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Nachhaltiges aus dem Öko-Institut · 2020. 2. 18. · s e. c o m. 5 03/2008_ ec o@work ......

Date post: 28-Jan-2021
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20
Ein Freundschaftsspiel Sport : Umwelt Behilflich Das Öko-Institut berät Südafrika bei der Fußball-WM Beachtlich Zur Euro 2008 sind viele Fans mit der Bahn gefahren Bedauerlich Klimaschutz spielt im Urlaub kaum eine Rolle eco work ISSN 1863-2017 Nachhaltiges aus dem Öko-Institut @ August 2008
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  • Ein FreundschaftsspielSport : Umwelt

    BehilflichDas Öko-Institut

    berät Südafrika bei

    der Fußball-WM

    BeachtlichZur Euro 2008 sind

    viele Fansmit der

    Bahn gefahren

    BedauerlichKlimaschutz spielt

    im Urlaub kaum

    eine Rolle

    eco workISSN 1863-2017

    Nachhaltiges aus dem Öko-Institut@

    August 2008

  • K L E I N E WUNDER

    2eco work_03/2008@

    Die VorturnerEingeweihte nennen ihn HT 16 – die Hamburger Turnerschaft von1816. Rund 6000 Mitglieder gehören derzeit dem ältesten Turn-und Sportverein der Welt an. Dass die Sportler trotzdem mit derZeit gehen, haben sie gezeigt. So haben sie sich vor zehn Jahrenals erster Sportbetrieb einem europaweit genormten Umweltma-nagement-Verfahren unterworfen: dem Öko-Audit. „Wie machenwir den Verein fit für die Umwelt?”, fragte sich das Management.Frei nach dem Motto: „Öko” finden die Mitglieder zwar gut, aberkeiner soll es merken. Und es soll keiner auf Komfort verzichten.

    Innerhalb kürzester Zeit investierten die Vereinsmanager in eineSolarthermieanlage mit einer intelligenten Steuerungs- und Re-gelungstechnik, in ein Mini-Blockheizkraftwerk im Keller und in eineneue Strahlungsheizung. Aber auch Kleinigkeiten, wie Duschar-maturen, die den Wasserdurchfluss begrenzten, sorgten für gro-ße Wirkung. Allein 1000 Kubikmeter Wasser und damit 10.000 Eurokonnte der Verein so im Jahr sparen. Die neue Heizungbrachte Ersparnisse von rund 7500 Euro im Jahr. Selbstanfängliche Skeptiker im Verein überzeugten diese Ge-schäftsvorteile.

    Das Öko-Audit liegt zwar schon einige Jahre zurück, doch der Ver-ein hat über die Jahre einige Angebote ins Leben gerufen, die zumVorbild im deutschen Vereinssport geworden sind. Und er hat mitseinem Beispiel andere angestiftet, sich ebenfalls um den Um-weltschutz im Sportverein zu bemühen. Die Initiative überzeug-te damals sogar den Filmemacher Carl A. Fechner, der mit Un-terstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt einen Doku-mentarfilm über die Vorturner aus Hamburg drehte. cr

    www.oeko.de/083/kleinewunder

    Eine Idee wird zum Renner – Umweltschutz im Sportverein

  • K L E I N E WUNDER

    3 03/2008_eco work@

  • LOHS ES UmWE LT

    4eco work_03/2008@

    Liebe Leserinnen und liebe Leser,

    es ist gerade mal ein paar Wochen her.Kaum steige ich in Freiburg aus dem Zug,stehe ich auch schon mitten drin, im wildhupenden Autokorso, im bunten Fahnen-meer. Europa im Fußballfieber. Klasse, wiesich die Menschen für ihre Teams begeis-tern, denke ich mir. Ungefähr eine halbeMinute lang. Dann holt mich der Analytikerein. Berufskrankheit. Und ich frage mich:Hat eigentlich schon mal jemand gerechnet?Was das für unsere Umwelt bedeutet?

    Hunderttausende Fans, die kreuz und querdurch Europa fliegen. Wer ist mit der Bahnangereist? Nach jedem Spiel die Autofahrtenim Kreis herum. Könnten wir nicht auch maleinen Fahrradkorso starten? Etliche TonnenAbfall. Klappt die Sortierung? Die weltweitenFernsehübertragungen. Wie wär’s mit Öko-strom? Ganz zu schweigen von den Fanarti-keln oder dem Rasen, der kurzfristig in denStadien verlegt worden ist. Wer denkt andie Folgen durch Herstellung, Transport undEntsorgung? Je länger ich überlege, destomehr Aspekte gehen mir durch den Kopf.

    Und kaum ist das eine Ereignis vorbei, folgtdas nächste, die olympischen Spiele. Danngeht das Ganze von vorne los. Nur nochschlimmer, weil viel größer. Höchstens dieAutokorsos werden fehlen. Können wir unsdas überhaupt noch leisten? Fragt sich derUmweltschützer.

    Selbstverständlich, sagt der Sportsfreund.Es gibt viele gute Gründe, warum Sport-großveranstaltungen ein wichtiger Bestand-teil unseres Kulturlebens sind. Dazu gehörtnicht zuletzt die Tatsache, dass hier ehe-mals verfeindete Nationen aufeinandertref-fen. Heute sind Turniermannschaften natio-nale Schmelztiegel und auf dem Spielfeldgelingt in den meisten Fällen, was in derGeschichte oft scheiterte: hitzige Auseinan-dersetzungen, bei denen am Ende die Fair-ness überwiegt.

    Und trotzdem: Es ist wichtig, dass Sportund Umwelt so gut es geht miteinander ver-söhnt werden. Möglichkeiten dafür gibt esviele. Lesen Sie mehr dazu in diesem Heft.Und schreiben Sie uns, welche MaßnahmenSie sinnvoll finden. Oder für Augenwischereihalten. Oder welche Anregungen Sie für unshaben. Ich freue mich darauf!

    Herzliche Grüße

    Ihr Joachim Lohse

    mailto:[email protected]

    Noch zwei Jahre dauert es, bis die besten Fußbal-ler bei der WM wieder nach dem Pokal greifenwerden. Für das Austragungsland Südafrika ste-hen im Vorfeld viele Herausforderungen bevor.Eine davon: die Umsetzung des UmweltkonzeptsGreen Goal. Mit Unterstützung des Öko-Institutssoll der Ball 2010 in ein grünes Tor rollen. Über diePläne lesen Sie mehr in unserem Artikel.

    Seite12LOHSES UmWELT

    Mehr als 40.000

    Bahnkilometer legt

    Geschäftsführer

    Dr. Joachim Lohse

    jedes Jahr in Mission

    Nachhaltigkeit zurück.

    Was erlebt er dabei?

    Welchen Menschen

    begegnet er? Was

    beschäftigt ihn? Und

    welche Ideen treiben

    ihn um? Darüber

    berichtet er Ihnen

    ab jetzt in unserer

    neuen Rubrik

    „LOHSES UmWELT”.

    ©bernd_05-photocase.com

  • 5 03/2008_eco work@

    W I S S E N _________________________________________So grün, so schön, so schwierig? . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Ökologie und Sport gehören untrennbar zusammen /Doch es gibt noch Probleme zu lösen

    Cup der guten Hoffnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12Bald rollt der Ball wieder ins grüne Tor:Umweltfreundliche Fußball-WM in Südafrika

    W E R T E N _________________________________________Im Interview: Christian Pladerer vom ÖsterreichischenÖkologie Institut zur EURO 2008 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

    W Ü N S C H E N _____________________________________Der Sport muss „grüner” werden! . . . . . . . . . . . . . . . 15Drei Persönlichkeiten, ein gemeinsames ZielDr. Hartmut Stahl, Andreas Klages und Theodore Oben

    Inhalt

    G R O S S E S T H E M A

    R U B R I K E N

    Impressum

    eco@work – August 2008, Herausgeber: Öko-Institut e.V.

    Redaktion: Christiane Rathmann (cr), Katja Kukatz (kk)Verantwortlich: Christian Hochfeld (ch)

    Weitere AutorInnen: Katharina Hien (kh), Dr. Joachim Lohse,Friederike Stoller (fst)

    Gestaltung/Layout: Hannes Osterrieder, Technische Umsetzung: Markus Werz

    Gedruckt auf 100 Prozent RecyclingpapierTitelfoto: ©mipan-Fotolia.com

    Redaktionsanschrift: Postfach 50 02 40, 79028 Freiburg,Tel.: 0761/452 95-0, Fax: 0761/452 95-88

    [email protected], www.oeko.de

    Bankverbindung für Spenden: Sparkasse Freiburg –Nördlicher BreisgauBLZ 680 501 01, Konto-Nr. 2 063 447, IBAN: DE 96 6805 0101 0002 0634 47

    BIC: FRSPDE66, Spenden sind steuerlich abzugsfähig.

