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Modellregion „Energiebewusstes Raurisertal“ Umsetzungskonzept (A974935)
Auftragnehmer (Einreicher des Umsetzungskonzeptes): Rauris Entwicklungs GmbH Kirchplatz 1 5661 Rauris
Rauris, Februar 2011
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Inhaltsverzeichnis Vorwort................................................................................................................................. 4
1. Die Region Raurisertal (Standortfaktoren) ................................................................. 5
2. Vorbereitenden Maßnahmen für das Umsetzungskonzept ....................................... 6
2.1. Arbeitsrahmen .......................................................................................................... 7
2.1.1. Leitbild ................................................................................................................... 8
2.1.2. Strategie ................................................................................................................. 9
2.1.3. Bewusstseinsbildung/Kommunikation ...............................................................14
2.1.4. Programmmanagement .......................................................................................15
2.2. Stärken-Schwächen-Analyse ..................................................................................17
2.3. Potentialanalysen (EE-Effizienz), Energie- und/oder CO2-Bilanzen .....................19
3. Managementstrukturen ...............................................................................................23
4. Kernprojekte ................................................................................................................24
4.1. Erhebung der Ist-Situation ......................................................................................26
4.2. Wärme ......................................................................................................................32
4.2.1. Erhebung der Ist-Situation ..................................................................................32
4.2.2. Erhebung der Potentiale zum Ausbau der Wärmeerzeugung ...........................33
4.2.3. Erhebung der technischen Möglichkeiten zur Wärmeerzeugung .....................33
4.2.4. Konzept Wärmeerzeugung ..................................................................................34
4.2.5. Nutzung Hackschnitzelwerk ................................................................................35
4.2.6. Nutzung von Solarthermie mit Haushaltsspeicher ............................................36
4.2.7. Nutzung Erdwärme/Geothermie ..........................................................................37
4.2.8. Anpassung Biomasseanlage ...............................................................................38
4.2.9. Nutzung der Klärschlammverbrennung .............................................................39
4.2.10. Nutzung von Verbrennung biogener Reststoffe .............................................40
4.2.11. Weilerlösungen .................................................................................................41
4.3. Strom ........................................................................................................................43
4.3.1. Erhebung der Ist-Situation ..................................................................................45
4.3.1.1. Erhebung Stromverbrauch ...............................................................................45
4.3.1.2. Erhebung Stromerzeugung ..............................................................................45
4.3.1.3. Erhebung der Potentiale zum Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten ....45
4.3.2. Erstellung des Konzeptes zur Stromerzeugung ................................................47
4.3.3. Machbarkeitsstudie Stromableitung(Einspeisung) ............................................47
4.3.4. Aufbau Stromerzeugung mittels Pumpspeicherkraftwerk ................................48
4.3.5. Aufbau Stromerzeugung mittels Trinkwasserkraftwerke ..................................49
4.3.6. Aufbau Erzeugung mittels Ausbau und Optimierung weiterer .........................50
Wasserkraftpotenziale .......................................................................................................50
4.3.7. Stromerzeugung mittels Ausbau der Photovoltaik ............................................52
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4.3.8. Stromerzeugung mittels Kraftwärmekoppelung ................................................52
4.3.9. Gründung Gemeindewerke ..................................................................................53
4.3.10. Smart Grid .........................................................................................................55
4.4. Mobilität ....................................................................................................................56
4.4.1. Mobilitätskonzept .................................................................................................57
4.4.1.1. Konzept E-Mobility-Tourismus ........................................................................58
4.4.1.2. Konzept E-Mobility Individualverkehr .............................................................60
4.4.1.3. Konzept E-Mobility ÖPNV.................................................................................61
4.4.1.4. Konzept für Pendler ..........................................................................................63
5. Öffentlichkeitsarbeit ....................................................................................................65
6. Energiepolitischer Beschluss für die Modellregion „energiebewusstes Raurisertal“ .........................................................................................................................66
7. Ziele und Umsetzungsstrategien................................................................................67
8. Anhang .........................................................................................................................72
8.1. Lebenslauf Regionenmanagerin .............................................................................72
8.2. Projektsteckbriefe ....................................................................................................73
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Vorwort
Wir verbrauchen immer mehr Ressourcen und Energie, damit belasten wir unser
Klima. Die Auswirkungen sind für uns alle bereits jetzt sichtbar und erlebbar. Das
Streben nach einer gesicherten, effizienten und umweltbewussten
Energieversorgung zur Bereitstellung von notwendigen Dienstleitungen und
Produkten wird für eine nachhaltige Wirtschaftsweise immer mehr von
entscheidender Bedeutung. Deshalb hat sich die Gemeinde Rauris zum Ziel gesetzt,
das gesamte Raurisertal in eine nachhaltige, umweltbewusste und energieeffiziente
Zukunft zu begleiten. Im Mittelpunkt dieses Konzeptes steht die Einsicht, dass
soziale Verantwortung, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und der Schutz der
natürlichen Umwelt untrennbar zusammen gehören und daher in allen Betrachtungen
mitberücksichtigt werden müssen. Der Schutz unserer Umwelt vor den Auswirkungen
enorm hoher Energieverbräuche erfordert zudem eine ökologische und ökonomische
Handlungsweise, die sich die Modellregion Raurisertal zum Auftrag gemacht hat.
Nicht nur eine effizienter Energienutzung, auch das Energie-Einsparungspotential
sind wesentliche Inhalte des vorliegenden Konzeptes.
Um den Rahmen dieses schriftlichen Projektantrages nicht zu sprengen wurde
bewusst auf Zitate und Verweise aus der Literatur verzichtet.
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1. Die Region Raurisertal (Standortfaktoren)
Die Gemeinde Rauris liegt im Bezirk Zell am See im Bundesland Salzburg. Mit einer
Gemeindefläche von 233km2 ist Rauris die drittgrößte Gemeinde Österreichs. 140
km2 der Gemeindefläche liegen im Nationalpark Hohe Tauern. Das Gemeindegebiet
erstreckt entlang eines abgeschlossenen Tales mit 5 Seitentälern auf einer Länge
von 30 km. 3200 Einwohnern stehen 3500 Gästebetten gegenüber, wobei sich die
ca. 340.000 Nächtigungen zu 51% auf den Winter und zu 49% auf den Sommer
konzentrieren. Der Tourismus ist der Hauptwirtschaftzweig der Gemeinde Rauris.
Der Großteil der Rauriser Bevölkerung ist aufgrund weniger Arbeitsplätze vor Ort auf
das Pendeln angewiesen. Die Statistik Austria (2001) weist den Anteil der Ein- und
Auspendler mit 58,1% der erwerbstätigen Bevölkerung aus. Auch diese Zielgruppe
ist aufgrund des mangelnden bzw. teilweise gar nicht vorhandenen öffentlichen
Verkehrsnetzes für die Fortbewegung innerhalb und außerhalb des Tales auf den
eigenen PKW angewiesen.
In Rauris wohnen derzeit (2010) 3056 Menschen. Davon sind 558 Personen jünger
als 15 Jahre. 477 Personen sind älter als 65 Jahre. Das Durchschnittsalter der
Rauriser Bevölkerung beträgt 39,21 Jahre.
Die wirtschaftliche Struktur von Rauris wird vom Tourismus dominiert. Der Anteil der
Gäste aus dem Ausland ist mit 83-85% sehr hoch. Die inländischen Urlaubsgäste
kommen vor allem aus Entfernungen ≥150km. Die Anzahl der Tagesgäste
(Nationalparkbesucher) beläuft sich auf 12.000 pro Jahr wobei 10.000 in der
Sommersaison das Raurisertal besuchen; dies sind fast ausschließlich inländische
Gäste. Um sich innerhalb des Tales zu bewegen, sind die Gäste durchwegs auf das
Auto angewiesen, folglich wird auch die An- und Abreise der Gäste mit dem Pkw
abgewickelt. Ein wesentlicher Grund für den hohen Anteil an Pkw-Fahrten stellt das
mangelhafte oder teilweise gar nicht vorhandene öffentliche Verkehrsnetz dar.
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2. Vorbereitenden Maßnahmen für das Umsetzungskonzept
Die unter 1. genannten Gründe waren mit ausschlaggebend, dass sich die Gemeinde
Rauris entschlossen hat, das Projekt „energiebewusstes Raurisertal“ ins Leben zu
rufen. Dieses Projekt beinhaltet neben der effizienten Nutzung auch die nachhaltige
Energieversorgung (Strom und Wärme) durch erneuerbare Energiequellen sowie ein
integriertes Mobilitätskonzept mit multimodaler Ausrichtung. Dabei ist festzuhalten,
dass sowohl die Bedürfnisse der Bevölkerung als auch die Bedürfnisse der Gäste
berücksichtigt bzw. Hand in Hand entwickelt werden müssen. In Anbetracht der
topografischen Lage stellt dies eine Herausforderung für alle Akteure dar. In allen
Bereichen sind zukunftsorientierte, nachhaltige Umsetzungsschritte erforderlich.
Das Projekt „Modellregion energiebewusstes Raurisertal“ stellte bereits vor Beginn
der Erstellung des Umsetzungskonzeptes eine Reihe von Herausforderungen an
Gemeinde bzw. an den Projektträger:
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Die Vorbereitungsphase erfolgte in zwei maßgeblichen Schritten:
In dieser Phase wurden die Grundlagen für das Umsetzungskonzept erarbeitet und
geschaffen. Nach der umfangreichen Themensammlung und deren Strukturierung
wurden noch die Einflüsse und Rahmenbedingungen der einzelnen Themen
erarbeitet und auch die Abhängigkeiten der Themen erfasst.
2.1. Arbeitsrahmen
Ein Arbeitsrahmen zur Strukturierung der geplanten Aktivitäten wurde erstellt:
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2.1.1. Leitbild
Die 1. Aktivität erfasst die Erstellung eines Leitbildes um eine langfristige Zielvorgabe
vor Augen zu haben. In diesem Leitbild werden die Ambitionen und Vorstellungen
der Gemeinde dargestellt.
Das Energieleitbild der Gemeinde Rauris:
Die energiebewusste Marktgemeinde Rauris möchte eine nachhaltige
Energienutzung und Energieversorgung im Raurisertal für deren Bürger und die
regionale Wirtschaft umsetzen. Der Energieverbrauch soll durch effiziente
Einsparmaßnahmen reduziert und der Einsatz von erneuerbarer Energien nachhaltig
gesteigert werden.
Die Gemeinde verfügt über natürliche Energieressourcen und –potenziale. Diese
Potenziale sollen zur Erzeugung von Strom, Wärme und zur Energieerzeugung für
Mobilität herangezogen, optimal genutzt und erschlossen werden. Die Energie soll
vor Ort erzeugt, selber verwendet und nachhaltig betrieben werden. Der Vertrieb
soll kostengünstig und eine sichere Versorgung gewährleistet sein.
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Jeder Bürger von Rauris soll mit der Umsetzung einen persönlichen Nutzen haben
und sich mit den Inhalten identifizieren können. Eigeninitiative und
Eigenverantwortung der Bürger sollen gefördert werden. Die Gemeinde möchte für
die Bürger eine Vorbildwirkung ausfüllen. Dies bringt sie dadurch zum Ausdruck,
dass sie entsprechende Maßnahmen schnell und effizient umsetzt.
Durch den Ausbau der Potenziale sollen die regionale Wirtschaft gestärkt und neue
Arbeitsplätze geschaffen werden. Die touristische Entwicklung soll damit maßgeblich
forciert und das positive Image der Gemeinde zusätzlich gesteigert werden.
Die Gemeinde verfolgt das Vorhaben mit dem Ziel bis zum Jahr 2020:
− den „klassischen“ Stromverbrauch jährlich um 1 % zu senken,
− den Energiebedarf zu 100% aus erneuerbaren Energiequellen zu decken,
− den CO2-Ausstoss maßgeblich zu reduzieren,
− durch neutrale und kompetente Energieberatung jeden Haushalt zu informieren.
Ziel ist es, ein auf sein Bedürfnis abgestimmtes Konzept zur Energieeffizienz zu
erstellen.
− ein Mobilitätskonzept („Gmoa-Bus“, E-Busse, E-Roller, etc.) in der Gemeinde zu
organisieren und auf die Bedürfnisse der Bürger und Gäste im ganzen Tal
abzustimmen.
2.1.2. Strategie
Die zweite Aktivität gibt die Strategie vor, wie die zu erreichenden Ziele umgesetzt
werden sollen (siehe auch Punkt 4)
Hier müssen unbedingt auch die Anspruchsgruppen und Rahmenbedingungen
mitberücksichtigt werden, denn unterschiedliche Anspruchsgruppen wirken auf das
Vorhaben mit ihren individuellen Anforderungen ein.
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Die meisten Thesen der jeweiligen Anspruchsgruppen lassen sich sehr gut in das
Vorhaben integrieren:
Die Gemeinde
• möchte die Zukunft für die Bevölkerung sichern
• begrüßt Geld-, Energie-, CO2-Einsparung
• möchte von Dritten unabhängig sein
• möchte neue Ertragsquellen erschließen
• möchte mit Vorbildwirkung vorausgehen
• die Attraktivität der Gemeinde steigern (z.B. als Standort für weitere
Betriebe)
Die Landwirtschaft
• möchte nicht nur als Land- und Forstwirt aufgefasst werden, sondern
auch als „Energiewirt“
• möchte durch Erweiterung der Absatzmärkte eine regelmäßige
Einkommenssicherheit
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• möchte durch das Autarkievorhaben mit keinen Erschwernissen
konfrontiert werden
• wünscht sich mehr Akzeptanz. Der Landwirt produziert nicht nur
Nahrung, sondern auch Energie.
• wünscht sich, dass die Wertschöpfung sichtbarer gemacht wird. Man
möchte Anerkennung für Arbeit haben.
Die Bevölkerung
• hat Interesse an niedrigen Energiekosten
• hat Interesse an einer ausreichenden Versorgungssicherheit
• hat Interesse an der Verwendung von „sauberer Energie“ (CO2,
Umwelt,...)
• hat Interesse an lokal / regional erzeugter Energie, anstatt von Dritten
abhängig zu sein
• hat Interesse an neutraler Beratung und Transparenz in den Vorgängen
• möchte die Wertschöpfung im Tal behalten
• möchte auf die Heimat und auf das Geleistete stolz sein
• hat Interesse an der Schaffung und dem Erhalt von Arbeitsplätzen in
Rauris
• hat Interesse an der Mitwirkung im Projekt
Der Tourismus
• profitiert durch das Alleinstellungsmerkmal (USP) und Werbung
(nachhaltiger Urlaub)
• der sogenannte Exkursionstourismus kann in Rauris etabliert werden
• wünscht sich mehr Professionalität im Thema Mobilität
• Wünsche und Bedürfnisse des „Kunden“ sollen Berücksichtigung finden
Die Rauriser Hochalmbahnen
• möchten die Kosten senken
• möchten die Erträge durch den Betrieb des KW steigern
• interessieren sich dafür, den Strom aus regionaler Erzeugung zu
beziehen
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• interessieren sich für die Anbindung an ein mögliches Smart-Grid
• möchten klimaneutral und umweltfreundlich operieren
• Energiebewusstsein ist ein „Plus“ beim Naturschutz
Die Verkehrsunternehmen/ÖPNV
• Es sollen intelligente Lösungen für die derzeitige Verkehrssituation
gefunden werden
• Man wünscht sich eine bessere Anbindung an das regionale
Verkehrsnetz
• Für den innerörtlichen öffentlichen Verkehr wünscht man sich eine
bessere Lösung
• Neue Linien / Erweiterungen des Netzes werden als notwendig
angesehen
• Die Wertschöpfung durch den Betrieb des ÖPNV soll im Tal bleiben
• Der Takt des ÖPNV muss verbessert werden
• Der ÖPNV soll klimaneutral und umweltfreundlich operieren
• Reaktion Postbus bei Wegfall der Konzession 2013
Die SAG
• Mitbenutzung des Netzes? (Bessere Auslastung der Stromleitung)
• Kann an entsprechender Versorgungssicherheit durch
Energieaustausch (Rücklieferung) interessiert sein
• Ist, vorausgesetzt entsprechender Konditionen, möglicherweise am
Bezug von Strom aus dem Raurisertal interessiert
Die Salzburg AG
• hat Sorge vor dem Verlust der Monopolstellung im Tal/
Umsatzeinbußen
• hat Sorge vor Nachahmung
• befürchtet einen Imageverlust
• strebt möglicherweise eine Beteiligung am Gemeindewerk an
Auch die derzeit herrschenden Rahmenbedingungen beeinflussen die Strategie.
