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Neue WIR Bank Museum ohne Öffnungszeiten · Nach der Matur studierte er Wirt- ... Mitte Jahr Post...

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Rot und rund Das neue Markenzeichen der WIR Bank Die Neffen des WIR Komplementärwährungen Neue WIR Bank Die ersten Reaktionen Museum ohne Öffnungszeiten 1/2017 Das Magazin für Privatkunden der WIR Bank Genossenschaft Wein und Sein in Erlinsbach Award für Albin von Felten
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Rot und rund Das neue Markenzeichen der WIR Bank

Die Neffen des WIRKomplementärwährungen

Neue WIR BankDie ersten Reaktionen

Museum ohneÖffnungszeiten

1/2017

Das Magazin für Privatkunden der WIR Bank Genossenschaft

Wein und Sein in Erlinsbach

Award für Albin von Felten

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144 Seiten «Faszination WIR»

82 Jahre sind seit der Gründung der WIR Bank Genossenschaft vergangen. Das Buch «Faszination WIR – Resistent gegen Krisen, Spekulationen und Profitgier» beleuchtet Aspekte einer spannenden Firmengeschichte, setzt dazu bereits beim Börsencrash von 1929 ein und zeigt die Zukunftschancen der Komplementärwährung WIR auf. Das Buch ist im Buchhandel erhältlich, kann zu einem Vor-zugspreis, aber auch über die WIR Bank bezogen werden.

Das WIR-System der WIR Bank unterstützt die Schweizer Binnenwirtschaft und ist in seiner Grösse und Nachhaltig-keit weltweit einzigartig: Was 1934 als Netzwerk von 300 Firmen und Privaten begann, umfasst heute 50 000 KMU, die 2013 unter sich einen Mehrumsatz von 1,43 Mrd. CHW generierten. In seinem Buch «Faszination WIR» zeigt Hervé Dubois auf, wie diese spannende Erfolgsgeschichte mög-lich war, welche Hürden dabei genommen werden muss-ten und was auch in Zukunft der okönomische Nutzen ei-ner Komplementärwährung in einer von Wachstums- und Profitdenken geprägten Wirtschaftsordnung ist.

Hervé Dubois wurde in La Chaux-de-Fonds geboren und wuchs in Zürich auf. Nach der Matur studierte er Wirt-schaftswissenschaften und Publizistik an der Hochschule St. Gallen. Während 20 Jahren war Dubois in der Region Basel als Redaktor bei Tageszeitungen, bei der Schwei-zerischen Depeschenagentur und als Radiojournalist tä-tig. 1995 wechselte er zur WIR Bank Genossenschaft, wo

er bis zu seiner Pensionierung 2014 als Kommunikations-leiter tätig war. Heute lebt Hervé Dubois im Wallis.

Faszination WIR – Resistent gegen Krisen, Spekula­tionen und Profitgier. 144 Seiten, Hardcover, Leinen­struktur mit Prägung

Erhältlich ist das Buch in allen Buchhandlungen (ISBN 978-3-03781-075-0) zum Preis von 34 CHF (Richtpreis).

Das Buch kann – solange der Vorrat reicht – auch über die WIR Bank zum Vorzugspreis von 20 CHF oder 20 CHW bezogen werden, und zwar– per Post mit dem unten stehenden Talon* – per E-Mail (s. Talon)*– in den Filialen und Agenturen der WIR Bank

* Portokosten werden nicht verrechnet

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TALON

Bitte senden Sie mir ….... Exemplar(e) des Buchs «Faszination WIR» zum Preis von 20.–/Exemplar an diese Adresse:

Firma: ....................................................................................................................................

Vorname/Name: ...................................................................................................................

Strasse: .................................................................................................................................

PLZ/Ort: ...............................................................................................................................

Unterschrift: ..........................................................................................................................

Ich bezahle mit WIR. Bitte belasten Sie mein WIR-Konto Nr. .......................................

Ich bezahle mit CHF. Bitte belasten Sie mein Kontokorrentkonto Nr. ………..................................… Sparkonto Nr. ..........................

Ich bezahle mit CHF nach Erhalt einer Rechnung (Lieferung nach Zahlungseingang)

Talon einsenden an WIR Bank, Marketing, Auberg 1, 4002 Basel. Oder bestellen Sie das Buch per E­Mail bei Nadja Maurer: [email protected] (bitte gewünschte Anzahl Bücher, Adresse und Zahlart mit Kontonummer angeben).

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Januar 2017

Vom Meldereiter zur E-Mail

Wenn Sie in Sachen Bankgeheim-nis Mitte Jahr Post von der WIR Bank erhalten, ist Gelassenheit angesagt.

Editorial

Das waren noch Zeiten, als Pferde, Kutschen und Schlitten die modernsten Verkehrsmittel waren. Letzte Zeugen dieser Epoche sind Familiennamen wie Wagner, Sattler oder Fuhr-mann. Oder Museen wie das Museum für Pferdestärken in Basel. Seit einigen Monaten ist auch dieses nur noch Ge-schichte: Die Räumlichkeiten sollen anders genutzt werden, die Ausstellungsobjekte traten ihre letzte Reise an, in ein De-pot in Pratteln. Konser vatorisch das Beste, was den Kutschen und Schlitten passieren konnte, für die Liebhaber dieser Ge-fährte und für viele Sonntagsausflügler ein herber Verlust. Die Chancen, eines der sperrigen Objekte wiederzusehen, sind gering – es sei denn, man holt sich die Google-App Arts & Culture auf das Smartphone. Sie ermöglicht einen virtuellen Rundgang durch die letzte Ausstellung – die Kut-schen und Schlitten bleiben dem Liebhaber und Laien digi-tal zugänglich (S. 32).

Geht es nach Daniele Turini, dem eCulture-Verantwortli-chen des Historischen Museums Basel HMB, so werden im Jahresrhythmus weitere Sammlungen virtualisiert. Nicht, weil man die stolzen Häuser schliessen und die Ob-jekte einmotten will, sondern als weltweit zugängliche Ap-petizer für einen Besuch in der realen Welt. Das HMB will 2017 zu den weltweit innovativsten Stadtmuseen der Welt gehören. Diese Vision versteht Turini als Treiber, weiterhin kreativ zu bleiben. Denn mit Virtualisierungen von Rund-gängen ist es auf Dauer nicht gemacht, wenn ein Histo-risches Museum erfolgreich bleiben und neue – sprich: auch jüngere – Besucherschichten ansprechen will.

Erfolgreich bleiben will auch die WIR Bank Genossen-schaft, weshalb sie letzten November mit einem neuen Markenzeichen und neuen Inhalten, nämlich digitalen

Angeboten, aufgetreten ist. Sie richten sich zunächst an KMU – seit 1934 die Stammkundschaft der WIR Bank –, aber noch dieses Jahr wird auch für die digital-affinen Pri-vatkunden ein spannendes Vorsorgeprodukt eingeführt.

Es bleibt abzuwarten, ob es für ebenso grosse Schlagzei-len sorgen wird wie die Ankündigung der WIR Bank, dass sie von ihren Kunden die Entbindung vom Bankkunden-geheimnis fordert. «Das Bankgeheimnis ist schon lange tot», sagte der Finanzexperte Rino Borini im WIRplus- Inter view von November 2016. So gesehen ist die WIR Bank nur konsequent. Wenn Sie also in Sachen Bank geheimnis Mitte Jahr Post von der WIR Bank erhalten, ist Gelassen-heit angesagt: Auch nach einem Verzicht ändert sich für Sie materiell nichts: Alle Daten bleiben vor dem Zugriff Dritter selbstverständlich vollumfänglich geschützt. Was sich ver-einfacht, ist der Informationsfluss zwischen Ihnen und der Bank: Sie haben der WIR Bank eine E-Mail geschickt? Dann schickt die WIR Bank keinen Meldereiter los, sondern antwortet ebenfalls per E-Mail. Dank der Entbindung vom Bankgeheimnis schnell, einfach und zeitgemäss (S. 7, S. 36).

Daniel FluryChefredaktor

Erfolgreich und schlagkräftig

Tennisspieler Claude Mory, den wir im letzten WIRplus vorgestellt haben, ist nach den Geneva Se-nior Open von Platz 9 auf den 5. Platz der Weltrang-liste (Kategorie Ü 85) vorgestossen. Wir gratulieren!

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WIRplus Kundenmagazin

Genossenschaften werden Weltkulturerbe

«Die Idee und Praxis der Genossenschaft» zählt neu zum immate- riellen Weltkulturerbe. Die UNESCO hat an ihrer Sitzung vom 30. November 2016 in Addis Abeba auf Antrag Deutschlands die Auf-nahme der Genossenschaften in die Repräsentative Liste beschlossen.

Die Schweizer IG Genossenschaftsunternehmen (IGG) zeigt sich über diesen Schritt der UNESCO sehr erfreut: «Genossenschaften setzen sich auf der ganzen Welt und in verschiedensten Bereichen zum Nutzen ihrer Mitglie-der ein», sagt Werner Beyer, Präsident der IGG. «Mit der Aufnahme der Idee und Praxis der Genossenschaft in die Repräsentative Liste der UNESCO wird die Leistung, wel-che Genossenschaften tagtäglich erbringen, anerkannt», so Beyer.

Germann Wiggli, Vorsitzender der Geschäftsleitung der WIR Bank Genossenschaft, begrüsst den Schritt der UNESCO ebenfalls: «Die Rechtsform der Genossenschaft ist genau richtig für Bankinstitute, die sich der Nachhal-tigkeit verschrieben haben und – wie beispielsweise die WIR Bank mit ihren Networks – regional verwurzelt sind.» Durch die Konzentration aufs Binnengeschäft generiere die WIR Bank Mehrwert für die Bewohner der Schweiz und für die Schweizer KMUs. Am Beispiel der WIR Bank widerlegt Wiggli auch das Vorurteil, Genossenschaften seien verknöchert und unbeweglich: «Mit unseren neus-ten Produkten und unserer digitalen Offensive treffen wir genau den Nerv der Zeit!»

In der Schweiz sind Genossenschaften – ähnlich wie in Deutschland – seit Jahrhunderten stark verankert. Tra-ditionelle Formen stellen die Alp- oder Käsereigenos-senschaften dar. Auch heute begegnen Herr und Frau Schweizer Genossenschaftsunternehmen auf Schritt und Tritt: Wenn sie in der Migros, bei Coop oder in der Landi

IGG

Die IGG vertritt die Interessen der Genossenschaftsunternehmen in der Schweiz. Der Verein fördert die genossenschaftliche Wirtschaft, treibt Innovationen voran und hilft bei der Gründung sowie dem Aufbau neuer Genossenschaftsunterneh-men. Die IGG unterstützt dazu die Forschung und Lehre am Institut für Unterneh-mensrecht IFU | BLI der Universität Luzern.

Die IGG wurde im Jahr 2010 gegründet. Sie vereint heute die grössten Genossen-schaftsunternehmen der Schweiz, darunter auch die WIR Bank Genossenschaft, und vertritt damit – gemessen am BIP – 12% der Schweizer Wirtschaft.

einkaufen, bei der Mobiliar versichert sind oder ihre Bank-geschäfte über eine Genossenschaftsbank abwickeln. Das Vertrauen, welches die Schweizer Bevölkerung den Genossenschaftsunternehmen dabei entgegenbringt, ist – gerade im Vergleich zu börsenkotierten Aktienge-sellschaften – sehr hoch. Lediglich Unternehmen, die als Familien-AG organisiert sind, geniessen ein noch höheres Vertrauen. Eine aktuelle im Jahr 2016 vom For-schungsinstitut gfs.Bern im Auftrag der IGG erarbeitete Studie unterstreicht diesen Befund. Die Gründe für das hohe Vertrauen liegen in der regionalen Verankerung von Genossenschaften, ihrer Nähe zu den Kunden und der Möglichkeit zur aktiven Mitwirkung. Zudem sind Genos-senschaften einem nachhaltigen Geschäftsmodell ver-pflichtet, das Gewinne ins Unternehmen reinvestiert.

Erfolgs- und ZukunftsmodellDies zeigt: Genossenschaften sind mehr als ein kulturelles Gut, das es zu schützen gilt. «Genossenschaften stehen allen offen, sind demokratisch legitimiert, partizipativ und nicht zuletzt auch innovativ», so Prof. Dr. Franco Taisch, Delegierter des Vorstands der IGG. Die IGG setzt sich für die Förderung dieser traditionellen und zugleich zu-kunftsträchtigen Unternehmensform ein. Gemäss Franco Taisch ist klar: «Genossenschaften sind ein Erfolgsmo-dell. Auch in Zukunft ist mit ihnen zu rechnen.»

● df

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Januar 2017

04 «Durchhalten und sich nicht einschüchtern lassen» Frauenförderung in der Hotellerie 07 Neue WIR Bank Die ersten Reaktionen 09 «Es warten weitere Gipfel»

Herbstgespräche der WIR Bank

12 Rot und rund Das neue Markenzeichen der WIR Bank

16 Wo der Schuh drückt Die WIR Bank stellt ihre erste KMU-Studie vor

18 Verschiebungen auf der Ferienlandkarte

22 Die kleinen Neffen des WIR

25 Jungunternehmer essen hartes Brot

27 Hohe Renditen, tiefe Gebühren

Vorsorgekonto Terzo

28 Wein und Sein in Erlinsbach

32 Museum ohne Öffnungszeiten

36 Jedem Bürger sein elektronisches Dossier

39 Kolumne Willi Näf

40 Cartoon

Inhalt

Seite 4

Auch in der Hotellerie sind Frauen in Füh-rungspositionen deutlich untervertreten. Talent Reviews helfen, Ziele zu formulieren und Selbstzweifel abzubauen. Davon profitieren auch Männer.

Seite 18

Ferien in der Schweiz sind immer eine gute Idee. Wen es 2017 trotzdem ins Ausland zieht, stellt vermehrt Überlegungen zum Thema Sicherheit an. Zu den Verlierern gehören ten-denziell Städte, zu den Gewinnern westliche Mittelmeerstrände.

Seite 32

Ist das Museum der Zukunft digital? Nein, bzw. nicht nur, ist sich Daniele Turini sicher. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis etwa der Heilige Pantalus aus seiner Vitrine ausbricht und auch virtuell unterwegs ist.

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WIRplus Kundenmagazin

«Durchhalten und sich nicht einschüchtern lassen»

Weit mehr als die Hälfte der Angestellten in der Hotellerie sind Frauen. Im obersten Kader jedoch sind sie krass untervertreten. Das soll sich ändern, findet man bei der Hotelgruppe Carlson Rezidor.

Der Schweizerhof in Bern ist eines von zwei Fünfstern-häusern in der Bundesstadt. Das Hotel gehört zur so-genannten Bürgenstock Selection, die sich im Besitz einer Gruppe aus dem Emirat Katar am Persischen Golf befindet. Umso erstaunlicher deshalb, dass der General Manager des Hauses – eine Frau ist. Denn Frauen in sol-chen Positionen sind in der Hotellerie noch immer eine Rarität. Kommt hinzu, dass Iris Flückiger erst 36 war, als sie vor zweieinhalb Jahren die Chefposition im Schwei-zerhof erklomm. «Die Anfrage ist damals aus heiterem Himmel gekommen», sagt sie lachend.

Es sollte mehr Frauen wie Iris Flückiger geben, findet man in der Hotelgruppe Carlson Rezidor. Diese hat sich vor ein paar Jahren ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Ende 2016 sollten in ihren rund 350 Betrieben mit etwa 40 000 Angestellten 30% des obersten Kaders Frauen sein. Ausgehend von ei-nem Frauenanteil in dieser Spitzengruppe von 16% wäre das fast eine Verdoppelung. Verantwortlich für die Umset-zung des Förderprogramms in Zentraleuropa (Deutsch-land, Österreich, Schweiz, Polen und Südosteuropa) sind Markus Conzelmann, der in Luzern seit 2006 das Rezi-dor-Haus Radisson Blu führt, und Verena Forstinger, Di-

Ganz schön edel: die Rezeption im Hotel Schweizerhof Bern. Fotos: zVg

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Januar 2017

rektorin des Radisson Blu Style Hotel in Wien. Conzelmann relativiert gleich zu Beginn unseres Gesprächs: Man werde bis Ende Jahr noch nicht bei 30% ankommen, dafür 2018 oder 2019 vielleicht bei 35.

