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Musikgeschichte: vom Mittelalter bis zur Moderne ...€¦ · Cornelia Tödt Musikgeschichte: vom...

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Cornelia Tödt Musikgeschichte: vom Mittelalter bis zur Moderne – Ergänzungsmaterial Differenzierungsmaterial für den Einsatz in leistungsheterogenen Lerngruppen
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Cornelia Tödt

Musikgeschichte:vom Mittelalter bis

zur Moderne –Ergänzungsmaterial

Differenzierungsmaterial für den Einsatz in leistungsheterogenen Lerngruppen

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2Cornelia Tödt: Musikgeschichte: vom Mittelalter bis zur Moderne© Persen Verlag

MittelalterSachtext mit Hervorhebungen

MittelalterWir schreiben das Jahr 500 nach Christus. Hier beginnt unsere Zeit-

reise durch die europäische Musikgeschichte. Mittelalterliche Musik

ist gar nicht so „angestaubt“, wie ihr vielleicht glaubt. In der heutigen

populären Musik taucht sie wieder auf. Bands wie „Subway to

Sally“, „In Extremo“ oder „Schandmaul“ bedienen sich altertümlicher

Instrumente oder mittelalterlicher Texte, wobei sich inzwischen der

Mittelalter-Rock als eine Stilrichtung der Rockmusik fest etabliert

hat.

Das Mittelalter – wer denkt da nicht zuerst an Burgen, Klöster,

Raubritter, Kreuzzüge, die verheerenden Folgen der Pestepidemie

und den Beginn der Inquisition? Eine „Gewalt“-ige Zeit, doch auf

die Musik der Zeit trifft dies nicht zu.

Musik wurde im Mittelalter besonders in Kirchen und Klöstern gepflegt. Die meditativ-religiöse

Vortragsweise des gesungenen Gebets in lateinischer Sprache wird als gregorianischer Choral bezeichnet. Dieser Gesang ist einstimmig, von einer einfachen Melodik und ohne Be-

gleitung. Die Sammlung von Kirchengesängen geht auf Papst Gregor I. (um 540–604) zu-

rück. Auch außerhalb der Kirchenmauern traf man auf musikalische Darbietungen. Die Musi-

ker jener Zeit waren die Spielleute, die Minnesänger und später die Meistersinger.

Spielleute waren die mittelalterlichen Volksmusiker. Sie

zogen umher, sangen, führten Kunst- und Theaterstücke

auf und überbrachten zudem oft singend Botschaften und

Nachrichten. Minnesänger traf man vor allem auf den Bur-

gen an. Diese Musiker gehörten schon zur gehobenen Ge-

sellschaftsschicht. Sie dichteten und komponierten ihre

Lieder selbst. Der bekannteste unter ihnen war Walther von der Vogelweide (um 1170–1230). Mit dem Unter-

gang des Rittertums und der Entstehung des Bürgertums

organisierten sich Sänger nun in Zünften und es entstanden die soge-

nannten „Singeschulen“. Die Liedermacher wurden nun „Meistersinger“

genannt, wenn ihnen eine Kommission gestandener Meistersinger die-

sen Titel zuerkannte. Einer von ihnen war Hans Sachs (1494–1576).

Schon im Mittelalter verfügte man über ein abwechslungsreiches In-

strumentarium. Die bekanntesten Instrumente waren die Flöte, die

Fidel, die Schalmei und die Sackpfeife (Dudelsack). Daneben erfreu-

te sich die Harfe großer Beliebtheit. Sie hatte zunächst ganze 25 Saiten.

Heute besitzt eine „ausgewachsene“ Harfe übrigens 47 Saiten. Nach-

dem das Verbot des Spielens von Instrumenten in der Kirche aufgeho-

ben worden war, wurde etwa im 9. Jahrhundert die Orgel eingeführt.

Statue von Guido von Arezzo in Florenz

Burg Burghausen(vor 1025 entstanden)

Harfe

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3Cornelia Tödt: Musikgeschichte: vom Mittelalter bis zur Moderne© Persen Verlag

Etwa zur selben Zeit entwickelte sich auch die Mehrstimmigkeit, was als eine der wichtigsten

musikalischen Entwicklungen des Mittelalters anzusehen ist – ebenso wie die Entstehung der Notenschrift. Die Statue oben zeigt übrigens Guido von Arezzo. Er lebte von 992 bis

1050 und war Benediktinermönch, Musiktheoretiker und Lehrer. Er verbesserte die bis dahin

gängige Notation, indem er ein erweitertes Liniensystem mit vier Notenlinien einführte. Die

heutige Notenschrift geht auf diese Entwicklung zurück.