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Gemeindebund
• Unterstützt die Gemeinde und steht ihr zur Seite.
Finanzierung / Förderungen
• Förderstellen von der EU, dem Bund und dem Land Salzburg können in
Anspruch genommen werden
• Förderungen durch die Gemeinde nur in Ausnahmefällen
Möglichkeit zum Energie-“Export“
• Stromüberschuss kann ggfs. an die SAG exportiert werden
• In Embach wird ein neues Thermalhotel geplant. Möglicherweise kann
hier, unter Benutzung des SAG-Netzes, eine Versorgung des Hotels mit
Strom aus Rauris sichergestellt werden
Einbindung der Nachbargemeinden Taxenbach / Lend
• Einbindung im Bereich der Mobilität gesehen
• Anbindung an den ÖPNV
• Info-Veranstaltungen zum Vorhaben in Rauris
Nationalpark Hohe Tauern
• Unterstützung für Gemeinden, die sich nationalparkkonform verhalten
• Unterstützung, da der Verkehr aus Rauris in Richtung Nationalpark auf
die E-Mobilität umgestellt werden kann. Hierzu kann es
Fördermöglichkeiten geben
• Da der Nationalpark Kulturlandschaften erhalten will, kann es zu
Konflikten kommen, wenn auf Almen Solaranlagen gebaut werden
sollen, die das Landschaftsbild stören.
Land Salzburg
• Sieht die Bestrebungen für Vorhaben positiv
• Fördermittel und –maßnahmen können beantragt werden
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• Behörden der Landesregierung (Umweltschutz, ländlicher Raum,
Wasserwirtschaft, Energiewirtschaft) haben nichts gegen das
Vorhaben. (eventuell politische Einwände, da das Land Salzburg an
Salzburg AG beteiligt)
Eine genaue Ausarbeitung einiger Anspruchsgruppen kann erst nach der Ist-Analyse
erfolgen, wenn die Bedürfnisse innerhalb der Gemeinde erhoben wurden.
2.1.3. Bewusstseinsbildung/Kommunikation
Eine weitere Aktivität betrifft die Bewusstseinsbildung nach innen und außen.
Bewusstseinsbildung und Kommunikation müssen das Gesamtvorhaben von Anfang
an begleiten. Sie sorgen für eine reibungslose Darstellung nach außen und legen
zugleich den Grundstein für das Mitwirken und die Einbindung der Bürger.
Das Projekt „Energiebewusstes Raurisertal“ wird von einer Reihe einheimischer
Interessierter betrieben. Die Palette reicht von Mitgliedern des Gemeinderats bis hin
zu Wirtschaftstreibenden in der Gemeinde. Bereits jetzt zeigt sich, dass das Projekt
in der Gemeinde auf großes Interesse stößt und das Projektteam stetig wächst.
Ein derartiges Vorhaben ist nicht ohne die Einbindung der Öffentlichkeit zu
bewältigen. Um dem gerecht zu werden, sind Informationsmaßnahmen
unterschiedlichster Form geplant. Je nach Anforderung werden
Öffentlichkeitveranstaltungen gemacht, Zwiegespräche geführt, Postwürfe versendet,
der örtliche TV-Informationskanal bzw. E-Mail-Verteiler bedient.
Die Zielgruppen können von Fall zu Fall variieren. Grundsätzlich wird die
Bevölkerung von Rauris sowie deren Touristen angesprochen. Sollten Informationen
nur für einen Teil der Bevölkerung relevant sein, z. B. Energieberater für
Gewerbetreibende, so ist aufgrund der überschaubaren örtlichen Struktur eine
gezielte Informationspolitik einfacher realisierbar.
Im Projekt selbst erfolgt der Wissenstransfer über eine klar definierte Projektstruktur.
Die einzelnen Teilprojekte werden von Projektleitern vorangetrieben. Mit ihnen
arbeiten zahlreiche Projektmitglieder an der inhaltlichen Umsetzung. In regelmäßigen
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Abständen trifft sich das Kernteam, um über strategische und fächerübergreifende
Fragestellungen zu entscheiden. In diesem Kernteam sind die Teilprojektleiter
genauso vertreten, wie die Regionenmanagerin, Vertreter der Gemeinde und die
Projektsteuerung.
Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung/Kommunikation:
• Die Öffentlichkeit muss über das Vorhaben richtig informiert werden.
• Die Kommunikation muss mit dem Leitbild und der Strategie abgestimmt
sein.
• Als Hauptmedium soll die Gemeindezeitung dienen; auch das Internet kann
genutzt werden.
• Durch gezielte Fachvorträge und Schulprojekte kann das Vorhaben
zusätzlich unterstützt werden.
• Ein gemeindespezifisches Logo soll die einzelnen Projekte des
Gesamtvorhabens auch nach außen sichtbar machen.
• Ein Monitor, aus dem die bisher umgesetzten Projekte und Ziele
hervorgehen, kann dazu dienen den Fortschritt für jeden Bürger schnell
sichtbar zu machen.
2.1.4. Programmmanagement
Ein Programmmanagement/Projektmanagement muss eingerichtet werden, damit
die Umsetzung der Projekte gesteuert, koordiniert, vernetzt und überwacht wird.
Dieses Management wird vom Kernteam der Gruppe (siehe 3.) übernommen.
Diesem Management kommt eine sehr hohe Bedeutung zu, denn es sind eine
Vielzahl von Einzelprojekten zu koordinieren, bei denen sowohl
Rauriser/Rauriserinnen als auch Externe Personen mitwirken. Zudem stehen die
Einzelprojekte in hoher inhaltlicher und zeitlicher Abhängigkeit.
Die Zielsetzungen des Programmmanagements sind:
• Projektleitung Umsetzungsprogramm
- Gesamtstatus / Report / Projektleitung / Kernteam
- Vorbereitung übergeordneter Entscheidungen
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• Steuerung einzelner Umsetzungsprojekte
- Termineinhaltung
- Budgeteinhaltung
- Inhaltliche Ergebnisse
• Übergeordnete Abstimmung
- Identifikation / Steuerung der Abhängigkeiten
- Management kritischer Themen
• Abstimmung inhaltlicher Teilprojekte mit Kommunikation
Im Programmmanagement wurden folgende Erfolgsfaktoren für die Umsetzung des
Projektes energiebewusstes Raurisertal festgelegt:
Zügige Umsetzung der Kernprojekte
• Durch die ersten Kernprojekte werden die Grundlagen für das weitere
Vorgehen geschaffen.
• Überblick über zukünftige Projekte kann schneller sichergestellt werden.
Bewusstseinsbildung und Kommunikation mit der Bevölkerung
• Eine gut und richtig informierte Gesellschaft sorgt für die Akzeptanz des
Gesamtvorhabens.
• Kindergärten und Schulen können projektbezogen in die Umsetzung integriert
werden.
Projekte werden von der Bevölkerung mitgetragen.
• Die Projekte gewinnen an Dynamik, wenn sie von der Bevölkerung akzeptiert
werden.
• Auch schwierige Projekte lassen sich durch den Rückhalt in der Bevölkerung
umsetzen.
Einbindung der vorkommenden Potenziale
• Die vorhandenen Potenziale sollten auf jeden Fall ausgenutzt werden.
• Eine Unabhängigkeit von Dritten kann schneller hergestellt werden.
• Eigene Nutzung und Vermarktung der Potenziale möglich
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Wirtschaftliche Vorteile für die einzelnen Haushalte
• Wenn jeder Haushalt von den Projekten profitiert, ist eine Umsetzung leichter
durchführbar.
• Anreize werden geschaffen, sich aktiv an der Umsetzung zu beteiligen.
• Gedanke der Nachhaltigkeit lässt sich leichter in der Bevölkerung verankern.
Schaffung einer Verbindung zum Tourismus
• Nachhaltiger und ökologischer Tourismus wird angezogen
• Alleinstellungsmerkmal und Exkursionstourismus
2.2. Stärken-Schwächen-Analyse
Die Gemeinde Rauris verfügt über ein hohes Maß an natürlichen Rohstoffen. Eine
erste Abschätzung des Potenzials zur Erzeugung von Energie aus Wasserkraft
konnte aufzeigen, dass zu den bereits vorhandenen Kraftwerken noch weitreichende
Möglichkeiten für die Errichtung von Wasserkraftwerken bestehen. Aufgrund der
Topografie des Tales gibt es sogar Überlegungen bestehende Hochbecken zur
Erzeugung von Spitzenstrom zu nutzen.
Was die Erzeugung von Strom betrifft, so ist bei künftiger Implementierung der E-
Mobility davon auszugehen, dass der Stromverbrauch erkennbar steigen wird. Die
Möglichkeit der umfassenden Erzeugung vor Ort stellt mit großer Wahrscheinlichkeit
eine Ausnahmesituation dar.
Darüber hinaus gibt es Überlegungen zur Stromerzeugung aus Biomasse. Das
bestehende Biomasseheizwerk soll im Zuge der Umsetzungsphase einer
Optimierung unterzogen werden. Neben Überlegungen zur effizienteren Erzeugung
und Verteilung der gewonnenen Wärmemenge gibt es auch Ansätze, durch die die
Stromerzeugung auf Basis der vorhandenen Biomasse ermöglicht wird.
Die Beschaffung der erforderlichen Biomasse war bislang stets in ausreichendem
Ausmaß möglich. Auch zusätzliche Kapazitäten können bewältigt werden.
Die Nutzung der Sonnenenergie beschränkt sich vorweg auf thermische
Solaranlagen. Aufgrund der topografischen Lage und der damit verbunden wenigen
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Sonnenstunden im Jahr ist im Seidlwinkltal und im hinteren Hüttwinkltal die Nutzung
von Sonnenenergie nicht effizient. Im Ortszentrum von Rauris und Wörth sowie an
den Hanglagen ist eine effiziente Nutzung möglich und wird auch bereits genutzt.
Interessant ist auch, dass die Jahressummen der Sonnenscheindauer in den letzten
120 Jahren im Raurisertal sowohl im Tal (um etwa 200 Stunden) und stärker noch in
den Höhenlagen (um beinahe 300 Stunden) zugenommen haben. Generell am
meisten Sonnenschein gibt es in den mittleren Höhenlagen wie z.B. der Rauriser
Hochalm, für die in den letzten Jahren bereits Jahressummen von 1900 Stunden
typisch geworden sind, im Ausnahmejahr 2003 waren es sogar 2354 Stunden. Im
Raurisertal beträgt die absolute Sonnenscheindauer im Jänner zwischen 25 - 100
Stunden und im Juli zwischen 125 - 200 Stunden. Im Jahr gibt es somit
durchschnittlich 1460 Sonnenstunden und 34.632 J/cm2 an Gobalstrahlung (direkte
und diffuse Sonnenstrahlung). Im Vergleich Wien: 1880 Sonnenstunden und 34.212
J/cm2.
Photovoltaik wird aufgrund der derzeit noch schlechten Energiebilanz erst zu einem
späteren Zeitpunkt integriert werden.
Rauris kann als typisch ländliche Gemeinde bezeichnet werden. Eine Besonderheit
ist sicherlich die Talschlusssituation. Die örtliche Infrastruktur ist vergleichsweise gut
ausgebildet, was auf den ausgeprägten Tourismus zurück zu führen ist. Es gibt
mehrere Lebensmittelgeschäfte sowie Kaufhäuser. Die Medizinische
Grundversorgung ist durch einen praktischen Arzt sowie einem Zahnarzt
sichergestellt. Es gibt eine Hauptschule und zwei Volksschulen, letztere sind
Nationalpark Partnerschulen.
Das Verkehrsaufkommen in Rauris saisonalen Schwankungen unterworfen. In den
Wintermonaten kann eine verstärkte Verkehrsbelastung beobachtet werden.
Aufgrund der Talschlusssituation handelt es sich ausschließlich um Quell und
Zielverkehr. Der Ortskern von Rauris wurde vor ca. 10 Jahren verkehrsberuhigt. Eine
Umfahrungsstraße wurde errichtet sowie eine Fußgängerzone geschaffen. Das
Zentrum konnte so massiv aufgewertet werden. Nicht nur die Gäste in Rauris wissen
dies zu schätzen. Vor allem auch die einheimische Bevölkerung genießt mittlerweile
die angenehme Atmosphäre.
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Die Wirtschaftsstruktur von Rauris ist dominiert durch Land- u. Forstwirtshaft,
Hotellerie und Gastronomie sowie durch handwerkliche Betriebe. Insgesamt gibt es
in Rauris (2001) 1.382 erwerbstätige Personen.
Die Gesellschafter der „Rauris Entwicklungs GmbH“ sind alle aktiv im Klimaschutz
tätig. Die Gemeinde Rauris ist seit 2010 Klimabündnispartner, die Rauriser
Hochalmbahnen seit 2008 (übrigens die einzige Seilbahn Österreichs!). Der
Tourismusverband Rauris wurde 2010 von klima.aktiv ausgezeichnet und erhielt
2010 das Umweltblatt Salzburg.
2.3. Potentialanalysen (EE-Effizienz), Energie- und/oder CO2-Bilanzen
Die Modellregion Raurisertal strebt eine positive Energiebilanz an. Dabei handelt es
sich um Strom, Wärme und Energie für die Mobilität. Eine nüchterne Betrachtung der
Situation lässt erkennen, dass der letztgenannte Punkt, die Energie für die Mobilität,
aufgrund der gesonderten Lage des Tales derzeit noch schwer ausschließlich aus
erneuerbaren Energiequellen stammen wird können. Die rasante Entwicklung der
eingesetzten Technik lässt aber für die Zukunft Hoffnung aufkommen.
Ganz anders verhält es sich bei der Bilanz des Stromes bzw. der Wärme. Um
Grundlagen für eine fundierte quantitative Aussage zu erhalten wird derzeit eine
Umfrage durchgeführt. Aus dieser Umfrage soll einerseits der Verbrauch an Strom
und Wärmeenergie abgeleitet, andererseits auch das Einsparpotenzial erkundet
werden. Was auf Basis der momentan vorliegenden Daten gesagt werden kann ist,
dass bezüglich Strom bereits jetzt ein annähernder Ausgleich zwischen Verbrauch
und Erzeugung besteht, allerdings nur über das Jahr betrachtet. Bei verkürztem
Zeitfenster stellt man fest, dass – vor allem in den Wintermonaten – noch
Handlungsbedarf besteht.
Die Bilanz der Wärmeenergie ist vor dem Hintergrund der noch fehlenden
Datenbasis schwer abschätzbar. Haushalte und Gewerbebetriebe im Kerngebiet von
Rauris sind zu Großteil an das Fernheizwerk angeschlossen. Der überwiegende
Anteil der Bevölkerung deckt seinen Wärmebedarf durch dezentrale
Erzeugungsanlagen. Die Bandbreite reicht von fossilen Brennstoffen bis zu Feststoff
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und Pelletsheizanlagen. Eine energetisch effiziente Gesamtlösung für das Raurisertal
wird angestrebt und soll im Zuge des Vorhabens identifiziert und umgesetzt werden.