    K L E I N E W U N D E R . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2Die Vorturner Eine Idee wird zum Renner – Umweltschutz imSportverein

    L O H S E S U m W E L T . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4Etliche Bahnkilometer legt Geschäftsführer Dr. JoachimLohse jedes Jahr in Mission Nachhaltigkeit zurück. Viel Zeitfür gute Gedanken.

    I M P R E S S U M . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

    N E U E T A T E N . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6Aktuelles im Überblick Darin: Stellvertretender Geschäfts-führer Christian Hochfeld über Carbon Footprint

    E R G R Ü N D E N . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16Ergebnisse aus der Forschungsarbeit Über klimafreund-liche Lebensmitteltransporte, die „Stromlücke”, nachhaltigesFischereimanagement und das Risiko Sonderabfälle

    B E W E G E N . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Was wäre eigentlich, wenn Umweltschutz imUrlaub selbstverständlich wird?Eine Kolumne von Friederike Stoller

    E N T D E C K E N . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19Tipps und Termine Mehr von unserer Kampagne 500plus! –Mitglieder werben Mitglieder

    V O R A U S G E S C H A U T . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20Energieeffizienz, ja bitte! Aber wie? Das ist das Schwer-punktthema unserer nächsten Ausgabe von eco@work.

    MitGreen Goal legte das

    Öko-Institut im Jahr 2006das erste Umweltkonzept für

    eine Fußball-WM vor. Seitdem hatsich in punkto Ökologie und Sport vielgetan. Welche Bedeutung das Themamittlerweile bekommen hat, welcheErfolge dem zugrunde liegen undwo sich unverändert Schwierig-keiten zeigen, lesen Sie im

    Schwerpunkt dieserAusgabe.

    Seite8

    ©boing-photocase.com

    unknownuser©Photocase.com

  • i

    NEUE TAT EN

    6eco work_03/2008@

    Die Reaktorkatastrophe von Tscher-nobyl ereignete sich etliche Kilome-ter von Deutschland entfernt. Dochauch hier zu Lande hinterließ sie nichtnur Angst und Schrecken. Viele land-wirtschaftliche Produkte waren sostark radioaktiv belastet, dass sienicht mehr in den Handel gebrachtwerden konnten. Und käme es zu ei-nem schweren Unfall in einem deut-schen oder grenznahen Kernkraft-werk, wäre dieser Berg unbrauchba-

    rer Lebensmittel noch deutlich größer.Neben vielen anderen gravierendenFolgen also ein weiteres Problem, dasim Notfall gelöst werden müsste: Wo-hin damit? Zwar existieren diverseVorschläge. „Die könnten sich zumTeil aber als nicht praktikabel ent-puppen”, gibt KernenergieexperteChristian Küppers vom Öko-Institutzu bedenken, „aus technischen Grün-den oder wegen ungenügender Ka-pazitäten oder weil geeignete Ent-

    sorgungsmethoden rechtlich gar nichtzugelassen sind.” Im Auftrag desBundesamtes für Strahlenschutz klärtdas Öko-Instituts daher jetzt, welcheEntsorgungswege empfehlenswert wä-ren. Darauf aufbauend werden dieWissenschaftler eine Notverordnungfür den Ernstfall entwerfen, damitsinnvolle Maßnahmen künftig aucheine rechtliche Basis haben. kk

    mailto:[email protected]/083/neuetaten1

    Radioaktiv belasteteLebensmittel ...

    ... sind für den Markt untauglich.Doch sie lassen sich auch nichtohne Weiteres entsorgen. Wasalso im Notfall damit tun?

    Nach einemschweren Reaktor-unfall wären vieleLebensmittel stark kontaminiert. Milch zum Beispiel

    AKTUEL LES IM ÜBERBL ICK

    Neu bei EcoTopTen Konsum mit Köpfchen? Kein Pro-blem mit den Marktübersichten vonEcoTopTen! Aktualisierte Empfehlun-gen zu ökologischen Spitzenpro-dukten, die umweltfreundlich sind,eine hohe Qualität und einen ange-messenen Preis haben, gibt es on-line zum Beispiel zu Autos, Carsha-ring, Ökostrom, Energiesparlampen,Geschirrspülmaschinen und Kühlge-räten, Waschmaschinen, Holzpellet-heizungen und Fernsehern, weiterefolgen in Kürze. EcoTopTen infor-miert übrigens nicht nur über denKaufpreis der Produkte, sondernauch über die Kosten, die durch de-ren Nutzung entstehen. kk

    www.ecotopten.de

    Für SparfüchseDer Verein EnergieVision, der ge-meinsam vom Öko-Institut, der Ver-braucherzentrale Nordrhein-Westfa-len und der Umweltstiftung WWFDeutschland getragen wird, bietet ei-nen attraktiven, neuen Service: ei-nen Tarifrechner speziell für empfeh-lenswerten Ökostrom. Bei Eingabeder Postleitzahl und des individuellenjährlichen Stromverbrauchs listet erdie günstigsten Produkte. Der Mehr-wert: Der Rechner berücksichtigt nurAngebote, die der Umwelt einen zu-sätzlichen Nutzen bringen. DerenNachfrage lässt den Anteil an Öko-strom am gesamten Strommix wei-ter wachsen. kk

    www.ok-power.de/tarifrechner

    Immer informiert:

    unser Event Tickerauf www.oeko.de

    Möchten Sie regelmäßig über aktuel-

    le Veranstaltungen des Öko-Instituts

    informiert werden? Dann abonnieren

    Sie unseren neuen, kostenlosen

    Event-Ticker. Die Anmeldemaske fin-

    den Sie direkt auf unserer Startseite

    unter www.oeko.de.

    KURZ & KNAPP

    © anshuca - Fotolia.com

  • 7 03/2008_eco work@

    NEUE TAT ENAKTUEL LES IM ÜBERBL ICK

    Im Interview: Christian Hochfeldüber das PCF-Pilotprojekt

    „Gut für das Klima”Der Product Carbon Footprint, die pro-duktbezogene Klimabilanz von aus-gewählten Produkten, wird in einem Pi-lotprojekt ermittelt, an dem das Öko-Institut beteiligt ist. Zusammen mit denweiteren Projektträgern WWF, PIK undThema1 und den Unternehmenspart-nern dm Drogeriemarkt, DSM, Frosta,Henkel, REWE-Group, Tchibo, Tengel-mann, Tetra Pak und T-Home werdenfür ausgewählte Produkte die CO2-Emissionen ermittelt. Erste Ergebnissewerden Ende des Jahres 2008 erwar-tet. Was dahinter steckt, erläutertChristian Hochfeld, stellvertretenderGeschäftsführer am Öko-Institut.

    Wie trägt das Projekt zum Klimaschutz bei? Um klimafreundliche Produkte her-stellen zu können, ist es unerlässlich,die Treibhausgas-Emissionen von de-ren Herstellung bis zur Entsorgung zukennen. Werden die Emissionen er-fasst, können Einsparpotentiale ent-deckt und umgesetzt werden. DerProduct Carbon Footprint ist demnachein geeignetes Mittel, um den Einflusseines Produktes auf den Klimawan-del festzustellen und zu verringern.

    Was für Vorteile hat der Ver-braucher davon?Ungefähr 40 Prozent der klimarele-vanten Emissionen des durch-schnittlichen Bundesbürgers entste-hen durch Ernährung und Konsum.Bisher gibt es jedoch kaum Möglich-keiten für die Konsumenten, emis-

    sionsarme Produkte zu erkennen.Hier sollen die Projektergebnisse hel-fen und klimafreundlichen Konsumerleichtern.

    Es bestehen schon ähnliche Initiativen in anderen europäi-schen Ländern. Wie steht dasProjekt dazu? Bisher fehlt es an international ein-heitlichen Erfassungsmethoden undRichtlinien für die Kennzeichnungenvon Produkten. Diese Lücke will dasPilotprojekt schließen, vorhandeneMethoden und Standards weiterent-wickeln sowie zur internationalenHarmonisierung beitragen.

    Das Interview führte Friederike Stoller.

