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ZEITSCHRIFT FUR N U M I S M A T I K. HEKAIJ8GEGEBEN v o x l)n. ALFRED VON SALLET, MITOMKll DK.S AU('tiAKOI,nOIS("UKN INSTITUTS, KHTlKNMlTOLlKn I>KR MJ.MISMATISCHRN OKSICM.SCIIAFT IN l.ONnON. ZWKITKH BAND. BERLIN. WKIDMANNSCIIE BUCIIIIANDLUNG. 187r>.
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ZEITSCHRIFT

F U R

N U M I S M A T I K.

H E K A I J 8 G E G E B E N

v o x

l)n. ALFRED VON SALLET,MITOMKll DK.S AU('tiAKOI,nOIS("UKN INSTITUTS, KHTlKNMlTOLlKn I>KR MJ.MISMATISCHRN

O K S I C M . S C I I A F T I N l . O N n O N .

Z W K I T K H B A N D .

BERLIN.WKIDMANNSCI IE BUCI I I IANDLUNG.

187r>.

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Aurelians Mitregent auf romischen Billondenaren,

(Tar. VI, 3—90

Unter den romischen Billondenaren Aurelians finden wireine ganze Keilie sclieinbar bedeutungsloser nnd nninteressanterReveradarstellungen, welche, bisher immer fiir vollig glcichgiiltiggehalten, niemals gcnan bctrachtet und stets unrichtig besclirie-ben, uns ein hochst merkwlirdiges, flir die damaligen Regierungs-verhaltnisse wiclitiges, einzig in seiner Art dastehendes Zengnisseines wohlbekannten geschiclitlichen Ereignisses geben, durchwelches die Macht des romischen Kaisers bedenklieh erschiittertwnrde nnd ohne die Schnelligkeit und Energie Aurelians wohlein Ende genommen hatte.

Wohlbekannt und gewiss in den meisten Sammlungeu ver-treten sind folgende Rlickseiten von Aurelians Billondenaren, dieich der Bequemlichkeit wegen liier nacli Cohens Beschreibunggebe:

Coh. 98. FIDES MlUlTVM. Stehender Soldat rechts-hin, die Weltkugel mit Victoria dein Anrelian hinreichend,welcher im Kriegskleid, ein Scepter schrag haltend̂ dar-gestellt ist.

Coh.̂ 1d2. PIETAS AVG. Anrelian rechtshin stehend,ein Scepter haltend und lU)er einem brennenden Altaropfernd; ihm gegenUber ein stehender Soldat, einefechale haltend, mit Parazoninni

1) Sollte Coll. 153 nicht dieselbe Munze sein?

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A. V. Sallet, Aurelians Mitregent auf romischen Billondenaren. 2 5 3

Col l . 210. VIRTVS AVG. Aure l ian ste l iend rec l i tsh in im

Kriegskleid, eiue Lanze und die Weltkugel baltend, ihmgegentiber ein steliender Soldat, der eine kleine Victoria imd schriig einen Speer halt.

Coh . 204 . 205 . 212 . V IRT MIL IT ode r M IL ITVM ode rVIRTVS MILITVM. Dieselbe Darstel l img.

Die Beschreibung nocli einer fliuftcn Rllckseite von Aurelians Goldmlinzen nnd Billondenaren will icli, als vielleicht eben-falls bierliergeliorig — wie spiiter gezeigt werden soil — gleiclih i e r m i t a n fi i h r e n :

C o l l . S . / ! / . C O N C O R D I A M I L L Z w e i s t e l i e u d e C o n -

cordien, mit Feldzeichen.C o l l . 6 6 — 7 0 . P B , C O N C O R D I A M l L I i m d M I L I T.

Zwei stehende Concordien etc.

Was die Beschreibung der erst aufgefUhrten JlUnzen betrifft,so fiuden wir hier sofort als etwas auffalliges den stets mit demKaiser zusammen dargestellten »Soldaten«, der nur allzuoft inMUnzbesehreibungen anftaucht, sich aber bei genauerer Betrach-tung meist als eine ganz andere, sehr bestimmte Person, ^^^eRoma, Virtus etc., entpuppt. Urn zur richtigen ErkUiruug derbeschriebenen Typen zu gelangen, muss man, wie immer, ver-gleichen, und zwar die MUnzen derjenigcn Kaiser, welche kurzvor nnd kurz nach Aurelian geherrscht haben. Eiue Betrachtungdes von Cohen sorgfaltig gesaminelten Materials, von Philippus 1.an, hat nun folgendes Ergebniss. Die Darstellungen;

1. Stehender Krieger, eine Weltkugel mit Victoriola eiuemandern mit schriig gehaltenein Speer hinreichend (FIDESM I L I T V M I .

