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NEW YORK STORIES JOHN ZORN’S BAGATELLES · PDF file30. mÄrz 2017 elbphilharmonie...

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30. MÄRZ 2017 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL NEW YORK STORIES JOHN ZORN’S BAGATELLES MARATHON
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30. MÄRZ 2017ELBPHILHARMONIEGROSSER SAAL

NEW YORK STORIES

JOHN ZORN’SBAGATELLES

MARATHON

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Den Begriff »Bagatelle« verwendet man im Alltag als Synonym für Kleinigkeiten. Auch in der Musik gibt es ihn: Seit dem 18. Jahrhundert bezeichet man kleine, meist für sich stehende Instrumen-talwerke als »Bagatellen«. Eine abwertende Kon-notation ist damit aber nicht verbunden, ganz im Gegenteil – spätestens Beethoven Gattungsbei-träge demonstrierten, wie komplex sie bei aller Kürze gebaut sein können. Auch John Zorn faszi-niert die kleine Form; über 300 solcher Bagatel-len hat er komponiert. Zum Auftakt des Festivals »New York Stories« führt er sie heute – zusammen mit einer illustren Runde musikalischer Freunde – in einem vierstündigen Marathon auf.

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Donnerstag, 30. März 2017 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

NEW YORK STORIES: JOHN ZORN’S BAGATELLES MARATHON

MASADA QUARTETJOHN ZORN SAXOPHONE

DAVE DOUGLAS TRUMPET

GREG COHEN DOUBLE BASS

JOEY BARON DRUMS

FRIEDLANDER-NICOLAS DUOERIK FRIEDLANDER VIOLONCELLO

MICHAEL NICOLAS VIOLONCELLO

KRIS DAVISKRIS DAVIS PIANO

MARY HALVORSON GUITAR

DREW GRESS DOUBLE BASS

TYSHAWN SOREY DRUMS

TRIGGERWILL GREENE GUITAR

SIMON HANES BASS

AARON EDGCOMB DRUMS

CRAIG TABORN SOLOCRAIG TABORN PIANO

JOHN MEDESKI TRIOJOHN MEDESKI ORGAN

DAVID FIUCZYNSKI GUITAR

CALVIN WESTON DRUMS

LAGE-RILEY DUOJULIAN LAGE GUITAR

GYAN RILEY GUITAR

NOVA QUARTETJOHN MEDESKI PIANO

KENNY WOLLESEN VIBRAPHONE

TREVOR DUNN BASS GUITAR

JOEY BARON DRUMS

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MARY HALVORSON QUARTETMARY HALVORSON GUITAR

MILES OKAZAKI GUITAR

DREW GRESS DOUBLE BASS

TOMAS FUJIWARA DRUMS

COURVOISIER-FELDMAN DUOMARK FELDMAN VIOLIN

SYLVIE COURVOISIER PIANO

ASMODEUSMARC RIBOT GUITAR

TREVOR DUNN BASS

TYSHAWN SOREY DRUMS

Ende gegen 0:00 Uhr

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DER SOUND DES BIG APPLE

Welche Lieder die amerikanischen Ureinwohner sangen, als sie einst den Wick-quasgeck Trail auf einer langgezogenen Halbinsel an der Ostküste des riesigen Kontinents durchstreiften, darüber lässt sich nur spekulieren. Die Musik der ersten Völker, die jene Halbinsel Manahatta nannten, mag wie manches andere aus der Kultur der »Indianer« in Spurenelementen fortleben: in Werken des böh-mischen Komponisten Antonín Dvořák bis zu den Songs eines Robbie Robertson. Doch die Melodien und Rhythmen derer, denen das Land ursprünglich gehörte, haben ihre europäischen Kolonisatoren herzlich wenig interessiert.

Zuerst, im frühen 17. Jahrhundert, machten die Holländer dem guten Dut-zend Stämme der Ureinwohner ihr Terrain streitig. Der kolportierte Kaufpreis von 60 Gulden dürfte nur symbolischen Wert gehabt haben. Nachdem die Eng-länder 1664 die holländische Kolonie Nieuw-Amsterdam erobert hatten, tauften sie das Gebiet in New York um. Und aus dem Wickquasgeck Trail, der Manahatta viele Meilen lang von Nord nach Süd durchzog, machten sie den Broadway von – Manhattan. Den Ton in der Musik gab hier nun auf lange Zeit die Kultur der alten Heimat der Kolonisatoren an: Europa.