    Sollten wir unsere Häuser künftig mitDachsteinen aus Beton statt mitTonziegeln decken? Aus Umweltsichtspräche einiges dafür. Denn einDachstein aus Beton verursacht wäh-rend seines gesamten Lebenswegesnur rund 45 Prozent der Treibhaus-gase, die bei einem Dachziegel ausTon anfallen. Der Hauptgrund dafür:Die Produktion von Dachsteinen ver-braucht wesentlich weniger Ener-gie. Das ist das Ergebnis einer Öko-bilanz, die das Öko-Institut im Auf-trag des Unternehmens Monier er-stellt hat. Aber auch in anderen Um-weltaspekten punkten Dachsteine,zum Beispiel mit geringeren Fein-staubmengen. kk

    mailto:[email protected] www.oeko.de/083/neuetaten2

    Wettstreit ums Dach

    Dachsteine bestehen aus hochwertigem,gewaschenem Sand, zu Zement ge-branntem Kalkstein, Eisenoxidpigmen-ten und Wasser.

    §Die öffentliche Beschaffung sollnach dem Willen der Bundesre-gierung umweltfreundlicher wer-den. Viele Praktiker jedoch sindzögerlich. Im Auftrag des Um-weltbundesamtes untersuchendas Öko-Institut und die TUDresden aktuell, warum. Dazuwerden ausgewählte Bundesin-stitutionen jetzt, und noch ein-mal in einem Jahr, standardisiertbefragt. So soll geprüft werden, obsich die Beschaffungspraxis durchdie Problemanalyse verändert hat.Um vorhandene Wissenslückenzu schließen, erstellen die Exper-tInnen außerdem umfangreichesSchulungsmaterial. kk

    mailto:[email protected]/083/neuetaten2

    mailto:[email protected]/083/neuetaten2

    Hoch im Kurs:Grüne Beschaffung

    © Uwe Heine - Fotolia.com

    © Monier

  • WISS EN

    GROSSES THEMA

    8eco work_03/2008@

    So grün, so schön, so schwierig?

    Ökologie und Sport gehören untrennbar zusammen / Doch es

    gibt noch Probleme zu lösen

    © Susana Carvalho - Fotolia.com

  • WISS EN

    9 03/2008_eco work@

    So grün, so schön, so schwierig?

    Die Fußball-Europameisterschaft ist vor kur-zem zu Ende gegangen, die olympischen

    Spiele in China beginnen bald. Das Jahr 2008steht ganz im Zeichen des Sports. Ob es umjubelnde Fußball-Anhänger in den Stadienund auf den Fan-Meilen oder um zu erwar-

    tende olympische Rekorde in Peking geht, diebeiden sportlichen Großveranstaltungen ha-ben eines gemeinsam: Sie mobilisieren Men-schenmassen. Und sie können somit auch derUmwelt schaden. „Damit finden wir uns nichtab”, meinen Dr. Hartmut Stahl und ChristianHochfeld aus dem Öko-Institut. Zusammenmit anderen Wissenschaftlern und Expertenhaben sie vor zwei Jahren „Green Goal” er-folgreich abgeschlossen – ein Umweltkon-

    zept für die Fußball-WM in Deutschland. Seit-dem hat sich in puncto Ökologie und Sportviel getan. Welche Bedeutung das Thema

    mittlerweile bekommen hat, welche Erfolgedem zugrunde liegen und wo sich unverän-dert Schwierigkeiten zeigen, lesen Sie im

    Schwerpunkt dieser Ausgabe.

    Die Klimaneutralität – eineknifflige Aufgabe

    Ralph Harthan gehört zu den Ener-gieexperten im Öko-Institut und hatsich dort unter anderem auf Projek-te spezialisiert, mit denen Treib-hausgase ausgeglichen werden. „Wirhaben bei der WM für die Kompen-sation der Treibhausgase je ein Kli-maschutzprojekt in Indien und Süd-afrika empfohlen, die nach dem sogenannten Gold Standard zertifiziertsind”, sagt der Berliner Wissen-schaftler. „Damit genügen die Pro-jekte höchsten Sozial- und Um-

    EM 2008, Wien. Fußballfans aufdem Weg zum Spiel. ÖffentlicheVerkehrsmittel sind ein nichtmehr wegzudenkender Faktor.

    © kleinod.co.at

  • WISS EN

    10eco work_03/2008@

    weltstandards.” Knapp 100.000 nichtvermeidbare Tonnen Kohlendioxidsind während der Fußball-WM inDeutschland angefallen und an-schließend kompensiert worden. Be-zahlt haben das der DFB, der Welt-Fußballverband und weitere Partner.Doch zuvor hat das Umweltkonzeptdes Öko-Instituts dafür gesorgt, dassungefähr 20 Prozent weniger Energieverbraucht wurde und zudem kon-sequent erneuerbare Energien zumEinsatz kamen. 13 Millionen Kilo-wattstunden zertifizierter Öko-Stromwurden zusätzlich eingespeist. AusSicht des Öko-Instituts ein deutlicherErfolg.

    Trotzdem geriet die klimaneutraleAusrichtung der WM in die Schussli-nie, weil die WM-Organisatoren nurdie Treibhausgase in Deutschlandbetrachtet haben. „Green Goal hatnoch Optionen zur Weiterentwicklunggelassen, das sind die internationa-len Flüge”, erwidert Green-Goal-Experte Dr. Hartmut Stahl. Hinzukommt, dass nur Deutschland im Ver-antwortungsbereich des Organisa-

    tionskomitees lag. Der Wissen-schaftler findet es wichtig, dass dieWM ein nachhaltiges Erbe hat: Sosind beispielsweise in den Stadienund WM-Städten Photovoltaikanlagenmit einer Spitzenleistung von 2800Kilowatt installiert. Zudem ersetzenRegen-, Oberflächen- und Brunnen-wasser bis heute in sechs Stadien daskostbare Trinkwasser.

    13 von den insgesamt 16 anspruchs-vollen Umweltzielen hat das Um-weltkonzept erreicht. Und GreenGoal macht Schule: Die Euro 2008baute darauf auf, auch Südafrikasetzt sich anspruchsvolle Ziele. Weitere Länder und internationaleSportveranstaltungen ziehen nach.Lesen Sie mehr dazu in den nachfol-genden Artikeln.

    Es gibt vereinzelte Rückschritte

    So grün, so schön? Leider nein. Nichtjede Sportveranstaltung, die sich„grün” nennt, greift auf die hohenStandards von Green Goal zurück.Mancher Veranstalter von großenSport-Events legt zudem im Vorfeldkeine klar definierten Ziele fest, auchdas Know-how und die Bedeutung,die der Ökologie zugebilligt werden,

    unterscheiden sich. Probleme berei-tet zum Teil der Breitensport. Immernoch bauen Vereine oder StädteSportstätten und Stadien, bei denenan ökologische Kriterien nicht ge-dacht wird. „Hier gibt es noch viel zutun”, findet Stahl.

    Demgegenüber stechen die olympi-schen Winterspiele in Vancouver2010 und die olympischen Sommer-spiele in London 2012 positiv hervor,weil sie große Pläne für eine ökolo-gische Lebensweise schmieden. MitHilfe des Sports wollen die Kanadierbeispielsweise das Alltagsleben derMenschen beeinflussen und eine po-sitive Stimmung für die Nachhaltig-keit schaffen.

    Der Leitfaden Green Champions– eine erfolgreiche Hilfe

    Seit kurzem bietet ein neuer Leitfa-den eine Orientierung für alle Orga-nisatoren von Groß-Events genausowie für Verbände und Vereine. „GreenChampions” für Sport und Umweltgibt praxisnahe Tipps und einen gu-ten Überblick, wie sich ein Sport-Event umweltgerecht organisierenlässt. Praktische Beispiele mit Mo-dellcharakter gehören ebenso dazu

    In den Stadien und WM-Städten sind Photovoltaikanlagen installiert.

    Es sind nurerneuerbareEnergien zum

    Einsatz gekommen.

    © Miyazawa - Fotolia.com

    © SFC - Fotolia.com

  • WISS EN

    11 03/2008_eco work@

    wie Checklisten oder ein Literatur-verzeichnis. Die Broschüre zeigt zudem auf, dass Umweltschutz imSport zu echten Win-Win-Situa-tionen führt. Wer auf die Ressourcenachtet, spart Kosten und leistet somiteinen Beitrag zur Nachhaltigkeit.

