Nachhaltige Stadtentwicklung
Der ökologi-sche Fußab-druck – Maß
für unseren Flächenver-
brauch
Leben auf großem Fuß – der Ressourcenbedarf der Stadt
Der urbane Lebensstil ist in einem großen Um-fang von Ressourcen abhängig, welche im Um-land oder weltweit gewonnen werden. Der noch immer steigende Bedarf an Nahrungsmitteln, Energie, Wasser und Rohstoffen fordert eine Ver-änderung unseres Umgangs mit der Umwelt. Die Stadt als der Lebensraum der Zukunft muss lang-fristig ihren Ressourcenverbrauch so gestalten, dass die natürlichen Ressourcen nicht in einem stärkeren Umfang genutzt werden, als sie sich erneuern.Um den Ressourcenbedarf einer Stadt festzu-stellen, wurde in den letzten Jahren eine Reihe von Messverfahren entwickelt, zum Beispiel der „Ökologische Fußabdruck“ und die „Stofffluss-analyse“. Das Ziel war es, mit einer Analyse des Ressourcenverbrauchs Umweltprobleme zu er-kennen und Bewertungskriterien für eine res-sourcenschonende und nachhaltige Stadtplanung zu entwickeln.
Der ökologische FußabdruckUm das Ausmaß der Auswirkungen bestimmter menschlicher Lebensweisen feststellen zu kön-nen, hat eine Arbeitsgruppe der University of British Columbia / Kanada die Methode des öko-logischen Fußabdrucks entwickelt. Dieser soll den Ressourcenbedarf des Menschen bildlich in der Form des Flächenverbrauchs darstellen.
Beispiel für die Berechnung des ökologi-schen Fußabdrucks
„Grundlage der Berechnung ist der Pro-Kopf-Verbrauch der wichtigsten Konsumgüter (Roh-stoffe, Energie, Lebensmittel, Möbel, Häuser, Autos u. v. m.) einer Bevölkerung. In einem nächsten Schritt wird kalkuliert, wie viel „öko-logische Fläche“ jedes Gut belegt … Wie wird zum Beispiel der Konsum fossiler Energie, wie Öl oder Erdgas, in Fläche umgerechnet?Wenn man fossile Energieträger nutzt, entsteht unter anderem das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2). Pflanzen haben die Eigenschaft CO2 binden zu können. So kann z. B. 1 Hektar (= 10 000 m²) Wald durchschnittlich 3 – 4 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre binden. Diese Menge entspricht der Menge an CO2, wie sie bei der Verbrennung von ca. 1 878 Liter Öl in die Atmosphäre abge-geben wird. Das bedeutet für den ökologischen Fußabdruck, dass man bei der Verbrennung von 1 878 Liter Öl 1 Hektar Waldfläche in Anspruch nimmt. Auf diese und ähnliche Weise kann die Nutzung aller wesentlichen Konsumgüter in Flä-che umgerechnet werden und zu den „real“ in Anspruch genommenen Flächen für Wohnen, Verkehr oder Gewerbe addiert werden.“http:// www.regiowasser.de / themen/ (Dez. 2006)
Dimension des ökologischen Fußab-drucks
„Der ökologische Fußabdruck eines Berliners beträgt im Jahr 1998 4,41 Hektar:Das sind 15 Millionen Hektar für alle Berliner ins-gesamt. Dies entspricht einem Kreis von 218 km Radius.Das ist 168-mal die Stadtfläche oder 34 % der Bundesrepublik.Bei einer nutzbaren Fläche von 7,3 Mrd. Hektar auf der Erde bleiben für 6 Mrd. Menschen 1,2 Hektar Land plus 0,5 ha Meeresfläche / Per-son oder 1,7 Mrd. Menschen mit dem „Berliner Lebensstandard“ könnte die Erde dauerhaft be-herbergen.“„Zeigt her Eure Füße“ – Ein Projekt von Matthias Schnauss in Zusammenarbeit mit GRÜNE LIGA Berlin e. V. und KATE e. V.
Quelle: 978-3-623-29440-7 FUNDAMENTE Kursthemen Städtische Räume im Wandel, Schülerbuch, Oberstufe, S. 94/95
DK
PL
CZ
A
D
(Szczecin)
(GorzówWielkopolski)
(Karlovy Vary)
(Praha)
HofFrankfurt
Erfurt
Hannover
Bremen
Schwerin
Potsdam
Dresden
Kiel
Magdeburg
Leipzig
Braun-schweig
Halle
Göttingen
Chemnitz
Bielefeld
Cuxhaven
Flensburg
RostockStralsund
Cottbus
Frankfurt
Neubrandenburg
Branden-burg
Fulda
Coburg
Dessau
Eberswalde
Stettin
Landsberg
Gera
Jena
Lübeck
Paderborn
Odense
Karlsbad
Prag
Berlin
Hamburg
1412108
50
52
54
Das Flächenmaß des ökologischenFußabdrucks ist in dieser Karte le-diglich flächentreu versinnbildlicht.Es stellt keine Inanspruchnahmehinsichtlich politisch-territorialerZugehörigkeiten dar.
