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Natürlich mehr leisten! || Erfolgsfaktoren für individuelle Spitzenleistungen im Flow

Date post: 15-Dec-2016
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3 Erfolgsfaktoren für individuelle Spitzenleistungen im Flow 1.1 Vorgeschichte – 4 1.2 Erfolgreich sein im Flow – 5 1.2.1 Flow-Erleben, ganz im Einklang – 5 1.2.2 Flow-Aktivitäten und ihre individuellen »Begleiter« – 8 1.3 Im Überblick: was zu individuellen Spitzenleistungen beiträgt – 10 1 J. Leidenfrost, A. Sachs, Natürlich mehr leisten!, DOI 10.1007/978-3-642-35321-5_1, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
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Page 1: Natürlich mehr leisten! || Erfolgsfaktoren für individuelle Spitzenleistungen im Flow

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Erfolgsfaktoren für individuelle Spitzenleistungen im Flow

1.1 Vorgeschichte – 4

1.2 Erfolgreich sein im Flow – 51.2.1 Flow-Erleben, ganz im Einklang – 51.2.2 Flow-Aktivitäten und ihre individuellen »Begleiter« – 8

1.3 Im Überblick: was zu individuellen Spitzenleistungen beiträgt – 10

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J. Leidenfrost, A. Sachs, Natürlich mehr leisten!, DOI 10.1007/978-3-642-35321-5_1, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

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4 Kapitel 1 • Erfolgsfaktoren für individuelle Spitzenleistungen im Flow

1.1 Vorgeschichte

Gute Sportler, gute Musiker und gute Führungskräfte haben eines ge-meinsam: wenn sie im Flow sind, es »rund« läuft, die Dinge gelingen, die Herausforderungen gemeistert werden und mitten im Geschehen agieren, dann sieht es meist spielend leicht aus. Fitness und Flow er-scheinen dann im wahrsten Sinne des Wortes wie aus dem FF! Als Beobachter kann man Anstrengung von außen kaum erkennen und die Höhe der Spitzenleistung oft erst dann bemessen, wenn man sieht, welche Fakten hier geschaffen werden. Das heißt, wie schnell ein Pro-jekt umgesetzt ist, wie hoch die Latte liegt, die gerade übersprungen wurde oder wie wenige Personen es gibt, die eine solche Leistung vollbringen!

Was daran immer wieder fasziniert, ist das mühelose Tun im Moment. Alles fließt zusammen und geht synchron ineinander über, so dass es von außen so aussieht, als ob ES läuft, ES springt, ES mu-siziert – nicht er oder sie arbeiten! Alles, was an Einzelaspekten zu dieser Ganzheit gehört, ist in diesen Momenten unsichtbar und für alle, die es selbst schon erlebt haben, auch nicht spürbar. Man ist sich seiner selbst, jedoch nicht seiner Handlungen bewusst, es fließt eben:

» Ich erinnere mich nur noch, dass ich in die erste Kurve gefahren bin und hab’ den Wind um die Ohren pfeifen gehört und kurz gedacht, wow – wie geil ist das denn?! Und plötzlich war ich unten und hatte gewonnen! Kurzum, bin ich mit mir im Reinen, bin ich auch erfolg-reich! (David Möller, Rennschlittensportler, 07.04.2012, persönliche Mitteilung). «Doch welche spezifischen Erfolgsfaktoren fügen sich in derarti-gen Momenten zu einer synchronen Ganzheit zusammen? Wie verwandeln sich Talent und Begabung hin zum erfolgreichen Tun? Wie führen sich Spitzensportler selbst, um dauerhaft kraftvoll zu blei-ben? Welche Elemente einer persönlichen Fitness sind die Basis für die Verwirklichung der eigenen Potenziale? Welche Erfolgsfaktoren begründen das individuelle Flow-Erleben – im Großen wie im Klei-nen, im Lebensentwurf wie im Alltag? Wie managen Sportler sich Selbst und eine natürliche Leistungsentwicklung? Wie können wir »Führungs-Kräfte« in diesem Sinne aufbauen und stärken, so dass wir viele gute Führungskräfte haben?

