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Modell und Werkzeug zur wissenschaftlichen Textproduktion...Basiskonzepten, die dem...

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Integratives, ganzheitliches Modell und Werkzeug zur wissenschaftlichen Textproduktion Der Technischen Fakult¨ at der Universit¨ at Erlangen-N¨ urnberg zur Erlangung des Grades DOKTOR–INGENIEUR vorgelegt von Carsten Hausdorf Erlangen – 2005
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Page 1: Modell und Werkzeug zur wissenschaftlichen Textproduktion...Basiskonzepten, die dem wissenschaftlichen Textproduktionsprozeß zugrunde liegen, zu be-antworten. Ziel der Forschung auf

Integratives, ganzheitliches Modell und Werkzeugzur wissenschaftlichen Textproduktion

Der Technischen Fakultat derUniversitat Erlangen-Nurnberg

zur Erlangung des Grades

D O K T O R – I N G E N I E U R

vorgelegt von

Carsten Hausdorf

Erlangen – 2005

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Als Dissertation genehmigt vonder Technischen Fakultat der

Universitat Erlangen-Nurnberg

Tag der Einreichung: 22. November 2004Tag der Promotion: 01. Februar 2005

Dekan: Prof. Dr. rer. nat. Albrecht WinnackerErstberichterstatter: Prof. Dr. Herbert StoyanZweitberichterstatter: Prof. Dr. Rainer Kuhlen

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Vorwort

Die vorliegende Arbeit entstand u.a. wahrend meiner Tatigkeit als wissenschaftlicher Mitar-beiter in der Forschungsgruppe Wissenserwerb am Bayerischen Forschungszentrum fur Wis-sensbasierte Systeme (FORWISS) sowie am Lehrstuhl Informatik 8 (Kunstliche Intelligenz)der Friedrich-Alexander-Universitat Erlangen-Nurnberg. In der Zeit von 1998 bis 2002 habeich dort verschiedene Projekte in den Bereichen Data Mining, Wissenserwerb und Wissens-management bearbeitet und geleitet.

Das soziale Umfeld hat einen nicht unerheblichen Einfluß auf den Erfolg einer solchen Arbeit,wie innerhalb der vorliegenden Arbeit noch anhand von Textproduktionsmodellen gezeigtwird. An dieser Stelle mochte ich daher die Gelegenheit nutzen, verschiedenen Menschen mei-nen Dank auszusprechen. Mein besonderer Dank gilt dabei Herrn Prof. Dr. Herbert Stoyan,der als Leiter der Forschungsgruppe und als Lehrstuhlinhaber diese Arbeit gefordert hat, zujeder Zeit diskussionsbereit war und mir den Freiraum gewahrt hat, den das Gelingen einersolchen Arbeit voraussetzt. Ebenso bedanke ich mich bei Herrn Prof. Dr. Rainer Kuhlen furdie Ubernahme des Koreferats.

Herzlicher Dank gebuhrt Frau Christina Link und Frau Nicole Scherbel fur die Teilnahmean den Fallstudien im Rahmen der Evaluierung sowie fur das Korrekturlesen. Viele weiterePersonen haben durch interessante Diskussionen einen Beitrag zur Arbeit geleistet. Ihnengebuhrt ebenso mein Dank. Meine ehemaligen Kollegen am FORWISS, insbesondere Herr Dr.Oliver Hogl, Herr Dr. Michael Muller und Herr Raymond Bimazubute sind an dieser Stelleebenfalls zu erwahnen. Dankend hervorheben mochte ich auch die interessanten Diskussionenmit Frau Dr. Dagmar Knorr und Frau Prof. Dr. Eva-Maria Jakobs, die ich auf den Prowitec-Tagungen kennengelernt habe und die mich zur Bearbeitung des Forschungsthemas weitermotiviert haben.

Dank gebuhrt meinen Eltern und Frau Susanne Muller fur die Unterstutzung, die Geduld unddas Verstandnis, die sie mir auf dem Weg der vorliegenden Arbeit entgegengebracht haben.

Erlangen im November 2004 Carsten Hausdorf

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Kurzfassung

Eine wichtige Rolle beim wissenschaftlichen Arbeiten spielen die Suche und die Beschaffungvon Informationen uber den Forschungsgegenstand sowie das Festhalten und die Kommu-nikation der eigenen Forschungsbeitrage mittels wissenschaftlicher Texte. Die Textproduk-tionsforschung setzt sich wissenschaftlich mit den damit verbundenen Fragestellungen aus-einander. Im Umfeld einer steigenden Zahl an elektronischen Werkzeugen mit zunehmendsich uberschneidenden Funktionen tragt die vorliegende Arbeit dazu bei, die Frage nach denBasiskonzepten, die dem wissenschaftlichen Textproduktionsprozeß zugrunde liegen, zu be-antworten. Ziel der Forschung auf diesem Gebiet ist es, die Qualitat und die Effizienz bei derwissenschaftlichen Textproduktion zu steigern, indem auf Basis der Forschungserkenntnisseneuartige Werkzeuge entwickelt werden und der Textproduktionsprozeß bewußt verandertwird.

Das integrative, ganzheitliche Modell entsteht ausgehend von einem Rahmenmodell durchdie schrittweise Verfeinerung einzelner Modellkomponenten. Der Textproduzent, die physi-sche und die soziale Umgebung bilden dabei die drei zentralen Komponenten, die in denweiteren situativ-pragmatischen Kontext eingebettet sind. Die physische Umgebung bestehtaus dem Informationsbestand und dem Produktionsmedium. Der Informationsbestand wirddurch ein Schalenmodell naher beschrieben, das einen wissenschaftlichen, personlichen undprojektbezogenen Informationsbestand unterscheidet. Informationsobjekte, die diesen Schalenzugeordnet werden, sind Fachtexte, Fachinformationen, Forschungsdaten, Redaktionsrichtli-nien, Aufzeichnungen sowie weitere relevante Informationsobjekte, die fur die Erstellung ei-nes eigenen Fachtextes wichtig sind. Der Zugriff auf die Informationsobjekte wird mittelseines Teilmodells beschrieben, das sieben Ebenen sowie die dazugehorigen Transformatio-nen unterscheidet: unbekannte, bekannte, beschaffbare, verfugbare, greifbare, lesbare sowieschreib-/lesbare Informationsobjekte. Rezeptions-, Produktions-, Organisations-, Reflexions-und Metareflexionsprozesse bilden die elementaren kognitiven Prozesse des Textproduzenten,die in unterschiedlichen Arbeitssituationen der wissenschaftlichen Textproduktion auftreten.Die Analyse einer Vielzahl dieser Situationen, wie etwa das Erfassen einer bibliographischenAngabe, das begleitende Lesen eines Fachtexts beim Schreiben an einem Abschnitt oderdas Fuhren eines wissenschaftlichen Journals, fuhren zu weiteren, allgemeineren Anforde-rungen an das Produktionsmedium. In dem vorgeschlagenen Modell werden diese durch dasExpositions- sowie Arbeitsumgebungskonzept aufgegriffen. Daneben gilt es, funf Prinzipienzu beachten, um die wissenschaftliche Textproduktion verstehen zu konnen. Beispielsweisemussen die Rezeptions- und Produktionsprozesse in ihrer Verzahnung analysiert werden odermuß der Entstehungsprozeß der unterschiedlichen Informationsobjekte betrachtet werden.

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Das vorgestellte Modell kann erstens zur Beschreibung vorhandener Textproduktionssystemeund zweitens als Vorlage fur die Konzeption zukunftiger Werkzeuge herangezogen werden.Ein Beispiel fur letzteres ist das Werkzeug ScientiFix. Mit der Moglichkeit, feingranulareDaten des Textproduktionsprozesses uber einen langeren Zeitraum zu erheben, bildet diesesWerkzeug außerdem die Grundlage fur eine der Datenerhebungsmethoden zur Evaluierungdes vorgestellten Ansatzes.

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Abstract

Searching for and obtaining pieces of scientific information, documenting and publishing one’sown scientific contributions through scientific texts are integral parts of scientific work. Theresearch area of scientific text production deals with research questions dealing with theseparts. Facing an increasing number of available electronic tools and more and more overlappingfunctions, this work shows the underlying concepts of scientific text production. The goal isto enhance the quality and efficiency of scientific text production by developing new toolsand/or by changing the process of text production.

We describe the integrative, holistic model starting from a basic model, which is stepwiserefined by submodels. The text producer, the physical environment, and the social environ-ment form the three central components of the model. They are embedded in the furthersituational-pragmatic context. The physical environment consists of the information pool andthe production medium. The information pool is described by a model of shells, which distin-guishes between a scientific, a personal, and a project information pool. Information objectswhich are assigned to these shells are scientific papers, other pieces of scientific information,research data, own writings, guidelines, and all further information objects which are import-ant to produce your own text. A submodel specifies seven levels of access and correspondingtransformations between these levels concerning the information objects. The basic cognitiveprocesses of the text producer are reception, production, organisation, reflection, and metareflection. They occur in various working situations of scientific text production, e.g. to addan entry to a bibliographic database, to read other texts while writing on your own chapter,or to keep a scientific journal. A huge number of such situations can be analysed and leadsus to more general requirements concerning the production medium. These are consideredby the so called concept of exposition and concept of working environment. Furthermore fiveprinciples are defined, which have to be considered if you want to understand the processof scientific text production. For example processes of reception and production have to beanalysed, taking into account their interwoven nature or the whole life cycle of the differentinformation objects has to be considered.

On the one hand the proposed model can be used to describe existing systems of scientifictext production. On the other hand the model assists with designing new software tools. Oneexample is the tool ScientiFix. Furthermore ScientiFix is part of the evaluation frameworkbecause of its possibility to record detailed data about the text production process over alonger period of time.

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 1

1.1 Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

1.2 Zielsetzung und Beitrage dieser Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

1.3 Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

2 Was ist wissenschaftliche Textproduktion? 7

2.1 Vorbemerkung zum Modellbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

2.2 Text vs. Dokument . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

2.2.1 Der Textbegriff in verschiedenen Disziplinen . . . . . . . . . . . . . . . 8

2.2.2 Der Dokumentbegriff in der Informatik . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

2.2.3 Wissenschaftliche Texte und Dokumente . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

2.3 Modelle zur Textproduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

2.3.1 Rahmenmodell fur das Verstandnis von Kognition und Emotionen . . 19

2.3.2 Textproduktion als Problemlosen – Das Urmodell . . . . . . . . . . . . 23

2.3.3 Textproduktionskompetenz und -strategien . . . . . . . . . . . . . . . 27

2.3.4 Wissensentwicklung bei der Textproduktion . . . . . . . . . . . . . . . 30

2.3.5 Interaktion rezeptiver, reproduktiver und produktiver Prozesse . . . . 31

2.3.6 Informationsmanagement bei der wissenschaftlichen Textproduktion . 34

2.4 Zusammenfassung und offene Forschungsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

3 Basisdefinitionen zur wissenschaftlichen Textproduktion 39

3.1 Grundlegende Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

3.2 Rahmenmodell der wissenschaftlichen Textproduktion . . . . . . . . . . . . . 40

3.2.1 Schalenmodell des Informationsbestands . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

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ii INHALTSVERZEICHNIS

3.2.2 Ebenenmodell des Zugriffs auf Informationsobjekte . . . . . . . . . . . 42

3.2.3 Die funf Prinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

3.2.4 Reprasentationsformen eines Fachdokuments . . . . . . . . . . . . . . 46

3.3 Vorgehen bei der Modellkonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

4 Grundtypen von Informationsobjekten 49

4.1 Strukturieren von Inhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

4.1.1 Strukturierung durch Mengenbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

4.1.2 Strukturierung mit Listen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

4.1.3 Strukturierung durch Graphen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

4.1.4 Strukturierung durch Baume als spezielle Graphen . . . . . . . . . . . 52

4.1.5 Strukturierung durch Rollen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

4.2 Gemeinsame Reprasentation von Strukturen und Inhalten . . . . . . . . . . . 55

4.3 Reprasentation mit Informationsobjekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

4.3.1 Primitive Informationsobjekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

4.3.2 Komplexe Informationsobjekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

4.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

5 Arbeitssituationen wissenschaftlicher Textarbeit 67

5.1 Textprodukte und -bestandteile als Ausgangspunkt . . . . . . . . . . . . . . 67

5.1.1 Bibliographische Angaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

5.1.2 Fachworter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

5.1.3 Fachdokumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

5.1.4 Fachtexte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126

5.2 Erkenntnisprozesse als Ausgangspunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128

5.2.1 Erkenntniswege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128

5.2.2 Wissenschaftliches Journal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135

5.3 Schlußfolgerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140

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INHALTSVERZEICHNIS iii

6 Integratives Modell wissenschaftl. Textproduktion 141

6.1 Expositionen und Arbeitsumgebungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142

6.2 Verandern und Wechsel von Expositionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145

6.2.1 Verandern von Expositionen durch Browsen und Navigieren . . . . . . 146

6.2.2 Wechsel von Expositionen mit Arbeitsumgebungen . . . . . . . . . . . 149

6.2.3 Verandern von Expositionen durch erweiterte Suche . . . . . . . . . . 152

6.2.4 Verandern von Exposition durch Bereitlegen . . . . . . . . . . . . . . . 155

6.3 Visualisierungspipeline und Anderungsoperationen . . . . . . . . . . . . . . . 158

6.4 Bereich der kognitiven Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160

6.4.1 Textinterpretation und unmittelbare Textproduktion . . . . . . . . . . 160

6.4.2 Reflexion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163

6.4.3 Organisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164

6.4.4 Metareflexion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165

6.5 Bewertung des Modells anhand der funf Prinzipien . . . . . . . . . . . . . . . 167

6.6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170

7 ScientiFix – ein modellbasiertes Werkzeug 171

7.1 Entwicklungsmethodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171

7.2 Softwarearchitektur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172

7.2.1 ScientiFix-Server . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174

7.2.2 ScientiFix-Client . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176

7.3 Implementierungskonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178

7.3.1 Grundlegende Entscheidungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178

7.3.2 Hauptklassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184

7.4 Benutzeroberflache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188

8 Evaluierung des Modells und des Werkzeugs 195

8.1 Bereiche der Evaluierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195

8.2 Datenerhebungsmethoden und -analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197

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iv INHALTSVERZEICHNIS

8.2.1 Selbstbeobachtung und Fallstudien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199

8.2.2 Automatische Protokollierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202

8.3 Erhobene Daten und Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205

8.3.1 Arbeitsprodukte und Ausgangsmaterial im Informationsbestand . . . 205

8.3.2 Produktionsumgebung und Arbeitsumgebungen . . . . . . . . . . . . . 209

8.3.3 Die funf Prinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213

8.3.4 Kriterien der Softwareergonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215

8.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217

9 Zusammenfassung, Diskussion und Ausblick 225

9.1 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225

9.2 Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227

9.3 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229

A Exkurs zu Annotationen 231

B Erganzende Arbeitssituationen 237

B.1 Bereich bibliographischer Angaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237

B.1.1 Kommunikation mit Kollegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237

B.1.2 Thematische Verzeichnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237

B.2 Bereich Erkenntniswege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238

B.2.1 Systematisieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238

B.2.2 Theorie konstruieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239

B.2.3 Interpretieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240

B.2.4 Vorschreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240

C Interviewleitfaden 243

C.1 Themen und Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243

C.1.1 Allgemeine Angaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243

C.1.2 Fragen zum Arbeitsplatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244

C.1.3 Personliche Erfahrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245

C.1.4 Arbeitssituationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246

C.1.5 ScientiFix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255

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INHALTSVERZEICHNIS v

C.1.6 Integriertes Modell zur wissenschaftlichen Textproduktion . . . . . . . 260

D Arbeitsumgebungen der Basisumgebung 263

Literaturverzeichnis 267

Stichwortverzeichnis 275

Lebenslauf 277

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vi INHALTSVERZEICHNIS

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Abbildungsverzeichnis

1.1 Eine der ersten Schreibmaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

2.1 Das Modell der zerdehnten Sprechsituation (nach Ehlich, 1983, 31) . . . . . . 11

2.2 Text als Mittel der Uberlieferung (nach Ehlich, 1984, 18) . . . . . . . . . . . . 12

2.3 Beziehung zwischen Text und Dokument . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

2.4 Komponenten des Modells von Hayes (1996, 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

2.5 Kognitive Prozesse beim verstehenden Lesen (nach Hayes, 1996, 15) . . . . . 22

2.6 Kognitive Prozesse beim bewertenden Lesen (nach Hayes, 1996, 16) . . . . . . 23

2.7 Architektur des Textproduktionsmodells (nach Hayes und Flower, 1980, 11) . 24

2.8 Struktur des Generierungsprozesses (nach Hayes und Flower, 1980, 13) . . . . 25

2.9 Aufbau des Prozesses zur Strukturierung (nach Hayes und Flower, 1980, 14) . 25

2.10 Struktur des Prozesses zur Formulierung (nach Hayes und Flower, 1980, 16) . 26

2.11 Struktur des Prozesses zur Uberarbeitung (nach Hayes und Flower, 1980, 17) 26

2.12 Strategie der Wissensreproduktion (knowledge telling) (nach Bereiter und Scar-damalia, 1987, 8) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

2.13 Strategie der Wissenstransformation (knowledge transforming) (nach Bereiterund Scardamalia, 1987, 12) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

2.14 Informationsfluß bei wissenschaftlichen Textproduktionsstrategien (nach Molitor-Lubbert, 1997, 52) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

2.15 Produktive, rezeptive und reproduktive Prozesse bei der wissenschaftlichenTextproduktion (nach Jakobs, 1999, 333) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

2.16 Modell zur Beschreibung der Nutzungsmoglichkeiten von Literaturverwaltun-gen (nach Knorr, 1998, 200) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

3.1 Rahmenmodell des wissenschaftlichen Textproduktionsprozesses . . . . . . . . 40

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viii ABBILDUNGSVERZEICHNIS

3.2 Schalenmodell des Informationsmanagements bei der wissenschaftlichen Text-produktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

4.1 Reprasentation einer hierarchischen Struktur mittels Formatvorlagen oder spe-ziellen Kommandos (LATEX) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

4.2 Reprasentation einer hierarchischen Struktur mittels geschachtelter Tags . . . 57

4.3 Reprasentation einer hierarchischen Struktur mit sechs Knoten und funf Links 58

4.4 Reprasentation einer hierarchischen Struktur mit funf Informationsobjektenvom Typ Fließtext sowie einem komplexen Informationsobjekt vom Typ Baum-struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

5.1 ER-Diagramm zu den Bestandteilen von bibliographischen Angaben . . . . . 69

5.2 ER-Diagramm zu den Klassen bibliographischer Einheiten . . . . . . . . . . . 70

5.3 Bestandteile eines Fachdokuments . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100

5.4 Verwendung der Grundtypen Kontextstruktur, Baum und Text zur Reprasentationdes Textteils eines Fachdokuments auf der Textmanagementebene . . . . . . . 110

5.5 Typische ’Superstruktur’ fur viele Zeitschriftenaufsatze in den empirischen So-zialwissenschaften (van Dijk, 1980, 120) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121

6.1 Integratives Modell – Rolle der Arbeitsumgebung und Exposition . . . . . . . 141

6.2 Ebenenmodell des Zugriffs – Suche auf den oberen Ebenen . . . . . . . . . . . 148

6.3 Ebenenmodell des Zugriffs – Suche auf den unteren Ebenen . . . . . . . . . . 153

6.4 Arten von Strukturen bei der wissenschaftlichen Textproduktion . . . . . . . 155

6.5 Phasen zur Abarbeitung einer Arbeitsaufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157

6.6 Stufen der Visualisierungspipeline . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159

6.7 Erweitertes Schalenmodell zur kooperativen Zusammenarbeit . . . . . . . . . 169

7.1 Server-Client-Kommunikation bei ScientiFix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

7.2 Schichtenmodell des ScientiFix-Servers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174

7.3 Komponenten des ScientiFix-Clients . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177

7.4 Transformation eines Fachdokuments basierend auf LATEX . . . . . . . . . . . 183

7.5 Die wichtigsten Klassen und die wesentlichen Attribute und Methoden desScientiFix-Clients . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187

7.6 Exposition zur Textproduktion am Textteil eines Fachdokuments . . . . . . . 188

7.7 Anfertigen einer Notiz zu einer eigenen Idee und Ablage in der Kontextstrukturzu einem Abschnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189

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ABBILDUNGSVERZEICHNIS ix

7.8 Gleichzeitiges Rezipieren von Informationsobjekten beim Textproduzieren . . 190

7.9 Suche und Ablage von Informationsobjekten zu bibliographischen Angaben inder Kontextstruktur zu einem Abschnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191

7.10 Rezeption der Informationsobjekte, die sich in den Kontextstrukturen zu aus-gewahlten Fachtexten befinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192

7.11 Einblenden der letzten Veranderungszeitpunkte zu den Informationsobjekteneiner Kontextstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192

7.12 Exposition zur Umstrukturierung und/oder zur gleichzeitigen Rezeption zweierTextstellen eines Fachdokuments . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193

8.1 Bereiche der Evaluierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196

8.2 Interaktionszeitpunkte wahrend Arbeitssitzungen im Zeitraum 2 (TPS I) . . . 218

8.3 Interaktionszeitpunkte wahrend Arbeitssitzungen im Zeitraum 2 (TPS II) . . 219

8.4 Interaktionszeitpunkte wahrend Arbeitssitzungen (TPS III) . . . . . . . . . . 219

8.5 Beispiel fur die Darstellung von Benutzerinteraktionen an bestimmten Tagen 220

8.6 Haufigkeiten der Verwendung der Arbeitsumgebungen . . . . . . . . . . . . . 220

8.7 Verwendung der Arbeitsumgebungen im Verlauf der Textproduktion (TPS I) 221

8.8 Verwendung der Arbeitsumgebungen im Verlauf der Textproduktion (TPS II) 221

8.9 Verwendung der Arbeitsumgebungen im Verlauf der Textproduktion (TPS III) 222

8.10 Veranderungen an Abschnitten, Fließtext und Ideen etc. im Verlauf der Text-produktion (TPS I) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222

8.11 Veranderungen an Abschnitten, Fließtext und Ideen etc. im Verlauf der Text-produktion (TPS III) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223

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x ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Page 19: Modell und Werkzeug zur wissenschaftlichen Textproduktion...Basiskonzepten, die dem wissenschaftlichen Textproduktionsprozeß zugrunde liegen, zu be-antworten. Ziel der Forschung auf

Tabellenverzeichnis

2.1 Außere und innere Rahmenbedingungen beim textproduktiven Handeln . . . 32

2.2 Grunde fur den Ruckgriff auf Fachliteratur (nach Jakobs 1999, 197ff.) . . . . 33

2.3 Bereiche einer Literaturverwaltung (nach Knorr 1998, 82ff.) . . . . . . . . . . 36

2.4 Vergleich der betrachteten Ansatze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

3.1 Zugriffsebenen im Modell der wissenschaftlichen Textproduktion . . . . . . . 43

3.2 Benennung der Prozesse zum Wechsel der Zugriffsebene . . . . . . . . . . . . 44

3.3 Ebenen der Reprasentation wissenschaftlicher Textprodukte . . . . . . . . . . 46

5.1 Vorkommen von bibliographischen Angaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

5.2 Bisherige Arbeitssituationen zu bibliographischen Angaben und Fachworternin bezug auf die Bestandteile eines Fachdokuments . . . . . . . . . . . . . . . 102

5.3 Arbeitssituationen zu einem Fachdokument . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

5.4 Dokumentstruktur verandern – Vergleich verschiedener Typen von Textpro-duktionssystemen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120

6.1 Klassen des Bereitlegens anhand der Prozeßintegration . . . . . . . . . . . . . 156

8.1 Evaluation des Modells und Werkzeugs anhand von drei Fallstudien . . . . . 200

8.2 Arbeitssitzungen, Nutzungstage und -zeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201

8.3 Protokollierung von Benutzereingaben mit der Maus . . . . . . . . . . . . . . 203

8.4 Protokollierung von Benutzereingaben mit der Tastatur . . . . . . . . . . . . 203

8.5 Protokollierung von Systemanderungen und Funktionsaufrufen . . . . . . . . 204

8.6 Verteilung der Informationseinheiten nach Typen . . . . . . . . . . . . . . . . 206

8.7 Einordnung anhand von Rollen in den Kontextstrukturen zu den Abschnitteneines zu produzierenden Textprodukts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207

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xii TABELLENVERZEICHNIS

8.8 Verteilung der Benutzeraktivitaten nach Informationsumgebungen (Teil 1) . . 209

8.9 Verteilung der Benutzeraktivitaten nach Informationsumgebungen (Teil 2) . . 210

A.1 Beispiele fur verschiedene Visualisierungen je nach Typ der Annotation . . . 232

D.1 Basisarbeitsumgebungen im Bereich der bibliographischen Angaben . . . . . 264

D.2 Basisarbeitsumgebungen im Bereich des eigenen Textprodukts . . . . . . . . . 264

D.3 Basisarbeitsumgebungen im Bereich des personlichen Fachworterbuchs . . . . 265

D.4 Basisarbeitsumgebungen im Bereich der Fachtextkontexte . . . . . . . . . . . 265

D.5 Basisarbeitsumgebungen im Bereich der Erkenntnisformen . . . . . . . . . . . 265

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Kapitel 1

Einleitung

Der wissenschaftliche Arbeitsprozeß umfaßt vielfaltige Tatigkeiten, die zudem zwischen denForschungsdisziplinen differieren. Grundlegender Bestandteil wissenschaftlicher Arbeit ist je-doch in allen Fallen die Suche und die Beschaffung von Informationen uber den Forschungs-gegenstand sowie das Festhalten und Strukturieren von eigenen Gedanken in einem externenMedium. Wissenschaftliche Texte spielen in der wissenschaftlichen Kommunikation eine be-sondere Rolle, da mit ihnen neue Erkenntnisse innerhalb der Forschungsgemeinde weitergege-ben werden. Die Textproduktionsforschung widmet sich u.a. der Untersuchung der Prozesse,wie Texte rezipiert und erstellt werden. Innerhalb der prozeßorientierten Ansatze fokussierenForscher verschiedener Disziplinen (wie etwa der Textlinguistik, Kognitionspsychologie, Infor-matik oder Padagogik) unterschiedliche Aspekte, was allerdings zu einer Vielzahl von Text-produktionsmodellen fuhrt. Davon ausgehend wird innerhalb der vorliegenden Arbeit eineDefinition gewahlt, die die Textproduktion als einen komplexen, zielgerichteten Prozeß cha-rakterisiert. Der Prozeß der wissenschaftlichen Textproduktion wird als spezifische Form derTextproduktion gesehen, die sich u.a. durch rezeptive, reproduktive und produktive Ruckgriffeauf vorhandene Fachtexte auszeichnet (vgl. Jakobs, 1999). Wir beziehen in diesen Prozeß auchHandlungen ein, welche im Vorfeld oder begleitend zum schriftlichen Anfertigen eines Doku-ments ausgefuhrt werden, da innerhalb der vorliegenden Arbeit gerade die Abhangigkeitenzwischen diesen Teilprozessen praziser analysiert werden sollen.1

1.1 Motivation

Wissenschaftliche Textproduzenten mussen eine Reihe von Entscheidungen in bezug auf dieGestaltung ihrer Textproduktionsumgebung treffen. Wahrend die ”ersten“ Hilfsmittel zurTextproduktion bestehend aus einem Bleistift oder einer mechanischen Schreibmaschine (sie-he Bild 1.1) in ihrer Handhabung vergleichsweise einfach zu begreifen sind, so wird heute derTextproduzent bei der Auswahl und Verwendung der zur Verfugung stehenden, elektronischenWerkzeuge mit folgendem komplexen Problem konfrontiert: Immer wieder neue Programm-

1In der Literatur existiert keine einheitliche Definition des Begriffs Textproduktion. Neben der von unsverwendeten Definition beziehen sich andere beispielsweise nur auf das Schreiben selbst (d.h. z.B. ohne vorge-lagerte Recherchen).

1

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2 KAPITEL 1. EINLEITUNG

versionen und -varianten erweitern die vorhandenen Funktionen und erschweren den Uberblickuber die Abhangigkeiten zwischen verschiedenen Programmkomponenten. Wahrend bisher inelektronischen Umgebungen eher die Brucke zwischen zwei Programmpaketen fehlte, stelltsich aktuell die Situation fur den Anwender so dar, daß Hersteller die Kernfunktionen ihrerWerkzeuge um immer weitere Bereiche erweitert haben und dadurch manche Aufgabenstel-lungen sowohl durch Dokumenten- oder Content-Managementsysteme, Archivsysteme, Kol-laborationswerkzeuge oder Textverarbeitungssysteme bearbeitet werden konnen.

Bild 1.1: Eine der ersten Schreibmaschinen

Dies fuhrt dazu, daß sich die Angemessenheit einer Textproduktionsumgebung oft erst impraktischen Umgang und oft erst im nachhinein zeigt. In der Fachliteratur wird zwar auf denEinfluß elektronischer Produktionsumgebungen auf die Textproduktion hingewiesen und ineinzelnen Aspekten auch naher untersucht, ein umfassendes Modell, das den gesamten Ar-beitsablauf wissenschaftlicher Textproduktion in elektronischen Umgebungen2 erfaßt und ab-bildet, ist mir jedoch nicht bekannt. Um ein solches Modell erstellen zu konnen, muß zunachstbeschrieben und analysiert werden, welche Ablaufe in den derzeit ublichen Textproduktions-umgebungen unbedingt notwendig und welche nicht unbedingt notwendig sind. Ziel ist es,die elementaren Anforderungen zu ermitteln. Darauf aufbauend sind ggf. neue Konzepte zuentwickeln, um den wissenschaftlichen Textproduktionsprozeß mit den heutigen technischenMoglichkeiten adaquater abzubilden und bewußt Textproduktionsumgebungen zu schaffen, indenen kreativer Texte von hoherer Qualitat effizient produziert werden konnen.

Die wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Textproduktion ist mit 25 Jahren noch2Wenn in der vorliegenden Arbeit der Begriff elektronische Umgebungen verwendet wird, so bezieht sich dies

immer auf Umgebungen, die sowohl das Medium Papier als auch das elektronische Medium berucksichtigen.Andernfalls wird dies explizit erwahnt.

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1.2. ZIELSETZUNG UND BEITRAGE DIESER ARBEIT 3

relativ jung. Die dort entwickelten Modelle und Werkzeuge sind oft noch Gegenstand vonDiskussionen und mussen anhand weiterer empirischer Forschungen uberpruft werden. Ins-besondere im Bereich der wissenschaftlichen Textproduktion besteht noch Forschungsbedarf.Einerseits werden deren Besonderheiten noch nicht ausreichend berucksichtigt und anderer-seits mangelt es an interdisziplinaren Ansatzen, die auch neuere Konzepte der Informatik indie Modelle der Textproduktionsforschung integrieren. Diese Einschatzung steht im Einklangmit einer Reihe von weiteren Arbeiten (z.B. Haas, 1996; Knorr, 1998), die u.a. auch eineverstarkte Betrachtung der gegenseitigen Abhangigkeit von kognitiven Prozessen und demProduktionsmedium fordern.

1.2 Zielsetzung und Beitrage dieser Arbeit

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, ein Modell der wissenschaftlichen Textproduktionin elektronischen Umgebungen zu erstellen. Dazu wird ein integrativer und ganzheitlicherAnsatz gewahlt. Integrativ bedeutet, daß unterschiedliche Forschungsdisziplinen betrachtetwerden, wie z.B. Textproduktionsforschung, Textlinguistik, Kognitionspsychologie und Infor-matik, und deren Konzepte in ein zu erstellendes Modell einfließen. Ganzheitlich bedeutet, daßwir versuchen, keinen Teilaspekt isoliert zu betrachten, sondern vielmehr die Abhangigkeitenim Hinblick auf das Gesamtsystem mit allen stattfindenden Prozessen in die Uberlegungeneinbeziehen. Das heißt beispielsweise, daß Prozesse einbezogen werden, die vor, wahrend undnach dem eigentlichen Schreiben eines Fachtextes stattfinden. Dabei gilt es auch, in dem zuerstellenden Gesamtmodell Anforderungen durch neue Modellkonzepte aufzugreifen, die inder bisherigen Forschung kaum berucksichtigt werden. Das Modell soll schließlich als Vorlagefur die Implementierung eines Werkzeugs dienen. Zusammenfassend leistet die vorliegendeArbeit im einzelnen folgende Beitrage:

• Begriffsklarung: Aufgrund der Interdisziplinaritat und der unterschiedlichen Ansatzeinnerhalb einer Forschungsdisziplin, existiert kein einheitlicher Begriffsapparat zur Be-schreibung der wissenschaftlichen Textproduktion. Die vorliegende Arbeit verbindet dieverschiedenen Sichten im Rahmen eines Textproduktionsmodells.

• Modellkonstruktion: Es wird ein integratives Modell der wissenschaftlichen Textpro-duktion konstruiert, das unter folgenden Perspektiven genutzt werden kann:

– Modell zur Beschreibung: Auf der Basis vorhandener Forschungsarbeiten undeigener Uberlegungen wird ein Modell entwickelt, das Textproduktionssysteme ab-bildet, die auf bisherigen Prozessen und Werkzeugen basieren. Verschiedene Kon-zepte bisheriger Modelle aus der Forschung werden hierbei in ein Modell integriertund gegebenenfalls modifiziert.

– Modell als Referenzmodell: Anhand der Modellmerkmale konnen bestehendeoder zukunftige Textproduktionssysteme verglichen werden.

– Modell als Vorbild: In der vorliegenden Arbeit werden Konzepte aus der Infor-matik vor allem im Hinblick auf elektronische Textproduktionsumgebungen in einTextproduktionsmodell integriert. Das entstehende Modell kann als Vorlage fur dieRealisierung neuartiger Textproduktionswerkzeuge verwendet werden. Diese soll-ten, wie noch zu zeigen ist, auch folgende neuartigen Konzepte berucksichtigen:

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4 KAPITEL 1. EINLEITUNG

∗ Arbeitsumgebung: Effizienter und flexibler Wechsel der Informationsobjektesowie deren Visualisierung zur spezifischen Unterstutzung unterschiedlicherArbeitsprozesse im Rahmen der wissenschaftlichen Textproduktion

∗ Erweiterte Suche: Nutzung bisher in diesem Zusammenhang unbeachtetermentaler Reprasentationen (Rezeptionszeitpunkte, Informationstrager etc.) furden Zugriff auf bekannte und schon rezipierte Informationsobjekte im Rahmender wissenschaftlichen Textproduktion

∗ Bereitlegen: Informationsobjekte konnen zur Bearbeitung einer unmittelbarbevorstehenden Arbeitsaufgabe oder wahrend einer Arbeitssitzung fur anderezukunftige Arbeitsaufgaben bereitgelegt werden.

• Durchgangige Diskussion: Folgende Prinzipien werden in Verbindung mit dem inte-grativen Textproduktionsmodell behandelt:

– Verzahnung von Produktions- und Rezeptionsprozessen: In dem zu ent-wickelndem Modell wird die Prasenz beider Prozeßtypen in allen Arbeitssitua-tionen der Textproduktion besonders betont. Die Prozesse beziehen sich dabei jenach Arbeitssituation auf unterschiedliche Informationsobjekte. Die Umsetzung inbezug auf das Werkzeug im Bereich der Mensch-Maschine-Schnittstelle ist neu.Wenige und erst neuere Ansatze – meist speziell fur die wissenschaftliche Textpro-duktion – modellieren uberhaupt diesen Zusammenhang detaillierter.

– Modellierung der Organisationsprozesse: Such-, Bereitlege- und Ordnungs-prozesse werden in der vorliegenden Arbeit Organisationsprozesse genannt. Diesestellen einen wichtigen Bestandteil wissenschaftlicher Textproduktion dar und wur-den in der bisherigen Literatur nicht ausreichend untersucht. In der vorliegendenArbeit werden sie in das Modell integriert.

– Produktmodellierung unter Berucksichtigung des Entstehungsprozes-ses: Textentwurfe, Notizen zu Ideen, Fragen, Ziele etc. sind eng mit einem Textpro-dukt verwoben. In der Arbeit wird ein Konzept vorgestellt, in dem diese Objektezusammen mit dem entstehenden Dokument und den damit verbundenen Prozes-sen modelliert werden. Dies ist bisher in dieser Form noch nicht untersucht worden.

– Konzepte zur Schaffung von Transparenz uber das Produkt und den Prozeß:Das Produktionsmedium spielt eine zentrale Rolle bei dem Aufbau einer menta-len Reprasentation zu den verwalteten bzw. verfugbaren Informationsobjekten impersonlichen oder wissenschaftlichen Informationsbestand. Die vorliegende Arbeitdiskutiert in diesem Zusammenhang, wie sich der Wissenschaftler einen Uberblickuber seine Textprodukte oder andere Informationsobjekte sowie den damit verbun-denen vergangenen und geplanten Prozessen verschaffen kann.

– Einbettung von Teilprozessen in ubergeordnete Handlungszusammen-hange: Dadurch, daß wir versuchen, die Teilprozesse nicht nur isoliert, sondernimmer im Zusammenhang mit anderen Prozessen zu betrachten, konnen neue Mog-lichkeiten zur Optimierung des gesamten Textproduktionsprozesses aufgezeigt wer-den.

– Beteiligung anderer Personen (Mitautoren, Diskussionspartner, Betreuer etc.):Ausgehend von einem Textproduktionsmodell, das das einzelne Individuum als

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1.3. AUFBAU DER ARBEIT 5

Textproduzenten in Form einer Hauptkomponente behandelt, diskutiert die vorlie-gende Arbeit, wie und an welchen Stellen, das Modell modifiziert werden muß, umder Beteiligung mehrerer Personen am Textproduktionsprozeß gerecht zu werden.

• Konzeption und Realisierung des Werkzeugs ScientiFix und Evaluation: Ba-sierend auf dem erarbeiteten Modell wird ein Werkzeug entworfen und implementiert.Dieses dient einerseits der Demonstration und Diskussion der obigen Konzepte anderer-seits als Mittel zur Evaluierung des integrativen Modells in Fallstudien.

1.3 Aufbau der Arbeit

Die nachsten Kapitel sind wie folgt strukturiert:

• In Kapitel 2 werden die wichtigsten Modelle der Textproduktionsforschung aus derPerspektive der vorliegenden Arbeit beschrieben und diskutiert. Wir leiten daraus dieForschungsfragen fur die weiteren Kapitel ab.

• Kapitel 3 dient der Einordnung der Ausfuhrungen der folgenden Kapitel. Es wird kurzein Rahmenmodell zur wissenschaftlichen Textproduktion vorgestellt. Dieses wird umTeilmodelle bzw. Sichten auf den Forschungsgegenstand erganzt.

• In Kapitel 4 analysieren wir schrittweise wichtige Grundtypen zur Reprasentation vonInformationen im Rahmen der wissenschaftlichen Textproduktion.

• Kapitel 5 diskutiert beispielhafte Arbeitssituationen. Dadurch gewinnen wir eine ganz-heitliche Sicht auf die Domane der wissenschaftlichen Textproduktion.

• Darauf aufbauend wird in Kapitel 6 das integrative Modell zur wissenschaftlichenTextproduktion entwickelt.

• In Kapitel 7 wird das Werkzeug ScientiFix aus Sicht der Entwicklungsmethodik undanhand der Architektur sowie den wichtigsten Implementierungsentscheidungen vorge-stellt und diskutiert.

• In Kapitel 8 werden Moglichkeiten zur Evaluierung des Modells und des Werkzeugsbeschrieben und erste Ergebnisse aus Befragungen und Fallstudien diskutiert.

• Kapitel 9 faßt die vorliegende Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf Felderzukunftiger Forschungsaktivitaten.

• Im Anhang gehen wir naher auf die Rolle von Annotationen bei der wissenschaftlichenTextproduktion ein. Außerdem werden erganzend zu Kapitel 5 weitere Arbeitssitua-tionen beschrieben. Ferner befindet sich im Anhang einerseits ein Interviewleitfaden,der im Rahmen der Evaluation nach der Testphase eingesetzt wurde, und andererseitseine Ubersicht uber diejenigen Arbeitsumgebungen, die als Basis den Testbenutzern desWerkzeuges ScientiFix zur Verfugung gestellt wurde.

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6 KAPITEL 1. EINLEITUNG

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Kapitel 2

Was ist wissenschaftlicheTextproduktion?

Um die eigenen Beitrage der vorliegenden Arbeit in die bestehende Forschungslandschafteinordnen zu konnen, gehen wir in den folgenden Abschnitten ausfuhrlicher auf grundlegendeBegriffe und den momentanen Stand der Forschung ein. Dies betrifft nach einer Vorbemerkungzum Modellbegriff die Begriffe Text und Dokument, die zum Teil auch innerhalb derselbenForschungsdisziplin unterschiedlich definiert werden. Im darauf folgenden Abschnitt werdendie fur diese Arbeit wichtigsten Modelle zur Textproduktion vorgestellt und diskutiert. Zieldes letzten Abschnittes ist es, die vorgestellten Ansatze ubergreifend zu bewerten und darausdie Forschungsfragen abzuleiten, denen wir uns in den weiteren Kapiteln widmen werden.

2.1 Vorbemerkung zum Modellbegriff

Der Begriff Modell kommt in dieser Arbeit an unterschiedlichen Stellen vor. Es ist deshalbwichtig zu definieren, welcher Modellbegriff zugrunde liegt und welche Rolle er jeweils spielt.Die Arbeit von Stachowiak (1973) zu einer allgemeinen Modelltheorie bildet den Ausgangs-punkt.1 Nach Stachowiak besitzen Modelle ein Abbildungs- und Verkurzungsmerkmal so-wie ein pragmatisches Merkmal (Stachowiak, 1973, 131ff.). Ersteres bedeutet, daß Modelle

”stets Modelle von etwas [CH: sind], namlich Abbildungen, Reprasentationen naturlicheroder kunstlicher Originale, die selbst wieder Modelle sein konnen“ (ebd., 131). Laut demVerkurzungsmerkmal erfassen Modelle ”im allgemeinen nicht alle Attribute des durch sie re-prasentierten Originals, sondern nur solche, die den jeweiligen Modellerschaffern und/oderModellbenutzern relevant scheinen“ (ebd., 132). Die Tatsache, daß Modelle ihren ”Originalennicht per se eindeutig zugeordnet“ sind und sie ihre ”Ersetzungsfunktion a) fur bestimmte— erkennende und/oder handelnde, modellbenutzende — Subjekte, b) innerhalb bestimm-ter Zeitintervalle und c) unter Einschrankungen auf bestimmte gedankliche oder tatsachlicheOperationen“ (ebd., 132) erfullen, nennt Stachowiak pragmatisches Merkmal. Zu diskutieren

1Die Festlegung eines Modellbegriffs im Bereich der wissenschaftlichen Textproduktion wird beispielsweiseauch von Jakobs (1999) vorgenommen. Der Einsatz von Modellen in der Wissenschaft generell wird von Derry(2001, 93ff.) an historisch bedeutenden Beispielen beleuchtet.

7

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8 KAPITEL 2. WAS IST WISSENSCHAFTLICHE TEXTPRODUKTION?

ist allerdings, inwiefern obige Merkmale hinreichend oder notwendig sind (vgl. hierzu z.B. dieDiskussion in Kochendorfer, 1989).

Nach Kochendorfer (1989, 31) kann die Beziehung zwischen Original und Modell in dreiKlassen eingeteilt werden:

• Modell als Vorlage/Muster (z.B. Automodell)

• Modell als abstrahierendes Gebilde (z.B. Kommunikationsmodell)

• Modell als konkretisierendes Gebilde (Modellbegriff der mathematischen Modelltheorie)

Betrachten wir nun, welche Rolle in der vorliegenden Arbeit der Modellbegriff spielt: Zunachstwerden bei der Behandlung des Forschungsstands verschiedene Textmodelle (in bezug aufeinen Textbegriff) und Textproduktionsmodelle vorgestellt. Diese gilt es zu vergleichen, umdamit die Grundlage fur eine Einbeziehung der verschiedenen Disziplinen zu legen.2 Meisthandelt es sich dabei um Modelle als abstrahierendes Gebilde (vgl. Kochendorfer, 1989, 31ff.).Ein Indiz dafur ist, daß sie meist auf einer empirischen Grundlage beruhen. In Kapitel 4, 5und 6 wird schrittweise ein Modell der wissenschaftlichen Textproduktion entwickelt. Hierbeiwerden grundlegende Typen von Objekten und Prozessen behandelt. Einerseits handelt essich hierbei ebenfalls um ein abstrahierendes Modell, da existierende Objekte und Prozesseauf der Grundlage von empirischen Daten oder eigener Erfahrungen nachgebildet werden.Andererseits dient dieses Modell aber auch als Vorlage fur ein Softwarekonzept (Kapitel 7).Daruber hinaus kann das integrative Modell zur wissenschaftlichen Textproduktion (Kapi-tel 6) jedoch auch dazu benutzt werden, andere Modelle und Werkzeuge zur wissenschaftli-chen Textproduktion zu analysieren und zu vergleichen. Wir sprechen dann von dem Modellals Referenzmodell.

2.2 Text vs. Dokument

Ziel dieses Abschnitts ist es, Ansatze zu den generellen Text- und Dokumentbegriffen zu be-trachten und sich anschließend einer Definition fur die Begriffe wissenschaftlicher Text undwissenschaftliches Dokument zu nahern. Nach meinen Recherchen existiert in der Forschungs-literatur bisher kein Ansatz, der die verschiedenen beteiligten Disziplinen berucksichtigt undgleichzeitig ausreichend ist fur ein Modell der wissenschaftlichen Textproduktion, wie es indieser Arbeit vorgestellt wird. Die folgenden Ausfuhrungen bilden daher die Grundlage furdie in der vorliegenden Arbeit verwendeten Begriffe. Die Begriffe werden als erster Schritt derEntwicklung des eigenen Modells in Kapitel 3 definiert.

2.2.1 Der Textbegriff in verschiedenen Disziplinen

Zum Textbegriff existiert keine einheitliche Auffassung, da die verschiedenen Disziplinen(Textlinguistik, Kommunikationswissenschaft, Kognitionspsychologie, Informatik, Rhetorik,

2Erschwert wird dies teilweise dadurch, daß die Autoren nicht prazisieren, welchen Modellbegriff sie selbstzugrunde legen.

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2.2. TEXT VS. DOKUMENT 9

Semiotik etc.) die jeweils eigenen, fur sie wichtigen Eigenschaften betonen. Die Einziehungder verschiedenen Sichtweisen in ein einziges Modell ist insofern schwierig, als die Ansatze teil-weise konkurrierend zueinander sind und unterschiedliche Konzepte gleich benannt werden.Z.B. unterscheiden sie sich in der Bindung des Textbegriffs an mundliche und/oder schriftlicheKommunikationsformen (vgl. Jakobs, 1999, 42).

2.2.1.1 Uberblick uber Ansatze zum Textbegriff

Gegenstand der Textlinguistik als sprachwissenschaftlicher Forschungsdisziplin ist die ”Ana-lyse von vorwiegend satzubergreifenden bzw. textbildenden Regularitaten“ (Vassilakou undHarwart, 1999, 1). Aber auch innerhalb der Textlinguistik gibt es keine einheitliche Defi-nition des Begriffs Text. Verschiedene Textmodelle, die z.T. aufeinander aufbauen, wurdenentwickelt:

• Textgrammatische Ansatze: Ausgangssituation fur die Entstehung der Textlinguis-tik war die Satzlinguistik. Mit dem Satz als oberstem Strukturelement wird Spracheals abgeschlossenes System betrachtet, das damit hinreichend analysiert werden kann(ebd., 3). Textgrammatische Ansatze (erst Ende der 60er Jahre) analysieren Struktu-ren, die nur auf der Ebene des Textes betrachtet werden konnen, wie z.B. Intonation.Satzbezogene Grammatiken reichen hierfur nicht aus. Dennoch gibt es Versuche, Me-thoden der Satzgrammatiken auf eine ”Textgrammatik“ zu ubertragen. Dies spiegeltauch die zunachst herrschende syntaktische Textauffassung wieder. Alles, was langerals ein Satz war, wurde Text genannt (nach Ehlich, 1983, 25). Wichtige Vertreter sindRoland Harweg, Heinrich Weinrich und Karl-Erich Heidolph. Harweg definiert Textz.B. als ”ein durch ununterbrochene pronominale Verkettung konstituiertes Nacheinan-der sprachlicher Einheiten“. Neben der Koharenz werden in den Ansatzen auch weitereKohasionsmittel analysiert, deren Gesamtheit als hinreichendes Mittel zur Erklarung derTextstruktur erachtet wird (Vassilakou und Harwart, 1999, 3). Betrachtet man hierzuKonzepte aus der Informatik, so wurde man dieser Textauffassung Zeichenketten beste-hend aus Wortern und Satzen zuordnen. Im Kontext digitaler Bibliotheken wird Textbeispielsweise als Datentyp definiert:

Sequentielle Folgen fortlaufend geschriebener alphabetischer Zeichen (auchFließtext genannt), einschließlich Tabellen und Aufzahlungen. Langere Tex-te sind meistens durch Leerstellen oder Satzzeichen in linguistisch sinnvolleEinheiten wie Worte, Satze und Paragraphen gegliedert. Auf einigen Medien,wie Papier und Bildschirmen, wird Text zeilenweise untereinander angeord-net. Die Anzahl der Zeilen hangt davon ab, wie breit eine Zeile ist [...] (Endresund Fellner, 2000, 21)

Dabei ist die Formulierung ”linguistisch sinnvolle Einheiten“ nicht sehr aussagekraftig.Worter und Satze sind etwas grundlegend anderes als Paragraphen, da letztere nichtunbedingt eine inhaltliche Bedeutung tragen, sondern auch nur als Lesbarkeitshilfe ein-gesetzt werden konnen.

• Semantische Ansatze (Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre) beinhalten eineuber die syntaktische Struktur hinausgehende Analyse des semantischen Gehalts eines

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10 KAPITEL 2. WAS IST WISSENSCHAFTLICHE TEXTPRODUKTION?

Textes. Eine der ersten Ansatze war die Thema-Rhema-Theorie von Frantisek Danes(nach Vassilakou und Harwart, 1999, 7). Unter Thema versteht er das Bekannte undunter Rhema das Neue, das der Sprecher dem Horer uber das Thema mitteilen will.Außerdem unterscheidet er funf typische Moglichkeiten, wie Außerungen verbundenwerden konnen: ”Einfache lineare Progression“, ”Progression mit einem durchlaufen-den Thema“, ”Progression mit abgeleiteten Themen“, ”Entwicklung eines gespaltetenRhemas“ und ”Progression mit einem thematischen Sprung“. Die Einfuhrung einer ei-genen Ebene fur die Thema-Rhema-Gliederung (TRG) macht ihn zum Wegbereiter furdie Erfassung der thematischen Organisation und der TRG als sprachlicher Funktion,als eigenstandigem Prinzip neben syntaktischer und semantischer Struktur. Teun vanDijk entwickelte das Konzept der Makrostruktur, die er als abstrakten, globalen Planversteht, der einem Text zugrunde liegt, und welche den ”kondensierten“ semantischenGehalt eines Textes enthalt. Er stutzt sich hierbei auf die Beobachtung, daß Sprecherin der Lage sind, einen Text als ein Ganzes zusammenzufassen, zu kommentieren oderzu bewerten. Er meint, daß das Generieren eines Textes von einer Hauptidee ausgehenmuß, die sich stufenweise zu den detaillierten Bedeutungen entwickelt. Umgekehrt mußes Operationen geben, um die Hauptidee bei der Prasentation wiederzugewinnen. Erfuhrt hierzu u.a. Tilgung, Verallgemeinerung und Konstruktion an (ebd., 9). Danebenpragt er den Begriff Superstruktur, welche eine abstrakte, schematische Struktur zurAnordnung von Makropropositionen darstellt, die viele Texttypen in Abhangigkeit vonKonventionen und Kultur besitzen.

• Kommunikativ-pragmatisch Ansatze unterscheiden sich von den obigen Textmo-dellen darin, daß sie weitere Komponenten, wie den Textproduzenten mit seinen sozialenund situativen Voraussetzungen, sowie die Beziehung zum Textrezipienten als konstitu-tives Merkmal einbeziehen. Sprache wird als ”Instrument der gesellschaftlichen Kom-munikation erfaßt, welche – soweit sie verbal ist – sich in Texten vollzieht“ (ebd., 10).Schmidt gibt folgende Definition: ein Text sei ”jeder geaußerte sprachliche Bestandteileines Kommunikationsaktes [...], der thematisch orientiert ist und eine erkennbare kom-munikative Funktion erfullt [...]“ (nach ebd., 11). Gulich und Raible sehen Sprechen alsHandeln. Sie unterscheiden textinterne und textexterne Merkmale. Textinterne Merk-male beziehen sich auf den Faktor Sprachsystem, wohingegen textexterne Merkmale dieFaktoren Sprecher, Horer, Kommunikationssituation und Bereich der Gegenstande undSachverhalte umfassen.

• Mit den ersten kognitiv-prozeduralen Ansatzen ging ein Paradigmenwechsel inder Forschung einher. ”Außertextuelle“ Kenntnis- und Wissenssysteme spielen in denAnsatzen eine großere Rolle. Nicht mehr die Strukturanalyse des fertigen Produkts stehtim Zentrum, sondern Textproduktions- und Rezeptionsstrategien (ebd., 11). Zwei wich-tige Wegbereiter in diesem Zusammenhang sind Walter Kintsch und Teun van Dijk, dieversuchen mit ihrer Arbeit ”Strategies of discourse comprehension“ eine Vielzahl vonpragmatischen, kommunikativen und kognitiven Faktoren in ihr Textmodell zu integrie-ren. Ihr Textmodell gilt insbesondere der ”Funktion“ von sprachlichen Strukturen beimVerstehen und Produzieren von Sprache (ebd., 12).

Die hier kurz dargestellten Ansatze zeigen die Breite der Definitionen und lassen die Schwierig-keiten der Zusammenfuhrung erahnen. Im folgenden Abschnitt gehen wir eine Textdefinitionein, die sich am ehesten den kommunikativ-pragmatischen Ansatzen zuordnen laßt.

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2.2. TEXT VS. DOKUMENT 11

2.2.1.2 Text im Rahmen einer sprachlichen Handlung

In bezug auf die bisherigen Textdefinitionen der kommunikativ-pragmatischen Ansatze kri-tisiert Ehlich (1983), daß diese hochabstrakt seien. Es sei unklar, welche spezifischen Merk-male Text von kommunikativer oder sprachlicher Handlung unterscheiden. Dies veranlaßt ihnzu einer genaueren Analyse. Eine Sprechsituation besteht aus der Trias Sprecher, Horer undSprechhandlung. Zunachst sind Sprechsituationen durch die physische und zeitliche Koprasenzvon Sprecher und Horer charakterisiert, welche einen gemeinsamen Wahrnehmungsraum bil-det. Geht es nun jedoch um sprachliche Handlungen und deren Aspekte, die sich auf dieDimension Wissen (des Sprechers und des Horers) beziehen, so konnen diese als Teil großerer

”Handlungseinheiten“ gesehen werden, welche nicht unbedingt an die unmittelbare Sprechsi-tuation gebunden sind. Die Forderung nach Gleichzeitigkeit und Gleichraumlichkeit kann z.B.durch einen Boten (in Bild 2.1: Bote: 〈Horeri = Sprecherj〉; Sprechhandlungen: Shi und Shj)uberwunden werden, der ”die aktuelle Außerung eines Sprechers [...] uber die unmittelbareSprechsituation hinaus aufbewahrt und in eine zweite Sprechsituation transportiert“ (ebd.).Fur (Ehlich, 1984, 18) stellt der Text genau dieses geforderte Mittel der Uberlieferung dar:Der Text ist ein sprachliches Mittel, ”um die Gebundenheit dieses Handelns an die Unmittel-barkeit und die Verganglichkeit ihres Vollzugs zu uberwinden.“ Beide Sprechsituationen sinduber den Text miteinander vermittelt, wofur Ehlich den Terminus zerdehnte Sprechsituationeinfuhrt (ebd.).

Sprecheri → Shi → 〈Horeri︸ ︷︷ ︸Sprechsituationi

= Sprecherj〉 → Shj → Horerj︸ ︷︷ ︸Sprechsituationj︸ ︷︷ ︸

Sprechsituation′i

Bild 2.1: Das Modell der zerdehnten Sprechsituation (nach Ehlich, 1983, 31)

Anzumerken ist, daß die obige Definition nicht festlegt, ob Texte an mundliche oder schrift-liche Uberlieferungsformen gebunden sind. Aufgrund der erforderten Gedachtnisbelastunggeschehe dies innerhalb von Kulturen aber nur fur zentrale Texte (Ehlich, 1983). Mit derschriftlichen Uberlieferungsform wird die fluchtige Sprechhandlung (Schall) materialisiert3.Die ”Herauslosung des Texts aus der Sprechsituation wird [damit. C.H.] zum greifbaren,sichtbaren Ereignis“ (ebd., 38). Die personale Vermittlung fehlt und es entstehen zwei un-vollstandige Sprechsituationen, wobei in der ersten der Horer fehlt und in der zweiten derSprecher (siehe Bild 2.2).

Zu diesem Gedanken paßt auch die Textdefinition, die im Bereich der Normgebung zu findenist. Text wird hier als ”zusammengehorender Wortlaut, der der Kommunikation dient und aufeinem Datentrager fixiert ist,“ definiert (Norm DIN 1421, 81). Hier wird die Bindung an einenDatentrager als notwendiges Merkmal betont. Vermutlich ist es jedoch nicht beabsichtigt, daßunter diese Definition z.B. auch eine Audioaufzeichnung eines Vortrages fallt, da die Pragmatikdes betreffenden Normenbereichs darin zu sehen ist, wie schriftliche Texte auf Datentragerngespeichert und verarbeitet werden.

3Heutzutage gibt es jedoch im Gegensatz zu der Zeit, in der die Schrift erfunden worden ist, Moglichkeiten,Schall mit einer Aufnahme zu materialisieren.

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12 KAPITEL 2. WAS IST WISSENSCHAFTLICHE TEXTPRODUKTION?

Bild 2.2: Text als Mittel der Uberlieferung (nach Ehlich, 1984, 18)

Durch die Fixierung von Text mit Hilfe der Schrift und dem damit moglichen Druck vonTexten ergaben sich auch qualitativ neue Moglichkeiten zur Speicherung, Verteilung undDarstellung von Wissen (vgl. Jakobs, 1999, 44), welche z.B. zu bestimmten ”Organisations-formen des Textes“ fuhrten (z.B. Buch oder Zeitschrift). Da dies fur die in dieser Arbeitbetrachtete Form der wissenschaftlichen Kommunikation grundlegend ist, beschranken wirden Textbegriff in den folgenden Kapiteln auf schriftliche Texte.

2.2.1.3 Kriterien der Textualitat

Aus Sicht der vorliegenden Arbeit stellt sich die Frage, welche Merkmale fur einen Text konsti-tutiv sind. Ein Ansatz dazu stellen die Textualitatskriterien von de Beaugrande und Dressler(1981) dar. Auf diese wird heute noch vielfach verwiesen, sie sind jedoch nicht unumstritten(vgl. Vater, 1999, 236ff.):4

• Kohasion ist die Art, wie die Komponenten des Oberflachentextes vor allem satz-ubergreifend miteinander verbunden sind. Die Kohasion beruht auf grammatikalischenAbhangigkeiten auf der Textoberflache.

• Bei der Koharenz geht es um den Sinnzusammenhang eines Textes, seine semantischeund kognitive Strukturiertheit. Diese muß nicht unbedingt sprachlich expliziert sein,d.h. durch Kohasion hergestellt sein. Es liegt Koharenz vor, wenn der Textverwenderals Ergebnis kognitiver Prozesse dem Text einen Sinn geben kann, indem er Text- undWeltwissen verknupft.

• Intentionalitat betrifft ”die Einstellung [...] des Textproduzenten, der einen kohasivenund koharenten Text bilden will, um [...] Wissen zu verbreiten oder ein in einem Planangegebenes Ziel zu erreichen“ (ebd., 8f.).

• Akzeptabilitat betrifft die ”Einstellung des Text-Rezipienten, einen kohasiven undkoharenten Text zu erwarten, der fur ihn nutzlich oder relevant ist“ (ebd., 9).

• Informativitat betrifft ”das Ausmaß der Erwartetheit bzw. Unerwartetheit oder Be-kanntheit bzw. Unbekanntheit/Ungewißheit der dargebotenen Textelemente“ (ebd., 10f.).

• Situationalitat betrifft ”die Faktoren, die einen Text fur eine Kommunikations-Situationrelevant machen“ (ebd., 12).

4Die Definitionen stammen aus de Beaugrande und Dressler (1981), wobei die letzten funf Kriterien nachVater (1999, 237f.) zitiert sind.

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2.2. TEXT VS. DOKUMENT 13

• Intertextualitat betrifft ”die Faktoren, welche die Verwendung eines Textes von derKenntnis eines oder mehrerer vorher aufgenommener Texte abhangig macht“ (ebd. 12f.).

Insbesondere die letzten funf Kriterien sind diskussionsbedurftig; wir verweisen aber an dieserStelle auf die Arbeit von Vater (1999, 238f.), da fur uns hauptsachlich die unumstrittenenKriterien Kohasion und Koharenz wichtig sind. Die weiteren Kriterien greifen wir aus derPerspektive der Textproduktionsmodelle im Abschnitt 2.3 wieder auf. Allerdings legen wirdort ein dynamisches Textmodell zugrunde.5

2.2.1.4 Rezeptionsrelevante Eigenschaften von Texten

Die bisherigen Definitionsversuche zum Begriff Text sind fur die vorliegende Arbeit unzurei-chend. Wenn wir beispielsweise uber eine Dissertation als wissenschaftlicher Fachtext reden,so meinen wir damit auch die Grafiken und Tabellen sowie Kurzfassungen, Verzeichnisse oderRegister.6 In der Linguistik wird dagegen teilweise fur letzteres ein eigener Begriff verwen-det (Paratext). Das Layout eines ”Textes“ bleibt zudem meist unerwahnt, obwohl es auchein Merkmal ist. In unserem Kontext gilt es daher, auch dieses wahrend der Textproduk-tion bewußt festzulegen. Ein Ansatz aus der Semiotik, der die graphischen Bestandteile beider Textdefinition einbezieht, ist der von Fix (2001). Sie vertritt die These, daß Texte ”alsKomplexe von Zeichen verschiedener Zeichenvorrate“ betrachtet werden mussen. ”Stil alsTeil der Textbedeutung entsteht aus dem Zusammenwirken dieser verschiedenen Systemenangehorenden Zeichen“ (Fix, 2001, 118). In den Ausfuhrungen wird dargelegt, daß nicht nurder Wortlaut entscheidend sei, sondern auch visuelle Codes (z.B. auch in Form von Textlayoutoder Grafiken).

Den aktuell diskutierten Textauffassungen liegt eine konstruktivistische Sichtweise zugrunde:Der Text spiegelt die inneren Prozesse des Textproduzenten wider und fur ”den Rezipienten istder Text vor allem eine Anregung, ein eigenes gedankliches Gebilde zu schaffen, das dem Textin der aktuellen Situation einen Sinn zuordnet, ihn also fur den Rezipienten wichtig macht“(Hartung, 1997, 17). ”Der Text ist jedenfalls mehr als ein ‘Informationsbehalter´“ (ebd., 17).Fur uns ist dies deshalb wichtig, da wir davon ausgehen, daß Fachdokumente von Wissen-schaftlern mehrmals und aus unterschiedlichen Perspektiven und mit verandertem Vorwissengelesen werden. Außerdem wird vom Text oft als ”klar abgegrenztes, ganzheitliches und au-tonomes Gebilde“ gesprochen (Puschel, 1997, 27).7 Beim wissenschaftlichen Arbeiten kannjedoch beobachtet werden, daß Texte sehr oft selektiv gelesen werden (siehe Abschnitt 5.1.3.2).Betrachten wir Hypertexte (als eine Form von Text), so sind diese z.T. bewußt so organisiert,daß Textelemente in einer Reihenfolge gelesen werden konnen, die dem eigenen Interesse ent-spricht. Es stellt sich die Frage, inwieweit der Autor des Textes diese Rezeptionsstrategienin seinen Uberlegungen vorhersehen konnte und in die Struktur seines Textes hat einfließenlassen.

5

”Dynamische Textmodelle haben das Ziel, die Prozeduren, Plane und Strategien aufzudecken und zu syste-

matisieren, die der Textproduktion und Textinterpretation zugrunde liegen, sowie die unterschiedlichen Kennt-nissysteme in ihrem aktiven Zusammenwirken in den Prozessen der Textproduktion sowie Textinterpretationzu beschreiben“ (Vieweger (1987, 4f.) zitiert nach Jakobs (1999, 50)).

6Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf Gopferich (1995) und Knorr (1998), die ebenfalls diesenumfassenderen Textbegriff zugrunde legen.

7Puschel (1997) leitet dies aus den bisherigen Textdefinitionen ab, die beispielsweise von einem Sinnzusam-menhang oder der Makrostruktur eines Textes sprechen.

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14 KAPITEL 2. WAS IST WISSENSCHAFTLICHE TEXTPRODUKTION?

Als Folge der obigen Uberlegungen unterscheiden wir auch begrifflich den Text und die menta-len Reprasentationen zum Text, die sich beispielsweise aufgrund der Textrezeption verandert.Veranderungen des mentalen Modells konnen z.B. in Form von Ideennotizen wieder externa-lisiert werden. Um diesen Aspekt zu verdeutlichen, konnte man von ”produktiver“ Rezeptionsprechen. Textrezeption ist also keinesfalls ”bloß“ ein entgegengesetzter Prozeß zur Textpro-duktion.

Zusammenfassend laßt sich feststellen, daß unter einer prozessualen Betrachtung der BegriffText ohne Einbeziehung von Textproduzent, Leser, Rezeptions- und Produktionsbedingungensowie Medium nicht definierbar ist. Es ist daher eine umfassendere, komplexere Definition not-wendig. An dieser Stelle sei auf die Darstellung der Textproduktionsmodelle in Abschnitt 2.3und den Abschnitt 3.1 verwiesen.

2.2.2 Der Dokumentbegriff in der Informatik

In der vorliegenden Arbeit spielt ein weiterer Begriff, namlich der des Dokuments, eine großeRolle. Dieser wird ebenfalls haufig in der Alltagssprache verwendet und fuhrt deshalb beiungenauer Betrachtung zu Mißverstandnissen. Rothfuss und Ried (2003) diskutieren vierverschiedene Definitionen von Dokument:

1. Nach der ”klassischen Definition“ ist ein Dokument eine Urkunde, ein Beweisstuck,ganz allgemein ein Stuck Papier, das Informationen festhalt. In elektronischen Umge-bungen wird diese Vorstellung vom Stuck Papier zusatzlich auf Dateien ubertragen.8

2. Dokument aus funktionaler Sicht (traditionell)

Ein traditionelles Dokument ist eine in sich geschlossene Inhaltsmenge –

”ein logisches Ganzes“. Es ist sequentiell geordnet – es hat einen Anfang, eineReihenfolge und ein Ende, man kann es also ’von vorn bis hinten durchlesen’.Es kann (weitgehend) unabhangig von anderen Dokumenten genutzt werden.Es ist fur den menschlichen Gebrauch bestimmt. Es ist persistent, also dauer-haft vorhanden, und hat statischen Charakter, verandert sich also nach seinerFertigstellung nicht mehr (ebd., 38).

Endres und Fellner (2000, 15) im Bereich digitaler Bibliotheken definieren in diesemZusammenhang:

Ein digitales Dokument ist eine in sich abgeschlossene Informationsein-heit, deren Inhalt digital codiert und auf einem elektronischen Datentragergespeichert ist, so daß er mittels eines Rechners genutzt werden kann.

3. Ein Dokument im Sinne einer XML-Definition sind Datenobjekte, die durch die

”Extensible Markup Language“ (XML) formal beschrieben wird.8Man denke nur an die Benennungen Text-, Word-, Excel-, Bild-Dokument je nachdem, um welchen Dateityp

es sich handelt.

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2.2. TEXT VS. DOKUMENT 15

What do you mean by ’data object’? Good question. The point is thatan XML document is sometimes a file, sometimes a record in a relationaldatabase, sometimes an object delivered by an Object Request Broker, andsometimes a stream of bytes arriving at a network socket. These can all bedescribed as ’data objects’ (Rothfuss und Ried, 2003, 40).

4. Ein Dokument als ein Objekt mit bestimmten Merkmalen zu definieren, ist deshalbschwer moglich, da dem allgemeinen Dokument keine Merkmale zugeschrieben wer-den konnen. Erst, wenn man dazu auch die Unterklassen bildet (wie z.B. Rechnungen,Vertrage, Word-Dateien etc.) und innerhalb dieser Klassen die Dokumente betrachtet,konnen konkrete Merkmale gefunden werden (vgl. ebd., 43). Die oberste Klasse, das all-gemeine Dokument, ist eine abstrakte Klasse, die in dieser Form keine Instanz besitzt.

Alle vier Ansatze sind im Kontext der vorliegenden Arbeit relevant und werden in der vorlie-genden Arbeit in den folgenden Kapiteln wieder aufgegriffen.

In der Literatur wird zudem haufig zwischen Inhalt, Struktur und Gestalt eines Dokumentesunterschieden (vgl. Rothfuss und Ried (2003, 44ff.) oder Goossens u. a. (1994, 6ff.)). Wozudas Prinzip dient, bleibt teilweise offen. In vielen Fallen wird in den Definitionen versucht,darin drei unabhangige Bestandteile eines Dokumentes zu sehen. Dies ist jedoch nicht un-problematisch, da es sich eher um Sichten auf ein und dasselbe Objekt handelt, die dadurchentstehen, daß jeweils von bestimmten Merkmalen abstrahiert wird:

• Die inhaltliche Sicht auf ein Dokument abstrahiert von Gestaltmerkmalen (Schriftart,Schriftgroße, Satzspiegel) und Strukturmerkmalen (Uberschriften, Marginalien etc.) ab-strahiert. Betrachtet man das Dokument als ein komplexes Objekt, das aus einer Mengejeweils weniger komplexer Objekte aufgebaut ist und reprasentiert man dies in einerBaumstruktur, so sind die Blatter primitive Objekte, welche den Inhalt in Form vonZeichenketten, Bilddaten etc. enthalten (vgl. Rothfuss und Ried, 2003, 46).

• Die strukturelle Sicht auf ein Dokument abstrahiert von den konkreten Zeichenkettenoder Bilddaten sowie von Gestaltmerkmalen und setzt die primitiven und komplexenObjekte in Beziehung (z.B. Unterordnung von Absatzen und Uberschriften).

• Die gestalterische Sicht auf ein Dokument abstrahiert ebenfalls von den konkreten Zei-chenketten oder Bilddaten, befaßt sich jedoch mit der Art und Weise, wie diese Kom-ponenten dargestellt werden (Schriftart, Schriftgroße, Satzspiegel etc.).

Die obige Einteilung klingt zunachst plausibel, erfordert jedoch bei genauerer Betrachtunganhand von konkreten Dokumentenbeschreibungssprachen und mit den Ausfuhrungen ausAbschnitt 2.2.1 weitere Differenzierungen. Zunachst stellt sich die Frage, welche Arten vonStrukturen getrennt vom sogenannten Inhalt gesehen werden konnen.

Die Pragmatik, die mit der Strukturauszeichnung in gangigen Dokumentenbeschreibungsspra-chen (z.B. LATEX) verfolgt wird – diese werden mit der Trias Inhalt-Struktur-Layout ange-sprochen –, ist es, Dokumente in diesem Format maschinell weiterverarbeiten zu konnen. Zumeinen kann dadurch beispielsweise ein Inhaltsverzeichnis aus der Kapitel- und Abschnittsstruk-tur generiert werden zum anderen die Schriftwahl oder Seitenaufteilung aufgrund von separat

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16 KAPITEL 2. WAS IST WISSENSCHAFTLICHE TEXTPRODUKTION?

festgelegten Regeln vorgenommen werden (z.B. festgelegter Schriftgrad fur alle Uberschriftenauf der ersten Ebene). Ein konsistentes Layout kann beispielsweise dadurch erzeugt werden,daß man die oben genannten Regeln nicht auf ein einzelnes Strukturelement, sondern auf alleStrukturelemente des gleichen Typs bezieht. Das Layout kann dadurch auch spater noch furdas gesamte Dokument verandert werden, indem lediglich die Regeln angepaßt werden. In die-sem Fall kann am ehesten von einer Trennung der Layoutinformationen und der inhaltlichenInformationen gesprochen werden. Die beschriebene Art von Strukturen, die durch Dokumen-tenbeschreibungssprachen erfaßt werden, bezeichnen wir im folgenden als Produktstrukturen(in Abgrenzung zu anderen Formen der Strukturen in Texten).

Problematisch wird der Begriff Inhalt nur dann, wenn wir die Gestalt des Textes auch alsBedeutungstrager (siehe Abschnitt 2.2.1.4) sehen. Dann gibt es zwar eine Trennung zwischendem Zeichencode und der Darstellungsweise, aber wir mußten streng genommen beides Inhaltnennen.

Fur die Unterteilung eines Dokuments in Kapitel, Abschnitte und Unterabschnitte konnenZeichenketten entsprechend partitioniert werden. Geht es jedoch z.B. um die Makrostruk-tur (siehe semantisches Textmodell in Abschnitt 2.2.1.1) druckt sich diese unter Umstandennur im Wortlaut aus. Die Sicht, den Inhalt eines Dokuments uber den Inhalt von primitivenObjekten zu definieren (wie in Rothfuss und Ried, 2003, 46), reicht an dieser Stelle eben-falls nicht aus. Strukturen mussen auch nicht unbedingt der hierarchischen Produktstrukturentsprechen. Ein Beispiel dafur sind Abhangigkeitsstrukturen, die sich daraus ergeben, daßbestimmte Textstellen fur das Verstandnis von anderen Textstellen notwendig sind (z.B. dieEinfuhrung von Fachtermini). Allerdings konnten auch diese beispielsweise mit Auszeich-nungssprachen (markup languages) reprasentiert werden.

An dieser Stelle verweisen wir auf spatere Kapitel der vorliegenden Arbeit (insbesondere Ka-pitel 4 und 5), in denen die verschiedenen Arten von Strukturen noch systematisch betrachtetwerden. Im Moment halten wir lediglich fest, daß dieser Bereich noch weiterer Forschungbedarf.

2.2.3 Wissenschaftliche Texte und Dokumente

Ausgehend von den bisherigen Ansatzen zum Text- bzw. Dokumentbegriff charakterisieren wirim folgenden die Menge der Texte bzw. Dokumente, denen wir uns im Rahmen dieser Arbeitwidmen und die wir im folgenden als wissenschaftlichen Fachtext bzw. als wissenschaftlichesFachdokument bezeichnen. Diese Texte werden im Handlungsraum Wissenschaft produziertund rezipiert. Wir betrachten dabei v.a. die Wissenschaft in ”ihrer Eigenschaft als Institution.Ihre Aufgabe wird primar darin gesehen, das gemeinschaftliche Wissen uber die Welt zuverandern. Weitere Aufgaben bilden die Konstitution sozialer Gemeinschaften und kulturelleSelbstvergewisserung“ (Jakobs, 1999, 54). Dabei kann nur das (Wissen) ”Anspruch auf denCharakter wissenschaftlichen Wissens erheben, [...] was in den institutionellen Prozeß derWissenschaft eingegeben und durch ihn bestatigt worden ist“ (Ehlich, 1994, 341). Die Eingabein Form von Texten spielt dabei eine große Rolle (vgl. Jakobs, 1999, 55). In bezug auf dasWissen und dessen Kommunikation innerhalb der ”scientific community“ legt die moderneWissenschaft Wert auf die Veranderbarkeit dieses Wissens. Daher werden Eigenschaften wieMeßbarkeit, Nachprufbarkeit, Klarheit, Sachlichkeit, Originalitat und Novitat gefordert (ebd.,55).9

9Die Eigenschaften beziehen sich auf Kriterien und Werte der westlichen Welt.

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2.2. TEXT VS. DOKUMENT 17

Bild 2.3: Beziehung zwischen Text und Dokument

Eine Moglichkeit, die Novitat und Originalitat nachzuweisen, besteht bei wissenschaftlichenTexten darin, auf andere (veroffentlichte) Texte zu verweisen. Gemaß dem Kriterium Nach-prufbarkeit erfolgt dies anhand gemeinsamer formaler Konventionen. Die bibliographischenAngabe ubernimmt dabei die Funktion, einen wissenschaftlichen Text eindeutig zu identifi-zieren. Bild 2.3 illustriert die verweist-auf-Beziehung zwischen zwei Texten (Text A und TextB). Zusatzlich wird in dem Bild dargestellt, wie wir in der vorliegenden Arbeit die Beziehungzwischen dem wissenschaftlichen Text und Dokument sehen. Zu einem Text konnen mehrerematerielle Dokumente existieren. Handlungen wie Kopieren, Ausdrucken, Konvertieren fugender materiellen Welt jeweils ein neues Dokument (zu dem gleichen Text!) mit einem eige-nen Standort hinzu. Umgekehrt ist das Erzeugen eines schriftlichen Textes notwendigerweisemit dem Erzeugen eines Dokuments verbunden. Nur wenige Ansatze im Bereich der wissen-schaftlichen Textproduktion gehen uberhaupt auf diesen Unterschied ein.10 In Abschnitt 5.1.4finden sich weitere Uberlegungen zu diesem Unterschied.

In bezug auf die Kriterien Klarheit und Sachlichkeit konnen wissenschaftliche Texte dadurchcharakterisiert werden, daß ihnen eine wissenschaftliche Sprache zugrunde liegt. In Abgren-zung zur Alltagssprache zeichnet sich diese v.a. dadurch aus, daß sie uber eine ”Terminologie“verfugt (Burkart, 1995, 119f.). Durch den Vorgang des Definierens ”[...] wird nicht nur fur in-tersubjektiv klare Begriffe gesorgt, es werden dadurch auch kurzere Aussagen moglich [...]“(ebd., 120).

Die Forderung nach einer effizienten und effektiven Kommunikation uber Texte fuhrt zu ei-ner weiteren charakteristischen Eigenschaft wissenschaftlicher Texte, namlich dem vergleichs-

10Eine Ausnahme ist Knorr (1998), allerdings leitet sie den Unterschied nicht theoretisch aus bisherigenAnsatzen zu Text- bzw. Dokumentenbegriffen ab, sondern stellt lediglich auf der Basis des ihr vorliegendenempirischen Materials fest, daß Wissenschaftler sich einmal auf Fachtexte beziehen,

”von denen sie nur die

bibliographische Angabe und moglicherweise Zusatzinformationen kennen und solchen, die sie ’in Handenhalten’ und rezipieren konnen“ (Knorr, 1998, 51).

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18 KAPITEL 2. WAS IST WISSENSCHAFTLICHE TEXTPRODUKTION?

weise festgelegten Textaufbau. Der Wissenschaftler wird dadurch einerseits beim Erfassender Makrostruktur11 eines Textes unterstutzt oder kann andererseits uber spezielle Text-bestandteile (Register o.a.) den Text gezielt rezipieren. Wie streng die Konventionen zurTextstruktur sind, ist abhangig von der wissenschaftlichen Disziplin und der Textsorte (vgl.ausfuhrlich Gopferich, 1995). Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, alle moglichen Typen von(Text-)Bestandteilen zu identifizieren und in die Uberlegungen einzubeziehen.12

11Siehe Abschnitt 2.2.1.12Siehe Abschnitt 5.1.3.2.

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2.3. MODELLE ZUR TEXTPRODUKTION 19

2.3 Modelle zur Textproduktion

Wie im vorausgehenden Abschnitt erortert, wird heute in der Forschung der Textbegriff nichtmehr allein aus Sicht des Textprodukts diskutiert, sondern unter Einbeziehung weiterer Kom-ponenten, wie etwa den Textproduzenten und -rezipienten. Hiermit begeben wir uns in dasGebiet der Textproduktionsforschung, dem wir auch die vorliegende Arbeit zuordnen.13 Diedort entwickelten Modelle sind jedoch zum Teil sehr heterogen (vgl. Molitor-Lubbert, 1996,1005). Beispiele fur Herkunftsgebiete sind die Padagogik, Linguistik oder Kognitionspsycholo-gie. Mit den Disziplinen gehen unterschiedliche Fragestellungen einher, die das pragmatischeMerkmal der Modelle bestimmen (vgl. Abschnitt 2.1). In den nachsten Abschnitten werden diefur den Kontext dieser Arbeit wichtigsten Modelle vorgestellt und folgendermaßen erortert:

1. Beschreibung des Modells, der angewandten Forschungsmethoden und der zugrundeliegenden Forschungsfragen

2. Generelle Kritikpunkte aus der Forschungsdiskussion und eigenen Uberlegungen

3. Bezug zur vorliegenden Arbeit

Ziel ist es, auf der Basis der vorliegenden Modelle ein neues bzw. erweitertes Modell zu ent-wickeln (Kapitel 4, 5 und 6), das u.a. die Grundlage fur die Konzeption eines neuartigenWerkzeuges bilden soll (Kapitel 7).

2.3.1 Rahmenmodell fur das Verstandnis von Kognition und Emotionen

Betrachten wir zunachst das Rahmenmodell der Textproduktion14 von Hayes (1996). Es stellteine grundlegende Uberarbeitung des Basismodells von Hayes und Flower (1980) (siehe Ab-schnitt 2.3.2) dar, in der der Autor neuere Forschungsergebnisse berucksichtigt und auf Kritikan dem ursprunglichen Modell reagiert. Das neue Modell besteht aus den zwei KomponentenAufgabenumgebung und Individuum (siehe Bild 2.4). Die Aufgabenumgebung unterteiltsich in die soziale und die physische Umgebung.

Die soziale Umgebung wird einerseits aus der Tatsache hergeleitet, daß das Textproduzierenselbst eine soziale Tatigkeit ist, in dem Sinn, daß der Text einer Kommunikation dient (vgl.Abschnitt 2.2.1). Andererseits ist der Autor aber auch eingebettet in einen sozialen Rahmen,aus dem sich die Themen, die Art und Weise und die Adressaten der Textproduktion ergeben(ebd., 5). Dieser soziale Rahmen umfaßt auch den Kulturraum, zu dem der Autor gehort.Hier ordnet Hayes auch vorhandene Fachtexte ein, auf die der Autor bei einer Textproduk-tion zuruckgreift. Auch andere Personen, die an der Erstellung eines Textes mitwirken, werdenvon Hayes dieser Komponente zuordnet.

Die physische Umgebung setzt sich aus dem bisher produzierten Text und dem Produk-tionsmedium zusammen. Hayes weist darauf hin, daß beim Losen der Textproduktionsaufgabe

13Die Benennungen Textproduktionsforschung, Schreibprozeßforschung und Schreibforschung werden inner-halb des Forschungsbereichs teilweise fur denselben Begriff verwendet werden (vgl. Knorr (1998, 9) und Molitor-Lubbert (1996)).

14Dem von Hayes verwendeten englischen Begriff writing ordnen wir in der vorliegenden Arbeit die Benen-nung Textproduktion zu, wahrend wir mit Schreiben nur einen Teilprozeß bezeichnen.

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20 KAPITEL 2. WAS IST WISSENSCHAFTLICHE TEXTPRODUKTION?

Bild 2.4: Komponenten des Modells von Hayes (1996, 4)

das bisherige Textprodukt und somit auch die eigene Aufgabenumgebung immer wiederverandert wird, wie dies auch bei anderen kreativen Prozessen der Fall ist (ebd., 6). In bezugauf das Produktionsmedium nennt Hayes neue computergestutzte Entwicklungen wie z.B.Textverarbeitungssysteme, E-Mail oder World Wide Web. Die Forschungsstudien, auf die erverweist, widmen sich z.B. dem Vergleich zwischen dem Medium Papier und elektronischenMedien (vgl. auch Haas (1996)). Wichtig im Kontext der vorliegenden Arbeit ist v.a. sein Hin-weis, daß es nicht darum geht, zu vergleichen, welches Medium besser fur bestimmte kognitiveProzesse geeignet ist, sondern zu erkennen, daß das Medium die kognitiven Prozesse teilweiseerheblich beeinflußt (ebd., 7). Diese Ansicht vertreten wir in dieser Arbeit auch. Im Gegen-satz zu Hayes untersuchen wir aber v.a. keine existierenden Werkzeuge, sondern unser Zielliegt darin, ein neues Werkzeug bzw. Produktionsmedium zu schaffen. Wenn dabei kognitiveProzesse verandert werden, soll dies nicht aufgrund von Unzulanglichkeiten des Werkzeugsgeschehen, sondern als Folge substantieller Anforderungen des Textproduktionsprozesses.

Dem Individuum werden die Komponenten Motivation/Emotion, Arbeitsgedachtnis, Lang-zeitgedachtnis sowie kognitive Prozesse zugeordnet. Der Bereich Motivation/Emotion wirdin dem Modell aus vier Grunden betrachtet: Erstens wird Motivation als eine langfristigeEinstellung des Textproduzenten gesehen. Damit gehen bestimmte Annahmen einher, wieetwa, daß die Schreibkompetenz eine Gabe oder eine erlernbare Fahigkeit ist. Dies wieder-

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2.3. MODELLE ZUR TEXTPRODUKTION 21

um hat Auswirkungen auf das Entstehen von Schreibangsten etc. (ebd., 9). Zweitens gehortdie Interaktion zwischen Zielen dazu (z.B. bei Zielkonflikten), wie dem Mitteilen von Inhal-ten, der Selbstdarstellung, der Absicht, einen kurzen Text zu schreiben etc. Drittens stehenzur Zielerreichung unter Umstanden mehrere Strategien zur Auswahl. Fur welche sich derTextproduzent entscheidet, hangt von der Motivation ab. Studien zeigen, daß hier eine ArtKosten-Nutzen-Analyse stattfindet. Wichtig fur die vorliegende Arbeit ist wiederum, daß dieTextproduktionsumgebung und die damit verbundenen Kosten-Nutzen-Erwagungen die ko-gnitiven Prozesse beeinflussen. Interessanterweise deuten Forschungsergebnisse darauf hin,daß mehr mental vorausgeplant wird, wenn eine kostenintensivere Benutzerschnittstelle vor-liegt, d.h. die Bedienung aufwendiger ist (ebd., 11). Viertens konnen durch die Prozesse derTextrezeption und Textproduktion Emotionen ausgelost werden, z.B. wenn bei einem schwerverstandlichen Text die Angst entsteht, ein schlechter Leser zu sein oder wenn ein optischnicht ansprechendes Fachdokument erst gar nicht gelesen wird (ebd., 11f.).

Den Bereich kognitive Prozesse gliedert Hayes in Textinterpretation, Reflexion und Text-produktion (ebd., 12f.). Textinterpretation wird definiert als eine Funktion, die aus sprach-lichem oder graphischem Input interne Reprasentationen bildet. Dazu rechnet er Lesen,Zuhoren und Scannen von Grafiken. Dies entspricht unserer Vorstellung von Fachtexten(vgl. Abschnitt 2.2.1), wobei wir das Zuhoren in dieser Arbeit nicht weiter betrachten. Re-flexion ist eine Aktivitat, die auf internen Reprasentationen operiert, um andere interneReprasentationen zu produzieren. Er rechnet dazu Problemlosen, Treffen von Entscheidun-gen und Schlußfolgern. Textproduktion ist ebenfalls eine Funktion, die jedoch interne Re-prasentationen in den Kontext der Aufgabenumgebung setzt und schriftlichen, mundlichenoder graphischen Output erzeugt.

Im Bereich Textinterpretation werden zwei Arten der Textrezeption unterschieden: verste-hendes Lesen (reading to comprehend) und bewertendes Lesen (reading to evaluate). Text-verstehen wird als Prozeß betrachtet, bei dem viele Wissensarten integriert werden, um einementale Reprasentation des Textinhalts aufzubauen (siehe Bild 2.5). Wenn auf Verstandnisgelesen wird, achtet der Leser weniger auf Textprobleme. Das einzige Ziel besteht darin, ei-ne klare interne Reprasentation zum Text zu bilden. Beim bewertenden Lesen wird daruberhinaus versucht, Textprobleme zu identifizieren, etwa Rechtschreibfehler, unpassende Wort-wahl oder schlechte Textorganisation (siehe Bild 2.6). Neben dem Lesen beim Uberarbeitendes eigenen Textprodukts (revision) werden von Hayes zwei weitere Rollen des Lesens beider Textproduktion kurz beschrieben: Lesen zur Erschließung von Wissen aus Textquellenund Lesen zum Verstandnis der Textproduktionsaufgabe. Weitere Arten von mentalen Re-prasentationen, die neben dem Textinhalt aufgebaut werden konnen, sind eine Vorstellung vonder Person des Verfassers und von der raumlichen Organisation des Textes. Letzteres ist furStrategien bei der Suche nach Fachtexten wichtig (vgl. die erweiterte Suche in Abschnitt 6.2.3).Nicht berucksichtigt wird dagegen von Hayes das Wissen um Beziehungen zwischen verschie-denen Fachtexten und deren Verfassern, das bei der wissenschaftlichen Textproduktion einebesondere Rolle spielt. Zur Textproduktion fuhrt Hayes lediglich Formulierungsprozesse aufSatzebene aus. Wie großere Texte strukturiert werden, wird nicht beschrieben. Im Rahmendieser Arbeit ordnen wir dies aber ebenfalls der Textproduktion zu.

Bei der Gedachtniskomponente geht Hayes von einem Mehrspeichermodell aus, bestehendaus einem Arbeits- und einem Langzeitgedachtnis. Wahrend letzteres Wissen uber den Gegen-stand, Sprachkenntnisse, Kenntnisse des Adressaten etc. enthalt, stellt das Arbeitsgedachtnis

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22 KAPITEL 2. WAS IST WISSENSCHAFTLICHE TEXTPRODUKTION?

Bild 2.5: Kognitive Prozesse beim verstehenden Lesen (nach Hayes, 1996, 15)

eine Ressource dar, die nur eine beschrankte Anzahl an Informationen speichern kann unddem Ausfuhren der kognitiven Prozesse dient. Auf welche Weise dies geschieht, wird nichtausgefuhrt.

Zusammenfassend laßt sich feststellen, daß die Pragmatik des Rahmenmodells von Hayes dar-in besteht, die bisherigen Forschungsergebnisse zu vereinen und zu verorten sowie Spielraumfur neue Fragestellungen zu offnen. Dabei werden eine Vielzahl von Komponenten identifi-ziert, die verschieden ausfuhrlich in ihren Beziehungen zueinander beschrieben werden. Nebenden Ruckgriffen auf fremde Forschungserkenntnisse wird das Modell durch eigene Forschungs-ergebnisse seit den 80er Jahren (Protokoll des lauten Denkens) begrundet.

Wir raumen den fremden Fachtexten eine großere Bedeutung ein als Hayes ihnen beimißt.Dabei sehen wir auch eine engere Verzahnung mit dem bisher produzierten Text (z.B. durchVerweise etc.) und dem Produktionsmedium, da dieses z.B. die Zugriffsmoglichkeiten auchauf fremde Fachtexte bestimmt (vgl. Abschnitt 3.2.2). Die Beschaffenheit des Textes wirdim obigen Rahmenmodell nicht weiter spezifiziert. Bei der wissenschaftlichen Textproduk-tion, welche einen Spezialfall der obigen Betrachtung darstellt, mussen aber eine Reihe derBestandteile des Fachdokuments gesondert betrachtet werden (Glossar, Literaturverzeichnis,etc.). Die obigen Ausfuhrungen beziehen sich eher auf den Textteil eines Fachdokuments.Eine weitere Einschrankung des Modells besteht darin, daß gerade bei langeren Textproduk-tionsprojekten eine bewußte Veranderung der Produktionsumgebung nicht von dem Bereichkognitive Prozesse erfaßt wird. Dies gilt auch fur kurzzeitige Prozesse, wie Uberlegungen zumBereitlegen geeigneter Informationsobjekte. Gerade bei der wissenschaftlichen Textproduktionwerden Texte uberblickend oder selektiv gelesen. Dies wird ebenfalls nicht berucksichtigt.

