPECIAL ISSUE 1/2011 Notwendigkeit, Ziele und Inhalte einer Ethik-Ausbildung in der Betriebswirtschaftslehre Dominik van Aaken Hans-Ulrich Küpper Philipp Schreck Zusammenfassung: Obwohl sich die betriebswirtschaftliche Forschung im deutschsprachigen Raum immer stärker mit unternehmensethischen Fragestellungen auseinandersetzt, sind unterneh- mensethische Lehrveranstaltungen noch nicht systematisch in die Curricula betriebswirtschaftlicher Fakultäten integriert.Ausgehend von einemVerständnis der Betriebswirtschaftslehre als angewandte Wissenschaft, die sich der wissenschaftlichen Diskussion von normativen Aussagen nicht entziehen kann, wird in diesem Beitrag aufgezeigt, dass ethische Fragestellungen nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre eine Rolle spielen sollten. Hierbei werden mögliche Ziele und Inhalte einer unternehmensethischen Ausbildung an Hochschulen dargelegt. Statt „moralische Wahrheiten“ zu lehren, liegt das Augenmerk der Unternehmensethiklehre darin, den Studierenden eine Vielfalt an Theorien, Konzepten und Instrumenten vorzustellen, die sie bei der Handhabung moralischer Probleme in der unternehmerischen Praxis unterstützen können. Schlüsselwörter: Wirtschafts- und Unternehmensethik · Betriebswirtschaftliche Ausbildung JEL Classification: A13 · A20 · M00 © Gabler-Verlag 2010 Dr. D. van Aaken () · Prof. Dr. Dr. h.c. H.-U. Küpper · Dr. P. Schreck Institut für Produktionswirtschaft und Controlling, Ludwig-Maximilians-Universität München, Ludwigstraße 28, 80539 München, Deutschland E-Mail: [email protected] Prof. Dr. Dr. h.c. H.-U. Küpper E-Mail: [email protected] Dr. P. Schreck E-Mail: [email protected]
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Page 1: Notwendigkeit, Ziele und Inhalte einer Ethik-Ausbildung in der Betriebswirtschaftslehre; Necessity, goals and content of ethics education in business administration;

DOI 10.1007/s11573-010-0412-0Z Betriebswirtsch (2011) 81:39–62

Zf B-SPECIAL ISSUE 1/2011

Notwendigkeit, Ziele und Inhalte einerEthik-Ausbildung in der Betriebswirtschaftslehre

Dominik van Aaken • Hans-Ulrich Küpper • Philipp Schreck

Zusammenfassung: Obwohl sich die betriebswirtschaftliche Forschung im deutschsprachigenRaum immer stärker mit unternehmensethischen Fragestellungen auseinandersetzt, sind unterneh-mensethische Lehrveranstaltungen noch nicht systematisch in die Curricula betriebswirtschaftlicherFakultäten integriert.Ausgehend von einemVerständnis der Betriebswirtschaftslehre als angewandteWissenschaft, die sich der wissenschaftlichen Diskussion von normativen Aussagen nicht entziehenkann, wird in diesem Beitrag aufgezeigt, dass ethische Fragestellungen nicht nur in der Forschung,sondern auch in der Lehre eine Rolle spielen sollten. Hierbei werden mögliche Ziele und Inhalteeiner unternehmensethischen Ausbildung an Hochschulen dargelegt. Statt „moralische Wahrheiten“zu lehren, liegt das Augenmerk der Unternehmensethiklehre darin, den Studierenden eine Vielfaltan Theorien, Konzepten und Instrumenten vorzustellen, die sie bei der Handhabung moralischerProbleme in der unternehmerischen Praxis unterstützen können.

Schlüsselwörter: Wirtschafts- und Unternehmensethik · Betriebswirtschaftliche Ausbildung

JEL Classification: A13 · A20 · M00

© Gabler-Verlag 2010

Dr. D. van Aaken (�) · Prof. Dr. Dr. h.c. H.-U. Küpper · Dr. P. SchreckInstitut für Produktionswirtschaft und Controlling,Ludwig-Maximilians-Universität München,Ludwigstraße 28, 80539 München, DeutschlandE-Mail: [email protected]

Prof. Dr. Dr. h.c. H.-U. KüpperE-Mail: [email protected]

Dr. P. SchreckE-Mail: [email protected]

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1 Aktualität von Wirtschafts- und Unternehmensethik

Wirtschafts- und Unternehmensethik1 haben in den vergangenen Jahren eine bis dahinnicht gekannte Aktualität gewonnen. Während bis 1990 vor allem die Auseinandersetzungzwischen kapitalistisch-marktwirtschaftlichen und sozialistisch-planwirtschaftlichen Sy-stemen im Vordergrund des wissenschaftlichen und öffentlichen Interesses stand, wirdnach mehreren Skandalen (wie beispielsweise denen von Enron2 und Siemens3) und denWirtschaftskrisen von 2000 sowie 2007 die Frage des Verhältnisses von Moral und Wirt-schaft intensiv diskutiert. Dabei geht es einmal um die normative und damit moralischeBasis marktwirtschaftlicher Ordnungen sowie ihre unterschiedlichen Ausprägungen. Zumanderen spielen moralische Anforderungen an die Entscheidungsträger in Unternehmun-gen, insbesondere Manager, eine zentrale Rolle. Während das erste Problem primär in denGegenstandsbereich der Volkswirtschaftslehre fällt, betrifft das zweite unmittelbar die Be-triebswirtschaftslehre (BWL). Dies ist nicht ohne Brisanz, weil sich vor allem die deutscheBetriebswirtschaftslehre lange Zeit kaum mit unternehmensethischen Fragen befasst hat(vgl. Küpper 2006, S. 3; Küpper und Schreck 2008) und namhafte Vertreter bis heute eineintensive Auseinandersetzung auch nicht für notwendig erachten.4

Die Forschungsbemühungen im Bereich der Wirtschafts- und Unternehmensethik ha-ben in den letzten beiden Jahrzenten erheblich zugenommen. Zunehmend wird auch dieFrage nach der Verankerung wirtschafts- und unternehmensethischer Inhalte in den be-triebswirtschaftlichen Curricula in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. So wurdenz. B. auf den ,Ethics Education Workshops‘ in Berlin 2008 und München 2009 genauso wieauf derVHB-Arbeitstagung im November 2009 die Möglichkeiten einerVerankerung ethi-scher Inhalte in betriebswirtschaftliche Curricula ausführlich diskutiert. In internationalenRankings wird die Integration von Business Ethics-Inhalten etwa in MBA-Studiengängenschon seit langem regelmäßig untersucht (vgl. die Beyond Grey Pinstripes Studie des US-amerikanischen Aspen Instituts). Für Deutschland wurde die erste systematische Studievom Centrum für Corporate Citizenship Deutschland (CCCD) vorgelegt (Schwalbach undSchwerk 2008).5

Trotz dieser Bemühungen mangelt es in der betriebswirtschaftlichen Literatur an sy-stematischen Auseinandersetzungen mit den Grundlagen, Zielen und Inhalten einer Ethik-Ausbildung im BWL-Studium. Ziel dieses Beitrags ist es, hierzu einen Vorschlag zu un-terbreiten. Dementsprechend werden Gründe sowie die Art und Weise ausgearbeitet, inder Ethik zu einem Bestandteil der betriebswirtschaftlichen Ausbildung werden sollte.In Abschn. 2 wird die Notwendigkeit einer Aufnahme wirtschafts- und unternehmense-thischer Fragestellungen in das betriebswirtschaftliche Curriculum dargelegt. Abschnitt3 untersucht zunächst die grundlegenden Möglichkeiten einer wirtschafts- und unterneh-mensethischenAusbildung, um darauf aufbauend wichtige Ziele einer solchenAusbildungdarzulegen. In Abschn. 4 werden potentielle Inhalte und deren strukturelle Einbindungdiskutiert. Die Untersuchung schließt im letzten Abschn. 5 mit einer Kennzeichnung derPotentiale und Grenzen einer Verankerung von Wirtschafts- und Unternehmensethik imbetriebswirtschaftlichen Studium.

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2 Notwendigkeit unternehmensethischer Komponentenim betriebswirtschaftlichen Studium

2.1 Anwendungsorientierung der Betriebswirtschaftslehre

Die Betriebswirtschaftslehre hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem wichtigenAusbildungsbereich mit hohen Studentenzahlen entwickelt.6 Innerhalb der Universitätenwurde sie zu einem Massenfach, das zunehmende Akzeptanz erfuhr. Dem entspricht, dasswirtschaftliche Probleme und Prozesse für den Einzelnen und die Gesellschaft eine enor-me Relevanz besitzen. In der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland nach demEnde des zweiten Weltkrieges ist dies exemplarisch deutlich geworden. Mit der Globali-sierung und dem Zusammenbruch des Kommunismus hat die Bedeutung wirtschaftlicherZusammenarbeit und ihrer Regeln weltweit zugenommen.