Diesen Fragen gehen wir, als Autoren, im ersten Kapitel speziell mit dem Blickwinkel auf den Einzelnen nach. Denn auch wenn im Team gespielt oder gearbeitet wird, liegen die Grundlagen für ein ge-lingendes Miteinander zunächst in der individuellen Fähigkeit, sich selbst zu managen und die eigenen Potenziale punktgenau abzurufen. Speziell als Führungskraft werden Sie schon oft erlebt haben, wie stark das eigene Empfinden, die Vitalität und die persönliche Ausstrahlung Ihre Wirkung im Team und in der Rolle des/der Führenden beein-flusst. Wenn es bei Ihnen selbst »rund« läuft und »fließt«, dann ist das ein entscheidender Hebel für die Wirksamkeit des gesamten Teams.

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51.2 • Erfolgreich sein im Flow

Deshalb laden wir Sie zunächst ein, sich an viele Momente des eigenen Flow-Erlebens zu erinnern und zu erkennen, wie eng Flow und Erfolg auch bei Ihnen verbunden sind. Mehr noch, wir stellen Ihnen darüber hinaus die Voraussetzungen für Flow vor und ermög-lichen Ihnen, die Grundlagen für mehr Flow und damit Erfolg in Ihrem Wirken neu zu legen.

1.2 Erfolgreich sein im Flow

Wann erlebe ich Situationen von Flow? Was bedeutet Flow für mich? Was fällt mir aus meinem Leben zu diesem Empfinden ein?

David Möller, Olympiasieger und Weltmeister in Rodeln beschreibt den Flow folgendermaßen:

» Es ist eine Multiplikation aus Selbstwert X Bewusstsein. Ich habe immer solche Gefühle gehabt, wenn ich extrem viel Selbstvertrauen hatte und ich war es mir in diesen Momenten aber auch wert, indem ich gesagt habe, wenn Du hier gewinnst, ist das die logische Konse-quenz, weil in der Summe hast Du’s am meisten verdient. Bewusstsein deshalb, weil ich immer wusste, dass keine Zweifel da waren, dass keine Gedanken weder an die Vergangenheit noch an die Zukunft da waren, sondern einfach nur ein Zustand im Hier und Jetzt und zwar ein Zustand in dem mir extrem bewusst war, was jetzt hier abläuft. Also ein Zustand des absoluten Nichtstuns, aber der absoluten Beob-achtung und Wahrnehmung. Ich habe immer nur gespürt, was aktiv geschieht und konnte dabei die Situation vollstens genießen. (David Möller, 07.04.2012, persönliche Mitteilung) «Vielleicht kennen auch Sie solche Situationen oder erinnern sich an Tätigkeiten – aus dem Sport, Ihrer professionellen Tätigkeit oder während der Ausübung eines Hobbys? Wie würden Sie dieses Er-leben beschreiben?

5 Unwillkürliche Konzentration? 5 Ganz runde, flüssige Bewegungen? 5 Eindeutiges Handeln ohne jeden Selbstzweifel? 5 Sich selbst und die Zeit vergessen? 5 Ganz Aufgehen im Tun?

1.2.1 Flow-Erleben, ganz im Einklang

Das Flow-Erleben, im deutschen Sprachgebrauch am ehesten mit »Strömen« oder »Fließen« zu übersetzen, ist ein sehr positiver, außergewöhnlicher Bewusstseinszustand, bei dem es dem Einzelnen gelingt, die gesamte Energie auf die Handlung selbst zu lenken und in dieser aufzugehen (autotelisch). In der Wahrnehmung ist dieses Erleben sehr individuell, im Ergebnis wiederum universell, denn es