Unsere Zeitreise durch die Musikgeschichte endet vorerst im Jahre 1500 mit der nun „ausklin-

genden“ Epoche des Mittelalters. In der Geschichte wird durch die Erfindung der Buchdru-

ckerkunst (Druck der Gutenberg-Bibel ca.1454) und durch die Entdeckung Amerikas (1492)

der Wechsel zur Epoche der Renaissance „eingeläutet“. Macht euch also auf den Weg und

wendet euch einem anderen spannenden Zeitalter zu!

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4Cornelia Tödt: Musikgeschichte: vom Mittelalter bis zur Moderne© Persen Verlag

RenaissanceSachtext mit Hervorhebungen

1 Vgl. Dülmen, Richard van: Kultur und Alltag in der Frühen Neuzeit. Religion, Magie, Aufklärung. München 2005, S. 64.

Renaissance

„Die Musik ist eine Gabe und Geschenk Gottes.“1 Dieses Zitat

stammt von Martin Luther, einem fortschrittlichen und mutigen

Augustinermönch, der 1517 seine bedeutenden 95 Thesen an die

Tür der Wittenberger Schlosskirche genagelt haben soll. Die Zeit

der Reformation begann, und so veränderten sich die bis dahin

geltenden Grundsätze der kirchlichen Ordnung.

Das 15. und 16. Jahrhundert brachten aber noch andere ent-

schlossene und tapfere Männer hervor. Nachdem Christoph Kolumbus 1492 Amerika entdeckt hatte, umsegelte Fernando Magellan von 1519 bis 1522 zum ersten Mal die Welt. Nikolaus Kopernikus (1473–1543) rüttelte an den Grundideen über die Erschaffung der Welt, indem er zu der Erkenntnis gelang-

te, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt.

In der Kunst bezeichnen wir die Zeit von 1500–1600 als die Epo-

che der Renaissance. Der Begriff kommt aus dem Französischen

und bedeutet „Wiedergeburt“. Gemeint ist das „Comeback“ der

Ideale und des Menschenbildes der Antike. Nun könnte man an-

nehmen, dass sich in dieser Epoche nichts weiter tat. So ist es

aber nicht. Manchmal muss man eben zu seinen Wurzeln zurück-

kehren, um sich weiterzuentwickeln. Betrachtet einmal das welt-

berühmte Gemälde der „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci.

Kunstfreunde aus aller Welt interpretieren dieses Gesicht als In-

begriff von Schönheit, Klarheit und Sinnlichkeit. Sowohl in der bil-

denden Kunst als auch in der Musik der Renaissancezeit finden

wir diese Ideale wieder. Künstler suchen nach Harmonie,

Schlichtheit und Verständlichkeit.

In der Musik spiegelte sich die Suche nach Klarheit und Einfach-

heit in der Schaffung einer Ordnung im Tonsystem. Dieses System besitzt bis heute Gültig-

keit. Die Dur- und Molltonarten, die Funktion des Dreiklanges sowie der Akkorde – all dies

wurde damals eingeführt.

Nach der Erfindung des Buchdrucks konnten bald Noten gedruckt werden. Das war auch bit-

ter nötig, wenn man vierstimmige Musikstücke in großer Auflage für die Nachwelt erhalten

wollte. Die Mehrstimmigkeit mit den vier Stimmen Sopran, Alt, Tenor und Bass wurde zur gän-

gigen Form der Vokal- und Instrumentalmusik. Typische Musikformen der Renaissance sind

die Messe, die Motette und das Madrigal. Die Messe ist die musikalische Untermalung der

Die „Mona Lisa“ im Pariser Louvre

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5Cornelia Tödt: Musikgeschichte: vom Mittelalter bis zur Moderne© Persen Verlag

einzelnen Abschnitte des katholischen Gottesdienstes. Motette und Madrigal sind mehrstim-

mige Chorlieder. Während eine Motette ein durchkomponierter geistlicher Text ist, liegt dem

Madrigal ein weltlicher Text zugrunde.