New York City, zu dem seit 1898 neben Manhattan die vier weiteren, »Boroughs« genannten Stadtteile Bronx, Queens, Brooklyn und Staten Island gehören, nahm in den folgenden 300 Jahren einen ungeheuren Aufschwung, auch musikalisch. 1842 wurde die Philharmonic Symphony Society of New York gegründet, deren Orchester selbstverständlich auf einen Platz unter den sogenannten Big Five in den USA abonniert ist. Das New York Philharmonic gab die Uraufführung von Dvořáks Neunter Sinfonie Aus der Neuen Welt, auch von George Gershwins An American in Paris. 1853 gründete der Auswanderer Heinrich Steinweg aus Wolfshagen im Harz mit seinen Söhnen in New York die Klavierfabrik Steinway & Sons, die 1880 eine Dependance in Hamburg eröffnete.

Ab dem 20. Jahrhundert wurde die Stadt dann vollends zum Gravitationszen-trum und zum Sprungbrett für Musiker aller Stilrichtungen, für Komponisten und Texter, für Instrumentenbauer und Verlage, Plattenfirmen und Studios. Mit dem Aufkommen der Bigbands und den großen Shows etwa im Apollo Theater in Harlem wurde der Big Apple zum pulsierenden Zentrum des Jazz. Weiter südlich entwickelten vorwiegend afroamerikanische Musiker in langen Nächten nach ihrem Dienst in den Broadwayshows beim Jammen in den Clubs der 52nd Street

den Jazz rasant weiter. Die Musicaltheater brachten Weltstars wie Liza Minelli oder Barbra Streisand hervor, außerdem ein großes Reservoir an Songs, die gemeinsam mit großen Filmmelodien den Grundstock des Great American Songbook bilden. Die kleinen Cafés in Greenwich Village boten Künstlern wie Bob Dylan erste Auftrittsmöglichkeiten. Die von Frank Sinatra unnachahmlich optimistisch vorgetragene Zeile »If I can make there I’ll make it anywhere« aus dem Titelsong von Martin Scorceses Film New York, New York belegt die uner-schütterliche Zuversicht, die (nicht nur) das Showbusiness in die musikalischen Karrierechancen der Stadt hegt.

Wie nahe bildende Kunst und Musik in New York oft beieinander liegen, zeigt Andy Warhols Factory, aus der Lou Reed und Velvet Underground hervorgingen und andere, mehr der Avantgarde zugetane Acts. Später wurde das CBGBs in der Bowery zur rauhen Kreativzelle des Punk made in NYC, und in der Knitting Factory trafen sich alle, die auf der Suche waren nach radikal neuen Tönen – von musikalisch grundierten Performancekünstlern wie Laurie Anderson oder Mere-dith Monk bis zum Avantgarde-Jazz-Zirkel um John Zorn. Einige Repräsentanten dieser bewegten Musikgeschichte holt das Festival »New York Stories« nun in die Elbphilharmonie – um hier ihre Geschichten zu erzählen. TOM R. SCHULZ

NEW YORK STORIES

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DER HERR DER WANDLUNGEN

Zwischen allen Stühlen der aktuellen Musik bleibt sich John Zorn in einem treu: im immerwährenden Wandel

Es gab eine Zeit, da war John Zorn eine Art Pop-Star der Musik-Avantgarde. Es waren die trüben Jahre gegen Ende des Jahrtau-sends, als der Jazz sich in Spiegelfechtereien über den wahren Weg der Traditionspflege erschöpfte und auch auf der kompo-nierten Seite wenig Bewegung zu spüren war. Der Saxofonist mit der Nickelbrille und der Camouflagehose scherte sich nicht um die Tischmanieren der Genres und folgte dem Gang seiner Interessen. High und Low, U und E, alt und neu, komponiert und improvisiert – Musik aller erdenklichen Provenienzen, europä-isch, amerikanisch oder asiatisch; bis ins kleinste Detail aus-getüftelt oder mit dem Zufall spielend: Grenzen spielten keine Rolle mehr.

Der Prototyp eines New Yorkers

Dazu bezog der 1953 in New York geborene Enzyklopädist der Musik Anregungen aus Comic, Kino, Kunst, Literatur und Wis-senschaft und dem vielfältigen, lauten Alltag eines prototypi-schen New Yorkers. Mal ließ er sein Horn schreien und erstickte den Schrei dann am Knie, mal setzte er sich an einen Tisch mit seinen »duck calls«, einem Sortiment von Lockpfeifen aus der Welt der Jäger, und spielte damit Solokonzerte. Dann wieder entwarf er musikalische Gesellschaftsspiele für improvisierende Musiker, in denen er als Spielleiter mit seinen Regieanweisun-gen das Prinzip Improvisation für großformatige Ensembles erschloss. Er schrieb samtige Pop-Songs, brachte ein Band-projekt später die heile Welt der Schnulzen in den Stil-Collagen seiner All-Star-Band Naked City zum Kollaps oder initiierte das Entstehen einer »Radical New Jewish Culture«, für die eben-falls keine stilistischen Einschränkungen gilt. John Zorn ist ein Jongleur der Rollen – nur wenige haben stilübergreifend die Musikgeschichte der letzten vierzig Jahre stärker geprägt.