Ein weiterer markanter Punkt der Befragung der Rauriser Bevölkerung ist die
Erhebung der Gebäudezustände. Gemeinsam mit Energieberatern wird die
Bevölkerung auf Schwachpunkte hingewiesen und bei der Behebung unterstützt.
Das sicherlich vorhandene Potenzial in der Wärmeeinsparung soll so möglichst rasch
gehoben werden.
Bei einer Realisierung der oben genannten Vorhaben ist gleichzeitig auch von einer
Reduktion des CO2-Ausstoßes in der Region auszugehen. Größte Potenziale
bestehen hier bei der verkehrsbedingten CO2-Verursachung sowie durch die
Reduktion des Hausbrandes.
2.4. Erarbeitung energierelevanter Themen für das Raurisertal
Um die Umsetzung einer Modellregion Raurisertal in Angriff nehmen zu können, ist
es im Vorfeld notwendig, energierelevanten Themen und Ideen zu sammeln, zu
strukturieren und in Projekte zu bündeln.
Weiters wurden mögliche Energiepotentiale (Wasser, Sonne, Biomasse, Wind,
Erdwärme etc.) grob abgeschätzt und auf Ihre „Verträglichkeit“ geprüft. Wie bereits
erwähnt ist der Hauptwirtschaftzweig der Gemeinde der Tourismus, sodass bereits
bei den ersten Analysen die Windenergie aus topgrafischen und ästhetischen
Gründen vernachlässigt wurde.
Die ersten Einschätzungen und Erhebungen ergaben, dass für die Modellregion
Raurisertal ein Energieregion auftreten zu können, dass ein „Energiemix“ aus
Biomasse, Wasserkraft und Sonnenenergie für das Raurisertal am sinnvollsten
erscheint.
Folgende energierelevante Themen wurden in den ersten Workshops erarbeitet:
Modellregion Raurisertal Seite 21
Aus der Vielzahl im Vorfeld erarbeiteten Themen erfolgte eine Zuteilung nach
Relevanz zu den 3 Themenbereichen Wärme, Strom und Mobilität.
2.4.1. Themenbereich Wärme
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2.4.2. Themenbereich Strom
2.4.3. Themenbereich Mobilität
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3. Managementstrukturen
Das Management in der Modellregion Raurisertal wird von Dr. Marina Breycha
durchgeführt. Ihre Qualifikationen entnehmen Sie bitte dem Lebenslauf im Anhang.
Frau Dr. Breycha ist die Geschäftsführerin der „Rauris Entwicklungs GmbH“ sowie
des Tourismusverbandes Rauris. Das Büro beider Unternehmen befindet sich im
Gemeindeamt Rauris, von wo aus auch sämtliche Tätigkeiten durchgeführt werden.
Als Projektträger tritt – wie bereits eingangs erläutert - die „Rauris Entwicklungs
GmbH“ auf, deren Gesellschafter die Gemeinde Rauris, der Tourismusverband
Rauris sowie der größte Wirtschaftstreibende des Tales, die Rauriser
Hochalmbahnen sind.
Bereits in den ersten Arbeitsschritten wurden Stakeholder des Tales
(Gemeindevertreter, Wirtschaftstreibende, Landwirte, Visionäre) und die Fa. Fontin &
Company als professionelle fachliche Begleitung für die Projektsteuerung mit
einbezogen.
Die Bevölkerung des Tales bildet das Fundament des Gesamtprojekts, welches auch
als Zugpferd für den Tourismus, und die regionale Wirtschaft eingesetzt werden soll.
Bis dato wurde das Projekt der Rauriser Bevölkerung mittels Informationsabenden
und Postwurfsendungen umfangreich vorgestellt. Um eine möglichst hohe Akzeptanz
und Identifikation zu erreichen, erfolgen selbstverständlich laufend Informationen an
die Bevölkerung via Gemeindezeitung und digitale Medien.
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4. Kernprojekte
Die Gesamtübersicht der in 2.4. erarbeiteten Themen lässt sich in zeitlicher
Abhängigkeit wie folgt darstellen:
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In Folge konnten aus den Themenbereichen Strom, Wärme und Mobilität die
Kernprojekte für das Umsetzungskonzept erarbeitet werden.
Bereits zu Beginn des Umsetzungskonzeptes werden die wesentlichen Themen
angegangen, die wiederum eine hohe Vernetzung aufweisen:
4.1. Erhebung der Ist-Situation
Grundlage für ein erfolgreiches Umsetzungskonzeptes in allen drei
Themenbereichen ist allerdings eine möglichst genaue Datenerhebung, also die
Erhebung und Sammlung von relevanten Informationen über energetische Ist-
Situation im Tal. Die in dieser Erhebung erhobenen Daten liefern die Basis für das
Umsetzungskonzept. Da von der Vollständigkeit und Qualität der erhobenen Daten
die Qualität der späteren Lösungsvorschläge abhängt, ist eine hohe Rücklaufquote
anzustreben. Diese soll erreicht werden, indem alle zur Verfügung stehenden
Kanäle/Medien genutzt werden (Internet, Post, TV).
In der Befragung der Bevölkerung des Raurisertals geht es vor allem darum
Einsparungspotentiale zu erkennen, sie anzuwenden und vor allem mit neuen
technologischen Möglichkeiten zu versuchen Energie effizienter und bewusster
einzusetzen.
Modellregion Raurisertal Seite 27
Die Erfassung und Analyse des aktuellen Energie- und Ressourcenverbrauchs von
privaten Haushalten, Landwirtschaft, Gewerbe- und Industrie sowie Kommunalen
und öffentlichen Einrichtungen soll erfolgen. Die Erhebung der Ist-Daten mittels
Fragebogen erfolgt durch die Gemeinde Rauris.
Privathaushalte
Für die Erstellung eines möglichst leicht verständlichen und aussagekräftigen
Fragebogens für Privathaushalte wurde die Beratung des Umweltservice Salzburg
sowie der Firma Fontin in Anspruch genommen.
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Gewerbliche Betriebe
Die Ist-Situation der gewerblichen Betriebe zu erfassen ist wesentlich komplexer. Um
eine aussagekräftige Ist-Situation zu erhalten ist es notwendig, die Gewerbetriebe
einzeln zu erfassen. Diese Datenerhebung erfolgt in Kooperation mit Experten des
EnergieService Salzburg, die die notwendigen Erhebungen vor Ort direkt in den
Betrieben durchführen werden.
4.2. Wärme
Umgangssprachlich wird die thermische Energie etwas ungenau als „Wärme“ oder
„Wärmeenergie“ bezeichnet oder auch mit der Temperatur verwechselt. Thermische
Energie ist die Energie, die in der ungeordneten Bewegung der Atome oder Moleküle
eines Stoffes gespeichert ist.
Ökologische Energieträger (Biomasse, Biogas) zur Wärmeerzeugung sind nahezu
unerschöpflich da nachwachsend bzw. nachproduzierbar, kostengünstig und beim
Verbrennen unschädlicher als die herkömmlichen Energieträger. Auch die
Energiegewinnung mittels Erdwärme ist ökologisch vorteilhaft, bietet dem Nutzer
Einsparpotenziale und versorgt das Gebäude das ganze Jahr über mit effizienter
Wärme. Solarthermische Systeme ermöglichen von der Wassererwärmung über die
Raumheizung bis hin zur Kühlung eine breite Nutzung der umweltfreundlichen und
unbegrenzten Solarenergie.
Den größten Anteil am individuellen Energieverbrauch haben Gebäudeheizung und
Warmwasserbereitung (etwa 25 bis 33 Prozent vom gesamten
Primärenergiehaushalt). Hier besteht auch das größte Einsparpotential!
4.2.1. Erhebung der Ist-Situation
Die Erhebung der Ist-Situation (siehe Fragebogen unter 4.1.) bildet die Grundlage für
die weiteren Umsetzungsprojekten zum Thema Wärme. Es beinhaltet die Erfassung
und Analyse des aktuellen Energie- und Ressourcenverbrauchs von privaten
Haushalten, Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie sowie den öffentlichen
Modellregion Raurisertal Seite 33
Einrichtungen. Vor allem die Erhebung der Stückholzverfeuerung ist mit einer
Unsicherheit behaftet, da die Betreiber in der Regel das Brennmaterial vorrätig haben
und nach Bedarf einsetzen. Von jenen Haushalten, die an das Fernwärmenetz
angeschlossen sind, liegen die Verbrauchsdaten auf, allerdings ist hier zu prüfen, ob
die Daten aufgrund der Datenschutzbedingungen herangezogen werden dürfen.
Die Ergebnisse der Erhebung des Wärmeverbrauchs stellen eine der Grundlagen für
das Wärmekonzept der Gemeinde Rauris dar.
4.2.2. Erhebung der Potentiale zum Ausbau der Wärmeerzeugung
Nach der Ist-Erhebung muss auch abgeschätzt werden, wo noch Potentiale zur
Wäremerzeugung im Raurisertal im Erzeugungsbereich von:
• Biomasseanlage
• Erdwärme / Geothermie
• Hackschnitzelheizungen
• Solarthermie mit Haushaltsspeicher
• Klärschlammverbrennung
• Verbrennung biogener Reststoffe
vorhanden sind.
Die Ergebnisse der Erhebung der Potentiale stellen zusammen mit dem
vorhandenen Datenmaterial (Sonnenstunden Rauirs, Karte Erdwärmepotential,
Rauriser Kläranlage etc.) eine weitere Grundlage für das Wärmekonzept der
Gemeinde Rauris dar.
4.2.3. Erhebung der technischen Möglichkeiten zur Wärmeerzeugung
Der Einsatz erneuerbarer Energien zur Wärmeerzeugung ist oft technisch einfach
und ökonomisch vorteilhaft. Bevor allerdings Konzepte für das Raurisertal erarbeitet
werden, ist es auch notwendig, die tecnischen Möglichkeiten der Wäreerzeugng zu
erheben, sodass eine Erfassung und Bewertung von:
• Biomasse
• Solarthermie (auch: Solardachziegel)
Modellregion Raurisertal Seite 34
• Erdwärme / Geothermie
• Hackschnitzelheizungen
• Stückholzheizungen
• Elektroheizungen (durch Strom aus Wasserkraft betrieben)
als sinnvoll erscheint.
Auch eine Überprüfung, wie effizient und sinnvoll die einzelnen Techniken für das
Raurisertal sind, müssen erarbeitet werden.
Nicht alle innovativen Techniken können möglicherweise umgesetzt werden, da sie
noch nicht ausgereift sind. Es ist davon auszugehen, dass dies in den nächsten
Jahren aber der Fall sein wird, so dass bereits heute im Wärmekonzept für Rauris
eine zukünftige Berücksichtigung dieser Techniken eingeräumt werden muss.
Der Einsatz neuer technischer Möglichkeiten sollte nicht im Widerspruch zu den
bisherigen regenerativen Erzeugungsformen in Rauris stehen.
Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen sind in der Erhebung mit zu
berücksichtigen.
Die Ergebnisse der Erhebung stellen eine Grundlage für das Wärmekonzept der
Gemeinde Rauris dar.
4.2.4. Konzept Wärmeerzeugung
Die Ergebnisse der oben erwähnten Erhebungen stellen eine Grundlage für das
Wärmekonzept der Gemeinde Rauris dar.
Das Konzept beinhaltet eine Aufstellung der Möglichkeiten, die zur Erzeugung von
Wärme in der Gemeinde Rauris möglich sind und in Frage kommen. Es wird
festgelegt, welche vorhandenen Erzeugungskapazitäten und Erzeugungsarten von
der Gemeinde Rauris sinnvoll erscheinen und nachhaltig genutzt werden sollten. Das
Konzept der Wärmeerzeugung muss selbstverständlich mit den Konzepten der
Stromerzeugung und Mobilität abgestimmt werden.
Der zu erwartenden Fortschritts bei der technischen Entwicklung (Technik heute
sieht in 5 Jahren ganz anders aus) ist ebenfalls mit zu berücksichtigen.
Modellregion Raurisertal Seite 35
Im zu erstellenden Wärmekonzept für die Gemeinde Rauris sind auch die
Rahmenbedingungen von Biomasse/Solar-Abhängigkeiten zu beachten (z.B. keine
Solaranlagen im Bereich des Fernwärmenetzes).
Das Ziel ist ein abgestimmtes Konzept, dass Erzeugungsarten und Kapazitäten für
die Gemeinde Rauris nachhaltig festlegt.
4.2.5. Nutzung Hackschnitzelwerk
Als Brennstoff finden Hackschnitzel vor allem Verwendung in
Hackschnitzelheizwerken und -heizkraftwerken, daneben in Hackschnitzelheizungen.
Hackschnitzel bestehen zu 100 % aus Holz. Sie haben einen Brennwert von etwa 4,0
kWh (= 14,4 MJ) je kg (je nach Holzart, bei ca. 20 % Wassergehalt).
Die Nutzung von Hackschnitzelheizungen kann einen Beitrag zur Wärmeerzeugung
für Haushalte in Rauris darstellen. Allerdings muss die Versorgung mit Hackschnitzel
muss gewährleistet sein und idealerweise ist eine gemeinsame Holztrocknung
anzustreben.
Wichtige Aspekte für eine erfolgreiche Umsetzung sind:
1. Neutrale Beratung über eine effiziente Nutzung der Hackschnitzelheizung für
den entsprechenden Haushalt.
2. Aufklärung des Haushaltes über entsprechende Fördermöglichkeiten bei
Einsatz einer Hackschnitzelheizung.
3. Ermittlung der optimalen Anlagengröße.
4. Fördermöglichkeiten klären
5. Kauf, Einbau und Betrieb der Anlage.
Es muss jedenfalls eine Abstimmung erfolgen, in welchen Bereichen die Nutzung der
Biomasse zur Wärmeerzeugung den Vorrang vor der Nutzung von
Hackschnitzelheizungen eingeräumt wird.
Als Grundlagen dienen das Wärmekonzept für die Gemeinde Rauris sowie die
Auswertung der Erhebung: Technische Möglichkeiten / Voraussetzungen.
Modellregion Raurisertal Seite 36
4.2.6. Nutzung von Solarthermie mit Haushaltsspeicher
Unter Solarthermie versteht man die Umwandlung der Sonnenenergie in nutzbare
Wärmeenergie. Solarthermische Systeme ermöglichen von der Wassererwärmung
über die Raumheizung bis hin zur Kühlung eine breite Nutzung der
umweltfreundlichen und unbegrenzten Solarenergie. Mit Solarkollektoren wird die
Strahlung der Sonne in Wärme umgesetzt. In der einfachsten technischen
Ausführung der Solarkollektoren fließt ein Wärmeträgermedium durch nicht
abgedeckte schwarze Kunststoffmatten, auch Absorber genannt. Mit solchen
Anlagen können keine hohen Temperaturen erreicht werden, dafür weisen sie
geringe Anschaffungskosten auf.
Die Nutzung der Solarthermien mit Haushaltsspeichern im Raurisertal kann einen
Beitrag zur Wärmeerzeugung für Haushalte in Rauris darstellen. Die Solarthermie
sollte jedoch nur in den Bereichen von Rauris umgesetzt werden, in denen die
Voraussetzungen zur rentablen Nutzung gegeben sind (Topografie beachten!). Sie
bietet aber die Möglichkeit der Haushaltslösung (kleiner, sichtbarer Beitrag) und kann
in die vorhandenen Potenziale eingebunden werden.
