1
Motivation im Sport
- Ein Leitfaden für Trainer und Trainerinnen -
Liebe Trainerin, lieber Trainer 1
Lieber Sportler, liebe Sportlerin 1
Herzlich Willkommen zu einem Überblick über motivationale Aspekte im Sport!
Wir möchten Ihnen mit diesem Informationsheft aus motivationspsychologischer Sicht
erläutern, was wen warum zum Sport motiviert.
Eine bezeichnende Definition stammt von DeCharms, der Motivation als „so etwas
wie eine milde Form der Besessenheit“ (1979, S.55) bezeichnet. Vermutlich kennen Sie das
Gefühl von sich selbst, wenn Sie sich von etwas angezogen fühlen, das Sie unbedingt
erreichen wollen, das Sie fesselt und bei dem Sie trotz Anstrengung und Widerstände bei der
Sache bleiben? Vielleicht haben Sie dies beim Ausüben Ihrer favorisierten Sportart bereits
erlebt? Oder beim Verfolgen eines beruflichen Ziels oder Freizeitzieles? Wenn Sie dieses
Gefühl kennen, haben Sie Motivation erlebt - oder nach einer Definition von Rheinberg „die
aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzuges auf einen positiv bewerteten
Zielzustand“ (2004, S.15). Eine ebenso aussagekräftige Gegenstandsbeschreibung von
Motivation ist aus der Herkunft des Wortes abzuleiten: Der Begriff Motivation hat seinen
Ursprung im lateinischen Wort movere, das bewegen bedeutet. Und genau damit beschäftigt
sich letztendlich die Motivationspsychologie: Was bewegt Menschen dazu, bestimmte Dinge
zu tun oder zu unterlassen?
1 Unseres Erachtens erschwert die Nennung der männlichen und weiblichen Formen das Lesen. Um dies zu vermeiden, verwenden wir in den folgenden Kapiteln abwechselnd entweder nur die männliche oder nur die weibliche Form. Selbstverständlich sind immer Frauen und Männer gleichermaßen gemeint.
2
Wir und unsere Ziele
In unserer Projektgruppe Motivation, Gesundheit und Sport am Lehrstuhl für
Allgemeine Psychologie (Motivation) am Psychologischen Institut der Universität Zürich
befassen wir uns mit Bewegung im engeren Sinne des Wortes. Wir stellen uns
Forschungsfragen, wie beispielsweise: Wie motiviert man Menschen dazu, Sport zu treiben?
Welche motivationalen und willentlichen Faktoren tragen dazu bei, sportliche (Höchst-)
Leistungen zu erbringen? Wie kann die sportliche Aktivität langfristig aufrechterhalten
werden, so dass sich positive Effekte für die Gesundheit zeigen? Häufig werden ganz ähnliche
Fragen von aktiven Sportlern und Trainern an uns herangetragen. Diesen sind wir zu großem
Dank verpflichtet, weil sie uns bei unseren Forschungs- und Theoriearbeiten tatkräftig
unterstützen und uns durch ihre Praktiker-Perspektive neue theoretische Impulse geben. Aus
dem Bedürfnis, diese Fragen beantworten zu wollen und aus dem Bedürfnis, kräftig Werbung
für unser Fachgebiet zu machen :- ), ist die Idee entstanden, die für den Sport wichtigsten
motivations- und willenspsychologischen Konstrukte zusammenzufassen. Diese Ergebnisse
wollen wir anderen Trainern und weiteren Interessierten in Form eines kurzen
Informationsheftes zur Verfügung stellen. Genau dieses Informationsheft halten Sie nun in
den Händen.
Zum Inhalt
Bitte verstehen Sie dieses Informationsheft als Einleitung und Überblick über
ausgewählte motivationale Aspekte im Sport. Wir bieten Ihnen eine Darstellung der Inhalte
nach dem aktuellsten Wissensstand der Motivationspsychologie, erheben jedoch keinen
Anspruch auf wissenschaftliche Vollständigkeit. Es gibt eine Vielzahl interessanter
motivations- und willenspsychologischer Konstrukte, von denen wir einige aufgrund unserer
Erfahrungen bezüglich ihrer Eignung für den Sportkontext ausgewählt haben. Wir haben bei
3
der Beschreibung der Konstrukte dem Überblickscharakter und der verständlichen
Darstellung den Vorzug vor einer detaillierten wissenschaftlichen Darstellung gegeben. Wenn
Sie sich für bestimmte Theorien näher interessieren und differenziertere Informationen
möchten, wenden Sie sich bitte gerne an uns.
Die von uns gewählten Beispiele sind stark durch unsere persönlichen Präferenzen für
bestimmte Sportarten, die wir als Sportler und Trainier selbst mit einer (mehr oder weniger)
„milden Form der Besessenheit“ betreiben, geprägt. Diese Form der Darstellung erlauben wir
uns, weil es unser Ziel ist, Sporttreibende und ihre Trainer praxisbezogen zu informieren und
auf motivationale und willentliche Aspekte im Sport neugierig zu machen. Vielleicht gelingt
es uns, Sie dazu zu „bewegen“ Sport- und Trainingssituationen aus einem etwas anderen
Blickwinkel zu betrachten? Vielleicht nehmen Sie sogar eines der von uns empfohlenen
Fachbücher zur Hand? Oder Sie wenden sich mit weiterführenden Fragen an uns?
Möglicherweise geben Sie uns Rückmeldungen aus Ihrer Praktikerperspektive? Das wäre ein
großer Erfolg für uns.
Wenn Sie Fragen und Anregungen haben, wenden Sie sich gerne an Dr. Julia Schüler,
Universität Zürich, Psychologisches Institut, Allgemeine Psychologie (Motivation),
Treichlerstrasse 10, 8034 Zürich (E-Mail: [email protected], Tel.: 044 634 15
53).
Viel Spaß beim Lesen wünscht das Autoren-Team der Projektgruppe Motivation, Gesundheit
und Sport: Robert Buchli, Chrissi Dietsche, Sabine Fischer, Rosina Maag, Milena Meisser,
Sonja Nüssli, Simone Schoch, Julia Schüler (Leitung)
Zitierte Literatur :
DeCharms, R. (1979). Enhancing motivation: Change in the classroom . New York: Irvington.
Rheinberg, F. (2004). Motivation. Stuttgart: Kohlhammer. Humanwissenschaften (S. 3-9). Berlin: Springer.
4
Inhaltsverzeichnis
EINFÜHRUNG: DIE EINORDNUNG DER AUSGEWÄHLTEN KONSTRUKTE...........................................6 MOTIVATION UND WILLE.................................................................................................................................................... 6 EIN THEORETISCHES RAHMENMODELL: DAS RUBIKONMODELL DER HANDLUNGSPHASEN...................................... 7 ZUORDNUNG DER VORGEST ELLTEN KONSTRUKTE ZU DEN HANDLUNGSPHASEN..................................................... 10 LITERATUR........................................................................................................................................................................... 12
KAPITEL 1: MOTIVE IM SPORT.................................................................................................................................13 WAS SIND MOTIVE?............................................................................................................................................................ 13
Das Leistungsmotiv ......................................................................................................................................................14 Das Anschlussmotiv......................................................................................................................................................16 Das Machtmotiv............................................................................................................................................................17 Die Motiv-Sportart-Passung.......................................................................................................................................18
PRAKTISCHE IMPLIKATIONEN........................................................................................................................................... 19 LITERATUR........................................................................................................................................................................... 21
KAPITEL 2: ERWARTUNGEN UND WERTE..........................................................................................................22 ERWARTUNGEN UND WERTE............................................................................................................................................ 22 DIE SELBSTWIRKSAMKEITSERWARTUNG........................................................................................................................ 23 PRAKTISCHE ANWENDUNG................................................................................................................................................ 26 LITERATUR........................................................................................................................................................................... 27
KAPITEL 3: ZIELE.............................................................................................................................................................28 DIE ZIELSETZUNG............................................................................................................................................................... 28
Die Wirkung von Zielen...............................................................................................................................................29 CHARAKTERISTIKA ERFOLGREICHER ZIELE.................................................................................................................... 29
Realistische Ziele..........................................................................................................................................................29 Spezifische Ziele............................................................................................................................................................30 Lang- und kurzfristige Ziele........................................................................................................................................30 Zielsetzungen in Interaktion mit dem Trainer..........................................................................................................30 Öffentliche und sichtbare Ziele ..................................................................................................................................31 Trainings- und Wettkampfziele...................................................................................................................................31 Annäherungs- und Vermeidungsziele........................................................................................................................31
PRAKTISCHE ANWENDUNG................................................................................................................................................ 32 LITERATUR........................................................................................................................................................................... 33
KAPITEL 4: IMPLEMENTIERUNGSINTENTIONEN...........................................................................................34 DIE IMPLEMENTIERUNGSINTENTIONEN ........................................................................................................................... 34
Intentionen vs. Implementierungsintentionen ..........................................................................................................34 Die Wirkung von Implementierungsintentionen......................................................................................................35
PRAKTISCHE ANWENDUNG................................................................................................................................................ 36 LITERATUR........................................................................................................................................................................... 39
KAPITEL 5: INTRINSISCHE MOTIVATION...........................................................................................................40 INTRINSISCHE MOTIVATION.............................................................................................................................................. 40 ZWEI WICHTIGE ANSÄTZE IN DER FORSCHUNG ZUR INTRINSISCHEN MOTIVATION.................................................. 42
Die Selbstbestimmungstheorie....................................................................................................................................42 Die Interessentheorie...................................................................................................................................................44
PRAKTISCHE ANWENDUNG................................................................................................................................................ 45 LITERATUR........................................................................................................................................................................... 46
KAPITEL 6: ANREIZE UND FLOW IM SPORT......................................................................................................47 ANREIZE IM SPORT ............................................................................................................................................................. 47
Tätigkeits- und Zweckanreize.....................................................................................................................................48 Das Modell zeitlich variabler Anreizkonstellationen.............................................................................................48 Das Flowerleben...........................................................................................................................................................51
LITERATUR........................................................................................................................................................................... 54 KAPITEL 7: HANDLUNGSKONTROLLE .................................................................................................................55
5
DIE HANDLUNGSKONTROLLE........................................................................................................................................... 55 Unterschiedliche Kontrollzustände: Handlungs- und Lageorientierung............................................................56 Handlungs- und Lageorientierung im Umgang mit Misserfolg............................................................................57 Handlungs- und Langorientierung im Vergleich....................................................................................................58
PRAKTISCHE ANWENDUNG................................................................................................................................................ 59 Strategien willentlicher Handlungskontrolle...........................................................................................................59 Bewertung und Deaktivierung einer abgeschlossenen Handlung........................................................................60 Taktische Aufstellung im Mannschaftsport ..............................................................................................................60 Generierung neuer Ziele..............................................................................................................................................61
LITERATUR........................................................................................................................................................................... 62 KAPITEL 8: SELBSTSTEUERUNG IM SPORT.......................................................................................................63
DIE SELBSTSTEUERUNG..................................................................................................................................................... 63 Die Selbstregulation.....................................................................................................................................................64 Die Selbstkontrolle .......................................................................................................................................................66
LITERATUR........................................................................................................................................................................... 67 KAPITEL 9: URSACHENERKLÄRUNGEN VON ERFOLG UND MISSERFOLG......................................68
URSACHENERKLÄRUNGEN................................................................................................................................................. 68 Attributionale Theorie..................................................................................................................................................69
PRAKTISCHE ANWENDUNG................................................................................................................................................ 72 LITERATUR........................................................................................................................................................................... 74
ALLGEMEINE LITERATURHINWEISE...................................................................................................................75 Grundlagentheoretische Texte zu Motivation und Volition...................................................................................75 Einführungen in die Sportpsychologie......................................................................................................................75 Leistungssport ...............................................................................................................................................................75
AUSKLINGENDE WORTE..............................................................................................................................................76
6
Einführung
Die Einordnung der ausgewählten Konstrukte
Motivation und Wille
Die Frage, was Menschen dazu bewegt, bestimmte Dinge zu tun oder zu unterlassen,
beantwortet die Motivationspsychologie mit zwei Begriffen: Motivation und Wille.
Der Begriff Motivation wurde in der Einleitung schon definiert als die „aktivierende
Ausrichtung des momentanen Lebensvollzuges auf einen positiv bewerteten Zielzustand“
(Rheinberg, 2004, S.15). In unserem Informationsheft werden Sie unter anderem kennen
lernen, wie angenehm leicht intrinsisch motiviertes Handeln und Flow empfunden wird. Wie
aus der Alltagserfahrung bekannt ist, fällt aber nicht jedes Verhalten leicht. Nicht jede
Tätigkeit ist mit Spaß und Freude verbunden. Wir müssen häufig unangenehme Tätigkeiten
ausführen, um einen erwünschten Zustand zu erreichen. Ein Beispiel ist eine Sportlerin, der
das Intervalltraining beim Laufen nicht liegt, die es aber trotzdem in ihr Trainingsprogramm
aufnimmt, damit sie langfristig ihre Laufgeschwindigkeit verbessern kann. Ein anderes
Beispiel ist eine Gesundheitssportlerin, die viel Zeit im Kraftraum mit Übungen verbringt, die
sie als anstrengend und monoton empfindet, die langfristig aber ihre Rückenbeschwerden
mindern. Als wenn es nicht reichen würde, dass die Tätigkeiten unangenehm sind –
manchmal müssen sie sogar noch gegen starke aktuell angeregte Bedürfnisse durchgesetzt
werden. Die Läuferin, die das Intervalltraining nicht mag, muss sich zu diesem „zwingen“,
obwohl sie nach einem anstrengenden Arbeitstag ein starkes Bedürfnis nach Erholung hat.
Die Gesundheitssportlerin muss sich dazu überwinden, Zeit mit Rückenübungen zu
verbringen, obwohl sie viel lieber die Zeit mit guten Freunden im Café verbringen würde.
Wie nur kann der Mensch dies leisten? Die Antwort ist: Weil er einen Willen hat. Der
Wille – oder Volition - meint „[…] die Möglichkeit, aufgrund bestimmter Binnenprozesse eine
7
Handlungsausführung trotz innerer und äußerer Widerstände bis zur Zielerreichung aufrecht
zu erhalten“ (Rheinberg, 2004, S. 176). Das Hauptmerkmal, an dem man festmachen kann,
dass der Wille ins Spiel kommt, ist das Erleben von negativer Anstrengung. Hiermit ist nicht
die objektive körperliche Anstrengung gemeint, sondern eine subjektive empfundene
Anstrengung, die Sportlerinnen beschreiben würden als „sich-überwinden-müssen“, „sich-
zusammenreissen“ oder „die-Zähne-zusammenbeissen“. Wie die Definition zeigt, kommt der
Wille dann zum Einsatz, wenn Widerstände überwunden werden müssen. Ein solcher
Widerstand kann die eigene Angst sein, eine Bewegung auszuführen, wie zum Beispiel der
erste Salto beim Trampolinspringen oder das Hinabfahren einer steilen Skipiste. Auch
körperliche Müdigkeit ist ein Widerstand, der zum Beispiel bei einem Marathonlauf
willentlich überwunden werden muss. Widerstände, die von vornherein verhindern, dass die
sportliche Aktivität überhaupt begonnen wird, sind andere Handlungsmöglichkeiten, wie zum
Beispiel die Füße hochzulegen, statt zum Sport zu gehen oder die Zeit mit Arbeiten zu
verbringen, anstatt sich Zeit für den Sport freizuschaufeln.
Ein theoretisches Rahmenmodell: Das Rubikonmodell der
Handlungsphasen
Motivation und Volition sind die wichtigsten Antriebskräfte menschlichen Handelns
und die Motivationspsychologie hat viele hypothetische Konstrukte entwickelt, die einem der
beiden Überbegriffe zugeordnet werden können. Bevor Sie einige dieser Konstrukte kennen
lernen, möchten wir Ihnen einen Rahmen bieten, der die Konstrukte ordnet und ihnen einen
Platz zuweist. Dies möchten wir mit der Darstellung einer einflussreichen theoretischen
Arbeit tun, die Motivation und Wille in einem Modell integriert: Das Rubikonmodell der
Handlungsphasen (Heckhausen & Gollwitzer, 1987) (s. Abbildung 1).
8
Abbildung 1: Das Rubikonmodell der Handlungsphasen (modifiziert nach Heckhausen 1989,
S. 212)
Das Rubikonmodell der Handlungsphasen beschreibt einen Prozess, der beim
Entstehen eines Wunsches beginnt und bei der Bewertung der Zielerreichung endet. Dieser
Prozess wird auch als „Handlungsstrom“ bezeichnet und ist in verschiedene Phasen unterteilt.
Die Phase des Abwägens ist eine motivationale Phase. In ihr wird ein Wunsch aus vielen
anderen bestehenden Wünschen ausgewählt und auf seine Realisierbarkeit und Wertigkeit hin
überprüft. Wenn der Wunsch ausgewählt ist und das sorgfältige Abwägen ergibt, dass die
Vorteile überwiegen, wird der Entschluss gefasst, diesen Wunsch auch tatsächlich zu
verfolgen. Aus dem Wunsch wird eine Zielintention.
Die Zielintentionsbildung wird auch als Überschreitung des Rubikons bezeichnet:
Julius Cäsar hat 49 v. Chr. abgewogen, ob er den Fluss Rubikon überschreiten solle, was
unwiderruflich einen Bürgerkrieg eröffnet hätte oder aber nicht. Cäsar entschied sich, den
Rubikon zu überschreiten – er bildete eine Intention. Nach der Intentionsbildung war kein
Zurück mehr möglich – das realitätsgerechte Abwägen aller Vor- und Nachteile ist der
bestmöglichen Realisierung der Intention gewichen. Die Metapher des Flusses Rubikon soll
verdeutlichen, dass das Bilden einer Intention eine scharfe Grenze darstellt, die die
motivationale Phase des Abwägens (Soll ich? Soll ich nicht?) und die volitionale Phase des
WählenAbwägen Planen
Inte
ntio
nsbi
ldun
g (R
ubik
onüb
ersc
hrei
tung
)
Handeln
Inte
ntio
nsin
itiie
rung
Inte
ntio
nsde
sakt
ivie
rung
(z.B
. bei
Zie
lerr
eich
ung)
Bewerten
Motivationale Phase
Volitionale Phase
Motivationale Phase
Volitionale Phase
9
Planens (Wie soll ich?) voneinander trennt. In der abwägenden Phase verarbeiten Menschen
Informationen sachlich und neutral und orientieren sich an der Realität. Ist die Intention
gebildet (der Rubikon überschritten) und die Phase des Planens eingeleitet, verarbeiten
Menschen Informationen sehr parteiisch zugunsten der gefassten Intention und orientieren
sich nur noch an ihrer Realisierung. Die Veränderung der Bewusstseinslage, die durch die
Intentionsbildung herbeigeführt wird, beschreibt Heckhausen zutreffend mit: „Sie [Menschen,
die den Rubikon überschritten haben] sind von abwägenden Moderatoren des Wählens im
Handumdrehen zu einseitigen Partisanen des Wollens geworden“ (1987, S.6).