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2.3. MODELLE ZUR TEXTPRODUKTION 23

Bild 2.6: Kognitive Prozesse beim bewertenden Lesen (nach Hayes, 1996, 16)

2.3.2 Textproduktion als Problemlosen – Das Urmodell

Vorlaufer des eben vorgestellten Modells von Hayes (1996) ist das von Hayes und Flower(1980). Es stellt den Anfang der Textproduktionsforschung dar. Wir betrachten das Modellan zweiter Stelle, da es nur Teile des vorausgehenden Rahmenmodells abdeckt und wir aufdiese Weise gleich eine Einordnung vornehmen konnen. Das ”Urmodell“ spielt auch heutenoch eine wichtige Rolle, da es als Vorlage fur weitere aktuelle Modelle der Textproduktiondient (vgl. z.B. Abschnitt 2.3.5). Der Ansatz von Hayes und Flower (1980) ist inspiriert vonden damaligen Forschungsarbeiten von Newell, die sich mit dem menschlichen Problemlosenbeschaftigen und den Menschen als Informationsverarbeiter betrachten. Der Schreibprozeßwird daher als Problemloseprozeß konzeptionalisiert (ebd., 10f.). Auf Basis von Beobachtun-gen und Protokollen des lauten Denkens wird ein Schreibmodell entwickelt, das die Kompo-nenten Aufgabenumgebung, Langzeitgedachtnis und kognitive Schreibprozesse umfaßt (sieheBild 2.7).

Die Komponente Aufgabenumgebung reprasentiert dabei die externen (Themenstellung, Adres-saten etc.) und das Langzeitgedachtnis die internen Einflußfaktoren (Welt- und Domanenwissen,Schreibplane etc.) des Textproduktionsprozesses. Außerdem enthalt die Aufgabenumgebungden bisher produzierten Text. Der kognitive Prozeß gliedert sich in die drei Hauptprozes-se Planen (planning), Formulieren (translating) und Uberarbeiten (reviewing) auf, die sich

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24 KAPITEL 2. WAS IST WISSENSCHAFTLICHE TEXTPRODUKTION?

Bild 2.7: Architektur des Textproduktionsmodells (nach Hayes und Flower, 1980, 11)

ihrerseits wieder aus Subprozessen zusammensetzen. Dabei gehen die Autoren von elemen-taren mentalen Prozessen aus, die hierarchisch strukturiert sind und mehrfach durchlaufenwerden konnen. Dies wird gesteuert und uberwacht von einem Monitorprozeß, dessen Kernals Produktionssystem formalisiert ist. Durch Angabe unterschiedlicher Regelmengen konnenverschiedene Schreibstrategien rekonstruiert werden.15

Der Hauptprozeß Planen besteht aus den Subprozessen Generieren (generating), Strukturie-ren (organizing) und Zielsetzung (goal setting). Die Funktion des Generierens besteht denAutoren zufolge darin, entlang einer Assoziationskette Inhalte aus dem Langzeitgedachtnisabzurufen (siehe Bild 2.8). Dabei wird angenommen, daß sich das erste Element der Ketteaus der Themenstellung oder der Vorstellung vom Textadressaten ergibt. Ist ein Element irre-levant, wird die Kette neu begonnen (anhand der Aufgabenumgebung oder fruher generierterGedanken). Alle abgerufenen Elemente werden uberpruft, ob sie schriftlich notiert werdensollen. Die Notiz hat dabei die Form einzelner Worte, Satzfragmente oder in seltenen Fallensogar vollstandiger Satze. Inwieweit das Produktionsmedium eine Rolle spielt, wird allerdingsnicht weiter ausgefuhrt.

Durch das Strukturieren werden die nutzlichsten Informationen zu einem Plan zusammenge-stellt (siehe Bild 2.9). Dieser kann sequentiell (Abfolge der zu behandelnden Themen) oderhierarchisch geordnet (Thema-Unterthema-Beziehung) sein. Charakteristisch sind dafur diesogenannten organisatorischen Notizen (organizational notes), die systematische Einruckungenoder eine Sortierung anhand von Nummern oder Buchstaben aufweisen. Beim Generieren wer-den nicht nur inhaltliche Informationen erzeugt, sondern auch Bewertungskriterien fur denText. Diese werden im Subprozeß Zielsetzung identifiziert und wahrend des Uberarbeitensbenutzt.

Gehen wir nun auf den Formulierungsprozeß ein. Hier werden anhand des Schreibplans Satzegebildet (siehe Bild 2.10). Die Autoren gehen davon aus, daß dies mittels Propositionen ge-schieht.16 Ziel des Hauptprozesses Uberarbeiten besteht darin, die Qualitat des geschriebenenTextes zu verbessern (siehe Bild 2.11). Die Autoren nehmen an, daß sich zwei Modi unterschei-

15Die Autoren unterscheiden dabei Depth first (I), Get it down as you think of it, then review (II), Perfectfirst draft (III) und Breadth first (IV).

16Dieser Teil des Ansatzes wird von den Autoren allerdings nicht weiter ausgefuhrt.

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2.3. MODELLE ZUR TEXTPRODUKTION 25

Bild 2.8: Struktur des Generierungsprozesses (nach Hayes und Flower, 1980, 13)

Bild 2.9: Aufbau des Prozesses zur Strukturierung (nach Hayes und Flower, 1980, 14)

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26 KAPITEL 2. WAS IST WISSENSCHAFTLICHE TEXTPRODUKTION?

den lassen, namlich Uberarbeiten als Hauptprozeß und als unterbrechenden Redaktionsprozeß(editing). 17 Im ersten Fall widmet sich der Textproduzent fur eine langere Zeitdauer undsystematisch der Verbesserung, im zweiten Fall werden laufende Prozesse automatisch unter-brochen, wenn entsprechende Bedingungen zutreffen. Die Bedingungen ergeben sich in beidenFallen aus der Formalisierung des Redaktionsprozesses als Produktionssystem.

Bild 2.10: Struktur des Prozesses zur Formulierung (nach Hayes und Flower, 1980, 16)

Bild 2.11: Struktur des Prozesses zur Uberarbeitung (nach Hayes und Flower, 1980, 17)

Das Modell von Hayes und Flower (1980) ist vielfach dargestellt und diskutiert worden (vgl.Krings, 1992; Jakobs, 1999; Molitor-Lubbert, 1996). Im folgenden konzentrieren wir uns des-halb nur auf einige Vor- und Nachteile des Ansatzes in unserem Kontext. Ein entscheidenderNachteil des Modells in dieser Form ist, daß nur das Langzeitgedachtnis als Informationsquelleberucksichtigt wird. Die Rezeption fremder Fachtexte, die gerade bei der wissenschaftlichen

17Die Benennungen, die die Autoren dafur benutzen, sind teilweise unklar und widerspruchlich (Hayes undFlower, 1980, 16ff.).

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2.3. MODELLE ZUR TEXTPRODUKTION 27

Textproduktion eine große Rolle spielen konnen, wird nicht erfaßt. Daß beim Textproduzie-ren neues Wissen entsteht und damit der Prozeß auf die Komponente Langzeitgedachtnisverandernd wirkt, wird ebenfalls nicht modelliert. Diese Defizite aus unserer Sicht sind beidem neueren Modell nicht mehr vorhanden. Weitere Kritikpunkte jedoch gelten sowohl fur dasneue als auch das alte Modell. Wir verweisen deshalb auf den vorherigen Abschnitt. Ein Vor-teil des Ansatzes im Gegensatz zu Hayes (1996) sind jedoch die detaillierten Ausfuhrungen zuden einzelnen Subprozessen. Da die Experimente, aus denen die Ablaufe hergeleitet werden,jedoch nicht in elektronischen Textproduktionsumgebungen stattfanden, ist die Gultigkeitder Ablaufschemata zu uberprufen und sind diese gegebenenfalls zu erweitern. Dies betrifftz.B. die Fragen, wo und wie Notizen abgelegt werden (insbesondere uber einen langeren Zeit-raum hinweg) und wie die drei Hauptprozesse in begleitende Prozesse, etwa zur Verwaltungvon bibliographischen Angaben oder eines personlichen Fachworterbuchs, eingebettet werdenkonnen. In bezug auf die Ausfuhrungen in Kapitel 4 ist festzuhalten, daß empirische Unter-suchungen Listen- und Baumstrukturen als grundlegende Strukturierungstypen bestatigen.

Die ursprungliche Pragmatik (und Empfehlung der Autoren zur Verwendung) des Modells wares, ein Werkzeug zur Analyse des Textproduktionsprozesses unter Laborbedingungen zu ent-wickeln. Hayes und Flower (1980, 10) sehen das Modell als provisorisch an. Sie begrunden diesu.a. damit, daß das Modell nur anhand eines einzigen Protokolls evaluiert wurde. Dennoch istes bis heute von vielen weiteren Forschern als Basismodell verwendet und aufgabenspezifischerweitert worden (vgl. Molitor-Lubbert, 1996).18

2.3.3 Textproduktionskompetenz und -strategien

Die bisher vorgestellten Modelle unterscheiden nicht zwischen Anfangern und professionellenTextproduzenten. Um die Fahigkeiten zu differenzieren, die zum Erwerb vollstandiger Schreib-kompetenz notwendig sind, bietet sich das vielzitierte Modell von Bereiter (1980, 84ff.) an.Die eingefuhrten Bereiche zur Textproduktionskompetenz beziehen sich auf den Produkti-onsprozeß, das Produkt und die Person des Lesers. Folgende Stufen konnen dabei erreichtwerden:

1. Die Voraussetzungen des assoziativen Schreibens (associative writing) sind die Fahig-keiten zur schriftlichen Sprachproduktion und zu kontrollierten Assoziationen.

2. Fur das flussige Schreiben (performative writing) wird außerdem die Beherrschung vonSchreibkonventionen benotigt.

3. Die Fahigkeit der sozialen Kognition, d.h. sich in andere hineinversetzen zu konnen(Leser), ermoglicht das kommunikative Schreiben (communicative writing).

4. Beim reflektierten Schreiben (unified writing) wird davon ausgegangen, daß Texte unterliterarischen und logischen Gesichtspunkten kompetent bewertet werden konnen.

5. Das epistemische Schreiben (epistemic writing) als hochste Stufe wird erreicht, wennzusatzlich die Fahigkeit zur Selbstreflexion vorhanden ist.

18Im Bereich der Schreibdidaktik wurde das Modell ebenfalls erfolgreich eingesetzt. Interessanterweise war-nen die Autoren bei der Vorstellung des Ansatzes noch davor, das Modell schon im Unterricht zur Lehre oderzur Bewertung einzusetzen.

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28 KAPITEL 2. WAS IST WISSENSCHAFTLICHE TEXTPRODUKTION?

Bei der wissenschaftlichen Textproduktion sind insbesondere die hoheren Stufen gefordert.Es stellt sich allerdings die Frage, wie sich diese Unterschiede anhand eines Modells erklarenlassen. Motiviert durch padagogische Fragestellungen untersucht Bereiter und Scardamalia(1987) die Textproduktionsstrategien bei Schulern und Studenten und leitet daraus zwei auf-einander aufbauende Strategiemodelle ab, die ihren Schwerpunkt auf den Prozeß der Inhalts-generierung19 legen:

• Beim Modell der Wissensreproduktion (knowledge telling), an dem sich typischerwei-se Schreibanfanger orientieren, konnen Inhalte ohne ubergreifendes Planen oder Zielset-zen generiert werden (siehe Bild 2.12). Es dient der bloßen Wiedergabe von Wissen beimTextproduzieren. Auf der Grundlage der mentalen Aufgabenreprasentation werden the-matische oder textartspezifische Schlusselreize gesucht, die wiederum dazu dienen, einAbrufschema zu konstruieren. Anhand dieses werden Inhalte aus dem Gedachtnis asso-ziativ bereitgestellt, die nach Prufung auf inhaltliche Angemessenheit schriftlich fixiertwerden. Dabei entsteht aufgrund der Assoziationen auch ohne ubergeordnete Planungs-prozesse meist ein koharenter Text.

Bild 2.12: Strategie der Wissensreproduktion (knowledge telling) (nach Bereiter und Scarda-malia, 1987, 8)

• Das obige Modell der Wissensreproduktion erweitern die Autoren zum Modell der Wis-senstransformation (knowledge transforming). Dabei gehen sie von einem inhaltli-chen und rhetorischen Problemraum aus (siehe Bild 2.13).20 Dem inhaltlichen Pro-blemraum werden als Wissenszustande Uberzeugungen des Textproduzenten sowie als

19Siehe Abschnitt 2.3.2.20

”Der Begriff Problemraum bezeichnet eine abstrakte Einheit, bestehend aus verschiedenen Wissens-

zustanden und Operationen, die dazu dienen, einen Wissenszustand in einen nachsten zu uberfuhren“ (Molitor-Lubbert, 1996, 1014).

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2.3. MODELLE ZUR TEXTPRODUKTION 29

Operationen Schlußfolgern und Hypothesenbilden zugeordnet (Bereiter und Scardama-lia, 1987, 301ff.). Die Reprasentation der rhetorischen Situation, bestehend aus demwirklichen und beabsichtigten Text und damit verbundenen Zielen, bildet den Wissens-zustand des rhetorischen Problemraums. Operationen in diesem beziehen sich direktauf Textanderungen oder auf Ziele, die mit dem Text verbunden sind. Beide Raumetreten dadurch in Wechselwirkung, daß die Probleme eines Raumes jeweils in die desanderen ubersetzt werden. Das Resultat ist eine fortwahrende Wissenstransformationim inhaltlichen Problemraum, in Form von Veranderungen der Struktur und des Inhaltsdes Wissens (neue Zusammenhange oder Ziele). Im Vergleich zur Wissensreproduktionspielen rhetorische Teilziele eine großere Rolle. Dies fuhrt dazu, daß der produzierte Textnicht nur zum Thema oder zur Textsorte paßt, sondern auch zur rhetorischen Situation.

Bild 2.13: Strategie der Wissenstransformation (knowledge transforming) (nach Bereiter undScardamalia, 1987, 12)

Im Kontext der vorliegenden Arbeit ist die Trennung in einen inhaltlichen und einen rhetori-schen Problemraum fur uns der wichtigste Punkt. Bereiter und Scardamalia (1987) abstrahie-ren jedoch — wie schon zuvor Hayes und Flower (1980) — weitgehend von der Beschaffenheitdes Produktionsmediums. Dabei besteht ein wichtiger Ansatzpunkt darin, den Textprodu-zenten dadurch zu unterstutzen, daß diese Trennung auch konzeptionell durch die Schreib-werkzeuge erfaßt wird (siehe z.B. Streitz u. a., 1992). Dies betrifft insbesondere die Aussa-ge, daß der inhaltliche Problemraum im Gegensatz zum rhetorischen keinen Linearisierungs-oder Hierarchisierungszwangen21 unterliegt (vgl. Bereiter und Scardamalia, 1987, 102). Daher

21Das Konzept des Hypertextes lost sich von der linearen bzw. hierarchischen Struktur. Wir wollen aber dieseThematik an dieser Stelle nicht weiter vertiefen, da ein Großteil der aktuellen wissenschaftlichen Textproduktekonventionell erstellt werden.

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30 KAPITEL 2. WAS IST WISSENSCHAFTLICHE TEXTPRODUKTION?

konnten beispielsweise netzartige Reprasentationen in Betracht gezogen werden (z.B. bei Be-griffsbeziehungen). Auch die leserbezogene Verwendung von Begriffen fallt beispielsweise alsBeschrankung im inhaltlichen Raum weg. Aus diesen Grunden bietet sich eine Reprasentationan, die erstens das fertige Textprodukt und die inhaltlichen Ideen trennt22 und zweitens dieBeziehung zwischen beiden Bereichen modelliert. Außerdem argumentieren wir, daß, wennlaut Krings (1992) bei der Wissenstransformation erfahrene Schreiber mehr Inhalte produzie-ren als in das Textprodukt tatsachlich einfließen, hier auch ein Potential fur weitere Textpro-duktionsprojekte liegt, das entsprechend ausgenutzt werden sollte. Wir verweisen an dieserStelle auf Abschnitt 3.2.4 und die zwei Prinzipien PPiE und PMiMa in Abschnitt 3.2.3.

2.3.4 Wissensentwicklung bei der Textproduktion

Bild 2.14: Informationsfluß bei wissenschaftlichen Textproduktionsstrategien (nach Molitor-Lubbert, 1997, 52)

Wahrend Bereiter und Scardamalia (1987) in ihrem Modell die Entstehung von neuem Wissenaus der Wechselwirkung zwischen dem inhaltlichen und rhetorischen Problemraum herleiten,sieht Molitor-Lubbert (1996) dies in der Interaktion zwischen Autor und Medium. In ihremModell der reflexiven bzw. epistemischen23 Textproduktion stellt sie daher den Autor undden entstehenden Text als gleichgewichtige Komponenten gegenuber (siehe Bild 2.14), dievon bestimmten Kontextbedingungen24 beeinflußt sein konnen (ebd., 1023). An der Schnitt-stelle werden die zwei grundlegenden Prozeßtypen Produktions- und Rezeptionsprozesse un-terschieden. Erstere dienen der Materialisierung der Reprasentation des intendierten Textes.Die Rezeptionsprozesse konnen unterschieden werden in begleitendes, kontrollierendes Le-sen als automatische Ruckkopplung bei allen Produktionsprozessen sowie in eigenstandigesLesen, etwa beim Wissenserwerb aus fremden Fachtexten. Ergebnis ist in beiden Fallen ei-

22Die Trennung kann auch darin bestehen, die Bereiche entsprechend auszuzeichnen.23Zu dem Begriff epistemisch siehe Bereiter (1980) in Abschnitt 2.3.3.24Dies bezieht sich auf

”alles, was die Befindlichkeit und das Wissen des Autors sowie das Aussehen des

Textes verandert“ (ebd., 1023).

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2.3. MODELLE ZUR TEXTPRODUKTION 31

ne Reprasentation des realisierten Textes, die dann in Evaluierungsprozessen mit einer an-deren mentalen Reprasentation (z.B. zu einem eigenen Textfragment oder zu einer vermu-teten Intention eines Fremdautors) verglichen wird. Dadurch werden weitere mentale Re-prasentationen zum Vorwissen, den Intentionen und Ideen verandert bzw. aufgebaut. Diesebilden den Ausgangspunkt fur Planungsprozesse, in denen Gedanken konkretisiert und ver-sprachlicht werden. Molitor-Lubbert (1997, 55) argumentiert, daß durch die unterschiedlicheBeschaffenheit der mentalen und physischen Reprasentationen im gesamten Modell und dendamit verbundenen spezifischen Speicherungsmechanismen (wie z.B. Kategorisierungseinhei-ten, Verknupfungsmoglichkeiten usw.) bei jedem Lese- und Schreibprozeß etwas Neues ent-steht. Dies gelte auch, wenn der Zyklus mehrfach durchlaufen wird. Der obige Ansatz istdaher aus mehreren Grunden fur die vorliegende Arbeit relevant:

• Das Modell befaßt sich explizit mit der Domane der wissenschaftlichen Textproduktion.

• Die Schnittstelle zwischen Individuum und Produktionsmedium bzw. Informationsbe-stand spielt auch in dem integrativen Modell zur wissenschaftlichen Textarbeit einegroße Rolle (siehe Kapitel 6).

• Der Ansatz bindet den konstruktivistischen Ansatz der Kognitionspsychologie zumTextverstehen in ein Textproduktionsmodell ein. Wir greifen auf diesen Ansatz ebenfallszuruck, wenn wir die mogliche Rolle eines personlichen Fachworterbuchs im Textpro-duktionsprozeß betrachten (siehe Abschnitt 5.1.2).

Noch Forschungsbedarf besteht allerdings bei der Frage, wie das eigene Textprodukt, fremdeFachtexte, Notizen u.a. reprasentiert werden sollen, um die verschiedenen Ziele, die den Eva-luationsprozessen zugrunde liegen konnen, adaquat zu unterstutzen. Dies betrifft z.B. auchdie Einflusse auf Begriffsbildungen. In bezug auf elektronische Umgebungen ist in diesemZusammenhang folgendes festzustellen:

Weder die Schnelligkeit des Zugriffs und der Produktion, noch Materialfulle,noch ausgefeilte Archivierungshilfen sind Garanten fur Kreativitat, denn Krea-tivitat braucht (Inkubations-)Zeit und hat viel mit offenen Strukturen und demAufbrechen von Ordnung zu tun (Molitor-Lubbert, 1997, 63).

Wir fuhren diesen Gedanken in der vorliegenden Arbeit insofern fort, als wir eine externeReprasentation und ein Produktionsmedium schaffen wollen bzw. fordern, welches dem Text-produzenten u.a. auch als ”Spielwiese“ fur spontane oder systematische kreative Aktivitatendient. Wenn erwunscht, soll dies allerdings mit den Starken verknupft sein, die ublicherweisemit dem elektronischen Medium verbunden werden, wie etwa systematische, dauerhafte undprazise Archivierung auch umfangreicher Informationen sowie schnellen Zugriff darauf.

2.3.5 Interaktion rezeptiver, reproduktiver und produktiver Prozesse

Jakobs (1995, 1999) betont noch mehr als Molitor-Lubbert (1997) die Funktion fremder Fach-texte. Diese bilden in dem Modell von Jakobs einen externen Speicher,25 der sich im Hand-lungsbereich Wissenschaft dadurch konstituiert, daß mittels Fachtexten ”Wissen“ konserviert

25Im Gegensatz zum internen Wissensspeicher in Form des Langzeitgedachtnisses.

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32 KAPITEL 2. WAS IST WISSENSCHAFTLICHE TEXTPRODUKTION?

und/oder transportiert wird (vgl. Jakobs, 1995, 91f.). Der Ansatz versucht kognitiv-empirischorientierte und soziokulturelle Konzepte zu verbinden. Letzteres wird anhand von Einflußfak-toren auf die textproduktiven26 Prozesse in einem Schalenmodell dargestellt. In Tabelle 2.1werden die Schalen des Modells tabellarisch mit Beispielen zu den Einflußgroßen aufgefuhrt.Die Faktoren der außeren Schalen beeinflussen dabei jeweils die inneren Schalen. Professio-nelle Textproduzenten konnen die Rahmenbedingungen angemessen reflektieren und im Text-produktionsprozeß bei produktiven, reproduktiven und rezeptiven Handlungen entsprechendberucksichtigen (vgl. Knorr, 1998, 39f.).

Tabelle 2.1: Außere und innere Rahmenbedingungen beim textproduktiven Handeln

Kontext Beispiele fur Einflußfaktoren

Kulturraum(sozial-sprachlich und zeitlich gepragt)

Einstellungen zu Texten und zumTextproduzieren, kulturspezifische Denkstileund Textmusterauspragungen (Jakobs, 1999,220ff.)

Handlungsraum Wissenschaft(sozial-fachlich und zeitlich gepragt)

Konventionen, Interessen und Organisationgesellschaftlich-sozialer Handlungsbereicheetc. (ebd., 234ff.)

Textproduktionssituation Textproduktionsaufgabe,Zeitbeschrankungen, Beschaffenheit vonQuellen, Bedingungen am Arbeitsplatz,Zugriffsmoglichkeiten auf Fachliteratur,Arbeitsmedien etc. (ebd., 262ff.)

Textproduzent Wissen, Konnen und Voreinstellungen; Ziele,Motivation, Interesse (ebd., 293ff.)

Als prototypisches Merkmal fur wissenschaftliche Textproduktionen sieht Jakobs (1999) denRuckgriff auf fremde Fachliteratur. Wahrend Hayes (1996) nur grob zwischen zwei Artendes Lesens unterscheidet, ergeben sich jedoch aus den unterschiedlichen, domanenspezifischenZielen des Ruckgriffs weitere Formen des Lesens. Die Grunde fur den Ruckgriff auf Fachlite-ratur werden detailliert erortert. Wir fassen diese in der Tabelle 2.2 zusammen. Innerhalb dervorliegenden Arbeit nehmen wir an, daß entsprechend der Kategorien auch jeweilige Anforde-rungen an das Produktionsmedium gestellt werden mussen. Dies betrifft zum einen spezifischeVerfahren zur Auswahl der Informationsobjekte, aber auch zu deren Darstellung.

Das Modell zur unmittelbaren Textproduktionssituation (siehe Bild 2.15) wird aus bisheri-gen Modellen hergeleitet. Als Basis dienen die Modelle von Hayes und Flower (1980) undEndres-Niggemeyer (1992). Der Ansatz von Molitor (1984) findet sich u.a. in dem Soll-Ist-Vergleich wieder. Um die Leseprozesse zu integrieren, die sich auf fremde Fachliteratur so-wie auf eigene Aufzeichnungen beziehen, wird u.a. das Modell zur Textreproduktion vonRickheit und Strohner (1989) als Teilmodell herangezogen. Allerdings wird dieses erweitert

26Entsprechendes gilt auch fur rezeptive und reproduktive Prozesse.

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2.3. MODELLE ZUR TEXTPRODUKTION 33

und domanenspezifisch ausgefuhrt. Nicht gleichgewichtig erfaßt wird im Modell zur unmit-telbaren Textproduktionssituation jedoch, daß wahrend des Prozesses eigene Aufzeichnungenangefertigt oder verandert werden konnen, die nicht unmittelbar mit dem zu produzieren-den Text verbunden sind. Ein Grund dafur konnte sein, daß der Ansatz von Molitor (1984)ebenfalls nur das Wechselspiel zwischen Autor und Text betrachtet, im Gegensatz zu demAnsatz von Molitor-Lubbert (1997), in dem erst die physische Komponente erweitert wird(vgl. Abschnitt 2.3.4). Nur implizit berucksichtigt wird in der unmittelbaren Textproduk-tionssituation, wie Rezeptionsprozesse auf die Komponente Langzeitgedachtnis zuruckwirken.

Der Ansatz von Jakobs (1999) basiert zum einen auf eigenen Uberlegungen und Fragebo-generhebungen. Zum anderen wird auch eine Vielzahl bisheriger Forschungsergebnisse vonanderen Forschern berucksichtigt. Anzumerken ist dennoch, daß großtenteils von ublichenWerkzeugen ausgegangen wird. Wir dagegen wollen ein Modell erstellen, daß uns qualitativneuartige Prinzipien eroffnet, die zur Schaffung besserer Textproduktionswerkzeuge fuhren.Wir verweisen an dieser Stelle beispielsweise auf die erweiterte Suche, die gerade bei derwiederholten (erneuten) Rezeption eine Rolle spielen kann (siehe Abschnitt 6.2.3).

Zusammenfassend laßt sich feststellen, daß ahnlich wie in dem Ansatz von Hayes (1996)die Forschung der letzten 20 Jahre in einem umfassenden Modell berucksichtigt wird. Al-lerdings werden spezifische Eigenschaften der wissenschaftlichen Textproduktion detaillierterund punktuell sogar abweichend behandelt. In bezug auf die vorliegende Arbeit ist anzu-merken, daß der Schwerpunkt des Modells auf dem Umgang mit Texten anderer liegt. Diesist v.a. fur geisteswissenschaftliche Disziplinen bedeutend, wahrend z.B. das Entwerfen von

Tabelle 2.2: Grunde fur den Ruckgriff auf Fachliteratur (nach Jakobs 1999, 197ff.)

Nr. Grund des Ruckgriffs

1 Aneignung von Wissen fur die Generierung von Ideen

2 Konfrontation eigener Annahmen und Ergebnisse mit Positionen, die in derLiteratur vertreten werden

3 Einlesen in ein Gebiet und Einordnung eigener Annahmen in den Kontextbisheriger Forschung(-slinien)

4 Sicherstellung, daß eine bestimmte Idee oder Annahme nicht bereits existiert

5 Erneuter Ruckgriff bei verandertem Wissen, Interesse oder einer anderenPerspektive auf das rezipierte Objekt

6 Erneuter Ruckgriff zur Uberprufung, inwieweit eine fruhere Textinterpretationbzw. die mentale Reprasentation ihrer Ergebnisse noch zutrifft

7 Ruckgriff mit dem Ziel, zu zitieren oder zu verweisen

8 Erneuter Ruckgriff, um die Korrektheit einer realisierten Bezugnahme (auf Texte),Zitat oder Verweis zu uberprufen

9 Ruckgriff zum Zweck der Beziehungsgestaltung

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34 KAPITEL 2. WAS IST WISSENSCHAFTLICHE TEXTPRODUKTION?

Bild 2.15: Produktive, rezeptive und reproduktive Prozesse bei der wissenschaftlichen Text-produktion (nach Jakobs, 1999, 333)

Experimenten, die Aufbereitung von Forschungsdaten etc. kaum erwahnt werden.

2.3.6 Informationsmanagement bei der wissenschaftlichen Textproduktion

Die in den beiden letzten Abschnitten dargestellten Ansatze betonen den Stellenwert frem-der Fachliteratur. Dabei wird der Einfluß auf den Textproduktionsprozeß u.a. auch davonabhangig gemacht, wie diese im externen Medium verwaltet werden und wie auf sie zuge-griffen wird.27 Knorr (1998) widmet sich intensiver dieser Problematik und untersucht, wieerstens Informationsbestande in externen Medien zur Gedachtnisentlastung aufgebaut undorganisiert werden konnen und zweitens, welche Einflußgroßen qualitativ auf die Nutzung ei-nes Literaturverwaltungssystems in der unmittelbaren Textproduktionssituation wirken. MitFragebogen und in Interviews wurden empirische Daten erhoben, die anhand eines Modells zurBeschreibung der Nutzungsmoglichkeiten von Literaturverwaltungen erortert und verglichenwerden. Das Modell unterscheidet funf Bereiche einer Literaturverwaltung (siehe Bild 2.16und Tabelle 2.3).

Fur die vorliegende Arbeit ist der Ansatz aus den folgenden Grunden relevant:

• Zwar handelt es sich nicht um ein Modell der Textproduktion, dafur wird aber ein wich-tiger Teilbereich dieses Prozesses abgebildet, namlich die Organisation und der Zugriff

27Siehe z.B. das Modell der Einflußfaktoren aus dem vorherigen Abschnitt.

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2.4. ZUSAMMENFASSUNG UND OFFENE FORSCHUNGSFRAGEN 35

Bild 2.16: Modell zur Beschreibung der Nutzungsmoglichkeiten von Literaturverwaltungen(nach Knorr, 1998, 200)

auf den Informationsbestand unter dem Blickwinkel der Funktionen einer Literaturver-waltung. Hierbei werden v.a. auch medienspezifische Unterschiede diskutiert.

• Das Modell bezieht sich auf ein ubergreifendes Informationsmanagement, welches nichtauf die Entstehung eines einzelnen Textprodukts fokussiert.

• Die empirischen Daten (z.B. Fallstudien) konnen auch fur eigene Argumentationen her-angezogen werden, etwa um die praktische Relevanz zu belegen. Beispielsweise werdenals grundlegende Verwaltungsstrategien Listen in einem Editor und Tabellen in einerDatenbank unterschieden. Wir greifen die spezifischen Vorteile auf, um diese mit eineradaquaten Reprasentation und Visualisierung zu vereinen.

Noch Forschungsbedarf besteht allerdings bei der Frage, wie ein homogenes Produktions-medium gestaltet sein muß, bei dem das ubergreifende Informationsmanagement und derTextproduktionsprozeß, bestehend aus rezeptiven, reproduktiven und produktiven Teilpro-zessen, effektiv und effizient ineinandergreifen.

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36 KAPITEL 2. WAS IST WISSENSCHAFTLICHE TEXTPRODUKTION?

Tabelle 2.3: Bereiche einer Literaturverwaltung (nach Knorr 1998, 82ff.)

Bereich Beispiel(e)

Bibliographische Angabe siehe Abschnitt 5.1.1

Fachtextubergreifende Informationen Stichworter, Schlagwortkartei

Fachtextbezogene Informationen Exzerpte, Zitate

Arbeitsorganisation Notizen zu Abgabeterminen

Referenz auf Standorte Signaturen von Buchern in Bibliotheken

2.4 Zusammenfassung und offene Forschungsfragen

In diesem Kapitel wurden zunachst die Begriffe Text und Dokument aus Sicht verschiedenerDisziplinen betrachtet. Dabei haben wir festgestellt, daß in der Textlinguistik Text als Kompo-nente von sozialen oder kognitiven Modellen gesehen wird (z.B. Kommunikationsmodell). DieInformatik betont dagegen diejenigen Merkmale als textkonstituierend, die fur die Verarbei-tung von Texten im Rechner und den damit verbundenen Fragestellungen wichtig sind (z.B.Zeichencodierung). Da auch innerhalb der Linguistik der Textbegriff bis heute umstritten istund die Tendenz dahin geht, diesen immer weiter zu fassen, schlossen wir uns bestimmten Po-sitionen an und unterscheiden insbesondere den Text vom Dokument. Dies ermoglichte es uns,die Spezialisierungen wissenschaftlicher Text und wissenschaftliches Dokument zu definieren.

Auf Basis dieser Uberlegung diskutierten wir die im Rahmen dieser Arbeit wichtigsten Modellezur Textproduktion. Tabelle 2.4 stellt die z.T. sehr heterogenen Modelle anhand ausgewahlterFragestellungen nebeneinander, die uns in bezug auf die folgenden Kapitel interessieren. Aus-gehend von den Modellen besteht jedoch in den folgenden Bereichen noch Forschungsbedarf:

• Schnittstelle kognitive Prozesse und Produktionsmedium: Es stellt sich dieFrage, wie rezeptive, reproduktive und produktive Handlungen durch das Produktions-medium unterstutzt werden konnen. Hier muß insbesondere erforscht werden, wie dasProduktionsmedium den Wechsel zwischen verschiedenen Arbeitssituationen unterstutzenkann und inwiefern Ansatze und Prinzipien aus den Bereichen Content ManagementSysteme, Dokumentenmanagementsysteme und offene Hypertextsysteme in ein Text-produktionsmodell integriert werden konnen und sollen, wenn dies sinnvoll ist. Fernergehen wir davon aus und versuchen dies in den weiteren Kapiteln zu belegen, daß in fastjeder Arbeitssituation Informationsobjekte ”gleichzeitig“28 rezipiert, reproduziert undproduziert werden. Die Arbeitssituationen ergeben sich aus verschiedenen Arbeitspro-zessen, wie etwa dem Lesen fremder Fachtexte, dem Auswerten von Forschungsdaten,dem Bibliographieren oder dem Erarbeiten einer Terminologie. Daß dabei in einem ex-ternen Medium (außerhalb des Individuums) Informationen reprasentiert werden unddiese eng mit den kognitiven Prozessen des Individuums verknupft sind, zeigen auch

28Damit meinen wir innerhalb eines kurzen Zeitraums.

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2.4. ZUSAMMENFASSUNG UND OFFENE FORSCHUNGSFRAGEN 37

Tabelle 2.4: Vergleich der betrachteten Ansatze

Kriterium

Ansa

tz

Hay

es(1

996)

Hay

esun

dFlo

wer

(198

0)

Ber

eite

run

dSc

arda

mal

ia(1

987)

Mol

itor

(198

4)

Mol

itor

-Lub

bert

(199

7)

Jako

bs(1

999)

Kno

rr(1

998)

Handelt es sich um ein Textproduktionsmodell? • • • • • •

Wird die Domane Wissenschaft spezifisch berucksichtigt? • • • •

Werden Merkmale des Produktionsmediums diskutiert? • • • •

Werden fremde Fachtexte ausreichend berucksichtigt? • • •

Wird die Erstellung mehrerer Textprodukte modelliert? •

aktuelle Forschungsarbeiten zur Mensch-Maschine-Schnittstelle, die in diesem Fall voneiner sogenannten Verteilten Kognition (Distributed Cognition) sprechen (vgl. Hollanu. a., 2000; O’Hara u. a., 2002). Bezogen auf die wissenschaftliche Textproduktion wirddies beispielsweise beim sogenannten ”Source Reading“ diskutiert (vgl. Abschnitt 2.3.5und Jakobs (1995, 1997)). Der Ansatz von Neuwirth und Kaufer (1989) geht ebenfalls aufdie Rolle externer Reprasentation ein und stellt eine mogliche Werkzeugunterstutzungbeim Produzieren einer Literaturzusammenstellung (synthesis) vor. Innerhalb der vor-liegenden Arbeit wenden wir dieses Prinzip in Kapitel 5 auf eine großere Auswahl vonArbeitssituationen an. Außerdem wird mit dem Expositionsbegriff dieses Prinzip inKapitel 6 formalisiert und in unser Modell integriert.

• Berucksichtigung des Entstehungsprozesses bei der Reprasentation (insbe-sondere des Fachdokuments): Es gilt herauszufinden, welche Reprasentationsmog-lichkeiten es gibt, um nicht nur dem fertigen Produkt, sondern auch dem Prozeß derEntstehung gerecht zu werden. Dies betrifft z.B. den Umgang mit Notizen zur Text-planung oder inhaltlichen Ideen. Wir nehmen außerdem an, daß Informationsobjekte(und damit auch ein Textprodukt in Arbeit) sich auf einem Kontinuum in bezug aufdie Kriterien Korrektheit, Vollstandigkeit, inhaltliche Strukturiertheit, formale Struktu-riertheit etc. befindet. Ziel ist es, dies bei den weiteren Ausfuhrungen in die Diskussio-nen einzubeziehen und gegebenenfalls auch geeignete Reprasentationen zur Erstellung,Veranderung und Nutzung der Informationsobjekte zu entwickeln. Angewendet auf daswissenschaftliche Informationsmanagement eines Wissenschaftlers bedeutet dies, daß ge-nauso, wie sich das eigene Wissen fortlaufend verandert und erweitert, sich auch die vonihm erzeugten Informationsobjekte und die damit reprasentierten Informationen andern

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38 KAPITEL 2. WAS IST WISSENSCHAFTLICHE TEXTPRODUKTION?

konnen. Die Aufgabe der vorliegenden Arbeit besteht u.a. darin, aufzuzeigen, wie derKonflikt zwischen dem Text als momentaner Sicht auf den Forschungsgegenstand unddem Text als fertigem, veroffentlichbarem Produkt gelost werden kann.

• Einbettung von Teilprozessen in großere Handlungszusammenhange: Die vor-liegende Arbeit vertritt die These, daß durch die Einbettung isolierter Prozesse in ganz-heitliche Zusammenhange neue Potentiale zur Prozeßoptimierung erschlossen werdenkonnen. Beispielsweise wird in den obigen Textproduktionsmodellen der Fokus auf dieErstellung eines einzelnen Fachtextes gelegt. Daß bei vorausgehenden Fachtexten aberschon Ideen gesammelt worden sein konnten, die nicht in dem Text verarbeitet wor-den sind, aber die Basis fur weitere Texte darstellen konnten, wird nicht ausreichendabgebildet. Die Forschungsfrage lautet daher: Wie kann langfristig ein personliches In-formationsmanagement aufgebaut werden, das wahrend des wissenschaftlichen Arbei-tens und Textproduzierens effektiv benutzt und befullt werden kann? Dabei wollen wirdies nicht nur auf den Einsatzbereich beschranken, den man ublicherweise mit Lite-raturverwaltungen verbindet. Folgendes Beispiel soll dies illustrieren: Ausgehend vomdem Prozeß des personlichen wissenschaftlichen Arbeitens, der Jahre uberdauern kann,sammelt der Wissenschaftler Material, Ideen und Daten fur ein konkretes Textproduk-tionsprojekt. Innerhalb dieses Projektes produziert er inhaltliche und organisatorischeNotizen etc., wobei er eine neue Idee hat, die sich nun umgekehrt auch auf seine weiterewissenschaftliche Arbeit auswirken konnte.

• Transparenz uber das Produkt und den Prozeß: Die Schnittstelle zwischen Wis-senschaftler und Informationsbestand/ Produktionsmedium stellt einen Engpaß dar.Forschungsbedarf besteht darin, wie der Wissenschaftler sich ein Bild uber vorhandeneInformationsobjekte (insbesondere auch sein Textprodukt) aufbauen kann und wie erauf die Informationsobjekte mit Hilfe seiner mentalen Reprasentationen effektiv zugrei-fen kann. In bezug auf den Prozeß vertreten wir die Ansicht, daß gerade bei der wis-senschaftlichen Textproduktion die Transparenz daruber wichtig ist, wann man etwasbewertet, reflektiert, neu entwickelt oder auch nur gelesen hat (vgl. Abschnitt 2.2.1.4).

• Beteiligung mehrerer Personen am Textproduktionsprozeß: Noch wissen wir zuwenig daruber, wie in welchen Arbeitssituationen andere Personen als Kollege, Koautor,Begutachter, Diskussionspartner, Coach oder Hilfskraft in dem Textproduktionsprozeßintegriert werden konnen und wie dies in einem Textproduktionsmodell abgebildet wer-den kann.

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Kapitel 3

Basisdefinitionen zurwissenschaftlichen Textproduktion

Nach einem kurzen Uberblick uber die wichtigsten, grundlegenden Begriffe wird das Rah-menmodell der wissenschaftlichen Textproduktion grob umrissen. Wir gehen dabei von denexistierenden Modellen aus und modifizieren und erweitern diese. Der letzte Abschnitt be-schreibt, wie das Modell in den weiteren Kapiteln verfeinert wird.

3.1 Grundlegende Begriffe

Im folgenden definieren wir nochmals im Uberblick die grundlegenden Begriffe dieser Arbeit.Eine ausfuhrliche Diskussion findet sich in Kapitel 2.

Definition 1 (Fachtext) Als Fachtext bezeichnen wir ein sprachliches Mittel, mit dem dieGebundenheit einer sprachlichen Handlung an die Unmittelbarkeit und die Verganglichkeit ih-res Vollzugs uberwunden werden kann, indem eine zerdehnte Sprechsituation geschaffen wird.Wir beschranken den Begriff zusatzlich auf schriftliche Texte, die im Handlungsraum Wissen-schaft zur Archivierung und Kommunikation wissenschaftlichen Wissens benutzt werden. DerText umfaßt als Komplex von Zeichen (aus der Sicht der Semiotik) auch Grafiken, Tabellen,Verzeichnisse u.a. sowie das Textlayout.

Definition 2 (Fachdokument) Als Fachdokument bezeichnen wir jede einzelne materielleRealisierung eines Fachtextes, reprasentiert durch ein einziges oder eine Menge von Informa-tionsobjekten.

Ein wichtiges Merkmal eines Fachdokuments ist nach den obigen Definitionen der Standort.Einen weiteren Begriff, der oft mit ”Text“ bezeichnet wird, nennen wir Fließtext und grenzenihn damit von dem Begriff Fachtext ab:

Definition 3 (Fließtext) Als Fließtext bezeichnen wir einen Wortlaut bestehend aus Zei-chen eines ublichen maschinellen Zeichensatzes (z.B. ASCII- oder Unicode-Zeichensatz).

39

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40KAPITEL 3. BASISDEFINITIONEN ZUR WISSENSCHAFTLICHEN TEXTPRODUKTION

Mit diesen Definitionen ist es beispielsweise moglich, die Bestandteile eines Fachtextes inFließtext und Grafiken einzuteilen. Wenden wir uns nun dem ubergreifenden Prozeß deswissenschaftlichen Informationsmanagements zu:

Definition 4 (Wissenschaftliches Informationsmanagement) Als wissenschaftliches In-formationsmanagement bezeichnen wir die gezielte Organisation aller in einem externen Me-dium gespeicherten Informationsobjekte, die wahrend der gesamten wissenschaftlichen Arbeiteines Wissenschaftlers oder einer Gruppe von Wissenschaftlern entstehen und genutzt werden.

Der Begriff wissenschaftliche Textproduktion wurde schon in der Einleitung kurz als komple-xer, zielgerichteter Prozeß definiert. Dieser wird im folgenden genauer durch das Modell derwissenschaftlichen Textproduktion festgelegt. Schreiben stellt dabei einen Teilprozeß dar.

3.2 Rahmenmodell der wissenschaftlichen Textproduktion

Bild 3.1: Rahmenmodell des wissenschaftlichen Textproduktionsprozesses

Die Komplexitat des Gegenstands wissenschaftliche Textproduktion wirkt sich auf die Art derDarstellung in einer schriftlichen Arbeit aus. Um dabei fur den Leser den Uberblick zu er-leichtern, bietet sich als Ausgangspunkt ein Rahmenmodell an, das sukzessive verfeinert wird.Unser Rahmenmodell (siehe Bild 3.1) greift dabei auf die Ausfuhrungen zu den Ansatzen desvorherigen Kapitels zuruck. Dies betrifft insbesondere den Ansatz von Hayes (1996) undJakobs (1999). Im folgenden konzentrieren wir uns auf die wesentlichsten Aspekte und Un-terschiede und verweisen auf die Abschnitte, in denen wir bestimmte Bereiche detaillierterbehandeln.

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3.2. RAHMENMODELL DER WISSENSCHAFTLICHEN TEXTPRODUKTION 41

• Der weitere situativ-pragmatische Kontext bildet den Rahmen zu den KomponentenTextproduzent, soziale und physische Umgebung. Hervorzuheben ist, daß wir das Modellnicht nur auf die unmittelbare Textproduktion anwenden, sondern auch auf Prozesse imVorfeld oder begleitend zur Arbeit an einem konkreten Textprodukt.

• Der Informationsbestand enthalt nicht nur den bisher produzierten Text, sondern auchalle zur Erstellung dieses und anderer Texte notwendigen Informationsobjekte (For-schungsdaten, bisher produzierte eigene Fachdokumente, Notizen, Verzeichnisse biblio-graphischer Angaben, fremde Fachdokumente etc.). In Abschnitt 3.2.1 wird der Infor-mationsbestand genauer beschrieben.

• Das Produktionsmedium spielt eine zentrale Rolle an der Schnittstelle zwischen demTextproduzenten und der physischen Umgebung. Es bestimmt, wie Informationsobjekteerreicht, verandert, organisiert und visualisiert werden.

• Die Teilkomponente kognitive Prozesse wird um die Prozesse der Organisation undMetareflexion erweitert (siehe Kapitel 6).

3.2.1 Schalenmodell des Informationsbestands

In bezug auf den Informationsbestand als Teil der physischen Umgebung im Rahmenmodellfuhren wir im folgenden ein Schalenmodell mit den Schalen Wissenschaftlicher Informations-bestand SWi, Personlicher Informationsbestand SPe und Projekt-Informationsbestand SPr ein(siehe Bild 3.2). Diese Differenzierung dient beispielsweise der Beschreibung von Recherche-prozessen (siehe Abschnitt 5.1.1 und 5.1.3.1). Bisherige Textproduktionsmodelle abstrahierenteilweise von den unterschiedlichen Schaleneigenschaften, obwohl dies ein Ansatzpunkt furneue Konzepte und Prozeßverbesserungen im Bereich des wissenschaftlichen Informationsma-nagements ist.

Bild 3.2: Schalenmodell des Informationsmanagements bei der wissenschaftlichen Textpro-duktion

Der außeren Schale Wissenschaftlicher Informationsbestand (SWi) werden alle existierendenFachtexte, Fachinformationen und Guidelines einer Wissenschaft zugeordnet. Fachinforma-tionen1 sind Informationen uber Fachtexte und Forschungsdaten. Unter Guidelines fassen wir

1Knorr (1998, 68) definiert im Gegensatz zu dieser Arbeit Fachtextinformationen als Informationen,

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42KAPITEL 3. BASISDEFINITIONEN ZUR WISSENSCHAFTLICHEN TEXTPRODUKTION

Konventionen zur Textstruktur, Zitierweise, Layout o.a. zusammen. Wahrend der Wissen-schaftliche Informationsbestand sehr umfangreich ist und die darin enthaltenen Informations-objekte die bisherigen oder aktuellen Tatigkeiten aller Wissenschaftler widerspiegeln, enthaltder Personliche Informationsbestand (SPe) ausschließlich Informationsobjekte, die der Arbeitund den Interessen eines Wissenschaftlers entsprechen. Neben den oben beschriebenen Infor-mationsobjekten befinden sich im personlichen Informationsbestand auch Aufzeichnungen alsErgebnis eigener Produktionsprozesse. Aufzeichnungen konnen einerseits Zitate, Zusammen-fassungen, Exzerpte, Verweise, Anmerkungen zu gelesener Literatur, Notizen zu Ideen undTextentwurfe sowie andererseits Informationsstrukturen, Fragen, Zielformulierungen und Auf-gabenlisten des Wissenschaftlers sein. Unter Informationsstrukturen verstehen wir z.B. Men-gen, Listen oder Hierarchien von Informationsobjekten (siehe Kapitel 4). Beispiele hierfur sinddie Menge von Dokumenten, die sich auf ein bestimmtes Konzept beziehen, die Menge vonrelevanten Textstellen zu einem bestimmten Thema oder die Gliederung einer Publikation.

Der wesentliche Unterschied zwischen den Schalen SWi und SPe besteht darin, daß die Ent-scheidung, ob ein Informationsobjekt im personlichen Informationsbestand enthalten seinsoll, ausschließlich vom Wissenschaftler selbst getroffen wird. Fur den Großteil der Informa-tionsobjekte im wissenschaftlichen Informationsbestand gilt dagegen, daß diese Entscheidungfremdbestimmt ist. In der Schale Projekt-Informationsbestand (SPr) befinden sich alle Infor-mationsobjekte, die fur wissenschaftliche Uberlegungen oder die Konzeption und Realisierungeines konkreten Textprodukts relevant sind. Hierbei modellieren die Informationsobjekte ent-weder eine Materialgrundlage, Ergebnisse aus Denkprozessen oder den bisher produziertenFachtext. Beispiele dafur sind Vergleiche, Textentwurfe fur einzelne Abschnitte oder die Mengeder Literaturstellen und Ideen, die noch eingearbeitet werden sollen. Die Informationsobjekteinnerhalb der drei Schalen bilden die Ausgangspunkte fur Rezeptions- und Produktionspro-zesse und mussen schalenspezifisch organisiert werden.

3.2.2 Ebenenmodell des Zugriffs auf Informationsobjekte

Wissenschaftler greifen auf Informationsobjekte zu, um diese beispielsweise vom wissenschaft-lichen Informationsbestand in den personlichen zu ubernehmen. Im folgenden fuhren wirhierzu sieben Ebenen der Zugriffsmoglichkeit ein (siehe Tabelle 3.1): unbekannt, bekannt, be-schaffbar, verfugbar, lesbar und schreib-/lesbar. Tabelle 3.2 benennt die Ubergange zwischenje zwei benachbarten Ebenen. Viele bisherige Textproduktionsmodelle fassen einen Teil derUbergange unter einer einzigen Operation, etwa der Suche, zusammen. Damit wird jedoch dieChance vergeben, z.B. die kognitiven Prozesse anhand dieser Einteilung genauer zu betrach-ten. Das Ziel der weiteren Ausfuhrungen ist es, die Begriffe des Ebenenmodells zu definierenund entsprechende Benennungen einzufuhren.

Die Ebene, der wir ein Informationsobjekt zuordnen, ergibt sich aus den Moglichkeiten, wieder Wissenschaftler auf das Objekt zugreifen kann bzw. muß. Kennzeichnend fur die EbeneZunbek ist, daß der Wissenschaftler nichts von der Existenz eines Informationsobjekts weiß.

die extern gespeichert vorliegen und sich auf einen Fachtext beziehen und Fachinformationen als Fach-textinformationen, die professionell erstellt werden. Bei Fachinformationen handelt es sich beispielsweise umfachtextubergreifende Informationen wie Schlagworter und Stichworter oder um fachtextbezogene Informatio-nen wie Abstracts und Signaturen.

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3.2. RAHMENMODELL DER WISSENSCHAFTLICHEN TEXTPRODUKTION 43

Tabelle 3.1: Zugriffsebenen im Modell der wissenschaftlichen Textproduktion

Zugriffsebene Beispiel Gegenbeispiel

schreib- und lesbar(Zschr)

Dokument, das in einemEditor bearbeitet wird

Dokument, das mitSchreibschutz geoffnetwurde/ ausgeliehenes Buch indas nicht geschrieben werdendarf

lesbar (Zles) aufgeschlagenes Buch zugeschlagenes Buch

greifbar (Zgrei) Buch, das sich imunmittelbaren Zugriffbefindet (sichtbar)

Buch, das vorher nochgesucht werden muß

verfugbar (Zver) Buch in der Nahe des eigenenArbeitsplatzes

Buch daheim wahrend manam Laptop im Zug sitzt/Buch, das man aufgrund desChaos auf dem Schreibtischnicht mehr auffindet

beschaffbar (Zbes) ausleihbares Buch einerBibliothek/ kauflicherwerbbares Buch

internes Arbeitspapier, dasz.B. aufgrund vonGeheimhaltung nichtherausgegeben wird

bekannt (Zbek) angekundigtes Buch/Empfehlung eines Buchesdurch einen Kollegen

siehe Beispiel bei unbekannt

unbekannt (Zunbek) Buch zum eigenenForschungsthema, das aktuellerschienen ist und auch nichtzuvor angekundigt worden ist

siehe Beispiel bei bekannt

Sobald er eine Referenz auf ein Informationsobjekt herstellen2 kann (z.B. durch eine bibliogra-phische Angabe), wird das Objekt der Ebene Zbek zugeordnet. Die Objekte der Ebenen Zbek

und Zunbek vereinigen sich zu der Menge aller zu einem bestimmten Zeitpunkt existierendenInformationsobjekte. Durch den Prozeß Recherche (darunter fallt auch die Kommunikationmit anderen Personen) konnen Objekte von der Ebene Zunbek zu Zbek ubergehen. Umgekehrtist dies nur durch Datenloschung bei gleichzeitigem Vergessen moglich. Eine Teilmenge derbekannten Informationsobjekte kann durch den Wissenschaftler beschafft werden (Zbes). Diesbedeutet, daß er die Moglichkeit hat, z.B. durch Ausleihe oder Kaufen das Informationsobjektphysisch zu erwerben. Die Differenzierung zwischen Recherche3 und Beschaffung wird auchvon Knorr (1998, 68) gefordert. Wahrend der Wissenschaftler das Buch ausgeliehen hat bzw.

2Er muß das Informationsobjekt dazu selbst nie gesehen haben.3Knorr verwendet allerdings die Benennung Suche statt Recherche.

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44KAPITEL 3. BASISDEFINITIONEN ZUR WISSENSCHAFTLICHEN TEXTPRODUKTION

Tabelle 3.2: Benennung der Prozesse zum Wechsel der Zugriffsebene

Ubergang zwischen Zugriffsebenen(von unten nach oben)

Benennung

Zunbek → Zbek Recherchieren (Objekt)

Zbek → Zbes Recherchieren (Beschaffungswege)

Zbes → Zver Beschaffen

Zver → Zgrei Suchen oder Bereitlegen

Zgrei → Zles Offnen

Zles → Zschr Offnen zum Editieren

Ubergang zwischen Zugriffsebenen(von oben nach unten)

Benennung

Zschr → Zles Editieren abschließen

Zles → Zgrei Schließen

Zgrei → Zver Verlegen oder Weglegen

Zver → Zbes Weggeben

Zbes → Zbek Loschen und Vergessen (Beschaffungswege)

Zbek → Zunbek Loschen und Vergessen (Objekt)

nachdem er es gekauft hat, ist es fur ihn verfugbar (Zver). Der Unterschied zwischen verfugbarund beschaffbar besteht darin, daß das Objekt sich in seinem personlichen Informationsbe-stand (SPI) befindet und einem Suchprozeß (ohne vorherige Beschaffung) zuganglich ist.Durch das Bereitlegen oder Suchen konnen Objekte greifbar werden, d.h., daß diese sichtbarsind (hierfur reicht auch der Titel, Einband etc.) und ohne wesentliche zeitliche Verzogerung(ohne Suche) geoffnet werden konnen. Durch das Offnen eines greifbaren Objekts wird dieseslesbar (Zles). Ist es dem Wissenschaftler moglich, darin Veranderungen4 vorzunehmen, wirdes der Ebene Zschr zugeordnet. Bei elektronischen Dokumenten sind dafur je nach Anwen-dung bestimmte Operationen notig, wie z.B. das Offnen zum Editieren und das Sperren furandere Benutzer. Erst auf den obersten beiden Ebenen ist der eigentliche Inhalt des Informa-tionsobjekts fur den Leseprozeß zuganglich.

Als Beispiele werden fur die folgenden Anwendungsbereiche jeweils die zentralen betroffe-nen Ebenen angegeben und auf die entsprechenden Abschnitte in der vorliegenden Arbeitverwiesen:

• Literaturverwaltungen (Zbek, Zbes): siehe Abschnitt 5.1.1

• Arbeitsumgebungen (Zschr, Zles, Zgrei): siehe Abschnitt 6.14Dies betrifft auch Hervorhebungen, Annotationen etc.

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3.2. RAHMENMODELL DER WISSENSCHAFTLICHEN TEXTPRODUKTION 45

• Setzen und Loschen von Sperren (Zles → Zschr): siehe Abschnitt 7.3.2

• Versionierung und persistente Speicherung (Zschr → Zles): siehe Abschnitt 7.3.2

• Navigation und Suche (Zles, Zgre): siehe Abschnitt 6.2 und 6.2.3

Zusammenfassend laßt sich feststellen, daß der Aufwand, den der Wissenschaftler investierenmuß, um Objekte lesen bzw. andern zu konnen, sich in der Regel von der Ebene Zschr biszur Ebene Zunbek erhoht. Ziel eines Werkzeugs und der Organisationsprozesse (manuell oderautomatisch) muß es daher sein, moglichst genau die Objekte denjenigen Ebenen zuzuord-nen, die der momentanen Arbeitssituation oder den folgenden und den damit verbundenenkognitiven Prozessen gerecht werden.

3.2.3 Die funf Prinzipien

Quer zu der Unterteilung des Rahmenmodells in Komponenten und Subkomponenten be-leuchtet die vorliegende Arbeit den Gegenstand wissenschaftliche Textproduktion noch ausweiteren Perspektiven, die den Klassen der offenen Forschungsfragen aus Abschnitt 2.4 ent-sprechen. Wir fassen diese unter der Bezeichnung ”die funf Prinzipien bei der Unterstutzungwissenschaftlicher Textproduktion“ oder kurz ”die funf Prinzipien“ zusammen:

Prinzip 1 (Verzahnung von Rezeptions- und Produktionsprozessen (PRP ))Um die wissenschaftliche Textproduktion zu verstehen, mussen die Rezeptions- und Produk-tionsprozesse in ihrer Verzahnung analysiert und beschrieben werden.

Prinzip 2 (Produkt im Entstehen (PPiE))Um die wissenschaftliche Textproduktion zu verstehen, muß der Entstehensprozeß der Infor-mationsobjekte, die bei der wissenschaftlichen Textproduktion beteiligt sind, analysiert undbeschrieben werden.

Prinzip 3 (Verzahnung von Mikro- und Makroprozessen (PMiMa))Um die wissenschaftliche Textproduktion zu verstehen, mussen die Arten moglicher Einbet-tungen verschiedener Teilprozesse in die jeweils ubergeordneten Handlungszusammenhangeuntersucht werden.

Prinzip 4 (Transparenz uber Produkt und Prozeß (PTr))Um die wissenschaftliche Textproduktion zu verstehen, mussen die Moglichkeiten untersuchtwerden, wie der Textproduzent die Beschrankungen, die sich aufgrund des Produktions-mediums ergeben, uberwindet und sich Transparenz uber das Produkt und den Prozeß ver-schafft.

Prinzip 5 (Beteiligung mehrerer Personen (PBmP ))Um die wissenschaftliche Textproduktion zu verstehen, mussen die Moglichkeiten, wie mehrerePersonen am Textproduktionsprozeß mitwirken konnen, untersucht werden.

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46KAPITEL 3. BASISDEFINITIONEN ZUR WISSENSCHAFTLICHEN TEXTPRODUKTION

Tabelle 3.3: Ebenen der Reprasentation wissenschaftlicher Textprodukte

Ebene Reprasentations-form

Beschreibung Merkmal

Textprodukt(ETP )

PDF, PS, [DOC] Dokument in demFormat, in dem esweitergegeben wird

”unmittelbar les-und ausdruckbar“

Textprodukt-generierung(ETG)

LATEX, DocBook,[DOC]

Dokumentbeschrei-bung aufMetaebene

Trennung von Inhalt,Struktur und Layout;dokumentenzentriert

Textmanage-ment(ETM)

domanenunabhangigeInhalts- undStrukturobjekte

Verwaltung derInhalte, Strukturenund Layouts zuDokumenten und zuderen Herstellung

Grundlage fur dieProduktion mehrererDokumente; InhalteStrukturen undLayouts

3.2.4 Reprasentationsformen eines Fachdokuments

Fachdokumente mussen auf einem Tragermedium reprasentiert werden. Wir unterscheiden da-bei die Reprasentationsebenen Textprodukt-, Textgenerierungs- und Textmanagementebene(siehe Tabelle 3.3). Diese Unterteilung ist die Voraussetzung dafur, daß wir auch Trans-formationsprozesse (z.B. LATEX-Generierung) beschreiben und in ein Textproduktionsmodellintegrieren konnen. Daruber hinaus eroffnet die Einfuhrung der Textmanagementebene nochweitere Moglichkeiten: Die meisten Dokumentenbeschreibungssprachen gehen von einem fer-tigen Text aus. Wie muß aber ein Dokument gemaß dem Prinzip PPiE wahrend des wissen-schaftlichen Textproduktionsprozesses reprasentiert sein? Beispielsweise speichern Autorenbeim Schreiben eines Artikels mit einer konventionellen Textverarbeitung zum Teil Notizenzu Quellen, Ideen, Fragen und Aufgaben oder Textentwurfe in den Textteil des zu schrei-benden Fachdokuments. Beim Fertigstellen mussen diese Notizen wieder entfernt werden.Hierfur gibt es zwei Moglichkeiten: Entweder wird die Notiz eingearbeitet und damit zu ei-nem Bestandteil des Dokuments oder die Notiz wird geloscht bzw. an einer anderen vomDokument getrennten Stelle notiert. Oft sind dies die Folgen eines nahen Abgabetermins5

oder einer begrenzten Seitenzahl fur den Artikel. Das kann dazu fuhren, daß beim Schreibeneines Folgeartikels wertvolle Ideen und Gedanken nicht mehr greifbar sind oder Informationenwiederbeschafft werden mussen. Die Einfuhrung der Textmanagementebene erlaubt es, denzu produzierenden Text in die Menge aller relevanten Informationen einzubetten und dennochdarin die abgabefahige Dokumentenvariante zu kennzeichnen. Wir unterscheiden:

5Nach einer Umfrage von Boice und Johnson bei der 400 Wissenschaftler teilnahmen, ist der Zeitdruck,unter dem Beitrage produziert werden mussen, der wichtigste Einflußfaktor bei der Texterstellung. 71% derBefragten bewerten Zeitmangel als ein Constraint, das ihr Verhalten beeinflußt (zitiert nach Jakobs, 1999,285f.)

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3.3. VORGEHEN BEI DER MODELLKONSTRUKTION 47

• Textproduktebene ETP : Auf dieser Ebene befinden sich Dokumente, die in einemFormat vorliegen, das zur Weitergabe an den Leser oder zum Ausdruck bestimmt sind.

• Textgenerierungsebene ETG: Fur die Produktion von Dokumenten auf ETP werdenteilweise Dokumentenbeschreibungssprachen benutzt, die unter anderem auch Produk-tionsanweisungen auf einer Metaebene enthalten. Dokumente dieser Art sind z.B. LATEX-oder DocBook-Dokumente. Meist wird damit der Anspruch verbunden, Inhalt, Strukturund Layout zu trennen. Allerdings wird ein Generator bzw. Compiler benotigt, um einsolches Dokument in eines der ersten Ebene zu transformieren. Anzumerken ist, daßWord-Dokumente Elemente enthalten, die sowohl ETP als auch ETG zuzurechnen sind.Wird beispielsweise mit Uberschriftformatvorlagen gearbeitet, konnen wahrend der Pro-duktionsphase durch diese Zuordnung das Uberschriftenlayout uber die Formatvorlagegetrennt gesteuert und ein Inhaltsverzeichnis generiert werden.

• Textmanagementebene ETM : Bei den ersten zwei Ebenen steht das einzelne Do-kument im Vordergrund. Forschungen zeigen jedoch, daß wissenschaftliche Texte alsTeile von Textnetzen zu betrachten sind (vgl. Jakobs, 1999, 16f.). Dies konnen eige-ne oder fremde Fachtexte sein. Wir fuhren daher eine weitere, eine dritte Ebene ein,die es erlaubt, eigene oder fremde Dokumentteile zu verknupfen, wiederzuverwendenoder neu einzuordnen. Fremde Dokumentteile entstehen bei Recherchen (Suchergebnis-se), E-Mail-Kommunikation oder Begutachtungen (Feedback). Ein weiteres Ziel ist es,wie oben schon angedeutet, die eigene Textproduktion in ein Informationsmanagementeinzubetten, das den Wissenschaftler wahrend seiner gesamten Tatigkeit uber Jahrehinweg unterstutzt. Der personliche Informationsbestand (siehe Abschnitt 3.2.1) wirdaufgebaut, indem jeweils bei Recherchen oder Kontakt mit Kollegen Informationsobjekteaus dem wissenschaftlichen Informationsbestand entnommen werden. Beim Anfertigeneines neuen Textprodukts werden Informationen innerhalb eines Projektinformationsbe-stands fur den jeweiligen Prozeß bereitgelegt (vgl. Hausdorf und Stoyan, 2001; Hausdorfu. a., 2002; Hausdorf 04/05, in Vorbereitung).

3.3 Vorgehen bei der Modellkonstruktion

Anhand des vorgestellten Rahmenmodells und der zwei Teilmodelle im Bereich der physischenUmgebung wurden grundlegende Begriffe eingefuhrt. Aufgabe der folgenden Kapitel ist es nun,das Rahmenmodell weiter zu verfeinern. Wir gehen dabei in Schritten mit folgenden Teilzielenvor:

• Im ersten Schritt besteht das Ziel darin, elementare Objekttypen und elementare Pro-zesse zu identifizieren, die bei der wissenschaftlichen Textproduktion benotigt werden.Wir konzentrieren uns dabei hauptsachlich auf die Beziehung zwischen Strukturen undInhalten. Es geht darum, die Existenz bestimmter Typen in der betrachteten Domanefestzustellen bzw. plausibel zu begrunden. Hierfur werden die Ausfuhrungen in der For-schungsliteratur und Ratgeberliteratur herangezogen sowie eigene Uberlegungen einbe-zogen.

• Im zweiten Schritt werden die oben identifizierten Elementarbausteine anhand einer

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48KAPITEL 3. BASISDEFINITIONEN ZUR WISSENSCHAFTLICHEN TEXTPRODUKTION

Auswahl von verschiedenen Arbeitssituationen in der Domane gemeinsam mit kogni-tiven Prozessen diskutiert. Dabei werden (existierende) mogliche Alternativen und de-ren Vor- und Nachteile ganzheitlich im Zusammenspiel mit den anderen Komponen-ten diskutiert. Die Bereiche, die es zu modellieren gilt, betreffen das Textprodukt, denTextproduktionsprozeß, das wissenschaftliche Denken, sowie die textubergreifende In-formationsverwaltung. Das wissenschaftliche Denken wird anhand zweier Schwerpunk-te diskutiert, namlich der Terminologiearbeit und bestimmten Erkenntnisformen, dietextubergreifende Informationsverwaltung dagegen am Thema Literaturverwaltung.

• Im dritten Schritt abstrahieren wir von den konkreten Arbeitssituationen und entwickelndas integrative Modell zur wissenschaftlichen Textproduktion. Die Anforderungen ausden Arbeitssituationen werden dabei durch neue Konzepte (Arbeitsumgebung, Exposi-tion, erweiterte Suche etc.) aufgegriffen. Der Bereich der kognitiven Prozesse im Rah-menmodell wird prazisiert, um die Prozesse zu diskutieren, in denen der Textproduzentdie physische Umgebung selbst an seine Bedurfnisse anpaßt.

Aus der Perspektive des Werkzeugentwicklers bzw. des Benutzers konnte das Vorgehen mitdem Versuch verglichen werden, in einem ersten Schritt eine Programmiersprache fur Text-produktionsumgebungen zu schaffen, bestehend aus adaquaten Datentypen und einer erstenFunktionsbibliothek. Im zweiten Schritt wird in dieser Sprache ein erstes Programm (Basis-umgebung) geschrieben, in einer Reihe von Anwendungsfallen (Arbeitssituationen) getestetund weitere Anforderungen gesammelt. Im dritten Schritt wird nochmals die Funktionsbib-liothek erweitert. Unter anderem werden Funktionen geschaffen, mit denen der Anwenderselbst das Programm (die Basisumgebung) verandert kann. Dadurch konnen die Spezifikaabgebildet werden, die sich aufgrund der Person des Schreibers, der Arbeitsaufgabe sowieder Forschungsdomane ergeben und die nicht speziell von der Basisumgebung (zur allgemei-nen wissenschaftlichen Textproduktion) unterstutzt werden. Dafur muß sich der Benutzerallerdings seiner personlichen Anforderungen bewußt werden und die Moglichkeiten bei derVerwendung der elementaren Bausteine (aus dem ersten Schritt) kennen.

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Kapitel 4

Grundtypen vonInformationsobjekten

Nach Einfuhrung des Rahmenmodells im vorherigen Kapitel widmen wir uns nun der Frage,anhand welche Grundtypen von Informationsobjekten der Informationsbestand modelliertwerden kann. Zunachst gehen wir dazu auf eine Auswahl von Strukturtypen ein. Im nachstenSchritt unterscheiden wir drei Arten, Strukturen und Inhalten gemeinsam zu reprasentieren,um abschließend auf das Konzept des Informationsobjekts einzugehen, das eine zentrale Rolleinnerhalb der vorliegenden Arbeit spielt und mit dem eine Reihe von Strukturen und Inhaltemodelliert werden.1

4.1 Strukturieren von Inhalten

Ausgehend von Beispielen2 werden im folgenden verschiedene Strukturtypen, die bei der wis-senschaftlichen Textproduktion eine Rolle spielen, betrachtet und formal definiert. Außerdemgehen wir auf wichtige Unterklassen ein.

4.1.1 Strukturierung durch Mengenbildung

Mengen werden beispielsweise zur Strukturierung benutzt, wenn der Textproduzent von derMenge der eigenen Fachtexte spricht, sich auf die Menge der Fachtexte eines bestimmtenAutors oder zu einem bestimmten Thema bezieht. Das Ergebnis einer Suche kann zunachst(unsortiert) als Menge von Treffern betrachtet werden. Beispiele zu einem bestimmten Begriffoder die Instanzen zu einer Klasse stellen ebenfalls Mengen dar. Die Klasse der relationalenDatenbanken und auch die damit verbundene Abfragesprache SQL basieren ebenfalls auf demKonzept der Menge (vgl. Codd, 1970; Date, 1994).3 Wir definieren die Menge als grundlegen-der Typ, Informationen zu strukturieren, wie folgt (nach Cormen u. a., 1989, 77):

1Wie diese zur Modellierung und Organisation fachlicher Objekte (z.B. Fachdokumente, Ausgangsmaterial,Notizen etc.) benutzt werden, ist Thema des Kapitels 5.

2Die Beispiele stammen aus der empirischen Textproduktionsforschung oder grunden sich auf eigeneUberlegungen.

3Date (1994) beschreibt sogar die Relation als Menge von Mengen von Paaren.

49

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50 KAPITEL 4. GRUNDTYPEN VON INFORMATIONSOBJEKTEN

Definition 5 (Menge als Struktur) Eine Menge ist eine Sammlung von unterscheidbarenObjekten. Diese werden als Elemente der Menge bezeichnet. Falls ein Objekt o Element einerMenge S ist, notieren wir dies mit o ∈ S.

Wichtige Operationen auf Mengen sind die Schnitt-, Vereinigungs- und Differenzoperation.Das Konzept der Untermenge ist weiterhin wichtig, um ausgehend von der Extension einesBegriffs die Extension eines eingeschrankten Begriffs zu bilden. Beispiele hierfur sind dieMenge aller Fachtexte und die Menge der selbstgeschriebenen Fachtexte oder die Mengeder Fachtexte eines bestimmten Autors und die Menge der beschaffbaren Texte von einembestimmten Autor.

4.1.2 Strukturierung mit Listen

Folgende Beispiele fur die Liste als Strukturierungstyp stammen aus unterschiedlichen Berei-chen der wissenschaftlichen Textproduktion:

• Bibliographie als alphabetisch sortierte Liste von bibliographischen Angaben

• nach Prioritat geordnete Liste von Aufgaben (z.B. fur die Aufgaben eines Tages oderin einem bestimmten Kontext

• Stapel von Papierblattern4

• Liste von Lesezeichen

• Liste rezipierter Objekte in chronologischer Abfolge (Historie)

• nach Relevanz geordnete Liste von Suchergebnissen

• Liste von Schlag- oder Stichwortern

• Aufzahlungen im Text (Liste von Aufzahlungspunkten)

• Liste von Notizen, die nach der geplanten Reihenfolge fur die Ausformulierung innerhalbeines Textabschnitts geordnet sind

• Liste von Tokens (z.B. Wortfolge eines Fließtextes)

• Liste von Zeichen (z.B. Zeichenkette eines Satzes)

• Sequenz von Textabschnitten

In der vorliegenden Arbeit wird die Liste ebenfalls als grundlegender Typ betrachtet, umInformationen zu strukturieren. Formal definieren wir eine Liste wie folgt:

Definition 6 (Liste als Struktur) Eine Liste wird definiert durch eine Funktion, die jedemElement aus einer Indexmenge ein Element aus der Menge aller moglichen Objekte o ∈ Ozuweist. Wir benutzen hierfur die Notation L = 〈o1, o2, o3, ..., on〉.

4Bei Einbeziehung der Zugriffsfunktion, die evtl. in diesem Fall nur den Zugriff auf das oberste Elementerlaubt, spricht man in der Informatik von der Datenstruktur des Stapels.

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4.1. STRUKTURIEREN VON INHALTEN 51

Bei einer Liste ist die Reihenfolge der Elemente festgelegt und eine Wiederholung ist erlaubt.In bezug auf die obigen Beispiele zu Listenstrukturen stellt sich die Frage, wie diese weiterdifferenziert werden konnen. Zunachst kann unterschieden werden, ob es sich um eine sortier-te oder unsortierte Liste handelt. Bei einer sortierten Liste liegt der Ordnung zwischen denElementen zusatzlich ein Sortierkriterium zugrunde (z.B. alphabetisch nach einem Bezeich-ner fur die Listenelemente). Eine andere Moglichkeit, Listentypen zu unterscheiden, bestehtdarin, die Elemente der Liste genauer zu betrachten. So enthalten homogene Listen ausschließ-lich Elemente eines Typs (z.B. Verzeichnis der Fachworterbucheintrage). Heterogene Listenkonnen dagegen Elemente unterschiedlichen Typs enthalten (z.B. die Liste der Dateien undUnterverzeichnisse eines Dateiverzeichnisses). Ob Elemente vom gleichen Typ sind, hangt vonder Abstraktionsebene ab, auf der man die Objekte vergleicht. Z.B. konnte eine Bibliogra-phie definiert werden als eine homogene Liste von bibliographischen Angaben, die jedoch aufeiner anderen Abstraktionsebene nach Publikationstyp weiter differenziert werden konnten(wie z.B. Buch, Zeitschriftenartikel etc.).

4.1.3 Strukturierung durch Graphen

Zwei Beispiele fur Strukturen aus dem Bereich wissenschaftliche Textproduktion, die durchGraphen beschrieben werden konnen, sind Text- und Begriffsnetze. Im ersten Fall stehendie Knoten fur Fachtexte und die Kanten fur Verweise, im zweiten Fall fur Begriffe bzw.Begriffsbeziehungen. Eine Hypertextstruktur kann ebenfalls durch einen Graphen dargestelltwerden. Die Knoten entsprechen den Hypertextseiten und die Kanten den Hypertextlinks.

Daher ordnen wir Graphen ebenfalls den grundlegenden Strukturierungstypen zu. Wir be-schreiben einen Graphen formal wie folgt:

Definition 7 (Graph als Struktur) Ein Graph wird definiert durch eine endliche Mengevon Knoten N = n1;n2;n3; ...;nm und eine Menge von Kanten E, wobei jede Kante durchein Paar e = (nx, ny) ∈ N ×N definiert wird.

Spielt die Ordnung im Paar eine Rolle, wird von einem gerichteten Graphen andernfalls voneinem ungerichteten Graphen gesprochen. Gerichtete Graphen besitzen Kanten mit jeweilseinem ausgezeichneten Start- und Endknoten besitzen.5

Eine Unterklasse der wie oben formal definierten Graphen ist die Klasse der attributiertenGraphen. Hierbei konnen an den Knoten und Kanten zusatzliche Informationen vermerktwerden. In unserem Beispiel ware dies bei den Knoten eine Referenz auf die zu strukturieren-den Objekte. Auch hier kann, wie bereits bei den Listen ausgefuhrt, unterschieden werden,ob es sich um homogene oder heterogene Objekte handelt.

Eine besondere Klasse von Graphen sind die zyklenfreien gerichteten Graphen (”directedacyclic graph“ (DAG)), die wie folgt definiert werden konnen:

Definition 8 (Gerichteter zyklenfreier Graph als Struktur) Ein zyklenfreier gerichte-ter Graph ist ein gerichteter Graph mit der Eigenschaft, daß es keinen Pfad gibt, dessen Start-und Endknoten identisch ist.

5Startknoten werden u.a. auch als ubergeordneter Knoten, direkter Vorganger oder Vater bezeichnet, End-knoten entsprechend als untergeordneter Knoten, direkter Nachfolger oder Sohn.

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52 KAPITEL 4. GRUNDTYPEN VON INFORMATIONSOBJEKTEN

Eine Unterklasse dieser Graphen sind die Baume, die wir aufgrund ihrer Bedeutung bei derwissenschaftlichen Textproduktion eigens im nachsten Abschnitt betrachten.

4.1.4 Strukturierung durch Baume als spezielle Graphen

Baumstrukturen konnen z.B. entstehen durch die Einteilung eines Textes in Kapitel, Ab-schnitte und Unterabschnitte. Die Makrostruktur eines Textes (siehe Abschnitt 2.2.1) istebenfalls ein Beispiel fur eine Baumstruktur. Untersuchungen von O’Hara u. a. (2002) habengezeigt, daß auch Quellmaterial oft hierarchisch geordnet wird. Die Organisation der Dateienin Verzeichnissen und Unterverzeichnissen bei Dateisystemen ist ebenfalls hierarchisch. Auchvisuelle Verfahren wie die Mind-Map-Methode, um z.B. eine Materialsammlung zu ordnen,basieren auf einer hierarchischen Struktur (vgl. hierzu im Kontext der wissenschaftlichenTextproduktion Kruse, 1999, 97ff.).

Ausgehend von diesen Beispielen zahlen wir diese Form der Strukturierung zu den grundle-genden Typen, die wie folgt definiert werden kann:

Definition 9 (Baum als Struktur) Ein Baum B ist ein gerichteter Graph mit einem aus-gezeichneten Knoten R (Wurzel) und den folgenden Eigenschaften:

• R ist kein Endknoten.

• Alle anderen Knoten sind Endknoten von genau einer Kante und sind von R aus er-reichbar.

Auch hier wird die Brucke zu den zu strukturierenden Objekten durch eine Referenz aufdas Objekt als Knotenattribut hergestellt. Eine mogliche Attributierung der Kanten ist dieDefinition einer Ordnung auf diesen.6 Gilt dies fur alle Kanten eines Baumes, so sprechen wirvon einem geordneten Baum, andernfalls von einem ungeordneten Baum. Wie bei den anderenStrukturen wollen wir auch hier zwischen homogenen und heterogenen Baumen bezogen aufdie strukturierten Objekte unterscheiden. Eine besondere Form der Heterogenitat liegt vor,wenn die Menge der inneren Knoten und/oder die Menge der Blatter jeweils eine homogeneMenge bilden/bildet. Dies ist z.B. beim Dateisystem der Fall, wenn die Verzeichnisse als innereKnoten und die Dateien als Blatter betrachtet werden.

Ein Beispiel fur eine geordnete Hierarchie ist der Verzeichnisbaum zu einem Dateisystem.Zu bemerken ist allerdings, daß der Benutzer bei den gangigen Betriebssystemen die Reihen-folge nicht direkt bestimmen kann. Die Verzeichnisse werden in einer bestimmten Ordnung(entsprechend der Einspeicherung) abgelegt. Die dadurch entstehende Reihenfolge kann abernormalerweise nicht nachtraglich vom Benutzer direkt beeinflußt werden. Wird beispielsweiseder Windows Explorer unter Microsoft Windows verwendet, werden die Verzeichnisse anhandeines Sortierkriteriums aufgelistet. Hier wird nachtraglich eine Ordnung hergestellt. Die Schaf-fung einer durch den Nutzer beabsichtigen Ordnung ist begrenzt durch die Sortierkriterien.Diese zwingen unter Umstanden den Nutzer sogar, bestimmte Dateinamen zu verwenden,

6Dies ist ubrigens auch bei allgemeinen Graphen moglich, spielt dort jedoch nicht eine so große Rolle.

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4.1. STRUKTURIEREN VON INHALTEN 53

nur um eine bestimmte Ordnung zu erhalten. Im Gegensatz dazu kann z.B. ein Textprodu-zent mit den gangigen Textproduktionssystemen die Abfolge der Kapitel, Abschnitte oderUnterabschnitte direkt bestimmen (Dokumentstruktur als geordneter Baum).

4.1.5 Strukturierung durch Rollen

Bei den bisher vorgestellten Moglichkeiten, Objekte zu strukturieren, wurde unterschiedenzwischen homogenen und heterogenen Objekten, die strukturiert werden. Im Fall von he-terogenen Objekten untersuchen wir im folgenden, wie diese in bezug auf ein bestimmtesObjekt naher beschrieben werden konnen. Insbesondere ist beispielsweise die Rolle, die einObjekt in einem bestimmten Kontext hat, wichtig. Basiskonzepte aus der Informatik fur dieReprasentation von Domanen, sind z.B. das Entity-Relationship-Modell (kurz: ER-Modell)(Chen, 1976) oder die objekt-orientierte Modellierung (vgl. Balzert, 1996, 163ff.). Auch derenVorlaufer das Frame-Konzept (siehe z.B. Gorz u. a., 2000, 42ff.) ist zu erwahnen. Die Konzep-te sind zwar mit anderen Zielen entworfen worden, aber es stellt sich dennoch die Frage, wiediese Konzepte eventuell auf die Domane der wissenschaftlichen Textproduktion ubertragenwerden konnen mit dem Ziel, Objekte zu strukturieren. Die folgenden Definitionen wichtigerBegriffe des ER-Modells sind von Balzert (1996, 138ff.) entnommen:

• ”Ausgangspunkt des ER-Modells ist der Begriff der Entitat. Eine Entitat (entity) istein individuelles und identifizierbares Exemplar von Dingen, Personen oder Begriffender realen oder der Vorstellungswelt und wird durch Eigenschaften beschrieben“.

• Durch eine Zusammenfassung von Entitaten mit ”gleichen Eigenschaften unter einemeindeutigen gemeinsamen Oberbegriff“ wird eine Entitatsmenge definiert (ebd., 139).

• Ein Attribut beschreibt eine ”fachliche Eigenschaft, die allen Entitaten einer Entitats-menge gemeinsam ist“. Es wird definiert durch seinen Namen7 und seinen Wertebereich.

• Wechselwirkungen und Abhangigkeiten zwischen Entitaten werden durch Beziehungen(Relationen) dargestellt. Die Zusammenfassung gleichartiger Beziehungen zwischen En-titaten erfolgt durch Beziehungsmengen, die Assoziationen genannt werden.

• Eine Rolle beschreibt, welche Funktion eine Entitat in einer Assoziation innehat.

Die Objekte in unserem Kontext, die es zu strukturieren gilt, entsprechen den Entitaten.Deswegen sind fur uns die Definitionen von Assoziationen und Rollen interessant. Fernerwerden gleichartige Objekte zusammengefaßt. Dies ist erstens bei der Entitatsmenge undzweitens bei der Beziehungsmenge der Fall.

Beispiel 1Gegeben seien die folgenden Objekte zu einem zu schreibenden Abschnitt: ein Textent-wurf (t), zwei Notizen (n1;n2) zu inhaltlichen Bestandteilen, vier bibliographische Angaben(b1; b2; b3; b4), zwei noch offene Fragen (f1, f2) und eine Textquelle (q), auf die verwiesen wer-den soll. Es gilt, diese Objekte geeignet zu strukturieren.

7Der Name sollte moglichst aussagekraftig sein und seiner fachlichen Bedeutung entsprechen.

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54 KAPITEL 4. GRUNDTYPEN VON INFORMATIONSOBJEKTEN

Die in den bisherigen Abschnitten vorgestellten Grundtypen der Strukturierung sollen umeinen weiteren erganzt werden, einen Grundtyp, der es erlaubt, z.B. die Rollen der Objekteim Kontext des Schreibens an einem Abschnitt geeignet zu beschreiben. Daher entwickelnwir im folgenden das Konzept Kontextstruktur, mit dem ebenfalls Objekte strukturiert wer-den konnen, analog der in den vorherigen Abschnitten dargestellten Strukturierungen (Liste,Graph, Baum etc.):

Definition 10 (Kontextstruktur) Eine Kontextstruktur K wird durch ein Paar (σ,R) de-finiert, wobei R eine endliche Menge von Rollen und σ : i → O × R eine Funktion ist, diejedem Element aus einer Indexmenge ein Objekt o ∈ O und eine Rolle r ∈ R zuweist. Wirbenutzen hierfur die Notation K = 〈o1(r1), o2(r1), o3(r2), o4(r2)..., on(rn)〉.

Die moglichen Rolle von Objekten in einer Kontextstruktur definieren wir wie folgt:

Definition 11 (Rolle in einer Kontextstruktur) Eine Rolle beschreibt, welche Funktionein Objekt innerhalb der Kontextstruktur hat.

Im Vergleich zur Listenstruktur, bei der alle Objekte der Liste lediglich die primitive Rolle

”Element der Liste“ besitzen, kann nun reprasentiert werden, ob ein Objekt z.B. die Rolleeiner Notiz in dieser Kontextstruktur zugeordnet wird. Es ist wichtig zur obigen Definitionanzumerken, daß ein Objekt innerhalb einer als auch in verschiedenen Kontextstrukturenunterschiedliche Rollen gleichzeitig einnehmen kann.

Ferner fordern wir (gemaß den Entitatsmengen), daß die Gleichartigkeit, z.B. bei allen Ab-schnitten zu einer Arbeit, berucksichtigt wird. Dies wird durch den Kontextstrukturtyp rea-lisiert:

Definition 12 (Kontextstrukturtyp) Ein Kontextstrukturtyp ist eine Kontextstruktur, wel-che die Rollen und die Objekte fur eine gleichartige Menge von Kontextstrukturen initial fest-legt.

Fuhren wir das obige Beispiel fort, so laßt sich der obige Sachverhalt nun wie folgt re-prasentieren:

Beispiel 2 (Fortsetzung)Wir definieren die Kontextstruktur K = 〈t(Textentwurf), n1(Notiz), n2(Notiz), b1(Bibl.Angabe),... ,q(Textquelle)〉 mit der Menge von Rollen R = Textentwurf, Notiz, Bibl. Angabe, Offene Frage,Textquelle.

Das obige Konzept der Kontextstruktur stellt eine fur den Anwender leicht verstandlicheArt der Modellierung dar. Die Ergebnisse aus der Evaluierung bestatigen (siehe Kapitel 8),daß die Benutzer sowohl beim Verstandnis als auch bei der Verwendung keine Schwierigkeitenhatten. Eine objektorientierte Modellierung ist aus Sicht der Informatik zwar praziser, konntedem Anwender jedoch Verstandnisprobleme bereiten. Dies gilt in ahnlicher Weise auch fur dieForderung nach einer strengeren Typisierung. Diese schrankt den Anwender ein, vermeidetdafur aber Mißverstandnisse bei der Interpretation.

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4.2. GEMEINSAME REPRASENTATION VON STRUKTUREN UND INHALTEN 55

Das Konzept Kontextstruktur zeichnet sich auch dadurch aus, daß dasselbe Informationsob-jekt mehrere Rollen gleichzeitig einnehmen kann (z.B. auch in unterschiedlichen Kontext-strukturen).

4.2 Gemeinsame Reprasentation von Strukturen und Inhalten

Nachdem im ersten Abschnitt verschiedene grundlegende Strukturen formal definiert wordensind, ist nun zu uberlegen, wie die Strukturinformation zusammen mit dem zu strukturieren-den Inhalt reprasentiert werden kann. Wir unterscheiden die folgenden drei grundlegendenArten (Θ1, Θ2 und Θ3):

• 1. Art – Ausnutzen der sequentiellen Speicherform (Θ1) : Eine naheliegendeMoglichkeit, Inhalte strukturiert zu reprasentieren, ist, die einzelnen Objektreprasenta-tionen zu konkatenieren. Z.B. kann so die Reihenfolgeinformation der Elemente einerListe abgebildet werden. Beispiele hierfur sind die lineare Darstellung eines Textes inForm einer Wortfolge oder das Nacheinanderreihen der Abschnittstexte zu einem Ge-samttext. Um die Objektgrenzen zu markieren, werden einerseits ausgezeichnete Symbo-le oder Tags (z.B. Satzzeichen oder das Tag fur einen Absatz in HTML) oder andererseitszusatzliche Informationen (z.B. verschiedene Layouts fur Uberschriften und Fließtext)verwendet. Zur Reprasentation einer Baumstruktur kann die Baumstruktur ”geplattet“werden (ohne Verweise), d.h. anhand einer Traversierungsstrategie wird der Baum li-nearisiert und sequentiell abgelegt. Die Unterordnungsbeziehungen mussen allerdingszusatzlich zur sequentiellen Information reprasentieren werden, damit z.B. die Struk-tur eines geordneten Baumes erhalten bleibt. Hierbei konnen zwei Falle unterschiedenwerden:

1. Lokale Auszeichnungsinformationen (Θ1a): Fur jede Hierarchieebene wird eineigenes Tag benotigt.8 Dies ist beispielsweise bei LATEX das \section-Kommandooder bei MS Word die Formatvorlage ”Uberschrift Ebene 1“. Ein Block wird da-durch beendet, daß die Auszeichnung der gleichen oder der hoheren Hierarchieebe-ne wiederholt wird oder das Dokumentende erreicht wird (siehe Bild 4.1). In derPraxis wird die hierarchische Struktur selbst meist erst innerhalb der Anwendungaufgebaut und damit werden auch erst dort Fehler in der Beschreibung erkannt.Dies gilt z.B. fur Abfolgen von Hierarchieauszeichnungen, die in einer Hierarchiegar nicht zulassig sind, wie ”Uberschrift Ebene 4“ direkt nach ”Uberschrift Ebene1“.

2. Verschachtelte Blocke (Θ1b): Blocke werden jeweils durch eine Anfang- undeine Endemarkierung gekennzeichnet. Die Hierarchie entsteht dadurch, daß jederuntergeordnete Block vollstandig im ubergeordneten Block enthalten ist. Ein Bei-spiel hierfur ist ein nach XML-Syntax getagter Text (siehe Bild 4.2). Wird diesergeparst, so spiegelt sich die hierarchische Struktur im Ableitungsbaum wieder. Da-bei kann der gleiche Tagname (fur alle Hierarchieebenen) verwendet werden. ImFall von gleichen Tagnamen kann es auch keine Eingabefehler (wie bei 1.) geben.Außerdem ist ein Hoher- oder Tieferstufen eines Teilbaums durch Umkopieren (in

8Streng genommen ging es auch abwechselnd.

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56 KAPITEL 4. GRUNDTYPEN VON INFORMATIONSOBJEKTEN

der sequentiellen, textuellen Darstellung) moglich, ohne die Tagnamen entspre-chend der Hierarchieebene anpassen zu mussen. Der Ableitungsbaum, der beimParsen entsteht, entspricht einer geordneten Baumstruktur. Um einen ungeordne-ten Baum zu reprasentieren, kann die zwangslaufig entstehende Ordnung aufgrundder sequentiellen Speicherung ignoriert werden.

Zusammenfassend betrachtet liegt der Vorteil, die Inhalte und die Struktur derart zureprasentieren, darin, daß diese ohne weitere Transformationen vergleichsweise einfachin einem ublichen Texteditor editiert und visualisiert werden kann. Der Grund dafurist die sequentielle Speicherorganisation, die hierfur ausgenutzt werden kann und diegleichzeitig eine gewohnte Form der Informationsaufnahme beim Lesen bzw. der Infor-mationsproduktion beim Schreiben darstellt (Lese-/Schreibkultur).