Wichtige Aspekte für eine erfolgreiche Umsetzung sind:
1. Neutrale Beratung über eine effiziente Nutzung der Hackschnitzelheizung für
den entsprechenden Haushalt.
2. Aufklärung des Haushaltes über entsprechende Fördermöglichkeiten bei
Nutzung der Solarthermie.
3. Ermittlung der optimalen Anlagengröße.
4. Fördermöglichkeiten klären
5. Kauf, Einbau und Betrieb der Anlage.
Eine Absprache mit der Nutzung der Biomasseanlage (Fernwärme) muss erfolgen,
um Ineffizienzen und Überschneidungen zu vermeiden.
Als Grundlagen dienen das Wärmekonzept für die Gemeinde Rauris sowie die
Auswertung der Erhebung: Technische Möglichkeiten / Voraussetzungen.
Modellregion Raurisertal Seite 37
4.2.7. Nutzung Erdwärme/Geothermie
Die Geothermie oder Erdwärme ist die im zugänglichen Teil der Erdkruste
gespeicherte Wärme. Sie umfasst die in der Erde gespeicherte Energie, soweit sie
entzogen und genutzt werden kann, und zählt zu den regenerativen Energien. Sie
kann direkt zum Heizen und Kühlen im Wärmemarkt (Wärmepumpenheizung)
genutzt werden. Generell bezeichnet Geothermie sowohl die ingenieurtechnische
Beschäftigung mit der Erdwärme und ihrer Nutzung als auch die wissenschaftliche
Untersuchung der thermischen Situation des Erdkörpers.
Auch die Nutzung von Erdwärme kann im Raurisertal einen Beitrag zur
Wärmeerzeugung für Haushalte darstellen. Haushalte, bei denen eine Nutzung in
Frage kommt, müssen unabhängig beraten werden und es müssen verlässliche
Daten zur rentablen Machbarkeit vorliegen. Vereinzelt wird Erdwärme in Rauris
schon genutzt, den Nutzern wurde aber eine deutlich höhere Energieausbeute
zugesichert (1:4) als es in Wirklichkeit (1:2,7) der Fall ist. Es besteht auch ein
Abstimmungsbedarf mit Haushalten, die im Bereich des Fernwärmenetzes liegen.
Zur vollständigen Ausnutzung der Kapazitäten der Biomasseanlage sollte hier ein
Vorrang vor der Erdwärmenutzung erfolgen. Auch sollte die Erwärme nur in den
Bereichen von Rauris umgesetzt werden, in denen die Voraussetzungen zur
rentablen Nutzung gegeben sind (Topografie beachten!). Sie bietet aber die
Möglichkeit der Haushaltslösung (kleiner, sichtbarer Beitrag) und kann in die
vorhandenen Potenziale eingebunden werden.
Wichtige Aspekte für eine erfolgreiche Umsetzung sind:
1. Neutrale Beratung über eine effiziente Nutzung der Hackschnitzelheizung für
den entsprechenden Haushalt.
2. Aufklärung des Haushaltes über entsprechende Fördermöglichkeiten bei
Nutzung der Erwärme.
3. Ermittlung der optimalen Anlagengröße.
4. Kauf, Einbau und Betrieb der Anlage.
Übersichtskarte für Rauris mit Möglichkeiten zur hydrothermalen Wärmegewinnung
(Geothermieatlas) sind vorhanden, auch eine Karte der Wassergenossenschaft
Modellregion Raurisertal Seite 38
Rauris zu bestehenden Unterwasserabflüssen, welche in die Überlegungen
einfließen können.
Die Nutzung von Erdwärme kann aber auch einen Beitrag leisten, Wärme
energieeffizient und lokal zu erzeugen und zu verwenden.
4.2.8. Anpassung Biomasseanlage
Biomasse ist die gesamte durch Pflanzen oder Tiere erzeugte organische Substanz.
Die dort gebundene Sonnenenergie kann zur Wärmegewinnung genutzt werden. Die
Nutzung von Biomasse zur Erzeugung von Wärme ist eine besonders unter
Klimagesichtspunkten attraktive Form der Energieumwandlung. Für die Bildung von
Biomasse wird der Atmosphäre zunächst das Treibhausgas Kohlendioxid entzogen;
der Kohlenstoff wird in der Biomasse gebunden. Später wird er wieder in die
Atmosphäre abgegeben - z. B. bei der Verrottung der Biomasse. Wird die Biomasse
energetisch genutzt, wird nur das Kohlendioxid freigesetzt, das zuvor beim
Wachstum der Pflanzen der Atmosphäre entnommen wurde. Vermerkt sei, dass die
Verwendung von Biomasse zur Energieerzeugung kann aber auch gravierende
ökologische und soziale Folgen haben. Die Gewinnung von Energie aus Pflanzen
steht in einem Spannungsverhältnis zum Nahrungsmittelanbau und zum Natur- und
Landschaftsschutz.
Bei der bestehenden Biomasseanlage im Raurisertal soll eine Anpassung erfolgen,
bei der auch die Möglichkeit der Stromerzeugung neben der Wärmeerzeugung zu
berücksichtigen ist. Schwerpunkt dieses Projektes liegt in einer optimalen Auslastung
der Anlage. Bei einer Anpassung der Anlage ist zu berücksichtigen, dass
ausreichend Biomasse vorhanden ist. Es muss geprüft werden, ob eine Anpassung
der Biomasseanlage auch rentabel ist, wenn sich das Stromnetz nicht in
Gemeindehand befindet. Es muss eine Abstimmung erfolgen, in welchen Bereichen
die Nutzung der Biomasse zur Wärmeerzeugung den Vorrang vor der Nutzung von
Solarthermie eingeräumt wird.
Zu Bedenken gilt auch, dass ein mögliches Cofiring mit Klärschlamm (siehe 4.2.9)
dazu führen könnte, dass die Biomasseanlage zu einer Müllverbrennungsanlage
mutiert und somit die Vergütung des Ökostroms entfällt. Bei der Verbrennung von
Modellregion Raurisertal Seite 39
Klärschlamm könnte es auch Proteste der Bürger und Gäste geben, da eine
Geruchsbelästigung vermutet wird. Das gleiche Problem kann bei der Verbrennung
von biogenen Reststoffen auftreten.
Wichtige Aspekte für eine erfolgreiche Umsetzung sind:
1. Bewertung der Grundlagendaten.
2. Bewertung mehrerer technischer Konzepte zur Anpassung der Anlage an die
Stromerzeugung.
3. Erhebung möglicher rechtlicher Rahmenbedingungen (Durch die Verbrennung
von Klärschlamm und biogenen Reststoffen kann es zu Änderungen der
Betriebsgenehmigung kommen.)
4. Erstellung Kosten- und Rentabilitätsberechnungen (Machbarkeitsstudien)
5. Prüfen ob Förderungen möglich sind
6. Bewertung der Ergebnisse und Auswahl des effizientesten und nachhaltigsten
Anpassungskonzeptes für die Biomasseanlage.
Die Grundlagen für das Konzept bilden die Ist-Erhebung Strom- und
Wärmeverbrauch in der Gemeinde Rauris, die Potenzialabschätzung Strom- und
Wärme in der Gemeinde Rauris, das Strom- und Wärmekonzept für die Gemeinde
Rauris und die Machbarkeitsstudie Stromableitung.
4.2.9. Nutzung der Klärschlammverbrennung
Klärschlamm wurde viele Jahre in der Landwirtschaft genutzt. Doch längst hat ein
Umdenken eingesetzt. So wird mittelfristig angestrebt, die Ausbringung von
Klärschlamm in der Landwirtschaft zu stoppen. Deshalb liegt die
Klärschlammverbrennung als Alternative auf der Hand. Klärschlamm ist, wenn er
trocken genug ist, ein guter Brennstoff. Die Verbrennung von Klärschlamm kann im
Raurisertal in Form eines Cofiring zur Wärmeerzeugung beitragen.
Die Nutzung der Klärschlammverbrennung könnten folgende Schwierigkeiten
auftreten, die im Vorfeld abgeklärt werden müssen:
Modellregion Raurisertal Seite 40
• Bei der Bevölkerung in Rauris hat eine Bewusstseinsbildung dahingehend
stattgefunden, dass Klärschlamm veredelt und somit zur Kompostierung
verwendet werden sollte.
• Verbrennung wichtiger Rohstoffe: Durch eine Verbrennung würden Rohstoffe
wie Kali, Phosphor u. ä. nicht mehr für eine Düngung zur Verfügung stehen.
• Das Austragen der Klärschlammreste nach der Verbrennung bringt fast keine
Nährwerte mehr für den Boden.
• Die Bevölkerung geht von einer Geruchsbelästigung aus.
• Der Tourismus sieht eine Verbrennung von Klärschlamm kritisch.
Wichtige Aspekte für eine erfolgreiche Umsetzung sind:
1. Prüfung, ob es sinnvoll ist, Klärschlamm in der bestehenden Biomasseanlage
zu verwenden.
2. Klärung der Rechtsfrage, ob Einstufung als Biomasseanlage bestehen bleibt.
3. Welche Möglichkeiten der Umrüstung bestehen.
4. Kostenabschätzung der Umrüstung
Die Grundlagen für das Konzept bilden Wärme- und Stromkonzept für die Gemeinde
Rauris und die Auswertung der Erhebung der technischen Möglichkeiten /
Voraussetzungen.
Das Ziel dieses Projektes ist es, zu klären, ob eine Klärschlammverbrennung in
Rauris sinnvoll und nachhaltig umsetzbar ist.
4.2.10. Nutzung von Verbrennung biogener Reststoffe
Die Verbrennung von biogenen Reststoffen kann in Form eines Cofiring zur
Wärmeerzeugung im Raurisertal beitragen.
Biogene Reststoffe stammen nicht von Energiepflanzen, die mit dem Hauptziel der
Energienutzung angebaut worden sind, sondern sind bei einer anderen, vorherigen
Nutzung von Biomasse angefallen. Was auf den ersten Blick als Abfallprodukt
erscheint, ist aber ein wertvoller Reststoff, der auch energetisch genutzt werden
kann. Reststoffe sind die zweite Säule der Bioenergie neben Energiepflanzen.
Biogene Reststoffe sind z.B. Waldrestholz, das bei der Verarbeitung von Waldholz
Modellregion Raurisertal Seite 41
anfällt, Nebenprodukte von Sägewerken (z.B. Sägemehl, Holzspäne), Altholz (z.B.
Lagerpaletten aus Holz, alte Holzmöbel), Landschaftspflegematerial und
Grünschnitt, Ernterückstände (z.B. Stroh, Rübenblätter), tierische Exkremente (z.B.
Gülle, Mist), Nebenprodukte der Lebensmittelproduktion (z.B. Kartoffelschalen) und
andere organische Abfälle (z.B. Klärschlamm, Siedlungsabfälle).
Durch Vergärung wird die in den Reststoffen gebundene Energie als Biogas frei. Als
Nebenprodukt fällt zusätzlich ein geruchsarmer und pflanzenverträglicher Bio-Dünger
an, der statt Mineraldünger in der Landwirtschaft verwendet werden kann
Bei der Nutzung der Verbrennung biogener Reststoffe im Raurisertal könnten
folgende Schwierigkeiten auftreten, die im Vorfeld abgeklärt werden müssen:
• Die Bevölkerung geht von einer Geruchsbelästigung aus.
• Der Tourismus sieht eine Verbrennung von biogenen Reststoffe auch kritisch.
Wichtige Aspekte für eine erfolgreiche Umsetzung sind:
• Prüfung ob es sinnvoll ist, biogene Reststoffe in der bestehenden
Biomasseanlage zu verwenden.
• Klärung der Rechtsfrage ob Einstufung als Biomasseanlage bestehen bleibt.
• Welche Möglichkeiten der Umrüstung bestehen?
• Kostenabschätzung der Umrüstung
Die Grundlagen für das Konzept bilden das Wärme- und Stromkonzept für die
Gemeinde Rauris und die Auswertung der Erhebung der technischen Möglichkeiten /
Voraussetzungen.
Das Ziel dieses Projektes ist es, zu klären, ob die Verbrennung biogener Reststoffe
in Rauris sinnvoll und nachhaltig umsetzbar ist.
4.2.11. Weilerlösungen
Um eine optimale Versorgung mit Wärme und Strom in einem Weiler im Raurisertal
zu erarbeiten, sind die Möglichkeiten Hackschnitzelheizung, Solarthermie mit
Haushaltsspeicher
Modellregion Raurisertal Seite 42
Strom aus öffentlichem Netz, Nutzung der Abwärme für Warmwassererzeugung
abzuschätzen.
Wichtige Aspekte für eine erfolgreiche Umsetzung sind:
1. Neutrale Beratung / Information der jeweiligen Weiler zu Möglichkeiten der
eigenen Strom-/Wärmeerzeugung
2. Erstellung eines Konzeptes mit Beispielrechnungen zur Rentabilität
3. Erarbeitung eines individuellen Konzeptes für den jeweiligen Weiler zur Strom-
und Wärmeerzeugung.
Zu Bedenken gilt, dass die Ermittlung des Wärmebedarfs der Weiler eventuell große
Unsicherheiten aufwirft, eine nachhaltige Forstwirtschaft umgesetzt werden muss
und der Hackschnitzelbdarf gedeckt sein muss. Auch die innovative Entwicklung in
der Technik muss beobachtet werden - so kann möglicherweise in den nächsten 5
Jahren auch mit Hackschnitzelheizungen die Erzeugung von Strom erfolgen.
Die Grundlagen für das Konzept bilden die Auswertung der Erhebung: Ist-Zustand
Wärme und Strom, die Auswertung der Erhebung: Potenziale für Wärme- und
Stromerzeugung, die Auswertung der Erhebung: Technische Möglichkeiten /
Voraussetzungen und das Wärme- und Stromkonzept für die Gemeinde Rauris.
Ziel des Projekts ist es eine optimale Versorgung der Weiler mit Strom und Wärme
zu erarbeiten.
4.2.12. Einsatz von unabhängigen Energieberater
Eine allgemeinverbindliche Berufsbezeichnung Energieberater gibt es nicht, d. h. der
Begriff Energieberater ist nicht geschützt und unterliegt auch keinen allgemein
gültigen beruflichen Standards oder Regelungen.
Im Allgemeinen werden Fachleute als Energieberater bezeichnet, die technische
Geräte oder Immobilien energetisch bilanzieren und begutachten. Sie geben bei
dieser sogenannten Energieberatung wichtige Ratschläge und Hinweise bei Erwerb
oder Erneuerung.
Modellregion Raurisertal Seite 43
Im Raurisertal soll eine neutrale, unabhängige und kompetente Energieberatung
sicherstellen, dass den Bürgern von Rauris ein auf ihre Bedürfnisse abgestimmtes
Konzept zur Energieeffizienz erstellt wird. Zugleich unterstützen die Energieberater
die Erhebung von Ist-Daten zu den Bereichen Wärme, Strom und Mobilität. Die
Energieberatung für private Haushalte wird im Raurisertal durch und die Beratung
der Energieberatung Salzburg erfolgen und die Beratung der Gewerbebetriebe
erfolgt durch das Umweltservice Salzburg. Beide Beratungen (Privat, gewerblich)
sind bereits im Laufen.
