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Musik / Tanztheater / Film - gutenberg-gym.de · PDF file6 Planung und Realisation des...

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Chor- und Tanzprojekt der Gutenbergschule Wiesbaden Programmheft Musik / Tanztheater / Film 22. und 23. Juni 2006 19:00 Uhr Kurhaus Wiesbaden Friedrich von Thiersch Saal
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Chor- und Tanzprojekt der Gutenbergschule Wiesbaden

Programmheft

Musik / Tanztheater / Film

22. und 23. Juni 2006 19:00 Uhr Kurhaus WiesbadenFriedrich von Thiersch Saal

Programm

1. Amor America (Amerikaliebe)Choreographie und Solisten: Leila Haas (Mutter Erde), Eduardo Laino (Lateinamerika)

2. Algunas Bestias (Einige Tiere)Choreographie: Ramon Rivera, Ensemble: Dance Line Wiesbaden

3. La United Fruit Co. (Die United Fruit Company)Choreographie: Ute Bühler, Ensemble: tanzraum wiesbaden

4. Voy a vivir (Ich werde leben)Choreographie: Leila Haas, Eduardo LainoSolisten: Leila Haas (Widerstandskämpferin aus Spanien), Eduardo Laino,Sebastian Czajor (Widerstandkämpfer aus Chile und Griechenland)

5. A mi partido (An meine Partei) (ohne Tanztheater)

6. Vienen los Pajaros (Die Vögel erscheinen)Choreographie: Ramon Rivera, Ensemble: Dance Line Wiesbaden

7. Neruda Requiem (Requiem für Neruda)Choreographie und Solist: Elvis Val (Vogel)

8. Los Libertadores (Die Befreier)Choreographie: Eduardo LainoSolisten: Catalina Vladescu (Priesterin), Katharina Nicht (Mutter Natur) Ensemble: Tanzgruppe des Projekts in den Rollen als Ahnen und schwangere Frauen

9. Lautaro (Lautaro, chilenischer Freiheitskämpfer)Choreographie: Eduardo LainoSolisten: Catalina Vladescu (Frau Lautaro), Eduardo Laino (Herr Lautaro), Sebastian Czajor (1. Kommandant),Alisson Silva (2. Kommandant)Ensemble: Tanzgruppe des Projekts in den Rollen als Indianerinnen und Kämpfer

10. America Insurrecta (Aufständisches Amerika)Choreographie: Eduardo Laino, Elvis ValSolisten: Leila Haas, Katharina Nicht, Catalina Vladescu, Eduardo Laino, Elvis Val (Pablo Neruda), Sebastian CzajorEnsemble: alle

PAUSE

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Inhalt

GrußworteFrau Schmidt, Herr Schlotter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 04

Zum ProjektIdee und Durchführung (Gerd Rixmann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 06

Zum TextBiographie Pablo Neruda (LK Deutsch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 08Über die Gedichtsammlung „Canto General“ (LK Deutsch) . . . . . . . . . . 09Inhalt der Gedichte mit Interpretation (LK Deutsch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Zur MusikBiographie Mikis Theodorakis (LK Deutsch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17Die Musik des „Canto General“ (H.-K. Jungheinrich) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Politischer HintergrundEntwicklung der Politik und Wirtschaft Südamerikas(Wolfgang Rudloff) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Zum Tanztheater (Eduardo Laino) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26Zur Regie und den Choreographen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28Zum Film

Bewegte Bilder für den „Canto General“ (Hartmut Jan) . . . . . . . . . . . . . . . 30Zur Ausstattung

Theaterwerkstadt-AG Bühnenbild (Eva Kaufmann-Ehses) . . . . . . . . . . . . 31Die Mitwirkenden

Gesangssolisten, Chöre, Tanzsolisten, TanzensemblesInstrumentalisten, Choreographen, Dirigenten und andere . . . . . . . . . . . 33

BiographienGesangssolisten, Chöre, Choreographen, Tanzsolisten, Dirigenten . . 36

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45Unsere Sponsoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

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Verehrte Gäste!

Gespannt dürfen Sie den heutigen Abend erwarten, an demAusschnitte des hierzulande fast unbekannten großen Werkes „Canto General“ des Dichters Pablo Neruda, vertont von MikisTheodorakis, für Sie in einem Fest der Sinne dargeboten werden. Ohr und Auge werden gleichermaßen beansprucht in einerPräsentation des Werkes, wie sie noch nie stattgefunden hat.Die Gutenbergschule ist stolz darauf, schon zum fünften Mal unter der Leitung von Herrn Rixmann ein Chorprojekt unterstützenzu dürfen. In noch größerem Maße als 1993 bei „Carmina Burana“ von Orff und 1996 der „Schöpfung“ von Haydn sind, neben Schülern und Lehrern, Ehemalige, Eltern, Freunde der Gutenbergschule und professionelle Künstler – auch solche mit international großem Namen – bereit gewesen, mit viel Idealismus undEngagement das Projekt zu verwirklichen.Ich danke im Namen der Schulgemeinde allen Mitwirkenden und wünsche besonders Herrn Rixmann, der kürzlich für sein 40jähriges Dienstjubiläum geehrt wurde, einen gelungenen Abschluss seines an Erfolgen reichen Berufslebens.

Gerhard SchlotterSchulleiter der Gutenbergschule

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Die Chorprojekte des Gutenberggymnasiums gehören zu den großen Ereignissen in der Wiesbadener Schullandschaft. Vier herausragende Darbietungen haben wir der Schule bislang zu verdanken. Unter der Leitung von Herrn Rixmann entsteht immer wieder etwas ganz Besonderes. Die Bandbreite reicht vom Bewährten und Vertrauten bis hin zum Erschließen hierzulande eher unbekannter Werke. Mit dem „Canto General“ des Dichters Pablo Neruda stellt sich die Schule dieses Mal einer neuen Herausforderung. Entstanden ist dabei nicht nur ein Klangerlebnis, sondern auch ein Projekt der Zusammenarbeit von Laien und professionellen Künstlern über die Grenzen der Generationen hinweg. Das Staatliche Schulamt dankt allen Beteiligten für ihr Mitwirken an diesem Projekt, mit dem die Schule gewiss auch einen Beitrag zur Generationen- und Völkerverständigung leistet.

Ute Schmidt (Leitende Schulamtsdirektorin)Staatliches Schulamt für den Rheingau-Taunus-Kreisund die Landeshauptstadt Wiesbaden

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Planung und Realisation des Theodorakis Chor- und Tanzprojekts 2006

Nach bereits vier erfolgreich verlaufenen Großprojekten der Schule mitCarl Orffs „Carmina Burana“ (1993 und 1998) und Josef Haydns„Schöpfung“ (1995 und 1996) liegt die Besonderheit dieses Projekts einer-seits in der Schönheit, Ausdruckskraft und Monumentalität des Werkesselbst und andererseits darin, dass der „Canto General“ nicht nur imKontext seiner Entstehungszeit (weltpolitische Situationen Anfang der70er Jahre), sondern auch noch heute als eindrucksvoller Appell fürFriede und Gleichberechtigung im Zusammenleben aller Völker unsererErde verstanden und international geschätzt wird.

Planung

In projektbezogener Arbeit sollte sich aus dem rein chorisch konzipiertenWerk durch Hinzufügen von Tanztheater und Film eine Art multimedialeBühnenaufführung entwickeln, die einem Publikum der heutigen Zeit denZugang zu Nerudas symbol- und metaphernreicher spanischer Spracheund dem pathetisch langen Atem der Musik erleichtern und die künstle-rische und appellative Aussage des Werkes verstärken sollte.Um dieses Ziel zu erreichen, musste ein Zusammenwirken von Laien undprofessionellen Künstlern, also ein Miteinander von Schülern und Eltern,von Studenten und Professoren, von Jugendlichen und Erwachsenen inmehreren künstlerischen Bereichen durchdacht und organisiert werden.

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Realisation

Durch das Zusammenführen von schulischen und außerschulischenMitwirkenden (Schüler/Lehrer/Eltern/Ehemalige einerseits und Tänzer/Choreographen/Mediengestalter/Mitglieder anderer Chöre andererseits)entwickelte sich nach und nach ein sehr lebendiges Projekt, dessenPräsentationsgestalt nur durch die Vorgaben von Text und Musik fest-gelegt war. Aussagen und Botschaften des Werkes konnten von denInterpretierenden selbst (im weitesten Sinne) kreativ formuliert werdenunter der Bedingung, dass dabei die Authentizität des Originals nicht ver-ändert würde.Unser öffentlicher Aufruf zur Teilnahme am Chor des Projekts hat nichtnur den Projekten der Schule nahestehende oder an dem Werk interessier-te Sängerinnen und Sänger, sondern auch einige ausländische Mit-bürgerInnen, die vor allem aus Lateinamerika kommen, zum Mitmachenmotiviert. Schließlich nahmen an den Chorproben außer den ca. 180Erwachsenen noch ca. 150 Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren teil.Zusammen mit den 60 Tänzerinnen und Tänzern, den Gesangs- undTanzsolisten, den 16 Instrumentalisten und den über 40 in verschiedenenArbeitsgruppen engagierten Jugendlichen sind an dem Projekt mehr als400 Mitwirkende zusammengefasst.So freuen wir uns besonders, dass durch die Arbeit im und am Projektauch ein Beitrag zur Generationen- und Völkerverständigung geleistetwurde.