Flow-Erleben, autotelisch

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6 Kapitel 1 • Erfolgsfaktoren für individuelle Spitzenleistungen im Flow

führt zu Zufriedenheit, Glück, Selbststärkung und vor allem dem Wunsch, es immer wieder zu erleben! Der amerikanische Psycholo-gie-Professor Mihal Czikszentmihalyi (1985) hat als erster diesen be-sonderen Zustand beschrieben, indem er eröffnete, es sei viel leichter zu sagen, was »Flow« alles nicht sei: nämlich nicht langweilig und es rufe keinerlei Angst hervor. Und später fügt er hinzu, dass Flow nicht an Höchstleistungen oder geniale Werke gekoppelt sei, son-dern vielmehr das Erlebnis ganz zentraler Qualitäten beinhaltete: zum Beispiel das Gefühl des Aufgehens in einer Tätigkeit, der syn-chronen Übereinstimmung von Denken, Fühlen und Handeln und während wir im Flow seien, erlebten wir unser Tun mit hoher innerer Zufriedenheit. Außerdem begleite uns die innere Überzeugung, das angestrebte Ziel auch erreichen zu können. Probleme würden aus einem Gefühl der Stärke (Selbstsicherheit) heraus betrachtet und sei-en dabei eher Herausforderungen, für die es Lösungen brauche und keine Hindernisse.

» Wann war ich am besten »drauf«, bei meinen Rennen? Sicher doch dann, wenn ich mich auf das Rennen freute. Ich habe oft erfahren müssen, dass körperliche Fitness – zwar immer vorhanden, weil über-lebensnotwendig – dennoch nicht den Ausschlag gab. Es waren fast immer die Rahmenbedingungen, wie ein hervorragendes Auto, eine Strecke, die man besonders mag, Wetterverhältnisse (wobei auch Regen sehr stimulierend sein konnte) und vor allem das dadurch ent-standene Gefühl der Überlegenheit, das den Ton angab. Ich musste mich auf das Rennen freuen! (Jochen Maas, 13.05.2012, persönliche Mitteilung) «Im Zustand des Flow sind wir voll auf den jeweiligen Sachverhalt konzentriert und haben Kontrolle über unser Tun. Man kann sich das Handeln im Flow wie beim Segeln vorstellen, wenn das Boot so gut am Wind ausgerichtet ist, dass es optimal im Wasser liegt und der Wi-derstand, der dem Vorwärtskommen entgegen steht, möglichst gering ist. Wenn wir im Flow sind, gelingen uns mit geringstem Aufwand maximale Ergebnisse und wir leisten ganz natürlich mehr.

Für die Sportler, ebenso wie für alle, die gerne ihre Potenziale ent-falten, stellt sich anfangs selten die Frage nach dem Flow. Denn am Beginn des Ganzen stehen ganz einfach die Freude an einer Sache und die Begeisterung, sich dort hineinzugeben.

» Mir ging es so wie den meisten Sportlern, Du bist jung, Du hast Spaß dran, Du bist erfolgreich, doch Du weißt nicht, wie das geht. Erst wenn der Erwartungsdruck dazu kommt, beginnst Du Dich und Dein Tun zu hinterfragen. (David Möller, 07.04.2012, persönliche Mitteilung) «Das natürliche Leistungspotenzial ist dann schwerer abzurufen, weil die Voraussetzungen für Flow nicht mehr gegeben sind. Denn so

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71.2 • Erfolgreich sein im Flow

unmittelbar und in sich geschlossen das Flow-Erleben selbst ist, so spezifisch ist der Korridor, in dem es entsteht. Csikszentmihalyi u. Csikszentmihalyi (2001) definieren diesen Bereich als den Flow-Ka-nal und beschreiben ihn folgendermaßen (. Abb. 1.1):