0 100 200 km
H250_1_NDEU_Fussabdruck.fh11 (Breite 65 mm, mit Ausbau 90 mm,dabei Ausbau links 7 mm und rechts 18 mm, Höhe 111,24 mm, 14.9.2007)
#29440 Fundamente Stadtgeographie, S.95
Berlin Ham-burg
Berlin:Hamburg
Bevölkerung (2003) 3 388,4 1 726,4 1,96
Fläche (km²) 890,85 755,2 1,18
Einwohner / km² 3 800 2 286 1,66
Arbeitslosenquote(30. 06. 2002)
18,9 10,2 1,85
Kraftfahrzeuge / 1 000 Ew. (2003)
421 556 0,76
Gemeindesteuer-einnahmen 2001(netto) / Ew. (Euro)
718 1381 0,52
Die für Berlin errechnete Fläche [für den ökolo-gischen Fußabdruck] von 4,41 ha ist erheblich kleiner als die für Deutschland (5,32 ha) und Hamburg (5,49 ha) … Die Situation Berlins ist eine deutlich andere als die Hamburgs [:]
Energie Siedlung Acker Weide Wald Meer Total
Nahrung 0,21 – 0,28 0,91 – 0,25 1,66
pflanzlich 0,09 0,24 0,34
tierisch 0,12 0,04 0,91 0,25 1,32
Wohnen 1,04 0,06 0,32 1,42
Verkehr 0,66 0,05 – – – 0,71
Straße 0,39 0,39
Schiene 0,08 0,08
Luft 0,2 0,2
Schiff 0 0
Güter 0,46 0 0,05 0,04 0,08 – 0,62
Papier 0,02 0,08 0,1
Kleidung 0 0,04 0,04 0,08
Metallwaren 0,01 0,01
Plastik 0,01 0,01
andere 0,41 0,01 0,42
Summe 2,37 0,11 0,33 0,95 0,39 0,25 4,41
Berechnung des ökolo-gischen Fußabdrucks eines Bewohners von Berlin (in ha)
http:// www.agenda21berlin.
de / fussabdruck / down-
load / oef_berlin_abgeordne-
tenhaus.pdf (Dez. 2006)
Ökologischer Fußabdruck der Städte Berlin und Hamburg absolut →
Berlin im Vergleich mit HamburgNach http:// www.agenda21berlin.de / fussabdruck / download /oef_berlin_abgeordnetenhaus.pdf, (Dez. 2006) aktualisert
Quelle: 978-3-623-29440-7 FUNDAMENTE Kursthemen Städtische Räume im Wandel, Schülerbuch, Oberstufe, S. 94/95
Globale Herausforderungen und Zukunftssicherung
Unser ökologischer Fußabdruck – Was tun?Um den Ressourcenverbrauch eines Einzel-
nen, einer Gruppe, einer Region oder eines
Landes zu ermitteln und vor allem verglei-
chen zu können, entwickelten der Schweizer
Mathis Wackernagel und der an der Univer-
sity of British Columbia lehrende Amerikaner
William Rees das Modell des ökologischen
Fußabdruckes.
Die Grundidee dieses Verfahrens be-
steht darin, den gesamten Ressourcen-
verbrauch – gleich welcher Art – als Flä-
chenbedarf zu begreifen und in Hektar
auszudrücken. Demnach ist der ökologische
Fußabdruck einer Bevölkerung die Fläche
an produktiver Land- und Wasserfläche, die
notwendig ist, die Ressourcen, welche die in
diesem Gebiet lebenden Menschen konsu-
mieren, bei gegebener Technologie bereitzu-
stellen und ihren Abfall aufzunehmen. Die
aktuelle globale Bilanz macht deutlich, dass
wir die Ressourcen der Erde derzeit bereits
um zwanzig Prozent übernutzen und offen-
sichtlich so tun, als hätten wir weitere Erden
in Reserve.
Selbstverständlich kann keiner alleine die
Welt retten. Aber jeder einzelne kann dazu
beitragen, dass die Erde in einem Maß ge-
nutzt wird, das die natürlichen Lebensgrund-
lagen erhält, das unser Überleben sichert
und den uns nachfolgenden Generationen
die gleichen Lebens- und Entwicklungschan-
cen gewährt, wie wir sie haben. Die Bewälti-
gung dieser globalen Herausforderung kann
folglich nur in der konsequenten Umsetzung
des Nachhaltigkeitsprinzips und der damit
einhergehenden sparsamen und effizienten
Ressourcennutzung liegen.
Um dies zu erreichen, müssen mehrere Vo-
raussetzungen gegeben sein. Zum einen
muss jeder einzelne die Funktionsweisen
der vielfältigen Wechselwirkungen zwischen
menschlichem Handeln und der Natur in ih-
ren Grundzügen verstehen. Beispielhaft sei
hier auf die Emission von Treibhausgasen
und deren Auswirkungen auf den Klima-
wandel oder auf die Wasserverschmutzung
sowie die daraus resultierende Schädigung
von Flora und Fauna und über die Nahrungs-
kette der Menschen verwiesen.