Gerd Rixmann

Pablo Neruda

Pablo Neruda, ehemals Ricardo Eliecer NeftalReyes Basualto, wird am 12. Juli 1904 alsSohn eines Lokomotivführers und einer Volks-schullehrerin in Parral in Chile geboren. Schon während seiner Schulzeit verfasst erzahlreiche Gedichte. Ab 1920 nennt er sich, inAnlehnung an den tschechischen Dichter JanNeruda, Pablo Neruda. Dessen sozialkritischeWerke dienten Pablo Neruda als Vorbild für

seine eigenen Arbeiten. Von 1921 bis 1926 studiert er in Santiago de ChileFranzösisch und Pädagogik. Von 1927 an betätigt sich Neruda im konsu-larischen Dienst in verschiedenen Ländern. Da er als Botschafter Chiles inSpanien Partei gegen die Putschisten des General Franco ergreift, wird er seines Postens enthoben. Er begibt sich nach Paris und schreibt dort seinen Gedichtzyklus „España en el corazón“. Ab 1938 reist er in verschie-dene Länder Lateinamerikas, darunter Guatemala, Peru und Kolumbien.Hier lernt er die Kultur der Inka kennen, die ihn auch bei seiner Arbeit amumfangreichen Gedichtzyklus „Canto General“ inspirierte. Wenig späterwird er Generalkonsul in Mexiko. 1945 tritt er der kommunistischenPartei Chiles bei und wird zum Senator gewählt. Er wird jedoch ein Opferpolitischer Verfolgung und muss 1948 ins Exil fliehen. 1950 vollendet erden „Canto General“.1952 kehrt er nach Chile zurück und wird 1957 zum Präsidenten des chilenischen Schriftstellerverbandes gewählt. Er erhält zahlreiche Preisein seinem Heimatland und wird weltweit als Schriftsteller geehrt. Am 21. Oktober 1971 erhält er den Nobelpreis für Literatur.Nach seiner Arbeit als Botschafter in Frankreich muss er aus gesundheit-lichen Gründen nach Chile zurückkehren. Die mit dem griechischen Komponisten Mikis Theodorakis geplanten Auf-führungen des „Canto General“ in Amerika müssen abgesagt werden.Am 23. September 1973 erliegt er seinem Krebsleiden und wird drei Tage

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später in Santiago de Chile begraben. Die Schriftstellerin Isabel Allendebeschreibt sein Begräbnis als „symbolisches Begräbnis der Freiheit“.Erst nach dem Ende der Militärdiktatur im April 1994 kann der „CantoGeneral“ in Chile aufgeführt werden.

(LK-Deutsch)

Persönliche Würdigung

Es lässt sich erkennen, dass Pablo Neruda ein sehr politischer Dichter war,der schon in frühester Jugend damit begann, sozialkritische literarischeTexte zu verfassen. Sein größtes Werk, der „Canto General“, beruht auf seinen eigenenLebenserfahrungen und interpretiert das globale Leiden Lateinamerikas.Als Opfer politischer Verfolgung lernte Neruda das Leben im Untergrund,die Flucht ins Ausland und das Exil kennen. Diese Erfahrungen spiegelnsich vor allem in den dem Kommunismus zugewandten Teilen seinerWerke wider.

(LK-Deutsch)

Der Gedichtzyklus „Canto General“ von Pablo Neruda

Der „Große Gesang“ ist ein umfangreicher Gedichtzyklusdes chilenischen Dichters Pablo Neruda über den KampfLateinamerikas gegen den Kolonialismus. Das größten-teils im Exil verfasste Werk besteht aus 231 Gedichten in15 Abschnitten und erhebt den Anspruch, die Geschichtedes mittel- und südamerikanischen Kontinents in ver-dichteter poetischer Form zu sein.Pablo Neruda beschreibt in seinen Gedichten den unglaublichen ReichtumSüdamerikas an Schönheit und Naturwundern, aber auch die Leiden derrechtlos gemachten Bevölkerung, die mit der Landung der europäischenEroberer anfingen und bis heute unter dem Einfluss multinationalerWirtschaftsmächte andauern.

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Somit richtete sich sein Werk in der Entstehungszeit gegen die totalitärenRegierungen der Kontinente, gegen Unterdrückung der Bevölkerung unddie Heuchelei der Machthabenden. Dabei werden Adel und eine mit denMachthabern kollaborierende Kirche von der Kritik nicht ausgenommen.Bis heute versteht man den „Canto General“ als eine Art Evangelium, dassich für Frieden, Gleichberechtigung, Toleranz und Freiheit für alle Völkerdieser Erde einsetzt.

(LK-Deutsch)

Inhalt und Interpretation der Texte aus dem „Canto General“ von Mikis Theodorakis in der Reihenfolge desKonzertprogramms

Amor America - Amerikaliebe

Das Gedicht „Amerikaliebe“ beschreibt denZustand des noch „namenlosen“ Kontinentsvor seiner Eroberung durch „Perücke undSeidenfrack“, denn nach der Kolonialisierungvermochte sich niemand mehr an die Urzu-

stände zu erinnern, in denen die Ströme noch „arterienhaft“ die Kordil-leren durchschnitten, Schneegipfel, Tropen und Steppen noch unberührtwaren, der Mensch, „Gebilde aus Erdenton“, erst geschaffen wurde. Der Mensch, Hirte oder Krieger, lebte glücklich in diesem Land, war„Karibischer Krug, kaiserlicher Pokal oder araukanischer Kiesel“. Wersorgte sich um die Zukunft des „Inkamächtigen“?Der Dichter ist berufen, „der Geschichte Lauf zu erzählen“.

(GR)

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Algunas Bestias - Einige Tiere

Pablo Neruda beschreibt in seinemGedicht „Einige Tiere“ die in der südame-rikanischen Landschaft lebenden Tiere.Jedes Tier wird mit seinem wesentlichenCharakterzug dargestellt. Diese Beschrei-bung ähnelt durch ihre bildhafte Sprache der biblischen Schöpfungs-geschichte. Sehr kunstvoll und reich an Bildern wird das bunte Treiben inden Höhen und Tiefen der Natur Südamerikas beschrieben. Die Stimmungist friedlich und idyllisch. So betritt der Ameisenbär den Urwald „melodi-schen Schritts“, während das Guanaco „zart wie Sauerstoff“ umherwan-delt und Schmetterlinge in einem „veilchenfarbenen Flug“ aufgetriebenwerden. Die Zunge der Leguan-Echse sinkt „wie ein Wurfpfeil ins Grün“nieder, während die Affen einen „unendlich erotischen Faden“ flechten,indem sie „Wände von Blütenstaub“ niederreißen. Neruda betont einbesonderes Merkmal der Affen: ihre Fortpflanzungsfreude.Jaguar und Puma nähern sich langsam diesem idyllischen Frieden, abermit ihrem Hunger nach Beute warten sie nur auf den richtigenAugenblick, um ihre „roten Zähne“ zum Einsatz bringen zu können.Als größtes all dieser Tiere erscheint die gigantische Anacondaschlangeaus der Tiefe der Erde, bedeckt mit „heiligem Schlamm“. Und gerade sie,die „Allesverschlingende“ und „Abgöttische“ wurde, wie wir später imGedicht „The United Fruit Company“ erfahren, Name und Firmenlogo dergrößten Kupferminengesellschaft in Chile, „Anaconda“. Diese Firma besaßbis in die 50er Jahre zusammen mit anderen US-amerikanischen Firmendie meisten Kupferminen Chiles.

(LK-Deutsch)

La United Fruit Co. – Die United Fruit Company

In seinem Gedicht „Die United Fruit Company“ beschreibt Pablo Nerudazunächst ironisch die Folgen der Kolonialisierung: Als Jehova die Welt

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verteilte, habe er die schönsten und fruchtbarstenLändereien an internationale Konzerne wie Coca-Cola

Inc. und Ford-Motors ausgegeben.Den „lieblichen Gürtel Amerikas“, dieZentralküste, gab er der United Fruit

Company, die sie „Bananenrepublik“taufte und der Welt eine Komödie (operabuffa) vorspielte, alles gehe dort mit rech-

ten Dingen zu. Von den natürlichen Reichtümern angelockt,überfallen von den wahren Machthabern als Marionetten eingesetzteDiktatoren wie Schmeißfliegen die Länder und führen dort ihr menschen-verachtendes Regime, während die United Fruit Company still Kaffee undFrüchte aus den „in den Abgrund gestoßenen Ländern“ fortschleppt.Damit wird das Andenken an die Helden verspottet, die ihr Leben in denBefreiungskämpfen ließen.

(LK-Deutsch)

Voy a vivir – Ich werde leben

In dem Gedicht „Ich werde leben“ aus dem Jahr 1949 beschreibt derDichter Pablo Neruda, dass er in einer Zeit vieler Krisen und Probleme denKampf für die Freiheit nicht aufgeben wird.Der Chilene schrieb dieses Gedicht, nachdem er wegen Widerstandesgegen den mit den Amerikanern kooperierenden Präsidentschafts-kandidaten Vileda ins Exil fliehen musste.Zu Beginn wird bereits deutlich, dass er nach Chile zurückkehren und sichfür Frieden und Freiheit einsetzen möchte. Darauffolgend zeigt er denWillen gegen die Auseinandersetzungen und Kriege (Vulkane) der Zeitanzukämpfen und die unterdrückten Menschen zu befreien. Er will sichnicht verstecken.Neruda beschreibt, dass er die Dinge in Chile geordnet zurücklässt. SeineAnhänger und seine kommunistische Partei sind auf seine Rückkehr vor-

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bereitet. Im nachfolgenden Teil wird Kritik an der damaligen US-Unter-drückung und an jeglicher Diktatur ausgeübt.Er geht dabei speziell auf den in Spanien unter Franco herrschendenFaschismus, die in Griechenland in einer Militärdiktatur wütenden Obristenund die in Chile erstarkten konservativen-militanten Machthaber ein.Im Schlussteil seines Gedichtes wird nochmals sein Rückkehrgedanke deut-lich. Ein endloser Freiheitskampf erwartet ihn und lässt ihm kein Ruhe.

(LK-Deutsch)

A mi Partido - An meine Partei

Das Gedicht „An meine Partei“ ist eine Danksagung des Verfassers anseine Partei. Diese schenkt ihm die Kraft, Freiheit, Güte und Erkenntnis,die ihm helfen zu kämpfen.Man hat ihn zu seinem Vaterland zurückgeführt und zusammen mit seinen „Brüdern“ verfolgt er das Ziel der Gerechtigkeit.Der Autor hat gelernt, den Schmerz zu überwinden und nach vorne zublicken; das „Licht zu erkennen“. Mit der Partei zu kämpfen und zu siegen bezeichnet er als „Möglichkeit der Freude“, während der Schmerzund das Leid darin vergehen.Der Dichter setzt große Hoffnungen in seine Partei, die er wie einen gutenFreund anspricht: „Du machtest mich unzerstörbar, denn mit dir hab ichin mir selbst kein Ende.“Dieses Gedicht weist die enge Verbindung zu der Kommunistischen Parteiauf, mit der der Autor hofft, die Welt verbessern zu können.