• 2. Art – Verwendung von Verweisen auf der Inhaltsebene (Θ2): Durch dasKonzept Verweis ergeben sich weitere Moglichkeiten der Reprasentation. Insbesonderekann mit Verweisen die Abhangigkeit von der sequentiellen Anordnung bei Worterneines Textes oder bei einem Adreßraums (Rechnerspeicher) uberwunden werden. EineListenstruktur kann z.B. dadurch reprasentiert werden, daß Referenzen auf die zu struk-turierenden Objekte (Listenelemente) hergestellt werden. Die Referenzen selbst sindentweder in einer Sequenz abgelegt oder sind selbst wiederum mit Zeigern verknupft,wodurch die Reihenfolgeinformation reprasentiert wird. Ein Anwendungsbeispiel fur ei-ne Baumstruktur ist das Document Object Model (siehe DOM1; DOM2). Alle Objekte,die zu dem Textkorper des Dokumentes gehoren, werden in einer Baumstruktur ge-speichert. Allerdings ist es z.B. nicht vorgesehen, daß eine Liste von Abschnitten (alsTeil der Hierarchie) in einem anderen Dokument gleichzeitig benutzt wird. Dies laßtsich daraus folgern, daß jedes Element (bis auf die Wurzel) genau einen Vaterknotenbesitzt. Die Wurzel des Objektbaumes dient als Einstiegspunkt, um alle Objekte zuerreichen, die zu dem Dokument gehoren, und damit auch zu speichern (siehe Bild 4.3).Der Nachteil dieser Reprasentationsform im Vergleich zur vorherigen ist, daß fur dieBenutzerinteraktion eine geeignete Form der Visualisierung der Verweise gefunden oderdie Struktur mit den Inhalten erst in die sequentielle Form transformiert werden muß.Der Vorteil ist, daß auch weitere Strukturen wie Graphen hiermit reprasentiert werdenkonnen.

• 3. Art – Verwendung von Verweisen auf einer unabhangigen Ebene (Θ3): ImGegensatz zum vorherigen Reprasentationstyp, sprechen wir von Verweisen auf einerunabhangigen Ebene, wenn die Reprasentation die Moglichkeit bietet, daß die ObjekteBestandteil mehrerer Strukturen sind bzw. Ziel mehrerer Verweise sein konnen (sieheBild 4.4). So ist es moglich, uber eine Menge von Objekten mehrere voneinander un-abhangige Strukturen zu definieren, wie dies beispielsweise bei RDF und Topic Maps(Norm ISO/IEC 13250) der Fall ist. Der Aspekt der Erreichbarkeit bzw. der Speiche-rung der Objekte wird von der Strukturierung getrennt. Um eine solche Reprasentationin eine lineare Form (z.B. zur Speicherung) zu uberfuhren, muß die Struktur auch dortuber Verweise hergestellt werden.

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4.2. GEMEINSAME REPRASENTATION VON STRUKTUREN UND INHALTEN 57

Bild 4.1: Reprasentation einer hierarchischen Struktur mittels Formatvorlagen oder speziellenKommandos (LATEX)

Bild 4.2: Reprasentation einer hierarchischen Struktur mittels geschachtelter Tags

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58 KAPITEL 4. GRUNDTYPEN VON INFORMATIONSOBJEKTEN

Bild 4.3: Reprasentation einer hierarchischen Struktur mit sechs Knoten und funf Links

Bild 4.4: Reprasentation einer hierarchischen Struktur mit funf Informationsobjekten vomTyp Fließtext sowie einem komplexen Informationsobjekt vom Typ Baumstruktur

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4.3. REPRASENTATION MIT INFORMATIONSOBJEKTEN 59

4.3 Reprasentation mit Informationsobjekten

Fur alle drei Arten der Reprasentation Θ1, Θ2 und Θ3 lassen sich Beispiele fur Systeme oderStandards finden, die von einer großen Zahl von Textproduzenten benutzt werden bzw. dieden Entwicklern von Textproduktionswerkzeugen bekannt sind. Beispielsweise kennt nahezujeder Textproduzent Programme wie Microsoft Word oder Open Office, welche Strukturenmit Inhalten auf Art Θ1 verknupfen. Auch das v.a. im universitaren und technischen Bereichverwendete Werkzeug LATEX laßt sich dieser Klasse zuordnen. In bezug auf die Art Θ3 werdenim folgenden eine Auswahl von Systemen bzw. Modellen aus dem Bereich Hyperbase-Systemekurz beschrieben:

• NoteCards: Die Hypermedia-Umgebung NoteCards wurde mit dem Ziel entwickelt,den Autor u.a. bei der Strukturierung von Ideen zu unterstutzen. Erfahrungen mitdem System wurden in Forschungsleitlinien umgesetzt, die auch heute noch gultig sind(Halasz, 1988). Die Kernidee von NoteCards ist es, Informationen auf Karten abzu-legen, die miteinander verknupft werden konnen. Mit den notecard -Objekten konnenz.B. Textstucke, strukturierte Zeichnungen oder Bitmaps reprasentiert werden. Link -Objekte dienen der Verknupfung einzelner Karten zu Netzwerken. Links sind typisiertund verknupfen genau eine Quell- mit einer Zielkarte. Zusatzlich zu den zwei primi-tiven Objekttypen notecard und link stehen die zwei speziellen Typen browser undfilebox zur Verfugung. Ein browser -Objekt ist ein spezielles notecard -Objekt, das einstrukturelles Diagramm eines Netzwerkes zu einer Menge von notecard -Objekten bein-haltet und graphisch dargestellt werden kann. Filebox -Objekte sind ebenfalls notecard -Objekte, die allerdings zur Organisation bzw. Kategorisierung (großerer) Mengen wei-terer notecard -Objekte benutzt werden konnen. Dadurch, daß filebox -Objekte selbst infilebox -Objekten enthalten sein konnen, lassen sich hierarchische Strukturen aufbauen.In bezug auf die drei Moglichkeiten der Strukturierung von Inhalten weist NoteCards dieArt Θ3 auf, da jedes notecard -Objekt in einem oder mehreren Strukturobjekten (fileboxoder browser) enthalten sein kann bzw. durch link -Objekte verbunden werden kann.Allerdings existiert die Einschrankung, daß jedes notecard -Objekt in mindestens einemfilebox -Objekt zur Gewahrleistung der Erreichbarkeit enthalten sein muß. Eine hierar-chische Struktur kann nur uber mehrere link - oder filebox -Objekte reprasentiert werden.Typische Operationen auf Hierarchien (wie z.B. Hoher- oder Tieferstufen) mussen daherin entsprechende Operationen auf diesen Objekten ubertragen werden.

• Neptune/HAM: Die Hypertext Abstract Machine (HAM) entstand im Kontext derArbeiten zu dem System Neptune, das am Tektronix Forschungsinstitut fur CAD-Anwendungen entwickelt wurde (Campbell und Goodman, 1988). HAM stellt ein trans-aktionsbasiertes, domanenunabhangiges und mehrbenutzerfahiges Verwaltungssystemfur Hypertexte dar. Das Speichermodell basiert auf funf Objekttypen: Graphen, Kontex-te, Knoten, Links und Attribute. Ein Graph stellt das oberste Strukturierungselementdar und enthalt alle Informationen, die ein allgemeines Thema betreffen (beispielsweisezu einem Fachgebiet). Eine Besonderheit im Vergleich zu anderen Systemen ist die Mog-lichkeit, den Hypertextgraphen mittels Kontexte hierarchisch zu partitionieren. JederKontext besitzt einen Vaterkontext mit Ausnahme des Wurzelkontextes, der seiner-seits beim Erzeugen eines neuen Graphen entsteht. Im Vergleich zu NoteCards sind dieLinks nicht typisiert und erlauben keine Anker innerhalb der Knoten. Attribute konnen

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60 KAPITEL 4. GRUNDTYPEN VON INFORMATIONSOBJEKTEN

zu Kontexten, Knoten und Links definiert werden (Attribut-Wert-Beziehung). Daruberhinaus wird die Verwaltung der Versionshistorie aller HAM-Objekte unterstutzt. EinFiltermechanismus erlaubt es, anhand von Pradikaten gezielt auf Objekte zuzugreifen.Die Pradikate sind Ausdrucke, die Graphen-, Kontextangaben, Informationen zu Lin-kreihenfolgen, Attribute, Attributwerten oder Versionszeitpunkte enthalten konnen.

• Konstanzer Hypertextsystem: Hammwohner (1997, 115f.) unterscheidet bei der Be-schreibung des Konstanzer Hypertextsystems (KHS) die funf Modellebenen Datenzugangs-/Speicherungs-, Hypertext-Objekt-, Hypertext-Kontext-, Werkzeug- und Interaktions-/Pra-sentations-Ebene. In bezug auf unsere Fragestellung ist die Hypertext-Objekt-Ebeneinteressant. Sogenannte Knoten ”stellen die inhaltstragenden Elemente von Hypertex-ten dar“ (ebd., 130). ”Sie sind logische Gliederungselemente, die zunachst noch kei-ne Darstellungsform festlegen“ (ebd., 130). Die Knotentypen unterscheiden sich dar-in, wie sie in Strukturknoten integriert werden, welchen Medientyp sie reprasentieren(Fließtext, Rasterabbildung etc.), aus welcher Quelle die Informationen beschafft wer-den (z.B. explizit gespeichert oder dynamische Abfrage der Inhalte aus dem Internet),wie Inhalte prasentiert oder an der Benutzeroberflache verandert werden konnen, welcheOperationen bei der Navigation oder zur Wahrung der Konsistenz ausgefuhrt werden.Hammwohner und Rittberger (1997, 245) unterscheiden ferner Medien- und Struktur-knoten. Letztere enthalten keine medialen Informationen, sondern lediglich Verweise aufweitere Knoten, welche allerdings selbst wiederum Strukturknoten sein konnen. DenAusfuhrungen zufolge enthalten Strukturknoten eine geordnete Liste von Knotenver-weisen. Dadurch, daß alle Knoten außer dem Wurzelknoten in mindestens einem Struk-turknoten enthalten sein mussen, wird die Erreichbarkeit jedes Knotens gewahrleistet.Neben den Strukturknoten konnen Strukturen auch mit Verknupfungen gebildet wer-den. Dadurch konnen beispielsweise Graphenstrukturen reprasentiert werden. Hierar-chische Strukturen konnen wie bei NoteCards mit Verknupfungen oder mit ineinandergeschachtelten Strukturknoten erzeugt werden.

• SEPIA: Das System SEPIA (Structured Elicitation and Processing of Ideas fur Autho-ring) legt Ergebnisse aus der Textproduktionsforschung zugrunde (Streitz u. a., 1992).Textproduktion wird als Problemloseprozeß verstanden, der in unterschiedlichen Pro-blemraumen stattfindet (siehe Textproduktionsmodell von Bereiter und Scardamalia imAbschnitt 2.3.3). Entsprechend dieser Problemraume existieren auch werkzeugseitig so-genannte Activity Spaces. Der Content Space dient zum Aufbau eines Domanenmodells,wahrend der Rhetorical Space das finale Produkt enthalt. Im Planning Space kannder Autor Notizen zum weiteren Vorgehen festhalten. Der Argumentation Space solldem Aufbau von Argumentationsstrukturen dienen. Basiskonzepte auf der Hypertext-Objekt-Ebene sind Knoten und Links. Knoten konnen atomar oder zusammengesetztsein. Letztere enthalten partiell geordnete Mengen von Knoten und Links. Ein weitererObjekttyp sind Linkanker und Container. Container enthalten Prasentationsinformationenzu einem Knoten oder Link, wie etwa dessen Position, Icon, Große in einer graphischenNetzwerkansicht. Mit diesem Mittel wird beispielsweise die unterschiedliche Darstellungeines Objekts in den unterschiedlichen Activity Spaces reprasentiert. Auch hier liegt diedritte Art der Verbindung von Struktur- und Inhaltsinformation vor.

Die obigen Systeme sind Beispiele fur eine Auswahl von sogenannten Hyperbase-Systemen, diedas Knoten-Link-Konzept als Reprasentationselement benutzen. Eine umfangreichere Samm-

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4.3. REPRASENTATION MIT INFORMATIONSOBJEKTEN 61

lung wird beispielsweise von Hammwohner und Rittberger (1997, 105ff.) beschrieben. Ab-strahierend von konkreten Systemen bzw. Modellen stellen Halasz und Schwartz (1994) dasDexter Hypertext Referenzmodell vor, das formell und informell die wichtigsten Konzeptederartiger Hypertext-Systeme erfaßt. Um in der vorliegenden Arbeit die Komponenten In-formationsbestand und Produktionsmedium zu modellieren (siehe Abschnitt 3.2), greifen wirebenfalls u.a. auf diese Konzepte zuruck. Wir fuhren deshalb im folgenden die fur die weiterenKapitel relevanten Begriffe gleichzeitig mit der Beschreibung des Dexter Referenzmodells ein:

Das Dexter-Modell unterscheidet drei Ebenen9: Runtime-, Storage- und Within Component-Ebene. Bezogen auf das Rahmenmodell in Abschnitt 3.2 ordnen wir die Runtime- Ebene derKomponente Produktionsmedium sowie die Storage- Ebene und die Within Component-Ebeneder Komponente Informationsbestand zu. Die Ausfuhrungen von Campbell und Goodman(1988) zum Dexter-Modell legen den Schwerpunkt auf die Storage-Ebene, die eine Art Daten-bank darstellt und aus einer Hierarchie von inhaltstragenden Components besteht, die durchLinks verbunden werden konnen.

Mit Component werden im Dexter-Modell die Objekte bezeichnet, die in den obigen Systemenals Knoten, Karten etc. beschrieben wurde. Mit Links werden Beziehungen zwischen Com-ponents reprasentiert. Im Gegensatz zu atomaren Components bestehen zusammengesetzteaus weiteren Components. Eine Hierarchie entsteht, wenn die beteiligten zusammengesetztenComponents sich selbst weder direkt noch indirekt enthalten. Ausgehend von den Begriffenim Dexter-Modell definieren wir in unserem Modell den Begriff Informationsobjekt wie folgt:

Definition 13 (Informationsobjekt) Als Informationsobjekte bezeichnen wir Objekte, dieentweder Inhalte im Sinne von Karten, Knoten etc. reprasentieren (primitive Informations-objekte) oder Beziehungen/Strukturen zwischen Informationsobjekten abbilden (komplexe In-formationsobjekte). Jedes Informationsobjekt besitzt eine global eindeutige Identitat in Formeiner eindeutigen ID.

Im Vergleich zum Dexter-Modell stellt der hier definierte Begriff Informationsobjekt ein Ober-begriff zu den Begriffen Component, zusammengesetzte Component und Link dar, wobei wireinem Link ebenfalls eine ID zuordnen. Verschiedene Typen von primitiven und komplexen In-formationsobjekten werden in den folgenden Abschnitten behandelt. Vorweg sei bemerkt, daßwir zu jedem Strukturtyp, der zu Beginn des Kapitels betrachtet wurde, einen entsprechendenTyp eines komplexen Informationsobjekts vorsehen. Damit wird die Moglichkeit geschaffen,Strukturen und Inhalte gemaß der Art Θ3 zu reprasentieren (vgl. Abschnitt 4.2). Auf dieAusfuhrungen zu weiteren Konzepten (wie z.B. Anker) oder die Within-Component -Ebenegehen wir an anderer Stelle bei Bedarf ein. Ein weiteres Konzept aus dem Dexter-Modellubernehmen wir in unser Modell, namlich die Unterscheidung zwischen Basiskomponentenund Zusatzinformationen zu Komponenten (bzw. in unserem Fall zu Informationsobjekten).Diese konnen beispielsweise aus Autoreninformationen oder einer Menge von Attribut-Wert-Paaren bestehen. Letztere wurden schon bei HAM beschrieben. Im Unterschied zum Dexter-Modell ordnen wir Prasentationsparameter allerdings nicht Informationsobjekten auf dieseArt zu, sondern fuhren hierfur im Kapitel 6 das Konzept Visualisierungsumgebung neu ein.Die Einteilung des Informationsbestands in einzelne Informationsobjekte in unserem Modellbietet außerdem die Moglichkeit, Mechanismen zur Versionierung, Benutzerrechteverwaltung,

9Eine ahnliche Ebenenaufteilung wurde ubrigens schon in HAM eingefuhrt (Campbell und Goodman, 1988).

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62 KAPITEL 4. GRUNDTYPEN VON INFORMATIONSOBJEKTEN

Synchronisierung, Transaktionsverwaltung auf dieser Granularitatsstufe zu realisieren. Einweiterer Vorteil von Informationsobjekten als Reprasentationsmittel besteht darin, Textpro-duktionsprozesse zu Forschungszwecken durch automatische Protokollierung (auf der Ebeneder Informationsobjekte) transparent zu machen (siehe Abschnitt 8.2.2). Aufgabe der folgen-den Kapitel ist es nun, aufzuzeigen, wie die oben vorgestellten Konzepte angewendet werdenkonnen, um folgende Bereiche zu reprasentieren und jeweils ineinander zu integrieren:

• Dokumentenreprasentation: Wie konnen die Inhalte und Strukturen eines Doku-ments (auch Hypertextdokumente) mit Informationsobjekten abgebildet werden? DiesesEinsatzgebiet liegt ublicherweise einem Hypertextsystem zugrunde.

• Content Management und Publishing-Prozeß: Wie konnen Objekte zur Herstel-lung eines Dokuments verwaltet werden (z.B. Grafiken in verschiedenen Ausgangsforma-ten)? Wie konnen bestimmte Objekte in mehreren Dokumenten oder Dokumentforma-ten wiederverwendet werden? Hier sind die Stichworte Assets, Single Source Publishingzu nennen. Ublicherweise wird diese Funktionalitat mit Web Content Management Sys-temen (WCMS) verbunden.

• Textproduktionsprozeß: Wie konnen Objekte verwaltet werden, die uber das Text-produkt hinaus wahrend des Textproduktionsprozesses benotigt werden? Solche Objektesind beispielsweise Ideen, bibliographische Angaben, Fachdokumente zur Informations-beschaffung. An dieser Stelle verweisen wir auf Abschnitt 3.2.4 und den Ausfuhrungenzur Textmanagementebene.

Betrachten wir nun in den folgenden Abschnitten die Typen der Informationsobjekte diffe-renzierter.

4.3.1 Primitive Informationsobjekte

Primitive Informationsobjekte dienen primar der Reprasentation des Inhalts. Je nach Media-litat und Informationsspeicherort unterscheiden wir folgende Grundtypen:10

• Mit dem Typ Fließtext konnen Zeichenketten reprasentiert werden (vgl. Definition vonFließtext in Abschnitt 3.1). Mit diesem Typ wird keine Layoutinformation gespeichert.Fur die Erfassung von Notizen zu eigenen Ideen reicht dies aber meist aus.

• Der Typ Wort(-gruppe) ist eine Spezialisierung des Fließtexttyps und bezieht sichauf kurze Zeichenketten, um z.B. ein Stich- oder Schlagwort als Informationsobjekt zureprasentieren. Wir beschranken den Typ nicht nur auf ein Wort, da beispielsweise eineBenennung zu einem Begriff durchaus auch mehrere Worter umfassen kann.

• Mit dem Typ Text/HTML konnen Zeichenketten in HTML-Syntax11 reprasentiertwerden. Dadurch konnen Uberschriften, ungeordnete und geordnete Listen, Tabellen

10Die Aufzahlung erhebt dabei nicht den Anspruch der Vollstandigkeit, sie deckt jedoch die grundlegendenTypen ab, die in den Textproduktionsumgebungen wahrend der Evaluierung benotigt wurden.

11HTML ist die Abkurzung fur Hypertext Markup Language.

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4.3. REPRASENTATION MIT INFORMATIONSOBJEKTEN 63

u.a. modelliert werden. Auch fur Layoutinformationen, wie Fett- und Kursivdruck oderSchriftgroße, sind entsprechende Tags vorgesehen. Hypertextverweise und Bilder werdenallerdings im Gegensatz zum HTML-Standard nicht unterstutzt. Die Bedeutung desTyps Text/HTML ist v.a. darin zu sehen, daß auf der Ebene der BenutzerinteraktionHTML-Editoren zur Bearbeitung der Inhalte eingesetzt werden konnen, die die Tagsentsprechend darstellen.

• Mit dem Typ Text/XML konnen Zeichenketten in XML-Syntax reprasentiert werden.Kennzeichnend fur derartige Zeichenketten ist wie bei HTML die Verwendung von Tags.Anders als bei HTML sind bei XML die Tags nicht festgelegt, sondern werden in der so-genannten Dokumenttyp-Deklaration (DTD) spezifiziert. Es wird zwischen der Wohlge-formtheit und Validitat eines Dokuments unterschieden. Ersteres bedeutet, daß das Do-kument der generellen XML-Syntax entspricht. Ein Dokument ist valide, wenn zusatzlichdie Bedingungen erfullt werden, die in der DTD definiert werden (z.B. zur Verwen-dung von Tagnamen, Attribute etc.). Mit dem Text/XML-Informationsobjekt konnensowohl vollstandige als auch partielle XML-Dokumente reprasentiert werden. Untereinem partiellen Dokument verstehen wir ”einen Teil einer validierbaren Dokument-Instanz zu einer DTD“ (nach Lobin, 2000, 173). Die Modellierung partieller Dokumenteermoglicht es beispielsweise, ein Gesamtdokument anhand einer Struktur zusammenzu-setzen, die durch komplexe Informationsobjekte vorgegeben wird. Dies konnte z.B. einXML-Dokument auf Basis der DocBook-DTD sein, welche fur technische Handbuchergeschaffen wurde, sich aber auch fur wissenschaftliche Texte eignet (siehe Abschnitt 7.3.1).Daneben kann der Text/XML-Typ auch benutzt werden, um semistrukturierte Datenzu reprasentieren, etwa bibliographische Angaben.

• Der Typ Konzeptkarte bietet dem Textproduzenten die Moglichkeit, Konzeptkarten zuerstellen, zu verandern und zu visualisieren. Eine Spezialisierung des Typs ist beispiels-weise eine Mind-Map. Diese kann neben der Fließtextdarstellung zur Reprasentationvon Ideen benutzt werden, um durch die Bildhaftigkeit bestimmte mentale Prozesse zufordern (z.B. Erinnern).

• Mit dem Typ Blob konnen generisch weitere Informationsreprasentationsformate un-terstutzt werden, indem diese als Black Box betrachtet werden. Der Inhalt wird alsbinares Objekt verwaltet, der jedoch durch die Einbindung externer Editoren oder Vi-sualisierungswerkzeuge dem Textproduzenten zuganglich gemacht werden kann. DerTyp Grafik ist ein spezieller Blobtyp, mit dem eine einzelne Rasterabbildung reprasentiertwerden kann. Der Typ kann weiter nach Grafikformaten unterschieden werden (z.B. JPGoder GIF).

• Der Typ DOI/URI dient der Reprasentation eines Verweises in Form eines DocumentObject Identifier (DOI) oder einer generische (Web-)Adresse (Uniform Ressource Iden-tifier (URI)). Zu letzterem existiert zwar ”lediglich“ ein Request for Comment, stelltjedoch einen de facto Standard dar (Rothfuss und Ried, 2003, 211).

Die Art der Reprasentation der Inhalte (im Informationsbestand) ist getrennt von der Art derPrasentation fur den Benutzer (im Produktionsmedium) zu sehen. Z.B. kann der Inhalt einesDOI/URI-Informationsobjekts interpretiert werden, um die referenzierte Web-Seite zu laden

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64 KAPITEL 4. GRUNDTYPEN VON INFORMATIONSOBJEKTEN

und in einem HTML-Browser darzustellen. Im Vergleich zu den komplexen Informations-objekten enthalten die primitiven Informationsobjekte keine Verweise der dritten Art (vgl.Abschnitt 4.2). Verweise bzw. Strukturen in der inhaltlichen Ebene konnen jedoch durchausenthalten sein, z.B. schon im Fließtext mit der Zeichenfolge ”siehe nachsten Abschnitt“.

Zu den obigen Grundtypen lassen sich weitere Unterklassen ableiten bzw. konnen weitereKlassen gefunden werden. Wir verweisen an dieser Stelle auf andere Systeme, wie etwa KHS,das mehr als 30 Knotentypen unterscheidet. Neben Typen, die von anderer Medialitat sind(z.B. Audio), werden auch Typen auf einer fachlichen Ebene unterschieden (E-Mail, Ab-schnitt etc.). Letztere Unterscheidung werden wir im nachsten Kapitel ebenfalls vornehmen,verbinden diese allerdings nicht mit der Einfuhrung neuer Grundtypen.

4.3.2 Komplexe Informationsobjekte

Komplexe Informationsobjekte reprasentieren Beziehungen/Strukturen zwischen Informations-objekten auf die dritte Art (vgl. Abschnitt 4.2). Im folgenden betrachten wir verschiedeneGrundtypen, die wir in der vorliegenden Arbeit verwenden, um die zu Beginn des Kapitelsformal definierten Strukturen abbilden zu konnen:

• Ein Informationsobjekt vom Typ Link verweist auf genau zwei Informationsobjekte.Handelt es sich um einen gerichteten Link, so kann zwischen dem Quell- und dem Ziel-objekt unterschieden werden. Die Angabe eines Ankers ermoglicht es, zusatzlich einePosition innerhalb des Inhalts der Objekte zu bestimmen.12 Dies hangt allerdings vomTyp des Informationsobjekts ab. Strukturen, die mit Links modelliert werden konnen,reichen von Listen bis zu Graphen. Bei letzteren dient der Typ Link zur Modellie-rung der Kanten. Die Knoten entsprechen den Informationsobjekten, auf die verwiesenwird. Aufgrund der Ausdrucksmachtigkeit stellen viele Systeme lediglich diesen Typ zurVerfugung, um die verschiedenen Strukturtypen abzubilden.

• Ein Informationsobjekt vom Typ Liste modelliert eine geordnete Liste von Verweisenauf eine beliebige Anzahl von Informationsobjekten. Der Linktyp ist eine Sonderformdes Listentyps, da ein Link auf genau zwei Informationsobjekte verweist. Im Kontext dervorher betrachteten Hypertextsysteme entspricht der Listentyp am ehesten den filebox-Objekten bei NoteCards bzw. den Strukturknoten bei KHS. Ein Strukturtyp, der mitHilfe dieses Informationsobjekttyps aufgebaut werden kann, ist z.B. eine Hierarchie,indem Listenobjekte geschachtelt werden. Allerdings mussen entweder der Benutzeroder das System die DAG-Eigenschaften sicherstellen (siehe Abschnitt 4.1.4).

• Ein Informationsobjekt vom Typ Baum ermoglicht es, mit einem einzigen Informati-onsobjekt eine Baumstruktur zu reprasentieren (anstatt mit mehreren Link- oder Li-stenobjekten). Dadurch kann die DAG-Eigenschaft innerhalb eines einzigen Baumin-formationsobjekts sichergestellt werden und gleichzeitig kann ausgehend vom Baumin-formationsobjekt auf Informationsobjekte mehrfach verwiesen werden. Eine Hierarchiemit einem Baumobjekt anstatt mit mehreren Link- oder Listenobjekten zu modellieren,

12Dies wird im Dexter-Modell auf der Within-Component-Ebene modelliert.

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4.4. ZUSAMMENFASSUNG 65

hat außerdem den Vorteil, daß mehrere alternative Hierarchien uber denselben Infor-mationsobjekten vergleichsweise einfach reprasentiert werden konnen. Denn bei der Mo-dellierung mit Linkobjekten mußte hierzu zusatzlich definiert werden, welche Links zuder einen und welche Links zu der anderen Hierarchie gehoren. Dies konnte evtl. ubereinen dedizierten Linktyp gelost werden,

• Ein Informationsobjekt vom Typ Kontextstruktur baut auf dem Listentyp auf, indemzusatzlich eine Liste von Rolle reprasentiert wird, wovon jeweils eine Rolle einem Verweis(aus dem Listentyp) zugeordnet wird.

Neben den obigen Typen betrachten wir im folgenden einige Sonderfalle:

• Ein Informationsobjekt vom Typ Generiertes Informationsobjekt enthalt Verweiseauf Informationsobjekte, die einerseits die Ziel- und Quellobjekte bei der Generierungbestimmen sowie die benotigten Generierungsanweisungen enthalten. Auf diese Weisekonnte z.B. ein Informationsobjekt, das den Einstiegspunkt zu einem eigenen Fach-dokument darstellt, als Quellobjekt dienen, wahrend das Zielobjekt ein URI-Objektist und den Zielort der Generierung enthalt. Sowohl die Abfolge der Transformationenals auch die Transformationsvorschriften selbst konnte mittels weiterer Informationsob-jekte vom Typ Text/XML in Form von XSLT-Stylesheets festgelegt werden (vgl. auchAbschnitt 7.3.1). Das Generat konnte anschließend anhand des Zielobjekts prasentiertwerden (als primitives oder komplexes Informationsobjekt).

• Ein Informationsobjekt vom Typ Suchanfrage kann ebenfalls Verweise auf Informa-tionsobjekte enthalten, die als Parameter zur Suche interpretiert werden.

• Werden bei primitiven Informationsobjekten Verweise auf andere Informationsobjekteerlaubt, beispielsweise dadurch, daß bei Konzeptkarten die Knoten mit Informations-objekten verbunden werden (wie beim browser -Objekt in NoteCards), so konnten dieseauch zur Reprasentation von Strukturen der dritten Art benutzt werden. Die Trennungder vorgestellten Informationsobjekte in primitive und komplexe Informationsobjekte,die wir zur Darstellung benutzt haben, wird dann allerdings aufgeweicht und ergibt sichdann nur noch aus der konkreten Verwendung.

4.4 Zusammenfassung

Bei der wissenschaftlichen Textproduktion werden verschiedene Typen von Strukturen ver-wendet, wobei Listen- und Baumstrukturen zu den wichtigsten zahlen. Neben der forma-len Darstellung ist v.a. die Reprasentation dieser Strukturen zusammen mit der Inhaltsre-prasentation zu betrachten. In der vorliegenden Arbeit werden drei Moglichkeiten unterschie-den. Dies ist neben dem Ausnutzen der sequentiellen Darstellungsform die Reprasentationder Struktur auf einer unabhangigen Ebene. Verschiedene Ansatze aus der Forschung, insbe-sondere zu Hypertext- und/oder Hypermedia-Modellen, basieren auf einer solchen Informa-tionsreprasentation. Konzepte wie Knoten, Strukturknoten, Links stellen die grundlegendenElemente dar. Der Begriff Informationsobjekt, der in der vorliegenden Arbeit verwendet wird,greift ebenfalls in einer erweiterten Form auf diese Sichtweise zuruck. Es werden primitive

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66 KAPITEL 4. GRUNDTYPEN VON INFORMATIONSOBJEKTEN

und komplexe Informationsobjekte unterschieden. Bei den komplexen Informationsobjektenkommen die formal definierten Strukturen dadurch wieder zum Ausdruck, daß diese von ei-nem oder durch die Kombination mehrerer Informationsobjekte reprasentiert werden konnen.Daruber hinaus ist es wichtig zu beachten, daß sich diese Strukturtypen nicht nur inner-halb der komplexen Informationsobjekte wiederfinden, sondern z.B. auch in der sequentiellenDarstellungsform innerhalb eines primitiven Informationsobjekts auftreten konnen. Ziel desnachsten Kapitels ist es daher u.a. herauszuarbeiten, wie fachliche Objekte (Bibliographien,Dokumentabschnitte, Ideensammlungen etc.) mit den verschiedenen Grundtypen auf einerfachlichen Ebene reprasentiert werden konnen.

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Kapitel 5

Arbeitssituationenwissenschaftlicher Textarbeit

Es konnen zahlreiche fachliche Objekttypen identifiziert werden, die in wissenschaftlichenTextproduktionen von Autoren benutzt werden. Diese reichen von der bibliographischen An-gabe bis hin zum Fachtext. Ziel dieses Kapitels ist es, die fachlichen Objekte und die damitverbundenen Teilprozesse aus einer ganzheitlichen Perspektive detaillierter zu beschreiben.Wir teilen dazu den Gesamtprozeß in typische Arbeitssituationen ein. Anhand dieser Arbeits-situationen, denen wir jeweils eine eigene Nummer zuweisen, diskutieren wir die Merkmaleund deren Auspragungen. Ferner beschreiben wir die wesentlichen fachlichen Objekte unddiskutieren ansatzweise, wie diese mit den Grundtypen reprasentiert werden konnen, die wirim vorausgehenden Kapitel eingefuhrt haben. Bei einem Teil der Arbeitssituationen greifenwir dabei auf die Basisumgebung zuruck, die im Rahmen der Implementierung des Werk-zeugs ScientiFix und der Fallstudien geschaffen wurde. Welche Rolle die Informationsobjektein den jeweiligen Arbeitssituationen spielen und wie diese dargestellt werden konnen bzw.sollen, wird grob anhand der sogenannten Exposition erlautert.1

Ziel der Zergliederung in einzelne Arbeitssituationen ist es, eine Basis fur die vorliegende undzukunftige Arbeiten zu schaffen, anhand derer z.B. verschiedene Textproduktionssysteme ver-glichen und Teillosungen benannt werden konnen. Ein weiteres Ziel dieses Kapitels bestehtdarin, die Inhalte zu charakterisieren, die in einer Arbeitssituation im Rahmen der kogniti-ven Prozesse entstehen, benutzt und dokumentiert werden. Zusatzlich zeigen wir in bezugauf existierende Ansatze Verbesserungspotentiale auf, die sich v.a. im Hinblick auf unsereThese ergeben, daß die funf Prinzipien aus Abschnitt 3.2.3 eine zentrale Bedeutung bei derwissenschaftlichen Textproduktion besitzen.

5.1 Textprodukte und -bestandteile als Ausgangspunkt

Zunachst befassen wir uns mit Arbeitssituationen, die sich aus der analytischen Betrachtungdes Fachtextes bzw. -dokuments herleiten. Wir beginnen mit dem fachlichen Objekt bibliogra-

1Zur formalen Definition verweisen wir an dieser Stelle auf Kapitel 6.

67

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68 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

phische Angabe, da dieses im Vergleich sehr konkret ist (formal beschreibbar), eine wichtigeRolle spielt und schon innerhalb der Textproduktionsforschung in verschiedenen Ansatzenanalysiert wurde. Der systematische Umgang mit Fachwortern wird dagegen in bisherigenTextproduktionsmodellen kaum berucksichtigt. Da diese Einbettung aber sehr vielverspre-chend ist, wahlen wir diesen als zweiten Beispielbereich. Teile der obigen Themengebietefuhren wir dann bei der Behandlung der Arbeitssituationen zum Fachdokument und -textzusammen. Weitere Bereiche werden nur angedeutet, da eine ausfuhrliche Diskussion fur dasZiel, eine ganzheitliche Sicht zu gewinnen, nicht benotigt wird. Im Abschnitt 5.2 betrach-ten wir anschließend weitere Arbeitssituationen, die sich aus einer anderen Perspektive, derAnalyse des sogenannten wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses, ergeben.

5.1.1 Bibliographische Angaben

Bibliographische Angaben beschreiben bibliographische Entitaten. Sie bilden den Kern vonLiteraturverwaltungen und gehoren zu denjenigen Bereichen der wissenschaftlichen Textpro-duktion, die heute schon detaillierter erforscht sind und z.T. durch Werkzeuge unterstutztwerden (vgl. Knorr, 1998). Als fachliche Objekte kommen sie in den Arbeitssituationen inverschiedenen Auspragungen vor:

Beispiel 3 (Vorkommen von bibliographischen Angaben)Bestandteile zu bibliographischen Angaben befinden sich beispielsweise in der Suchergebnis-darstellung bei einer Recherche, im Literaturverzeichnis eines Fachtextes, im Textteil einesFachtextes oder in einer Literaturverwaltung. In allen vier Fallen spielen die Objekte eineunterschiedliche Rolle und werden meist verschieden reprasentiert.

Auf Basis der Ausfuhrungen in der Norm DIN 1505 Teil 2 wird in Bild 5.1 ein Entity-Relationship-Diagramm dargestellt. Dieses dient als Beispiel dafur, wie die Bestandteile vonbibliographischen Angaben modelliert werden konnen.2 Die Notation einer bibliographischenAngabe z.B. in einem Literaturverzeichnis wird durch die Konkatenation der obigen Datenanhand festgelegter Regeln gebildet. Dabei konnen auch Informationen entfallen, etwa weitereVerlagsorte, der Verlag bei Zeitschriften oder die ungekurzten Vornamen.

Ein wichtiges Prinzip bei der Eingabe und Verwaltung in einer Literaturverwaltung ist dieKlassifizierung der bibliographischen Einheiten. Neben der schon in Bild 5.1 vorgenommenDifferenzierung in unselbstandige und selbstandig erschienene Einheiten, gibt Bild 5.2 weiteremogliche Klassen3 an. In Abhangigkeit von der Klasse ergeben sich notwendige und optionaleInformationsangaben (z.B. bei BibTEX siehe Goossens u. a., 1994, 408).

2In Abgrenzung zu Knorr (1998), die eine objektorientierte Sicht auf die Notation einer bibliographischenAngabe angibt, werden hier unabhangig von der Notation die Informationsbestandteile und deren Abhangig-keiten detaillierter modelliert. Letzteres ist z.B. die Grundlage fur die Informationserfassung in einer relatio-nalen Datenbank in der dritten Normalform.

3Die hier vorgestellten Klassen werden von BibTEX verwendet. Programme wie EndNote, LimanPro u.a.verwenden ahnliche Klassen.

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 69

Bild 5.1: ER-Diagramm zu den Bestandteilen von bibliographischen Angaben

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70 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

Bild 5.2: ER-Diagramm zu den Klassen bibliographischer Einheiten

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 71

Tabelle 5.1: Vorkommen von bibliographischen Angaben

Ort/Ebene Textprodukt(ETP )

Textproduktgenerie-rung (ETG)

Textmanagement(ETM)

Titel- undFolgeseiteeinesFachtexts(OTS)

Titel, Autor(en),Herausgeber oderCIP-Einheitsaufnahme

Metadaten —

Textteil einesFachtexts(OTT )

Abkurzung,Seitenangabe,Verweis auf Lite-raturverzeichnis

Tags, Kommandos oderFelder mit Verweis aufbibliographischeEinheit undSeitenangabe

Textfragment in Arbeitmit Verweis aufObjekte, deneneindeutig einebibliographischeEinheit zugeordnetwerden kann

VerzeichnisseeinesFachtexts(OTV )

Literaturverzeich-nis entsprechendeiner Richtlinie

Tag, Kommando oderFeld mit Angabe desFormatierungsstils

Sichten

Unabhangigvon einemFachtext(OV )

— Datenbank, die dieBestandteile der bibl.Angaben enthalt

Vernetzung derBestandteile der bibl.Angabe mitFachdokumenten,Notizen o.a.

Nun stellen sich zwei Fragen: An welchen Stellen kommen bibliographische Angaben oderderen Bestandteile in der physischen Umgebung vor und welche Rolle spielen diese im Pro-zeß der wissenschaftlichen Textproduktion? Tabelle 5.1 differenziert dazu die Ebenen derReprasentation ETP , ETG und ETM sowie die Orte OTS , OTT , OTV und OV . Die EbeneTextgenerierung und Textmanagement sind hauptsachlich bei der unmittelbaren Produktioneigener Texte wichtig, wohingegen die Rezeption eines fremden Fachtextes auf der Textpro-duktebene stattfindet. Werden jedoch bibliographische Angaben erfaßt oder selbst Notizeno.a. Objekte zu dem Fachtext erzeugt, die bibliographische Angaben als Herkunftsangabebenutzen, sind auch hier die anderen Ebenen beteiligt. Weiterhin konnen bibliographischeAngaben zu fremden Fachtexten fur einen Abschnitt im Textteil des eigenen Fachdokumentsbereitgelegt werden ( ETM/OTT ). Noch unvollstandige bibliographische Angaben ordnen wirdieser Klasse zu. Anhand folgender beispielhafter Arbeitssituationen werden auch die ubrigenTabelleneintrage beschrieben:

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72 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

5.1.1.1 Rezeption bibliographischer Angaben zu einem Fachtext

In der Arbeitssituation 1 rezipiert der Textproduzent das Titelblatt und die Umschlagseiteneines Fachdokuments.4

Arbeitssituation 1

Kurzcharakterisierung der Exposition: FachdokumentTitelblattR;FachdokumentUmschlagseiteR

Meistens befinden sich auf den Titel- und den Folgeseiten die Bestandteile fur die bibliogra-phische Angabe zu dem Fachtext (vgl. Norm DIN 1505 Teil 2). Diese werden auf der Textpro-duktebene rezipiert. Das Lesen der Informationen stellt einen kognitiven Bezugsrahmen furdie nachfolgenden Handlungen dar, wie z.B. das mentale Verarbeiten einer Textpassage. DerBezugsrahmen kann spater als Suchargument wichtig sein, um uber den Titel, den Autor, dieReihe o.a. auf den Fachtextkontext zugreifen zu konnen. Untersuchungen zeigen, daß hier dieRezeption von Dokumenten auf Papier gegenuber der am Bildschirm besser abschneidet (vgl.Lansdale, 1991).

5.1.1.2 Erfassung bibliographischer Angaben zu einem Fachtext

Die bibliographische Angabe zu einem Fachtext wird durch ein Informationsobjekt erfaßt.Dieses ist neben einem Verzeichnis Teil der Arbeitssituation 2.

Arbeitssituation 2

Kurzcharakterisierung der Exposition: FachdokumentTitelblattR;FachdokumentUmschlagsseiteR; Informationsobjekt zu der zu erstellendenbibliographischen AngabeRP ; Verzeichnis von bibliographischen AngabenRP

Es wird ein Informationsobjekt auf der Textmanagementebene erzeugt und in ein Verzeichniseingeordnet. Im einfachsten Fall ist dies ein globales Verzeichnis, in dem alle bibliographischenAngaben gespeichert werden. In der Terminologie von Literaturverwaltungsprogrammen ent-spricht dieses Verzeichnis einer Bibliographiedatenbank, wobei das Informationsobjekt zu derzu erstellenden bibliographischen Angabe meist durch eine Datenzeile reprasentiert wird, dieuber eine Eingabemaske visualisiert und editiert werden kann.

Der Eingabeprozeß in der Arbeitssituation kann dadurch unterstutzt werden, daß automa-tisch oder durch Assistenten die vorhandenen Bestandteile zu der bibliographischen Angabelokalisiert, identifiziert und extrahiert werden, um damit das Objekt auf der Textmanagement-ebene zu erzeugen. Im Falle eines elektronischen Dokuments kann eventuell auf Metadatenzuruckgegriffen werden (vgl. z.B. Dublin Core-Standard).

Auf dem Titelblatt befindet sich meist die Angabe des Titels, Untertitels, Autor und Her-ausgebers. Die Jahres- und Verlagsangabe auf den Folgeseiten. Eine CIP-Einheitsaufnahmewiederholt die Informationen und stellt eine normierte Darstellung dar. Reihen lassen sich oft

4Das Symbol R (bzw. RP ) weist bei der Kurzcharakterisierung der Exposition daraufhin, daß die Informa-tionsobjekte rezipiert (bzw. rezipiert und produziert/verandert werden). Das Symbol F wird verwendet, wennwichtige Visualisierungsmerkmale der Exposition beschrieben werden.

Page 93: Modell und Werkzeug zur wissenschaftlichen Textproduktion...Basiskonzepten, die dem wissenschaftlichen Textproduktionsprozeß zugrunde liegen, zu be-antworten. Ziel der Forschung auf

5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 73

auch an der Einbandgestaltung erkennen. Bei Kopien geht diese Information dagegen verloren.Bei Quellen im Internet ist die URL und der Zeitpunkt der letzten Einsicht zu erfassen.

5.1.1.3 Rezeption bibliographischer Angaben innerhalb des Textteils

In der Arbeitssituation 3 rezipiert der Textproduzent den Textteil eines Fachdokuments.

Arbeitssituation 3

Kurzcharakterisierung der Exposition: FachdokumentTextteilAbschnitteR

Innerhalb des Textteils werden bibliographische Angaben z.B. beim Zitieren oder Verweisenverwendet.5 In bezug auf die bibliographischen Angaben im Textteil gibt es unterschiedlicheNotationssysteme, wie etwa das Autor/Jahr- oder das Nummernsystem (vgl. Knorr, 1998, 54).Der Vorteil des Autor/Jahr-Systems besteht darin, daß ein kompetenter Leser schon beimLesen der Kurzangabe eine mentale Reprasentation des Textes, auf den verwiesen wurde,abrufen kann. Kann der Leser den Verweis nicht aus dem Gedachtnis auflosen, muß er dievollstandige Angabe im Literaturverzeichnis suchen (siehe Arbeitssituation 4), die es ihm inden meisten Fallen erlaubt, den Fachtext eindeutig zu bestimmen und sich zu beschaffen.

5.1.1.4 Rezeption bibliographischer Angaben im Literaturverzeichnis

In dieser Arbeitssituation rezipiert der Textproduzent das Literaturverzeichnis eines Fachdo-kuments.

Arbeitssituation 4

Kurzcharakterisierung der Exposition: FachdokumentLiteraturverzeichnisR

Ein Leser wechselt in diese Arbeitssituation, um erstens im Anschluß an die Arbeitssituation 3die vollstandige Angabe zu erhalten6 oder um zweitens das Literaturverzeichnis insgesamt zubetrachten. Dabei konnen folgende Fragen ausschlaggebend sein:

• Ist eine bestimmte bibliographische Angabe schon bekannt und/oder erfaßt? Befindensich zu dem dazugehorigen Fachtext das Fachdokument, Standortinformationen, Noti-zen o.a. im personlichen Informationsbestand?

• Welche bibliographischen Angaben des gesamten Literaturverzeichnisses sind bekanntund/oder erfaßt? Welche sind bis jetzt unbekannt?

• Wird wichtige Literatur berucksichtigt (aufgrund vorheriger eigener Bewertungen)?

• Wie aktuell sind die verwendeten Quellen?5Bibliographien sind eine Sonderklasse an Fachdokumenten. Hier befinden sich schon im Textteil die

vollstandigen Angaben, wobei zusatzlich noch Kurzzusammenfassungen, Klassifikationen, Stichworte etc. zudem dazugehorigen Fachtext angegeben werden.

6Je nach Notationsstil wird teilweise jedoch auch bei der ersten Referenz auf einen fremden Fachtext dievollstandige Angabe in einer Fußnote im Textteil angegeben.

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74 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

• Welche Autoren werden referenziert?

• Zu welchen Themengebieten und -schwerpunkten werden Quellen angegeben?

Durch eine geeignete Visualisierung kann der Leser bei der Beantwortung dieser Fragen un-terstutzt werden, indem die Bestandteile extrahiert, mit den Verzeichnissen der bibliogra-phischen Angaben (siehe Arbeitssituation 2) abgeglichen oder sortiert werden. Aufgrund derverschiedenen, existierenden Notationssysteme und moglicher Fehler bietet sich der Einsatzvon Heuristiken beim Extraktions- und Vergleichsprozeß an. Die Ergebnisse konnen durch un-terschiedliche farbliche Hervorhebungen im Ausgangstext (auf Textproduktebene) oder durcheine Umsortierung bzw. Kategorienbildung visualisiert werden. Befinden sich im personlichenInformationsbestand die dazugehorigen Fachdokumente, Notizen o.a., so bietet sich daruberhinaus eine automatische Verlinkung an.

Ein Teil der obigen Fragen kann nur mit den Vorkenntnissen und Beurteilungen des Textpro-duzenten beantwortet werden. Die Ergebnisse jedoch konnen z.B. in der Arbeitssituation 8,9 oder 44 dokumentiert werden. Im Rahmen einer Qualitatssicherung konnen beim Abgleichnicht nur fehler- oder luckenhafte Angaben in der Quelle, sondern auch in den bereits selbsterfaßten bibliographischen Angaben aufgedeckt werden (PPiE).

Die obige Arbeitssituation kann erweitert werden, indem gleichzeitig sowohl bestimmte Ab-schnitte als auch das Literaturverzeichnis dargestellt werden. Ausgehend von einer bibliogra-phischen Angabe im Literaturverzeichnis konnen dann die assoziierten Stellen im Textteilgesucht und prasentiert werden.

Folgeprozesse sind die Erfassung ausgewahlter bibliographischer Angaben aus dem Literatur-verzeichnis, die Ruckkehr an die ursprungliche Textstelle oder das Weiterlesen an einer miteiner bibliographischen Angabe assoziierten Stelle im Textteil.

5.1.1.5 Erfassung bibliographischer Angaben aus einem Literaturverzeichnis

In dieser Arbeitssituation werden bibliographische Angaben zu Fachtexten durch Informa-tionsobjekte erfaßt und in einem Verzeichnis verwaltet.

Arbeitssituation 5

Kurzcharakterisierung der Exposition: FachdokumentLiteraturverzeichnisR;Informationsobjekte zu den zu erstellenden bibliographischen AngabenRP ; Verzeichnisbibliographischer AngabenRP

Im Vergleich zur Arbeitssituation 2 erzeugt der Textproduzent ein oder mehrere Informa-tionsobjekte zu bibliographischen Angaben auf der Textmanagementebene. Auch hier kannder Prozeß bei elektronischen Dokumenten durch automatische Extraktion oder durch Einga-beassistenten unterstutzt werden. Ein Grund fur die Erfassung liegt in der moglichen Absichtdes Textproduzenten, sich einzelne Fachtexte spater zu beschaffen, falls sich diese noch nichtin seinem personlichen Informationsbestand befinden (siehe Beschreibung der Zugriffsebenenin Abschnitt 3.2.2). Dadurch, daß ab dem Zeitpunkt der Erfassung bis zur Generierung desLiteraturverzeichnisses eines eigenen Fachdokuments die Bestandteile durchgangig in genau

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 75

einem Informationsobjekt verwaltet werden, kann z.B., nachdem der Fachtext beschafft wur-de, in Arbeitssituation 2 die bibliographische Angabe vervollstandigt bzw. uberpruft undschließlich im eigenen Fachtext benutzt werden. Auf diese Weise werden Doppelarbeiten inbezug auf die Erfassung vermieden.

5.1.1.6 Recherche im wissenschaftlichen Informationsbestand

Zentrale Objekte bei der Recherche im wissenschaftlichen Informationsbestand, z.B. in einerBibliothek, sind Suchanfragen und Suchergebnisse:

Arbeitssituation 6

Kurzcharakterisierung der Exposition: SuchanfragenRP ; SuchergebnisseR

Bibliotheken erstellen professionell Fachinformationen. Diese werden z.B. in Form von Such-ergebnissen fur den Benutzer sichtbar. Knorr (1998, 69ff.) spricht hier von der ObjektklasseMittlerobjekt mit den Eigenschaften Schlagwort, Stichwort, weitere Klassifikation, Systema-tik, Autorname, Titel, Werbetexte, Signatur. Dabei bilden Bibliotheken die bibliographischenAngaben zu Fachtexten auf Standorte der dazugehorigen Fachdokumente ab. Systematikenbeziehen sich einerseits auf die Fachtexte (Schlagworte, Stichwortkatalog, Kategorien) aberauch auf die Standorte (Systematik der Signaturen) (vgl. Norm DIN 1505 Teil 3).

Bei der Suche werden Bestandteile zu bibliographischen Angaben auf unterschiedliche Wei-se verwendet: Erstens konnen diese bei der Formulierung der Suchanfrage benutzt werden,beispielsweise bei der Suche nach allen Fachtexten zu einem Autor. Zweitens enthalt das Mitt-lerobjekt die Bestandteile der bibliographischen Angabe als Suchergebnis, um den Fachtextzu identifizieren und zu bewerten. Eine Unterstutzung durch elektronische Assistenten ist inbeiden Bereichen denkbar. Ein Anfrageassistent stellt z.B. eine homogene Eingabemaske furdie Suche unabhangig von spezifischen Bibliotheksschnittstellen bereit und ein Erfassungs-assistent ubernimmt die Suchergebnisse in den personlichen Informationsbestand in Formeiner Menge von Informationsobjekten (jeweils zu einer bibliographischen Angabe). Daruberhinaus konnen Informationsobjekte zu bibliographischen Angaben, die noch nicht vollstandigoder fehlerhaft sind (PPiE) automatisch vervollstandigt bzw. mit den professionell erstelltenFachinformationen abgeglichen werden. Der Anfrageassistent transformiert hierzu die Infor-mationsobjekte zu den bibliographischen Angaben in entsprechende Suchanfragen. Danebenkonnte mit dieser Funktionalitat z.B. auch die Liste der noch zu besorgenden Fachtexte (sieheArbeitssituation 9) automatisch in Suchanfragen umgewandelt werden.

Eine fragenabhangige Visualisierung in Form von Hervorhebungen oder einer Verlinkung istentsprechend den Ausfuhrungen bei Arbeitssituation 4 denkbar, wobei die Suchergebnislistedie Rolle des Literaturverzeichnisses einnimmt. Hauptsachlich dienen die Informationen ausdem Mittlerobjekt jedoch als Filterkriterium und fuhren zu einer Vorauswahl der zu beschaf-fenden und zu lesenden Fachtexte.

Varianten zu dieser Arbeitssituation wurden bei den obigen Ausfuhrungen schon angedeutet.Diese erganzen die Exposition z.B. um die Besorgungslisten oder thematische Verzeichnisse,in die ausgewahlte Fachtexte bzw. deren bibliographische Angaben eingeordnet werden. AuchZufallsfunde, die nicht im ursprunglichen Suchraum lagen, konnen so erfaßt werden. Ferner

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76 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

konnen je nach Art der Bibliothek ausgehend von den Suchergebnissen die Fachdokumentedirekt beschafft werden (per Download).

5.1.1.7 Recherche im personlichen Informationsbestand

Wahrend in Arbeitssituation 6 hauptsachlich professionelle Fachinformationen eine Rolle spie-len, sind es hier zusatzlich generierte Sichten und selbst erstellte Informationen, wie etwaeigene Notizen.

Arbeitssituation 7

Kurzcharakterisierung der Exposition: SuchanfragenRP ; SuchergebnisseR; generierte SichtenRP ;eigene NotizenRP

Im folgenden betrachten wir zwei Moglichkeiten in bezug auf die Rolle von bibliographischenAngaben:

• Bei der Suche kann nach dem Informationsobjekt zur bibliographischen Angabe direktgesucht werden, um ausgehend von diesem Objekt Notizen, Zitate, Fachdokumente etc.zu erreichen. Neben den ublichen Suchmethoden (wie nach Titel oder Autor) gibt esdie Moglichkeiten, weitere Suchinformationen heranzuziehen. Die Informationsobjektedes personlichen Informationsbestands sind bekannt (vgl. Abschnitt 3.2.2) und warenTeil eines fruheren Arbeitsprozesses (z.B. Erfassen der bibliographischen Angabe bei derRezeption eines Fachdokuments). Dieser zeitliche Kontext kann bei der Suche genutztwerden. Weiterhin ist davon auszugehen, daß die Anzahl der Informationsobjekte zubibliographischen Angaben im personlichen Informationsbestand (SPe) im Vergleich zuder Anzahl im wissenschaftlichen Informationsbestand (SWi) erheblich geringer ist. Da-her ist dieser auch fur den Prozeß des Uberblickens oder Durchblatterns zuganglich.7 Jenach Fragestellung sind verschiedene Sichten vorstellbar, etwa eine Autoren-Liste, diezu jedem Autor die dazugehorigen bibliographischen Angaben enthalt.8 Diese Sichtensind ferner dafur geeignet, Inkonsistenzen im Sinne einer Qualitatsverbesserung aufzu-decken, da sie gleichartige Objekte (Autor, Reihe, Verlag etc.) nebeneinander stellen,wie etwa unterschiedliche Schreibweisen von Autorennamen.

• Bei der Suche kann zunachst nach Notizen gesucht werden, die eine Referenz auf dieje-nige bibliographische Angabe enthalten, welche dann wiederum z.B. zur unmittelbarenTextproduktion beim Zitieren und Verweisen benutzt werden kann (siehe Arbeitssitua-tion 8).

Der Gegenstand der Arbeitssituation 7 stellt eine Kernfunktionalitat von Literaturverwal-tungen dar. Fur weitergehende Betrachtungen verweisen wir auf die Arbeit von Knorr, diedie Suche nach Informationen zur bibliographischen Angabe als eine von drei Typen vonNutzungsmoglichkeiten von Literaturverwaltungen behandelt (siehe Knorr, 1998, 189ff.).

7Sollte der personliche Informationsbestand ebenfalls zu umfangreich sein, konnen auch kleinere thematischeUnterverzeichnisse gebildet werden (siehe Arbeitssituation 44).

8Diese Liste ist nicht mit einem Literaturverzeichnis zu verwechseln, das nach dem ersten Autor sortiert ist.Die Liste berucksichtigt jeweils auch die weiteren Autoren und folglich konnen Referenzen auf bibliographischenAngaben mehrfach erscheinen.

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 77

5.1.1.8 Eigenes Fachdokument produzieren

Bibliographische Angaben sind essentiell beim Ruckgriff auf fremde Fachtexte, etwa bei demZitieren oder Verweisen.9

Arbeitssituation 8

Kurzcharakterisierung der Exposition: eigenes FachdokumentTextteilAbschnittRP ; eigenesFachdokumentLiteraturverzeichnisRP ; Verzeichnis bibliographischer AngabenR (FTags, Kommandos, Felder)

Bibliographische Angaben zu anderen Fachtexten sind einerseits Bestandteile des eigenenTextprodukts, die vom Textproduzenten erstellt werden mussen (oft Kurzangaben im Textteilund vollstandige Angaben im Literaturverzeichnis), andererseits greift der Textproduzentselbst wahrend des Textproduktionsprozesses uber Informationsobjekte zu bibliographischenAngaben auf fremde Fachtexte oder dazu angefertigte Notizen zu.

• Im ersten Fall ist die mogliche Transformation der assoziierten Objekte zwischen denReprasentationsebenen ETM , ETG und ETP zu betrachten (siehe hierzu auch das Bei-spiel der LATEX-basierten Transformation in Abschnitt 7.3.1). Ublicherweise besteht dieUnterstutzung (Automatisierung) darin, auf der Ebene ETG im Textteil (OTT ) einenVerweis auf ein Informationsobjekt zur bibliographischen Angabe formal zu beschreiben,wobei auch Zusatzinformationen, wie die genaue Seitenangabe, innerhalb des referenzier-ten Fachtextes angegeben werden konnen. Bei der Generierung wird der Textteil vonder Textgenerierungs- auf die Textproduktebene transformiert, indem erstens Kurzel(Nummern oder Autor/Jahr-System evtl. mit Zusatzbuchstaben) und zweitens das Li-teraturverzeichnis mit den vollstandigen Angaben entsprechend einer Gestaltungsricht-linie erzeugt werden. Fur die Erstellung des Literaturverzeichnisses ist auf der EbeneETG lediglich ein Tag, Kommando oder Feld notwendig. Wahrend ublicherweise aufTextgenerierungsebene ein Verweis auf das Informationsobjekt zur bibliographischenAngabe notwendig ist, ist auf der Textmanagementebene zu fordern, daß es auch aus-reicht, auf andere Informationsobjekte zu verweisen, denen jedoch eindeutig eine biblio-graphische Angabe zugeordnet werden kann (z.B. Exzerpt). Ohne eine Unterstutzungmuß der Textproduzent manuell und damit aufwendig auf Textproduktebene die Ge-staltungsrichtlinie, die Konsistenz des Literaturverzeichnisses mit dem Textteil sowiedie Verwendung eindeutiger Kurzel im Textteil gewahrleisten.

• Im zweiten Fall fordern wir, daß unabhangig von den Ebenen anhand vorhandenerKurzel oder vollstandiger Angaben effizient auf die dazugehorigen Fachdokumente, No-tizen o.a. zugegriffen werden kann (vgl. Arbeitssituation 30). Die bibliographischenAngaben konnen in Notizen, Exzerpten oder Zitaten enthalten sein, die z.B. bei denverschiedenen Formen des Ruckgriffs auf Fachliteratur im Vorfeld der Texterstellung10

gesammelt wurden und spater als Ausgangsmaterial fur den zu produzierenden Text die-nen (vgl. Arbeitssituation 32). Grunde fur den Ruckgriff im Verlauf der Texterstellungsind außerdem die erneute Rezeption bei verandertem Wissen und Interesse oder bei

9Beim wissenschaftlichen Textproduzieren wird eine Angabe der verwendeten Quellen gefordert.10Vgl. Jakobs (1999, 198ff.).

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78 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

Perspektivenwechsel, die Uberprufung fruherer Textinterpretationen auf Stimmigkeit,der Ruckgriff beim Zitieren und Verweisen auf Texte sowie die Kontrolle von Bezugnah-men auf Texte (Jakobs, 1999, 207ff.). Es muß also moglich sein, in den bibliographischenAngaben zu suchen als auch einen Platzhalter einzusetzen, um den Prozeß der forma-len Referenzherstellung auf einen spateren Zeitpunkt zu verschieben. Letzteres sowieauch das vorausblickende Bereitlegen von Informationsobjekten zur bibliographischenAngabe zu einem noch zu schreibenden Abschnitt bestatigen die Relevanz des PrinzipsPPiE .

In beiden Fallen ist anzumerken, daß eine wichtige Unterstutzung beim Umgang mit Quellen-material (z.B. Copy&Paste) eine automatische Mitfuhrung bzw. Herstellung einer Referenzist. Im besten Fall wird diese reprasentiert durch ein Informationsobjekt zu einer bibliogra-phischen Angabe.

5.1.1.9 Arbeitsorganisation

Zusatzlich zur langfristigen Speicherung von bibliographischen Angaben in einem globalenVerzeichnis konnen diese auch in Strukturen enthalten sein, die der Arbeitsorganisation die-nen.

Arbeitssituation 9

Kurzcharakterisierung der Exposition: Verzeichnis bibliographischer AngabenR; Listen-, Baum-und KontextstrukturenRP

Beispiele fur derartige Strukturen sind die Listen der zu bestellenden, abzuholenden, zu lesen-den oder schon gelesenen Fachtexte. In diesem Fall wird das Informationsobjekt zur bibliogra-phischen Angabe stellvertretend fur den Fachtext verwendet, wohingegen z.B. bei den Listender noch unvollstandigen oder zu uberprufenden bibliographischen Angaben, sich die mit derListe verbundene Aktion auf die Informationsobjekte selbst bezieht. Im ersten Fall konnte eineUnterstutzung darin bestehen, die Informationsobjekte jeweils mit den entsprechenden Fach-dokumenten zu verknupfen, soweit diese sich im personlichen Informationsbestand befinden(siehe auch Arbeitssituation 4).

Gemaß dem Prinzip PMiMa sollten Folgeprozesse und damit auch die dazugehorigen Arbeits-situationen die obigen Strukturen berucksichtigen, damit der Textproduzent spatere gleichar-tige Aufgaben (z.B. Suchen und Ersetzen) bundeln kann. Generierte Sichten erlauben unterBerucksichtigung der Reihenfolge die Erstellung von ausdruckbaren Literaturlisten, z.B. In-haltsverzeichnisse fur Ordner oder Besorgungslisten.

Ziel dieser Arbeitssituation und der damit verbundenen Prozesse ist es u.a., mehr Transpa-renz in den eigenen Bestand bibliographischer Angaben zu bringen. Keine Transparenz liegtbeispielsweise bei einer umfangreichen Literaturdatenbank (>2000 Eintrage) vor, wenn alleEintrage in tabellarischer Form sortiert nach erstem Autor gleichartig prasentiert werden,unabhangig davon, ob die bibliographische Angabe oft benutzt, zufallig aufgenommen odernoch unvollstandig ist.

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 79

5.1.1.10 Reprasentation von bibliographischen Angaben

Nach der Betrachtung der Arbeitssituationen 1 bis 9 gehen wir nun kurz auf die Moglichkeitenein, wie einzelne oder eine Menge von bibliographischen Angaben mit Informationsobjektenreprasentiert werden konnen:11

• Zeichenkette: Auf der Textproduktebene (z.B. innerhalb eines Fachdokuments) wer-den bibliographische Angaben meist gemaß einer Richtlinie notiert. Fur die Eingabeeinzelner sowie die Verwaltung mehrerer Angaben werden außer einem Texteditor kei-ne besonderen Werkzeuge benotigt. Außerdem kann sich der Textproduzent bei einempersonlichen, kleineren Bestand durch ”Blattern“ leicht einen Uberblick verschaffen.

• Schlussel-Wert-Paare: Die bibliographische Angabe wird durch eine Menge von Schlus-sel-Wert-Paaren beschrieben (bei BibTEX z.B. durch Eintrage wie ”... title=Das Werk-zeug ScientiFix, publisher=Springer, author=Hausdorf, Carsten,...“). Im Gegen-satz zur ersten Moglichkeit werden hier die Informationen so abgelegt, daß sie einfachermaschinell ausgewertet und transformiert werden konnen (z.B. in mehrere Zielforma-te aufgrund unterschiedlicher Notationsrichtlinien). Weiterhin werden vergleichsweiseeinfache Werkzeuge zur Pflege benotigt. Diese Art der Reprasentation ist v.a. auf derTextgenerierungsebene angesiedelt.

• Text mit speziellen Tags: Uber die Moglichkeiten einfacher Schlussel-Wert-Paarehinaus konnen mittels geschachtelter Tags die Informationen hierarchisch abgelegt wer-den (z.B. in XML: ”... <authorgroup> <author> <firstname>Carsten</firstname>...</author> </authorgroup>...“). Ansonsten gelten auch hier die Aussagen zu der vor-herigen Variante.

• Eine Datenbanktabelle: Die Reprasentation mittels einer Tabelle in einer relationalenDatenbank ahnelt der der Schlussel-Wert-Paare, wobei die moglichen Schlussel vorabjedoch als Spalten angelegt werden mussen. Die Pflege ist werkzeugseitig aufwendiger,da sowohl ein Datenbankmanagementsystem als auch geeignete Dialoge notwendig sind.

• Mehrere Datenbanktabellen: Gemaß dem ER-Diagramm in Bild 5.1 werden in einerDatenbank mehrere Tabellen angelegt. In dritter Normalform lassen sich dadurch Red-undanzen vermeiden und neben der bibliographischen Einheit weitere Entitaten (z.B.Personen, Verlage) eindeutig identifizieren. Die notwendigen Werkzeuge zur Pflege undzur Nutzung der bibliographischen Angaben sind in diesem Fall am aufwendigsten undim Bereich der Textmanagementebene anzusiedeln. Dadurch, daß bibliographische An-gaben teilweise erst im Laufe der Zeit vervollstandigt werden, ist insbesondere Aufwandin bezug auf die Qualitat der Daten zu investieren, um beispielsweise eine reale Entitatauch in der Datenbank mit genau einer Datenzeile abzubilden. Dieser Zwang kann alsVorteil (hohe Datenqualitat) und als Nachteil (Aufwand zur Pflege sowohl durch denBenutzer als auch werkzeugseitig) gesehen werden.

11Weitere Arbeitssituationen zu dem Bereich bibliographischer Angaben werden im Anhang B.1 beschrieben.

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80 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

5.1.1.11 Bibliographische Angaben und die funf Prinzipien

Abschließend skizzieren wir zusammenfassend die wichtigsten Anforderungen und Eigenschaf-ten im Bereich bibliographischer Angaben aus Sicht der funf Prinzipien:

• Prinzip PPiE: Eine Bibliographiedatenbank wird meist innerhalb eines großeren Zeit-raums aufgebaut. Dies betrifft sowohl die Quantitat als auch die Qualitat der Daten.

• Prinzip PMiMa: Die Erfassung und Nutzung bibliographischer Angaben ist in vielfaltigeKontexte eingebettet, die oft spezifisch zu unterstutzen sind: Erfassen einzelner Anga-ben beim Lesen bestimmter Fachtexte, Erfassung bei der Recherche in einer Bibliothek,Nutzung beim Schreiben des eigenen Fachtextes, dokumentenubergreifende Verwaltungim personlichen Informationsbestand etc.

• Prinzip PBmP : Weitere Personen sind in die Uberlegungen einzubeziehen, z.B. beider Eingabe von bibliographischen Angaben durch wissenschaftliche Hilfskrafte, beider verteilten Eingabe durch mehrere Wissenschaftler, bei der Fusion/Synchronisierungmehrerer bestehender personlicher Bibliographiedatenbanken oder bei Nutzung einergemeinsamen Datenbank durch verschiedene Personen.

• Prinzip PTr: Je nach Arbeitssituation ist eine einzelne bibliographische Angabe odereine Menge von bibliographischen Angaben zu visualisieren. Zwei grundlegende Visua-lisierungsvarianten sind die Listenform und die Prasentation einzelner Angaben in ei-nem Dialog (Datenbank). Verschiedene Zugriffsmoglichkeiten bzw. Listensortierungenund Listenaufbereitungen sollten unterstutzt werden: Autoren, Reihen, Zeitraum, Ver-lag etc. Eine bessere Transparenz uber bisherige Prozesse erhalt der Textproduzent,wenn auch Eingabezeitpunkte, Verwendungssituationen, personliche Bewertungen etc.in einem Werkzeugkonzept berucksichtigt werden.

• Prinzip PRP : Die Notwendigkeit der gleichzeitigen Rezeption und Produktion vonInformationsobjekten wird bei allen Arbeitssituationen zur Erfassung und Nutzung bi-bliographischer Angaben deutlich.

5.1.2 Fachworter

Standen im vorherigen Abschnitt die bibliographischen Angaben im Zentrum, so sind es hierdie Fachworter. Nahern wir uns diesem Thema zunachst mit einer Definition des BegriffsFachsprache:

Fachsprache ist ”das Mittel einer optimalen Verstandigung uber ein Fachgebietunter Fachleuten; sie ist gekennzeichnet durch einen spezifischen Fachwortschatzund speziellen Normen fur die Auswahl, Verwendung und Frequenz gemeinsprach-licher lexikalischer und grammatischer Mittel; sie existiert nicht als selbstandigeErscheinungsform der Sprache, sondern wird in Fachtexten aktualisiert, die au-ßer der fachsprachlichen Schicht immer gemeinsprachliche Elemente enthalten“(Schmidt, 1969).12

12Zitiert nach Fluck (1996, 14).

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 81

Neben dieser Funktion ist Fachsprache aber auch als ”Erkenntnisinstrument“ zu sehen (vgl.Fluck, 1996, 34ff.). Damit assoziiert ist die ”Vorstellung, daß der Sprache als ein Systemvon Benennungen ein System von Begriffen zugrunde liegt. Diesem Begriffssystem wird alsoein Benennungssystem zugeordnet. Deshalb stehen der Begriff Begriff, die Begriffsbildungund -ordnung sowie die Definition an erster Stelle der Grundsatze zur Terminologiearbeit“(ebd., 155). Der Begriff wird ferner definiert als ”eine Denkeinheit, in der Eigenschaften undZusammenhange von Gegenstanden erfaßt sind“. Ihr Inhalt wird durch Definition festgelegt.Der Begriff steht nicht fur sich allein, ”sondern immer in einem systematischen Zusammenhangmit anderen Begriffen“, z.B. in einer Ober- oder Unterbegriffsbeziehung (ebd., 115).

Mit diesen Grundbegriffen haben wir eine Basis geschaffen, um in unserem Kontext ver-schiedene Arbeitssituationen zu betrachten. In den folgenden Beispielen soll deshalb auch derSchwerpunkt weniger auf den Details oder den aktuellen Forschungsfragen liegen, vielmehr solldas Potential, das mit der Integration der Terminologiearbeit in den Textproduktionsprozeßverbunden ist, diskutiert werden.

5.1.2.1 Eigenes Fachworterbuch

Im Zentrum der Arbeitssituation 10 steht ein eigenes Fachworterbuch.13

Arbeitssituation 10

Kurzcharakterisierung der Exposition: FachworterbuchRP ; WorterbucheintragRP (FHervorhebung und Verlinkung von Fachwortern)

Nach DIN ist ”ein Fachworterbuch eine geordnete Sammlung von Benennungen der Begrif-fe eines Fachgebiets. Ein Worterbucheintrag ist die kleinste selbstandige Einheit in einemFachworterbuch, d.h. die Darstellung einer eindeutigen Zuordnung zwischen Begriff und Be-nennung“ (Norm DIN 2333, 1). Nach der Norm (ebd., 5) enthalt ein Eintrag ublicherweisedie Elemente Benennung, Kurzform der Benennung, Definition, Erklarung, Sprachenzeichen,Quellenangaben, Sachgebietsschlussel, Bearbeiter, Datum der Erfassung (Aktualitat) und Be-arbeitungsvermerk (alt, neu, provisorisch, gestrichen usw.).

Um die Beziehung der obigen Ausfuhrungen zu unserem Anwendungsbereich zu prazisieren,unterscheiden wir folgende Zielsetzungen:

1. Fachworterbuch als Textprodukt: In diesem Fall entsteht ein Fachworterbuch alsProdukt, das moglicherweise veroffentlicht werden soll. Daher werden hohe Anforde-rungen an die Explizitheit, Vollstandigkeit, Konsistenz und Aktualitat des Produktsgestellt. Auf diesen Fall bezieht sich die oben erwahnte Norm.

2. Fachworterbuch fur die eigene wissenschaftliche Arbeit: Hier besteht das Zieldarin, den eigenen Erkenntnisprozeß bei der Bildung und Verwendung von Begriffen zu

13Die”Benennungen Lexikon, Enzyklopadie und Glossar [werden, C.H.] im Sprachgebrauch teilweise syn-

onym verwendet, teilweise werden Benennungen unterschiedlichen Begriffen zugeordnet“ (Norm DIN 2342Teil 1, 225). Es wird daher empfohlen, diese Benennungen zu vermeiden und statt dessen Worterbuch bzw.Fachworterbuch zu bevorzugen.

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82 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

unterstutzen. Es handelt sich um ein Fachworterbuch fur den Wissenschaftler selbst,14

das erstens dem Nachschlagen bei der Rezeption fremder Fachtexte, zweitens der Do-kumentation von Begriffen bei der Rezeption, drittens der Benutzung beim Schreibeneigener Fachtexte und viertens auch eigenstandig als ”Spielraum“ der Begriffsbildungund terminologischen Klarung dient.

Im zweiten Fall sind der Aufbau und die Nutzung des Fachworterbuchs in ein ubergeordnetesTextmanagement einzubetten. Das eigene Fachworterbuch ist gemaß dem Prinzip PPiE niefertig. Vielmehr lebt es davon, daß inkonsistente Bereiche existieren und Begriffe fortwahrendneu gebildet oder prazisiert werden. Im Gegensatz zum Fachworterbuch als Textprodukt,bei dem es darum geht, existierende Begriffe eindeutig zu definieren und in einem stimmi-gen Benennungssystem abzubilden, sind gerade die nicht exakten und unterschiedlichen Be-nennungen (wie sie z.B. auch innerhalb von Fachtexten selbst vorkommen) der interessanteBereich. Die Dokumentation der Informationen an einer wohldefinierten Stelle soll die Wi-derspruche im Benennungs- und Begriffssystem eines Fachbereichs fur den Wissenschaftlersichtbar machen (statt sie aufgrund von Forderungen nach einem fertigen Textprodukt vor-dergrundig aufzulosen). Dadurch soll, trotz der in ubergeordnete Prozesse eingebetteten lo-kalen Befullung, der Wissenschaftler vor dem Vergessen offener terminologischer Fragen undTeilantworten geschutzt werden und ihm dadurch eine globale Terminologiearbeit auf derGrundlage der angesammelten Informationen ermoglicht werden. Ein solches eigenes Fach-worterbuch ist auch ein fundierter Ausgangspunkt fur ein Fachworterbuch als Textproduktbzw. ein Glossar als Teil eines eigenen Textprodukts.

Das eigene Fachworterbuch sollte folgende Grundoperationen zur Verfugung stellen:

1. Hinzufugen eines Eintrags: Diese Operation wird benotigt, um zu jedem Begriffeinen Eintrag anzulegen (vgl. Norm DIN 2333, 6).

2. Bearbeiten eines Eintrags: Diese Operation kann nach dem Eintragsbestandteil (Be-nennung, Definition, Quelle etc.) oder nach der Art der Erfassung (direkte Ubernahmevon Informationen aus einer Quelle oder Notizen zu eigenen Uberlegungen) weiterklas-sifiziert werden. Gemaß dem Prinzip PPiE ist es moglich, erst Teile eines Eintrags zuerstellen. So kann ein Eintrag mit einer Benennung beim Lesen eines fremden Fachtextesaufgenommen, Definitionen beim Lesen anderer Fachtexte hinzugefugt und auf dieserBasis spater eine eigene Definition festgelegt oder weitere Begriffe zusammen mit ihrenBenennungen entwickelt werden. Weitere mogliche Bestandteile sind Bilder, Fragen undAufgaben.

3. Loschen eines Eintrags

4. Suche eines Eintrags: Zu unterscheiden sind die onomasiologische15 und semasiolo-gische16 Suche.

14Gemaß dem Prinzip PBmP konnte auch ein Fachworterbuch fur eine Gruppe von Wissenschaftlern be-trachtet werden.

15Wortfindend: Ein Fachworterbuch wird benutzt, um ein Wort mit einer bestimmten Bedeutung zu finden.16Bedeutungsgebend, worterklarend: Ein Fachworterbuch wird benutzt, um die Bedeutung eines gegebenen

Wortes zu erklaren.

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 83

Komplexere Operationen beziehen sich auf die Arbeit mit mehreren Eintragen, etwa um diesezu gruppieren oder zu vernetzen. Im letzteren Fall konnte ausgehend von dem Fachworterbuchund den darin enthaltenen Begriffen ein Thesaurus oder eine Ontologie aufgebaut werden. Da-zu mussen Beziehungen wie z.B. Ober-/Unterbegriffsbeziehungen, Teil/Ganzes-Beziehungenabgebildet werden. Um allerdings solche Begriffssysteme in Form von Hierarchien, Polyhierar-chien oder Netzen darzustellen, sind andere Visualisierungen notig als bei einer Listenstruktureines einfachen Fachworterbuchs.

Tatigkeiten des Wissenschaftlers bei der Terminologiearbeit sind Vergleichen, Systematisie-ren, Analysieren etc. (vgl. auch Abschnitt 5.2.1). Dabei werden neue Begriffe z.B. durchAbstraktion oder Spezialisierung gebildet. Begleitet wird diese Begriffsarbeit von dem Be-streben nach einer konsistenten Verwendung von Begriffen und deren Benennung innerhalbdes Worterbuchs (z.B. auch in den Definitionen). Diese Bereinigungen und Klarungen solltensich spater positiv auf die Produktion eigener Fachtexte auswirken.

Beispiel 4 (Eigenes Fachworterbuch)Wissenschaftliche Textproduzenten verwenden in der Regel noch keine Textproduktionsumge-bungen, die den Aufbau eines Fachworterbuchs spezifisch unterstutzen. Behelfsmaßig wird einWissenschaftler wahrscheinlich, wenn er uberhaupt diesen Bereich systematisch bearbeitet,dies mit einem generellen Werkzeug, wie z.B. einer Textverarbeitung erledigen.

In der Basisumgebung zu ScientiFix werden die Eintrage in einer Listenstruktur verwaltet. DieEintrage selbst sind Kontextstrukturen, bestehend aus den Rollen Lemma, Definition, Quelle,Notiz, Aufgabe, Frage etc. Weitere Rollen kann der Textproduzent selbst hinzufugen. Fernerwird eine Generierung zur Verfugung gestellt, die aus den Informationsobjekten entsprechendder Standardrollen ein HTML-Dokument erzeugt.

5.1.2.2 Lesen des Textteils eines Fachdokuments

Im Zentrum der Arbeitssituation 11 steht der Textteil eines fremden Fachdokuments.

Arbeitssituation 11

Kurzcharakterisierung der Exposition: Fremdes FachdokumentTextteilAbschnittR (FHervorhebung und Verlinkung von Fachwortern)

Bei der Rezeption des Textteils eines fremden Fachdokuments liest der Wissenschaftler Fach-worter (Benennungen), die er in der Regel mit Begriffen verbinden kann. Betrachten wirfolgende Falle zu Fachwortern im Text genauer:

1. Der Wissenschaftler kennt die Benennung im Text und assoziiert mit dieser denselbenBegriff, den auch der Autor sich vorstellt.

2. Der Wissenschaftler kennt zwar die Benennung im Text, aber ihm ist die Begriffsvor-stellung des Autors nur teilweise bekannt oder unbekannt.

3. Der Wissenschaftler kennt die Benennung im Text, aber er verbindet einen anderenBegriff mit der Benennung als der Autor.

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84 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

4. Der Wissenschaftler kennt die Benennung im Text nicht, aber er kennt den Begriff, dender Autor mit der Benennung bezeichnet.

5. Der Wissenschaftler kennt die Benennung im Text nicht und er kennt auch nicht denBegriff, den der Autor sich vorstellt.

6. Ein Begriff wird im Text angedeutet, es wird jedoch keine Benennung dafur vom Autoreingefuhrt, aber der Wissenschaftler kennt eine Benennung dafur.

Im ersten und letzten Fall bezeichnen wir die Kommunikation zwischen Autor und Textre-zipienten als gelungen. Beim Textverstehen entstehen keine Mißverstandnisse aufgrund einernicht passenden oder moglichen Zuordnung von Benennung und Begriff. Im dritten und vier-ten Fall muß der Rezipient dies selbst erkennen. Gelingt ihm dies nicht oder liegt der zweiteoder funfte Fall vor, bildet die Fachsprache eine Informationsbarriere.17

Wir differenzieren zwei Ziele beim Lesen in bezug auf Fachworter: Text zu verstehen (d.h.gegebenenfalls eine Informationsbarriere zu uberwinden) und Text fur weiterfuhrende Text-arbeiten zu nutzen (Bewerten, Zitieren, Vergleichen etc.). Widmen wir uns im folgenden demTextverstandnis und gehen in der Arbeitssituation 12 auf den anderen Fall ein.

In den Fallen 2, 3, 4 und 5 wird der Begriff moglicherweise an einer anderen Stelle im Text er-klart. Dies ergibt sich aus der Anforderung an einen wissenschaftlichen Text, wichtige Begriffezu definieren und Benennungen (evtl. auch dazugehorige Notationen) einzufuhren. Dabei mußder Textproduzent abwagen, ob innerhalb des Adressatenkreises des Textes eine Benennungeindeutig ist und als bekannt vorausgesetzt werden kann. Außerdem sollten im gesamtenText die Benennungen konsistent verwendet werden, d.h. sich auf denselben Begriff bezie-hen.18 Wir nehmen an, daß Mißverstandnisse (vgl. obige Falle) v.a. dann auftreten, wennTexte nur selektiv gelesen werden und damit die benotigten Begriffserklarungen zuvor nichtbetrachtet wurden. Wird keine Definition gefunden, kann der Leser sich eventuell eine Vorstel-lung des Begriffs durch Inferenz bilden. Gelingt dies nicht, wird die Textstelle moglicherweisenicht verstanden. Ein Werkzeug konnte es ihm dann erlauben, entsprechende Textbereichehervorzuheben und mit der Benennung zu verknupfen, um spater gezielt nach verandertemVorwissen diese nochmals zu lesen. Dies ist ein weiteres Beispiel fur das Prinzip PMiMa, dadas Lesen dieser Stelle nicht isoliert und als abgeschlossen betrachtet wird, sondern sich inandere Prozesse einbettet, wie etwa dem Lesen anderer Fachtexte. Dies fuhrt uns zu weiterenMoglichkeiten, das Hintergrundwissen zu verandern:

1. Betreffenden Fachtext komplett lesen (evtl. auch mehrmals)

2. Andere Fachtexte lesen (evtl. ist dies mit Suchen und Recherchieren verbunden)

3. Im eigenen Fachworterbuch nachschlagen (siehe Arbeitssituation 12)

4. In professionellen Fachworterbuchern nachschlagen (als wichtiger Spezialfall fremderFachtexte)

17Fluck (1996, 37) sieht dies als generelles Problem bei Fachsprachen und stellt z.B. fest, daß sich die

”herausgebildeten, differenzierten Fachsprachen oft als unuberwindbares Hindernis“ erweisen und dies nicht

nur fur Laien, sondern auch fur Wissenschaftler.18Weitere Anforderungen der wissenschaftlichen Sprache als Fachsprache sind daruber hinaus Prazision und

Okonomie in bezug auf Begriffsabgrenzungen und Beschreibungen.

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 85

5. Eigene Kollegen fragen und mit diesen diskutieren (mundlich oder per E-Mail)

6. Ruckfragen an Autor(en) stellen

Im folgenden werden die bisherigen Vorschlage zu einem eigenen Fachworterbuch fundiert,indem wir eine Brucke zum Forschungsgebiet Textverstehen schlagen. Einen Uberblick bietenhierfur die Arbeiten von Schnotz (1996, 1988). Allerdings muß darauf hingewiesen werden,daß es sich in unserem Fall erstens um einen wissenschaftlichen Text handelt, uns zweitensv.a. die Fachworter interessieren und es drittens um wissenschaftliche Leseprozesse19 geht,d.h. unser Bereich behandelt eine Spezialisierung des allgemeinen Textverstehens.20

Weitgehende Einigkeit besteht darin, im Lesen eines Textes einen mentalen Konstrukti-onsprozeß zu sehen. Der bei Schnotz (1996) zugrunde gelegte Textbegriff basiert auf demkommunikativ-pragmatischen Ansatz (siehe Abschnitt 2.2.1). Die Vorstellung ist, daß derLeser eine mentale Reprasentation des gelesenen Textes aufbaut. Diese kann adaquat oderinadaquat sein, je nachdem, ob der Autor verstanden oder mißverstanden wird (ebd., 972).Wenn der Autor einen Sachverhalt beschreibt, zerlegt er mental ein Ganzes in begrifflicheEinheiten. Der Leser steht vor der Aufgabe, diese Einheiten wieder zu einem Ganzem zurekonstruieren. Dabei werden unterschiedliche Grade des Verstehens unterschieden, die sichdaraus ergeben, ob der Leser lokale und/oder globale Koharenzen bilden kann (ebd. 972). Furden Leser wichtig ist hierfur sowohl sein ”sprachliches als auch sein inhaltliches Vorwissen,denn der Autor laßt im Text vieles weg, was der Leser leicht selbstandig durch Inferenzenerganzen kann“ (Rickheit u. a., 1985).

Folgende weitere Forschungserkenntnisse sind in unserem Kontext einzubeziehen:

• ”Ein und derselbe Text [kann C.H.] je nach Vorerfahrung des Lesers und aktuellemKontext unterschiedlich interpretiert werden“ (Anderson u. a., 1977). Daraus folgt, daßes z.B. Sinn macht, nachdem weitere Fachtexte gelesen wurden und neues Material zueinem Worterbucheintrag gesammelt wurde (Arbeitssituation 11), bekannte Fachtextebzw. die entsprechenden Textbereiche noch einmal gelesen werden (vgl. auch Ruckgriffauf Fachtexte aufgrund veranderten Vorwissens im Abschnitt 2.3.5).

• ”Plausible, jedoch nicht tatsachlich dargebotene Informationen [werden C.H.] um sohaufiger falschlich wiedererkannt, je großer die Zeitspanne zwischen Lesen und Erinnernist“ (Sulin und Dooling, 1974). Daher ist das Sammeln des Quellmaterials beim Fach-worterbucheintrag wichtig, um dieses zeitnah wiederholt zu lesen (Auffrischen der Ge-dachtnisinhalte) und z.B. Aussagen vergleichen zu konnen (siehe Arbeitssituation 37).

• Nach dem Lesen dargebotene Informationen fuhrten bei Versuchspersonen dazu, daßTextinhalte beim Erinnern weggelassen oder verandert wurden, insbesondere, wenn dieInformationen im Widerspruch zum Textinhalt standen (Snyder und Uranowitz, 1978).Spiro fuhrt dies auf eine ”akkomodative Rekonstruktion zuruck“ (Schnotz, 1996, 973).Der Textinhalt wird vom Leser mittels seines momentan verfugbaren Wissens so rekon-struiert, daß eine moglichst hohe Ubereinstimmung zu dem bisherigen Wissen erreicht

19Siehe uberfliegendes, selektives und kritisches Lesen in Abschnitt 5.1.3.2.20Wir betrachten dennoch diese Forschung, da meines Wissens kein Ansatz existiert, der sich mit dieser

Spezialisierung in unserem Kontext befaßt.

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86 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

wird. D.h., er versucht, die ”Koharenz des insgesamt vorhandenen Wissens zu erhohen,wodurch es zu systematischen Erinnerungsfehlern kommt“ (ebd., 973). V.a. aus diesemIntegrationsbedurfnis heraus ergeben sich unserer Ansicht nach Ideen fur neue Begriffe,Begriffsbeziehungen oder unterscheidende Merkmale, um z.B. einen Teil der vorhande-nen Widerspruche aufzulosen.

• Lesen ist ein intentionaler und zielabhangiger Prozeß: Je nach Zielsetzung des Leserskann sowohl das Verstehen als auch das Erinnern eines Textes unter verschiedenenPerspektiven erfolgen. Nach Spiro (1980) wird in dem zweiten Fall ”die vom Leser kon-struierte mentale Reprasentation hier bewußt vom ubrigen Wissen getrennt gehalten“(zitiert nach Schnotz, 1996, 973). Fur Wissenschaftler sind beide Bereiche wichtig. Ers-tens das genaue Erinnern fur das Zitieren und Verweisen auf andere Fachtexte undzweitens beim Aufbau und Verandern des eigenen Wissensbestands uber das Fachge-biet. Fachtexte mussen darin anhand von Forschungsrichtungen und -theorien verortetwerden.

• Nach den derzeitigen Forschungserkenntnissen wird von mindestens zwei Arten mentalerReprasentationen ausgegangen, die beim Textverstehen aufgebaut bzw. genutzt werden:Propositionennetze und mentale Modelle. Experimente zeigten, daß erstere nicht zurErklarung des holistischen Verstehens von Texten ausreichen. Aktuell wird das Propo-sitionenmodell als erste Stufe zum Textverstandnis gesehen und die mentalen Modelleals weitere. In unserem Kontext sind beide Modelle interessant. Im Propositionenmo-dell sind direkt die Begriffe und das Begriffssystem erkennbar in Form der Pradikateund deren Beziehungen. Die Pradikatsnamen entsprechen den Benennungen. Die obendiskutierten Mißverstandnisse wurden sich z.B. in Strukturunterschieden dieser Propo-sitionennetze zeigen und konnten auf diese Weise vom Wissenschaftler erkannt werden.In bezug auf mentale Modelle ist die ganzheitliche Sicht kennzeichnend. Der fur dasFachworterbuch gewinnbringende Fall ist das Aufdecken von Widerspruchen, die unterUmstanden auch erst spater beim Lesen erkannt werden. Dies konnte dazu fuhren, daßdas mentale Modell umgebaut wird und dabei neue Begriffe geschaffen werden, die dannbei der Transformation in ein Propositionennetz benannt werden mussen. Die Schaffungneuer Begriffe ist demnach Resultat eines den mentalen Modellen inharenten Mechanis-mus. Dieser ist eher im mentalen Modell anzunehmen. Fassen wir den Bereich der menta-len Reprasentation zusammen: Sowohl bei Propositionen als auch beim mentalen Modellwerden die Benennungen auf der Ebene der Textoberflache wahrgenommen. Diese mus-sen mit Begriffen verbunden werden, egal ob im Propositionennetz oder im mentalenModell. Hierbei kann es zu Widerspruchen kommen, die u.a. auf die Relationen zwi-schen Begriff und Autor, Benennung und Text sowie Begriff und Leser zuruckzufuhrensind. These ist, daß der explizite Aufbau eines personlichen Fachworterbuchs an dieserStelle den Wissenschaftler unterstutzt. Schreiben wird auch als Erkenntnisinstrumenteingesetzt, das den Wissenschaftler veranlaßt, sein (ggf. holistisches) mentales Modellin Text zu transformieren.

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde keine weitere Forschung in bezug auf den Text-verstehensprozeß betrieben. Dennoch ist aufgrund der bisherigen Forschungsergebnisse zurechtfertigen, ein personliches Fachworterbuch in der vorgestellten Form einzusetzen. Offenbleibt die Frage, ob und unter welchen Bedingungen Wissenschaftler den zusatzlichen Auf-

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 87

wand im Vergleich zum Nutzen, der mit einem personlichen Fachworterbuch verbunden ist,auf sich nehmen. Mentale Modelle zu explizieren, kostet Zeit und ist anstrengend.

Weiterer Forschungsbedarf besteht darin, wie beim Lesen und Textverstehen mentale Mo-delle anhand propositionaler Reprasentationen entstehen und wie letztere mit der mentalenReprasentation der Sprachoberflache verbunden sind (Schnotz, 1996, 979). Dieser Bereichist stark an die Frage nach der Interaktion zwischen Benennungs- und Begriffssystem einerFachsprache geknupft.

5.1.2.3 Lesen eines fremden Fachdokuments und Fachworterbuch

Im Zentrum der Arbeitssituation 12 steht der Textteil eines fremden Fachtextes und daseigene Fachworterbuch.