    In die Handlungsanleitung einge-flossen sind Erfahrungen der Öko-In-stituts-Wissenschaftler ebenso wie

    ein Forschungsprojekt, bei dem inZusammenarbeit mit der Sporthoch-schule Köln Sport-Großveranstaltun-gen eines Jahres unter verschiedenenKriterien ausgewertet wurden. Dass der Leitfaden sehr gut ange-nommen wurde, ist nach Ansichtder Öko-Instituts-Experten ein Zei-chen: „Wir sehen den Willen, Um-weltschutz im Sport zu etablieren”,sagt Stahl.

    Green Cop – eine umwelt-freundliche Veranstaltung

    Weiteres positives Beispiel für eineverantwortungsvolle Event-Organi-sation: die UN-Naturschutzkonfe-renz. Als im Mai dieses Jahres rund5000 Teilnehmer aus 190 Staatennach Bonn reisten, um sich dortüber die biologische Vielfalt und dieweltweite Naturzerstörung auszu-tauschen, standen die Veranstaltervor einer ökologischen Herausforde-rung. Es fielen rund 20.000 Tonnenschädliche Treibhausgas-Emissionendurch die internationalen Flüge an.Hinzu kamen Abfallmengen, derEnergieverbrauch und der inner-städtische Verkehr als potentielleUmweltverschmutzer. Ein eigenesUmweltkonzept „Green Cop” vomÖko-Institut, das auf dem Leitfaden„Green Champions” aufbaute, sorg-te erfolgreich für Abhilfe. Fazit des Öko-Instituts-ExpertenStahl: „Ob im Sport oder in der Politik – bei großen Veranstaltungenmüssen ökologische Aspekte einbe-zogen werden. Daran führt kein Wegvorbei.”

    Christiane Rathmann

    mailto:[email protected]:[email protected]/083/wissen1

    Regen-, Oberflächen- und Brunnenwasserersetzen seit der WM 2006 in sechs Stadien das kostbare Trinkwasser.

    Überall Plastikbecher: So sollten die Straßen nach einem Marathon nicht ausse-hen. Ein Leitfaden gibt Tipps, wie sich Öko-Sünden im Sport vermeiden lassen.

    Das UmweltkonzeptGreen Goal hat 13von den insgesamt16 anspruchsvollenZielen erreicht.

    © DerLukas-photocase.com

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    © Paco Ayala - Fotolia.com

  • WISS EN

    12eco work_03/2008@

    Als vor zwei Jahren die Fußball-WM inDeutschland zu Ende ging, haben sichWissenschaftler aus dem Öko-Insti-tut mit dem südafrikanischen Um-weltminister getroffen. Dieser mel-dete Interesse an, das Sportereignisin seinem Heimatland ökologischauszurichten und zugleich das Be-wusstsein für globale und lokale Um-weltthemen zu schärfen. Und so hatdas südafrikanische Ministerium fürUmwelt und Tourismus in enger Zu-sammenarbeit mit dem örtlichen Or-ganisationskomitee (LOC) und denneun Austragungsorten ein an-spruchsvolles Green-Goal-Konzeptfür 2010 erarbeitet. Seit Sommer2007 berät das Öko-Institut offizielldie Südafrikaner und gibt seine ei-

    genen Erfahrungen an die jetzigenWM-Organisatoren weiter.

    „Das Augenmerk des Konzepts liegtauf dem Abfallmanagement, demEnergie- und Wasserverbrauch, derumweltfreundlichen Mobilität unddem Klimaschutz”, erläutert Green-Goal-Experte Dr. Hartmut Stahl. „Diekommende Fußballweltmeisterschaftklimaneutral auszurichten, ist dabeidas Hauptanliegen. Deshalb wurdeein umfassender Handlungsplan mitden Schwerpunkten auf Energieeffi-zienz, erneuerbaren Energien sowieder Kompensation der verbleibendenCO2-Emissionen entwickelt. So sollgewährleistet werden, dass das gesteckte Ziel erreicht wird und die

    Bald rollt der Ball wieder ins grüne Tor: Umweltfreundliche Fußball-WM in Südafrika

    Wenn Ike Ndlovu über seine Auf-gabe spricht, ist ihm der Stolz an-

    zumerken. „Südafrika ist daserste afrikanische Land, das eine

    Veranstaltung in dieser Größeausrichtet”, sagt er. Ike Ndlovuarbeitet als Umweltbeauftragterin Sachen Fußball. Genauer ge-sagt gehört der Afrikaner dem Organisationskomitee für die

    kommende Fußball-Weltmeister-schaft in Südafrika an und in dieser Funktion sorgt er mit

    Unterstützung des Öko-Institutsdafür, dass der Ball 2010 wieder

    in ein grünes Tor rollen soll. Vorbild für das internationale

    Großevent: das deutsche Umwelt-konzept Green Goal.

    Cup der guten Hoffnung

    © boing-photocase.com

  • WISS EN

    13 03/2008_eco work@

    Veranstaltung eine positive Bilanzhinterlässt”, fasst er die Kernpunktezusammen.

    Die Organisatoren wünschensich ein positives Vermächtnis

    Damit dies gelingt, stehen grund-sätzliche Leitlinien im Mittelpunkt.

    • Ein umweltfreundliches Handeln:Neue Technologien und ein ökologi-sches Verhalten sollen dafür sorgen,das Abfallaufkommen, den Energie-verbrauch, die Luft- und Wasserver-schmutzung möglichst klein zu halten.Konkret geplant sind Maßnahmenzur Abfallvermeidung und Neuerun-gen in der Infrastruktur wie bei-spielsweise der Einsatz von Abfall-Recyclinganlagen oder Maßnahmen,um den Verkehr umweltfreundlich zugestalten.• Förderung der sozialen und wirt-schaftlichen Entwicklung: Es sindgezielte Maßnahmen geplant, umdie Gemeinden von Anfang an auf al-len Ebenen in die Konzeptentwicklungund in die Entscheidungen einzubin-den. Zudem sollen Arbeitsplätze vorOrt geschaffen und die städtischeWirtschaft gefördert werden. • Aktionen für ein ökologischesBewusstsein: Die Pläne für eine um-weltfreundlich organisierte Fußball-WM sowie deren Vorteile sollen derÖffentlichkeit erläutert werden, um sozukünftiges Handeln zu verändern.Hoffnung setzen Ike Ndlovu und sei-ne Mitstreiter diesbezüglich auch aufdie hohe Medienaufmerksamkeit.

    • Ein positives Vermächtnis hin-terlassen: Schlussendlich soll eineumweltgerecht organisierte WM kurz-und langfristig zu einer grundlegen-den Verbesserung der Ökologie inSüdafrika führen. Wenn der Ver-brauch von wichtigen Rohstoffen wieWasser, Strom und Treibstoff sinkt,und darüber hinaus die Biodiversitätgeschützt wird, kann dies auch wirt-schaftlich gesehen langfristige posi-tive Folgen haben.

    Im Laufe des Sommers beginnt dieUmsetzung des Green-Goal-Kon-zepts, weitere konkrete Ziele werdendann der Öffentlichkeit vorgestellt.Derzeit sind die Organisatoren zu-versichtlich, dass die Ergebnisse undLeistungen auch ein Vorbild für dieWM in Brasilien im Jahr 2014 seinwerden. Dass der Weg an der einenoder anderen Stelle noch steinigwerden könnte, wissen alle Beteilig-ten. Kritischer Punkt könnte ausSicht des Öko-Instituts beispielswei-se der Neubau der Stadien werden.

    Vier Arenen werden für das Turnierganz neu gebaut: das Greenpoint-Stadion in Kapstadt, das Nelson-Mandela-Bay-Stadion in Port Eliza-beth, das Durban-Stadion und dasMbombela-Stadion in Nelspruit. DasWM 2010 Finale soll in Johannesburgim Soccer-City-Stadion stattfinden,ein reines Fußball-Stadion mit derzeit80.000 Plätzen. Das Stadion soll biszur Fußball WM 2010 grundlegendumgebaut und modernisiert werden.„Wir hoffen zwar, dass beim Neu- und

    Umbau ökologische Kriterien beach-tet werden”, sagt Öko-Instituts-Experte Dr. Hartmut Stahl. „Aberwegen des knappen Zeitrahmens istes schwierig, das Thema Umweltnoch grundlegend beim Stadionbauzu berücksichtigen.”