Wichtige Aspekte für eine erfolgreiche Umsetzung sind:
1. Erstellung Anforderungsprofil an einen Energieberater
2. Erstellung Übersicht über in Frage kommende Energieberater
3. Auswahlverfahren zur Findung eines geeigneten Energieberaters
4. Fördermöglichkeiten für den Einsatz eines Energieberaters
5. Unterstützung bei der Erstellung der Fragebögen bei der Erhebung der Ist-
Situation für Wärme, Strom und Mobilität
6. Unterstützung bei der Auswertung der Erhebungen
7. Durchführung einer Vor-Ort-Beratung bei interessierten Haushalten in Rauris
Das Ziel ist es, allen Haushalten und Gewerbebetrieben im Raurisertal eine Beratung
zu ermöglichen, damit Fragen der Energieeffizienz geklärt werden können und das
Energiesparen ans sich zum Tragen kommt.
4.3. Strom
Mit dem Begriff „Strom“ im vorliegenden Projekt ist immer Ökostrom gemeint, also
von „sauberer Energie“, die auf ökologisch vertretbare Weise aus erneuerbaren
Energiequellen hergestellt wird. Ökostrom kann vorwiegend aus den Elementen
Wasser, Sonne, Erde (Biomasse) und Wind erzeugt werden. Die Erzeugung erfolgt
also in Abgrenzung zu der „herkömmlichen“ Stromerzeugung aus Kernkraft, Kohle
und Erdöl.
Das Wasser ist nicht nur eines unserer Grundnahrungsmittel, sondern auch die
bedeutendste erneuerbare Energiequelle. Der Vorteil der Wasserkraft liegt darin,
Modellregion Raurisertal Seite 44
dass sie sich sowohl in Groß- wie auch in Kleinprojekten ideal nutzen lässt.
Wasserkraft ist auch eine emissionsfreie Möglichkeit, Energie zu gewinnen. Die
Energiegewinnung kann mittels Lauf-, Speicher-, Trinkwasser und
Pumpspeicherkraftwerke erfolgen. Eine erste Abschätzung des Potenzials im
Raurisertal zur Erzeugung von Energie aus Wasserkraft konnte aufzeigen, dass zu
den bereits vorhandenen Kraftwerken noch weitreichende Möglichkeiten für die
Errichtung von Wasserkraftwerken bestehen.
Mit Hilfe der Sonne kann elektrische Energie mittels Photovoltaik gewonnen werden.
Bei der Photovoltaiktechnik wird die von der Sonne abgestrahlte Energie mittels
Solarzellen direkt zur Stromerzeugung genutzt. In Mitteleuropa liefert die Sonne pro
Quadratmeter und Jahr ca. 1.000 Kilowattstunden Energie. Wie bereits unter 2.2.
erwähnt, gibt es im Raurisertal in den mittleren Höhenlagen die meisten
Sonnenstunden, wie z.B. der Rauriser Hochalm, für die in den letzten Jahren bereits
Jahressummen von 1900 Stunden typisch geworden sind, im Ausnahmejahr 2003
waren es sogar 2354 Stunden. Im Raurisertal beträgt die absolute
Sonnenscheindauer im Jänner zwischen 25 - 100 Stunden und im Juli zwischen 125
- 200 Stunden. Im Jahr gibt es somit durchschnittlich 1460 Sonnenstunden und
34.632 J/cm2 an Gobalstrahlung (direkte und diffuse Sonnenstrahlung).
Biomasse ist die gesamte durch Pflanzen oder Tiere erzeugte organische Substanz.
Die dort gebundene Sonnenenergie kann auch zur Stromerzeugung genutzt werden.
Biomasse ist ein nachwachsender, erneuerbarer Energieträger, der CO2-neutral
verbrennt. Die Beschaffung der erforderlichen Biomasse im Raurisertal war bislang
stets in ausreichendem Ausmaß möglich. Auch zusätzliche Kapazitäten können
bewältigt werden.
Wind entsteht, weil die Einstrahlung der Sonne die Luftschichten erwärmt und es
dadurch zu Luftdruckunterschieden kommt. In Windkraftanlagen werden diese
Luftströmungen über Rotoren in elektrische Energie umgewandelt. Die Errichtung
von Windkraftanlagen im Raurisertal steht in diesem Projekt nicht zu Diskussion.
Einerseits wären Windkraftanlagen aufgrund der topografischen Lage (Tal) nicht
effizient genug, andererseits bedeutet ein Windkraftwerk ein enormer Eingriff die das
derzeit noch ursprüngliche Landschaftsbild.
Modellregion Raurisertal Seite 45
4.3.1. Erhebung der Ist-Situation
Die Ist-Erhebung „Strom“ bildet die Grundlage für die weitere Projektentwicklung und
gibt Aufschluss über Stromverbrauch und derzeitige Stromerzeugung.
4.3.1.1. Erhebung Stromverbrauch
Die Ermittlung des tatsächlichen Stromverbrauchs erfolgt in den Haushalten mittels
Fragebogen, in den Gewerbetrieben mittels Befragung durch das Umweltservice
Salzburg. Mit Hilfe der gewonnenen Daten kann eine Verbrauchsganglinie in
zeitlicher Staffelung (Tagesgang, Montagsgang, Jahresgang) dargestellt werden.
Anhand der Ist-Situation und der generellen Entwicklung des Stromverbrauchs sowie
der Entwicklungsszenarien hinsichtlich Wirtschaftswachstum und der Bevölkerung im
Raurisertal werden Verbrauchsprognosen für das Raurisertal erstellt.
4.3.1.2. Erhebung Stromerzeugung
Die Erhebung der bestehenden Erzeugungskapazitäten beschränkt sich im
Wesentlichen auf die Wasserkraft, da die Stromerzeugung mittels Photovoltaik
derzeit im vernachlässigbarem Rahmen betrieben wird. Im Bereich Stromerzeugung
wird eine lückenlose Erhebung kaum durchführbar sein, daher müssen
Abschätzungen gemacht werden, die zu einer gewissen Unschärfe führen können.
Hilfreich können die bereits durchgeführten Studien von Prof. Mader und die SAGIS-
Daten sein, die als weitere Datengrundlage dienen.
Anschließend an die Datenerhebung können auch bei der Stromerzeugung die
Ganglinie in zeitlicher Staffelung (Tagesgang, Montagsgang, Jahresgang) dargestellt
bzw. ermittelt werden.
4.3.1.3. Erhebung der Potentiale zum Ausbau der Stromerzeugungskapazitäten
Für die erneuerbaren Energieträger Biomasse, Photovoltaik und Wasserkraft
müssen im Raurisertal die theoretischen Energiepotenziale ermittelt werden, damit
Modellregion Raurisertal Seite 46
realistische Abschätzungen erfolgen können. Von Bedeutung im Raurisertal ist auch
die Abklärung der technischen Rahmenbedingungen für die Stromerzeugung mittels
Kraft-Wärme-Kopplung. Dieses Potential muss im bestehenden Fernwärmeheizwerk
im Zuge der Optimierung/Anpassung dieses Werks erfolgen. Auch mögliche andere
innovative Technologien wie Sibek-Effekt oder Dampfmotoren sind zu
berücksichtigen. Auch von Bedeutung im Raurisertal sind die Vielzahl an gefassten
Trinkwasserquellen. Hier muss ebenfalls eine Potentialabschätzung für
Trinkwasserkraftwerke und deren rechtlichen und Naturschutzrechtlichen
Rahmenbedingungen erfolgen.
Selbstverständlich wird auch auf vorhandenes Datenmaterial aus durchgeführten
Studien wie z.B. Die Entwicklung eines Modells zur Berechnung von jahreszeitlich
verfügbarem Wasserkraftpotenzial unter Berücksichtigung von Verdunstung und
Wasserrückhalt am Beispiel des Landes Salzburg von Eva Maria Haslauer und auf
bereits Daten von Institutionen (ZAMG, Hydrologie etc.) zurückgegriffen.
Zusammengefasst sind folgende Aktivitäten zu setzen:
• Recherche über technologisch-wirtschaftliche Möglichkeiten zur
Stromerzeugung auf Basis von Biomasse
• Ermittlung des technischen Linienpotenzials zur Umsetzung von Wasserkraft
durch Überlagerung topografischer Karten mit hydrografischen Daten
• Reduktion des technischen Potenzials durch Berücksichtigung der
ökologischen Rahmenbedingungen und wirtschaftlichen Gesichtspunkte. Das
Ergebnis ist das wirtschaftlich realisierbare Linienpotenzial.
• Erhebung bestehender Trinkwasser-versorgungsanlagen und weitere
Erschließungsmöglichkeiten. Daraus werden Potenziale zum Ausbau von
Trinkwasserkraftwerken abgeleitet
• Recherche über technologisch-wirtschaftliche Möglichkeiten zur
Stromerzeugung auf der Basis von Biomasse
• Analyse von Sonnenscheinkarten zur Darstellung der Möglichkeiten zum
Ausbau der Photovoltaik
Das eindeutige Ziel der Erhebung ist die umfassende Aufstellung der vorhandenen,
noch nicht umgesetzten Potenziale, zur Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer
Energieträger.
Modellregion Raurisertal Seite 47
4.3.2. Erstellung des Konzeptes zur Stromerzeugung
Nach der umfangreichen Ist-Erhebung des Verbrauchs und der Erzeugung kann ein
Konzept für die Stromerzeugung erstellt werden. Neben der Auswahl der geeigneten
Erzeugungskapazitäten vor dem Hintergrund einer optimierten Gesamtlösung
müssen auch Sonderformen wie Weiler- oder Insellösungen berücksichtigt werden
sowie die rechtlichen und technischen Möglichkeiten dieser Lösungen abgeklärt
werden.
Die zu erwartenden Rahmenbedingungen, wie z.B. Prognose des Stromverbrauchs
in den nächsten Jahren, und die Herleitung des Strombedarfs auf Basis zeitlich
gestaffelter Strombänder müssen in das Konzept eingearbeitet werden.
Auch eine Festlegung der erforderlichen Erzeugungskapazitäten je Energieträger
muss erarbeitet werden und anschließend kann die Ausarbeitung eines
Umsetzungskonzeptes erfolgen.
Um eine erfolgreiche Umsetzung zu gewährleisten, ist auf eine ökologische
Verträglichkeit der Umsetzungsprojekte zu achten und frühzeitig eine Abklärung der
zivilrechtlichen Einigung mit den Grundstücksbesitzern anzustreben.
Bei der Konzepterstellung ist jedenfalls zu beachten, dass die derzeit vorhandene
Kapazität zur Stromableitung eventuell nicht ausreicht, sodass unbedingt eine
Machbarkeitsstudie zur Stromableitung als notwendig erachtet wird, um sich
frühzeitig dieser eventuell auftretenden Problematik annehmen zu können.
4.3.3. Machbarkeitsstudie Stromableitung(Einspeisung)
Grundsätzlich darf jeder, der selbst Strom produziert, seinen Strom an den
regionalen Netzbetreiber verkaufen. Dieser ist nämlich durch das Erneuerbare
Energien Gesetz (EEG) dazu verpflichtet, Kunde der Privaterzeuger zu werden. Die
gesetzliche Grundlage für die Erzeugung und Einspeisung von Strom aus
erneuerbarer Energie bildet die Ökostromgesetz-Novelle 2006 (BGBl. I 105/2006
vom 27.6.2006) sowie die Ökostromverordnung 2006 ( BGBl. II 401/2006 vom
24.10.2006), in der die Einspeistarife festgelegt sind. Mit 1. Oktober 2006 wurde die
Ökostromabwicklungsstelle (OeMAG) eingerichtet, die die Gesetzeskonformität der
Anträge überprüft und auch für die Auszahlung der Vergütungen zuständig ist.
Modellregion Raurisertal Seite 48
In der Machbarkeitsstudie für die Stromableitung im Raurisertal sind folgende Punkte
zu bearbeiten:
• Klärung des rechtlichen Rahmens (Ist die Errichtung einer Stromleitung im
Konzessionsgebiet der Salzburg AG ohne weiteres möglich?)
• Definition des Anschlusspunktes diverser Neuanlagen an das öffentliche Netz
• Klärung der erforderlichen Dimensionierung der Stromleitung
• Festlegung möglicher Trassenführungen
• Klärung des Finanzbedarfes und der Fördermöglichkeiten
• Festlegung eines Nutzen für die SAG durch die gemeinsame Nutzung der
Stromleitung
• Klärung der technologischen und wirtschaftlichen Eckpunkte
• Erarbeitung eines Geschäftsmodells für die Kooperation mit der SAG
• Klärung der prinzipiellen Bereitschaft der SAG
• Verhandlungsführung mit der SAG
• Alternative Schritte
• die ästhetischen Ansprüchen an das Landschaftsbild sind zu berücksichtigen
• Versorgungssicherheit
• Prüfung von Möglichkeiten zum Energieaustausch
4.3.4. Aufbau Stromerzeugung mittels Pumpspeicherkraftwerk
Ein Pumpspeicherkraftwerk ist eine besondere Form eines Speicherkraftwerkes und
dient der Speicherung von elektrischer Energie durch Hochpumpen von Wasser,
welches über Turbinen wieder abgelassen wird. Die elektrische Energie wird also
durch Umwandlung in potentielle Energie von Wasser gespeichert und durch
Umwandlung dieser potentiellen Energie in elektrische Energie wieder ins Netz
gespeist.
Im Vorfeld muss auch bei der Stromerzeugung mittels Pumpspeicherkraftwerks eine
prinzipielle Machbarkeit erarbeitet werden. In dieser Studie muss unter anderem
berücksichtig werden, ob ein Pumpspeicherkraftwerk ökologisch genehmigungsfähig
und wirtschaftlich-technisch realisierbar ist. Auch eine Berücksichtigung des
Strompreises bzw. dessen Prognose, die Grobdimensionierung der Anlagenteile wie
elektromaschinelle Ausrüstung, Druckrohre, Gegenbecken etc., die Klärung des
Modellregion Raurisertal Seite 49
finanziellen Rahmens und der Fördermöglichkeiten, die Auslegung der
Betriebsführung der Anlage sowie Abklärung mit der Betriebsführung der
Hochalmbahnen (Beanspruchung „Schneiteich“) und die Auswirkung der Versorgung
der Gemeinde, Bevölkerung oder Betrieben mit Spitzenstrom müssen in die Studie
einfließen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich
Umweltverträglichkeitsprüfung müssen abgeklärt werden. Weiters gilt zu
berücksichtigen bzw. abzuklären, ob eine Nutzung des vorhandenen Teiches, der
derzeit für die Beschneiung verwendet wird, eine Beeinträchtigung mit sich bringen
würde. Eine mögliche Schwierigkeit, die es zu überprüfen gilt ist, dass der
Hochspeicher aufgrund der permanenten Entnahme- und Befüllungszyklen großen
statischen Beanspruchungen ausgesetzt werden würde. Die Ursprüngliche
Auslegung des Teiches sah diese Belastungen aber nicht vor. Ebenso zu
überrücksichtigen und prüfen wird im Vorfeld sein, ob es wirtschaftlich vertretbare
Anschlusspunkte an das öffentliche Stromnetz gibt.
Stellt sich heraus, dass die Machbarkeit des Pumpspeicherkraftwerks gegeben ist,
also eine ökologisch und ökonomisch vertretbare Realisierung des Projektes in
Aussicht gestellt werden kann, wird das eigentliche Projekt erarbeitet, welches
folgend Punkte berücksichtigen muss:
• Erstellung einer Vorstudie zur Konkretisierung der Anlagenteile und der
Betriebsführung sowie Erarbeitung einer Kostenschätzung
• Erstellung des Einreichprojektes und Durchlaufen der
Genehmigungsverfahren
• Erstellung eines Bauprojektes und der Ausschreibungsunterlagen
• Vergabe der Bauleistungen
• Bau und Bauüberwachung
• Betriebsführung
• Möglicher Aufbau einer zusätzlichen Ertragsmöglichkeit für die
Hochalmbahnen
• Risikoanalyse
4.3.5. Aufbau Stromerzeugung mittels Trinkwasserkraftwerke
Wie bereits erwähnt, richtet die steigende Energienachfrage und die daraus
resultierende Forderung nach Nutzung erneuerbarer Energieformen die
Modellregion Raurisertal Seite 50
Aufmerksamkeit auf noch vorhandene Potenziale der Energiegewinnung. Bei
Trinkwasserkraftwerken wird die Energie aus Wasser gewonnen, welches zur
Trinkwasserversorgung gefasst und abgeleitet wird. Im Raurisertal finden sich
geeignete geografische Bedingungen und somit mögliche nutzbare Energie-
Potenziale.