Über die Einsetzung von Studienreformkommissionen und die Ausarbeitung von Rah-menprüfungsordnungen kam es zwischen 1970 und 1990 zu einer Vereinheitlichung desFächerkanons der BWL. In diesem war Unternehmensethik nicht enthalten. Ein maßgeb-licher Grund hierfür dürfte darin liegen, dass die betriebswirtschaftliche Forschung inDeutschland bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein eine weitgehende Distanzgegenüber normativen Positionen und damit auch gegenüber der Ethik gewahrt hat.7

Die im Vergleich zu traditionellen Wissenschaften wie Philosophie und Jurisprudenzrelativ junge Betriebswirtschaftslehre hat sich in Deutschland von Anfang an als anwen-dungsorientierte Disziplin verstanden. Dies liegt auch darin begründet, dass sie durch dieGründung von Handelshochschulen gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem eigen-ständigen Fach geworden ist.8 Die Gewinnung sowie Vermittlung von Erkenntnissen undInstrumenten für die Praxis besitzt insofern traditionell ein großes Gewicht (vgl. Schneider2001, S. 189 ff.). Das dafür erforderliche theoretische Gerüst wurde weitgehend erst in derzweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und mit der Verbindung zu anderen Disziplinen wieder Volkswirtschaftslehre entwickelt (vgl. insb. Gutenberg 1983, 1984).

Anwendungsorientierung verlangt von einem wissenschaftlichen Fach, dass es sichmit den in der Praxis ihres Gegenstandsbereichs auftretenden Fragen befasst. Die Not-wendigkeit einer Beachtung ethischer Fragestellungen als Gegenstand betriebswirtschaft-licher Forschung und Lehre ergibt sich somit aus dem Gewicht dieser Probleme in derunternehmerischen Praxis. Dass Unternehmungen nicht nur mit wirtschaftlichen Entschei-dungen der Investition, Produktion, Finanzierung usw. konfrontiert sind, sondern häufigauch Konflikte mit moralischem Bezug handhaben müssen, dürfte angesichts der bekann-ten Skandale nicht mehr fragwürdig sein. Sobald unternehmerische Entscheidungen eineübergreifende Publizität erhalten, werden sie von einer breiten Öffentlichkeit an den ineiner Gesellschaft vertretenen Moralvorstellungen gemessen. Zudem unterliegen sie dermoralischen Beurteilung des jeweiligen Entscheidungsträgers und der von diesen Ent-scheidungen betroffenen Personen. Diese moralische Dimension wirtschaftlichen Han-delns in und von Unternehmungen zeigt sich besonders deutlich an einer Reihe sachlicherund menschlicherKonfliktfelder wie den ökologischen Wirkungen von Unternehmenspro-zessen, den Wirtschaftsbeziehungen zu Entwicklungsländern, Fragen der Korruption, desInsiderhandels oder der Steuermoral (für weitere Beispiele vgl. Korff et al. 1999). Wiefür andere Entscheidungen in sämtlichen betrieblichen Funktionsbereichen ist die Auf-

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gabe der Betriebswirtschaftslehre darin zu sehen, die bei der Führung von Unternehmenauftauchenden moralischen Probleme zu analysieren, Lösungskonzepte zu entwickeln undderen Konsequenzen herauszuarbeiten. Dies bedeutet nicht, dass dem Entscheidungsträgerkonkrete Wertungen und Lösungen vorgegeben werden. Vielmehr sind ihm Erkenntnisseund Instrumente für die Bewältigung der in der Unternehmung auftretenden moralischenProbleme zur Verfügung zu stellen (vgl. Küpper 2005a).

Als anwendungsorientierte Disziplin muss sich die Betriebswirtschaftslehre mit Fra-gen der Wirtschafts- und Unternehmensethik in Forschung und Lehre auseinandersetzen.Auch wenn das Konzept der Wertfreiheit wissenschaftlicher Aussagen (vgl. Weber 1988a,S. 146 ff., b, S. 489 ff.; Küpper 2006, S. 45 f.) vielfach besonders herausgestellt wurde(vgl. bspw. Wöhe und Döring 2005, S. 26 ff.), werden normative Prinzipien und Problemeinsbesondere auf Grundlage der normativen Entscheidungstheorie in der Betriebswirt-schaftslehre schon seit langem erörtert. Deshalb ist zu begründen, warum über die nor-mative Entscheidungstheorie hinaus Ethik in die betriebswirtschaftliche Ausbildung zuverankern ist.

2.2 Entscheidungstheorie als normative Basis der Wirtschaftswissenschaften?

Mit Fragen der Vernunft befasst sich innerhalb der wirtschaftswissenschaftlichen For-schung insbesondere die normative Entscheidungstheorie (Bamberg und Coenenberg 2004;Eisenführ und Weber 2003; Gäfgen 1974; Hax 1970; Krelle 1968; Laux 2005; Schnee-weiß 1967; Weber 1983), die eine wichtige Grundlage ökonomischer Theorien bildet,eine hohe Akzeptanz in den Wirtschaftswissenschaften besitzt und Teil ihres Studiumsist. Daher könnte sie – ganz im Sinne Albachs (2005) – als deren ethische Konzeptionverstanden werden, die eine weitergehende Auseinandersetzung und Aufnahme von Ethikin die betriebswirtschaftlichen Curricula überflüssig macht.

Die in der Entscheidungstheorie entwickelten Normen beziehen sich auf das Treffenvon rationalen Entscheidungen unter verschiedenen Bedingungen und nicht auf den Inhaltder Entscheidungen oder die für sie maßgebenden Ziele. Insofern handelt es sich um einformales, nicht um ein materiales Konzept (vgl. Küpper 2006, S. 98 ff.). In ihr arbeitet manin starkem Maße mit formal-logischen Methoden. Dies führt dazu, dass die in der Wirk-lichkeit gegebenen Bedingungen nicht im Vordergrund stehen. Bei strenger Beachtungder klar herausgearbeiteten, häufig in Axiomen formulierten Anwendungsbedingungenlassen sich deshalb nur wenige Erkenntnisse der normativen Entscheidungstheorie un-mittelbar auf die unternehmerische Praxis übertragen. Symptomatisch deutlich wird diesdaran, dass in der normativen Entscheidungstheorie und darauf aufbauenden Bereichenwie der Principal-Agent-Theorie häufig von Nutzenfunktionen der handelnden Personenausgegangen wird, deren Inhalte aber offen bleiben und höchstens beispielhaft, dann abermeist monetär, spezifiziert werden.

Dies reicht für den Umgang mit moralischen Fragestellungen in der Unternehmenspra-xis nicht aus. Um (zukünftigen) Entscheidungsträgern hierfür erforderliche Erkenntnisseund Instrumente an die Hand zu geben, ist es notwendig, nicht bei den rein ökonomi-schen Modellen und deren Begriffen zu verharren, sondern den Bezug zu den moralischenDimensionen wirtschaftlichen Handelns herzustellen (vgl. Küpper 1995). Dazu ist es einer-seits erforderlich, moralische Konflikte mit den in der unternehmerischen Praxis gängigen

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moralischen Begriffen zu kennzeichnen und andererseits zweckmäßig, Erkenntnisse derEthik als Wissenschaft in der betriebswirtschaftlichen Forschung und Lehre zu nutzen.

Eine Beschränkung auf rein ökonomische Begriffe und Modelle führt dazu, dass unter-nehmensethische Fragestellungen, wie sie in der unternehmerischen Wirklichkeit auftre-ten, zu wenig erkannt werden. Dies ist aber notwendig, weil die moralische Dimension beiwirtschaftlichen Entscheidungen nicht ausgeklammert bleiben kann (vgl. Küpper 2006).Darüber hinaus sollte die Betriebswirtschaftslehre die Analyse unternehmensethischerProbleme, die Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten und von Ansätzen zur Begründungvon Wertungen und Normen nicht anderen Disziplinen wie der praktischen Philosophieüberlassen, weil diese nicht denselben engen Bezug zu Wirtschaftsfragen wie sie selbstbesitzen.

Für das Selbstverständnis des Faches erscheint es ferner geboten, dass sich die Be-triebswirtschaftslehre in der Forschung und in ihrer Lehre mit den eigenen normativenGrundlagen und damit auch mit ihrer Bedeutung für die Gesellschaft auseinandersetzt.Wissenschaft beruht schon bei rein empirischen Sachverhalten auf Wertungen beispiels-weise im Hinblick auf die Auswahl der zu erforschenden und zu lehrenden Gegenstände(vgl. Küpper 1988; Raffée 1974, S. 46). Sie ist auch nicht frei von Verantwortung fürdie von ihr ausgelösten Wirkungen. Dem entsprechend trägt die betriebswirtschaftlicheAusbildung Verantwortung dafür, inwieweit ihre Absolventen auf die Erkennung und denUmgang mit moralischen Problemen in ihrer Tätigkeit vorbereitet sind.

2.3 Bedarf an inhaltlicher Auseinandersetzung mit unternehmensethischenFragestellungen

Das Defizit in der Auseinandersetzung mit unternehmensethischen Fragestellungen ist inden vergangenen beiden Jahrzehnten in der betriebswirtschaftlichen Forschung reduziertworden (vgl. bspw. die Arbeiten von Homann und Blome-Drees 1992; Küpper 2006;Pfriem 2007; Steinmann und Löhr 1994; Ulrich 2008; Wieland 1999). Zunehmend wirdauch die Verbindung zur internationalen Forschung in ,Business Ethics‘ hergestellt (vgl.bspw. Matten und Crane 2005; Pies et al. 2009; Scherer et al. 2009a). Dennoch deutendie aktuell diskutierten Probleme zum Beispiel im Hinblick auf die Verantwortung vonManagern, das Auseinanderdriften der Entlohnung auf verschiedenen Hierarchieebenen,das Ausmaß an Regulierung usw., darauf hin, dass viele Probleme aus wirtschaftlicher undethischer Sicht noch zu untersuchen sind.