Ist die zielführende Handlung geplant, wird die Handlung initiiert und die Phase des
Handelns beginnt. Nach der Zielerreichung wird das Handlungsergebnis in der Phase der
Bewertung mit dem intendierten Ziel verglichen.
Auf ein Beispiel aus dem Sport bezogen, beschreibt das Rubikonmodell den Ablauf
von einem Wunsch, z.B. sich sportlich betätigen zu wollen, der zu einem Ziel wird, z.B. der
Entschluss, regelmäßig joggen zu gehen, das verfolgt, erreicht und bewertet wird. Das es so
einfach nicht ist, lehrt uns die Erfahrung: Menschen haben Schwierigkeiten mit der Auswahl
von sportlichen Zielen, treiben keinen Sport, obwohl sie es sich ganz fest zum Ziel gesetzt
haben, geben die sportliche Aktivität irgendwann auf und erreichen sportliche Ziele nicht.
Wie diese Unterbrechungen im Handlungsstrom zustande kommen und wie man sie
verhindern kann, wird der Inhalt der folgenden Kapitel sein.
10
Zuordnung der vorgestellten Konstrukte zu den Handlungsphasen
Die von uns vorgestellten Konstrukte können nun mit Hilfe des Modells im
Handlungsstrom platziert werden.
Kapitel 1 beschäftigt sich mit Motiven. Drei wichtige Motive, die das (Sport-)Verhalten und
Erleben von Menschen beeinflussen sind das Leistungs-, Macht- und Anschlussmotiv. Motive
nehmen Einfluss auf Verhalten und Erleben in der Phase des Handelns und spielen auch bei
der Bewertung der Handlungsergebnisse eine Rolle. Da Motive das erste Mal bei der Auswahl
von Zielen wirksam werden, werden sie im Rubikonmodell der Handlungsphasen in der
motivationalen Phase des Wählens platziert.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit Erwartungen – vor allem mit Selbstwirksamkeitserwartungen
und Werten. Die Erwartung, ein sportliches Ergebnis erreichen zu können und der Wert, den
das Ergebnis hat, bestimmen, ob die sportliche Aktivität überhaupt begonnen wird. Das
Abwägen von Erwartungen und Werten findet vor der Intentionsbildung statt und gehört so in
die motivationale Phase des Wählens.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit Zielsetzungen. Im Rubikonmodell der Handlungsphasen ist mit
Intentionsbildung die Entscheidung für ein Ziel gemeint. Das Kapitel über Zielsetzungen
geht darüber hinaus und erläutert, wie Ziele formuliert sein müssen, damit sie erfolgreich
umgesetzt werden können. Am besten lassen sich diese Ideen bei der Intentionsbildung
platzieren.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit Implementierungsintentionen. Implementierungsintentionen
konkretisieren Intentionen, zu dessen Verfolgung man sich entschieden hat. Sie sind ein
11
Instrument des Planens, das nach der Intentionsbildung eingesetzt wird und so zur
volitionalen Phase des Planens gehört.
Kapitel 5 beschäftigt sich mit intrinsischer Motivation. Intrinsische Motivation ist die beste
und effektivste Antriebskraft, die man nach der Zielsetzung beim Ausüben der Handlung
erleben kann. Intrinsische Motivation ist am besten in die Phase des Handelns einzuordnen,
wenngle ich sie auch bei der Zielwahl schon eine Rolle spielt.
Kapitel 6 beschäftigt sich mit Anreizen und einem besonderen Anreiztyp – dem Flowerleben.
Anreize und Flowerleben bestimmen die intrinsische Motivation mit. Kapitel 5 und 6 sind
also themenverwandt und beschreiben Phasen des Handelns, die durch Motivation getragen
werden.
Kapitel 7 beschäftigt sich mit der Handlungskontrolle. Handlungen müssen willentlich
kontrolliert werden, wenn sie vom Zielkurs abzuweichen drohen. Handlungskontrolle muss in
der Phase des Handelns wirksam werden.
Kapitel 8 beschäftigt sich mit Selbststeuerung und beschreibt, wie Menschen sich durch
Selbstkontrolle und Selbstregulation in ihren eigenen Handlungen steuern können. Kapitel 7
und 8 sind themenverwandt und beschreiben Phasen des Handelns, die durch Volition
getragen werden.
Kapitel 9 beschäftigt sich mit Ursachenerklärungen, die Menschen für erzielte Erfolge oder
erlittene Niederlagen finden. Welche Ursachen gefunden werden, bestimmt die zukünftige
Motivation entsche idend mit. Ursachenerklärungen finden nach der Zielerreichung oder
Zielverfehlung statt und fallen so in die Phase des Bewertens.
12
Literatur zur Einführung
Zitierte Literatur
Heckhausen, H. (1987). Wünschen-Wählen-Wollen. In H. Heckhausen, P.M. Gollwitzer & F.E. Weinert (Hrsg.),
Jenseits des Rubikon: Der Wille in den Humanwissenschaften (S. 3-9). Berlin: Springer.
Heckhausen, H. (1989). Motivation und Handeln. Berlin: Springer.
Heckhausen, H. & Gollwitzer, P.M. (1987). Thought contents and cognitive functioning in motivational vs.
volitional states of mind. Motivation and Emotion, 11, 101-120.
Rheinberg, F. (2004). Motivation. Stuttgart: Kohlhammer.
Grundlagentheoretischer Text zum Rubikonmodell
Achtziger, A. & Gollwitzer, P.M. (2006). Motivation und Vo lition im Handlungsverlauf. In J. Heckhausen & H.
Heckhausen (Hrsg), Motivation und Handeln. S.277 – 302. Berlin: Springer.
13
Kapitel 1
Motive im Sport
Abbildung 2: Eine wichtige Position von Motiven im Handlungsstrom (Näheres zur
Einbettung in das Rubikonmodell der Handlungsphasen s. Einleitung).
Was sind Motive?
Motive wurden als Persönlichkeitskonstrukte eingeführt, um dem Umstand Rechnung
zu tragen, dass bei der Auswahl und Verfolgung von Zielen große Unterschiede zwischen
Personen bestehen. Einzelne Personen jedoch zeigen bei der Auswahl und Verfolgung von
Zielen eine beachtliche Konstanz. Motive beschreiben eine dispositionelle Neigung und
Voreingenommenheit in der Bewertung bestimmter Klassen von Situationen, Tätigkeiten
und Handlungszielen. Diese recht sperrige Definition ist an einem Beispiel aus dem Sport
schnell erklärt: Menschen bewerten sportliche Situationen - wie die Teamarbeit im
Volleyballmatch oder den Einzelkampf beim 100m Sprint - danach, ob sie ihnen gefallen und
ob sie sich in ihnen wohl fühlen. Sie entscheiden aufgrund dieser Bewertung, welche
Situationen sie aufsuchen und welche nicht. Nun kann man beobachten, dass sich Personen in
ihren Bewertungen voneinander unterscheiden. So bevorzugt ein Sportler grundsätzlich eher
WählenAbwägen Planen
Inte
ntio
nsbi
ldun
g (R
ubik
onüb
ersc
hrei
tung
)
Handeln
Inte
ntio
nsin
itiie
rung
Inte
ntio
nsde
sakt
ivie
rung
(z.B
. bei
Zie
lerr
eich
ung)
Bewerten
Motivationale Phase
Volitionale Phase
Motivationale Phase
Volitionale Phase
14
Situationen, in denen die soziale Interaktion mit anderen im Vordergrund steht (Teamspiel,
Diskussionen am Vereinstisch), während ein anderer Sportler grundsätzlich eher Situationen
bevorzugt, in denen er direktes Feedback zu seinen Individualleistungen bekommt
(Einzelwertungen, Vereinsreden).
Die Tatsache, dass Motive keine direkten Erlebniskorrelate haben, legt es nahe, ihre
Wirkung mit der eines Bezugsystems zu vergleichen: Motive legen die Rahmenbedingungen
für das Erleben fest - also das, was das individuell Selbstverständliche des Wahrnehmens,
Interpretierens, Fühlens und Urteilens ausmacht. Motive stellen Persönlichkeitsmerkmale dar,
die sich erst aufgrund spezifischer motivthematischer Hinweisreize „aktivieren“ und so sofort
ihre Wirkung entfalten. Sie versuchen das Warum und Wozu des Erlebens und Verhaltens zu
erklären. Wenn durch das Auftreten spezifischer situativer Hinweisreize ein Motiv „geweckt“
wird, entsteht Motivation.
Wie viele und welche Motive beim Menschen als fundamental angenommen werden
können, wurde lange Zeit in der persönlichkeitstheoretisch orientierten
Motivationspsychologie zu klären versucht. Die Beobachtung der schon im Kleinkindalter
beim Menschen verhaltenswirksamen Anreize legt eine Unterteilung in drei Gruppen nahe
(McClelland, 1985):
• das Leistungsmotiv
• das Anschlussmotiv
• das Machtmotiv
Das Leistungsmotiv
Ein wichtiger Anreiz für das Sporttreiben liegt in einer Kompetenzerfahrung und in
der Auseinandersetzung mit dem eigenen Leistungsstreben. Im Leistungssport besteht ein
Anreiz gerade darin, herauszufinden, wer die beste Leistung bringt, wie weit sich
Leistungsgrenzen verschieben lassen im Sinne des olympischen Mottos: „schneller, höher,
15
weiter“. Nach der wissenschaftlichen Definition geht es bei der Leistungsmotivation um die
Auseinandersetzung mit einem Gütemassstab. Der Handelnde möchte etwas möglichst gut
oder besser (als bisher, oder als andere) machen. Massstäbe für das Gelingen oder Misslingen
können entweder in der Sache selbst liegen (einen ganzen Marathon laufen), sich an der
eigenen zurückliegenden Leistung orientieren (eine neue persönliche Bestzeit beim Marathon
laufen) oder auf den Vergleich mit anderen abheben (den Marathon gewinnen). Auf das
Vorliegen von Gütemassstäben kann geschlossen werden, wenn Handlungsresultate bewertet
werden (schaffe ich die ganzen 42 km oder nicht). Die Bewertung von Handlungsresultaten
führt zu leistungsbezogenen Affekten (Gefühlen), deren Auftreten das letztlich angestrebte
Handlungsziel darstellt (stolz auf sich sein nach absolviertem Marathon). Dieser Affekt kann
antizipatorisch vorweggenommen werden (sich vorstellen, wie man sich nach absolviertem
Marathon fühlt: stolz) und dann in Form eines Anreizes das Motiv anregen (Ausschreibung in
der Zeitung für den Zürich-Marathon) und damit eine neue Verhaltensepisode motivieren
(Anmeldung und trainieren für den Zürich-Marathon).
Beim Leistungsmotiv unterscheidet man zwischen der aufsuchenden Komponente
„Hoffnung auf Erfolg“ (sicher sein, den Marathon bis ins Ziel zu laufen) und der
vermeidenden Komponente „Furcht vor Misserfolg“ (befürchten, nicht den ganzen Lauf zu
schaffen). Menschen mit stark ausgeprägter Erfolgszuversicht suchen die Auseinandersetzung
mit Leistungsmassstäben und haben Spass daran etwas besser zu machen, etwas Neues zu
schaffen und eigenverantwortliche Projekte durchzuführen und diese zu perfektionieren.
Menschen mit ausgeprägter Misserfolgsfurcht haben in Leistungssituationen Angst zu
versagen. Im Sportkontext drückt sich dies z.B. in Wettkampfangst aus. Da Misserfolgsangst
auch dazu führt, sich auf Leistungssituationen (z.B. Wettkampf) besonders sorgfältig
vorzubereiten, kann sie sich auf die Leistung letztendlich auch positiv auswirken. In den
meisten Fällen gilt jedoch, dass Erfolgszuversicht positive Auswirkungen und
Misserfolgsangst negative Auswirkungen auf das Sportverhalten hat. Gabler (2002) stellt
16
aufgrund einer Untersuchung fest, dass eine grössere Erfolgszuversicht und eine geringere
Misserfolgsängstlichkeit bedeutsame Vorraussetzungen dafür sind, dass die
Leistungsbereitschaft für das Training über längere Zeit hinweg aufrechterhalten wird. Je
geringer die Erfolgszuversichtlichkeit und je höher die Misserfolgsängstlichkeit, desto
wahrscheinlicher ist eine Reduzierung oder ein Abbruch des Trainings.
Das Anschlussmotiv
„Elf Freunde sollt ihr sein“ – dieser vielzitierte Ausspruch des unvergessenen Fussball
- Nationaltrainers Sepp Herberger ist ein Hinweis auf die Bedeutung zwischenmenschlicher
Beziehungen im Sportbereich. Der vielbeschworene Teamgeist und das Verhältnis zum
Trainer sind beispielhaft für die Vielzahl von Interaktionen im Sport, die in den
anschlussthematischen Bereich gehören. Das Anschlussmotiv ist definiert als das Bestreben
zur Initiierung, Aufrechterhaltung und Wiederherstellung warmer und freundlicher
Beziehungen zu anderen Personen. „Aus Fremden Bekannte und schliesslich Vertraute und
freundschaftlich Gesinnte zu machen, dass man dabei aber zurückgewiesen werden kann, das
ist das Thema des Anschlussmotivs“ (Heckhausen, 1989).
Das Anschlussmotiv hat ebenfalls eine aufsuchende („Hoffnung auf Anschluss“) und
eine meidende („Furcht vor Zurückweisung“) Komponente. Hoffnung-auf-Anschluss-
Motivierte suchen aktiv Kontakt zu anderen Personen und fühlen sich in sozialen Situationen
sicher und entspannt. Furcht-vor-Zurückweisung-Motivierte fühlen sich in sozialen
Situationen unsicher und nervös, kennzeichnen sich in festen Freundschaften aber als äusserst
loyal und zuverlässig. In einer frühen Forschungsarbeit von French (1956) lies seine
Versuchspersonen wählen, ob sie eine Aufgabe lieber mit einem untüchtigen Freund
bearbeiten wollten oder mit einem Partner, der zwar tüchtig, ihnen aber unsympathisch war.
Es zeigte sich, dass Personen mit hohem Leistungs- und niedrigem Anschlussmotiv eher den
tüchtigen Partner wählten, wohingegen Versuchspersonen mit hohem Anschluss- und
17
niedrigem Leistungsmotiv sich für den Freund entschieden. Eine solche nicht
leistungsförderliche Orientierung lässt sich teilweise auch im Sport finden, je eher das
sportliche Handeln als Freizeitsport und nicht als Leistungssport verstanden wird. Janssen und
Strang (1982) fanden bei einer Untersuchung (522 Schülerinnen), dass sportliche Aktivitäten
und Freizeitverhalten hauptsächlich vom Anschlussmotiv bestimmt werden. Hier kann es
teilweise insbesondere bei Mannschaftssportarten zu Konflikten kommen zwischen den
anschlussorientierten Sporttreibenden und denjenigen, bei denen Leistungsorientierung im
Vordergrund steht.
Das Machtmotiv
Facetten machtthematischen Verhaltens finden sich auch im Sport an vielen Stellen
wieder. So will man den „Gegner beherrschen“ oder das „Feld unter Kontrolle haben“. Der
Trainer möchte, dass die Athleten sich entsprechend seinen Anweisungen verhalten. Auf dem
Spielfeld hat der Mannschaftskapitän die Verantwortung für sein Team. Schiedsrichter haben
im Sport ebenfalls eine klare Machtposition inne. Will man das Untersuchungsfeld noch
erweitern, kann man an dieser Stelle auch die Macht der Sponsoren, Presse und Verbände ins
Feld führen. Das Machtmotiv wurde von Veroff (1957) definiert als „die Kontrolle über die
Möglichkeiten, andere zu beeinflussen“. Schmalt (1979) beschreibt Macht als eine
„bereichsspezifische, asymmetrische, dyadische Beziehung, die durch eine Gefällestruktur auf
den Dimensionen soziale Kompetenz, Zugang zu Ressourcen und Statusposition
charakterisiert ist und sich in einer einseitig verlaufenden Verhaltenskontrolle manifestiert“.
Das Machtmotiv hat ebenfalls eine aufsuchende („Hoffnung auf Kontrolle“) und eine
meidende („Furcht vor Kontrollverlust“) Komponente. Menschen mit ausgeprägter Hoffnung
auf Kontrolle wollen andere Menschen beeinflussen, wollen ihre Fähigkeiten zeigen und im
Mittelpunkt stehen. Menschen mit ausgeprägter Furcht vor Kontrollverlust versuchen den
18
Verlust von Einfluss oder Prestige zu vermeiden und verwenden viel Zeit darauf, ihre
Machtposition abzusichern.
Es gibt so gut wie keine Untersuchungen zum Machtmotiv im Sportbereich. Man
könnte vermuten, dass Trainer und Schiedsrichter über ein besonders hohes Machtmotiv
verfügen. Möglicherweise spielt das Machtmotiv jedoch eine grössere und andere Rolle im
sportlichen Handeln als bisher angenommen. So wird vermutet, dass bei extremen
Ausdauersportarten das Machtmotiv eine wichtige Rolle spielt und zwar im Sinne eines „Ich
kontrolliere mich selbst, habe Macht über mich“.
Personen haben nie nur eines der oben beschriebenen Motive. Es sind immer alle drei
Motive in jeder Person vorhanden, nur ist die Konstellation der einzelnen Motive bei jeder
einzelnen Person anders ausgeprägt.
Die Motiv-Sportart-Passung
In einem eigenen Forschungsprojekt unserer Arbeitsgruppe versuchen wir
vorherzusagen, welche Motive mit welchen sportlichen Situationen am besten kompatibel
sind. Der Grundgedanke unserer Idee ist, dass Motive mit Situationen thematisch
übereinstimmen müssen, damit die Motive optimal befriedigt werden können und sich
letztendlich Sportler mit ihrer Sportart wohlfühlen und gute Leistungen bringen. Ein Beispiel:
Ein Sportler mit einem hohen Leistungsmotiv sollte sich in denjenigen sportlichen Situationen
am wohlsten fühlen, die Anreize zur Befriedigung seines Leistungsmotivs bieten. Dies sind
beispielsweise Situationen, in denen der Sportler ein direktes und realistisches Feedback über
seine eigene Leistung bekommt (z.B. Laufzeit auf 100m), so dass er entscheiden kann, ob er
besser oder schlechter als zuvor oder als andere ist. Weitere leistungsthematische
Sportsituationen sind solche, die durch anspruchsvolle Aufgaben Lerngelegenheiten und
Optimierungsmöglichkeiten bieten (z.B. anspruchsvolles Training). Ein hoch
anschlussmotivierter Sportler sollte sich in solchen Situationen am wohlsten fühlen, in denen
19
er sich mit anderen austauschen kann, soziale Beziehungen pflegen und vertiefen kann. Für
ihn sind Mannschaftssportarten attraktiv, in denen gemeinsame Siege gefeiert oder
Niederlagen bedauert werden können. Auch das nach dem Training gemeinsam in den
Ausgang gehen ist ein motivierender Anreiz für den Anschlussmotivierten.