Arbeitssituation 12

Kurzcharakterisierung der Exposition: Fremdes FachdokumentTextteilAbschnittR;FachworterbuchRP ; WorterbucheintragRP (F Hervorhebung und Verlinkung vonFachwortern)

Neben anderen Moglichkeiten kann der Wissenschaftler Begriffsdefinitionen in einem Fach-worterbuch nachschlagen, um den Prozeß des Textverstehens zu unterstutzen. Handelt es sichdabei um das personliche Fachworterbuch, kann zusatzlich auf schon bekannte Literaturquel-len, Zitate, Notizen zuruckgegriffen werden. Wichtig ist hier v.a. die semasiologische Suche,d.h. die Suche nach der Bedeutung eines Begriffs. Ein Werkzeug kann diesen Suchprozeßunterstutzen, indem z.B. die Textbereiche eines Fachdokuments markiert werden, zu denenBegriffsdefinitionen vorliegen.

Die Rolle des personlichen Fachworterbuchs ist jedoch ebenfalls interessant, wenn der Wis-senschaftler aufgrund des Leseprozesses das Worterbuch selbst verandert. Im personlichenFachworterbuch konnen so

• Lucken dokumentiert werden, die durch eine fehlende oder unverstandliche Begriffsde-finition hervorgerufen werden,

• fruher dokumentierte Lucken geschlossen werden,

• eigene Definitionen oder Benennungen festgehalten werden oder

• Quellmaterial und -verweise fur eigene spatere Textproduktionsprojekte bereitgelegtwerden.

Daraus resultierende Aktionen sind das Anlegen eines Fachworterbucheintrags zur Aufnah-me von Benennungen aus dem Text bei unbekannten oder interessanten Fachwortern, dieUbernahme von Definitionen aus dem Fachtext, ein Verweis oder eine Kopie zu einem Text-bereich sowie das Festhalten der Quellenangabe. Eigene Uberlegungen beim Lesen des Textes,wie die Bildung neuer Begriffe, Begriffsbeziehungen oder Benennungen fuhren zu neuen Ein-tragen oder der weiteren Befullung existierender Fachworterbucheintrage. Ziel muß es aber

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auch hier immer sein, die verschiedenen Sichtweisen in der Forschung deutlich zu machenund mit entsprechenden Quellenangaben zu versehen, um so z.B. die Frage beantworten zukonnen, wer einen bestimmten Fachbegriff gepragt oder eingefuhrt hat.

Unterstutzt durch ein Werkzeug (automatisch oder manuell) konnten alle Textbereiche einesFachdokuments hervorgehoben werden, in denen bestimmte Fachworter auftreten, die vomWissenschaftler als interessant eingestuft worden sind. Dies betrifft auch als Definitionenoder Quellmaterial ubernommene Bereiche. Neben der Hervorhebung konnte eine schnelleNavigation zwischen den gekennzeichneten Bereichen oder eine Ansicht, die zu den Stellennur den unmittelbar umgebenden Text enthalt, hilfreich sein. Eine Verlinkung der Fachwor-ter mit dem personlichen Fachworterbuch ware eine weitere Moglichkeit. Je nachdem, obeine bekannte Benennung und/oder eine dazugehorige Definition vorliegt oder der Begriff alsinteressant eingestuft wurde, sollte dies zu unterschiedlichen Arten der Hervorhebung fuhren.

5.1.2.4 Allgemeine Suchmaschinen

Im Zentrum der Arbeitssituation 13 stehen Suchanfragen und Suchergebnisse im Kontext vonallgemeinen Suchmaschinen im Inter- oder Intranet (z.B. Google).

Arbeitssituation 13

Kurzcharakterisierung der Exposition: SuchanfragenRP ; SuchergebnisseR (F Hervorhebung undVerlinkung von Fachwortern)

Zwei Rollen von Fachwortern konnen im Kontext von Suchmaschinen unterschieden werden:

• Die meisten Suchmaschinen erwarten als Suchanfrage eine Menge von Wortern, dieggf. mit booleschen Operatoren verknupft werden konnen. Der Suchraum wird dadurchbeispielsweise eingeschrankt (UND-Verknupfung) oder erweitert (ODER-Verknupfung).Bei den Wortern kann es sich (muß aber nicht!) um Fachworter handeln. Grunde furdie Verwendung von Fachwortern sind darin zu sehen, daß diese in der Regel nur inner-halb einer begrenzten Domane verwendet werden und im Gesamtsuchraum eher seltenauftreten. Ausnahmen sind Fachbegriffe, deren Benennungen aus der Alltagsspracheentnommen sind oder die in unterschiedlichen Domanen gleich benannt werden. Es sindfolgende Falle zu betrachten: Erstens der Wissenschaftler sucht etwas (WWW-Seiten,Fachtexte etc.) anhand eines Begriffs, zu dem aber unterschiedliche Benennung existie-ren. Im zweiten Fall sind auch die Elemente aus dem Suchraum fur ihn als Ergebnisinteressant, die sich nur uber einen Unter- oder Oberbegriff 21 zu dem in der Anfrageverwendeten Begriff auffinden lassen. Im ersten Fall konnte er durch die Einbeziehungeines Fachworterbuchs (mit Synonymen) und im zweiten Fall durch einen Thesaurus (imSinne einer Modellierung der Begriffsbeziehungen) unterstutzt werden. Dies geschiehtentweder seitens des Suchmaschinenanbieters oder des Wissenschaftlers; bei letzteremmanuell oder automatisch mit Hilfe des personlichen Fachworterbuchs. Handelt es sichum einen unerfahrenen Benutzer, besteht außerdem ein mogliches Hindernis, erfolgrei-che Suchanfragen zu formulieren darin, daß ihm die relevanten Begriffe unbekannt sind.

21Vor allem ist hier die is-a-Beziehung gemeint, kann sich aber auch um part-of-Beziehungen handeln.

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 89

Gemaß dem Prinzip PBmP bietet sich hier ein Fachworterbuch an, das von einer be-stimmten Personengruppe gemeinsam gepflegt wird (z.B. Lehrstuhlmitarbeiter) und indem erfahrene Wissenschaftler Notizen ablegen konnen, die beschreiben, wie sich dieBegriffe fur Suchanfragen eignen.

Fur das personliche Fachworterbuch/Thesaurus spricht außerdem bei erfahrenen Wis-senschaftlern, daß gerade sie es sind, die ein solches Fachworterbuch/Thesaurus aufbau-en mußten, wenn es sich um spezielle Begriffe ihrer Domane handelt.

• Durch die Suchergebnisse kann der Wissenschaftler neues Wissen uber Begriffe undderen Benennungen aufbauen. Dies betrifft z.B. die Extension eines Begriffs. NeuereAnsatze wie z.B. lab.google.de widmen sich sogar direkt der Suche nach Definitionenvon Begriffen (ansonsten vgl. Arbeitssituationen 11 und 12).

5.1.2.5 Bibliotheksrecherche und Fachworter

Als Erweiterung der Arbeitssituation 13 wenden wir uns in der Arbeitssituation 14 den Such-diensten konventioneller oder digitaler Bibliotheken zu.

Arbeitssituation 14

Kurzcharakterisierung der Exposition: Eingabedialog zur SucheRP ; SuchergebnisseR;SchlagwortkatalogeR (F Hervorhebung und Verlinkung von Fachwortern)

Im Vergleich zur allgemeinen Suchmaschine stehen dem Wissenschaftler bei einer Biblio-theksrecherche meist Suchmasken zur Verfugung, die es dem Wissenschaftler ermoglichen,differenziert die Bestandteile zu bibliographischen Angaben zu spezifizieren. So kann er dieSuchbegriffe auf den Titel, Stichworte oder andere Bereiche beziehen. Wobei wir bei derSuche im Titel auf die Ausfuhrungen in der letzten Arbeitssituation verweisen, interessiertuns hier der Bereich der fachtextubergreifenden Fachinformation. Knorr ordnet diesem Be-reich des sogenannten Mittlerobjekts Schlagworter, Stichworter, Systematiken u.a. zu (vgl.Knorr, 1998, 69ff.). Diese Informationen konnen z.T. auch unabhangig von einem Fachtextabgefragt werden und modellieren ein Begriffssystem, das der Wissenschaftler beim Aufbauseines personlichen Fachworterbuchs ebenfalls als Quelle zum Aufbau begrifflichen Wissensheranziehen kann.

5.1.2.6 Textteil des eigenen Fachdokuments

Im Zentrum der Arbeitssituation 15 steht der zu produzierende eigene Text.

Arbeitssituation 15

Kurzcharakterisierung der Exposition: Eigenes FachdokumentTextteilAbschnittRP (FHervorhebung und Verlinkung von Fachwortern)

Betrachten wir im folgenden unterschiedliche Rollen von Fachbegriffen. Begriffe werden, wiezu Beginn des Abschnitts ausgefuhrt, als Denkeinheit gesehen. Im Prozeß des Versprachlichenswerden Begriffsnetze bzw. propositional mental reprasentierte Inhalte in korrekte sprachliche

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90 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

Außerungen uberfuhrt (vgl. Jakobs, 1999, 148). Dabei wird z.B. der Gegenstand des Textesanalysiert oder klassifiziert (vgl. auch Abschnitt 5.2.1). Das personliche Fachworterbuch kannhierbei herangezogen werden. Das Fachworterbuch ist aber auch dann wichtig, wenn mittelseiner Metasprache uber die Objektsprache Aussagen getroffen werden (vgl. Meta- und Ob-jektsprache in der Wissenschaft bei Fluck, 1996, 184ff.). Auf diese Weise konnen Definitionenoder die Benutzung von Fachbegriffen bei anderen Autoren thematisiert und in Bezug zuden eigenen Aussagen gesetzt werden (z.B. affirmativ oder kontrastiv). Das Wissen, das zu-vor beim Lesen von fremden Fachtexten (siehe Arbeitssituation 11) aufgebaut wurde, kannentweder aus dem Gedachtnis abgerufen werden, oder, falls dieses dokumentiert worden ist,im personlichen Fachworterbuch gesucht werden. Bei letzterem finden sich eventuell auch diegenauen Angaben (bibliographische Angabe und Seitenangabe) zu den entsprechenden Stel-len im fremden Fachtext, die fur die formale Gestaltung der Bezugnahme beim Zitieren oderVerweisen benotigt werden. Eigenen Befragungen und Erfahrungen zufolge, unterliegen dieseam ehesten dem Prozeß des Vergessens.

Beim Versprachlichen steht der Textproduzent vor der Aufgabe, Begriffe zu benennen. Han-delt es sich um neue Begriffe, ist das Finden einer geeigneten Benennung eventuell ein langererProzeß, der eine Sichtung der Fachliteratur oder Diskussion mit Kollegen einschließt. Wichtigist dabei v.a., daß Mißverstandnisse mit bestehenden Begriffsbenennungen vermieden wer-den. Gemaß dem Prinzip PPiE sollte ein Werkzeug vorlaufige Benennung beim Formulierenkonzeptionell unterstutzen, damit erstens der Wissenschaftler den unmittelbaren Prozeß desVersprachlichens fortfuhren kann und er zweitens zu einem spateren Zeitpunkt schnell dieStellen auffinden und/oder vergleichen kann, um eine ”endgultige“ Benennung zu finden undkonsistent einzuarbeiten.

In eigenen Experimenten im Bereich der Uberarbeitung konnte mit einer globalen Recht-schreibprufung eine Vielzahl von Fachwortern22 und deren zum Teil auch unterschiedlicheBenennung bzw. Schreibweise im bisher produzierten Text aufdeckt werden. Durch die globa-le Sicht in Form einer Liste, die die fur den Rechner nicht bekannten Fachworter enthalt, kannauch in weiteren Fallen eine einheitliche Benennung der Fachbegriffe ohne großeren kognitivenAufwand hergestellt werden (vgl. Arbeitssituation 33).

5.1.2.7 Glossar des eigenen Fachdokuments

Im Zentrum der Arbeitssituation 16 steht das Glossar des eigenen Fachdokuments. Es wirddem Bereich der Verzeichnisse zugeordnet und befindet sich in der Regel im Anschluß an denTextteil.

Arbeitssituation 16

Kurzcharakterisierung der Exposition: Eigenes FachdokumentGlossarRP (F Hervorhebungund Verlinkung von Fachwortern)

Die Aufgabe eines Glossars innerhalb eines Fachtextes (Fachtextglossar) ist es, grundlegendeund evtl. fur den Leser nicht klare Fachworter, die im Textteil verwendet werden, zu definie-

22Weitere Klassen der noch nicht im Rechtschreibworterbuch aufgenommenen Worter waren neben denFachbegriffen Personennamen und Spezialbefehle in LATEX-Anweisungen.

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 91

ren, um das Verstehen des Textes zu erleichtern (siehe auch Arbeitssituation 11). FolgendeAnforderungen sind z.B. beim Erstellen des Glossars zu erfullen:

• Der Textteil und das Glossar mussen zueinander konsistent sein, d.h. die Begriffe undderen Benennungen, wie sie im Textteil verwendet werden, durfen mit den Bezeichnun-gen und den Definitionen im Glossar keine Widerspruche bilden.

• Die Definitionen innerhalb des Glossars sollten zyklenfrei sein, d.h. keine Definitionsollte zur Erklarung auf den zu definierenden Begriff zuruckgreifen (auch nicht unterBeteiligung mehrerer Eintrage).

• Die Begriffe und deren Benennung sollten innerhalb des Glossars konsistent verwendetwerden.

Das Erstellen eines Glossars innerhalb einer Arbeit ahnelt dem Erstellen eines Fachworter-buchs als Textprodukt (siehe Ausfuhrungen zu Arbeitssituation 10) insofern, als daß einehohe Qualitat erreicht werden muß. Ein personliches Fachworterbuch kann in diesem Fallden Ausgangspunkt darstellen. Zunachst werden eine Reihe von Eintragen ausgewahlt, umin folgenden Schritten das dazu angesammelte Material oder schon erstellte Definitionen zuverwenden. Gemaß dem Prinzip PMiMa kann ein einziges personliches Fachworterbuch beider Erstellung mehrerer Fachtextglossare benutzt werden. Wichtig ist hierbei v.a., daß auchumgekehrt die bei der Arbeit am Fachtextglossar erstellten Definitionen, Notizen u.a. auchim personlichen Fachworterbuch abgelegt werden. Im Bereich der Transformation von derTextmanagement- auf die Textproduktebene ist eine Unterstutzung vorstellbar, indem z.B.auf der Textmanagementebene eine formale Auszeichnung fur bestimmte Bestandteile einesWorterbucheintrags eingefuhrt wird, die in lexikographische Zeichen auf der Textproduktebe-ne uberfuhrt werden (vgl. Norm DIN 2336). Mit dem Fachtextglossar verwandt sind auch dasAbkurzungs- und Symbolverzeichnis. Wie beim Glossar ist auch hier eine Unterstutzung denk-bar, um die dazugehorigen Stellen im Textteil schneller auffinden und evtl. auch vergleichenzu konnen.

5.1.2.8 Stichwortverzeichnis des eigenen Fachdokuments

In der Arbeitssituation 17 erstellt der Textproduzent ein Stichwortverzeichnis als Bestandteildes eigenen Fachdokuments.

Arbeitssituation 17

Kurzcharakterisierung der Exposition: Eigenes FachdokumentStichwortverzeichnisRP , EigenesFachdokumentTextteilRP (F Hervorhebung und Verlinkung von Fachwortern)

Wir definieren vorweg den Begriff Register : ”Ein Register ist eine Suchhilfe zur Erschließungvon Informationssammlungen uber die vorgegebene Ordnung der Informationssammlung hin-aus. Es besteht aus Registereintragen, die nach einem anderen Prinzip geordnet sind als diezugrunde liegende Informationssammlung selbst“ (Norm DIN 31630 Teil 1). Die wichtigstenBestandteile eines Registereintrags sind wiederum der Registereingang (z.B. Stichwort) undder Registerausgang (Fundstelle oder Verweisung). Als Stichwortverzeichnis bezeichnen wir

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92 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

nun ein Register, in dem die Registereingange aus Stichwortern bestehen. Bei der Erstellungeines Stichwortverzeichnisses unterscheiden wir zwischen zwei Teilaufgaben:

• Registereingang betreffend: Die im Register enthaltenen Stichworte sind auszuwahlen.Diese Aufgabe schließt die Bestimmung von Vorzugsbenennungen und die Reduktionauf eine einheitliche Grundform ein. Im Fall von mehrstufigen Registern sind neben demHaupteingang (z.B. ”Textproduktion“) auch Nebeneingange festzulegen (z.B. ”wissen-schaftliche“).

• Registerausgang betreffend: Fur jedes Stichwort mussen die Fundstelle(n) (z.B.als Seitenzahlen) oder ein Verweis (z.B. auf einen anderen Registereintrag) angegebenwerden.

Stichwortverzeichnisse konnen manuell, halbautomatisch oder automatisch erstellt wer-den. Zunachst besteht die Moglichkeit, das gesamte Register per Hand zu erstellen. Dies wirdjedoch in elektronischen Textproduktionsumgebungen die Ausnahme sein. Insbesondere dieErstellung des Registerausgangs in Form eines Seitenverweises kann erheblich erleichtert wer-den, indem spezielle Befehle (Tags oder Felder) an den entsprechenden Stellen im Fließtextdes Textteils eingefugt werden, anhand derer das Verzeichnis (mit Seitenzahlen) generiertwerden kann (vgl. z.B. Microsoft Word oder LATEX). Aus Sicht des Textproduzenten erfolgtdas Einfugen dieser speziellen Befehle jedoch aus einer lokalen Perspektive. Eine globale Per-spektive gewinnt der Textproduzent durch Rezeption des generierten Verzeichnisses. Bei voll-automatischen Verfahren aus dem Bereich des Indizierens wird die Menge aller Worter desFließtextes im Textteil um eine definierte Menge von Stopwortern verringert. Anschließendwerden die Worter auf eine Grundform zuruckgefuhrt und bilden damit die Registereingange.Im jeweiligen Registerausgang wird auf die entsprechenden Vorkommen im Textteil, d.h. auchauf die Worter, die nicht in der Grundform vorliegen, verwiesen (vgl. Endres und Fellner, 2000,167ff.).

Stichwortverzeichnisse konnen abschließend oder begleitend erstellt werden. In der For-schungs- und Ratgeberliteratur wird meist implizit davon ausgegangen, daß das Stichwort-verzeichnis (”abschließend“) erst nach Fertigstellung des Textteils erstellt wird. Die vorlie-gende Arbeit pladiert jedoch im Zusammenhang mit den vorausgehenden Ausfuhrungen zumpersonlichen Fachworterbuch und im Hinblick auf das Prinzip PPiE dafur, die Auswahl derRegistereintrage schon begleitend zur Textproduktion vorzunehmen. Wir nehmen an, daß sichder Textproduzent durch die damit verbundenen Uberlegungen mehr Klarheit uber die zen-tralen Begriffe und deren Bezeichnungen verschafft. Der Vorteil, den Textproduktionsprozeßmit diesen Uberlegungen zu begleiten, liegt darin, daß die damit verbundenen Erkenntnisseso fruhzeitig — und nicht erst nachtraglich — in den weiteren Textproduktionsprozeß ein-bezogen werden konnen (z.B. in bezug auf die sprachliche Prazision (Begriffswahl) und dieeinheitliche Benennung der Begriffe).

Eine geeignete Exposition zu dieser Arbeitssituation, insbesondere im Fall der halbautoma-tischen Erstellung, liegt vor, wenn sowohl das Stichwortverzeichnis als auch bestimmte Text-passagen zu den aktuell in Arbeit befindlichen Registereintragen sichtbar sind. Ggf. konntenauch die Textfragmente zu den Stichworten mittels Markierungen hervorgehoben werden.Fur die Ermittlung von Kandidaten fur Registereingange (Stichworter) kann einerseits daspersonliche Fachworterbuch als auch eine Wortliste, die automatisch anhand des Fließtextes

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 93

generiert wird, dienen. Neben der Erstellung kann der Textproduzent die Exposition auchbenutzen, um selbst uber das Register Textstellen im eigenen Fachdokument zu finden unddarauf effizient zuzugreifen.

5.1.2.9 Klassifizieren mit Fachwortern

In der Arbeitssituation 18 werden Informationsobjekte (z.B. fremde Fachtexte) mittels Schlag-worter klassifiziert.

Arbeitssituation 18

Kurzcharakterisierung der Exposition: FachdokumenteR; SchlagwortkatalogeRP (FHervorhebung und Verlinkung von Fachwortern)

Begriffe und Begriffsbeziehungen stehen auch im Zentrum von Klassifikationssystemen (vgl.Norm DIN 32705). Ein Klassifikationssystem kann beispielsweise verwendet werden, um Fach-textobjekte bzw. Fachdokumente des personlichen Informationsbestands zu strukturieren.Dazu konnen Schlagworter den Fachtexten bzw. Fachdokumenten zugeordnet werden oderumgekehrt Fachtexte23 bzw. Fachdokumente in eine Struktur gemaß dem Klassifikationssys-tem eingeordnet werden (vgl. auch Themenstruktur in Arbeitssituation 44). Wir verweisenan dieser Stelle auf weitere Fallbeispiele in Knorr (1998), die zeigen, wie derartige Verfahrenzur Klassifikation und damit verbundene Deskriptorensysteme von einzelnen Textproduzen-ten entwickelt und uber die Zeit genutzt werden (ebd., 233ff., 247ff.). Unsere Annahmen zudieser und den vorherigen Arbeitssituationen werden insbesondere durch die Beschreibungenvon Versuchspersonen bestatigt, die im Aufbau eines Begriffssystems zur Verschlagwortungeinen unmittelbaren Zusammenhang zum eigenen wissenschaftlichen Erkenntnisprozeß sehen.Die Aussage einer Versuchsperson, daß der eigene Thesaurus bzw. die eigene Schlagwortlisteeine ”ewige Baustelle“ sei, bestatigt auch hier die Gultigkeit des Prinzips PPiE . Abschlie-ßend sei bemerkt, daß der Thesaurus bzw. die Schlagwortliste, die zur Klassifikation vonFachdokumenten verwendet wird, auch zur Klassifikation der anderen Informationsobjektedes Informationsbestands dienen kann. Eine geeignete Exposition sollte daher sowohl die zuklassifizierenden Informationsobjekte als auch das Klassifikationssystem (z.B. in Form einerListe von Fachwortern) enthalten.

5.1.2.10 Zusammenfassung und die funf Prinzipien

Fassen wir obige Arbeitssituationen zusammen und betrachten sie anhand der funf Prinzipien,so ist festzustellen, daß viele Grunde fur eine Terminologiearbeit (z.B. in Form eines eigenenFachworterbuchs) im Rahmen eines wissenschaftlichen Informationsmanagements sprechen.Gemaß dem Prinzip PPiE ist es aber wichtig, daß das personliche Fachworterbuch der Sichtdes Wissenschaftlers auf sein Fachgebiet folgt und ”mentale Umorganisationen“ einfach undleicht in dem Informationsbestand nachgezogen werden konnen oder zumindest Transparenzdaruber herrscht, in welchem Zustand sich welche Teile des Fachworterbuchs befinden (Prin-zip PTr). Es ist essentiell zu wissen, von wem was wann entwickelt und dokumentiert wurde.Werden Fachbegriffe in Schlagwortkatalogen verwendet, um z.B. Fachtexte zu klassifizieren,

23Stellvertretend konnen auch die dazugehorigen bibliographischen Angaben strukturiert werden.

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94 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

mussen Mechanismen gefunden werden, um Anderungen im Klassifikationsschema in dembereits klassifizierten Informationsbestand (nach der alten Klassifikation) nachzufuhren. Einprinzipieller Widerspruch, der von vielen Literaturverwaltungen nicht berucksichtigt wird, isthierbei, daß schon beim ersten einzuordnenden Informationsobjekt das endgultige Klassifika-tionssystem zur Verfugung stehen mußte bzw. man sich dabei festlegt. Begriffssysteme, welchedie eigene Denkweise widerspiegeln, entwickeln sich jedoch meist erst im Laufe der Zeit mitfortschreitender Erkenntnis. Insbesondere, wenn neue Perspektiven auf ein Fachgebiet oderneue differenzierende Begriffe eingefuhrt werden, ergeben sich Anderungen im Begriffssystem.

Bei der Betrachtung der Arbeitssituationen wurde aufgezeigt, daß auf unterschiedliche Artenbegriffliches Wissen sowohl entsteht als auch verwendet wird. Gemaß dem Prinzip PMiMa

ist die Einbettung der Arbeit an einem personlichen Fachworterbuch in andere Prozesse derTextarbeit vielversprechend, aber auch mit Aufwand verbunden. Diesen gilt es auf jeden Fallzu minimieren oder besser zu organisieren, etwa durch Bundeln von Aufgaben und Verlegenauf spatere Zeitpunkte unter Herstellung der ursprunglichen Arbeitssituationen.

Die Notwendigkeit der Gruppenarbeit und damit das Prinzip PBmP wird beispielsweise expli-zit in der Norm DIN 2336 Teil 1 im Rahmen einer professionellen Terminologiearbeit gefordert.Die Norm empfiehlt, Spezialisten des betreffenden Fachgebietes, Experten angrenzender Ge-biete und Personen mit Kenntnissen der angewandten Linguistik oder der Terminologiearbeiteinzubeziehen (ebd., 5). Neben der Terminologiearbeit kann ein gemeinsames Worterbuch voneiner Gruppe von Textproduzenten zum Austausch von Wissen oder als Kommunikations- undDiskussionsbasis genutzt werden oder unerfahrenen Textproduzenten bei der Formulierungvon Suchanfragen dienen.

5.1.3 Fachdokumente

Bei ein paar der Arbeitssituationen aus den vorherigen Abschnitten haben wir schon dasFachdokument betrachtet. Im folgenden diskutieren wir zunachst wichtige Klasseneinteilungenund beschreiben anschließend mogliche Bestandteile eines Fachdokuments sowie eine Auswahlvon Arbeitssituationen. Fachdokumente lassen sich nach einer Vielzahl von Kriterien einteilen.Folgende sind aus unserer Sicht und im Kontext dieser Arbeit die wichtigsten:

• Autorenschaft (eigene vs. fremde Fachdokumente): Das Kennzeichen fremder Fach-dokumente ist, daß der von uns betrachtete Textproduzent nicht zu den Autoren desFachdokuments gehort. Mit der Unterscheidung ergeben sich unterschiedliche Rollen imGesamtprozeß (z.B. als Textquelle) sowie damit mogliche spezifische Rezeptions- undProduktionsprozesse. Die eigenen Fachdokumente konnen nochmals unterschieden wer-den in die schon geschriebenen (und evtl. veroffentlichten) und die im Moment in Arbeitbefindlichen Fachdokumente.

• Tragermedium (elektronische und papierene Fachdokumente): Eine Reihe von Un-tersuchungen widmen sich gerade dem Vergleich dieser Tragermedien, da diese dieRezeptions-, Produktions- und Organisationsprozesse beeinflussen (vgl. Haas, 1996;Knorr, 1998).

• Reprasentationsform: Handelt es sich um elektronische Dokumente, sind die Re-prasentationsformen eines Dokuments, wie in Abschnitt 3.2.4 eingefuhrt, zu unterschei-

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 95

den. Weitergehende Unterklassen lassen sich z.B. in bezug auf das Dokumentformatbilden (Word-, DocBook-, LATEX-Format etc.).

• Fachtextsorte (Dissertation, Zeitschriftenartikel etc.): Der Aufbau eines Fachdoku-ments ist immer im Zusammenhang mit der Fachtextsorte zu sehen. Beispiele fur ver-schiedene Fachtextsorten sind Dissertationen und Zeitschriftenartikel.

Wissenschaftliche Fachdokumente konnen in Abhangigkeit von den Fachtextsorten folgendeBestandteile aufweisen:24

Sachtitel und Kurzsachtitel, Kurzreferat (Abstract), Inhaltsverzeichnis, Vor-wort, Inhaltsubersicht, Danksagung, Abkurzungsverzeichnis, Glossar, Einleitung,Hauptteil, Fußnoten und Anmerkungen, Literaturverzeichnis, Tabellen, Bilder,Legenden von Tabellen und Bildern, Beiblatter und Anhange, Beigaben, Quel-lennachweis fur Tabellen und Bildern, Register, Verwendete Symbole, [...] (NormDIN 1422 Teil 1, 86).25

Alle oben genannten Bestandteile konnen bei der Textproduktion eine Rolle spielen. Einallgemeines Werkzeug zur wissenschaftlichen Textproduktion muß daher alle Bestandteile inbezug auf unterschiedliche Textsorten berucksichtigen. Dies ist insbesondere im Hinblick aufunsere These zu fordern, nach der z.B. die Erstellung eines Glossars oder eines Index nichtseparat von der Arbeit am Textteil betrachtet werden sollte, obwohl sie in den meisten Fallenzeitlich getrennt, oft nachtraglich, erfolgt. Vielmehr kann die Integration der Glossararbeitin den Produktionsprozeß des Textteils den Textproduzenten selbst bei seinen Uberlegungenunterstutzen. Die bisherigen Untersuchungen in der Textproduktionsforschung setzen dagegenmeist den Schwerpunkt ausschließlich auf den Textteil (in obiger Aufzahlung die Einleitungund den Hauptteil) (Knorr, 1998, 62).

Wenn wir keine andere Untergliederung explizit erwahnen, gehen wir im folgenden davon aus,daß sich der Textteil aus Kapitel, Abschnitte, Unterabschnitte etc. hierarchisch zusammen-setzt. Die Benennung Abschnitt wird allerdings zweideutig verwendet, da damit oft auch derOberbegriff zu Kapitel, Abschnitte, Unterabschnitte im Sinne einer Unterteilungseinheit be-zeichnet wird. Demzufolge ware ein Kapitel auch ein Abschnitt einer Arbeit. Daß im obigenZitat die Bilder vom Textteil getrennt werden,26 ist vermutlich bedingt durch den zugrun-de gelegten Textbegriff (nur Wortlaut) und den Textproduktionswerkzeugen, von denen dieAutoren zum Entstehungszeitpunkt der Norm ausgingen. Wir hingegen fassen unter Text-teil sowohl den Wortlaut (sprachliche Außerung) als auch die Bilder, Tabellen, Legenden etc.zusammen, einschließlich ihrer Einbettung und des Layouts.

24Die Aufzahlung wurde aus der Norm (Norm DIN 1422 Teil 1, 86) zur Erstellung von Manuskripten beiwissenschaftlichen Veroffentlichungen entnommen.

25Bei (Knorr, 1998, 62) findet sich ebenfalls eine kurze Darstellung der Objekte. In ihrer Terminologie ordnetsie allerdings die Objekte dem Inhaltsobjekt des bibliographischen Objekts zu.

26Knorr (1998) stellt diese ebenfalls neben den Textkorper.

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96 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

5.1.3.1 Arbeitssituationen bezogen auf das Fachdokument als Ganzes

In den Arbeitssituationen 19, 20, 21 und 22 betrachten wir das Fachdokument zunachstals Ganzes, bevor wir auf Arbeitssituationen eingehen, die sich auf bestimmte Bestandteilebeziehen.

5.1.3.1.1 Fachdokumente recherchieren (Beschaffungswege) In der Arbeitssitua-tion 19 werden Verzeichnisse benotigt, die entweder die Fachdokumente selbst oder eine Re-ferenz auf diese enthalten.

Arbeitssituation 19

Kurzcharakterisierung der Exposition: Bibliographische Angaben zu dem Fachdokument oderTeile davonR; StichworteR;...

Das Ziel, das der Wissenschaftler in dieser Arbeitssituation verfolgt, ist, den Standort bzw. denAblageort eines Fachdokuments (materielles Objekt) ausfindig zu machen. Wenn es sich umein bekanntes Fachdokument handelt, muß er sich beispielsweise daran erinnern, in welchemPapierstapel oder Dateiverzeichnis er dieses abgelegt hat. Kann er sich nicht erinnern oderhandelt es sich um ein unbekanntes Fachdokument, lost dies eine Recherche aus. Ein bestimm-ter Teil von Literaturverwaltungen sowie Bibliotheken reprasentieren dazu eine Abbildungvon bibliographischen Angaben zu Standortangaben. Auf die Vielzahl moglicher Retrieval-Methoden (auch anhand von Stichworten) oder auf alternative Recherchemethoden wie Na-vigieren oder Browsen gehen wir an dieser Stelle nicht ein und verweisen auf Abschnitt 6.2.3,Knorr (1998) und Endres und Fellner (2000, 157f.).

5.1.3.1.2 Fachdokumente beschaffen und bereitlegen Die Schritte nach der Recher-che (Beschaffungswege), in dem ein oder mehrere Fachdokumente lokalisiert wurden, sind dasBeschaffen und das Bereitlegen.

Arbeitssituation 20

Kurzcharakterisierung der Exposition: StandortangabeRP ; Ausleih- oderDownloadschnittstelleR; FachdokumenteR;...

Im personlichen Informationsbestand bedeutet dies, z.B. zu einem bestimmten Stapel, Regaloder Ordner zu gehen und das gewunschte Fachdokument herauszuziehen. Im wissenschaft-lichen Informationsbestand haben Bibliotheken eine zentrale Rolle bei der Beschaffung derFachdokumente. Diese konnen dort bestellt und ausgeliehen werden. Daß ausgeliehene Fach-dokumente nur fur eine bestimmte Zeitdauer oder womoglich nur vor Ort zur Verfugungstehen, kann durch Anfertigen von Kopien uberwunden werden, die dann in den personlichenInformationsbestand eingefugt, aber ab diesem Zeitpunkt auch dort selbst organisiert wer-den mussen (siehe nachste Arbeitssituation). Das Ziel, derartige und andere Beschrankungenkonventioneller Bibliotheken zu uberwinden, ist mit dem Aufbau digitaler Bibliotheken ver-bunden (vgl. die Sicht eines Bibliotheksbenutzers bei Endres und Fellner, 2000, 79).27 Die

27Endres und Fellner (2000, 77) zahlen u.a. den Abstand von Nutzern, die Kostenschere zwischen Anschaf-fungen und Budgetmitteln, den Konflikt zwischen Breite des Bestands und akutem Bedarf und den mangelndenPlatz fur Bucher und Leser auf.

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 97

Vorteile im Vergleich zu konventionellen Bibliotheken sind kurzere Zugriffszeiten (Zeitdau-er des Beschaffens) und mogliche Downloads der Fachdokumente.28 Dies gilt generell furdie Beschaffung von Fachdokumenten uber das Inter-/Intranet. Werden Fachdokumente vonFachkollegen per E-Mail zugeschickt, ordnen wir dies auch dieser Kategorie zu. Es ist wichtig,in diesem Kontext zwischen dem Pull- und Push-Prinzip zu unterscheiden. Wir reden vomZiehen (engl.: pull), wenn der Nutzer die Initiative ergreift, ein Fachdokument zu beschaffen(wie in den obigen Beispielfallen). Mit Schieben (engl.: push) werden die Vorgange der Doku-mentenbeschaffung bezeichnet, bei denen der Wissenschaftler ein Fachdokument ohne eigeneInitiative erhalt. Wahrend das Pull-Prinzip bei Bibliotheken zu favorisieren ist (vgl. Endresund Fellner, 2000, 189), ist das gezielte Zusenden relevanter Fachliteratur per E-Mail unterFachkollegen durchaus ublich und erwunscht (Push-Prinzip).29

5.1.3.1.3 Fachdokumente verwalten Wurden die Fachdokumente beschafft und befin-den sich diese ab jetzt fur eine langere Zeit im personlichen Informationsbestand, wie etwabei gekauften Buchern, Papierkopien oder heruntergeladenen Dokumenten, mussen diese ver-waltet werden, etwa in physischen Ordnern oder elektronischen Verzeichnissen. Dies schließtggf. eine Kennzeichnung und/oder Verschlagwortung ein.

Arbeitssituation 21

Kurzcharakterisierung der Exposition: FachdokumenteR; SchlagwortkatalogeRP ; StichworterRP ;VerzeichnisseRP

Die Verwaltung von Fachdokumenten ist abhangig vom Medium. Liegen die Dokumente alsKopien oder Bucher vor, konnen sie beispielsweise gestapelt oder in Ordnern abgeheftet bzw.in ein Regal einsortiert werden. Handelt es sich um elektronische Dateien, konnen diese in Ver-zeichnissen abgelegt und organisiert werden. Die Grundtypen, die wir in der Regel antreffen,sind die Listen- und Baumstruktur. Um Fachdokumente effizient aufzufinden (siehe Arbeits-situationen 19 und 20), konnen Zugriffssysteme (Indizes) angelegt werden, die mit jedem neuhinzukommenden Fachdokument aktualisiert werden sollten. Die Zugriffssysteme bilden z.B.die bibliographischen Angaben auf Standorte ab. Gegebenenfalls ist dazu eine Systematikzur Standortbezeichnung notig. Weitere Moglichkeiten sind die Klassifizierung der Fachdo-kumente oder die Vergabe von Stichwortern. An dieser Stelle merken wir aber an, daß alleoben erwahnten Beschreibungsmerkmale außer der Standortbezeichnung sich eigentlich aufden Fachtext beziehen, der als ein bestimmtes Fachdokument materialisiert ist. Wir verwei-sen an dieser Stelle auf den nachsten Abschnitt, in dem die Beziehungen und eine moglicheReprasentation detaillierter erortert werden. Wahrend bei einem großeren Bestand an ”papie-renen“ Fachdokumenten die Pflege eines Zugriffssystems per Hand fast unerlaßlich ist (Knorr,1998), kann im elektronischen Medium auch per Volltextsuche ein Dokument gesucht werden.

Wir wollen an dieser Stelle nicht weiter ins Detail gehen. Weitere Informationen zu diesemThemengebiet sind unter den Begriffen Literaturverwaltungen und Dokumenten ManagementSystemen zu finden. Bei ersteren verweisen wir auf die Arbeiten von Knorr, die im Ab-schnitt 2.3 naher beschrieben sind. Zusammenfassend laßt sich feststellen, daß es zwei extre-me Herangehensweisen gibt: In dem einen Fall wird der Aufwand, um die Fachdokumente zu

28Zum Bestellen und Lokalisieren von digitalen Dokumenten siehe auch bei Endres und Fellner (2000, 188f.).29Diese Aussage bezieht sich auf eigene (informelle) Befragungen und Diskussionen innerhalb der letzten

Jahre zu diesem Thema.

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98 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

ordnen und zu klassifizieren, im Vorfeld mit dem Ziel erbracht, den Zugriff schnell und einfachzu gestalten. Bei der zweiten Herangehensweise werden zunachst alle Dokumente ohne beson-dere Zugriffsstrukturen aufzubauen gesammelt und der Aufwand wird in einen intelligentenSuchalgorithmus investiert.

Unabhangig davon fordern wir einen schnellen Zugriff innerhalb des Arbeitskontextes. Einerster Schritt dazu ist das Schalenmodell aus Abschnitt 3.2.1. Wird der Arbeitskontext weiter-gehend durch einen Abschnitt in einer Arbeit charakterisiert, so ist zu fordern, daß Fachdoku-mente auch hier bereitgelegt werden konnen. In diesem Fall sehen wir, daß bei der VerwaltungSpeicherungs- und Zugriffsstrukturen unterschieden werden mussen.

Daß insbesondere die Verwaltung der elektronischen Dokumente im wissenschaftlichen Kon-text immer wichtiger wird, zeigen eigene Erfahrungen und Diskussionen mit Kollegen. Immermehr elektronische Dokumente werden im personlichen Dateisystem angehauft. Der Grundliegt darin, daß sich diese im Vergleich zu Papierdokumenten viel leichter beschaffen undv.a. kopieren lassen. Zum Teil wird die Beschaffung selbst gar nicht in Frage gestellt und dieEntscheidung, ob man ein Fachdokument wirklich lesen mochte, wird auf einen spateren Zeit-punkt verschoben. Um so wichtiger ist daher ein systematischer Umgang mit den beschafftenDokumenten, der auch den Kontext der Beschaffung (Zufallsfund, gezielte Recherche) model-liert.

Alternativ dazu konnte man die Auffassung vertreten, keine Dokumente im personlichen In-formationsbestand zu lagern, die man jederzeit uber die Schnittstelle einer digitalen Biblio-thek schnell wieder beschaffen konnte. Die Verwaltung wurde dann die Bibliothek fur einenubernehmen. Dagegen spricht allerdings, daß erstens nicht immer eine Verbindung zur Biblio-thek gegeben ist, zweitens eine personlich gefilterte Auswahl wunschenswert ist und drittensFachdokumente mit eigenen Kommentaren und Markierungen versehen werden konnen soll-ten. Allerdings gibt es auch hier schon Ansatze, wie z.B. die personliche Handbibliothekinnerhalb der digitalen Bibliothek (vgl. Endres und Fellner, 2000).

5.1.3.1.4 Fachdokumente konvertieren Der Prozeß Konvertieren bezieht sich aus-schließlich auf elektronische Dokumente und dient der Umwandlung eines Dokuments voneinem Dokumentenformat in ein anderes.

Arbeitssituation 22

Kurzcharakterisierung der Exposition: Fachdokumente im QuellformatR; Fachdokumente imZielformatRP

Ein Beispiel fur eine Konvertierung ist die Umwandlung eines MS Word-Dokuments (doc-Endung) in ein PDF-Dokument. Die Konvertierung erfolgt mit Hilfe von Werkzeugen30. Dasich die Formate unterschiedlich gut zur Weitergabe, Archivierung, Weiterverarbeitung etc.eignen oder bestimmte Verlage ein spezielles Format vom Textproduzenten fordern, ist dieseEinflußgroße innerhalb des Textproduktionssystems nicht zu unterschatzen. Außerdem ist imGegensatz zur Papierlosung ein elektronisches Dokument immer nur mit einer zum Format

30Endres und Fellner (2000, 462) verweisen dazu auf Listen im Internet:www.hypernews.org/HyperNews/get/www/html/converters.html,www.w3.org/hypertext/WWW/Tools/Word proc filters oderdir.yahoo.com/Computerts and Internet/Software/Internet/World Wide Web/HTML Converters.

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 99

kompatiblen Software lesbar, die aber nicht unbedingt zur Standardausstattung eines jedenRechners gehoren muß. Existieren keine entsprechenden Konvertierungswerkzeuge, entstehtunter Umstanden ein erheblicher Aufwand bei der Umformung und es wird vom Textprodu-zenten ein hohes Maß an Fachkenntnis verlangt (electronic literacy).

5.1.3.1.5 Fachdokumente transformieren Wahrend die Konvertierung innerhalb ei-ner Ebene im Modell der Reprasentationsformen (Abschnitt 3.2.4) stattfindet, wird bei derTransformation die Ebene gewechselt.

Arbeitssituation 23

Kurzcharakterisierung der Exposition: Fachdokumente auf unterschiedlichen EbenenRP (zumselben Fachtext!)

In dieser Arbeitssituation wird beispielsweise das Fachdokument, an dem der Textprodu-zent gerade arbeitet, von der Textmanagementebene, uber die Textgenerierungsebene auf dieTextproduktebene transformiert.31 Dadurch erhalt der Textproduzent eine Sicht auf den mo-mentanen Stand seines Werks als Endprodukt. Er kann dieses jetzt oder nach Fertigstellungals Textprodukt ausdrucken, weitergeben oder veroffentlichen. Daneben ist es ihm aber auchmoglich, weitere Varianten zu produzieren, die beispielsweise nur/auch Ideennotizen und/oderAufgabennotizen etc. enthalten. Dies hangt jedoch stark vom Textproduktionssystem ab. Andieser Stelle fordern wir eine detaillierte Reprasentation von Ausgangs-, Zwischen- und Ne-benprodukten, die mit dem zu schreibenden Text verwoben sind und bei der Transformationunterschiedlich berucksichtigt werden konnten. Konventionelle Werkzeuge, die ublicherweisezur Textproduktion eingesetzt werden, nutzen das daraus entstehende Potential nicht aus(siehe folgende Arbeitssituationen).

5.1.3.2 Arbeitssituationen bezogen auf Bestandteile zu Fachdokumenten

Die Bildung von Arbeitssituationen gestaltet sich bei dem Objekt Fachdokument schwieri-ger als bei den bisher betrachteten fachlichen Objekten. Dies hangt damit zusammen, daßdas Themengebiet anhand mehrerer Merkmale zergliedert werden kann, die zudem nicht un-abhangig voneinander sind. Beispielsweise kann ein fremdes oder ein eigenes Fachdokumentgelesen werden. In beiden Situationen gibt es Gemeinsamkeiten in bezug auf den Leseprozeß,aber auch spezielle Eigenschaften, wie z.B. die Zielsetzung beim Lesen. Ein anderes Beispielbesteht darin, daß verschiedene kognitive Prozesse auf die Bestandteile eines Fachdokumentsbezogen werden konnen, aber andererseits auch ausgehend von einem Bestandteil die Prozesseunterteilt werden konnen (z.B. Planen, Formulieren, Uberarbeiten). Aus diesem Grund gehenwir zunachst auf die wichtigsten Merkmale ein und wahlen danach aus den sich kombinatorischergebenden Moglichkeiten diejenigen Arbeitssituationen aus, die uns eine ganzheitliche Sichtauf den Gegenstand bieten und sich logisch aneinander reihen lassen, damit sich fur den Le-ser ein roter Faden ergibt. Anforderungen an Werkzeuge und Konzepte werden dann anhanddieser Arbeitssituationen (stellvertretend fur ahnliche Arbeitssituationen) erlautert. FolgendeFragen nach Merkmalen charakterisieren ein Fachdokument in einer Arbeitssituation:

31Ein Beispiel fur eine solche Transformation befindet sich in Abschnitt 7.3.1.

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100 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

Bild 5.3: Bestandteile eines Fachdokuments

• Welche Bestandteile eines Fachdokuments sind Teil einer Arbeitssituation? Bei-spiele dafur sind die Arbeitssituationen 3 und 4 bei bibliographischen Angaben und dieArbeitssituationen 11, 15, 16 und 17 bei Fachwortern. Bild 5.3 zeigt, aus welchen Be-standteilen ein Fachdokument aufgebaut sein kann. In der Darstellung werden sowohlis a- als auch part of-Beziehungen verwendet. Bei den part of-Beziehungen konnen dieBestandteile mehrfach auftreten und sogar selbst hierarchisch strukturiert sein (wie z.B.bei den Abschnitten).32 Der Anhang enthalt die gleichen Typen von Bestandteilen wieder Textteil. Diese wurden jedoch aus Platzgrunden im Bild weggelassen. Wichtig furdie Betrachtung anhand von Arbeitssituationen sind außerdem auch die Wechselbezie-hungen zwischen den einzelnen Teilen.

• Welche Objekttypen werden bei der Betrachtung fokussiert? Die Abschnitte 5.1.1und 5.1.2 sind zwei Beispiele dafur, wie eine bestimmte Sicht auf das Fachdokumentgebildet werden kann. Einmal werden die bibliographischen Angaben im Fachdokumentbetrachtet, das andere Mal die Fachworter. Weitere denkbare Sichten konnen anhandder Objekte Personen, Fachtexte, Forschungsfragen, Aussagen, Argumente etc. einge-nommen werden.

• Handelt es sich um ein fremdes oder ein eigenes Fachdokument? Das Lesen ei-nes fremden Fachdokuments ist Teil einer Kommunikationshandlung. Beim eigenenText dient das Lesen eher der Uberprufung und der Wiederauffrischung von Gedacht-nisinhalten.

32Auf die zweideutige Benennung Abschnitt wurde schon hingewiesen. Diese wird im Bild durch ein Sternchengekennzeichnet.

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 101

• Welche kognitiven Prozesse laufen ab? Hier konnen z.B. Textrezeption, unmittelbareTextproduktion und Reflexion unterschieden werden. Die Textrezeption wiederum kannin uberblickendes, suchendes, selektives und kritisches Rezipieren unterteilt werden.Alternativ konnen die kognitiven Prozesse auch verschiedenen Phasen, wie Planung,Versprachlichen und Uberarbeiten zugeordnet werden.

• Auf welcher Ebene der Reprasentationsformen befindet sich das Fachdokument?

Stellen wir nun einen Bezug zu den bisher betrachteten Arbeitssituationen her. Tabelle 5.2stellt diejenigen Arbeitssituationen aus den Abschnitten 5.1.1 und 5.1.2 im Uberblick dar, diesich auf bestimmte Bestandteile des Fachdokuments beziehen. Tabelle 5.3 zeigt eine grobeEinordnung der Arbeitssituation, die wir im folgenden betrachten.

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102 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

Tabelle 5.2: Bisherige Arbeitssituationen zu bibliographischen Angaben und Fachwortern inbezug auf die Bestandteile eines Fachdokuments

Arbeitssituation

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1: Rezeption bibliographischer Angaben zueinem Fachtext

• • • •

2: Erfassung bibliographischer Angaben zueinem Fachtext

• • • • • •

3: Rezeption von bibl. Angaben innerhalb desTextteils

• • • •

4: Rezeption bibliographischer Angaben imLiteraturverzeichnis

• • • •

5: Erfassung bibl. Angaben aus einemLiteraturverzeichnis

• • • • • •

8: Eigenes Fachdokument produzieren • • • • • • •

11: Lesen des Textteils eines Fachdokuments • • • •

12: Lesen eines fremden Fachdokuments undFachworterbuch

• • • • • •

15: Eigenes FachdokumentTextteil produzieren • • • • • •

16: Eigenes FachdokumentGlossar produzieren • • • • • •

17: Eigenes FachdokumentStichwortverzeichnisproduzieren

• • • • • • •

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 103

Tabelle 5.3: Arbeitssituationen zu einem Fachdokument

Arbeitssituation

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Fach

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24: Fachdokumente uberblickend rezipieren • • • • • • • •

25: Fachdokumente selektiv rezipieren • • • • • • • •

26: FachdokumentTextteil grundlich rezipieren • • • • •

27: Eigenes Fachdokument produzieren • • • • • • • • •

28: Eigenes Fachdokument rezipieren • • • • • • •

29: Eigenes FachdokumentTextteilproduzieren

• • • • • •

30: Textteil produzieren mittels weitererInformationsobjekte

• • • • • • •

31: Eigenes FachdokumentTextteilstrukturieren

• • • • • •

32: Eigenes FachdokumentTextteil Materialbereitlegen

• • • • • •

33: Eigenes FachdokumentTextteiluberarbeiten

• • • • • •

34: Eigenes FachdokumentTextteil undArbeitsorganisation

• • • • • •

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104 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

5.1.3.2.1 Fachdokumente uberblickend rezipieren In der Arbeitssituation 24 be-trachtet der Wissenschaftler ein Fachdokument, um sich einen Uberblick uber das gesamteFachdokument zu verschaffen.

Arbeitssituation 24

Kurzcharakterisierung der Exposition: InformationsobjekteR, die ein Fachdokumentreprasentieren (F Zoom, Blattern, verschiedene Ansichten, Werkzeuge)

Wurden fremde Fachdokumente vom Textproduzenten zuvor noch nicht rezipiert, so kann erdurch diese Art von Rezeptionsprozeß einen ersten Eindruck vom Fachtext und -dokument ge-winnen, etwa uber die Fachtextsorte, das Themengebiet, die Schwerpunkte der behandeltenTeilthemen oder das Textniveau. In bezug auf das Fachdokument werden vorhandene undfehlende Bestandteile sowie die Seitenanzahl, Seitenaufteilung, Tragermedium o.a. wahrge-nommen. Spatere wiederholte Rezeptionen dienen dem Auffrischen dieser Informationen unddem Herstellen eines Bezugsrahmens fur die anderen Formen der Rezeption (siehe Arbeitssi-tuationen 25 und 26).

In der Ratgeberliteratur zum wissenschaftlichen Arbeiten wird diese Art der Rezeption z.B.zur Bewertung der Bedeutsamkeit von Textmaterial fur das eigene Lernen empfohlen. Staryund Kretschmer (1994, 48) schlagen folgenden Ablauf vor: Zunachst wird die Relevanz desInhalts anhand des Titels, Klappentext, Impressum, Inhaltsverzeichnis, Literaturangaben undRegisters bewertet. Danach soll das Vorwort, Nachwort, Zusammenfassung, einige Seiten einesKapitels gelesen werden, um das Textniveau beurteilen zu konnen. Abhangig davon wirdder Fachtext in einer Kartei vermerkt (bei zu hohem Niveau), ausgeliehen, gekauft oderexzerpiert (bei angemessenem Niveau) sowie ignoriert (bei zu niedrigem Niveau). Wir merkenan, daß wir diese Art der Rezeption aber nicht nur auf die Moglichkeit zur Filterung inRecherchesituationen beziehen (vgl. Arbeitssituation 19, 6 und 7). Vielmehr ist auch fur dasSchreiben am eigenen Fachdokument zu fordern, daß dieses uberblickend rezipiert werdenkann (siehe Arbeitssituation 28).

Folgende Bereiche der Unterstutzung durch ein Werkzeug bieten sich an:

• Effizienter Wechsel zu und zwischen bestimmten Bestandteilen des Fachtextes (Inhalts-verzeichnis, Stichwortverzeichnis, Abbildungsverzeichnis, Namensverzeichnis etc.)

• Zoommoglichkeiten

• Gefilterte Ansichten (z.B. nur Bilder und Tabellen, Verweise, Uberschriften oder her-vorgehobene Bereiche)

• Moglichkeiten zur Dokumentation der Bewertung (Entscheidungen uber Umgang)

• Einfacher Wechsel zwischen den verschiedenen Arten der Rezeption

5.1.3.2.2 Fachdokumente selektiv rezipieren Wahrend es bei der Arbeitssituation 24darum ging, ein Bild vom gesamten Fachdokument zu erhalten, wird in der Arbeitssituation 25nur eine Auswahl der Bestandteile betrachtet.

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 105

Arbeitssituation 25

Kurzcharakterisierung der Exposition: Teilmenge der Menge aller InformationsobjekteR, die einFachdokument reprasentieren (F Hervorheben von Suchwortern und gelesenenBereichen, Lesezeichen)

Die Grunde fur die Fokussierung des Rezeptionsprozesses auf bestimmte Bestandteile desFachdokuments sind folgende:

• Dem Wissenschaftler steht in der Regel nicht die Zeit zur Verfugung, alle Fachdokumen-te vollstandig zu rezipieren (hochstens die wichtigsten). Daher gilt es, das Verhaltniszwischen Zeitaufwand und Nutzen zu optimieren, z.B. durch eine Beschrankung aufbestimmte Teile. Um dabei den potentiellen Nutzen beurteilen zu konnen, bietet sichinsbesondere die selektive Rezeption von Textbereichen an, die Zusammenfassungenenthalten.

• Meist ist nicht das ganze Fachdokument gleichermaßen interessant in bezug auf daseigene Forschungsgebiet und den -fragen. Dies ist z.B. der Fall, wenn der Autor denForschungsgegenstand aus einer anderen Perspektive betrachtet und sich dadurch eineechte Schnittmenge mit der eigenen Sicht bildet. Um dies zu beurteilen, muß allerdingsschon eine eigene Vorstellung existieren. Dies gilt insbesondere in spateren Phasen derTextproduktion, wenn vermehrt Vorwissen auf dem Fachgebiet vorhanden ist, welchesfur das Textverstehen wichtig ist.

• Der Ruckgriff auf das Fachdokument kann aus ubergeordneten Prozessen heraus er-folgen (z.B. Arbeitssituation 30), um gezielt Informationen aus dem Fachdokument zubeschaffen.

Im folgenden werden die Moglichkeiten dargestellt, wie der Wissenschaftler die Bestandteileauswahlt und wie er eventuell dabei unterstutzt werden kann:

• Einstieg uber die Bestandteile FachdokumentRegister oder FachdokumentVerzeichnis:Wichtig ist hier ggf. die Moglichkeit, diese gleichzeitig zum Textteil rezipieren oder zu-mindest effizient greifen zu konnen.33

• Auswahl des entsprechenden Abschnittes nach bzw. beim uberblickenden Lesen (sieheArbeitssituation 24)

• Auswahl schon gelesener Abschnitte (bei der wiederholten Rezeption): Eigene Markie-rungen oder Annotationen (z.B. Lesezeichen) konnen dabei genutzt werden. Bei elek-tronischen Dokumenten ist auch eine automatische Hervorhebung der Bereiche, die infruheren Sitzungen rezipiert worden sind, denkbar (Prinzip PTr).

• Verfolgen der Verweise auf das selektiv zu rezipierende Fachdokument aus eigenen oderfremden Fachtexten sowie eigenen Aufzeichnungen heraus. Die Aufzeichnungen oder dieVerweise im eigenen Text konnen z.B. beim intensiven Rezipieren (siehe Arbeitssitua-tion 26) entstanden sein. Wird mit dem Verweis eine bestimmte Stelle angegeben (z.B.

33Dies entspricht im elektronischen Medium dem beruhmten”Daumen im Buch“.

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106 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

Seitenzahl), so konnte ein Werkzeug diese Stelle direkt ohne aufwendige Navigations-handlungen anzeigen (vgl. Hypertextlink).

• Wir zahlen auch das suchende Lesen zur selektiven Rezeption. Unterstutzt werden kanndie Suche bei elektronischen Dokumenten durch automatische Hervorhebung von Stich-wortern oder Anspringen der Fundstellen.

• Zufallige Auswahl beim Stobern

Ein Merkmal der selektiven Rezeption ist, daß die Bestandteile womoglich in einer Reihenfolgegelesen werden, die sich von der vorgegebenen unterscheidet (siehe auch Abschnitt 2.2.1.4, indem wir kurz auf diese Problematik eingegangen sind).

5.1.3.2.3 Fachdokument/Textteil grundlich rezipieren In der Arbeitssituation 26setzt sich der Wissenschaftler grundlich mit dem Fachdokument auseinander und produziertgleichzeitig eigene Aufzeichnungen.

Arbeitssituation 26

Kurzcharakterisierung der Exposition: FachdokumentTextteilR; HervorhebungenRP undAnnotationenRP am Fachdokument; eigenstandige AufzeichnungenRP (F adaquatevisuelle Darstellung von Hervorhebungen und Annotationen je nach Art der Bedeutung)

Drei Arten der intensiven Rezeption lassen sich unterscheiden: Rezeption des Textinhalts (I.),Textverstehen und Integration in das eigene Wissen (Lernen) (II.), bewußte Auseinanderset-zung mit den Aussagen im Text (III.). Die erste Art bezieht sich auf die Art von Wissen, dasauch in der Arbeitssituation 24 aufgebaut wird, namlich ein mentales Bild vom Text (hier al-lerdings lokal). Wir verweisen dazu auf die Ausfuhrungen zum personlichen Fachworterbuchin Arbeitssituation 11 und den zwei Zielrichtungen beim Lesen, namlich sich an den Textselbst zu erinnern (betrifft I. und III.) und einen eigenen moglichst konsistenten Wissensbe-stand aufzubauen (betrifft II.). In Arbeitssituation 12 wird beschrieben, wie gleichzeitig zurRezeption, eigene Ideen dokumentiert werden konnen. Dies wird dort jedoch lediglich bezogenauf terminologische Fragen und Erkenntnisse. Erweitert auch auf andere Fragestellungen istdies fur das grundliche Rezipieren kennzeichnend. Der Wissenschaftler fertigt eigene Annota-tionen, Notizen oder Texte an (vgl. Anhang A). Dabei unterscheiden wir:

1. Aufzeichnungen zur Erhohung der Lesbarkeit bzw. des eigenen Textverstandnisses

2. Aufzeichnungen zum Textinhalt (z.B. stichwortartige Zusammenfassungen, Mind-Maps)

3. Aufzeichnungen zu neuen, eigenen Ideen (nicht Teil des Textinhalts, hochstens ausgelostdurch die Rezeption beim Abgleich mit eigenem Wissen)

4. Textkritische Aufzeichnungen (Bewertungen des Textes in bezug auf Verstandlichkeit,Argumentationslucken, Relevanz im Hinblick auf eigene Forschungsfragen oder -themen)

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 107

5.1.3.2.4 Eigenes Fachdokument produzieren Die Arbeitssituation 27 umfaßt alleProduktionshandlungen zu allen Bestandteilen des eigenen Fachdokuments.

Arbeitssituation 27

Kurzcharakterisierung der Exposition: InformationsobjekteRP , die das eigene Fachdokumentreprasentieren; HandbucheintrageR uber die automatische Generierung vonBestandteilen; GenerierungseinstellungenRP aus anderen Fachdokumenten (FHervorhebungen mit unterschiedlichen Bedeutungen)

Wir ordnen diese Arbeitssituation uber den spezifischen Arbeitssituationen an, die wir schonbetrachtet haben oder noch einfuhren werden. Der Textproduzent steht hier vor der Aufgabe,je nach Fachtextsorte zu entscheiden, welche Bestandteile erstellt werden mussen und wiedies zu realisieren ist. Z.B. ermoglichen es elektronische Textproduktionsumgebungen demTextproduzenten mehr oder weniger, bestimmte Bestandteile auf der Grundlage des bisherproduzierten Textteils zu generieren (Literaturverzeichnis, Index o.a.). Andere Bestandteilemussen dagegen auf jeden Fall manuell (wie auch der Textteil selbst) erstellt werden, etwadas Vorwort oder die Kurzfassung.34 Beim automatischen Generieren muß der Textproduzentuber die groben Zusammenhange des Algorithmus Bescheid wissen, da meist Markierungen(Tags, Kommandos, Formatvorlagen o.a.) im Textteil anwendungsspezifisch eingepflegt wer-den mussen, um diese maschinell auswerten zu konnen. Dies stellt unter Umstanden eineerhebliche kognitive Belastung des Textproduzenten dar. Beispielsweise mussen zusatzlicheInteraktionen geplant und ausgefuhrt werden, wenn ein Fehler beim Lesen des Literaturver-zeichnisses entdeckt und korrigieren werden soll. Weiteres Wissen wird vom Textproduzentenbeim Parametrisieren der Generierungsvorschriften verlangt. Die Vielfalt der Parameter reichtvon der Anzahl der Ebenen im Inhaltsverzeichnis bis hin zu Konventionen zur Darstellung derbibliographischen Angaben im Literaturverzeichnis. Ein Werkzeug kann den Textproduzen-ten in zweierlei Hinsicht entlasten. Erstens kann eine Anleitung zu moglichen Parametern undAbhangigkeiten passend prasentiert werden und zweitens sollten Einstellungen ubernommenwerden konnen, die im Rahmen von vorher produzierten Fachdokumenten getroffen wordensind. Dies ist u.a. eine Anforderung an die Reprasentation eines Fachdokuments auf der Text-managementebene.

Abschließend sei bemerkt, daß Forschungen im Bereich der Textproduktion sich meistens aus-schließlich auf den Textteil beziehen. Entsprechende Arbeitssituationen zu produktiven undreproduktiven Handlungen des Textproduzenten betrachten wir gesondert in den nachfolgen-den Arbeitssituationen.

5.1.3.2.5 Eigenes Fachdokument rezipieren In der Arbeitssituation 28 wird das ei-gene Fachdokument rezipiert, woraus sich spezifische Ziele und Anforderungen ergeben.

Arbeitssituation 28

Kurzcharakterisierung der Exposition: InformationsobjekteR, die das eigene Fachdokumentreprasentieren (F Hervorhebungen mit unterschiedlichen Bedeutungen)

34Das automatische Generieren von Zusammenfassungen kann mit der heute erreichbaren Qualitat allenfallseine Grundlage darstellen, jedoch den manuellen Prozeß gerade im wissenschaftlichen Umfeld nicht ersetzen.

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108 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

Wir fuhren die Ansatze zur Textrezeption zusammen, die wir bei den Modellen in Ab-schnitt 2.3 betrachtet haben. Hayes (1996) ordnet die Rezeption des eigenen Fachtextes demRevisionsprozeß zu, wobei er verstehendes und bewertendes Lesen unterscheidet. Viel starkerals Hayes betont Molitor-Lubbert (1997, 1996, 1995) die Wechselwirkung zwischen internerund externer Reprasentation des Textes. Damit kann das epistemische Schreiben konzeptio-nell erfaßt werden (Prozeßschleife mit Soll-Ist-Vergleich), welches gerade fur die wissenschaft-liche Textproduktion wichtig ist. Den kognitiven Bereich betreffend, schließen wir uns denAnsatzen an. Im Hinblick auf ein Werkzeug abstrahieren beide Ansatze jedoch zu sehr vomProduktionsmedium. Wir verweisen an dieser Stelle auf Severinson Eklundh (1992, 75), derenUntersuchungen und Argumentationen zeigen, daß ein Schreibmedium eine Gesamtansichtauf das Dokument ermoglichen muß, das die Bildung einer mentalen, globalen Textreprasen-tation unterstutzt. Diese Reprasentation nimmt Einfluß auf die nachfolgenden Textproduk-tionsprozesse und, wenn diese unzureichend ist, so fuhrt dies zu mangelhafter Textplanung(gerade in bezug auf die globale Textstruktur). Auch wenn die Entwicklung der Computer-technik immer bessere Moglichkeiten bietet (Auflosung, Prozessorgeschwindigkeit), so treffendennoch einige der Aussagen aus den damaligen Studien auch auf die heute gebrauchlichenTextverarbeitungssysteme zu (vgl. z.B. Haas, 1996).

Dies fuhrt uns zur Betrachtung der vier Prinzipien: Im Gegensatz zu fertigen fremden Fach-dokumenten befindet sich das eigene Fachdokument im Entstehen. Sowohl die interne Re-prasentation zum Fachtext als auch das Fachdokument weisen Lucken und vermehrt Inkon-sistenzen auf (im Vergleich zum fertigen Textprodukt). Gerade bei lang andauernden wis-senschaftlichen Textproduktionsprojekten liegt der Grund dafur darin, daß eigene Theorienweiterentwickelt und neue Begriffe gebildet werden, so daß neue und altere Textbereiche imDokument zueinander widerspruchlich sein konnen. Daher ist es wichtig, daß die modelliertenZusatzinformationen (Platzhalter im Fließtext, bereitgelegte Informationsobjekte zu Zielenund Ideen) in eine Darstellung umgesetzt werden, die dem jeweiligen Leseziel entspricht.Beispielsweise kann das eigene Fachdokument gelesen werden, um die Erinnerung an Text-passagen aufzufrischen, Einstieg in die Formulierungsarbeit an noch unfertigen Textstellen zufinden oder inkonsistente Textstellen zu lokalisieren, die neuformuliert oder verandert werdenmussen. Die Fragestellungen beruhren auch das Prinzip der Transparenz uber das Produktund den bisherigen und zukunftig geplanten Prozeß. In bezug auf die Reprasentationsebenenkann der eigene Fachtext als Fachdokument sowohl auf der Textproduktebene und als auchauf der Textmanagementebene wahrgenommen werden. Die Textproduktebene bietet sichzur Endkontrolle an. Bei einer WYSIWYG-Darstellung fallen die Ansichten zum Textedi-tieren und zum fertigen Layout zusammen, wodurch insbesondere lokale Fehler gleich korri-giert werden konnen. Durch das Auftrennen in eine Textmanagement- und Textproduktebenekonnen jedoch noch mehr z.T. sich widersprechende Leseziele erreicht werden. Einerseits kanntrotz der Reprasentation von Ideen, Quellen, alternativen Entwurfen, eine Sicht erzeugt wer-den, die den momentanen Stand des Endprodukts entspricht. Auf diese Weise konnen z.B.die Seitenzahl und Großenverhaltnisse eingeschatzt werden. Auch Korrekturhandlungen wieRechtschreibfehlerprufung lassen sich auf diesen eingeschrankten Bereich anwenden. Es sindnamlich gerade diejenigen Textstellen stichpunktartig und gehauft mit Tippfehlern, deren in-haltliche Bearbeitung und Ausformulierung noch geplant ist. Weitere Sichten, wie etwa nurdie Titel der Uberschriften sind wichtig fur globale Textplanungsprozesse. Falls diese Ansichtnicht angeboten wird, greifen Personen auf das generierte Inhaltsverzeichnis zuruck, wie etwa

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 109

bei Adobe Framemaker.35 Nachteil ist allerdings, daß dieses meist nicht direkt manipuliertwerden kann ohne die Generierbarkeit zu verlassen. Ferner sind abhangig von Generierungs-parameter moglicherweise nur die hierarchiehochsten Uberschriftsebenen enthalten. MicrosoftWord36 bietet dagegen eine sogenannte Dokumentenstrukturansicht an, die aus den verwen-deten Formatvorlagen hergeleitet wird und direkt manipuliert werden kann. Wichtig ist dieGliederungsansicht auch, um gezielt eine Textstelle zu finden.

Ein weiterer Punkt ist die Verbindung der Stufen des Leseprozesses mit den Bestandteilen desFachdokuments. Hayes abstrahiert beim bewertenden Leseprozeß vom Produktionsmediumund spricht lediglich vom Dokument als eine Einheit. Unter Beachtung des Mediums ergebensich jedoch zwei Herangehensweisen beim Lesen. Erstens wird jede Stufe des bewertendenLeseprozesses auf alle Bestandteile (alle Abschnitte) angewendet und zweitens jeder Bestand-teil (z.B. einzelner Abschnitt) anhand aller Stufen bewertend gelesen, bevor der Textprodu-zent sich dem nachsten Bestandteil widmet. Im ersten Fall konnten Korrekturhandlungengebundelt und eventuell durch automatische Hervorhebungen unterstutzt werden, wie z.B.Lesen auf Rechtschreibung (siehe Arbeitssituation 33), Lesen auf korrekte Verwendung derFachworter oder Lesen zur Vervollstandigung bibliographischer Referenzen (vgl. hier auchPrinzip PMiMa).

5.1.3.2.6 Eigenes Fachdokument/Textteil produzieren Als Spezialisierung der Ar-beitssituation 27 bezieht sich die Arbeitssituation 29 ausschließlich auf die Produktionshand-lungen am Textteil des eigenen, in Arbeit befindlichen Fachdokuments.

Arbeitssituation 29

Kurzcharakterisierung der Exposition: InformationsobjekteRP , die den Textteil desFachdokuments reprasentieren (F Hervorhebungen mit unterschiedlichen Bedeutungen)

Betrachten wir zunachst die minimale Exposition, die lediglich aus denjenigen Informations-objekten besteht, die das eigene Fachdokument reprasentieren. Im Bereich der kognitiven Pro-zesse des Textproduzenten werden in einer Produktionsschleife, die u.a. schon bei den Textpro-duktionsmodellen des Abschnitts 2.3 beschrieben wurde, Inhalte aus der Komponente Lang-zeitgedachtnis bereitgestellt bzw. generiert, selektiert, bewertet und mental praformuliert.Durch Schreibprozesse werden die kognitiven Inhalte materialisiert. Begleitende Leseprozessedienen wiederum dem Aufbau einer mentalen Reprasentation des geschriebenen Textes. EinSoll-Ist-Vergleich zwischen der mental intendierten und physisch realisierten Textreprasenta-tion ist der Ausgangspunkt fur weitere Prozeßdurchlaufe (vgl. Molitor-Lubbert, 1997; Jakobs,1999). Benotigt der Textproduzent Informationen, die er nicht aus dem Langzeitgedachtnisabrufen kann oder die er nicht mental erarbeiten kann/will (vgl. ”inhaltlicher Problemraum“bei Bereiter und Scardamalia (1987)), kann er auf weitere Informationsobjekte zugreifen (z.B.fremde Fachdokumente). Wir beschreiben den Ruckgriff auf derartige Informationsobjekte,die ggf. auch zu erweiterten Expositionen fuhren, im Rahmen anderer Arbeitssituationen(siehe insbesondere Arbeitssituationen 30, 31 und 33).

Gehen wir nun detaillierter auf die les-, schreib- und greifbaren Informationsobjekte einerExposition ein, die ein Fachdokument enthalt, das mehrere Seiten umfaßt und vom Text-

35Die Aussage stutzt sich auf eigene stichpunktartige Befragungen.36Seit der Version Microsoft Word 2000

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110 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

produzenten bearbeitet wird. In Bild 5.4 wird in bezug auf die ScientiFix-Basisumgebungdargestellt, wie der Textteil eines Fachdokuments z.B. auf der Textmanagementebene mittelsder Grundtypen reprasentiert werden konnte.

Bild 5.4: Verwendung der Grundtypen Kontextstruktur, Baum und Text zur Reprasentationdes Textteils eines Fachdokuments auf der Textmanagementebene

Ein Informationsobjekt vom Typ Kontextstruktur bildet den Ausgangspunkt (links oben imBild). Es wird damit das fachliche Objekt Fachtext reprasentiert (siehe Abschnitt 5.1.4). Diehierarchische Struktur des Textteils wird durch ein Informationsobjekt vom Typ Baum ab-gebildet. Elemente dieses Baumes entsprechen den Abschnitten (als fachliche Objekte), diejeweils durch eigene Informationsobjekte des Typs Kontextstruktur reprasentiert werden. DerFließtext und die graphischen Darstellungen des Textteils werden schließlich durch die entspre-chenden primitiven Informationsobjekttypen (Fließtext, Text/HTML, Grafik etc.) abgebildet.Im folgenden charakterisieren und begrunden wir den Vorschlag der Basisumgebung:

• In einer Exposition konnen gezielt fachliche Objekte (Dokumentstruktur, Abschnitteund Textpassagen) gemaß dem Zugriffsebenenmodell visualisiert werden. Eigene Fall-studien (siehe Kapitel 8) zeigen, daß eine wichtige Auspragung einer Exposition darinbesteht, die Baumstruktur lesbar zu prasentieren. Dadurch werden alle Kontextstruk-turen zu den Abschnitten greifbar.37 Unter der Annahme, daß der Textproduzent lokal

37Die Moglichkeit, sich anhand der Darstellung der Abschnittstitel (Uberschriften) einerseits einen Uberblick

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 111

an einer Stelle des Fachdokuments arbeitet, sollte sich außerdem die damit verbunde-ne Kontextstruktur des Abschnitts und das Informationsobjekt zur Textstelle auf derschreibbaren Ebene befinden (siehe Bild 7.6 auf Seite 188).

• Die Reprasentation auf der Textmanagementebene folgt dem Prinzip Produkt im Entste-hen (PPiE), da zu jedem Abschnitt neben dem aktuell in Arbeit befindlichen Fließtextauch weitere Informationsobjekte abgelegt werden konnen (jeweils unter eigenen Rollenin der Kontextstruktur):

– Unmittelbar mit dem Textteil verbundene Informationen: Zwischenversio-nen, alternative Textpassagen, Textentwurfe, inhaltliche Notizen, verworfene Text-fragmente (→Arbeitssituationen 29, 30, 31, 32, 33 und 34).

– Ausgangsinformationen: Vorlagen, inhaltliche oder herstellungsbedingte Quel-len, Feedback (→Arbeitssituationen 29, 30 und 32)

– Weitergehende Strukturinformationen: Informationen uber Abhangigkeiten(z.B. Abschnitte, die vorausgesetzte Definitionen oder Axiome enthalten)(→Arbeitssituationen 31 und 32)

– Meta- oder Prozeßinformationen: Stichworter, Schlagworter, Ziele, Aufgaben,Status, offene Fragen, Schreibprotokoll (→Arbeitssituationen 29, 30, 33 und 34)

– Informationen zu Arbeitssituationen: Expositionen (→Arbeitssituation 34)

In bezug auf die Reprasentation von Zwischenversionen gibt es zwei Alternativen. Zumeinen konnen diese als eigenstandige Informationsobjekte verwaltet werden (inkl. eigeneBenennung). Zum anderen konnen sie mit Hilfe eines Versionierungsmechanismus einesTextproduktionssystems angelegt werden (siehe Abschnitt 7.2). In beiden Fallen findeteine lokale Versionierung statt. Diese ist getrennt von einer globalen Versionierung zubetrachten, die sich auf das gesamte Fachdokument bezieht.

• Die Reprasentation trennt explizit zwischen der Textmanagement- und der Textpro-duktebene. Die oben beschriebenen Informationsobjekte dienen der Reprasentation desFachdokuments auf der Textmanagementebene und konnen als Ausgangspunkt fur dieTransformation des Fachdokuments auf die Textproduktebene dienen (siehe Arbeitssi-tuation 23 und das Beispiel auf Seite 183 im Abschnitt 7.3.1). Um auf das Ergebnis (aufder Textproduktebene) zuzugreifen, bietet sich die Verwendung eines Verweises ausge-hend von der Kontextstruktur des Fachtextes an (im Bild 5.4 als Rolle ” Dokumente(TP-Ebene)“ bezeichnet).38

• Aus Platzgrunden kann bei der Darstellung in der Regel nur ein bestimmter Ausschnittdes gesamten Fachdokuments visualisiert werden. Wie kann sich der Textproduzentdennoch einen Uberblick uber den gesamten Text verschaffen und welches Prinzip liegtdem Auswahlprozeß dieses bestimmten Ausschnitts zugrunde? Grundsatzlich gibt eszwei Sichtweisen. Zu unterscheiden ist die physische und die logische Sicht (vgl. auchSeverinson Eklundh, 1992, 77ff.). Wahrend die physische Sicht bestimmt wird durch dastypographische Layout und der raumlichen Positionierung der Textteile auf einer Reihe

zu verschaffen und andererseits auf die entsprechenden Textstellen direkt zugreifen zu konnen, wird von Seve-rinson Eklundh (1992, 79ff.) unter dem Begriff

”active overview“ diskutiert.

38Das fachliche Objekt Fachtext wird im Abschnitt 5.1.4 detaillierter beschrieben.

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112 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

von Seiten, ergibt sich die logische Sicht aus der konzeptionellen Struktur des Textes.Die oben vorgestellte Basisumgebung spiegelt zunachst lediglich die logische Sichtwei-se wider (→Auswahl des Ausschnitts anhand fachlicher Objekte). Die physische Sichtordnen wir primar dem Fachdokument auf der Textproduktebene zu, da meist erst imRahmen der Transformation eines Fachdokuments von der Textmanagement- uber dieTextgenerierungs- auf die Textproduktebene die Paginierung oder die Positionierung vonBildern durchgefuhrt wird (→Auswahl des Ausschnitts anhand der Seitendarstellung).Die explizit ausgeloste Transformation eines Fachdokuments von der Textmanagement-auf die Textproduktebene, um sich ein Gesamtbild vom eigenen Fachtext zu verschaffen,bezeichnen wir als Vorschaufunktion. In einem WYSIWYG-Editor39 wird dagegen schonwahrend der Eingabe die physische Sicht dargestellt. Da jedoch ausgehend von dersel-ben Reprasentation auf der Textmanagementebene ggf. verschiedene Fachdokumenteauf der Textproduktebene erzeugt werden sollen (durch unterschiedliche Transformatio-nen), muß sowohl fur die Vorschaufunktion als auch innerhalb des WYSIWYG-Editorsdie Transformation festgelegt sein. Bei letzterem muß ferner gewahrleistet sein, daßentsprechend der Benutzereingaben die Informationsobjekte auf der Textmanagement-ebene verandert werden. Dies ist fur eine Reihe von Textbestandteilen nicht trivial.Abschnittsnummern werden z.B. ublicherweise generiert und konnen nur durch Eingriffin die Generierungsvorschrift geandert werden.

Es stellt sich außerdem die Frage, ob WYSIWYG-Darstellungen immer von Vorteilsind. Fur bestimmte Aufgaben des Uberarbeitens (Rechtschreibfehlerkorrektur) oderzum Zweck, sich ein mentales Gesamtbild uber den eigenen Fachtext zu verschaffenund zu behalten, ist dies unbestritten. Soll jedoch Fließtext zu Bildern oder Tabellendes eigenen Fachtextes produziert werden, ist es meist besser, diese gleichzeitig mit derTextstelle zu visualisieren. Dies steht jedoch oft im Widerspruch zu dem sichtbarenAusschnitt, der sich bei einer WYSIWYG-Darstellung immer an der physischen Sichtorientiert. Gleiches gilt fur die Arbeit an einem Fließtext, der in Spalten angeordnetist und sich wegen der Spaltenumbruche teilweise außerhalb des sichtbaren Ausschnittsbefindet.

Grundlegende Schreibhandlungen (z.B. Hinzufugen von Wortern und Satzen) beziehen sichin der eingangs beschriebenen Exposition auf das sichtbare Informationsobjekt zur Textstelle.Bei komplexeren Handlungen (z.B. Anlegen eines neuen Abschnitts) sind oft mehrere Infor-mationsobjekte beteiligt und/oder werden neue Informationsobjekte erzeugt. Wir verweisenan dieser Stelle auf die Ausfuhrungen zu den folgenden Arbeitssituationen.

5.1.3.2.7 Textteil produzieren mittels weiterer Informationsobjekte Als Varianteder vorausgehenden Arbeitssituation bezieht die vorliegende in den Generierungsprozeß furInhalte auch die Rezeption von Informationsobjekten des Informationsbestands ein.

Arbeitssituation 30

Kurzcharakterisierung der Exposition: InformationsobjekteRP , die den Textteil des eigenenFachdokuments reprasentieren; weitere InformationsobjekteR des personlichenInformationsbestands (z.B. fremde Fachdokumente) (F Hervorhebungen mitunterschiedlichen Bedeutungen)

39Die Abkurzung WYSIWYG steht fur die englische Bezeichnung What-You-See-Is-What-You-Get.

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 113

Im Bereich der kognitiven Prozesse konnen Inhalte nicht nur durch Abruf aus dem Lang-zeitgedachtnis bereitgestellt werden, sondern auch durch Rezeption weiterer Informations-objekte des Informationsbestands. Die rezipierten, fachlichen Informationsobjekttypen rei-chen vom fremden Fachdokument bis zur eigenen Aufzeichnung (siehe Schalenmodell ausAbschnitt 3.2.1). In bezug auf die Textproduktionsaufgabe besitzen diese unterschiedlicheFunktionen, die im folgenden anhand entsprechender Expositionen aufgezeigt werden:40

• Fremde Fachdokumente: Es gibt verschiedene Grunde, weshalb wissenschaftlicheTextproduzenten auf fremde Fachliteratur zuruckgreifen (siehe Tabelle 2.2 in Abschnitt2.3.5): Generierung von neuen Ideen, Abgrenzung des eigenen Ansatzes, Bezugnahmeauf fremde Fachtexte etc. Ruckgriffe lassen sich aber auch anhand wissenschaftlicherErkenntnisprozesse einteilen (siehe Abschnitt 5.2.1): Vergleichen von Theorien, Syste-matisieren, Beschreiben/Exzerpieren etc. Exzerpieren ist ein Beispiel fur einen Textre-produktionsprozeß, d.h. der Wiedergabe von Inhalten aus einem fremden Fachtext.41

Im Hinblick auf mogliche Expositionen und kognitive Prozesse ist bei der Textrepro-duktion festzustellen, daß Inhalte sowohl durch die unmittelbare Rezeption von In-formationsobjekten (gem. Prinzip PRP ggf. gleichzeitig lesbar in einer Exposition) alsauch durch Abruf von Inhalten aus dem episodischen Gedachtnis bereitgestellt wer-den konnen (Gedachtnisinhalt wurde fruher in den Arbeitssituationen 24, 25 und 26aufgebaut). Empirische Studien zeigen, daß gerade beim Zitieren und Verweisen Text-produzenten oft unmittelbar auf die Informationsobjekte zuruckgreifen. Dies geschiehteinerseits zur Sicherung der inhaltlichen Korrektheit der Bezugnahme, andererseits istdies notwendig, da Informationen, wie z.B. die genaue Seitenangabe, oft mental nichtgespeichert sind. Weil wissenschaftliche Textproduzenten meist mehrmals im Laufe desTextproduktionsprozesses auf dieselben Fachdokumente zuruckgreifen (oft auch aus un-terschiedlichen Grunden), wird deshalb im Rahmen der Basisumgebung vorgeschlagen,diese zur Gedachtnisentlastung und aus Effizienzgrunden greifbar in der jeweiligen Ab-schnittskontextstruktur bereit- bzw. abzulegen.

• Eigene Fachdokumente: In bezug auf eigene Fachdokumente ist es bei der Betrach-tung wichtig, das in Arbeit befindliche von weiteren eigenen, zuvor oder parallel ge-schriebenen Fachdokumenten zu trennen. Unter der Annahme, daß bei letzteren Text-produzenten auf der Textmanagementebene eine Vielzahl noch nicht eingearbeitete ei-gene Ideen bzw. weiterfuhrende Gedanken und Hintergrundinformationen ablegen, istzu fordern, daß diese als Ausgangspunkt fur den eigenen, in Arbeit befindlichen Fach-text effizient in den Textproduktionsprozeß eingebunden werden konnen (gleichzeitigeRezeption und Bereitlegen). Dies trifft beispielsweise insbesondere auf aufeinander auf-bauende Texte zu, die der Textproduzent im Rahmen einer wissenschaftlichen Konferenzproduziert: Einreichung einer Kurzfassung zur Annahme auf der Tagung, Artikel zurVeroffentlichung im Tagungsband oder einer Buchreihe und ggf. eines Abschnitts einerspateren Monographie. Bisherige, eigene Fachdokumente enthalten außerdem grundle-gende Definitionen, Grafiken, Tabellen etc., die die eigene wissenschaftliche Forschung

40In der Aufzahlung werden jeweils die wichtigsten Informationsobjekte angegeben, die zusatzlich zu denenaus Arbeitssituation 29 in den Expositionen enthalten sind.

41Je nach theoretischem Ansatz wird der Begriff Textreproduktion unterschiedlich definiert. Wir verweisenan dieser Stelle auf Jakobs (1999, 25ff.) und insbesondere auf den Ansatz von Rickheit und Strohner (1989),die den Prozeß aus kognitionspsychologischer Sicht im Detail untersuchen.

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114 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

dokumentieren und auch belegen. Ein Werkzeug sollte es ermoglichen, diese Elementebei der Textproduktion wiederzuverwenden.

In bezug auf das eigene, in Arbeit befindliche Fachdokument wurde in der vorherigenArbeitssituation davon ausgegangen, daß sich genau eine Textstelle auf der lesbarenEbene befindet. In einer Reihe von Fallen kann durch eine erweiterte Exposition derTextproduzent jedoch besser unterstutzt werden: Gleichzeitige Darstellung von Bestand-teilen/Abschnitten, die gemaß der Textstruktur42 zueinander in Beziehung stehen:

– Teile der Abschnitte zum Forschungsstand, zur Evaluierung und zur Diskussion:Forschungsfragen, die als Teil des Forschungsstandes ausformuliert werden, spielenbeispielsweise in Teilbereichen der Evaluierung und der Diskussion des eigenenAnsatzes eine Rolle.

– Definitionen oder andere inhaltliche Darstellungen, die zum Verstandnis andererTextstellen in der Arbeit benotigt werden: Bei der Textproduktion der gerade inArbeit befindlichen Textstelle wird beispielsweise auf einen Begriff zuruckgegriffen,der in einem fruheren Kapitel anhand einer Definition eingefuhrt wurde.

– Abschnitte, die in einem anderen Abschnitt ruckblickend oder vorab zusammenge-faßt werden (Zusammenfassung, Kurzfassung, Advance Organizer)

– Abschnitte zu einem durchgangigen Beispiel, Axiomensystem etc.: Wichtig ist hier-bei, daß der Textproduzent eine Moglichkeit hat, diese im Uberblick zu rezipieren.Die These besteht darin, daß bei der Texterstellung dadurch das Gedachtnis ent-lastet und bestehende Inkonsistenzen im Text besser erkannt werden. In bezug aufdie Exposition ist die gleichzeitige Lesbarkeit entweder dadurch zu gewahrleisten,daß verschiedene Teile nebeneinander gelegt werden konnen oder zumindest einezusammenhangende Sicht generiert werden kann, die z.B. nur die Axiome ohneden umgebenden Text enthalt. Vorweg muß der Textproduzent dazu allerdings dieentsprechenden Textstellen markieren oder mittels einer Listenstruktur sammeln.

– Bilder und Tabellen, auf die sich ein Fließtext bezieht: Bilder und Tabellen werdenmeist mit Worten erlautert. Eigene Befragungen zeigen, daß Textproduzenten beider Verwendung der bisherigen Textproduktionswerkzeuge oft die entsprechendenBilder und Tabellen ausdrucken, um diese beim Formulieren des Fließtextes alsGrundlage zu verwenden. Die Anforderung des Textproduzenten kann z.T. aberebenfalls durch ein Werkzeug erreicht werden, das auch in diesem Fall das PrinzipPRP umsetzt.

– Bestandteile des Fachdokuments wie Glossar, Stichwort-, Literatur- und Inhalts-verzeichnis: Siehe Arbeitssituationen 8, 15, 16 und 17.

In allen Fallen ist neben der Rezeption der zusatzlichen Informationsobjekte von einemWerkzeug auch die Moglichkeit zu fordern, daß Verweise (als Teil der Schreibhandlung)effizient hergestellt werden konnen. Ziele der Verweise konnen Bestandteile des in Ar-beit befindlichen Fachtextes oder fremder Fachtexte sein, die sich jeweils spezifisch imText ausdrucken (z.B. Angabe einer Abschnitts- oder Bildnummer sowie Kurzel undvollstandige bibliographische Angabe im Literaturverzeichnis). Eine Unterstutzung indiesem Bereich wird mit der Annahme verbunden, daß dadurch die Koharenz des entste-henden Textes verbessert wird, sowohl inhaltlich als auch mit Erhohung der Kohasion.

42Wir weisen darauf hin, daß Textstrukturen unabhangig zu den Produktstrukturen zu sehen sind.

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 115

• Bibliographische Angaben: Zusatzlich zu den Fachdokumenten oder stellvertretendsollten die bibliographischen Angaben zu den referenzierten Fachtexten greifbar sein.Dies gilt insbesondere fur den Fall, daß die Fachdokumente ausschließlich in Papierformvorliegen oder sich gar nicht im personlichen Informationsbestand befinden. Anhandder bibliographischen Angaben kann der Textproduzent gestutzt durch ein Werkzeugsich anhand von Standortangaben bei Bedarf die jeweiligen Fachdokumente beschaffen.Da Textproduzenten oft an mehreren Textstellen auf dieselben Fachtexte verweisen,sollte ein Werkzeug automatisch eine Liste von bibliographischen Angaben verwaltenbzw. erzeugen, die innerhalb der Arbeit benutzt werden oder die im Laufe der weiterenTextproduktion verwendet werden sollen.

• Quellen: Bilder, Tabellen aber auch Fließtextpassagen entstehen teilweise auf der Basisvon Ausgangs- und Zwischenprodukten. Diese werden moglicherweise wieder benotigt,wenn inhaltliche Veranderungen vorgenommen oder Fehler korrigiert werden sollen. Bei-spielsweise konnen auf der Basis von strukturierten Daten (z.B. Tabelle) graphischeDarstellungen in einem Rastergrafikformat erzeugt und in das Textprodukt eingebundenwerden (z.B. Diagramme). Anderungen mussen in der Regel im ursprunglichen Daten-format vorgenommen werden. Die Daten in dem entsprechenden Datenformat mussendaher aus Sicht des Textproduzenten greifbar und systemgestutzt verwaltet werden (in-kl. Versionierung). Dasselbe gilt fur Aufbereitungen im Rahmen von Erkenntnisprozes-sen (siehe Abschnitt 5.2.1). Ein Teil dieser Aufbereitungen und/oder Datengrundlagensind auch Kandidaten fur den Anhang eines Fachtextes.

• Fachworterbuch: Um Begriffe in den eigenen Fachdokumenten prazise und konsistentzu verwenden, bietet sich die parallele Erstellung und Nutzung eines personlichen Fach-worterbuchs an (siehe Abschnitt 5.1.2). Daruber hinaus konnen die im personlichenFachworterbuch dokumentierten Informationen dem Textproduzenten auch Aufschlußuber Begriffsabgrenzungen und andersartige Definitionen geben (inkl. der dazugehorigenQuellenangaben).

• Weitere eigene Aufzeichnungen entstehen als Zwischen- oder Nebenprodukte:

– Aufzeichnungen zu fremden Fachtexten sind z.B. Exzerpte, die beim kritischenLesen angefertigt wurden (siehe Arbeitssituation 26)

– Aufzeichnungen als Ergebnisse von Erkenntnisprozessen sind z.B. Ergebnisse ausAnalysen, Vergleichen, Interpretationen etc. (siehe Abschnitt 5.2.1)

– Aufzeichnungen in bezug auf das eigene Fachdokument sind z.B. Textentwurfe,Planungsnotizen (Ziele, Aufgaben, Strukturentwurfe) oder Notizen zu eigenen Ide-en. Untersuchungen zeigen, daß es fur Textplanungsprozesse sehr wichtig ist, Pla-nungsnotizen auch in einem Textverarbeitungssystem anfertigen zu konnen (vgl.Haas, 1996, 77, 99ff.).