    Green Goal interessiert auchandere Länder

    Klar ist indes schon jetzt, dass auchandere Sport-Großveranstaltungenund andere Länder Interesse amUmweltschutz zeigen. Beispiel Rug-by-Weltmeisterschaft 2011 in Neu-seeland: Die Organisatoren haben einUmweltkonzept auf Basis der Green-Goal-Ideen entwickeln lassen, ob esumgesetzt wird, muss allerdingsnoch entschieden werden. Die Um-weltorganisation der Vereinten Na-tionen (UNEP) organisierte kürzlicheine Delegationsreise an das Schwar-ze Meer nach Sotschi, um den dorti-gen Stand der Umweltbemühungenfür die Winterolympiade 2014 zubegutachten. Unter den eingeladenenExperten: Wissenschaftler aus demÖko-Institut.

    Green-Goal-Fachmann Stahl bewer-tet diese Entwicklung als Erfolg – allerdings mit kleinen Abstrichen:„Zum Glück gehört Umweltschutzbei internationalen Sport-Veranstal-tungen mittlerweile fast selbstver-ständlich dazu. Doch noch ist eslange nicht überall eine Pflichtaufga-be und auch die Qualität der Um-weltkonzepte unterscheidet sich”,sagt er. Sein Wunsch für die Zukunft:konkrete und verpflichtende Um-weltstandards auf internationalerEbene. Christiane Rathmann

    Mitarbeit: Friederike Stoller

    mailto:[email protected]/083/wissen2

    Cup der guten HoffnungIn Kapstadt steht einer von vier Stadion-Neubauten.

    Die Ergebnissekönnten einVorbild für dieWM 2014 inBrasilien sein.

    © roswitha wesiak - Fotolia.com

  • IM INTERV I EW :

    CHRISTIAN PLADERER VOM ÖSTERREICHISCHEN ÖKOLOGIE INSTITUT

    WERT EN

    14eco work_03/2008@

    Wie grün war die EURO 2008im Rückblick denn wirklich?Was konnte realisiert werden?Sehr erfolgreich waren der Ausbauund die Nutzung des öffentlichenVerkehrs. Mit dem Kombi-Fußballti-cket konnten alle öffentlichen Ver-kehrsmittel, auch die Bahn, am Tagdes Spiels und bis zum Mittag desnachfolgenden Tages kostenlos be-nutzt werden. Ich selbst bin zuDeutschland gegen Polen nach Kla-genfurt gefahren und habe gese-

    „Die EURO 2008 ermöglicht es, großeGesellschaftsgruppen für das Thema

    Nachhaltigkeit zu sensibilisieren”

    hen: Das Angebot wurde gut ange-nommen und es war alles prima or-ganisiert. Vielleicht bringt die guteErfahrung auch im Alltag mehr Men-schen auf die Schienen. Ein weitererPluspunkt war die Öko-Auditierungder vier österreichischen Stadiennach EMAS. Das Wiener Stadion erhielt eine Solaranlage und es wur-den wassersparende Armaturen an-gebracht. Das alles sind Einrichtun-gen, die auch nach der EM für einenumweltgerechteren Betrieb sorgen.Ein dritter positiver Aspekt war dasMehrwegsystem für Getränke: DieStadien waren wirklich sauber. Fürdie Stadien, für die das System neuwar, hoffen wir, dass sie auch zu-künftig dabei bleiben.

    Was war die größte Schwierig-keit bei „Umwelt am Ball”?Die größte Umweltbeeinträchtigungbei einem Sportgroßereignis ist derVerkehr. Leute in öffentliche Ver-kehrsmittel zu bringen, ist bei wei-tem der teuerste Aspekt. Auch wardie Mehrweg-Getränkeversorgung inKlagenfurt ein heiß umkämpftesThema, das auch während der EM

    nicht ganz hundertprozentig klapp-te. Die Gastrobetriebe außerhalbder offiziellen Fan-Zonen verkauftenin der Stadt günstige Getränke inDosen und Einwegbechern. Da hatleider die Stadtpolitik versagt. InInnsbruck hingegen lief es gut, denndort kaufte die Stadt Mehrwegbe-cher und stellte sie den Gastrobe-trieben zur Verfügung.

    Was haben Sie aus dem ProjektGreen Goal des Öko-Institutsgelernt?Green Goal war eine super Basis,vor allem hat uns der Endberichtsehr geholfen. Das Organisationsko-mitee der FIFA hatte damit den ers-ten Schritt gemacht. Für die UEFA,die ja die EM ausrichtet, waren sol-che Gedanken noch neu. Green Goalhat den Umweltbereich betrachtet,wir haben zusätzlich soziale Aspek-te hinzu genommen wie beispiels-weise Barrierefreiheit, Fair Trade,regionale Produkte, Gender undMigranten. Sehr positiv finde ich,dass die Umweltministerien und dieUEFA von uns einen Evaluierungsbe-richt angefordert haben.

    Welches Resümee ziehen Sienach der Fußball-EM?Die Erfahrungen mit „Umwelt amBall” sind sehr wertvoll für andereGroßveranstaltungen wie Kultur-oder Musikfestivals, Messen undKongresse. Wir beraten zur Zeit dieMinisterien zu einem Konzept „GreenEvents”. Außerdem streben wir mitmehreren Projekten an, auch regio-nale, kleinere Veranstaltungen wieAlmabtriebe oder Käsefeste umwelt-verträglicher zu gestalten.

    Vielen Dank für das Gespräch!Das Interview führte Katharina Hien.

    mailto:[email protected]/083/werten www.umweltamball.at

    Christian Pladerer,Bereichsleiter „Ressourcen-management” und Leitungs-mitglied des Österreichischen

    Ökologie Instituts.

    UmweltministerJosef Pröll (Mitte)nutzt die Eintritts-karte zur Euro als

    Zugticket.

    Für die Fußball-Europameisterschaft 2008haben die beiden Gastgeberländer Öster-reich und Schweiz das Nachhaltigkeits-konzept „Umwelt am Ball” entwickelt.

    Initiiert vom österreichischen Umweltmi-nister Josef Pröll erarbeiteten das Öster-reichische Ökologie Institut und die FirmaBrainbows die Grundlagen dafür. Sie gin-gen vom Projekt „Green Goal” des Öko-Instituts zur Fußball-Weltmeisterschaft2006 aus und erweiterten es. ChristianPladerer vom Österreichischen ÖkologieInstitut war maßgeblich am Nachhaltig-keitskonzept beteiligt und zieht gegen-

    über eco@work sein Resümee.

    © pressefotos.at-Niko Formanek

  • WÜNSCHENIM PORTRA IT Drei Persönlichkeiten, ein gemeinsames Ziel:Der Sport muss „grüner” werden!

    15 03/2008_eco work@

    Neue DenkansätzeDr. Hartmut Stahl ist der Fußball-Freak im Öko-Institut

    Früher hat er Bälle gekickt und ge-baggert, heute fährt er lieber Kajak,klettert oder wandert. „Zu Sport undNatur habe ich einen starken Be-zug”, sagt der promovierte Chemi-ker. Mit vier anderen „Neuen” imÖko-Institut machte er sich 1999 anein gemeinsames Projekt: Die Fuß-ball-Weltmeisterschaft in Deutsch-land möglichst umweltverträglich zugestalten. „Wir nannten uns 'Diegrünen Wilden', aber das Gerücht,dass wir uns nur günstige WM-Ti-

    ckets besorgen wollten, stimmtnicht”, schmunzelt der 44-Jährige. Mit ihrem Vorschlag sorgten siebeim Deutschen Fußball-Bund fürneue Denkansätze. Das Projekt