Nicht um jeden Preis«Erste Firma in der Schweiz führt Frauenquote ein», lautete eine Schlagzeile in der Gratispresse, als erstmals vom Pro-gramm berichtet wurde. Conzelmann dementiert: Es gehe der Rezidor-Gruppe nicht darum, um jeden Preis Frauen in Spitzenpositionen zu befördern. «Bei der Kandidatenausle-se zählt nur die Qualität der Kandidatur», sagt er. «Ob es sich dabei um eine Frau oder einen Mann handelt, ist egal.» Von Quoten könne also keine Rede sein. Vielmehr wolle man, so Conzelmann, «verborgene Talente entdecken und fördern». Auch seine Wiener Kollegin Verena Forstinger betont, es gehe nicht darum, «mit Gewalt eine bestimmte Quote zu er-zwingen, sondern vielmehr jene Gründe, die als Karrierehin-dernis im Weg stehen, zu relativieren oder auszuräumen. Wir denken allerdings, dass es zahlreiche Frauen in unserem Unternehmen gibt, die das Potenzial haben, als Top-Füh-rungskraft eingesetzt zu werden», so Verena Forstinger in einem Gespräch mit austrianbusinesswomen.at. Ziel: General ManagerDie Grundlagen wären gegeben. «In unserer eigenen Business-School beträgt der Frauenanteil jeweils rund 60%», sagte der oberste Rezidor-Personalverantwortli-che, Michael Farrell, in einem Interview mit der «htr hotel revue». «Auf der ersten Führungsebene haben wir 40% Frauen.» Erst auf der Ebene General Manager und auf-wärts hapert es. Rezidor eröffnet gegenwärtig rund 20 neue Hotels pro Jahr; da gibt es viele Kaderpositionen zu besetzen. Karrieremöglichkeiten wären also vorhanden. Und fast die Hälfte der Frauen antwortete in einer Rezi-dor-internen Erhebung auf die Frage «Wie weit möchten Sie in Ihrer Karriere kommen?», dass sie die Stufe Ge-schäftsführer / General Manager anstrebten (32%) oder gar noch höher klettern möchten (15%).

Nigeria? – Warum nicht?Deshalb stellt sich die Frage, weshalb das (noch) nicht klappt. Markus Conzelmann und Michael Farrell führen meh-rere Gründe für den Frauenmangel auf Chefstufe auf: Frauen hätten eine Tendenz zu falscher Bescheidenheit: «Wenn ein Mann zwei von fünf Kriterien für eine ausgeschriebene Stelle erfüllt, bewirbt er sich. Bei einer Frau können es vier von fünf sein, und sie hat trotzdem Hemmungen, sich zu bewerben», weiss Conzelmann aus Erfahrung. Hinzu kommen oft fami-liäre Verpflichtungen wie etwa die Betreuung von Kindern. Ein Problem sei «manchmal die fehlende Bereitschaft, geo-grafische Wechsel zu vollziehen», meint Farrell. Die Gruppe expandiert vor allem in Südosteuropa, Afrika und im Fernen Osten. Auf seiner beziehungsweise ihrer Laufbahn muss je-mand also auch mal bereit sein, ein neues Haus in Kasach-stan oder in Nigeria zu führen.

«Eine Nummer zu gross für mich»Iris Flückiger scheint das zu bestätigen, wenn sie schil-dert, wie sie auf die Berufung reagierte: «Ich dachte zu-erst, der Job sei eine Nummer zu gross für mich», sagt sie, «und das ist vielleicht typisch weiblich.» Denn das nötige Rüstzeug für die Position hatte sie mitgebracht, mit einem KV-Abschluss bei der SBB, einem Diplom der Hotelfachschule Thun und Berufserfahrung in den Hotels Davoserhof, Giardino in Ascona, Ramada in Solothurn,

Markus Conzelmann, General Manager des Radisson Blu Luzern.

Iris Flückiger, General Manager des Hotel Schweizerhof Bern.

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WIRplus Kundenmagazin

auf der Griesalp im Kiental, Berner Oberland, sowie in Ka-derpositionen im Berner Schweizerhof selber, wo sie seit dessen Wiedereröffnung Ende 2010 engagiert war.

Als sie zur obersten Chefin befördert wurde, kannte Iris Flückiger also ihre Leute bereits, und diese kannten sie. Dass sie «von Anfang an sehr grosse, hundertprozenti-ge Unterstützung durch das Team» bekam, vereinfachte ihre neue Rolle. Die ersten Monate seien trotzdem sehr schwierig gewesen, erzählt sie, «aber dann habe ich den Schalter umgestellt». Kreative, flexible LösungenDie Hotelgruppe Carlson Rezidor will Hinderungsgründe für Frauenkarrieren aktiv angehen, und das Radisson Blu in Luzern macht es vor: Das Hotel hat 189 Zimmer; dank seiner Lage unmittelbar beim KKL und beim Bahnhof ist es gut belegt; 2014 wurde es gruppenintern zum Hotel des Jahres gekürt. Direktor Conzelmann akzeptiert auf allen Stufen Teilzeitarbeit, Job Sharing, gleitende Arbeitszeit und auch Home Office, soweit das mit der jeweiligen Funktion vereinbar ist: «Es ist klar, dass eine Rezeptionistin oder ein Koch die Arbeit nicht zu Hause erledigen kann», sagt er, «aber man kann mit ihnen über die Organisation der Ar-beitszeiten reden und kreative, flexible Lösungen finden.» Wer 60% arbeitet, bekommt den Lohn für 70%; dafür er-wartet der Chef, dass man auch in der Freizeit mal ein Te-lefon oder eine E-Mail beantwortet.

Talent ReviewIn der Rezidor-Gruppe gibt es darüber hinaus ein Ent-wicklungsprogramm speziell für Frauen. Dort werden gezielt Karrierevorstellungen abgeklärt und Talente ge-fördert. Man stellt den Teilnehmerinnen die Frage nach ihren beruflichen Träumen und klärt dann ab, ob die Kar-rierevorstellungen mit den effektiven Fähigkeiten und Begabungen kompatibel sind. Bei regelmässigen «Talent Review Meetings» werden individuelle Entwicklungspläne

erarbeitet; das Selbstvertrauen soll so gefördert werden. Das Programm, vorerst nur Frauen angeboten, soll später allen zugänglich sein, sagt Conzelmann.

Auch Männer profitierenDenn am Ende sei dies gar kein spezifisches Frauenthe-ma, meint Michael Farrell: «Heute gibt es auch immer mehr Männer, die sich mehr Zeit für die Betreuung ihrer Kinder nehmen wollen. Dem müssen wir Rechnung tra-gen.» Und Markus Conzelmann fügt bei, dass man eine «Balanced Leadership» anstrebe, eine Führung also, in der «männliche und weibliche Eigenschaften vereint» seien. Deshalb werden die Rezidor-internen Massnah-men und Programme längerfristig Männern ebenso zu-gutekommen wie Frauen – und damit auch den Betrieben selber: «Es ist erwiesen, dass eine gut durchmischte Füh-rung mehr Ertrag bringt», sagt der Radisson-Blu-Direktor.

Und was tut Iris Flückiger, die Schweizerhof-Direktorin, für die Frauenförderung? Sie hat ein gutes Gewissen: «In meinem achtköpfigen Kader sind sechs Frauen.» Doch die Lorbeeren dafür will sie nicht einheimsen: «Das war schon unter meinem Vorgänger Michael Thomann so.»

«Selbstzweifel abbauen»Jungen Frauen, die eine Laufbahn in der Hotellerie an-streben, rät Iris Flückiger, ein gesundes Selbstbewusst-sein zu entwickeln, Selbstzweifel abzubauen, etwas zu wagen. Denn als Direktorin eines Hotels, vor allem eines renommierten Fünfsternhauses wie der Schweizerhof, stösst man nicht überall auf Begeisterung. «Einige, vor allem ältere Hoteliers haben mich spüren lassen, dass sie nicht glaubten, eine Frau, und erst noch eine relativ junge, sei einer solchen Anforderung gewachsen.» Da gebe es nur eines, und das gelte für alle Frauen: «Durchhalten und sich nicht einschüchtern lassen.»

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Ganz schön bunt: das Radisson Blu in Luzern.

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Januar 2017

«Die Schnelle des Erfolgs hat uns überrascht»

Mit einem komplett neuen Auftritt hat die WIR Bank Anfang Novem-ber 2016 für Aufmerksamkeit und Schlagzeilen gesorgt. Insbesondere die Tatsache, dass alle Kunden die Bank vom Bankkundengeheimnis entbinden sollen, hat Kommentatoren auf den Plan gerufen. Im In-terview nimmt Germann Wiggli, Vorsitzender der Geschäftsleitung, Stellung zu den Beweggründen und Folgen.

Ein total neuer Auftritt, neue Dienstleistungen, neue digitale Produkte, neue Geschäftsbedingungen mit Entbindung vom Bankkundengeheimnis durch die Kunden: In der WIR Bank hat Anfang November eine neue Zeitrechnung begonnen. Wie fielen die Reakti­onen aus?Die Reaktionen gehen immer noch ein! Wir haben mit ei-nem Paukenschlag und mit einem neuen Auftritt unsere innovativen Dienstleistungen und Produkte präsentiert, was viele überrascht hat.

Wie sehen die ersten Erfolge aus?Besonders die Zahlungs-App WIRpay für das Smart phone hat unter den Firmenkunden begeisterte Reaktionen aus-

gelöst. WIRpay revolutioniert das unmittelbare Bezahlen und Einnehmen in WIR und CHF. Beispiel Autokauf: Der Käufer löst die Zahlung auf seinem Smartphone in der Garage vor Ort aus. Der Verkäufer erhält, wenn er WIRpay installiert hat, sofort die Mitteilung auf sein Smartphone, dass der Kaufpreis auf dem Konto eingegangen ist. Be-reits in den ersten Tagen wurden zehntausende WIR und CHF mit WIRpay bezahlt und eingenommen. Die Schnelle des Erfolgs hat uns überrascht.

Wichtiger Baustein der Erneuerung ist der WIR­market. Was ist darunter zu verstehen?Der neue WIRmarket dient in erster Linie unseren Firmen-kunden, ist aber auch den Privatkunden zugänglich. Als Tool ist er einzigartig und stellt einen echten Mehrwert dar. Keine andere Bank in der Schweiz ist in der Lage, unsere KMU zum Nutzen aller so zu vernetzen und für ihre Kunden Verkaufsförderung so zu betreiben, wie wir es können. Wichtig ist, dass sich jetzt alle WIR-Teilnehmer auf dem WIRmarket registrieren und aktiv werden. Auf den Punkt gebracht: Mit WIRmarket wird der Austausch mit anderen WIR-Teilnehmern und das Geldverdienen einfacher.

«Das Bankgeheimnis hin-dert uns an der Entwick-lung moderner Dienstleis-tungen und Produkte.»Die WIR Bank will, dass sämtliche Kunden die Entbin­dung vom Bankgeheimnis schriftlich unterzeichnen sollen. In einigen Kommentaren war vom «gläsernen Kunden» und von der «Aushöhlung des Persönlich­keitsschutzes» die Rede.Dieser Punkt hat in den Medien hohe Wellen geschlagen. Diesen Entscheid muss man erklären. Im Inland hatte das Bankgeheimnis nie eine grosse praktische Bedeu-tung. In der Schweiz muss jede Behörde eine gesetzliche Grundlage haben, wenn sie Bankdaten will. Inländische Behörden haben und hatten immer eine entsprechende inländische gesetzliche Grundlage, um von Banken Daten Germann Wiggli, CEO der WIR Bank. Foto: Paul P. Haller

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WIRplus Kundenmagazin

zu erhalten. Das Bankgeheimnis wurde 1934 aber einge-führt, um ausländische Kunden zu schützen. Man wollte ausländischen Behörden keine Auskunft geben müssen. Die WIR Bank hat sich von fast allen ausländischen Kun-den verabschiedet. Auch verlangen wir von allen Kunden, dass nur versteuerte Vermögenswerte bei der WIR Bank gehalten werden. Das Bankgeheimnis hindert die Bank daher nur noch an der Entwicklung moderner Dienstleis-tungen und Produkte.

Was für einen Vorteil bieten die neuen Bedingungen zu Bankgeheimnis und Datenschutz dem Kunden?Einfaches und tagtägliches Beispiel: Wenn ein Kunde via E-Banking mit uns kommuniziert, können wir die Daten-sicherheit gewährleisten, da es sich um eine verschlüs-selte Mitteilung handelt. Möchte der Kunde mit uns via E-Mail oder Chat in Kontakt treten, liegt keine Verschlüs-selung von Daten vor. Zudem ist es möglich, dass der Pro-vider eines Kunden gar nicht in der Schweiz, sondern im Ausland stationiert ist. Die neuen Bedingungen erlauben es uns nun, die E-Mail eines Kunden inhaltlich zu beant-worten, selbst wenn die Daten unverschlüsselt und/oder über ausländische Server transportiert werden. Unsere Kunden bewegen sich eben mehr und mehr in der digi-talen Welt – die Smartphone-Generation lässt grüssen –, und die WIR Bank kann nun deren modernen Bedürfnisse vollauf befriedigen.

«Adresshandel z.B. ist für uns ein absolutes No-Go.»

Die WIR Bank will auch die Entbindung vom Bank­geheimnis durch ihre Privatkunden. Weshalb?Das bedeutet für uns vor allem eine administrative Erleich-terung, weil wir sonst zwei unterschiedliche Kundenstäm-me pflegen müssten – eine mit und eine ohne Entbindung vom Bankgeheimnis. Das wäre teuer und aufwendig. In-formatikkosten gehören mittlerweile zu den grössten Kos-tenblöcken einer Bank. Weil wir weiterhin effizient bleiben wollen, können wir unseren Privatkunden auch in Zu-kunft bessere Konditionen als andere Banken anbieten. Da auch die Privatkunden durch das Datenschutzgesetz und den Persönlichkeitsschutz vollständig vor der Weiter-gabe von vertraulichen Informationen geschützt sind, ist das Bankgeheimnis für unsere inländischen Privatkunden materiell auch ziemlich sinnlos. Wir werden unsere Privat-kunden Mitte Jahr informieren und bitten, uns bis Ende 2017 vom Bankkundengeheimnis zu entbinden.

Viele Kunden haben Angst, dass Daten auch an Dritte weitergegeben werden …Bleiben wir beim E-Mail-Beispiel von oben: Jede E-Mail

kann über die ganze Welt zirkulieren. Wer sich ins E-Ban-king einloggt oder als Firmenkunde die WIRpay-App he-runterlädt, übermittelt auch Daten über Dritte im In- und Ausland. Damit müssen wir heute leben. Wer dies nicht will, der muss auf diese Dienste komplett verzichten. Die WIR Bank will und kann ihren Kunden diese modernen, unkomplizierten Mittel aber nicht vorenthalten. Wir wer-den alle Daten mit derselben Sorgfalt wie immer und im Interesse der Kunden behandeln, Adresshandel z.B. ist für uns ein absolutes No-Go.

● Interview: Daniel Flury

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Januar 2017

«Es warten weitere Gipfel»

Am 1. November 2016 liess die WIR Bank Genossenschaft die Katze aus dem Sack: Mit einem neuen Markenzeichen, mit einem neuen Claim und einem attraktiv geschnürten Produktepaket für KMU will die Bank bestehenden und neuen Kunden echten Mehrwert bieten. An den Herbstgesprächen im KKL – sie stehen allen Kunden der WIR Bank offen, die im Besitz von Stammanteilen sind – nahmen Verwaltungsrats- präsident Oliver Willimann und der Vorsitzende der Geschäftsleitung Germann Wiggli vor über 900 Kunden erstmals öffentlich Stellung zum neuen Auftritt der WIR Bank.