Eine intensive Forschung auf dem Gebiet der Unternehmensethik ist die Grundlage füreine fundierte Behandlung in der Lehre. Der bloße Einbau philosophischer Bausteine indas betriebswirtschaftliche Curriculum genügt nicht. Im Hinblick auf die spätere Tätigkeitder Studierenden muss vielmehr die Verbindung zu den konkreten wirtschaftlichen Pro-blemen hergestellt werden. Wichtige Potentiale der Forschung in der Unternehmensethikliegen u. a. in der Früherkennung moralischer Probleme, wie sie in Unternehmungen undauf Märkten entstehen können. Die 2007 ausgebrochene Finanz- und Wirtschaftskrisemacht deutlich, wie wichtig es wäre, Systemprobleme rechtzeitig zu erkennen. In ihr hatsich gezeigt, dass dazu vor allem das Verhältnis zwischen der Liberalisierung und derRegulierung von Märkten gehört. Dieses spielt nicht nur im Finanzmarkt, sondern in vie-len Bereichen wie der Telekommunikation, dem Verkehrswesen, dem Gesundheitsbereich

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usw. eine aktuelle und durch die Globalisierung zunehmende Bedeutung. Es mündet indie umfassendere und grundlegende Frage der Zweckmäßigkeit sowie des Ausmaßes anRahmenordnungen für das Handeln von Unternehmungen. In einer sich globalisierendenWirtschaft stellt die Entwicklung und Verankerung von Regelungen für die internationaleZusammenarbeit eine große Aufgabe dar. Am Problem der Korruption (vgl. bspw. Pritzlund Schneider 1999) und der Haltung verschiedener Kulturen zu ihr wird dies exemplarischdeutlich.

Sieht man das Charakteristikum der Unternehmensethik darin, die Konflikte zwischenwirtschaftlichen Anforderungen und der Lebensgestaltung jedes Einzelnen in der Un-ternehmung zu analysieren, so lenkt sie den Blick auf die Bedeutung dieser Tätigkeit.Damit zielt sie letztlich darauf ab, deren negativen Effekte für Menschen zu mindern.Die skizzierten aktuellen Fragestellungen der Unternehmensethik sind in der Forschungzu untersuchen und in der Lehre aufzunehmen, wenn die Betriebswirtschaftslehre ihremAnspruch als anwendungsorientierte Disziplin gerecht werden will. Daraus erwächst dieNotwendigkeit, die Unternehmensethik in das betriebswirtschaftliche Curriculum einzu-binden.

3 Ziele einer wirtschafts- und unternehmensethischen Ausbildung in derBetriebswirtschaftslehre

3.1 Einordnung und Charakter normativer Aussagen

Auch wenn eine Notwendigkeit des Einbezugs wirtschafts- und unternehmensethischerInhalte in die betriebswirtschaftliche Ausbildung u. E. als gut begründet angenommenwerden kann, sind damit noch nicht die möglichen Ziele dieses Einbezugs geklärt. Letzt-endlich geht es den in der Betriebswirtschaftslehre weit verbreiteten Anhängern des Wert-freiheitspostulats für wissenschaftliche Aussagen darum, dass normative Aussagen nichtdie Zuverlässigkeit bzw. Objektivität empirischer oder logischer Erkenntnisse für sichin Anspruch nehmen können. Dementsprechend verbiete es der wissenschaftstheoretischeStatus moralischerAussagen, diese zum Gegenstand der betriebswirtschaftlichen Lehre zumachen.9 Die Frage nach der Notwendigkeit des Einbezugs in die betriebswirtschaftlichenCurricula ist also von der Frage nach deren Wissenschaftlichkeit zu trennen. Insofern istzu begründen, welche Ziele ein Einbezug wirtschafts- und unternehmensethischer Ausbil-dung in die BWL aufgrund des wissenschaftstheoretischen Status moralischer Aussagenüberhaupt haben kann.

Moralische Aussagen lassen sich von logischen und empirischen Aussagen unterschei-den (Popper 1994, S. 31 ff.; Stegmüller 1983, S. 28 ff.). Logische Aussagen ergeben sichinsbesondere aus deduktiven Schlüssen. In ihnen wird aus einer Reihe von Prämisseneine Folgerung gezogen, deren Geltung anhand der zu Grunde gelegten Logik bewie-sen werden kann. Das bekannteste Aussagensystem dieser Art bildet die Mathematik. Dadie Schlussfolgerungen dieser Aussagensysteme sich rein logisch aus deren Prämissenergeben, sind sie tautologisch, d. h. sie weisen keinen eigenen empirischen Informations-gehalt auf (Salmon 1973, Abschn. 3.1). Die Wahrheit logischer Aussagen ist nicht von denempirischen Gegebenheiten abhängig. So ist es für die Geltung mathematischer Aussa-

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gensysteme unerheblich, welche Entwicklung die empirische Welt nimmt, da sie auf reinlinguistischen Konventionen beruhen (Stegmüller 1970, S. 181 f.).

Logische Aussagen nehmen einen prominenten Platz in der betriebswirtschaftlichenForschung und Lehre ein. So haben z. B. viele Aussagen im Operations Research, in dernormativen Entscheidungstheorie und in den Modellen der Prinzipal-Agenten-Theorieanalytischen d. h. logischen Charakter. Ihr Nutzen für die Handhabung realer Problemehängt insofern insbesondere davon ab, wie sie mit empirischen Aussagen verknüpft wer-den.

Empirische Aussagen sind Sätze über die empirische Welt. Es gibt heute wohl nurnoch sehr wenige Wissenschaftler, die davon ausgehen, dass empirische Aussagen bewie-sen werden könnten. Vielmehr hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass das Wissen überdie empirischen Gegebenheiten stets fallibel und damit vorläufig ist, weil zumindest dieGeltung genereller Aussagen in der Zukunft (noch) nicht überprüft werden kann. Zwarweisen empirische Aussagensysteme einen faktischen Wahrheitsanspruch auf, allerdingskann die Wahrheit einer empirischen Aussage nicht mit objektiver Sicherheit behauptetwerden. Insofern ist zwischen der Sicherheit und der Wahrheit des Wissens zu unterschei-den (Ossa und Schönecker 2004, S. 55 f.). Gemessen an dem sicheren Wissen logischerAussagen, ist der Anspruch an empirische Aussagensysteme generell als geringer einzu-stufen. Zudem fallen die Möglichkeit und die Art der Prüfung, ob empirische Aussagenals vorläufig wahr bestätigt oder aber als falsifiziert angesehen werden müssen, je nachwissenschaftstheoretischer Auffassung unterschiedlich aus. Die Frage also, was als einempirisch signifikantes Ereignis anzusehen ist, welches zu einer Überprüfung oder garVerwerfung theoretischer Aussagensysteme führt, ist nicht einheitlich beantwortet wor-den (vgl. bspw. die Diskussion in Gadenne 1985; Hollis 1994, S. 76; Kirsch et al. 2007,S. 10 ff.; Loh 1988; Stegmüller 1983, S. 181 ff.; Struve 1987). Dennoch herrscht großeÜbereinstimmung darin, dass letztendlich die empirische Welt den Prüfstein empirischerAussagensysteme darstellt.

Das Selbstverständnis der Betriebswirtschaftslehre als anwendungsorientierte Diszi-plin macht sie zu einer empirischen Wissenschaftsdisziplin. Dementsprechend ist es Auf-gabe betriebswirtschaftlicher Forschung, empirischeAussagensysteme zu formulieren, mitdenen die unternehmerische Wirklichkeit beschrieben, erklärt und prognostiziert werdenkann. Dies spiegelt sich nicht nur in der prominenten Rolle der empirischen Forschungwieder, die in den letzten Jahrzehnten auch im deutschsprachigen Raum zunehmend Be-achtung findet, sondern zugleich darin, dass wohl kaum eine Teildisziplin der Betriebs-wirtschaftslehre nicht zumindest auch empirisch forscht.

Normative Aussagen nehmen eine Bewertung von Sachverhalten vor. Sie ordnen diesenWertbegriffe zu, durch die sie als positiv bzw. gut oder negativ bzw. schlecht gekennzeich-net werden (Hare 1961, S. 28; Küpper 1974, S. 59 ff.; Loring 1966, S. 14 ff.; Weisser1971, S. 134). In der Wertung liegt ein Element der Empfehlung und des Sollens. Deshalbkönnen aus normativen Sätzen im Gegensatz zu empirischen Aussagen Imperative abge-leitet werden. Am deutlichsten ist ihr normativer oder präskriptiver Charakter erkennbar,wenn sie als Aufforderung, Empfehlung oder Handlungsanweisung (z. B. maximiere!)formuliert sind. Der wissenschaftliche Status normativer Aussagen weist Parallelen zudenen empirischer Aussagen auf. So ist in der Wissenschaft die Auffassung weit verbrei-tet, dass auch normative Aussagen nicht mit Sicherheit aufgestellt werden können (vgl.