– Aufzeichnungen zur Abstimmung bei Beteiligung weiterer Personen sind z.B. Feed-back, gemeinsame Planungsnotizen. Letzteres bezieht sich auf den Sonderfall dergemeinsamen Textproduktion, die weitere Informationsobjekte zur Abstimmungvon Zielen, Planen, Aufgaben, Ideen etc. bedarf (siehe auch Arbeitssituation 34).

• Guidelines: Redaktionsrichtlinien geben beispielsweise die Anzahl der Seiten, Zitierfor-mate oder Textstrukturen vor. Sie werden oft zur Erstellung der Veroffentlichung vorweg

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116 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

vom Herausgeber oder von Verlagen vorgegeben. Daneben kann der Textproduzent aberauch selbst in eigenen Redaktionsrichtlinien festlegen, wie Fachworter geschrieben undabgekurzt werden oder wie Bildunterschriften aufgebaut sein sollen etc. Alle Redakti-onsrichtlinien dienen dem Ziel, bestehende Entscheidungsfreiraume zu beseitigen undeinheitliche Festlegungen fur den gesamten Text zu treffen. In bezug auf Expositionenist die Erstellung bzw. Erweiterung und das Nachschlagen in der Redaktionsrichtliniezu unterstutzen.

• Auf Handbucher greift der Textproduzent zuruck, wenn er einen Informationsbedarfin Bezug auf die verwendete Textproduktionsumgebung (z.B. LATEX-Befehle) oder zumTextproduktionsprozeß an sich hat (z.B. Ratgeberliteratur zur wissenschaftlichen Text-produktion).

Grundsatzlich gibt es zwei Moglichkeiten, wie der Textproduzent auf die obigen Informa-tionsobjekte zugreift. Entweder er rezipiert und/oder verandert diese innerhalb der gleichenExposition (Prinzip PRP ), die er auch zum Schreiben an der Textstelle benutzt (Erweiterungder Exposition in Arbeitssituation 29), oder er wechselt zwischenzeitlich zu einer Exposition,die die obigen Informationsobjekte enthalt (zusatzliche Exposition). In beiden Fallen kann esnotwendig sein, die benotigten Informationsobjekte durch Suchprozesse bereitzustellen (sieheauch Abschnitt 6.2.3).

Die Idee, außer dem Textprodukt noch weitere fachliche Objekte extern zu reprasentiertund in unterschiedlichen Sichten darzustellen, wird auch von einer Reihe von Werkzeugenaufgegriffen, die im Rahmen von Forschungen zur Textproduktion bisher entstanden sind. Siedecken allerdings nur einen Teil der oben beschriebenen Typen ab:

• Neuwirth und Kaufer (1989): Kern des beschriebenen Systems sind inhaltsspezifischeReprasentationen und Darstellungen bei der Erstellung einer Erorterung. Unterschie-den werden eine Zieldarstellung, eine Auswertungsdarstellung (Tabellenform) und eineDarstellung zur eigentlichen Textformulierung.

• Streitz u. a. (1992): Das System SEPIA unterscheidet sogenannte Aktivitatsraume. DerContent Space dient der Entwicklung eines Domanenmodells in Form eines Hypertextesmit Ideenknoten und der Moglichkeit, diese zu gruppieren und mit typisierten Links zuvernetzen. Der Rhetorical Space enthalt das finale Textprodukt, und der Planing Spaceunterstutzt die Externalisierung von Schreibplanen, Zielen und Aufgaben in bezug aufdas Dokument. Der Argumentation Space steht dem Textproduzenten zur Entwicklungvon Argumentationsstrukturen zur Verfugung.

• Sharples (1996, 112): Im System Writers Assistant konnen in dem Notes Network Viewzur Dokumentation von Ideen Knoten zu einem Assoziationsnetzwerk verknupft werden.Das Structure View dient dem Erzeugen und Verandern der Produktstruktur einesTextes. Fließtext kann schließlich im Linear Viewerstellt werden. Wichtig ist, daß einschneller Wechsel zwischen den verschiedenen Sichten moglich ist.

Zusammenfassend laßt sich zu den obigen Systemen feststellen, daß der Fließtext meist in einersogenannten linearen Ansicht erzeugt wird, wahrend fur die Planung Netz- oder Baumstruk-turen zur Verfugung stehen. Außerdem sind jeweils Mechanismen vorhanden, die die verschie-denen Sichten miteinander verbinden. In bezug auf die Basisumgebung, die in ScientiFix zur

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 117

Verfugung gestellt wird, konnen anhand der Informationsobjekttypen aus Kapitel 4 ebenfallsdie angesprochenen Strukturen und Sichten abgebildet werden. Innerhalb der vorliegenden Ar-beit wurden allerdings zunachst die Untersuchungen auf eine hierarchische Produktstrukturbegrenzt und die Domanenmodellierung in Form von Begriffsnetzen vorerst nicht betrach-tet (lediglich im Rahmen des personlichen Fachworterbuchs). Vielmehr stand im Zentrumder Uberlegungen, die Moglichkeit zu untersuchen, bezogen auf die fachlichen Objekte Fach-text und Abschnitt die weiteren Informationsobjekte aus der obigen Aufzahlung abzulegenund damit greifbar zu machen (mittels der Kontextstrukturen in Bild 5.4). Handbucher undRedaktionsrichtlinien beziehen sich beispielsweise eher auf den gesamten Fachtext, wahrendTextentwurfe sehr oft abschnittsbezogen sind. Um einzelne Teilbereiche innerhalb von Infor-mationsobjekten (z.B. Satze in einem Fließtextobjekt) zu adressieren, konnen Annotationeneingesetzt werden (siehe anschließenden Exkurs). Neben der ggf. lokalen Verknupfung ist esfur den Textproduzenten dennoch wichtig, sich einen globalen Uberblick uber gleichartige ab-schnittsbezogene oder durch Annotationen reprasentierte Informationen zu verschaffen. Dieskann erreicht werden, indem mit einer erweiterten Suche diese Informationen herausgefiltertoder andererseits mittels generierter Sichten vordefinierte Darstellungen dem Textproduzen-ten angeboten werden (z.B. Fachdokument auf Textproduktebene, welches auch alle Ideenno-tizen enthalt).

Da im Vergleich zur vorherigen Arbeitssituation die Inhalte nicht nur durch Abruf aus demLangzeitgedachtnis bereitgestellt werden, fuhrt dies auch zu weiteren Schreibhandlungen:

• (Um-)Kopieren und Verschieben von Textfragmenten: Der in den zusatzlichen Infor-mationsobjekten enthaltene Inhalt (einschließlich Formulierung bei Fließtextobjekten)kann durch Kopieren in den eigenen Text eingefugt werden. Bei fremden Fachtextenmuß dies als Zitat gekennzeichnet werden, wahrend bei eigenen Texten (z.B. fruhereTextentwurfe der Exzerpte) die Formulierung meist ohne Kennzeichnung ubernommenwerden kann. Beim Kopieren von Textfragmenten ohne intensive gedankliche Durchdrin-gung und erforderliche Neuformulierungen besteht moglicherweise jedoch die Gefahr,daß der fachliche Gegenstand insgesamt nicht adaquat dargestellt wird und darunterdie Qualitat des Gesamttextes leidet. Molitor-Lubbert (1997, 48) spricht beispielsweisedavon, daß moglicherweise Wissen ”am Kopf vorbei“ erworben und gespeichert wird.

• Verteilte Kognition: U.a. auch basierend auf Kopierhandlungen kann der Textprodu-zent mit dem Ausgangsmaterial ”spielen“. Er kann die in den Textfragmenten ent-haltenen Ideen gruppieren, klassifizieren, systematisieren, vergleichen etc. (siehe auchAbschnitt 5.2.1). Neuere Forschungsansatze verwenden hierfur den Begriff ”verteilteKognition“, da ”Denkprozesse“ sich uber die Komponenten Textproduzent und Produk-tionsumgebung verteilen (vgl. Hollan u. a., 2000).

5.1.3.2.8 Eigenes Fachdokument/Textteil strukturieren Als Spezialisierung der Ar-beitssituation 29 werden in der Arbeitssituation 31 insbesondere Produktionshandlungen be-trachtet, die sich auf den Aufbau oder die Veranderung von Dokument- und/oder Textstruk-turen beziehen.

Arbeitssituation 31

Kurzcharakterisierung der Exposition: InformationsobjekteRP , die den Textteil desFachdokuments reprasentieren; PlanungsnotizenRP (F ggf. mehrere Sichten auf daseigene Fachdokument)

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118 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

Die Erstellung und Veranderung von Produktstrukturen (z.B. Dokument- oder Textstruk-turen) steht in wechselseitiger Abhangigkeit zur Organisation des gesamten Textproduk-tionsprozesses. Dies wird anhand folgender Produktionsstrategien deutlich, aufgrund dererMolitor (1985) drei Typen von Schreibern unterscheidet: Der Top-Down-Typ schließt diePlanungen weitgehend vor Schreibbeginn ab und arbeitet schemaorientiert. Der Bottum-Up-Typ entwickelt im Verlauf des Schreibens Strukturen und Ideen und arbeitet textgeleitet. DerMischtyp verwendet beide Strategien.43 Neben der Strategie beeinflußt auch das Produk-tionsmedium die Planungsprozesse, die sich auf die Produkt- und Textstruktur beziehen.44

Wir betrachten daher im folgenden wichtige Schreibhandlungen und Expositionen.

Die Dokumentstruktur definieren wir als die Struktur, die durch die Einteilung des ei-genen Fachtextes in Kapitel, Abschnitte, Unterabschnitte o.a. entsteht (”Gliederung“). Wirunterscheiden zwei Auspragungen in bezug auf den Textproduktionsprozeß innerhalb der vor-liegenden Arbeitssituation:

• Dokumentstrukturen neu erzeugen (”Gliederung erstellen“): Kennzeichnendfur diesen Fall ist, daß noch keine Dokumentstrukturen existieren, anhand derer bei-spielsweise schon Textfragmente, Ideen, Material etc. strukturiert wurden. Die Strukturwird erst geschaffen, was meist im Hinblick auf den Gesamttext erfolgt und bedeutet, daßeine Vielzahl an Abschnitten angelegt und benannt wird (in Form von Uberschriften). Inbezug auf ein Werkzeug ist technisch zu fordern, daß dieser Vorgang effizient unterstutztwird (wie z.B. im Bereich der Outline- oder Mind-Map-Werkzeuge). Bei der Generie-rung von Strukturen orientiert sich der Textproduzent an Superstrukturen,45 die je nachFachtextsorte und/oder Disziplin einzuhalten sind, an Redaktionsrichtlinien (z.B. vor-gegebene Struktur durch den Reihenherausgeber) oder Referenztexten. Letztere werdenggf. kopiert, um sie als Ausgangsvorlage zu verwenden.

• Dokumentstrukturen verandern: In diesem Fall existieren schon Dokumentstruk-turen. Eine Reihe von Textfragmenten, Ideen, Material etc. wurden den Abschnittenbereits zugeordnet und es gilt beim Umstrukturieren, diese mit zu berucksichtigen. DieDokumentstruktur kann durch die Operationen Abschnitte neu anlegen, verschieben, ko-pieren, aufteilen, verschmelzen oder loschen verandert werden. Die dazu erforderlicheBenutzerinteraktion ist allerdings abhangig vom Typ des Textproduktionssystems undder zugrunde liegenden Form der Reprasentation von Strukturen und Inhalten (sieheAbschnitt 4.2). Tabelle 5.4 stellt dies am Beispiel eines Fachdokuments46 dar. In derzweiten Spalte werden die notwendigen Benutzerinteraktionen fur diejenigen Systemedargestellt, die mit Tags, Uberschriftformatvorlagen o.a. arbeiten, um die Struktur zureprasentieren. Ein Abschnitt besteht hier aus der Uberschrift und dem nachfolgendenFließtext. Die dritte Spalte in der Tabelle bezieht sich auf Systeme, die ausschließlichmit den Konzepten Knoten und Link arbeiten, wobei Links eines Typs die hierarchischeStruktur bilden. Der letzten Spalte liegen Systeme zugrunde, die erweiterte Konzeptekennen (siehe dritte Art der Reprasentation in Abschnitt 4.2).

43Nach Jakobs (1999, 305f.) gehort die Mehrzahl der wissenschaftlichen Textproduzenten dem Mischtyp an.Diese nutzen sowohl die Top-down- als auch die Bottum-Up-Variante.

44Dieser Aspekt wurde lange Zeit in der Forschung vernachlassigt und wird insbesondere in der Arbeit vonHaas (1996) thematisiert.

45Siehe nachfolgende Ausfuhrungen zu Textstrukturen oder Abschnitt 2.2.1.1.46In dem Beispiel gehen wir von einer hierarchischen Dokumentstruktur aus.

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 119

Bei der vorgestellten Basisumgebung (siehe Bild 5.4) ist folgendes jedoch zu beachten:Die Abschnitte werden mittels Kontextstrukturen reprasentiert, die uber den Textkorperhinaus auch Notizen zu Ideen etc. enthalten. Beim Kopieren ist es daher wichtig, zweiArten von Kopieroperation zu unterscheiden: Kopieren der Inhalte oder lediglich Kopie-ren der Verweise auf die Inhalte. Letzteres ist auch in bezug auf die Dokumentstrukturzu unterscheiden, fur den Fall, daß der Textproduzent beispielsweise nur eine alternativeDokumentstruktur ausprobieren mochte, ohne dabei auch die Inhalte zu kopieren und zuverandern. Daruber hinaus war es Ziel bei der Entwicklung des Werkzeuges ScientiFix,die ”fachlichen“ Operationen (erste Spalte der Tabelle) mit moglichst wenig notwendi-gen Benutzerinteraktionen zu realisieren. Abschnitte sollten beispielsweise mittels einerDrag&Drop-Operation angelegt, verschoben oder kopiert werden konnen.

Wenn Abschnitte verschoben oder kopiert sowie ggf. umbenannt werden, so andert derTextproduzent damit moglicherweise auch seine Vorstellung uber den Inhalt, den dieserAbschnitt enthalten soll. Da Inhalte aber schon existieren, muß sich der Textproduzentbei oder nach der Umstrukturierung ein Bild uber die vorhandenen Inhalte machen. Umdies zu unterstutzen, sollten in einer Exposition zwei Gliederungen, zwei Abschnitts-kontextstrukturen sowie zwei Textstellen zum selben Fachdokument angezeigt werdenkonnen (siehe Bild 7.12 auf Seite 193). Dadurch ist der Textproduzent in der Lage,Abschnittskontextstrukturen innerhalb der Baumstruktur zu kopieren bzw. zu verschie-ben, Informationsobjekte zum Textkorper zwischen zwei Abschnittskontextstrukturenauszutauschen oder innerhalb der Informationsobjekte zum Textkorper Textfragmentedurch Copy&Paste-Operationen zu verschieben. Selbiges gilt auch fur die Informations-objekte zu Ideen, Quellen etc.

Die vorliegende Arbeit geht davon aus, daß als weitere Produktstruktur neben der Dokument-struktur noch eine Textstruktur existiert, die sich daraus ergibt, daß die Inhalte der Satzeeines Textes (im Sinne von Propositionen) uber mehrere Hierarchieebenen hinweg bis zu einerGesamtbedeutung des Textes im Rahmen kognitiver Prozesse ”verdichtet“ werden konnen.Ein wichtiger Forschungsansatz in diesem Zusammenhang ist der von van Dijk (1980). Er de-finiert den Begriff Makrostruktur als die globale Bedeutungsstruktur eines Textes.47 Daruberhinaus diskutiert er das Konzept der sogenannten Superstruktur, als ”eine Art abstraktesSchema, das die globale Ordnung eines Textes festlegt“ (van Dijk, 1980, 131). Bild 5.5 zeigtals Beispiel eine Superstruktur, die typisch fur viele Zeitschriftenaufsatze in den empirischenSozialwissenschaften ist.

Die Textstruktur ist nicht mit der Dokumentstruktur gleichzusetzen, obwohl Gemeinsam-keiten auffallen: In der Forschungsliteratur werden z.B. sowohl die Dokument- als auch dieTextstrukturen meist als Baumstruktur modelliert, sei es die Makro- oder Superstruktur beivan Dijk (1980) oder das Textthema und die Entfaltung des Themas bei Brinker (1997).Idealerweise wird sich die Dokumentstruktur, also die Einteilung in Kapitel, Abschnitte undUnterabschnitte, an der Textstruktur orientieren, um den Leser beim Textverstandnis zu un-terstutzen. Es stellt sich daher die Frage, welche Anforderungen an ein Modell bzw. Werkzeugzur Textproduktion unter Berucksichtigung beider Strukturtypen ableitbar sind: Eine erste

47Wir gehen in der vorliegenden Arbeit nicht naher auf seine Theorie ein. Es sei jedoch erwahnt, daß dieTheorie selbst insbesondere in bezug auf die sogenannten Makroregeln nicht unumstritten ist (vgl. Brinker(1997, 51ff.) oder Vater (1994, 86ff.)).

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120 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

Tabelle 5.4: Dokumentstruktur verandern – Vergleich verschiedener Typen von Textproduk-tionssystemen

Operation MS Word, Latex etc. KonventionellesHypertextsystem

Basisumgebungin ScientiFix

Abschnittneu anlegen

Einfugen einer neuenUberschrift vor einervorhandenen Uberschriftim Fließtext oder amEnde

Einfugen einesneuen Knotens;Verlinken desKnotens

Einfugen einerneuen Abschnitts-kontextstruktur ineine Baumstruktur

Abschnittverschieben

Markieren des Abschnittsund aller Unterabschnitte(d.h. die Uberschriftenund die dazugehorigenFließtexte);Ausschneiden; Einfugenan der Zieltextstelle

Andern derVerlinkung

Andern derBaumstruktur

Abschnittkopieren

Markieren des Abschnittsund aller Unterabschnitte(d.h. die Uberschriftenund die dazugehorigenFließtexte); Kopieren;Einfugen an derZieltextstelle

Knoten inkl. Inhaltkopieren (evtl. auchin der LinkstrukturuntergeordneteKnoten!); Verlinken

Abschnittskontext-strukturen kopierenund in dieBaumstruktureinfugen

Abschnittaufteilen

Einfugen einerUberschrift an derTrennstelle im Fließtext

Anlegen eines neuenKnotens;Verschieben einesTeils desKnoteninhalts inden neuen Knoten;Verlinken

Abschnittskontext-struktur undTrennstellemarkieren undOperation

”Aufteilen“ausfuhren

Abschnittverschmelzen

Entfernen einerUberschrift

Knoteninhalt vonKnoten B in denKnoten A kopieren;Knoten B entfernen

Abschnittskontext-struktur markierenund Operation

”verschmelzen“ausfuhren

Abschnittentfernen

Uberschrift unddazugehorigen Fließtextentfernen

Knoten entfernen Abschnittskontext-struktur aus derBaumstrukturentfernen

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 121

Bild 5.5: Typische ’Superstruktur’ fur viele Zeitschriftenaufsatze in den empirischen Sozial-wissenschaften (van Dijk, 1980, 120)

Forderung konnte sein, die Textstruktur neben der Dokumentstruktur explizit mittels In-formationsobjekte zu reprasentieren, beispielsweise mit einem Informationsobjekt vom TypMind-Map oder mit mehreren Informationsobjekten, wovon eines als komplexes Informati-onsobjekt die Baumstruktur reprasentiert (vgl. dritte Art in Abschnitt 4.2). Zu unterscheidenist ferner, ob die Textstruktur des Gesamttextes oder lediglich die von bestimmten Textab-schnitten reprasentiert werden soll (z.B. fur eine Argumentation oder einen Vergleich, sieheAbschnitt 5.2.1). Fur die getrennte Betrachtung von Dokument- und Textstruktur sprichtauch, daß die Dokumentstruktur im Gegensatz zur Textstruktur an Anforderungen in be-zug auf die Darstellung im Fachdokument gebunden ist. Solche Anforderungen konnen bei-spielsweise darin bestehen, daß die Abschnitte im Umfang ausgewogen sind oder daß dieGliederungstiefe beschrankt ist. Kernbeitrage einer Arbeit werden deshalb moglicherweise imRahmen eigenstandiger Kapitel oder Hauptabschnitte dargestellt, obwohl sie innerhalb derTextstruktur tiefer angesiedelt sind.

Beispiel 5Im Kapitel 7 der vorliegenden Arbeit wird das Werkzeug ScientiFix beschrieben. In einer Text-struktur konnte es als Teil der Evaluierung des integrativen Modells (Kapitel 8) reprasentiertwerden.

Das Beispiel zeigt, daß beim Nachdenken uber die Textstruktur eines geplanten oder schonrealisierten eigenen Textes48 und anhand des dokumentierten Ergebnisses, der Textproduzentsich uber die Rolle verschiedener Textpassagen klar wird und dadurch auch die Basis dafurschafft, Alternativen zur aktuellen Dokumentstruktur zu bewerten und gedanklich durchzu-spielen.

48Wir merken an, daß auch bei der Rezeption fremder Fachtexte die Dokumentation deren Textstrukturnutzbringend sein kann (siehe Arbeitssituation 26).

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122 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

Daruber hinaus konnen die Elemente der Textstruktur auch dazu benutzt werden, zwin-gende, inhaltliche Bedingungen zu reprasentieren. Beispielsweise sollte eine Textpassage, dieeinen neuen Begriff definiert, sich in der Dokumentstruktur vor einer Textpassage befinden,die diesen Begriff voraussetzt. Weitere Abhangigkeiten entstehen, wenn Textpassagen sichauf den Inhalt anderer Textpassagen beziehen (Kurzfassung, Zusammenfassung oder Advan-ce Organizer). Ein Werkzeug konnte die reprasentierten Abhangigkeiten auswerten, um denTextproduzenten auf diejenigen Textpassagen aufmerksam zu machen, auf die sich aktuel-le Anderungen ebenfalls inhaltlich auswirken konnten (z.B. durch gleichzeitige Greif- oderSichtbarkeit in einer Exposition).

Das Prinzip PPiE spielt in zweierlei Hinsicht bei Text- und Dokumentstrukturen eine Rolle.Zunachst sollte berucksichtigt werden, daß beide Strukturen im Rahmen des wissenschaftli-chen Textproduktionsprozesses immer wieder verandert werden konnen sollten. Andererseitszergliedert die Textstruktur, insbesondere wenn sie initial aus einer Superstruktur abgelei-tet wurde, die Textproduktionsaufgabe und daruber hinaus ggf. sogar die wissenschaftlicheForschungsaufgabe des Wissenschaftlers in Teilaufgaben. Beide Strukturen konnen daher be-nutzt werden, um spezifischere Aufgaben einzuordnen oder um Informationsmaterial, Ideenetc. bereitzulegen (siehe folgende Arbeitssituation).

5.1.3.2.9 Eigenes Fachdokument/Textteil Material bereitlegen Beim Bereitlegenvon Material stehen andere Textproduktionsprozesse (z.B. Rezeption fremder Fachtexte) imVordergrund, bei denen der Textproduzent jedoch Ideen generiert und dokumentiert, die inBeziehung zum eigenen Fachdokument stehen und die in spateren Arbeitsprozessen einbezo-gen oder nochmals uberpruft werden sollen.

Arbeitssituation 32

Kurzcharakterisierung der Exposition: InformationsobjekteR, die im Rahmen andererTextproduktionsprozesse benotigt werden; InformationsobjekteRP , die den Textteil desFachdokuments reprasentieren

In Arbeitssituation 29 wird beschrieben, wie Inhalte aus dem Langzeitgedachtnis fur dieTextproduktionsschleife bereitgestellt werden. Wenn daruber hinaus Informationsbedurfnissebestehen, kann der Textproduzent auf Informationsobjekte des Informationsbestands zuruck-greifen (siehe Arbeitssituation 30). In der vorliegenden Arbeitssituation wird im Gegensatzdazu davon ausgegangen, daß primar nicht ein Informationsbedurfnis im Vordergrund steht,sondern eine Idee, die der Textproduzenten im Rahmen beliebiger anderer Aktivitaten ent-wickelt (→materialgetrieben). Diese Aktivitat steht zunachst nicht in unmittelbarer Verbin-dung zur Erstellung des eigenen Fachdokuments, wie z.B. beim Nachschlagen bestimmterDaten in fremden Fachtexten. Vielmehr wird erst anhand der Idee ein Zusammenhang zureigenen Arbeit erkannt. Um die Idee und den Bezug zur eigenen Arbeit zu dokumentieren,kann der Textproduzent beispielsweise in der Basisumgebung zu ScientiFix zusatzlich zu denvorhandenen Informationsobjekten neue erzeugen und innerhalb der Kontextstrukturen zumFachtext oder zu den jeweiligen Abschnitten des eigenen Fachdokuments ablegen. Das damitverbundene Ziel besteht darin, vorausblickend in Form einer Wiedervorlage die dokumentierteIdee greifbar abzulegen. Sobald der Textproduzent zu einem spateren Zeitpunkt an diesemAbschnitt arbeitet (siehe Arbeitssituationen 29 und 30) wird er mit den abgelegten Informa-

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 123

tionsobjekten konfrontiert, wodurch er sich wieder erinnern und die Idee erneut uberprufenund einbeziehen kann.

Wichtige Beispiele fur ubergeordnete Tatigkeiten im Kontext der vorliegenden Arbeit sinddie forschende Tatigkeit des Textproduzenten an sich, die kritische Rezeption fremder Fach-texte sowie das ” Stobern“ im eigenen Informationsbestand (vgl. wissenschaftliches Journalin Abschnitt 5.2.2). Insgesamt ist die Arbeitssituation 32 ein Beispiel fur die Anwendung desPrinzips PMiMa, da hier im Vergleich zu den vorausgehenden Arbeitssituationen eine weitereForm der Einbettung in ubergeordnete Prozesse betrachtet wird. Dadurch kann auch die eige-ne und von befragten Personen bestatigte Erfahrung einbezogen werden, daß wichtige Einfalleoft auch dann entstehen, wenn man sich bewußt mit ganz anderen Inhalten beschaftigt.

5.1.3.2.10 Eigenes Fachdokument/Textteil uberarbeiten Als Spezialisierung derArbeitssituation 29 werden in der Arbeitssituation 33 insbesondere Produktionshandlungenbetrachtet, die sich auf die Uberarbeitung des Textteils des eigenen Fachdokuments beziehen.

Arbeitssituation 33

Kurzcharakterisierung der Exposition: InformationsobjekteRP , die den Textteil des eigenenFachdokuments reprasentieren; RichtlinienRP ; HandbucherR (F unterschiedlicheAnnotationen je nach Art der Uberarbeitung)

Hayes (1996) verankert das Uberarbeiten in dem Modell zur Textproduktion beim bewerten-den Lesen. Die Fehlertypen, die vom Textproduzenten erkannt werden konnen, sind Rechtschreib-und Grammatikfehler, Ambiguitaten und fehlerhafte Referenzen, unstimmige Logik und In-konsistenzen, fehlerhafte Aussagen, fehlerhafte Textstruktur, Inkoharenz, Desorganisationund in bezug auf den Leser unangemessener Tonfall oder Komplexitat (siehe auch Bild 2.6auf Seite 23). Hayes (1996) deutet jeweils Moglichkeiten zur Behebung der verschiedenenFehlertypen an. In dem Modell zum Uberarbeiten wird auf einer hoheren Abstraktionsebe-ne unterschieden in Problemerkennung, der Wahl des Textproduzenten zwischen Ignorieren,Einholen weiterer Informationen, Verschieben und der Fehlerbehebung durch Umformulierenund Neuschreiben. Im folgenden betrachten wir anhand der funf Prinzipien die wichtigstenMerkmale, die sich aus Sicht der bisher analysierten Arbeitssituationen und der Frage nachmoglichen Expositionen ergeben:

• Prinzip PRP : Einen Teil der Fehler erkennt der Textproduzent selbst und kann die-se mit Hilfe von Inhalten aus seinem Langzeitgedachtnis beheben (gleiche Expositionwie in Arbeitssituation 29). Weitergehende Unterstutzung oder erweiterte Expositionenergeben sich jeweils aus den Teilprozessen Fehlererkennung und -behebung bzw. Fehler-dokumentation. Informationsobjekte, deren gleichzeitige Rezeption zur Fehlerbehebunghilfreich sein konnen, sind beispielsweise: allgemeines Worterbuch (zum Nachschlagenbei erkannten Syntaxfehlern), personliches Fachworterbuch (siehe Arbeitssituation 15);Redaktionsrichtlinien (siehe Arbeitssituation 30), Textquellen zu Zitaten oder Verweisen(siehe Arbeitssituation 30), Quelldateien zu Grafiken und Tabellen (zum Vereinheitli-chen von Bildern und Tabellen muß der Textproduzent z.B. teilweise auf die Original-dateien zuruckgreifen: siehe Arbeitssituation 30 sowie Ablage von Quellen in der Ab-schnittskontextstruktur in Arbeitssituation 29). Hierzu kann es erforderlich sein, fruhere

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124 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

Expositionen wiederherzustellen (z.B. zum Einarbeiten von Quellen).

• Prinzip PMiMa: Textproduzenten erkennen und beheben Fehler, indem sie die Pro-blemtypen (s.o.) gleichzeitig oder in sequentieller Reihenfolge betrachten (z.B. ”zunachstnur auf Rechtschreibung lesen“). In bezug auf eine Werkzeugunterstutzung bedeutetdies, daß insbesondere fur den letzteren Fall verschiedene Sichten eingestellt werdenkonnen sollten (siehe nachfolgendes Beispiel).

• Prinzip PMiMa und PTr: In bezug auf die Fehlererkennung und -behebung ist zwi-schen der lokalen und der globalen Sicht auf den Text zu unterscheiden. Bei der lokalenSicht nimmt der Textproduzent eine Textstelle wahr (z.B. Erkennen eines Rechtschreib-fehlers in einem Absatz, der gerade bearbeitet wurde). Eine globale Sicht nimmt derTextproduzent ein, wenn er sich mental oder unterstutzt durch ein Werkzeug ein Bildvom gesamten Text macht und anhand dieses Bildes Fehler erkennt und behebt (sieheuntenstehendes Beispiel).

• Prinzip PPiE: Wie der Gesamtprozeß der wissenschaftlichen Textproduktion erstrecktsich auch der Prozeß des Uberarbeitens uber einen langeren Zeitraum. Die Behebungvon Fehlern wird unter Umstanden verschoben (s.o.), und Entscheidungen und Festle-gungen werden teilweise erst zu spateren Zeitpunkten getroffen (z.B. bestimmte Schreib-weisen oder Verwendung von Fachwortern). Eigene Redaktionsrichtlinien konnen punk-tuell und parallel zum eigenen Fachtext entstehen. Diese mussen in spateren Phasensukzessive auf den gesamten Fachtext angewendet werden. In bezug auf die Expositionund die benotigten Informationsobjekte ist es daher wichtig, den Zustand verschiedenerTextpassagen effizient zu kennzeichnen oder entsprechende Metadaten zu erfassen (wiez.B. gepruft auf Rechtschreibung, erster Formulierungsentwurf, auf spater verschobe-ne Fehlerbehebung etc.). Dies kann mit Hilfe von Annotationen oder eigenstandigenInformationsobjekten (z.B. fur Aufgaben) realisiert werden.

• Prinzip PBmP : In den Prozeß der Uberarbeitung werden oft weitere Personen einge-bunden. Dazu arbeiten entweder weitere Personen in oder mit demselben Textproduk-tionssystem wie der Textproduzent (Stichwort: Mehrbenutzerfahigkeit und Transparenzuber Anderungen und deren Autoren) oder sie lassen ihr Feedback anderweitig demTextproduzenten zukommen (Stichwort: Import von Informationsobjekten).

Folgendes Beispiel illustriert die obigen Ausfuhrungen im Bereich der Rechtschreibprufung:

Beispiel 6 (Mogliche Auspragungen zur Rechtschreibprufung)Arbeitet der Textproduzent ohne Werkzeugunterstutzung, so besteht das ubliche Vorgehendarin, das eigene Fachdokument zu lesen, dabei Fehler zu erkennen und diese zu beheben(s.o.). Die automatische Rechtschreibprufung gangiger Textverarbeitungssysteme dient ins-besondere der Fehlererkennung. Die Verfahren basieren meist auf einem Worterbuch, mitdem die Worter des eigenen Textes wortweise verglichen werden. Nicht vorhandene bzw.nicht aus dem Worterbuch ableitbare Worter sind potentielle Kandidaten fur fehlerhaft ge-schriebene Worter, die beispielsweise uber einen Dialog korrigiert werden konnen. Wichtigist hierbei anzumerken, daß dadurch nicht alle Rechtschreibfehler gefunden werden konnen(z.B. Kommafehler), weshalb das ursprungliche bewertende Lesen nach wie vorher notwendigist. Im Gegensatz zu einem gesonderten Schritt (sequentielle Reihenfolge) konnen die Worter

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 125

des eigenen Textes schon beim Eintippen abgeglichen und z.B. unterringelt werden. UnterUmstanden kann diese Gleichzeitigkeit sich jedoch storend auf den Formulierungsprozeß aus-wirken.

Obige Moglichkeiten rechnen wir zu den lokalen Fehlererkennungs- und -behebungsstrategien.Eine globale Strategie liegt dagegen vor, wenn sich der Textproduzent eine Liste der verwen-deten Worter seines eigenen Textes generieren laßt (ggf. mit Angabe der Worthaufigkeit),die er anschließend alphabetisch sortiert uberpruft. Eine neue Qualitat der Erkennung undKorrektur ergibt sich in der Kombination mit der Moglichkeit, erkannte Fehler im gesamtenText suchen und ersetzen zu lassen, sowie mit der erleichterten Erkennung unterschiedlicherSchreibweisen ahnlicher Worter, wie z.B.

”des Fachtexts“ und

”des Fachtextes“.49

In bezug auf das Prinzip PPiE schlagen wir eine inkrementelle Rechtschreibprufung vor: An-hand der Metadaten zu den Informationsobjekten wird jeweils ermittelt, wann diese zuletztals korrekt freigegeben und ob diese seit diesem Zeitpunkt verandert wurden. Dadurch kanndie Prufung auf die Passagen beschrankt werden, die im Vergleich zu den anderen vermutlichmehr Fehler aufweisen. Textpassagen, an denen noch gearbeitet/formuliert wird und die alssolche gekennzeichnet sind, konnen ebenfalls bei der Fehlerprufung ubergangen werden.

5.1.3.2.11 Eigenes Fachdokument/Textteil und Arbeitsorganisation In der Ar-beitssituation 34 schafft der Textproduzent die Voraussetzung fur aktuelle oder zukunftigeArbeitsschritte der Textproduktion. Er verschafft sich einen Uberblick uber den bisherigen Ar-beitsprozeß oder den aktuellen Stand des Fachdokuments und legt zukunftige Arbeitsschrittefest.

Arbeitssituation 34

Kurzcharakterisierung der Exposition: InformationsobjekteRP , die den Textteil desFachdokuments reprasentieren; InformationsobjekteRP zu Aufgaben, Planen, Zielen etc.(F Hervorhebungen mit unterschiedlichen Bedeutungen)

Bei den bisher betrachteten Arbeitssituationen sind wir punktuell schon auf Tatigkeiten ein-gegangen, die die Arbeitsorganisation betreffen. Im folgenden fassen wir weitere, aus unsererSicht wichtige Bereiche zusammen:

• Aufgabenmanagement: Aufgaben, die sich auf den Textteil beziehen, entstehen inden Arbeitssituationen 29 bis 33. Beim Schreiben werden Ideennotizen angefertigt, dienoch ausformuliert werden sollen, oder es werden Aufgaben definiert, um Informa-tionsobjekte, die aktuell nicht greifbar sind, zu beschaffen. Beim Uberarbeiten wirddie Behebung erkannter Fehler teilweise auf spater verschoben. Fur den Textproduzen-ten ist es wichtig, die Aufgaben explizit durch eigenstandige Informationsobjekte oderdurch spezifische Annotationen zu dokumentieren, damit er nichts Wichtiges vergißt(Vollstandigkeit) und zur Erledigung der Aufgaben ahnliche Aufgaben bundeln kann(Effizienzgewinn z.B. beim Beschaffen von Fachdokumenten aus der Bibliothek). Umahnliche Aufgaben zusammenzufassen, konnen wiederum eigenstandige Informations-objekte (Liste) erzeugt oder Such- und Generierungsschritte durchgefuhrt werden.

49Dieser Vorgang gibt dem Textproduzenten auch Anhaltspunkte fur wichtige Fachworter und potentielleEintrage fur das Stichwortverzeichnis.

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126 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

• Herstellen von Transparenz: Um den Arbeitsprozeß zu organisieren, ist es wich-tig, sich einen Uberblick uber den aktuellen Stand zu bilden. Es mussen die noch zuerledigenden Aufgaben, die noch zu leistenden Aufwande und der Bearbeitungsstatusder einzelnen Textpassagen ermittelt und ggf. dokumentiert werden. Visualisiert wer-den konnen diese Informationen anschließend beispielsweise global anhand der Pro-duktstruktur mittels Farben oder Kennzahlen, die sich auf die Anzahl der Seiten oderAufwandsschatzungen beziehen (ggf. entlang der Hierarchie kumuliert).

• Kooperative Textproduktion: Der Bereich Arbeitsorganisation ist v.a. dann wichtig,wenn mehrere Personen am Textproduktionsprozeß beteiligt sind. Ublicherweise findenAbstimmprozesse in Bezug auf Text- und Dokumentstrukturen, Textinhalte, Verant-wortlichkeiten, Arbeitspakete und Arbeitsablaufe (Termine) statt. Aus unserer Sichtsollten die Ergebnisse aus dem Abstimmprozeß ebenfalls mittels entsprechender Infor-mationsobjekte dokumentiert werden. Technische Anforderungen an ein Werkzeug, dasauch diesen Bereich unterstutzt, sind: Mehrbenutzerfahigkeit und die Moglichkeit zurVerwaltung von Bearbeitungsstatus sowie Workflow-Unterstutzung.

• Zukunftige Arbeitsprozesse: Arbeitssituation 32 geht auf das Bereitlegen von In-halten fur zukunftige Arbeitsprozesse ein. Daruber hinaus ist es denkbar, auch die Ex-positionen selbst mittels eines Informationsobjekts zu reprasentieren, zu benennen undbereitzulegen. Dies gilt insbesondere fur die Expositionen im Rahmen von Erkennt-nisprozessen (siehe Abschnitt 5.2.1).

5.1.4 Fachtexte

In den Abschnitten 2.2 und 3.1 haben wir zwischen den Begriffen Fachtext und Fachdokumentunterschieden. Nachdem wir im vorausgehenden Abschnitt auf das Fachdokument naher ein-gegangen sind, stellt sich nun die Frage, ob und wie das Objekt Fachtext zu reprasentieren ist.Zur Beantwortung dieser Frage betrachten wir im folgenden die Beziehungen zu den bereitsbehandelten Objekten:

• Fachtext und bibliographische Angabe: In Abschnitt 5.1.1 wird vorgeschlagen, einebibliographische Angabe als eigenstandiges Objekt zu reprasentieren. Die 1:1-Beziehungzum Fachtext mußte daher mittels eines komplexen Informationsobjekts abgebildet wer-den. Alternativ konnten bibliographische Daten auch als Metadaten eines Objekts ab-gelegt werden (z.B. zu einem Fachdokument). Allerdings ware bei dieser Moglichkeitdie alleinige Verwaltung bibliographischer Daten in einer Bibliographiedatenbank (oh-ne jeweilige Fachdokumente) redundant zu der Verwaltung von Fachdokumenten. Diesgilt insbesondere auch fur den Fall, daß zu einem Fachtext mehrere Fachdokumente inunterschiedlichen Formaten verwaltet werden sollen.

• Fachtext und Fachdokument(e): Zu einem Fachtext konnen mehrere Fachdokumen-te existieren. Es handelt sich hierbei um eine 1:n-Beziehung (vgl. Abschnitt 2.2.3). DieProblematik, die damit verbunden ist, wird am besten deutlich, wenn wir den Vorgangdes Hervorhebens und Annotierens genauer analysieren. In der Regel werden Anmerkun-gen50 bei der Rezeption eines Fachdokuments angefertigt, indem diese direkt mit dem

50Wir verstehen im folgenden darunter alle Arten, d.h. auch Hervorhebungen, Randnotizen etc.

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5.1. TEXTPRODUKTE UND -BESTANDTEILE ALS AUSGANGSPUNKT 127

Fachdokument verbunden werden, sei es auf Papier oder mittels elektronischer Hilfs-mittel (Markierungswerkzeug beim Acrobat Reader). Eine Vielzahl von Annotationengilt jedoch streng genommen dem Fachtext. Dies zeigt sich, wenn der wissenschaftli-che Textproduzent beispielsweise beim Zitieren oder Verweisen auf diese Annotationenzuruckgreift. Dann bezieht er sich meist nicht auf das konkrete Fachdokument, sondernauf den Fachtext (ggf. referenziert er auf diesen mittels der bibliographischen Angabe).Ein Werkzeug mußte es demnach ermoglichen, alle Anmerkungen zu mehreren Fachdo-kumenten, die jedoch zu demselben Fachtext gehoren, anhand dieses Fachtextobjektszusammenzufuhren.

• Fachtext und Standortangabe zu einem Fachdokument: Jedes Fachdokumentbesitzt einen Standort. Die Standortangabe bezieht sich auf dieses Fachdokument. Siestellt das Bindeglied dar, um zu einem Fachtext das entsprechende Fachdokument zufinden. Es bietet sich daher an, diese Standortdaten nicht als Metadaten beim Fach-dokument, sondern jeweils in Verbindung mit dem Fachtextobjekt zu verwalten. Diesgilt insbesondere dann, wenn Fachdokumente sich nicht im personlichen Informations-bestand befinden (sondern z.B. in einer offentlichen Bibliothek). Bibliotheken selbstreprasentieren ebenfalls die Abbildung einer bibliographischen Angabe auf die Stand-ortangaben der dazugehorigen Fachdokumente (Signaturen).

• Fachtext und mentale Modelle: Wie in Abschnitt 2.2.1.4 beschrieben, definieren ei-ne Reihe von Ansatzen den Begriff Text uber die inneren Prozesse des Textproduzenten:Fur ”den Rezipienten ist der Text vor allem eine Anregung, ein eigenes gedanklichesGebilde zu schaffen“ (Hartung, 1997, 17). Die Dokumentation dieser Gedanken, diebeim ein- oder mehrmaligen Lesen eines Fachdokuments entstehen, sollte auf einer Re-prasentation basieren, die zumindest auch den Zusammenhang mit dem betreffendenFachtextobjekt abbildet (ausgehend von unserer Definition des Fachtextes, siehe Ab-schnitt 2.2.1.4).

• Fachtext und andere Fachtexte: Texte beziehen sich auf weitere Texte.51 Bei der Re-zeption eines Fachtextes erfahrt der Leser daher auch etwas uber andere Texte und derenAutoren. Will er diese Informationen dokumentieren, so sind hierfur die entsprechen-den Fachtextobjekte zu reprasentieren. Wichtig ist, daß dies selbst dann moglich seinmuß, wenn sich zu dem betreffenden Fachtext noch kein Fachdokument im personlichenInformationsbestand befindet. Außerdem sollte es moglich sein, die Informationen so-wohl beim ursprunglichen Fachtext als auch beim referenzierten Fachtext ablegen zukonnen. Letzteres ist wichtig, um beim spateren Lesen des referenzierten Fachtextesbzw. Fachdokuments, die Informationen aus der nun anderen Perspektive gesammeltuberblicken zu konnen. Nebenbei bemerkt ist dies ein weiteres Beispiel fur das PrinzipPPiE , da meist erst im Laufe der Zeit (jeweils bei der Rezeption von Fachdokumenten)Informationen im Zusammenhang mit anderen betroffenen Fachtextobjekten entstehen(ggf. sogar bevor das entsprechende Fachdokument selbst gelesen wurde).

• Eigener Fachtext und Fachdokumente auf Textprodukt-, Textgenerierungs-und Textmanagementebene: Wahrend des Entstehungsprozesses eines Fachtextes,entsteht eine Vielzahl von weiteren Informationsobjekten, die in einem Zusammenhang

51Siehe Beschreibung von Textnetzen von Jakobs (1999).

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128 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

mit einem Fachtextobjekt stehen (Kurzfassung, Expose, Gliederungsentwurfe, Text-varianten, Redaktionsrichtlinien etc.). Diese gilt es zusatzlich zu den Fachdokumen-ten zu verwalten, die sich jeweils in unterschiedlichen Formaten auf der Textprodukt-,Textgenerierungs- und Textmanagementebene befinden konnen und sich ebenfalls aufdiesen einen Fachtext beziehen (siehe Abschnitt 5.1.3.2).

Wie konnte nun das Fachtextobjekt reprasentiert werden? In dem ersten Entwurf einer Basis-umgebung zu ScientiFix wurden komplexe Informationsobjekte vom Typ Kontextstruktur be-nutzt. Der Grund dafur liegt darin, daß es v.a. die Beziehungen (d.h. Referenzen) zu denoben genannten, weiteren Informationsobjekten sind, die mittels des Fachtextobjekts (qua-si als Klammer) abgebildet werden mussen. Auf die Arbeitssituationen gehen wir an dieserStelle nicht weiter ein, sie wurden sich jedoch aus den obigen Aufzahlungspunkten ergeben.

5.2 Erkenntnisprozesse als Ausgangspunkt

Im Gegensatz zum Abschnitt 5.1, in dem wir verschiedene Arbeitssituationen ausgehend vonfachlichen Objekten betrachtet haben, unterscheiden wir im folgenden Arbeitssituationen, diesich aus den (Denk-)Prozessen ergeben, die wahrend der wissenschaftlichen Arbeit stattfin-den, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Wir beschranken dabei die Arbeitssituationenim Rahmen der vorliegenden Arbeit v.a. auf textbasierte Prozesse und beleuchten die Tex-te oder Textstucke (auch in Form von Skizzen), die die gedankliche, wissenschaftliche Ar-beit widerspiegeln und/oder als Zwischenprodukte im weiteren Verlauf der wissenschaftlichenTextproduktion erzeugt und genutzt werden.

5.2.1 Erkenntniswege

In der Forschungs- wie auch in der Ratgeberliteratur werden in bezug auf den wissenschaftli-chen Textproduktionsprozeß nicht nur Anforderungen an das Produkt selbst diskutiert (z.B.Zitiernormen), sondern auch Begriffe und Modelle vorgestellt bzw. vorgeschlagen, wie das be-gleitende wissenschaftliche Denken beschrieben und strukturiert werden kann (vgl. z.B. Kruse,1999; Booth u. a., 1995). In der vorliegenden Arbeit wird angenommen, daß durch letztereseine weitere – auf den ersten Blick zu den bisherigen Betrachtungen unabhangige – Sicht-weise auf den wissenschaftlichen Textproduktionsprozeß eroffnet wird. Mit dieser Perspektivekann analog zum vorausgehenden Abschnitt, beispielsweise die Rolle der unterschiedlichenArten von Informationsobjekten untersucht werden. Die obige Annahme wird anhand vonArbeitssituationen verifiziert, die sich in unserem Fall (als ein Beispiel) aus der Einteilungvon Kruse (1999, 129ff.) ergeben. Kruse unterscheidet die Erkenntniswege Beschreiben, Zu-sammentragen/ Kompilieren, Vergleichen und Kontrastieren, Systematisieren, Analysieren,Theorie konstruieren, Interpretieren, Argumentieren, Bewerten und Vorschreiben.52 In be-zug auf die in der vorliegenden Arbeit vorgestellten Textproduktionsmodelle betont er damitv.a. die epistemische Funktion des Textproduzierens (vgl. Abschnitt 2.3.3). Textproduzie-ren laßt sich nach Kruse ”als ein heuristisches Mittel des Forschungsprozesses verstehen, das

52In dem vorliegenden Abschnitt wird nur eine Auswahl der von Kruse unterschiedenen Erkenntniswegenbetrachtet. Die erganzenden Arbeitssituationen werden im Anhang B.2 beschrieben.

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5.2. ERKENNTNISPROZESSE ALS AUSGANGSPUNKT 129

der forschenden Person hilft, ihren Gegenstand zu erkunden und zu erschließen“ (ebd., 129).Zusatzlich ist jedoch darauf hinzuweisen, daß es zwar plausibel erscheint, der Erkenntnispro-zeß eines Wissenschaftlers setze sich aus den angefuhrten Bausteinen zusammen, sich diesjedoch in der Praxis teilweise als nicht klar trennbar erweist.

Eine weitere wichtige Fragestellung ist in diesem Zusammenhang, welche fachlichen Objektespezifisch in der jeweiligen Arbeitssituationen benutzt, verwaltet und erzeugt werden. Um eineganzheitliche Betrachtung zu gewahrleisten, ist dabei jeweils der Bezug zu den bisherigen Ar-beitssituationen herauszuarbeiten.

5.2.1.1 Beschreiben

Gegenstand der Arbeitssituation 35 ist das ”Darstellen eines beobachteten, wahrgenommenenSachverhalts, Ereignisses, Erlebnisses“ (vgl. Kruse, 1999, 130).

Arbeitssituation 35

Kurzcharakterisierung der Exposition: zu beschreibende ObjekteR; AufzeichnungenR, SkizzenR,FotosR zu den zu beschreibenden Ereignissen, Objekten oder Vorgangen; Beschreibungin Form einer TextpassageRP oder TextesRP

Beim Beschreiben muß – wie bei allen Erkenntniswegen – der Bezugspunkt festgelegt werden.Zu unterscheiden ist beispielsweise, ob ein physikalisches Phanomen unmittelbar beobachtetund beschrieben wird oder ob eine Theorie uber ein physikalisches Phanomen Gegenstand deswissenschaftlichen Denkprozesses ist. Die Beschreibung bezieht sich in beiden Fallen jedochauf die eigene Wahrnehmung des Wissenschaftlers.53 Liegt dem Beschreiben ein formalisier-tes und standardisiertes Verfahren (haufig in der Wissenschaft) zugrunde, so spricht man vonProtokollieren (ebd., 133). Dabei ist es wichtig, vorab zu definieren, was von Interesse ist,welche Hypothese oder welcher Beobachtungsauftrag verfolgt wird. Die Anforderung an eineBeschreibung besteht darin, Sinneseindrucken unverfalscht wiederzugeben und Interpretatio-nen zu vermeiden.

In bezug auf eine geeignete Exposition ist daher neben dem zu produzierenden Beschreibungs-text (soweit moglich) die Sicht- bzw. Lesbarkeit von Informationsobjekten zu fordern, die un-mittelbar oder mittelbar mit dem zu beschreibenden Objekt verbunden sind: Gegenstande,Quellmaterial, Fotos, Skizzen, Ergebnisse aus Experimenten, Aufzeichnungen o.a.

Ein Sonderfall stellt die Beschreibung eines Textes dar. Wir ordnen das Erstellen einer Zusam-menfassung54 oder eines Exzerptes ebenfalls dem Erkenntnisweg Beschreibung zu. Da jedochinsbesondere bei der Rezeption eines Textes Inhalte mental konstruiert werden bzw. der Textkein Informationsbehalter ist,55 wird hier der fließende Ubergang zu anderen Erkenntniswegen(Interpretation etc.) deutlich.

53In Abschnitt 5.2.2 wird das Konzept wissenschaftliche Journal diskutiert. Dieses enthalt ebenfalls oftBeschreibungen.

54Ein Modell zum Prozeß des Zusammenfassens im Kontext des wissenschaftlichen Arbeitens wird in Endres-Niggemeyer (1992) vorgestellt. Die dort beschriebenen Konzepte finden sich sowohl bei den Modellen in Ab-schnitt 2.3 als auch im integrativen Modell in Kapitel 6 wieder.

55Vgl. Abschnitt 2.2.1.4

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130 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

Als Beispiele fur Beschreibungen verweisen wir auf Abschnitt 2.3.1, in dem der Ansatz vonHayes (1996) beschrieben wird, oder auf Abschnitt 8.2.1, in dem beschrieben wird, un-ter welchen Rahmenbedingungen die Fallstudien abgelaufen sind und welche Daten erhobenworden sind.

5.2.1.2 Zusammentragen, Kompilieren, Dokumentieren

Im Zentrum der Arbeitssituation 36 steht das ”Sammeln und Zusammenstellen von Daten,Informationen, Aussagen, Literaturdarstellungen etc.“ (vgl. Kruse, 1999, 130).

Arbeitssituation 36

Kurzcharakterisierung der Exposition: RechercheanfragenRP ; SuchergebnisseR; SammellistenRP ;SelektionskriterienRP ; FachdokumenteR; zu produzierender Text/KompilatRP (FHervorhebung und Verlinkung der schon eingesammelten Informationsobjekte)

In dieser Arbeitssituation verschafft z.B. der Wissenschaftler sich bzw. dem Leser seines Tex-tes einen Zugang zu dem verfugbaren Wissen einer oder mehrerer Disziplinen, indem er For-schungsergebnisse recherchiert und zusammenstellt (zunachst ohne diese zu analysieren und zubewerten). Kompilatorische Arbeiten umfassen alle Arten von Daten-, Material-, Text- undQuellensammlungen. Zwei Beispiele hierfur sind eine Literaturubersicht als eigenstandigerText56 bzw. die Darstellung des Forschungsstands innerhalb einer Dissertation. Bei letzteremist das Zusammentragen von Wissen neben der Analyse und Bewertung allerdings nur einTeil. Eine ”reine“ Kompilation konnte jedoch ein Zwischenprodukt beim Anfertigen produ-ziert werden. Ziel von kompilatorischen Arbeiten ist es, dem Leser eine unverfalschte Ubersichtzu geben. Gemaß den Anforderungen an wissenschaftliches Wissen ist daher auch eine syste-matische Recherche und die Angabe des Suchraums und der -methode wichtig.

Aus der obigen Beschreibung ergibt sich die Menge der benotigten Informationsobjekte. Kom-plexe Informationsobjekte (insbesondere zur Reprasentation von Listen- und Baumstruktu-ren) werden verwendet, um Material bzw. Textstucke wahrend der Recherche (siehe z.B.Arbeitssituationen 6, 7 und 44) zu sammeln und zu selektieren. Ausgehend von diesen Li-sten kann anschließend beispielsweise ein Text erstellt werden (siehe Arbeitssituation 30).Weitere Informationsobjekte dienen der Dokumentation des Sammelprozesses: Erfassung undVerknupfung bibliographischer Quellenangaben. Eine Unterstutzung in bezug auf den Ar-beitsprozeß konnte darin bestehen, bei der Recherche Suchergebnisse mit schon eingesam-melten bzw. in bezug auf den Suchraum schon bewerteten Informationsobjekten zu verlinkenoder entsprechend hervorzuheben.

5.2.1.3 Vergleichen

In der Arbeitssituation 37 beschaftigt sich der Wissenschaftler mit dem ”Gegenuberstellungenvon Ereignissen, Objekten, Sachverhalten; Beschreibung von Ahnlichkeiten und Unterschie-den“ (vgl. Kruse, 1999, 130).

56Es gibt Zeitschriften, die sich ganz auf Literaturzusammenfassungen spezialisiert haben.

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5.2. ERKENNTNISPROZESSE ALS AUSGANGSPUNKT 131

Arbeitssituation 37

Kurzcharakterisierung der Exposition: InformationsobjekteR in bezug auf den Gegenstand desVergleichs; ListeRP von MerkmalenRP ; ErgebnisseRP des Vergleichs anhand bestimmterMerkmale (F z.B. Hervorhebung der gleichen und unterschiedlichen Eigenschaften)

In dieser Arbeitssituation werden Dinge miteinander verglichen, indem ihre Ahnlichkeitenund Unterschiede festgehalten werden. Vergleichen ist als Vorstufe zum Analysieren, Gene-ralisierung und Systematisieren zu sehen (siehe folgende Arbeitssituationen und vgl. Kruse(1999, 141ff.)). Gegenstand des Vergleichens konnen Objekte, Ereignisse und Erscheinungenals Instanz einer wissenschaftlichen relevanten Objektklasse sein. Prinzipiell gibt es zwei Her-angehensweisen. Einerseits kann nach Ahnlichkeiten und Gemeinsamkeiten bei Objekten ge-sucht werden, die sonst unterschiedlich sind. Andererseits kann das Ziel darin bestehen, nachUnterschieden und Gegensatzlichkeiten bei Objekten zu suchen, die einander eher ahneln.

Betrachten wir die Bestandteile potentieller Expositionen zum Vergleichen, so sind zunachstdie zu vergleichenden Objekte zu nennen. Daneben sind die Vergleichskriterien und das Er-gebnis des Vergleichs zu reprasentieren. Die folgenden drei Moglichkeiten, den Prozeß desVergleichens zu gliedern, konnen mit entsprechenden Listen- oder Baumstrukturen abgebil-det werden:

• Alternative 1: Zunachst wird das Objekt A und die Auspragung einer Auswahl vonMerkmalen bei Objekt A dargestellt, anschließend das Objekt B und die Merkmals-auspragungen bei Objekt B untersucht usw.

• Alternative 2: Zunachst wird das Merkmal 1 ausgewahlt und anhand der Objekte A,B, C usw. dargestellt, anschließend das Merkmal 2 herausgegriffen usw.

• Alternative 3: Hier steht die Klasse des Vergleichsergebnisses im Vordergrund, siebildet die erste Gliederungsebene. Beispielsweise konnen erst die Ahnlichkeiten der Ob-jekte A, B, C usw. anhand bestimmter Merkmale und anschließend die Unahnlichkeitender Objekte A, B, C usw. betrachtet werden.

Wahrend des Textproduktionsprozesses kann der Textproduzent durchaus zwischen den Al-ternativen wechseln. Es ist anzunehmen, daß der Textproduzent auch teilweise erst wahrendder Erarbeitung des Inhalts (inhaltlicher Problemraum) feststellt, welche Darstellung sicham besten eignet (rhetorischer Problemraum). Daher ist von einem Werkzeug zu fordern,daß ein einfacher Wechsel zwischen den verschiedenen Ansatzen moglich ist und/oder diesegleichzeitig reprasentiert werden konnen (Stichwort: Spielen mit Strukturen).

In bezug auf die Visualisierung ist es wichtig, daß die zu vergleichenden Objekte, wennmoglich, nebeneinandergelegt werden konnen. O’Hara u. a. (2002, 281) zeigt anhand von Ex-perimenten auf, wie Textproduzenten z.B. beim Vergleich von Zellen in einer Tabelle sichihren Arbeitsplatz anpassen (betrifft in dem beschriebenen Fall allerdings lediglich einenpapiergestutzten Arbeitsplatz). Informationen und Darstellungen, die fur einen Vergleichbenotigt werden bzw. die diesen erleichtern, mussen ggf. vom Textproduzenten in weiteren(zwischenzeitlichen) Prozessen beschafft werden (z.B. mittels einer Suche oder einer graphi-schen/tabellarischen Aufbereitung der Informationen). Wahrend des Vergleichs konnen durchAnmerkungen, Notizen oder Hervorhebungen die Ergebnisse, Kriterien und/oder Bezuge do-kumentiert werden.

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132 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

5.2.1.4 Analysieren

Im Zentrum der Arbeitssituation 38 steht das ”Zergliedern eines Gegenstands in seine

abstrakten Bezuge und Eigenschaften“ (vgl. Kruse, 1999, 130).

Arbeitssituation 38

Kurzcharakterisierung der Exposition: InformationsobjekteR in bezug auf den zu analysierendenGegenstand; BegriffeRP und deren DefinitionenRP ; MengeRP von AnalysekriterienRP ;analytische FragestellungRP ; AnalyseergebnisRP

Ziel des Analysierens ist es, Erkenntnisse durch die Unterteilung des Forschungsgegenstands inelementare Einheiten zu gewinnen, die miteinander in Beziehung gesetzt werden. ”Analysierensoll Beschaffenheit, Struktur, Determinanten, kausale Abhangigkeiten [...] oder Dynamikeneines Gegenstands aufklaren“ (ebd., 149).

Der Forschungsgegenstand kann unter verschiedenen Gesichtspunkten analysiert werden. Diesdruckt sich beispielsweise schon in der Benutzung und der Bildung bestimmter Begriffe aus,da diese die fur die Analyse relevanten Merkmale als Denkeinheit abbilden.57 Mogliche Ana-lysegesichtspunkte teilt Kruse (1999, 150f.) in die Klassen Theorieanalyse, Objektanalyse,quellenanalytische Arbeiten und Analyse subjektiver Zusammenhange ein.

In bezug auf potentielle Informationsobjekte in einer Exposition zum analytischen Arbeitensind daher als Ausgangspunkt Informationsobjekte zu nennen, die den Forschungsgegenstandin Form von empirischem und theoretischem Material beschreiben (ahnlich AS 35). Zusatzlichkann der Analyseprozeß unterstutzt werden, indem eine Auswahl von Analysegesichtspunktenfur die eigene wissenschaftliche Arbeit dokumentiert und verwaltet wird, anhand derer ver-schiedene Forschungsgegenstande jeweils analysiert werden sollen. Analysekriterien bei einerObjektanalyse sind beispielsweise strukturelle Beziehungen zwischen Komponenten, funktio-nelle Zusammenhange und Abstammung/Herkunft. Welche Kriterien fur eine konkret vor-liegende Analyse herangezogen werden sollen bzw. worden sind, kann und sollte ebenfallsexplizit gemacht werden, d.h. ggf. in gesonderten Informationsobjekten dokumentiert werden.Dies gilt insbesondere fur wissenschaftliche Arbeiten, bei denen die analytische Herangehens-weise im Zentrum steht. Zusatzlich ist die Dokumentation der analytischen Fragestellung, dieder wissenschaftlichen Arbeit zugrunde liegt, insbesondere dann wichtig, wenn Informations-material innerhalb anderer Arbeitssituationen gezielt beschafft und bearbeitet werden soll.Weitere Informationsobjekte dienen der Erarbeitung und Dokumentation des Analyseergeb-nisses. Letztere umfassen auch Begriffsdefinitionen, wenn beispielsweise der Gegenstand aufbegrifflicher Ebene definitorisch erschlossen wird.

Beispiel 7 (Analytische Betrachtung des Textproduktionsprozesses)Innerhalb der vorliegenden Arbeit wurde beispielsweise der Textproduktionsprozeß analysiert,indem die an dem Prozeß beteiligten Komponenten (z.B. Textproduzent, Werkzeug etc.)einschließlich deren Eigenschaften und deren Beziehung betrachtet werden.

57Auf die Definition und Verwendung von Fachbegriffen wird insbesondere auch in den Arbeitssituationen10 bis 18 eingegangen.

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5.2. ERKENNTNISPROZESSE ALS AUSGANGSPUNKT 133

5.2.1.5 Argumentieren

Gegenstand der Arbeitssituation 39 ist das ”Gegeneinanderhalten und Abwagen unterschied-licher Positionen und wissenschaftlicher Ideen“ (vgl. Kruse, 1999, 130).

Arbeitssituation 39

Kurzcharakterisierung der Exposition: ListeRP , BaumRP oder NetzRP von BehauptungenRP ,ArgumentenRP , GegenargumentenRP , Bewertungen von ArgumentenRP

Ein weiterer kognitiver Prozeß stellt das Argumentieren/Diskutieren dar. Innerhalb einerDiskussion gilt es, Argumente fur und gegen eine Hauptthese anzufuhren und abzuwagen.Nach Booth u. a. (1995, 92f.) sollte eine wissenschaftliche Argumentation aus folgenden vierTeilen bestehen: Behauptung, Evidenz, Rechtfertigung und Qualifizierung. Mittels der Be-hauptung spezifiziert der wissenschaftliche Textproduzent das, was der Leser glauben soll.Die Evidenz liefert die Grunde, weshalb er das Behauptete glauben sollte. Die Rechtfertigungstellt die Brucke zwischen der Evidenz und der Behauptung dar. Sie zeigt auf, inwiefern dieBehauptung aus der Evidenz folgt. Innerhalb der Qualifizierung wird auf die Sicherheit derSchlußfolgerung, die erforderlichen Rahmenbedingungen und mogliche (eventuell naheliegen-de) Einwande des Lesers eingegangen.

Das Argumentieren spielt eine besondere Rolle bei der wissenschaftlichen Textproduktion.Dies zeigt sich darin, daß dieser Erkenntnisweg in der Ratgeberliteratur oft besonders betontwird (siehe z.B. Booth u. a. (1995)) und daß auch im Bereich der Textproduktionssystemehierzu eine gesonderte Werkzeugunterstutzung zu finden ist (siehe z.B. den Argumentations-raum als eigener Aktivitatsraum im System SEPIA (vgl. Streitz u. a., 1992, 3)).

Gemaß den obigen Ausfuhrungen reprasentieren die Informationsobjekte einer geeigneten Ex-position also eine Liste, einen Baum oder ein Netz von Argumenten, die jeweils aus den bis zuvier beschriebenen Komponenten aufgebaut sind. In bezug auf die Evidenz sind zusatzlicheInformationsobjekte erforderlich, die z.B. empirische Daten direkt oder in aufbereiteter Formenthalten. Die Baumstruktur bietet sich an, wenn eine Hauptbehauptung durch mehrere Evi-denzen unterstutzt werden soll, die jeweils fur sich genommen wiederum untergeordnete Be-hauptungen darstellen, die durch weitere Evidenzen unterstutzt werden.

5.2.1.6 Bewerten

Im Zentrum der Arbeitssituation 40 steht das ”Bewerten eines Sachverhalts nach definiertenWerten oder Kriterien“ (vgl. Kruse, 1999, 130).

Arbeitssituation 40

Kurzcharakterisierung der Exposition: InformationsobjekteR in bezug auf den zu bewertendenGegenstand; MengenRP von WertenRP ; MengenRP von (Meß-)KriterienRP ;BewertungsergebnisseRP

Beim Bewerten wird ein Sachverhalt, der ggf. mittels Informationsobjekte textuell oder gra-phisch beschrieben wird, anhand auszuwahlender Kriterien quantitativ oder qualitativ beur-

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134 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

teilt. Sachverhalte, die bewertet werden konnen, sind beispielsweise Theorien, Methoden oderempirische Untersuchungen.

In bezug auf den Vorgang des Bewertens im Rahmen der wissenschaftlichen Textproduktionund einer dazu geeigneten Exposition sollten die betrachteten Werte expliziert und derenBeschreibung mittels Informationsobjekte reprasentiert werden. Ausgenommen davon sindmoglicherweise diejenigen Werte, die auf dem unausgesprochenen Wertesystem der Wissen-schaft bzw. des Kulturraums basieren und damit als bekannt und anerkannt vorausgesetztwerden konnen (wie z.B. Nutzlichkeit oder Genauigkeit von Erkenntnissen). Neben der Be-schreibung und Auswahl bestimmter Werte sollten auch die Kriterien oder Maßstabe an-gegeben werden, anhand derer die Werte beurteilt werden (z.B. Meßverfahren). Innerhalbdes wichtigsten Schritts beim Bewerten werden schließlich Informationsobjekte angelegt undverandert, die das Bewertungsergebnis reprasentieren.

Beispiel 8 (Bewertungen innerhalb der vorliegenden Arbeit)Innerhalb der vorliegenden Arbeit wurden beispielsweise die verschiedenen Konzepte des in-tegrativen Modells der Textproduktion (vgl. Kapitel 6) mittels empirischer Daten aus dreiFallstudien anhand von funf Prinzipien bewertet. Außerdem wurde ein Werkzeug ausgehendvon dem Modell entwickelt und in Abschnitt 8.3.4 anhand von Kriterien aus der Softwareergo-nomie bewertet. Die der Bewertung zugrunde liegenden Kriterien, Verfahren und erhobenenDaten wurden in eigenen Informationsobjekten reprasentiert, die teils direkt teils als Zwi-schenprodukte den Ausgangspunkt fur die Textproduktion weiterer Abschnitte innerhalb dervorliegenden Arbeit darstellten (siehe Abschnitt 3.2.3, 8.1, 8.2.1 etc.).

5.2.1.7 Zusammenfassung

Ziehen wir an dieser Stelle ein Fazit in bezug auf die vorausgehende Darstellung der Er-kenntniswege. Die einzelnen Erkenntniswege sind jeweils mit spezifischen kognitiven Prozes-sen verbunden, woraus sich spezifische Anforderungen an geeignete Expositionen ergeben.Zusammenfassend laßt sich feststellen, daß drei Arten von Informationsobjekten unterschie-den werden konnen:

• Informationsobjekte, die Informationen uber den Forschungsgegenstand liefern: Die In-formationsobjekte der Exposition stellen das Ausgangsmaterial dar und spielen eine umso großere Rolle je weniger der Textproduzent auf Informationen aus seinem Gedachtniszuruckgreifen kann.

• Informationsobjekte, die den kognitiven Prozeß widerspiegeln: Darunter fallen Ver-gleichskriterien, Argumentationsketten oder neu gebildete Begriffe und deren Defini-tionen. Sie sind spezifisch fur den jeweiligen Erkenntnisweg und entstehen als Zwischen-und Nebenprodukte.

• Informationsobjekte, die als Teil eines Fachdokuments (z.B. Zeitschriftenartikel) entste-hen. Sie stellen die Ergebnisse der Erkenntnisprozesse dar, die dann in Form von Fach-texten innerhalb der Forschungsgemeinde kommuniziert werden konnen. Diese Fach-texte sind das primare Ziel der in dieser Arbeit betrachteten wissenschaftlichen Text-produktion.

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5.2. ERKENNTNISPROZESSE ALS AUSGANGSPUNKT 135

In bezug auf die Informationsobjekttypen laßt sich feststellen, daß obige Informationen haupt-sachlich durch den Typ Fließtext reprasentiert werden konnen. An dieser Stelle lassen wirjedoch offen, wann jeweils eigenstandige Informationsobjekte gebildet werden sollten, um an-hand komplexer Informationsobjekte beispielsweise Strukturen zu reprasentieren (vgl. Ar-beitssituation 37: Vergleichen). Dies gilt es, in zukunftigen Experimenten herauszufinden.

Die Frage, inwieweit die Informationen, die wahrend des Erkenntnisprozesses entstehen oderbenotigt werden, in einem externen Medium dargestellt werden mussen, kann ebenfalls nichtabschließend beantwortet werden. Es ist anzunehmen, daß ein Teil der Zwischenprodukte undein Teil der Ausgangsinformationen nicht expliziert werden und in spateren Phasen der Text-produktion direkt (d.h. aus dem Gedachtnis) in den Textproduktionsprozeß am Fachdokumenteingehen. Andererseits ist aber auch anzunehmen, daß die Informationsdarstellung in einemexternen Medium das Gedachtnis entlastet und zu mehr Klarheit fuhren kann.

Die Arbeitssituationen aus Abschnitt 5.2.1 uberlappen sich zwangslaufig mit denen des Ab-schnitts 5.1, da zwei unterschiedliche Perspektiven (Analysekriterien) zugrunde liegen. Eineder wichtigsten Arbeitssituationen aus Sicht der Erkenntniswege ist jedoch das material-gestutzte Textproduzieren, da in einer ersten Phase mittels der unterschiedlichen Erkennt-niswege Inhalte (ggf. fachtextubergreifend) erzeugt werden, die in einer zweiten Phase in einbestimmtes Fachdokument einfließen. Daneben spielen v.a. auch die Arbeitssituationen zudem personlichen Fachworterbuch und zu der Textrezeption fremder Fachdokumente einewichtige Rolle.

5.2.2 Wissenschaftliches Journal

In diesem Abschnitt wenden wir uns dem wissenschaftlichen Journal zu als ein Hilfsmit-tel, mit dem Wissenschaftler ihren wissenschaftlichen Erkenntnisprozeß dokumentieren bzw.unterstutzen konnen. Der Begriff wissenschaftliches Journal wird haufig auch in der Ratge-berliteratur zum wissenschaftlichen Schreiben und in Berichten uber die Arbeitsmethodenberuhmter Wissenschaftler genannt. Z.T. werden sogar die Journale der beruhmten Wissen-schaftler selbst veroffentlicht. In Bezug auf ein Modell der Textproduktion und den bisherigenAusfuhrungen in der vorliegenden Arbeit stellt sich die Frage, welche Merkmale ein wissen-schaftliches Journal auszeichnen und wie das Journal und die damit verbundenen Prozessein ein Modell integriert werden konnen. Vorweg sei erwahnt, daß auch zu diesem Begriff kei-ne einheitliche Definition existiert. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit definieren wir einwissenschaftliches Journal anhand der folgenden Merkmale:

• Ein wissenschaftliches Journal besteht aus Eintragen, deren Reihenfolge sich aus derChronologie der Erstellung ergibt.

• Neue Eintrage werden dem wissenschaftlichen Journal regelmaßig hinzugefugt. DieRegelmaßigkeit kann sich auf konstante Zeitabstande (z.B. jeden Tag) oder auf gleich-artige Situationen beziehen (z.B. bei jedem Experiment oder jedesmal beim Verlassendes Textproduktionssystems). Dieses Merkmal impliziert, daß das Gesamtprodukt wis-senschaftliches Journal fortwahrend entsteht (Prinzip PPiE). Es ist an kein Projektgebunden und nie abgeschlossen.

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136 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

• Die Eintrage enthalten sowohl private als auch wissenschaftliche Inhalte. VonWerder ordnet beispielsweise das Journalschreiben zwischen dem Fuhren eines Tage-buchs und eines Notizbuchs ein (von Werder, 1993, 140): ”Es ist privat und offentlich,subjektiv und akademisch zugleich.“ Das Journal stellt einen Raum dar, in dem derWissenschaftler (begleitend) uber seine wissenschaftliche Arbeit nachdenken und dabeiFragen, Ideen, Beobachtungen festhalten kann. Die Eintrage spiegeln daher teilweiseauch einen Dialog des Wissenschaftlers mit sich selbst wieder und konnen in All-tagssprache verfaßt sein. Daneben sind aber auch graphische Darstellungen (wie etwaSkizzen) moglich.

• Das Fuhren eines wissenschaftlichen Journals wird in der Wissenschaft als domanenun-abhangige Forschungsmethode eingesetzt. Auch innerhalb der Schreibpadagogikwird diese Tatigkeit explizit empfohlen, um wissenschaftliches Schreiben zu erlernen(von Werder, 1993, 143). In dem von Toby Fulwiler im Jahr 1986 edierten Buch ”Wri-ting Across the Disciplines, Research into Practice“ wird die Bedeutung des Journal-schreibens in Philosophie, Chemie, Mathematik, Soziologie, Psychologie, Biologie undTechnik dokumentiert und analysiert (nach von Werder, 1993, 143): So wird durch dasJournalschreiben die Problemlosefahigkeit verbessert, das abstrakte Denken zur Kon-kretisierung gezwungen und eine Moglichkeit geschaffen, Objektives mit Subjektivemzu verbinden.

Zusammenfassend laßt sich feststellen, daß keine Vorschriften bestehen, und es den personlichenVorzugen eines Wissenschaftlers uberlassen ist, wie er sein Journal fuhrt und welche Inhalteer wie darin darstellt. Beispielsweise sind auch Spezialisierungen moglich, wie etwa ein dedi-ziertes Lese- oder Laborjournal. Innerhalb der vorliegenden Arbeit und dem zu entwickelndenTextproduktionsmodell ist die Bedeutung des Konzepts Wissenschaftliches Journal v.a. dar-in zu sehen, dem Wissenschaftler auch einen Raum fur die einfache Dokumentation seinerpersonlichen Eindrucke zu geben, der eine generische Ablage- und Zugriffsstruktur vorweist(geordnet nach Erfassungszeitpunkt). Aufgrund der oben dargestellten Eigenschaften sindjedoch Transformationsprozesse, z.B. in bezug auf die sprachliche Formulierung, notig, umspater Eintrage in anderen Kontexten wiederverwenden zu konnen.

5.2.2.1 Arbeitssituationen zu einem wissenschaftlichen Journal

Worin besteht nun der Nutzen beim Fuhren eines Journals? Amerikanische Forschungen zei-gen, welche Schreibaufgaben Studenten mit ihren Journalen losen. Von Werder faßt diese unterden Kategorien Beobachtungen, Fragen, Definitionen, Unklarheiten, Spekulationen, Selbster-kenntnis, Zusammenhange, Lesekommentare, Auseinandersetzung mit den Professoren undKommilitonen, Gespracheund Historisches Gedachtnis zusammen (von Werder, 1993, 139ff.).Eine Reihe dieser Themenbereiche wird innerhalb der vorliegenden Arbeit auch bei anderenArbeitssituationen beschrieben (z.B. zu dem personlichen Fachworterbuch). An dieser Stellesind daher insbesondere die Besonderheiten bezuglich des Journalkonzepts interessant. Imfolgenden betrachten wir die Nutzung, indem wir bei einem Journaleintrag zwischen demZeitpunkt des Erstellens (”Erstellen eines neuen Journaleintrags“) und dem des Auswertens(”Rezeption/Auswerten fruherer Journaleintrage“) unterscheiden. Daruber hinaus beziehen

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5.2. ERKENNTNISPROZESSE ALS AUSGANGSPUNKT 137

sich die Ausfuhrungen im Gegensatz zu dem Studentenbeispiel auch auf professionelle Text-produzenten.

Arbeitssituation 41

Kurzcharakterisierung der Exposition: ein JournaleintragRP

Der Nutzen des Journals beim Erstellen eines neuen Eintrags ergibt sich wie folgt:

1. Etwas wird schriftlich (inkl. graphischer Elemente) dokumentiert. Beispielsweise konnenSinneseindrucke, gelesene Fachdokumente, Gesprache beschrieben werden (vgl. Erkennt-nisweg Beschreiben). Spezifisch fur das Journal jedoch ist, daß keine sprachlichen Nor-men zu erfullen sind, private Inhalte mit aufgenommen werden konnen, eine naturlicheund unaufwendige Ordnungssystematik existiert und die dokumentierten Informationendurch einen zeitlichen Kontext geklammert werden.

2. Durch die Tatigkeit des Dokumentierens erhoht sich die Wahrscheinlichkeit, daß sichder Wissenschaftler zu einem spateren Zeitpunkt an die Informationen erinnert.

3. Der Wissenschaftler gewinnt durch das Ausformulieren seiner Gedanken mehr Klarheituber seinen Forschungsgegenstand. Ein Beispiel dafur ist der Schritt vom abstrakten Ge-danken zu konkreten Beispielen, die dokumentiert werden. Zu dieser Form der Nutzungund der epistemischen Funktion des Schreibens sei an dieser Stelle auf die Ausfuhrungenin Abschnitt 2.3.3 und 2.3.4 verwiesen. Das Journal eignet sich fur diesen Zweck insbe-sondere dadurch, daß der sogenannte innere Dialog aufgezeichnet werden kann. Mit demJournal hat der Wissenschaftler die Moglichkeit, Selbstzweifel oder andere Emotionen,Fragen etc. zu fixieren.

4. Folgt der Wissenschaftler einer Vorgehensmethode zur Annaherung an eine wissen-schaftliche Bearbeitung eines Themas (vgl. beispielsweise im Bereich der Ratgeberlitera-tur den Ansatz von Booth u. a., 1995), kann das wissenschaftliche Journal der Ort sein,in dem mogliche Forschungsthemen, daraus abgeleitete Forschungsfragen, -argumenteentwickelt und dokumentiert werden. Das Journal bietet sich dafur v.a. deshalb an, weilin Arbeitssituation 42 spater eigene Entwicklungen nachvollzogen werden konnten.

Bei der zweiten Arbeitssituation wird eine Menge von bereits angelegten Journaleintragenrezipiert, ausgewertet oder neu strukturiert.

Arbeitssituation 42

Kurzcharakterisierung der Exposition: MengeR von bereits angelegten JournaleintragenR; ggf.InformationsobjekteRP zur Strukturierung

Der Nutzen eines wissenschaftlichen Journals ergibt sich in dieser Arbeitssituation wie folgt:

1. Dadurch, daß Informationen (auch private) in einem gemeinsamen zeitlichen Zusammen-hang stehen, kann das Erinnern an weitere Informationen unterstutzt werden. DieserAnnahme liegt die Uberlegung zugrunde, daß die Anzahl der Schlusselreize (engl. cues)

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138 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

eine wichtige Rolle spielt, mit denen mentale Aktivierungsmuster reaktiviert werden(vgl. Ausfuhrungen zur Gedachtnispsychologie bei Kluwe, 1992). Beispielsweise konntedie Erinnerung an den Inhalt eines Gesprachs demzufolge dadurch gefordert werden, daßeinerseits Stichworte zur Zusammenfassung notiert und andererseits in darauf folgendenEintragen davon abhangig neue Aktivitaten begonnen oder geplant worden sind.

2. Das Auswerten des eigenen wissenschaftlichen Journals bietet die Chance, neue Er-kenntnisse zu gewinnen. Dies soll an zwei Beispielen illustriert werden:

• Erneuter Denkansatz: Da zwischen dem Anlegen eines Eintrags und der erneu-ten Rezeption eine bestimmte Zeitdauer verstrichen ist, konnte der Wissenschaft-ler inzwischen neue Erkenntnisse gewinnen und nimmt evtl. eine neue Perspektiveein.58 Daher erhoht sich die Chance, daß dem Wissenschaftler neue Losungsansatzeeinfallen bzw. er sich von vorhandenen leichter distanzieren kann. Dieser Annahmeliegt der Gedanke zugrunde, daß das in der Denkpsychologie bekannte Phanomender Fixierung auch in diesem Kontext auftritt (d.h. dem Beharren auf einmalgefundenen Losungsprinzipien vgl. Luer und Spada, 1992, 268ff.)). Notizen ent-stehen z.T. wahrend der Wissenschaftler sich schwerpunktmaßig mit bestimmtenFragen/Annahmen beschaftigt. Entscheidungspunkte, an denen wegen Zeitnot oderanderen Grunden nur bestimmte Richtungen des wissenschaftlichen Arbeitens wei-terverfolgt und die seit dem nicht mehr hinterfragt wurden, konnen auf diese Weise(mit zeitlichem und gedanklichem Abstand) wieder bewußt gemacht werden.

• Auswerten bzw. zusatzliche Zugriffsstrukturen definieren: Das Journal stellteine Fundgrube von Ideen dar. Neben dem zufalligen Durchstobern und dem Zugriffuber den Parameter Erstellungszeit, konnen weitere Zugriffsmoglichkeiten (z.B. inForm von thematischen Indizes) angelegt werden. Diese konnen genutzt werden,um beispielsweise schnell Eintrage zu Experimenten zu finden, die miteinanderverglichen werden sollen. Der Wissenschaftler Faraday entwickelte diesbezuglich imRahmen seiner Forschungsaktivitat ein Verfahren, das seine Reife darin fand, jedenTagebucheintrag zu numerieren (d.h. eindeutig zu identifizieren) und auf dieserBasis einen thematisch strukturierten Index zu pflegen (Tweney, 1990, 478ff.).Faraday legte dazu Eintrage im Umfang von wenigen Zeilen bis zu mehreren Seitenan. Die Indizes selbst verwaltete er durch weitere Indizes, die thematisch allerdingsauf einer hoheren Ebene anzusiedeln sind (ebd.).

3. Selbsterkenntnis und Motivation: Das Auswerten der eigenen Eintrage tragt dazubei, daß sich der Wissenschaftler uber seinen eigenen Entwicklungsprozeß bewußt wird.Wie hat sich die eigene Position, Modell bzw. Theorie entwickelt? Welche Entschei-dungen, Fragestellungen, Fokus oder Kontexte lagen Entwicklungen in der Vergangen-heit zugrunde? Welche Alternativen wurden betrachtet? Welche Wendepunkte habensich ergeben? Insbesondere auch durch die Vermischung mit privaten Inhalten tragt dieSichtung des wissenschaftlichen Journals im Hinblick auf diese Fragen zur Selbsterkennt-nis und ggf. zur Motivation fur die eigene, weitere wissenschaftliche Arbeit bei. Dazugehort auch das Bewerten der aktuellen, eigenen Forschungsergebnisse und -ziele ausder Perspektive vergangener Zielsetzungen. Ggf. konnen dadurch wichtige, aber in den

58Bei Fachdokumenten wird der Perspektivwechsel ebenfalls als Grund fur die erneute Rezeption gesehen(vgl. Jakobs, 1999, 208ff.).

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5.2. ERKENNTNISPROZESSE ALS AUSGANGSPUNKT 139

Hintergrund getretene Aspekte wieder in die aktuelle Forschungsaktivitat eingebrachtwerden.

Fassen wir die obigen Punkte zusammen, so werden in Arbeitssituation 41 Gedanken doku-mentiert und der Wissenschaftler begegnet damit einerseits dem Vergessen und gewinnt an-dererseits durch das Ausformulieren seiner Gedanken mehr Klarheit. In Arbeitssituation 42werden vorhandene Eintrage zunachst rezipiert, wodurch der Wissenschaftler sich wieder aninhaltliche Zusammenhange erinnert, die er dann in seinem aktuellen Arbeitskontext neubewerten bzw. einbinden kann. In beiden Arbeitssituationen zeigt sich, daß auch fur daswissenschaftliche Journal das Prinzip PPiE gilt.

5.2.2.2 Reprasentation eines wissenschaftlichen Journals

Ein wissenschaftliches Journal kann unterschiedlich reprasentiert werden. Im elektronischenMedium besteht zunachst die (einfache) Moglichkeit, ein einziges Textinformationsobjekt zuverwenden, an das immer wieder ein neuer Eintrag textuell angehangt wird. Um jedochauch mehrere voneinander unabhangige Zugriffsstrukturen zu reprasentieren, bietet es sichan, jeden Eintrag durch ein eigenes Informationsobjekt zu reprasentieren, die in einem Li-steninformationsobjekt chronologisch geordnet abgelegt werden. Die Vorteile dabei sind, daßerstens der allgemeine Mechanismus zur Aufzeichnung des Erfassungszeitpunkts etc. mitbe-nutzt werden kann und zweitens zusatzliche Indexstrukturen (vgl. obiges Faraday-Beispiel)durch weitere Baum- oder Listenstrukturen abgebildet werden konnen (vgl. hierzu auch dieAusfuhrungen in Abschnitt 4.2 und 4.3).

Betrachten wir nun das Journal nicht als klar abgegrenzte Informationssammlung, so konntedas Konzept eines erweiterten wissenschaftlichen Journals darin bestehen, samtlicheInformationsobjekte, die der Wissenschaftler wahrend seiner Arbeit erstellt oder verandert,chronologisch anzuordnen. Ein elektronisches Werkzeug protokolliert dazu alle Arbeitsschrit-te (z.B. auch die im Rahmen einer Uberarbeitung eines Abschnitts einer Dissertation) undermoglicht dem Wissenschaftler eine chronologische Sicht auf diese Informationsobjekte. ImGegensatz zum ursprunglichen Journalkonzept, bei dem neue Inhalte immer hinten angehangtwerden, werden beim erweiterten Journal allerdings auch altere Eintrage verandert, z.B. imFall von Informationsobjekten zu einem Abschnitt.

Ausblickend auf zukunftige Forschungen und Werkzeuge liegt es nahe, eine ”Personal Box“fur den Wissenschaftler zu entwickeln. Diese konnte dem Wissenschaftler als standiger Be-gleiter die Moglichkeit bieten, samtliche Arten von Informationen jederzeit und an jeden Orteinzugeben bzw. einzusammeln. Unabhangig von der Domane Wissenschaftliche Textproduk-tion stellt diesbezuglich beispielsweise das Projekt MyLifeBits der Firma Microsoft eineninteressanten Forschungsansatz dar (Gemmell u. a., 2002). Gordon Bell versucht darin, seinGedachtnis so komplett wie moglich in einem Computerspeicher auszulagern. Als Zugriff furspatere Auswertungen kann dann grundsatzlich auch die chronologische Organisation genutztwerden. Der Artikel von Gemmell u. a. (2002) verweist dabei auf die Arbeiten von Freemanund Gelernter (1996), die mit ”Lifestreams“ eine Metapher zur dynamischen Organisationeines benutzerbezogenen personlichen Arbeitsplatzes einfuhren. Sie motivieren Ihren Ansatzmit sechs Forderungen bzw. Beobachtungen (ebd., 1f.). Diese bestatigen die Anforderungender vorliegenden Arbeit fur die Domane Wissenschaftliche Textproduktionsumgebungen.

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140 KAPITEL 5. ARBEITSSITUATIONEN WISSENSCHAFTLICHER TEXTARBEIT

• Das Speichermedium sollte transparent sein: Damit wird das Problem angesprochen, daßBenutzer zu dem Zeitpunkt des Anlegens einer Datei, einen Namen und einen Ablageortfinden mussen.

• Verzeichnisstrukturen sind zur Organisation inadaquat: Dies bezieht sich auf die Mog-lichkeit, ein Dokument mehrfach einzuordnen, die das elektronische Medium im Ver-gleich zur papierbezogenen ”Welt“ bietet (vgl. Abschnitt 4.2).

• Daten sollten automatisch archiviert werden.

• Ein System sollte ein intelligentes Verfahren zur Zusammenfassung oder Komprimierungeiner großen Menge von verwandten Dokumenten besitzen, wenn sich der Benutzer einenUberblick verschaffen will.

• Computer sollten den Prozeß des Erinnerns ”komfortabel“ machen.

• Personliche Daten sollten uberall (und kompatibel) verfugbar sein.

Ein weiteres interessantes Feld fur zukunftige Forschungen ist die Ausweitung des Journal-konzepts auf eine Gruppe, indem beispielsweise das Fuhren eines gemeinsamen Journals oderdas Zusammenfuhren mehrerer personlicher Journale zum Zweck eines Erfahrungsaustauschesuntersucht werden.

5.3 Schlußfolgerung

Im vorliegenden Kapitel wird der Gegenstand wissenschaftliche Textproduktion analysiert,indem wir jeweils aus unterschiedlichen Perspektiven die wesentlichen Arbeitssituationen undderen Abhangigkeiten beschreiben. Dies stellt in der vorliegenden Arbeit die Basis fur eineganzheitliche Sicht auf den Forschungsgegenstand dar. Anhand der Analyseergebnisse ist esmoglich, weitere Modelle aus der Forschung sowie existierende oder geplante Textproduk-tionssysteme als Teilmodelle bzw. Teilsysteme mit dem vorgestellten Modell in Beziehungzu setzen bzw. miteinander zu vergleichen. Wir unterscheiden grob zwei Herangehensweisen:Einerseits gehen wir von fachlichen Objekten aus, wie etwa bibliographischen Angaben, Fach-wortern, Fachdokumenten und Fachtexten. Andererseits ergeben sich aus der Analyse dergrundlegenden Erkenntnisprozesse ebenfalls Ansatzpunkte zu wesentlichen Merkmalen deswissenschaftlichen Textproduktionsprozesses, die allerdings orthogonal zu der ersten Sicht-weise stehen.

Insgesamt zeigen die Ausfuhrungen zu den einzelnen Arbeitssituationen, daß in unterschied-lichsten Zusammenhangen bestimmte Informationsobjekte erzeugt, verwaltet und benutztwerden. In bezug auf die daran beteiligen Rezeptions- und Produktionsprozessen konnenspezifische Anforderungen an die Arbeitsumgebung formuliert werden. Die Analyse zeigt, daßinsbesondere aus der Anwendung der funf Prinzipien zur wissenschaftlichen Textproduktionsich neue Ansatzpunkte ergeben. Die Diskussion verschiedener Varianten und Anforderungenkann genutzt werden, um sich bei der Modell- und der darauf basierenden Werkzeugent-wicklung nicht unnotig einzuschranken. Erst im Rahmen einer Evaluierung und den damitverbundenen Tests soll ermittelt werden, welche Varianten in der Praxis benutzt werden undaus welchen Grunden sie sich bewahren.

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Kapitel 6

Integratives Modellwissenschaftlicher Textproduktion

In dem vorausgehenden Kapitel sind wir auf die wichtigsten fachlichen Objekte anhand vonverschiedenen Arbeitssituationen eingegangen. Es wurde u.a. beschrieben, wie fachliche Ob-jekte mit den Grundtypen aus Kapitel 4 reprasentiert werden konnen und welche Rolle dieseim Prozeß der wissenschaftlichen Textproduktion spielen. In diesem Kapitel abstrahieren wirvon den konkreten Arbeitssituationen und zeigen anhand des integrativen Modells zur wis-senschaftlichen Textproduktion auf, wie diese selbst und der Wechsel zwischen ihnen durchallgemeinere Konzepte modelliert werden konnen. Wichtige Konzepte dabei sind das Arbeits-umgebungs- und Expositionskonzept (vgl. Bild 6.1), die es sowohl dem Wissenschaftler alsauch dem Werkzeugentwickler ermoglichen, die Komplexitat der Domane in einem Modellbeherrschen und dabei dennoch nicht die geforderte Ganzheitlichkeit zu verlieren:

Bild 6.1: Integratives Modell – Rolle der Arbeitsumgebung und Exposition

In dem Bild 6.1 werden die Komponenten Textproduzent und physische Umgebung dargestellt.Letztere besteht wiederum aus den Teilkomponenten Informationsbestand und Produktions-medium. Der Informationsbestand beinhaltet die Menge aller Informationsobjekte, die, wie imSchalenmodell gemaß Abschnitt 3.2.1 dargestellt, eingeteilt werden konnen. Fragestellungenin bezug auf die Reprasentation der Inhalte, Beziehungen zwischen den Informationsobjektenoder Speicherorte betreffen diese Komponente. Das Produktionsmedium hingegen wird be-

141

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142 KAPITEL 6. INTEGRATIVES MODELL WISSENSCHAFTL. TEXTPRODUKTION

stimmt durch Expositionen und Arbeitsumgebungen. Die dazugehorigen Begriffe werden inden folgenden Abschnitten definiert.