2. Opfernde Krieger, einer mit Adlerscepter, der anderemit Parazonium an der Seite (PIETAS AVG bei Aurelian, PI ETAS AVGG bei andern).

Z e i t s c h r i f t f . X u m i s j n . I I . 1 8

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2 5 4 A, V. Sallet,

a. Stehende Kiieger, einer mit Laiize imd Weltkiigel, derandere mit Victoriola uud sclirag gehalteuein Sj^eer (VIR-TVS AVG bei Aurelian, VIRTVS AVGG bei andern),

finden sieli genau eben so oder mit kleinen Abweiclumgen seitValerian und Gallieniis, bis zu Galerius, bei mehreren Kaisern,bisweileu mit andern Aufscliriften als den angegebenen. DieTraoht des Kopfes der beiden Figuren ist bei der Kleinheit niclitimmer ganz sicher, es scheint aber immer der Lorbeerkranz zusein. — Im folgenden Verzeichniss ist das Metall nnr dann be-merkt, weun es nicbt Billoudenare sind.

1. Die beiden stehenden Krieger, einer die Weltkugel mitVictoriola dem andera, den Speer sebrag baltenden hin-reichend, finden wir bei Aurelian (FIDES MILITVMCob. 98), ahnlicli bei Numerian (VIRTVS AVGG undAVGGG Ooh. 75 — 82), bei Diocletian (obne Victoriola. FIDES MILITVM Cob. 157), iibnUcb bei Maxi-miau (CONCORDIA AVGG, Bauduri A/., Cob. lOJ,etwas abweichend bei Constantius Cblorus (CONCORDIA AVGG ET CAESS. das grosse BerlinerGoldmedaillon^.

2. Die beiden ti])er einem Altar opfernden Krieger, einermit Adlerscepter, der andere mit Parazonium, finden sichbei Valerian {PIETAS AVGG Cob. 95, unsere Taf.VI, 3), bei Gallienus (ebenso, Coli. 419, unsere Taf.VI,.4), bei Aurelian (PIETAS AVG Cob. 152, unsereTaf. VI, 5), aliulicb bei Tetricus mit seinem Solin(PM TRP etc. Coll. 10), abiilicb bei Numerian (VOTAPVBL.ICA Coh. 86), bei Carinus (VOTA PVBLICACob. 139 — 148), bei Diocletian (VOTIS X, d'En-uery), bei Maximian (VOTIS X Coh. 450).

3. Zwei stehende Krieger, einer mit Lanze und Weltkugel,der audere mit Victoriola und sehriig gehultenem Speer,

^iinden wir bei Valerian (VIRTVS AVGG Coh. 16S,

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Aurelians Jlitregent auf romisclien Billondenaren. 2 5 5

UDSere Taf. VI, 6), bei Grallienus (wie Valerian, Cob.687, 688, imsere Taf, VI, 7), bei Aurelian (VIRTVSAVG Coh. 210, unci VIRTVS MILITVM Cob, 212,unsere Taf. VI, 8 unci 9).

Also diese und alinliche Tj'pen treteu ausser bei Aureliannoch bei folgenden Kaisern auf: Valerian, Gallien, Tetricus mitseinem Sohn, Numerian, Carinus, Diocletian, Maximian, Con-stantius Chlorus, Das lieisst also inimer nur dann, wenn — wieaucli in den meisten Beschreibungen die Fig'uren riclitig genanntwerden — es sicli urn zwei Regenten (oder mehrere) lian-delt, entweder beide Augusti oder Augustus und Caesar i]. Die»Soldat« genannte Figur auf Aurelians Milnzen ist also ofienbareine bestimmte, dem Mitkaiser oder Mitregenten der andernMlinzen des Valerian, Grallien u. s. w- in alien Details der Klei-dung und der Attribute entsprecliende Person, wie dies die Ab-bildungen beweisen werden {Taf. VI, 3—9).