Flow entsteht demnach nur, wenn die Fähigkeiten und die An-forderungen, die in diesen Episoden zusammen kommen, über dem durchschnittlichen Anforderungs- und Fähigkeitsniveau einer Person liegen. Nur über diesem kritischen Punkt ist Flow wahrscheinlich und so auch oft verbunden mit Erfahrungen, bei denen Menschen mit besonderen Fähigkeiten über ihre Grenzen hinaus wachsen. Das sind die Optimalbereiche, nach denen jeder Sportler strebt, wenn er durch ständiges Lernen und Entwickeln die eigenen Grenzen erweitern und sich immer neuen Anforderungen stellen kann. Letzten Endes keine andere Situation als die, die wir in vielen Unternehmen vorfinden, die Notwendigkeit, immer wieder die eigenen Fähigkeiten zu erweitern und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Es ist leicht nachvoll-ziehbar, dass sich Flow damit v. a. in Situationen zeigt, in denen man seiner Berufung folgt, sich selbst ausdrückt und die eigenen Talente aktualisiert. Das heißt, Flow-Erleben ist noch wahrscheinlich in Themengebieten und bei Tätigkeiten, die einem selbst »entsprechen« und Teil der Grundausrichtung oder Vision für das eigene Leben sind. Weniger wahrscheinlich ist es hingegen, dass man über seine Grenzen und in den Flow-Zustand hineinwächst, wenn die Themen und die Tätigkeiten nicht begeistern und das Interesse wecken.

Das gelingt vor allem, wenn Führungskräfte und Mitarbeiter mit Interesse am Neuen ankoppeln und gerne zusätzliche Energie mobilisieren. Doch, ob im Sport oder in der Wirtschaft, einseitig zu hoch wahrgenommene Anforderungen führen zu Angst, einseitig zu hoch wahrgenommene Fähigkeiten hingegen zu Langeweile. Sind die Anforderungen und Fähigkeiten generell niedrig, so entsteht eher »Apathie« (. Abb. 1.1).

. Abb. 1.1 Flow-Modell: Anforderungen und Fähigkeiten

Herausforderung

Flow

Kompetenzen

Unterforderung

Überforderung

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8 Kapitel 1 • Erfolgsfaktoren für individuelle Spitzenleistungen im Flow

Damit das Gehirn nicht in eingefahrenen Routinebahnen stecken bleibt, braucht es permanent andersartige Herausforderungen. Nur diese lösen im Gehirn eine emotionale Erregung (Arousal) aus. Um diese zu beruhigen, beginnt das Gehirn, ernsthaft nach einer Lösung zu suchen. Das Denken bleibt beweglich. Für Führungskräfte bedeu-tet das: Sie sollten sich selbst und ihre Mitarbeiter regelmäßig vor neue Herausforderungen stellen. Dazu kann zum Beispiel Job- Rotation – also das Modell des regelmäßigen Arbeitsplatzwechsels innerhalb einer Abteilung oder des Unternehmens – eingesetzt werden.

1.2.2 Flow-Aktivitäten und ihre individuellen »Begleiter«

Im Folgenden werden wir entdecken können, dass Flow-Aktivitäten durch viele Aspekte begünstigt werden können. Aspekte, die vor allem im Umgang mit sich selbst und auch im Umgang mit den Anforde-rungen liegen. Das besondere ganzheitliche Erleben ist sozusagen der Ausdruck höchster physischer, mentaler und emotionaler Fit-ness, die sich an Aufgaben entfaltet, an denen wir mit Interesse und Begeisterung wachsen. Czikszentmihalyi (1985) benennt in diesem Zusammenhang eine Reihe von Persönlichkeitseigenschaften, die ein Flow-Erleben begünstigen. Menschen, die:

5 schwierige Situationen in zu bewältigende Herausforderungen umwandeln,

5 eigene Möglichkeiten erkennen und sich erreichbare Ziele set-zen,

5 Handlungsmöglichkeiten realisieren, 5 die eigenen Fähigkeiten verbessern und 5 die Konzentration auf einen beschränkten Umweltabschnitt

lenken und ihre Selbstaufmerksamkeit reduzieren, 5 ein starkes Selbstvertrauen haben und durch Flow-Erfahrungen

weiter gestärkt werden, 5 bedrohliches Erleben in freudvolles Lernen umwandeln können.