Hervorzuheben ist das Wechselspiel zwischen den kognitiven Prozessen und dem Produktions-medium. Einerseits ist es das Ziel, das Produktionsmedium und damit auch die Auswahl derprasentierten Informationsobjekte optimal an die kognitiven Prozesse anzupassen. Anderer-seits ist zu beachten, daß ublicherweise auch zufallige (nicht unbedingt benotigte) Inhalteeiner Exposition ebenfalls kognitive Prozesse initiieren konnen, etwa wenn etwas ”Interessan-tes“ entdeckt wird. Dann wird zum Beispiel der Prozeß Textinterpretation oder Reflexionausgelost. Außerdem hat das Kapitel 5 gezeigt, daß in jeder Arbeitssituation neues Wissen(Komponenten Arbeits- und Langzeitgedachtnis) durch Rezeption von Informationen aufge-baut wird. Dieses kann auf vielfaltige Weise in anderen Arbeitssituationen wieder benutztwerden, etwa bei der erweiterten Suche (episodisches Wissen). Eine Arbeitssituation ergibtsich demnach aus dem Zusammenspiel zwischen dem Textproduzenten mit seinen momenta-nen Gedachtnisinhalten und seinen kognitiven Prozessen sowie der Arbeitsumgebung mit deraktuellen Exposition. Diese Arbeitssituation ist eingebettet in weitere umgebende Kompo-nenten gemaß dem Rahmenmodell aus Abschnitt 3.2.

Zusammenfassend bestehen die Ziele des folgenden Ansatzes darin,

1. dem Ineinandergreifen verschiedener Rezeptions- und Produktionsprozesse und dem da-mit verbundenen Aufbau und Nutzen von Wissen gerecht zu werden,

2. neues Potential fur die Erforschung in bezug auf Prozeßoptimierung und Prozeßveranderungzu schaffen,

3. ein Modell zu entwickeln, das es erlaubt, andere Forschungsdisziplinen (und evtl. derenProzeßmodelle) mit dem integrativen Textproduktionsmodell in Beziehung setzen zukonnen,

4. fur den Anwender eine Brucke zur Ratgeberliteratur zu bauen, um Ratschlage, dieplausibel sind, aber andererseits noch nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht sind,ebenfalls abzubilden (wie z.B. das Fuhren eines wissenschaftlichen Journals).

In bezug auf den ersten und dritten Punkt gilt es beispielsweise, Erkenntnisse aus denAnsatzen zum sogenannten Source Reading (vgl. Jakobs, 1999, 1997, 1995; Stary und Kretschmer,1994) im Rahmen des integrativen Modells zu betrachten. Ahnlich der Diskussion in Kapitel 5konnen auch neuere Forschungsergebnisse fur das Modell genutzt werden.

Daneben ist im Hinblick auf das folgende Kapitel außerdem ein Modell zu fordern, auf dessenBasis ein neuartiges Werkzeug entwickelt werden kann, das den Wissenschaftler effektiv un-terstutzt, indem nicht nur die bisherigen (gewohnten) Prozesse effizienter, sondern auch derArbeitsprozeß selbst im Gesamtzusammenhang qualitativ verbessert wird.

6.1 Expositionen und Arbeitsumgebungen

Ziel ist es, die Verwaltung aller Informationsobjekte und die Darstellung einer Auswahl vonInformationsobjekten zu verbinden. Mit der Einfuhrung des Expositions- und Arbeitsum-

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6.1. EXPOSITIONEN UND ARBEITSUMGEBUNGEN 143

gebungskonzepts konnen wir das Zusammenspiel detaillierter betrachten:

Definition 14 (Exposition) Eine Exposition X wird definiert durch ein 4-Tupel X = (I, Ω, ρ, Φ)bestehend aus der Teilmenge I der Menge aller Informationsobjekte, einer Ebenenzuordnungs-relation Ω, einer Darstellungsfunktion ρ und einer Abhangigkeitsrelation Φ. Die Ebenenzuord-nungsrelation Ω ordnet jedem Element aus I mindestens eine der oberen drei Zugriffsebenenzu (siehe Abschnitt 3.2.2):

Ω ⊆ I × Zschr,Zles,Zgrei ∧ (∀o ∈ I : ∃(o, e) ∈ Ω) (6.1)

Die Darstellungsfunktion bildet den Inhalt der Informationsobjekte auf die Darstellung inner-halb der Exposition ab. Die Abhangigkeitsrelation legt die Abhangigkeiten zwischen je zweiInformationsobjekten fest:

Φ ⊆ I × I ×M,wobei Mdie Menge aller moglichen Abhangigkeiten (6.2)

Im Werkzeug ScientiFix werden Informationsobjekte ausschließlich in sogenannten Arbeitsfen-stern rezipiert und produziert. Wir nehmen diese deshalb in einer spezifischen Definition auf:

Definition 15 (ScientiFix-Exposition) Eine ScientiFix-Exposition X wird definiert durchein 4-Tupel X = (I , Ω, ρ, Φ) bestehend aus der Teilmenge I von der Menge aller in Scienti-Fix verwalteter Informationsobjekte, einer Ebenen- und Arbeitsfensterzuordnungsrelation Ω,einer Darstellungsfunktion ρ und einer Abhangigkeitsrelation Φ. Die Ebenen- und Arbeitsfen-sterzuordnungsrelation Ω ordnet jedem Element aus I mindestens eine der oberen drei Zu-griffsebenen und mindestens ein sichtbares Arbeitsfenster zu. Sei F die Menge aller sichtbarenArbeitsfenster:

Ω ⊆ I × Zschr,Zles,Zgrei × F ∧ (∀o ∈ I : ∃(o, e, f) ∈ Ω) (6.3)

Die Zugriffsebene eines Informationsobjekts kann bei ScientiFix dann wie folgt prazisiertwerden:

Definition 16 (Zugriffsebenen Zschr,Zles,Zgrei in ScientiFix) Sei X = (I , Ω, ρ, Φ) einegegebene ScientiFix-Exposition, dann wird ein Informationsobjekt innerhalb von ScientiFixwie folgt den Ebenen zugeordnet:

• (o, e, f) ∈ Ω ∧ e ∈ Zschr ⇔ Inhalt des Informationsobjekts o ist in dem Arbeitsfenster fsichtbar und kann verandert werden

• (o, e, f) ∈ Ω ∧ e ∈ Zles ⇔ Inhalt des Informationsobjekts o ist in dem Arbeitsfenster fsichtbar und kann nicht verandert werden

• (o, e, f) ∈ Ω ∧ e ∈ Zgrei ⇔ ein Verweis (z.B. in Form eines Hyperlinks oder Li-steneintrags) auf das Informationsobjekt o ist in dem Arbeitsfenster f sichtbar und kannbenutzt werden, um zu dem Informationsobjekt zu gelangen

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144 KAPITEL 6. INTEGRATIVES MODELL WISSENSCHAFTL. TEXTPRODUKTION

Definition 17 (ScientiFix-Darstellungsfunktion) Die Darstellungsfunktion ordnet jedemInformationsobjekt und Arbeitsfenster eine Visualisierung zu. In ScientiFix geschieht dies inder Visualisierungspipeline anhand verschiedener Parameter (siehe nachsten Abschnitt).

Die Eignung einer Exposition ergibt sich aus der Relation zwischen dem Wissenschaftler, sei-nen kognitiven Prozessen und den darzustellenden Inhalten und der Exposition. Da je nach zulosender Teilaufgabe bei der Textproduktion unterschiedliche kognitive Prozesse stattfinden,ist davon auszugehen, daß einige Expositionen besser geeignet sind als andere.

Beispiel 9 (Ruckgriff auf fremde Fachtexte)Beim Schreiben an dem Kapitel zur Evaluierung (Exposition I) will ein Textproduzent mehr-fach auf die Argumente aus fremden Fachtexten zuruckgreifen, an die er sich aber z.T. nurnoch vage erinnert. Da diese unter Umstanden nicht greifbar sind, mussen diese erst nochgesucht werden (Exposition II). Anhand der bibliographischen Angaben kann ein Teil derTexte ausfindig gemacht werden. Die entsprechenden Textbereiche werden nun parallel zureigenen Textpassage gelesen (Exposition III). Nach dem Einarbeiten der Argumente werdennoch im eigenen Text Verweise auf den fremden Fachtext hergestellt (Exposition IV), bevorwieder wie anfangs (Exposition I) weitergeschrieben wird.

Um die Anforderungen aus den Wechseln im kognitiven Bereich im Produktionsmedium nach-zuvollziehen, fuhren wir das Konzept Arbeitsumgebung ein, das es erlaubt, Expositionen andie kognitiven Prozesse innerhalb einer Arbeitsumgebung anzupassen und bei einem Wech-sel der Teilaufgabe gleichzeitig mit einem Arbeitsumgebungswechsel auszutauschen. Hierzuwird die aktuelle Exposition beim Verlassen einer Arbeitsumgebung gespeichert und bei derRuckkehr wiederhergestellt. Dies kann durch ein Werkzeug (physische Speicherung) oder ma-nuell (mentale Speicherung) geschehen.

Definition 18 (Arbeitsumgebung) Eine Arbeitsumgebung ist ein Paar bestehend aus ei-nem Namen und einer Exposition: A = (name,X ).

Definition 19 (Aktive Arbeitsumgebung) Die zu der momentan sichtbaren Expositiongehorende Arbeitsumgebung wird aktive Arbeitsumgebung genannt.

Es stellt sich die Frage, welche Eigenschaften bisherige Werkzeuge und Arbeitsweisen in bezugauf das Arbeitsumgebungskonzept haben. Beim Arbeiten mit dem Medium Papier1 ergebensich die Arbeitsumgebungen aus bestimmten Anordnungen der Informationsobjekte am Ar-beitsplatz, die sich fur den Wissenschaftler bewahrt haben. Er stellt diese fur bestimmteProzesse (z.B. Versprachlichen) her (vgl. O’Hara u. a., 2002; Knorr, 1998). Kennzeichnendfur die Arbeit mit dem Medium Papier ist, daß im Normalfall mehr Platz fur die sichtba-re Ablage von Informationsobjekten vorhanden ist als auf dem Bildschirm und dieser vonTextproduzenten auch ausgenutzt wird (vgl. O’Hara u. a., 2002). Nachteil ist, daß die Ar-beitsumgebung nicht einfach und schnell (”mit einem Befehl“) komplett umgestellt werdenkann, sondern sowohl fur das Wechseln wie auch fur das Wiederherstellen eine Reihe vonHandgriffen notig sind. Ferner konnen Hervorhebungen nicht je nach Prozeß (Kennzeichnenvon bibliographischen Angaben, Fachwortern, zu ubernehmenden Textbereichen) auf Papierentfernt und wieder eingeblendet werden.

1Hiermit ist auch der gleichzeitige Einsatz von elektronischen Medien und dem Medium Papier gemeint.

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6.2. VERANDERN UND WECHSEL VON EXPOSITIONEN 145

Im elektronischen Medium sind dagegen letztere Moglichkeiten denkbar, werden jedoch vonden im Moment verwendeten Werkzeugen in dieser Form nicht konsequent unterstutzt. DieVeranderung der Arbeitsumgebung erfolgt ebenfalls meist manuell. Wahrend in der ”Papier-welt“ eine globale Optimierung der Arbeitsumgebung fur eine Reihe von Prozessen ausreicht,pladiert die vorliegende Arbeit fur die lokale Optimierung der einzelnen Prozesse und dieUnterstutzung des Wechsels der Arbeitsumgebungen, da in elektronischen Medien der Platzzur Darstellung von Informationen zu beschrankt ist.

6.2 Verandern und Wechsel von Expositionen

Wie im vorausgehenden Abschnitt angedeutet, werden Expositionen verandert, um sie besseran den Arbeitsprozeß anzupassen oder ihn erst zu ermoglichen (Lesen eines bestimmten Fach-textes). Fur die folgenden Ausfuhrungen definieren wir zunachst die Inhaltserreichbarkeit:

Definition 20 (Inhaltserreichbarkeit) Ein Informationsobjekt oz ist von einem anderenInformationsobjekt os ”uber den Inhalt erreichbar in einem Schritt“, wenn der Inhalt von os

einen Verweis auf oz enthalt. Wir notieren hierfur os →i oz. Ein Informationsobjekt oz istvon einem anderen Informationsobjekt os ”uber den Inhalt erreichbar“, wenn gilt:

∃o1, o2, o3, ...on : os →i o1 →i o2 →i o3 →i ...on →i oz (6.4)

Wir notieren hierfur os →∗i oz.

Beispielsweise sind alle Elemente eines Listenstrukturobjekts oder alle von einer Hypertext-seite verlinkten weiteren Hypertextseiten ”uber den Inhalt erreichbar“. Die Inhaltserreichbar-keit ist wichtig, um z.B. bei der Suche den Suchraum einzuschranken oder fur einen in sichabgeschlossenen Export von Informationsobjekten. Eine Exposition laßt sich uber Inhaltser-reichbarkeit durch die Aktionen Anklicken eines Hyperlinks oder Informationsobjekts in einerStruktur sowie bei definierten Abhangigkeitsrelationen z.B. durch Wechsel des selektiertenBereichs andern. Die Oberflachenerreichbarkeit, die wie folgt definiert wird, ermoglicht esdem Wissenschaftler, daruber hinaus noch weitere Informationsobjekte zu erreichen:

Definition 21 (Oberflachenerreichbarkeit) Ein Informationsobjekt o ist in der Expositi-on Xti zum Interaktionszeitpunkt2 ti ”uber die Oberflache erreichbar in einem Schritt“, wennes mindestens eine Interaktion (MInput =Mausklick, Tastatureingabe) gibt, die dazu fuhrt,daß das Informationsobjekt o zum nachsten Interaktionszeitpunkt ti+1 mindestens lesbar ist:

∃mti ∈ MInput ⇒ Xti+1 = (I,Ω, ρ, Φ) ∧ (((o, Zles) ∈ Ω) ∨ ((o, Zschr) ∈ Ω)) (6.5)

Wir notieren hierfur Xti →f Xti+1 o. Ein Informationsobjekt o ist von einer Exposition

2Wir fassen die Zeit hier als diskretes Merkmal auf. Interaktionszeitpunkte ergeben sich dabei immer, wenneine Benutzereingabe erfolgt und ein eventuell daraus resultierendes Ergebnis sichtbar wird. Eingaben andererBenutzer werden ebenfalls mit berucksichtigt.

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146 KAPITEL 6. INTEGRATIVES MODELL WISSENSCHAFTL. TEXTPRODUKTION

Xti aus ”uber die Oberflache erreichbar“, wenn gilt:

∃Xti+1 ,Xti+2 ,Xti+3 , ...Xti+n : Xti →f Xti+1 →f Xti+2 →f Xti+3 →f ... →f Xti+n o (6.6)

Wir notieren hierfur Xti →∗f Xtin o.

6.2.1 Verandern von Expositionen durch Browsen und Navigieren

Wir betrachten das Browsen und die Navigation als zwei Moglichkeiten, die Exposition deraktiven Arbeitsumgebung zu verandern. Wir sprechen von Navigation, wenn der Benutzereine mentale Zielvorstellung uber das zu erreichende Objekt und eventuell auch ein Plan uberden Pfad dorthin hat. Als Browsen bezeichnen wir den Wechsel zu anderen Informationsob-jekten, wenn die Basis der Entscheidung jeweils die aktuelle Exposition ist und kein Plan uberden Pfad besteht. Dabei bildet die Menge der uber die Oberflache erreichbaren Informations-objekte eine Obermenge zur Menge der inhaltlich erreichbaren Objekte. Im folgenden gehenwir deshalb naher auf die unterschiedlichen Arten der Oberflachenerreichbarkeit ein:

• Selektion eines zuvor lesbaren Informationsobjekts: Der einfachste Fall ist, daßimmer, wenn ein Informationsobjekt o zum Zeitpunkt ti lesbar ist, dieses zum Zeit-punkt ti+1 in einem Schritt oberflachenerreichbar ist. Beispielsweise entspricht dies derSchaltflache Zuruck beim ersten Betatigen. Informationsobjekte, die zu noch fruherenZeitpunkten lesbar waren, sind in mehreren Schritten oberflachenerreichbar, dadurch,daß die Schaltflache wiederholt betatigt wird. In Abhangigkeit von verschiedenen Be-zugsgroßen und Darstellungen ergeben sich weitere Varianten:

– Oberflachenerreichbarkeit uber eine Schaltflache Zuruck oder die Darstellung derInformationsobjekte in einer Liste

– Erreichbarkeit des ”vorherigen“ Informationsobjekts entweder bezogen auf die Ge-samtanwendung oder auf ein Arbeitsfenster (vgl. ScientiFix-Exposition in Defini-tion 15)

– Erreichbarkeit des ”vorherigen“ Informationsobjekts bezogen auf die zuletzt schreib-baren Objekte (Ebene schreibbar)

– Erreichbarkeit des ”vorherigen“ Informationsobjekts bezogen auf eine bestimmteArbeitsumgebung

Wissenschaftler kehren beispielsweise zu vorher gelesenen Informationsobjekten zuruck,wenn sie einerseits eine Teilaufgabe abgeschlossen haben3 und sich wieder einer uber-geordneten Aufgabe widmen oder sie andererseits bei einer Suche in eine Sackgassegeraten und wieder auf einen vorherigen Aufsetzpunkt zuruckkehren (”Back-Tracking“)wollen.

Diese Listen sollten auch nach einem erneuten Programmstart noch zur Verfugungstehen. Daruber hinaus sollte der Mechanismus auch bewußt genutzt werden konnen,

3Diese kann auch darin bestehen, sich lediglich den Inhalt eines Informationsobjekts ins Arbeitsgedachtniszu rufen.

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6.2. VERANDERN UND WECHSEL VON EXPOSITIONEN 147

um z.B. effizient eine Liste aus bestimmten Objekten aufzubauen, indem diese in dergewunschten Abfolge auf die lesbare Ebene gebracht werden.

• Selektion durch Nutzung von Lesezeichen: Informationsobjekte, die sehr haufigbenotigt werden oder eine zentrale Rolle im Vergleich zu anderen Informationsobjekteneinnehmen, sollten auf jeden Fall in wenigen Schritten oberflachenerreichbar sein. Sosollten eigene Schaltflachen definiert werden konnen, die in einem Schritt zur Lesbarkeiteines bestimmten Informationsobjekts (Wurzelverzeichnis etc.) fuhren. Mit Hilfe vonselbst erstellten Lesezeichenliste4 kann eine Oberflachenerreichbarkeit in zwei Schrittengewahrleistet werden.

• Selektion uber- und nebengeordneter Informationsobjekte: Die zu einem Infor-mationsobjekt o ubergeordneten Informationsobjekte sind genau diejenigen, von denenaus o uber den Inhalt erreichbar ist. So ist eine Suchergebnisliste den einzelnen Such-ergebnissen ubergeordnet oder kann eine Texteinheit eine oder mehrere ubergeordneteAbschnittskontextstrukturen besitzen. Fur den Fall, daß ein Informationsobjekt mehrals ein ubergeordnetes Informationsobjekt hat, fuhren wir das Konzept des aktiven Kon-textes ein. In einer ScientiFix-Exposition ergibt sich der aktive Kontext eines Informati-onsobjekts in einem Arbeitsfenster daraus, von welchem Informationsobjekt das aktuellangezeigte Informationsobjekt inhaltlich erreicht wurde. Beispielsweise wird eine Text-einheit von einer Abschnittskontextstruktur aus aktiviert (etwa uber eine Verbindung).Bezuglich dieses aktiven Kontextes konnen nun auch weitere Navigationsmoglichkeitenangeboten werden: nachstes oder vorheriges Element (bei Listen, Baumen, Kontext-strukturen) sowie uber- und untergeordnete Elemente innerhalb einer Baumstruktur.Ein Beispiel ist eine Liste von eingescannten Seiten. Wird eine solche Seite gelesen,kann mit den obigen Navigationsmoglichkeiten vor- und zuruckgeblattert werden, wo-bei Seiten aber durchaus auch gleichzeitig Elemente von anderen Listenstrukturen seinkonnen!

• Selektion ahnlicher Informationsobjekte: Eine weitere Moglichkeit, potentiell nutz-liche Informationsobjekte oberflachenerreichbar zu machen, besteht darin, zu den greif-und sichtbaren Informationsobjekten ahnliche Objekte im Informationsbestand zu su-chen und anzuzeigen. Die wesentliche Aufgabe dabei ist allerdings die Definition einesgeeigneten Ahnlichkeitsmaßes. Im einfachsten Fall werden die Texteinheiten in Tokenszerlegt und die Ubereinstimmungen der Tokens gezahlt. Mit Hilfe eines Schwellwertskonnen anschließend die ahnlichsten Objekte zu einem gegebenen Informationsobjektausgewahlt werden. Alternativ konnte auch eine feste Anzahl von ahnlichsten Informa-tionsobjekte angeboten werden. Das Einfuhren von Stopwortlisten, die Zuruckfuhrungder Tokens auf Stammformen durch eine Morphologiekomponente oder die Berucksich-tigung der Tokenhaufigkeit sind Beispiele fur eine Verfeinerung des Ahnlichkeitsmaßes.Verfahren zur Klassifizierung konnen ebenfalls angewendet werden. Z.B. kann zunachstanhand einer bestimmten Zahl von Texteinheiten ein Klassifikator trainiert werden.Mittels diesen kann dann – angewendet auf alle Texteinheiten – eine Ahnlichkeit durchden Bezug auf die existierenden Klassen ermittelt werden. Anwendungsbeispiele sinddie Suche nach Zitaten, Suche nach ahnlichen Definitionen oder fruheren Notizen zu

4Die Lesezeichenliste ist ebenfalls ein Informationsobjekt, namlich vom Grundtyp Liste. Alternativ konntendie Lesezeichen auch hierarchisch organisiert werden (Grundtyp Baum), wie dies z.B. bei den gangigen Inter-netbrowsern der Fall ist.

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148 KAPITEL 6. INTEGRATIVES MODELL WISSENSCHAFTL. TEXTPRODUKTION

einem Text, der gerade produziert wird. Insbesondere die proaktive Suche5 ist bei derKonzeption neuartiger Werkzeuge zur Unterstutzung des wissenschaftlichen Textpro-duktionsprozesses zu nennen.

Das Ziel, im Hinblick auf die kognitiven Prozesse moglichst geeignete Informationsobjektegreifbar zu machen, resultiert aus der Tatsache, daß Wissenschaftler in der Regel aus oko-nomischen Grunden zunachst im Langzeitgedachtnis die Information abrufen, dann die greif-baren Objekte betrachten und meist erst dann auf den anderen Ebenen suchen (siehe Ebe-nenmodell des Zugriffs in Abschnitt 3.2.2). Es ist aber auch zu fordern, daß effizient undkostengunstig zwischen verschiedenen Informationsobjekten als Gegenstand von kognitivenProzessen (z.B. Textinterpretation) gewechselt werden kann. Bild 6.2 veranschaulicht dieseArt des Zugriffs auf den oberen drei Ebenen des Ebenenmodells (Zschr, Zles und Zgrei).

Bild 6.2: Ebenenmodell des Zugriffs – Suche auf den oberen Ebenen

Erlauterung 1Bild 6.2 bezieht sich auf die unmittelbare Textproduktionssituation. Beim Schreiben (➀) ent-steht ein Informationsbedurfnis (➁). Dies kann z.B. nach Bereiter und Scardamalia (1987) rhe-torischer oder inhaltlicher Art sein. Zunachst sucht der Wissenschaftler im Langzeitgedachtnis(➂). Ist dies nicht ausreichend, werden die Objekte auf der les- und schreibbaren Ebeneuberpruft und/oder gelesen (➃). Durch Navigation zu den greifbaren, d.h. in einem Schritterreichbaren, Objekten (➄) konnen auch diese dem Leseprozeß (➃) zuganglich gemacht wer-den. Eventuell wird dieser Schritt auch ohne Benutzerinteraktion durchgefuhrt, wenn derWissenschaftler keines der greifbaren Objekte fur erfolgsversprechend halt. Im positiven Fallbei einem der Schritte wird zum Schreibprozeß (➀) oder einer vorherigen Stufe zuruckgekehrt(vgl. Bild 6.2), andernfalls wird die Suche auf den unteren Zugriffsebenen fortgefuhrt (sieheAbschnitt 6.2.3).

Obige Erlauterung zeigt eine der Moglichkeiten, wie ein Navigationsprozeß ausgelost werdenkann. Daneben konnen beim Browsen auch ohne Informationsbedurfnis Informationsobjekteinteressengesteuert oder zufallig zum Lesen ausgewahlt werden. Wir verweisen hier insbeson-dere auf den Abschnitt 5.2.2. Um sich einen Uberblick uber den eigenen Informationsbestandzu verschaffen, browst oder navigiert der Wissenschaftler ebenfalls.

5D.h., der Textproduzent lost nicht selbst explizit den Suchprozeß aus, sondern die Suche wird vom Werk-zeug nebenlaufig initiiert.

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6.2. VERANDERN UND WECHSEL VON EXPOSITIONEN 149

Im Gegensatz zu einer Suchanfrage mit einer daraus resultierenden (moglicherweise umfang-reichen) Suchergebnisliste, ist das vorrangige Ziel bei den oben beschriebenen Erreichbarkeitenuber die Oberflache, daß der Wissenschaftler die Rolle jedes der greif-, les- und schreibba-ren Informationsobjekte in der aktuellen Exposition schnell erfassen kann, d.h. daß er einenUberblick uber die Beziehung der aktuell sichtbaren Informationsobjekte zu seiner aktuellenArbeitsaufgabe besitzt.

6.2.2 Wechsel von Expositionen mit Arbeitsumgebungen

Im Gegensatz zu der Navigation oder dem Browsen kann beim Wechsel der Arbeitsumgebungeine Exposition nicht nur punktuell verandert werden, sondern vollstandig ausgetauscht wer-den. Es wird nicht nur ein einzelnes Informationsobjekt, sondern eine ganze Menge mit einerBenutzerinteraktion gewechselt. Dies kann z.B. dazu genutzt werden, um zwischenzeitlich eineandere Arbeitsaufgabe zu verfolgen, etwa einen Eintrag im personlichen Fachworterbuch zuvervollstandigen. Wir nehmen an, daß in vielen Fallen die Exposition der Hauptaufgabe unddie der zwischenzeitlichen Aufgabe sehr unterschiedlich sein kann und dies dazu fuhrt, daß derTextproduzent einen hohen Aufwand auf sich nehmen muß, um die jeweils geeignete Exposi-tion nur unter Verwendung des Navigierens oder Browsens herzustellen. Mit der Moglichkeit,durch den Wechsel der aktiven Arbeitsumgebung auch die Exposition auszutauschen, greifenwir Beobachtungen aus Experimenten in der Textproduktionsforschung auf (vgl. beispiels-weise die Aussagen von Hayes und Flower (1980) zu dem Wechsel zwischen den ProzessenGenerieren, Formulieren und Uberarbeiten). Auch die Betrachtung der Arbeitssituationenin Kapitel 5 und mogliche Folgearbeitssituationen stutzen diese Annahme. An dieser Stellemuß auch erwahnt werden, daß mit dem zwischenzeitlichen Wechsel in eine andere Arbeits-umgebung auch das Ziel verbunden sein kann, lediglich die Gedachtnisinhalte aufzufrischen,bevor der Textproduzent sich wieder der ursprunglichen Textproduktionsaufgabe zuwendet.Ein Beispiel hierfur ist das zwischenzeitliche Nachschlagen einer Definition.

Die folgenden Einteilungen zeigen u.a. die Beziehungen zwischen Arbeitsumgebungen undArbeitssituationen auf, die beispielsweise in Kapitel 5 diskutiert wurden:

• Primitive und komplexe Arbeitsumgebung: Ein Beispiel fur eine primitive Ar-beitsumgebung ist eine Arbeitsumgebung, die dem Hinzufugen eines Eintrags in daspersonliche Fachworterbuch (siehe Arbeitssituation 10 auf Seite 81) dient und aus-schließlich fur diesen Arbeitsprozeß geschaffen wurde. Von einer komplexen Arbeitsum-gebung sprechen wir, wenn mehrere primitive Arbeitsumgebungen kombiniert werden,wie z.B. beim Verandern des personlichen Fachworterbuchs und gleichzeitigem Leseneines Fachtextes (siehe Arbeitssituation 12 auf Seite 87).

• Rezeptive, produktive, reproduktive und organisatorische Arbeitsumgebung:Wir sprechen von einer rezeptiven A., wenn die Informationsobjekte einer Arbeitsum-gebung nur gelesen werden, von einer produktiven A., wenn sich alle Informationsobjekteauf ein zu schreibendes Textprodukt beziehen, von einer reproduktiven A., wenn Infor-mationsobjekte als Informationsquelle fur das zu schreibende Textprodukt dienen undvon einer organisatorischen A., wenn die Informationsobjekte strukturiert werden.

• Minimale und erweiterte Arbeitsumgebung: Enthalt eine Arbeitsumgebung nurdie unbedingt notwendigen Informationsobjekte fur den momentanen kognitiven Prozeß,so handelt es sich um eine minimale A., andernfalls um eine erweiterte. Der Grund fur

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150 KAPITEL 6. INTEGRATIVES MODELL WISSENSCHAFTL. TEXTPRODUKTION

erweiterte A. ergibt sich aus dem Ziel, auch Folge- und Nebenprozesse mit einer Ar-beitsumgebung abzudecken.

• Spezielle und generelle Arbeitsumgebung: Eine generelle A. liegt im Gegensatzzu einer speziellen A. vor, wenn diese fur verschiedene Prozesse genutzt wird.

• Bereichsspezifische, prozeßspezifische und projektspezifische Arbeitsumgebung:Beispiele fur bereichsspezifische A. sind Arbeitsumgebungen zur Verwaltung bibliogra-phischer Angaben oder Fachworterbucheintragen. Prozeßspezifische A. unterscheidensich z.B. nach den Erkenntnisprozessen (siehe Abschnitt 5.2.1). Projektspezifische A.beziehen sich z.B. auf verschiedene Textprodukte (Dissertation, Artikel fur KonferenzA, Kurzfassung fur Konferenz B, Vorlesungsskript). Wenn Anwender verschiedene spezi-fische A. verwenden statt eine generelle, konnte damit das Werkzeug auch ein wichtigesAnalyse- und Evaluierungsinstrument fur die Erforschung der Wechsel der zu losendenTeilaufgaben bei der wissenschaftlichen Textproduktion sein.

• Arbeitsumgebung ohne ScientiFix, mit ScientiFix und ausschließlich unterVerwendung von ScientiFix: Diese Unterscheidung ist im Hinblick auf die Eva-luierung in Kapitel 8 wichtig, um Arbeitsprozesse zu diskutieren, in denen nicht nurScientiFix als Hilfsmittel benutzt wird.

In Fallstudien wurde das Nutzerverhalten im Hinblick auf die obige Einteilung untersucht. DieTestbenutzer setzten dabei das Werkzeug ScientiFix ein, das die Definition und den Wechselvon Arbeitsumgebungen erlaubt. Dabei zeigte sich, daß unerfahrene Benutzer anfanglich eherzu generellen Arbeitsumgebungen neigen und sich diese jeweils immer wieder anpassen, alssich spezifische Arbeitsumgebungen anzulegen und zwischen diesen zu wechseln. Der Grunddafur besteht moglicherweise darin, daß das permanente Andern der Exposition in der ak-tiven Arbeitsumgebung dem gewohnten Umgang mit den bisherigen Werkzeugen entspricht,wie etwa dem Internetbrowser oder konventionellen Textverarbeitungssystemen. Auf weitereErgebnisse wird in Kapitel 8 ausfuhrlicher eingegangen.

Bei den bisherigen Ausfuhrungen sind wir davon ausgegangen, daß bei einem Wechsel derArbeitsumgebung die gesamte Exposition mit der jeweiligen Arbeitsumgebung ausgetauschtwird. Das Konzept wird im folgenden im Hinblick auf das Werkzeug ScientiFix erweitert:Bei einem Arbeitsumgebungswechsel konnen bezogen auf die aktive ScientiFix-Exposition er-stens nur die Informationsobjekte der Arbeitsfenster gewechselt werden oder zweitens nur dieDarstellung. Bevor wir dies jeweils an einem Anwendungsbeispiel illustrieren, definieren wirzunachst die ScientiFix-Informationsumgebung und die ScientiFix-Visualisierungsumgebung.

Definition 22 (ScientiFix-Informationsumgebung) Sei A = (name,X ), mitX = (I, Ω, ρ, Φ) eine Arbeitsumgebung, so ist das Paar I = (name, I) die Informationsumge-bung zu A.

Definition 23 (ScientiFix-Visualisierungsumgebung) Sei A = (name,X = (I, Ω, ρ, Φ))eine Arbeitsumgebung, so ist das Tripel V = (name, ρ,Φ) die Visualisierungsumgebung zu A.

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6.2. VERANDERN UND WECHSEL VON EXPOSITIONEN 151

Die zwei folgenden Beispiele verdeutlichen die obigen Definitionen:

Anwendungsbeispiel 1 (Wechsel mit Beibehaltung der Visualisierungsumgebung)Angenommen der Textproduzent arbeitet

”parallel“ an mehreren Abschnitten seines Text-

produkts. Er legt deshalb verschiedene Arbeitsumgebungen an. Verandert er nun z.B. dieFenstergroßen oder Parameter fur die Darstellung der Informationsobjekte innerhalb einerArbeitsumgebung, so kann er diese Veranderung uber das Konzept der ScientiFix-Visualisie-rungsumgebung in alle anderen Arbeitsumgebungen transferieren. D.h. lediglich die Auswahlder dargestellten Informationsobjekte, nicht aber die Art, wie diese dargestellt werden, wirdbeim Wechsel der Arbeitsumgebung mitverandert.

Anwendungsbeispiel 2 (Wechsel mit Beibehaltung der Informationsumgebung)Angenommen der Textproduzent arbeitet in einer Exposition mit mehreren in etwa gleichgroßen Arbeitsfenstern, die alle zur Verfugung stehenden Symbolleisten enthalten, um in je-dem einzelnen Fenster flexibel editieren zu konnen. Da dadurch der Platz fur die Darstellungder Inhalte der Informationsobjekte verringert wird, definiert der Textproduzent eine weitereArbeitsumgebung, die sich z.B. von der ersten lediglich darin unterscheidet, daß alle Symbol-leisten ausgeblendet sind. In dieser Arbeitsumgebung kann der Textproduzent bei einer reinlesenden Informationsaufnahme mehr Informationen erfassen. Die Moglichkeit, zwischen die-sen Arbeitsumgebungen unter Beibehaltung der Informationsumgebung zu wechseln, kann derTextproduzent nutzen, um schnell und einfach jeweils fur die momentan les- und greifbarenInformationsobjekte eine fur seinen Arbeitsprozeß optimale Darstellung auszuwahlen.

Mittels der obigen Konzepte kann also beim Wechsel einer Arbeitsumgebung entweder dieArt und Weise wie Informationsobjekte in den Fenstern dargestellt werden oder der Inhaltder Arbeitsfenster beibehalten werden. Um jedoch nur die Inhalte bestimmter Arbeitsfen-ster beim Wechsel beizubehalten, fuhren wir das Konzept der Arbeitsumgebungsverbindungein. Mittels dieser kann festgelegt werden, daß beim Arbeitsumgebungswechsel das Informati-onsobjekt eines bestimmten Arbeitsfensters der Ausgangsarbeitsumgebung in ein bestimmtesArbeitsfenster einer anderen Arbeitsumgebung ubernommen wird.

Anwendungsbeispiel 3 (Arbeitsumgebungsverbindung)Angenommen der Textproduzent arbeitet in der Arbeitsumgebung A an einem Abschnittseines Textprodukts. In drei Arbeitsfenstern wird eine Gliederung, ein Abschnittskontext unddie Textstelle dargestellt. Wahrend des Formulierens mochte der Textproduzent in einer vonihm selbst erstellten Redaktionsrichtlinien nachlesen. Dazu wechselt er in eine weitere Arbeits-umgebung B, in der nun beispielsweise eine Liste von Eintragen der Redaktionsrichtlinie undein selektierter Eintrag lesbar ist. Außerdem wurde beim Wechsel in die Arbeitsumgebung Bdie in Arbeit befindliche Textstelle aus Arbeitsumgebung A ubernommen, damit diese nungleichzeitig wahrend des Nachschlagens in der Redaktionsrichtlinie les- und schreibbar ist.Daruber hinaus kann er in dieser Umgebung auch die Redaktionsrichtlinie selbst verandern(z.B. durch Hinzufugen neuer Regeln).

Das Beispiel vermittelt einen Eindruck davon, wie Arbeitsumgebungsverbindungen verwendetwerden konnen, um mit Informationen umzugehen, die unter verschiedenen Perspektiven aufeinen Arbeitsgegenstand dokumentiert und genutzt werden.

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152 KAPITEL 6. INTEGRATIVES MODELL WISSENSCHAFTL. TEXTPRODUKTION

6.2.3 Verandern von Expositionen durch erweiterte Suche

Ausgehend von den Ausfuhrungen in Abschnitt 6.2.1, die sich u.a. mit der Informationssucheauf den oberen drei Ebenen des Zugriffsmodells aus Abschnitt 3.2.2 beschaftigt haben, bezie-hen wir in diesem Abschnitt auch die unteren Ebenen mit in die Suchhandlungen ein (Zver,Zbes, Zbek und Zunbek). Der Schwerpunkt soll auf einer Besonderheit liegen, die gerade bei derwissenschaftlichen Textproduktion relevant ist, namlich die Suche nach schon bekannten In-formationsobjekten. Bei der Rezeption und Produktion eines Informationsobjekts (Fachtext,Notiz etc.) entstehen verschiedene mentale Reprasentationen (vgl. Abschnitt 5.1.3.2 sowieJakobs (1999), Hayes (1996), Krings (1992)). Wir unterscheiden hierbei:

• Informationen uber den Inhalt des Fachtextes (z.B. Thema oder Textstruktur)

• Informationen uber die Textoberflache des Fachtextes (z.B. Wortwahl)

• Informationen uber das Fachdokument (z.B. Dokumentformat, Einbandfarbe etc.)

• Informationen uber die Rezeptions- oder Produktionssituation (z.B. Arbeitsumgebung,Arbeitsfenster etc.)

• Informationen uber den Zeitkontext (z.B. vor der Veroffentlichung eines wichtigen Ar-tikels)

Vor allem in einer elektronischen Umgebung (z.B. mit ScientiFix) konnen in diesem Zusam-menhang wichtige Informationen automatisch protokolliert werden, die dann zusatzlich zukonventionellen Suchgroßen berucksichtigt werden sollten. Bild 6.3 zeigt den Ablauf einessolchen Suchprozesses (vgl. auch Hausdorf u. a., 2002; Hausdorf 04/05, in Vorbereitung):

➀ Sammeln der Ausgangsinformationen fur die Suche: Bei den Ausgangsinforma-tionen ist die Charakterisierung des Informationsbedurfnisses (Ziel der Suche) von denInformationen zu trennen, die vor und wahrend der Suche vorhanden bzw. erworbenenoder im Gedachtnis reaktiviert werden. Letzteres ist insbesondere wichtig fur bekannteObjekte. Der Suchraum kann dadurch z.B. auf den personlichen Informationsbestandeingegrenzt werden, wahrend unbekannte Informationsobjekte mit den konventionellenRetrieval-Methoden im wissenschaftlichen Informationsbestand gesucht werden mussen.Gemaß dem Prinzip PMiMa mussen wir die Suche eingebettet in einen ubergeordnetenProzeß sehen. Z.B. kann die Suche nach bestimmten Objekten mit der Lokalisierung imeigenen Fachdokument verbunden sein, indem etwa die Suchergebnisse in der Gliede-rung der eigenen Arbeit markiert werden sollen. Eine mogliche Fragestellung ware hier:

”Welche Informationsobjekte zum eigenen Fachdokument wurden im vorletzten Monatverandert?“

➁ Auswahl der Suchstrategie: In diesem Schritt wird das Suchproblem in Teilzie-le heruntergebrochen. Es gilt zu klaren, ob und in welcher Reihenfolge bei der Suchebibliographische Angaben, die Informationstragertypen, Kontextstrukturen oder Stich-worter eine Rolle spielen. Beispielsweise konnen ausgehend von einem Autornamen diebibliographischen Angaben durchsucht, anschließend die kurzlich betrachteten Fach-textkontexte uberblickt werden, um schließlich ein gesuchtes Zitat zu finden.

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6.2. VERANDERN UND WECHSEL VON EXPOSITIONEN 153

Bild 6.3: Ebenenmodell des Zugriffs – Suche auf den unteren Ebenen

➂ Auswahl der Suchmethode: Je nach Strategie und damit verbundenen Teilzielenkann anhand unterschiedlicher Methoden gesucht werden:

• Navigation und/oder Browsen

• Suchanfrage mit Stichwort (konventionell)

• Suchanfrage mit Angabe eines Zeitraums, in dem das gesuchte Informationsobjektlesbar war6

• Suchanfrage mit Angabe eines Zeitraums, in dem das gesuchte Informationsobjektverandert wurde7

• Suchanfrage mit Angabe der Arbeitsumgebung

• Suchanfrage mit Angabe eines Informationsobjekts, von dem aus das gesuchte uberden Inhalt erreichbar ist

6Eigentlich ware es wunschenswert, zu spezifizieren, wann ein Informationsobjekt gelesen wurde. Dies istaber aus Sicht eines Werkzeugs nicht ohne weiteres automatisch zu protokollieren.

7Anzumerken ist, daß die meisten Suchmaschinen wenn uberhaupt nur den letzten Veranderungszeitpunktberucksichtigen (konnen).

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154 KAPITEL 6. INTEGRATIVES MODELL WISSENSCHAFTL. TEXTPRODUKTION

➃ Ausfuhren der Suchmethode: Hier erfolgt die Benutzerinteraktion in Form vonTastatur- und Mauseingaben. Wir verweisen hier auch auf die Ausfuhrungen zur Ober-flachenerreichbarkeit und dem Wechsel von Arbeitsumgebungen (siehe vorherige Ab-schnitte). Die Formulierung von Suchanfragen ist z.B. uber Suchdialoge moglich.8

➄ Bewertung der Suchergebnisse: Ergebnis der Suche kann z.B. eine Liste mit einerbestimmten Anzahl von Informationsobjekten als Treffer sein. Viel Forschung wurde imBereich der Relevanzbewertung betrieben, um gerade bei einer großeren Trefferanzahldie Liste sortieren zu konnen. Wir wollen hier nicht naher darauf eingehen und nurzwei Sortierkriterien angeben, die ublicherweise nicht berucksichtigt werden: Zeitpunktder letzten Veranderung oder Rezeption. Wieder ist die Voraussetzung fur das Sortier-kriterium, daß die gesuchten Informationsobjekte bekannt sind (Teil des personlichenInformationsbestands). Statt der Darstellung in einer Liste konnten die Inhalte oder be-stimmte Inhaltsausschnitte der gefundenen Informationsobjekte auch konkateniert wer-den. Die Verknupfung der Ergebnisse mit vorhandenen Informationsobjekten (z.B. dieMarkierung der gefundenen Abschnitte in einer Produktstruktur) ist eine weitere Alter-native. Insgesamt ist erfolgt durch den Textproduzenten eine Bewertung der Anzahl derTreffer und der Titel der Informationsobjekte (greifbare Ebene). Wenn zu viele/wenigeTreffer ermittelt wurden, kann der Suchraum einschrankt/erweitert werden (zuruck zueinem vorherigen Schritt). Andernfalls werden einzelne Ergebnisse naher betrachtet.

➅ Auswahl von Einzelergebnissen: Durch Markieren einer Menge von Listeneintragenoder entsprechender Operationen werden die dazugehorigen Informationsobjekte auf dielesbare Ebene zugeordnet.

➆ Bewertung der Einzelergebnisse: In diesem Schritt, bei dem der Textproduzenthauptsachlich uberblickend und/oder selektiv liest, wird festgestellt, ob ein Teilziel er-reicht wurde und/oder wie das Informationsobjekt sonst noch verwendet werden kann.

➇ Einfugen der Ergebnisse in Strukturen: Wichtig fur die Einbettung des Suchpro-zesses in den Gesamtprozeß ist, daß nach dem Bewertungsschritt, die Ergebnisse, wennsinnvoll, in entsprechende Strukturen eingeordnet werden. Der Textproduzent verfolgtdabei das Ziel, eine erneute Suche zu verkurzen und relevante Informationsobjekte pro-spektiv bereitzulegen (greifbare Ebene), auch zur Vorbeugung des Vergessens. Dies giltauch fur die Suchanfragen selbst, von denen wir fordern, daß auch diese als Informa-tionsobjekte reprasentiert werden. Die Arten von Strukturen, in denen die Informations-objekte abgelegt werden konnen, behandeln wir im Abschnitt 6.2.4.

➈ Bewertung des Suchprozesses: An dieser Stelle wird uberpruft, inwiefern das Ge-samtziel des Suchprozesses erreicht worden ist oder dieses noch erreicht werden kann(alle Moglichkeiten ausgeschopft). Je nach Ergebnis wird zu einem vorherigen Schrittzuruckgekehrt oder die Suche beendet. Eventuell werden erreichte Teilziele oder nochoffene Fragen dokumentiert.

Die obigen Schritte zur erweiterten Suche zeigen, wie Informationen uber bekannte Infor-mationsobjekte wahrend der Suche berucksichtigt werden konnen. Dabei kann es auch sein,

8In ScientiFix ist eine Suchanfrage ebenfalls ein Informationsobjekt und kann deshalb wie alle Informa-tionsobjekte gespeichert, strukturiert, exportiert, gesucht etc. werden!

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6.2. VERANDERN UND WECHSEL VON EXPOSITIONEN 155

daß der Wissenschaftler sich erst wahrend der Suche wieder an Informationen erinnert, diefur die Suche relevant sind und die er spater in den Suchprozeß einfließen laßt. Gerade beider wissenschaftlichen Textarbeit, bei der wiederholt z.T. aus unterschiedlichen Grunden aufdenselben Fachtext zuruckgegriffen wird (vgl. Abschnitt 2.3.5), stellt die erweiterte Sucheeine wichtige Unterstutzung dar, die von einem Werkzeug gefordert werden sollte. Dabei darfnicht unerwahnt bleiben, daß auch seitens des Textproduzenten die Nutzung der erweitertenSuche erlernt werden muß.9

6.2.4 Verandern von Exposition durch Bereitlegen

Mit dem Bereitlegen verfolgt der Wissenschaftler das Ziel, Informationsobjekte fur einen Ar-beitsschritt, der in naher oder ferner Zukunft liegen kann, greifbar, lesbar oder schreibbar zumachen. Informationsobjekte konnen innerhalb von Expositionen oder Strukturen bereitge-legt werden. Bild 6.4 zeigt, welche Arten von Strukturen unterschieden werden konnen (vgl.auch Hausdorf u. a., 2002; Hausdorf 04/05, in Vorbereitung):

Bild 6.4: Verschiedene Strukturen bei der wissenschaftlichen Textproduktion

• Globale Strukturen werden z.B. zur Verwaltung des Gesamtbestands der bibliogra-phischen Angaben oder der Kontextstrukturen zu Fachtexten im personlichen Infor-mationsbestand benutzt. Auch ein personliches Fachworterbuch sollte global angelegtwerden. Diese werden beim Lesen von Fachtexten aufgebaut und konnen bei allen fol-genden Textproduktionen genutzt werden (siehe Abschnitt 5.1).

• Arbeitsstrukturen dienen dagegen im Rahmen eines Arbeitsprozesses (Rezeption ei-nes eigenen oder fremden Fachtextes, Formulieren oder Uberarbeiten eines Abschnittso.a.) dazu, Informationsobjekte zu strukturieren und im Falle einer Kontextstruktureiner Rolle zuzuweisen. Damit kann beispielsweise auch ein neu erzeugtes Informations-objekt einfach ab- und bereitgelegt werden, um zu einem spateren Zeitpunkt schnelldarauf zugreifen zu konnen. Außerdem konnen Arbeitsstrukturen benutzt werden, umgleichartige Aufgaben zu sammeln, etwa in Form einer Liste von bibliographischen An-gaben zu Buchern, die in der Bibliothek noch bestellt werden mussen.

9Siehe dazu auch die Ausfuhrungen zur”electronic literacy“ bei Knorr (1998, 122).

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156 KAPITEL 6. INTEGRATIVES MODELL WISSENSCHAFTL. TEXTPRODUKTION

Tabelle 6.1: Klassen des Bereitlegens anhand der Prozeßintegration

Klasse Phase Beschreibung Bereitlege-ort

Bereitlegen zu Beginnder Bearbeitung einerArbeitsaufgabe

➁ Der Wissenschaftler uberlegt,welche Informationsobjekte erunbedingt oder moglicherweise zurBearbeitung der Arbeitsaufgabebraucht (Einrichten desArbeitsplatzes).

aktuelleArbeitsstruk-turen oderExposition

Bereitlegen am Endeder Bearbeitung einerArbeitsaufgabe

➄ Noch nicht eingeordneteInformationsobjekte zuIdeennotizen werden inverschiedenen Strukturen abgelegt.Bei temporaren Strukturen (z.B.Suchergebnisliste) wird dabeibewertet, ob sie noch einmalbenotigt werden konnten.

aktuelleArbeitsstruk-turen oderExposition

Bereitlegen vonZwischen- oderEndproduktenwahrend derBearbeitung einerArbeitsaufgabe

➂, ➃ Informationsobjekte, die wahrendder Bearbeitung entstehen oderbenotigt werden, konnenbereitgelegt werden, um beimerneuten Zugriff Doppelarbeit zuvermeiden (Suche oderNavigation). Wichtige Beispiele furArten von Informationsobjektenbeim textreproduktiven Handelnsind bibliographische Angaben oderfremde Fachdokumente. Einweiteres Ziel kann darin bestehen,dem Vergessen entgegenzuwirken,indem Informationsobjekte greifbarbereitgelegt werden (Titelsichtbar).

aktuelleArbeitsstruk-turen oderExposition

Bereitlegen fur andereArbeitsaufgaben

➂, ➃,➄

Bei (zufalligen) Suchergebnissenoder dem Entwickeln neuer Ideen,die nicht fur die Bearbeitung deraktuellen Arbeitsaufgabe relevantsind, dafur aber fur eine andere,konnen die entsprechendenInformationsobjekte in globalenStrukturen oder anderen Arbeits-und Produktstrukturenbereitgelegt werden.

globaleStrukturen,andereArbeits- oderProduktstruk-turen

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6.2. VERANDERN UND WECHSEL VON EXPOSITIONEN 157

• Produktstrukturen beziehen sich ausschließlich auf das Produkt. Beispiele sind einGliederungsentwurf, eine Dokumentstruktur (d.h. die Struktur, die sich durch Einteilungeines Dokumentes in Kapitel, Abschnitte etc. ergibt), eine Textstruktur oder eine Sichtauf einen Text (z.B. das Zusammenfassen der Passagen eines durchgangigen Beispielsoder die Auswahl aller mathematischer Definitionen in einer Dissertation).10

Betrachten wir zunachst, wie idealerweise eine Arbeitsaufgabe in Phasen abgearbeitet wird(siehe Bild 6.5), um danach das Bereitlegen im Prozeß zu lokalisieren.

Bild 6.5: Phasen zur Abarbeitung einer Arbeitsaufgabe

Eine Arbeitsaufgabe wird begonnen bzw. wiederaufgenommen (➀), indem sich der Wissen-schaftler die Exposition einrichtet (➁). Beispielsweise legt er sich ein fremdes Fachdokumentbereit, das er in sein zu schreibendes Textprodukt einarbeiten will. Zu letzterem fugt erzusatzlich die Gliederung und die betreffende Textstelle in die Exposition ein. Im darauffolgen-den Schritt denkt er inhaltlich nach, rezipiert oder produziert Informationsobjekte innerhalbder aktuellen Exposition (➂). Werden weitere Informationsobjekte benotigt bzw. sind vorhan-dene uberflussig, kann er die Exposition entsprechend verandern11 (➃). Zum Abschluß oderlangerfristigen Unterbrechen der Bearbeitung der Arbeitsaufgabe (➄) raumt er die Expositionauf, indem beispielsweise neu erzeugte Informationsobjekte noch in Strukturen eingeordnetwerden (➄). Tabelle 6.1 unterscheidet nun im Hinblick auf das Prinzip PMiMa und dem obigenAblauf vier Arten der Prozeßeinbindung.

Im elektronischen Medium konnen auch neuartige Formen des Bereitlegens realisiert werden,die uber konventionelle Denkmodelle zum Einrichten eines Arbeitsplatzes hinaus gehen. Wirzeigen dies anhand folgender Stufen auf:

1. Bereitlegen von Informationsobjekten in einer Exposition entspricht der Arbeitsplatz-metapher.

2. Bereitlegen von Informationsobjekten in Strukturen entspricht im papierenen Mediumdem Herstellen einer Referenz oder dem Anfertigen einer Kopie. Im elektronischen Me-dium kann das referenzierte Informationsobjekt direkt und schnell visualisiert werden(ohne redundante Datenhaltung). Insbesondere wird dadurch auch eine effiziente mehr-fache Einordnung in verschiedene Arten von Strukturen moglich (siehe Bild 6.4).

10Siehe auch Arbeitssituation 31 in Abschnitt 5.1.3.2.11Siehe dazu die zwei vorherigen Abschnitte.

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158 KAPITEL 6. INTEGRATIVES MODELL WISSENSCHAFTL. TEXTPRODUKTION

3. Bereitlegen einer Exposition einschließlich der darin enthaltenen Informationsobjekte:Da Expositionen selbst in Informationsobjekten gespeichert werden konnen, kann aufdiese Weise ein erfahrener Anwender eine Menge von Informationsobjekten zusammenmit der aktiven Visualisierungsumgebung bereitlegen. Beispielsweise kann so die aktuelleExposition gespeichert werden, wenn die Bearbeitung einer Arbeitsaufgabe unterbro-chen wird. Bei einer Wiederaufnahme besteht die Moglichkeit, diese dann wieder zureaktivieren.

6.3 Visualisierungspipeline und Anderungsoperationen

Aufgabe der Visualisierungspipeline ist die Abbildung des Informationsbestands auf die Be-nutzerschnittstelle. Das elektronische Medium zeichnet sich im Vergleich zur ”Papierwelt“ u.a.durch folgende Moglichkeiten aus:

• Ausgehend von einer Reprasentation der Inhalte zur persistenten Speicherung konnendie Inhalte jeweils fur eine geeignete Darstellung im Kontext des aktuellen Arbeitspro-zesses transformiert werden (z.B. Hervorhebungen von bibliographischen Angaben oderunbekannten Wortern, Bildung von Ausschnitten oder Darbietung von Zusatzinforma-tionen oder Metadaten).

• Inhalte zu denselben Informationsobjekten konnen mehrfach gezeigt werden, aber z.B.mit unterschiedlichen Hervorhebungen oder auf unterschiedlichen Rechnern.

• Benutzereingaben bezogen auf die Darstellung bestimmter Informationsobjekte konnenmit den Darstellungen anderer Informationsobjekte verbunden werden. Z.B. kann dasMarkieren eines Informationsobjekts in einer Baumstruktur die Auswahl und Anzeigedieses Informationsobjekts in einem anderem (zuvor definiertem) Arbeitsfenster auslosen(vgl. ”Snap-together“-Visualisierungen bei North und Shneiderman, 2000).

Folgendes Beispiel illustriert dies am Beispiel des Werkzeugs ScientiFix, das in Kapitel 7vorgestellt wird:

Beispiel 10 (Visualisierungspipeline in ScientiFix)In Bild 6.6 werden die Stufen dargestellt, anhand derer in ScientiFix Inhalte oder dazugehorigeMetadaten dargestellt werden. Zunachst wird eine Menge von Informationsobjekten bestimmt,indem entweder der Benutzer diese direkt durch eine Interaktion auswahlt oder sich diese ausanderen Veranderungen des Produktionsmediums oder des Informationsbestands ergeben. Inder zweiten Stufe werden die Inhalte, die visualisiert werden sollen, entweder direkt dem In-formationsobjekt entnommen oder indirekt mit Hilfe der Informationsobjekte beschafft (z.B.Herunterladen einer Internetseite ausgehend von einem URI-Informationsobjekt). Anschlie-ßend werden ggf. die Inhalte noch transformiert (Konkatenation von Fließtexten, Transfor-mation anhand eines Stylesheets um beispielsweise in XML-Syntax abgelegte bibliographi-sche Angaben in Form eines Literaturverzeichnisses aufzubereiten). Das Ergebnis wird in dernachsten Stufe mit Annotationen angereichert, die der aktuelle oder andere Benutzer fruherden Inhalten hinzugefugt haben (vgl. Anhang A). Bevor schließlich diese Objekte in Ober-flachenelementen dargestellt werden, werden in der funften Stufe automatisch vom System

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6.3. VISUALISIERUNGSPIPELINE UND ANDERUNGSOPERATIONEN 159

weitere Zusatzinformationen hinzugefugt. Letzteres wird anhand von Parameter gesteuert undbezieht sich beispielsweise auf die Anzeige von Veranderungszeitpunkten oder Hervorhebenvon bestimmten Schlusselwortern.

Bild 6.6: Stufen der Visualisierungspipeline

Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, in welcher Beziehung das Konzept Vi-sualisierungspipeline und das Model-Viewer-Controller-(MVC-)Prinzip stehen. Dem MVC-Prinzip12 basiert auf einer ”schnellen“ Visualisierungspipeline. Den Benutzereingaben werdenAnderungsoperationen am Modell zugeordnet. Hier liegt z.B. der Haken bei CMS-Systemen,die MS Word als externen Editor verwenden mochten und vor der Aufgabe stehen, das Do-kument (und nicht die Benutzereingaben) zurucktransformieren zu mussen, da dann die Ab-bildung der Visualisierungspipeline bijektiv sein muß!

Befinden sich die Informationsobjekte auf der schreibbaren Ebene, ist unmittelbar mit derVisualisierung auch die Manipulation verbunden. In Kapitel 5 sind wir schon ausfuhrlich aufdie Anderungsmoglichkeiten eingegangen, die einem wissenschaftlichen Textproduzenten inden jeweiligen Arbeitssituationen zur Verfugung stehen sollten. Im folgenden fassen wir daherauf einer abstrakteren Ebene die Kriterien zusammen, nach denen Anderungsoperationenklassifiziert werden konnen:

• Art der Anderungsoperation: Wir unterscheiden Hinzufugen von Inhaltselementen(z.B. neue Worter zu einem Fließtext oder Konzepte in Konzeptkarten), Loschen vonInhaltselementen, Verandern des Inhalts (z.B. manuelles Verbessern eines Rechtschreib-fehlers oder Verandern der Reihenfolge von Listenelementen), Kopieren von Teilinhal-ten (z.B. eine Fließtextpassage), Transformation von Inhalten (z.B. Umwandlung einerTabelle in Fließtext) und Generieren von Inhalten (z.B. PDF-Dokument auf Textpro-duktebene). Daneben gibt es noch Operationen, die unmittelbar an das Konzept Infor-mationsobjekt geknupft sind. Dazu gehoren das Erzeugen und Benennen eines Informa-tionsobjekts. Das Speichern bzw. die Ablage in einem Strukturobjekt erfolgt ggf. mitHilfe der anfangs genannten Operationen. An dieser Stelle ist es wichtig darauf hinzu-weisen, daß das Finden eines Ablageortes bzw. das Benennen schon beim Erzeugen einesInformationsobjekts von manchen Produktionsmedien explizit gefordert wird, wahrendandere hierfur weitere/alternative (automatische) Speichermechanismen zur Verfugungstellen (siehe auch Abschnitt 5.2.2). Unter Nutzung des Expositionskonzepts ergibt sichbeispielsweise zunachst lediglich die Notwendigkeit einer ”raumliche Ablagen.“

12Das Prinzip liegt auch einer Reihe von WYSIWYG-Editoren, etwa wie MS Word, zugrunde.

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160 KAPITEL 6. INTEGRATIVES MODELL WISSENSCHAFTL. TEXTPRODUKTION

• Medialitat: Mogliche Auspragungen in bezug auf die Medialitat sind z.B. Fließtext,Skizze, Grafik, Konzeptkarte, Formular, Listen- oder Baumstruktur. Je nach Typ stehenunterschiedliche Operationen zur Verfugung (s.o.).

• Grad der Fachlichkeit des Bezugsobjekts: Orientiert sich die Produktionshandlungeher an der Granularitat eines Informationsobjekts oder der eines fachlichen Objekts?Beispiele fur zwei unterschiedliche Produktionshandlungen in bezug auf dieses Kriteri-um sind die Rechtschreibprufung in einem einzelnen Fließtextinformationsobjekt unddas Uberarbeiten eines gesamten Abschnitts (bestehend aus mehreren Fließtextobjek-ten). Handelt es sich beispielsweise um einen Abschnitt zu einem wissenschaftlichenDokument, zahlen wir zu den fachlichen Produktionshandlungen auch das Verweisenauf eine bibliographische Angabe, einen anderen Abschnitt oder das Einbinden einesBildes (siehe auch Abschnitt 5.1).

• Wirkungsbereich bzw. Anzahl der involvierten Informationsobjekte: EineAnderungsoperation kann sich auf das Andern einzelner Zeichen in einem einzelnen In-formationsobjekt beziehen (z.B. Andern einer Formulierung), zwei Informationsobjekte(z.B. Verschieben einer Fließtextpassage) oder mehr als zwei Informationsobjekte betref-fen. Beispiele fur letzteres sind eine globale Rechtschreibprufung oder das Suchen undErsetzen einer Zeichenkette in allen Informationsobjekten, die zu einem Fachdokumentgehoren oder die von einem gegebenen Informationsobjekt uber den Inhalt erreichbarsind (vgl. Definition 20)).

6.4 Bereich der kognitiven Prozesse

In diesem Abschnitt gehen wir naher auf die Einbettung einer weiteren Komponente desRahmenmodells aus Abschnitt 3.2 ein, namlich auf den Bereich der kognitiven Prozesse desTextproduzenten. Ziel ist es, im Hinblick auf die Ausfuhrungen der vorausgehenden Kapitelan dieser Stelle die wichtigsten Erkenntnisse aus der Forschung in das Modell zu integrieren,indem wir die wesentlichen Merkmale zusammenfassen.

6.4.1 Textinterpretation und unmittelbare Textproduktion

Textinterpretation und (unmittelbare) -produktion sind zwei wichtige kognitive Prozesse desTextproduzenten. Ein gemeinsames und fur den vorliegenden Ansatz wichtiges Merkmal bei-der Prozesse ist, daß sie sich auf die physische Umgebung beziehen. Wir definieren daher dieProzesse wie folgt:

Definition 24 (Textinterpretationsprozeß) Beim Textinterpretationsprozeß werden zu ei-nem Interaktionszeitpunkt ti mentale Strukturen (als Teil des Textproduzenten Tti) ausgehendvon den sichtbaren Inhalten der aktiven Arbeitsumgebung Ati (und der damit verbundenenExposition) aufgebaut oder verandert (Tti → Tti+1).

Definition 25 ((Unmittelbarer) Textproduktionsprozeß) Beim (unmittelbaren) Text-produktionsprozeß zu einem Interaktionszeitpunkt ti werden ausgehend von mentalen Struktu-ren (als Teil des Textproduzenten Tti) in der aktiven Arbeitsumgebung Ati (und der damit

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6.4. BEREICH DER KOGNITIVEN PROZESSE 161

verbundenen Exposition) Informationsobjekte erzeugt oder schreibbare Informationsobjekte(Ebene Zschr) verandert.

Bei beiden Prozessen werden neue mentale Strukturen erzeugt und/oder bestehende verandertoder benotigt.13 Die Gesamtheit der mentalen Strukturen konstituiert die Komponente Ge-dachtnis des Textproduzenten T . Wir verzichten an dieser Stelle auf eine ausfuhrliche Dar-stellung des Aufbaus von Wissensstrukturen beim Wissenserwerb mit Texten und verweisendiesbezuglich auf Schnotz (1994) oder Molitor (1984).14 Im folgenden fassen wir die grundle-genden Unterscheidungen und Besonderheiten in bezug auf die Prozesse an der Schnittstellezwischen Textproduzent und physischer Umgebung zusammen, die teilweise in den vorherigenKapiteln detaillierter beschrieben worden sind:

• Die zwei grundlegenden Arten von mentalen Reprasentationen, die in der Forschungslite-ratur unterschieden werden, sind Propositionen und mentale Modelle (vgl. Abschnitt 5.1.2).Wichtig fur das integrative Modell und die Betrachtungen der Arbeitssituationen sindbeide Arten. Das mentale Modell zeichnet sich u.a. dadurch aus, daß damit der holisti-sche Charakter des Textverstehens erklart werden kann. Es ist anzunehmen, daß dieseUnterscheidung allen Arbeitssituationen des Kapitels 5 zugrunde gelegt werden kann.15

• Die fachlichen Typen der rezipierten und produzierten Informationsobjekte sind vielfaltigund Bestandteil verschiedener Arbeitssituation (vgl. Kapitel 5). Beispiele sind biblio-graphische Angaben, Fachworte und deren Definition, eigene und fremde Fachdokumen-te, Notizen im Rahmen des wissenschaftlichen Denkprozesses oder Journaleintrage. Jenach konkreter Arbeitssituation unterscheiden sich die Prozesse zur Textinterpretati-on und -produktion im Detail. Beispielsweise ist der Leseprozeß zum Bereitstellen vonInformationen wahrend der unmittelbaren Textproduktion von dem Leseprozeß zu un-terscheiden, der sich auf das eigene bisher produzierte Textprodukt bezieht (vgl. Modellin Abschnitt 2.3.5 bzw. Jakobs (1999, 154)).16

• In bezug auf die medialen Typen von Informationsobjekten sind Fließtexte, stichwort-artiger Texte, graphische Skizzen, Dokumente mit vollstandigem Layout etc. zu un-terscheiden. Bei den verschiedenen Arten von Strukturen sind insbesondere auch dieunterschiedlichen Darstellungs- und Manipulationsmoglichkeiten relevant (z.B. ein- undausklappbare Baumdarstellung etc.), die einen Einfluß auf den Interpretations- undProduktionsprozeß haben. Wichtig ist ferner, daß das Konzept Informationsobjekt beiunserer Betrachtung des Gegenstandes eine zentrale Große darstellt. In unserem Modellwerden anhand dieser Einheit Informationen greifbar, sichtbar und schreibbar gemacht.Damit wirkt sich diese Große beispielsweise unmittelbar auf den Zugang zu den fachli-chen Objekten aus, indem z.B. bestimmte Ausschnitte zu einem Fachdokument (wenn

13Erklart wird dies dadurch, daß bei beiden Prozessen vom Textproduzenten Inhalte zwischen verschie-denen Reprasentationsarten transformiert werden mussen, die eine 1:1-Abbildung nicht erlauben (vgl. Ab-schnitt 2.3.4).

14In bezug auf die Entstehung von Wortbedeutungen bei der Textinterpretation und der Reprasentation imGedachtnis verweisen wir auf Abschnitt 5.1.2 und Schrameier (1990).

15Diese Annahme ist in zukunftigen Forschungsarbeiten noch weiter zu verifizieren.16In dem angesprochenen Modell wird außerdem Textreproduktion als eigene Prozeßgruppe gesehen,

wahrend wir diese in dem integrativen Modell auf einer abstrakteren Ebene ebenfalls den Produktionspro-zessen zuordnen.

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162 KAPITEL 6. INTEGRATIVES MODELL WISSENSCHAFTL. TEXTPRODUKTION

dieser mit mehreren Informationsobjekten reprasentiert wird) zur Interpretation oderProduktion ausgewahlt werden. Insbesondere die Moglichkeiten zur gleichzeitigen Sicht-barkeit von Informationsobjekten (modelliert durch das Konzept der Exposition) sinddaher im Hinblick auf eine angemessene Unterstutzung der kognitiven Prozesse mitentscheidend.

• Textinterpretationsprozesse konnen anhand der folgenden Arten des Lesens unterschie-den werden: Lesen im Uberblick, suchendes Lesen und kritisches Lesen (vgl. bei Fach-dokumenten Abschnitt 5.1.3.2). Gerade beim kritischen Lesen werden vom Textprodu-zenten auch Informationsobjekte erzeugt bzw. verandert (Annotationen, Zusammenfas-sungen, eigene Ideen, Mind-Maps etc.). Hier liegt daher eine sehr enge Verzahnung mitTextproduktionsprozessen vor.

• Eine weitere Unterscheidung, die allerdings in den Modellen zur (wissenschaftlichen)Textproduktion (vgl. Abschnitt 2.3) kaum Beachtung findet, besteht darin, ob Textin-terpretationsprozesse materialgetrieben oder durch Informationsbedurfnisse ausgelostwerden. Bei der materialgetriebenen Textinterpretation werden im ersten Schritt dieInformationsobjekte (z.T. auch zufallig) wahrgenommen, die sich in der aktiven Arbeits-umgebung befinden (vgl. Ausfuhrungen zur Exposition). Daraus entsteht das Bedurfnisdes Wissenschaftlers, sich mit bestimmten Informationsobjekten naher zu beschaftigen.Beispielsweise wird ein Buch wahrgenommen, das wegen Ablauf einer Leihfrist in dieBibliothek zuruckgebracht werden muß und deshalb zuvor noch einmal im Uberblick ge-lesen wird. Die Textinterpretation aufgrund von Informationsbedurfnissen ist dagegenein Beispiel fur die zweite Art. Dabei konnen verschiedene Ziele unterschieden werden,die sich auf den Leseprozeß und dessen Teilschritte und -ergebnisse auswirken. Hayes(1996) unterscheidet beispielsweise ”Lesen mit dem Ziel zu verstehen“ oder ”Lesen mitdem Ziel zu bewerten“. Im Hinblick auf das integrative Modell ist festzustellen, daß mitden Zielen neben den Textinterpretationsprozessen auch unterschiedliche Produktions-prozesse (z.B. Korrektur von Fehlern) verbunden sind.

• Der Fokus der Modelle aus Abschnitt 2.3 liegt auf Produktionsprozessen, die sich aufein zu erstellendes Fachdokument beziehen (vgl. Abschnitt 5.1.3.2). Wie in Kapitel 5ausfuhrlich dargestellt wurde, werden jedoch auch weitere Informationsobjekte wahrendder wissenschaftlichen Textproduktion angefertigt (Definitionen zu Fachwortern, Jour-naleintragen, Exzerpten oder auch Anmerkungen an fremde Fachdokumente beim kriti-schen Lesen). Diesbezugliche Prozesse ordnen wir ebenfalls den Textproduktionsprozessenzu. Wir ubertragen im integrativen Modell damit die Prozeßschleife17 bestehend aus denKomponenten Aufbau einer mentalen Reprasentation zum intendierten Text, Schreib-prozeß (materielles Fixieren), begleitender Leseprozeß18, Textrevision (Soll-Ist-Vergleich)allgemein auf jegliche ”Textproduktionsprozesse“. Der Begriff Textproduktionsprozeßumfaßt dabei unter medialem und fachlichem Gesichtspunkt sowohl das Anfertigen vonFließtext als auch von Grafiken, stichwortartigen Notizen, Hervorhebungen etc. zumeigenen Fachdokument, zu fremden Fachdokumenten oder auch unabhangig von einem

17Die Prozeßschleife wird beispielsweise in Abschnitt 2.3.4 in bezug auf Molitor (1984) oder in Abschnitt 2.3.5in bezug auf Jakobs (1999, 331) beschrieben.

18Varianten, bei denen z.B. begleitendes Lesen nicht/schlecht moglich ist (Diktiergerat) werden hier nichtbetrachtet.

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6.4. BEREICH DER KOGNITIVEN PROZESSE 163

bestimmten Fachdokument. Dies fuhrt zu unterschiedlichen Auspragungen obiger Kom-ponenten. Beispielsweise spielen beim Textrevisionsprozeß zu einem Fachtextabschnittdie Textualitatskriterien aus Abschnitt 2.2.1.3 eine wichtige Rolle, wahrend beim stich-wortartigen Notieren einer Idee der Textproduzent eher die externe Reprasentation da-nach beurteilen wird, ob er zu einem spateren Zeitpunkt die mentalen Strukturen wie-der rekonstruieren kann. Das Produktionsmedium stellt die Rahmenbedingungen fur dieProzeßschleife dar:

– Ausgehend von der mentalen Reprasentation des intendierten Textes, mussen Hand-lungen geplant werden, um eine Reprasentation mit Informationsobjekten des In-formationsbestands herzustellen. Die verschiedenen Handlungsmoglichkeiten sinddurch das Produktionsmedium vorgegeben. So kann Fließtext neu eingetippt wer-den oder vorhandene Textfragmente verandert, kopiert oder verschoben werden(vgl. Abschnitt 6.3). Insbesondere beim Kopieren von fremden Textfragmentenbesteht die Gefahr, daß Informationsobjekte auf der Ebene der Textoberflache ent-stehen, ohne daß der damit verbundene Inhalt mental durchdrungen wurde (d.h.entsprechende mentale Strukturen aufgebaut wurden).19 Fremde oder eigene Text-fragmente konnen aber auch kopiert werden, um diese als Vorlage zu benutzen(evtl. auch zu vollig anderen Inhalten).

– Ein naheliegender, aber wichtiger Einflußfaktor fur das begleitende Lesen bestehtdarin, wie die Informationsobjekte, die verandert werden, gleichzeitig prasentiertwerden. Werden die Produktionshandlungen an der Stelle ausgefuhrt, an der dieErgebnisse der Handlung wieder rezipiert werden? Dies trifft beispielsweise beiWYSIWYG-Darstellungen zu. Wird eine Darstellung jedoch mit zeitlichem Verzugoder auf Veranlassung generiert, differiert der Ort. Ein Beispiel fur letzteres ist dieUberarbeitung eines generierten Inhaltsverzeichnisses und das daraus resultierendenotwendige Andern der Uberschriften im Textteil.

Ausgelost durch Informationsbedurfnisse werden vorab mental Inhalte im Arbeitsge-dachtnis durch weitere Prozeßschleifen bereitgestellt bzw. aktiviert; z.B. durch Such-prozesse im Langzeitgedachtnis oder durch Textinterpretationsprozesse, die sich aufweitere Informationsobjekte beziehen. Scheitert die Suche im Langzeitgedachtnis oderreicht die Qualitat der bereitgestellten Inhalte nicht aus, so werden weitere Prozes-se initiiert (vgl. Suche und Bereitlegen in Abschnitt 6.2). Bei der materialgetriebenenTextinterpretation werden zunachst Inhalte/Ideen im Arbeitsgedachtnis erzeugt, die ineinen Textproduktionsprozeß munden (z.B. zur Gedachtnisentlastung durch schriftlicheFixierung).

6.4.2 Reflexion

Textinterpretations- und Textproduktionsprozesse des vorherigen Abschnitts beziehen sich aufdie Schnittstelle Textproduzent und physische Umgebung. Werden jedoch mentale Strukturenin bezug auf den Forschungsgegenstand unabhangig von einem externen Medium erzeugt oderverandert, sprechen wir von Reflexionsprozessen. Wir definieren deshalb:

19In bezug auf das eigene Fachdokument und elektronischen Umgebungen wird dies beispielsweise vonMolitor-Lubbert (1997) diskutiert.

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164 KAPITEL 6. INTEGRATIVES MODELL WISSENSCHAFTL. TEXTPRODUKTION

Definition 26 (Reflexionsprozeß) Beim Reflexionsprozeß werden aus vorhandenen men-talen Strukturen (als Teil des Textproduzenten Tti) neue oder veranderte mentale Strukturenin bezug auf den Forschungsgegenstand oder Fachdokumente erzeugt (Tti → Tti+1).

Wir unterscheiden als Reflexionsprozesse wie Hayes (1996, 20f.) die Teilprozesse Problemlosen,Treffen von Entscheidungen und Schlußfolgern: Planen wird als eine Methode des Problemlosensbetrachtet. Prozesse zur Entscheidungsfindung sind notwendig, wenn Alternativen bewertetund eine ausgewahlt werden muß. Das Problem, die Textproduktionsaufgabe zu losen, laßtsich meist der Klasse der schlecht definierten Probleme zuordnen, weshalb eine Reihe vonluckenfullenden Entscheidungen getroffen werden mussen (beispielsweise beim Anfertigen vonersten Textentwurfen). Beim Schlußfolgerungsprozeß werden neue Inhalte (Aussagen) bewußtoder unbewußt aus vorhandenen abgeleitet.

Reflexionsprozesse konnen sich auch unabhangig von einem zu erstellenden Fachdokumentauf den wissenschaftlichen Forschungsgegenstand selbst beziehen. Das Aufstellen und dieBeantwortung wissenschaftlicher Fragen (beispielsweise in Form eines inneren Dialogs) sinddemnach auch dem Reflexionsprozeß zuzuordnen. Wir verweisen an dieser Stelle auf die ver-schiedenen Erkenntniswege, die in Abschnitt 5.2.1 beschrieben werden.

Zwar sind Reflexionsprozesse auch isoliert uber eine langere Zeitdauer moglich, empirischeDaten zeigen jedoch, daß Textproduzenten diese sehr eng mit Textinterpretations- und -pro-duktionsprozessen (vgl. vorherigen Abschnitt) verzahnen. Aktuelle Ansatze im Bereich derMensch-Maschine-Interaktion sprechen deshalb sogar von einer verteilten Kognition (siehe

”Distributed Cognition“ von Hollan u. a. (2000)). Informationsmaterial im externen Medi-um wird entsprechend der Fragestellung und des Denkprozesses immer wieder raumlich neuangeordnet, annotiert und hervorgehoben (vgl. O’Hara u. a., 2002). Dieser Aussage liegenempirische Experimente zugrunde, bei denen v.a. die Benutzung des Mediums Papier un-tersucht wurde. Im integrativen Modell wird dieser Aspekt durch die Konzepte Expositionund Arbeitsumgebung sowie der damit verbundenen Moglichkeiten zur Veranderung und demWechsel aufgegriffen, um damit den kognitiven Bereich in bezug auf den Reflexionsprozeß zuunterstutzen.

6.4.3 Organisation

Neben der Textinterpretation und -produktion beziehen sich auch Organisationsprozesse aufdie physische Umgebung, wobei allerdings primar die Arbeitsumgebung und damit verbundendie Zugriffsebenen der Informationsobjekte verandert werden:

Definition 27 (Organisationsprozeß) Beim Organisationsprozeß werden zu einem Inter-aktionszeitpunkt ti ausgehend von mentalen Strukturen oder Informationsbedurfnissen die ak-tive Arbeitsumgebung Ati (bzw. die damit verbundene Exposition) sowie Informationsobjekte,die der Ablage oder dem Zugriff dienen, verandert oder neu erzeugt.

Die Organisationsprozesse gleichen den Reflexionsprozessen (Problemlosen, Treffen von Ent-scheidungen, Inferenzen), beziehen sich jedoch auf das Produktionsmedium. In den vorheri-gen Abschnitten des Kapitels sind wir anhand der Einfuhrung des Arbeitsumgebungs- und

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6.4. BEREICH DER KOGNITIVEN PROZESSE 165

Expositionskonzepts darauf schon eingegangen: Es sind Entscheidungen dahingehend zu tref-fen, wie und welche Informationsobjekte in der aktiven Arbeitsumgebung schreibbar, lesbaroder greifbar sind (vgl. Abschnitt 6.1). Probleme bezuglich der Suche und Beschaffung vonInformationsobjekten sind zu losen (vgl. Abschnitt 6.2). Dies gilt insbesondere fur die wissen-schaftliche Textproduktion beim Zitieren und Verweisen auf fremde Fachtexte. Eine moglicheProblemlosung besteht darin, schon vorausschauend Strukturen fur einen schnellen Zugriff zuschaffen, zu planen (vgl. Abschnitt 6.2.4). In diesem Fall beziehen sich die Anderungsprozessenicht nur auf das Produktionsmedium, sondern auch auf die Inhalte selbst (komplexe Infor-mationsobjekte) und die geeignete Benennung von Informationsobjekten. Handelt es sich da-bei um Produktstrukturen (siehe Abschnitt 6.2.4), uberschneiden sich Organisationsprozesseund Textproduktionsprozesse. Dies resultiert daraus, daß die Produktstruktur ublicherweiseauch eine der wesentlichen Ordnungsstrukturen ist, an denen sich der wissenschaftliche Denk-und Textproduktionsprozeß orientiert. Wichtig fur die Strukturierung weiterer Informations-objekte der Textmanagementebene ist die Moglichkeit der Mehrfacheinordnung (siehe Ab-schnitt 4.2 und 6.2.4).

Organisationsprozesse konnen einen hohen Anteil am gesamten wissenschaftlichen Textpro-duktionsprozeß einnehmen, wie Untersuchungen von Molitor (1985) zeigen. Beim Schreibendes Ubersichtsartikels ”Schwarze Spuren auf weißem Grund“ gibt Krings selbst an, daß erca. 80% der Zeit in das Sichten, Zusammenstellen und Ordnen des Materials investiert hat(Krings, 1992, 68). Die Ausgestaltung der konkreten kognitiven Prozesse hangt in hohemMaße von den Eigenschaften des Produktionsmediums ab. Vorhandene Ansatze und neueMoglichkeiten diesbezuglich wurden schon zu Beginn dieses Kapitels beschrieben, da dies ausSicht der vorliegenden Arbeit den wesentlichen Bereich darstellt, den es wissenschaftlich zuuntersuchen und zu modellieren gilt, um bessere Werkzeuge zu schaffen.

6.4.4 Metareflexion

Wenn Textproduzenten uber ihren eigenen Textproduktionsprozeß nachdenken, wie am Bei-spiel von Krings (1992, 68) im vorherigen Abschnitt illustriert, so ordnen wir dies den Meta-reflexionsprozessen zu. Wir definieren diese wie folgt:

Definition 28 (Metareflexionsprozeß) Beim Metareflexionsprozeß nimmt der Textprodu-zent seine eigenen Reflexions-, Organisations-, Textinterpretations- und (unmittelbare) Text-produktionsprozesse (bewußt) wahr und modifiziert diese gegebenenfalls direkt oder indirektuber die Veranderung von Einflußfaktoren.

Wahrend sich der Reflexionsprozeß auf den Forschungsgegenstand oder die damit verbunde-nen Fachdokumente bezieht, sind die kognitiven Prozesse selbst der Gegenstand des Metare-flexionsprozesses. Es geht um den Aufbau und die Nutzung (d.h. Ableitung von Handlungen)metakognitiven Wissens, welches aus dem Wissen um eigene Starken und Schwachen, der be-vorzugten Schreibstrategie, den Grenzen des verwendeten Produktionsmediums etc. besteht.Im folgenden stellen wir anhand von Beispielen die Beziehung zu anderen Komponenten desintegrativen Modells dar:

• Weitere situativ-pragmatische Kontext: Wissenschaftliche Textproduzenten mus-sen Entscheidung in bezug auf die Großen Zeit, Qualitat und Ressourcen treffen. Insbe-

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166 KAPITEL 6. INTEGRATIVES MODELL WISSENSCHAFTL. TEXTPRODUKTION

sondere im Zusammenspiel zwischen Zeit und Qualitat muß der Textproduzent abwagen,ob ein Gedanke noch weitergedacht, ein Abschnitt noch besser formuliert werden soll.Bei großeren wissenschaftlichen Textproduktionen ist abzuwagen, ob weitere Recher-chen oder Experimente durchgefuhrt werden sollen. Wichtig ist hier Erfahrungswissen,um einschatzen zu konnen, wie lange derartige Teilprozesse brauchen und ob diese in-nerhalb der zur Verfugung stehenden Zeit oder anderen Projektressourcen uberhauptmoglich sind.

• Produktionsmedium: Dem Textproduzenten stehen eine Vielzahl von Werkzeugenin bezug auf das Schreiben, die Verwaltung von bibliographischen Angaben etc. zurVerfugung. Anhand des Wissens um personliche Anforderungen mussen Werkzeuge aus-gewahlt und angepaßt werden.20 Beispielsweise konnte die Moglichkeit, rezipierte Fach-dokumente zu annotieren, eine essentielle Anforderung darstellen. Die Optimierung vonProzessen durch Schaffung von eigenen Farbcodes oder Symbolen zur verkurzten schrift-lichen Darstellung ist ein weiteres Beispiel. Textproduzenten probieren auch teilweiseverschiedene Verfahren aus und erwerben dadurch prozedurales Wissen im Umgang mitdem Produktionsmedium (fortwahrender, begleitender Lernprozeß).

• Gefuhle/Motivation: Metareflexionsprozesse konnen sich auf eigene Gefuhle bzw.die eigene Motivation beziehen. Untersuchungen zeigen, daß Personen sich oft dafurentscheiden, ein Fachdokument nicht zu lesen, wenn deren Erscheinungsbild unattraktivist(nach Hayes, 1996, 10). Metareflexionsprozesse spielen immer dann eine wichtige Rol-le, wenn der Textproduzent zwischen unterschiedlichen Interessen oder Zielen abwagenmuß. Daruber hinaus kann die Einschatzung des eigenen Textproduktionsprozesses auchdazu fuhren, im Falle von Schreibblockaden oder Schreibangsten Gegenmaßnahmen ein-zuleiten, z.B. indem mit Kollegen oder einem Betreuer daruber gesprochen wird, diesesystematisch in einem wissenschaftlichen Journal dokumentiert werden oder Ratgeber-literatur herangezogen wird.

• Schreibstrategien: Textproduzenten setzen verschiedene Schreibstrategien ein, umTextproduktionsaufgaben zu losen (vgl. Jakobs (1999, 170) oder Molitor (1985)). Wannwelche Schreibstrategie angewendet wird, ist ebenfalls Gegenstand der Metareflexions-prozesse.

Die obigen Beispiele zeigen, daß Metareflexionsprozesse den Ausgangspunkt dafur darstellen,die Rahmenbedingung, die auf den Textproduktionsprozeß einwirken, selbst zu beeinflussen,sei es durch Aneignung von Wissen oder der Planung von Handlungen in bezug auf die sozialeoder physische Umgebung.

Die Verzahnung mit anderen kognitiven Prozessen ist sehr eng, bzw. wir nehmen sogar an,daß diese parallel zu den anderen Prozessen ablaufen. In den Modellen aus Abschnitt 2.3findet sich die Verzahnung z.T. bei der Betrachtung der Teilprozesse wieder. Ein Beispieldafur sind Entscheidungsprozesse, in denen zwischen dem Weiterverfolgen und Verschiebeneiner Korrekturhandlung ausgewahlt wird.

20Vgl. auch die Diskussion bei Knorr (1998, 288).

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6.5. BEWERTUNG DES MODELLS ANHAND DER FUNF PRINZIPIEN 167

6.5 Bewertung des Modells anhand der funf Prinzipien

Abschließend betrachten wir das integrative Modell aus dem Blickwinkel der funf Prinzipien:

• Prinzip PRP : Die Anforderungen in bezug auf dieses Prinzip werden unmittelbar durchdie Definition des Expositionsbegriffs aufgegriffen und somit auf alle Arbeitssituationender wissenschaftlichen Textproduktion ubertragen. Im Modell wird davon ausgegangen,daß bei (fast) allen Situationen sowohl Textinterpretations-, (unmittelbare) Textproduk-tions- und Reflexionsprozesse beteiligt sind. Zwar stehen beispielsweise Textinterpreta-tionsprozesse beim Lesen eines fremden Fachdokuments im Vordergrund, es werden aberdennoch oft begleitend Notizen angefertigt. Umgekehrt wird der (unmittelbare) Text-produktionsprozeß in der Regel immer wieder unterbrochen, um das eigene Dokumentoder fremde Fachdokumente zu lesen.

• Prinzip PPiE: Textproduzenten entwickeln standig neues Wissen. Das integrative Mo-dell berucksichtigt dies, indem der Informationsbestand mit Informationsobjekten somodelliert wurde, daß Abhangigkeiten zwischen Produktfragmenten, begleitenden Zwi-schenprodukten und Ausgangsmaterial entsprechend des Schalenmodells abgebildet wer-den konnen. Die Ebenen der unterschiedlichen Reprasentationsformen und die Transfor-mationen zwischen diesen ermoglichen es dem Textproduzenten, gleichzeitig einerseitseine fur den Produktionsprozeß angemessene Sicht auf das Textprodukt (im Entstehen)und andererseits auf das veroffentlichbare, ”fertige“ Textprodukt anzubieten. Dies spie-gelt sich u.a. auch in der begrifflichen Trennung zwischen globalen Strukturen, Arbeits-und Produktstrukturen wider.

• Prinzip PMiMa: Das Wechseln von Arbeitsumgebungen und das Verandern der ak-tuellen Exposition erlauben die Einbettung von Teilprozessen der wissenschaftlichenTextproduktion in ubergeordnete Zusammenhange (vgl. auch Abschnitt 8.3.3). Die De-finition unterschiedlicher Expositionen erlaubt gemaß dem Schalenmodell, die Erstel-lung eines einzelnen Fachtextes mit dem Aufbau und der Nutzung einer bibliographi-schen Datenbank oder einem personlichen Fachworterbuch zu verbinden. Ein langfristi-ges personliches Informationsmanagement wird dadurch ermoglicht, daß schon erstellteeigene Fachtexte oder gesammelte Notizen zu wissenschaftlichen Erkenntnisprozessenbei der Textproduktion sowohl als Ausgangsmaterial benutzt als auch immer wiedermit neuen Ideen oder Quellmaterial angereichert werden.

Weitere Vorteile, die durch die Beachtung dieses Prinzips entstehen, werden auf derEbene von Arbeitssituationen deutlich. Im Bereich Verwaltung bibliographischer Anga-ben fuhrt dies beispielsweise zu unterschiedlichen Ansatzpunkten fur eine Werkzeug-unterstutzung je nachdem, ob ausgehend von einem Bucherstapel eine Vielzahl vonAngaben erfaßt wird oder ob die einzelnen Angaben jeweils begleitend beim Lesen desfremden Fachdokuments eingegeben werden (vgl. Abschnitt 5.1.1). Je nach Einbettungergeben sich spezifische Arbeitsumgebungen und Konzepte zur automatisierten Erfas-sung. Ein weiteres Beispiel ist die Anwendung des Prinzips bei der Rechtschreibprufung(vgl. Arbeitssituation 33).

Zusammenfassend laßt sich feststellen, daß das Herunterbrechen eines Gesamtprozesses(z.B. wissenschaftliche Textproduktion) in Teilprozesse (z.B. Erfassen einer einzelnen

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168 KAPITEL 6. INTEGRATIVES MODELL WISSENSCHAFTL. TEXTPRODUKTION

bibliographischen Angabe) nur den ersten Schritt darstellt. Danach muß betrachtetwerden, in welchen Zusammenhangen diese Teilprozesse stehen.

• Prinzip PTr: Das Ziel, das mit dem Prinzip PTr verfolgt wird, besteht darin, diephysische Umgebung so zu modellieren und entsprechende Werkzeuge zu schaffen, daßder wissenschaftliche Textproduzent sich erstens effektiv und effizient eine geeignetementale Reprasentation zu den gesamten Inhalten des Informationsbestands und ins-besondere seiner bisherigen Textprodukte herstellen kann und er zweitens diejenigenElemente leicht uberblicken kann, die sich in seiner aktiven Arbeitsumgebung befindenund eine spezifische Bedeutung im Arbeitsprozeß besitzen. Dabei ist der gezielte Um-gang mit dem beschrankten Arbeitsplatz bzw. der Darstellungsflache am Bildschirm unddie Berucksichtigung der Anforderungen wichtig, die sich aus den kognitiven Prozessenergeben.