In ökologischer Hinsicht weisen Trinkwasserkraftwerke in der Regel eine äußerst
positive Umweltbilanz auf. Bei der Errichtung müssen zumeist keine oder nur kleine
Eingriffe in die Natur vorgenommen werden. Das häufig bereits bisher genutzte
Quellwasser erscheint nicht in einem offenen Gewässer, somit sind die ökologischen
und wirtschaftlichen Folgen, wie sie z.B. bei Fluß- und Speicherkraftwerken auftreten,
von geringer Bedeutung. Neben den ökologischen Vorteilen sprechen auch
wirtschaftliche Gründe für die Errichtung von Trinkwasserkraftwerken. Denn wenn die
Druckrohrleitung und das Gebäude vorhanden sind, kann die Errichtung der Anlage
mit einem relativ geringen Kostenaufwand durchgeführt werden. Dazu kommt, dass
Energie aus Quellwasser regelmäßiger und sauberer anfällt als aus Flusswasser.
Zahlreiche Studien haben den Beweis erbracht, dass die Wasserqualität durch den
Betrieb einer Turbinenanlage nachweislich nicht negativ beeinflusst wird. Die
Besonderheit von Trinkwasserkraftwerken besteht darin, dass es zu einer
Überlagerung des Kraftwerkssystems mit dem Trinkwassersystem kommt.
Es muss Projekt erstellt werden, welches das Genehmigungsverfahren vollständig
durchläuft, eine Kostenabschätzung enthält und eine Wirtschaftlichkeitsanalyse
aufzeigt. Zeitgleich soll auch die Erstellung des Bauprojektes mit Ausschreibung,
Planung und vergabe erfolgen.
4.3.6. Aufbau Erzeugung mittels Ausbau und Optimierung weiterer
Wasserkraftpotenziale
Das energetische Potential des Wassers, das durch die Schwerkraft bei einer
Höhedifferenz abfließt, wird durch das Produkt zwischen der Wassermenge und der
Fallhöhe bestimmt, wobei das theoretische Wasserkraftpotential des Raurisertal aus
der Summe aller lokalen Potentiale besteht.
Im Gegensatz zu fossilen Energieoptionen, entspricht die Entwicklung von
Wasserkraft als erneuerbare und emissionsfreie Energiequelle einerseits
Modellregion Raurisertal Seite 51
grundsätzlich dem Prinzip der Nachhaltigkeit; Dämme haben überdies dort eine
positive Funktion, wo sie der Kontrolle von Fluten dienen. Andererseits ist jedoch der
Bau von Wasserkraftprojekten – insbesondere die Überflutung natürlicher wie auch
besiedelter Gebiete durch Stauseen, und der Eingriff in natürliche Flußsysteme – so
gut wie ausnahmslos mit unvermeidbaren und oft schwerwiegenden, negativen
Umwelt- und Sozialauswirkungen verbunden.
Für die Entscheidung darüber, ob also ein Gewässer energiewirtschaftlich genützt
werden soll, müssen das öffentliche Interesse und die Bewahrung der Natur vor
störenden Eingriffen gegeneinander abgewogen werden.
Folgende wesentliche Punkte sind in der Projektgestaltung zu berücksichtigen:
• Maßnahmen im Bereich der Wasserwirtschaft sind stets auf viele Jahre oder
Jahrzehnte ausgelegt.
• Der Klimawandel verursacht nun aber eine zusätzliche Planungsunsicherheit.
• Die Errichtung neuer Wasserkraftanlagen muss im Einklang mit dem
Naturschutz geschehen.
• Es gilt auch zu beachten, dass der Einsatz erneuerbarer Energieträger
vorrangig im lokal-kleinräumigen Bedarfsumfeld möglich ist, da Großanlagen
wirtschaftlich und technisch durch Ressourcenbegrenzung und mangelnde
öffentliche Akzeptanz kaum zu realisieren sind.
• Vorstudie zur Konkretisierung der Anlagenteile , Kostenschätzung und
Rentabilität des Vorhabens
• Erstellung der Einreichunterlagen und Durchlaufen der
Genehmigungsverfahren
• Erstellung der Ausführungsplanung und der Ausschreibungen
• Vergabe der Bauleistungen
• Bau und Bauüberwachung
• Betriebsführung
• Klärung rechtlicher Rahmenbedingungen
• besteht öffentliches Interesses am Vorhaben
• Kooperationen mit Betreibern von bestehenden Wasserkraftwerken
• Neue Errichtung bzw. Modernisierung sowie Betrieb von Wasserkraftanlagen
• Effizienter Nutzung des vorhandenen Potenzials
Modellregion Raurisertal Seite 52
• Mögliche Errichtung eines Schaukraftwerk
4.3.7. Stromerzeugung mittels Ausbau der Photovoltaik
Die sauberste und innovativste Energieform zur Produktion ökologisch einwandfreier
Energie, ist die Solarenergie. Es fallen keine Abfallstoffe an, es gibt keine
Emissionen und die Anlagen arbeiten absolut leise. Als "erneuerbare" Energiequelle
steht die Sonne zeitlich unbegrenzt zur Verfügung. Strahlungsphysikalisch
eingeschränkt wird der Sonnenschein von der Topografie, den Tageslängen und von
Wolken, welche die Sonnenenergie zum Teil reflektieren, absorbieren und nur
geringfügig transmittieren. Die Nutzung der Sonnenenergie erfolgt auf direktem Weg,
durch Solarzellen für die Stromerzeugung (Photovoltaikanlage). Obwohl die
insgesamt zur Verfügung stehende Sonneneinstrahlung immens hoch ist, ist deren
Leistung pro Fläche in Mitteleuropa mit maximal 1 kW/m² verhältnismäßig gering.
Deshalb benötigt die Photovoltaik relativ viel Fläche, was aber dadurch relativiert
wird, dass Photovoltaik im Gegensatz zu Großkraftwerken auf bebauter Fläche
(Dächer, Fassaden, Parkplätze, Brücken, Schallschutzwände etc.) installiert werden
kann.
Da der ökologische Fußabdruck und der Wirkungsgrad von Photovoltaikanlagen
derzeit noch nicht zufriedenstellend ist, wird die Forcierung von Photovoltaikanlagen
im Rahmen des Gesamtprojektes derzeit als nicht zielführend erachtet. Um Anlagen
wirtschaftlich betreiben zu können ist derzeit eine umfangreiche Förderung
notwendig. Erst nach einem stattfindenden Technologiesprung wird diese Art der
Stromgewinnung für das Raurisertal attraktiv werden. Für die Durchführung wäre
eine umfassende Mitarbeit der Bevölkerung Voraussetzung und das Vorhaben
müsste durch eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden.
4.3.8. Stromerzeugung mittels Kraftwärmekoppelung
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist die gleichzeitige Gewinnung von mechanischer
Energie, die in der Regel unmittelbar in elektrischen Strom umgewandelt wird, und
nutzbarer Wärme für Heizzwecke (Fernwärme)) in einem Heizkraftwerk. Es ist somit
die Auskopplung von Nutzwärme insbesondere bei der Stromerzeugung aus
Brennstoffen. Vorteil der KWK ist der verringerte Brennstoffbedarf. Bei der Kraft-
Modellregion Raurisertal Seite 53
Wärme-Kopplung wird ein Teil des entstehenden Dampfes in einem Kraftwerk für
Heizzwecke ausgekoppelt. Dadurch sinkt der Wirkungsgrad der (Elektro-)
Energiegewinnung, der Gesamtnutzungsgrad steigt aber auf 60–90 %.
Die Gewinnung von elektrischer Energie mittels Kraftwärmekoppelung wäre im
bestehenden Hackschnitzelwerk Rauris möglich.
Folgende wesentliche Punkte sind in der Projektgestaltung zu berücksichtigen:
• Festlegen der Anlagengröße und der einzusetzenden Technologie
• Erlangung der erforderlichen Genehmigungen für die Errichtung und den
Betrieb der Anlage
• Bau und Bauüberwachung
• Betriebsführung (Abgestimmte Betriebsführung zwischen Wärme- und
Stromproduktion, wobei zwischen den Winter und Sommermonaten
unterschieden werden muss.)
• Einholen der aktuellen gesetzlichen Grundlagen
• Einholen der Förderrichtlinien
• Effiziente Optimierung der bestehenden Anlage
• Abschätzung des Beitrags zur Eigenversorgung mit Regelenergie
• Abschätzung der Produktion von Spitzenstrom im vorhandenen
Fernwärmeheizwerk
• Kann das bestehende Stromnetz die Kapazitäten aufnehmen
• Um die Ökostromvergütung konsumieren zu können, muss die Prozesswärme
genutzt werden muss. Dies führt vor allem in den Sommermonaten zu einer
Begrenzung der Stromerzeugungskapazitäten
• Ist eine Stromerzeugung sinnvoll, wenn das Stromnetz nicht im Besitz der
Gemeinde ist? (Die alleinige Veräußerung auf Basis der Ökostromvergütung
scheint nicht rentabel.)
4.3.9. Gründung Gemeindewerke
Die Vision im Raurisertal ist es, dass Gemeindewerke sich verlässlich und
kostengünstig um die Energieversorgung der Rauriser BürgerInnen kümmert.
Modellregion Raurisertal Seite 54
Um das Projekt Gründung von Gemeindewerken in Angriff nehmen zu können, muss
auch hier wiederum eine Machbarkeitsstudie zeigen, ob eine Realisierung möglich
ist.
In der Studie müssen die möglichen Geschäftsfelder (Erzeugung und Vertrieb von
Strom und Wärme, Wasserversorgung, Wasserentsorgung, Telekommunikation etc.)
aufgezeigt und abgeschätzt werden. Eine Prüfung der Möglichkeiten zum Aufbau von
eigenen Erzeugungskapazitäten muss ebenso erfolgen wir die Erarbeitung der
Eckdaten zum Aufbau einer geeigneten Vertriebsstruktur. Ein wesentlicher Punkt
wird auch die Sicherstellung der Versorgung sein. In weitere Folge kann dann eine
gemeinsame Plattform für lokale Erzeuger borbereitet werden.
Folgende wesentlichen Punkte sind detailliert zu erarbeiten:
• Klärung der grundsätzlichen Realisierbarkeit von Gemeindewerken
• Rechtliche Voraussetzungen
• Festlegung der Interessen und künftigen Geschäftsbereiche
• Abwägung der Risiken und Chancen mittels Rentabilitäts- und
Sensitivitätsanalysen
• Bestehende rechtliche Barrieren zum Rückkauf des Stromverteilernetzes in
Rauris
• Finanzierung
• Konkurrenzsituation zur Salzburg AG
• Voraussetzungen abklären, ob die Gemeinde als Stromverteiler auftreten
kann, sind abzuklären.
Aus den oben genannten Punkten muss eine Entscheidungsgrundlage erarbeitet
werden, die eine mögliche Realisierung von Gemeindewerken ergibt.
Um im weiteren Schritt Gemeindewerke gründen zu können, muss eine Gesellschaft
errichtet werden. Diese Gesellschaft kümmert sich um den Aufbau von eigenen
Stromerzeugungskapazitäten und muss auch den einen eigenen Netzaufbau
vorantreiben (Smart Grid). Zu Beachten ist dabei, dass man sich in eine
Konkurrenzsituation mit der Salzburg AG gibt und das Stromnetz eventuell aus
rechtlichen /finanziellen Gründen nicht erworben werden kann.
Modellregion Raurisertal Seite 55
Die Vorteile von eigenen Gemeindewerken wären:
• Lokale Produktion sauberer Energie
• Günstige Energiekosten für die Bevölkerung und die Betriebe
• Finalisierung der angestrebten Unabhängigkeit
• Wirtschaftliche Stärkung der Region durch Aufbau einer lokalen
Wertschöpfung – zusätzliche Arbeitsplätze
• Heimatstolz
• Schaffung einer Ertragsquelle für die Gemeinde
• Etablierung der Gemeinde als überregionales Vorbild
• Unabhängigkeit
4.3.10. Smart Grid
Der Begriff Smart Grid (intelligentes Stromnetz) umfasst die kommunikative
Vernetzung und Steuerung von Stromerzeugern, Speichern, elektrischer Verbraucher
und Netzbetriebsmitteln in Energieübertragungs- und -verteilungsnetzen der
Elektrizitätsversorgung. Diese ermöglicht eine Optimierung und Überwachung der
miteinander verbundenen Bestandteile. Ziel ist die Sicherstellung der
Energieversorgung auf Basis eines effizienten und zuverlässigen Systembetriebs.
Die Erzeugung von Strom kann von den Smart Grids gesteuert und
Netzüberlastungen so vermieden werden, da stets nur so viel Strom produziert wie
benötigt wird.
Auch beim Projekt Smart Grid muss im Vorfeld geprüft werden, ob der Aufbau eines
lokalen Smart Grids machbar ist.
Hier sind vor allem die rechtlichen Rahmenbedingungen zum Aufbau von
Direktleitungen zwischen diversen Erzeugungsanlagen und dominierenden
Großverbrauchern in Rauris zu klären. Auch das Abstecken der technischen
Eckdaten und Anforderungen an die erste Stufe der Vernetzung zwischen
Verbraucher und Erzeuger muss erfolgen.
Geiter muss die Machbarkeitsstudie folgende Punkte klären:
• Mitwirkung von Erzeugern und Großverbrauchern im Tal
Modellregion Raurisertal Seite 56
• Entfernungen zwischen Erzeuger und Verbraucher und damit verbunden die
Herstellungskosten des Netzes
• Rechtlicher Rahmen im Zuge der Verlegung von Direktleitungen zwischen
Erzeuger und einzelnen Großverbrauchern
• Recherche / Exkursionen / Kontaktaufnahme mit Zulieferfirmen und Betreibern
von Smart Grids
• Abstecken des Projektumfanges und der zu vernetzenden Einheiten
• Festlegung der anzuwendenden Technologie
Bringt die Machbarkeitsstudie ein positives Ergebnis, kann mit dem Aufbau und dem
Betrieb des Systems begonnen werden. Auch eine etwaige Gesellschaftsgründung
ist zu erarbeiten (Gemeindewerke). Ziel des Einsatzes von Smart Grid ist die
Vernetzung ausgewählter Erzeuger und Verbraucher in Rauris zum Zwecke eines
effizienten Stromverbrauches. Daraus resultiert auch eine weitgehend
Unabhängigkeit und die Erzeilung von höheren Margen.
Der Beitrag zur Energieeinsparung durch intelligente Steuerung zwischen
Verbraucher und Erzeuger ist durchaus wesentlich, sodass ein flächendeckender
Verteilernetzbetrieb auf Basis von Smart Grid Technologien einen erheblichen
Beitrag zur Energieeinsparung im gesamten Tal bringen würde.
4.4. Mobilität
Die Vision des Raurisertal ist es, ein nachhaltiges und umweltfreundliches
(=gesundes) Verkehrskonzept für Gäste und Einheimische zu entwickeln und
umzusetzen, welches attraktive, umweltfreundliche Angebote im öffentlichen
Personennahverkehr („Gmoabus“) ebenso beinhaltet wie den Individualverkehr (E-
Auto, E-Bike etc.) der Gäste und Einheimischen innerhalb und außerhalb des Tales.