Erkennen Sie die erfolgreichen Sportler wieder? Erkennen Sie sich selbst wieder? Flow als das wunderbare Gefühl, wenn wir Unsicher-heiten in Sicherheit verwandeln und immer neue Probleme lösen? Welche Grundlagen legen Sportler als Basis für solche Einstellungen und Erfahrungen? Wie fallen die Sieger nicht vom Himmel, sondern schaffen sich ihren »Himmel auf Erden« und ihre Erfolge im Leben?

Time out

Natürlich mehr leisten - im Flow-KanalDie Voraussetzungen schaffen: Flow kann nicht erzwungen werden, höchstens dazu eingeladen. Wie ein Gast, für den man alles vor- und zubereitet, auch wenn man noch nicht genau weiß,

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91.2 • Erfolgreich sein im Flow

welche Laune der geschätzte Mensch mitbringt. Dennoch, selbst beim Vorbereiten hat man vielleicht schon Freude! Sie können die perfekten Rahmenbedingungen liefern, die Strukturen legen.

Welche Rahmenbedingungen des Alltags können Sie sich selbst oder auch in der Rolle als Führungskraft Ihren Mitarbeiter schaffen, die Flow begünstigen? Was ist in Ihrer Verantwortung? Wie schaffen wir Klarheiten über Regeln, Strukturen, Prozesse, so dass sich Gewissheiten aufbauen können und Produktivität ent-steht (Csikszentmihalyi u. Csikszentmihalyi 2001).

Welche Art von Herausforderung benötige ich, damit ich in Schwung gerate? Ab wo setze ich mir Grenzen? Was ist attraktiv, wenn es geschafft ist? Wie stärken wir unser Selbstvertrauen und unsere Fähigkeit zum Umgang mit hohen Anforderungen? Wie verhindern wir Überforderung? Wie verwandeln wir Angst in Freude?

Ein klares Ziel vor Augen haben: Ziele, insbesondere schrift-lich fixierte Ziele vermitteln zusätzliche Energie durch Klarheit. Energie erhöht die natürliche Leistungsfähigkeit. Große Ziele produzieren viel Energie und damit ein hohes Leistungspotenzial auf natürliche Weise.

Welche Ziele sind sowohl herausfordernd, als auch realistisch? Wie kann ich mir zwischendurch Distanz zum operativen Ge-schehen verschaffen, um für mich (und meine Mitarbeiter) Zeit für eine gute Zielfindung zu nehmen? Woran erkennen wir, dass die Ziele ziehen? Für welches Ziel bin ich innerlich bereit und traue mich jetzt, es offen auszusprechen? Welche Art von Ziel zieht mich? Woran erkennen wir dass die Ziele erreicht sind? Welche Bilder entstehen am Weg?

Konzentration/Aufmerksamkeit auf die Tätigkeit an sich ermöglichen: Wenn die Suche nach dem ausschließlichen Erfolgs-erlebnis im Mittelpunkt steht, das krampfhafte Ringen auf ein Ziel hin, wird ein müheloses Fließen der eigenen Kraft eher behindert. Zu starke Konzentration auf einen Endzustand – im Gegensatz zur Konzentration auf das Hier und Jetzt – bewirkt einen Leis-tungsabfall. Sie werden leichter abgelenkt und geraten früher in Stress. Sie schenken die Aufmerksamkeit und die Energie etwas anderem, einem Gegner, einer Rahmenbedingung, die sie nicht beeinflussen können?

Wie gestalten Sie die Aufmerksamkeit flowförderlich? Wie schaffen Sie es, die gesamte Aufmerksamkeit unwillkürlich in eine Sache einzubringen und sich nicht ablenken zu lassen? Welche Haltungen und Techniken könnten hilfreich sein? Wie schaffen Sie es, so lange wie möglich in dieser fokussierten Haltung zu ver-bleiben?

Unmittelbares Feedback, das Gefühl von Kontrolle und der aktiven Sicherheiten: »Im Sport erlebst Du sofort das Feedback«, sei es durch den Trainer, das Publikum, die Messdaten. Man hat

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10 Kapitel 1 • Erfolgsfaktoren für individuelle Spitzenleistungen im Flow

das Gefühl, das eigene Handeln kontrollieren zu können und sieht die direkten Auswirkungen, den Erfolg der eigenen Leistung sofort.