Zum anderen muss jeder Einzelne auch die
Auswirkungen seines individuellen Lebens-
stils auf die Ressourcen der Erde quantifi-
zieren und bewerten können. Das Modell
des ökologischen Fußabdruckes stellt in die-
sem Zusammenhang ein wichtiges Instru-
mentarium bereit. Es ermöglicht auf der
Grundlage individueller Angaben zum Le-
bensstil festzustellen, wie groß der eigene
Ressourcen verbrauch ist. Ausgedrückt wird
dies mit der Angabe darüber, wie viele Er-
den die Menschheit zur Befriedigung ihres
Ressourcenbedarfs in Reserve haben müss-
te, wenn jeder den gleichen Lebensstil pfle-
gen würde wie man selbst. Das über dieses
Instrumentarium geschaffene Bewusstsein
über den eigenen Lebensstil ist ein wichtiger
Erkenntnisschritt hin zu einem eigenen Bei-
trag zur Ressourcenerhaltung.
Schließlich bedarf es einer Fülle ebenso ef-
fizienter wie intelligenter Produktions- und
Wirtschaftsweisen, Technologien und Ver-
haltenskompetenzen, wie etwa das Kon-
zept „Faktor 10“ des Wuppertal-Instituts für
Umwelt, Klima und Energie, um eine nach-
haltige Entwicklung zu gewährleisten. Nach
diesem Konzept ist es möglich, durch effizi-
ente Produktionsweisen und den bewuss-
ten Einsatz von Energie den derzeitigen Le-
bensstandard mit nur einem Zehntel der
heute benötigten Ressourcen zu erreichen
oder umgekehrt mit unserem aktuellen Res-
sourceneinsatz zehnmal mehr Menschen
als derzeit unseren Lebensstandard bieten
zu können. Die konkrete Umsetzung dieses
Konzeptes setzt bei der ressourcensparen-
den Produktion von Sachgütern ein, deren
„ökologischen Rucksack“ es zu verkleinern
gilt. Unter dem „ökologische Rucksack“ ver-
steht man die Menge an Natur, die produk-
tionstechnisch bedingt in jedem Sachgut
steckt; also etwa die Menge an Eisenerzen,
Interpretiere die Abbildungen 5 und 6.
Erläutere das Modell des ökologischen Fuß-
abdruckes.
Ermittle mithilfe einer der angegebenen In-
ternet-Adressen deinen individuellen ökolo-
gischen Fußabdruck.
Überprüfe, wo du bezüglich deines Konsum-,
Mobilitäts- und Alltagsverhaltens Ansatz-
punkte für deinen Beitrag zur Bewältigung
der globalen Herausforderungen siehst.
Prüfe, inwieweit die drei Logos 7 – 9 die Leit-
gedanken des Nachhaltigkeitsprinzips aus-
drücken. Entwirf selbst ein Logo für nachhal-
tiges Handeln und stelle es der Klasse vor.
Erdöl und Kohle, die erforderlich ist, um ei-
nen Nagel herzustellen. Diese Menge kann
durch nachhaltige Produktionsweisen mas-
siv vermindert werden. Ferner sind ressour-
censchonende Verhaltensweisen, wie etwa
die, dass elektrische Geräte wirklich ausge-
schaltet und nicht im Stand by-Modus belas-
sen werden, in ihrer Wirkung nicht zu unter-
schätzen. Allein die konsequente Umsetzung
dieses winzigen individuellen Beitrags wür-
de nur in Deutschland den Strombedarf in
der Größenordnung von zwei Kernkraftwer-
ken einsparen.
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Ökologischer Fußabdruck nach ausgewählten StaatenÖkologischer Fußabdruck 1961 – 2001Dimensionen des ökologischen Fußabdrucks am Beispiel Berlin
Mathis Wackernagel
William Rees
Surftipps
Hier findest du Versionen zur
Berechnung Deines individuel-
len ökologischen Fußabdrucks.
Zum Beispiel unter:
www.footprint.ch
www.econautix.de/site/
econautixpage_1064.php
www.latschlatsch.de/
berechnung.php
Fußabdrucka
b
c
d
g
h
i
e
„Der ökologische Fußabdruck eines Berli-
ners beträgt 1998 4,41 Hektar: Das sind
15 Millionen Hektar für alle Berliner insge-
samt. Dies entspricht einem Kreis von 218
Kilometer Radius. Das ist 168-mal die Stadt-
fläche oder 34 % der Bundesrepublik.
Bei einer nutzbaren Fläche von 7,3 Milliar-
den Hektar auf der Erde bleiben für 6 Mil-
liarden Menschen 1,2 Hektar Land plus 0,5
Hektar Meeresfläche / Person oder 1,7 Mil-
liarden Menschen mit dem „Berliner Le-
bensstandard“
könnte die
Erde dauer-
haft beher-
bergen.“„Zeigt her Eure Füße“- Ein
Projekt von Mathias
Schnauss in Zu-
sammenarb-
beit mit
Grüne Liga
e.V. und KA-
TE e.V.
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Quelle: 978-3-623-27850-6 TERRA GWG 5/6 Geographie Wirtschaft, Ausgabe für Gymnasien in Baden-Württemberg, Schülerbuch, S. 194/195