Betrachten wir den Informationsbestand zunachst statisch. Alle Informationen wer-den durch Informationsobjekte reprasentiert, die sich medial unterscheiden konnen.Einen Beitrag zur Schaffung von Transparenz leistet der Textproduzent selbst, indemer die Moglichkeit wahrnimmt, Informationsobjekte zu strukturieren; sei es anhandvon Produkt-, Arbeits- oder globalen Strukturen. Der wissenschaftliche Textproduzentmuß dazu allerdings Zeit investieren, um geeignete Ordnungsbegriffe zu finden. Im Fallvon gleichartigen Kontexten kann der Textproduzent auf den Kontextstrukturtyp (furbewahrte Ordnungsstrukturen) zuruckgreifen. Dadurch, daß bei letzterem v.a. die Rolleeines Informationsobjekts betont wird, kann ggf. sogar der Aufwand reduziert werden,geeignete (sprechende) Benennungen fur Informationsobjekte zu finden. Es ist anzuneh-men, daß die mentale Reprasentation zu dem Informationsbestand um so genauer ist,desto klarer die Strukturen sind. Da der Wissenschaftler im Laufe seiner wissenschaft-lichen Denkarbeit den Forschungsgegenstand immer mehr durchdringt, ist weiter anzu-nehmen, daß immer wieder neue, vielleicht geeignetere Strukturierungen zur Diskussionstehen. Daher ist die Moglichkeit einer Mehrfacheinordnung notwendig, die beispiels-weise einen Ubergang (ersetzend oder zusatzlich) von einem bisherigen zu einem neuenOrdnungssystem zulaßt (vgl. auch Prinzip PPiE).

Das Thema Transparenz in bezug auf den Arbeitsplatz wird durch das Zugriffsebenen-modell und das Konzept Exposition aufgegriffen. Die Einteilung in greifbare, lesbareund schreibbare Informationsobjekte berucksichtigt damit den beschrankten Darstel-lungsplatz. Umgesetzt werden kann dieses Prinzip beispielsweise beim Schreiben aneinem Abschnitt. In Bild 7.6 (siehe Seite 188) wird dargestellt, wie die Abschnitte uberdie Produktstruktur und weitere wichtige Informationsobjekte uber dem aktuellen Ab-schnittskontext greifbar sind. Lediglich die Textstelle (bzw. das korrespondierende In-formationsobjekt) befindet sich auf der schreibbaren Ebene.

Die Darbietung weiterer Informationen oder von der Produktstruktur abweichende Sich-ten werden im Modell ebenfalls durch das Konzept Exposition oder zusatzlich durchdie Visualisierungspipeline abgebildet. Beispielsweise befinden sich in der vorliegen-den Arbeit Informationen zu den funf Prinzipien an mehreren Stellen: Forschungs-stand/Formulierung der Forschungsfragen (Abschnitt 2.4 auf Seite 36ff.), Definitionder Abkurzungen (Abschnitt 3.2.3 auf Seite 45), Arbeitssituationen (Abschnitt 5.1.1auf Seite 68ff.), integratives Modell (Abschnitt 6.5 auf Seite 167ff.), Evaluierung (Ab-schnitt 8.3.3 auf Seite 213ff.) und dem vorliegenden Abschnitt. Beim Schreiben bietet

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6.5. BEWERTUNG DES MODELLS ANHAND DER FUNF PRINZIPIEN 169

sich daher eine Exposition an, in der die oben erwahnten Textstellen lesbar oder zu-mindest greifbar sind. Weitere Querschnittsthemen sind das Erstellen durchgangigerBeispiele, die Entwicklung einer Theorie anhand von Definitionen und Satzen oder dasSchreiben von Zusammenfassungen zu vorherigen Textpassagen. An den Beispielen laßtsich erkennen, wie neben der Produktstruktur auch diese Textstrukturen und derenRolle im Textproduktionsprozeß in einem Modell abgebildet werden konnen.

Der Textproduktionsprozeß an sich und die Transparenz daruber wird durch Konzeptezur zeitlichen Protokollierung der Interaktionsprozesse sowie deren Nutzung z.B. bei derSuche oder der lokalen Versionierung von Informationsobjekten unterstutzt. Das Fuhreneines wissenschaftlichen Journals und die Verzahnung mit dem Textproduktionsprozeßleisten einen weiteren Beitrag zur Transparenz in diesem Bereich.

• Prinzip PBmP : Das in diesem Kapitel beschriebene integrative Modell berucksichtigtdie Beteiligung weiterer Personen am Textproduktionsprozeß durch die KomponenteSoziale Umgebung eher am Rande. Neben der direkten Schnittstelle des Textproduzen-ten zu dieser Komponente (z.B. bei personlichen Gesprachen) verdeutlicht Bild 6.7, wiedas Schalenmodell in bezug auf die physische Umgebung um zwei Moglichkeiten zurkooperativen Textproduktion erweitert werden kann.

Bild 6.7: Erweitertes Schalenmodell zur kooperativen Zusammenarbeit

Die erste Modifikation besteht darin, daß eine Gruppe begleitend zur jeweils personlichenTextproduktion einen weiteren Informationsbestand einfuhrt und dafur benutzt, ge-meinsam bibliographische Angaben oder beschaffte Fachdokumente zu verwalten, einGruppenfachworterbuch aufzubauen, Informationen uber Konferenzen (z.B. call for pa-pers) oder Daten aus Experimenten (z.B. Meßdaten) darin abzulegen. Die zweite Mog-lichkeit der Zusammenarbeit bezieht sich auf konkrete Projekte, innerhalb derer mehrerePersonen auf einen gemeinsamen Informationsbestand zugreifen. Beispielsweise konntenmehrere Autoren ein Textprodukt auf der Textmanagementebene erstellen. Allerdingsentstehen dadurch auch neue Prozesse der Textproduktion, etwa in bezug auf fachli-che oder organisatorische Diskussionen, Definition und Verteilung von Aufgaben sowieDokumentation und Beantwortung von gegenseitigen Fragen. Die Textproduzenten ha-ben dabei die Wahl, ob sie entweder indirekt uber das Produktionsmedium (evtl. mitHilfe eines Diskussions- oder Benachrichtigungsmechanismus) oder direkt miteinanderkommunizieren (s.o.).

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170 KAPITEL 6. INTEGRATIVES MODELL WISSENSCHAFTL. TEXTPRODUKTION

6.6 Zusammenfassung

Das integrative Modell zur wissenschaftlichen Textproduktion verfeinert das Rahmenmodellaus Abschnitt 3.2 und greift das Schalenmodell des Informationsbestands, das Ebenenmo-dell des Zugriffs auf Informationsobjekte und das Klassenmodell der unterschiedlichen Re-prasentationsformen wieder auf. Der Schwerpunkt der Uberlegungen zum integrativen Modellliegt auf der Komponente Produktionsmedium. Zentrale Konzepte sind die Arbeitsumgebungund die Exposition sowie die damit verbundenen Operationen. Diese erlauben die Integrationder Arbeitssituationen des Kapitels 5 auf einer abstrakteren Ebene in das Modell. Damitkonnen Erkenntnisse aus (spezifischeren) Ansatzen der Textproduktionsforschung in das Mo-dell eingebettet werden. Daruber hinaus besteht der Nutzen des Modells darin, eine ganzheit-liche Sicht auf verschiedene Bereiche der wissenschaftlichen Textproduktion zu ermoglichen(vom Erfassen und Nutzen bibliographischer Angaben bis zum Fuhren eines wissenschaftli-chen Journals). Der vorgestellte Ansatz kann als Referenzmodell dienen, indem konkrete odergeplante Textproduktionssysteme anhand der aufgezeigten Modellmerkmale analysiert undbewertet werden. Fur das Kapitel 7 stellt es die Grundlage fur die Konzeption des WerkzeugsScientiFix dar.

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Kapitel 7

ScientiFix – ein modellbasiertesWerkzeug

Das Werkzeug ScientiFix stellt einen Teil der physischen Umgebung des Rahmenmodells dar,das in Abschnitt 3.2 eingefuhrt wurde. Wir sprechen von einem modellbasierten Werkzeug,da die Konzepte aus den Kapiteln 4, 5 und 6 die Grundlage fur seine Implementierung bilden.Dies betrifft beispielsweise die Reprasentation und Darstellung der Grundtypen, die Arbeits-umgebungen oder die erweiterte Suche. Ziel der Abstraktion von domanenspezifischen Arbeits-situationen und Prozessen und der Zuruckfuhrung auf elementare Prozesse und Grundtypenwar es u.a., trotz vergleichsweise geringem Implementierungsaufwand dennoch ein vielseitigeinsetzbares Werkzeug zu schaffen (vgl. Kapitel 6). Zugleich ist die Realisierung des Werk-zeugs aber auch ein notwendiger Schritt zur Evaluierung der Ausfuhrungen in den bisherigenKapiteln. Es gilt zu zeigen, daß sich die Annahmen auch in der Praxis bewahren. Im fol-genden gehen wir zunachst auf die Entwicklungsmethodik ein. Die Softwarearchitektur undverschiedene Alternativen in bezug auf die Umsetzung werden anschließend behandelt. ImHinblick auf das Implementierungskonzept werden die wichtigsten grundlegenden Entschei-dungen erortert, bevor kurz die zentralen Klassen beschrieben werden. Die Behandlung derBenutzeroberflache anhand einer Beispielsitzung bildet den Abschluß des Kapitels.

7.1 Entwicklungsmethodik

Die Prozeßmodelle, die der Entwicklung von ScientiFix zugrunde gelegt wurden, sind nach derTerminologie von Balzert (1998, 114ff.) das Prototypen-Modell und das evolutionare/inkre-mentelle Modell.1 Die Anwendungsbereiche von Prototypen entsprechen den Anforderungender vorliegenden Arbeit. Nach Balzert werden Prototypen verwendet, ”um relevante Anfor-derungen oder Entwicklungsprobleme zu klaren.“ Sie ”dienen als Diskussionsbasis und helfenbei Entscheidungen“ und ”werden fur experimentelle Zwecke verwendet und um praktischeErfahrungen zu sammeln.“

1Anzumerken ist, daß sich ein Software-Prototyp von einem Prototyp in anderen Ingenieurdisziplinen inbestimmten Eigenschaften unterscheidet (siehe hierzu Balzert, 1998, 114)

171

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172 KAPITEL 7. SCIENTIFIX – EIN MODELLBASIERTES WERKZEUG

• Anfangs wurde ein Demonstrationsprototyp entwickelt, um erste Konzepte im Be-reich der graphischen Benutzeroberflache zu diskutieren, wie etwa die Verwendung vonerweiterten Browsern als zentrale Arbeitsfenster und die Moglichkeiten der Hervorhe-bung und Annotation von Textstucken (siehe Abschnitt 5.1.3). Ergebnisse waren dieFestlegung auf das Konzept des Arbeitsfensters und ein Neuentwurf der Klassen vonHervorhebungen und Annotationen.

• In einer zweiten Phase wurde ein Prototyp im engeren Sinn parallel zur Entwick-lung des Textproduktionsmodells realisiert. Hier wurden die Grundtypen, Arbeitsfen-sterverbindungen, das Textproduktionsmodell sowie die Generierungskomponente ge-testet.

• Dieser Prototyp diente als Ausgangspunkt fur ein Pilotsystem, mit dem eine klei-ne Anwendergruppe eigene Textproduktionsaufgaben erledigen konnte. Die Ergebnissedieser Phase finden sich u.a. im Kapitel 8 wieder.

Zu einem fertigen Softwaresystem (im Sinne eines Produktes) mussen die entwickelten Pro-totypen klar abgegrenzt werden, da ausschließlich mit dem Ziel entwickelt wurde, ”neue Er-kenntnisse zu gewinnen, Probleme zu klaren und um Ideen zu uberprufen“ (vgl. Balzert, 1998,116).

7.2 Softwarearchitektur

ScientiFix basiert auf einer Client-Server-Architektur bestehend aus einem ScientiFix-Serverund einem oder mehreren ScientiFix-Clients (siehe Bild 7.1). Die Komponenten des Ser-vers und des Clients werden in den Abschnitten 7.2.1 und 7.2.2 beschrieben. Gemaß demKonzept stellt der ScientiFix-Client einen Thick-Client dar, da dieser einen großen Anteilder Funktionen (Visualisierung, Assistenzwerkzeuge etc.) realisiert. Die Hauptfunktion Da-tenbankmanagement wird durch den Server zur Verfugung gestellt. Die Entscheidung fur eineClient-Server-Architektur begrundet sich wie folgt: Erstens stellt das gewahlte Datenbankma-nagementsystem (DBMS), das selbst auf einer Client-Server-Architektur basiert, eine wichtigeKomponente im Konzept dar. Die Client-Server-Kommunikation des DBMS wird mitbenutzt.Zweitens konnten mit dem Datenbankmanagementsystem Anforderungen der Authentifizie-rung und des Mehrbenutzerbetriebs ohne großeren eigenen Implementierungsaufwand reali-siert werden und schließlich ist das Konzept so noch ausbaufahig und abanderbar. EinigeBeispiele fur mogliche Varianten:

• Mehrere ScientiFix-Server: Diese kommunizieren permanent oder nur zu bestimm-ten Zeitpunkten miteinander, etwa um Teilmengen der Informationsobjektmenge zusynchronisieren. Ausschlaggebende Grunde fur dieses Szenario sind:

– Es ist keine standige Verbindung zu einem bestimmten einzigen Server notwendig,wodurch eine lokale Client-Server-Installation auf einem Notebook moglich wird.Eine Alternative konnte auch ein ScientiFix-Cache/Synchronisations-Server sein,der exklusive Sperren auf bestimmte Informationsobjekte setzen konnte.

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7.2. SOFTWAREARCHITEKTUR 173

Bild 7.1: Server-Client-Kommunikation bei ScientiFix

– Daten konnen dezentral organisiert werden. Dies ist eventuell fur Bereiche despersonlichen Informationsbestands interessant. Fur den projektbezogenen und wis-senschaftlichen Informationsbestand ist dagegen (gerade bei der Beteiligung mehre-rer Personen) eher ein von dieser Personengruppe gemeinsam genutzter Server rat-sam. In diesem Kontext ware dann auch der Aufbau eines Peer-to-Peer-Netzwerkszwischen den ScientiFix-Servern denkbar.

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden erste Experimente in diese Richtungenunternommen, als z.B. weitere Server-Installationen fur Testpersonen im Rahmen derEvaluierung notwendig wurden.2 Uber die Import/Export-Funktion (allerdings nur cli-entseitig) konnten die Basisumgebung und die Generierungsanweisungen von einem aufeinen anderen Server transferiert und auch spater immer wieder aktualisiert werden,da sowohl die Basisumgebung als auch die Generierungsanweisungen mit den Grundty-pen reprasentiert werden und wie Informationsobjekte verwaltet und ubertragen werdenkonnen.

• Browser-Client: Dieser Client ahnelt dem obigen ScientiFix-Client, wobei dessen Ab-laufumgebung jedoch von einem Browser zur Verfugung gestellt wird. Der Programm-code, z.B. in Form eines Java-Applets bestehend aus InterClient und ScientiFix-Applet,wird uber das Intra-/Internet ubertragen, womit eine Installation vor Ort nicht mehrbenotigt wird (außer evtl. die Laufzeitumgebung im Browser).

• HTML-Client: Die Benutzerschnittstelle des HTML-Clients ist hypertextbasiert undwird mit einem oder mehreren HTML-Browserfenstern realisiert. Serverseitig werdenHTML-Seiten dynamisch generiert und durch einen Web-Server zur Verfugung ge-stellt. Dabei mussen Client-Funktionalitaten in den Server verlagert werden (Thin-Client). Vorteil dieser Losung ist, daß eine ubliche Rechnerausstattung mit Internetzu-gang ausreicht und keine weiteren Installationen notwendig sind. Die Herausforderungbei der Entwicklung eines solchen Clients liegt allerdings in der beschrankten Interak-tionsmoglichkeit. Fur einen rein lesenden Zugriff ist diese Moglichkeit aber auf jedenFall zu berucksichtigen, z.B. um auf einer Konferenz in den eigenen Aufzeichnungenrecherchieren oder diese vor Ort weiterleiten zu konnen.

2In einem Fall war keine Internetverbindung vorhanden, in einem anderen war die vorhandene Verbindungzu langsam (nur uber Modem).

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174 KAPITEL 7. SCIENTIFIX – EIN MODELLBASIERTES WERKZEUG

7.2.1 ScientiFix-Server

In Bild 7.2 werden die Schichten Basis-Technologie, Verwaltung und Zugriff des ScientiFix-Servers dargestellt. Die grauen Kastchen deuten an, daß hier Elemente dynamisch geloschtund hinzugefugt werden, wahrend bei den weißen keine Informationen geloscht werden. DerGrund fur letzteres ist erstens die Forderung nach einer vollstandigen Protokollierung indiesen Bereichen und zweitens das Prinzip PTr, nach dem auch der Benutzer sich ein Bilduber vergangene Prozesse machen konnen sollte.

Bild 7.2: Schichtenmodell des ScientiFix-Servers

Die Hauptaufgabe der Schicht Basis-Technologie ist das Speichern der Daten der daruberliegendenSchichten. Dies wird weitestgehend von einem Datenbankmanagementsystem (DBMS) rea-lisiert, das die Daten in einer relationalen Datenbank ablegt. Weitere Funktionen, etwa dieBenutzerverwaltung oder das Sichern und Wiederherstellen der Datenbank werden ebenfallsvom DBMS zur Verfugung gestellt. Wenden wir uns den Aufgaben der Schicht Verwaltungzu:

• Verwaltung von Informationsobjekten: Hier werden die verschiedenen GrundtypenListe, Baum, Kontextstruktur, URL, Text/HTML, Text/XML u.a. auf das relationaleDatenmodell abgebildet. Beim Andern einer schon vorhandenen Informationseinheitwird eine neue Version erzeugt.

• Verwaltung von Sperren auf Informationsobjekten: Da das verwendete DBMS keinegeschachtelten Transaktionen zur Verfugung stellt, werden gesonderte Sperren fur Infor-mationsobjekte verwaltet (Modus les-/schreibbar und Modus nur lesbar), die selbst wie-derum wahrend einer DBMS-Transaktion (mit Sperren des DBMS) gesetzt und geloschtwerden. Zusammen bilden beide Sperrmechanismen die Grundlage fur den Mehrbenut-zerbetrieb in der Client-Server-Architektur.

• Verwaltung von Transaktionen auf Informationsobjekten: Veranderungen an Infor-mationsobjekten werden protokolliert und mit einem Zeitstempel versehen. Dies bildetdie Grundlage fur neue Konzepte der Suche (siehe Abschnitt 6.2.3) und eine effizienteSynchronisierung der Informationsobjekte im Cache des ScientiFix-Clients.

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7.2. SOFTWAREARCHITEKTUR 175

• Verwaltung eines Index: Zu den Grundtypen Text/HTML, Text/XML sowie einigenBlob-Typen (z.B. PDF oder DOC) werden invertierte Listen gebildet und als Gesamtin-dex gespeichert, um eine effiziente Suche oder Ahnlichkeitsvergleiche auf Informations-objekten zu realisieren. Mit Hilfe der Zeitstempel bei der Verwaltung von Transaktionenauf Informationsobjekten ist ferner eine inkrementelle Aktualisierung des Index moglich.

• Verwaltung von Ex- und Importinformationen: Dies betrifft v.a. den Export von ei-nem ScientiFix-Server zu einem anderen Server. Hier wird der Kennummernkreis (IDs)des einen auf den des anderen abgebildet und zusatzlich die neu geschaffenen Zuord-nungen fur zukunftige Transfers gespeichert.

• Verwaltung von Informationsumgebungen: Hier werden die Daten zu den Informati-onsumgebungen und Arbeitsumgebungsverbindungen gespeichert (siehe Abschnitt 6.2.2).

• Verwaltung von Visualisierungsumgebungen: Hier werden die Daten fur die Vi-sualisierungsumgebungen (inkl. Parameter der Visualisierungspipeline) und Arbeitsfen-sterverbindungen gespeichert (siehe Abschnitt 6.3).

• Verwaltung von Protokolleintragen: siehe Abschnitt 8.2.2.

• Verwaltung von Update-Informationen: Die Daten zur installierten Version des Scien-tiFix-Servers und der erwarteten Mindestversion des ScientiFix-Clients werden in die-sem Bereich gespeichert. Damit konnen Aktualisierungen automatisiert und Kompati-bilitatsprufungen bezuglich der eingesetzten Server- und Client-Versionen durchgefuhrtwerden.

• Verwaltung von Benutzerdaten: Neben der Benutzerverwaltung durch das DBMSwerden zusatzliche Daten wie E-Mail, ScientiFix-Benutzergruppe und Verweise aufbenutzerspezifische Informationsobjekte gespeichert: Standardinformationsobjekt, Le-sezeichenliste, Hauptverzeichnis bibliographischer Angaben etc.

• Backup und Restore: Verwaltung der durchgefuhrten und durchzufuhrenden Siche-rungen sowie der damit verbundenen Sicherheitsdateien.

Die Hauptaufgabe der Schicht Zugriff ist es, eine Kommunikation uber das Netzwerk mitdem ScientiFix-Client zu ermoglichen. Folgende Schnittstellen werden zur Verfugung gestellt:

• Zugriff auf Informationsobjekte: Mit diesen Funktionen konnen Informationsobjektevom Client gelesen und geschrieben werden. Beim schreibenden Zugriff muß zuvor eineSperre angefordert werden. Der Schreibzyklus vom Setzen einer exklusiven Schreibsperrebis zum Speichern und Freigeben des Informationsobjekts wird in einer Transaktions-tabelle festgehalten. Außerdem werden die Informationsobjekte dabei versioniert.

• Synchronisierung der Informationsobjekte im Client-Cache: Uber diese Funktion kannder Client abfragen, welche Informationsobjekte im Client-Cache seit der letzten Syn-chronisierung aufgrund anderer Benutzeraktivitaten synchronisiert werden mussen.

• Ex-/Import von Informationsobjekten: Uber diese Schnittstelle konnen alle oder einTeil der Informationsobjekte in einem XML-Format ex- und importiert werden.

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176 KAPITEL 7. SCIENTIFIX – EIN MODELLBASIERTES WERKZEUG

• Suche nach Informationsobjekten: Mit diesen Funktionen kann die erweiterte Suche(siehe Abschnitt 6.2.3) aufgerufen werden sowie ein vollstandiger Indexaufbau oder eineinkrementelle Indexaktualisierung zu den Informationsobjekten angestoßen werden.

• Zugriff auf Arbeitsumgebungen: Diese Schnittstelle erlaubt das Speichern und Reak-tivieren der Arbeitsumgebungen (Informations- und Visualisierungsumgebungen). Fer-ner kann die Arbeitsumgebung beim Beenden einer Sitzung fur die folgende Sitzungeines Benutzers gespeichert werden.

• Zugriff auf Protokolldaten: Mit diesen Funktionen konnen Benutzerinteraktionen,Systemzustande und Fehler protokolliert und abgefragt werden. Diese Funktionen sindwichtig fur die Entwicklung des Werkzeugs und die Evaluierung (siehe Abschnitt 8.2.2).

• Zugriff auf Updateinformationen: siehe oben bei Verwaltung

• Rechte und Sicherheit: In diesem Bereich werden Benutzer und deren Rechte verwal-tet. Des weiteren gehoren dazu Verfahren der Authentifizierung und Verwaltung vonSitzungen.

• Backup und Restore: siehe oben bei Verwaltung

7.2.2 ScientiFix-Client

Der ScientiFix-Client besteht aus den Schichten Kommunikation, Modell und Benutzerschnitt-stelle (siehe Bild 7.3). Die unterste Schicht stellt die Verbindung mit dem ScientiFix-Serverlokal oder uber ein Netzwerk her. Die mittlere Schicht enthalt das benutzeroberflachenunab-hangige Modell der Domanenobjekte und realisiert dazugehorige Operationen, wahrend dieSchicht Benutzerschnittstelle die Funktion der Visualisierung und Verarbeitung der Benut-zereingaben wahrnimmt. Die Schritte zur Transformation und Aufbereitung der Informatio-nen in der Visualisierungspipeline sind auf die Schichten Modell und Benutzerschnittstelleaufgeteilt. Der ScientiFix-Client besteht aus den folgenden Komponenten:

• Cache und Synchronisation: Laden, Speichern und Aktualisieren von Informations-objekten beim Client

• Visualisierungspipeline: Transformation und Aufbereitung vom Informationsobjektin der Datenbank bis zur Darstellung in einem Standard-Oberflachenelement und demSetzen entsprechender Parameter

• Generierung: Erzeugen von HTML-, PDF-, LATEX-, XML-Dateien o.a. sowie der Steue-rung des Exports dazu benotigter Ressourcendateien (z.B. GIF- oder JPG-Dateien)

• Export von HTML-, XML-Dateien o.a. und Ressourcendateien

• Import von HTML-, XML-Dateien o.a. sowie von Ressourcendateien aus dem Dateisys-tem, Internet, Literaturverwaltungsprogrammen oder anderen ScientiFix-Datenbanken.(Die importierten Inhalte werden entweder innerhalb der Visualisierungspipeline wei-terverarbeitet oder durch den ScientiFix-Server persistent abgelegt.)

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7.2. SOFTWAREARCHITEKTUR 177

Bild 7.3: Komponenten des ScientiFix-Clients

• Suche: Ausgehend von der Visualisierungspipeline Aufruf der Server-Schnittstelle furInformationsobjekte des Typs Suchanfrage. (Die Ergebnisse werden anschließend derKomponente Visualisierungspipeline zur Verfugung gestellt.)

• Informationsumgebungen: Speichern und Reaktivieren der Informationsumgebungund dazugehoriges Parametrisieren der Visualisierungspipeline (siehe Abschnitt 6.1)

• Protokollierung: Speichern von Protokollierungsinformationen. (Die Funktionen indiesem Bereich konnen durch alle Komponenten des Clients aufgerufen werden;3 vgl.Abschnitt 8.2.2)

• Arbeitsfenster: Darstellung der Informationsobjekte in den Arbeitsfenstern; Manipu-lationsmoglichkeiten durch den Benutzer. (Uber Kontextmenus konnen außerdem eineReihe von weiteren Werkzeugfunktionen aufgerufen werden.)

• Hauptfenster: Aufruf von Funktionen u.a. menugesteuert, die das ganze ScientiFix-System betreffen (z.B. das Herstellen und Beenden der Verbindung zum ScientiFix-Ser-ver, Statusabfragen, globale Einstellungen und Wechsel von Arbeitsumgebungen)

• Visualisierungsumgebungen: Speicherung und Reaktivieren der Visualisierungsum-gebungen, d.h. der Positionen, Große und Darstellungsparameter der Arbeitsfenster unddes Hauptfensters.

Detailliertere Beschreibungen zur Realisierung einzelner Komponenten befinden sich in denfolgenden Abschnitten.

3Im Bild 7.3 sind diese Verbindungen aus Grunden der Ubersichtlichkeit weggelassen.

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178 KAPITEL 7. SCIENTIFIX – EIN MODELLBASIERTES WERKZEUG

7.3 Implementierungskonzept

In diesem Abschnitt werden die wichtigsten Entscheidungen in bezug auf das Implemen-tationskonzept zu ScientiFix dargestellt. Anschließend gehen wir kurz auf die elementarenProgrammklassen ein.

7.3.1 Grundlegende Entscheidungen

Die wichtigsten Entscheidungen betreffen die Bereiche Programmiersprache, Einsatz freierSoftwarekomponenten, Datenbankmanagementsystem, Einsatz von XML, Basisumgebung (inbezug auf die Textproduktgenerierung) und Konzept zur Programmierung der Benutzerober-flache.

Implementierungsentscheidung 1 (Programmiersprache)Welche Programmiersprachen sollen fur welche Komponenten verwendet werden?

Erste Experimente in Bezug auf die Oberflache wurden mit Microsoft Visual C++ und denMicrosoft Foundation Classes (MFC) gemacht. Der erste Ansatz bestand darin, Browserklas-sen, die auch dem Microsoft Internet Explorer zugrunde liegen, zu verwenden, um Konzepteder Hervorhebung, Markierung und Annotation zu realisieren. Dabei stellte sich zu dem dama-ligen Zeitpunkt (1999) die Einarbeitung in die MFC-Bibliothek als sehr aufwendig heraus unddie Bibliothek selbst als noch nicht so ausgereift wie die Oberflachenbibliothek Swing in Java.4

Dies betrifft z.B. die Layoutalgorithmen, die den Entwickler von der festen Positionierung vonOberflachenelementen entbinden und ein schnelleres Erstellen von Prototypen erlaubt. Fer-ner schienen die Eingriffsmoglichkeiten in den HTML-Editor in Swing z.B. beim Hinzufugeneigener Tags leichter moglich. Weitere Grunde fur die Realisierung der spateren Prototypenin Java waren die Plattformunabhangigkeit des compilierten Java-Codes5, die Ablaufkontrol-le durch den Interpreter, ein breiteres Feld an kostenlosen Programmbibliotheken (wie z.B.XML-Parsern) sowie eine einfach zu realisierende Java-basierte Anbindung an die DatenbankInterbase. Mit der Ablaufkontrolle durch den Interpreter konnen Felduberschreitungen, feh-lerhafte Referenzen und nicht passende Typen zur Laufzeit erkannt werden und fuhren nichtzu Programmabsturzen, wie dies teilweise bei C++-Programmen der Fall ist.

Nachteil dieser Entscheidung ist allerdings, daß die Oberflache von Java-Programmen nichtganz dem Look&Feel der ublichen Windows-Programme entspricht und die neuesten Ober-flachenelementtypen erst verspatet in den Java-Entwicklungsumgebungen zur Verfugung ste-hen. Eine zu lange Reaktionszeit, die die Bedienergonomie beeintrachtigt, konnte bei den inJava implementierten anfanglichen Prototypversionen auf der zu dieser Zeit ublichen Hard-ware nicht festgestellt werden. Die Reaktionsgeschwindigkeit konnte sogar im Laufe der Ent-wicklung erhoht werden, da der Quellcode immer auf die aktuelle Java-Version (Verlauf: 1.3.0,1.3.1, 1.4.1 und 1.4.2) portiert wurde.

4Die Oberflachenbibliothek Swing wird z.B. bei Eckstein u. a. (1998) ausfuhrlich behandelt.5Tests nach Fertigstellung des Windows-Prototypen waren auf Anhieb in einer Unix- und einer Mac-

Umgebung erfolgreich.

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7.3. IMPLEMENTIERUNGSKONZEPT 179

Implementierungsentscheidung 2 (Einsatz freier Software)Sollen frei verfugbare oder/und kostenpflichtige Komponenten wahrend der Entwicklung undbeim Betrieb des Prototyps verwendet werden?

Der Vorteil bei frei verfugbaren Softwarekomponenten ist primar, daß keine Lizenzgebuhrenanfallen. Außerdem konnen die Komponenten, soweit vorhanden, leicht beschafft werden undes entstehen keine schwerwiegenden rechtlichen Fragen bei der Installation von mehrerenEvaluierungsprototypen in bezug auf mehrere Rechner und/oder Nutzer. Bei Open Source-Produkten sind daruber hinaus Anpassungen und Erweiterungen an das eigene Implementie-rungskonzept moglich, etwa wenn die vorhandene Programmierschnittstelle bestimmte An-forderungen nicht abbildet. Daß frei verfugbare Softwarekomponenten seitens des Anbietersbzw. der Kommune weniger gewartet werden als kommerzielle, konnte innerhalb des zeitli-chen Rahmens dieser Arbeit nicht festgestellt werden. Dies hangt sicherlich auch von demVerbreitungs- und Entwicklungsgrad der gewahlten Komponenten ab.

Aus obigen Grunden wurde deshalb nach der Fertigstellung des Demonstrationsprototyps (ba-sierend auf Microsoft Visual C++ als Entwicklungsumgebung und Microsoft SQL Server alsDatenbank) die Entscheidung getroffen, ausschließlich frei verfugbare Software zu verwenden,auch wenn teilweise erwunschte Bibliotheken nicht verfugbar waren (machtigerer HTML-Editor und WWW-Browser6). Die Entscheidung wurde auch im Hinblick auf die gewahlteProgrammiersprache Java getroffen, zu der viele Bibliotheken frei verfugbar sind und stetigentwickelt werden. Bibliotheken, die in ScientiFix eingebunden wurden, sind beispielsweisedie Oberflachenbibliothek Swing (als Teil der Java-Entwicklungsumgebung von Sun Micro-systems), XML-Parser und XSLT-Transformation7 aus dem Jakarta-Projekt, SkinLF zur An-passung des Oberflachen-Look&Feels sowie der Datenbank-Client Interclient von Borland.

Ein weiterer Vorteil von Java ist, daß eine Vielzahl von machtigen Entwicklungswerkzeugen(JBuilder Personal Edition, Eclipse etc.) frei verfugbar sind. Die Rahmenbedingung, aus-schließlich lizenzfreie Software einzusetzen, war auch fur die Frage nach dem einzusetzendenDatenbankmanagementsystem relevant.

Implementierungsentscheidung 3 (Datenbank)Welches Datenbankmodell und welches Datenbankmanagementsystem (DBMS) soll verwen-det werden?

Betrachtet wurden relationale und objektorientierte Datenbanken sowie XML-Datenbanken.Ausschlaggebend fur die Wahl einer relationalen Datenbank war:

1. Das relationale Datenbankmodell (vgl. Codd, 1970; Date, 1994, 1988) hat sich uber dieletzten 30 Jahre hinweg bewahrt. Die heute verfugbaren DBMS zeichnen sich durchihre Geschwindigkeit, Robustheit und Standardisierung in bezug auf die Programmier-schnittstelle aus (SQL uber ODBC oder JDBC).

2. Fur den Großteil der zu verwaltenden Daten ist die Tabellenform die beste Wahl (Proto-kollierung, Benutzerdaten, Suchindex, Transaktionsverwaltung, Listenstrukturen). Da-

6Inzwischen existieren jedoch auch hier Moglichkeiten, z.B. den Microsoft Internet Explorer als COM-Objektvon Java aus anzusprechen. Dies ware zumindest fur eine Windows-Umgebung eine Richtung, die aufgrundder hohen Benutzerakzeptanz trotz aller Sicherheitsbedenken weiterverfolgt werden sollte.

7Wurde von Sun Microsystems in die Java-Entwicklungsumgebung ab Version 1.4 aufgenommen.

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180 KAPITEL 7. SCIENTIFIX – EIN MODELLBASIERTES WERKZEUG

bei ist ein effizienter Zugriff uber Auswahlattribute, die nicht im Primarschlussel ent-halten sind, durch das Einfuhren zusatzlicher Datenbankindizes gewahrleistet.8

3. Das Datenbankmanagementsystem Interbase von Borland erfullte erwunschte Zusatz-anforderungen. Da dieses auf dem relationalen Datenbankmodell basiert, ist der Vorteilausgehend vom DBMS zu sehen.

Zusatzanforderungen, die Interbase im Vergleich zum MySQL-DBMS oder anderen frei ver-fugbaren DBMS erfullt9, sind die Implementierung von Datenbanktransaktionen, referentielleIntegritat, Datenbank-Client als JAR-Bibliothek (keine aufwendige Installation) und die di-rekte Verbindung zum Datenbank-Server uber JDBC (d.h. keine JDBC-ODBC-Bridge).

Implementierungsentscheidung 4 (Einsatz von XML)An welchen Stellen kann und soll XML eingesetzt werden?

Folgende Bereiche in ScientiFix verwenden XML als interne Reprasentation und/oder ver-wenden auf XML basierende Transformationen (z.B. XSLT):

1. Interne Speicherung bestimmter Grundtypen (Text/HTML, Text/XML, Suchanfrage,Exposition)

2. Einsatz bei der Visualisierung bestimmter Grundtypen (z.B. durch XHTML-Editor)

3. Interne Speicherung der Arbeitsumgebungen

4. Einsatz in der Komponente Generierung fur Transformationen (XSLT)

5. Einsatz in der Komponente Generierung fur die Steuerung (XML).

Folgende Grunde waren ausschlaggebend und bestatigten sich im nachhinein:

• Notwendige Parser mussen nicht selbst implementiert werden und die fur XML vor-handenen sind robust und effizient. Die mogliche Prufung auf Wohlgeformtheit undValiditat durch den Parser war wahrend der Entwicklung wichtig, um Fehler (z.B. beimExport) schnell lokalisieren zu konnen.

• Das Auswerten des Dokumenten-Objekt-Modells (DOM) im Speicher nach dem Parsenist sehr flexibel und erweiterbar. Gerade bei der inkrementellen Prototypenentwick-lung konnten so z.B. bei dem Grundtyp Suchanfrage Parameter erganzt werden, ohnedaß einerseits sofort der vorherige Programmcode zur Auswertung umgeschrieben wer-den mußte und andererseits schon angelegte Informationseinheiten nach entsprechen-der Anpassung der Auswertung ungultig wurden. Dies betraf auch weitere Bereicheund war aus Implementierungssicht meist die Losung fur die Aufgabe, den ScientiFix-Client weiterzuentwickeln und gleichzeitig in bezug auf die Daten im ScientiFix-Serveraufwartskompatibel zu bleiben.

8Der Geschwindigkeitsvorteil hatte in Tests ab einer bestimmten Datenbankgroße Einfluß auf die Bedien-barkeit (gemessener Faktor: 10).

9Zum Zeitpunkt der Entscheidung (1999).

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7.3. IMPLEMENTIERUNGSKONZEPT 181

• Bei der Generierung wird durch ScientiFix im Prinzip nur die Ablaufumgebung zurVerfugung gestellt. Die XSLT-Anweisungen sind in den Informationsobjekten gespei-chert (Grundtyp Text/XML). Dadurch hat der Anwender die Moglichkeit, die Generie-rung nach seinen Wunschen anzupassen oder eigene Zielformate zu realisieren. XMLmit XSLT stellt dabei aus Anwendersicht kein proprietares Datenformat dar. Dieses istspezifiziert und dokumentiert. Programmiererfahrung vorausgesetzt konnen bestimm-te Anwendergruppen sich schnell in die Transformationssprache und die DTD fur dasExportformat von ScientiFix einarbeiten.10

• Durch die Verwendung des Standards kann von der Weiterentwicklung und der Verbes-serung der Programmbibliotheken profitiert werden. Dies betrifft z.B. Effizienzsteige-rungen und neue Werkzeuge, wie etwa XML-Editoren.

Die selbst entworfene Syntax des XML-Dokuments zur Steuerung der Generierung (siehe5.) ist prototypisch und besteht im Prinzip aus einer Liste von Funktionsaufrufen mit dazunotwendigen Parametern. Die Funktionen realisieren beispielsweise den Export von Infor-mationseinheiten, den Export benotigter Ressourcen, den Aufruf externer Programme (z.B.pdflatex), das Transformieren mit XSLT oder den Import in die Visualisierungspipeline ei-nes Arbeitsfensters. In Zukunft konnte Ant aus dem Jakarta-Projekt11 die obige Steuerungersetzen. Damit wurde dieser Bereich ebenfalls auf einem weitverbreiteten Standard basie-ren. Die bisherigen internen Funktionen mußten dann lediglich als Ant-Tasks implementiertwerden.

Implementierungsentscheidung 5 (Textgenerierungsebene der Basisumgebung)Welche Formate bieten sich zur Transformation von der Textgenerierungsebene auf die Text-produktebene fur die erste Basisumgebung an?

Folgende Anforderung sollten erfullt werden:

1. Auf Textproduktebene sollte die Erstellung eines professionellen Textprodukts moglichsein, obwohl es sich bei ScientiFix um einen Prototyp handelt. Dies betrifft z.B. denUmgang mit Schriftarten, Schriftgroßen, Fußnoten, Grafiken, Silbentrennung, Seitennu-merierung sowie einem professionellen Algorithmus fur das Layouting der Seiten. DerGrund dafur war u.a., daß ScientiFix u.a. auch zum Anfertigen der vorliegenden Arbeiteingesetzt werden sollte, um eigene Erfahrungen zu sammeln.

2. Das Format auf der Textgenerierungsebene sollte standardisiert sein und durch weitereWerkzeuge unterstutzt werden.

3. Der aufzubringende Implementierungsaufwand sollte moglichst gering sein und es solltenwenige Experimente erforderlich sein, da in diesem Bereich nicht der Schwerpunkt dervorliegenden Arbeit zu sehen ist.

Folgende Moglichkeiten wurden betrachtet:10Zu XML und XSLT existiert eine Vielzahl von Literatur (siehe z.B. http://www.w3.org/XML).11Siehe http://jakarta.apache.org und http://jakarta.apache.org/ant/manual/index.html

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182 KAPITEL 7. SCIENTIFIX – EIN MODELLBASIERTES WERKZEUG

• LATEX: Neben der Erfullung der obigen Anforderungen waren die Vorteile bei einerLATEX-basierten Generierung, daß im Kontext der wissenschaftlichen TextproduktionLATEX vielfach und seit langem (v.a. in technischen Disziplinen) eingesetzt wird (vgl.Erhebung von Knorr, 2001). Fur Dissertationen an der Universitat Erlangen-Nurnbergexistierte ferner ein Rahmendokument, das den formalen Anforderungen der Promoti-onsordnung entspricht. Mit BibTEX war es moglich, die automatische Erstellung desLiteraturverzeichnisses und der Verweise im Textteil auf die Textgenerierungsebene zuverlagern. Durch ein spezielles Tag wurde ein Durchgriff auf LATEX-Befehle von derTextmanagementebene aus realisiert, so daß der Textproduzent im Prinzip alle Mog-lichkeiten von LATEX nutzen kann, falls ScientiFix entsprechende Funktionen noch nichtunterstutzt (z.B. Fußnoten).

• DocBook: Fur den Einsatz von DocBook spricht, daß das Format auf XML basiertund sich so einfach in das gesamte Generierungskonzept integrieren laßt. Erste Tests(1999) zeigten aber, daß insbesondere das Layout der generierten Dokumente auf derTextproduktebene nicht der Gute der mit LATEX generierten Dokumente entsprach. DieGenerierung eines endgultigen Dokumentformates (z.B. PDF-Dokument) erfolgt in derRegel mit Formatting Objects. Eine Optimierung der in den Versuchen erzielten Lay-outqualitat hatte im Rahmen dieser Arbeit einen zu großen Implementierungsaufwandverursacht. Im Vergleich zu LATEX war als Nachteil zu werten, daß ein Pendant zuBibTEX nicht vorhanden war. In bezug auf die Editorkomponenten gibt es inzwischenWYSIWYG-Editoren, die das DocBook-Format einlesen, visualisieren und exportierenkonnen. Insgesamt betrachtet ist nach der LATEX-basierten Generierung DocBook jedocheines der favorisierten Formate auf der Textgenerierungsebene.

• HTML: Auf der Textgenerierungsebene ist HTML hauptsachlich deswegen ungeeignet,weil fur das angestrebte Textprodukt noch eine Paginierung erfolgen mußte und eineFeinjustierung des Seitenlayouts nicht vorgesehen ist. Das Problem konnte zwar da-durch gelost werden, daß die Inhalte in ein Textverarbeitungssystem wie z.B. MS Wordimportiert werden, allerdings ware insgesamt eine Reihe von Konvertierungsfehlern zubeheben und ohne Automatisierung waren zu viele Schritte per Hand notig. Dennoch istdas HTML-Format interessant, jedoch nicht fur das endgultige Textprodukt, sondernfur die Generierung verschiedener Ansichten, etwa zu einem Dokumentausschnitt mitoder ohne Einblendung von Ideen, Notizen, Fragen etc., einer Aufwandstabelle oder Li-teraturverzeichnissen. Dies ist insbesondere im Zusammenhang mit der Moglichkeit zusehen, generierte HTML-Dokumente wieder in die Visualisierungspipeline einzuschleu-sen. Ein weiterer Anwendungsfall ist die Generierung einer statischen Web-Site, die eserlaubt, auch ohne ScientiFix in den Informationsobjekten zu browsen (nur lesend).

Wird LATEX fur die Transformation des zu produzierenden Textprodukts (Textmanagement-ebene → Textproduktebene) verwendet, konnte dies anhand der Schritte, die in Bild 7.4illustriert sind, ablaufen. Dies entspricht auch dem ersten realisierten Basismodell:

➀ Export der Liste der bibliographischen Angaben (transitive Hulle ausgehend vom Li-stenobjekt)

➁ Transformation des Exportformats zu einer XML-Datei mit den bibliographischen An-gaben (Auspacken des XML-Fragments aus den Text/XML-Einheiten)

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7.3. IMPLEMENTIERUNGSKONZEPT 183

Bild 7.4: Transformation eines Fachdokuments basierend auf LATEX

➂ Konvertierung spezieller Zeichen (z.B. Anfuhrungszeichen) in die LATEX-Syntax

➃ Export der Objekte zum Fachdokument durch Bildung einer transitiven Hulle ausgehendvom Objekt der Fachtextkontextstruktur

➄ Aufbau der hierarchischen Produktstruktur (gemaß dem Baumstrukturobjekt) in einemXML-Dokument

➅ Bilden von Sichten (Ein-/Ausblenden von Ideen, Fragen, etc.) und Ermittlung derbenotigten Ressourcenobjekte

➆ Aufbau der Dokumentstruktur mit LATEX-Befehlen (\chapter, \section etc.), Ubersetzungvon Listenumgebungen, Zeichenformatierungen u.a. sowie Konvertierung spezieller Zei-chen (z.B. Anfuhrungszeichen) in die LATEX-Syntax

➇ Export der benotigten Ressourcenobjekte

➈ Generierung einer PDF-Datei mittels der Befehle bibtex und pdflatex. Eventuell isthierfur ein mehrmaliger Aufruf notwendig, da LATEX wahrend eines Durchlaufs inkre-mentell Hilfsdateien anlegt und diese erst in weiteren Durchlaufen korrekt eingebundenwerden konnen (z.B. Inhaltsverzeichnis, Verweise auf Bildnummern oder Verweise indas Literaturverzeichnis).

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184 KAPITEL 7. SCIENTIFIX – EIN MODELLBASIERTES WERKZEUG

Anzumerken ist, daß dies nur eine Moglichkeit darstellt und parallel dazu ebenso weitereTransformationen (z.B. fur das DocBook-Format) realisiert werden konnen (weitere Basismo-delle).

Implementierungsentscheidung 6 (Benutzeroberflachenkonzept)Welches Prinzip soll der Oberflachenprogrammierung zugrunde liegen?

Ein bewahrtes Vorgehen ist das Model-Viewer-Controller-(MVC-)Prinzip, das die Verwal-tung der Datenstrukturen von der benutzeroberflachenabhangigen Darstellung und derenManipulation durch Oberflachenelemente trennt. Ein Vorteil bei der Realisierung in Javaist, daß viele der Elemente der Oberflachenbibliothek Swing auf diesem Prinzip basieren(z.B. JList als Oberflachenelement und DefaultListModel als Modell).12 Dadurch ist esmoglich, mehrere Visualisierungen zu einem Modell zu realisieren (z.B. wenn zwei Arbeitsfen-ster das gleiche Informationsobjekt darstellen sollen). Wichtig wird die Trennung aber v.a.dann, wenn z.B. bei einem Web-Client (siehe Abschnitt 7.2) alternative Ansichten und Mani-pulationsmoglichkeiten mit HTML realisiert werden sollen, weil dann die Programmteile zumModell wiederverwendet werden konnen.

7.3.2 Hauptklassen

In Bild 7.5 sind die wichtigsten Objektklassen des ScientiFix-Clients mit ihren wesentlichenAttributen und Methoden dargestellt, welche im folgenden beschrieben werden:13

• Die Klasse Application besitzt die Methode main, mit der ScientiFix initialisiertwird. Es werden die Objekte Database und Mainframe erzeugt. Mit den MethodenchangeIEnv und changeVEnv kann die Arbeitsumgebung bestehend aus Informations-und Visualisierungsumgebung gewechselt werden (siehe Abschnitt 6.1). Aus Effizienz-grunden werden zusatzlich zur Speicherung in der Datenbank Listen fur die Arbeitsum-gebungen verwaltet.

• Die Klasse Database realisiert die Kommunikationsschicht (siehe Bild 7.3). Alle Ver-bindungen zum ScientiFix-Server (Auf- und Abbau uber die Methoden openSessionund closeSession) und SQL-Befehle sind beispielsweise in dieser Klasse gekapselt. Diecreate-Methoden erzeugen Informationsobjekte im ScientiFix-Server. Vorhandene In-formationsobjekte konnen uber die select-Methode geholt und mit der update- Metho-de zuruckgeschrieben werden. Dabei werden die Inhaltsmodelle der Informationsobjektezwischengespeichert (mapIE -Hashtable). Zum Bearbeiten (Abfolge der Zugriffsebenen:Zles → Zschr → Zles) werden die Informationsobjekte mit den Methoden lockIE undunlockIE gesperrt bzw. freigegeben. Die Methode synchronizeIE fragt beim Scienti-Fix-Server ab, welche Informationsobjekte seit der letzten Synchronisierung von anderenClients verandert worden sind und sich außerdem im eigenen Cache befinden. Die neues-te Version wird dann beim ScientiFix-Server angefordert. Da von Informationsobjekten,

12Vgl. z.B. Eckstein u. a. (1998, 17).13Die Darstellung des kompletten Programmcodes wurde den in dieser Arbeit zur Verfugung stehenden

Rahmen sprengen. Es handelt sich um ungefahr 60 Objektklassen mit zum Teil uber 50 privaten und offentlichenMethoden.

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7.3. IMPLEMENTIERUNGSKONZEPT 185

die sich auf der Zugriffsebene Zgrei befinden, der Titel fur die Darstellung meist aus-reicht, erfolgt das Laden des Inhaltsmodells nur bei Bedarf (z.B. beim Ubergang auf dieEbene Zles) und erst in einem zweiten Schritt mit der Methode selectIEContent. DerImport und Export einzelner Informationsobjekte wird durch die Methoden importIEund exportIE realisiert. Weitere Methoden dienen u.a. der Benutzerverwaltung unddem Aufbau und inkrementellen Aktualisieren des Suchindex.

• Die Klasse SFIE und die abgeleiteten Klassen SFIETextHTML, SFIETextPlain, SFIEXML,SFIEMap etc. dienen der Reprasentation der Grundtypen. In der Regel enthalten sie dasInhaltsmodell, das den Ausgangspunkt fur die Visualisierungspipeline darstellt und dasuber die Methode loadContent beim ScientiFix-Server angefordert und zwischengepuf-fert wird. Außerdem verfugen die Klassen uber Methoden zum Setzen und Abfragender Metadaten Informationsobjekttyp, Versionsnummer, Eigentumer, Bearbeiter, Ent-stehungszeitpunkt etc.

• Die Klasse SFModel beinhaltet fur jedes Arbeitsfenster den ersten Teil der Visuali-sierungspipeline (Methode viewIE). Diese wird z.B. aufgerufen, wenn das aktuelle In-formationsobjekt mittels der Methode changeCurrentIE gewechselt wird. Die Metho-de refresh lost einen erneuten Durchlauf durch die Visualisierungspipeline aus, wennsich z.B. bei einer generierten Ansicht die Informationsobjekte verandert haben, dieals Quellen benutzt werden. Mit der Methode toggleReadWriteMode kann die Zugriff-sebene gewechselt werden. Dabei werden die entsprechenden Methoden eines Objektsder Klasse Database aufgerufen (s.o.). Die Inhaltsmodelle der Informationsobjekte wer-den im ersten Teil der Visualisierungspipeline transformiert und in Form von Modellenbereitgestellt, die von Benutzeroberflachenelementen gemaß dem MVC-Prinzip darge-stellt und manipuliert werden konnen (rpModelList, rpModelTree, rpModelTextHTMLetc.). Handelt es sich um Informationsobjekte, die eine Suchanfrage reprasentieren, wer-den diese an ein Objekt der Klasse Database weitergereicht und die Ergebnisse in dieVisualisierungspipeline zuruckgefuhrt. Ahnlich verhalt es sich bei generierten Informa-tionsobjekten, wobei hier ein Objekt der Klasse Generator angesprochen wird (s.u.).Bestimmte Benutzereingaben werden als Ereignisse verarbeitet und fuhren eventuellzum Verandern von Parametern der Visualisierungspipeline des dazugehorigen oder an-derer Arbeitsfenster (ListSelectionListener, TreeSelectionListener etc.).

• Die Klasse WorkFrame bildet u.a. den zweiten Teil der Visualisierungspipeline fur einArbeitsfenster. Die bei der Klasse SFModel beschriebenen Modelle werden auf die Be-nutzeroberflachenelemente abgebildet und je nach aktivem Modell sichtbar gemacht(rpActiveModel). Die von Standardoberflachenelementen abgeleiteten Klassen (JSLabel,JSTree etc.) enthalten erstens den zweiten Teil der Visualisierungspipeline (z.B. Hervor-hebungen, Farbgebungen oder Zusatzinformationen) und zweitens die Verarbeitung vonDrag&Drop-Eingabeereignissen. Eine weitere Aufgabe der Objekte der Klasse WorkFrameist die Verarbeitung arbeitsfensterspezifischer Tastaturkurzel.

• Die Klasse MainFrame realisiert das Hauptfenster. Die Methoden verarbeiten die Aus-wahl von Menupunkten (z.B. openSession, closeSession) und rufen entsprechendeDialoge und Methoden anderer Objekte auf. Die Parameter fur eine Suchanfrage wer-den z.B. uber einen Suchdialog eingegeben und ein Objekt der Klasse Database erzeugtdaraus ein Informationsobjekt, das diese Suchanfrage reprasentiert. Dieses kann von

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186 KAPITEL 7. SCIENTIFIX – EIN MODELLBASIERTES WERKZEUG

Objekten der Klasse SFModel und SFWorkFrame ausgewertet und dargestellt werden.Tastaturkurzel, die sich auf das Gesamtsystem beziehen (z.B. zum automatischen An-ordnen der Arbeitsfenster) werden ebenfalls hier verarbeitet.

• Die wichtigsten Methoden der Klasse Generator sind generate und refresh. In demeinen Fall wird ein neues Informationsobjekt fur die Generierung angelegt, im anderenFall wird ausgehend von einem bestehenden die Generierung gestartet. Die Generie-rungsschritte werden uber ein XML-Dokument in einem XML-Informationsobjekt ge-steuert. Befehle werden in Aufrufe der Methoden extract, execute, convert, exportBlobund transform ubersetzt. Die Methode extract exportiert eine Menge von Informa-tionsobjekten in ein XML-Dokument (export.dtd). Dabei wird eventuell die transitiveHulle bezuglich der Inhaltserreichbarkeit gebildet (siehe Abschnitt 6.2). Mit der Metho-de execute konnen externe Programme gestartet werden (z.B. LATEX-Compiler). DieMethode convert dient dem Konvertieren von Sonderzeichen (z.B. XML-Entities nachLATEX-Befehle) oder externer Reprasentationen in interne Inhaltsmodelle (als Teil derVisualisierungspipeline). XSLT-Transformationen werden in der Methode transformvorgenommen und der Export von Ressourcendateien kann uber die Methode exportBlobveranlaßt werden (Aufruf der entsprechenden Methoden der Klasse Database).

Daruber hinaus besitzen die Klassen MainFrame, WorkFrame und SFModel die Methode getXML.Damit konnen die Parameter festgehalten werden, die eine ScientiFix-Exposition bestimmen.Weitere Klassen dienen z.B. der Protokollierung oder der Realisierung von aufwendigerenDialogen.

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7.3. IMPLEMENTIERUNGSKONZEPT 187

Bild 7.5: Die wichtigsten Klassen und die wesentlichen Attribute und Methoden desScientiFix-Clients

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188 KAPITEL 7. SCIENTIFIX – EIN MODELLBASIERTES WERKZEUG

7.4 Benutzeroberflache

Eine umfassende Beschreibung der Benutzeroberflache wurde den Rahmen dieser Arbeitsprengen. Um dennoch einen Eindruck zu gewinnen, stellen wir im folgenden exemplarischeine ScientiFix-Arbeitssitzung dar:

Schritt 1 (Arbeitssitzung beginnen)Der wissenschaftliche Textproduzent beginnt eine Arbeitssitzung, indem er sich mit demScientiFix-Client am ScientiFix-Server anmeldet. In der Prototyp-Version kann er zwischenverschiedenen Servern wahlen. Mit der Eingabe seines Benutzernamens und Paßworts au-thentifiziert er sich und erhalt dadurch Zugriff auf seine personlichen Arbeitsumgebungenund Informationsbestande. Der Zustand der Arbeitsumgebungen (insbesondere der aktiven)entspricht genau dem Zustand beim Verlassen der letzten Arbeitssitzung. Diese Aussage giltnicht, wenn mehrere Arbeitssitzungen parallel begonnen werden oder wenn sich der Informa-tionsbestand durch Mitbenutzer verandert hat. Letzteres betrifft allerdings nur den Inhaltder Informationsobjekte.

Bild 7.6: Exposition zur Textproduktion am Textteil eines Fachdokuments

Schritt 2 (Schreiben am Textteil des eigenen Fachtextes)In Bild 7.6 wird eine Arbeitsumgebung zur Textproduktion am Textteil des eigenen Fachdoku-ments (Arbeitssituation 29) dargestellt. Es sind drei Arbeitsfenster sichtbar, die alle rein tech-

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7.4. BENUTZEROBERFLACHE 189

nisch dieselbe Funktionalitat zur Verfugung stellen, jedoch innerhalb einer Arbeitsumgebungvom Anwender spezifisch benutzt werden konnen. Links oben wird die Gliederung des Text-teils eines Fachdokuments als Baumstruktur dargestellt. Als Visualisierungsparameter sind dieNumerierung der Knoten und farbliche Kennzeichnung des letzten Veranderungszeitpunktseingestellt. Weitere Ansichten sind durch das Einblenden der Versionsnummer, Namen desEditors, Erstellungszeit, Große der Informationsobjekte etc. moglich. Innerhalb der dargestell-ten ScientiFix-Exposition ist auch eine Verbindung zwischen dem linken oberen und linkenunteren Arbeitsfenster definiert: Wird ein Element der Baumstrukturansicht markiert, so wirddas entsprechende Informationsobjekt im unteren Arbeitsfenster angezeigt (in diesem FallAbschnittskontextstrukturen). Eine weitere Verbindung besteht zwischen dem linken unterenund dem rechten Arbeitsfenster, in dem der Textproduzent schließlich wie gewohnt Fließtextproduzieren kann. Generiert der wissenschaftliche Textproduzent nun eine neue Idee, die erjedoch nicht gleich einarbeiten kann und erst spater weiterverfolgen will, kann er diese z.B.in der Abschnittskontextstruktur ablegen (siehe Bild 7.7). Anschließend kann er sich wiederseiner ursprunglichen Schreibtatigkeit zuwenden, indem er die Zuruck-Schaltflache im rechtenFenster betatigt. Seine Idee ist anschließend nicht mehr sichtbar, aber jederzeit greifbar uberdie Abschnittskontextstruktur.

Bild 7.7: Anfertigen einer Notiz zu einer eigenen Idee und Ablage in der Kontextstruktur zueinem Abschnitt

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190 KAPITEL 7. SCIENTIFIX – EIN MODELLBASIERTES WERKZEUG

Bild 7.8: Gleichzeitiges Rezipieren von Informationsobjekten beim Textproduzieren

Schritt 3 (Weitere Arbeitsfenster beim Schreiben)Alternativ zum vorherigen Schritt konnen Notizen z.B. zur inhaltlichen oder rhetorischenPlanung auch gleichzeitig zur Textstelle verandert und angezeigt werden, wahrend der Wis-senschaftler am Fachdokument schreibt. Hierfur kann eine eigene Arbeitsumgebung definiertwerden (siehe Bild 7.8). Um die Inhalte der Arbeitsfenster Abschnitt und Aktuelle Text-stelle beim Wechsel in die neue Arbeitsumgebung zu ubernehmen, konnen entsprechendeArbeitsumgebungsverbindungen definiert werden. Außerdem ist anzumerken, daß fur die No-tizen verschiedene Informationstrager verwendet werden konnen, wie z.B. auch graphischezur Darstellung einer Mind-Map. Werden die Notizen im Arbeitsprozeß nicht mehr benotigt,so kann der Textproduzent effizient wieder zu der Arbeitsumgebung des vorherigen Schrittszuruckwechseln (z.B. mittels einer bestimmten Tastenkombination).

Schritt 4 (Beispiel fur Ruckgriff auf weitere Fachtexte beim Schreiben)Wenn der Textproduzent nun nach Textstellen in fremden Fachtexten sucht, um beispielsweiseseine Argumentation, an der er gerade arbeitet, durch ein Zitat oder Verweis zu stutzen, kanner folgendes tun:

• Zunachst durchsucht er seinen personlichen Informationsbestand nach erfaßten biblio-graphischen Angaben. Er wechselt daher in eine Arbeitsumgebung, in der er eine zuvor

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7.4. BENUTZEROBERFLACHE 191

Bild 7.9: Suche und Ablage von Informationsobjekten zu bibliographischen Angaben in derKontextstruktur zu einem Abschnitt

angelegte Liste bibliographischer Angaben uberblicken kann (siehe Bild 7.9). Jedesmal,wenn er eine relevante Angabe findet, legt er die jeweiligen Informationsobjekte zu denbibliographischen Angaben innerhalb der betreffenden Abschnittskontextstruktur seinesFachtextes bereit.

• Daraufhin wechselt er ausgehend von den gesammelten bibliographischen Angaben indie jeweiligen fremden Fachtextkontexte (siehe Bild 7.10). Moglicherweise kann er sichdurch die darin abgelegten Informationsobjekte besser an den Fachtext erinnern underhalt Anhaltspunkte, um die gesuchten Stellen im fremden Fachdokument schnell zufinden.

• An dieser Stelle nehmen wir in unserem Beispiel an, daß der wissenschaftliche Text-produzent ein nutzliches Zitat schon fruher exzerpiert hatte, dies jedoch inzwischenvergessen hat (sonst hatte er auch direkt danach suchen konnen) und sich nun bei derRezeption des Fachtextkontextes an das Zitieren erinnert. Gegebenenfalls laßt er sichdie letzten Veranderungszeitpunkte anzeigen, um abzuschatzen, wann er den Fachtextgelesen bzw. das Informationsobjekt zum Zitat zuletzt bearbeitet hat (siehe Bild 7.11).Außerdem konnte er das Fachdokument, das ihm in unserem Beispiel elektronisch zurVerfugung steht, in einem Betrachtungsprogramm offnen (PDF-Datei).

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192 KAPITEL 7. SCIENTIFIX – EIN MODELLBASIERTES WERKZEUG

Bild 7.10: Rezeption der Informationsobjekte, die sich in den Kontextstrukturen zu aus-gewahlten Fachtexten befinden

Bild 7.11: Einblenden der letzten Veranderungszeitpunkte zu den Informationsobjekten einerKontextstruktur

• In unserem Beispiel wahlt er dasjenige Informationsobjekt aus dem Fachtextkontext aus,in das er zu einem fruheren Zeitpunkt die gesuchte Textstelle z.B. mit einer Copy&Paste-Operation eingefugt hatte. Beim Wechsel in die ursprungliche Schreibumgebung (siehevorherige Schritte) kann die zu zitierende Stelle ebenfalls automatisch mit ins entspre-chende Arbeitsfenster ubernommen werden.

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7.4. BENUTZEROBERFLACHE 193

Neben dem Ruckgriff auf fremde Fachtexte kann der wissenschaftliche Textproduzent auchein personliches Fachworterbuch, personliche Schreibrichtlinien etc. als Quelle oder Hilfsmittelbeim Textproduzieren heranziehen (siehe Arbeitssituation 30 auf Seite 112).

Schritt 5 (Mehrfache Ansichten beim Strukturieren)Dieselben Informationsobjekte konnen mehrfach dargestellt werden (Realisierung mittels MVC-Prinzips). Dies unterstutzt den Wissenschaftler z.B. beim Umstrukturieren sowohl von Be-standteilen des Fachdokuments (z.B. Abschnitte und Fließtext) als auch von Ideen, Quellenetc. (siehe Bild 7.12). Daruber hinaus laßt sich die Arbeitsumgebung auch benutzen, um zweiTextstellen des eigenen Fachdokuments vergleichend zu lesen. Wird fur die unteren Arbeitsfen-ster mehr Platz benotigt, konnen die Inhalte in eine andere Arbeitsumgebung ubernommenwerden, die nur diese Fenster enthalt.

Bild 7.12: Exposition zur Umstrukturierung und/oder zur gleichzeitigen Rezeption zweierTextstellen eines Fachdokuments

Schritt 6 (Aktuelle Arbeitssitzung beenden)Beim Beenden der Sitzung wird der Wissenschaftler aufgefordert, einen Eintrag in sein wissen-schaftliches Journal einzufugen, welches er z.B. zu Beginn oder wahrend der nachsten Sitzunguberfliegen kann. Eintrage in das wissenschaftliche Journal konnen bei Bedarf auch wahrendder Arbeitssitzung angefertigt werden.

Das Hauptfenster wurde in dem Beispiel nicht explizit dargestellt, da es lediglich eine Menu-,eine Symbol- und eine Statusleiste enthalt. Uber diese konnen Funktionen aufgerufen werden,

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194 KAPITEL 7. SCIENTIFIX – EIN MODELLBASIERTES WERKZEUG

die das Gesamtsystem betreffen, wie etwa das An- und Abmelden beim ScientiFix-Server, dasAktualisieren des Suchindex, das Einstellen der Parameter zur Client-Server-Kommunikationetc.

Obige Ausfuhrungen stellen sowohl in bezug auf die Arbeitsablaufe als auch auf die Einrich-tung der Arbeitsumgebungen nur eine denkbare Auspragung dar.

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Kapitel 8

Evaluierung des Modells und desWerkzeugs

In den vorherigen Kapiteln wurde das integrative Modell zur wissenschaftlichen Textproduk-tion entwickelt und dargestellt und darauf aufbauend das Werkzeug ScientiFix realisiert. Indiesem Kapitel wird erortert, unter welchen Sichten Modelle und Werkzeuge uberhaupt evalu-iert werden konnen. In einem zweiten Schritt werden die Methoden kurz umrissen, mit denenin der vorliegenden Arbeit Daten erhoben wurden. Ausgewahlte Ergebnisse zu durchgefuhrtenExperimenten bilden den Kern des anschließenden Abschnitts.

8.1 Bereiche der Evaluierung

Das geringe Alter der kognitiv orientierten Textproduktionsforschung (ungefahr 25 Jahre)fuhrt dazu, daß die Arbeiten teils erhebliche Unterschiede in ihrer ”methodischen Anlage“aufweisen (Eigler, 1996, 992f.). Bevor wir daher selbst auf konkrete Datenerhebungsmethodenund die Ergebnisse der Evaluation im Rahmen der vorliegenden Arbeit eingehen, unterschei-den wir mogliche Bereiche der Evaluierung. Bild 8.1 zeigt, welche Rollen das Modell und dasWerkzeug im Rahmen der Forschungsarbeit und der praktischen Anwendung einnimmt.1 AlsTextproduktionssystem bezeichnen wir dabei einen Ausschnitt aus der realen Welt, der be-stimmt wird durch reale Personen, Gegenstande, Bedingungen etc. gemaß den Komponentenim Rahmenmodell aus Abschnitt 3.2. Interessant sind fur uns jeweils die Arbeitsaufgabe, diePerson und die verwendeten Werkzeuge. In Bild 8.1 befinden sich die Textproduktionssysteme,die auf bisherigen Werkzeugen basieren links unten (Bildbereich B; arabische Nummern),wahrend die Textproduktionssysteme rechts unten dargestellt sind, bei denen ScientiFix oderahnliche Werkzeuge beteiligt sind (Bildbereich C; romische Nummern). Der obere Teil im Bild(Bildbereich A) beinhaltet das theoretische Modell und das Werkzeug. In der Darstellung las-sen sich folgende Bereiche fur die eigene Evaluierung (EB) verdeutlichen, anhand derer sichaber auch andere Forschungsarbeiten einordnen lassen.

1Eigler (1996, 995) klassifiziert Untersuchungen danach, ob sie”der Beschreibung, der Bildung von Modellen

bzw. Theorien, der Prufung von Hypothesen bei impliziter Theorie bzw. ad hoc gebildet [oder] der Prufungvon Hypothesen auf dem Hintergrund von Modellen bzw. Theorien“ dienen. Unsere Klassifikation greift die

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196 KAPITEL 8. EVALUIERUNG DES MODELLS UND DES WERKZEUGS

Bild 8.1: Bereiche der Evaluierung

EB ➀ Modelle konnen auf der Basis von Beobachtungen und Selbstbeobachtungen entwickeltwerden. Teilweise werden dabei auch die Erfahrungen und Beobachtungen anderer Per-sonen einbezogen. Bereiter und Scardamalia (1987) verwenden hierfur z.B. den Begriffreflective inquiry (vgl. Eigler, 1996, 994). Die entstehenden Modelle kategorisieren beob-achtete Phanomene und setzen diese mit dem aktuellen Stand der Forschung in Bezie-hung (vgl. Molitor-Lubbert, 1996, 1024). Die Validitat solcher Modelle kann beispiels-weise durch weitere Beobachtungen gestutzt werden. Entstehen dabei Widerspruche, somuß das Modell verworfen oder erweitert werden. In der vorliegenden Arbeit wird einTeil des integrativen Modells (in Bild 8.1 der innere Kasten zum integrativen Modellim Bildbereich A) auf diese Weise entwickelt (Kapitel 3 bis 6). Das Modell bildet damitbestehende Textproduktionssysteme ab. Andererseits kann dieses Modell aber auch alsReferenzmodell benutzt werden, um existierende Systeme anhand der Modellmerkmalezu vergleichen, etwa wenn die Komponente Werkzeug innerhalb der Textproduktions-systeme variiert wird. Das Modell erweist sich dann als brauchbar, wenn entscheidendeFaktoren diskriminierend wirken. Dies gilt es z.B. anhand der Arbeitssituationen inKapitel 5 zu uberprufen.

EB ➁ In der vorliegenden Arbeit werden neben dem Abbilden bestehender Textproduktionssy-steme auch neue Konzepte dem integrativen Modell hinzugefugt (Integratives Modell’).Diese stutzen sich nicht auf Beobachtungen, sondern stellen Uberlegungen dar, wie bis-herige Beschrankungen und Anforderungen durch Moglichkeiten der elektronischen Um-gebungen uberwunden bzw. besser erfullt werden konnen. Der Zweck der Modellbildungbesteht darin, eine Vorlage fur neuartige Werkzeuge zu schaffen, etwa wie ScientiFix.Hier gilt es im ersten Schritt zu uberprufen, inwiefern das Werkzeug das Modell abdeckt.Dies darf nicht mit der Moglichkeit verwechselt werden, das gesamte Modell anhand

Klassen von Eigler (1996) mit Ausnahme der dritten auf und bezieht die Rolle des Werkzeugs mit ein.

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8.2. DATENERHEBUNGSMETHODEN UND -ANALYSE 197

einer Computersimulation zu uberprufen (einschließlich einer Simulation des Textpro-duzenten). Allerdings liegt dieser Fall selten vor und ist auch nur z.T. moglich (vgl.Molitor-Lubbert, 1996, 1024). In unserem Fall sprechen wir davon, daß das Werkzeugauf dem Modell basiert, mit der Bedeutung, daß lediglich ein Teil des Modells (Kompo-nenten Produktionsmedium und Informationsbestand) durch das Werkzeug abgedecktwird. Beim Werkzeug handelt es sich um ein Assistenzsystem zur wissenschaftlichenTextproduktion. Die Evaluierung konnte z.B. darin bestehen, Alternativen in bezug aufdie Umsetzung zu bewerten.

EB ➂ Existiert ein solches Werkzeug, so kann es anhand von Kriterien aus der Softwareer-gonomie oder nach allgemeinen Software-Qualitatsmodellen bewertet werden. Im Fallder vorliegenden Arbeit ist dies jedoch immer unter dem Gesichtspunkt der evoluti-onaren/inkrementellen Entwicklung zu sehen (siehe Abschnitt 7.1). Dabei werden Be-reiche vernachlassigt, die aus Forschungssicht nicht im Fokus der Arbeit liegen, wohlaber bei einer ergonomischen Betrachtung eine Rolle spielen. Daher ist bei der Bewer-tung der Software anhand der Kriterien zumindest auszufuhren, inwiefern bei einemfertigen Softwareprodukt eventuelle Mangel behoben werden konnten.

EB ➃ In diesem Bereich ist zu uberprufen, wie das implementierte Werkzeug in konkre-ten Textproduktionssystemen eingesetzt wird, um Texte zu produzieren. Beispielsweisekonnen Fallstudien hieruber Aufschluß geben.

EB ➄ Im nachsten Schritt ist zu bewerten, inwiefern Annahmen, auf deren Basis z.B. neuartigeKonzepte im Modell begrundet werden, sich im praktischen Einsatz als richtig erweisen.Dabei kommen dieselben Evaluierungsmethoden wie im EB ➀ in Frage. Das Werkzeugspielt in diesem Fall die Rolle eines Mittels zur Evaluierung des integrativen Modells.Dabei sind die Moglichkeit hervorzuheben, erstens durch die Protokollierungsfunktiondes Werkzeugs detaillierte empirische Daten zu gewinnen und zweitens durch weitereBasisumgebungen verschiedene Textproduktionsprozesse zu vergleichen.

EB ➅ Der letzte Bereich der Evaluierung nimmt Bezug auf das ubergeordnete Ziel unsererwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema wissenschaftliche Textproduk-tion in der vorliegenden Arbeit. Aufgabe ist es, mehr uber den Textproduktionsprozeß zuerfahren, damit wir Textproduzenten in die Lage versetzen konnen (z.B. mit neuartigenWerkzeugen und Prozessen), kreativer und effizienter Texte mit hoherer Qualitat alszuvor produzieren zu konnen. Daher gilt es in diesem Bereich zu uberprufen, inwieferndie Textproduktionssysteme I/II/III/... dafur besser geeignet sind als die Textproduk-tionssysteme 1/2/3/...

Die Ausfuhrungen in den folgenden Abschnitten konzentrieren sich auf die Bereiche EB ➃,EB ➄ und EB ➅.

8.2 Datenerhebungsmethoden und -analyse

Im folgenden wenden wir uns den Methoden der Datenerhebung und -analyse zu. Vorwegsei erwahnt, daß wenig empirische Datenerhebungen zum wissenschaftlichen Textproduk-tionsprozeß existieren, die sich uber eine langere Zeitdauer erstrecken, vergleichbar sind und

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198 KAPITEL 8. EVALUIERUNG DES MODELLS UND DES WERKZEUGS

unter realen Bedingungen stattfinden (keine Laboruntersuchungen). Ein Grund dafur durftendie methodischen Schwierigkeiten der Datenerhebung und -auswertung sein. Bekannte Model-le (siehe Kapitel 2) stutzen sich daher auch auf theoretische Herleitungen, Fragebogenerhe-bungen und Selbstbeobachtungen. Innerhalb der vorliegenden Arbeit greifen wir ebenfalls aufdiese Methoden zuruck, kombinieren diese jedoch zusatzlich mit den Erhebungsmoglichkeiten,die durch das Werkzeug und dessen Protokoll- und Auswertungskomponenten entstehen.

Zunachst konnen einerseits produktorientierte und prozeßorientierte Methoden unterschie-den werden sowie andererseits Methoden, die den ”Text als sprachliches Gebilde“ oder den

”Text als gedanklichen Zusammenhang“ analysieren (vgl. Eigler, 1996, 996ff.). Die lexikali-schen (Zahl der Worter etc.), syntaktischen (Wortarten etc.) und satzubergreifenden Analy-sen (Kohasionsanalyse, Topic-Comment-Analyse) gehoren zur produktorientierten Erfassungder sprachlichen Struktur. Die Analyse von Propositionen, des Textinhalts in bezug auf dasThema eines Textes und die Strukturierung der Inhalte im Text (Textzusammenhang) er-fassen die gedankliche Struktur. Spezifisch prozeßorientierte Methoden sind Protokolle deslauten Denkens und die Erfassung von Zeitmaßen beim Textproduzieren. Wir verweisen indiesem Zusammenhang beispielsweise auf Systeme zum Erfassen von Tastatureingaben (vgl.Perrin, 1999; Severinson Eklundh und Kollberg, 1996). Da es aber nicht ausreicht, nur dieTastatureingaben zu erfassen, sondern die Daten auch geeignet dargestellt werden mussen,um diese auszuwerten, wurde z.B. die S-Notation eingefuhrt. Anhand dieser wird bei Seve-rinson Eklundh und Kollberg (1996) der Prozeß der Textrevision und bei Perrin (1999) derSchreibverlauf2 (Progressionsanalyse) bei journalistischen Texten analysiert. Die Grenzen derNotation werden jedoch erreicht, wenn großere Texte (z.B. eine Dissertation) uber langereZeiten Gegenstand der Betrachtungen sind, wenn nicht nur auf den Fließtext fokussiert wirdoder wenn Prozesse der begleitenden Textrezeption ebenfalls abgebildet werden sollen. ObigeAnsatze kombinieren deshalb die reine Erfassung der Tastatureingaben bzw. der S-Notationmit den Methoden Protokoll des lauten Denkens oder Interview (vgl. Severinson Eklundhund Kollberg, 1996, 181f.). Innerhalb der vorliegenden Arbeit wird ebenfalls auf verschiedeneMethoden zuruckgegriffen:

• Demonstrationsprototypen und Diskussionen: In der fruhen Phase der vorlie-genden Arbeit wurden auf der Grundlage bisheriger Forschungsergebnisse und eigenentheoretischen Uberlegungen Demonstrationsprototypen entwickelt. Diese waren Gegen-stand von Diskussionen unter Kollegen und Konferenzteilnehmern. Erkenntnisse ausdiesen Diskussionen flossen in die inkrementelle Weiterentwicklung sowohl des Modellsals auch des Werkzeugs ein.

• Selbstbeobachtung: Ein Vorteil der vorliegenden Arbeit ist, daß der Modell- undWerkzeugentwickler selbst die Rolle des wissenschaftlichen Textproduzenten einnehmenkonnte (Die vorliegende Arbeit wurde mit dem Werkzeug ScientiFix produziert). Sokonnten Konzepte in ersten Tests in der praktischen Arbeit uberpruft werden. Dabeiwurde immer versucht, sowohl die Textproduktionsaufgabe zu erfullen als auch dasModell und den Prozeß in Frage zu stellen.

• Fallstudien: Neben der theoretischen Fundierung anhand anderer Modelle und For-schungsdaten ist auch die Uberprufung in weiteren Fallstudien wichtig, um zu verhin-

2Perrin (1999) erweitert zudem die S-Notation, damit auch aus Quellen kopierte Textstucke gekennzeichnetwerden konnen.

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8.2. DATENERHEBUNGSMETHODEN UND -ANALYSE 199

dern, daß die Modellmerkmale und die Werkzeugeigenschaften nicht nur im Hinblick aufdie Uberlegungen und Erfahrungen einer Person bewertet werden. Zusatzlich zu einigenTestinstallationen stutzt sich dieser Bereich v.a. auf zwei Fallstudien, die sich uber einenZeitraum von ca. einem halben Jahr erstrecken (siehe Abschnitt 8.2.1).

• Arbeitsprotokolle: Das Werkzeug bietet die Moglichkeit, auf Tastendruck einen Dia-log aufzurufen, mit dem ein Eintrag in das personliche wissenschaftliche Journal ein-gefugt werden kann. Bei der Evaluierung wurde dieser Mechanismus benutzt, um Er-fahrungen und Arbeitsschritte dokumentieren zu lassen. Neben diesen vom Benutzerausgelosten Eintragungen, wird der Dialog zusatzlich automatisch beim Beenden jederArbeitssitzung (d.h. des Programms) aufgerufen.

• Interviews: Nach der Evaluierungsphase wurden die Testbenutzer der zwei Fallstudienanhand eines Interviewleitfadens in funf bis zehnstundigen Interviews (mit Pausen)retrospektiv zu Erfahrungen mit bisherigen Werkzeugen und dem Werkzeug ScientiFixbefragt. Der erstellte Interviewleitfaden konnte daruber hinaus die Grundlage fur einezukunftige Fragebogenerhebung bilden, um die Ergebnisse beispielsweise anhand einergroßeren Anzahl von Personen zu verifizieren.

• Automatische Protokollierungen: Mit Hilfe der Protokolldaten konnen v.a. quan-titative Daten erhoben werden (siehe Abschnitt 8.2.2).

Im Vergleich zu bisherigen Datenerhebungsmethoden ist die automatische Protokollierunguber einen langeren Zeitraum und innerhalb der Gesamtumgebung hervorzuheben (Rezep-tion fremder Fachtexte, Produktion von Notizen oder bibliographischen Angaben etc.). Da-durch, daß der Informationsbestand und das Produktionsmedium bis auf die Ebene primitiverInformationsobjekte modelliert wird, aus denen sich wiederum komplexere Objekte aus derDomane, wie Abschnitte, Fachdokumente etc. zusammensetzen, ist eine weitergehende Pro-tokollierung moglich (mehr als Tastatureingaben im Fließtext). Dadurch soll es ermoglichtwerden, auch lang andauernde wissenschaftliche Textproduktion untersuchen zu konnen. DieAuswertungen in den folgenden Abschnitten stellen dabei einen ersten Ansatz dar.

8.2.1 Selbstbeobachtung und Fallstudien

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde das Werkzeug ScientiFix vom Autor selbst (Selbst-beobachtung) und in zwei weiteren Fallstudien uber einen langeren Zeitraum eingesetzt. ImTextproduktionssystem I (TPS I) wurde das Werkzeug zum wissenschaftlichen Informations-management, der Erstellung zweier Konferenzbeitrage und dem Anfertigen der vorliegendenArbeit benutzt, wahrend bei den Textproduktionssystemen II und III (TPS II und III) zweiStudentinnen das Werkzeug bei ihren Textproduktionsaufgaben verwendeten (siehe Tabel-le 8.1). In der Tabelle werden zwei Arten von Zeitraumen unterschieden: Der erste Zeitraum(ZR 1) beginnt mit dem Installationszeitpunkt3 und bezieht sich auf die Einarbeitungszeit,wahrend im zweiten in bezug auf die Evaluierung von einem grundlegenden Kenntnisstandbei der Bedienung des Werkzeugs ausgegangen wurde (ZR 2). Zusatzlich zu einer groben

3Im TPS I entspricht dies dem Einrichten der ersten Version der Basisumgebung.

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200 KAPITEL 8. EVALUIERUNG DES MODELLS UND DES WERKZEUGS

Tabelle 8.1: Evaluation des Modells und Werkzeugs anhand von drei Fallstudien

Kriterium Textproduktions-system I (Selbst-beobachtung)

Textproduktions-system II

Textproduktions-system III

Alter desTextproduzentenbzw. derTextproduzentin

30 24 25

Fachgebiet Informatik Germanistik,Philosophie

Geschichte,Franzosisch,Angewandte Sprach-wissenschaften

Stellung/ Status wissenschaftlicherMitarbeiter

Studentin Studentin

Einsatzgebiet Dissertation (vonMaterial-,Ideensammlung biszur unmittelbarenProduktion desFachdokuments),Buchartikel(komplett), Ideen-undAufgabenverwaltungbei der Werkzeugim-plementierung

Literaturverwaltung(bibliographischeAngaben, Exzerpte,Fachworterbuch),Rezeption vonFachtexten,Diplomarbeit(Vorphase)

Literaturverwaltung(bibliographischeAngaben,Aufzeichnungen),Hausarbeit undReferat (vonIdeensammlung bisunmittelbareProduktion derFachdokumente),Rezeption vonFachtexten

Rechnerausstattung Laptop, PentiumIII, 256MBHauptspeicher,Flachbildschirm(14”), Windows2000

Laptop, PentiumIII, 512MBHauptspeicher,Flachbildschirm(14”), Windows XP(Home Edition)

Zeitraum 2: Laptop,Pentium III,256MByteHauptspeicher,Flachbildschirm(14”), Windows2000

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8.2. DATENERHEBUNGSMETHODEN UND -ANALYSE 201

Tabelle 8.2: Arbeitssitzungen, Nutzungstage und -zeiten

Kriterium TPS I TPS II TPS III

Installationszeitpunkt (ScientiFix) Januar 01(internV1.0)

14.12.03 04.01.03

Zeitraum 1 (ZR 1) 01.02.02-30.06.03

14.12.03-25.06.03

04.01.03-16.06.03

Zeitraum 2 (ZR 2) 01.05.03-30.06.03

27.04.03-25.06.03

19.05.03-16.06.03

Anzahl der Arbeitssitzungen (Gesamt) 1319 127 58

Anzahl der Arbeitssitzungen (ZR 1) 927 127 58

Anzahl der Arbeitssitzungen (ZR 2) 226 52 31

Anzahl der Tage, an denen ScientiFix genutzt wurde(Gesamt)

502 74 34

Anzahl der Tage, an denen ScientiFix genutzt wurde(ZR 1)

357 74 34

Anzahl der Tage, an denen ScientiFix genutzt wurde(ZR 2)

60 26 19

Abgeschatzte Nutzungsdauer in Stunden (Gesamt) ca. 1200 ca. 120 ca. 50

Abgeschatzte Nutzungsdauer in Stunden (ZR 1) ca. 950 ca. 120 ca. 50

Abgeschatzte Nutzungsdauer in Stunden (ZR 2) ca. 360 ca. 50 ca. 35

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202 KAPITEL 8. EVALUIERUNG DES MODELLS UND DES WERKZEUGS

automatischen Protokollierung wahrend beider Zeitraume wurden innerhalb des zweiten wei-tere Daten protokolliert (insbesondere zur Benutzerinteraktion). Bild 8.2, 8.34 und 8.4 zeigendie Benutzeraktivitaten in TPS I, II und III bezogen auf Arbeitssitzungen und Uhrzeiten.In Bild 8.5 wird ein Ausschnitt an zwei bestimmten Tagen (Daten) illustriert.5 Durch ei-ne manuelle Abschatzung wurden fur ZR 2 Nutzungszeiten ermittelt, die anhand der in derDatenbank protokollierten Dauer der Arbeitssitzungen auf ZR 1 bzw. den Gesamtzeitraumhochgerechnet wurden (siehe Tabelle 8.2). Nach Abschluß der Evaluierungsphase stand fol-gendes Datenmaterial zu den drei Textproduktionssystemen zur Verfugung:

1. ScientiFix-Datenbank: Anhand der Datenbank kann das bisher produzierte bzw.fertige Textprodukt analysiert werden. Zusatzlich sind die verwendeten Ausgangs- undZwischenprodukte sowie das ubergreifende Informationsmanagement enthalten.

2. Arbeitsprotokoll: Wahrend des Zeitraums 1 wurden im Rahmen der drei Textpro-duktionssysteme 428, 40 und 21 Eintrage im wissenschaftlichen Journal gesammelt.Anhand einer Schablone konnten die Benutzer den Titel eines Eintrags festlegen undNotizen zu Thema, Zielen, Ergebnisse einer Arbeitssitzung sowie Bemerkungen, No-tizen zur Motivation/Emotion oder Einhaltung von personlichen Zeitschatzungen an-fertigen. Eine weitere wichtige Kategorie, die oft ausschließlich befullt wurde, bildendie Eintrage zur Bewertung des Werkzeugs in Form von Problemen und Vorschlagenzur Verbesserung von ScientiFix. Die meisten Protokolleintrage wurden am Ende einerArbeitssitzung mittels des automatisch erscheinenden Dialogs eingegeben. Insgesamtbetreffen diese vorliegenden Daten hauptsachlich den Bereich EB ➂. Daruber hinausdiente das Arbeitsprotokoll in Kombination mit den anderen Erhebungsmethoden derthematischen Zuordnung von Zeitraumen (Wann, welche Phase und Thema im Text-produktionsprozeß).

3. Interview: Anhand eines Leitfadens (siehe Anhang C) wurden funf- bis zehnstundigeInterviews zu den Bereichen Allgemeine Angaben, Arbeitsplatz, Personliche Vorerfah-rungen, Arbeitssituationen, ScientiFix und Integrativen Modell zur wissenschaftlichenTextproduktion gefuhrt. Es wurden zu allen Evaluierungsbereichen außer EB ➁ Fragengestellt. Das Symbol F kennzeichnet die Blocke, bei denen u.a. explizit nach dem Ver-gleich zwischen vorherigen Arbeitsablaufen und denen mit ScientiFix gefragt wurde (EB➅).

8.2.2 Automatische Protokollierung

Eine weitere Moglichkeit der Datenerhebung ist die automatische Protokollierung der Benut-zereingaben und Systemanderungen im Rahmen des Werkzeugs ScientiFix. Die Tabellen 8.3,8.4 und 8.5 fuhren auf, welche Daten innerhalb des Zeitraums 2 erfaßt wurden (•-Symbol)bzw. welche bei zukunftigen Fallstudien ebenfalls (einfach) protokolliert werden konnten. Bei

4Dadurch, daß sich im TPS II in Einzelfallen die Arbeitssitzungen uber mehrere Tage erstrecken (Standby-Modus uber Nacht) kann es auf den ersten Blick zu visuellen Unstimmigkeiten kommen (siehe z.B. Arbeitssit-zung mit der Kennummer 1141).

5Zur Auswertung standen beide Darstellungen zur Verfugung, wobei aus Grunden des Datenschutzes nurdie erste Variante in der vorliegenden Arbeit im Detail abgebildet wird.

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8.2. DATENERHEBUNGSMETHODEN UND -ANALYSE 203

Tabelle 8.3: Protokollierung von Benutzereingaben mit der Maus

Aktion Erfassung

Bewegungen der Maus

Scrollrad

Generelle Betatigung einer Maustaste (Mausklick)

Mausklick auf den Fensterrahmen zum Aktivieren des Arbeitsfensters

Mausklick zum Aufruf des Kontextmenus •

Mausklick auf Oberflachenelement (Schaltflache, Auswahlliste etc.) •

Mausklick im Texteditor (z.B. zur Cursorpositionierung) •

Mausklick im Listen- oder Baumeditor (z.B. zur Markierung) •

Drag&Drop-Operation (Start- und Zielobjekt) •

Markieren mit der Maus durch Ziehen (z.B. im Editorfenster) •

Tabelle 8.4: Protokollierung von Benutzereingaben mit der Tastatur

Aktion Erfassung

Tastendruck (generell)

Tastaturkurzel (z.B. Alt+X zum Verlassen des Programms) •

Tastatureingabe im Texteditor (generell)

Tastatureingabe im Texteditor (Ctrl+C, Ctrl+X und Ctrl+V) •

Tastatureingabe in der Listen- und Baumansicht (generell)

Tastatureingabe in der Listen- und Baumansicht (Cursortasten) •

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204 KAPITEL 8. EVALUIERUNG DES MODELLS UND DES WERKZEUGS

Tabelle 8.5: Protokollierung von Systemanderungen und Funktionsaufrufen

Aktion Erfassung

Wechsel des aktiven Arbeitsfensters

Veranderung der Große, Position oder Modus (normal, minimiert,maximiert) eines Arbeitsfensters

Aufruf von Menufunktionen •

Wechsel des sichtbaren Informationsobjekts eines Arbeitsfensters •

Wechsel des Informationsobjekts zum Kontext eines Arbeitsfensters •

Anderung der Zugriffsebene (les- vs. les- und schreibbar) •

Anderung Parameter der Visualisierungspipeline (Anzeige alterVersionen, ubergeordneter Informationsobjekte etc.)

Anzeige eines Informationsobjekts in einem externen Programm (z.B.Acrobat Viewer)

Erzeugen eines neuen Informationsobjekts •

Generierung eines Informationsobjekts (auch externe: z.B. PDF-Datei) •

Wechsel der Arbeitsumgebung •

Auslosen einer Arbeitsfensterverbindung •

Aufruf der Zuruck-Funktion (Zuruck-Schaltflache) •

Verandern des Titels eines Informationsobjekts

Verandern des Inhalts eines Informationsobjekts

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8.3. ERHOBENE DATEN UND ERGEBNISSE 205

Benutzerinteraktionen werden die Zeitpunkte des Beginns und des Endes einer Aktion,6 dieKennummer der Arbeitssitzung sowie der Name und die Parameter der Aktion aufgezeichnet.Folgende Bereiche der Nutzung der erhobenen Daten konnen im Rahmen der vorliegendenArbeit unterschieden werden:

• Aussagen verifizieren (die bei der Modellentwicklung zugrunde gelegt wurden und/oderdie aus dem Modell gefolgert werden konnen)

• Neue Zusammenhange erkennen (z.B. anhand von Visualisierungen der erhobenenDaten)

• Fragen fur personenspezifische Interviews auf der Grundlage der erhobenen Datenableiten (Konfrontation und Diskussion der Grunde fur bestimmte Interaktionsmuster)

• Benutzerkompetenz im Umgang mit dem Werkzeug beurteilen und Anhaltspunktfur gezielte Schulung gewinnen (unbenutzte Funktionen als Indiz fur moglicherweiseunbekannte Alternativen der Bedienung)

Ein weiteres Einsatzgebiet des Werkzeugs und der damit verbundenen automatischen Pro-tokollierung ergibt sich aus der Verwendung als Mehrbenutzersystem. Dadurch werden auchDatenerhebungen zu Fragestellungen zur kooperativen Arbeit ermoglicht. Dies wurde jedochim Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht weiter verfolgt.