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aber bspw. Apel 1990; Brink 1989; Schaber 1997). Während aber über die grundlegendePrüfinstanz empirischer Aussagen weitgehende Einigkeit besteht, ist die Prüfinstanz nor-mativer Positionen ungeklärt. Der Wahrheitsanspruch normativer Aussagensysteme kannnicht durch eine Sichtung empirischen Datenmaterials überprüft werden (Mulligan 1987,S. 596). Denn während empirische Aussagen den Anspruch haben, auf der beobachtbarenWirklichkeit zu beruhen, ist es Anspruch normativer Aussagensysteme, insbesondere aufeine vermeintlich nötige Veränderung der empirischen Welt hinzuweisen.

Das Fehlen eines klaren Prüfkriteriums lässt zwar die Vorbehalte, die gegenüber mo-ralischen Aussagen in der Betriebswirtschaftlehre entgegengebracht werden, verständlichwerden. Auf der anderen Seite ist aber auch die Geltung der empirischen Aussagensyste-me nur beschränkt prüfbar. Die Begründungen für die Geltung einer empirischen Theo-rie besitzen zwar mit der beobachtbaren Welt einen starken Bezugspunkt, jedoch ist die,entdeckte‘ Wahrheit stets vorläufig, und das Kriterium, unter welchen Bedingungen eineTheorie als verworfen oder vorläufig bestätigt zu gelten hat, ist in der wissenschaftstheore-tischen Diskussion denkbar uneinheitlich definiert. Damit steht der Einbindung normativerAussagensysteme in die BWL kein wissenschaftstheoretisches Argument entgegen, willman nicht alles, was nicht die Sicherheit logischer Aussagen hat, als unwissenschaftlichverwerfen. Die Unsicherheit normativer Aussagen kann nicht als Argument gegen derenwissenschaftlichen Charakter angeführt werden.

Eine Verbannung normativer Fragen aus der Betriebswirtschaftslehre hätte zudem fürdie bereits etablierten Fachbereiche schwerwiegende Folgen, da diese sich z. T. in erheb-lichem Ausmaße mit normativen Fragen auseinandersetzen. So stellen Bilanzierungsprin-zipien normative Regelungen dar, nach denen die Erstellung des Jahresabschlusses in derexternen Rechnungslegung vorzunehmen ist (vgl. u. a. Baetge et al. 2003; Moxter 1999).Dasselbe gilt u. a. auch für die Grundsätze und Empfehlungen zur Unternehmensbewer-tung (vgl. u. a. Ballwieser 2007) zu bestimmten Methoden der Abschreibung (vgl. u. a.Knieps et al. 2001), für die vertretenen Konzepte und Philosophien einer erfolgreichenUnternehmensführung (Kirsch et al. 2009), des Marketings (Ramani und Kumar 2008,S. 41) und des Humanressourcen-Managements (Ringlstetter und Kaiser 2008). Zudemsetzen sich viele Fachvertreter explizit mit den Gründen auseinander, die für oder gegenbestimmte Normen und Konzepte sprechen (vgl. bspw. Schneider 1992; Wagner 1992; Sie-gel 1999). Dabei werden diese bewertet und Empfehlungen ausgesprochen; es werden alsoin der BWL auch normative Aussagen formuliert und diskutiert. Insofern entspricht derVerweis auf die Unmöglichkeit einer wissenschaftlichen Diskussion moralischer Fragenin der Betriebswirtschaftslehre nicht der wissenschaftlichen Realität; die Betriebswirt-schaftslehre setzt sich schon längst mit normativen Aussagen auseinander, was sich auchin den entsprechenden Curricula widerspiegelt.10

3.2 Konsequenz für die Ziele einer unternehmensethischen Ausbildung

Der wissenschaftstheoretische Status normativerAussagen hatAuswirkungen auf die mög-lichen Ziele einer unternehmensethischen Ausbildung von Studierenden. Einerseits machter die Skepsis gegenüber der Wissenschaftlichkeit moralischer Aussagen nachvollziehbar.Andererseits muss die fehlende Prüfinstanz wissenschaftlicher Aussagen nicht bedeuten,dass eine wirtschafts- und unternehmensethische Ausbildung an einer wissenschaftlichen

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Institution unmöglich ist. Vielmehr gewinnt die Frage an Bedeutung, mit welchen Zieleneine solche Ausbildung in der Betriebswirtschaftslehre antreten kann.

Aufgrund der generellen Unentscheidbarkeit der verschiedenen ethischen Positionensind moralische Probleme sog. „komplexe“ Probleme (Kirsch et al. 2009, S. 168). Diesezeichnen sich dadurch aus, dass vielfältige Standpunkte existieren, vor deren HintergrundProbleme erfasst und gedeutet werden können. Im Gegensatz zu Problemen, die vor demHintergrund eines Kontextes gelöst werden können, ist es bei moralischen Problemenunwahrscheinlich, dass man sich im Zuge einer Problemdefinition auf einen gemeinsa-men Kontext einigen kann, vor dessen Hintergrund das Problem gelöst werden soll. Aberauch falls diese Einigung gelingt, bleibt es unwahrscheinlich, dass das Problem ohneweiteres gelöst werden kann, da die individuellen Anforderungen an die Problemlösungsehr unterschiedlich sein können. Moralische Problemlagen sind grundsätzlich mit unter-schiedlichsten Kontexten verbunden, die auch von Wissenschaftlern nicht in den einen,,richtigen‘ Kontext übersetzt werden können.

Für die Ausbildung impliziert die vorfindbare Pluralität der Wertungen einen breitenZugang zur unternehmensethischen Debatte. Studierenden können also nicht die ,wahren‘Werte bzw. die eine ,wahre‘ Theorie vermittelt werden, wenngleich dies eine weit ver-breitete Ansicht unter Lehrenden und Studierenden zu sein scheint (vgl. bspw. Derry undGreen 1989; Koehn 2005; Pamental 1991).11 Zwar beeinflusst jede Lehrtätigkeit die Artund Weise, wie Studierende die Welt wahrnehmen (Cragg 1997, S. 239); da ein allgemei-ner wissenschaftlicher Maßstab hierfür fehlt, kann es jedoch nicht Ziel der Ausbildungsein, die Studierenden zu besseren Menschen zu machen.

Die mangelnde Einheitlichkeit moralischer Wertmaßstäbe muss keine Irrelevanz derwirtschafts- und unternehmensethischenAusbildung für die unternehmerische Praxis nachsich ziehen. DieseVermutung wäre nur dann gerechtfertigt, wenn man unter einer praxisre-levantenAusbildung dieVermittlung von einfachen und eindeutigen Lösungen verstünde.12

Zwar werden Entscheidungen in der unternehmerischen Praxis durch das Lehren mehrererZugänge zur Moral weder einfacher noch eindeutiger. Dennoch hat die wirtschafts- und un-ternehmensethische Ausbildung das Potential, unternehmerische Entscheidungsprozessezu unterstützen.

3.3 Unterstützung der unternehmerischen Entscheidungsprozesse als Ziel einerwirtschafts- und unternehmensethischen Ausbildung

Entscheidungsprozesse lassen sich vereinfachend in vier Phasen unterteilen: 1) die Phaseder Problemfeststellung, 2) der Problemanalyse und -beurteilung, 3) des Suchens und Aus-wählens und schließlich 4) des Vollzugs und der Kontrolle.13 Dieses Phasenschema wirdim Folgenden genutzt, um zu zeigen, welche grundsätzlichen Ziele eine Ethikausbildungverfolgen kann, um unternehmerische Entscheidungsprozesse zu unterstützen.

Die Phase der Problemfeststellung (1) umfasst die individuelle Definition einer Si-tuation als bewusste Entscheidungssituation. Viele alltägliche Handlungen werden vonAkteuren nicht als Situationen wahrgenommen, in denen entschieden werden muss; sielaufen ,automatisch‘ bzw. ,routinemäßig‘ ab. Ein Entscheidungsproblem taucht immerdann auf, wenn der routinemäßige Ablauf der Handlungen unterbrochen wird, weil sichder Akteur eines Problems bewusst wird. Probleme können von Individuen in sehr unter-

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schiedliche Klassen eingestuft werden. So kann man sie als operative und strategische,theoretische und technologische, private und geschäftliche etc. klassifizieren. Wie auchimmer ein Individuum seine Entscheidungssituation charakterisiert, grundsätzlich kannjedes Entscheidungsproblem als ein moralisches aufgefasst werden. So kann man eineEntscheidungssituation unter ,objektiven‘ Gesichtspunkten thematisieren und dementspre-chend nach derWahrheit bzw.Wirksamkeit der möglichen Entscheidung fragen (Habermas1999, S. 427 ff.). Dasselbe Entscheidungsproblem kann jedoch auch unter ,sozialen‘ Ge-sichtspunkten thematisiert werden. Dies beinhaltet nicht die Frage nach der Wahrheit bzw.Wirksamkeit einer Handlung, sondern nach deren normativer Richtigkeit (Habermas 1976,S. 427).