Um den thematischen Anreizgehalt von Sportsituationen (Leistung, Macht, Anschluss)
zu messen, haben wir Interviews mit Sportlern über deren Sportarten geführt und
Anreizstrukturen herauskristallisiert. Motive kann man mit Hilfe standardisierter
psychologischer Messinstrumente messen. Ein mittelfristiges Ziel dieses
Forschungsvorhabens besteht darin, im Rahmen einer Sportberatung die Motive einer Person
mit dem Anreizgehalt von Sportarten abzugleichen und Personen zu einer Sportart zu raten,
die viele motivrelevante Anreize enthält. Dies sollte dazu führen, dass das Sportverhalten über
lange Zeit aufrechterhalten wird.
Praktische Implikationen
Prinzipiell gilt, dass das Training vor allem SPASS machen soll, da Spass und Freude
an der sportlichen Tätigkeit mit der Leistung und der Dauer des Sportausübens
zusammenhängen. Dies kann unter anderem durch das folgende Trainerverhalten unterstützt
werden (siehe Tabelle 1):
Tabelle 1. Praktische Implikationen.
Was kann der Trainer tun? Warum wirkt es? Beispiel Vielseitiges Anreizangebot d. h. während eines Trainings verschieden Anreizsituationen schaffen, damit alle Teilnehmer auf ihre Kosten kommen.
Die Teilnehmer des Trainings haben unterschiedliche Motivkonstellationen (z. B.: jemand mit einem hohen Anschlussmotiv versteht sportliches Handeln als Freizeitsport und nicht als
Bei Mannschaftssportarten Spielformen variierenà „jetzt ist/sind die Spielstrategie/schöne Spielzüge wichtig; jetzt zählt wer die meisten Tore schiesst oder jetzt zählt die Teamarbeit.“
20
Leistungssport )
Sportler „erfolgszuversichtlich machen“ Mittelschwere Aufgaben wählen Attributionsstil und Feedback Vgl. Kapitel 9: Ursachenerklärung von Erfolg und Misserfolg Realistische Ziele setzen Vgl. Kapitel 3: Ziele Annäherungsziele setzen Vgl. Kapitel 3: Ziele
Erfolgszuversichtliche trainieren länger und üben die Sportart über einen längeren Zeitraum aus. Weil sie als Herausforderung wahrgenommen werden. Werden Erfolge internal und Misserfolge variabel, kontrollierbar attribuiertà günstiger Attributionsstil für Motivation Realistische Ziele werden eher erreicht als unrealistische. Die Zielerreichung erhöht die Erwartung, auch zukünftig ähnliche Ziele erreichen zu können. Positive, annähernd formulierte Ziele lassen die Energie fokussiert einsetzen.
Einfachere und schwierigere Bauchübungen im Kondi Anwenden der drei Leitfragen (siehe Kapitel 9) Anhand schon erreichter Leistungen, Anzahl Trainingseinheiten und körperlichen Voraussetzungen ein für den Athleten realistisches Ziel setzen. Läufer: „Ich will den Kilometer in 3:50 laufen“, und nicht „Ich sollte den Kilometer nicht langsamer als 3:50 laufen. Mannschaft: „Wir wollen den Ligaerhalt schaffen“, und nicht „Wir sollten nicht absteigen.“
Misserfolgsfurcht reduzieren Attributionales Feedback Vgl. Kapitel 9: Ursachenerklärung
Misserfolgsmotivierte meiden generell leistungsbezogene Aufgaben. Misserfolg vor allem internal–variabel attribuierenà hier liegt das grösste Verbesserungspotenzial versteckt und der Athlet stellt sich selber nicht in Frage sondern seine Vorbereitung etc.
„Wenn du bei den Visualisierungsübungen dir die Strecke besser eingeprägt hättest, wäre dir der Fehler beim 6. Tor nicht unterlaufen.“
21
Literatur zu Kapitel 1
Zitierte Literatur
French, E.G. (1956). Motivation as a variable in work partner selection. Journal of Abnormal and Social
Psychology, 3 , 96-99.
Gabler, H. (2002). Motive im Sport. Schorndorf: Verlag Karl Hofmann.
Heckhausen, H. (1989). Motivation und Handlung. Berlin: Springer.
Janssen, J.P. & Strang, H. (1982). Sport. Anschlussmotiv, Belohnungsaufgabe, Leistungsmotiv und internaler-
externaler Kontrollstil bei Jugendlichen. In Berichte aus dem Arbeitsbereich Sportpsychologie des
Instituts für Sport und Sportwissenschaft der Universität Kiel (S.90-109). Kiel, Institut für Sport und
Sportwissenschaft.
McClelland, D. (1985). Human Motivation . Cambridge: Cambridge University Press.
Schmalt, H.D. (1979). Machtmotivation. Psychologische Rundschau, 30, 269-285.
Veroff, J. (1957). Development and validation of a projective measure of power motivation. Journal of
Abnormal and Social Psychology, 54, 1-8.
Grundlagentheoretische Texte zu Motiven
Gabler, H. (2002). Motive im Sport. Schorndorf: Verlag Karl Hofmann.
Heckhausen, J. & Heckhausen, H. (2006). Motivation und Handeln. Berlin: Springer.
Rheinberg, F. (2004). Motivation (5. Auflage). Stuttgart: Kohlhammer.
Rudolph, U. (2003). Motivationspsychologie. Weinheim: Beltz.
Schneider, K. & Schmalt, H.D. (2000). Motivation. Stuttgart: Kohlhammer.
22
Kapitel 2
Erwartungen und Werte
Abbildung 3: Die Position von „Erwartung und Wert“ im Handlungsstrom (Näheres zur
Einbettung in das Rubikonmodell der Handlungsphasen s. Einleitung).
Erwartungen und Werte
Die Phase des Wählens im Rubikonmodell der Handlungsphasen ist gekennzeichnet
durch das Abwägen zwischen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten. Das Abwägen endet in
der Wahl eines Handlungsziels. Eine Theoriefamilie, die das Wählen von Zielen erklärt,
besteht aus Erwartung-mal-Wert-Modellen. Der Name dieser Modelle beinhaltet schon ihre
Grundannahme: Eine Person wählt ihre Handlungsziele bewusst und geht dabei rational vor,
indem sie die Attraktivität des jeweiligen Ziels (Wert) mit der Wahrscheinlichkeit
(Erwartung), es zu erreichen miteinander verrechnet. Eine Langstreckenläuferin könnte sich
beispielsweise fragen: Wie wichtig ist es mir, den Marathon unter 3 ½ Stunden zu laufen?
Wie wahrscheinlich ist es, dass ich dieses Ziel erreiche? Nur wenn der Wert des Ziels und die
Erfolgserwartung angemessen hoch sind, wird sich die Läuferin für die Verfolgung des
WählenAbwägen Planen
Inte
ntio
nsbi
ldun
g (R
ubik
onüb
ersc
hrei
tung
)
Handeln
Inte
ntio
nsin
itiie
rung
Inte
ntio
nsde
sakt
ivie
rung
(z.B
. bei
Zie
lerr
eich
ung)
Bewerten
Motivationale Phase
Volitionale Phase
Motivationale Phase
Volitionale Phase
23
Zeitziels entsche iden. Eine Form von Erwartungen, ein bestimmtes Ziel erreichen zu können,
ist die Selbstwirksamkeitserwartung, auf die im Folgenden ausführlicher eingegangen wird.
Die Selbstwirksamkeitserwartung
Die Selbstwirksamkeit („self-efficacy“) bezeichnet die individuell unterschiedlich
ausgeprägte Überzeugung, dass man in einer bestimmten Situation die angemessene Leistung
erbringen kann und somit selbst Wirkung erzielen kann. Die Selbstwirksamkeit kann die
Wahrnehmung, die Motivation und die Leistung im alltäglichen Leben und auch im Sport
beeinflussen, steuern und vorhersagen. So führt eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung (z.B.
„Wenn ich mich anstrenge, dann kann ich das schaffen“) dazu, dass eine Herausforderung in
Angriff genommen wird, wo hingegen bei einer niedrigen Selbstwirksamkeitserwartung (z.B.
„Das kann ich nicht schaffen“) die Aufgabe gar nicht erst in Angriff genommen wird.
Menschen nehmen jene Aufgaben in Angriff, denen sie sich gewachsen fühlen. Ein Beispiel
aus dem Sport soll dies illustrieren: Laura, eine geübte Skifahrerin steht oben an der
Bergstation und will die schwarze Buckelpiste hinunter ins Tal fahren. Obwohl alle ihre
Kolleginnen mit der Luftseilbahn ins Tal gefahren sind, da sie die Talabfahrt zu schwierig
finden, ist Laura davon überzeugt, dass ihr Können für die Buckelpiste ausreichen wird.
Schliesslich fährt sie nun schon einige Jahre Ski (= hohe Selbstwirksamkeit). Überzeugt von
sich und ihrem Können nimmt sie die Talabfahrt in Angriff.
Ganz anders sieht aber das Verhalten einer Person mit niedrigen
Selbstwirksamkeitserwartungen aus. Sie wird Situation und Tätigkeiten selbst dann meiden,
wenn die Fähigkeit zur Erfüllung dieser Anforderungen tatsächlich vorhanden ist. Wieder
bezogen auf das Skifahren bedeutet dies z.B., dass eine Skifahrerin - trotz guten technischen
Fähigkeiten - die Buckelpiste aus Angst vor Versagen und einem schweren Sturz meidet und
nicht die schwarze Piste hinunter fährt (= niedrige Selbstwirksamkeit). In diesem Fall wirkt
die falsche Einschätzung der Selbstwirksamkeit behindernd und handlungshemmend.
24
Doch von welchen Aspekten wird die subjektive Beurteilung der Selbstwirksamkeit
beeinflusst? In erster Linie hängt sie von der tatsächlichen Leistung ab. Hohe Leistungen
gehen in der Regel mit hoher Selbstwirksamkeitserwartung einher. Darüber hinaus hängt die
Selbstwirksamkeitsbeurteilung von folgenden Faktoren ab:
• Von der Beobachtung der Leistung anderer (Andrea fährt die Buckelpiste ja ebenfalls
hinunter)
• Von Überzeugungen, die entweder selbst aufgebaut oder von anderen übernommen
wurde (Meine Mutter sagte mir, dass Buckelpisten viel zu gefährlich und nur für
Profis geeignet sind)
• Von der Beobachtung der eigenen Gefühlserregungen, die im Zusammenhang mit der
Aufgabe auftreten (wenn ich nur schon eine Buckelpiste von oben sehe, wird mir
Angst und Bange)
• Von den Handlungsergebnissen (Erfolg / Misserfolg), die im Zusammenhang mit der
Aufgabe bereits erzielt wurden (andere schwarze Pisten bin ich auch ohne grosse
Probleme hinunter gefahren)
Die Selbstwirksamkeitserwartung beeinflusst die Aufgabenwahl (flache Piste oder
Buckelpiste?) und nimmt Einfluss darauf, wie viel Anstrengung aufgewendet wird und wie
lange eine Tätigkeit verfolgt wird, wenn Schwierigkeiten auftreten. Auch diese Tatsache ist
im Sport beobachtbar: Eine Tänzerin, die weiss, dass sie eine Zweifach-Pirouette sauber
drehen kann, übt diese so lange, bis es ihr gelingt. Hätte sie diese
Selbstwirksamkeitserwartung nicht, würde sie nach wenigen Versuchen bereits aufgeben und
es bei einer einfach gedrehten Pirouette belassen.
Nach Schwarzer (1992) werden das Handlungsziel (z.B. zweifach gedrehte Pirouette vs.
einfach gedrehte Pirouette) und die Planung der Hand lung (z.B. gezieltes, spezifisches Üben
vs. zielloses Ausprobieren) durch die Selbstwirksamkeitserwartung beeinflusst. In der Phase
25
des Planens wird beispielsweise für jedes Ziel entschieden, wie gross der Einsatz für das
Endziel sein soll. Dabei hängt aber der Eifer und die Ausdauer, mit welcher zum Beispiel eine
Sportlerin ein bestimmtes Element übt, stärker von der Einschätzung der Selbstwirksamkeit
(das kann ich bestimmt vs. das kann ich sicherlich nie) als von der tatsächlichen Fähigkeit ab.
Dies verdeutlicht, dass die Selbstwirksamkeitserwartung eine zentrale Rolle bei der
Selbstmotivierung und Wahl der Tätigkeit spielt.
Die Selbstwirksamkeitserwartung hat nicht nur einen Einfluss auf die Zielwahl und
Zielerreichung, sondern auch auf die Folgen bei erfolgreicher oder nicht erfolgreicher
Zielerreichung. So kann die negative Diskrepanz zwischen der erbrachten Leistung und dem
Standard, an dem sie gemessen wird, entmutigen oder aber motivieren. Menschen mit einer
geringen Selbstwirksamkeitserwartung sind bei Misserfolg schnell entmutigt und geben auf.
Menschen mit einer grossen Selbstwirksamkeitserwartung intensivieren ihre Anstrengungen
zur Zielerreichung und fahren mit ihrer Aktivität fort, bis sie ihr Ziel erreicht haben. So bleibt
die Snowboarderin mit einer geringen Selbstwirksamkeiterwartung (einen 360°-Sprung
schaffe ich so oder so niemals) nach einem missglückten 360°-Sprung resigniert am Boden
liegen und startet keinen weiteren Versuch mehr. Hingegen die Snowboarderin mit einer
grossen Selbstwirksamkeitserwartung (wenn andere den 360°-Sprung stehen, kann ich das
ganz sicher auch) steht nach seinem missglückten Sprungversuch gleich wieder auf und übt
den Sprung weitere Male. Vie lleicht holt sie sich sogar Hilfe und Tipps bei einer Könnerin
und übt den Sprung so lange, bis sie ihn ohne Probleme steht.
Bandura (1997), einer der wichtigsten Vertreter der Selbstwirksamkeitstheorie sagt, dass
neben all diesen subjektiven Aspekten auch die Umwelt eine wichtige Bedeutung hat. So
kann die Erwartung über Erfolg und Misserfolg unter anderem auch von der Wahrnehmung
der Unterstützung aus der Umwelt beeinflusst werden. In genau diesem Punkt kann die
Trainerin einen grossen Einfluss auf die Erfolgs- bzw. Misserfolgserwartung der Sportlerin
nehmen. Die Snowboardlehrerin, die ihre Schülerin bei den 360°-Sprung-Versuchen aktiv
26
unterstützt, indem sie zum Beispiel hilfreiche Tipps und aufmunternde Worte findet, fördert
die Erfolgserwartung der Schülerin. Würde die Snowboardlehrerin hingegen selbst kein
Interesse an den Sprüngen zeigen und die Schülerin eher davon abhalten und ihr sagen, wie
gefährlich doch solche waghalsigen Sprünge auf ihren Könnenstand sind, so würde diese
Einstellung auch auf die Snowboardschülerin abfä rben. Die Folge davon wäre, dass sich die
Schülerin selbst den Sprung nicht zutrauen würde und nicht mit Elan und Überzeugung den
360°-Sprung üben würde.
Praktische Anwendung
Das Ziel im Sportunterricht und Training, vor allem beim Erwerben neuer Fähigkeiten
und Fertigkeiten, ist die Förderung von Selbstwirksamkeit auf Seiten der Sportlerin. Im
Folgenden werden einige praktische Tipps an die Trainerinnen gegeben, wie die
Selbstwirksamkeit der Sportlerinnen gefördert werden kann (siehe Tabelle 2):
Tabelle 2: Praktische Anwendung zur Förderung von Selbstwirksamkeit der Sportler.
Was kann der Trainer tun?
Warum wirkt das Trainerverhalten?
Beispiel
Verbindliche und realistische Ziele setzen
Durch das Erreichen realistischer Ziele können Erfolgserlebnisse erzielt und Selbstwirksamkeit erlebt werden.
Ein realisierbares Ziel für eine Snowboardanfängerin setzen (z.B. bis zum nächsten Pfosten rutschen ohne dabei umzufallen).
Vorausschauend planen
Das genaue Planen erhöht die Realisierungswahrscheinlichkeit von Zielen und Unterzielen macht das Erleben von Selbstwirksamkeit möglich.
Um das Ziel, den Halbmarathon in 2 Stunden zu laufen, zu erreichen, will die Läuferin montags, mittwochs und freitags joggen gehen.
Die Sportlerin zu selbstständigen Zielsetzungen anregen Zielsetzungen im
Durch selbständiges Zielsetzen setzt sich die Sportlerin mit ihrem Könnerstand auseinander und lernt, sich selbst realistische Ziele zu setzen. Diese Erfahrung
„Bitte schreibt euch eure Lern- und Leistungsziele für den kommenden Monat auf. In einem Monat werden wir gemeinsam eure
27
Feedbackgespräch mit der Sportlerin gemeinsam evaluieren
steigert die Selbstwirksamkeit. Zielerreichung überprüfen und evaluieren.“
Den Sportlerinnen genügend Freiraum geben, um eigeninitiativ, selbst entdeckend und neugierig zu sein.
Neue Erfahrungen können Barrieren beheben und sich positiv auf die Selbstwirksamkeit auswirken.
In der Schulstunde werden alle möglichen Geräte aufgestellt. Die Schülerinnen sollen eigene Übungen an den verschiedenen Geräten erfinden und turnen.
Literatur zu Kapitel 2
Bandura, A. (1997). Self-efficacy: The exercise of control. New York: Freeman.
Schwarzer, R. (1992) Self-efficacy in the adoption and maintenance of health behaviors: Theoretical approaches
and a new model. In R. Schwarzer (Ed.), Self-efficacy: Thought control of action . Washington, DC:
Hemisphere, 217-242
28
Kapitel 3
Ziele
Abbildung 4: Die Position von „Ziele“ im Handlungsstrom (Näheres zur Einbettung in das
Rubikonmodell der Handlungsphasen s. Einleitung).
Die Zielsetzung
Am Anfang einer Handlung steht oft das Setzen eines Ziels. Durch das Ziel wird die
Handlung motiviert und auf einen erstrebenswerten Endzustand ausgerichtet. Nach Weinberg
(2002) gibt es drei Arten von Zielen: Ergebnisziele, Leistungsziele und Prozessziele.