Die bekanntesten Komponisten der Renaissance lebten oder wirkten in Italien: Giovanni Pa-lestrina (1515–1594), Orlando di Lasso (1532–1594) und Claudio Monteverdi (1567–1643) schufen zahlreiche Messen, Motetten und Madrigale. Die Oper als musikalische Form tritt erst

in der Epoche des Barocks in Erscheinung. Die erste Oper der Musikgeschichte schrieb je-

doch Monteverdi. Sie heißt „L’Orfeo“, entstand 1607, und handelt von der tragischen Liebe

Orfeos zu Euridice, die durch einen Schlangenbiss zu Tode kommt. Er folgt ihr in das Toten-

reich und singt dort so schön, dass die Götter ihm das Mädchen wieder mitgeben, aber nur

unter der Bedingung, dass er sich nicht nach ihr umblickt. Inhaltlich ist diese Oper ein Beispiel

für das Interesse der Künstler an der antiken Sagenwelt.

Zu den typischen Musikinstrumenten, die in der Epoche der

Renaissance ihre Blütezeit erlebten, gehörten die Gambe,

die Laute, der Zink, die Rebec und das Krummhorn. Aus

ihnen entwickelten sich einige der heute modernen

Standard instrumente. Aufbau und Spielweise sind also

schon seit Jahrhunderten bekannt. Ein besonderer Hingu-

cker sind Gamben. Ihre Wirbelkästen wurden durch Schnit-

zereien kunstvoll verschönert. Unter den geschnitzten Ver-

zierungen findet man Tier-, Menschen- und auch häufig En-

gelsköpfe.

Die Zeitreise in die Epoche der Renaissance endet, wie sie

begonnen hat – mit einem Zitat von Luther: „Musika ist eine

halbe Disziplin und Zuchtmeisterin, so die Leute gelinder

und sanftmütiger, sittsamer und vernünftiger macht.“ 2

RenaissanceSachtext mit Hervorhebungen

Der verzierte Wirbelkasten einer Gambe

2 Vgl. Zacharias, Horst: Geschichte der Musik. Die Geschichte der deutschen Romantik. Mannheim 2005, S. 39.

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6Cornelia Tödt: Musikgeschichte: vom Mittelalter bis zur Moderne© Persen Verlag

BarockZunächst die gute Nachricht für alle, die es mit der Grammatik nicht so genau nehmen. Es

heißt „der“ oder „das Barock“! Jetzt die weniger gute Nachricht: „Barock“ hat nichts mit „Rock“

zu tun, obwohl viele der Komponisten jener Zeit wirklich angesagt waren und bis heute noch

sind. Der Begriff „Barock“ geht zurück auf das portugiesische Wort „barocco“, einer Bezeich-

nung für ungleichmäßig geformte Edelsteine und Perlen.

Der musikalische Barock wird auch als das „Generalbasszeitalter“ bezeichnet. Unter „Ge-

neralbass“ verstehen wir eine verkürzte Notenschrift zur Begleitung, wie sie in jener Zeit ge-

braucht wurde. Ähnlich der heute verwendeten Akkordbezeichnungen (z. B. für die Gitarren-

begleitung) wurden damals Ziffern an die Noten im Bassschlüssel geschrieben. Dieser „bezif-

ferte Bass“ stand für geeignete Akkorde zur Melodiebegleitung, die somit dem Musiker einen

gewissen Spielraum zur Improvisation boten.

Die Epoche des Barocks umfasst die Zeit zwischen 1600 und 1750, dem Todesjahr von Jo-hann Sebastian Bach (1685–1750). Seine bekanntesten musikalischen Zeitgenossen waren Georg Friedrich Händel (1685–1759), Georg Philipp Telemann (1681–1767) und Antonio Vivaldi (1678–1741).

Wie ihr aus dem Geschichtsunterricht wisst, tobte in Europa

zu Beginn des 17. Jahrhunderts der 30-jährige Krieg. In Mit-

teleuropa wurde nach dem Krieg der Absolutismus die gel-

tende Herrschaftsform. Die politischen und gesellschaftlichen

Verhältnisse beruhten auf der uneingeschränkten Macht des

weltlichen Adels und der kirchlichen Würdenträger. Deren

Einfluss und Reichtum spiegelten sich in prächtigen Schlös-

sern und Kirchen, ausdrucksstarker Malerei, reich verzierten

Gebrauchsgegenständen sowie dem für die Zeit typischen

aufwändigen Kleidungsstil wider.

Das nötige Kleingeld für das ausschweifende Leben der

Machthabenden lieferten die Bauern und Handwerker, die

Abgaben und Steuern zu zahlen hatten. Letztlich haben wir

es damit auch diesen fleißigen Menschen zu verdanken,

dass wir die Musik dieser Zeit als mächtig, prächtig und

feierlich bewundern können. Viele Stücke, die heute noch

zu festlichen Anlässen gespielt werden, stammen aus der

Zeit des Barocks, wie z. B. das „Weihnachtsoratorium“ von

J.S. Bach oder die Melodie der Eurovisionshymne, die

Marc-Antoine Charpentier (1643–1704) komponierte.