Die letztgültige Beantwortung von Einzelfragen kommt aus den in Abschn. 3.1 erläu-terten Gründen als Ziel einer wirtschafts- und unternehmensethischen Ausbildung nichtin Betracht. Studierende können allerdings dafür sensibilisiert werden, dass grundsätz-lich jede Entscheidung eine moralische Dimension besitzt (vgl. auch Sims und Felton2006, S. 299). Das Bewusstsein, dass man zwar individuell ein bestimmtes Problem nichtals ein moralisches definiert, andere dies aber durchaus tun können, avanciert vor demHintergrund der Pluralität von Werten, mit der Unternehmen konfrontiert sind (Schereret al. 2009a, S. 327), zu einem wichtigen Ziel der wirtschafts- und unternehmensethischenAusbildung.

Ist einmal ein Problem festgestellt und damit der Entscheidungsprozess initiiert, musssich das Individuum ein Urteil über das Problem bilden. Dies geschieht in der Phase derProblemanalyse und -beurteilung (2). Die individuelle Beurteilung eines Problems setztin den meisten Fällen die Existenz einer Zielordnung voraus. Zudem kann die Analyseder Ursachen des Problems und dessen möglichen Konsequenzen in die Bewertung derEntscheidungssituation mit eingehen.

Da hierbei moralische Probleme nicht anhand allgemeingültiger Leitfäden einer end-gültigen Beurteilung zugeführt noch einzelne Theorien zur alleinigen Beurteilungsgrund-lage moralischer Problemlagen erhoben werden können, kann es nicht darum gehen, dieBeurteilung eines moralischen Problems durch die Studierenden als richtig oder falsch,höherwertig und minderwertig zu kennzeichnen. Eine Beurteilung der von Studierendenvorgenommenen Wertungen, wie sie oft in Anschluss an Kohlbergs Theorie der kognitivenEntwicklung vorgenommen wird (vgl. Kohlberg 1974), ist u. E. schwer begründbar. Den-noch kann die Ausbildung durch die Vermittlung moraltheoretischen Wissens dazu führen,dass die Studierenden ihr Urteil fundierter bilden können. Insbesondere können sie dazuangehalten werden, ihre eigenen Wertungen kritisch zu hinterfragen. Oftmals werden dieBeurteilungsmuster moralischer Problemlagen tradiert; Wertungen werden z. B. aus demElternhaus, von Freunden oder religiösen Institutionen übernommen, ohne sie auf ihreGeltung für das eigene Leben zu überprüfen (Sims und Felton 2006, S. 300). Das kritischeHinterfragen der in Entscheidungssituationen zur Anwendung kommenden Wertmusterkann dazu führen, sich der Wertungen bewusst zu werden, welche für die individuellePersönlichkeit wichtig sind. Dadurch kann die Ausbildung dazu beitragen, dass die Stu-dierenden sich Wissen aneignen, das sie dazu befähigt, Problemsituationen fundiert zuanalysieren und zu beurteilen.

In der Such- und Auswahlphase (3) werden mögliche Handlungsalternativen undderen Konsequenzen eruiert und bewertet. Um diese Phase des Entscheidungsprozesses

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zu unterstützen, kann die unternehmensethische Ausbildung darauf abzielen, die Kom-plexität des Zusammenhangs zwischen Handlungsintention und Handlungsergebnis zuverdeutlichen. Dies betrifft insbesondere die Wirkungen einer Handlung und deren Rea-lisierbarkeit. So kann eine Handlung negative (Neben-) Wirkungen zeitigen, die der gutgemeinten Handlungsintention diametral entgegenstehen. Insbesondere Autoren wie Beck(2000), Giddens (1996) und Bauman (1992) haben unter dem Stichwort der ,reflexivenModerne‘ auf diese Möglichkeit hingewiesen. So spricht Beck von der „fabrizierten Un-sicherheit“ (1994, S. 469) menschlicher Interventionen, da Handlungen Nebenfolgen zei-tigen, deren Konsequenzen ihrerseits weitere Konsequenzen haben usw. Das Denken ineindeutigen Ursache-Wirkungszusammenhängen ist angesichts von nicht voraussagbarenWirkungsketten nicht mehr adäquat. In einer globalisierten Welt ist kaum noch absehbar,welcheAuswirkungen z. B. die Entscheidung eines Einkäufers haben kann, ein bestimmtesProdukt in Indien oder Afrika zu kaufen bzw. nicht zu kaufen. Das alltäglichste unterneh-merische Handeln kann – via globale Märkte – Wirkungen nach sich ziehen, die von denIndividuen nicht intendiert waren.

Sicherlich können in einer globalisierten Welt weder alle kurzfristigen geschweigedenn langfristigen Wirkungen von Handlungen prognostiziert werden. Dennoch kann esZiel der unternehmensethischen Ausbildung sein, die Studierenden dazu zu befähigen, inihrer Bewertung der Handlungsalternativen die Existenz von unabsehbaren Wirkungen zuberücksichtigen. Es macht einen Unterschied bei der Bewertung von Handlungsalternati-ven, ob der Entscheider davon ausgeht, dass die Wirkungen der Alternativen vollständigprognostiziert werden können oder nicht. Eine grundsätzliche Unsicherheit bezüglich derHandlungsergebnisse wird zu einer veränderten Bewertung von Handlungsalternativenführen (Lueken 1996; Hastedt 1996).

Die Komplexität des Zusammenhangs zwischen Handlungsintention und -ergebniszeigt sich auch am Aspekt der Realisierbarkeit einer Handlung. Bei der Bewertung derHandlungsalternativen sollte der Entscheider möglichst die Umsetzbarkeit der möglichenOptionen mit in seine Betrachtung einbeziehen. So kann man Handlungsalternativen z. B.danach bewerten, ob sie theoretisch, technologisch und politisch realisierbar sind. Hand-lungsoptionen sind theoretisch realisierbar, wenn man die Bedingungen herstellen kann,welche die Handlungen tatsächlich zum gewünschten Erfolg führen. Gerade bei morali-schen Problemlagen ist es von Wichtigkeit, dass die vonAkteuren präferierte Handlung nurdann die gewünschten Wirkungen zeitigen kann, wenn dem die empirischen Bedingun-gen nicht entgegenstehen. So werden beispielsweiseAppelle im Unternehmen, Korruptionnicht zu dulden, weitestgehend unwirksam bleiben, wenn die empirischen Rahmenbedin-gungen (z. B. in Form gesetzlicher Vorschriften oder moralischer Sitten), unter denen dieAkteure handeln, Korruption billigen. Ist eine Handlungsoption technologisch realisier-bar, bedeutet dies, dass die erforderlichen Ressourcen vorhanden sind, um die Handlungwirksam ausführen zu können. Die politische Realisierbarkeit hängt von den Machtkon-stellationen im Unternehmen ab. Oft müssen erst innerbetriebliche Koalitionen gebildetwerden, um Handlungen wirksam umsetzen zu können (vgl. Kirsch et al. 2009, S. 30 ff.).

Die Phase des Handlungsvollzugs und -kontrolle (4) umfasst den Übergang von derHandlungsintention zu dem tatsächlichen Handlungsvollzug sowie die Weitergabe anwei-sender Informationen an die Ausführenden, falls die Willensbildung und die Durchsetzungpersonell auseinander fallen. Zudem gehört in diese Phase die Kontrolle, ob das erwartete

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Ergebnis erzielt worden ist. Insbesondere der Unterschied zwischen der Handlungsintenti-on und dem Handlungsvollzug ist in der Literatur Gegenstand intensiver Untersuchungen(vgl. bspw. Jones et al. 2003). So ist beobachtbar, dass Akteure zwar die Überzeugunghaben, dass sie ,eigentlich‘ ein moralisches Problem angehen sollten, dies angesichts an-derer Motivationslagen aber nicht tun. Die Frage, welchen Stellenwert moralische Motivegegenüber anderen haben, ist nur individuell zu beantworten. Sie betrifft die Identität desIndividuums (vgl. Damon 1984). Die Fähigkeit zur kritischen Reflexion von Wertungenist nur schwer lehrbar; dennoch kann die unternehmensethische Ausbildung den Studie-renden die Gelegenheiten dazu bieten, die Relevanz moralischer Gründe für das eigeneLeben zu hinterfragen. Nur so lassen sich kognitive Dissonanzen (Festinger 1957) und„emotionales Unbehagen“ (Blasi 1999), die aufgrund eines Abweichens von moralischerÜberzeugung und tatsächlichem Handeln auftreten können, verhindern.

Daneben kann es Ziel der unternehmensethischen Ausbildung sein, den Studieren-den mögliche externe Einflussfaktoren zu vergegenwärtigen, die den Übergang zwischenHandlungsintention und tatsächlichem Handeln stören können. So gestalten sich mora-lische Konflikte häufig nicht als „Wollens-Probleme“ sondern als „Könnens-Probleme“,sind also dadurch gekennzeichnet, dass eine Handlungsintention zwar vorliegt, diese aberangesichts kontextspezifischer „Störfaktoren“ nicht entsprechend handlungswirksam wird.Zum Beispiel können autoritäre Anweisungen der Vorgesetzten, Organisationskulturenoder starke Anreizsysteme Akteure zu Handlungen bewegen, die deren eigentlicher Hand-lungsabsicht widersprechen. Ohne die moralische Verantwortung für das eigene Handelnzu schmälern, kann die unternehmensethische Lehre durch eine Analyse solcher Ein-flussfaktoren und deren Wirkungen dazu beitragen, dass Studierende die komplexen Zu-sammenhänge zwischen Handlungsintention und tatsächlichem Handeln besser einschät-zen und handhaben können.