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Dabei haben sich die Akzente von Zorns Arbeit spürbar ver-schoben: War er zunächst vorwiegend als improvisierender Ins-trumentalist in Erscheinung getreten, ist längst der andere, der im Stillen werkelnde Komponist ins Zentrum seines Schaffens gerückt. Wobei sich die Spannweite seines Tuns nicht vermindert hat: heute ein ausnotiertes Stück für klassisches Streichquar-tett, morgen ein finsteres Hardcore-Gewitter in Rückkopplungs-Schwarz und übermorgen eine grellbunte Collage, die in einer halben Minute dutzende stilistische Positionen abarbeitet. Rock, Jazz, Country – nichts ist unmöglich. Zorn selbst weiß, dass seine Musik der stilistische Vielfalt mit der Gefahr einhergeht, als oberflächliche Stilübung missverstanden werden. »Jedes Stück hat seine innere Logik«, versucht er solche Vorhaltungen zu entkräften, »der Anfang enthält schon die DNA für den Rest des Stücks. Jede Note hat einen Sinn und steht da aus einem bestimmten Grund«. In seinem Arbeitsbereich, in dem es auch darum geht, die Konventionen der Musik grundsätzlich in Frage zu stellen oder gegebenenfalls außer Kraft zu setzen, stellt Zorn hohe Anforderungen. »Das kommt mit der Kenntnis der Geschichte. Du musst deine Hausaufgaben machen, du musst wissen, ob etwas schon vorher passiert ist oder nicht.«

Seine wichtigste Zutat: Intuition

John Zorn stellt hohe und höchste Ansprüche, an sich und seine Kompositionen, an die Musiker, mit denen er arbeitet, an die Produktionsbedingungen – und schließlich auch an sein Publi-kum und die Zunft der Kritiker. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, bedarf es eines hohen Maßes an Konzentration. »Ich schreibe intuitiv, direkt aufs Papier«, erklärt er seine Vorgehens-weise. »Ich mache keine Pläne, und wenn das Komponieren richtig gut geht, dann bin ich nicht einmal anwesend. Dann sind das für mich magische Momente, in denen ich mit dieser schöp-ferischen Energie, die uns seit Tausenden von Jahren umgibt, in Berührung komme. Die Musik schreibt sich dann ganz von selbst.«

John Zorn

DIE MUSIK

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Um diese Momente herbeizuführen, möglichst intuitiv und rückhaltlos, frei von Störgeräuschen und Ablenkungen seine Ideen zu entwickeln und sich in der grenzenlosen Freiheit des verfügbaren Materials nicht zu verirren, legt Zorn großen Wert auf eine Umgebung, die frei ist von allem, was ihn ablenken könnte. »Manchmal ist es die Familie, manchmal etwas zu essen, manchmal ist es Liebe, manchmal sind es die Medien, manchmal ist es auch einfach das Tageslicht – es gibt so viele Ablenkungen in der Welt, und ich denke, das ist kein Zufall.« Ablenkungen: Brot und Spiele, Zuckerbrot und Peitsche, Licht und Liebe, so sieht es Zorn, gehören seit jeher zu den Herr-schaftstechniken, mit denen die Menschen unter Kontrolle und davon abgehalten werden, »sich darauf zu konzentrieren, wie sie dazu beitragen können, die Welt zu einem besseren Ort zu machen«. Seit 40 Jahren wohnt er in der gleichen Wohnung, schreibt am gleichen Tisch im bis auf eine kleine Schreib-tischlampe komplett abgedunkelten gleichen Zimmer.

Zorns Feld ist die Musik »in ihrem abstraktesten Zustand«, instrumental, also »ganz rein«. Ihr, so sagt er mit voller Emphase, habe er sein »Leben gewidmet«. Worte dagegen stünden dem freien Fließen seiner Intuition im Weg, könnten das Komponieren auf das Niveau eines Malen-nach-Zahlen drücken. »Mein Pro-

blem mit Sprache ist«, sagt er, »dass sie oft erniedrigt, was sie zu beschreiben versucht. Ich bin Musiker geworden, weil mir die Worte nicht genügen. Worte erklären nichts, und oftmals machen sie alles komplizierter.« Dem gegenüber stehen die Musik und die extremen Empfindungen, die sich durch sie auslösen lassen, kathartische, bewusstseinsverändernde Reinigungsprozesse. So wird Komponieren zu einem Ausflug ins Ungewisse, bei dem mysteriöse Dinge passieren. So lässt sich Zorns Arbeitsweise als dialektische Beziehung von Gegensatzpaaren lesen: Intuition und Analyse, Zufall und Planung, Aktualität und Geschichte.