Der eigene Sicherheitsbereich wird ausgeweitet. Aktiv nach Sicherheit zu suchen, bedeutet neue Herausforderungen zu su-chen und in regelmäßigen Feedback- oder Reflexionsschleifen abzugleichen, ob die eigenen Handlungen zieldienlich waren. Förderlich ist dabei, in die eigene Verantwortung zu kommen. Natürliche Prinzipien von Leistung als Basis von Flow haben viel damit zu tun, dass wir immer neue Probleme lösen und Unsicher-heiten in Sicherheiten verwandeln.

Wie können Sie bei sich selbst und bei Ihren »Mitspielern« diese Rahmenbedingungen von Feedback, Selbstwirksamkeit im Tun und die Bestätigung neuer Sicherheiten fördern? Welche Settings und Haltungen sind hilfreich? Welche Personen, Örtlich-keiten und Zeitpunkte machen es möglich?

Verschmelzung von Körper und Geist – zeitlos agieren: Sport-ler beschreiben diesen Zustand des Flows gerne als Erlebnis eines erweiterten Bewusstseins, als Momente von Klarheit und Fokus-sierung, indem das Gefühl der Zeit abhandenkommt. Das Ver-sinken in die Aufgabe und die Absenz von Ablenkung. Auf einmal wird man wach und eine große Zeitspanne ist vergangen.

Wie fühlt sich für Sie dieser Zustand an? Bei welchen Tätigkei-ten schaffen Sie es eher? An welchen Örtlichkeiten? Wie oft schaf-fen Sie diesen Zustand der Freude am Tun zu erleben und wieder zu reproduzieren? Was sind die Rahmenbedingungen dafür?

Erfolge finden im Flow-Zustand statt. Die Voraussetzungen dafür las-sen sich schaffen!

Mehr dazu im Trainingsplan (7 Flow-Erleben) sowie eine Basis-evaluierung Ihres Flow-Zustandes, die Sie beide unter http://extras.springer.com oder http://www.soom.eu/natuerlich-mehr-leisten/trainingsplaene finden.

1.3 Im Überblick: was zu individuellen Spitzenleistungen beiträgt

In langjähriger Zusammenarbeit mit Sportlern und Trainern, in zahl-reichen Interviews und Begegnungen mit Sportlern sowie aus eigenen Erfahrungen haben sich immer wieder fünf Erfolgsfaktoren heraus-kristallisiert, die wir im Folgenden, angelehnt an das Flow-Modell (. Abb. 1.1), näher betrachten wollen.1. Die Grundausrichtung: Sie bietet Orientierung und lenkt

das tägliche Denken, Fühlen und Handeln immer wieder in die gewünschte Richtung. Sie ist die Grundlage des Erfolges. Grundausrichtungen bestehen zumeist aus »äußeren« Dimen-

Als Datei zum Download: http://extras.springer.com oder http://www.soom.eu/natuerlich-mehr-leisten/trainingsplaene

fünf Erfolgsfaktoren

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111.3 • Im Überblick: was zu individuellen Spitzenleistungen beiträgt

sionen, wie z. B. Visionen oder Bilder über die persönliche Le-bens- und Arbeitsgestaltung, und aus »inneren« Dimensionen, wie z. B. Werte. Daraus entwickeln sich Fragen wie: Welche Qualitäten machen meine Vision vom guten Leben/vom Erfolg/vom Sport aus? Welche inneren Bilder sind durch eine hohe Anziehungskraft erfüllt? Was »trägt« mich und gibt meinem Tun Richtung? Worin besteht der Treibstoff, der Sinn für »all das«? Welche Werte sind mir wichtig?