    Green Goal sei ein beiderseitigerKennenlern-Prozess bis hin zur heu-tigen Wertschätzung gewesen, soder Projektleiter: „Neben anderenFolgeprojekten steht es Pate für dieFußball-WM 2010 in Südafrika.”Doch es sei weniger der Weltfußball-verband als die Austragungsländer,die sich mit Umweltfragen beschäf-tigen. „Umweltschutz gehört zwarinzwischen zu Sportgroßveranstal-tungen, die Qualität der Bemühun-gen ist aber sehr unterschiedlich”, soStahl. Er strebt darum zukünftig in-ternationale Standards an. kh

    mailto:[email protected] www.oeko.de/083/wuenschen

    Neue AufgabenAndreas Klages vomSportbund findet Umwelt-schutz wichtig

    Umweltthemen sind seit April 2007neu in seinem Bereich: „Es ist kon-sequent, denn der Sport nutzt na-türliche Ressourcen und ich bin fürBreitensport und Sporträume zu-ständig”, sagt Andreas Klages. Seitnunmehr sieben Jahren ist der Poli-tologe beim Deutschen OlympischenSportbund (DOSB). „Zum einenbrauchen unsere 91.000 Sportverei-ne Ressourcen, zum anderen findetSport direkt in der Natur statt”, soder Leiter des Ressorts, der beideAspekte nachhaltig betreiben will.Zu den Olympischen Spielen in Pe-king seien zwölf Milliarden US-Dollarin den Umweltschutz geflossen: Pho-tovoltaik, Nahverkehr und Naherho-

    lungsgebiete baute das lokale Orga-nisationskomitee aus. „Aber Sportkann die vielfältigen Umweltproble-me nicht lösen, sondern nur ein Ka-talysator sein”, sagt der 39-Jährige.Klages hat kürzlich mit dem Öko-Institut und dem Bundesumweltmi-nisterium den Leitfaden für umwelt-gerechte SportgroßveranstaltungenGreen Champions fertig gestellt. ZurZeit bringt er im zu überarbeitendenUmweltrecht neue Sportbezüge einund organisiert die umweltgerechteModernisierung der deutschen Sport-stätten. kh

    mailto:[email protected]/083/wuenschen

    Neue Strategien Theodore Oben von der UNEP setzt sich für Südafrika ein

    Als Leiter der Kinder- und Jugendab-teilung des Umweltprogramms derVereinten Nationen (UNEP) hat Theo-dore Oben viel mit Sport zu tun. Erorganisiert Kooperationen zwischenJugendorganisationen und Schulen inmehr als 150 Ländern. „Sport ist da-bei ein grundlegender Faktor”, sagtOben. Doch auch für den Erwachse-nensport ist er zu begeistern. So en-gagiert er sich auf politischer Ebene

    für den umweltgerechten Ablauf derFußball-Weltmeisterschaft 2010 inSüdafrika.„Die UNEP ist ein strategischer Part-ner für Green Goal 2010 und wirfreuen uns, dass die WM zum erstenMal in Afrika stattfindet”, sagt Oben.Die neun Gastgeberstädte hätten eingroßes Interesse am Umweltschutz:„Sie sehen die WM als Chance, ihreInfrastruktur zu verbessern, zum Bei-spiel beim Abfallmanagement.” Daskomme längerfristig der Bevölkerungzugute. Leider gäbe es jedoch großeUnterschiede, was umwelttechni-sches Know-How, Personalkapazitä-ten und finanzielle Mittel der Städte

    beträfe. Nicht nur zur WM, sondernauch zur Winterolympiade in Sotschi2014 und zu anderen Themen greiftOben gerne auf die Expertise desÖko-Instituts zurück. kh

    www.oeko.de/083/wuenschen

  • E RGRÜNDEN E R G E B N I S S E A U S D E R F O R S C H U N G S A R B E I T

    16eco work_03/2008@

    Gehen in Deutschland die Lichteraus, wenn der Atomausstieg wie ge-plant fortgesetzt wird und zudemder anhaltende Widerstand gegenneue Kohlenkraftwerke viele Neu-bauprojekte verhindert? Mit dieserFrage hat sich ein aktuelles Diskus-sionspapier des Öko-Instituts be-schäftigt. Darin kommen die Ener-gieexperten zu dem Ergebnis: Die„Stromlücke” ist nur eine irreführen-de Drohkulisse, das eigentliche Pro-blem liegt an anderer Stelle.

    Der Debatte, ob der Strom künftignoch ausreicht, hat eine Studie derDeutschen Energie Agentur (dena)Auftrieb gegeben. Dieser Untersu-chung zufolge werden massive Ver-sorgungsengpässe bis zum Jahr2020 vorhergesagt, falls der Bereichder Kohlekraft nicht ausgebaut unddennoch der Ausstieg aus der Kern-energie vollzogen wird. Vor diesemHintergrund wird auch eine Fortset-zung der kostenlosen Zuteilung vonEmissionszertifikaten als Subventionfür neue Kohlekraftwerke gefordert.

    Angesichts der bestehenden Versor-gungskapazitäten ist eine solche

    Entwicklung nach Ansicht des Öko-Instituts jedoch ausgeschlossen:„Deutschland ist Stromexportlandund hat auch die Ausfälle einzelnerKernkraftwerke im vergangenenJahr gut gemeistert”, sagt Energie-experte Dr. Felix Matthes. Viele dergeforderten Maßnahmen zur Lösungdes vermeintlichen Problems seienökologisch kontraproduktiv. Es stehtaber außer Frage, dass ein grundle-gender Umbau des Stromversor-gungssystems notwendig ist, wenndie Ziele der Klimaschutzpolitik er-reicht werden sollen, so das Öko-In-stitut.

    Seitens der Politik ist konsequentesHandeln gefordert: Sie muss rege-nerative Energien sowie neue Tech-nologien vermehrt fördern und ge-setzliche Richtlinien im Bereich derStromeffizienz schaffen. Die Ener-gie-Unternehmen müssen ihrerseitsdie von der Politik definierten Zieleakzeptieren und umsetzen. „Diezentrale Herausforderung wird weni-ger das Auftreten einer Stromlückesein, als vielmehr die klimafreundli-che Gestaltung des künftigenStromsystems”, sagt Matthes.

    Das bestehende Stromversorgungs-system ist nach seiner Ansicht soflexibel, dass auch dann keine Eng-pässe auftreten werden, wenn es zuVerzögerungen bei Energieeffizienz,erneuerbaren Energien und umwelt-schonender Kraft-Wärme-Kopplungkommt. fst

    mailto:[email protected]/083/ergruenden2

    Fruchtige Ananas, saftige Kiwis undfrisch geschnittene Rosen lockenvon den Ladenauslagen. Wo sie her-kommen, kann der interessierteVerbraucher mittlerweile aufgrundder Kennzeichnungspflicht erfahren.Aus Umweltsicht ist es jedoch vielwichtiger zu wissen, wie sie trans-portiert wurden und welche Emis-sionen damit verbunden sind. Nachdiesen Informationen sucht derKonsument allerdings vergeblich.

    Kirsten Havers, Mitarbeiterin amÖko-Institut im Bereich Infrastruk-tur & Unternehmen, hat sich in ihreraktuell veröffentlichten Magisterar-beit mit der Rolle der Luftfracht beiLebensmitteltransporten befasst.Havers betont: „Angesichts der Zu-

    nahme der Luftfracht in den letztenJahren und dem damit verbundengravierenden Anstieg der Emissio-nen muss der Transport auf umwelt-freundliche Verkehrsmittel verlagertwerden. Ein Umdenken ist klimapo-litisch unumgänglich.” Dies ist nachAussage der Expertin notwendig, dader Transport mit dem Flugzeug imVergleich zu dem per Hochseeschiffmehr als die 200-fache Menge anC02-Emissionen ausstößt. Außer-dem machen die technischen Fort-schritte im Bereich der Hochsee-schifffahrt inzwischen größtenteilsauch den Transport von leicht ver-derblichen Waren möglich. fst

    mailto:[email protected]/083/ergruenden1

    Weltuntergangs-Stimmung beschwört mancherExperte beim Thema Stromversorgung hervor.Doch es droht kein Strom-Engpass – trotz desAtomausstiegs.

    Wie kommt die Ananas möglichst umwelt-schonend in den Supermarkt?

    Volle Fahrt vorausKlimafreundlicher Lebensmitteltransport

    Stromlücke als irreführende DrohkulisseZukünftige Versorgungsengpässe sind nicht das zentrale Problem

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  • E RGRÜNDEN

    17 03/2008_eco work@

    ERGEBNISSE AUS DER FORSCHUNGSARBE I T

    In vielen industriellen Prozessen fal-len Sonderabfälle an, die hohe Men-gen gefährlicher Schadstoffe enthal-ten, zum Beispiel Filterstäube ausder Müllverbrennung oder Stahl-werksstäube. Welche Entsorgungs-wege nehmen diese Abfälle? Undwie groß ist das Potenzial einer lang-fristigen Freisetzung der Schadstof-

    fe in die Umwelt? Diesen Fragen istdas Öko-Institut erstmals qualitativund quantitativ nachgegangen. Dasalarmierende Ergebnis: „Die Mög-lichkeit, dass diese Schadstoffe inein-, zwei- oder dreihundert Jahrenfreigesetzt werden könnten, ist vielgrößer als bisher angenommen”,sagt Projektleiter Günter Dehoustvom Öko-Institut. „Die Problematikwurde bisher unterschätzt. Dasmuss sich dringend ändern!”