BarockSachtext mit Hervorhebungen

Prachtvolles Barockschloss in Dornburg (Thüringen)

Ein Paar in prächtigen Barockgewändern

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7Cornelia Tödt: Musikgeschichte: vom Mittelalter bis zur Moderne© Persen Verlag

BarockSachtext

Die Instrumentalmusik gewann mehr und mehr an Bedeutung. Im Concerto grosso, einer frü-

hen Form des Konzertes, spielen Soloinstrumente und Orchester im Wechsel. Der Begriff

geht auf die lateinische Übersetzung des Wortes „concertare“ zurück und bedeutet so viel wie

„zusammenwirken“. Die Oper wird zur eigenständigen Musikform. Sie entstand um 1600 in

Italien und verbindet erstmalig Musik und Dichtung. Die erste Oper stammt noch aus der Zeit

der Renaissance. Die Damen und Herren bei Hofe ließen es auch gerne mal so richtig kra-

chen. Bei diesen Gelegenheiten waren Gesellschaftstänze wie das Menuett sehr beliebt. Ein

instrumentales Vortragsstück, das ursprünglich aus einer Tanzschrittfolge entstanden ist,

heißt Suite. Neue musikalische Formen entstehen auch in der Vokalmusik. Die Kantate (lat.

„cantare“ = singen) und das Oratorium sind mehrteilige Musikstücke, wobei ein geistlicher

Text musikalisch untermalt wird. Sie bestehen aus Arien, Rezitativen und Chorsätzen. Das

Oratorium ist dabei umfassender als die Kantate und stellt das kirchliche Gegenstück zur

weltlichen Oper dar.

Merkmale der Kunstepoche des Barocks sind Verzierungen

und kunstvolle, verschnörkelte Ornamente. Derartige Gestal-

tungsmittel finden sich sowohl in der Architektur und der Ma-

lerei als auch in der Musik. Charakteristisch für die Komposi-

tionen jener Zeit sind die musikalischen Kontraste, die durch

Wechsel der Klangfarbe, der Melodik oder der Dynamik her-

vorgerufen wurden. Um eine Melodie auszuschmücken, wer-

den für die Notation Verzierungszeichen (Vorschlag, Dop-

pelschlag, Praller, Triller) verwandt. Diese zeigen dem Musi-

ker eine besondere Spielweise an, mit der er einen Ton ausschmückend spielen muss. Hör-

bare Kontraste und Verzierungen der Töne sind nun auch möglich geworden, weil das Instru-

mentarium vollkommener und präziser gefertigt werden konnte. Seit der Barockzeit bildet das

komplette Orchester die Grundlage für die Instrumentalmusik. In der Kirche erklingt der ge-

waltige Klang der Orgel, die wegen ihrer Größe und Schönheit auch die „Königin der Instru-

mente“ genannt wird. Das Cembalo erlebt im Barock seine Blütezeit.

Orgel in der Spitalkirche Heilig Geist (Wangen)

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8Cornelia Tödt: Musikgeschichte: vom Mittelalter bis zur Moderne© Persen Verlag

Wiener Klassik

Stellt euch vor, ihr habt gerade eine wirklich interessante Musikstunde mit einem tollen Thema, das euch fesselt, und der Klassenclown macht mal wieder eine unpassende Bemerkung! Das ist dann wohl „klassisch“ im Sinne von „typisch“. Stellt euch weiter vor, ihr befragt 100 Leute nach einem bekannten Komponisten. Umfragen zufolge nennen die meisten Mozart oder Beethoven. Wie kommt das? Es sind eben typische „Klassi-ker“!

Da Wien in dieser Zeit die Metropole des musikalischen Wirkens war, wird die Epoche zwischen 1750 und 1830 als „Wiener Klassik“ bezeich-net. Die Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) und Ludwig van Beethoven (1770–1827) gehören zusammen mit Joseph Haydn (1732–1809) zu den bedeutendsten Vertretern der Epoche.

Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts vollzog sich eine gesellschaftspoli-tische und wirtschaftliche Entwicklung von weltgeschichtlicher Bedeu-tung. Eine Errungenschaft im Zuge der ca. ab 1750 einsetzenden Indus-trialisierung war z. B. die Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt (1768). Einen nachhaltigen geschichtlichen Einschnitt bildete die 1789 ausbrechende Französische Revolution (1789–1799). Sie kenn-zeichnet das Ende der ständischen Gesellschaft und den Durchbruch des Bürgertums.