(LK-Deutsch)

Vienen los Pajaros - Die Vögel erscheinen

Im Gedicht „Die Vögel erscheinen“ beschreibt Pablo Neruda die Arten-vielfalt der Vögel in der prächtigen Natur Südamerikas.Beginnend mit Kardinal, Tukan und Kolibri, den Vögeln der Morgen-dämmerung, beschreibt er das Erwachen der Natur. Die lärmenden Papa-

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geien erfüllen die Baumwipfel in ihrer Vielfalt, während Condor undAdler, Wächter des Himmels, ihre Kreise im „unbewohnten Blau“ ziehen.Zur selben Zeit arbeiten Bäckervogel und Felsentaube fleißig an ihrenNestern. In der Nähe tummeln sich Atajacaminos, Loica, Chingolo undFlamingo am Rande des Wassers und erfreuen sich der Natur. Plötzlichsteigt der Flamingo auf und flüchtet aus der drückenden Hitze des Waldeshin zu seinem Artverwandten, dem Quetzalvogel.Blickt man über das Meer, so entdeckt man gen Süden ziehende Vogel-schwärme, welche die fruchtbaren Inseln Perus ansteuern.Pablo Neruda preist die Artenvielfalt der südamerikanischen Natur, indemer durch religiöse Begriffe, wie „Adler des Himmels“, „Kathedralenflügel“oder „einsiedlerischer Mönch“, die göttliche Schöpfungskraft verdeutlicht.

(LK-Deutsch)

Neruda Requiem Eternam

Dieser Text wurde von Mikis Theodorakisverfasst und vereinigt liturgische Texte desgriechisch-orthodoxen Requiem-Textes miteiner Ehrung des Wirkens Pablo Nerudas. DerText spricht von „Tränen für die Lebenden“,

die, nachdem mit dem Tod Nerudas die „letzte Sonne“ untergegangen ist,versklavt unter der Herrschaft der Zwerge leiden. Unter dieser Herrschaftging nicht nur die Freiheit der Völker verloren. Auch auf der Erde verwai-sen nun Menschen, Tiere und Pflanzen, bevor sie an der Ausbeutung zuGrunde gehen.

(LK-Deutsch)

Los Libertadores - Die Befreier

In dem Gedicht „Die Befreier“ steht ein Baum für die Kraft des (chileni-schen) Volkes.

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Es wird beschrieben, wie im Wechsel der Jahreszeiten Teile des Baumessterben und wiederum neue Zweige und Knospen entstehen. Die Wurzelndes Baumes bleiben jedoch unsichtbar, sie breiten sich aus, zeitlos undbeständig. Ohne sie könnte der Baum nicht existieren. Die Wurzeln desBaumes symbolisieren die ursprüngliche Kraft der Traditionen eines Volkes.Aus ihnen nährt es sich, wächst und gedeiht.Der Baum schöpft aber auch Kraft aus den vergossenen Tränen und demLeid der Märtyrer, die für die Freiheit des Volks ihr Leben gaben. DieseKraft macht das Volk widerstandsfähig gegen alles, was es vernichtenwill. Die Blüten des Baumes verkörpern die neuen strahlenden Helden desVolkes, die ihr Volk verteidigen und schützen.Durch sein stetiges Wachstum wird der Baum immer größer und kräftiger.Sein Bild wird in jedem seiner Samen gespeichert und dort, wo die Samenlanden, verankern sie sich fest im Boden. „Das ist der Baum des Volkes,aller Völker, der Freiheit, des Kampfes“. Jeder einzelne, der dieser Idee folgt, wird am Ende belohnt und darf dieSiegesfrucht des Baumes ernten. Auch wenn einzelne Äste abbrechen,bleiben die Wurzeln des Baumes bestehen.

(LK-Deutsch)

Lautaro – Lautaro, ein chilenischer Held des 16. Jahrhunderts

Das Gedicht „Lautaro“ beschreibt den Lebenslauf eines Helden, der sichim 16. Jahrhundert gegen die Vorherrschaft der Conquistadoren auflehnte.Durch viele Stationen der Erfahrung aus Naturerlebnissen wird er schließ-lich zum strahlenden Helden gestählt, bereit zum Kampf für die Freiheitseines Volkes.Der historische Lautaro wurde 1535 in den Wäldern Tiruas (Chile) geborenund starb am 1. April 1557. Lautaro verbrachte seine Kindheit in ärmlichenund einfachen Verhältnissen.Schon früh begann er, die Missstände im Land anzuprangern. Er bereitetesich körperlich und geistig auf seinen Kampf gegen die Fremdherrschaftvor. Im Jahre 1550 wurde er bei Kämpfen mit den Spaniern gefangen

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genommen, doch ihm gelangen die Flucht und die Fortsetzung seinesKampfes gegen die Unterdrücker. Trotz der schweren politischen Situationim Lande, gelang es ihm, die verstreuten Mapuche-Gemeinschaften ineiner Konföderation zu einigen. Diese wählte Lautaro zu ihrem erstenKriegshäuptling, weil die Spanier immer mächtiger wurden und bis in dieletzten Winkel des Landes vorrückten. Trotz vieler Rückschläge gabLautaro nicht auf und kämpfte weiter für die Befreiung seines Volkes.

(LK-Deutsch)

America insurrecta - Aufständisches Amerika

Durch die spanischen Eroberer wird die Kultur der Inka in Südamerikazerstört, was ein großes Desaster für die Einheimischen darstellt.(„Wie eine Pflugschar hart war die Wahrheit“) Die Erde beginnt aufzu-brechen und es wird das Verlangen nach Freiheit und Unabhängigkeitgegründet. Fortschreitend kämpft es, „das dunkelhäutige Volk“, ohne auf-zugeben, um seine „Lebenssubstanz´“ zu erhalten, trotz eigener Verlusteund Brutalität. Es besinnt sich seiner Wurzeln und denkt daran, wie es das Land aufgebaut hat. Das Volk wird zu Gunsten der Herrschenden zumSchweigen gebracht, aber schließlich kann sich die Wahrheit ihre Bahnbrechen (,,den Boden von Kerkern befreiend“). Daraus schöpft es die Kraft,das ihm zustehende Land zurückzuerobern („Heut wie damals gehst duaus dem Volk hervor“) und um dieses weiterhin prägen zu können, will esseine Kultur erhalten. Schließlich kommt es durch seine Entschlossenheit,dem Tod zu entgehen, seinem Ziel immer näher. „Heute wirst du aufrüt-teln die Tore mit misshandelten Händen, mit Splittern überlebenderSeelen“. Das Vaterland kann somit wieder aufgebaut werden.Pablo Neruda würdigt in seinem Gedicht vor allem die Kraft des ursprüng-lich dunkelhäutigen Volkes, welchem Südamerika seine Unabhängigkeitzu verdanken hat.

(LK-Deutsch)

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Mikis Theodorakis

Mikis Theodorakis wurde am 29. Juli 1925 aufder griechischen Insel Chios im ägäischen Meergeboren. Er wuchs mit der griechischenVolksmusik auf und lernte früh die byzantini-sche Liturgie kennen, so dass er bereits als Kindden Entschluss fasste, Komponist zu werden. Während der Besatzung Griechenlands durch

deutsche, bulgarische und italienische Truppen wurde er 1943 als Wider-standskämpfer gefangen genommen und gefoltert, wenige Jahre später(1947-1949) im Bürgerkrieg abermals gefoltert und in die StrafkolonieIkaria verbannt, wo er nur knapp überlebte. Ab 1945 studierte Theodorakis mit Unterbrechungen am Odeion in AthenOrchesterleitung und Komposition und feierte erste Erfolge mit denBallettmusiken „Karnavali“ und „Antigone“. Diese erfolgreiche Phase wurdeunterbrochen durch einen erbitterten Kulturkampf in Griechenland, indem rechte und linke Gruppierungen in heftigen Auseinandersetzungenstanden. Theodorakis entwickelte sich hier zu einer der Führungs-persönlichkeiten der Erneuerer Griechenlands. 1963 übernahm er einenSitz im griechischen Parlament. Die innenpolitischen Unruhen der Folgejahre führten zur Herausbildungvon Großer und Kleiner Junta und deren Staatsstreich. Theodorakis grün-dete daraufhin die Untergrundbewegung „Patriotische Front“. Kurze Zeit später wurde seine Musik verboten, er selbst verhaftet und in dem Konzentrationslager Oropos inhaftiert. Erst nach einer internatio-nalen Intervention bedeutender Künstler wurde seine Freilassung erwirkt. Ab 1970 ließ er sich im Exil in Paris nieder und wurde nicht zuletzt durchdas Stück „Zorbas“ zur Leitfigur der europäischen Studentenbewegung.Bei Konzertreisen warb er von dort aus für einen erneuten Widerstandgegen die Militärdiktatur und für die Wiederherstellung der Demokratie in seiner Heimat. 1974 konnte er schließlich als Politiker dorthin zurück-kehren.

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Erst zu Beginn der 80er Jahre nahm er seine kompositorische Tätigkeit mit der erneuten Übersiedlung nach Paris wieder in vollem Maße auf. Erverwirklichte nun sinfonische Werke, Kantaten, geistliche Musik, Opernund Oratorien wie „Canto General“ anlässlich des Beitritts Griechenlandszur EG. In der Folgezeit wurde Mikis Theodorakis als unabhängiger Linker zumStaatsminister ohne Geschäftsbereich in der konservativen Regierung(Mitsotakis) berufen. Eine seiner wichtigsten Missionen lag in derAussöhnung Griechenlands mit der Türkei. Mit dem Rückzug aus derStaatspolitik wurde er ab 1993 Generalmusikdirektor des Symphonie-orchesters und Chors des Hellenischen Rundfunks und Fernsehens, waraber gleichzeitig auch als Dirigent seiner eigenen Werke gefragt. Im Jahr 2000 wurde Mikis Theodorakis mit großer Unterstützung, nichtnur aus der griechischen Bevölkerung, für den Friedensnobelpreis vorge-schlagen und von der Kommission in den engsten Auswahlkreis aufge-nommen. Für sein künstlerisches Lebenswerk im Bereich Filmmusikwurde er mit dem Erich-Wolfgang-Korngold-Preis und dem UNESCOKunst- und Musikpreis geehrt.