2. Die mentale Verfassung: Diese ist sozusagen die Grundhaltung zum Leben und liefert den Boden, auf dem die persönlichen Visionen, Bedürfnisse und Wünsche ausgesät werden. Sie wird geprägt durch die Summe unserer Erfahrungen und den damit verbundenen Bewertungen, Gefühlen, körperlichen Empfin-dungen und daraus gewonnenen Überzeugungen. Dabei kann sie sich weiter entwickeln, je nachdem, wie wir täglich wahrneh-men, denken und uns bewegen. Schnell fragt man sich: Welche Erfahrungen haben mich geprägt? Welchen Erlebnissen meines Lebens messe ich eine hohe Bedeutung bei? Welche Erfolgsver-fassung ist daraus erwachsen? Welche Erfolgsstrategien haben sich bisher bewährt? Worin gründet mein Selbstvertrauen?

3. Der Bewältigungsglauben: Dieser ist der Antrieb, der die Kraft und die Entschiedenheit zum Handeln liefert. Jeder erlebt im Zuge größerer Vorhaben den Moment, an dem man gewiss ist. Gewiss, dass man es schaffen kann. Gewiss, dass man das Wün-schen und Wägen nun beendet und mit der Umsetzung des Zie-les beginnt. Damit ist der Bewältigungsglauben pure Handlungs-gewissheit. Hier können Fragen helfen: Wie komme ich vom Wollen zum Handeln? Wie und wann entstehen Entschiedenheit und spezifische Zuversicht in mir? Was stärkt »unterwegs« mei-ne Gewissheit im Handeln?

4. Die Fokussierung: Diese ist die Voraussetzung dafür, dass Auf-merksamkeit und Energie gebündelt werden und damit Um-setzungsstärke erst entsteht. Denn ohne Fokussierung fehlt die Unterscheidung zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem. Fokussierung findet unterschiedlich statt: durch Ziele, durch die Steuerung unserer Aufmerksamkeit mit Ritualen oder täglichen Strukturen, durch Konzentration auf uns selbst oder bestimmte Handlungen und Haltungen. Fragen erleichtern diese Suche: Welche Ziele fokussiere ich? Welche Rahmenbedingungen richte ich mir ein, um erfolgreich dranzubleiben? Wie bündle ich mei-ne Kraft und wie stärke ich meine Energie für mein Vorhaben? Wie steuere ich zieldienlich meine Aufmerksamkeit?

5. Die Umsetzungssteuerung und der ideale Leistungszustand: Sie sind das alltägliche Handwerkszeug für alle, die ihre Poten-ziale abrufen und Fitness auf allen Ebenen erreichen wollen. Denn natürlich mehr leisten kann nur, wer sich im optimalen Spannungszustand bewegt und sich dauerhaft weder über- noch unterfordert. Viele kleine Elemente tragen zu einer optimalen

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12 Kapitel 1 • Erfolgsfaktoren für individuelle Spitzenleistungen im Flow

Umsetzungssteuerung bei. Fragen helfen bei der Umsetzung: Wie gestalte ich meinen Trainingsplan? Wie und mit wem übe ich regelmäßig? Welcher Rhythmus tut mir gut? Wie balanciere ich eine gute Dosis von Grenzen erweitern, Anspannung und Regeneration? Wie stabilisiere ich nachhaltig meine physische, mentale und emotionale Fitness? Wie komme ich nach schwie-rigen, belastenden Situationen schnell wieder in meine Mitte? Welche Einstellungen und Rituale unterstützen meine kleinen Flow-Erlebnisse im Alltag?

Erkunden Sie nun mit uns und den Sportlern diese Erfolgsfaktoren im Einzelnen. Wir laden Sie wiederum ein, die Erfolgsprinzipien nach-zuvollziehen und für Ihr eigenes Lebens- bzw. Arbeitsumfeld anzu-wenden. Lassen Sie sich dabei gerne von Ihrem Interesse leiten, es ist nicht notwendig, alles in einer Reihenfolge zu lesen. Wählen Sie aus, was Sie gerade bewegt oder inspiriert und stellen Sie sich am Ende Ihr eigenes Erfolgsrezept zusammen. Vertiefen können Sie – wie gewohnt – mit unseren Trainingsplänen.

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