Im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Ereignissen war Musik nicht mehr nur bei Hofe oder in der Kirche zu hören, sondern fand an öffentlichen Plätzen und in Konzertsälen vor breiterem, bürgerlichem Publikum statt. Im Gegensatz zur festlich überladenen und reich ver-zierten Musik des Barockzeitalters steht die Musik der Wiener Klassik für Klarheit und Ein-fachheit im Sinne von „verständlich“ und „eindeutig“. Typische musikalische Formen, die in der Zeit der Wiener Klassik ihren Höhepunkt erleben, sind durch diese Klarheit gekennzeich-net. So haben die Sonate und die Sinfonie einen übersichtlichen Aufbau. Die Sonate ist ein Instrumentalmusikstück für Soloinstrumente oder Instrumentengruppen. Sie besteht aus drei oder vier Sätzen, die sich in ihrer Ausdrucksform meist stark voneinander unterscheiden. Die Sinfonie ist der Form nach der Sonate ähnlich. Sie ist jedoch ein Instrumentalwerk für das vollständige Orchester. Der 1. Satz einer Sonate ist nach einer festen Form aufgebaut, die Sonatenhauptsatzform genannt wird. Joseph Haydn gilt als „Erfinder“ der Sonate.

In Zusammensetzung und Aufbau etablierte sich das Sinfo-nieorchester in der Form, in der es heute noch besteht. Im Orchestergraben herrscht Ordnung: Die Streichinstrumente erklingen vorn, gefolgt von den Holz- und den Blechblasinstru-menten. Hinten sitzen die Musiker, die sich mit dem Schlag-werk auskennen. Innerhalb einer Instrumentengruppe folgt die Anordnung nach der Größe von links nach rechts, wobei auf

Wiener KlassikSachtext mit Hervorhebungen

Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

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9Cornelia Tödt: Musikgeschichte: vom Mittelalter bis zur Moderne© Persen Verlag

der linken Seite das Instrument mit dem kleinsten Resonanzraum gespielt wird. Die erste Gei-ge spielt links neben dem Dirigenten.

Zu den gebräuchlichsten Instrumenten der Wiener Klassik gehören die Violine, die Klarinette und das Hammerklavier, das sich vom heutigen modernen Klavier durch die (Holz-)Rahmen-konstruktion und die Besaitung unterscheidet.

Achtung Stolperstein: „Wiener Klassik“ ist die Bezeichnung für eine der Epochen innerhalb der Musikgeschichte; der Begriff „klassische Musik“ wird jedoch für die Musik aller Epochen verwendet, die sich von der „unterhaltenden“ Musik (im Sinne der heutigen Form von Unter-haltungsmusik) abgrenzt!

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10Cornelia Tödt: Musikgeschichte: vom Mittelalter bis zur Moderne© Persen Verlag

RomantikSachtext mit Hervorhebungen

RomantikWürdet ihr der Einladung eines guten Freundes zum gemütli-chen Beisammensein am Lagerfeuer folgen? Freut ihr euch schon auf die besinnliche Weihnachtszeit mit Lebkuchenduft und Kerzenschein? Träumt ihr manchmal bei einem ruhigen Lied vor euch hin? Dann seid ihr vielleicht doch ein klein wenig romantisch!

Der Begriff Romantik steht einerseits für die kunstgeschichtli-che Epoche in der Zeit von 1830 bis 1900 und andererseits für ein Lebensgefühl, das wir als träumerisch und auch etwas wirk-lichkeitsfern bewerten. Eine Wirklichkeit, die gerade nicht vor-handen ist – die man sich also herbeiwünscht, nach der man sich sehnt. Die Romantiker nehmen von der Wirklichkeit Ab-stand, indem sie sich der Natur, tiefen Gefühlen oder der Fami-lie zuwenden. Deshalb zeigen sich in der romantischen Kunst immer wiederkehrende Motive wie Wandern, Aufbruch, Sehnsucht oder Fernweh. Hier wird der Zusammenhang zu den ge-sellschaftlichen Verhältnissen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts deutlich. Nach dem Sturz Napoleons I. kam es infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses (1814/15) zu ei-ner Neuordnung der europäischen Mächte, die dazu führte, dass die vorrevolutionären politi-schen Zustände teilweise wiederhergestellt wurden. Diese Ergebnisse stießen vor allem beim Bildungsbürgertum der Völker auf Protest. Es folgte eine spannungsgeladene Zeit, die sich in Revolutionen in ganz Europa widerspiegelte. In der Geschichte wird die Zeit vom Wiener Kon-gress bis zur Revolution in Deutschland (1848/49) als „Restauration“ bezeichnet. Erst durch die Gründung des deutschen Kaiserreichs (1871) mit Otto von Bismarck als Reichs-kanzler begannen sich die politischen Verhältnisse nachhaltig zu wandeln.