4 Inhalte unternehmensethischer Komponenten im BWL-Studium

4.1 Lehrinhalte zur Unterstützung in der Problemfeststellungsphase

Bevor ethisch relevante Probleme im Unternehmen einer Lösung zugeführt werden kön-nen, ist es zunächst für Entscheidungsträger und andere betroffene Personen im Unter-nehmen wichtig, deren moralische Dimension auch als solche zu erkennen. KomplexeProbleme lassen verschiedene Deutungen zu, sodass moralische Konflikte auch in ande-ren als ethischen Kategorien bewertet werden können. Die Lösung solcher Probleme istjedoch dann besonders schwierig (und damit unwahrscheinlicher), wenn sie von Unter-nehmen und betroffenen Stakeholdern in jeweils unterschiedlichen Kategorien wahrge-nommen werden. Die beispielhafte Analyse solcher Situationen kann zur Sensibilisierungder Studierenden beitragen.

Dabei sind insbesondere solche Fälle und Beispiele interessant, in denen moralischwahrgenommene Probleme von Unternehmensseite in rein außermoralischen Kategorieninterpretiert wurden, was mitunter weniger zur Lösung denn zur Verstärkung der Proble-matik geführt hat. Im häufig zitierten Skandal um die 1995 von Shell beabsichtigte Versen-kung der Ölplattform Brent Spar etwa eskalierte der Konflikt mit der Umweltorganisation

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Greenpeace v. a. deshalb, weil das Unternehmen sich zunächst auf technische Argumentezurückzog, nach denen es mit der Versenkung die beste Lösung gewählt hätte (Bowie undDunfee 2002, S. 383). Diese Argumentation wurde aber der moralischen Intensität nichtgerecht, mit der Greenpeace und andere gesellschaftliche Anspruchsgruppen den Konfliktwahrnahmen. Auch als BenQ 2006 nur ein Jahr nach Übernahme der Mobiltelefonspartevon Siemens die deutschenWerke schloss, wurden die anfänglichenVersuche von Siemens,mit juristischen Argumenten die Verantwortung auf den neuen Eigentümer in Taiwan zuverlagern, u. a. von den Gewerkschaften nicht akzeptiert. Schließlich begann Siemensebenfalls, das Problem in moralischen Kategorien zu beantworten.14 Ähnliche Beispielestellen die jüngeren Datenschutzskandale der Deutschen Telekom, der Deutschen Bahnund von Lidl dar. In diesen Fällen führten Versuche, ein moralisch diskutiertes Problemauf Fragen der Legalität zu reduzieren, eher zur Verstärkung denn zur Entschärfung derAuseinandersetzung.

Zur Strukturierung potentieller Problemfelder, die in der Unternehmenspraxis relevantund damit möglicher Inhalt der unternehmensethischen Ausbildung im BWL-Studiumsein können, bietet sich die gedankliche Unterscheidung zwischen dem Führungs- sowiedem Leistungssystem einer Unternehmung an (Küpper 2008, S. 28 f.). So lassen sich imFührungssystem moralische Probleme in Personal und Organisation (vgl. Baumann 2005;Wieland 2004), Unternehmensrechnung (vgl. Ballwieser und Dobler 2003; Küpper 2005b)und Controlling (vgl. Schäffer 2004) diskutieren, an denen das Spektrum potentiellerWertkonflikte verdeutlicht werden kann. Ferner spielen hier Fragen der Entscheidung undVerantwortung eine wichtige Rolle (Küpper 1999a), die letztlich auch auf die Beziehungendes Unternehmens zu dessen gesellschaftlichem Umfeld bis hin zu dessen geänderter Rollein modernen Gesellschaften verweisen (Scherer et al. 2009b).

Im Leistungssystem wurden ethische Fragen etwa im Marketing aufgegriffen (vgl.Hansen et al. 2001; Srnka 2005). In der Produktion wurden vor allem Umwelt-Themen,aber auch Sozialstandards diskutiert (vgl. etwa Hiß 2005). Zum Bereich Investition undFinanzierung existieren Untersuchungen zu ,ethischen Investments‘ (vgl. bspw. Schrö-der 2004; Schäfer et al. 2006) und zum Kapitalmarkt (vgl. etwa Rudolph 1999; Schereret al. 2003). Übergreifend können in der Corporate Governance Fragen der Mitbestim-mung, der Führungsstruktur oder auch der Korruption als ethisch relevant charakterisiertwerden (Aufderheide und Dabrowski 2005; Küpper 2006, S. 157 ff.). In allen diesen Berei-chen können Problemanalysen anhand konkreter Praxisbeispiele zur Sensibilisierung derStudierenden beitragen. Dabei kann ihnen insbesondere mittels Bearbeitung von Fallstu-dien (Goodpaster 2002) oder in Form von Gastvorträgen durch Unternehmensvertreter einEindruck von der Vielfalt möglicher Probleme und (konfligierender) Deutungskategorienvermittelt werden.

4.2 Lehrinhalte zur Unterstützung in der Problemanalyse und -beurteilungsphase

Ist ein ethisches Problem als solches erkannt, bedarf es zahlreicher Urteile. So stehendie Verantwortungsträger z. B. vor der Entscheidung, ob reagiert werden soll, welcheethischen Ansätze man berücksichtigt, und was aus diesen unterschiedlichen Perspektivenals moralisch richtig oder falsch gilt. Für die unternehmensethische Lehre ergibt sich darausdie Notwendigkeit, die Studierenden in ihrer Fähigkeit zu fördern, moralische Probleme zu

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analysieren und zu beurteilen. Orientierungshilfe hierfür kann durch Theorieangebote ausder Moralphilosophie sowie spezifische Ansätze der Wirtschafts- und Unternehmensethikgeleistet werden.

Folgt man dabei der zuvor begründeten Position, dass die Aufgabe der Unterneh-mensethik nicht im Auffinden der einen moralischen Wahrheit liegt, und akzeptiert mandie Pluralität von Norm- und Wertsystemen, so verschiebt sich der Schwerpunkt auf dieAnalyse moralischer Probleme (Küpper 2006). Für eine ethisch reflektierte Beurteilungmoralischer Probleme spielen zunächst Beziehungs- und Konfliktanalysen eine wichtigeRolle. Mit ihnen wird das Verhältnis unterschiedlicher Wertungen untersucht, zwischendenen Konflikte bestehen. So können z. B. ökonomische und ethische Ziele in allen Be-reichen und auf verschiedenen Hierarchieebenen der Organisation in Konflikt zueinanderstehen. Deren konträre Ausrichtungen gilt es zunächst herauszustellen, etwa in Form vonStakeholderanalysen (Goodpaster 1991; Mitchell et al. 1997) oder Rollenspielen (Brown1994).

In dem Ziel, zukünftige Entscheidungsträger im Umgang mit Konflikten zwischenunterschiedlichen, jeweils als legitim erachteten Wertungen zu schulen, kommt auch derBegründungsanalyse eine besondere Bedeutung zu. Will sich die Ethik-Lehre nicht aufeine bestimmte Position beschränken, müssen den Studierenden verschiedene Reflexions-angebote vorgestellt werden, auf deren Basis sie dann selbst entscheiden können. Grund-voraussetzung hierfür ist zunächst die Kenntnis ethischer Grundlagen. Diese betrifft wich-tige Begriffe und Kategorien der philosophischen Ethik einschließlich der bedeutendstenZugänge für Normenbegründungen. Hier können gängige Klassifikationen herangezogenwerden, wie etwa die Einteilung von Ethiktheorien in deskriptive, normative und metae-thische Theorien oder deontologische, teleologische und kontextualistische Ansätze (vgl.Düwell et al. 2006).

Darüber hinaus stellt die Kenntnis von Ansätzen zur Wirtschafts- und Unternehmen-sethik sowie ihren Schlussfolgerungen hinsichtlich des Umgangs mit moralischen Pro-blemen einen wichtigen Gegenstand unternehmensethischer Lehre dar. Der erwünschteAnwendungsbezug ist herstellbar, indem Wert auf die Analyse der unterschiedlichen Im-plikationen dieser Ansätze für die Wirtschaftspraxis gelegt wird. Dabei geht es nicht umdie Ermittlung des ,richtigen‘ Ansatzes, sondern um die Vermittlung und Diskussion ver-schiedenerAlternativen ethischerArgumentation, die zu unterschiedlichen und ggf. gegen-läufigen Schlussfolgerungen gelangen können, wie am Beispiel ausgewählter Positionengezeigt werden kann (für einen Überblick dieser und weiterer Ansätze, vgl. Küpper 2006,S. 95 ff.; Zimmerli und Aßländer 2005).

So lassen sich etwa aus rein ökonomistischen Ansätzen wie jenen von Herbert Hax,Dieter Schneider und Horst Albach Forderungen zu einer Rückbesinnung auf die ethi-schen Qualitäten der Marktwirtschaft und des darin eingebetteten Gewinnprinzips ableiten(vgl. Albach 2005; Hax 1993; Schneider 1990). Von einem ähnlichen Hintergrund aus-gehend, aber mit anderen Schlussfolgerungen steht im Mittelpunkt der auf Karl Homannzurückgehenden ökonomischen Ethik dieVerlagerung moralischerAnforderungen von derHandlungs- auf die Bedingungsebene (vgl. Homann 1993; Homann 2002; Beckmann undPies 2007; Suchanek 2001). Dementsprechend wird aus dieser Perspektive Wert auf dieReflexion und anreizkompatible Gestaltung formeller und informeller Institutionen gelegt

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werden, mittels derer ethische Forderungen in ökonomische Rationalität übersetzt werdenkönnen.