Zu den Herbstgesprächen gehören auch Fotos: Paul Haller ein Apéro und ein Buffet riche.

«Wir wollen lauter werden und den KMU eine Stimme ge-ben», so Oliver Willimann, Präsident des Verwaltungsrats der WIR Bank. Dort, wo es um die Zukunft der KMU geht, werde die Bank gegebenenfalls auch zu politischen oder regulatorischen Fragen Stellung nehmen. Getreu dem statutarischen Auftrag, KMU-Förderung zu betreiben. Ein erster Pflock wurde bereits mit dem neuen Auftritt eingeschlagen: Die WIR Bank verlangt von ihren Kunden bis Ende 2017 die Entbindung vom Bankkundengeheim-nis (siehe auch das Interview mit Germann Wiggli auf S. 7). Dieser Schritt – von einigen Medien in den letzten Wochen und Monaten auch sehr verzerrt wiedergegeben oder kommentiert – hat bezüglich Schutz der Kunden-daten keinerlei Auswirkungen: «Mit oder ohne Bankge-heimnis – die Kundendaten sind geschützt», so Willimann.

Offen und transparentDer Verzicht auf das Bankkundengeheimnis ist im Zu-sammenhang mit der zunehmenden Vernetzung und Di-gitalisierung zu sehen und ist ein Spiegel der heutigen Bankenrealität: Kaum ein Kunde schreibt einer Bank oder Versicherung noch einen Brief. Vielmehr verschickt er eine E-Mail, wann und wo er gerade Lust hat, und erwar-tet die Antwort auf demselben Weg, rasch und unkompli-ziert. Und dieser Weg kann über das Ausland führen, wo die Daten von ausländischen Servern bearbeitet werden. Auch wenn SMS-Codes für das E-Banking versandt wer-den, kann dies über ausländische Dienste laufen, selbst wenn der Kunde im Inland ist. Die Digitalisierung und Datenvernetzung führt dazu, dass kaum eine Bank mehr garantieren kann, dass solche Daten die Schweiz nicht verlassen, selbst wenn das Kernbankensystem in der Schweiz betrieben wird. Im Unterschied zu anderen Ins-tituten sagt die WIR Bank dies klar, offen und transparent und zieht die notwendigen Konsequenzen.

Auch Privatkunden profitierenIst es gefährlich, sich als Bank den Schweizer KMU an-zunehmen? Die Digitalisierung führt ja auch zu einer Neuauflage des «Lädelisterbens». In mehreren Bran-chen machen Onlineshops dem Detailhandel das Leben

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WIRplus Kundenmagazin

schwer. Andere KMU kämpfen mit Nachfolgeproblemen. Willimann zeigte sich zuversichtlich: «Allein 2015 wurden knapp 41 000 neue Firmen gegründet, dort sehen wir grosse Chancen, mit unseren attraktiven Produkten für KMU zu punkten. Selbst ein KMU, will die WIR Bank die-sen Firmen und Start-ups auf Augenhöhe begegnen.»

Germann Wiggli, Vorsitzender der Geschäftsleitung, un-terstrich, dass von der erfolgreichen Umsetzung dieser Strategie auch die Privatkunden der WIR Bank profitieren werden: «Wenn unser Fokus auf den KMU liegt, bedeutet dies keine Zurückstufung unserer Privatkunden. Vielmehr

werden sie weiterhin in den Genuss attraktiver Spar- und Anlageprodukte kommen.» Ein interessantes, innovatives Vorsorgeprodukt werde noch im Jahr 2017 eingeführt.

Zu neuen GipfelnDer Neupositionierung der WIR Bank gingen rund zwei Jahre Vorbereitungsarbeit voraus. Ist es jetzt Zeit, sich auszuruhen? «Nein, wir können nicht zurücklehnen, es warten weitere Gipfel», sagte Wiggli in Anlehnung an sei-ne jüngste private Herausforderung, die Besteigung des Matterhorns. Wie bei der Erreichung geschäftlicher Ziele seien auch im Bergsteigen das gegenseitige Vertrauen,

Repräsentieren eine bodenständige, transparente Bank: VR-Präsident Oliver Willimann und Germann Wiggli, Vorsitzender der Geschäftsleitung.

Mit Germann Wiggli auf dem Matterhorn: das neue Markenzeichen der WIR Bank.

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Disziplin und Präzision unabdingbar. «Alle Mitarbeitenden der WIR Bank werden ihren Beitrag leisten, damit unser Unternehmen die Attribute erfolgreich, attraktiv und ein­zigartig weiterhin verdient.»

Vorbereitet seinWenn wir in der Zeitung lesen, dass in einigen Jahren Tausende Arbeitsplätze und ganze Berufsbilder ver­schwinden, weil Roboter die Arbeit schneller und besser ausführen, dann ahnen wir, wie die Welt in 20 Jahren aus­sehen wird. Mehr als eine Ahnung hat, wer sich beruflich mit Zukunftsforschung befasst. Der Luzerner Georges T. Roos ist einer der renommiertesten Zukunftsforscher der Schweiz und gab den über 900 anwesenden Kapi­talgebenden einen Vorgeschmack auf das Jahr 2036 (vgl. auch das Interview im WIRplus 4/2016). Wichtiger als die Zukunft vorauszusagen sei allerdings, auf die Zu­kunft vorbereitet zu sein. Diese 2500 Jahre alte Einsicht des griechischen Staatsmanns Perikles dient der WIR Bank als Leitfaden und dürfte den Besuchern der Herbst­gespräche die Angst vor kommenden Herausforderungen genommen haben.

● Daniel Flury

Die Herbstgespräche finden traditionellerweise im KKL Luzern statt.

Zukunftsforscher Georges T. Roos nahm 900 Kapitalgebende auf eine Reise ins Jahr 2036.

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WIRplus Kundenmagazin

Pascal D. Staub und Davide Bonina mit ihrem «Baby». Fotos: Daniel Flury

Rot und rund

Seit 1. November 2016 tritt die WIR Bank Genossenschaft mit einem neuen Marken- zeichen auf.

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Pascal D. Staub und Davide Bonina mit ihrem «Baby». Fotos: Daniel Flury

Der Ursprung: das erste Markenzeichen vom November 1934. In einer vereinfachten Form (ohne Schriftzug im Ring) war es bis 1962 gültig.

Das neue Logo der WIR Bank ist Ihr Baby – war es eine einfache Geburt?Pascal D. Staub: Einfach ist eine solche Geburt nie, aber es war sicher keine Zangengeburt. Das bisherige Marken-zeichen aus dem Jahr 1998 stellte eine eigentliche Revo-lution dar, indem der über Jahrzehnte tradierte WIR-Ring dreidimensional wurde und der Schriftzug «WIR» aus dem geschlossenen Kreis heraustrat. Das hatte seine Be-rechtigung, denn die WIR Bank stand damals vor einem revolutionären Schritt: Die Namensänderung von WIR Wirtschaftsring Genossenschaft zu WIR Bank Genossen-schaft und die Öffnung der Bank für Privatkunden. Davide Bonina: Unser neues Markenzeichen reiht sich wieder ein in die früheren Ring- oder Kreisformen. Ob-wohl die Neupositionierung der WIR Bank ein einmaliges Ereignis darstellt, orientierten wir uns an den Begriffen Kontinuität und Evolution – nicht Revolution. Das heisst: zurück zum Kreis, back to the roots!

Eine Revolution beinhaltet das neue Logo oder Mar-kenzeichen aber doch: der Farbwechsel von Blau zu Rot.Staub: Die moderne Typografie, die Reduktion auf das Notwendigste bei den Buchstaben und den Farbwech-sel darf man ruhig als mutig bezeichnen. Beides ist aber auch eine logische Konsequenz aus der Geschichte der WIR Bank und aus der Strategie hinter der Neupositionie-rung. Rot und Weiss stehen für die seit Jahrzehnten ge-lebte Swissness der WIR Bank, Rot als Energiefarbe steht zudem für Kraft, Selbstbewusstsein, Kommunikation und

Stolz. Der Kreis ist nicht geschlossen, was die Zugäng-lichkeit des WIR-Netzwerks versinnbildlicht. Auf Interakti-on und Dialog basiert denn auch das neue Verhältnis zwi-schen WIR Bank und WIR-Kunde.

Beinhaltet ein Logowechsel nicht auch ein gewis-ses Risiko? Das blaue Logo und das blaue Brett mit dem Slogan «Meine Chance – WIR Bank» hatten nach 18 Jahren einen grossen Wiedererkennungswert. Nun beginnt die Aufbauarbeit von vorne.Staub: Das ist richtig. In der Tat lautete unser Auftrag ur-sprünglich, eine Neupositionierung der WIR Bank eher ohne Logowechsel zu erarbeiten. Das entspricht auch meiner Linie: Ohne guten Grund verabschiedet man sich nicht von einem über Jahre etablierten Markenzeichen. In diesem Fall stellte sich aber schnell heraus, dass die Neu-positionierung so tiefgreifend und inhaltlich so fundamen-tal verändernd wirkt, dass dies gegen aussen mit einem entsprechenden Statement ausgedrückt werden muss. Wieso ist ein Claim – Gemeinschaft. Mehrwert. Bank. – Bestandteil des Markenzeichens?Bonina: Traditionell stehen die Produkte und Dienstleis-tungen einer Firma im Vordergrund. Das war auch bei der WIR Bank so. Mit dem Dreiklang Gemeinschaft. Mehr-wert. Bank. legen wir den Fokus auf den Kundennutzen von WIR: Das grösste Business-Netzwerk der Schweiz – eine Gemeinschaft von KMU – generiert nachhaltigen Mehrwert für seine Mitglieder. Das ist KMU-Förderung in Reinkultur, wie sie in den Statuten der WIR Bank Genos-senschaft als Zweckartikel festgehalten ist.

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Das Markenzeichen alleine kann eine Neupositionie-rung nicht schaffen. Welche Massnahmen unterstüt-zen den Relaunch und das Rebranding?Bonina: Ein Relaunch in diesem Ausmass ist nur mach-bar, wenn er von den Mitarbeitenden der WIR Bank ver-standen und gelebt wird. Es wurde deshalb ein interner Kulturwechsel angeschoben. Einen Paradigmenwechsel

gibt es auch gegen aussen: Die WIR Bank redet nicht mehr primär über sich selbst und ihre Angebote, sondern über ihre Kunden und mit ihren Kunden.

Die Schweizer KMU stehen im Fokus vieler anderer Banken. Was macht die WIR Bank anders?Staub: Das WIR-Geld und die lokale Verankerung der WIR Bank im Gewerbe sind einzigartig. Keine andere Bank kann diese Nähe zu den KMU, dieses Netzwerk und diese Community vorweisen. Das macht die WIR Bank einzigar-tig, echt und authentisch.

Trotzdem haben auch weniger schmeichelhafte Vor-urteile das Image des WIR-Systems geprägt, zum Teil auch berechtigterweise: komplizierte Abläufe, lange Prozesse, zu wenig WIR-Geld, zu viel WIR-Geld … Bonina: Die Währung WIR hat nicht nur Freunde. Aber die WIR Bank hat ja jetzt ihre Hausaufgaben gemacht. Unser Ziel ist es, die Skeptiker mit dem Relaunch des WIR-Sys-tems zu einer Öffnung zu bewegen. Im Idealfall setzen sie sich mit den Neuerungen auseinander, erkennen den Mehrwert, kommen zu einer positiven Einstellung und empfehlen das WIR-System am Schluss sogar weiter. Das braucht Zeit und Geduld und passiert nicht über Nacht.

«Die WIR Bank sucht den direkten Kontakt, die Inter-aktion, den Dialog.»

Hat in einem Keller der WIR Bank überlebt: der Vorvorvorgänger des heuti-gen Markenzeichens (1962–1972).

Die Quadratur des Kreises war von 1972 bis 1998 gültig.

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Brand Focus Group Genossenschaft

Die Firmen pds management und Schober Boni-na AG gehören zur Brand Focus Group Genossen-schaft. Pascal D. Staub ist mit seiner Firma pds ma-nagment u. a. spezialisiert auf die Entwicklung von Markenstrategien, Neuaufbau, Reaktivierung und Sa-nierung von Marken, strategische Neupositionierung sowie Marken-Management, Werbe- und Designbe-ratung. Davide Bonina ist ein Werbespezialist und als Kreationsleiter zusammen mit Christian Schober im Verwaltungsrat der Kommunikationsagentur Schober Bonina AG. Schober Bonina plant, gestaltet und rea-lisiert Werbe- und Kommunikationsmassnahmen von A–Z.

www.brandfocusgroup.com

Seit 1. November 2016 Geschichte: das alte Foto: Eliane Meyer WIR-Bank-Logo aus dem Jahr 1998.

Der Wechsel des Markenzeichens und das neue KMU-Paket waren 2016 ein Paukenschlag – wie geht es 2017 weiter?Staub: 2017 wird es darum gehen, die Marke WIR kon-sequent und insgesamt zu stärken. Dies geschieht über eine breite Palette an Kommunikationsmassnahmen wie TV-Spots, Direct Mailings oder über Social-Media-Kanä-le. Omnipräsent ist das Thema Mensch. Wir suchen den direkten Kontakt, die Interaktion, den Dialog.

● Interview: Daniel Flury und Roland Schaub

Schweizerischer geht es nicht: das neue Foto: Foto Frutig Markenzeichen an der Fassade der WIR-Bank-Filiale in Bern.

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KMU-Studie 2016 der WIR Bank: Wo drückt der Schuh?

Die erste von der WIR Bank in Auftrag gegebene KMU-Studie wurde kürzlich an der WIR-Messe Zürich offiziell vorgestellt. Sie bietet span-nende Einblicke in die vielfältige Welt der Schweizer KMU. Sind die KMU auf die grossen Herausforderungen der Zukunft – insbesondere die digitale Transformation – vorbereitet?

«Warum diese Studie?», fragte Germann Wiggli, CEO der WIR Bank, bei der Vorstellung der WIR-KMU-Studie an der WIR-Messe in Zürich mit anschliessender Podiums-diskussion. Dabei hob er die sehr grosse Bedeutung der KMU für die Schweizer Wirtschaft hervor. Er erklärte, dass die WIR Bank mit ihren 45 000 KMU und WIR-Kunden das grösste Business-Netzwerk der Schweiz bildet. Die Digi-talisierung beispielsweise betreffe alle, und alle müssten aufpassen, nicht plötzlich vom Markt verdrängt zu wer-den. Die Studie biete erfrischende, spannende Einblicke in die Welt der KMU: «Es geht darum, zu wissen, wo der Schuh drückt» oder wie es Wiggli in seinem Vorwort zur KMU-Studie ausgedrückt hat: «Die Studie ist eine Reflexi-on von Menschen, über Menschen – für Menschen.»

Stark und stark gefordertDie befragten KMU zeichnen in der Studie ein starkes Bild des «Rückgrats der Schweizer Wirtschaft». Gleichzeitig zeigt sich auch ein täglicher Kampf gegen sich ändern-de Rahmenbedingungen oder mangelnde Unterstützung durch die Politik. Die involvierten KMU stellen sich selbst die Frage: «Wo stehe ich und wie fit ist mein Unternehmen für die Zukunft?»

Die Studie ist in sechs Kapitel gegliedert:1. Das Selbstverständnis der KMU2. Das Erfolgsmodell KMU unter Druck3. Die Geschäftsmodell-Fallen für KMU4. Die Zukunftsperspektiven der KMU5. KMU und die digitale Transformation6. KMU – quo vadis?

Das Selbstverständnis der KMUEs zeigt sich, dass die KMU im Allgemeinen ein starkes Selbstbewusstsein haben und stolz sind, KMU zu sein. Auch Mitarbeitende fühlen sich als wichtige Bestandteile «ihres» KMU. KMU sind gewissermassen «das verkann-te Arbeitnehmerparadies». Es existiert eine ausgeprägte Identifikation mit dem eigenen Arbeitgeber. Lediglich 18% der befragten KMU-Mitarbeitenden könnten sich vorstel-len, in einem Grossunternehmen zu arbeiten. Kunden-nähe gilt als wichtiger Erfolgsfaktor für KMU.