(LK-Deutsch)

Aus einem Interview mit Mikis Theodorakis

Als ich 1971 eine schriftliche Einladung von Pablo Neruda erhielt, Chilezu besuchen und kennen zu lernen, folgte ich dieser und war sofort vomchilenischen Volk beeindruckt. Vom Temperament und ihrem Charakterher sind die Chilenen den Griechen von allen Völkern am nächsten, des-halb fand ich dort sofort meine zweite Heimat. Junge chilenische Komponisten widmeten sich dem Volkslied – so wie ichin Griechenland. Sie wählten dichterische Texte als Grundlage für ihreKompositionen, um ein neues politisches Lied zu schaffen. So ein Werkwar auch der „Canto General“, von dem ich mir eine Aufführung an-schaute. Darin verkörperte Neruda seine kämpferische Seele und erfasstedie geschichtlichen Ereignisse seines Landes mit einer verblüffenden

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Unmittelbarkeit. Diese Dichtung sollte den Menschen helfen, Krisenzeitenzu überwinden und das Recht auf der Welt durchzusetzen. Schon langekeimte der Wunsch in mir, den „Canto General“ zu vertonen. Ich vertonte dann natürlich nicht alle Gedichte, denn daraus hätte man200 Oratorien machen können, sondern nur eine Auswahl von 12 Gedichten.Nachdem Pablo Neruda zum ersten Mal sein Werk gehört hatte, war erzufrieden und zutiefst bewegt. Im Sommer 1973 fand das erste Konzert statt, leider ohne Pablo Neruda.Gleich nach dem Konzert rief ich ihn an: „Ihr Werk hat triumphiert. Die Menschen schrien Ihren Namen.“Die nächste Station unserer Reise war Mexiko, und dort traf uns dieNachricht vom Tod Nerudas. Es war eine der größten Tragödien für dieMenschheit und für Chile und auch für mich, deshalb wurde der „CantoGeneral“ in der Nationaloper in Mexiko aufgeführt – jetzt Neruda undChile gewidmet. Kurz darauf hatten wir die Genugtuung, den „Canto General“ im Kennedy-Center von Washington aufzuführen, wo alle Verantwortlichen für denPutsch in Chile saßen. Seitdem ist der „Canto General“ eine Waffe in unseren Händen, nicht nur für die Befreiung Griechenlands und Chiles,sondern für die Befreiung der ganzen Welt.

(LK-Deutsch)

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Zwei Großpathetiker im zwanzigsten JahrhundertZu Mikis Theodorakis’ Vertonung von Pablo Nerudas „Canto General“

In der künstlerischen Moderne hat das Pathos – die große Leidenschafts-geste, die glockentönende Heilsgewissheit, das würdebetont Feierlicheüberhaupt - einen schlechten Ruf. Eher wurden Sprachverlust und Aus-drucksverweigerung zu Merkmalen von Künsten, die dem Zusammen-bruch alter Gewissheiten mit dem Aufbruch in Neuländer zu begegnentrachteten – das noch Unbekannte ließ sich vollmundig nicht protokollie-ren. Ungeachtet der stolzen Unsicherheiten moderner Künstler bliebenaber die „großen Erzählungen“ mit ihren Gefühlsbädern populär: alsSeifenopern, als Pop-Events, als erregende Sportereignisse. Wo es alsoPathos gibt, begegnen uns menschliche Kollektive – hohe Einschalt-quoten, Zuschauermassen, ja womöglich solche für den notorischenabendländischen Individualisten ans Mystische grenzenden Wesenheitenwie „Gemeinschaft“ oder „Volk“. In den verstädterten Industrieländernblickt man nicht ohne Neid auf solche Länder, in denen Volksmusik nochlebendig ist.Ähnlich frappierend war für einen Kenner der zeitgenössischen Literaturder Blick auf Pablo Nerudas „Canto General“ mit seiner ganz ungebroche-nen Sprachmacht und der Ambition, Geschichte und GegenwartSüdamerikas als einen Schöpfungs- und Gründungsmythos insBewusstsein zu heben. Dabei wirken visionäre Poesie und souverän ver-fügende epische Kraft zusammen – dem demiurgischen Dichter gehorchendie Wörter scheinbar so mühelos wie dem allmächtigen Schöpfer desSechstagewerks die Lebewesen und Gestirne. In einer ganz anderenWeltgegend war ein ähnlicher Pathetiker am Werke: Mikis Theodorakis,der griechische Komponist und kämpferische Autor von Freiheitsliedern.Fast mehr noch als die Kunst Nerudas war die Musik von TheodorakisWaffe gewesen im Kampf gegen eine faschistische Obristendiktatur.Beide, Neruda und Theodorakis, wurzeln in der Volkskunst – der chileni-sche Dichter in der mestizischen Tradition, der griechische Musiker ineiner gerade erst archaischen bäuerlichen Strukturen entwachsenen, ihre

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antike Herkunft aber niemals verleugnenden Kultur. Es kann kein Zufallgewesen sein, dass Theodorakis dieses Hauptwerk Nerudas für sich ent-deckte und 13 Teile daraus zu einem abendfüllenden Oratorium zusam-menfügte – einerseits zwar eine Komprimierung des gigantischen litera-rischen Werkes, andererseits aber mit seinem überschwänglichen Gestusebenfalls eine Monumentalität. Zwei Großpathetiker fanden sich da, zweieinsam und quer in der Kunst des eher spröden 20. JahrhundertsDastehende. Zwei, die es verstehen, das Leben zu feiern. Zwei, denen dermitreißende Appell an Menschenmassen keinerlei Skrupel bereitet.Tragendes Element des Oratoriums ist der Chor. Er wird kaum jemals inder durchpolyphonisierten Weise behandelt wie in der mitteleuropäischenTradition, aber auch keineswegs stereotyp. So gibt es neben strophischVolksliedhaftem etwa die inbrünstigen, vom dunklen Stimmklang be-herrschten Reminiszenzen an die orthodoxe Liturgie und ihre feierliche a-cappella-Kunst (am deutlichsten im getragenen Fis-Dur-Adagio deszweiten Stückes „Voy a vivir“, „Ich werde leben“). Fast durchgehend istder „antiphonische“ Duktus: der Solist oder die Solistin intonieren eineMelodie, die dann vom singenden Kollektiv aufgegriffen, wiederholt,modifiziert wird. Auch dieses sozusagen dramatisierende, den musikali-schen Ablauf jedenfalls ungemein lebendig haltende Prinzip funktioniertsehr variabel: Mal hebt sich die Einzelstimme als Teil der „Gemeinschaft“kaum vom Chor ab, mal peitscht sie mit ihrem Schwung die kollektivenEnergien heraus, dann wieder überbietet sie das chorische Pathos durchekstatische Alleingänge. Eine besondere Funktion hat der Chor in dem Satz„Lautaro“, wo er zunächst zu dem Lied der Solostimme nur plakativeEinwürfe (des Titelworts ) beiträgt, bis er im Schlussabschnitt fast senzatempo auf Fermaten-Akkorden einrastet und in einem abgründig-ruhe-vollen Largo verklingt. Im Gedicht ist dabei – in kunstvoll verschlüssel-ten, verrätselten Metaphern - vom Tod eines Kämpfers die Rede.Aufs Ganze gesehen überwiegt in diesen liedhaft-chorischen Monumentenein Lapidarstil, wie man ihn von einigen Werken Strawinskys und vonCarl Orffs „Carmina burana“ her kennt. Da es Theodorakis um großflächigeEinheiten geht, benutzt er gerne auch Ostinato-Bildungen, also vielfach

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wiederholte Melodie- und Rhythmusmuster, die in der Multiplikation eineblockhafte Wirkung erzielen, zugleich auch suggestiv anmuten können.Zweifellos hat Theodorakis eine naive Vorliebe fürs Hymnische, Hoch-tönende, Gesteigerte, ja Übersteigerte – aber sein Kunstverstand ist sowach, dass er, inspiriert von Nerudas Farbigkeit und Facettenreichtum,auch für eine expressiv aufgefächerte Tonsprache sorgt. Das geht hin biszum Parodistischen wie in dem mit behaglicher Ausführlichkeit daher-kommenden Spottchor „La United Fruit Co.“, wo die ganzen einschlägi-gen nordamerikanisch-kapitalistischen Feindbilder litaneiartig vorgeführtund in musikalischer Karnevalsstimmung demontiert werden. Ein mit seinen vielen unregelmäßigen Rhythmen und Taktwechseln äußerst quir-liges und hochvirtuoses Chorstück ist „Vienen los pajeros“, dieImagination der Vogelschöpfung, also eines luftigen Kosmos von tropi-scher Buntheit, Schnelligkeit und Anmut. Als einziger Satz verzichtet dieBaritonarie „A mi partido“, ein intim gehaltenes persönliches Bekenntniszur kommunistischen Partei (für Neruda niemals eine in Frage stehendeGröße, für Theodorakis zumindest in den siebziger Jahren, zur Ent-stehungszeit der „Canto“-Vertonung, noch keine), auf den Chor; es han-delt sich um ein zweistrophiges Lied mit zunächst sehr schlichterGitarrenbegleitung, in der zweiten Strophe dann einem brillant von derFlöte dominierten kammermusikalischen Kolorit. Theodorakis’ Instru-mentalkorpus verzichtet zwar auf „symphonische“ Formationen (ganzauch auf Streicher), gibt einigen folkloristischen Instrumenten nach-drücklich Raum, versichert sich aber auch allerlei eruptiver Schlagzeuge(zu denen man das perkussiv genutzte Klavier zählen könnte). Gegenüberder formbildenden, die dichterische Botschaft (mit Achtsamkeit aufsWortverständnis) vermittelnden Vokalpräsenz hat der Instrumentalparteine akzentuierende, unterstreichende, Atmosphäre schaffende, auchdekorative Funktion. Allerdings gibt er auch Hinweise auf die latein-amerikanische Grundierung des Gedichtsujets, wie denn überhauptTheodorakis mit großer Empathie – und ohne seine Durchdrungenheitvom griechischen Volkslied und orthodoxen Choral zu verleugnen – gera-dezu mit Empathie auch den Tonfall iberoamerikanischer Musik trifft und

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Entwicklung der Politik und Wirtschaft SüdamerikasDer lange Weg Lateinamerikas zur Demokratie

Bis weit in die siebziger Jahre galt der amerikanische Subkontinent alseine Region politischer Instabilität, die geprägt war durch Putsch-versuche, Revolutionen, Diktaturen, Menschenrechtsverletzungen, Protestund Widerstand. Erst nach dem Scheitern der Militärdiktaturen, besondersin den großen Staaten Lateinamerikas, begann in den achtziger Jahreneine Phase der Demokratisierung, die 1990 mit der Rückkehr Chiles zurDemokratie ihren vorläufigen Abschluss fand.Der lange Weg Lateinamerikas zur Demokratie begann mit dem Abstreifendes Jochs des Kolonialismus im 19. Jahrhundert. Die Erlangung der Unab-hängigkeit führte zu den unterschiedlichsten Entwicklungen. Währendbeispielsweise Chile bis 1973 eine dauerhafte demokratische Entwicklungerlebte, war Bolivien im gleichen Zeitraum ein Ort politischer Instabilität,der bis heute von 190 gewaltsamen Umstürzen erschüttert worden ist. Diktaturen folgten auf Demokratien und umgekehrt und selbst die demo-kratischen Systeme oligarchischer Prägung besaßen Wahlsysteme, die meistnur die besitzenden reichen und gebildeten Minderheiten am politischenProzess beteiligten. Eine tiefgreifende Zäsur bildete die Weltwirtschafts-krise 1929. Sie führte in Lateinamerika zu gravierenden Veränderungender terms of trade mit all ihren negativen Auswirkungen wie dem starkenAnstieg der Arbeitslosigkeit und einer Verringerung der Einkommen, Aus-wirkungen, die besonders die Unterschichten trafen und auf der Linkenmit neuen sozialistischen und kommunistischen Gruppierungen aufwarte-ten, die besonders die städtischen Unterschichten zu mobilisieren wussten.

damit ganz tief in die Welt Nerudas eintaucht. Zwei Großpathetiker, die nicht für sich bleiben, sondern sich gefunden haben – eine brüderlich-weltkulturelle Umarmung im Zeichen (niemals ruhigzustellender) Frei-heits- und Gerechtigkeitssehnsucht.