Komponieren als chemische Reaktion

Die besonderen Flow-Erlebnisse, wenn beim Komponieren wie zufällig plötzlich schlüssige Lösungen entstehen, sind es, um die es Zorn in seiner Komponierklause geht. Doch es bereitet Mühe, den Bildern zu folgen, die Zorn benutzt, um diesen Pro-zess zu beschreiben. Eines davon ist die Alchemie: »Du kannst es eine Metapher nennen, schließlich versuche ich nicht, Blei zu Gold zu machen. Aber für mich ist es real. Es geht um eine Art chemischer Reaktion. Du bringst zwei Elemente zusammen und sie bringen etwas Drittes hervor.« Aber es geht dabei auch um

John Zorn

DIE MUSIK

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seelische Transformationen, darum, durch die Kraft der Medi-tation in einen Zustand der Reinheit zu gelangen, der die Engel anzieht und mit ihnen die Melodien und die kreative Energie, sie zu Musik zu arrangieren. »Ich kann die Engel rufen«, erklärt er, »wenn ich sie brauche«.

Die beiden Books of Angels, mehr als 500 Kompositionen, die Zorn vor einigen Jahren in kurzer Zeit niederschrieb, belegen das ebenso eindrucksvoll wie die 300 Bagatellen, kurze, doch bisweilen sehr komplexe Kompositionen, die mit jeder neuen Aufführung, jeder neuen Besetzung, ihren Charakter verändern können und die nun im Zentrum des »Bagatelles Marathon« in der Elbphilharmonie stehen. Innerhalb von drei Monaten schrieb Zorn diese Kompositionen, die nun etwa 30 profilierte Musiker aus der New Yorker Szene aufführen, die sich auf zwölf ver-schiedene Formationen verteilen: vier Quartette, je drei Trios und Duos sowie zwei Solokünstler, der Pianist Craig Taborn und der Elektronik-Künstlerin Ikue Mori. Nur einmal – auf dem ersten Wegstück mit dem Quartett Masada – greift Zorn dabei selbst zum Saxofon, ansonsten tritt er vollends zurück hinter die Musik.

Musik als zwischenmenschliche Kommunikationsform

Was am Ende für ihn zählt, sind die Menschen, mit denen er über seine Musik kommuniziert. »Music is about people«, ist so ein Satz, auf den John Zorn immer wieder zurückkommt. So abweisend er manchmal wirken kann, sind auch für ihn Menschen Medium und Adressat der Musik. Menschen füllen die Leerstellen der Komposition, geben ihr ihren tatsächlichen Klang. »Es gehört zu den großartigen Aspekten einer Existenz als Musiker«, präzisiert Zorn, »dass man Im Unterschied zu vie-len Bildenden Künstlern oder Schriftstellern mit Menschen zu tun hat, wenn es darum geht, etwas hervor zu bringen.«

Für Zorn hat das weitreichende Konsequenzen. Während für ihn auch das Publikum zu den gefährlichen Ablenkungen zählen kann, realisiert sich in diesem Satz die Verwandlung des flüchti-gen Mediums Musik in den Fixstern, der seine Kommunikation mit anderen organisiert, in dem er für sie komponiert, mit ihnen

spielt, ihnen zuhört. Musik ist der Kern, aus dem heraus Zorn Respekt, dauerhafte Zusammenarbeit und Freundschaft schafft. Mit manchen Musikern wie dem Trompeter Dave Douglas, dem Gitarristen Marc Ribot, dem Schlagzeuger Joey Baron oder den Bassisten Drew Gress oder Trevor Dunn arbeitet er seit Jahr-zehnten zusammen. Andere, wie die Gitarristen Mary Halvorson, Julian Lage oder Gyan Riley, zählen erst seit kurzem zu seinem Kosmos, doch der Respekt und die Anerkennung, die ihm diese Kollegen entgegenbringen, ist sein höchster Lohn. In Ringen um diesen Kern herum entsteht Community, eine Gemeinschaft von verwandten Seelen. »Wir existieren in einem kleinen Par-alleluniversum, und ich versuche, Musik zu schaffen, die diese Situation in die andere Welt zurückspiegelt und vielleicht den ein oder anderen dazu bringt, über das Leben nachzudenken.«