Ebenfalls aus ökonomischer Perspektive argumentiert Josef Wieland in seiner Konzep-tion der Governanceethik, die ihrenAusgangspunkt in derAnalyse der Funktionsweise vonMoral in und zwischen Organisationen hat. Ein wesentliches Ziel der Unternehmensethiksieht dieser Ansatz in der Herstellung von Kooperationschancen (Wieland 1994, S. 8).Dementsprechend sind in der Lehre etwa Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Kooperationendurch Implementierung und Institutionalisierung in Governancestrukturen (Wieland 1999)ermöglicht werden können.

Im Unterschied zu diesen ökonomisch argumentierenden Ansätzen mahnt die repu-blikanische Unternehmensethik nach Horst Steinmannund dessen Schülern zur situativenkritischen Hinterfragung des Gewinnprinzips, die eine entsprechende Mitarbeiterschulungsowie dialog- und konsensorientierte Ausgestaltung der Organisationsstrukturen erfordert(vgl. grundlegend Steinmann und Löhr 1994). Noch weiter geht die von Peter Ulrich ent-wickelte integrative Unternehmensethik, die nach der Lebensdienlichkeit der Wertschöp-fungsidee fragt und einen Primat der Ethik über wirtschaftliche Überlegungen fordert (vgl.Ulrich 2008).

Diese Skizze unterschiedlicher Ansätze verdeutlicht, welche diversen Implikationensich jeweils aus ihnen ableiten lassen. Die unternehmensethische Lehre sollte daher nichtim Vorhinein durch eine Verkürzung auf eine enge Auswahl beschränkt werden. Vielmehrsollte eine möglichst breite Darstellung und Diskussion dieserTheorieangebote den Studie-renden erlauben, verschiedene ethische Argumentationszusammenhänge kennenzulernen,um hierdurch später im Anwendungsfall moralische Probleme differenziert reflektieren zukönnen.

4.3 Lehrinhalte zur Unterstützung in der Such- und Auswahlphase

Setzt man ein Bewusstsein für moralische Probleme sowie die Existenz begründeter Be-wertungsmaßstäbe voraus, stehen im Zentrum der nächsten Phase des idealtypischen Ent-scheidungsprozesses die Identifikation sowie Bewertung jener Handlungsalternativen, diedazu geeignet sind, zur Lösung des jeweiligen Problems beizutragen. Damit ergibt sichfür die unternehmensethische Lehre die Notwendigkeit, Studierende bei der Erarbeitungund Beurteilung von problemadäquaten Lösungsalternativen zu unterstützen. Eine Bewer-tung solcher Alternativen wird an deren Realisierbarkeit, aber auch an deren erwartetenWirkungen in Bezug auf die betroffenen Probleme ansetzen. Da die Wirkungen einzelnerMaßnahmen oder spezifischer Instrumente nicht unbedingt den dahinter liegenden Inten-tionen entsprechen müssen, kommt der Wirkungsanalyse (vgl. Küpper 1995, S. 387 ff.;Küpper 1999b, S. 57 ff.) in dieser Phase des ethischen Entscheidungsprozesses eine hoheBedeutung zu. Bei der Abschätzung der entsprechenden Wirkungen können v. a. logischeund empirische Methoden Verwendung finden, die in der BWL bereits breit eingesetztwerden.

Zudem eignen sich hierzu dieAnalyse und Diskussion von Best Practice Beispielen ausder Unternehmenspraxis, in denen bestimmte unternehmerische Maßnahmen zu Problem-lösungen geführt haben. Die Untersuchung solcher Fälle erfolgreicher Problembewälti-

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gung ist hilfreich, um die Vielfalt möglicher Reaktionen auf entsprechenden Handlungs-bedarf sowie deren Wirksamkeit und Realisierbarkeit im Einzelfall zu veranschaulichen.

Darüber hinaus sollten zukünftige Entscheidungsträger über Grundwissen im Hinblickauf die Existenz verschiedener unternehmensethisch relevanter Instrumente verfügen, diezur Unterstützung ethischer Entscheidungsprozesse im Führungs- und Leistungssystemvon Unternehmen entwickelt wurden. Auch wenn es kaum das Ziel der betriebswirtschaft-lichen Lehre sein kann, Studierende im Hörsaal hinreichend auf die konkrete Implemen-tierung solcher Instrumente vorzubereiten, so erlaubt die Kenntnis ihrer grundlegendenZwecke, Funktions- und Wirkungsweisen dennoch eine fundierte Einschätzung dessen,welche Probleme mit welchen Instrumenten gelöst werden können (vgl. zu solchen In-strumenten z. B. Maak und Thielemann 2008).

Im Leistungssystem etwa existieren Umwelt- und Sozialmanagementsysteme, mit de-ren Hilfe negative ökologische und soziale Wirkungen gemessen und letztlich vermindertwerden können (zum Überblick vgl. Schaltegger et al. 2006). Eng verbunden hiermitsind umwelt- und sozialzielorientierte Koordinationsinstrumente wie die SustainabilityBalanced Scorecard (Figge et al. 2002) oder externe Informationsinstrumente wie dieinternational zunehmend anerkannte und eingesetzte Richtlinie G3 der Global ReportingInitiative (vgl. Global Reporting Initiative 2006).

In Personal und Organisation sind in der jüngeren Vergangenheit ebenfalls zahlreicheunternehmensethisch relevante Instrumente entwickelt worden. So finden Wertemanage-mentsysteme und Codes of Conduct in der Praxis zunehmend Anwendung, die angesichtsder gestiegenen Komplexität in Unternehmen eine Verhaltenssteuerung über Werte undweniger über Regeln anstreben (Wieland 2005). Im Bemühen um Korruptionspräventionhaben solche Instrumente an Bedeutung gewonnen, so dass deren Behandlung in unter-nehmensethischen Lehrveranstaltungen gerechtfertigt erscheint (zum ,Whistle-Blowing‘etwa vgl. Briegel 2009).

4.4 Lehrinhalte zur Unterstützung von Handlungsvollzug und -kontrolle

Selbst wenn Entscheidungsalternativen unter Berücksichtigung der zu erwartenden Wir-kungen eindeutig bewertet sind, ist auf individueller Ebene der Übergang von der Hand-lungsintention zum tatsächlichen Handlungsvollzug nicht unproblematisch. Studierendenkann unter Rückgriff auf Ergebnisse insbesondere aus der Moralpsychologie (Reynolds2006) oder den Forschungsbereichen des Ethical Decision Making ein Verständnis fürdie Vielfalt an Determinanten ethischen Handelns und an ,Störfaktoren‘ vermittelt wer-den, die zwischen Intention und Handlung relevant werden können (vgl. Tenbrunsel undSmith-Crowe 2008; Treviño et al. 2006).

So sprechen die Ergebnisse empirischer Studien dafür, dass ein starker Einfluss vonsozialen Netzwerken (Brass et al. 1998), dem „ethischen Klima“ (Schminke et al. 2005;Victor und Cullen 1988) bzw. der „ethischen Kultur“ (Treviño et al. 1998) einer Organisati-on auf das Verhalten der Mitglieder ausgeht. Somit lässt sich etwaiges Fehlverhalten nichtausschließlich auf die moralischen Dispositionen von Mitarbeitern zurückführen. Währendsich das ethische Klima auf geteilte ethische Grundeinstellungen der Organisationsmit-glieder bezieht, bezeichnet ethische Kultur formelle und informelle Strukturen, durch diemoralischesVerhalten beeinflusst werden sollen (Verhaltenskodizes, Führungsrollen, etc.).

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Nicht zuletzt der Einfluss von Anreiz- und Sanktionssystem auf moralisches Verhalten istin der Literatur intensiv untersucht worden (vgl. bspw. Ashkanasy et al. 2006; Tenbrun-sel und Smith-Crowe 2008). Ebenso von Bedeutung sind Erkenntnisse zur Abhängigkeitmoralischen Verhaltens von der „moralischen Intensität“ (Jones 1991) des jeweiligen Ent-scheidungsgegenstands. Sie ergibt sich aus verschiedenen Attributen wie z. B. der Schwe-re, der Wahrscheinlichkeit und der zeitlichen Nähe der zu erwartenden Konsequenzen. Inentsprechenden Studien wurde gezeigt, dass in ethischen Entscheidungssituationen mitsteigender moralischer Intensität sowohl Problembewusstsein als auch Handlungsintenti-on der Akteure zunehmen (vgl. bspw. Tenbrunsel und Smith-Crowe 2008, S. 569 f.).

Für die BWL sind unter den vielen Determinanten ethischen Verhaltens insbesonderejene Einflussfaktoren als relevant anzusehen, die durch das Management einer Unterneh-mung geändert werden können und sich damit im potentiellen Einflussbereich zukünftigerEntscheidungsträger befinden.