Hans-Klaus Jungheinrich(Exklusivbeitrag für das Projekt)

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Das Ende des Zweiten Weltkrieges mit dem Sieg der Alliierten führte inzahlreichen Staaten Mittel- und Südamerikas von Kuba über Guatemalaund Venezuela bis nach Argentinien zu einer Welle der Demokratisierung.In den meisten Staaten der Region wurde erstmals das Frauenwahlrechteingeführt.Die fünfziger Jahre machten es schwierig für die lateinamerikanische Regiongemeinsame Entwicklungslinien zu erarbeiten. Die sich verschlechterndenHandelsaustauschbeziehungen führten vielerorts zur Senkung desLebensstandards breiter Bevölkerungsschichten. Konzepte, die zu einerschnellen Industrialisierung führen sollten, schlugen, wie das BeispielBrasilien zeigt, meist fehl. Dem gesteigerten Import von Kapitalgüternund hohen Rüstungsimporten stand nur ein geringer Export vonIndustriegütern gegenüber. Die Folge waren negative Zahlungsbilanzen,Abhängigkeit von ausländischen Krediten und enorme Preisanstiege.Trotzdem konnte sich in Brasilien bis 1964 ein demokratisches Systemetablieren. Auch in Argentinien gab es nach dem Sturz Perons 1955 wie-der freie Wahlen und in Kolumbien und Venezuela wurden Militär-diktaturen durch demokratisch gewählte Regierungen abgelöst. Dies ist aber nur die eine Seite der Medaille. In Bolivien wurde zu Beginnder fünfziger Jahre die Macht der Bergwerks- und Großgrundbesitzer durchdie „Nationale Revolution“ gebrochen. Die sich anschließende Verstaat-lichung der Zinnbergwerke und eine Agrarreform brachte den bis dahinin großer Abhängigkeit lebenden indianischen Bauern wirtschaftliche undsoziale Verbesserungen und die vollen Bürgerrechte einschließlich desWahlrechts. Doch schon in der Mitte des Jahrzehnts ebbte der Reformelannicht zuletzt durch ökonomische Krisen und die enge Anbindung an dieUSA ab und fand 1964 mit einem Militärputsch sein Ende. Erst 1982 fandenwieder demokratische Präsidentschaftswahlen statt, die zeitweise sonder-bare Blüten trieben. So regierte von 1989-1993 eine Koalition unter demPräsidenten Jaime Paz Zamora von der Linken mit dem Vizepräsidentenund Exdiktator Hugo Banzer. Dass die innenpolitische Situation Boliviensheute als befriedet angesehen werden kann, zeigt die Wahl der Links-regierung unter dem Präsidenten indianischer Herkunft, Evo Morales.

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In die fünfziger Jahre fiel auch die kubanische Revolution, die 1959 mitdem Einzug Castros in Havanna zur Entmachtung der alten Eliten führte.Sie war auch der Beginn des offenen Bruchs mit den Vereinigten Staaten,der 1962 mit der Raketenkrise seinen Höhepunkt erreichte und sowohl diewirtschaftliche als auch politische Dominanz der USA in Lateinamerika inFrage stellte. In der Phase des Kalten Krieges reagierten alle amerikani-schen Regierungen auf jede von ihnen interpretierte kommunistischeEinflussnahme sensibel. Schon 1954 war der guatemaltekische PräsidentArbenz, der es gewagt hatte, den Besitz der amerikanischen United FruitCompany zu beschlagnahmen, mit Hilfe einer von den USA finanziertenInterventionsarmee gestürzt worden. Es sollte aber erst der Anfang ame-rikanischer Einmischungen in die inneren Angelegenheiten lateinameri-kanischer Staaten sein. Es folgte 1961 ein Putschversuch in Kuba, der miteinem Desaster endete. 1973 putschte General Pinochet (1973-1989) mitmassiver amerikanischer Unterstützung in Chile erfolgreich. MilitärischeInterventionen der USA folgten u. a. 1983 in Grenada und 1993 in Panamaund auch der Aufbau der Contras, einer antikommunistischen Guerilla-bewegung in Honduras und Nicaragua, gehören hierzu. Erst unter demamerikanischen Präsidenten Jimmy Carter wurde diese Politik der Ein-mischung beendet.Auch die in den sechziger und siebziger Jahren besonders aktiven kom-munistischen Guerillabewegungen kubanischen Vorbilds sind gescheitert,weil sie die Bevölkerung nicht für sich gewinnen konnten. So folgte densiebziger Jahren, die geprägt waren von Militärdiktaturen, eine Phase, diemit der Demokratisierung Paraguays 1989 und Chiles 1990 das vorläufigeEnde autoritärer Herrschaft in Lateinamerika bedeutete.Heute müssen Putschisten, die in Lateinamerika ein totalitäres Regimeetablieren wollen, sowohl mit dem Widerstand der eigenen Bevölkerungals auch mit internationalen Sanktionen rechnen. Die Länder Mittel- undSüdamerikas sind auf dem Weg mehr und mehr zusammenzuwachsen.Dies gilt besonders für den ökonomischen Sektor. Die immer intensiverwerdenden Integrationsbestrebungen richten sich nicht mehr wie in denachtziger Jahren gegen eine Abschottung vom globalen Markt, sondern

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zielen primär auf eine gegenseitige Öffnung der Volkswirtschaften.Geographisch sich überlagernde Integrationssysteme wie die NAFTA,Gruppe Drei, CARICOM und verschiedene bilaterale Beziehungen bildenheute eine Freihandelszone, die später in einen gemeinsamen Markt mün-den soll. Ähnliche Systeme etablieren sich auch in Zentralamerika. Auchhaben sich die wirtschaftlichen Beziehungen zu den Vereinigten Staatenseit den siebziger Jahren, von temporären Irritationen abgesehen, gut ent-wickelt. Mittlerweile verzeichnet der Handelsaustausch der lateinamerika-nischen Staaten mit den USA zweistellige Wachstumsraten. Parallel hier-zu findet in Lateinamerika ein politischer Prozess statt, der das politischeSelbstverständnis der Region stark verändert hat und als Motor für einenechten Demokratisierungsprozess verstanden werden kann. So verstehtsich die OAS heute als eine Gemeinschaft demokratischer Staaten, die in ihrer neuen Charta Mitgliedsländer mit Sanktionen belegt, derenRegierungen gestürzt werden.

Wolfgang Rudloff

Zum Tanztheater des Projekts „Canto General“

Als Gerd Rixmann mich im vergangenen Februar fragte, ob ich als Regisseurund Choreograph bei seinem Projekt des „Canto General“ mitarbeiten wollte, sagte ich sofort zu. Der Gedanke, eine Inszenierung zu gestalten,die Amateure und professionelle Künstler zwischen 5 und 60 Jahren miteinbezieht, hat mich begeistert. Im Gespräch mit vielen Kollegen, Freundenund Mitwirkenden nahm das Projekt immer mehr Gestalt an. Interessantwar, dass meine eigene Sichtweise auf das Lateinamerika in den 70erJahren des vergangenen Jahrhunderts eine ganz andere ist als das Bildmeines Ursprungskontinents hier in Europa. Ich verbrachte Kindheit und frühe Jugend in Brasilien und war mit ganzem Einsatz mit meiner Ausbildung als Schauspieler und Tänzerbeschäftigt. Während ich den großen kulturellen Reichtum meiner Heimat

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erforschte, flohen tausende von Menschen aus Lateinamerika nach Europaum der Diktatur zu entgehen. Es ist nun eine wunderbare Heraus-forderung für mich, diese beiden Sichtweisen miteinander zu verknüpfen.Pablo Neruda hat in seiner großartigen Poesie dafür die ideale Grundlagegeschaffen. Im Canto General verbindet er in einzigartiger Weise die oftgrausame Geschichte Lateinamerikas mit der fantastischen Natur und derLebensfreude der Menschen. Diese Vielfalt habe ich versucht zu wahren,indem ich jedes Musikstück individuell choreografierte. Es entstand so einMosaik aus sehr verschiedenen tänzerischen Ausdrucksformen. In „Lautaro“, einem Stück, das Neruda zu Ehren eines chilenischen Heldenvon 1535 geschrieben hat, habe ich Bewegungselemente der Capoeiraeingebaut, des brasilianischen Kampftanzes. In „Los libertadores/Die Befreier“, ebenfalls ein kämpferisches Stück, stelle ich in einer irdischen Höhle, die Mütter der Freiheitskämpfer vor.Sie werden die zukünftigen Krieger gebären, die noch nicht zu sehen sind.Diese Neuinterpretation ist auch aus der Not geboren, dass sich für dieSzenen, in denen ich ursprünglich männliche Tänzer geplant hatte, beidem Casting nur Frauen gemeldet hatten. Ich finde, dass dieser ursprüng-lich aus der Not geborener Tanz, einen ganz besonderen Charme hat.Für diese zwei Stücke ist eine Tanztheatergruppe, aus Kindern, Erwach-senen und Schülern der Gutenbergschule zusammen gewachsen. Ichmöchte mich bei Maria Kretz und den Solisten Katharina Nicht ausDresden mit ihren Schlangen, Catalina Vladesen und Sebastian Gajor fürihre Unterstützung bedanken.Mutter Erde in „Amor America“ und die spanische Oppositionelle in „Vov a vivir“ wird von Leila Haas, THEATER MEMBRAN, interpretiert. Sieist mit dem Canto General und der Geschichte Lateinamerikas wohl vertraut.Wir haben die beiden Szenen in gemeinsamer Improvisation erarbeitet,begleitet von spannenden Diskussionen über Inszenierung und Kostüme.Ein zusätzliches Highlight des Projekts ist der Solist des HessischenStaatstheaters Wiesbaden Elvis Val, der als Choreograph und Tänzer inden Stücken „Neruda Requiem Eternam“ und „América insurrecta“ zusehen sein wird.