Es ist schon ein Phänomen, dass sich die Künstler in dieser angespannten und verworrenen Zeit gerade auf ein romantisches Lebensgefühl besannen. In der Musik äußert sich die Beto-nung von Empfindungen und Gefühlen durch Vielfalt und Ausdrucksstärke. Das geschieht in den Musikstücken durch einen verstärkten Wechsel von Lautstärke und Tempo. Für die Kom-positionen werden deshalb detaillierte musikalische Zeichen wichtig. Die italienischen Be-griffe bzw. deren Abkürzungen stehen unter der Notenzeile und geben den Musikern Verän-derungen der Lautstärke oder des Tempos genau an. Zudem wird das Sinfonieorchester durch den Einsatz der Blechblasinstrumente ergänzt, dessen Klangvielfalt nun vollständig ausgeschöpft wird.

In der Romantik entwickelt sich die Programmmusik als eine Musikform, die den Zuhörer musikalisch durch ein Programm führt. Das kann eine Geschichte oder ein Märchen sein wie im Falle der „Peer-Gynt-Suite“ von Edvard Grieg (1843–1907). Ganz im eigentlichen Sinne der romantischen Lebensart werden aber auch Naturerscheinungen beschrieben, wohl be-kannt durch das Stück „Die Moldau“ von Bedřich Smetana (1824–1884). Um dem Zuhörer den Inhalt des Programms musikalisch nahezubringen, werden Leitmotive eingesetzt. Sie stellen gewissermaßen die Erkennungsmelodie für einen bestimmten Inhalt (z. B. einer Per-son) des Programms dar. Einer, der dies in hervorragender Weise verstand, war Richard

Das Gemälde „Der Wanderer über dem Nebelmeer“

von C. D. Friedrich

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Wagner (1813–1883). Eine Form der Programmmusik ist die Sinfonische Dichtung, die an-spruchsvolle literarische Vorlagen zum Inhalt hat.

Das Klavier erfährt in der Romantik seine Blütezeit und damit das klavierbegleitete Lied, das wir Kunstlied nennen. Im Gegen-satz zum mündlich überlieferten Volkslied braucht das Kunstlied einen Komponisten. Wenn ihr nach einem solchen einmal gefragt werdet, liegt ihr mit Franz Schubert (1797–1828) fast immer rich-tig. Das liegt daran, dass er in seinem kurzen Leben über 600 solcher Lieder komponiert hat. Oft hat er Texte oder Gedichte von J.W.v. Goethe und F.Schiller vertont. In den Liedern wie „Das Heidenröslein“, „Der Lindenbaum“, „Das Wandern ist des Müllers Lust“ oder „Der Erlkönig“ geht es durch und durch romantisch zu. Sie handeln von unerfüllter Liebe, von der Natur, mal wieder vom Wandern und von der Sehnsucht, ja sogar von der Todessehnsucht.

Die erweiterten Möglichkeiten im Instrumentenbau machten auch ein präziseres Spiel mög-lich. Musiker, denen man nachsagt, dass sie ihr Instrument in Perfektion beherrschen, nennt man Virtuosen. Einer der Meister seines Fachs war der Komponist und Pianist Frédéric Chopin (1810–1849).

In der Epoche der Romantik erreichte die Kunst ein bisher noch nicht dagewesenes techni-sches und stilistisches Niveau. Dieses hohe Niveau versuchten einige Künstler in der folgen-den Zeit mit modernen Mitteln noch zu überbieten.

RomantikSachtext mit Hervorhebungen

3 Joseph Freiherr von Eichendorff: Werke. Erster Theil. Gedichte. Berlin 1841, S. 382f.

Mondnacht (1835)

Es war, als hätt’ der HimmelDie Erde still geküßt,Daß sie im BlüthenschimmerVon ihm nun träumen müßt’.