    Denn die transportierten Schad-stofffrachten sind beachtlich. So istzum Beispiel die Menge an Blei, diein den rund 500.000 Tonnen unter-suchten Filterstäuben aus der Müll-verbrennung konzentriert ist und beinicht langfristiger Entsorgung in dieUmwelt gelangen könnte, doppelt sohoch wie die Gesamtsumme an Blei,die aus Produktionsanlagen jährlichüber Emissionen in Gewässer unddie Luft freigesetzt wird. „Böden und

    Gewässer können erheblich mehrbelastet werden, wenn nur ein klei-ner Teil dieser Schadstoffe freige-setzt wird”, sagt der Experte. „Son-derabfälle müssen daher langfristigsicher entsorgt werden.”

    Dieser Anforderung werden prinzi-piell zwei Wege gerecht: Die Ver-bringung unter Tage und das hoch-wertige Recycling dieser Metalle, so-weit hohe Umweltschutzstandardseingehalten werden. Entsorgungsal-ternativen über Tage sind dagegenlangfristig deutlich unsicherer. Dasbelegt die aktuelle Studie, in der 50Abfallarten und deren Entsorgungs-varianten vergleichend untersuchtwurden, zehn davon im Detail. „Un-sere Ergebnisse sollten Eingang indie behördliche Praxis finden”, for-dert Günter Dehoust. kk

    mailto:[email protected] www.oeko.de/083/ergruenden2

    Ein großer Teil der europäischen Fi-scherei-Industrie ist in der Dauerkri-se. Viele Fischbestände haben histo-rische Tiefstände erreicht, manchedrohen zu kollabieren. Wie lässt sichder Trend stoppen? Dieser Fragesind 13 europäische Forschungsin-stitute in dem dreijährigen For-schungsprojekt „Comparative Eva-luations of Innovative Solutions in European Fisheries Management”(CEVIS) nachgegangen. Weltweit haben sie Fischereimanagement-Methoden unter ökologischen, sozia-len, ökonomischen und rechtlichenAspekten untersucht.

    Wie handhaben Staaten zum Beispielihre nationalen Fangquoten? Dazu hatdas Öko-Institut die Praxis in Groß-britannien und in den Niederlandenmiteinander verglichen. Beide Länderteilen ihre nationale Fangquote in in-dividuelle und sektorale Quoten auf.Die Quoten sind übertrag- und han-delbar und werden in Erzeugerorga-nisationen gepoolt. Diese regeln denQuotenhandel und sind dafür ver-

    antwortlich, dass die Gesamtquotenicht überfischt wird. Heute funktio-niert das System in den Niederlandengut. Es setzte sich aber erst durch,als Fischer und Industrie Anfang der90er Jahre die Möglichkeit zur Mit-bestimmung bekamen und sich Über-wachung und Kontrolle verbesserten.

    In Großbritannien sind die handel-baren Quoten umstrittener. DerGrund: „Dort ist bisher unklar, wemdie Quotenanteile eigentlich gehören.Dies mache Investitionen unsicher,kritisieren manche Fischer”, sagtFranziska Wolff vom Öko-Institut.„Andere befürchten Konzentrations-effekte und wieder andere lehneneine ‚Privatisierung’ von Fischerei-rechten durch solche Quoten grund-sätzlich ab.”

    Handelbare Fischereirechte werden inder EU derzeit intensiv diskutiert.Wolff warnt: „Diese Systeme sind kei-ne Wundermittel. Sie benötigen kla-re ökologische Leitplanken und dieKontrolle von Fischanlandungen muss

    funktionieren.” Das niederländischeund britische Beispiel zeige aber,dass das Quotenmanagement durchGruppen einem rein individuellenManagement vorzuziehen sei, weil esSelbstkontrolle fördert. kk

    mailto:[email protected]/083/ergruenden2

    Nur in wenigen EU-Ländern erhaltenFischer individuelle Fangquoten. Bis jetzt.

    Langfristig sicher: Die Entsorgung vonSonderabfällen unter Tage.

    Sonderabfälle: Schlummerndes RisikoGefährliche Schadstoffe können langfristig in die Umwelt gelangen / Problem weit unterschätzt

    Fischereirechte: Wem gehören sie in Zukunft?Individuelle Fangquoten werden heiß gehandelt – und intensiv diskutiert

    © K+S Entsorgung

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  • B EWEGEN

    18eco work_03/2008@

    Endlich Sommer – endlich Urlaubs-zeit. Erholung von der Hektik desAlltags, Ausspannen, Ruhe finden.Wie wäre es dieses Jahr mit Naturpur? Wandern zum Beispiel und inden Wäldern die Natur mit eigenerKörperkraft erleben. Dort wartet ei-ne friedliche Idylle: haushohe Bu-chen, die Schatten spenden, dasRauschen des Windes, der sich inden Baumwipfeln verfängt.

    Die Realität des Reisens sieht jedochoft anders aus. Blechlawinen, diegen Süden rollen, stundenlangesWarten in Staus oder Terminals,überfüllte Strände und Menschen-massen, die sich zur gleichen Zeitam gleichen Ort befinden, sind diealljährlich wiederkehrenden Phäno-mene des Sommerurlaubs. Die we-nigsten verreisen zu Fuß, mit demRad oder mit Bus und Bahn. Und dieZahl derjenigen, die es mit demFlugzeug in die Ferne zieht, nimmtrapide zu – den Steuervergünsti-gungen der Aero-Branche sei dank.

    Die Folgen des vermehrten Flugver-kehrs für die Umwelt sind dabei be-kannt. Dennoch steigt die Zahl derjährlichen Kurztrips in die weiteWelt, ein Wochenende in London,Barcelona oder New York ist fürmanche einfach ein Muss. Im Urlaubinteressiert sich die Mehrheit derDeutschen nicht für Umweltschutz.Die Reise soll vor allem wenig kos-ten und schnell ans Ziel führen: Waszunächst verständlich ist, zu verfüh-rerisch locken die preiswerten Flügegerade auch der Low-Cost-Airlines.

    Die vom WWF in Zusammenarbeitmit dem Öko-Institut aktuell veröf-fentlichte Studie „Der touristischeKlima-Fußabdruck” verdeutlicht je-doch eindringlich, wie unabdingbares ist, den Ausstoß von Treibhaus-gasemissionen zu verringern. Dieseentstehen im Tourismus vor allemdurch den Flugverkehr und schadenso dem Klima erheblich. Um Nach-haltigkeit im Urlaub zu verwirkli-

    chen, sind deshalb alle gefragt: diePolitiker, die den Mut aufbringen,Kerosin gegen die Marktmacht zubesteuern, die Reiseveranstalter, dieumweltschonende Angebote aus-bauen und kostengünstig anbieten,und auch die einzelnen Touristen,die sich im Urlaub auf etwas Neueseinlassen.

    Wäre es nicht sowieso spannend, abund an statt auf einer Fernreise Un-bekanntes in der Nähe zu erkunden?Ökologisch Reisen bedeutet jedochnicht nur Nahurlaub: Inzwischen be-stehen viele Möglichkeiten, auch inder Ferne den Urlaub umweltgerechtzu gestalten – von der Individual-bis zur Pauschalreise. ZahlreicheReiseanbieter haben ökologisch undsozial verträgliche Angebote in ih-rem Programm und die größerenVeranstalter springen zunehmendauf den ökologischen Zug auf.

    Auch diejenigen, für die Umwelt-schutz im Urlaub keine Rolle spielt,können von den Reiseveranstalternin die Öko-Konzepte eingebundenwerden. Zum Beispiel, indem dieseam Urlaubsort den Stromverbrauchdurch den Einsatz von Energiespar-lampen senken, die Wäschereienund Toiletten auf Regenwasser um-stellen oder allzu viel Plastik am

    morgendlichen Frühstücksbüffetvermeiden. Dass dies funktionierenkann, hat die unter anderem vomÖko-Institut durchgeführte INVENT-Tourismus-Studie zum umweltver-träglichen Reisen verdeutlicht. An-gesichts der Touristenströme, diealljährlich die Länder queren, hat je-der kleine Schritt in Richtung Nach-haltigkeit große Wirkungen. Nicht zuvergessen ist, dass ganze Wirt-schaftsregionen vom Tourismus ab-hängig sind. Inzwischen bedroht erjedoch nicht nur das Weltklima, son-dern zunehmend die Grundversor-gung der Einheimischen sowie dieEigenheiten der bereisten Regionen.

    Tourismus verursacht aber nicht nurUmweltbelastungen, sondern istauch deren Leidtragender. Dennletztendlich wollen wir doch alle ei-ne unbelastete Natur genießen – vorallem im Urlaub. Friederike Stoller

    mailto:[email protected] www.oeko.de/083/bewegen

    Was wäre eigentlich, wenn Umweltschutz im Urlaub selbstverständlich wird?