Mobilität beginnt aber auch im Kopf, sodass auch in diesem Themenprojekt die
Bewusstseinsbildung der Bevölkerung und der Gäste ein wesentlicher
Projektbestandteil ist.
Modellregion Raurisertal Seite 57
Das gesamte Mobilitätskonzept schießt einerseits ein Fortkommen im Raurisertal
selbst sowie ein Fortkommen in und aus dem Tal ein. Ein wichtiger Aspekt bei all
diesen Entwicklungen und Betrachtungen ist uns auch, durch regionale
Kooperationen (z.B: ÖPNV, Autoindustrie, lokale Betreiber etc.) innovative Ideen
umzusetzen bzw. zu implementieren, dabei aber mit Weitblick in die Zukunft agieren.
4.4.1. Mobilitätskonzept
Das Mobilitätskonzept an sich dient der Koordinierung unter Punkt 4.4.1.1.-4.4.1.4.
genannten Teilkonzepte. Es ist darauf zu achten, dass die unterschiedlichen
Interessen und Ausrichtungen der Teilkonzepte gewahrt bleiben und auch verfolgt
werden. Daher ist es unbedingt notwendig, dass sämtliche Konzepte der Mobilität
durch das Programmmanagement koordiniert und gesteuert werden.
Die Erfassung der Ist-Situation erfolgt gleichzeitig mit der Erhebung der Daten für
Wärme und Strom (siehe Punkt 4.1.Fragebogen). Die Ergebnisse der Befragung
sollen ein klares Bild geben, wie sich die Mobilität der Bevölkerung innerhalb und
außerhalb des Tales verhält: am Weg zur Arbeit, in der Freizeit, Modalt Split (also mit
welchen Transportmitteln die Mobilität erfolgt) etc. Damit können auch Rückschlüsse
auf den benötigten Energiebedarfs für die Mobilität in der Gemeinde gezogen
werden. Die ermittelten Daten bieten neben Recherchen die Grundlage des zu
erstellenden Mobilitätskonzeptes. Die Auswertung und Interpretation der Daten
erfolgt durch die Fa. Fontin sowie dem Rauriser Kernteam. Selbstverständlich beruht
auch die Errechnung der Prognosedaten auf die erfasste und interpretierte Ist-
Situation. Darauf aufbauend können die einzelnen Teilprojekte der Mobilität
entwickelt und realisiert werden.
Die Nutzerzielgruppen des Mobilitätskonzeptes sollen sind:
a) örtlichen Tourismusgäste
b) die öffentlichen Einrichtungen
c) die privatwirtschaftlichen Unternehmen sowie
Modellregion Raurisertal Seite 58
d) die Einwohner des Raurisertals (Pendler, Zweitwagenbesitzer)
Folgende Punkte müssen im Mobilitätskonzept berücksichtigt werden:
• Förderung der sanften Mobiltät bei Gästen und Einheimischen
• Akzeptanz in der Bevölkerung schaffen durch z.B. Vergünstigungen von Maut,
Parkraumbewirtschaftung für E- Mobilität
• Errichten und Betreiben von E-Tankstellen
• Abstimmung mit Teilprojekt Strom (Energiebedarf)
• Rechtliche Einflüsse
E-Tankstellen
Es gibt im Raurisertal bereits Anbieter für den Verleih/Verkauf von E-Rollern und E-
Bikes. Um jedoch die E-Mobility im Raurisertal weiter zu forcieren, müssen einige
Infrastrukturmaßnahmen geschaffen werden -> die Errichtung und Betreibung von
Elektro-Tankstellen.
Für Stromanbieter bringen die E-Tankstellen einen Nutzen als Stromspeicher, die vor
allem für die Energiegewinnung aus Wasserkraft interessant sein könnten. Die
technische Möglichkeit, große Mengen Strom aufzunehmen und wieder ins Netz
einzuspeisen, ist bereits vorhanden.
Neben der Konzeptausarbeiten bzgl. Tankstellen Standorte und welche Art von
Tankstelle errichtet werden soll, muss auch die Frage des Betreibers eingehend
diskutiert und überlegt werden. In Bezug auf 4.3. Strom wäre auch der Betreiber
„Gemeinde“ denkbar.
4.4.1.1. Konzept E-Mobility-Tourismus
Als größte Nationalparkgemeinde im Bundesland Salzburg legt das Raurisertal
großen Wert auf Umweltschutz sowie die Entwicklung nachhaltiger
Modellregion Raurisertal Seite 59
Mobilitätsangebote für Gäste und natürlich auch Einheimische. Besonderes
Augenmerk gilt dabei der Einführung von Elektromobilität.
Gäste, die auf E-Bikes die Berge im Raurisertal erklimmen, auf Elektrorollern oder E-
Scootern durch das Tal fahren oder das Elektroauto für eine Ausflugsfahrt in die
Region nutzen – das ist die Vision der E-Mobility für Gäste im Raurisertal -> Urlaub
im Raurisertal: nachhaltig, gesundheitsbewusst, ökologisch und sozial
verantwortungsvoll!
E-Car
Gäste im Raurisertal sollen zur Benutzung von umweltfreundlichen Fahrzeugen
animiert werden. Es sollen Elektro-Autos zur Miete angeboten werden sollten. Die
Notwendigkeit ergibt sich schon allein daraus, dass es Touristen gibt, die z. B. mit
dem Zug bzw. dem Flugzeug anreisen und vor Ort kein Auto zur Verfügung haben.
Ein ambitioniertes Ziel ist sicherlich auch, dass der Notwendigkeit für Zweitautos in
Rauris entgegengewirkt werden soll. Eine Verleihstelle (Autowerkstatt?) und ein
angepasstes Dienstleistungsangebot könnte dies bewerkstelligen.
Idealerweise sollte das Leihauto auf umweltfreundlicher Basis betrieben werden. Es
wird der Kontakt mit Elektroauto-Herstellern gesucht, um diese für eine Kooperation
in Rauris zu begeistern. Eine weitere Idee besteht darin, dass bei großen
Autovermietern angefragt wird, ob eine Zweigstelle in Rauris denkbar sei.
Dabei sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:
• Einfache Buchung für Touristen ermöglichen. Bestellung beim Hotel/
Vermieter
• Vergünstigung mit der Gästekarte
• Nutzung des Alleinstellungsmerkmals in der touristischen Vermarktung
• Ermöglichung einer CO2 freien Anreise ins Raurisertal
• Marktbeobachtung – Steckersysteme, Tankstellen
• Touristische Angebote schaffen (Funfaktor berücksichtigen)
• Intensive Vermarktung
E-Roller
Neben E-Autos soll auch das Ausleihen von E-Rollern für Gäste auf einfach Art und
Weise möglich sein. Es gibt bereits einen Anbieter in Rauris (Sonnenmobil GmbH),
Modellregion Raurisertal Seite 60
der E-Roller verleiht. Das Service von Sonnenmobil soll ausgebaut und vermarktet
werden, sodass die Gäste Lust bekommen sich innerhalb des Tales mit den E-
Rollern zu bewegen.
Dabei sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:
• Einfache Buchung für Touristen ermöglichen. Bestellung beim Hotel/
Vermieter
• Weitere Verleihstationen im Tal
• Vergünstigung mit der Gästekarte
E-Bike
E-Bikes werden bereits seit zwei Jahren im Raurisertal für Gäste angeboten. Dieses
Angebot soll erweitert und so der Anreiz für den Tourismus verstärkt werden.
Dabei sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:
• Einheitliche Preise beim Verleih
• Einfache Buchung für Touristen ermöglichen. Bestellung beim Hotel/
Vermieter, dieser ordert dann beim Radverleih
• Das Ausleihen sollte in einer Gästekarte inklusive sein
• Bei der Tankstelle in Wörth sollte eine Verleihstelle angedacht werden. Diese
hat auch am Wochenende offen und könnte somit Tagesgäste bedienen
4.4.1.2. Konzept E-Mobility Individualverkehr
Die individuelle Mobilität ist nach wie vor ein hohes Gut, auf das kaum jemand
verzichten will. Aufgrund der derzeit noch sehr geringen Reichweite und hohen
Anschaffungskosten haben Kfz mit Verbrennungsmotor aber bisher immer noch
einen entscheidenden Kostenvorteil. Die Zukunftsforscher sind sich aber einig, dass
die elektrischen Autos eine rasante Entwicklung durchmachen werden und nicht nur
in den großen Ballungsräumen, sondern auch im urbanen Raum eine herausragende
Rolle spielen werden. Das Raurisertal sieht sich dabei als Vorreiter, in einem
topografisch bedingten, verkehrstechnisch „benachteiligten“ Gebiet die E-Mobility im
Individualverkehr umzusetzen. Bereits seit 2 Jahren werden im Raurisertal von der
Firma Sonnenmobil E-Roller zum Verleih und zum Verkauf angeboten. Auch E-Bikes
Modellregion Raurisertal Seite 61
sind bereits in den beiden Sportartikelverkäufern zu erwerben oder zu mieten. Durch
intensive Öffentlichkeitsarbeit soll mehr Akzeptanz in der Bevölkerung erfolgen und
auch der „Reiz des Neuen“ geweckt werden.
Folgende Punkte sind zu berücksichtigen:
• Vergünstigungen bei Maut und Parkgebühren für E-Mobilität
• Intensive Öffentlichkeitsarbeit
• Bewusstseinsbildung bereits in der Schule um Nachhaltigkeit zu gewähren
• Förderung beim Kauf eines E-Fahrzeuges
• Marktbeobachtung – Steckersysteme, Tankstellen
E-Car
Die Rauriser Bevölkerung soll zur Nutzung von E-Autos animiert werden.
Öffentlichkeitsarbeit und Infoveranstaltungen mit testfahrzeugen sollen organisiert
werden.
E-Bike
Die beiden Sportartikelverkäufer bieten bereits E- Bikes zum verkauf an. Der Kauf
von E-Bikes muss attraktiver gemacht werden.
E-Roller
Bei der Firma Sonnenmobil in Rauris sind bereits E-Roller käuflich zu erwerben.
Intensiver Öffentlichkeitsarbeit ist notwendig, um die Bevölkerung von dieser
umweltfreundlichen Fortbewegungsmaßname zu überzeugen.
4.4.1.3. Konzept E-Mobility ÖPNV („Gmoabus“)
Die Rauriser Bevölkerung und die Gäste sind derzeit aufgrund des mangelnden bzw.
teilweise gar nicht vorhandenen öffentlichen Verkehrsnetzes für die Fortbewegung
innerhalb und außerhalb des Tales auf den eigenen PKW angewiesen. Um die
derzeitige Situation zu verbessern, soll die Übernahme des Betriebes des ÖPNV
durch einen lokalen/regionalen Betreiber erfolgen und ein E-Mobility Konzept für den
Modellregion Raurisertal Seite 62
ÖPNV erarbeitet. Damit könnte die Qualität und Quantität des ÖPNV umgehend
verbessert werden, neue Arbeitsplätze geschaffen werden und die Wertschöpfung
würde innerhalb der Region bleiben. Es könnte rasch auf die sich rasch ändernden
Mobilitätsbedürfnisse der „modernen“ Fahrgäste reagiert werden und somit die
derzeit herrschende Negativspirale (weniger Fahrgäste -> Reduktion des
Verkehrsangebots -> noch weniger Fahrgäste) umgekehrt werden. Ein weiterer
westlicher Vorteil eines „Nicht Monopolisten“ wäre, dass die unternehmerische
Kreativität und ein gewisser „Erhaltungsdrang“ erhalten bleibt.
Bereits bei den ersten Recherchen wurde jedoch klar - abgesehen von den
finanziellen Anforderungen - dass hier vor allem die derzeit herrschenden rechtlichen
Rahmenbedingungen (Post Monopol) eine Umsetzung erschweren.
Folgende Anforderungen sollte ein lokaler ÖPNV („Gmoabus“) im Raurisertal
erfüllen:
• Angebot an 365 Tagen im Jahr
• Hohe Taktfrequenz
• Wanderbus im Sommer sollte auch im Hüttwinkltal angedacht werden.
• Qualität des Fahrplanes sollte sich durch flexible Fahrzeit und flexiblem
Fahrweg auszeichnen
• Das Einsteigen in den Bus sollte auf Handzeichen möglich sein
• Anruftaxi von Taxenbach nach Rauris, vor allem nach Betriebsende des
Linienbusses
• Günstige Tarife für die Bevölkerung, eventuell Förderung durch die Gemeinde
• Flexible Tarifsysteme
• Einsparung Zweit Auto
• Angebot in der Nacht auf Abruf. Diese Fahrten sollen nicht in den Tagestarifen
enthalten sein
• Umweltfreundlicher Antrieb, z.B. Hybridfahrzeug. Kleinbusse können bereits
jetzt mittels Elektromotoren betrieben werden
• Einbindung in das regionale/überregionale Verkehrskonzept
• Barrierefreier ÖPNV!
Modellregion Raurisertal Seite 63
4.4.1.4. Konzept für Pendler
Auf Basis der Erhebung der Mobilitätsbedürfnisse mittels Fragebogen ergibt sich ein
umfassendes Bild der Pendlersituation innerhalb des Raurisertals. Lt. Erhebung von
Statistik Austria 2001 pendeln in Rauris 58,1 % der Erwerbstätigen Personen aus. Zu
erfassen gilt es mittels Fragebogen, wohin und wie oft der Großteil pendelt, damit
ein möglichst umfassendes, aktuelles Datenmaterial als Grundlage für mögliche
Realisierungskonzepte vorhanden ist. Als kurzfristige 1. Maßnahme könnte daraus
bereits das Projekt „Koordination von Fahrgemeinschaften“ erarbeitet und umgesetzt
werden.
Aufgrund der sehr begrenzten Lehrstellen im Tal selbst ist ein Großteil der Lehrlinge
gezwungen, eine Lehrstelle in der Region anzutreten. Ein Erreichen der Lehrstelle ist
jedoch mit den derzeit vorhandenen ÖPNV von Rauris in die Region oftmals
schwierig und langwierig, sodass die Eltern vielfach die Fahrten von/zu
Bahnhof/Anschluss Taxenbach übernehmen müssen. Auch hier kann die Erhebung
bereits Aufschluss geben, ob Fahrgemeinschaften gegründet werden können.
Eine ähnliche Situation spiegelt sich bei den Schülern wieder. Schüler, die eine
höhere Schule oder das Gymnasium besuchen, müssen täglich oder wöchentlich zur
Schule anreisen. Wie schon bei den Lehrlingen sind die Schüler oftmals von/bis
Taxenbach aufgrund des fehlenden ÖPNV auf einen persönlichen Transport durch
Familienmitglieder angewiesen. Nach der Datenerhebung wird sich zeigen, ob ein
Sammeltaxi und oder Fahrgemeinschaften eine Verbesserung der Situation bringen
kann.
Beim zum erarbeitenden Konzept für die Pendler/Lehrlinge/Schüler muss natürlich
parallel an der Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung gearbeitet werden. Ein
Umdenkprozess in der Bevölkerung muss erreicht werden, der mitunter einen
„langen Atem“ benötigt. Eine erfolgreiche Umsetzung des Pendlerkonzeptes wird nur
dann gelingen, wenn eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung erreicht wird. Dies
kann erreicht werden, indem die Bevölkerung selbst intensiv in das Konzept
eingebunden wird und die herrschenden Bedürfnisse der Bevölkerung befriedigt
werden.