Erfolgsmodell KMU unter DruckDie KMU befinden sich in einem Spannungsfeld zwischen effektiver Bedeutung und wahrgenommenem Rückhalt. KMU sind überzeugt von der Bedeutung ihres Unterneh-mens, fühlen sich aber zu wenig unterstützt – durch Öf-fentlichkeit, Politik, Behörden und Banken. KMU erwarten unbürokratische Lösungen. Schweizer KMU beurteilen die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung sehr unterschied-lich. Über die Hälfte der KMU stellt eine Verschlechterung der geschäftlichen Rahmenbedingungen fest. Kooperationsnetzwerke – Erfolgsmodell der KMUFür die meisten KMU sind gut ausgebaute Netzwerke die Grundvoraussetzung für Erfolg. Zwischenmenschliche Kontakte, Vertrauen und die Verlässlichkeit gegenseitiger Empfehlungen haben eine hohe Bedeutung. Unterschie-den werden zwei Netzwerkmodelle: eher sozial/gesell-schaftlich orientierte oder eher auf gegenseitige Leis-tungserbringung ausgerichtete Unternehmernetzwerke. Vor allem in ländlichen Gegenden hat dies während langer

Podiumsdiskussion nach der Vorstellung der WIR-KMU-Studie: Germann Wiggli, CEO der WIR Bank, Foto: Peter Bürgi, Oberglatt Bernhard Salzmann, Leiter Kommunikation des Schweizerischen Gewerbeverbandes, Bruno Catellani, Geschäftsführer der ValueQuest GmbH und Volker Strohm, Mediensprecher und Leiter PR/Digitale Medien der WIR Bank (v.l.).

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WIR-KMU-Studie 2016: Fragen und spannende Antworten

In der von der WIR Bank in Auftrag gegebenen KMU-Studie 2016 wurden gut 500 KMU aus verschie-densten Branchen und unterschiedlichster Grösse im Zeitraum Juli bis September befragt. Beteiligte Part-ner: WIR Bank Genossenschaft, ValueQuest (Markt-forschung) und Brand Focus Group Genossenschaft (Konzeption, Realisation). Die Studie liefert spannende Antworten zu wichtigen Fragen: Was bedeutet die di-gitale Transformation für die eigene Firma? Wie kann ein KMU auch in Zukunft erfolgreich sein?

Bestellung: Die WIR-KMU-Studie ist (im PDF-For-mat) kostenlos erhältlich unter:

Einzelne gedruckte Exemplare können Sie – solange Vorrat – direkt bei der WIR Bank Genossenschaft oder Ihrem Kundenberater bestellen.

● rs

Zeit über Vereine gut funktioniert. Der Mitgliederschwund im Vereinswesen hat zu einem starken Rückgang entspre-chender Netzwerke geführt. Das grösste funktionierende Businessnetzwerk der Schweiz ist der Kreis von rund 45 000 miteinander über die WIR Bank Genossenschaft im WIR-System verbundenen Unternehmen.

Die Geschäftsmodell-Fallen für KMUDie WIR-KMU-Studie untersuchte fünf verschiedene Gruppen von Herausforderungen:

1. Wachstumsfalle: Ein zu schnelles Wachstum kann zu einem Chaos in der Organisation und Prozessabläufen führen. Es können Qualitätsprobleme und ein Reputati-onsverlust entstehen.

2. Ertragsfalle: Gesättigte Märkte führen zu einem harten Verdrängungswettbewerb mit hohem Preisdruck und tiefem Ertrag.

3. Agilitätsfalle: Das Unternehmen kennt seine Kunden nicht mehr. Produkte und Dienstleistungen werden verwaltet statt strategisch weiterentwickelt. Das Unter-nehmen stagniert und muss revitalisiert werden.

4. Marktfalle: Markt und Geschäftsmodelle verändern sich laufend. Unternehmen, die veränderte Bedarfs- und Bedürfnisstrukturen ignorieren, verlieren Kunden, der Umsatz bricht ein.

5. Komplexitätsfalle: Es herrscht ein Käufermarkt mit hoher Produktvielfalt und starkem Konkurrenzdruck. Die Angebotsvielfalt erschwert die Marktübersicht. Die grosse Komplexität verursacht höhere Kosten und Qualitätsprobleme.

Die Technologiefalle ist übergeordnet und spielt in jede der fünf anderen hinein.

Die Zukunftsperspektiven der KMUDie KMU setzen weiterhin auf ihre Stärken gegenüber gros sen Mitbewerbern: Kundennähe, Kundenbindung und Kundenorientierung. Dazu kommt eine Margenoptimierung durch effizientes Kostenmanagement, Prozessoptimierung und Qualitätssteigerung. Schweizer KMU stehen unter Druck, doch sie sind kampfbereit. Sie wollen sich den Her-ausforderungen stellen und so ihr Überleben sichern.

KMU und die digitale TransformationWährend die einen bereits konkrete Schritte unternom-men haben, besteht bei anderen wenig Bereitschaft, sich damit auseinanderzusetzen. Eher überraschend ist, dass die kleineren KMU gegenüber den grösseren weiter fort-geschritten sind. Im Weiteren hat die Romandie gegen-über der Deutschschweiz einen Vorsprung. Viele KMU stecken offenbar mitten im Prozess der Digitalisierung, ohne sich dessen bewusst zu sein. Für KMU gilt, dass der Inhalt der Veränderung zählt, nicht die begriffliche Verpackung. Die unmittelbare Wertschöpfung steht im Vordergrund.

KMU – quo vadis?Die KMU wollen auch in Zukunft auf ihre Kernstärken wie Kundennähe, persönliche Kundenbetreuung und hohe Flexibilität setzen. Die grosse Herausforderung besteht darin, die traditionellen Stärken in ein zunehmend digita-les Marktumfeld zu integrieren. Neue Technologien sollen nicht als Ersatz für bestehende Modelle, sondern gezielt als Ergänzung eingesetzt werden.

Die WIR Bank bietet aktive KMU-UnterstützungDie 2016 lancierte Initiative «KMU – und du?» wird fort-geführt und ausgebaut. Die WIR Bank engagiert sich als KMU-Partner mit soliden, echt schweizerischen Finanzie-rungs- und Bankdienstleistungen aktiv für den Erfolg ih-rer KMU-Kunden – fair, transparent und partnerschaftlich. Dies macht die WIR Bank einzigartig.

● Roland Schaub

wir.ch/mehrwert/kmu/ wir-kmu-studie-2016/

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Verschiebungen auf der Ferienlandkarte Die Reiselust der Schweizer ist trotz der geo-politischen Turbulenzen nicht verschwunden. Jedoch findet eine geografische Verschiebung der Touristenströme statt. Die Tendenz dürf-te auch im Reisejahr 2017 eher in Richtung Norden und Westen statt gegen Osten zeigen.

Birkenwald in Finnland. Fotos: zVg

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Naturkatastrophen, politische Unruhen, Seuchen oder einfach schlechtes Wetter: Keine Branche reagiert so schnell auf allerlei Einflüsse wie die Reisebranche. Über Nacht können Veranstalter von Annullationswellen über-schwemmt werden oder nach einer negativen Schlagzei-le vergeblich mit noch so attraktiven Last-Minute-Preisen das Buchungsgeschäft für eine bestimmte Destination zu retten versuchen. Wer reist, ist sicherheitsbedürftig. Da spielt die Psychologie nicht selten eine viel wichtigere Rolle als das tatsächlich nachweisbare Gefahrenpotenzial.

Mit dieser Volatilität hat sich die Reisebranche längst abgefunden und sogar erstaunlich gut leben gelernt. So rasch und heftig die Erschütterungen in der Regel auch waren: Meistens beruhigte sich die Lage relativ schnell und mit ihr das Buchungsgeschäft.

Urvertrauen erschüttertDie Jahre 2015 und 2016 haben diesbezüglich aber defini-tiv eine Zäsur gebracht. Eine heftige Welle von Terror, der vor allem mit den Attentaten in Paris, Brüssel, Nizza und dann sogar Süddeutschland erstmals bedrohlich nahe gerückt ist, hat das Urvertrauen von vielen Reisenden in den Grundfesten erschüttert. Es ist der Terror, der zuvor in Ägypten, Tunesien und der Türkei gewütet hat und die-se Ziele seit geraumer Zeit aus den Ferienplänen vieler Schweizer und Mitteleuropäer gänzlich verbannt hat.

Reiseveranstalter bestätigen die spezielle Stimmung. «Es herrscht eine generelle Verunsicherung bei der Kund-schaft. Als Folge der Attentate in verschiedenen Ländern und nach dem Putschversuch in der Türkei fragen sich die Leute, wo sie sichere Ferien verbringen können», sagt Martin Wittwer, CEO des wichtigsten Schweizer Badeferi-enanbieters Tui Suisse. «Vor allem in den Sommermona-ten haben wir beobachtet, dass viele Leute lange mit der Buchung zugewartet haben, um zu vermeiden, dass sie die falsche Destination wählen.»

Gewinner sind Badeferienländer…Gewinner der Verunsicherung sind die klassischen Ba-deferienländer im westlichen Mittelmeer wie allen voran Spanien, aber auch Italien und Portugal. Dazu kommen Zypern und Griechenland, wo das Geschäft ebenfalls gut läuft. «Auf den Kanarischen Inseln, Zypern und Portugal lagen wir im Sommer und Herbst gegenüber dem Vor-jahr über 30 Prozent im Plus. Auch Kroatien lief deutlich besser als 2015, und auch in Griechenland konnten wir gegenüber dem Vorjahr eine Aufholjagd betreffend Gäs-teankünfte lancieren», sagt Martin Wittwer. Er geht davon aus, dass diese Destinationen auch im Badeferienjahr 2017 zu den Gewinnern gehören werden.

… und der hohe NordenNeben dieser tendenziellen Verlagerung der Ferienströ-me von Osten nach Westen, gibt es auch im hohen Nor-

den einen touristischen Gewinner der aktuellen Situati-on: Skandinavien. Reisen in den hohen Norden sind bei Schweizern zurzeit beliebt wie selten zuvor. Länder wie Norwegen, Dänemark, Finnland und Island gehören zu den grossen Abräumern des Reisejahrs 2016.

Tipp: ab Basel fliegen

Nach der Aufhebung des Euromindestkurses im Jahr 2015 setzte ein währungsbedingter Buchungstouris-mus aus der Schweiz in die angrenzenden Euro-Län-der ein. «Heuer spüren wir das nicht mehr so stark», sagt Martin Wittwer von Tui Suisse. Die Kunden hät-ten inzwischen gemerkt, dass es in vielen Fällen gar keine Tarifdifferenzen gebe. «Denn Tui Suisse bildet das deutsche Preisbild in Schweizer Franken ab. Ob man also Ferien mit Abflug ab Zürich in Deutsch-land oder in der Schweiz bucht, macht keinen Un-terschied.» Ausnahmen sind bestimmte Saisonzei-ten, zum Beispiel im Oktober. Herbstferienangebote mit Abflug ab Friedrichshafen oder Stuttgart seien vielleicht etwas günstiger, weil in Deutschland dann keine Hochsaison ist. Diese Reisen könne man aber auch im Schweizer Reisebüro buchen. Wittwers Ge-heimtipp sind Flüge ab Basel. «Sie sind generell et-was günstiger als ab Zürich und die saisonalen Preis-unterschiede geringer.»

Martin Wittwer

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Von politischen Turbulenzen profitieren klassische Mittelmeerdestinationen wie Korsika…

«Wir werden von Aufträgen und Buchungen zurzeit überrollt», sagt etwa Philipp Jordi, Geschäftsführer des Skandinavienspezialisten Glur Reisen in Basel, der zur Knecht-Gruppe gehört. Das Gästewachstum gegenüber dem Vorjahr liege aktuell bei über zehn Prozent und be-treffe alle Destinationen und Reisearten in Nordeuropa. Den Drang nach Norden bekommt auch der Reisebus-veranstalter Eurobus von seiner Kundschaft deutlich zu spüren. «Im Vergleich zu den Vorjahren waren und sind viele unserer Skandinavienreisen heuer sehr früh ausver-kauft», sagt Philipp Morger, Leiter Pauschalreisen. Zahl-reiche Kunden haben deshalb bereits ihren Platz für den Sommer 2017 vorausgebucht.

Ein markanter Mehrverkehr herrscht auch auf der Nord- und Ostsee, welche die skandinavischen Länder um-geben. Die populäre Kreuzfahrt Hurtigruten entlang der norwegischen Westküste platzt in Sachen Buchungen zurzeit aus allen Nähten. Auch andere Reedereien haben ihre Flotten im hohen Norden aufgrund des aktuellen An-sturms teils ausgebaut oder die Linienfrequenzen erhöht. Beispielsweise konnten Costa Kreuzfahrten sowie Aida Kreuzfahrten Schweiz bei Nordeuropakreuzfahrten in diesem Sommer und Herbst gegenüber dem Vorjahr ein grosses Plus verbuchen, wie die Geschäftsführerin Domi-nika Lange berichtet.

Warum nicht in die Ferne schweifen?Fernreisedestinationen sind neben dem westlichen Mit-telmeer und Nordeuropa die dritten grossen Gewinner ei-nes in der Tat ungewöhnlichen Reisejahrs, in dem ausser den genannten Destinationen im Orient auch europäische Megastädte wie Paris, London, Rom und Berlin eher ge-mieden werden.

Davon profitiert zum Beispiel Tourasia, der grösste Asi-enreisespezialist im Schweizer Markt. «Neben dem Dauerbrenner Thailand freuen wir uns auch an weniger bekannten Destinationen im Hinblick auf den Winter über satte Buchungszuwächse», sagt Geschäftsführer Stephan Roemer. Ein Boom herrscht etwa für Myanmar (+ 42%) sowie die Philippinen (+ 35%). Die grössten Zu-wachsraten mit einer aktuellen Verdreifachung der Bu-chungen gegenüber dem Vorjahr erzielt gegenwärtig Sri Lanka, wo gemäss Roemer zurzeit massiv in bessere In-frastrukturen investiert wird. Was Asien zunehmend be-liebter macht, sind vor allem auch die rekordtiefen Flug-preise. Nach Bangkok fliegt man heute bereits für 500 bis 600 Franken.

Die wegen der wachsenden Airline-Konkurrenz immer günstigeren Flugpreise machen auch Destinationen im Indischen Ozean für mehr Reisende erschwinglich. Der Tauchferienspezialist Manta Reisen spürt dies in Form einer aktuell starken Nachfrage für Mauritius und die Seychellen. Buchungseinbrüche für die näherliegenden Tauchreviere im ägyptischen Roten Meer haben diese Verlagerung zusätzlich begünstigt.

Den gleichen Effekt spüren auch die Fernreiseveranstal-ter Knecht Reisen und Caribbean Tours. Bei Knecht freut man sich über sehr erfreuliche Buchungszahlen nach Australien, Neuseeland, Südafrika oder auch Kanada/Alaska. Caribbean Tours reagiert auf die starke Nachfrage für die Karibik mit verschiedenen neuen Programmpunk-ten. Ein Höhepunkt ist eine neue Rundreise, die mit Kuba, der Dominikanischen Republik und Haiti gleich durch drei Länder führt.

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… aber auch ferne Ziele wie die Malediven-Insel Mihiri.

Gilt noch als Geheimtipp: die südkoreanische Insel Jeju-Do.