Die Luft ging durch die Felder,Die Aehren wogten sacht,Es rauschten leis die Wälder,So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannteWeit ihre Flügel aus.Flog durch die stillen Lande,Als flöge sie nach Haus.

(Joseph von Eichendorff)3

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ModerneSachtext mit Hervorhebungen

ModerneAuf unserer Zeitreise durch die europäische Musikgeschichte sind wir nun im 20. Jahrhundert angekommen. Die Kunstepo-che ab 1900 wird als die Moderne bezeichnet.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Europa und die Welt von den beiden Weltkriegen erschüttert. Allerorts wü-tete Zerstörung und viele Menschen erfuhren unermessliches Leid. Außerdem veränderte sich die Lebensweise der Men-schen durch die Folgen der Industrialisierung enorm. Ihr kennt das ja! Wenn das Leben durch äußere Einflüsse einmal aus den Fugen gerät, braucht man eine Weile, um sich umzustellen. Das gilt ebenso für die Kunst.

In den Wirren jener Zeit suchten die Künstler nach neuen Ausdrucksformen oder besannen sich auf Stilmittel früherer Epochen.

Viele Künstler wurden in der Zeit des Nationalsozialismus auch verfolgt, mussten fliehen und lebten im Exil. Dadurch verbreiteten sich künstlerische Ideen weltweit und vermischten sich teilweise mit den Einflüssen anderer Kulturen.

Die Epoche der Moderne umfasst daher ganz unterschiedliche Kunstrichtungen, die sich teil-weise nur schwer voneinander abgrenzen lassen und manchmal von eher unkonventionellen Formen geprägt sind. So kann es vorkommen, dass die Kunst der Moderne mitunter unver-ständlich oder befremdlich wirkt.

In der Musik wird dies durch neuartige Kompositionstechniken deutlich. Arnold Schönberg (1874–1951) gilt als der Erfinder der Zwölftontechnik; Claude Debussy (1862–1918) be-schäftigte sich unter anderem mit der Ganztontechnik. Bei der Komposition werden hier ent-gegen des bestehenden Tonartenprinzips entweder alle zwölf Halbtöne oder nur die sechs Ganztöne einer Oktave berücksichtigt.

Beim Musizieren wurde viel ausprobiert und experimentiert. John Cage (1912–1992) präpa-rierte sein Klavier, um außergewöhnliche Klänge zu erzeugen. Carl Orff (1885–1982) schuf mit seiner „Carmina Burana“ ein Werk, in dem er mittelalterliche Ele-mente verarbeitete. Als einer der einflussreichsten Komponisten der Moderne gilt Karlheinz Stockhausen (1928–2007), der sich schon sehr früh mit elektronischer Musik beschäftigte.

Das Instrumentarium vervollständigt sich um elektronische (wie Syn-thesizer, Keyboard oder Drumcomputer) sowie um elektromechani-sche Instrumente (wie E-Gitarre oder Hammond Orgel). Eine frühe Errungenschaft der Technisierung war die Erfindung des Grammo-fons im Jahr 1887, was auf die Verbreitung und Vermarktung von Mu-sik enormen Einfluss hatte.

Grammofon

Das im Stil der Klassischen Moderne gebaute Bauhaus in Dessau

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Unterhaltungsmusik

Parallel zur klassischen ernsten Musik rückt die sogenannte Unter-haltungsmusik seit Beginn des 20. Jahrhunderts mehr und mehr in den Vordergrund. Der Begriff Unterhaltungsmusik taucht schon in der Romantik als Bezeichnung für unterhaltende Tanzmusik auf.

Die musikalischen Traditionen und das Musikempfinden afrikanischer Menschen, die nach Amerika verschleppt wurden und dort als Skla-ven unter unwürdigen Bedingungen leben mussten, beeinflussten die musikalischen Entwicklungen nachhaltig. Aus den Worksongs und den Spirituals entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts in den Süd-staaten Amerikas der Blues. Etwa in dieselbe Zeit fällt die Entstehung eines typischen Klaviermusikstils, der Ragtime genannt wird.

Blues und Ragtime sind die Vorläufer des Jazz, der sich um 1900 als eigenständige Mu-sikrichtung entwickelt. Zu den bekanntesten Jazzmusikern zählt Louis Armstrong (1901–1971). Mit der Entwicklung des Jazz wird das Saxofon sehr populär. Der Ton wird, wie bei einer Klarinette, durch ein in Schwingung versetztes Rohrblatt erzeugt. Das Saxofon mit sei-nem warmen, sehr variablen Klang und dem großen Tonumfang wurde schon im Jahre 1840 vom belgischen Instrumentenbauer und Musiker Adolphe Sax erfunden. Zu seiner Beerdigung (1894) sollen auf dem Friedhof in Montmartre Saxofonisten aus aller Welt gespielt haben.