Ergebnisziele sind objektive Ziele, wie beispielsweise in einem Wettkampf zu
gewinnen. Bei den Leistungszielen möchte ein persönlicher Standard (eine bestimmte Zeit,
eine bestimmte Technik usw.) erreicht werden. Prozessziele oder Verhaltensstrategien
umfassen spezielle Handlungsabläufe so z.B. den Absprung beim Hochsprung oder das
Bewegungsgefühl beim Golfabschlag. Es wird empfohlen, dass sich Athleten anstelle von
Ergebniszielen vermehrt Prozess- und Leistungsziele setzen sollen, da sich diese günstiger auf
Motivation und Befinden auswirken.
WählenAbwägen Planen
Inte
ntio
nsbi
ldun
g (R
ubik
onüb
ersc
hrei
tung
)
Handeln
Inte
ntio
nsin
itiie
rung
Inte
ntio
nsde
sakt
ivie
rung
(z.B
. bei
Zie
lerr
eich
ung)
Bewerten
Motivationale Phase
Volitionale Phase
Motivationale Phase
Volitionale Phase
29
Die Wirkung von Zielen
Nach Locke und Latham’s (1990) Zieltheorie erhöht das Zielsetzen die Leistung und die
Motivationsstärke aufgrund von vier Mechanismen:
• die Aufmerksamkeit wird auf relevante Aspekte gerichtet
• die Leistungsbereitschaft wird mobilisiert
• die Ausdauer wird erhöht
• das Lernen von neuen Strategien zur Leistungserreichung wird erleichtert
Auch im Sport sind gesetzte Ziele Antriebskräfte. Sie ermöglichen dem Athleten
Erfolgserfahrungen, die ihm das Gefühl geben, sich in die gewünschte Richtung zu bewegen.
Ziele setzen kann auch helfen, unrealistische Erwartungen von vornherein auszuschliessen
oder Alternativen zu suchen, um den gewünschten Endzustand zu erreichen. Durch das
Planen der Umsetzung des Ziels werden Schwierigkeiten und Probleme sichtbar, die durch
alternative Lösungswege umgangen werden können. Ziele sind aber nicht per se wirksam. Sie
müssen bestimmte Charakteristika aufweisen, damit sie effektiv umgesetzt werden können.
Charakteristika erfolgreicher Ziele
Damit Ziele im Sport positive Konsequenzen haben, sollten sie bestimmte Merkmale erfüllen,
die im folgenden vorgestellt werden.
Realistische Ziele
Ein wichtiges Merkmal ist das Setzen von realistischen Zielen. Ein realistisches Zie l
ist weder zu schwierig noch zu leicht und stellt eine wirkliche Herausforderung dar. Wird ein
zu schwieriges Ziel gesteckt, ist es von Anfang an unerreichbar und wirkt eher demotivierend.
Setzt sich ein Laufanfänger das Ziel, in sechs Wochen einen Marathon unter vier Stunden zu
laufen, wird er nach kurzer Zeit feststellen, dass dieses Ziel für ihn unerreichbar bleiben wird
30
und die Motivation sinkt. Für einen trainierten Läufer, der schon mehrmals unter der Vier-
Stunden-Limite ins Ziel gelaufen ist, wäre das gleiche Ziel keine wirkliche Herausforderung,
sondern eher demotivierend und würde zu keiner Leistungssteigerung führen. Die Kunst
besteht also darin, sich selbst durch Zielsetzungen weder zu unter- noch zu überfordern.
Spezifische Ziele
In einer Vielzahl von Studien hat sich gezeigt, dass spezifische Ziele wie „Ich laufe
den Marathon unter 4 Stunden“ zu besseren Leistungen führen als unspezifische Ziele wie
beispielsweise „Ich gebe mein Bestes!“. In einem Marathonlauf kann der Läufer mit dem
genau definierten Zeitziel die Umsetzung besser planen und hat die Möglichkeit zu einem
klaren Feedback darüber, ob die Zielsetzung erreicht wurde oder nicht. Die
Umsetzungsschritte zum unspezifischen Ziel („Ich gebe mein Bestes“) bleibt hingegen diffus.
Das spezifische, messbare Ziel ermöglicht auch eine Überprüfung der Leistungssteigerung
und damit kleine Erfolgserlebnisse im Training.
Lang- und kurzfristige Ziele
Ziele können lang- und kurzfristig gesetzt werden. Den grössten Leistungseffekt zeigt
sich in der Regel bei der Kombination von beiden. Die übergeordneten, längerfristigen Ziele
geben an, wo der Weg hinführen soll. Für den Laufanfänger könnte dies eine
Marathonteilnahme sein. Um dieses gewünschte Endziel erreichen zu können, sollte dieses
hohe Ziel in kleine Unterziele zerlegt werden. Die kurzfristigen Ziele (z.B. 30 Minuten ohne
Pause laufen, 40 Minuten ohne Pause laufen) lassen eine Bewertung der Zielfortschritte zu
und sind dadurch besser kontrollierbar und anpassungsfähiger. Zwischenziele ermöglichen
auch immer wieder kleine Erfolge, was beim Athleten Stolz und Selbstvertrauen auslösen
kann. Dies wiederum wirkt sich positiv auf die weitere Zielverfolgung und die Leistung aus.
Zielsetzungen in Interaktion mit dem Trainer
Die Wahl eines Ziels beeinflusst die Motivationsstärke und die Bereitschaft, eine
bestimmte Leistung erbringen zu wollen. Ziele, die von aussen an einen Athleten
31
herangetragen werden, nehmen jedoch kaum Einfluss auf diesen Motivationsprozess. Deshalb
ist es enorm wichtig, dass Ziele immer in Zusammenarbeit von Trainer und Athlet generiert
werden. Diese Art der Interaktion gibt dem Athleten das Gefühl, als Individuum ernst
genommen zu werden und das gesetzte Ziel wird zu „seinem“ Ziel. Dadurch wird die Bindung
ans Ziel und die Bereitschaft, etwas zur Zielerreichung zu investieren, erhöht.
Öffentliche und sichtbare Ziele
Die Bindung an Ziele kann verstärkt werden, indem Ziele öffentlich und sichtbar
gemacht werden („öffentliches Commitment“). So könnte das Ziel einer Fussballmannschaft
auf ein Plakat geschrieben und in der Garderobe aufgehängt werden, dass es jederzeit sichtbar
ist. Ein Läufer könnte sich das Ziel aufschreiben und den Zettel in den Laufschuhsack legen,
wo er ihn immer wieder entdeckt. Bekannt gemachte Ziele sind wie ein Vertrag, an den man
sich halten muss und durch ihre visuelle Präsenz entgehen sie der Gefahr, vergessen zu
werden.
Trainings- und Wettkampfziele
Untersuchungen haben gezeigt, dass viele Athleten vorwiegend Wettkampfziele („Ich
möchte das Rennen gewinnen“) bilden. Trainingsziele wie beispielsweise „Ich möchte beim
Weitsprunganlauf den Balken, ohne nach unten zu schauen, treffen“, sollten jedoch nicht
vergessen werden. Sie haben den Vorteil, dass sie häufiger motivierende Situationen zur
Zielerreichung schaffen und somit helfen, die Aufmerksamkeit und die Anstrengung zu
fokussieren und das Lernen von Strategien zu fördern.
Ein häufiger Fehler liegt darin, dass zu viele Ziele gesetzt werden. Der Überblick geht
verloren und die Ziele werden nicht erreicht. Es lohnt sich, Prioritäten zu setzen und diese
konsequent zu verfolgen.
Annäherungs- und Vermeidungsziele
Die Art der Zielformulierung nimmt mehr Einfluss auf die Leistung als gemeinhin
angenommen wird. Ziele können positiv annähernd oder negativ vermeidend formuliert
32
werden. Es macht einen Unterschied, ob sich eine Fussballmannschaft das Vermeidungsziel
„Wir wollen nicht absteigen“ oder aber das Annäherungsziel „Wir wollen den Ligaerhalt
schaffen“ setzt. Wird ein Ziel als Annäherungsziel formuliert, so arbeitet man auf etwas hin,
das man erreichen will. Dabei wird in der Regel nur ein Weg verfolgt und die vorhandene
Energie kann fokussiert eingesetzt werden. Vermeidungsziele hingegen führen dazu, sich von
einem unerwünschten Endzustand zu entfernen. Dabei müssen immer mehrere Alternativen
berücksichtig werden, damit der unerwünschte Endzustand nicht eintritt. Dies erfordert
einerseits mehr Energie, andererseits kann sie nicht mehr gebündelt eingesetzt werden. Eine
Leistungssteigerung ist kaum möglich, ein Scheitern schon fast vorprogrammiert.
Studien haben zudem gezeigt, dass die Begriffe „müssen „ und „sollen“ („wir müssen
den Ligaerhalt schaffen“, „wir sollten den Ligaerhalt schaffen“) zu geringerer Zielbindung
führen als Ziele, die mit „wollen“ („wir wollen den Ligaerhalt schaffen“) formuliert werden.
Praktische Anwendung
In Tabelle 3 sind die wichtigsten Aspekte der Zielsetzung nochmals zusammengefasst.
Der Trainer kann den Athleten dabei unterstützen, erfolgreiche Ziele zu setzen.
Tabelle 3. Praktische Anwendung zur Zielsetzung.
Was kann der Trainer tun? Warum hilft das Trainerverhalten?
Beispiel
Realistische Ziele setzen Realistische Ziele werden eher erreicht als unrealistische. Die Zielerreichung erhöht die Erwartung, auch zukünftig ähnliche Ziele erreichen zu können.
Anhand schon erreichter Leistungen, Anzahl Trainingseinheiten und körperlichen Voraussetzungen ein für den Athleten realistisches Ziel setzen.
Spezifische Ziele setzen Die Umsetzung eines klar definierten Ziels kann besser geplant werden und ist leicht überprüfbar. Dadurch werden Erfolge und Fortschritte sichtbar. Die Ausdauer im Bezug auf das längerfristige
Läufer: „Ich will den Kilometer in 3:50 laufen“, und nicht „Ich will schneller werden.“ Athlet: „Ich will regelmässig am Montag, Mittwoch und Donnerstag trainieren“, und nicht „Ich will mehr trainieren.“
33
Ziel wird unterstützt. Lang- und kurzfristige Ziele setzen
Langfristige Ziele weisen den Weg. Kurzfristige Ziele gliedern den Weg zum Endziel und ermöglichen kleine Zwischenerfolge.
Läufer: Langfristig: „Ich will einen 10km-Lauf bestreiten.“ Kurzfristig: „Ich möchte 20min ohne Gehpausen laufen können.“
Ziele gemeinsam mit dem Athleten generieren
Von aussen auferlegte Ziele beeinflussen den Motivationsprozess nur wenig. Eigene Ziele hingegen unterstützen die Bereitschaft, etwas zur Zielereichung zu leisten, positiv.
Regelmässige Gespräche mit dem Athleten führen. Den Athleten ernst nehmen.
Ziele öffentlich und sichtbar machen.
Durch das öffentlich und sichtbar machen wird ein Ziel verbindlicher.
Persönliches Ziel aufschreiben und am Spiegel, Kühlschrank, in der Sporttasche usw. aufbewahren. Seine eigenen Ziele der ganzen Trainingsgruppe erzählen. Ein Plakat mit dem Ziel der Mannschaft in der Garderobe aufhängen.
Trainingsziele setzen Trainingsziele ermöglichen häufige Erfolgserfahrungen. Trainingsziele erlauben eine häufige Evaluation und allenfalls Anpassungen der neuen Zielsetzungen.
Annäherungsziele Positive, annähernd formulierte Ziele lassen die Energie fokussiert einsetzen.
Läufer: „Ich will den Kilometer in 3:50 laufen“, und nicht „Ich sollte den Kilometer nicht langsamer als 3:50 laufen. Mannschaft: „Wir wollen den Ligaerhalt schaffen“, und nicht „Wir sollten nicht absteigen.“
Literatur zu Kapitel 3
Zitierte Literatur
Locke, E.A. & Latham, G.B. (1990). A theory of goal setting and task performance. Englewood Cliffs, NJ:
Prentice Hall.
Weinberg, R.S. (2002). Goal setting in sport and exercise: Research to practice. In J. Van Raalte and B. Brewer
(Eds.), Exploring sport and exerc ise psychology (2nd ed., pp. 25-48). Washington, DC: American
Psychological Association.
34
Kapitel 4
Implementierungsintentionen
Abbildung 5: Die Position von „Ziele“im Handlungsstrom (Näheres zur Einbettung in das
Rubikonmodell der Handlungsphasen s. Einleitung).
Die Implementierungsintentionen
Intentionen vs. Implementierungsintentionen
Der Ablauf der Phasen, wie sie im Rubikonmodell dargestellt sind, funktioniert nicht
immer reibungslos. Es gibt typische Schwachstellen, an denen der Handlungsstrom
unterbrochen werden kann. Eine solche Schwachstelle ist die Umsetzung der Intention in das
Handeln. Menschen setzten sich Ziele – setzen diese aber häufig nicht in Verhalten um. Ein
gutes Beispiel sind Neujahrsvorsätze wie „Ich will mehr Sport treiben/mich gesünder
ernähren/endlich eine lang anstehende Arbeit erledigen/…“. Die meisten dieser Ziele werden
niemals umgesetzt – Menschen fallen in die Intentions-Verhaltens-Lücke (Schwarzer, 2004).
Die Brücke zwischen Intentionen und Verhalten ist das Planen. Es setzt an, wenn die
Intentionen den zu erreichenden Zielzustand festgelegt und eine gewisse Verbindlichkeit für
den Handelnden geschaffen haben. Dann kann das Planen beginnen, wann und wo mit dem
WählenAbwägen Planen
Inte
ntio
nsbi
ldun
g (R
ubik
onüb
ersc
hrei
tung
)
Handeln
Inte
ntio
nsin
itiie
rung
Inte
ntio
nsde
sakt
ivie
rung
(z.B
. bei
Zie
lerr
eich
ung)
Bewerten
Motivationale Phase
Volitionale Phase
Motivationale Phase
Volitionale Phase
35
zielrealisierenden Handeln begonnen werden soll. Im Gegensatz zu der sehr allgemeinen
Intention „Ich will X erreichen“ (z.B. „Ich will mehr Sport treiben“), haben
Implementierungsintentionen das Format „Wenn Situation X eintritt, dann werde ich
Verhalten Y zeigen“ (z.B. „Wenn es Mittwoch Abend 19.00 Uhr ist, dann gehe ich joggen.“).
Implementierungsintentionen legen also fest, unter welchen Umständen eine Handlung
initiiert wird (Gollwitzer, 1999).
Die Wirkung von Implementierungsintentionen
Implementierungsintentionen wirken, weil durch sie eine Verknüpfung zwischen
einem situativen oder zeitlichen Hinweisreiz und einer Handlung hergestellt wird. Die
Situation „Mittwoch Abend, 19.00 Uhr“ ist verknüpft mit „Joggen gehen“. Diese
Verknüpfung bewirkt kognitive Veränderungen. So ist die vorher festgelegte Gelegenheit im
Gedächtnis aktiviert, die Gelegenheit zieht die Aufmerksamkeit auf sich und löst das
Verhalten prompt aus. Beim Auftreten der Gelegenheit wird die Handlung quasi automatisch
ausgelöst (z.B. Gollwitzer, 1999).
Das Bilden von Implementierungsintentionen ist ein sehr einfaches, aber
hochwirksames Prinzip. In einer ganzen Reihe von Studien vor allem im Gesundheitsbereich
hat sich gezeigt, dass die Realisierung von Intentionen deutlich erhöht wird, wenn sie im
Format von Implementierungsintentionen formuliert werden. So ernähren sich Menschen, die
Implementierungsintentionen bilden, gesünder und nehmen
Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen häufiger wahr, als Menschen ohne
Implementierungsintentionen. Z.B. konnten Milne und Kollegen (2002) zeigen, dass 91% der
Personen, die die Implementierungsintention „In der nächsten Woche werde ich am Montag
(Tag oder Tage ) um 19 Uhr (Zeit) mindestens 20 Minuten auf der Finnenbahn (Ort)
trainieren gehen“ gebildet haben, ihr sportliches Vorhaben in die Tat umsetzten, während nur
38% der Teilnehmerinnen, die nur die Zielintention „Ich will mich regelmässig bewegen“
36
gefasst hatten, ihr Vorhaben realisierten. In einem eigenen Forschungsvorhaben haben wir
überprüft, ob Implementierungsintentionen Adipositaspatientinnen dazu verhelfen, ihre Sport-
und Bewegungsziele besser umzusetzen (Schüler & Maag, in Vorb.). Es zeigte sich, dass
Bewegungsziele wie Treppensteigen statt Liftbenutzung, Gartenarbeit, leichtes Krafttraining
oder zu Fuss gehen im Alltag von Personen mit Implementierungsintentionen dann häufiger
umgesetzt wurden als von Patientinnen mit unspezifischen Bewegungszielen, wenn ihre
Implementierungsintention im Interview besprochen wurden und sie die Gelegenheit hatten,
allfällige unrealistische Zie le anzupassen.
Praktische Anwendung
Zur Vertiefung der Theorie und zur praktischen Selbstanwendung empfehlen wir die
folgende Übung, die aus vier Schritten besteht:
Schritt 1: Intention bilden. Bitte denken Sie an ein Ziel, das Sie sich gesetzt, aber
bisher noch nicht erreicht haben. Dies könnte beispielsweise sein „Ich will eine neue Sportart
erlernen“ oder „Ich will mein Handicap im Golf verbessern“. Selbstverständlich können Sie
auch nicht auf den Sport bezogene Ziele wählen (z.B. „Ich möchte eine Arbeitsaufgabe
endlich angehen und nicht länger auf die lange Bank schieben“; „Ich will mich gesünder
ernähren“). Notieren Sie dieses Ziel dann bitte im angegeben Form im Feld „Meine
Intention“.
Meine Intention (Format: Ich beabsichtige X zu erreichen):
37
Schritt 2. Implementierungsintention formulieren. Wandeln Sie nun Ihre Intention in
eine Implementierungsintention um. Am besten legen Sie einen detaillierten Handlungsplan
fest, in dem Zeit, Ort und Art der Handlung spezifiziert ist. Notieren Sie Ihre
Implementierungsintention im angegebenen Format im Feld „Meine
Implementierungsintention“.
Meine Implementierungsintention (Format: Wenn Situation Y eintritt, dann führe ich
Handlung Z aus)
WENN ____________________________________________________________________
____________________________________________________________________
(hier Situation, Wochentag, Uhrzeit eintragen)
DANN_____________________________________________________________________
_____________________________________________________________________
(hier die Art der Handlung eintragen; evtl. auch mit wem die Handlung ausgeführt wird).