Auch Reisebüros profitierenFür eine stückweit feststellbare Trendumkehr hat die zur-zeit eher unsichere weltpolitische Lage schliesslich auch bei der Wahl der Buchungskanäle gesorgt, wie man etwa bei Tui Suisse seit Monaten registriert. «Es ist ganz offen-sichtlich, dass wieder viel mehr Leute die physische Nähe zu den Reiseprofis in unseren Filialen suchen», sagt Mar-tin Wittwer. Damit einher geht ein Phänomen, das eher

überrascht. «Immer öfter registrieren unsere Mitarbeiten-den an der Front Fälle von Kunden, die sich im Internet inspiriert haben, die Buchung dann aber im Reisebüro tä-tigen.» Auch das gehört zum aktuellen Bild einer Branche, deren Puls sich wöchentlich, täglich oder manchmal so-gar stündlich an der aktuellen Nachrichtenlage orientiert.

● Robert Wildi

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Die kleinen Neffen des WIR

Seit rund zehn Jahren entstehen in Europa neue Komplementärwäh-rungen. Einige sind vom WIR-Geld inspiriert, andere den Grundsätzen einer sozialen und solidarischen Wirtschaft verpflichtet. Gemeinsam ist ihnen, dass sie als Reaktion auf Krisen geschaffen wurden.

Das WIR-Geld hat Gesellschaft bekommen: In den letzten Jahren sind in Europa zahlreiche weitere Komplementär-währungen entstanden. Die erfolgreichste und bekanntes-te stammt aus Italien, genauer Sardinien: Es handelt sich um den Sardex, der als Folge des Börsencrashs von 2008 eingeführt worden ist. Die damalige Krise ging mit Kapi-talflucht, dem Rückzug des Staates sowie dem Phänomen des Hortens einher. Der so ausgelöste Mangel an Krediten lähmte das lokale Gewerbe. Erleichterung brachte daraufhin die lokal emittierte und handelbare Komplementärwährung Sardex. Heute umfasst dieses im Januar 2010 gestartete Projekt ein Netz von 3500 Unternehmen. Diese generieren ein Transaktionsvolumen von jährlich 70 Millionen Euro. Der Erfolg des Sardex erreicht allmählich das italienische Fest-land, wo weitere lokale Währungen geschaffen werden.

WIR als VorbildKomplementärwährungen sind auch in Frankreich ent-standen, dem einzigen Land mit einer entsprechenden Gesetzgebung. In Nantes haben die Gemeindebehörden den SoNantes eingeführt – unter Mitwirkung des damali-gen Bürgermeisters Jean-Marc Ayrault, der später zum Premierminister und danach zum Aussenminister Frank-reichs ernannt wurde. Der SoNantes sollte ebenfalls die lokale Wirtschaft unterstützen, die unter dem Schock von 2008 litt. Der gemeinsame Nenner zwischen SoNantes und Sardex? Das WIR-Geld! Die Initianten dieser Währungs-projekte haben sich alle an die WIR Bank gewandt, um von deren Erfahrung zu profitieren. Denn die Einführung einer Komplementärwährung ist das eine, ihre Nachhaltigkeit das andere. Die Geschichte des WIR-Systems ist bekannt:

Jean-Marc Ayrault, der Bürgermeister von Nantes – später Premierminister und gegenwärtig Aussenminister Foto: fischerundryser, Basel Frankreichs –, liess sich 2012 von Oliver Willimann (l.), VR-Präsident der WIR Bank, und Germann Wiggli (r.), Vorsitzender der Geschäftsleitung, das WIR-System erklären.

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Um nicht von knappen Bankkrediten abhängig zu sein, gründeten Geschäftsleute aus Zürich in der Krisenzeit der 1930er-Jahre ein System der Kreditgewährung zwischen Unternehmen. Das System florierte und ermöglichte es ausserdem zahlreichen Schweizer Unternehmen, die Wirt-schaftskrise der 90er-Jahre zu überstehen. 2016 nun be-kräftigt der WIR seine Ambitionen – jung und frisch!

Ob Geld zirkuliert oder ob es nur Eintragungen in Bü-chern und Tauschzentralen gibt: Gemeinsames Merk-mal dieser Währungssysteme ist, dass sie Kapital nicht verzinsen. Dies soll dem Horten entgegenwirken und die Zirkulation begünstigen. Dieser Effekt lässt sich am Sar-dex beispielhaft ablesen. Seine Umlaufgeschwindigkeit beläuft sich auf 12 Transaktionen pro Jahr, verglichen mit 1,5 für den Euro.

Soziale und solidarische WährungenIn der Schweiz hat der NetzBon 2015 sein 10-jähriges Ju-biläum gefeiert. Initiiert wurde er infolge von Turbulenzen, welche die Basler Wirtschaft erschütterten. Er wird von rund 130 lokalen Unternehmen, Geschäften und Freibe-ruflichen akzeptiert und getauscht. Das Volumen bleibt bescheiden, aber die Philosophie kommt an: Der Netz-Bon strebt eine soziale und solidarische Wirtschaft an. Deren Ziel besteht darin, die Entwicklung von Projekten zugunsten der Umwelt, des sozialen Wohlstands oder der partizipativen Demokratie zu unterstützen. Ein Gründungs-dokument dieser globalisierungskritischen Bewegung ist

die hier auszugsweise zitierte Deklaration von Lima von 2007: «Wir leben in einem hegemonialen Entwicklungs-modell, das, im Süden wie im Norden, Zerstörung, Armut, soziale und politische Ausgrenzung, Arbeitslosigkeit usw. hervorruft. Dieses Modell anerkennt die menschlichen Tä-tigkeiten, die für das Leben in Gesellschaft unabdinglich sind, nicht als legitim an und bedroht die Zukunft unse-res Planeten. […] Wir haben uns dem Aufbau einer soli-darischen Wirtschaft verpflichtet, welche die Auffassung infrage stellt, gemäss der die Bedürfnisse des Menschen alleinig durch den Markt und seine anscheinend ‹natürli-chen Gesetze› befriedigt werden könnten.»

Ein Léman für die Region GenfDer letztes Jahr in Genf eingeführte Léman beruht auf den gleichen Grundsätzen. Er soll die Wirtschaft der Region Frankreich/Waadt/Genf als ein «Lebensbecken» unterstüt-zen und den lokalen Verbrauch sowie kurze Wege fördern. Aber nicht irgendwie! Der Léman fusst auf der Charta der Sozialen und Solidarischen Wirtschaft (SSW) der Region Genf. Diese begleitet und leitet Unternehmen an, die ihre Werte bezüglich Umweltschutz und Partizipation teilen. Aktuell fordert der Léman von seinen Mitgliedern lediglich ein Bekenntnis zu mehr Nachhaltigkeit und Solidarität. Er zählt heute bereits 300 Geschäfts- und 1200 Privatmitglie-der, die zwischen Lausanne und Annemasse (Frankreich) leben. Zudem arbeiten seine Promotoren an der Einfüh-rung einer Internetplattform, über die sich Unternehmen gegenseitig Kredite gewähren können.

Deborah Merz arbeitet als Schneiderin in der Rep-Statt in Basel, wo mit NetzBons bezahlt werden kann. Foto: df Die Rep-Statt ist auch eine der Ausgabestellen dieser alternativen Währung.

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Unterstützung des offiziellen SystemsAm 27. Oktober fand an der Universität Genf die Konferenz «Le WIR: une monnaie anti-crise?» (Der WIR: Eine Krisen-währung?) statt. Guillaume Vallet, Doktor der Wirtschafts-wissenschaften und der Soziologie sowie ordentlicher Pro-fessor an der Universität Grenoble Alpes, kam am Rande seines Vortrags* auf die Erfolgskriterien einer Komplemen-tärwährung zu sprechen. Seinen Ausführungen zufolge lässt ein Staat die Entwicklung einer Währung nicht zu, die sich ihm oder seiner Politik entgegenstellt. «Komplemen-tär» ist also keine Worthülse. So wurde der WIR Bank Ge-nossenschaft 1936 sehr schnell eine Bank lizenz «erteilt», um sie unter das Bankengesetz zu stellen. Die Position der öffentlichen Hand war also eindeutig. Im Fall des Léman ist es gerade umgekehrt: Hier sind es die Initianten, welche die Behörden bzw. Gemeinden um Unterstützung ersu-chen. Die Schweizer Gemeinden Carouge und Meyrin mit je über 20 000 Einwohnern machen mit. Carouge beteiligt sich mit der Finanzierung von Studien an der Lancierung des Léman. Die Delegierte für die Agenda 21 von Carou-ge arbeitet aktuell mit verschiedenen städtischen Stellen zusammen, um Einsatzmöglichkeiten für den Léman zu ermitteln. Am häufigsten werden dabei die Erbringung und Honorierung von Dienstleistungen sowie Sitzungsgelder genannt.

Antwort auf OnlinehandelIn Genf erklärt sich das Interesse der Behörden an einer lokalen Währung mit der Notwendigkeit, das Gewerbe zu unterstützen. Die Konkurrenz durch den Onlinehandel und die grossen, in Frankreich angesiedelten Einkaufszentren wird immer stärker. «Seit der Erstarkung des Frankens vor eineinhalb Jahren verzeichnen die grenznahen Geschäfte Rückgänge von rund 20%», so Nicolas Walder, Bürgermeis-ter von Carouge. Was die Zukunft des Léman-Projekts be-trifft, sind sich die Beobachter nicht einig. Manche sehen im Léman das kaum nachhaltige Spielzeug einer kleinen Gruppe von Globalisierungskritikern. Seine Initiatoren je-doch hoffen, die soziale und solidarische Wirtschaft bei der

Überwindung einer Stufe zu unterstützen. Sicher ist, dass der Weg dorthin lang ist. Die Promotoren des Léman wä-ren in der Lage, eine Tauschplattform zu entwickeln, aber nicht alle Wirtschaftszweige sind daran interessiert. Anfang September begannen die Verhandlungen mit der Eidgenös-sischen Finanzmarktaufsicht (FINMA). Eine weitere Hürde ist die Nichtparität zwischen dem Schweizer Franken und dem Euro. Dies hat zur Folge, dass das aktuelle Tauschverhältnis von 1 Léman = 1 Franken = 1 Euro keinen Bestand hat.

Der Farinet im Wallis Die Rhone weiter aufwärts, im Wallis, dürfte diesen Früh-ling der Farinet lanciert werden. Seine Initiatoren sehen ihn als ein Instrument, das im Dienst der gesamten Walliser Wirtschaft steht und die lokale Produktion sowie kurze Wege begünstigen könnte. Zurzeit wird er vor allem von Unternehmen oder Privaten unterstützt, die eine soziale und solidarische Wirtschaft befürworten.

Der soziale WIRIm Vergleich dazu scheinen die Ziele des WIR und seiner Mitglieder eher klassisch zu sein: mehr Kunden zwecks eines höheren Geschäftswachstums! Doch Guillaume Vallet zieht noch andere Schlüsse. Der französische Wis-senschaftler betont die ganz und gar genossenschaftliche Natur der WIR Bank und ihrer Kunden. Aus einer grossen Krise entstanden, ist das WIR-System in schlechten Jah-ren effizienter als in guten. Und auch wenn es nirgends geschrieben steht: Die Beziehungen zwischen den Mitglie-dern sind wichtiger als das Bestreben, in jedem Fall einen maximalen Geschäftsgewinn zu erzielen. Dass die Solida-rität in der DNA des Systems steckt, ist allen bekannt.

● Vincent Borcard

www.sonantes.fr, www.sardex.net, www.netzbon.ch

* Guillaume Vallet hat 2015 in der Zeitschrift Revue de la Régulation den Artikel «Le WIR en Suisse: la révolte du puissant?» (Der WIR in der Schweiz: Aufstand des Mächtigen?) publiziert – http://regulation.revues.org/11463

Die grenzübergreifende Währung «Léman» steht vor diversen Hürden. Foto: Wikipedia.com/Geak

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Jungunternehmer essen hartes Brot

Vom Finanzkrisenjahr 2008 bis Ende 2015 sind 48 000 neue Unter-nehmen – fast lauter KMU und Einzelfirmen – ins Handelsregister eingetragen worden. Wer glaubt, damit habe eine spürbare Blutauf-frischung der Schweizer Wirtschaft stattgefunden, täuscht sich allerdings. Schon in den 1990er-Jahren betrug der jährliche Zuwachs an die 5000, und die weiteren Auswirkungen waren dieselben wie heute: Etwa ein Drittel der Jungunternehmen verschwand sang- und klanglos nach wenigen Jahren wieder von der Bühne.

Besonders schwierig wurde für viele von ihnen das fünfte, sechste oder siebte Geschäftsjahr, wenn dringende In-vestitionen getätigt werden sollten, das Gründungskapi-tal aber meist aufgezehrt war und grosse Schwierigkeiten bei der Kapitalbeschaffung auftraten. Da zeigte sich je-weils mit aller Deutlichkeit, dass die Schweiz kein beson-ders risikofreudiges Land ist, wenn es um die Erhaltung junger Unternehmen in kritischen Phasen geht.

Jetzt endlich ein Thema für die WissenschaftLippenbekenntnisse zugunsten junger KMU gab es im-mer genug. Barbara Rigassi, damals Seco-Direktorin, im Mai 2001: «Der Staat muss genügend Mittel zur Ver-fügung stellen, um die Voraussetzungen für Innovationen jeglicher Art zu erhalten und weiter auszubauen.» Was dabei herausgeschaut hat, war ausser der Kommission für Wissenschaft und Technik (KTU), die von ihren Auf-gaben her nur einem kleinen Teil der Jungunternehmer dienen konnte, die Steuerbegünstigung für Risikokapital-gesellschaften und Business Angels, die von der Emissi-onsabgabe befreit wurden und Steuererleichterungen er-hielten. Bald zeigte sich, dass diese indirekte Hilfe viel zu eng konzipiert war, vor allem, weil nur nachrangige Dar-lehen und nicht Risikofinanzierungen begünstigt wurden. Es wurde auch klar, dass einzelne kantonale Steuervor-schriften – insbesondere bei der Vermögenssteuer – dem Förderungsziel zuwiderliefen. Es brauchte fast zwanzig Jahre, um die an sich nicht bestrittene Förderungsauf- gabe wieder vorwärts zu bringen. Dafür brauchte es einen massiven Druck der gewerblichen Kräfte im Parlament. Der Bundesrat steht nun in der Pflicht, noch dieses Jahr zwei Berichte zur Förderung von Jungunternehmen vor-zulegen, von denen der eine die Frage einer besseren Fi-nanzierung durch Pensionskassengelder angehen muss.

Nicht nur die Parlamentarier, auch die Wissenschaft hat nicht geschlafen und ist sich der Dringlichkeit des Pro-blems bewusst. Die Universität Bern hat in der Person von Dr. Philipp Sieger einen neuen Assistenzprofessor berufen, dessen Lehrauftrag ganz auf die jungen KMU zugeschnitten ist. Prof. Sieger verfügt über Erfahrungen aus der Autobranche und hat in St. Gallen über Familien-

unternehmen dissertiert. Er hat bereits bemerkenswerte Arbeiten über strategisches Unternehmertum und Mit-unternehmertum publiziert – Bereiche, die bisher in der Schweiz vernachlässigt wurden. In Bern wird er sich vor allem mit Unternehmungsgründungen und mit Fragen be-fassen, die mit der Unternehmensnachfolge zusammen-hängen. Dazu lässt er seine Studenten «Unternehmerlis» spielen, nachdem er festgestellt hat, dass sich sehr viele von ihnen für eine Unternehmerlaufbahn interessieren. Eine gewisse «Akademisierung» kann da gar nicht scha-den. Wir erwarten auf jeden Fall, dass Prof. Sieger in die Expertenkommission aufgenommen wird, die der Bun-desrat nun ernennen muss.

Verschiebungen in der Struktur der JungunternehmerNoch in den neunziger Jahren gab es fast so viele Jung-unternehmer im Detailhandel wie in der Bauwirtschaft. Das ist nun vorbei. Auch der Anteil der Handelsfirmen ist bei den Jungunternehmern merklich zurückgegangen. Im Mittelpunkt aller Neugründungen stehen jetzt die Dienst-

So sah früher der erste Schritt in die Selbstständigkeit Bild: fotolia.com häufig aus – heute führt er eher über den Laptop.