    Friederike Stoller arbeitet als freie Mitarbeiterinfür das Öko-Institut. Sie schloss im Dezember2007 ihr Studium der Soziologie und Ge-schichte ab und beschäftigt sich am liebstenmit Themen aus den Bereichen der Gesell-schafts-, Umwelt- und Sozialwissenschaften.Sie war Zeit ihres Lebens ehrenamtlich im Um-weltschutz und in der Entwicklungszusammen-arbeit tätig. In ihrer Freizeit hält sie sich gernein der Natur auf und wandert durch die Wälder.

    © danielll-photocase.com

  • EN TDECK EN

    19 03/2008_eco work@

    Vortragsabend in FreiburgZu einem Vortragsabend mit anschlie-ßender Diskussion lädt das Öko-Institutam Donnerstag, 30. Oktober, um19 Uhr, alle Mitglieder und Interes-sierte nach Freiburg ein. Die Veran-staltung findet in den Räumen des In-stituts, Merzhauser Straße 173, statt.Themen der Vorträge: Ökostrom undder „ökologische Fußabdruck” von Pro-dukten. Der Eintritt ist frei. Anmeldungunter 0761/452 95-0. cr

    mailto:[email protected]/083/entdecken

    Mit Ihnen können wir unser Ziel erreichen:Wir möchten 500 neue Mitglieder gewinnen.Dadurch wollen wir den Rückhalt des Öko-In-stituts in der Gesellschaft weiter verankernund auch künftig unsere finanzielle Unabhän-gigkeit wahren. Dafür brauchen wir Ihre Un-terstützung. Sie fördern als Mitglied bereits unsere unab-hängigen Studien. Sie finden die Arbeit des

    Öko-Instituts wichtig und wünschen sich, dass noch mehr Men-schen von den Veröffentlichungen und Veranstaltungen profitie-ren können. Dann erzählen Sie Ihren Freunden oder Kollegenvon uns und geben unseren Mitgliederflyer weiter! Der Druck-

    ausgabe der Zeitschrift liegt das Faltblatt bei, das bei Interessenur noch ausgefüllt und abgeschickt werden muss. Online stehendie Informationen unter: www.oeko.de/mitmachen.Unsere Arbeit trägt seit mehr als 30 Jahren dazu bei, dass Um-welt- und Klimaschutz heute nicht nur als Herausforderung, son-dern als Chance verstanden werden. Ob es um Nanotechnologienoder Energiegewinnung in Großkraftwerken geht - brisante undneue Themen stehen bei uns früh auf der Agenda. So haben wirschon vor über 25 Jahren gezeigt, dass die Energiewende mög-lich ist. Fragen beantwortet Romy Klupsch, 0761/452 95-24. fst

    mailto:[email protected]/083/entdecken

    Dr. Irene Schöne, 65Jahre, ökologische Wirt-schaftswissenschaftlerin,seit 29 Jahren Fördermit-glied beim Öko-Institut.

    Was prägt Sie in Ihrem Leben?Ich denke, die Vorstel-

    lung, dass man häufig zu glauben genö-tigt wird, zu dem, was wenige Interes-sierte wollen, gäbe es keine Alternative.Alternativen mögen zwar nicht immer so-fort sichtbar sein, aber es gibt sie. Manmuss sich jedoch die Mühe machen, sie zufinden. Ich tendiere eher zum Selbstden-ken, denn zum Hinnehmen.

    Was erhoffen Sie sich von Ihrer Mit-gliedschaft beim Öko-Institut?Ich möchte mit dem Öko-Institut daranarbeiten, eine „Integrierte Berichterstat-tung” über den Erfolg oder den Öko-Zu-wachs eines Unternehmens einzuführenund allgemein zugänglich zu machen. Da-mit sollen viele Institutionen angeregt

    MitgliederversammlungEine positive Bilanz für das Jahr 2007zog Vorstandssprecher Helmfried Mei-nel in seinem Bericht vor der Mitglie-derversammlung des Öko-Instituts. Am28. Juni trafen sich die aktiven Mitglie-der des Instituts im Darmstädter Büro,um auf das zurückliegende Jahr zuschauen. Der Vorstand wurde entlastet und derHaushalt für 2008 in Höhe von rund 7,7Millionen Euro beschlossen. Geschäfts-führer Dr. Joachim Lohse unterstrich,dass die wissenschaftliche Arbeit desInstituts in seinem Jubiläumsjahr er-neut erfolgreich verlaufen sei. Als Tätigkeitsschwerpunkte der Geschäfts-führung für 2008 nannte er die Wei-terentwicklung der Institutsstrategie sowie die Umsetzung des internen Füh-rungsleitbilds. Mit Helmfried Meinel, Dorothea Micha-elsen-Friedlieb und Dr. Wolfgang Brühlwurden drei Vorstandsmitglieder fürweitere zwei Jahre im Amt bestätigt. cr

    Sabrina Malter, aus Ho-ckenheim, 28 Jahre, Stu-dentin Environmental De-cision Making an der OpenUniversity und Chemiela-borantin, seit vier JahrenFördermitglied beim Öko-Institut.

    Charakterisieren Sie sich in dreiSchlagworten.Weltverbessererin, Optimistin, Genießerin.

    Warum sind Sie Mitglied beim Öko-Institut?Die Arbeit des Öko-Instituts finde ich be-sonders wichtig. Komplexe Zusammen-hänge werden deutlich gemacht undHandlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Da-

    durch ist das Öko-Institut wichtiger Im-pulsgeber für die Gesellschaft und hilft mirauch persönlich so zu handeln, wie ich esfür richtig halte.

    Was wünschen Sie sich für die Weltvon morgen?Ich wünsche mir Menschen, die ihre eige-nen Werte leben – ohne Ausreden, Aus-flüchte und Verdrängen. Menschen, diesich in all ihren Rollen – ob als Konsu-menten, Bürger, Politiker oder Unterneh-mer – der Verantwortung ihres Handelnsbewusst sind und Zusammenhänge er-kennen. Darüber hinaus wünsche ich mireine Bildung, Forschung und Presse, dieuns dabei helfen. Und Energie, Spaß, Optimismus und Kreativität dabei, all diekonkreten Missstände zu beheben!

    Mitglieder werben Mitglieder

    Mission Zukunft gestalten Unterstützen Sie unsere große Kampagne 500plus!

    Drei Fragen an ... Das Öko-Institut hat knapp 3000 Mitglieder. Doch wer sind sie? Hier stellen sie sich vor.

    werden, dieses ökonomische Instrumenteinzusetzen. Grundlage dafür ist die Ini-tiative der UmweltBank.

    Gibt es ein Schlüsselereignis für IhrEngagement im Umweltschutz?Ein Schlüsselereignis waren für mich dieFragen der Weinbauern um Freiburg nachden Folgen des Baus des AtomkraftwerksWhyl. Die Fragen nach den Folgen für ih-re Existenz, nach der Sicherheit des Um-gangs mit radioaktivem „Abfall” sowienach der unvermeidlichen Verknüpfungder friedlichen mit einer militärischen Nut-zung der Atomenergie, das waren undsind für mich die Gründe für mein Enga-gement für den Umweltschutz. Wenn dasÖko-Institut im Jahre 1977 nicht gegrün-det worden wäre, hätten Alternativen fürdie Energiepolitik kaum aufgezeigt wer-den können, weil sich die Experten mehroder weniger auf der Seite der herrschen-den Wissenschaft befunden hätten. Dieshat sich nicht zuletzt dank der Arbeit desÖko-Instituts inzwischen geändert.

    www.oeko.de/083/entdecken

  • VORAUSGESCHAU T

    20eco work_03/2008@

    Energieeffizienz, ja bitte! Aber wie?

    Der Ausbau erneuerbarer Energienund mehr Energieeffizienz sind zen-trale Elemente einer nachhaltigenEnergieversorgung. Nur: Wie könnenEnergieversorger, private Verbrau-cher, Unternehmen und die öffentli-che Hand eigentlich dazu gebrachtwerden, Energie zu sparen, effizien-tere Technologien bereitzustellen undauch einzusetzen? Und welche An-sätze verfolgt das Öko-Institut? Die-sen Fragen widmen wir uns imSchwerpunkt unserer nächsten Aus-gabe von eco@work, die im Herbsterscheint.

    © Pinosub - Fotolia.com


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