Aus dem Rock’n’Roll entstand etwa um 1960 die Rockmusik und etablierte sich ausgehend von Europa (England) in der ganzen Welt. Bis heute erlebt die Rockmusik zahlreiche Verän-derungen, die sich in unterschiedlichen und eigenständigen Musik-stilen manifestieren. Sie unterscheiden sich durch die Art des Gesangs, Melodik, Rhythmik und das Tempo und spie-geln häufig eine Gruppenzugehörigkeit wider. Als Gemeinsamkeit gilt, dass es sich um popu-läre, erfolgreich vermarktete Musik handelt, die den Musikgeschmack einer breiten Masse trifft. Zur Standardbesetzung einer Rockband gehören Gesang, Schlagzeug, E- und Bassgi-tarre und häufig das Keyboard.

ModerneSachtext mit Hervorhebungen

Der Jazzmusiker Bob Berg

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ModerneLesetext mit Hervorhebungen

Von der Romantik zur Neuen Musik

Die Epoche der Moderne wird in der Musik auch als „Neue Musik“, „Zeitgenössische Musik“ oder „Musik der Gegenwart“ bezeichnet. Der Begriff Neue Musik hat sich durchgesetzt und meint die unter-schiedlichen musikalischen Stilrichtungen von 1950 bis zur Ge-genwart. Der Übergang von der Romantik zur Neuen Musik verlief über die aus der Kunst und der Literatur hervorgegangenen Stil-richtungen des Impressionismus (Ende des 19. Jahrhunderts) und des Expressionismus (1910–1925). Während die Künstler des Impressionismus einen sinnlich empfundenen Eindruck der Wirklichkeit vermitteln wollten, konfrontierten die Expressionisten das Publikum mit ihrer ausdrucksstarken und leidenschaftlichen Betrachtung der Realität. In der Musik gilt der französische Kom-ponist Claude Debussy (1862–1918) als bedeutendster Vertreter des Impressionismus; einer der Hauptvertreter des musikalischen Expressionismus ist Kurt Weill (1900–1950).

Um 1920 entwickelte Arnold Schönberg (1874–1951) eine neue Kompositionstechnik, auf deren Grundlage neben dem bestehenden Tonartensystems die Zwölftonmusik entstand. Alle zwölf Halbtöne einer Tonleiter werden hier gleichberechtigt behandelt. In einer Komposi-tion werden diese zu einer Reihe arrangiert, wobei sich kein Ton wiederholen darf. Die Zwölf-tonmusik ist kein Musikstil, sondern eine Kompositionsmethode, die wegen des Fehlens von Tonleitern und Tonarten als „atonal“ bezeichnet wird. Das musikalische Wirken um Arnold Schönberg in Wien wird in der Musikgeschichte als „Neue Wiener Schule“ bezeichnet, wel-che die Entwicklungen der „Neuen Musik“ ab 1950 beeinflusst.

Eine Weiterentwicklung der Zwölftonreihentechnik stellt die Serielle Mu-sik dar. Neben der Anordnung der Tonhöhen werden in diesem Musik-stil auch die Tonlänge, die Lautstärke und die Klangfarbe nach strengen mathematischen Regeln und zudem in Zahlenreihen festgelegt. Ein Komponist dieser Musikrichtung ist Pierre Boulez (*1925).

Gegen Ende der 1950er-Jahre gewinnt die Aleatorik als Stilrichtung der Neuen Musik vor allem durch das Schaffen des amerikanischen Kompo-nisten John Cage (1912–1992) große Bedeutung. Aleatorische Musik (lat. alea = Würfel) ist eine zufällig hervorgebrachte Musik und setzt so-mit der musikalischen Experimentierfreude die Krone auf.

Als Gegenstück zur atonalen Musik entstand in den 1960er-Jahren in den USA die Minimal Music. Grundlage dieser Kompositionen sind einfache musikalische Motive (patterns), die sich über eine längere Zeit ständig wiederholen und im Verlauf nur minimal variiert werden. Der amerikanische Komponist Philip Glass (*1937) gehört zu den bekanntesten Vertretern des musikalischen Minimalismus.

Das expressionistische Gemälde „Spanisches Mädchen“ von

Alexej von Jawlensky

Arnold Schönberg, Los Angeles 1948


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