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WIRplus Kundenmagazin

leistungen aller Art. Damit ist die Chance gewachsen, mit einem bescheidenen Anfangskapital etwas fertigzubrin-gen. Die Schwierigkeiten kommen dann meist in der auf die Gründung folgenden Wachstumsphase. Auch handelt es sich um fast lauter Branchen – Beispiel EDV –, in de-nen die Konkurrenz von Anfang sehr hart ist. Die Finan-zierung von Jungunternehmen wird damit immer mehr ein Problem von Dienstleistungsfinanzierungen. Die Zeiten, wo man noch mit ein paar Karretten und einem Zement-mischer rasches Geld machen konnte, sind wohl vorbei.

Das will nicht heissen, dass der Kapitalbedarf für eine Neugründung grundsätzlich grösser geworden ist. Aber die Kapitalbeschaffung ist schwieriger geworden. Es be-steht da eine Parallele zum Liegenschaftsmarkt. In einer Zeit, wo die 60-Jährigen die 90-Jährigen beerben, stellen die erforderlichen Eigenmittel für das Startkapital ein zu-nehmendes Problem dar. Der Staat wird da um eine Mit-verantwortung nicht herumkommen. Risikokapital wäre in der Schweiz nämlich genügend da, aber es fliesst nicht immer an die richtigen und zukunftsweisenden Orte und trägt dann mehr zu einer Vergreisung als zu einer Verjün-gung unserer Volkswirtschaft bei.

Nicht ganz auf dem rechten Dampfer

Schon vor über 30 Jahren hat der damalige Delegierte des Bundesrats für Konjunkturfragen, Prof. Dr. Frances-co Kneschaurek, darauf hingewiesen, dass die Einfüh-rung des Obligatoriums der beruflichen Vorsorge (zwei-te Säule) mit seinem massiven Kapitalaufbau auch dazu führen könnte, dass am Schluss zu wenig Risikokapital für Neuinvestitionen im Inland zur Verfügung stehe. Das ist zum Glück nicht passiert. Aber es bleibt dabei, dass Pensionskassengelder, die ihrer Natur nach besonders sicher sein müssen, einen grossen Bogen um die Finan-zierung von Jungunternehmen machen. Der Bund möch-te dies teilweise ändern, wobei der Weg vernünftigerwei-se nicht über einen Staatsfonds, sondern über besondere Stiftungen – gegebenenfalls mit Staatsgarantie – führen könnte, die in junge Unternehmungen investieren. Ge-dacht wird dabei nicht an das Startkapital, sondern eher an die Überbrückung von Liquiditätsengpässen, wie sie bei Jungunternehmen für die auf die Gründung folgende Wachstumsphase typisch sind. Einige privatwirtschaftli-che Initiativen in dieser Richtung waren leider nicht ge-rade erfolgreich. Zurzeit befinden sich vier Stiftungen im Aufbau, die in diese Richtung wirken wollen. Ihre Geldsu-che bei den Pensionskassen war leider bisher nicht sehr ergiebig. Alle sind sich darüber einig, dass eine gesetz-liche Vorschrift, welche die Pensionskassen zu solchen Anlagen zwingen könnte, völlig ausgeschlossen ist. Es bleibt also nur die Einsicht in die Freiwilligkeit, welcher der Staat jedoch mit Steuererleichterungen nachhelfen könn-

te – allerdings nur in sehr bescheidenem Masse, denn die zweite Säule ist ja grundsätzlich steuerfrei. Auf jeden Fall werden solche Lösungen noch einige Zeit erfordern. Eilig hat es der Bund hingegen, wenn es darum geht, den Bezug von Pensionskassengeldern für den Aufbau einer selbstständigen Existenz einzuschränken. Der Bund hat nämlich gemerkt, dass Selbstständigerwerbende, die entweder nie einer Pensionskasse angehörten oder ihr Kapital zum Aufbau einer selbstständigen Existenz aus-zahlen liessen, ein höheres Risiko haben, Ergänzungsleis-tungen zur AHV beantragen zu müssen. Die Differenz ist allerdings nicht enorm. Im Jahr 2013 haben 8,5 Prozent der Selbstständigerwerbenden fünf Jahre nach Erreichen des Rentenalters Ergänzungsleistungen bezogen, hinge-gen nur 5,3 Prozent der ehemaligen Arbeitnehmer. Nun, die Selbstständigen haben ihr Pensionskassengeld wohl nicht auf einer Kreuzfahrt verjubelt, sondern sind erst in späterem Alter – vielleicht nach der Unmöglichkeit, wie-der eine Stelle zu finden – selbstständig geworden und haben sich ihr Kapital auszahlen lassen – allenfalls mit der Folge geschäftlichen Misserfolgs. Nun will der Bund den Bezug von Vorsorgekapital ge-nerell auf den überobligatorischen Teil des Guthabens beschränken, und dies auch nur, wenn die Pensionskas-senstatuten dies zulassen. Junge, die sich selbstständig machen möchten, haben in der Regel kaum nennens-werte überobligatorische Guthaben und fliegen dann voll aus ihrem bisherigen Bezugsrecht bei der Selbstständig-werdung heraus. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, muss das Parlament demnächst entscheiden.

«Bei den Pensionskassen wird nicht Gas gegeben, sondern gebremst.» Wer Jungunternehmer werden will, weiss, dass er auf manches verzichten und in jedem Fall eine überdurch-schnittliche Leistung erbringen muss. Zu dieser Leistung gehört auch ein grosser Arbeitsaufwand für den Aufbau eines Partner- und Beziehungsnetzes. Wir finden, dass der WIR Bank Genossenschaft hier eine recht bedeuten-de Rolle zukommt. Die Einführung in das grösste schwei-zerische KMU-Kontaktnetz ist so gut wie gratis und die dafür angebotenen zinsfreien 10 000 CHW gehen von ihrer Wirksamkeit her doch deutlich über den offerierten Kreditbetrag hinaus. Punkto Förderung von Jungunter-nehmern steht die WIR-Gemeinschaft, ihrer Bedeutung entsprechend, also sicher am rechten Platz.

● Dr. Richard Schwertfeger

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Hohe Rendite, tiefe Gebühren

Auch im neuen Jahr liegt die WIR Bank mit ihren Konditionen bei den Säule-3a-Konten in der Spitzengruppe – umso mehr, wenn man nebst den Zinssätzen auch noch die Gebühren vergleicht. Am meisten profitieren Sie, wenn Sie jeweils zu Jahresbeginn einzahlen.

Das Zinsniveau in der Schweiz liegt auf einem Rekord-tief. Der Zins von 0,65% der WIR Bank für Terzo-Gut-haben (Säule 3a) ist einer der höchsten im Vergleich zu anderen Banken. Dazu kommt noch der Gebührenvorteil beim Terzo-Konto der WIR Bank, wie das Konsumenten-magazin «saldo» schon vor rund einem Jahr festhielt. – Vergleichen lohnt sich also …

… und früh einzahlen lohnt sich auch! Trotz des – wie bereits erwähnt – historisch tiefen Zins-niveaus lohnt es sich nach wie vor, den erlaubten Maxi-malbetrag möglichst früh einzuzahlen – also am besten gleich jetzt. Denn so profitieren Sie am meisten von den Vorzugszinsen des Terzo-Kontos.

Das Vorsorgesparen über die Säule 3a lohnt sich nicht nur wegen des Vorzugszinses, sondern vor allem auch wegen der positiven Steuereffekte während der Spar-phase. Die geleisteten Beiträge an die Säule 3a können Sie – im Rahmen der gesetzlichen Einzahlungslimiten1 – vollumfänglich vom steuerbaren Einkommen abziehen.

Die aktuellen Bedingungen des Terzo-Kontos der WIR Bank:

Zinssatz: 0,65%

Kontoführung und jährliche Steuerbescheinigung kostenlos

Transfer (Überweisung) aufein anderes Säule-3a-Konto kostenlos

Kontosaldierung (Pension) kostenlos

Frist bis zur Auszahlung nach Erhalt der vollständigen Unterlagen 31 Tage

Gebühr bei vorzeitigem Bezug (Wohneigentum): 300 CHF* *Keine Gebühr, wenn die Finanzierung durch die WIR Bank erfolgt

Die Zinserträge sind verrechnungs- und einkommens-steuerfrei. Auch Vermögenssteuern fallen keine an. Erst bei der Auszahlung ist das Vorsorgekapital zu einem re-duzierten Satz – separat vom übrigen Einkommen – zu versteuern.

Weniger Steuern mit gestaffelten Auszahlungen Säule-3a-Konten können Sie innerhalb von fünf Jahren vor der ordentlichen Pensionierung einzeln auflösen. Je-des Konto muss immer ganz aufgelöst werden, Teilaus-zahlungen sind nicht möglich. Für eine gestaffelte Aus-zahlung benötigt man somit mehrere Konten. Damit kann die Steuerprogression gebrochen werden, was je nach Kanton mehrere Tausend Franken ausmachen kann.

Bitte beachten Sie, dass die Auszahlungen von 3a-Kon-ten und eine allfällige Auszahlung bzw. Teilauszahlung eines Pensionskassenguthabens oder eines Freizügig-keitskontos innerhalb eines Jahres zusammengezählt werden. Die Gesamtsumme pro Jahr ist somit massge-bend für den Steuersatz und den zu bezahlenden Steu-erbetrag.

Keine Transfer- oder SaldierungsgebührIm Gegensatz zu vielen anderen Banken belastet die WIR Bank bei ihrem Säule-3a-Konto grundsätzlich keine Gebühren. Einzige Ausnahme ist die Gebühr bei vorzei-tigem Bezug für Wohneigentum, wenn die Finanzierung nicht über die WIR Bank erfolgt (s. Kasten). Der Grund für diese Gebühr ist der hohe Aufwand für die notwendigen Abklärungen.

Detaillierte Informationen erhalten Sie unter der Telefon-nummer 0800 947 947 oder unter wir.ch/terzo-de.

● Roland Schaub

1) Für Personen, die einer Pensionskasse angeschlossen sind, beträgt die Limite in diesem Jahr 6768 CHF, für Selbstständigerwerbende ohne Pensionskasse sind es 33 840 CHF.

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Wein und Sein in Erlinsbach

GastroSuisse hat Ende August 2016 erstmals den Hotel Innovations- Award vergeben. Gewinner sind Silvana und Albi von Felten vom Landhotel Hirschen in Erlinsbach für ihr originelles Projekt «Weinhaus am Bach».

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Silvana und Albi von Felten Foto: zVg

Zuerst herrscht Verwirrung: Steht der Hirschen – Land-gasthof, Seminarhotel, Restaurant (mit 15 Gault-Millau-Punkten) und Genussoase – in Erlinsbach SO oder in Erlinsbach AG? Glücklicherweise kümmert sich das Na-vigationsgerät nicht um den Kantönligeist und führt uns sicher nach Erlinsbach, Kanton Solothurn. Der Aargau beginnt aber schon auf der anderen Seite des Dorfbachs. Und der «Hirschen» liegt, um die Verwirrung definitiv zu machen, auf beiden Seiten der Kantonsgrenze.

Seit fünf Generationen existiert das Unternehmen der Familie von Felten. «Früher hatten wir eine Bäckerei/Konditorei», erzählt Albi von Felten (50). (In den einstigen Verkaufsräumen ist momentan ein Coiffeursalon einge-mietet. Aber dieser wird in absehbarer Zeit ausziehen. Dann soll hier ein kleiner Laden für von Feltens «Genuss-werk» entstehen, für Eigenprodukte wie Öl, Essig, Senf,

dazu Schinken, Coppa und Salami vom Wollschwein und das eigens für den «Hirschen» gebraute «Speuzer-Bier».) Gross- und Urgrossmutter führten nebenher eine klei-ne Beiz. Albis Vater war der erste, der die Gastronomie professionell betrieb: Als gelernter Koch befehligte er die Küche, während die Mutter als Gastgeberin im Res-taurant wirkte. Allmählich entstanden ein Hotel und ein renommiertes, von Gault Millau ausgezeichnetes Restau-rant. Zwar absolvierte auch Albi von Felten eine Kochlehre und danach die Hotelfachschule; zudem erwarb er später ein Weinhandels- und ein Sommelierdiplom. Aber ihn zog es immer wieder hinaus in die Welt, stets mit einer Koch-schürze im Gepäck, um sich in fremden Ländern in die Kü-chen zu stellen. Sein Vater befürchtete, er könnte irgendwo hängenbleiben. Gut ausgebildete Schweizer Gastronomen sind auf der ganzen Welt gefragt. Doch 1999, mit 33 Jah-ren, kaufte Albi seinen Eltern schliesslich den Betrieb ab.

Glückliche WollschweineAlbi von Felten setzt auf regionale Produkte. «Als erstes kam das Hummerbecken weg», erzählt er lachend, und sein Vater, der daneben sitzt, bestätigt, dass es wegen solcher neumodischer Ideen durchaus Zoff geben konn-te. Dann begann Albi, mit Pro-Specie-Rara-Produkten zu experimentieren – Tomaten, Karotten und so weiter. In der Region werden Wollschweine extra für ihn gezüchtet; Trüffel stammen aus dem Fricktal; Kräuter zieht er teils im eigenen Garten, teils liefern sie Bauern der Umgebung. Sein Ruf eilt ihm inzwischen voraus: «Was regionale Zu-taten angeht und Produkte besonderer Güte, war Albi von Felten Vorreiter, als niemand sonst über die heimische Ver-ankerung der Gastronomie sprach», lobte die NZZ im April 2016. Und: von Felten sei «der Konkurrenz weit voraus». Damit auch Kinder lernen, was gutes Essen ist, bietet Albi von Felten übrigens regelmässig Kinderkochkurse an.

WIR-Kunde seit Generationen

Wie und wann sind Sie zur WIR-Verrechnung gekommen?Albi von Felten: Das Landhotel Hirschen ist seit Ge-nerationen WIR-Kunde. Dies habe ich so bei der Übernahme des Familienbetriebs übernommen und beibehalten. Unser WIR-Annahmesatz beträgt 30% auf den ganzen Betrag, aber im Restaurant kann man auch mit 50% WIR bezahlen.

Welche Vorteile ziehen Sie daraus?Die WIR-Annahme bewirkt eine Kundenbindung, vor allem was regionale Kundenbeziehungen angeht. Geben sie Ihre WIR-Guthaben auch im privaten Bereich aus?Nein, wir nutzen unsere WIR-Guthaben geschäft-lich. Bei einigen Lieferanten können wir mit WIR bezahlen. Zudem setzen wir die WIR bei unserem aktuellen Neubau ein, dem «Weinhaus am Bach». Sind Sie Mitglied eines WIR-Networks?Sporadisch nehme ich an den Treffen des Networks Olten-Solothurn-Oberaargau teil. Sporadisch des-halb, weil wir meist arbeiten, wenn andere frei ha-ben und diese Treffen stattfinden. Was halten Sie vom neuen Auftritt der WIR Bank?Der neue Auftritt gefällt mir. Ich bin gespannt, was er 2017 noch mit sich bringt.

● PC

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«Weinhaus am Bach»Schon bisher besass der «Hirschen», neben jenen im Haupthaus, zehn Gastzimmer jenseits des Bachs, im Aargau. Jetzt kommt ein Neubau hinzu, in welchen Sil-vana und Albi von Felten – die gerade Eltern der kleinen Josephine geworden sind – ihre ganze Kreativität inves-tiert haben. Vor allem hat sich Albi auf sein umfassendes Weinwissen besonnen, das auch von der «Schweizer Il-lustrierten» schon bemerkt worden ist, die im September 2016 schrieb: «Der eindrucksvolle Keller des ‚Hirschen‘ entpuppt sich als eine liebevoll gepflegte Schatzkam-mer». 650 Positionen umfasse sein Weinkeller, sagt der Gastronom. «Ich kann einfach nicht bremsen.»Der Hirschen-Neubau, genannt «Weinhaus am Bach», soll mit seinem Angebot rund um das Thema Wein Seminar- und Geschäftskunden unter der Woche sowie Wein- und Genussliebhaber am Wochenende ansprechen. Im Erd-geschoss entstehen ein Seminarraum, den die von Fel-tens «Dänk-Lokal für Komfort-Seminare» nennen, eine

Kamin-Lounge, eine Küche im Landhausstil und eine «Weinstube für unbetreutes Trinken», in welcher Produk-te von Winzerinnen und Winzern aus der Region und von weiter her genossen werden können.