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Als Kooperationspartner habe ich weiterhin Ute Bühler, TANZRAUM, und Ramon Rivera/Tanzstudio DANCE LINE gewonnen, die mit großemEnthusiasmus für ihre Kinder und Jugendlichen die Stücke „La UnitedFruit Co.“ bzw. „Algunas bestias“ und „Vienen los pajaros“ entwickelthaben.Der künstlerische Austausch mit den Kollegen der freien Tanz- undTheaterszene Wiesbadens und unsere Zusammenarbeit waren äußerstfruchtbar. Aufgrund unserer großen Verschiedenheit waren die unter-schiedlichen Interpretationen von Pablo Nerudas Text und der groß-artigen Musik von Mikis Theodorakis besonders interessant und immerwieder erstaunlich. Ich freue mich sehr, Ihnen nun das Ergebnis dieser Zusammenarbeit unddes gesamten Entwicklungsprozesses zu präsentieren.

Eduardo Laino

Zu Regie und Choreographie Eduardo Lainos

Aufgrund dramaturgischer Entscheidungen haben wir die von Theodorakisvorgesehene Reihenfolge des Canto General geändert.Mir war es wichtig, dass neben den Inhalten der gesungenen spanischenSprache eine Geschichte auf der Bühne erzählt wird, die, in Tanztheaterumgesetzt, auf die Hintergründe der Texte von Pablo Neruda eingeht. „Amor America“ (Liebe zu Amerika)! Ein Kontinent wird geboren, an derOberfläche entsteht eine vielfältige Fauna – Algunas Bestias (Einige Tiere) –und Flora, unter der Erde verbirgt sich eine Fülle an Bodenschätzen.Dieser Reichtum wird von den Eroberern Jahrhunderte hindurch rück-sichtslos ausgebeutet (The United Fruit Company), die Völker, die dortleben, werden von selbst ernannten oder eingesetzten Diktatoren unter-jocht und durch Grausamkeit gedemütigt, aber der Überlebenswille derMenschen ist nicht auszurotten. „Voy a vivir“ (Ich werde leben).

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Pablo Neruda hat sich immer mit den Bewohnern seines Kontinents, ja mit allen unterdrückten Menschen dieser Erde solidarisiert. Als über-zeugter Kommunist vertrat er die Ideale seiner Partei, der er dankbar einLobgedicht widmet. „A mi partido“ (An meine Partei).Die zweite Hälfte greift zurück auf den Anfang des ersten Teils undbeschreibt in „Vienen los Pajaros“ (Die Vögel erscheinen) die Besiedlungder Erde durch die Vögel. Nerudas Beschreibung seiner Lieblingstiere wird unvermittelt unterbrochen durch das Requiem für Pablo Neruda, um dessen frühen und überraschenden Tod Natur und Menschen trauern.Neruda hat die Uraufführung seines Canto General in der Vertonung vonMikis Theodorakis nicht mehr miterlebt.Die einheimische Bevölkerung Lateinamerikas glaubt, dass ihre verstor-benen Ahnen sie beschützen und in ihrem Kampf um Befreiung unterstüt-zen. Die nie versiegende Kraft des Volkes symbolisiert Neruda als einensich immer weiter verbreiternden Baum: „Los Libertadores“ (Die Befreier).Aus den langen Prozessen der Läuterung wird schließlich ein strahlenderHeld, „Lautaro“, geboren.Bis heute sind Pablo Nerudas Bücher eine Ermutigung für den riesigen,multikulturell bevölkerten Kontinent, der nach einer leidvollen Geschichteso viele Gegensätze und so viel Hoffnung auf Friede und Gleichberechti-gung in sich birgt. So endet unsere Interpretation des Canto General mitNerudas Traum von einem „Aufständischen (Latein)Amerika“: AmericaInsurrecta.Eine Hoffnung des großen chilenischen Poeten auf Gerechtigkeit undFreiheit für die Völker Lateinamerika besteht noch immer. Die Schönheitdes Kontinents, die Kraft der Menschen und ihre Lebenslust sind unge-brochen.

Eduardo Laino

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Zu den Choreographien Ute Bühlers und Ramon Riveras

„Algunas Bestias“ – Einige TiereDie Entwicklung von der Amöbe zum höheren Lebewesen (Einzeller ver-binden sich zu Mehrzellern) Vorstellung der höheren Tiere„Vienen los Pajaros“ – Die Vögel erscheinenInspiration der Menschen durch die Vögel (Ritualtanz). GetanzteAusdrucksmöglichkeiten der Vögel.

Ramon Rivera

„La United Fruit Company“Die Riesenschlange, eine Anaconda, umschlängelt beherrschend dieSzene, häutet sich. Aus ihr hervor kommen dubiose Gestalten, die in ihrerGestik Machtgehabe, Überheblichkeit und Gewaltbereitschaft ausdrücken. Sie rauben die Schätze des Landes, verehren und verbergen sie, ziehenwieder mit der Schlange ab.

Ute Bühler

Bewegte Bilder für den „Canto General“Ein Arbeitsbericht von Katharina Kruczek, Tobias Busch und Hartmut Jahn

Was bewegt uns?Welche Bilder bewegen uns?Wie finden wir die bewegten Bildwelten für den „Canto General“?Zu welchen Bildwelten gelangen wir, wenn die Bilder in der Zusammen-arbeit mit Chor und Bühnenchoreographie entstehen – die ein Eigenlebenentwickeln und doch von der Kraft des Chores und der Choreographienicht ablenken dürfen?Das waren die Fragen zu Beginn des Projekts – und Fragen, die erst nachder Aufführung beantwortet werden können. Denn erst wenn die Bilderzusammen mit Chor, Orchester und Choreographie auf das Publikum treffen, sehen wir die Wirkung.

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Die Länge der Aufführung ließ uns nach einem strukturierenden Elementsuchen, das Bewegung in sich trägt und diese Bewegung ähnlich derMusik in unterschiedlicher Dynamik variieren lässt. Im Bluebox-Studiobauten wir nach einigen Tests eine Art Vorhang aus verschieden breiten,weißen Stoffstreifen.Mit Hilfe einer Windmaschine können die Stoffstreifen langsam oderschnell bewegt werden. Die Kamera legt den Ausschnitt fest, sodass dieStreifen dünner oder breiter im Bild erscheinen. Die blaue Farbe desStudio-Hintergrunds, das chroma-key-Signal, bietet die Möglichkeit, wei-teres Bildmaterial einzufügen: Es können ein oder mehrere Farbtöne seinoder gegenständliche Motive, die wir aus der Lyrik des „Canto General“aufgreifen.Im weiteren Arbeitsverlauf orientierten wir uns an der Stimmung des„Canto General“. Das ließ uns – wenn auch eingeschränkt – die Freiheit in der Motivaus-wahl und der visuellen Interpretation, die mit Momenten der bewegtenTypographie und Graphik arbeitet und der Versuchung zu einem Video-Clip-Bilderbogen trotzt.Wir können die Emotion, das Pathos des Stücks aufgreifen, unterstützen– oder diese Unterstützung zur gleichen Zeit dämpfen.Diese Formsprache, die Elemente des epischen Theaters entlehnt, lässteinen zeitgenössischen Blick zu – auf die Geschichte des „Canto General“und zugleich Lateinamerikas.

Hartmut Jahn

Die Theaterwerkstatt der Gutenbergschule

Die Bühnengestaltung, die Kostüme der Tänzer und die Tiermasken sindProdukte der Theaterwerkstatt der Gutenbergschule, einer freien Arbeits-gemeinschaft von Schülerinnen, im Alter von 10-17 Jahren. Die Mädchen trafen sich einmal in der Woche und haben mit Geschickund Engagement aus Draht, Papier und Kleister die Tierköpfe für die kleinen Tänzer der Dance-Line Kompanie entwickelt und mit den

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begrenzten Mitteln einer Schularbeitsgemeinschaft Urwaldbewohner ent-stehen lassen.Wie sieht ein Ameisenbär aus, was unterscheidet den Puma vom Jaguarund welche Kopfform hat der Leguan? Mit Lexikon und Internet wurdedie Buntheit und Vielfalt Südamerikas erkundet, fraglich war auch derGrad des Naturalismus. Da sich die kleinen Tänzer mit diesen Tieren identifizieren sollten und zudem hier die Illustration des Neruda-Texteswichtig erschien, wurden die Wesen möglichst realistisch wiedergegeben.Für die Gestaltung der Kostüme der indianischen Tänzer wurden Vorbildergesucht, die sich bei den Trachten und Mustern der Mapuchees fanden,Ureinwohner Chiles und Perus, die auch heute noch um ihre Rechtekämpfen.Hierzu mussten Schnittmuster erstellt, gefärbt, genäht und immer wiederRücksprache mit den Darstellern gesucht werden.Die Mädchen haben viele Stunden ihrer Freizeit dem Projekt gewidmet,deshalb einen besonderen Dank an: Anja, Antonia, Geraldine, Jasmin,Jasmin, Katharina, Kaori, Thea, sowie die Hilfe von Frau Zerbe, sowie allefreundlichen Materialspender.