WO ______________________________________________________________________
_______________________________________________________________________
(hier den Ort der Handlung eintragen)
Beispiel: Wenn es Mittwochabend 19.00 Uhr ist, dann gehe ich mit Andrea joggen. Wo:
Unsere Joggingstrecke am Uetliberg)
38
Schritt 3. Bewältigungspläne entwickeln. Mit Schritt 3 gehen Sie sogar über die Idee
der Implementierungsintentionen hinaus und lehnen sich an Erkenntnisse aus Studien an, die
die Wirksamkeit so genannter Bewältigungsplänen überprüften. Um einen Bewältigungsplan
zu entwerfen, müssen Sie zunächst überlegen, welche Hindernisse die Realisierung ihrer
Intention gefährden könnten. Zum Beispiel könnte ein Hindernis sein, dass am
Mittwochabend zu ihrer vorgenommenen Joggingzeit eine gute Freundin anruft, um sich mit
Ihnen zu verabreden. Andere typische Hindernisse, die ihr Joggingziel gefährden könnten,
sind schlechtes Wetter oder Ihre Müdigkeit nach einem anstrengenden Arbeitstag. Vermerken
Sie die von Ihnen generierten Hindernisse in der ersten Spalte der Tabelle.
Hindernisse Bewältigungsstrategien
Schritt 4. Bewältigungsstrategien („Coping Plans“) entwerfen. Erarbeiten Sie nun
Bewältigungsmöglichkeiten zur Überwindung der Hindernisse. Beispiele sind: „Wenn
Mittwochabend zu meiner Laufzeit eine Freundin anruft und sich verabreden will, dann a)
sage ich ab, b) verschiebe das Treffen auf den späteren Abend, c) frage ich sie, ob sie mich
beim Joggen begleiten möchte“ oder „Wenn es Mittwochabend zu meiner Laufzeit regnet,
dann a) ziehe ich regenfeste Kleidung an und gehe trotzdem, b) warte ich bis der Regen
39
aufgehört hat und gehe anschliessend, c) lege ich mir für den folgenden Tag einen
verbindlichen Termin fest, an dem ich zum Joggen gehe“. Tragen Sie die auf die Hindernisse
abgestimmten Bewältigungsstrategien in die rechte Spalte der Tabelle ein.
Am Ende sollten Sie einen spezifischen Handlungsplan mit Sicherheitsnetz angefertigt
haben, der Ihnen bei der Verwirklichung Ihres Ziels hilfreich ist. Wenn Sie die Theorie in der
Realität überprüfen und herausfinden, dass Sie Ihnen genützt hat, empfehlen Sie sie doch
Ihren Sportlerinnen weiter.
Literatur zu Kapitel 4
Gollwitzer, P. M. (1999). Implementation Intentions: Strong effects of simple plans. American Psychologist, 54,
493- 503.
Milne, S., Orbell, S., Sheeran, P. (2002). Combining motivational and volitional interventions to promote
exercise participation: Protection motivation theory and implementation intentions. British Journal of
Health Psychology, 7, 163-184.
Schüler, J. & Maag, R. (in prep.). Do action plans help obesity patients to exe rcise regularly?
Schwarzer, R. (2004).Psychologie des Gesundheitsverhaltens. Eine Einführung in die Gesundheitspsychologie.
Göttingen: Hogrefe.
40
Kapitel 5
Intrinsische Motivation
Abbildung 6: Die Position von „Intrinsische Motivation“ im Handlungsstrom (Näheres zur
Einbettung in das Rubikonmodell der Handlungsphasen s. Einleitung).
Intrinsische Motivation
Intrinsische Motivation ist ein bekannter und auch im Sportkontext weit verbreiteter
Begriff - doch meinen nicht immer Alle dasselbe, wenn sie von „intrinsisch“ sprechen. Der
Begriff der intrinsischen Motivation entstand ursprünglich aus der Erkenntnis, dass nicht alle
Handlungen zweckzentriert, also auf ein bestimmtes Ergebnis oder dessen Folgen hin
gerichtet sein müssen, d.h. dass eine Handlung nicht immer nur Mittel zum Zweck ist.
Stattdessen werden Handlungen auch ausgeführt, weil sie einfach Spass machen und die
Tätigkeit an sich befriedigend ist.
Im allgemeinen (englischen) Sprachgebrauch meint intrinsisch (intrinsic) so etwas wie
„innerlich“, „eigentlich“ oder „wahr“. Extrinsisch (extrinsic) meint dagegen so etwas wie
„äusserlich“, „nicht wirklich dazugehörend“ (Rheinberg, 2002). Doch was ist denn nun
wirklich innen? In der Motivationspsychologie wird hauptsächlich von intrinsisch
WählenAbwägen Planen
Inte
ntio
nsbi
ldun
g (R
ubik
onüb
ersc
hrei
tung
)
Handeln
Inte
ntio
nsin
itiie
rung
Inte
ntio
nsde
sakt
ivie
rung
(z.B
. bei
Zie
lerr
eich
ung)
Bewerten
Motivationale Phase
Volitionale Phase
Motivationale Phase
Volitionale Phase
41
gesprochen, wenn ein Verhalten um seiner selbst willen geschieht (Rheinberg, 2002). Im
Sportkontext wird sehr häufig aus eigenem Antrieb gehandelt, z.B. wenn eine Person total
begeistert von einer Sportart ist und nicht genug davon kriegen kann. Im Gegensatz dazu wird
von extrinsisch gesprochen, wenn eine Person wie von aussen gesteuert erscheint. Wiederum
auf den Sportkontext bezogen kann man sich darunter alle Aspekte vorstellen, bei denen eine
Person nicht aus Freude an der Tätigkeit an sich Sport betreibt, sondern z.B. weil sie
abnehmen will, weil die Kollegen alle trainieren gehen, weil der Trainer von ihr dieses
Training verlangt etc.
Wenn auch die extrinsische Motivation als die weniger gute Motivationsform
erscheinen mag, kann sie dennoch sehr nützlich sein: So hilft sie einem z.B. beim Erlernen
neuer Sportarten, die noch nicht Spass machen, weil man die Technik kaum beherrscht. Oder
wenn man sich nach einem harten Arbeitstag für ein lockeres Jogging überwinden muss, ist
eine extrinsische Motivation manchmal ganz hilfreich. Natürlich gibt es jedoch keine klare
Grenze zwischen extrinsisch und intrinsisch, vielmehr handelt es sich um zwei Pole auf einem
Kontinuum von totaler Amotivation über external regulierte extrinsische Motivation über
internal regulierte extrinsische Motivation bis schliesslich zu intrinsischer Motivation. Dies ist
graphisch in Abbildung 7 dargestellt.
Amotivation Extrinsische Motivation Intrinsische Motivation
keine Regulation externale Regulation introjizierte Regualtion identifizierte Regulation integrierte Regulation intrinsische Regulation
Abbildung 7: Das Kontinuum von „extrinsisch“ bis „intrinsisch“ nach einem Modell von Ryan und Deci (2000).
42
Am Beispiel eines Sportlers bedeuten diese Motivationsformen, dass bei Amotivation
gar keine Regulation stattfindet, d.h. der Sportler hat keine Absichten, sich überhaupt zu
bewegen und dem Sport auch keine Bedeutung zumisst. Bei external regulierter Motivation
treibt eine Person hauptsächlich Sport, weil sie dafür entweder belohnt oder – falls sie sich
nicht bewegt - bestraft wird, d.h. der Input zum Sporttreiben kommt von aussen. Im Falle
einer introjizierten Regulation betreibt die Person Sport, weil sie sich innerlich dazu
verpflichtet fühlt und sich selber für das Sporttreiben belohnt. Findet eine identifizierte
Regulation statt, so hat der Sport bereits eine persönliche Wichtigkeit für die Person, weil sie
z.B. weiss, dass ihr Bewegung gut tut. Bei der integrierten Regulation – als optimaler Fall
extrinsischer Motivation – hat der Sportler die Bewegung nun in sein Selbst integriert und
muss sich nicht mehr zum Sporttreiben überwinden. Bei der kompletten intrinsischen
Motivation stehen dann Interesse, Freude und Befriedigung im Zentrum des Sporttreibens und
die Regulation erfolgt ganz internal.
Zusammenfassend kann der Begriff „intrinsische Motivation“ einheitlich für Verhalten
angewendet werden, das allein um der Tätigkeit und nicht des Zwecks willen durchgeführt
wird.
Zwei wichtige Ansätze in der Forschung zur intrinsischen Motivation
Die Selbstbestimmungstheorie
Deci und Ryan (1985) haben das Konzept der intrinsischen Motivation zur so
genannten Selbstbestimmungstheorie ausgebaut. Diese Theorie beschreibt die Wandlung von
extrinsisch zu intrinsisch motivierter Verhaltenssteuerung. Die drei zentralen Konzepte der
Theorie sind Selbstbestimmung, Kompetenzerleben und soziale Eingebundenheit.
Selbstbestimmung meint, dass man sich selbst als Ursprung des eigenen Handelns
erleben kann. Menschen haben ein Bedürfnis nach Autonomie (need for autonomy). So
wollen sie z.B. selber entscheiden, welche Ziele sie sich setzen und auf welchem Wege sie sie
43
erreichen wollen. Ein Beispiel aus dem Sport ist, dass man selber bestimmt, ob man beim
Üben des Saltos den Saltogurt noch verwenden möchte oder nicht mehr.
Kompetenzerleben (need for competence) ist nach Deci und Ryan (1985) ein
Bedürfnis, das jedem Menschen inne wohnt. Menschen möchten erleben, dass sie bei dem,
was sie tun Fortschritte erzielen und ihre Kompetenzen erweitern. Ein Beispiel aus dem Sport
ist hier, dass man den Salto mit Saltogurt sooft übt, bis man sich sicher und kompetent fühlt;
erst dann lässt man ihn weg. Dann möchte man aber sofort wieder üben und Kompetenz ohne
Saltogurt erlangen.
Soziale Eingebundenheit (need for relatedness) meint, dass Menschen das Bedürfnis
haben, in ein gutes soziales Umfeld eingebunden zu sein und sich einer Gruppe zugehörig zu
fühlen. Ein Beispiel aus dem Sport ist, dass man sich in seinem Unihockeyteam von den
Mitspielern geschätzt und gebraucht fühlen möchte.
Aufgrund dieser drei grundlegenden Bedürfnisse sucht der Mensch sich immer wieder
neue Herausforderungen, deren Bewältigung von positiven Gefühlen und Freude begleitet ist
und zur Erweiterung der eigenen Kompetenzen führt. Gerade im Sport bieten sich dazu viele
Gelegenheiten, sei das z.B. im Ausprobieren einer neuen Sportart oder im Bestreiten eines
Wettkampfes. Es wird hier also von einem grundsätzlich intrinsisch motivierten Menschen
ausgegangen. Da viele Leute aber trotzdem oft desinteressiert und passiv sind, muss es einige
situative Bedingungen geben, welche die intrinsische Motivation untergraben
(=korrumpieren) oder aber auch fördern können. Z.B. können Be lohnungen oder Zwang das
Autonomiebedürfnis einer Person schwächen (da sie dieses Ziel ja nicht frei gewählt hat,
sondern nur aufgrund von Belohnung oder Zwang) und somit die intrinsische Motivation
schwächen. Weitere Forschung zu diesem Phänomen – auch Korrumpierungseffekt genannt –
ergab folgende Resultate:
44
• Leistungsabhängige Sachbelohnungen haben einen negativen Effekt auf die intrinsische
Motivation, besonders wenn sie vorher angekündigt werden (z.B. der Trainer verspricht
der Mannschaft ein neues Trikot, falls sie den Aufstieg in die höhere Liga schafft)
• Verbale Anerkennung (z.B. angebrachtes Lob oder ein anregendes Feedback) hat einen
positiven Effekt auf die intrinsische Motivation (z.B. einen sehr gelungenen Smash
loben, bei einem weniger gelungenen Smash dem Spieler eine motivierende Korrektur
geben)
Die Interessentheorie
Anders als die Selbstbestimmungstheorie hat Schiefele (2001) die Motivation je nach
persönlich bevorzugtem Gegenstandbereich untersucht. Er arbeitet mit individuellen
Interessenunterschieden und individuellen Bezugsnormen (d.h. ich orientiere mich an mir
selber und nicht an den anderen). Das bedeutet, dass eine Person in einer Sportart, die sie
interessiert und die sie selbst gewählt hat, eher intrinsisch motiviert sein sollte als in einer
Sportart, die sie gar nicht attraktiv findet. Dieser Ansatz ist deshalb auch so eng mit
intrinsischer Motivation verknüpft, weil die Person sich hier ebenfalls als selbstbestimmt
erlebt. Wichtige Ergebnisse der Forschung zur Interessenstheorie sind :
• Es gibt Zusammenhänge zwischen Interesse und Schulleistung. Diese Zusammenhänge
sind auch auf den Sport übertragbar: Je mehr man sich für eine Sportart interessiert, desto
bessere Leistungen erbringt man.
• Das Interesse beeinflusst den Lernprozess und das Lernergebnis, d.h. dass man z.B.
bereits während dem Lernen einer neuen, für sich persönlich interessanten Sportart viel
mehr aufnimmt und verarbeitet, als man dies bei einer langweiligen Aktivität tun würde.
45
Ein verwandter Ansatz zur intrinsischen Motivation ist das Flow-Erleben, das im nächsten
Kapitel behandelt wird. Zunächst kommen wir aber zur praktischen Anwendung der
Forschung der intrinsischen Motivation.
Praktische Anwendung
Da die meisten Freizeitsportler aus eigenem Antrieb Sport treiben, sind sie meist eher
intrinsisch als extrinsisch motiviert. Trotzdem gibt es auch hier einige Teilnehmer, die
extrinsisch angetrieben werden (z.B. ins Kondi gehen für eine gute Figur; weil dann die
Krankenkasse weniger kostet; weil „man“ fit bleiben muss; weil die Kollegen gehen etc.). Es
ist darum also für Trainingsleiter wichtig zu wissen, wie intrinsische Motivation gefördert
werden kann. Im Folgenden werden einige DO’s und DONT’s zur Förderung intrinsischer
Motivation aufgelistet.
Tabelle 4. Praktische Implikationen (nach Weinberg & Gould, 1995).
Was kann der Trainer tun? Warum wirkt es? Beispiel: Wahl: Die Teilnehmer sollen hin und wieder zwischen verschiedenen Übungen auswählen können
Förderung der Selbstbestimmung
• Im Stationentraining 10 verschiedene Posten anbieten, von welchen die Teilnehmer 6 auswählen dürfen
• Im Kondi zu einer Übung noch eine Erschwerung bzw. eine Erleichterung zeigen
Autonomie: der Trainer sollte eine die Autonomie fördernde Atmosphäre schaffen
Das Autonomieerleben fördert die intrinsische Motivation
• Ziele mitbestimmen und vereinbaren (Teilnehmer in Planung mit einbeziehen)
• Regelmässiges Feedback nach der Stunde
• Evaluation am Ende des Semesters
Verantwortung: Förderung der individuellen Kompetenz, indem der Trainer Aufgaben innerhalb der Gruppe zuteilt und jeder so Verantwortung übernehmen muss
Förderung des Kompetenzerlebens
• Jeder ist im Volleyball-Training einmal Passeur und trägt die Verantwortung für den 2. Pass, auch wenn der Ball nicht optimal zu seiner Position kommt)
46
Was kann der Trainer tun? Warum wirkt es? Beispiel: Verbale Anerkennung: Bei intrinsisch motivierten Personen statt angekündigter Sachbelohnung verbale Anerkennung geben
Verhindert die Korrumpierung intrinsischer Motivation
• Lob nach einem gelungenen Salto oder nach einer Länge guten Crawlzugs
Extrinsisch motiviert: Eine Person kann sich bewegen, auch wenn sie nicht gerne Sport treibt. Als Trainer sollte man dies erkennen, akzeptieren und trotzdem versuchen, eine intrinsische Entwicklung zu fördern, d.h. nach den bereits genannten Punkten unterrichten und coachen!
Extrinsische Motivatoren können die intrinsische Motivation positiv unterstützen und dementsprechend sinnvoll sein
• Ein Student, der gerne ins Muscle Pump kommt, aber auch unbedingt Muskelmasse aufbauen will
Literatur zu Kapitel 5
Deci, E.L. & Ryan, R.M. (1985). Intrinsic motivation and self-determination in human behavior. New York:
Plenum.
Rheinberg, F. (2002). Motivation. (4.Auflage). Stuttgart: Kohlhammer.
Ryan, R.M. & Deci, E.L. (2000). Self-Determination Theory and the Facilitation of Intrinsic Motivation, Social
Development, and Well-Being. American Psychologist, 1 , 68-78.
Schiefele, U. (2001). The role of interest in motivation and learning. In J.M. Collis & S. Messick (Eds.),
Intelligence and Personality, 163-194. Mohawah, NJ: Erlbaum.
Weinberg, R.S. & Gould, D. (1995). Foundations of Sport and Exercise Psychology. Champaign, IL: Human
Kinetics.
47
Kapitel 6
Anreize und Flow im Sport
Abbildung 8: Die Position von „Erwartung und Wert“ im Handlungsstrom (Näheres zur
Einbettung in das Rubikonmodell der Handlungsphasen s. Einleitung).
Anreize im Sport
Die Drop-Out-Quoten bei Sportprogrammen - seien sie freizeit- oder
gesundheitsorientiert - liegen mit 40 – 60% (Pahmeier, 1994) sehr hoch und veranlassen zu
der Frage: Warum beginnen viele Menschen mit sportlichen Aktivitäten, geben diese dann
aber nach einiger Zeit wieder auf? Warum nimmt die Zahl studentischer Kursteilnehmerinnen
vom Beginn bis zur Mitte des Semesters rapide ab? Warum verliert das Sporttreiben seinen
Reiz? Oder auch anders herum gefragt: Warum halten andere Menschen die sportliche
Aktivität über lange Zeit aufrecht? Was reizt zur Handlung? Die Frage beinhaltet natürlich
schon die Antwort, die wir darauf geben möchte: Es sind Anreize, die wichtige
Bestimmungsstücke menschlichen Verhaltens darstellen.