Mit James Bond in der SuiteVor allem aber entstehen hier 22 Hotelzimmer und zwei Junior-Suiten, die ganz dem Thema Wein gewidmet sind. Bekannte und weniger bekannte Produzentinnen und Produzenten haben je ein Hotelzimmer nach eigenen Vorstellungen dekorieren können, zum Beispiel Wehrli (Aargau), Gantenbein (Graubünden), Zanini (Tessin), Chol-let (Waadt) oder Marie-Thérèse Chappaz (Wallis), das Weingut Aureto in der Provence, das Andy Rhis gehört, oder das Gut Palmeri in Sizilien von Ueli Breitschmid. Im Keller ist eine 50 Quadratmeter grosse Suite eingerich-tet, in der man zwischen zwei gläsernen Weinschränken (für Weissen und für Roten) schläft; die 70 Quadratme-ter grosse Suite unter dem Dach ist dem Champagner

Der «Hirschen» und der Neubau «Weinhaus am Bach». Fotos: Foto Frutig

Der Weinkeller mit 650 Positionen ist eine wahre Schatzkammer.

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Bollinger gewidmet, dem Lieblingsgetränk James Bonds (neben dem geschüttelten Martini). Der Mann im Geheim-dienst Ihrer Majestät mit der Lizenz zum Töten ist in der Suite präsent, wenn auch nur als grosse Fotografie.Bei unserem Besuch war das raffinierte und gemütliche «Weinhaus am Bach» noch im Bau. Doch Silvana und Albi von Felten haben dafür bereits einen Preis gewonnen: den ersten Hotel Innovations-Award von GastroSuisse, dem Verband mit 20‘000 Mitgliedern. Im Rahmen des Hotel In-novations-Tages im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern wurde der Preis am 30. August 2016 verliehen. Thema des Tages war «Sich bewegen. Sich erfinden. Neu.», und dafür sind Silvana, die ihr Mann als «Organisationsgenie» bezeichnet, und Albi selber, der dynamische Ideengene-rator, sicher zwei herausragende Beispiele.

«Überzeugende Idee»«Die Idee überzeugt durch ein schlüssiges Geschäftsmo-dell, bei dem Konzept, Kooperation und Kommunikation

Landhotel Hirschen

Hauptstrasse 125, 5015 Erlinsbach ÖffnungszeitenMontag bis Donnerstag 7.00 bis 23.30Freitag bis Samstag 7.00 bis 24.00Sonntag 7.00 bis 22.00

Betriebsferien23. Dezember 2016 bis einschliesslich 5. Januar 2017 T 062 857 33 33F 062 857 33 00 mailbox@hirschen-erlinsbach.chwww.hirschen-erlinsbach.chwww.genusswerk.ch, www.hotelinnovation.ch

optimal ineinandergreifen», hiess es dazu in der Lauda-tio. Die Jury, der unter anderem Jürg Schmid, Direktor von Schweiz Tourismus, und Casimir Platzer, Hotelier und Präsident von GastroSuisse, angehörten, hatte die Preisträger aus über zwanzig Bewerbungen ausgewählt. Der Hotel Innovations-Award soll dazu dienen, «erfolg-versprechende Konzepte zu fördern und den Zugang zu Fremdmitteln zu ermöglichen». Dafür wollen GastroSuis-se und die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit in Zukunft jedes Jahr die vielversprechendsten Konzepte kleiner und mittlerer Hotels prämieren. Die von Feltens haben ein individuelles Coaching im Wert von 15‘000 Franken gewonnen. Ob sie es nötig haben angesichts ihres Erfolgs? «Man lernt nie aus», sagt Albi von Felten lachend.

● Artur K. Vogel

In diesen Räumen entsteht das Dänk-Lokal mit Kamin-Lounge und einer Weinstube «für unbetreutes Trinken».

Albi von Felten mit dem Hotel Innovations-Award von GastroSuisse.

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Museum ohne Öffnungszeiten

Digitalisierung erfasst alle und alles. Zu den Pionieren im kulturellen Bereich gehört eine Institution, die man nicht sofort mit digitaler Transformation in Verbindung bringt: das HMB – Historische Museum Basel. Verantwortlich für die eCulture im HMB ist Daniele Turini (32).

Knarrende Böden und verstaubte Ausstellungsstücke sind in Basels Historischem Museum – so es sie je gab – längst Geschichte. Und in einem Sammlungsbereich ist der Be-sucher nun sogar selbst für die Ambiance verantwortlich: Die bedeutende Schlitten- und Kutschensammlung des Museums für Pferdestärken kann man nach Wahl in der Küche, im Bett, während einer Zugfahrt oder in den Winter-ferien auf einer Südseeinsel besuchen – virtuell und rund um die Uhr, dank der Google-App Arts & Culture. Um ganz ehrlich zu sein: Der virtuelle Zugang zu den Schlitten und Kutschen ist der einzig mögliche, denn seit Oktober 2016 ist dieser Teil des HMB für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Daniele Turini, Leiter eCulture des HMB, gibt

unumwunden zu, dass die Partnerschaft mit dem Google Cultural Institute auch aus der Not heraus geboren wur-de: «Die Christoph-Merian-Stiftung, der das Museums-gebäude gehört, benötigt die Räumlichkeiten für eigene Zwecke.» Vor dem Abtransport der Sammlung in ein Depot in Pratteln wurde der Rundgang durchs Museum deshalb digitalisiert.

Die Reaktionen liessen nicht auf sich warten: «Ins Depot auch die Basler Fasnacht, wenn sie irgendwann digital erlebbar sein wird!», lautete etwa ein sarkastischer Kom-mentar in der Basler Zeitung. Oder «schade», «traurig», «der Anfang vom Ende».

Dank der App «Actionbound» wird die Ausstellung Wirk.Stoffe zum interaktiven Erlebnis. Fotos: Foto Frutig Daniele Turini vor der Fluoreszenzfärbung eines Querschnitts durch den Wadenmuskel einer Maus.

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Sind Museen ein Auslaufmodell?Daniele Turini: Nein, das Museum der Zukunft wird immer auch ein reales Museum sein – der virtuelle Raum existiert nicht ohne sein analoges Gegenstück. Und ein virtueller Rundgang kommt vom Erlebniswert nie an einen realen Besuch eines Museums heran.

Dann war die Digitalisierung der Schlitten- und Kut-schensammlung eine einmalige Angelegenheit?Im Gegenteil: Wir werden auch die drei anderen Häuser des HMB – das Museum für Geschichte, das Museum für Musik und das Museum für Wohnkultur – digital zu-gänglich machen. Diese virtuellen Rundgänge dienen als «Appetizer», als Anreiz zum realen Besuch des Museums. Sobald alle notwendigen Ressourcen gesichert sind, wol-len wir im Jahrestakt ein Museum digitalisieren. Digital und analog dürfen nicht gewichtet, sondern müssen als gleichberechtigt behandelt werden.

Diese Strategie scheint in der Schweiz nicht ver-breitet zu sein. Neben dem Museum für Pferdestär-ken sind auf der App Arts & Culture erst vier weitere Schweizer Museen vertreten.Das dürfte daran liegen, dass es kein Rezeptbuch gibt. Jedes Museum muss sich an sein individuelles Digitali-sierungskonzept herantasten und auch Experimente wa-gen. Vorher sind Ressourcen- und Kompetenzfragen zu beantworten. In kulturellen Institutionen ist das nicht im-mer einfach. Wo Ängste und Skepsis überwiegen, muss zusätzlich Überzeugungsarbeit geleistet werden.

Es wird Sie gefreut haben, dass Ihr neuer Chef, Marc Fehlmann, der am 1. Juni sein Amt als HMB-Direk-tor antritt, die digitale Erweiterung des Museums weiterhin vorantreiben will, «um die Zugänglichkeit auf neue Zielgruppen auszuweiten und die öffent-liche Sichtbarkeit der Sammlungen zu erhöhen». Er bezeichnete das Museum auch als «Speichermodul» und «Memory Bank» (bazonline.ch, 18. November 2016).Es ist mir auch künftig ein Anliegen, die digitalen Aktivitä-ten des HMB voranzutreiben und so neue Besuchergrup-pen für unser Museum zu begeistern. Klar ist auch, dass ein eCulture-Konzept nur dann funktioniert, wenn es ganz oben getragen und in allen Abteilungen gelebt und erlebt wird. Im HMB gehört es denn auch zu meinen Aufgaben, bei allen Mitarbeitenden das Bewusstsein für die neuen Zugänge und Möglichkeiten zu wecken, die Virtualisie-rung und Digitalisierung schaffen.

Zurück zu den virtuellen Rundgängen – wer nutzt sie?Nur ein Beispiel: Wer als Tourist in eine Stadt kommt fragt sich vielleicht, ob sich der Besuch eines bestimmten Museums lohnt. So wie er vor dem Buchen eines Hotels zuerst einen virtuellen Rundgang durchs Zimmer unter-nimmt, will der Tourist von zuhause aus in das Museum

reinschauen, bevor er seine Tagespläne schmiedet. Wenn wir ihm hier etwas bieten können, haben wir einen Wett-bewerbsvorteil.

«Digital und analog sind gleichberechtigt.»Daniele Turini ist studierter Betriebswirtschafter (Internati-onal Management) und ist 2012 nach einigen WKs als Zivil-dienstleistender ans HMB gekommen. Nach Ende seines Praktikums suchte das HMB Personal für die Gründung einer Marketingabteilung. Dank seiner Affinität zu Kultur, Kommunikation und digitalen Medien kam auch Turini zum Zug. Als regelmässiger Museumsgänger war ihm verschie-dentlich aufgefallen, dass Museen Mühe haben, Junge anzusprechen – zu veraltet waren die Instrumente der Wis-sensvermittlung. Generell sei festzustellen, dass kulturelle und damit in der Regel auch subventionierte Institutionen kommunikationstechnisch grossen Nachholbedarf haben. Verständlich, denn sie stehen wirtschaftlich weniger un-ter Druck als beispielsweise KMU, die dem Wettbewerb stärker ausgesetzt sind. Nicht nur die Art der Präsentation kann auf Junge abschreckend wirken: Die «hehren Hallen» eines Museums wirken selten einladend – und im Fall von Basel macht sich das besonders deutlich bemerkbar: Ein Museum befindet sich in einer ehemaligen Kirche, ein an-deres in einem ehemaligen Gefängnis, ein drittes in einem vornehmen Stadtpalais. «Die szenografische Wirkung ist in jedem Fall eher einschüchternd», resümiert Turini.

Gelingt es, durch Digitalisierung vermehrt ein jünge-res, «museumsfernes» Publikum anzusprechen?Natürlich, und genau dieses digitale und formataffine Pu-blikum wollen wir zusätzlich ansprechen. Es kommt hinzu,

Nur noch virtuell zu bewundern – und auf Kaffeerahmdeckeln: die Schlitten- und Kutschensammlung des Historischen Museums Basel.

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dass junge Menschen in einer Gratiskultur aufgewachsen sind. Sie überlegen sich gut, ob sie das Geld für einen Eintritt ausgeben wollen. Ausserdem kennt das Internet keine Öffnungszeiten – das Wochenende bleibt trotz «Museumsbesuch» frei … Im besten Fall wirkt der virtuel-le Appetizer, und die Jungen kommen auch in der realen Welt zu uns. Das zu schaffen ist für ein Historisches Mu-seum keine einfache Sache: Als Freizeitangebot stehen wir nicht nur in Konkurrenz mit anderen Museen, sondern auch mit dem Schwimmbad, mit Youtube oder mit Netflix.

«Wir stehen in Konkurrenz mit dem Schwimmbad, Youtube oder Netflix.»Das Angebot eines virtuellen Rundgangs alleine dürfte aber die Generation Z, die mit dem Smart­phone in der Hand aufgewachsen ist, noch nicht hinter dem Ofen hervorlocken.Das ist richtig, aber unser digitales Angebot ist damit ja noch längst nicht ausgeschöpft. Vor drei Jahren haben

wir erstmals Tweevenings angeboten: kurze abendliche Führungen, die sich an ein nicht primär museumaffines Publikum richten. Interessant ist, dass es nicht einmal der digitale Aspekt ist, der für dieses Publikum interessant ist. Vielmehr sind es die Rahmenbedingungen: Der Eintritt ist gratis und ausserhalb der üblichen Öffnungszeiten, das Café ist offen, es läuft Musik und die Benutzung des Smartphones ist nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. In dieser entspannten Atmosphäre sind die Hemmschwellen niedriger, es entsteht eine Interaktion, Besucher und Mu-seum sind auf Augenhöhe.

Diese Tweevenings bedeuten etwa 30 bis 50 zusätz­liche Besucher. Lohnt sich das?Man könnte noch weiter gehen und kritisieren, dass es sich bei einem Teil der Besucherinnen und Besucher um ein Stammpublikum handelt. Auch ist die Altersstruktur nicht eindeutig – zwar klar jünger als bei anderen Angeboten, aber trotzdem durchmischt. So twittern durchaus auch äl-tere, kulturaffine Personen – böse Zungen sprechen von Marketing-Onkels oder Content-Tanten. Aber diese Me-dienlandschaft entwickelt sich, und ja, es lohnt sich. Eben-so wichtig ist nämlich, was sich an solchen Abenden dank Twitter ausserhalb des Museums abspielt: Tweetups ver-binden die im Museum Anwesenden mit den Abwesenden, die online mit- oder nachlesen. Heute steht das HMB der Basler Twitterszene sehr nahe und profitiert entsprechend von der Mundpropaganda durch diese Community.

Wie geht es im HMB aus digitaler Sicht weiter?Die zentralen Stichworte sind Vermittlung und Inszenie-rung. Der digitale Bereich hat diesbezüglich viel Potenzial. Ein Museum muss viel unternehmen, um wahrgenommen zu werden. Es genügt z.B. nicht, eine Tafel mit ein paar Angaben zu Alter und Fundort neben ein Objekt zu stel-len. Der Besucher will mehr über die Geschichten dahin-ter erfahren und etwas erleben. 2016 haben wir deshalb erstmals Augmented Reality eingesetzt. Besucher der Erasmus-Ausstellung konnten so im Museum z.B. auch Schauplätze besuchen, die für den Humanisten auf sei-nen Reisen wegweisend waren. Doch wir sprechen nicht nur den interessierten Laien an. Unsere Sammlung mit Tausenden von Objekten steht auch im Dienst der Wis-senschaft. Zum Museum der Zukunft gehört deshalb auch, dass seine Sammlung der Forschung zugänglich ist. Hier könnten 360-Grad-Aufnahmen zum Standard werden. Sie erlauben es, ein Objekt aus jedem Blickwin-kel zu betrachten – rund um die Uhr, an jedem Bildschirm auf der Welt. Die Partnerschaft mit dem Google Cultural Institute ist ein erster Schritt in diese Richtung.

Ihre Vision lautet: Das HMB ist 2017 eines der innova­tivsten Stadtmuseen der Welt. Wie packen Sie das an und woher nehmen Sie die Mittel?Zuerst sei klargestellt, dass Digitalisierung nicht zwangs-läufig in Millionenbeträgen enden muss. Das virtuelle

Daniele Turini: »Ein eCulture-Konzept funktioniert nur dann, wenn es ganz oben getragen und in allen Abteilungen gelebt und erlebt wird.»