Modellregion Raurisertal Seite 64
Selbstverständlich ist das Pendlerkonzept auch eng mit dem Konzept des ÖPNV
vernetzt. Beide Konzepte müssen Hand in Hand entwickelt werden, damit Synergien
genutzt und Ressourcen sinnvoll und effizient eingesetzt werden können.
Modellregion Raurisertal Seite 65
5. Öffentlichkeitsarbeit
Begleitend zu den unter 4. beschriebenen Projekten muss ein begleitendes Konzept
zur Bewusstseinsbildung/Öffentlichkeitsarbeit erarbeitet werden. Dabei muss
insbesondere zwischen der Kommunikation nach innen und nach außen
unterschieden werden. Die wirtschaftlichen Vorteile für jeden einzelnen Haushalt und
das gesamte Tal müssen transportiert werden.
Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit/ Bewusstseinsbildung nach innen sind:
• Informationen in der Gemeindezeitung
• Homepage im Internet
• Vorträge
• Gewinnspiel
• Schulprojekte
• Gemeindespezifisches Logo (Rauris – wir sind energiebewusst)
• Autarkiemonitor
Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit/ Bewusstseinsbildung nach außen sind:
• Presseartikel verfassen und versenden
• Journalisten einladen
• Touristische Vermarktung
Ziel ist es, das Vorhaben „Energiebewusstes Raurisertal“ effizient und zielgerichtet
ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken und die entsprechende
Öffentlichkeitsarbeit darauf abzustimmen.
Modellregion Raurisertal Seite 66
6. Energiepolitischer Beschluss für die Modellregion „energiebewusstes
Raurisertal“
Projektziel ist es, das Raurisertal als einen Ort mit Lebensqualität und Herz zu
positionieren und somit auch eine Imagesteigung der Gemeinde zu erreichen. Um
das zu erreichen, handelt die Gemeinde Rauris in Bezug auf Strom, Wärme und
Mobilität nachhaltig, umweltbewusst und vorausblickend, sodass Lebensgrundlagen
und Lebensqualität nachfolgender Generationen nicht nachteilig beeinträchtigt
werden. Ein Gemeindebeschluss wurde diesbezüglich bereits gefasst.
Das Projekt sichert auch die örtliche und regionale Wertschöpfung in den
Kernbereichen Tourismus und gewerblicher Wirtschaft. Damit wird der Arbeitsmarkt
selbst belebt, d.h. bestehende Arbeitsplätze abgesichert und neue Unternehmen /
Arbeitsplätze werden geschaffen.
Ein wichtiger Aspekt bei all diesen Entwicklungen und Betrachtungen ist, innovative
Ideen umzusetzen bzw. zu implementieren, dabei aber mit Weitblick in die Zukunft zu
agieren.
Es bestehen folgende Zielgruppen:
• Einwohner des Raurisertals
• Tourismusgäste
• öffentliche Einrichtungen
• privatwirtschaftliche Unternehmen
Modellregion Raurisertal Seite 67
7. Ziele und Umsetzungsstrategien
Mit der Umsetzung des Vorhabens „Energiebewusstes Raurisertal“ sollen primär
folgende Ziele verfolgt werden:
• Stärkung der regionalen Wirtschaft und Schaffung neuer Arbeitsplätze
• Förderung des Tourismus und Steigerung des positiven Images der Gemeinde
• Energie soll vor Ort erzeugt, selbst verwendet und nachhaltig betrieben werden
• Schaffung einer nachhaltigen Energienutzung und Energieversorgung für die
Bürger im Raurisertal
• Reduktion des Energieverbrauches sowie Steigerung des Einsatzes an
erneuerbarer Energien
• Rauris verfügt über noch ungenutzte Energieressourcen und –potenziale. Diese
sollten gehoben werden
• Jeder Bürger soll einen persönlichen Nutzen haben und sich mit den Inhalten
identifizieren können
• Förderung von Eigeninitiative und Eigenverantwortung
Der Fokus liegt zu Beginn der Umsetzung auf Vorhaben, die rasch umgesetzt
werden können. Die Reduktion des Energieverbrauches in allen drei Sparten (Strom,
Wärme und Mobilität) steht hier klar im Vordergrund. Parallel dazu werden Potenziale
zur Stromerzeugung identifiziert und die Umsetzung begonnen. Auch im Bereich
Wärme wird ein Konzept zur nachhaltigen Erzeugung auf Basis heimischer
Ressourcen entwickelt und umgesetzt. Das Thema Mobilität greift etwas weiter. Eine
enge Verknüpfung mit der touristischen Entwicklung des Tales wird angestrebt. Das
Konzept für die Umsetzung von mobilitätsnahen Vorhaben wird derzeit konkretisiert.
Bei all den Vorhaben wird die Einbindung der lokalen Bevölkerung groß geschrieben.
Die Wertschöpfung soll, soweit dies möglich ist, in Rauris bzw. der unmittelbaren
Umgebung erfolgen.
Modellregion Raurisertal Seite 68
Um einerseits die Ziele zu erreichen und andererseits vorhandene Schwächen zu
kompensieren werden folgende Strategien verfolgt:
• Nutzung von Energieeinsparungsmaßnahmen (Intelligente und effiziente
Energienutzung)
• Produktion und Nutzung von regionalen und erneuerbaren Energien für Strom,
Wärme und Mobilität vor Ort
• Schaffung einer größtmöglichen Unabhängigkeit von Dritten
• Die Errichtung von Gemeindewerken für Strom, Wärme und Mobilität (Gmoa-
Bus) in mehreren Etappen und Ausprägungstiefen
• Etablierung der E-Mobilität für touristische Zwecke und in weiterer Folge für
Einheimische
• Schaffung einer Vorbildwirkung der Gemeinde
• Erzielung einer Kosteneffizienz vor allem beim derzeitigen Fernheizwerk
• Schaffung neuer Absatzmärkte für Landwirte - Etablierung des „Energiewirts“
Die Energiepolitischen Ziele bis 2020 lassen sich wie folgt darstellen:
• Der klassische Stromverbrauch soll jährlich um 1% gesenkt werden.
• Der Energiebedarf soll zu 100% aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt
werden.
• Der CO2-Ausstoss soll maßgeblich reduziert werden.
• Durch neutrale und kompetente Energieberatung soll jeder Haushalt informiert
und ein auf seine Bedürfnisse abgestimmtes Konzept für
Einsparungsmaßnahmen bzw. alternative Erzeugungsmöglichkeiten erstellt
werden.
• Ein Mobilitätskonzept („Gmoa-Bus“, E-Busse, E-Roller, etc) soll in der
Gemeinde organisiert und auf die Bedürfnisse der Bürger und Gäste im ganzen
Tal abgestimmt werden.
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Dreijährige Zwischenziele sind schwer exakt zu definieren. Da die Priorität der
gegenwärtigen kurzfristigen Umsetzung auf Energieeinsparung und Stromerzeugung
auf Basis heimischer Energiequellen (vor allem Wasserkraft) gesehen wird, werden
auch hier kurzfristige Zielerreichungen möglich sein. Einerseits werden
Einsparmaßnahmen bei Wärme und klassischem Stromverbrauch (ohne Strom für E-
Mobility) erste Wirkungen zeigen und andererseits werden nach und nach
zusätzliche Erzeugungskapazitäten für Stromproduktion ans Netz gehen. Die
Umsetzung des Mobilitätskonzeptes sowie der Aufbau einer nachhaltigen
Wärmeerzeugung bedürfen eines längeren Zeitraumes und werden erst in der Mitte
bzw. der zweiten Hälfte des Zeitraumes greifen.
Allgemein kann gesagt werden: Bestehende Potenziale zur Nutzung von Wasserkraft
sind in der Regel bereits ausgebaut bzw. werden bei der Realisierung gravierende
Hindernisse, beispielsweise ökologischer Natur, gesehen. Aus diesem Grund besteht
derzeit ein breites Feld an Innovationen bei Wasserkrafttechnologien. In Rauris ist
angedacht eine derartige Technologie einzusetzen. Es handelt sich um das
sogenannte Schachtkraftwerk, welche eine Hebung von Potenzialen mit geringen
Fallhöhen, bei keinem Ufereingriff, optimaler Geschiebedurchgängigkeit und hoher
gewässerökologischer Verträglichkeit ermöglicht.
Auch bei der Mobilität besteht das Bestreben innovative Technik zum Einsatz zu
bringen. Intensive Gespräche mit Herstellern von E-Fahrzeugen bestehen. Eine
Implementierung einer Kooperation, die die besonderen topografischen
Gegebenheiten nutzen kann, ist wahrscheinlich. Die Vision des Raurisertal ist es, ein
nachhaltiges und umweltfreundliches (=gesundes) Verkehrskonzept für Gäste und
Einheimische zu entwickeln und umzusetzen, welches attraktive, umweltfreundliche
Angebote im öffentlichen Personennahverkehr („Gmoabus“) ebenso beinhaltet wie
den Individualverkehr (E-Car, E-Bike etc.) der Gäste und Einheimischen innerhalb
und außerhalb des Tales.
Innovationen im Bereich Wissenschaft und Forschung gibt in Rauris vor allem durch
die zahlreichen Projekte auf der Wetterwarte am Hohen Sonnblick (Permafrost,
Radioaktivität, UV-Strahlung, stratosphärischen Ozon, Luftchemie) und den
wissenschaftlichen Projekten des Nationalparks Hohe Tauern
(Bartgeierwiederansiedelung, Alpung, Rotwild). Auch Innovationsprojekte wie die
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Schule am Berg oder das derzeit in Umsetzung befindende Projekt „Tal der Quellen
– kristallklares Wasser im Raurisertal“ sind nur einige Beispiele.
Nach Auslauf der KLI.EN – Unterstützung soll sichergestellt sein, dass das Projekt
aus sich heraus finanziert wird und sich so weiterentwickelt. Beispielsweise kann
durch eine Optimierung des Heizwerkes ein Budget freigestellt werden, mit dem
weitere Vorhaben mitfinanziert werden können. Weiters besteht die Absicht
Kleinwasserkraftwerke zu errichten, die der Gemeinde bzw. einer gemeindenahen
Gesellschaft zugeordnet werden. Die Installation einer gemeindeeigenen
Stromvertriebsgesellschaft birgt ebenfalls Potenzial zur innerörtlichen
Wertschöpfung. Generell ist zu erwarten, dass touristische Maßnahmen ebenfalls zu
einer erhöhten Wertschöpfung in der Gemeinde führen und so ebenfalls weitere
Vorhaben mitfinanziert werden können. Wie auch jetzt schon, werden auch in
weiterer Folge Wirtschaftstreibende in der Gemeinde, die durch einzelne Projekte
einen Nutzen ziehen, dazu angehalten sein die Projektfinanzierung mitzutragen.
Die Projektstruktur wird auch nach der KLI.EN – Unterstützung in ähnlicher Form
bestehen bleiben. Die Regionenmanagerin soll die Aktivitäten, gemeinsam mit einem
Kernteam steuern. Das Kernteam setzt sich aus den einzelnen Projektleitern sowie
Vertretern der Gemeinde zusammen. Mit dem dargestellten Ansatz soll eine
kontinuierliche Weiterentwicklung des Vorhabens erreicht werden. Ein langfristiges
Ziel ist es eine größtmögliche Autarkie zu erreichen sowie Innovative Ansätze zu
finden und diese unter Einnahme einer Vorreiterrolle umzusetzen.
Was die Interne Evaluierung betrifft, so spielt das Kernteam eine wesentliche Rolle.
In regelmäßigen Abständen (ca. alle zwei Monate) trifft sich das Kernteam und
beratschlagt über erreichte Umsetzungsziele, strategische Entscheidungen,
erforderliche weitere Tätigkeiten und Finanzierung. Die einzelnen Teilprojekte
werden durch Teilprojektleiter geführt. Diese sind für die inhaltliche Arbeit
verantwortlich und werden durch ein individuelles Team unterstützt.
Die Zielerreichung kann auch z.B. anhand eines Autarkiegrades gemessen werden.
So kann von der mengenmäßigen über die energiewirtschaftliche bis zur
umfassenden Energieautarkie der jeweilige Stand der Umsetzung erfasst werden.
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Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Projektziel ist, das
Raurisertal als einen Ort mit Lebensqualität und Herz zu positionieren und
somit auch eine Imagesteigung der Gemeinde zu erreichen. Um das zu
erreichen, handelt die Gemeinde Rauris im Bezug auf erneuerbare Energien
und Mobilität nachhaltig, umweltbewusst und vorausblickend, sodass
Lebensgrundlagen und Lebensqualität nachfolgender Generationen nicht
beeinträchtigt werden.
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8. Anhang
8.1. Lebenslauf Regionenmanagerin
Mag. Dr. Marina Breycha
Persönliche Daten
Geburtsdatum: 22. Februar 1969 Geburtsort: Vöcklabruck/OÖ Staatsbürgerschaft Österreich Familienstand: ledig
Berufserfahrung
1989-1991 Sommermonate: Ferialjob Reisebüro Kneissl Touristik/OÖ
1991-1994 werkvertragliche Mitarbeit am Institut für Meteorologie und Physik, Universität für Bodenkultur
1994-1996 Vertragsassistent am Institut für Meteorologie und Physik, Universität für Bodenkultur (Durchführung und Organisation und Durchführung der Projekte:
"Einrichtung einer Station zur Überwachung des stratosphärischen Ozons und der variierenden Belastung durch ultraviolette Strahlung auf dem Hohen Sonnblick" (finanziert vom Ministerium für Umwelt, Jugend und Familie)
"UVB-Strahlungsklima in Kulturpflanzen und natürlichen Vegetationen" (finanziert von BAYFORklim, Bayern; in Kooperation mit der Universität Würzburg).
Mitwirken in der Lehre
1996-1998 Meteorologin in der synoptischen Abteilung der Firma METEOdata Wetteranalysen/OÖ; Prognoseabteilung
1998-2003 Chefmeteorologin bei der Firma METEOdata Wetteranalysen/OÖ; Prognoseabteilung
1998 Wissenschaftliche Beratung und Regie des meteorologischen Films „Auf den Spuren der Wetterforscher“ (Taurafilm, Lienz)
2002 Textgestaltung des Films „Ein Tag im Leben eines Wetterwarts auf dem Hohen Sonnblick“, Rudolf Lanner Produktion
2003-2005 Leitung Incoming der Rauris Tourismus GmbH und
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stellvertretende Geschäftsführung Rauris Tourismus GmbH
2006-2007 Leitung Incoming Ferienregion Nationalpark Hohe Tauern, gewerberechtliche Geschäftsführung
seit 2008 Geschäftsführung Tourismusverband Rauris seit 2009 Geschäftsführer Rauris Entwicklungs GmbH .
Ausbildung
1975-1979 Volksschule Altlenzing/OÖ 1979-1983 Bundesgymnasium Vöcklabruck/OÖ 1983-1988 Höhere Bundeslehranstalt für
Fremdenverkehrsberufe Bad Ischl/OÖ; Reifeprüfung am 26.Mai 1988
1988-1994 Studium der Meteorologie und Geophysik, Uni Wien
Ablegung der ersten Diplomprüfung beider Studienrichtungen im Juni 1990
Abschluss mit Sponsion der Studienrichtung Meteorologie im Februar 1994
1994-1996 Dissertation durchgeführt am Institut für Meteorologie und Physik, Universität für Bodenkultur, Abteilung Strahlung
Abschluss mit Promotion an der Universität Wien im Juni 1996
Feb 2005 Reisebürokonzession ab März 2005 Fernstudium der Rechtswissenschaften, Uni Linz
Spezielle
EDV-Kenntnisse
Typo3, Feratel Deskline, Pinnacle
Sprachkenntnisse Englisch in Wort und Schrift, Grundkenntnisse in Italienisch und Französisch
8.2. Projektsteckbriefe
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