WählenAbwägen Planen
Inte
ntio
nsbi
ldun
g (R
ubik
onüb
ersc
hrei
tung
)
Handeln
Inte
ntio
nsin
itiie
rung
Inte
ntio
nsde
sakt
ivie
rung
(z.B
. bei
Zie
lerr
eich
ung)
Bewerten
Motivationale Phase
Volitionale Phase
Motivationale Phase
Volitionale Phase
48
Tätigkeits- und Zweckanreize
Rheinberg (1989) unterscheidet zwei Quellen von Anreizen: die Zweckanreize und die
Tätigkeitsanreize. Bei den Zweckanreizen liegt die Anreizquelle im Zweck der Handlung:
Menschen tun etwas, weil sie ein bestimmtes Ergebnis bezwecken wollen. Menschen treiben
beispielsweise Sport, weil sie im Wettkampf besser sein wollen als andere, weil sie schlanker
werden oder Muskeln aufbauen, gesund bleiben, Freunde kennen lernen oder ihre Freizeit
sinnvoll nutzen wollen. Bei all diesen Zweckanreizen liegt der Anreiz außerhalb der
sportlichen Aktivität. Die sportliche Aktivität selbst ist nur Mittel zum Zweck. Bei den
Tätigkeitsanreizen hingegen liegt der Anreiz in der Tätigkeit selbst. Menschen handeln um
der Handlung selbst willen, weil sie ihnen Spaß und Freude bereitet oder weil sie sie in
besondere Erlebenszustände wie das Flowerleben (s.u.), Entspannung oder freudigen
Nervenkitzel versetzt. Rheinberg (2004) illustriert das Phänomen, dass Menschen Dinge nicht
nur wegen des Ergebnisses tun, sondern weil sie Anreize in der Tätigkeit sehen am Beispiel
der Skifahrerin, dessen Ziel es nicht ist, am Fuße des Berges anzukommen um am Skilift
anzustehen (Zweckanreiz), sondern der es um das Erleben und Genießen beim Hinabfahren
des Berges geht (Tätigkeitsanreiz).
Das Modell zeitlich variabler Anreizkonstellationen
Wir nehmen zurzeit in eigener Forschungsarbeit eine Weiterentwicklung der
theoretischen Konzeption der Tätigkeits- und Zweckanreize vor und postulieren ein Modell
zeitlich variabler Anreizkonstellationen (Schüler & Brandstätter, 2005). Ein wesentlicher
Grundgedanke dieses Modells ist, dass Menschen nicht nur wegen Tätigkeits- oder
Zweckanreizen eine Sportart betreiben, sondern dass Tätigkeits- und Zweckanreize durchaus
auch gemeinsam auftreten können und das Verhalten bestimmen. Dieses gemeinsame
Auftreten von Anreizen haben wir als Anreizkonstellationen bezeichnet. Ein Beispiel für eine
Anreizkonstellation ist eine Sportstudentin, die engagiert und regelmäßig trainiert, weil sie
49
durch den Anreiz motiviert ist, eine bevorstehende praktische Sportprüfung mit einer guten
Note bestehen zu wollen (positiver Zweckanreiz) und weil ihr das Ausüben der Sportart
besonders Spaß macht (positiver Tätigkeitsanreiz). Neben den positiven Anreizen können
gleichzeitig auch negative Anreize wirksam sein, wie beispielsweise die zeitweise
auftretenden Knieschmerzen beim Sport (negativer Tätigkeitsanreiz) oder der Ärger mit dem
Freund, da sie schon wieder mehr Zeit in der Sporthalle verbracht hat als mit ihm (negativer
Zweckanreiz). In der Bilanz mögen bei der Sportstudentin jedoch die positiven Anreize die
negativen Anreize überwiegen und sie ihren Sport weiter engagiert betreiben lassen. Mit
unserem Modell können wir auch Veränderungen des Sportverhaltens erklären: Sollte die
Sportlerin ihre Sportaktivität einstellen, würden wir dies auf ein „Kippen“ der Anreizbilanz
zurückführen. Zum Beispiel könnte es sein, dass der Sport irgendwann nicht mehr so großen
Spaß macht (Nachlassen des positiven Tätigkeitsanreizes), die Prüfung bestanden ist und
keine Notwendigkeit mehr besteht für diese zu lernen (Wegfall eines positiven
Zweckanreizes), die Knieschmerzen könnten bedenklich zunehmen (Zunahme des negativen
Tätigkeitsanreizes) oder der Freund könnte mit einer Trennung drohen (Zunahme des
negativen Zweckanreizes). (Anmerkung der Autoren: Natürlich könnte sich die Sportlerin
auch von ihrem Freund trennen. Betrachtet man die Anreize zur Aufrechterhaltung der
Paarbeziehung, wäre das ewige Nörgeln ein negativer Anreiz, der die Anreizbilanz theoretisch
ins negative „kippen“ könnte, wenn dies nicht durch positive Anreize abgefangen werden
kann und eine Zielablösung – man sagt wohl „Trennung“ – herbeiführen könnte. Wie Sie
sehen, besitzt das Modell nicht nur für den Sport Gültigkeit, sondern auch für jede andere
Form der Aufrechterhaltung und Ablösung von Handlungen und Zielen).
Ein zweiter wichtiger Grundgedanke des Modells betrifft die zeitliche Variabilität.
Das, was eine Sportlerin an ihrer Sportart reizt, ist nicht „in Beton gegossen“ und auf
Lebenszeiten gültig, sondern ändert sich über die Dauer der Ausübung sportlicher Aktivität.
Oder anders ausgedrückt: Die Anreizkonstellationen sind zeitlich variabel. So gelten für eine
50
Anfängerin andere Anreizkonstellationen als für eine Fortgeschrittene. In zahlreichen
standardisierten Interviews und ersten kontrollierten Untersuchungen mit Freizeit- und
Leistungssportlerinnen verschiedenster Disziplinen haben wir zum einen herausfinden
können, dass mit wachsendem Können und Expertentum insgesamt mehr Anreize im Sport
genannt werden. Zum anderen zeigte sich bei einer genaueren Analyse, dass das Verhältnis
von Tätigkeits- und Zweckanreizen sich stark zugunsten von Tätigkeitsanreizen verschoben
hat. Während Sportanfängerinnen mehr Zweckanreize wie beispielsweise Gewicht abnehmen,
die Gesundheit verbessern, durch den Sport neue Leute kennen lernen wollen, als
Tätigkeitsanreize nannten, waren den Fortgeschrittenen Tätigkeitsanreize wie Freude an der
Bewegung und Genießen von Kompetenzzuwachs wichtiger als Zweckanreize.
Die Veränderung von Zweckanreizen und Tätigkeitsanreizen hat ganz praktische
Implikationen. Zum Beispiel sollte man, wenn man jemanden zum Sporttreiben gewinnen
möchte, ihm zu einer realistischen Einschätzung von Anreizen verhelfen. Die Aussage „Fang
mit dem Sport an- es wird dir riesigen Spaß machen“ wirkt bei den ersten
Misserfolgserlebnissen eher demotivierend. Günstiger is t der Hinweis, dass das Erlernen der
Sportart durchaus zu Beginn mit Anstrengung und Frustrationen (negative Tätigkeitsanreize)
verbunden sein kann und dass sich der „Riesenspaß“ (positiver Tätigkeitsanreiz) erst einstellt,
wenn gewisse Grundkompetenzen erworben sind. Die Trainerin kann stattdessen auf andere
Tätigkeitsanreize fokussieren, wie die Freude an der Bewegung oder das Spüren des Körpers
während des Sports. Vielleicht ist es sogar legitim, Sportanfängerinnen vorerst mit positiven
Zweckanreizen wie „Stell dir vor, wie wunderbar entspannt du dich fühlen wirst, wenn du
heute Abend vom Schwimmtraining nach Hause kommst und wie stolz du auf dich sein wirst,
wenn du dich zum Sporttreiben aufgerafft hast“, zu locken, damit sie so lange dabei bleiben,
bis sie selbst in den Genuss der ganzen Bandbreite von Tätigkeitsanreizen kommen?
51
Das Flowerleben
Eine besondere Form von Tätigkeitsanreizen ist das Flowerleben. Flow ist ein
optimaler Motivationszustand, der sich charakterisieren lässt als „das gänzliche Aufgehen in
einem glatt laufenden Tätigkeitsvollzug, den man trotz hoher Beanspruchung noch unter
Kontrolle hat“ (Rheinberg, Vollmeyer & Engeser, 2003). Csikszentmihalyi gilt als Begründer
des Flow-Konstruktes und hat es im Sport untersucht, indem er Sportler über besondere
Erlebenszustände interviewt hat (z.B. Csikszentmihalyi & Jackson, 2000). So beschrieb ihm
ein Radrennfahrer der Spitzenklasse den letzten Tag der Tour wie folgt: „Es war der letzte
Tag der Tour. Ich war Träger des gelben Trikots und musste, um es bis ins Ziel zu
verteidigen, noch 100 Kilometer hinter mich bringen. Am Ende der Strecke lag eine 7
Kilometer lange Steigung, und ich war von Fahrern umgeben, die am Berg stärker waren als
ich. Der Druck war enorm, aber es war auch eine Menge an Prestige zu gewinnen, und
irgendwie habe ich es geschafft. Ich war zu 110 Prozent bei der Sache. Nur darauf kam es an,
nur dafür schien ich zu existieren. […]. Du fühlst dich, als könne nichts schief gehen, und es
gibt nichts, das dich aufhalten oder sich dir in den Weg stellen kann. Und du bist bereit, alles
zu versuchen, du hast keine Angst, dass etwas passieren könnte, und es ist einfach
begeisternd. Als alles vorbei war, konnte ich mich nicht beruhigen, so aufgedreht war ich. Am
liebsten wäre ich den Berg wieder und wieder hinaufgefahren“ (Csikszentmihalyi & Jackson,
2000, S. 17). Mit Hilfe von Interviews ermittelte Csikszentmihalyi (1999; zusammengefasst
nach Rheinberg, 2004) u.a. die folgenden Charakteristika des Flow-Erlebens:
Passung von Fähigkeiten und Anforderungen. Sportlerinnen fühlen sich optimal
beansprucht, obwohl objektiv betrachtet die Anforderungen sehr hoch sind. Es herrscht ein
Gefühl, das Geschehen unter Kontrolle zu haben. Der Radrennfahrer beschreibt dieses Flow-
Charakteristikum wie folgt: „Ich glaube, es gibt einen bestimmten Punkt, an dem
Stresssituationen in Herausforderungen umgewandelt werden können und das ist der
52
Augenblick, in dem Flow irgendwie ausgelöst wird, und du legst los, und es ist, als ob dich
nichts bremsen könnte.“ (Csikszentmihalyi & Jackson, 2000, S. 17).
Automatischer Handlungsablauf. Der Handlungsablauf wird als glatt oder „flüssig“ (=
flow) erlebt. Ein Handlungsschritt geht flüssig in den nächsten über.
Beeinträchtigtes Zeiterleben. Die Beeinträchtigung des Zeiterlebens zeigt sich darin,
dass man die Zeit vergisst und die Einschätzung verliert, wie lange man schon dabei ist. Das
Zeiterleben kann sich verlängern oder verkürzen. Bei langen Wettkämpfen können Stunden
wie Minuten vergehen und bei kurzen, explosiven Kraftanstrengungen kann das ganze
Geschehen wie in Zeitlupe ablaufen. Der Radrennfahrer beschreibt dieses Flow-
Charakteristikum wie folgt: „Es war ein Gefühl, als hättest du alles verlangsamt und dich
vergewissert, dass alles in Ordnung war, dass alles glatt ging … Alles schien sehr schnell zu
gehen aber gleichzeitig auch langsam“ (Csikszentmihalyi & Jackson, 2000, S.36).
Zielgerichtetheit von Gedanken und Wahrnehmung. Alle Gedanken, die nichts mit der
Ausführungsregulation zu tun haben, werden ausgeblendet. Man nimmt nichts anderes um
sich herum mehr wahr. Die Konzentration für die Flowhandlung hingegen scheint
automatisch wie von selbst zu kommen. Der Radrennfahrer beschreibt dies wie folgt: „Einmal
fuhr ich vier Stunden lang durch Regen und Schneetreiben. An diesem Tag herrschte ein
ziemlich böiger Wind und es war bitterkalt. Ich glaube nicht, dass ich mich an etwas anderes
erinnere als daran, wie der weisse Mittelstreifen der Strasse vier Stunden lang unter mir
verschwand. Und an das Hinterrad des Fahrers vor mir. Das ist alles, was ich von diesen vier
Stunden in Erinnerung habe.“ (Csikszentmihalyi & Jackson, 2000, S. 33).
Absorbiertheit durch die Handlung. Man verliert sich selbst in der Tätigkeit und geht voll
in ihr auf. Man ist so durch die Tätigkeit absorbiert, dass man nicht über sich selbst oder über
das, was man gerade tut, nachdenkt.
Csikszentmihalyi und Jackson (2000) bezeichnen Flow als den „Schlüssel zur
optimalen Erfahrung und Leistung“. Flow wirkt als Belohnung, die eine längerfristige und
53
erfolgreiche Ausführung der Sportaktivität sichern kann. Dies sollte für Hobby- und
Leistungssportlerinnen gleichermassen gelten. Wenn das Flowerleben solch positiven
Konsequenzen hat, wie kann man es dann herbeiführen? Die folgende Tabelle führt in der
ersten Spalte einige Faktoren an, die das Flowerleben begünstigen (nach Jackson, 1995). Die
zweite Tabelle enthält Tipps, wie diese durch das Trainerinnenverhalten erreicht werden
können.
Tabelle 5. Tipps für den Trainer um Flowerleben zu begünstigen.
Flowbegünstigende Faktoren Was kann der Trainer tun?
Anforderungs-Fähigkeits-Passung
Ein angemessen schwieriges Training gestalten
Das Ziel haben, etwas erreichen zu wollen Herausfordernde, aber realistische Zielsetzungen unterstützen.
Optimales Aktivierungsniveau Eine entspannten und angstfreie Atmosphäre schaffen
Fokus auf die Aktivität richten Gegenwartsorientierte Fokussierung auf Komponenten der Handlung begünstigen
Gute körperliche Fähigkeiten ein gutes Training
Optimale Umweltbedingungen gute Atmosphäre, positives Trainerinnen -Feedback, Störungen vermeiden, (Zeit-, Leistungs-) Druck vermeiden
Selbstbewusstsein Dazu beitragen, dass herausfordernde Situationen gemeistert werden können und Stolz erlebt werden kann.
Team Play Positive Team-Interaktionen fördern; Vertrauen, gemeinsame Ziele
54
Literatur zu Kapitel 6
Csikszentmihalyi, M. (1999). Das Flow- Erlebnis. Stuttgart: Klett-Cotta.
Csikszentmihalyi, M. & Jackson, S. A. (2000). Flow im Sport. München: BLV.
Jackson, S.A. (1995). Elite athletes in flow: The psychology of optimal sport experience. Unpubl. Doctoral
dissertation, University of North Carolina at Greensboro.
Pahmeier, I. (1994). Drop-out und Bindung im Breiten- und Gesundheitssport – Günstige und ungünstige
Bedingungen für eine Sportpartizipation. Sportwissenschaft, 2 , 117-150.
Rheinberg, F. (1989). Zweck und Tätigkeit. Göttingen: Hogrefe.
Rheinberg, F. (2004). Motivation (5. Auflage). Stuttgart: Kohlhammer.
Rheinberg, F., Vollmeyer, R. & Engeser, S. (2003). Die Erfassung des Flow-Erlebens. In J. Stiensmeier-Pelster
& F. Rheinberg (Hrsg.), Diagnostik von Motivation und Selbstkonzept. S. 261-279. Göttingen: Hogrefe.
Schüler, J. & Brandstätter, V. (2005). Die Rolle tätigkeitszentrierter Anreize bei der Aufrechterhaltung
sportlicher Aktivität. In A. Helmes (Hrsg.), Lebensstiländerung in Prävention und Rehabilitation (S.
29). Lengerich: Pabst Science Publishers.
55
Kapitel 7
Handlungskontrolle
WählenAbwägen Planen
Inte
ntio
nsbi
ldun
g (R
ubik
onüb
ersc
hrei
tung
)
Handeln
Inte
ntio
nsin
itiie
rung
Inte
ntio
nsde
sakt
ivie
rung
(z.B
. bei
Zie
lerr
eich
ung)
Bewerten
Motivationale Phase
Volitionale Phase
Motivationale Phase
Volitionale Phase
Abbildung 9: Die Position von „Handlungskontrolle“ im Handlungsstrom (Näheres zur
Einbettung in das Rubikonmodell der Handlungsphasen s. Einleitung).
Die Handlungskontrolle
Neben motivationalen Aspekten tragen volitionale Aspekte wesentlich dazu bei, ob
eine Handlung ausgeführt, abgebrochen oder unterbrochen wird. Die
motivationspsychologische Forschung befasst sich einerseits damit, welche Prozesse zur
Auswahl einer Handlung führen (motivationale Phase des Abwägens). Zum anderen mit
Prozessen, die die Ausführung der initiierten zielführenden Handlung sichern (in der
Handlungsphase). Zu diesen Prozessen zählen die Handlungskontrollstrategien. Diese sorgen
dafür, dass die Handlung trotz Widerstände, Unterbrechungen, Fehlschlägen und aber auch
konkurrierender Verlockungen bis zur Zielerreichung durchgeführt wird.
56
Unterschiedliche Kontrollzustände: Handlungs- und Lageorientierung
Um Konflikte zu lösen, die beispielsweise durch konkurrierende Verlockungen
entstehen (wie z.B. einer anderen interessanten Tätigkeit nachzugehen anstatt zum Training
zu gehen), bedarf es der Handlungskontrolle. Ob diese Handlungskontrollprozesse effizient
sind oder nicht, hängt laut Kuhl (1983) von zwei unterschiedlichen Kontrollzuständen ab, die
er Handlungs- und Lageorientierung nennt. Handlungsorientierung ist die Umsetzung des
intendierten Handelns in tatsächliches Handeln, so richtet z.B. der Athlet alle mentalen
Prozesse auf die Überführung des Ist-Zustandes in einen angestrebten Soll-Zustand.
Lageorientierung bedeutet die intensive Beschäftigung mit Gedanken, die sich auf frühere,
aktuelle und künftige Lagen beziehen. Der Athlet ist auf die Analyse einer vergangenen,
gegenwärtigen oder zukünftigen Lage ausgerichtet und zeichnet sich durch ein exzessives
Nachgrübeln aus. Lageorientierung kann z.B. durch gehäuften Misserfolg oder das Erleben
von Unkontrolliertheit auftreten. Handlungsorientierung kann situativ erlangt werden, indem
die Aufmerksamkeit auf die Handlung gelenkt wird. So sind beispielsweise konkrete
Zielsetzungen mit hoher Anforderung in Kombination mit Rückmeldungen sehr förderlich.
Kuhl (1983) findet in zahlreichen Studien, dass Personen, denen Handlungskontrolle
besonders gut gelingt, folgende vier Elemente einer vollständigen und adäquaten
Handlungsabsicht klar sind:
• Element 1: der angestrebte zukünftige Zustand: (eine Buckelpiste flüssig befahren
können).
• Element 2: der zu verändernde gegenwärtige Zustand (flache Pisten kann ich schon gut
fahren)
• Element 3: die Diskrepanz von Ist- und Soll Zustand (ich muss lernen steile Pisten zu
fahren, schwieriges Gelände zu bewältigen und meine Beine schnell und im richtigen
Moment zu beugen.)