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Museum für Pferdestärken zum Beispiel hat uns nebst den Übersetzungen von Texten keinen Rappen gekostet. Für eine Vielzahl digitaler Lösungen gibt es heutzutage etablierte Plattformen und Applikationen, die man sich zunutze machen sollte. Die wichtigste Ressource ist das Personal. Um virtuelle Angebote zu kreieren, braucht es zudem das nötige Knowhow. In vielen Museen sind die-se Faktoren nach wie vor keine Selbstverständlichkeit, und so bleibt das Potenzial rund um digitale Medien oft unausgeschöpft. Die Vision für 2017 soll uns inspirieren, kreativ zu bleiben. Dies ist und bleibt unser oberstes Be-streben, erst dann kommt die Technologie – oder wie man

im Englischen zu sagen pflegt: form follows function. Ob wir 2017 schon zu den innovativsten Stadtmuseen gehö-ren, bleibt abzuwarten, aber im Grunde genommen haben wir dafür ja noch ganze zwölf Monate Zeit (schmunzelt).

● Interview: Daniel Flury

@danieleturini

@histmuseumbs

www.hmb.ch

Daniele Turini in der Ausstellung Wirk.Stoffe im Historischen Museum Basel (bis 18. Juni 2017).

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Jedem Bürger sein elektronisches Dossier

Immer mehr Funktionen des täglichen Lebens können digital erledigt werden. Nur die Beziehungen zu den Behörden sind oft noch mit einem Gang aufs Amt oder mit Papier verbunden. Der Verein eGov-Schweiz fördert und projektiert digitale Lösungen, die einfach zu handhaben sind, aber Datensicherheit und Persönlichkeitsschutz garantieren.

Die Verwaltung in der Schweiz arbeitet auf allen Stufen ef-fizient und verlässlich. Das ist eine Feststellung, die durch internationale Vergleiche erhärtet wird. Bei den «Good Governance Indicators» der Weltbank beispielsweise, also den Indikatoren für eine gute Regierung und Verwal-tung, erhält die Schweiz seit Jahren ausgezeichnete No-ten. Nur in einem Punkt hinkt sie vielen anderen Ländern hintennach: im sogenannten E-Government. Die Möglich-keiten der Bürgerinnen und Bürger sowie besonders auch der Unternehmen, Geschäfte mit den Behörden digital abzuwickeln und Bürgerrechte, zum Beispiel bei Wahlen und Abstimmungen, im Internet auszuüben, sind noch im-mer beschränkt. Das wird oft als Hindernis empfunden: Im vergangenen August, an der Feier zum 100-jährigen Bestehen der Auslandschweizer-Organisation auf dem Bundesplatz in Bern, wurde wieder die dringende Forde-rung nach E-Voting für die Auslandschweizer laut. 762 000 Schweizerinnen und Schweizer leben im Ausland.

«Die Verwaltung ist papier-lastig – und funktioniert.»Nicht kompatibel, nicht kohärentDer Rückstand hat einerseits mit der föderalistischen Struktur unseres Landes zu tun. Die staatliche Organisati-on von unten nach oben hat zu vielen dezentralen Lösun-gen geführt: «Gemeinden, Kantone und der Bund haben teilweise eigene Systeme entwickelt, die vielerorts schon ziemlich weit fortgeschritten sind», sagt Renato Gunc, der Präsident des Vereins eGov-Schweiz. Der Verein mit Sitz in Bern will Innovationen im E-Govern ment fördern, indem er die angewandte Forschung und Entwicklung in diesem Bereich unterstützt, besonders durch die Vernetzung von Forschungsgruppen und die Mithilfe beim Start und der Umsetzung von Projekten. Aber, sagt Renato Gunc, diese dezentralen Lösungen haben entscheidende Nachteile: «Sie sind nicht kompatibel, teilweise nicht kohärent und nicht miteinander vernetzt.»

Matthias Finger, Professor an der Eidgenössischen tech-nischen Hochschule in Lausanne (EPFL) und Spezialist für Infrastruktur und Netzwerke, sieht eine weitere Hemm-schwelle: den fehlenden Leidensdruck. «Dieser resultiert

paradoxerweise daraus, dass die Verwaltung noch immer gut funktioniert.» Dass sie allerdings «leider noch immer traditionell, das heisst papierlastig ist», so Finger, «ist nicht hilfreich, weder für Bürgerinnen und Bürger noch erst recht nicht für Unternehmen». Diese wollten «effizi-ent, transparent, einfach und vor allem elektronisch mit staatlichen und parastaatlichen Institutionen zusammen-arbeiten». Dass dies vielerorts nicht möglich ist, sei nicht nur lästig und zeitraubend, es wirke sich auch negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes aus, ist Finger überzeugt.

«Zukunftsstandort digitale Schweiz»Der Verein eGov-Schweiz hat im Sommer eine umfang-reiche Studie veröffentlicht, die unter der Leitung von

Der Gänsekiel ist Geschichte, geblieben ist das Papier.

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Professor Finger erarbeitet wurde. In der Untersuchung, betitelt «Zukunftsstandort digitale Schweiz», werden vor allem die Rahmenbedingungen untersucht, die der Staat schaffen müsste, sowie die Kosten und Nutzen der Digi-talisierung errechnet. Als Grundlage dient das «elektroni-sche Bürgerdossier», ein Konzept, das eGov-Schweiz seit 2012 entwickelt hat. Es orientiert sich stark am Patienten-dossier, dessen Realisierung laut Renato Gunc sehr weit fortgeschritten ist. (Auch es leidet, nebenbei bemerkt, an derselben Krankheit wie das E-Government: Es gibt meh-rere Systeme von mehreren Anbietern, die, man ahnt es, miteinander noch nicht kompatibel sind.)

«Ich wünschte mir ein eige-nes digitales Departement.»Das Patientendossier soll alle relevanten Erkenntnisse über eine Person enthalten, die für eine Diagnose, eine Therapie oder eine Operation relevant sind: zum Beispiel ihre Blut-gruppe, ihre Allergien, ihre Krankheiten, die Operationen, die sie durchgemacht hat, und so weiter. Das Dossier dürf-te nur von sogenannten Leistungserbringern konsultiert werden, also von Ärzten, Spitälern usw., aber nicht von den Krankenkassen. Und der Patient müsste in jedem Fall

– ausser es läge ein Notfall vor und er wäre nicht ansprech-bar – seine Zustimmung zur Einsicht geben.

Der Bürger im ZentrumDas E-Bürgerdossier seinerseits soll eine elektronische Plattform für jede in der Schweiz lebende Person werden. Über jede Person werden dort relevante Daten zusam-mengezogen, und jede Person kann Akteure autorisieren, auf diese Daten zurückzugreifen. Damit soll der Daten-austausch zwischen Personen, Unternehmen und staatli-chen Instanzen erheblich vereinfacht werden. Das Ganze müsste allerdings freiwillig bleiben.

Die Studie identifiziert nun die politisch und technolo-gisch relevanten Voraussetzungen für die Umsetzung des E-Bürgerdossiers. Und zwar geht sie so vor, dass sie eine begrenzte Anzahl besonders relevanter Fälle untersucht. Dazu gehören unter anderem die An- und Abmeldung bei der Wohngemeinde, die Steuererklärung von Privatpersonen, die Eingabe von Baubewilligungen oder Registerauszüge und Ausweise des Zivilstands-wesens.

Dabei haben sich, neben den technischen Erfordernis-sen, laut Matthias Finger folgende Hauptkriterien heraus-kristallisiert:

Das E-Bürgerdossier nimmt nur Speicherplatz in Anspruch. Fotos: fotolia.com

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Kontoeröffnung: Effizient und elektronisch

Was sich viele Bürgerinnen und Bürger im Verkehr mit Behörden wünschen, wünschen sie sich auch von ihrer Bank: Die Beziehung soll effizient, einfach, sicher und vor allem digital sein. Die WIR Bank Ge-nossenschaft hat auf diese Ansprüche reagiert und ermöglicht ihren KMU-Kunden seit November 2016 das elektronische Eröffnen eines Bankkontos. Es ist geplant, dass auch potenzielle Privatkunden in den Genuss eines vereinfachten Kontoeröffnungs-prozesses kommen.

● df

• «Der Bürger ist in der Mitte»: Bürger und Bürgerin müs-sen Inhaber ihrer Daten und Informationen bleiben.

• «Transparenz und Vertrauen»: Der Staat oder ein ver-trauenswürdiger Partner (möglich wären zum Beispiel Betriebe wie die Post oder die Swisscom, die noch immer dem Staat gehören) muss das E-Bürgerdossier bereitstellen. Die Informationen und Quellen sowie die Zugriffe auf die Daten müssen transparent sein.

• «Sicherheit»: Die Betreiber müssen die Daten- und In-formationssicherheit gewährleisten können. Renato Gunc meint, dafür brauche es einen «Cyberpolizisten, der die Infrastruktur überwacht». Das könnte nur eine Staatsfirma sei, denn «es gibt Dinge, welche die Privat-wirtschaft nichts angehen».

• «Dezentral, aber vollständig»: Die Daten müssen dezen-tral verwaltet werden, also dort, wo sie angelegt sind. Sie werden nur bei einer Anwendung oder Abfrage zu-sammengestellt, und zwar nur jene, die für diese spezi-fische Abfrage relevant sind.

• Mit dem elektronischen Bürgerdossier sollen alle amt-lichen und wichtige administrative Aufgaben abgewi-ckelt werden können.

Bundeskanzlei als Anlaufstelle?Die Verantwortung für die gesamte E-Governance müss-te im Bund einer einzigen Stelle zugeordnet werden. Die Zürcher Nationalrätin Kathy Riklin von der CVP, die sich seit Jahren für die bessere digitale Vernetzung von Bür-gern und der Verwaltung einsetzt, möchte diese Aufgabe der Bundeskanzlei übertragen: «Diese arbeitet departe-mentsübergreifend und hat jetzt schon Koordinations-funktion.» Auch Renato Gunc sähe «beim jetzigen Stand der Dinge» am ehesten die Bundeskanzlei als Anlauf-stelle. «Längerfristig würde ich mir ein eigenes digitales Departement wünschen», sagt Gunc, der aber umgehend einräumt, dass diese Idee politisch wohl kaum durchsetz-bar sei.

Dass ein solches E-Bürgerdossier nicht kostenlos zu haben ist, liegt auf der Hand. Die Studie schätzt die einmaligen Im-plementierungskosten auf rund 300 Millionen Franken, die jährlichen Einsparungen hingegen auf rund 900 Millionen. Dafür könnten «öffentliche Dienste und politische Prozesse verbessert und die Durchführung staatlicher Politik erleich-tert werden», heisst es. Professor Finger räumt aber unum-wunden ein, dass diese Schätzungen noch sehr vage seien.

Erfreuliches InteresseDas Thema E-Bürgerdossier erzeugt ziemlich grosse Re-sonanz, wie einer Umfrage von eGov-Schweiz von 2015 zu entnehmen ist: Die Hälfte der Befragten ist an dem

Thema interessiert und möchte über das Ergebnis der Studie informiert werden. 12% möchten in Zukunft aktiv an der Erarbeitung digitaler Lösungen mitwirken. Also steht der baldigen Einführung nichts mehr im Weg? Re-nato Gunc beurteilt die Situation zurückhaltend. Er denkt, man müsse mit einem Zeitrahmen von zehn Jahren rech-nen, bis Bürgerdossier und E-Government tatsächlich in der ganzen Schweiz einsatzbereit seien.

● Artur K. Vogel, egov-schweiz.ch

https://blog.wir.ch/2016/11/14/kunde-werden/

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Gestern, heute, Morgenmenschen

Der 12. Januar 1967 war ein kalter Tag. Besonders für Dr. James Bedford. Der 73-Jährige starb nämlich an Krebs und liess sich sofort einfrieren. Auf minus 196 Grad Celsius. Und jetzt planget Herr Bedford seit genau fünf-zig Jahren im flüssigen Stickstoff auf bessere Zeiten. Auf Tauwetter. Auf ein neues Leben in seinem 1894 gebore-nen und vom Krebs zerfressenen Körper.

Eines Tages werden sie Herrn Bedford auftauen. Vielleicht im Januar 2067. Das wird sicher feierlich. Nach hundert recht ruhigen Jahren öffnet er die Augen und erblickt an seinem Bett dreihundert gerührte Ururururenkelinnen. Sie singen Happy Birthagainday und helfen ihm, die hundert Kerzen auf seiner Wiedergeburtstagstorte auszublasen. Seine Lunge ist halt noch etwas frostig und ein Morgen-mensch war Herr Bedford noch nie. Nachher darf er sein Wiedergeburtstagsgeschenk auspacken, eine Bettflasche.

Herr Bedford war 1967 der erste gewesen, der sich kryo-nisch hatte konservieren lassen. Darum werden beim Auftauen bestimmt aus aller Welt Glückwünsche eintref-fen. Der alte Herr strahlt dann in die Kameras und un-terschreibt noch den Buchvertrag, bevor sie ihn in den Operationssaal rollen und ihm die Todesursache von 1967 entfernen, die Tumore und Metastasen. Sicher fli-cken sie noch allfällige Standschäden und ersetzen Ver-schleissteile, das geht ja grad im Gleichen. Und dann hat er ein langes und glückliches zweites Leben vor sich und findet sofort eine gut bezahlte Stelle als Werbeträger für ThermaCare Wärmepflaster.

Vermutlich darf Herr Bedford auch schon bald aufgetaute Gspänli begrüssen. Drüben in Arizona warten bereits ein

paar hundert Tiefgekühlte auf wärmere Zeiten. Schweizer sind keine darunter. Ob ich es auch probieren sollte? Der erste tiefgekühlte Appenzeller zu sein, wäre doch nett. Der Spass kostet zwar 200 000 Dollar, aber ich kann hof-fentlich noch viele Jahre Geld auf die Seite legen. Güns-tiger kommt es, wenn man nur das Hirn einfrieren lässt. Im Moment 80 000 Dollar. Bis ich tiefkühlfertig bin, sinken die Preise sicher noch. Und man kann es in der Schweiz machen. In einem Gotthardbunker. Neben einem ausge-musterten Militärspital, wegen der Standschäden. Oder in den Kaltbachhöhlen. Da taut man rezenter auf. Womög-lich gibt es Cumuluspunkte. Und bezahlen kann man in Schweizer Franken. Oder in WIR.

Vorher schreibe ich noch eine Patientenverfügung. Sie werden mein Hirni ja in einen neuen Körper einpflanzen, und ich will keinen verunglückten Aargauer. Falls sie versehentlich doch einen erwischen, lasse ich mich halt wieder einfrieren. Hoffentlich geht dann die Tiefkühlfirma nicht pleite, man will ja das Zeitliche nicht als aufgetaute Konkursmasse segnen.

Die Transhumanisten hoffen, dass sie den Inhalt aufge-tauter Hirnis dermaleinst in eine Cloud hochladen können. Dann braucht man keinen Körper mehr. Nur noch Internet. Dann kann man den lieben langen Tag mit Siri oder an-deren Handy-Sprachassistenten plaudern, den Urenkeln über die Bildschirmkamera beim Nasenbohren zuschau-en und sie via Snapchat massregeln. Und plaudern über Zeiten, in denen man auch ohne Internet abstürzen oder sich einen Virus einfangen konnte. Über früher, als das Leben noch etwas Besonderes war, ein wertvolles Mo-saik abertausender selbst gelebter und erlebter Tage und Nächte, alle kostbar und einzigartig.

Und wenn er könnte, würde Herr Bedford vielleicht seuf-zend beipflichten.

Willi Näf ist freier Autor, Texter und Foto: zVg Kabarettist und lebhaft im Baselbiet und im Appenzellerland. www.willinäf.ch

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WIRPLUS KUNDENMAGAZIN

Mattiello/toonpool.com

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Januar 2017

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Januar 2017, 84. Jahrgang, Nr. 926

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Gesamtauflage: 34580

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Veranstaltungen und Termine

Generalversammlung 2017 der WIR Bank31. Mai 2017 in Basel (für Genossenschafter/-innen)

Herbstgespräche 20174. November 2017 im KKL Luzern (für Stammanteil-halter/-innen)

Informationen über diese und über weitere WIR-Anlässe erhalten Sie bei der WIR Bank, wir.ch, T 0800 947 947.

WIR-Messe Zürich

23.11.2017 – 26.11.2017www.wmzag.ch


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