Eva Kaufmann-Ehses

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MatthiasPetroll

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Die Mitwirkenden des Projekts und der Aufführungen

Die GesangssolistenKatja Boost - AltEike Wilm Schulte - Bariton

Die ChöreProjektchor-Leitung: Gerd RixmannChöre der Gutenbergschule, Leitung: Gerd RixmannMännerstimmen des Wiesbadener Knabenchors Leitung: Roman Twardy

Die TanzsolistenLeila Haas, Katharina Nicht, Catalina Vladescu,Sebastian Czajor, Eduardo Laino, Elvis Val

Die Tanzensembles

tanzraum Ute BühlerElisabeth Arnold, Carolin Buschauer, Caterina Hoeck, Nora Knappe, Alina Kube, Tabea Langer, Marie Melin, Marcella Melien, Sofia Nagel, Laura Racz, Jaqueline Schmidt, Jonathan Schmitt, Lena Sommer, Natalie Starck, Hanna Sütterlin, Vera Thielen, Katharina Zimmer

Tanzgruppe des ProjektsAlexandra Bidian, Sonja Engelhardt-Alkier, Maya Erdmann, Irene Friedrich-Preuß, Kathleen Hornjak, Katharina Jenowska, Miriam Jurecic, Hannah Keller, Silke Kintzel, Maria Kretz, Indira Diana Laino, Jonas Litzki, Konstantin Mayer, Marcel Naumann, Kaiko Triga Obel, Fabian Pilz, Julian Proft, Maria Schenberger, Alison Silva, Danilo Skowronek, Svenja Skubella, Luca Zeiter

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Dance Line WiesbadenLas Bestias (Die Tiere) – Cornilius Brandau, Jasmina Dubljak, Benjamin Emmrich, Martha Kehry, Stella Krueger, Neqin Mehrbarein, Marie Ramis, Serina Steinheimer, Tara Marleen Weiss Los Pajaros (Die Vögel) – Chantale Eglin, Jana Flaccus, Nora Geisler, Asgard Hubl, Jennifer Konrat, Vanessa Krebs, Jennifer Kurzmann, Laura Oischinger, Katharina Rohrer, Lisa Struss, Liesa Walter,

Die InstrumentalistenFlöten: Charlotte Gjesdahl, Magda Ròznicka,

Matthias von PiechowskiGitarren: Mainzer Gitarrenquartett SONIDO

Ute und Michael Koch, Tassilo Reiß-König, Bettina Rentsch

Schlagzeug: Sabine Botschen, Berchon Dias, Thea Florea, Sebastian Hohberg, Andreas Kubitzki, Jürgen Nießner

Kontrabass: Hendrik NebelingKlaviere: Joachim Heß, Volker Krebs

Die ChoreographenUte Bühler: (The United Fruit Co.)Eduardo Laino: (siehe Programmablauf)Ramon Rivera: (Algunas Bestias, Vienen los Pajaros)

Der Film Katharina Kruczek, Tobias Busch, Hartmut Jan

Die DirigentenRoman TwardyGerd Rixmann

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Korrepetition Konrad Jürgen Kleinicke

RegisterprobenUta Colditz, Ulla Dammeier, Hendrik Nebeling, Roman Twardy, Thomas Hoepp

Bühnenbild, Requisiten, KostümeTheaterwerkstatt-AG der GutenbergschuleLeitung: Eva Kaufmann-EhsesAnja Brüggen, Jasmin Brunn, Thea Courtial, Michelle Hagenauer, Yasmin Hofmann, Hjalmar Katt, Geraldine Krüger, Kaori Laino, Antonia Piesck, Geraldine Stephan, Katharina Zerbe

Entwurf des Projekt-LogosHelmut Ehses

Plakat / ProgrammheftWI.WA.4 Kommunikationsdesign

Redaktion des ProgrammheftsGerd RixmannLK-Deutsch, Stufe 12 der GutenbergschuleVerantwortliche Lehrerin: Irene Schlotter Schülerinnen und Schüler: Julia Beyersdorf, Carolin Dahn, Jill Dressendörfer, Lea Fischer, Linda Flothmann, Konstantina Fourkiotis, Clarissa Gröschen, Kira Hollmann, Marie-Stella Hühnemohr, Sabrina Kaiser, Sabrina Köberich, Ann-Sophie von Koester, David Kreidel, Mareike Mauer, Lisa Rau, Tim Bastian Richter, Sophie-Charlotte Salzburg, Sarah Schmid, Almut Siebecker, Jana Stein, Jessica Taube, Kirsten Vogt, Lisa Wagner, Saskia Wirth

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Presse-Gruppe und PRVerantwortlicher Lehrer: Peter WagnerSchülerinnen und Schüler: Julia Beyersdorf, Inga Fink, Mareike Mauer, Friderieke Hesse

BeleuchtungJutta Wittekind, Rüsselsheim

TontechnikFirma Wittekind, RüsselheimJan Bauer, Lukas Schmidt

… und viele ungenannte Helferinnen und Helfer während des Projekt-verlaufs und hinter den Kulissen der Aufführungen.

Biografien

Gesangssolisten

Katja BoostDie Altistin Katja Boost gastiert in der aktuellenund kommenden Spielzeit am MecklenburgischenStaatstheater Schwerin u.a. als Quickly in Verdis„Falstaff“, an den Bühnen der Stadt Köln sowieam Bremer Theater. In der Spielzeit 2004/05 führten sie Engagements nach Schwerin, Kassel,Karlsruhe und die Deutsche Oper Berlin.

Von 2000 bis 2004 war sie an den Bühnen der Stadt Köln engagiert,wo sie u.a. als Ino in „Semele“, Prinzessin Clarissa in „Die Liebe zu den drei Orangen“ sowie im „Ring“ als Rheingold- und Siegfried-Erda, 2. Norn und Schwertleite zu hören war.

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Zuvor war Katja Boost im jungen Ensemble der BayerischenStaatsoper München engagiert. Festspielauftritte führten sie u.a. nachWiesbaden (Eröffnung der Maifestspiele 2000, Stimme Cassandras inder Uraufführung der Oper "Cassandra-Complex" von Gerhard Stäbler).Bereits während des Studiums gastierte Katja Boost an den Opern-häusern in Karlsruhe und Köln. Sie sang die Filipyevna in „EugenOnegin“ unter der Regie von Nikolaus Lehnhoff für die EuropeanUnion Opera im Festspielhaus Baden-Baden und am Theatre desChamps Elysees in Paris. Besonders im romantischen Konzertrepertoire, wie z. B. Verdis Requiem,Beethovens Missa Solemnis oder Mahlers 2. Symphonie konnte dieAltistin in den vergangenen Jahren auf sich aufmerksam machen. So führte sie eine Konzertreise im Auftrag des Goethe-Instituts mit den„Liedern eines fahrenden Gesellen“ von Mahler nach Asien. Sie ist in Wiesbaden geboren und studierte bei Gertie Charlent undJulia Hamari.

Eike Wilm Schultestudierte an der Musikhochschule in Köln sowieam Salzburger Mozarteum. Seinen ersten Vertragerhielt er in Bielefeld; es folgten weitere Verträgein Wiesbaden und Düsseldorf. Sein breitgefächer-tes Repertoire umfasst alle wesentlichen Rollender deutschen und italienischen Opernliteratur. Inden letzten Jahren führten ihn seine Engagementsin viele bedeutende Opernhäuser der Welt. In den kommenden Jahrenist er mit der Münchener Staatsoper, Dresdner Semperoper, demOpernhaus Leipzig, der Metropolitan Opera New York, dem GrandTheatre de Geneve, Teatro San Carlo Neapel, Teatro Real Madrid, sowieden Opernhäusern Toulouse und Marseille verbunden.

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Choreographen

Eduardo LainoLAINO ist Choreograph, Tänzer, Schauspieler undPädagoge. Er wurde in klassischem Ballett, ModernDance, Jazz Dance sowie brasilianischem/latein-amerikanischem Folkloretanz ausgebildet und be-gann seine Laufbahn als Schauspieler und Tänzer1976 in Sao Paulo/ Brasilien. In Lateinamerika,Japan, Hongkong, Indien und Europa sammelte er

internationale Erfahrungen.Eduardo Laino ist außerdem engagierter Berater und Organisator fürinterkulturelle Veranstaltungen. In Deutschland organisiert er seit1990 erfolgreich Veranstaltungen, mit Schwerpunkt im Rhein-MainGebiet. Er ist im Bereich Kunst- und Kultur-Management tätig. 2001 gründete er die Agentur für Interkulturelles Engagement inWiesbaden.

Ute BühlerSie erhielt ihre Ausbildung zur Tanzpädagoginbei Else Lang, Wigmannschülerin in Köln und beiRosalia Chladek, Wien.Ihre Ausbildung zur Musikpädagogin für «BasaleMusikerziehung» absolvierte sie bei Karl Foltz,Köln, ihre Ausbildung zur Basic-FranklinLehrerin in Ideokinese, Zürich.

Sie erhielt Unterricht in Folkloretanz, Feldenkrais, Qi Gong, Trommelnund Gesang.1989 gründet sie ihr eigenes Tanzstudio „tanzraum“, ist gleichzeitigDozentin im berufsbegleitenden Studium - System Chladek® in Wien.Workshops für Pädagogen und Tanzinteressierte gibt sie in Deutsch-land, der Schweiz und Italien und betätigt sich als Choreographin undTänzerin in diversen Tanz- und Performance-Projekten.

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Ramon Riverawurde als Tänzer an der „Juilliard School of the Performing Arts“ aus-gebildet, war 13 Jahre lang Solotänzer am Staatstheater Wiesbaden,studierte Pädagogik für Bühnentanz an der Frankfurter Hochschule fürMusik und darstellende Kunst und arbeitete dort nach seinem Diplomals Dozent. Seit 17 Jahren betreibt er zusammen mit seinem Geschäfts-partner Reto Dillenberger das Tanzstudio „Dance Line“ in Wiesbaden.

Tanzsolisten

Katharina Nicht1982 bis 1987 Sächsische Artistenschule, Kautschuk-aquilibristik, 1987 bis 1989 Akrobatiktrainerin, von1990 bis 1996 Jazz-Tanz. Moderner Tanz undKlassik-Ausbildung im Tanzhaus Friedrichstadtund Paluccaschule, seit 1993 Ausbildung im Orien-talischen Tanz und seit 1996 Lehrerin für orienta-lischen Tanz in verschiedenen Tanzschulen. Bühnenprogramme „Orientalische Impressionen mit elf Schleiern“1995, 1997, 1998; „Zwischen Tradition und Moderne“ mit Tamer Samir(Ägypten/Berlin) 1999, „Metamorphosen“ 2000 1. Platz beim Dresdner KleinkunstfestivalZahlreiche Engagements wie z.B. im Kulturpalast Dresden, Theater derJungen Generation Dresden, Albrechtstraum im Schloß Albrechtsberg,Freies Theater Schwerin, Kunst- und Kulturzentrum am Kaßberg u.v.m.