57
• Element 4: die Handlung mit der die Diskrepanz (siehe3) verändert werden soll.
(Wellenbahn befahren dabei die Wellen durch schnelles Tiefgehen auf der Welle
absorbieren, auf steilen Pisten durch aktives, schnelles Strecken der Beine einen
schnellen Kantenwechsel üben)
Handlungs- und Lageorientierung im Umgang mit Misserfolg
Die meisten kennen Situationen, in der die Verstimmung über ein eigenes
Missgeschick, einen misslungenen Schlag im Tennis, Golf etc., oder die Unfreundlichkeit
eines Kollegen länger anhält als einem lieb ist. Bei manchen Menschen dauern lähmende
Gefühle so lange an, dass sie nur noch über ihre missliche Lage nachdenken müssen und in
ihr stecken bleiben, weil ihnen der Schwung fehlt, sich auf anstehende Aufgaben zu
konzentrieren. Ihre Gedanken kreisen um die möglichen Ursachen für schlechtes
Abschneiden, um ihre gegenwärtige Verfassung und um ihre Fähigkeit eine bevorstehende
Testaufgabe zu lösen. Wird nicht gleichzeitig daran gedacht, was denn zurzeit zu einem
Erfolg noch fehlt (siehe oben Element 3) oder was deshalb jetzt zu tun ist (Element 4) liegen
nach Kuhl (1983) degenerierte Intentionen vor und eine Handlung wird ausbleiben. Zudem
sind im Stadium der Lageorientiertheit keine Gedächtniskapazitäten frei um komplexe
Aufgaben zu lösen. Dies bedeutet beispielsweise für einen Basketballspieler, dass er im
Zustand der Lageorientierung Schwierigkeiten bekommen wird, komplexe Spielsituationen zu
überblicken und angemessen zu handeln.
Im Gegensatz zu Lageorientierten beginnen handlungsorientierte Personen nach den
Ursachen für Misserfolge zu suchen um anschließend die Bildung eines Vorsatzes für
zukünftige Bearbeitungen solcher Aufgaben („ich muss mehr auf X achten“) in Angriff zu
nehmen.
58
Handlungs- und Langorientierung im Vergleich
Obwohl es intuitiv so erscheinen mag, dass die Handlungsorientierung der „gute“ und
die Lageorientierung der „schlechte“ Kontrollzustand ist, hat die Forschung gezeigt, dass
Lageorientierung durchaus etwas Positives sein kann: Zögern und Nachdenken kann
gegenüber einem allzu schnellen Handeln Vorteile haben. Es kann sinnvoll sein, wenn es in
schwierigen Situationen darauf ankommt, nicht vorschnell zu handeln, sondern erst einmal
nachzudenken, Risiken abzuwägen, einen Plan zu machen oder einfach auf eine günstigere
Situation zu warten. So werden sich lageorientierte Sportler stets bemühen den Anweisungen
des Trainers zu folgen, doch dies wird ihnen nur solange gelingen, bis eine misslungene
Aktion zum Nachdenken anregt. Solange sich Lageorientierte entspannt und wohl fühlen,
haben sie einen exzellenten, oft sogar besseren Zugriff auf ihre Selbstwahrnehmung und
andere überblicksstiftende Funktionen als Handlungsorientierte. Im Mannschaftssport ergibt
sich somit die Möglichkeit verschiedenen Positionen entsprechend zu besetzen.
Handlungsorientierte Basketballer verwandeln Korbchancen in belastenden Situationen
generell besser als ihre lageorientierten Mitspieler, die wiederum bei „Zubringerdiensten“
aktiver sind. Lageorientierung bildet eine günstigere Voraussetzung für die
Spielmacherposition aber eine schlechte für den Torjäger (Beckmann & Trux, 1991).
Ein weiterer Forschungsbefund zeigt, dass handlungsorientierte Spieler den Einsatz
ihrer verfügbaren Ressourcen effektiver regulieren können. Bei einer Untersuchung von
Heckhausen und Strang (1988) bewirkte eine Rekordinstruktion bei Basketballspielern eine
erhöhte Anstrengung sowohl bei handlungs- als auch bei lageorientierten Spielern, allerdings
erhöhten die Handlungsorientierten nicht nur die Laufgeschwindigkeit, sondern auch die
Trefferzahl. Im Zustand der Handlungsorientierung wird die Aufmerksamkeit gleichmäßig
auf alle Aspekte verteilt, die für die Ausführung der Handlung wichtig sind. Im Gegensatz
dazu hatten die lageorientierten Spieler die ihnen verfügbaren Ressourcen durch höheres
Lauftempo bereits aufgebraucht. Werden lageorientierte Sportler dazu aufgefordert jeden
59
Schritt beim Lösen einer Aufgabe zu verbalisieren, führt dies zu gleich guten Ergebnissen wie
bei Handlungsorientierten, da lageorientierte Gedanken, die den Handlungsablauf stören
ausgeschaltet werden.
Praktische Anwendung
Strategien willentlicher Handlungskontrolle
Der Trainer könnte seine Sportler mit folgenden Handlungskontrollstrategien vertraut
machen. Sobald sich ein Spieler/ Sportler in einem (momentan unerwünschten)
lageorientierten Zustand befindet, sollte er die folgenden Anregungen selbständig umsetzen
können um sich in einen handlungsorientierten Zustand zu bringen. Dies kann z.B. in Phasen
der Erholung eingesetzt werden.
Tabelle 6. Praktische Anwendung von Strategien willentlicher Handlungskontrolle.
Handlungskontrollstrategien Erläuterung Beispiele
Aufmerksamkeitskontrolle Die Aufmerksamkeit wird selektiv auf Informationen gerichtet, die die aktuelle Absicht unterstützt
im Sportgeschäft um die Ecke gibt es sehr gute Turnschuhe, die Rückenprobleme vorbeugen und joggen auf Asphalt erleichtern.
Emotionskontrolle Bestärkung der Emotionen, die eine Beendigung oder Aufrechterhaltung einer schwierigen Aufgabe begünstigen
Ich freue mich über…/ Ich liebe es …/ es fühlt sich gut an …
Motivationskontrolle Durch die Imagination positiver Ergebnisse einer Handlung wird der Anreiz zum Handeln aufgeschaukelt (Anreizaufschaukelung). Günstige Erwartung oder pos. Anreize werden hervorgehoben
Ich stelle mir vor, wie stolz ich auf mich sein werde, wenn ich morgen eine Platzierung unter den ersten 10 erreichen kann..
60
Handlungskontrollstrategien Erläuterung Beispiele
Umweltkontrolle Gegenstände, die zu Tätigkeiten einladen, die man meiden möchte sollte man aus der unmittelbaren Umgebung entfernen. oder außerdem kann die Umwelt dazu benutzt werden, Druck aufzubauen
Möchte ich mich auf einen Marathon vorbereiten, so sollte ich mein Fahrrad (mit dem ich viel lieber fahren möchte) nicht im Zimmer stehen haben indem man Freunden erzählt, dass man täglich joggen geht, oder das Rauchen aufhört.
Bewertung und Deaktivierung einer abgeschlossenen Handlung
Degenerierte Intentionen (z.B. kreisen die Gedanken noch um die Stelle, an der der
Snowboarder gestürzt ist) sollten abgelöst werden. Deshalb empfehlen wir eine intensive
Nacharbeitung eines Wettkampfes mit den Sportlern, die Misserfolg erlebt hatten. Der Trainer
sollte Hilfestellung in der Verarbeitung des Misserfolgs geben und nach Ursachen suchen
(„Beim Übergang vom flachen ins steile Gelände, hast Du Rücklage bekommen“) um einen
Vorsatz für die zukünftige Bearbeitung solcher Aufgaben zu finden. Z.B. sage Dir selbst:
„Ich muss mehr auf mein vorderes gebeugtes Bein achten wenn ich einen Übergang vom
flachen ins steile Gelände flüssig fahren möchte.
Der Trainer sollte dem Spieler das Gefühl geben, dass er verstanden und ernst genommen
wird.
Taktische Aufstellung im Mannschaftsport
Spieler könnten in entsprechenden Positionen eingesetzt werden. Wie im Text bereits
erwähnt, belegten Studien, dass sich lageorientierte Spieler besser für Spielmacherpositionen
61
eignen als für Torjägerpositionen (vgl. Beckmann & Trux, 1991). Bei einer 2-er Team-
Sportart könnte man einen lageorientierten mit einem handlungsorientierten Sportler arbeiten
lassen (Aufgabenteilung wie Pilot-Kopilot: Pilot muss Überblick behalten und schnelle
Entscheidungen fällen. Der Kopilot muss Details im Auge behalten und Arbeitsabläufe
kontrollieren).
Die psychologische Forschung hat ein diagnostisches Instrument entwickelt um
Handlungs- und Lageorientierung zu messen. Hierbei handelt es sich um den HAKEMP.
Einen Einblick in den Fragebogen kann man auf der Homepage von Professor Julius Kuhl
(Universität Osnabrück, http://diffpsycho.psycho.uni-osnabrueck.de/) bekommen, jedoch
sollten die psychologisch diagnostischen Instrumente ausschließlich von erfahrenen
Psychologen eingesetzt und interpretiert werden.
Generierung neuer Ziele
Bei der Einführung neuer Ziele, sollte der Trainer darauf achten, dass die Sportler alle
4 Elemente der Handlungsabsicht klar vor Augen haben, da dies eine Handlungsorientierung
begünstigt:
Elemente der
Handlungsabsicht
Fokus Bespiele
Element 1 der angestrebte
zukünftige Zustand
„Ich werde innerhalb der nächsten 3 Jahre zu
den besten 10 Schwimmern meiner Schule
gehören“
Element 2 der zu verändernde
gegenwärtige Zustand
„deshalb muss ich Crawlschwimmen lernen“
Element 3 die Diskrepanz von Ist-
und Soll Zustand
„. Ich kann heute 25m in 25 sec. schwimmen,
mein Ziel sind 19 sec“
Element 4 die Handlung mit der
die Diskrepanz
(siehe3) verändert
werden soll
“Deshalb muss ich mich im Training noch mehr
auf die Beinarbeit konzentrieren.
62
Literatur zu Kapitel 7
Beckmann, J. & Trux, J. (1991). Wen lasse ich wo spielen? Persönlichkeitseigenschaften und die Eignung für
bestimmte Positionen in Sportspielmannschaften. Sportpsychologie, 5, 18-21.
Heckhausen, H. & Strang, H. (1988). Efficiency under record performance demands: Exertion control – an
individual difference variable? Journal of Personality and Social Psychology, 55, 489-498.
Kuhl, J.(1983). Motivation, Konflikt und Handlungskontrolle. Berlin: Springer.
63
Kapitel 8
Selbststeuerung im Sport
Abbildung 10: Die Position von „Selbststeuerung“ im Handlungsstrom (Näheres zur
Einbettung in das Rubikonmodell der Handlungsphasen s. Einleitung).
Die Selbststeuerung
Neben körperlichen Fähigkeiten und motivationalen Aspekten sind es
Selbststeuerungsfähigkeiten, die sportliche Leistungsfähigkeit erklären und vorhersagen
können. Unter Selbststeuerung wird die Fähigkeit verstanden, Entscheidungen zu treffen,
eigene Ziele zu bilden und sie gegen innere und äußere Widerstände umzusetzen (Kuhl,
2001). Selbststeuerung ist auch beim Sporttreiben nötig: Um das Ziel zu erreichen,
regelmäßig Sport zu treiben, um beispielsweise gesund zu bleiben, das Körpergewicht zu
regulieren, Muskeln aufzubauen oder nette Leute zu treffen, müssen Entscheidungen
getroffen werden (Welche Sportart wähle ich aus?), Ziele gebildet werden (Ich gehe jeden
Mittwoch Abend joggen) und die Ziele müssen gegen innere Widerstände (z.B. Unlust,
Faulheit) und äußere Widerstände (z.B. vereiste Strassen beim Laufen, Entfernung zur
WählenAbwägen Planen
Inte
ntio
nsbi
ldun
g (R
ubik
onüb
ersc
hrei
tung
)Handeln
Inte
ntio
nsin
itiie
rung
Inte
ntio
nsde
sakt
ivie
rung
(z.B
. bei
Zie
lerr
eich
ung)
Bewerten
Motivationale Phase
Volitionale Phase
Motivationale Phase
Volitionale Phase
64
Sportstätte) durchgesetzt werden. Zwei häufig unterschiedene Formen der Selbststeuerung
sind die Selbstregulation und die Selbstkontrolle.
Die Selbstregulation
Die Selbstregulation ist eine sanfte Form der Regulation, bei der Ziele mit aktuellen
Bedürfnissen abgeglichen werden. Man spricht auch von einem „demokratischen“ Umgang
mit sich selbst, weil mehrere Stimmen – z.B. die Ziele selbst, konkurrierende Ziele, äußere
Hindernisse und aktuelle Bedürfnisse – gleichgewichtig berücksichtigt werden. Vielleicht
findet sich die Leserin in dem folgenden Beispiel teilweise selbst wieder? Eine Sportlerin hat
sich vorgenommen, jeden Mittwoch Abend joggen zu gehen (Ziel). An einem Mittwoch
konkurriert dieses Vorhaben jedoch mit dem Ziel, ein dringendes Arbeitsprojekt zu Ende
stellen zu wollen, das auch den Mittwochabend in Anspruch nehmen würde (konkurrierendes
Ziel). Zudem regnet es in Strömen (äußeres Hindernis) und die Sportlerin hat gleichzeitig ein
starkes Bedürfnis nach Entspannung und Schlaf (Bedürfnis). Eine gute Form der
Selbstregulation kann in diesem Beispiel nun darin bestehen, das sportliche Ziel für den
aktuellen Tag zurückzustellen, dem konkurrierenden Ziel nachzugeben und für körperliche
Erholung zu sorgen. Das sportliche Ziel würde, um bei der Demokratie-Analogie zu bleiben,
also von den anderen Stimmen „überstimmt“. Sehr wichtig ist nun, dass das Ziel zwar
kurzfristig zurückgestellt werden kann, langfristig jedoch gesichert werden muss. Das
Zurückstellen des sportlichen Ziels sollte explizit als Ausnahme von der Regel „Ich gehe
jeden Mittwochabend joggen“ deklariert werden und es sollte für einen realistischen
Ersatztermin gesorgt werden, der zusätzlich gesichert wird. Ein Beispiel für eine solche
„Sicherung“ wäre, sich mit einem Laufkollegen für den folgenden Tag zu einer bestimmten
Uhrzeit für eine bestimmte Laufstrecke zu verabreden (Planung) und dieses Vorhaben
möglichst öffentlich zu machen (öffentliches Commitment).
65
Die Selbstregulation ist facettenreich und umfasst viele verschiedene Fähigkeiten. Als
wichtige Komponenten der Selbstregulation nennen Fröhlich und Kuhl (2003) zum Beispiel
die Selbstbestimmung (Steht die Sportlerin wirklich hinter dem Ziel, das sie verfolgt?), die
positive Selbstmotivierung (Wie gut gelingt es der Sportlerin auch unangenehmen Dingen
etwas Positives abzugewinnen?), Selbstaktivierung (Inwieweit gelingt es der Sportlerin
aktiviert und wach zu sein, wenn Herausforderungen anstehen?), zielbezogene
Aufmerksamkeit (Kann die Sportlerin das Ziel auch dann automatisch im-Auge-behalten,
wenn die Zielverfolgung schwierig ist?) und Entscheidungsfähigkeit (Kann die Sportlerin
zügig Entscheidungen fällen mit dem Gefühl, das Richtige zu tun?).
Kellmann und Kallus (2000) konnten zeigen, dass Komponenten der Selbstregulation
auch im Spitzensport relevant sind. Sie untersuchten Belastungs- und Erholungsepisoden der
deutschen Junioren-Ruder-Nationalmannschaft und fanden, dass die Erholung signifikante
Zusammenhänge mit Komponenten der Selbstregulation aufwiesen, während Beanspruchung
und Stress im Alltag mit Willenshemmung (also der Abwesenheit von Selbstregulation)
korrelierte. Besonders die Komponenten der Selbstregulation Selbstbestimmung und positive
Selbstmotivierung waren für die Erholung relevant. Sportlerinnen, die das Gefühl haben,
selbstbestimmt zu handeln und sich darüber hinaus positive Anreize für die sportliche
Aktivität setzen, können sich auch bei Stress entspannen und erholen und langfristig ihre
sportliche Leistungsfähigkeit erhalten und erhöhen.
So attraktiv und erstrebenswert die Selbstregulation auch klingen mag, so steckt im
Versuch, bei der Verfolgung von Zielen alle Stimmen (konkurrierende Ziele, Bedürfnisse) zu
berücksichtigen, doch auch eine gewisse Gefahr. Denken Sie an das Be ispiel der Sportlerin
zurück, dessen sportliches Ziel von anderen Zielen und Bedürfnissen überstimmt wird.
Besteht hier nicht die Gefahr, dass das Ziel langfristig gefährdet wird, weil es fast immer
Gegenstimmen (attraktivere Ziele, Chips statt Sport) gibt? Müsste sich die Sportlerin nicht
66
auch einmal dazu „zwingen“, die Gegenstimmen einfach zu überhören? Dieses Überhören
leistet die Selbstkontrolle:
Die Selbstkontrolle
Da das (sportliche) Leben häufig genug Tätigkeiten erfordert, die aktuellen
Bedürfnissen oder anderen Zielen entgegenstehen, ist die Selbstkontrolle von großem Nutzen.
Die Selbstkontrolle ist eine sehr disziplinierte Form der Selbststeuerung. Man spricht auch
von einem „diktatorischen“ Umgang mit sich selbst, weil andere Ziele, Bedürfnisse und
Interessen für eine gewisse Zeit unterdrückt werden, um ein Ziel durchsetzen zu können.
Selbstkontrolle liegt beispielsweise dann vor, wenn sich die Sportlerin aus dem obigen
Beispiel am Mittwochabend trotz größter Unlust, strömendem Regen, Müdigkeit und
Nachteilen für das berufliche Ziel zum Joggen zwingt. Ein anderes Beispiel ist die
Marathonläuferin, die nach einem Leistungseinbruch bei Kilometer 30 dem hoch-attraktiven
Alternativziel, einfach stehen zu bleiben und zu entspannen, nicht nachgibt, sondern bis ins
Ziel läuft. Ein weiteres Beispiel ist die Sportstudentin, die einem attraktiven Ferienangebot
widersteht, weil sie sich auf eine praktische Sportprüfung vorbereiten „will“. Manche Ziele
brauchen Willensanstrengung – oder genauer gesagt: Selbstkontrolle.