Auf organisatorischer Ebene dienen v. a. die zuvor diskutierten Instrumente der kon-kreten Implementierung von Maßnahmen zur Lösung moralischer Probleme. Im Zusam-menhang mit der Kontrolle in der letzten Phase des ethischen Entscheidungsprozesses sindinsbesondere kennzahlenbasierte Planungs- und Kontrollsysteme wichtig, die einen Ab-gleich der eingetretenen mit den erhofften Wirkungen ermöglichen. Neben rein umwelt-bzw. sozialzielbezogenen Management- und Kennzahlensystemen (wie z. B. EMAS, ISO14000, und SA8000) sind hier in jüngerer Vergangenheit auch integrative Systeme undLeitlinien entwickelt worden, die eine Berücksichtigung der zwischen verschiedenen Di-mensionen bestehenden Interdependenzen erlauben. So befindet sich z. Zt. der internatio-nale CSR Standard ISO 26000 in der Entwicklung, der sich explizit als Grundlage für dieMessung der Umwelt- und Sozialleistung sowie die Integration mit herkömmlichen Ma-nagementsystemen in Organisationen eignen soll. Ähnlich zielt die Sustainability Balan-ced Scorecardexplizit auf die Integration von ökonomischen, ökologischen und sozialenKennzahlen ab.

Solche Standards und Systeme beinhalten neben grundlegenden Prinzipien konkre-te Stakeholder-bezogene Handlungsfelder, die sich operationalisieren und messen lassen(Menschenrechte, Arbeitspraktiken, Schadstoffausstöße, etc.). Dadurch ist in ihnen di-rekt die Möglichkeit von Plan-/Ist-Vergleichen angelegt, die eine Kontrolle der erhofftenFortschritte erlaubt. Darüber hinaus kann im zeitlichen Verlauf auch die Richtigkeit derAnnahmen über Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge überprüft werden (vgl. Figge et al.2002).

5 Potentiale und Grenzen von Unternehmensethik im BWL-Studium

Zusammenfassend gibt Abb. 1 einen schematischen Überblick über die in den vorherigenAbschnitten heraus gearbeiteten Ziele und Inhalte einer unternehmensethischen Lehre imbetriebswirtschaftlichen Studium.

Die wichtigstenAufgaben einerVerankerung von Unternehmensethik im BWL-Studiumkönnen in der Sensibilisierung ihrer Studierenden für ethische Fragestellungen und derVorbereitung auf einen späteren Umgang mit ihnen gesehen werden. Da moralische Nor-men in der Gesellschaft und für das Leben des Einzelnen eine wichtige Rolle spielen,

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ProblemfeststellungVermittlung der Fähigkeit, die moralischeDimension eines Entscheidungsproblemszu erfassen.

Aufzeigen von komplexen Problemen imFührungs- und Leistungssystem sowie imUmfeld von Unternehmen

Phasen des Entscheidungsprozesses Ziele der Ethikausbildung Mögliche Inhalte der Ethikausbildung

Problemanalyse und -beurteilungVermittlung der Fähigkeit, moralischeProbleme fundiert zu analysieren und zubeurteilen.

Konzepte der Moralphilosophie, Ansätze derWirtschafts- und Unternehmensethik

Suchen und Auswählen Vermittlung der Fähigkeit, Wirkungen undRealisationsmöglichkeiten von geplantenHandlungen abzuschätzen.

Analyse von Praxisbeispielen erfolgreicher Problemlösungen; Grundwissen zuInstrumenten; Wirkungsanalysen

Vollzug und KontrolleVermittlung der Fähigkeit, die Relevanzexterner Einflussfaktoren und moralischerGründe zu reflektieren.

Instrumente des Ethikmanagements;Erkenntnisse aus der Moral- undSozialpsychologie zu Ethical Decision Making

Abb. 1: Phasen des Entscheidungsprozesses sowie Ziele und Inhalte der unternehmensethischen Lehre

ist es für die Studierenden der BWL nützlich und notwendig, diese in ihrem Bezug zurwirtschaftlichen Tätigkeit zu kennen. Erst dadurch werden sie auf einen wichtigen Aspektihrer späteren beruflichen Tätigkeit vorbereitet.Analog zur Notwendigkeit derVermittlungjuristischer Grundkenntnisse in diesem Studium gilt dies für unternehmensethische Inhal-te. Eine Begrenzung auf rein wirtschaftswissenschaftliche Sachverhalte, Erkenntnisse undMethoden wäre für die spätere Tätigkeit zu eng. Im Hinblick auf die Breite betrieblicherAufgaben kann durch die Berücksichtigung von Unternehmensethik eine bloße Orientie-rung am rein Wirtschaftlichen vermieden werden.

Die Beschäftigung mit der Ethik trägt ferner dazu bei, normative Hintergründe wirt-schaftswissenschaftlicher Ansätze aufzudecken (vgl. Küpper 2006, S. 56; Ulrich 2008,S. 131 ff.; Zecha 2006). Es erscheint zweckmäßig, dass sich Studierende bewusst werden,welche Wertungen das jeweilige Wissen implizit enthält, um ihren eigenen Standpunktzu finden. Aufgabe der Vermittlung ethischer Konzepte kann und sollte es nach unse-rer Auffassung nicht sein, ein bestimmtes ökonomistisches, neoliberales, sozialistischesoder andersartiges Normensystem zu vermitteln. In einer freiheitlichen Gesellschaft dientEthik dazu, Studierende über normative Hintergründe der Lehrgegenstände aufzuklärenund diese zu analysieren, damit der Einzelne seine eigenen Wertungen finden und kritischreflektieren kann.

Anmerkungen

1 Die Wirtschaftsethik befasst sich mit den Zielen und Normen des individuellen und staatlichenwirtschaftlichen Handelns und desVerhältnisses zwischen beiden. Unternehmensethik behandeltmoralische Probleme, die sich in Unternehmen oder aus der Tätigkeit von Unternehmen ergeben(vgl. Höffe 2002).

2 Vgl. Ballwieser (2003); Ballwieser und Dobler (2003).

3 Vgl. Süddeutsche Zeitung vom 13.03.2007 (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/438/345277/text/); Spiegel Online (http://www.spiegel.de/thema/schmiergeldaffaere_bei_siemens/).

4 Dies betrifft mit Schneider (vgl. u. a. 1990), Hax (u. a. 1993) und Albach (u. a. 2005) drei derherausragenden Repräsentanten zwischen 1960 und 2000.

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Notwendigkeit, Ziele und Inhalte einer Ethik-Ausbildung … 57

5 Zu einer Darstellung des entsprechenden Lehrprogramms ausgewählter Lehrstühle vgl. auch diebeiden Ausgaben des Forums Wirtschaftsethik 01/2008 sowie 02/2008.

6 Vgl. zur Entwicklung des Faches u. a. Küpper (2007).

7 Zu den wenigen Ausnahmen gehören u. a. Loitlsberger (u. a. 1999) und Staehle (u. a. 1973).

8 Die ersten Handelshochschulen wurden um 1890 gegründet (vgl. Schneider 2001, S. 192 ff.;Staehle 1999, S. 101).

9 Es würde an dieser Stelle zu weit führen, das in diesem Zusammenhang oft angeführte Wert-urteilsfreiheitspostulat Webers vorzustellen und in seiner Geltung kritisch zu diskutieren (vgl.dazu bspw. Nau 1996; Zecha 2006).

10 Vgl. auch Albach (2005), der die BWL als ,normative Wissenschaft‘ charakterisiert.

11 Zu einem Beitrag, der – wenngleich auf anderem Weg – zu einem ähnlichen Ergebnis kommt,vgl. Kliemt (2008).

12 Wir sehen eine praktische Relevanz der unternehmensethischenAusbildung dann gegeben, wennsie einen Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen hat. Diese Konzeptualisierung vonRelevanz ist in der Literatur weit verbreitet. Vgl. bspw. Cohen (2007); Kieser und Wellstein(2008); Nicolai und Seidl (2010).

13 Vgl. für eine ähnliche Einteilung Heinen (1991, S. 35 ff.), Jones (1991), Küpper (2008, S. 196f.), Rest (1986). Dieses Phasenschema ist idealtypischer Natur und erhebt insofern insbesonderenicht den Anspruch, Entscheidungsprozesse deskriptiv in ihrem zeitlichen Ablauf darzustellen.Allerdings kann es helfen, wichtige Komponenten des Entscheidungsprozesses zu identifizieren.

14 So wurde etwa ein Härtefallfonds für die entlassenen Mitarbeiter eingerichtet, in den auch derdamalige Vorstandsvorsitzende seine geplante Gehaltserhöhung als Zeichen der Solidarität ein-zahlte.

Literatur

Albach H (2005) Betriebswirtschaftslehre ohne Unternehmensethik! Z Betriebswirtschaft 75:810–831

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Necessity, goals and content of ethics education in business administration

Abstract: Although business administration scholars in German-speaking countries increasinglyengage in business ethics research, their business schools have so far not systematically includedethics related contents into their standard curricula. Based on an understanding of business admini-stration as an applied discipline that should not shun the scientific discussion of normative statements,this article argues that our field needs to address ethical questions not only in research but also inteaching. The subsequent analysis addresses aims, contents, and methods of teaching business ethicsin higher education. Rather than teaching students ‘moral truths’, the main aim of business ethicseducation is seen in providing students with a variety of theories, concepts, and tools that are able tosupport them in ethical decision processes, which they are likely to encounter in their managementcareers.

Keywords: Ethics education · Management education


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