Mit seinen Kompositionen und mit seiner kuratorischen Arbeit, mit dem Musikclub The Stone in Manhattan und sei-nem Label Tzadik hat er zudem Orte geschaffen, an denen über seine persönliche Anwesenheit hinaus, die Musik lebendig ist. »Ich versuche einfach, mit all diesen Dingen in Verbindung zu bleiben. Ich versuche, das Richtige zu tun. Meinen Freunden zu helfen, wo ich kann. Gelegenheiten zu schaffen, wo andere sich entwickeln können. Kontakt aufzunehmen zu der Community in der ich mich aufhalte, mich von Ablenkungen und negativen Menschen fern zu halten – und daraus ist ein Ort entstanden, in dem die Kreativität regiert.« Er selbst sieht sich damit in bester Gesellschaft: »Bach hatte seine Community im Umfeld seiner Kirche. Es gab Musiker, für die er schrieb, es gab ein Publikum, das kam, um zu hören, was er geschrieben hatte. Ich sehe da keinen großen Unterschied zu dem was ich heute mache. Ich habe eine Community hier, viele Musiker, die hierherkommen, in die Stadt, weil das ein aufregender Ort ist, wir treffen uns, teilen Dinge, arbeiten miteinander. Ich lasse mich inspirieren, höre junge Musiker, die großartige Sachen machen, wir werden Freunde, und ich schreibe etwas für sie. So funktioniert Musik-geschichte.«

STEFAN HENTZ

Mary Halvorson

Craig Taborn

DIE MUSIK

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ELBPHILHARMONIE MIXTAPE

Spannende Reportagen, Interviews und Hintergründe zum aktu-ellen Festival New York Stories gibt es in der Radiosendung Elb-philharmonie Mixtape. Sie läuft am 1. April von 12 bis 13 Uhr im ByteFM Webradio und am 3. April um 19 Uhr auf UKW 91,7 und ist als Podcast unter www.elbphilharmonie.de/mixtape abrufbar. In der Sendung schaut Moderator Michael Hager (Foto) zudem auf fünf Tage »¡Viva Beethoven!« zurück und gibt einen Ausblick auf das Festival »Transatlantik«, das Mitte April stattfindet.

Elbphilharmonie Mixtape ist eine Kooperation mit ByteFM. Alle bisherigen Sendungen kann man unter www.elbphilharmonie.de/mixtape nachhören.

Die Aufzeichnung des Konzerts in Ton, Bild oder Film ist nicht gestattet.

IMPRESSUMHerausgeber: HamburgMusik gGmbH – Elbphilharmonie und Laeiszhalle BetriebsgesellschaftGeneralintendanz: Christoph Lieben-SeutterGeschäftsführung: Jack F. KurfessRedaktion: Clemens Matuschek, Simon ChlostaGestaltung und Satz: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerDruck: Flyer-Druck.de

Anzeigenvertretung: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

BILDNACHWEISBroadway in New York (unbezeichnet); John Zorn (Scott Irvine, Oliver Heisch); Craig Taborn (unbezeichnet); Mary Halvorson (unbezeichnet); Michael Hager (Dirk Pudwell)

TIPP

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© A

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Piano News Magazine »Immense talent�…you must listen to this young pianist«

The Telegraph »Amazing virtuosity�…�monumental, rapt intensity«

BBC Music Magazine »Few musicians match Ólafsson for creative fl air«

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Debüt am 11.2.2017

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WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

PRINCIPAL SPONSORSBMWMontblancSAP

FÖRDERSTIFTUNGENStiftung ElbphilharmonieKlaus-Michael Kühne StiftungKörber-StiftungHans-Otto und Engelke Schümann StiftungK. S. Fischer-StiftungHaspa Musik StiftungHubertus Wald StiftungErnst von Siemens MusikstiftungCyril & Jutta A. Palmer StiftungMara & Holger Cassens StiftungRudolf Augstein Stiftung

Freundeskreis Elbphilharmonie + Laeiszhalle e.V.

MEDIENPARTNERNDRDer SpiegelByte FMVAN MagazinNDR Kultur

PRODUCT SPONSORSCoca-ColaHaweskoLavazzaMeßmerRuinartStörtebeker

CLASSIC SPONSORSAurubisBankhaus BerenbergBlohm+VossCommerzbank AGDG HYPReederei F. LaeiszGossler, Gobert & Wolters GruppeHamburger FeuerkasseHamburger SparkasseHamburger VolksbankHanseMerkur Versicherungs-gruppeHSH NordbankJyske Bank A/SKPMG AGKRAVAG-VersicherungenM.M.Warburg & CO

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