Zu den Komponenten der Selbstkontrolle zählen Fröhlich und Kuhl (2003) zum
Beispiel die kognitive Selbstkontrolle, die darin bestehen kann, sich einen detaillierten Plan zu
machen, bevor man mit dem Trainingsprogramm beginnt (Planungsfähigkeit). Die affektive
Selbstkontrolle umfasst beispielsweise die Misserfolgsbewältigung (aus Fehlern lernen, sich
nicht entmutigen lassen), die Selbstdisziplin (sich unter Druck setzen; sich
„zusammenreißen“) und die ängstliche Selbstmotivierung (sich die negativen Folgen des
Nicht-Trainierens vorstellen, z.B. schlechtes Gewissen, Trainingseinbussen).
67
Die Selbstkontrolle ist kurzfristig für die Zielverfolgung sehr wirksam. Und auch langfristig
kann sie nützlich sein, weil sie stabiles Sportverhalten sichern kann: Denken Sie an eine
Anfängerin, die eine Sportart, die ein gewisses Ausmaß an Fähigkeiten erfordert, neu erlernen
möchte. Vielleicht muss man erst „selbstkontrolliert“ 1000 Mal aus dem eiskalten Wasser
zurück aufs Surfboard steigen, um ein Fähigkeitsniveau zu erreichen, auf dem
Selbstregulation überhaupt erst möglich wird? Bei Sportanfängerinnen spielt Selbstkontrolle
immer eine wichtige Rolle.
Prinzipiell gilt jedoch, dass Selbstkontrolle Energie und Kraft kostet und längerfristig
das Sportengagement und das Befinden beeinträchtigt. Sich zu einer Sportart zu zwingen
(oder gezwungen werden), die einem nicht viel Freude bereitet oder bei der sich über längere
Zeit einfach keine Lernerfolge einstellen, ist mit Missmut, Anstrengung und häufig auch
schlechter Leistung verbunden.
Literatur zu Kapitel 8
Kellmann, M. & Kallus, K.W. (2000). Erholungs-Belastungsfragebogen für Sportler. EBF-Sport. Manual.
Frankfurt: Swets & Zeitlinger, B.V.
Fröhlich, S. & Kuhl, J. (2003). Das Selbststeuerungsinventar: Deko mprimierung volitionaler Funktionen. In J.
Stiensmeier-Pelster und F. Rheinberg (Hrsg.), Diagnostik von Motivation und Selbstkonzept. S. 221-
257. Göttingen: Hogrefe.
Kuhl, J. (2001). Motivation und Persönlichkeit: Interaktionen psychischer Systeme. Göttingen: Hogrefe.
68
Kapitel 9
Ursachenerklärungen von Erfolg und Misserfolg
Abbildung 11: Die Position von „Ursachenerklärungen“ im Handlungsstrom(Näheres zur
Einbettung in das Rubikonmodell der Handlungsphasen s. Einleitung).
Ursachenerklärungen
Menschen haben die angeborene Neigung, nach Ursachen für ihre erzielten Erfolge
oder erlittenen Misserfolge zu suchen. Sie unterscheiden sich darin, wo sie nach diesen
Ursachen suchen. Ein Erfolg, wie ein gewonnener Wettkampf kann erklärt werden, indem die
eigene Leistung in den Vordergrund gestellt wird oder aber indem Faktoren wie Glück oder
Zufall für die Erklärung herangezogen werden.
Ursachenerklärungen (Kausalattributionen) erfüllen verschiedene Funktionen. Sie
sollen die Welt durchschaubarer und vorhersagbarer machen. Wie Erfolge oder Misserfolge
attribuiert werden und welchen Einfluss diese Ursachenerklärungen auf die Motivation haben,
möchten wir in den nächsten Abschnitten erläutern. Zum veranschaulichen der theoretischen
Beiträge werden wir immer Bezug nehmen zur folgenden Aussage:
• Roger Federer (RF) hat in Monte Carlo das Finale gegen Rafael Nadal (RN) verloren.
WählenAbwägen Planen
Inte
ntio
nsbi
ldun
g (R
ubik
onüb
ersc
hrei
tung
)Handeln
Inte
ntio
nsin
itiie
rung
Inte
ntio
nsde
sakt
ivie
rung
(z.B
. bei
Zie
lerr
eich
ung)
Bewerten
Motivationale Phase
Volitionale Phase
Motivationale Phase
Volitionale Phase
69
Alle Bezüge zu dieser Aussage werden mit einem Pfeil markiert (? ).
Attributionale Theorie
Fritz Heider (1958) hat als erster „naive“ Ursachenerklärungen analysiert und die
Vielzahl möglicher Ursachenerklärungen systematisiert. Bei ihm waren die zwei
Dimensionen internal (innerhalb der Person ? RF: „Ich hatte heute einen schlechten Tag.“)
und external (ausserhalb der Person ? RF: „Auf Sand spiele ich nicht so gut.“) relevant, um
Ursachen über Erfolg oder Misserfolg zu erklären.
Bernhard Weiner (1986) hat in Anlehnung an Heider ein Schema entwickelt um
mögliche Ursachenerklärungen zu klassifizieren. Dabei unterscheidet er drei Dimensionen:
1. Zeitstabilität (Kann ich etwas ändern oder kann sich etwas ändern?)
• Die Ursache, die für einen Erfolg oder Misserfolg gefunden wird, kann zeitlich stabil
sein (z.B. Fähigkeiten, Aufgabenschwierigkeit) oder zeitlich variabel sein (z.B.
investierte Anstrengung, Glück).
o Von der Zeitstabilität einer zugeschriebenen Ursache hängt die Erwartung für
ein nächstes Abschneiden ab. Wer sich einen Misserfolg mit zeitstabilen
Faktoren wie geringe Fähigkeit oder mit hoher Aufgabenschwierigkeit erklärt,
wird mit einer geringeren Erfolgserwartung eine nächste Aufgabe in Angriff
nehmen. ? RF: „In Monte Carlo Rafael Nadal zu schlagen, scheint mir eine
unmögliche Aufgabe!“
o Attribuiert der Athlet einen Misserfolg stattdessen mit zeitvariablen Faktoren
wie Pech oder mangelnde Anstrengung, so wird die Erfolgserwartung weit
weniger beeinträchtigt. ? RF: „Der Match war sehr eng und beim Matchball
hatte ich wirklich einfach Pech.“
70
2. Lokation (Wo liegt die Ursache?)
• Die Ursache für einen Erfolg oder Misserfolg kann innerhalb der Person (z.B.
Fähigkeiten, Anstrengung) oder ausserhalb der Person (z.B. Aufgabenschwierigkeit,
Glück/Pech) liegen.
o Die Selbstbewertungsaffekte wie Stolz oder Beschämung sind dann besonders
intensiv, wenn sie der eigenen Fähigkeit zugeschrieben werden. ? RN: „Ich
habe heute Roger Federer besiegt, weil ich konstanter gespielt habe.“
o Macht der Athlet Umweltfaktoren für sein Abschneiden verantwortlich, haben
negative Leistungsresultate weniger Auswirkungen auf die Selbstbewertung.
Das heisst, dass Gründe nicht auf den Athleten selbst bezogen werden und er
somit keine langfristigen negativen Gefühle mit sich trägt. ? RF: „Das war
heute nicht mein Tag.“
3. Kontrollierbarkeit (Kann Einfluss genommen werden?)
• Der Athlet hat es in der Hand, einen Störfaktor aus der Umwelt zu kontrollieren. ?
RF: „ Ich habe kritische Zuschauerrufe einfach ausgeblendet.“
• Der Athlet kann keinen Einfluss auf einen externen Faktor nehmen. ? RN: „Es war
enorm heiss.“
Abbildung 12 zeigt auf wie Ursachenerklärungen bezüglich dieser drei Dimensionen
aufgeteilt werden können.
71
Lokation
internal external
kontrollierbar un-
kontrollierbar kontrollierbar un-
kontrollierbar
Stabil Überdauernde Trainingsein-stellung
Talent Beliebthe it des Platzes
Anforderun-gen eines Finalspiels
Zeit-stabilität
Variabel Anstrengung während des Spiels
Stimmung Hilfe des Trainers
Wetter
Abbildung 12: Von den Autoren an das Beispiel angepasste Klassifikation von
Ursachenerklärungen für Leistungsergebnisse nach den Attributionsdimensionen Lokation,
Stabilität und Kontrollierbarkeit nach Weiner (1986).
Zusammenfassend ist ein für die Motivation günstiger Attributionsstil dadurch
charakterisiert, dass
Erfolge internal attribuiert werden
a) Hohe Fähigkeit ? RN: „Ich habe heute Roger Federer besiegt, weil ich konstanter
gespielt habe.“
b) Hohe Anstrengung ? RN: „Ich habe lange hart trainiert, um Roger Federer besiegen zu
können.“
…und Misserfolge variabel und kontrollierbar
a) Mangelnde Anstrengung ? RF: „Meine Vorbereitung war nicht gut genug, um das
Turnier hier auf Anhieb zu gewinnen.“
72
Demgegenüber ist ein für die Motivation hinderlicher Attributionsstil dadurch
gekennzeichnet, dass
Erfolge external unkontrollierbar attribuiert werden
a) Glück ? RN: „Ich habe Glück gehabt, dass Roger Federer heute nicht einen guten Tag
erwischt hat.“
b) Zufall ? RN: „Der Wind hat bei einigen wichtigen Bällen eine entscheidende Rolle
gespielt.“
… und Misserfolge internal, stabil und unkontrollierbar
a) Mangelnde Fähigkeit ? RF: „Meine Rückhand ist immer noch verbesserungsfähig.“
Praktische Anwendung
Aus dem vorgestellten Modell und den dargestellten Theorieteil lassen sich folgende
Schlüsse für die Praxis ziehen: Für alle Trainer oder Coaches ist die Förderung einer
erfolgszuversichtlichen Orientierung bei ihren Teilnehmern sehr wichtig in Bezug auf deren
positive Motivation..
Tabelle 7. Do’s abgeleitet aus dem Weiner’schen Schema
Was Warum Praxisbeispiel
Mittelschwere Aufgaben wählen
Weil diese als Herausforderung wahrgenommen werden.
Einfachere und schwierigere Bauchübung im Kondi.
Erfolg vor allem internal-stabil attribuieren
Weil sich dies positiv auf den Selbstwert und das Selbstvertrauen der Athleten auswirkt.
„Weil du eine solche Sprungkraft besitzt, hast du uns viele Bälle erkämpft.“
Erfolg internal-variabel attribuieren
Damit der Sportler sieht, dass er durch Anstrengung/Training etwas verändern kann.
„Weil du in den letzten Monaten so konsequent trainiert hast, hast du dein Ziel jetzt erreicht.“
Misserfolg vor allem internal- variabel attribuieren
Hier liegt das grösste Verbesserungspotenzial versteckt und der Athlet stellt sich selber nicht in Frage sondern seine Vorbereitung etc.
„Wenn du bei den Visualisierungsübungen dir die Strecke besser eingeprägt hättest, wäre dir der Fehler beim 6. Tor nicht unterlaufen.“
73
Tabelle 8: Dont’s, abgeleitet aus dem Weiner’schen Schema
Um es für das Training praxisnah zu präsentieren, werden drei Leitfragen vorgestellt, mit
denen nach einer gewissen Übungsphase relativ schnell jede Attribution von Athleten in ein
grobes Schema eingeordnet werden können.
Erstens (F1) ist die Frage nach der wichtigsten Ursache für den Misserfolg
entscheidend: „Bin ich als Trainer für das Abschneiden verantwortlich? Wird der Athlet selber
dafür verantwortlich gemacht (internal) oder können externale Faktoren als Ursachen
herangezogen werden?“
Zweitens (F2) müssen Sie sich die Frage stellen, ob dieser Grund stabil bleiben wird in
der Zukunft oder ob er variabel ist und beim nächsten Wettkampf/Training nicht mehr als
Ursache herangezogen werden kann.
Drittens (F3) ist das Thema der Verbreitung und der Kontrollierbarkeit anzugehen.
Inwiefern werden Gefühle, die sich auf diese Resultate beziehen, andere Lebensbereiche
beeinflussen? Hätte der Athlet das Eintreten des Misserfolgs kontrollieren können?
Allgemein gesagt: Falls Ihr Athlet (F1) Misserfolg sich selber zuschreibt („Das kann ich
nicht.“), und diese Ursachenerklärung (F2) über längere Zeit stabil bleibt („Ich werde das auch
Was Warum Praxisbeispiele Erfolg external-variabel attribuieren
Bei einer solchen Ursachenerklärung mangelt es an affektiven Anreizen und der Athlet wird seine Erfolgswahrscheinlichkeit nur minimal höher einschätzen bei einer nächsten ähnlichen Aufgabe
„Ich hatte Glück, dass die Bedingungen gerade perfekt waren, um mein Spiel zu spielen.“ Besser wäre: „Ich habe sehr gut gespielt.“
Misserfolg internal-stabil attribuieren
Wenn man die Ursache in der mangelnden Fähigkeit sieht, kann dies mit einem Gefühl der Inkompetenz einhergehen, welches zusätzlich mit dem Sinken der Erfolgswahrscheinlichkeit einhergeht.
„Ich bin zu dumm um diesen Spielzug nachzuvollziehen.“ Besser wäre: Dies Mal ist der Spielzug nicht geglückt, wenn ich das aber weiter übe gelingt es mir beim nächsten Mal sicher!“
74
in Zukunft nicht können, weil ich zu dumm bin.“) und er daran glaubt, dass diese Leistung (F3)
sein ganzes Leben mit beeinflusst („Ich bin ja überall eine Niete.“) und er keine Kontrolle über
die Ausführung des Verhaltens hat („Es ist einfach passiert.“), dann können Sie davon
ausgehen, dass Ihr Athlet einen pessimistischen Attributionsstil hat. Falls Sie in diesem
Bereich mit ihren Athleten ihre Attributionsmuster verändern möchten, gibt es unter dem
Schlagwort „Reattributionstrainigs“ sehr gute Ansätze. Hier exemplarisch zwei ganz einfache
Beispiele:
Die motivationsförderliche und selbstwertschützende Wirkung von
Ursachenerklärungen durch mangelnde Anstrengung nach Misserfolg ist unumstritten. Ein
Beispiel für eine Reattribution wäre, dass der Athlet die Aussage macht:
Athlet: „Ich habe kein Talent.“ (dont`s Misserfolg internal-stabil)
Trainer: „Ich sehe die Ursache für den Misserfolg in der zu geringen Anstrengung und
nicht in deinem Talent.“ (siehe Do`s Misserfolg internal-variabel)
Weiteres Beispiel:
Athlet: „Ich bin zu langsam.“
Trainer: „Es liegt nicht an der Schnelligkeit sondern daran, dass du in manchen
Spielsituationen mit dem Kopf nicht ganz bei der Sache bist und dann zu spät reagierst.“
Literatur zu Kapitel 9
Zitierte Literatur
Heider, F. (1958). The psychology of interpersonal relations. New York: Wiley.
Weiner, B. (1986). An attributional theory of motivation and emotion . New York: Springer-Verlag.
Grundlagentheoretische Texte zur Attributionstheorie
Alfermann, D. und Stoll, O. (2005). Sportpsychologie: Ein Lehrbuch in 12 Lektionen. Lektion 6
Foundations of Sport and Exercise Psychology. 124-130
75
Allgemeine Literaturhinweise
Literaturquellen direkt zu den einzelnen Themen finden sich bereits direkt im
Anschluss an die Darstellung der Themen am Ende jeden Kaptitels. Im Folgenden finden Sie
noch einige weitere Literaturquellen, die eher einen Überblickscharakter haben und sich
ausgezeichnet für eine erste Orientierung im Forschungsfeld der Motivations-, Volitions- und
Sportpsychologie eignen.
Grundlagentheoretische Texte zu Motivation und Volition
Heckhausen, J. & Heckhausen, H. (2006). Motivation und Handeln. Berlin: Springer.
Rheinberg, F. (2004). Motivation (5. Auflage). Stuttgart: Kohlhammer.
Rudolph, U. (2003). Motivationspsychologie. Weinhe im: Beltz.
Einführungen in die Sportpsychologie
Gabler, H. (2002). Motive im Sport. Schorndorf: Verlag Karl Hofmann.
Gabler, H., Nitsch, J.R. & Singer, R. (2000). Einführung in die Sportpsychologie. Schorndorf:
Verlag Karl Hofmann.
Leistungssport
Beckmann, J. (2005). Studie zur Persönlichkeitsentwicklung von
Nachwuchsleistungssportlern. In T. Woerz & T. Schroeder-Klementa (2005),
Nachwuchsleistungssport als Chance zur Persoenlichkeitsentwicklung. Schulen für
Leistungssportler im internationalen Vergleich, Pabst, Lengerich, S. 51-63.
Kellman, M., Beckmann, J. & Kopczynski, S. (2006). Sportpsychologische Diagnostik im
Leistungssport. Zeitschrift für Sportpsychologie, 13(2), 46-52.
76
Ausklingende Worte
Wir hoffen, dass Ihnen der Ritt quer durch die Konzepte der Motivations- und
Volitionspsychologie gefallen hat und dass Sie Anregungen für Ihre Tätigkeit als Trainer und
Trainerin haben gewinnen können. Wir möchten Sie noch einmal daran erinnern, dass Sie sich
gerne mit Fragen und Anregungen an Julia Schüle r wenden können, die Ihre Anfrage dann in
die Projektgruppe weiter trägt. Sehr gut wäre, wenn Sie uns ein Feedback zu diesem Leitfaden
(z.B. „Was ist gut und soll so bleiben? Was sollte verbessert werden?) geben könnten.
Vielleicht haben Sie sogar Interesse an einer Schulungsmaßnahme (Infoveranstaltung,
Workshop) zum Thema Motivation und Volition im Sport? Eine solche Schulung wäre in eine
Veranstaltung (Praxisseminar) unseres Curriculums integrierbar und könnte von gut betreuten
und professionell supervidierten Studierenden sehr kostengünstig angeboten werden. Bei
Anfrage geben wir Ihnen sehr gerne nähere Informationen hierzu.
Ihre Kontaktadresse für Fragen und Anregungen:
Dr. Julia Schüler, Universität Zürich, Psychologisches Institut, Allgemeine Psychologie
(Motivation), Treichlerstrasse 10, 8034 Zürich (E-Mail: [email protected],
Tel.: 044 634 15 53).
Es verabschiedet sich mit sportlichen Grüssen aus der Motivationspsychologie:
Ihr Autoren-Team der Projektgruppe Motivation, Gesundheit und Sport:
Robert Buchli, Chrissi Dietsche, Sabine Fischer, Rosina Maag, Sonja Nüssli, Milena Meisser,
Simone Schoch, Julia Schüler (Leitung)