Wir baben es also hocbst wahrscbeinlicb mit einem demAurelian gleiclistebenden, oder doch etwa in dem Verbaltnisseines Caesar zu ibm stebenden Mitregenten zu tbun. Aurelian hat aber weder einen Mitregenten nocb eiuen Caesar inRom gehabt. — Docb ist iiicbt scbwer zu entscbeiden, wer diedargestellte Person ist. Tetricus ists gewiss nicbt; erstens warder wobl nie auf diesen officiellen Dcnkmalern anerkannt, wennaudi zuerst notbgedrtngen gelitten; aucb wiirde, wenn Tetricusoffieieller Mitkaiser geweseu wiire, die Uniscbrift auf den be-sprocbeuen Aureliansmiinzen nicbt immer AVGusti, sondernAVGG, Augustorum lauteii miisseu. Dies dtlrfte man aucbnacb dem Gebraucbe jener Zeit erwarten, wenn der Mitregentnur Caesar gewesen ware; im Plural "werden in spaterer Ivai-serzeit Augustus und Caesar meist AVGG, Augusti, genannt.

1) Probns. Coh. 417, ware eine Ausnahme; ist es aber niclit dort Mars, wieauf andern MUnzen, z. B. bei Aurelian mit FIDES MILITVM?

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Also es ist ein clem Aurelian zwar fast gleichsteliender Mit-regent, der aber weder Augustus noch Caesar war, uud das istVaballath, der nominelle Beherrscher des Orients, dessenwirkliche Herrin seine Mutter, die Kaiserin und Konigin Zenobia,war und der in seinem Syrien jene bekannten syrisclien Billon-de'nare mit seinem und Aurelians Kopfe prligen liess. Zu Va-ballatli, dem Vir Consularis (Rex?) IMperator Dux Romanorum,dem 'YTraTixog CTQctzT^yos P\XJf.iaia}v passen auchsehr gut die kriegerischen Typen und Umsclirifteu FIDES Ml-L i T V M , V I R T V S AV G , V I R T V S M I L I T V M .

Ob auch die envahnten Typen zweier Concordien, mit derUmschr i f t CONCORDIA MlLITum, auf zwei Herrscl ier zubeziehen sind, bleibt nocli zweifelhaft; bei Maximian und Con-s t a u t i u s C b l o r u s k o m m e n m i t d e r U m s c l i r i f t C O N C O R D I AAVGG ebenfalls zwei Concordien vor, bei diesen offenbar inBeziebung auf zwei Regenten.

Jedenfalls ist aber die Beziebung der andern Miinzen desAurelian auf Vaballath ziemlich sicher, uud diese HUnzen sindinsofern merkwttrdig, als wir aus ihnen seben, wie grosse Con-cessionen selbst im europaisch-romiscben Reicb Aurelian dergefabrlicben Kaiserin-Konigin des Orients machen musste, ebesie sich zu ihrem UnglUck ganzlicb selbststiindig. zu macliensucbte.

Man mdcbte sicb bei den besprocbenen Munzen an die frei-lich siclier falsche Nachricht des Trebellius (GaUienus, Cap. 12)erinnern: (Gallienus) Odenatum participato imperio Augustumvocavit ejusque monetam qua Persas captos traberet cudi

Jussit.Sollte sich meine Ansicht uber die bier behandelten Miinzen

bestMigen, so diirfte aus ihnen auch flir die chronologische

1) Im Abschnitt der betreffenden Munzen steheu — nach den Exeiuplarender Berliner Samotlung (wo die beschriebene Rf. FIDES MILITVM fehlt)nur Offlci/ iQTimmern, S, T.

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Aareliaus Mitregent auf romischen BUIondenaren, 2 5 7

Bestimmung der Munzen Aureliaus ein Resultat folgen; dasftinfte agyi)tisclie Regierungsjahr des Vaballatli. gleicli demzweiten des Aureliau . ist das letzte des ersteren. In diesesJalir fallt die offene Emporung des Vaballatli iind seiner MutterZ'enobia. Ibre Besiegung feiern wohl sieher die neleii romischen Bil loudenare Aurelians mit der Umsclir i f t RESTITVTORO R I E N T I S .

A. V. Sallet.


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