Catalina Vladescu1986-1992 Ballettunterricht in der Tanzschule Weber1992-1996 Modern Jazz-Unterricht in der Tanzschule Weber1996-2002 Freestyle-Jazz-Formation „Barbaras Formation“,Tanzschule Weber, Deutsche Meisterin, Europameisterin und Vize-Weltmeisterin im Jazzdance.

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Leila HaasTheater Membran, WiesbadenGeschichtenerzählerin und Performerin im freienTheaterbereich. Ausbildung in Körpertheater. Unter-richt in Tanz verschiedener Ethnien. Theaterpäda-gogin für Kinder, Erwachsene und in der Psychia-trie. Studium: Japanologie, Lateinamerikanistikund Sozialpädagogik.

Pablo Neruda, der Canto General und Mikis Theodorakis begleitenmich seit drei Jahrzehnten. Ich finde es wunderbar anachronistisch,dieses Stück Kulturgeschichte 2006 aufzuführen, in einer Zeit, in deres fast verpönt ist, Emotionen zu zeigen, in der Begriffe wie Hoffnung,Widerstand und Menschlichkeit nicht mehr oft verwendet werden.Es freut mich, Teil einer so großen und bunten Inszenierung zu sein.

Sebastian Czajor1977 in Pole/Katowic geboren und seit 1988 inDeutschland.Im August 2004 begann er mit der Ausbildungzum Erzieher an der Fachschule für Sozialpäda-gogik in Wiesbaden.Von 2001 bis 2005 wurde er privat von A. Sanchezim Salsa unterrichtet und nahm parallel Capoiera

Stunden in Frankfurt und Wiesbaden.Im November 2005 wurde er Mitglied in der Showtanzgruppe „Extra-vaganza“, die dem Turnerbund Wiesbaden Sonnenberg angehört.A. Kleinfeld leitet die Tanzgruppe, die bei Events, Festen und Wett-kämpfen mit wachsendem Erfolg teil nimmt.

Eduardo Laino(siehe bei Choreographen)

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Elvis Valstudierte 1994-1997 an der Ion Beitia BalletSchool (Bilbao) und von 1997-1999 an der JohnCranko Ballett Schule (Stuttgart). Bis 2001 war erim Victo Ullate Ballet (Spanien) beschäftigt, seit2001 ist er Solo-Tänzer im Ballett des WiesbadenerStaatstheaters. Sein Gastverträge führten ihnnach Polen, Essen und Japan.

Chöre

ProjektchorDem Aufruf, im Chor des diesjährigen Projekts mitzusingen, folgtenüberwiegend Eltern, Kollegen und Ehemalige der Schule. Ebenso mel-deten sich eine große Zahl Sängerinnen und Sänger aus den vorher-gehenden Chorprojekten der Schule und auch Mitglieder andererChöre aus Wiesbaden an. Seit Oktober 2005 bis März 2006 probte derChor alle zwei Wochen, seit April 2006 jede Woche samstags ganztä-gig. Dieser gewaltige Zeitaufwand war dem Umfang des Werkes durch-aus angemessen. Wie schon in den vorigen Projekten ist der Chor mitt-lerweile zu einer hoch motivierten Chorgemeinschaft zusammenge-wachsen.

SchulchöreNach 5, 6, 7 oder gar 8 Stunden Unterricht noch singen? Und oben-drein freiwillig? Es gibt viele Schülerinnen und Schüler, die das nurschwer verstehen können und viele, die nach einigen Wochen „Probe-singen“ merken, dass sie für ihre Freizeit andere Prioritäten setzen wollen.Aber irgend etwas muss ja dran sein an diesem Gemeinschaftserlebnis„Singen“, den ernsten oder spaßigen Proben, den zwei festlichen Chor-konzerten jährlich, den Chorfahrten, den Chorfreizeiten und den großenChorprojekten der Vergangenheit (Carl Orffs „Carmina Burana“

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1993/1998 und J. Haydns „Die Schöpfung“ 1995/1996), denn sonstließen sie sich nicht immer wieder Jahr für Jahr begeistern: die rund80 Kinder im Kinderchor (Klassen 5 und 6), die jeweils zwischen 30und 40 Mitglieder des Jugend- (Klassen 7 und 8) und Kammerchors(Klassen 9 bis 13).In 29 Jahren Chorgeschichte gab es manche Höhepunkte musikalischerund menschlicher Art. In Schulchören gehört ständiges Kommen undGehen zum Alltag. Wer tatsächlich 9 Jahre dabei bleibt, kann viel mit-nehmen für seine Musikalität, seine Stimme, seine Persönlichkeit undseine gesunde Atmung. Die Chronik der Schulchöre könnte sich sehenlassen, machte sich jemand die Mühe, alles aufzuschreiben, was in denChorkonzerten bereits gesungen und gespielt wurde, mit welcherBegeisterung das Publikum immer und immer wieder das Engagementder Kinder und Jugendlichen belohnte, wie die Presse mal mehr, malweniger aufmerksam die Ergebnisse der chorischen Arbeit an unsererSchule kommentierte.Es gibt kaum einen vokal-musikalischen Bereich, in dem sich dieSchulchöre nicht schon getummelt hätten. (Nicht immer gleicherma-ßen erfolgreich, aber immer mit Eifer und bestem Vermögen dabei.)Beispiele von der frühen Mehrstimmigkeit bis zu harmonisch kompli-zierten Werken unseres Jahrhunderts wurden einstudiert. Ebenso hat-ten in jedem Chorkonzert Arrangements aus Oratorium, Oper, Musicaloder Jazz- und Popmusik ihren Platz.Für dieses Projekt wurden für die Schulchöre dem jeweiligenLeistungsstand entsprechende Bearbeitungen aus dem Original her-gestellt. Auf diese Weise ist es allen Chören möglich, an dem umfang-reichen Werk aktiv Teil zu haben.

Wiesbadener KnabenchorDer Wiesbadener Knabenchor wurde 1960 von Pfarrer Dr. HugoHerrfurth an der Wiesbadener Ringkirche gegründet. Von 1964 bis1989 stand der Chor unter der Leitung von Dr. Konrad-JürgenKleinicke, der den Chor in seiner 25jährigen Tätigkeit zu großen

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Erfolgen führen konnte. Von 1990 bis 1997 leitete Klaus Ullrich denWiesbadener Knabenchor auf hohem Niveau. Ihm folgte der aufstre-bende junge Chorleiter Nicol Matt, der den Chor bis 2001 erfolgreichleitete. Seit 2001 ist Roman B. Twardy verantwortlicher künstlerischerLeiter des Chores.Der Knabenchor umfasst heute fast 90 Knaben- und Männerstimmenim Alter von 7 bis 28 Jahren. Durch Chor- und Orchesterkonzertesowie Konzertreisen hat sich dieses Vokalensemble in der Rhein-Main-Region, in Deutschland und auch international einen Namen gemacht.

Dirigenten

Roman B. Twardymachte seine ersten musikalischen Erfahrungenbei den Kiedricher Chorbuben. Nach dem Abiturstudierte er Musikwissenschaft, Germanistik, Päda-gogik und Schulmusik an der Universität Mainz.Heute ist er als Schulmusiker an der Oranienschulein Wiesbaden beschäftigt und seit 2001 künst-lerischer Leiter des Wiesbadener Knabenchors.Neben seinen zahlreichen künstlerischen Engagements ist Roman B.Twardy als Dozent für Tonsatz und Gehörbildung an der Gutenberg-Universität Mainz tätig.

Gerd Rixmannstudierte Schulmusik, Gesang und Germanistik inFrankfurt am Main. Fortbildung in Chor- undOrchesterleitung bei Wolfgang Gönnenwein,Wolfram Wehnert, Michael Beuerle und NicolasPasquet. Meisterkurse für Sologesang bei KurtWidmer (Basel), Jascha Galperin (Teatro Colón,Buenos Aires) und Eva Ambrosius von Bülow(Darmstadt). Mehrjähriger Auslandsaufenthalt in Südamerika. Dort

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Mitglied des Vokalquartetts „Ars Cantus de Montevideo“, Chorassistentam Rundfunkchor Montevideo. Seit 1978 Lehrer an der Gutenberg-schule Wiesbaden. 1992-94 Gastdozent an der LandesmusikakademieRheinland-Pfalz, 1997-2002 Lehrauftrag für Stimmbildung an derJohannes-Gutenberg-Universität Mainz.

FilmMedien-Design/FH Mainz - Studio Die Arbeit entstand im Virtuellen Studio des Studiengangs Medien-Design der Fachhochschule Mainz. Im Szenografie-Seminar entstan-den die Grundlagen zu der Projektion, die dann in freier Gestaltungweiterentwickelt werden konnten.

Katharina Kruczekist Studentin im Studiengang Medien-Design an der FH Mainz. Schwer-punkte ihrer Arbeit sind 2D/3D-Animation und TV Design.

Tobias Buschist ausgebildeter Mediengestalter für Digital- und Printmedien undStudent im Studiengang Medien-Design der FH Mainz mit denSchwerpunkten 2D/3D-Animation und Screendesign.

Hartmut Jahnist Hochschullehrer an der Fachhochschule Mainz mit dem Schwer-punkt Film und elektronische Medien.

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ImpressumVerantwortlich für den Inhalt: Die betreffenden AutorenHerausgegeben: Von dem Theodorakis-Chor- und Tanzprojekt derGutenbergschule, Mosbacherstr. 1, 65187 WiesbadenRedaktion: Leistungskurs Deutsch 12, Frau Schlotter, Gerd RixmannLayout, Design, Produktion: WI.WA.4 KommunikationsdesignDruck Innenseiten: Tagesstätte für psychisch kranke Menschen

im Diakonischen Werk Rheingau-Taunus

Herzlichen Dank an die Förderer und Unterstützer unseresChorprojekts Canto General

ROTARY INTERNATIONALDistrikt 1820

Kulturamt Wiesbaden

sowie Charlotte Brand, Brigitte Hell, Elisabeth Stein, Christel Michallik, Wilhelm Gebauer, Dr. Frauke Schmidt

Kommunikationsdesign

Ich willMusik

Wir fördern Kunst und Kultur !

Infos bei Ihrer Naspa und auf www.naspa.de


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