8.3 Erhobene Daten und Ergebnisse

In diesem Abschnitt werden die wichtigsten Ergebnisse aus der Evaluierungsphase beschrie-ben. Begleitende Experimente und Tests im Rahmen der inkrementellen Entwicklung unddamit verbundene Diskussionen mit Kollegen finden sich nur am Rande wieder und wurdeninnerhalb der vorherigen Kapitel einbezogen.

8.3.1 Arbeitsprodukte und Ausgangsmaterial im Informationsbestand

In den Fallstudien bauten alle drei Testbenutzer7 jeweils einen eigenen, voneinander un-abhangigen Informationsbestand auf. Tabelle 8.6 zeigt die absoluten und relativen Haufigkeitender verschiedenen Typen von Informationsobjekten. Text/HTML-Einheiten werden in allendrei Fallen am haufigsten verwendet. Gemaß den Interviews dient dieser Typ hauptsachlichzur Eingabe von Fließtexten zu einem Textprodukt, Ideen, Definitionen oder Entwurfe so-wie im TPS II auch zur Reprasentation fremder Fachdokumente, die per Copy&Paste ausdem Internet beschafft werden. Mit dem Typ Text/XML werden bibliographische Angabenreprasentiert. Lediglich im TPS I wird dieser Typ zusatzlich zur Spezifikation von Generator-transformationen (XSLT-Stylesheets), Tabellen im Textprodukt und Bildparametern benutzt.Zur Angabe von Stich-, Schlagworten oder zur Benennung von Fachwortern wurde der TypWorte empfohlen. Statt dessen wurde in der Praxis jedoch der Typ Text/HTML verwendet

6Hiermit konnen auch aktionsspezifische Wartezeiten fur den Benutzer ermittelt werden.7Der Autor betrachtet sich hier selbst als einer der Testbenutzer.

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206 KAPITEL 8. EVALUIERUNG DES MODELLS UND DES WERKZEUGS

Tabelle 8.6: Verteilung der Informationseinheiten nach Typen

Typ TPS I(abs.)

TPS I(rel.)

TPS II(abs.)

TPS II(rel.)

TPS III(abs.)

TPS III(rel.)

Text/HTML 2245 41% 418 46% 96 40%

Text/XML 1253 23% 157 17% 42 18%

Worte 88 2% 6 1% 2 1%

BLOB 620 11% 9 1% 13 5%

URL 172 3% 1 0% 0 0%

Konzeptkarte 13 0% 1 0% 0 0%

Listenstruktur 294 5% 112 12% 19 8%

Baumstruktur 59 1% 16 2% 5 2%

Kontextstruktur 720 13% 179 20% 62 26%

Summe 5464 100% 899 100% 239 100%

(in Form einer Titelangabe ohne weiteren Fließtext). MS Word- und MS Excel-Dateien wer-den mit dem Blob-Informationsobjekttyp abgebildet. In den Interviews zu TPS II und IIIwurde angegeben, daß ein Großteil der benotigten fremden Fachdokumente nicht elektronischvorliegen, weshalb ein wichtiges Einsatzgebiet des Werkzeugs (als Dokumentenmanagement-bzw. Archivierungssystem) nur ansatzweise innerhalb der Fallstudien evaluiert werden konn-te. Hervorzuheben ist jedoch, daß in TPS II mit diesem Typ auch Ausgangsinformationen furdie Textproduktion in Form von Excel-Dateien modelliert wurden. Lediglich in TPS I dienendie Blobdaten zusatzlich zur Reprasentation von Bilddaten eigener Textprodukte.8

Als Strukturen wurden Listen- und Kontextstrukturen am haufigsten verwendet. Listen wer-den eingesetzt, um ahnlich dem Dateisystem Informationen zu strukturieren (thematischeVerzeichnisse). Kontextstrukturen werden innerhalb der Listen angelegt, um z.B. Fachworter-bucheintrage zu reprasentieren oder Exzerpte zu einem Fachtext abzulegen. Baumstrukturendienen hauptsachlich der Modellierung von Produktstrukturen. Ein interessantes Teilergeb-nis der Fallstudien ist, daß im TPS II bibliographische Angaben nicht (wie vorgeschlagen)innerhalb einer Liste (analog zu einer Bibliographiedatenbank), sondern zunachst nur in ei-ner Fachtextkontextstruktur abgelegt wurden. Im Interview stellte sich heraus, daß dies denpraferierten Arbeitsablauf der Testbenutzerin widerspiegelt, namlich beim erstmaligen Ex-zerpieren den entsprechenden Kontext mit der bibliographischen Angabe anzulegen. Die Li-stenstruktur, die z.B. zur Generierung des Literaturverzeichnisses benotigt wird, ist in diesemFall nachrangig und kann im Werkzeug durch andere Mechanismen hergestellt werden (Suchenach Informationsobjekten mit der Rolle bibliographische Angabe). Aus Sicht der vorliegendenArbeit ist dies ein Beispiel dafur, wie Benutzer von der Flexibilitat des Werkzeugs Gebrauch

8Die Zahl von 620 Informationsobjekten zu diesem Typ beinhaltet auch Tests zum Einscannen und Lesenvon Seiten zu fremden Fachdokumenten.

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8.3. ERHOBENE DATEN UND ERGEBNISSE 207

Tabelle 8.7: Einordnung anhand von Rollen in den Kontextstrukturen zu den Abschnitteneines zu produzierenden Textprodukts

Rolle in der Kontext-struktur

Anzahl(TPS I)

rel.Haufigkeit(TPS I)

Anzahl(TPSIII)

rel.Haufigkeit(TPS III)

Textkorper 256 28,3% 19 51,4%

Unerledigte Aufgaben 61 6,8% 1 2,7%

Erledigte Aufgaben 5 0,6% 0 0,0%

Feedback 2 0,2% 0 0,0%

Ziele 4 0,4% 0 0,0%

Ideen 349 38,6% 2 5,4%

Fragen 17 1,9% 0 0,0%

Quellen 34 3,8% 10 27,0%

Quellenverweise 110 12,2% 0 0,0%

Restaufwandsschatzung 29 3,2% 0 0,0%

Generate 1 0,1% 0 0,0%

Arbeitsorganisation 1 0,1% 0 0,0%

Mulleimer 10 1,1% 0 0,0%

Notizen 16 1,8% 5 13,5%

Relevante Abschnitte 1 0,1% 0 0,0%

Fragebogen 7 0,8% 0 0,0%

Summe 903 100,0% 37 100,0%

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208 KAPITEL 8. EVALUIERUNG DES MODELLS UND DES WERKZEUGS

machen, um einen fur sich adaquaten Arbeitsablauf zu realisieren. Weiterhin bestatigen dieInterviews, daß sich die Vorteile eines Dateisystems (Organisation mit Ordnern bzw. Listen)und einer Datenbank (Attribute bzw. XML-Tags und Rollen einer Kontextstruktur) kombi-nieren lassen. Dies wurde von den Benutzern als sehr positiv bewertet.

Um die vorliegende Arbeit abzugrenzen, wurden innerhalb der Fallstudien die Typen URLund Konzeptkarte nicht weiter betrachtet und daher die Testbenutzer auch nicht entspre-chend geschult. Ein weiterer Grund, den Typ URL nicht weiter zu betrachten, lag darin, daßdie getestete Programmkomponente zum Internet-Browser nicht die Effizienz und die Dar-stellungsqualitat der ublicherweise verwendeten Browser erreicht. Eine Weiterentwicklung desWerkzeugs (Einbinden eines gangigen Browsers als ActiveX-Komponente etc.) ist fur weitereEvaluierungen des integrativen Modells in diesem Bereich wichtig.9

Unterschiede in den Verteilungen der Typen ergeben sich auch aus den verschiedenen Ein-satzgebieten. In TPS II wurde nur eine Teilphase bei der Erstellung einer Arbeit untersucht,namlich die Vorphase mit Schwerpunkt auf Recherchen und Anfertigen von Exzerpten. InTPS III wurde eine Arbeit vollstandig mit ScientiFix angefertigt, wobei jedoch die Testbe-nutzerin das Werkzeug nicht fur alle vorherigen Recherchen benutzt hat. Tabelle 8.7 zeigtdie Verteilung der Informationsobjekttypen bezogen auf die Rollen innerhalb des Dokumentsauf der Textmanagementebene, an dem hauptsachlich wahrend der Evaluierung gearbeitetwurde (TPS I: Dissertation; TPS III: Hausarbeit). Die Verteilung zeigt, daß neben der Rol-le Textkorper als Teil des Endprodukts v.a. die Rollen Ideen, Quellen, Quellverweise undNotizen benutzt wurden. Da die Rollenzuordnung außer bei der Rolle Textkorper keine Kon-sequenzen in bezug auf automatisierte, nachgelagerte Prozesse hat, ergibt sich die Bedeutungausschließlich durch den jeweiligen Benutzer (auch wenn bei der Einfuhrung des Werkzeugsdie einzelnen Rollen erlautert wurden). Ein Ergebnis ist, daß trotz der Menge an differenzier-ten Rollen nur eine kleine Auswahl tatsachlich benutzt wurde. Dies kann dadurch begrundetwerden, daß entweder entsprechende Inhalte gar nicht oder anderweitig reprasentiert wur-den. Im Fall von Zielen beispielsweise ergibt sich aus den Daten, daß Ziele einerseits in denTextkorper als Stichworte oder unter der Rolle Ideen abgelegt werden.

Zusammenfassend laßt sich feststellen, daß in allen drei Textproduktionsumgebungen die ge-stellten Aufgaben mit dem Werkzeug vollstandig ausgefuhrt werden konnten. Fur das TPSII und III wurde dies explizit in den Interviews bestatigt. Daß sich das Werkzeug trotz pro-totypischer Implementierung auch unter Bedingungen der Praxis in den Fallstudien bewahrthat, wird durch den Wunsch bzw. die Entscheidung der Testbenutzer bestatigt, das Werk-zeug auch nach der Evaluierungsphase weiter zu benutzen. Ein weiteres Kriterium, das dieAnwender im Vergleich zu den bisher verwendeten Textproduktionsumgebungen (EB ➅) alssehr wichtig und hilfreich hervorheben, bezieht sich auf die Moglichkeit, Informationsobjektegleichzeitig in mehreren Strukturen einzuordnen.

9Unabhangig von momentanen Defiziten beim Browsen im Internet mit dem Werkzeug ist die strukturier-te Speicherung von URLs (Lesezeichenliste etc.) moglich und wird von den Testbenutzern derzeit vermehrtbenutzt (allerdings erst nach Abschluß der hier betrachteten Evaluierungsphase).

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8.3. ERHOBENE DATEN UND ERGEBNISSE 209

Tabelle 8.8: Verteilung der Benutzeraktivitaten nach Informationsumgebungen (Teil 1)

Informations-umgebung

TPS I(abs.)

TPS I(rel.)

TPS II(abs.)

TPS II(rel.)

TPS III(abs.)

TPS III(rel.)

1 3053 3% 3807 43% 0 0%

2 824 1% 0 0% 0 0%

3 120 0% 0 0% 0 0%

4 541 0% 0 0% 35 0%

5 26587 25% 0 0% 0 0%

6 2205 2% 0 0% 0 0%

7 1592 1% 0 0% 0 0%

8 238 0% 0 0% 0 0%

9 79 0% 0 0% 0 0%

8.3.2 Produktionsumgebung und Arbeitsumgebungen

Ein weiterer Schwerpunkt der Ausfuhrungen zum integrativen Modell ist neben der Kompo-nente Informationsbestand das Produktionsmedium. Ergebnisse aus den Fallstudien werdenanhand der Konzepte Exposition und Arbeitsumgebung sowie der damit verbundenen Pro-zessen dargestellt.

8.3.2.1 Exposition

In den Interviews zu den Fallstudien wurde die Tatsache als sehr wichtig und gut gelostbewertet, daß Informationsobjekte gleichzeitig sichtbar und/oder greifbar sein konnen. Ins-besondere im Bereich des personlichen Fachworterbuchs wurde dies innerhalb des TPS II po-sitiv hervorgehoben, da vorherige Versuche der Benutzerin gescheitert sind, Microsoft Wordals Werkzeug zur Verwaltung eines personlichen Fachworterbuchs zu benutzen. Der Grundaus Sicht der Benutzerin lag darin, daß bei Microsoft Word die greifbare Ebene fehlte. MitScientiFix konnte dagegen die Benutzerin einerseits den Uberblick behalten und andererseitswar es ihr moglich, feingranularer (in Form der Informationsobjekte zu Definitionen, Quellenetc.) und gezielter nur bestimmte Information mit geringem Interaktionsaufwand sichtbar zumachen. Da in TPS III v.a. die Rezeption von papierenen Fachdokumenten eine große Rollespielte und das Werkzeug hauptsachlich zum Schreiben des eigenen Textes verwendet wurde,konnte die gleichzeitige Rezeption nur in bezug auf die Gliederung, den Abschnittskontextund eine oder mehrere Textstellen bewertet werden.

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210 KAPITEL 8. EVALUIERUNG DES MODELLS UND DES WERKZEUGS

Tabelle 8.9: Verteilung der Benutzeraktivitaten nach Informationsumgebungen (Teil 2)

Informations-umgebung

TPS I(abs.)

TPS I(rel.)

TPS II(abs.)

TPS II(rel.)

TPS III(abs.)

TPS III(rel.)

20 217 0% 68 1% 153 2%

21 1360 1% 52 1% 20 0%

22 725 1% 17 0% 184 2%

23 1329 1% 0 0% 0 0%

24 558 1% 0 0% 455 6%

25 1021 1% 0 0% 76 1%

26 0 0% 0 0% 0 0%

27 71 0% 0 0% 0 0%

28 35 0% 0 0% 0 0%

29 0 0% 0 0% 0 0%

30 4798 4% 20 0% 167 2%

31 45023 42% 1760 20% 1005 13%

32 1098 1% 20 0% 1139 15%

33 4937 5% 59 1% 2373 32%

34 5590 5% 51 1% 443 6%

35 1691 2% 0 0% 0 0%

36 2424 2% 10 0% 0 0%

37 185 0% 33 0% 0 0%

38 173 0% 0 0% 0 0%

39 1065 1% 0 0% 96 1%

40 500 0% 520 6% 205 3%

41 0 0% 10 0% 89 1%

42 0 0% 10 0% 0 0%

43 0 0% 10 0% 88 1%

44 0 0% 0 0% 0 0%

50 0 0% 0 0% 937 13%

51 0 0% 10 0% 8 0%

52 211 0% 0 0% 0 0%

60 0 0% 971 11% 0 0%

61 0 0% 999 11% 0 0%

62 0 0% 456 5% 0 0%

Summe 108250 100% 8883 100% 7473 100%

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8.3. ERHOBENE DATEN UND ERGEBNISSE 211

8.3.2.2 Arbeitsumgebung

Ausgehend von den erhobenen Daten wird im folgenden eine Auswahl von Fragestellungen inbezug auf das Konzept Arbeitsumgebung dargestellt und anhand erster Ergebnisse bewertet:

• Konnen zu verschiedenen Arbeitsprozessen geeignete Arbeitsumgebungeneingerichtet werden? In der ersten Phase der Evaluierung (Zeitraum 1) wurde denBenutzern lediglich das Arbeitsumgebungskonzept erklart und anhand weniger Bei-spielfalle veranschaulicht (Arbeitsumgebungen mit der Nummern 1 bis 9). In der zwei-ten Phase (Zeitraum 2) wurden den Benutzern Basisumgebungen zu unterschiedlichenBereichen (Bibliographie, Fachworterbuch, eigener in Arbeit befindlicher Fachtext undeigene/fremde Fachtexte) eingerichtet und erlautert (siehe hierzu im Anhang Tabel-len D.1, D.2, D.3 und D.4). Die Tabellen 8.8 und Tabelle 8.9 zeigen die absoluten undrelativen Haufigkeiten der Benutzerinteraktionen in den jeweiligen Arbeitsumgebungen.Bild 8.6 illustriert dies anhand eines Saulendiagramms. In den Interviews mit den Be-nutzern wurde bestatigt, daß die Basisumgebungen den jeweiligen Prozeß geeignet un-terstutzen. Dies trifft insbesondere fur die Arbeitsumgebung zur Textproduktion amTextteil des eigenen Fachdokuments zu (vgl. Bild 7.6), die aufgrund der Haufigkeitauch eine der wichtigsten Umgebungen bei der Textproduktion ist.

• Wird die Verzahnung von Arbeitsschritten im Prozeß der wissenschaftli-chen Textproduktion durch die Moglichkeit unterstutzt, auch entsprechenddie Arbeitsumgebungen zu wechseln? Das Schreiben an einem Textabschnitt kannbeispielsweise durch das Suchen nach einer bibliographischen Angabe, der Eingabe einerIdee zu einer anderen Textstelle oder dem Nachlesen in einem weiteren Fachdokumentunterbrochen werden. Bild 8.10 veranschaulicht dies anhand zweier Arbeitsprozesse,namlich Anderungen an der Produktstruktur (Dreieckssymbol) oder an der Liste derbibliographischen Daten (Rautensymbol). Je nach Bereich wurde meist zwischen denArbeitsumgebungen 21, 31 und 33 gewechselt. Andere Aktionen, wie Anderungen anTextstellen oder Ideennotizen, werden als Punkte dargestellt und zeigen, daß im Ver-lauf des betrachteten Monats hauptsachlich die Arbeitsumgebung 31 verwendet wurde,um Text zu produzieren und neue Abschnitte einzufugen. Um Abschnitte umzuhangen,wurde meist die Umgebung 34 benutzt, da dort in sechs Arbeitsfenstern zwei getrennteSichten auf die Produktstruktur, die dazugehorigen Abschnittskontexte und Textstel-le angezeigt werden konnen (siehe Bild 7.12). In den Interviews wurde bestatigt, daßdas Werkzeug die Anforderungen gut lost. Die automatische Protokollierung zeigt al-lerdings, daß insgesamt im Vergleich zum TPS I selten gewechselt wurde. Dies erklartsich erstens dadurch, daß die Testpersonen erst gegen Ende oder nach Abschluß derEvaluierungsphase, die Einsatzmoglichkeiten des Konzepts Arbeitsumgebungswechselerkannten. Zweitens wurden wahrend des Evaluierungszeitraums Arbeitsumgebungenlediglich fur bereichsspezifische Wechsel benutzt, die jedoch bedingt durch die Rolle desWerkzeugs innerhalb der evaluierten Arbeitsprozesse selten auftraten.

• Welche Arbeitsumgebungen werden entsprechend der Einteilungen aus Ab-schnitt 6.1 von den Testpersonen benutzt? In bezug auf die Unterscheidung inprimitive und komplexe Arbeitsumgebungen laßt sich feststellen, daß beide Formenbenutzt werden. So werden bei der Arbeit am eigenen Textprodukt die primitive Ar-

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212 KAPITEL 8. EVALUIERUNG DES MODELLS UND DES WERKZEUGS

beitsumgebung 31 und die komplexe Arbeitsumgebung 33 (zum Nachlesen) sehr haufigverwendet. Die Unterscheidung in rezeptive, produktive, reproduktive oder organisato-rische Arbeitsumgebungen ist immer in Verbindung mit dem aktuellen Arbeitsprozeßzu sehen. Z.B. wurden ursprunglich rezeptiv genutzte Arbeitsumgebungen beim Einfalleiner neuen Idee zu einer produktiven Arbeitsumgebung. Minimale Arbeitsumgebungenwurden zwar anfangs definiert, aber meist im Laufe der Zeit zu erweiterten Arbeits-umgebungen ausgebaut. Dies ist im engen Zusammenhang mit der Unterscheidung inspezielle und generelle Arbeitsumgebungen zu sehen. Spezielle Arbeitsumgebungen wur-den fur die Kernprozesse (Eingabe Bibliographie, Arbeit am eigenen Textprodukt, etc.)verwendet, wahrend generelle sehr oft fur seltene Aufgaben verwendet wurden. Dadurch,daß die Standardarbeitsumgebungen bereichsspezifisch definiert und wahrend des Eva-luierungszeitraums meist beibehalten wurden, sind Aussagen zu prozeßspezifischen undprojektspezifischen Arbeitsumgebungen nur eingeschrankt moglich. Ein Beispiel fur ei-ne projektspezifische Unterscheidung ist jedoch in TPS I die zeitweise parallele Arbeitan der Anleitung zu ScientiFix und der Arbeit an einer Dissertation, da fur beide Falleeine eigene Arbeitsumgebung definiert wurde (gemaß Nummer 31). Im Hinblick auf dieFrage, ob ScientiFix zu jeder Zeit bei der Textproduktion benutzt wurde, ist v.a. fest-zustellen, daß im TPS III Fachdokumente oft auch ohne ”laufendes“ ScientiFix gelesenwurden, ScientiFix gleichzeitig mit weiteren Programmen wie etwa Excel verwendetwurde und die ausschließliche Benutzung von ScientiFix mit dem Grad der Fertigstel-lung des Textprodukt haufiger wurde.

• Wann und wie werden die neuartigen Konzepte zum Wechseln von Arbeits-umgebungen oder Speichern von Arbeitsumgebungen in Informationsob-jekten benutzt? Ein Ergebnis ist die Beobachtung, daß die Benutzer die Verwen-dung des Konzepts Arbeitsumgebung erst bewußt erlernen mussen. Die anfanglicheBenutzung des Werkzeugs ist gepragt durch bekannte Arbeitsprozesse, die auf die neueArbeitsumgebung ubertragen werden. Defizite, die aus der Nichtverwendung erweiter-ter Moglichkeiten resultieren, werden weniger wahrgenommen als Konzepte, die deralten Arbeitsweise widersprechen. Beispielsweise hatten die Benutzer das Gefuhl, daßdie Funktion ”Dokument speichern“ bzw. ein derartiger Sicherheitsdialog fehlt. An-dere Funktionen und damit verbundene Moglichkeiten (wie z.B. zum Einrichten undVerandern von Arbeitsumgebungen) wurden wahrend des Evaluierungszeitraums erstlangsam realisiert. Dies zeigt u.a., daß der Einsatz des Werkzeugs insbesondere im pro-fessionellen Bereich zu sehen ist. Denn v.a. auf langere Zeit kann sich der Aufwandzur optimalen, wechselseitigen Abstimmung der eigenen Arbeitsweise und des Werk-zeugs amortisieren. Die Bilder 8.7, 8.8 und 8.9 geben die Wechsel deshalb nur im FallTPS I im erwarteten Umfang wieder. Die Funktion Speichern einer Arbeitsumgebungwurde wahrend des Evaluierungszeitraums lediglich zum Ubertragen, Einrichten undWiederherstellen der Standardumgebungen benutzt.

8.3.2.3 Browsen, Navigation und erweiterte Suche

Neben dem Andern der Exposition durch einen Arbeitsumgebungswechsel, kann der Benut-zer die Inhalte der Arbeitsfenster auch durch weitere Benutzerinteraktionen andern. Dieswar insbesondere in TPS II und III der Fall, in denen der Wechsel von Arbeitsumgebungen

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8.3. ERHOBENE DATEN UND ERGEBNISSE 213

im Evaluierungszeitraum seltener als im TPS I war. In den entsprechenden Interviews wur-de angegeben, daß Informationsobjekte haufiger durch Navigation als durch Browsen erreichtwurden (vgl. Abschnitt 6.2.1). Dabei wurde die Erreichbarkeit uber das Schaltelement Zuruckals sehr wichtig bewertet. Im Vergleich zu WWW-Browsern stellt dies nichts Neues dar, wo-hingegen bei konventionellen Textverarbeitungssystemen diese Funktionalitat fehlt. In diesemZusammenhang wurden auch die Tastaturkurzel zum Abruf einer chronologisch sortierten Li-ste von Informationsobjekten, die zuletzt innerhalb aller Arbeitsfenster betrachtet (Ctrl+2)bzw. verandert wurden (Ctrl+3). Diese Funktion wurde auch benutzt, um schnell und einfachListenstrukturen zu erzeugen. Unter Verwendung einer Arbeitsfensterverbindung konnten dieentsprechenden Informationsobjekte ”gesammelt“ werden, indem lediglich die Informationsob-jekte eines komplexen Informationsobjekts in der gewunschten Reihenfolge markiert wurden.

Die Funktion Suche wurde hauptsachlich in Form konventioneller Suchanfragen mit Stich-worten benutzt. Die erweiterten Moglichkeiten wurden im TPS II und III kaum benutzt. EineErklarung dafur ist (wie schon bei den Arbeitsumgebungen) die Tatsache, daß die Moglich-keiten erst erlernt werden mussen. In den Interviews wird dies durch die Außerung bestatigt,daß eine solche Funktion ”nicht vermißt“, aber auch nicht ausprobiert wurde. Erst nach demErlernen kann beurteilt werden, welches Potential mit den erweiterten Funktionen verbundenist. Folgendes Beispiel aus TPS I ist jedoch ein Indiz dafur, daß sich weitere Betrachtungenlohnen konnten:

Beispiel 11Am Ende des Jahres 2002 wurde ein Informationsobjekt angelegt, in dem Notizen zur Ausge-staltung eines erweiterten Suchdialogs im Rahmen eines Implementierungskonzepts abgelegtwurden. Beim Sammeln von Ideen fur eine Textpassage zum Thema Suche, sollte genau dasobige Informationsobjekt wiedergefunden werden. Eine Suche lediglich mit Stichwort, ergabeine Treffermenge von 60 Informationsobjekten. Im Vergleich dazu konnte diese Zahl auf dreiminimiert werden, indem zusatzlich der Zeitraum Dezember 2002 angegeben wurde.

Das Praxisbeispiel zeigt, daß vermutlich gerade auf langere Zeitraume und bei großeren In-formationsbestanden, die Rolle der erweiterten Suche wichtiger wird. Dies wurde im Rahmender vorliegenden Fallstudie nicht untersucht, ware jedoch eine lohnenswerte Fragestellung furkunftige Forschungsarbeiten.

8.3.3 Die funf Prinzipien

Im folgenden werden die Diskussionen mit Kollegen, Interviews und Daten der automatischenProtokollierung zu den Fallstudien im Hinblick auf die funf Prinzipien zusammenfassend be-wertet.

Das Prinzip PRP (Verzahnung von Rezeptions- und Produktionsprozessen) wird als sehrwichtig bewertet. Von den befragten Personen wird die Annahme bestatigt, daß fast alleArbeitssituationen aus dem Wechselspiel zwischen Rezeption und Produktion bestehen. Diein ScientiFix realisierte Losung zur gleichzeitigen Anordnung von Informationsobjekten wirdals sehr angenehm empfunden, ebenso die Einheitlichkeit, mit der verschiedene Typen vonDomanenobjekten (Ideen, eigener Text etc.) visualisiert, strukturiert und manipuliert werdenkonnen.

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214 KAPITEL 8. EVALUIERUNG DES MODELLS UND DES WERKZEUGS

Das Prinzip PPiE (Produkt im Entstehen) wurde ebenfalls als sehr wichtig eingestuft. LautInterviews setzt sich die Starke von ScientiFix zu diesem Punkt aus mehreren Faktoren zu-sammen. Einerseits wird die Moglichkeit betont, daß man sowohl mit kurzeren als auch mitlangeren Textfragmenten zu Ideen, Quellen oder eigenen Text umgehen kann, ohne beispiels-weise den eigenen Text zu ”zerstoren“. In diesem Zusammenhang wurden auch die Zugriffsebe-nen positiv erwahnt. Im Vergleich dazu sind beispielsweise fruhere Versuche einer Benutzerinin einer MS Word-Umgebung gescheitert. Die Moglichkeit in ScientiFix, sowohl kleinere alsauch umfangreichere Informationsobjekte in Strukturen (z.B. thematische und Textprodukt)mehrfach einzuordnen, wird als entscheidender Faktor gesehen. Am Beispiel des siebten Ka-pitels der vorliegenden Arbeit verdeutlicht Bild 8.10, wann zunachst Informationsobjekte zuIdeen, dann zu den Abschnittskontexten und schließlich zum eigentlichen Fließtext entste-hen oder verandert werden. Die Daten beziehen sich auf einen Zeitraum von ca. 200 Tagen.Die vertikale Achse unterscheidet die Abschnitte, denen ruckblickend (vom Endprodukt aus)die Informationsobjekte zugeordnet wurden. Gemaß den Rollen im Abschnittskontext wirdzwischen Textkorper und Ideen/Quellen/etc. unterschieden (vgl. auch Tabelle 8.7). Bild 8.11verdeutlicht analog das Entstehen der Hausarbeit als Teil des TPS III. In beiden Fallen ist er-kennbar, daß Informationsobjekte zu Ideen schon im Vorfeld oder beim Schreiben an anderenTextstellen entstehen und erst spater der endgultige Fließtext entsteht. Daß letzteres u.a. un-ter Verwendung der zuvor zugeordneten Ideen entstand, wurde in den Interviews bestatigt. ImTPS III wurde parallel an zwei Einleitungen gearbeitet, da erst zu einem spateren Zeitpunktabhangig vom Ergebnisteil eine ausgewahlt werden sollte. Die Ablage beider Alternativenwird als sehr gut und ”entspannend“ empfunden.

In bezug auf das Prinzip PMiMa (Einbettung von Teilprozessen in großere Handlungszusam-menhange) konnen nur erste Teilergebnisse vorgelegt werden. Beispielsweise zeigt Bild 8.7neben dem Nachschlagen auch den Aufbau bzw. die Arbeit an einer bibliographischen Daten-bank. Je nach Betrachtungsweise werden in diesem Fall die bibliographischen Arbeitsprozessein die Texterstellung integriert oder umgekehrt. Die Einbindung anderer Bereiche, etwa Fach-worterbucherstellung, Ideenmanagement etc. wurden in den Fallstudien nicht fokussiert. Nachder Einschatzung der Testpersonen eignet sich ScientiFix jedoch auch fur diese Bereiche sehrgut. Ausstehend sind Untersuchungen, die eine Bewertung dieses Prinzip uber eine Zeitdauervon mehreren Jahren und Projekten ermoglichen.

In bezug auf das Prinzip PTr sind die Ergebnisse aus den Interviews differenziert. Einerseitshatten die Testpersonen anfangs das Gefuhl, die selbst angelegten Informationsobjekte nichtuberblicken zu konnen. Ganz zu Beginn bestand in einem Fall sogar die Angst, Informations-objekte moglicherweise zu verlieren. Vermutlich ist dies dadurch bedingt, daß eine Zuordnungin ein Strukturobjekt nicht erzwungen wird, wie beispielsweise bei anderen Hypertextsyste-men, und dadurch eine gesicherte Moglichkeit zum Erreichen der Informationsobjekte uberProduktstrukturen fehlt. Da ein Informationsobjekt aber grundsatzlich nicht automatischgeloscht wird und ein Zugriff beispielsweise immer auch uber die Historienliste moglich ist,schwand dieses Gefuhl bei allen Benutzern gegen Ende der Evaluation. Dennoch wurde dasWerkzeug um eine Abfrage erweitert, die einem Benutzer eine Liste derjenigen Informations-objekte liefert, auf die nicht von mindestens einem komplexen Informationsobjekt referenziertwird. Am Ende des Evaluationszeitraums außerte eine Benutzerin sich wie folgt: ”Ich ken-ne mich aus, wo was ist“. Eine weitere Moglichkeit, sich einen Uberblick zu verschaffen, dievon den Benutzern als positiv empfunden wurde und durch das Werkzeug unterstutzt wird,

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8.3. ERHOBENE DATEN UND ERGEBNISSE 215

ist, den selbst aufgebauten Informationsbestand zu ”durchstobern“ (Browsen). Dabei sei esbesonders wichtig, zu bestimmten Informationsobjekten nur den Titel zu sehen und anderelediglich bei Bedarf vollstandig anzuzeigen. Damit wurde das Konzept der Zugriffsebenenund die Umsetzung im Werkzeug zumindest fur die obersten drei Ebenen als sehr brauchbarbewertet. Ein weiteres Ergebnis der Befragungen ist darin zu sehen, daß nach Meinung einerBenutzerin es u.a. auch am jeweiligen Benutzer lage, ob der Informationsbestand uberschaubarsei. Das Werkzeug biete im Vergleich zu anderen Werkzeugen sehr gute Moglichkeiten, mitwenig Interaktionsaufwand den eigenen Informationsbestand zu strukturieren. Diese musseder Textproduzent aber auch wahrnehmen.

Das Prinzip PBmP wurde in den betrachteten Fallstudien nur am Rande behandelt. Scien-tiFix wurde ausschließlich fur Arbeitsprozesse eingesetzt, an denen nur ein Autor beteiligtwar oder keine weitergehenden Abstimmprozesse stattfanden. Eine Ausnahme davon stellenvereinzelte Tests dar, in denen Studenten verteilt recherchierten und bibliographische An-gaben eingaben. Die Studenten erhielten in diesem Szenario die Rechercheauftrage in Formvon Informationsobjekten in einem gemeinsamen Listenobjekt. Die Mehrbenutzerfahigkeit desWerkzeugs konnte auf diese Weise aus technischer Sicht an einem praktischen Test positiverprobt werden.

Zusammenfassend laßt sich feststellen, daß eine Betrachtung aller Prinzipien als sehr wichtigfur den wissenschaftlichen Textproduktionsprozeß eingestuft wird. In weiteren Untersuchun-gen konnte daher das Thema uber den begrenzten Rahmen der vorliegenden Arbeit hinausweiterverfolgt werden.

8.3.4 Kriterien der Softwareergonomie

Im folgenden gehen wir auf den Evaluierungsbereich EB ➂ ein, indem wir aufzeigen, wiedas Werkzeug anhand eines Qualitatsmodells bewertet werden konnte. Fur weitergehendeBetrachtungen verweisen wir an dieser Stelle auf Balzert (1998, 258), der einen kompaktenUberblick uber verschiedene Qualitatsmodelle gibt. Das im Rahmen der vorliegenden Ar-beit herangezogene Modell findet sich in der Norm DIN ISO 9126 wieder. In ihr werdenals Qualitatsmerkmale Funktionalitat, Zuverlassigkeit, Benutzbarkeit, Effizienz, Anderbarkeitund Ubertragbarkeit definiert. Die folgenden Ausfuhrungen stellen entsprechend dem zurVerfugung stehenden Platz innerhalb der vorliegenden Arbeit eine kurze und auf die we-sentlichen Faktoren verkurzte Bewertung dar und kann daher eine ausfuhrliche Bewertungnicht ersetzen, sondern nur andeuten:10

• Funktionalitat: Wahrend des Evaluierungszeitraums wurden keine falschen bzw. nichtvereinbarten Ergebnisse produziert (→Richtigkeit). Die Eignung der Funktionen furspezifizierte Aufgaben wurde schon in den vorherigen Abschnitten diskutiert und alserfullt beurteilt (→Angemessenheit). In bezug auf die Sicherheit wurden Mechanismenzur Authentifizierung und Rechtevergabe implementiert, aber noch nicht in der Praxisgetestet (→Sicherheit).

• Zuverlassigkeit: Trotz der prototypischen Implementierung traten Programmabsturzewahrend des Evaluierungszeitraums außerst selten auf (→Reife). Im Textproduktions-

10Die Definitionen zu den Haupt- und Unterkriterien in der Aufstellung sind zitiert nach Balzert (1998, 258).

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216 KAPITEL 8. EVALUIERUNG DES MODELLS UND DES WERKZEUGS

system I sturzte beispielsweise ScientiFix im betrachteten Zeitraum nie ab. Die ebenfallsseltenen erforderlichen Neustarts lagen an einem Fehler in der Drag&Drop-Ereignisbe-handlung, der inzwischen behoben werden konnte. Ein Grund fur die niedrigen Fallzah-len ist u.a. darin zu sehen, daß Java als Programmiersprache verwendet wurde und fastalle vom durchdachten Programmablauf abweichenden Programmzustande durch ent-sprechende Fehlerbehandlungsroutinen abgefangen werden. Dies bezieht sich beispiels-weise auch auf Fehleingaben, die entweder durch eine unmittelbare Uberprufung abge-fangen werden oder an einer spateren Stelle zu einem Ausnahmeereignis fuhren. Letzterewird immer dadurch verarbeitet, daß wieder ein konsistenter Zustand hergestellt wird(→Fehlertoleranz). In bezug auf Fehleingaben, die nicht automatisch erkannt werdenkonnen (beispielsweise bei einem versehentlichen Loschen), fehlt dem Werkzeug jedochnoch eine Undo-Funktion. Der Ruckgriff auf fruhere Versionen zu einem Informations-objekt schafft nur auf einer groberen Ebene Abhilfe. Der Einsatz eines Datenbankma-nagementsystems mit Transaktionsunterstutzung stellt eine schnelle Bereitstellung desletzten Datenstandes im Fall eines Systemversagens sicher (→Wiederherstellbarkeit).

• Benutzbarkeit: In bezug auf die Kriterien Verstandlichkeit, Erlernbarkeit und Bedien-barkeit verweisen wir ebenfalls auf die vorherigen Ausfuhrungen.

• Effizienz: Sowohl das Zeitverhalten als auch das Verbrauchsverhalten des Werkzeugswurde in den evaluierten Textproduktionssystemen als sehr gut bis gut bewertet. Aller-dings ist zu beachten, daß bei einer langsamen Verbindung zwischen Server-Rechner undClient-Rechner (z.B. uber Modem) die Verzogerungen durch die verringerte Bandbreitedie Arbeit mit dem Werkzeug entscheidend storen.

• Anderbarkeit: Da es sich bei ScientiFix um einen Prototyp handelt, der als Software-system laufend verandert wurde und wird, sind die Kriterien Analysierbarkeit, Modifi-zierbarkeit, Stabilitat, und Prufbarkeit in der Form nicht anwendbar.

• Ubertragbarkeit: Als Ubertragbarkeit wird die ”Eignung einer Software, von einerUmgebung in eine andere ubertragen zu werden“ bezeichnet (ebd., 260). Dabei be-zieht sich die Umgebung auf organisatorische Umgebungen sowie auf Hardware- oderSoftwareumgebungen. Positiv zu werten ist, daß ScientiFix als flexibles Werkzeug kon-zipiert wurde. Beispielsweise lassen sich die grundlegenden Informationsobjekttypenvielfaltig zur Reprasentation der Domanenobjekte kombinieren. Dies gilt es allerdingsnoch in der Praxis zu uberprufen (beispielsweise zur Produktion eines Hypertextes)(→Anpaßbarkeit). Durch die Verwendung von Java als Programmiersprache ist Scien-tiFix auf andere Software und Hardwareumgebungen ubertragbar. Dies wurde anhandvon Windows, Unix (Solaris) und Macintosh uberpruft. Zur Installation wird ledig-lich die Java-Runtime-Umgebung und das ScientiFix-Java-Archiv benotigt. Letzteresenthalt im Prinzip alle benotigten Programmkomponenten (→Installierbarkeit). DerRuckgriff auf Standards und die einfachen Moglichkeiten, Daten zu im- und exportieren(sogar innerhalb der Visualisierungspipeline), erleichtern die Integration in vorhandeneSoftwareumgebungen.

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8.4. ZUSAMMENFASSUNG 217

8.4 Zusammenfassung

Das vorgestellte Modell und das Werkzeug zur wissenschaftlichen Textproduktion konnen un-ter verschiedenen Gesichtspunkten evaluiert werden. Die vorliegende Arbeit differenziert soge-nannte Bereiche der Evaluierung, die sich v.a. aus den unterschiedlichen Relationen zwischenexistierenden Werkzeugen und Modellen sowie dem vorgestellten Modell und dem daraufbasierenden Werkzeug ergeben. Eine Betrachtung des Forschungsstandes bei Evaluierungs-methoden zur wissenschaftlichen Textproduktion zeigt, daß insbesondere fur Untersuchun-gen uber langere Zeitraume kaum werkzeugunterstutzte Ansatze existieren. ScientiFix stelltmit der automatischen Protokollierung und der Journalfunktion einen Ansatz dar, um aufder Granularitatsstufe von Dokumentbestandteilen und weiteren Informationsobjekten derTextmanagementebene Daten zu erheben. Als Beispiel wurde dieser methodische Ansatz indrei Fallstudien (eine davon als Selbstbeobachtung) eingesetzt. Erste Ergebnisse bestatigeneinerseits die Elemente bisheriger Modelle und zeigen andererseits die Nutzlichkeit und Ver-besserung des Textproduktionsprozesses durch die vorgestellten, neuartigen Konzepte als Teileines wissenschaftlichen Textproduktionsmodells (z.B. Exposition oder Arbeitsumgebung).Die unter Beachtung der funf Prinzipien zur wissenschaftlichen Textproduktion gefundenenLosungskonzepte wurden als sehr positiv bewertet. Eine weitere Erkenntnis aus den Fallstu-dien besteht darin, daß der Umgang mit ScientiFix erst bewußt erlernt werden muß. Dabeilassen sich die folgenden drei Klassen des Umgangs unterscheiden:

• ”Gewohnte“ Arbeitsprozesse im bisherigen Textproduktionssystem werden unreflektiertauf das neue Textproduktionssystem (mit ScientiFix) ubertragen.

• Neue Arbeitsprozesse werden gebildet in Bereichen, in denen schon immer der Wunschnach andersartigen Losungen existierte. Diese Losungen konnten mit bisherigen Werk-zeugen nicht realisiert werden (z.B. aus Grunden der Ubersichtlichkeit oder Effizienz).

• Arbeitsprozesse werden bewußt uberdacht und alternative werkzeugseitige Umsetzun-gen ausprobiert, bewertet und ausgewahlt. Dies ist insbesondere bei einer Einfuhrungdes Werkzeugs mit begleitendem Coaching der Fall. Die Annahme besteht darin, daßder Textproduzent die Moglichkeiten und Funktionen seines Werkzeugs erst kennen undbeherrschen muß, bevor er die Freiheit besitzt, einen fur sich optimalen Arbeitsprozeßin der Werkzeugumgebung abzubilden.

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218 KAPITEL 8. EVALUIERUNG DES MODELLS UND DES WERKZEUGS

Bild 8.2: Interaktionszeitpunkte wahrend Arbeitssitzungen im Zeitraum 2 (TPS I)

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8.4. ZUSAMMENFASSUNG 219

Bild 8.3: Interaktionszeitpunkte wahrend Arbeitssitzungen im Zeitraum 2 (TPS II)

Bild 8.4: Interaktionszeitpunkte wahrend Arbeitssitzungen (TPS III)

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220 KAPITEL 8. EVALUIERUNG DES MODELLS UND DES WERKZEUGS

Bild 8.5: Beispiel fur die Darstellung von Benutzerinteraktionen an bestimmten Tagen

Bild 8.6: Haufigkeiten der Verwendung der Arbeitsumgebungen

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8.4. ZUSAMMENFASSUNG 221

Bild 8.7: Verwendung der Arbeitsumgebungen im Verlauf der Textproduktion (TPS I)

Bild 8.8: Verwendung der Arbeitsumgebungen im Verlauf der Textproduktion (TPS II)

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222 KAPITEL 8. EVALUIERUNG DES MODELLS UND DES WERKZEUGS

Bild 8.9: Verwendung der Arbeitsumgebungen im Verlauf der Textproduktion (TPS III)

Bild 8.10: Veranderungen an Abschnitten, Fließtext und Ideen etc. im Verlauf der Textpro-duktion (TPS I)

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8.4. ZUSAMMENFASSUNG 223

Bild 8.11: Veranderungen an Abschnitten, Fließtext und Ideen etc. im Verlauf der Textpro-duktion (TPS III)

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224 KAPITEL 8. EVALUIERUNG DES MODELLS UND DES WERKZEUGS

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Kapitel 9

Zusammenfassung, Diskussion undAusblick

In der vorliegenden Arbeit wurde ein integratives Modell der wissenschaftlichen Textproduk-tion und das darauf basierende Werkzeug ScientiFix vorgestellt und in einem ersten Ansatzevaluiert. Wir haben uns mit dem Forschungsthema wissenschaftliche Textproduktion aus-einandergesetzt, um mehr Wissen uber diesen komplexen Gegenstand zu erwerben. Denndamit ist das weitergehende Ziel verbunden, zukunftig Textproduzenten die Moglichkeit zugeben, effizienter, qualitativ besser und kreativer als mit den heute ublichen Textproduktions-systemen eigene Texte zu produzieren. Realisiert wird dies dadurch, daß der Textproduzententweder werkzeugseitig unterstutzt wird oder selbst bewußt seine Arbeitsprozesse andert.

Im folgenden fassen wir zunachst die vorliegende Arbeit zusammen, hinterfragen kritisch denvorgestellten Ansatz und geben einen Ausblick auf weiterfuhrende Arbeiten und Fragestel-lungen in diesem Bereich.

9.1 Zusammenfassung

Wir definieren in der vorliegenden Arbeit wissenschaftliche Textproduktion als komplexen,zielgerichteten Prozeß. Teilprozesse dienen dem Schreiben am eigenen Text und der Beschaf-fung und Verwaltung von Informationen. Dabei stellt die prazise Unterscheidung der BegriffeText und Dokument die Grundlage des vorgestellten Ansatzes dar. Bei dieser Differenzie-rung zeigte sich, daß Disziplinen wie Informatik, Kognitionpsychologie und Textlinguistik imRahmen einer integrativen Sicht berucksichtigt werden mussen. Auf dieser Grundlage wurdendie dort gewonnenen Erkenntnisse verwendet, um ein komplexes Modell der wissenschaftli-chen Textproduktion zu erstellen. Anhand des zunachst vorgestellten Rahmenmodells lassensich die wichtigsten Komponenten identifizieren und detaillierter beschreiben. Als Teil derphysischen Umgebung ist der Informationsbestand zu nennen. Inhalte und Strukturen aufder sogenannten Textprodukt-, Textgenerierungs- und Textmanagementebene konnen durchprimitive und komplexe Informationsobjekte reprasentiert werden. Verschiedene Typen vonStrukturen, die fur die wissenschaftliche Textproduktion wichtig sind, entstehen u.a. dadurch,daß ein oder mehrere komplexe Informationsobjekte benutzt werden. Beispielsweise kann eine

225

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226 KAPITEL 9. ZUSAMMENFASSUNG, DISKUSSION UND AUSBLICK

hierarchische Struktur durch geschachtelte Listen-Informationsobjekte oder durch ein Baum-Informationsobjekt gebildet werden. Daruber hinaus besteht die Moglichkeit, Tags im Fließ-text zur Reprasentation von Strukturen zu verwenden. Deshalb wird die formale Beschreibungder Strukturen in der vorliegenden Arbeit getrennt von der Moglichkeit der Reprasentationdurch Informationsobjekte behandelt. Der Begriff Informationsobjekt stellt eine Verallgemei-nerung zu den Konzepten Knoten, Link etc. bei den sogenannten Hypertextsystemen dar. DieAnnahme, daß die vorgestellten Objekttypen zur Modellierung der Reprasentationsebenen beider wissenschaftlichen Textproduktion ausreichen, konnte innerhalb der Evaluierung durch dieFallstudien bestatigt werden. Umgekehrt ermoglicht die explizite Modellierung der Informa-tionsobjekte erst die in der vorliegenden Arbeit neu vorgestellte Datenerhebungsmethode zurautomatischen Protokollierung der wissenschaftlichen Textproduktion uber einen langerenZeitraum. Die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Sicht bei der Modellierung des Informa-tionsbestands spiegelt sich in der Vielzahl weiterer betroffener Fragestellungen wieder, wieetwa der Versionierung von Dokumenten und Dokumentteilen sowie der Zugriffskontrolle imMehrautorenszenario.

Die Schnittstelle zwischen den kognitiven Prozessen des/der Textproduzent(en) und dem In-formationsbestand bildet eine weitere Komponente des integrativen Modells, namlich dasProduktionsmedium. Innerhalb verschiedener Arbeitssituationen konnen Informationsobjekt-typen unter Beteiligung verschiedener kognitiver Prozesse unterschiedlich verwendet werden.Die Komplexitat der wissenschaftlichen Textproduktion zeigt sich hier in den Abhangigkeitenzwischen den einzelnen Arbeitssituationen. Die (mehr) produktorientierten Arbeitssituationenergeben sich dadurch, daß bibliographische Angaben in Verzeichnissen, Begriffsdefinitionen ineinem personlichen Fachworterbuch erstellt, verwaltet und genutzt werden. Weitere zentraleArbeitssituationen beziehen sich auf die Erstellung, der Verwaltung und der Rezeption ei-gener sowie fremder Fachdokumente. Arbeitssituationen, die dem Managen von Ideen, derUmsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisprozesse (z.B. Vergleichen, Analysieren, etc.) oderdem Anlegen und Auswerten eines wissenschaftlichen Journals dienen, spiegeln insbesondereden Prozeß des wissenschaftlichen Denkens wider.

Durch Abstraktion von den konkreten Arbeitssituationen entwickelten wir das integrativeModell zur wissenschaftlichen Textproduktion. Elementare Konzepte in diesem Modell sinddie Exposition und die Arbeitsumgebung. Anhand dieser Konzepte konnen jeweils die obigenArbeitssituationen und der Wechsel zwischen diesen beschrieben werden. Neben bekanntenFormen der Navigation zur Veranderung einzelner Elemente einer Arbeitsumgebung werdenOperationen zum effizienten Wechsel der gesamten Exposition vorgestellt. Suchprozesse wer-den in das Modell der wissenschaftlichen Textproduktion eingebettet, wobei werkzeugseitigauch Moglichkeiten diskutiert werden, weitere mental reprasentierte Informationen zu nutzen,wie etwa zeitliche Kontexte. Der Beitrag der vorliegenden Arbeit ist u.a. in den folgenden An-wendungsgebieten des Modells zu sehen:

• Bei der Nutzung des Modells als Referenzmodell dienen die Modellmerkmale dazu, be-stehende oder zukunftige Textproduktionssysteme miteinander zu vergleichen. Anhandder einzelnen Arbeitssituationen konnen Textproduktionssysteme beispielsweise dahin-gehend untersucht werden, ob und wie jeweils Informationen reprasentiert, rezipiert undproduziert werden.

• Bei der Entwicklung bzw. der Spezifikation von Anforderungen an neuartige Textpro-

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9.2. DISKUSSION 227

duktionswerkzeuge kann das Modell als Vorlage dienen. Wichtig ist hier, daß sowohlverschiedene Konzepte aus der Informatik, wie etwa zu Hypertextsystemen, als auchKonzepte aus den Modellen der Textproduktionsforschung in ein gemeinsames Modellintegriert werden. Daruber hinaus sind folgende neue Konzepte hervorzuheben:

– Arbeitsumgebungen ermoglichen einen effizienten und flexiblen Wechsel dersicht- und greifbaren Informationsobjekte sowie deren Visualisierung. Im Rahmender wissenschaftlichen Textproduktion konnen damit thematische oder prozeßbe-dingte (zwischenzeitliche) Anderungen von Arbeitsprozessen abgebildet werden.

– Die erweiterte Suche bezieht weitere mentale Reprasentationen (Rezeptionszeit-punkte, Informationstrager etc.) fur den Zugriff auf bekannte und schon rezipierteInformationsobjekte ein. Damit wird die Nutzung kontextsensitiver Informationenermoglicht, die besonders bei der mehrmaligen Rezeption von Informationsobjektengerne herangezogen werden.

– Durch Bereitlegen konnen antizipierte Informationsbedurfnisse abgebildet wer-den, indem Informationsobjekte einerseits zur Bearbeitung einer unmittelbar be-vorstehenden Arbeitsaufgabe fur diese oder wahrend einer Arbeitssitzung fur ande-re zukunftige Arbeitsaufgaben gekennzeichnet oder entsprechend abgelegt werden.

Die Nutzung des Modells als Vorlage konnte durch die Implementierung des Werkzeuges Scien-tiFix in einem Fall erfolgreich nachgewiesen werden. Daruber hinaus wurde das Werkzeugbenutzt, um das Modell selbst in drei Fallstudien (eine als Selbstbeobachtung) zu evaluieren.Dadurch konnten in einem ersten Ansatz die grundlegenden Annahmen und Konzepte desModells bestatigt werden. Ein Ergebnis ist die Erkenntnis, daß der Umgang mit dem Werk-zeug z.T. erst erlernt werden muß. Insbesondere dadurch, daß das Werkzeug flexibel eingesetztwerden kann und daher auch gewohnte Arbeitsprozesse abgebildet werden konnen, ist ein be-wußtes Nachdenken und Ausprobieren notwendig. Andere Prozesse dagegen werden teilweiseunbewußt ubernommen und werden erst bewußt, nachdem die Testpersonen zwischenzeitlichwieder zuvor benutzte Werkzeuge eingesetzt haben.

9.2 Diskussion

Im folgenden werden wir den vorgestellten Ansatz im Hinblick auf das integrative Modell, dasimplementierte Werkzeug ScientiFix und die Evaluierung diskutieren:

• Integrative, ganzheitliches Modell: Der Versuch, die Konzepte der verschiedenenModelle aus unterschiedlichen Disziplinen in ein Modell zu integrieren, stoßt an Grenzen,wenn selbst innerhalb einer Disziplin konkurrierende Modelle bestehen. Z.T. wurde diesin dem vorgestellten Modell dadurch gelost, daß bestimmte Teile auf einer hoheren Ab-straktionsebene beschrieben wurden. In konkreten Arbeitssituationen treten diese Un-terschiede jedoch wieder hervor. Auch speziellere Prozeßmodelle, wie z.B. zum Zusam-menfassen eines Textes, Argumentationsaufbau oder zum Ausformulieren einer Textpas-sage, konnen erst auf dieser Beschreibungsebene in Beziehung zum vorgestellten Modellgesetzt werden. Dies ist einerseits die Starke, aber andererseits auch der Nachteil des

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228 KAPITEL 9. ZUSAMMENFASSUNG, DISKUSSION UND AUSBLICK

integrativen Modells. Von der prazisen Beschreibung von Spezifika wird zugunsten derallgemeinen Anwendbarkeit abstrahiert und deren Behandlung auf die Ebene speziellerArbeitssituationen verlagert. Dadurch kann in einer Arbeit wie der vorliegenden dasThema ganzheitlich betrachtet werden, ohne jeweils zu tief in den jeweiligen Fachbe-reich einsteigen zu mussen. Ein Merkmal, namlich die Schnittstelle Mensch-Maschinewird dennoch stark betont.

Im Modell wird zwar beschrieben, wie Informationen beschafft und reprasentiert wer-den, die Prozesse des Vergessens und gezielten Bereinigens des Informationsbestandswerden dagegen kaum behandelt. Welchen Stellenwert diese Prozesse insbesondere lang-fristig darstellen, sollte auf jeden Fall weiter untersucht werden. Auch die graphischeReprasentation von Informationen sowie gruppendynamische Prozesse, die nicht im Fo-kus der vorliegenden Arbeit liegen, mußten in weiteren Forschungsarbeiten detailliertuntersucht werden.

Annahmen uber die Domane, die der Entwicklung des Modells zugrunde liegen, sindim Hinblick auf die Dynamik der aktuellen Forschung und den Auswirkungen neuertechnologischer Konzepte immer wieder zu hinterfragen. Dies zeigt sich beispielswei-se an der Diskussion um einen Textbegriff (vgl. Abschnitt 2.2.1). Werden in Zukunftwissenschaftliche Beitrage in Form von Zeitschriftenaufsatze produziert oder werdenvielmehr in einem bestehenden elektronischen Wissenssystem einer Forschungsdisziplinneue Informationen eingepflegt? Wie andert sich dadurch die Kommunikation wissen-schaftlichen Wissens? Es stellt sich daher die Frage, ob und wie andere Formen derKommunikation in das vorgestellte Modell integrierbar sind. Gegebenenfalls mußtendann neue Modellmerkmale hinzugefugt oder anders betont werden. Auch heute schonzur Kommunikation genutzte Formen wie Diskussionsforen, Newsletter, personliche E-Mail wurden im Rahmen des vorgestellten Modells nicht explizit diskutiert. Dagegenwird die Frage, wie eine gemeinsame Wissensdatenbank aufgebaut werden kann, derenBasiseinheiten uber die ublichen Textarten hinausgeht, in einem ersten Ansatz beant-wortet.

• Werkzeug: Das vorgestellte Werkzeug ScientiFix stellt nur eine Moglichkeit dar, dieKonzepte des obigen integrativen Modells werkzeugseitig umzusetzen bzw. zu unterstutzen.Zur Diskussion stehen alternative Implementierung (vgl. Implementierungsentscheidun-gen in Abschnitt 7.3). Beispielsweise wurde bei der prototypischen Entwicklung eineStandardeditorkomponente verwendet. Alternativ kann entweder diese erweitert odereine spezifischere gewahlt werden, die ausgehend von einem Dokumentenmodell auchweitere visuelle Informationen prasentieren und Benutzereingaben entsprechend auf dasModell zurucktransformieren kann. Dies betrifft beispielsweise den Bereich Annotatio-nen oder die Visualisierung mehrerer Informationsobjekte in einem Arbeitsfenster. DieUntersuchung dieser Alternativen ist insbesondere deshalb wichtig, weil das Werkzeugin unserem Evaluierungsansatz das Bindeglied zwischen dem Modell und des eingangsbeschriebenen Forschungsziels darstellt. Eine Annahme ist, daß Texte mit unterschiedli-chen Werkzeugen, die jedoch alle auf dem gleichen Modell basieren, verschieden schnellproduziert werden. Eine Grenze des vorgestellten Ansatzes besteht darin, daß nur Stan-dardhardware und -softwarekomponenten betrachtet wurden. Zukunftige und z.T. auchheute schon verfugbare Komponenten, wie etwa Tablet-PC oder Spracherkennungssoft-ware wurden nicht berucksichtigt und es sind daher deren Auswirkungen auf die werk-

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9.3. AUSBLICK 229

zeugseitige Umsetzung zu uberprufen. Dies betrifft beispielsweise auch andere Architek-turansatze (WWW-Client, Portalsoftware).

• Evaluierung: Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde nur ein Teil des Modells zurwissenschaftlichen Textproduktion anhand der geringen Zahl von drei Fallstudien eva-luiert. Inwiefern beispielsweise die Kreativitat oder die Qualitat der Textproduktionerhoht bzw. verbessert wurde, konnte nicht festgestellt werden. Dies bleibt umfangrei-cheren empirischen Versuchsdurchfuhrungen vorbehalten, fur die auch die Datenerhe-bungsmethoden verfeinert bzw. erganzt werden mußten. Ein weiterer kritischer Punktzu den vorgestellten Ergebnissen ist, daß wahrend der Evaluierungsphase das Erler-nen des Umgangs mit dem Werkzeug einen wichtigen Einflußfaktor bei der Bewertungdarstellte. Erst langer angelegte Fallstudien konnen hier abhelfen.

9.3 Ausblick

Neben den Bereichen, die schon in der Diskussion angesprochen wurden, geben wir an dieserStelle einen kurzen Ausblick auf weitere Forschungsfragen.

Zunachst wurde mit dem vorgestellten Modell und Werkzeug eine Basis fur umfangreicheVersuche gelegt. Anhand mehrerer Testpersonen und/oder in langeren Zeitraumen sollte dasModell zum wissenschaftlichen Textproduktionsprozeß weiter fundiert werden. Die Aufgabe,mit mehreren Autoren einen Artikel fur eine Fachzeitschrift zu produzieren, ware ein Schritt,um die Annahmen und Aufgabenangemessenheit des Werkzeugs zu evaluieren. Wahrend bis-her in den Fallstudien die Testpersonen nur uber wenige Jahre hinweg Erfahrungen auf demGebiet der wissenschaftlichen Textproduktion gesammelt haben, sollten in weiteren Studienwissenschaftliche Textproduzenten ausgewahlt werden, die schon uber eine hohe Schreibkom-petenz verfugen (vgl. Abschnitt 2.3.3). Gerade fur den professionellen Personenkreis sollteder tagtagliche Nutzen den Aufwand ubertreffen, den der Textproduzent anfangs investierenmuß, um den Umgang mit dem neuen Werkzeug zu erlernen.

Die Uberprufung der Anwendbarkeit des Modells und des Einsatzes des Werkzeugs in an-deren Domanen, wie etwa bei weiteren Formen des beruflichen Schreibens, stellt ebenfallsein lohnenswertes Feld zukunftiger Forschungen dar. Vieles deutet darauf hin, daß auch hierdie Prinzipien eine wichtige Rolle spielen, die innerhalb der vorliegenden Arbeit diskutiertwerden.

Es ist anzunehmen, daß die z.T. heterogene Landschaft von Softwaresystemen immer mehr

”zusammenwachst“. Einst abgrenzbare Gebiete, wie z.B. Dokumentenmanagementsysteme,Betriebssysteme, Archivsysteme, Datenbanken, Internet, Kollaborationswerkzeuge wurden inden letzten Jahren sukzessive um Funktionen der jeweils anderen Bereiche erweitert. Von ent-scheidender Bedeutung wird es daher sein, grundlegende Konzepte und Prinzipien zu identi-fizieren und miteinander zu verbinden. Dies gilt insbesondere auch fur die wissenschaftlicheTextproduktion in elektronischen Medien. Die vorliegende Arbeit bildet in bezug auf dieseBestrebung nur den Anfang.

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230 KAPITEL 9. ZUSAMMENFASSUNG, DISKUSSION UND AUSBLICK

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Anhang A

Exkurs zu Annotationen

Bei den betrachteten Arbeitssituationen zu Fachdokumenten und dessen Bestandteilen (sieheinsbesondere Abschnitt 5.1.3) wird die Verwendung von Annotationen bei den Ausfuhrungenweitgehend ausgeklammert. Die Uberlegungen sollen im folgenden anhand eines Uberblicksuber verschiedene Typen von Annotationen nachgeholt werden. Wichtige Arbeitssituationen,bei denen Annotationen eine Rolle spielen, sind beispielsweise die kritische Rezeption fremderFachdokumente oder das Schreiben am Textteil des eigenen Fachdokuments.

Definition 29 (Annotation) Eine Annotation zu einem Informationsobjekt ist der Oberbe-griff zu Hervorhebung (Markierungen), Symbole oder graphische Figuren (Korrekturzeichen,Pfeile o.a.), Anmerkung (z.B. Randbemerkungen) und aktiver Bereich. 1 Annotationen ste-hen in einer inhaltlichen Beziehung zu dem annotierten Informationsobjekt (z.B. Fachtext),stellen jedoch keinen originar notwendigen Bestandteil dar.

Abhangig von den Typen, die in der Definition genannt werden, konnen die Annotationenauf unterschiedliche Weise visualisiert werden. In der Tabelle A.1 werden einige Beispiele auf-gefuhrt. In bezug auf die Art der Reprasentation konnen folgende Alternativen unterschiedenwerden:

• Als Teil der Inhaltsreprasentation des Informationsobjekts: Die Reprasentations-sprache fur den Inhalt enthalt in diesem Fall Konstrukte, um auch die vollstandige An-notationsinformation abzubilden. Im einfachsten Fall bedeutet dies, die Zusatzinforma-tionen entsprechend zu kennzeichnen (z.B. Kommentartag). Bei Microsoft Office 2000werden beispielsweise sogenannte ”insert-comment“-Kommandos benutzt (vgl. Cadizu. a., 2000). Auf Textgenerierungsebene konnen z.B. bei LATEX mit dem Sonderzeichen

”%“ Kommentare gekennzeichnet werden.

• Als Information zu einem Informationsobjekt als Ganzes: Bei dieser Variantewerden die Annotationsinformationen getrennt vom Inhalt des Informationsobjekts ab-gelegt (ggf. mittels eigenstandiger Informationsobjekte). Die Annotation bezieht sichauf das annotierte Informationsobjekt als Ganzes. Dadurch, daß die Annotation nicht

1Bei elektronischen Dokumenten kann der Benutzer sich uber aktive Bereiche (z.B. Hyperlinks oder Mouse-Over-Felder) weitere Information anzeigen lassen oder diese mit dem Dokument verknupfen.

231

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232 ANHANG A. EXKURS ZU ANNOTATIONEN

Tabelle A.1: Beispiele fur verschiedene Visualisierungen je nach Typ der Annotation

Typ Beispiel(e)

Hervorhebung Balken, Linie oder Kasten in unterschiedlichenFarben und Mustern in unmittelbarer Nahe zu denannotierten Fließtextteilen

Symbol odergraphische Figur

Ausrufe- oder Fragezeichen; Striche, Pfeile, Kreuzeo.a.

Anmerkung Textbemerkung innerhalb des Fließtexts, der beiBedarf ein- und ausgeblendet werden kann;Textbemerkung am Rand

Aktiver Bereich wie bei Hervorhebung, jedoch zusatzlich z.B.Einblendung eines Textes, wenn der Mauszeiger sichuber dem betreffenden Bereich befindet

auf spezifischere Textstellen bezogen wird, muß ggf. die Formulierung der Annotati-onsinformation ausfuhrlicher sein. Wahrend z.B. die Textinformation ”Oder vielleichtdoch in umgekehrter Reihenfolge?“ im vorherigen und im folgenden Fall ausreicht, mußhier zusatzlich angegeben werden, was eventuell in umgekehrter Reihenfolge dargestelltwerden soll.

• Als Information zu einem Informationsobjekt, die jedoch innerhalb der Inhalts-reprasentation verankert ist: Hier wird der Hauptteil der Annotationsinformation se-parat vom Inhalt des annotierten Informationsobjekts abgelegt (wie im zweiten Fall),jedoch wird daruber hinaus eine Stelle innerhalb des annotierten Informationsobjektsmarkiert bzw. bezeichnet. Erst bei der Visualisierung wird die vollstandige Annotati-onsinformation mit dem Inhalt verbunden dargestellt.2 Aus Sicht des Textproduzentenist kein Unterschied zum ersten Fall feststellbar. Aus technischer Sicht muß jedoch z.B.dafur gesorgt werden, daß, wenn sich der Inhalt eines annotierten Informationsobjektsandert, auch die Referenzen der Annotationen angepaßt werden (z.B. durch benannteAnker statt ”einfache“ Positionsangaben).

Im ersten Fall ist zu beachten ist, daß beim Hinzufugen, Verandern oder Loschen von Anno-tationen sich auch die Inhaltsreprasentation des Informationsobjekts andert. Dies gilt es beider Konzeption eines Werkzeuges zu beachten (Sperrkonzept beim verteilten Arbeiten oderKonzept zur Versionierung von Informationsobjekten).

Neben der Art der Visualisierung und der Reprasentation gibt es eine Reihe weiterer Merk-male, nach denen Annotationen klassifiziert werden konnen.3

2Cadiz u. a. (2000) geben einen Uberblick uber die Funktionsweise und Nutzung des sogenannten”web

discussions feature“ bei Microsoft Office 2000.3In diesem Zusammenhang verweisen wir auch auf die Arbeit von Marschall (1998b,a). Sie beschreibt

ebenfalls Merkmale, fuhrt diese allerdings als sieben”Dimensionen“ auf, wie etwa

”formell vs. informell“,

”explizit vs. implizit“ etc.

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233

Urheber: Annotationen konnen danach klassifiziert werden, ob sie manuell, d.h. von einemTextproduzenten, oder automatisch von einem Werkzeug hinzugefugt werden (z.B. aufgrundeiner Regel oder eines Bewertungsverfahrens).

Beispiel 12 (Manuelle vs. automatische Erzeugung von Annotationen)Manuelle Annotationen liegen beispielsweise vor, wenn der Textproduzent selbst durch Mar-kieren eine Stelle in einem Fachdokument hervorhebt, um sie als interessant zu kennzeichnen.Automatische Annotationen sind Hervorhebungen, die von einem Textproduktionswerkzeughinzugefugt werden, um z.B. automatisch erkannte identische Passagen zweier Fachdokumentezu kennzeichnen.

Anhand des Merkmals Eigenstandigkeit unterscheiden wir, inwiefern eine Annotation anden annotierten Text gebunden ist. Eine Anmerkung, die eine Formulierung eines Texteskritisiert oder den Inhalt einer Passage zusammenfaßt, ist sehr stark an den Text gebunden.Der gegenteilige Extremfall liegt vor, wenn eine Notiz zu einer eigenen Idee notiert wird, diezwar beim Lesen eines Textes generiert wurde und deshalb zur Annotation des Fachdokumentsgefuhrt hat, aber die sonst in keinem Zusammenhang mit dem eigentlichen Textinhalt steht.

Verstandlichkeit/Interpretierbarkeit: Annotationen unterscheiden sich darin, ob sie fursich allein betrachtet besser oder weniger verstandlich fur Textproduzenten sind. In bezug aufein Textproduktionswerkzeug sprechen wir von einer besseren oder schlechteren Interpretier-barkeit bzw. Auswertbarkeit. Das Symbol ”!“ an einer Textstelle ist z.B. weniger verstandlichfur den Textproduzenten als eine explizite, ausfuhrliche Randbemerkung. Dies gilt insbeson-dere fur Annotationen, die von anderen Personen erstellt wurden. Annotationen in Formvon formalisierten Daten, wie etwa Metadaten zu einem Fachdokument, konnen dagegen voneinem Werkzeug sehr gut interpretiert werden.

Anhand des Merkmals Wirkungsbereich/Einflußfaktoren unterscheiden wir, ob sich eineAnnotation auf eine bestimmte Textstelle, auf den gesamten Text, auf weitere Texte bzw.Informationsobjekte oder die aktuelle Arbeitssituation bezieht bzw. welche Objekte bei dermanuellen oder automatischen Erstellung einen Einflußfaktor darstellen.

Beispiel 13Neben der Hervorhebung bestimmter Worter in einem Fachdokument konnen beispielsweiseauch Verweise auf weitere Informationsobjekte hergestellt werden, indem eine bibliographi-sche Angabe, ein Hyperlink, Kapitelnummern der eigenen Arbeit oder bestimmte Symboleannotiert werden. Die Annotationen konnen manuell oder teilweise auch automatisch durchein Werkzeug erzeugt werden (siehe insbesondere die Beschreibung der Arbeitssituationenzur Erfassung, Verwaltung und Nutzung bibliographischer Angaben und Fachwortern). Diesogenannten

”smart tags“ bei den neueren Versionen von Microsoft Word sind ebenfalls ein

Beispiel fur die automatische Verlinkung mit weiteren Informationsobjekten. Daruber hinauskonnen Annotationen sich auch auf andere Arbeitsfensterinhalte im Rahmen eines Textpro-duktionswerkzeuges beziehen, um z.B. gerade sichtbare Inhalte zu vergleichen oder andereAbhangigkeiten zu visualisieren, die sich aus der aktuellen Exposition ergeben.

Inhaltliche und prozeßbezogene Annotationen: Bei der Beschreibung der Ziele, die mitdem Anfertigen einer Annotation verbunden sind, kann ein inhaltlicher und ein prozeßbezo-gener Anteil unterschieden werden.

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234 ANHANG A. EXKURS ZU ANNOTATIONEN

Unter dem inhaltlichen Gesichtspunkt konnen beispielsweise Annotationen betrachtet wer-den, die zur Klassifikation von Textpassagen oder auch einzelnen Wortern dienen: Annotatio-nen zu Definitionen, Zusammenfassungen, bekannten/unbekannten/potentiellen Fachbegriffenund/oder Personennamen sowie verwendete/potentielle Zitatstellen. Auch hier konnen nebender manuellen Erzeugung von Annotationen auch Verfahren zur automatischen Klassifikationeingesetzt werden. Außerdem konnen auch rein syntaktische Regeln vom Benutzer definiertwerden, anhand derer z.B. bestimmte Worter hervorgehoben werden. Auf Textmanagement-und Textgenerierungsebene konnen damit beispielsweise Textstellen markiert oder ausgeblen-det werden, die spezielle Befehle des Textproduktionssystems darstellen, die zur Texttrans-formation benotigt werden.

Unabhangig von der inhaltlichen Sicht, besitzen Annotation auch aus Prozeßsicht unterschied-liche Funktionen. Annotationen konnen zur Unterstutzung des aktuellen Teilprozesses (z.B.Lesen oder Vergleichen) oder kunftiger Aufgaben erstellt werden (z.B. Kennzeichnen wichtigerPassagen fur spatere Produktionsprozesse):

• Leseprozesse: Die Hervorhebung gelesener, verstandener oder unverstandlicher Text-passagen dient dem Ziel beim spateren Weiterlesen oder beim wiederholten Lesen, sichschnell einen Uberblick uber ein Fachdokument zu verschaffen. Bei der kritischen Re-zeption konnen Annotationen zur Bewertung der Vollstandigkeit, Korrektheit und Kon-sistenz (Argumente, Begriffe, Benennungen) sowie dem Festhalten offener Fragen an-gefertigt werden. Schlusselworter konnen als ”Ersatz“ fur eine Zusammenfassung undzum schnellen Wiederfinden markiert werden.

• Schreibprozesse: Annotationen werden bei den Teilprozessen Generierung und Bewer-tung von Ideen (Ideennotizen, Platzhalter, Aufgaben, Unsicherheiten etc.), Formulieren(Platzhalter, unvollstandige Verweise etc.) und Uberarbeiten (erkannte Fehler, Annota-tionen zur Fehlerbehebung, Bearbeitungsstand eines Teiltextes etc.) angefertigt.

• Organisationsprozesse: Bei Suchprozessen konnen beispielsweise Fundstellen oderder Suchraum hervorgehoben werden.

• Erkenntnisprozesse: Je nach Erkenntnisweg ergeben sich weitere spezifische Funktio-nen von Annotationen (siehe Abschnitt 5.2.1).

• Kommunikationsprozesse: Verschiedene Formen von Annotationen ergeben sich auchaus Kommunikationsprozessen (s.u.).

Als generelle Anforderung an ein Werkzeug halten wir fest, daß es die Arbeitsprozesse derjeweiligen Arbeitssituationen spezifisch unterstutzen sollte (siehe Beschreibungen im vorlie-genden Kapitel). Unterschiedliche Ansichten konnten z.B. durch Ein- und Ausblenden vonAnnotationen angeboten werden.

Beteiligung weiterer Personen (offentliche und fremde Annotationen, Feedback, Diskus-sionsbeitrage): Zunachst kann unterschieden werden, ob Annotationen privat oder offentlichsind. Offentliche Annotationen sind fur weitere Personenkreise les- und ggf. auch schreibbar.Der Personenkreis kann sich auf ein Projekt, eine Organisationseinheit eines Instituts oder aufdie ganze Forschungsgemeinde beziehen. Fremde Annotationen sind Annotationen, die von

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anderen Beteiligten stammen. Im Hinblick auf gemeinsame Textproduktionen sind beispiels-weise Annotationen zu nennen, die zu bestimmten Textpassagen Feedback enthalten, oder,die Fragen im Rahmen einer Diskussion zwischen Autor und Mitautoren dokumentieren.

Abschließend sei bemerkt, daß annahernd die gleiche Information auf sehr unterschiedlicheWeise annotiert werden kann. Die Moglichkeiten bilden ein Kontinuum zwischen einer Her-vorhebung, einer fragmentarischen Notiz bis zu einer Bewertung innerhalb eines eigenen In-formationsobjekts. Wir nehmen an, daß der wichtigste Einflußfaktor, der bestimmt, ob eineAnnotation fragmentarisch oder ausfuhrlich formuliert wird, das Verhaltnis zwischen demZeitaufwand und dem antizipierten Nutzen ist – Zeitaufwand, den der Textproduzent ge-willt ist aufzubringen und Nutzen im Hinblick auf aktuelle und zukunftige Aufgaben oder imHinblick auf andere Personen.

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236 ANHANG A. EXKURS ZU ANNOTATIONEN

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Anhang B

Erganzende Arbeitssituationen

Im folgenden werden erganzend zu den Ausfuhrungen in Kapitel 5 weitere Arbeitssituationenbeschrieben.

B.1 Bereich bibliographischer Angaben

B.1.1 Kommunikation mit Kollegen

Bestandteile zu bibliographischen Angaben konnen auch in E-Mails, Gesprachsnotizen oderAnnotationen zu Fachdokumenten enthalten sein.

Arbeitssituation 43

Kurzcharakterisierung der Exposition: E-MailRP ; GesprachsnotizRP ;FachdokumentAnnotationRP

Befragungen zu Folge ist der Austausch von Ideen mit Kollegen nach der Auswertung vonFachliteratur die zweithaufigste Retrieval-Methode bei der Suche nach Literatur (Jakobs undKnorr, 1996, 77). Daher sind Bestandteile zu bibliographischen Angaben in Gesprachsnotizen,E-Mails oder in Annotationen zu Fachdokumenten ebenfalls eine mogliche Quelle, deren Er-fassung mit berucksichtigt werden muß. Vervollstandigt und benutzt werden konnen dieseInformationen anschließend in den Arbeitssituationen 6, 8, 9 oder 44.

B.1.2 Thematische Verzeichnisse

In der Arbeitssituation 44 werden bibliographische Angaben stellvertretend fur die jeweiligenFachtexte thematisch geordnet.

Arbeitssituation 44

Kurzcharakterisierung der Exposition: Verzeichnis bibliographischer AngabenRP ;ThemenstrukturenRP

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238 ANHANG B. ERGANZENDE ARBEITSSITUATIONEN

Im Vergleich zur Arbeitssituation 9 steht hier nicht die Arbeitsorganisation, sondern die the-matische Zuordnung im Vordergrund. Unterstutzung im Bereich der Visualisierung bzw. elek-tronischer Assistenten ist bei der Gewahrleistung einer vollstandigen Zuordnung denkbar,wenn es gilt, jedem Eintrag aus dem Verzeichnis mindestens ein Thema zuzuordnen. Bei derSuche stellt sich die Frage, welche Fachtexte es zu einem bestimmten Thema gibt oder auchwelche Themen einem Fachtext zugeordnet worden sind.

B.2 Bereich Erkenntniswege

B.2.1 Systematisieren

Gegenstand der Arbeitssituation 45 ist das ”Herstellen von Ordnungen und Systematiken“(vgl. Kruse, 1999, 130).

Arbeitssituation 45

Kurzcharakterisierung der Exposition: ErgebnisseR aus den Prozessen Beschreiben,Zusammentragen, Vergleichen und Analysieren; KlassenbeschreibungenRP ; MengenRP

von Informationsobjekten zu bestimmten Klassen

”Unter Systematisieren versteht man die Einordnung eines Phanomens in seine allgemeinerenBezuge oder die Generierung von Gesichtspunkten, nach denen eine Gruppe von Phanomenenklassifiziert werden kann“ (ebd., 146ff.). Der Vorgang des Systematisierens ist selbst nur un-zureichend expliziert und systematisiert. Nach Kruse setzt sich das Systematisieren jedochaus drei Teilvorgangen zusammen: Erkunden der Extension eines Phanomenbereichs, Klassi-fizieren, Herausfinden von Determinanten, kausalen Mechanismen und Bedingungsgefugen.

In bezug auf potentielle Informationsobjekte einer Exposition sind daher Ergebnisse aus denArbeitssituationen Beschreiben, Zusammentragen, Vergleichen und Analysieren zu nennen,da diese die Basisinformationen fur den Systematisierungsprozeß enthalten. Daneben konnenKlassen (inkl. der relevanten Attribute) beispielsweise mittels Fließtext beschrieben werden.Eine Sammlung von Objekten, die zu einer Klasse (als Teil der Systematik) gehoren, kannin einer Mengenstruktur reprasentiert werden (innerhalb eines primitiven oder mit einemkomplexen Informationsobjekt). Im Hinblick auf eine geeignete Visualisierung der Informa-tionsobjekte ist v.a. eine Hervorhebung des Bezugs zwischen Objekten und den dazugehorigenKlassen zu fordern.

Beispiel 14 (Systematisierung zur Darstellung des Forschungsstands)Ein Beispiel fur eine Systematisierung ist die Aufbereitung der Forschungsliteratur in einemgesonderten Kapitel im Rahmen einer Dissertation. Hierbei sind die Merkmale herauszuarbei-ten, anhand derer die inhaltlichen Beitrage der Arbeit in bezug auf offene Forschungsfragenpragnant dargestellt werden konnen. Der Textproduzent greift hierzu entweder auf vorhan-dene Systematiken zuruck oder ist ggf. gezwungen, neue zu entwickeln.

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B.2. BEREICH ERKENNTNISWEGE 239

B.2.2 Theorie konstruieren

Gegenstand der Arbeitssituation 46 ist das ”Postulieren allgemeiner Zusammenhange undFunktionsweisen“ (vgl. Kruse, 1999, 130).

Arbeitssituation 46

Kurzcharakterisierung der Exposition: AusgangsmaterialR (z.B. aus Analysen); MengeRP vonBehauptungen/Axiomen oder induktive Schlusse; Theorie/ModellRP

Bei der Konstruktion einer Theorie werden gedankliche Systeme aus einzelnen Bestandteilenaufgebaut. Der ”wichtigste logische Bestandteil ist die Behauptung, der wichtigste gedanklicheSchritt die Induktion “ (ebd., 157). Induktion bezeichnet dabei ”den Schluß von beobachtetenEreignissen oder Objekten auf eine Gesamtheit von ihnen“ (ebd.). Im Hinblick auf die wis-senschaftliche Qualitat sei die begriffliche, analytische, argumentative oder empirische Basis,von der aus die Verallgemeinerung getroffen wird, genau zu explizieren, um den Schluß nach-vollziehbar zu machen (ebd.). Ferner erfordere die wissenschaftliche Textproduktion, daß dieExtension (der Geltungsbereich) und die Intension (die inhaltliche Bestimmung) von Aussa-gen prazise bestimmt werden (ebd., 158).

Neben einer Menge von Behauptungen und induktiven Schlussen sind in Bezug auf einegeeignete Exposition je nach Vorgehen bei der Theoriekonstruktion weitere Informationsob-jekte erforderlich:1

• Axiome und Satze: Beim axiomatischen Aufbau einer Theorie werden Pramissen auf-gestellt, die nicht weiter hinterfragt werden (konnen). Davon ausgehend werden weitereSatze abgeleitet.

• Idealisierte Beschreibung und Belege: Bei diesem Vorgehen werden das ”idealeObjekt“, das ”ideale Ereignis“ oder der ”ideale Prozeß“ beschrieben und als BelegeBeobachtungen und statistische Daten herangezogen.2

• Sammlung von empirischen Daten, Theorien, Postulaten: Bei der Verknupfungeiner kompilatorischen mit einer generalisierenden Vorgehensweise werden die genanntenObjekte gesammelt und zu einer Theorie zusammengefugt. Eine wichtige Quelle furdokumentierte eigene Beobachtungen, Teiltheorien und Postulaten stellt ggf. das eigenewissenschaftliche Journal dar (siehe Abschnitt 5.2.2).

• Analyseergebnisse, synthetisierte Behauptungen: Beim Wechsel zwischen abstra-hierendem und generalisierendem Vorgehen wird der Forschungsgegenstand zunachstanalysiert und anschließend werden die abstrakten Analyseergebnisse zu generellen Be-hauptungen zusammengefugt.

1Die folgende Einteilung und Definitionen orientieren sich an den Ausfuhrungen von Kruse (1999, 158ff),wobei wir hier den Fokus auf die unterschiedlichen fachlichen Typen von Informationsobjekten legen.

2Abweichend von Kruse gehen wir auf die Verknupfung von generalisierendem und interpretativem Vor-gehen, wie sie beispielsweise Freud oft bei der Interpretation der Protokolle des lauten Denkens praktizierte,nicht gesondert ein. Wir ordnen jene Art ebenfalls der idealisierten Beschreibung zu.

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240 ANHANG B. ERGANZENDE ARBEITSSITUATIONEN

B.2.3 Interpretieren

Bei der Arbeitssituation 47 geht es um das ”Ergrunden der Bedeutung eines Textes oderWerkes“ (vgl. Kruse, 1999, 130).

Arbeitssituation 47

Kurzcharakterisierung der Exposition: InformationsobjekteR zu subjektiven Daten, zumgeschichtlichen, kulturellen Hintergrund, Biographie etc.

Die Interpretation als ein weiterer Erkenntnisweg basiert auf der Annahme, ”das Verstandniseines Sachverhaltes lasse sich dadurch erreichen, daß man ihn in einen ubergeordneten struk-turellen, sozialen oder theoretischen Zusammenhang einordnet“ (Kruse, 1999, 166f.). Im en-geren Sinn geht es darum, die Aussage (Wirkung, Bedeutung, Sinn, Struktur) eines Werkeszu verstehen (ebd., 165).

In bezug auf eine geeignete Exposition sind daher v.a. auch Informationsobjekte zu nennen,die dem Wissenschaftler helfen, obige Zusammenhange zu erarbeiten und zu dokumentieren:Kruse (1999, 167) faßt hierzu die Vielzahl vorhandener interpretativer Ansatze im Hinblickauf Gemeinsamkeiten zusammen. Bei der Interpretation werden Sinnelemente einbezogen, dienicht unmittelbar wahrnehmbar sind (Subjektivitat). Durch dieses Kriterium laßt sich bei-spielsweise das interpretative Vorgehen vom Beschreiben abgrenzen (ebd., 135). Informationenuber gemeinsam geschaffene Objekte und Symbole sowie die damit verbundene gemeinsameGeschichte, Handlungen und Kultur sind wichtig, um Inhalte in den Zusammenhang vonDeutungsmuster zu stellen. Weitere wichtige Bezugspunkte bei der Interpretation konnenBiographien und Informationen uber die Lebenswelt/Alltagswelt sein.

Der Erkenntnisweg Interpretation ist insbesondere innerhalb der Geisteswissenschaften wich-tig.

B.2.4 Vorschreiben

Gegenstand der Arbeitssituation 48 ist das Zusammenfugen von ”Aufforderungen und Re-geln zu nachvollziehbaren Handlungsanleitungen oder methodischen Vorschriften“ (vgl. Kru-se, 1999, 130).

Arbeitssituation 48

Kurzcharakterisierung der Exposition: InformationsobjekteR in Bezug auf den Gegenstand derAufforderungen und Regeln; ListeRP von AufforderungenRP und RegelnRP ;MethodenRP

Die elementare Einheit beim Vorschreiben ist die Aufforderung (ebd., 181). Sie stellt eineVorschrift dar, eine Handlung auszufuhren oder zu unterlassen. In der Wissenschaft spie-len Regeln als prazisierte Form von Aufforderungen eine besondere Rolle. Regeln spezifi-zieren Operationen, die auszufuhren sind, um einen bestimmten Ausgangszustand in einenbestimmten Zielzustand zu uberfuhren (ebd.). Die damit verbundene Textsorte wird aus wis-senschaftstheoretischer Sicht als praskriptiv bezeichnet. Methoden, die als Systeme von Re-

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B.2. BEREICH ERKENNTNISWEGE 241

geln beschrieben werden konnen, besitzen eine große Bedeutung in der Wissenschaft (z.B.Evaluationsmethoden).

Aus den obigen Ausfuhrungen lassen sich die potentiellen Informationsobjekte einer geeigne-ten Exposition ableiten. Zunachst sind die Aufforderungen (ggf. in Form von Regeln) sowieInformationsobjekte zu nennen, die in Beziehung zu dem Gegenstand der Aufforderungen ste-hen und beispielsweise in Form einer Liste strukturiert werden konnen (z.B. Aufforderungeneiner Handlungsanweisung und Beschreibungen einer Software). Bei der wissenschaftlichenBeschreibung von Methoden ist auch die Begrundung der Regeln, eine explizite Beschrei-bung der Ausgangssituation sowie Aussagen uber Erfolgsquoten wichtig. Diese Informationenkonnen ggf. in eigenen Informationsobjekten reprasentiert werden.

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242 ANHANG B. ERGANZENDE ARBEITSSITUATIONEN

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Anhang C

Interviewleitfaden

Der folgende Interviewleitfaden enthalt die Themen und Fragen, die im Rahmen der Evalu-ierung die Grundlage fur die Befragung derjenigen Personen bildete, die ScientiFix getestethaben. Bei sehr allgemeinen Fragen wurde die Fragestellung im Interview prazisiert, wobeidennoch der Raum fur kleinere Diskussionen und spontane Zwischenfragen genutzt wurde.Teilweise wurden zum Verstandnis der Fragen auch Hintergrundinformationen (Begriffdefini-tionen, Beispiele etc.) angeboten.

C.1 Themen und Fragen

C.1.1 Allgemeine Angaben

Die folgenden Fragen dienen der Einordnung Ihrer Aussagen in Fallgruppen. Bitte kreuzenSie an, welche Angabe auf Sie zutrifft

1. Sie sind... © weiblich © mannlich.

2. Wie alt sind sie? . . . . . . . .

3. Zu welchem Fachbereich gehoren Sie? Welche Fachkombination studieren Sie?

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4. Welche Stellung bzw. Status haben Sie inne?Mehrfachnennungen sind moglich!

© wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in

© Projektstelle

© Stipendiat/in

© Student/in

243

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244 ANHANG C. INTERVIEWLEITFADEN

© Doktorand/in

© C2-C4 Professur

© C1 Professur

© Sonstige: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

C.1.2 Fragen zum Arbeitsplatz

1. An welchen Rechnersystemen arbeiten Sie bei der wissenschaftlichen Textproduktion?Mehrfachnennungen sind moglich! Bitte kennzeichnen Sie das Rechnersystem ihres primarenArbeitsplatzrechners mit einem Pfeil!

© Stand-PC (Prozessor: . . . . . . . . . . . . . . . . . )

© Workstation

© Laptop (Marke: . . . . . . . . . . . . . . . . . Prozessor: . . . . . . . . . . . . . . . . . )

© Sonstige: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

2. Wieviel Hauptspeicher hat ihr primarer Arbeitsplatzrechner? . . . . . . . . MByte

3. An welchem Monitor arbeiten Sie?

© Flachbildschirm (Große: . . . . . . . . . . . . . . . . . Zoll)

© Rohrenmonitor (Große: . . . . . . . . . . . . . . . . . Zoll)

4. Mit welchen Betriebssystemen arbeiten Sie bei der wissenschaftlichen Textproduktion?Mehrfachnennungen sind moglich! Bitte kennzeichnen Sie das Betriebssystem ihres primarenArbeitsplatzrechners mit einem Pfeil!

© Windows 98

© Windows NT

© Windows 2000

© Windows XP

© Unix

© Linux

© Mac

© Sonstige: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

5. Welche Textverarbeitungssysteme sind installiert?Mehrfachnennungen sind moglich!

© Word (Version: . . . . . . . . . . . )

© Framemaker (Version: . . . . . . . . . . . )

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C.1. THEMEN UND FRAGEN 245

© Star Office (Version: . . . . . . . . . . . )

© Latex-Umgebung

© ScientiFix

© Sonstige: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

C.1.3 Personliche Erfahrungen

1. Haben Sie schon mit Microsoft Word wissenschaftliche Texte produziert? Wenn ja, wel-che Vor- und Nachteile sehen Sie fur Ihre Arbeit bei der Verwendung von MicrosoftWord?

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2. Haben Sie schon in einer Latex-Umgebung wissenschaftliche Texte produziert? Wennja, welche Vor- und Nachteile sehen Sie fur Ihre Arbeit bei der Verwendung von Latex-Umgebungen?

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3. Haben Sie schon mit Adobe Framemaker wissenschaftliche Texte produziert? Wenn ja,welche Vor- und Nachteile sehen Sie fur Ihre Arbeit bei der Verwendung von AdobeFramemaker?

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4. Haben Sie schon mit anderen Textverarbeitungen wissenschaftliche Texte produziert?Wenn ja, mit welchen? Welche Vor- und Nachteile sehen Sie fur Ihre Arbeit bei derVerwendung dieser Programme?

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246 ANHANG C. INTERVIEWLEITFADEN

C.1.4 Arbeitssituationen

C.1.4.1 Bibliographische Angaben

1. Wie viele bibliographische Angaben verwalten Sie? . . . . . . . .

2. Wie viele dieser Angaben haben Sie Ihrer Einschatzung nach zwar in der Vergangenheiterfaßt, wurden Sie aber aus heutiger Sicht nicht mehr erfassen? . . . . . . . .

3. Welches Medium/Werkzeug verwenden Sie zur Verwaltung von bibliographischen An-gaben? (FScientiFix)?

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4. Welche Bestandteile einer bibliographischen Angabe erfassen Sie? Verwenden Sie dafurein Schema? (FScientiFix)?

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5. Welche Rolle spielt die Titel- oder Umschlagseite fur Sie?

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6. Benutzen Sie ihre Erinnerungen an die Titel- oder Umschlagseite bei der Suche nachdem Fachdokument?

© trifft nicht zu © selten © teils/teils © meistens © trifft voll auf mich zu

7. Erfassen Sie bibliographische Angaben direkt von der Titel- oder Umschlagseite?

© trifft nicht zu © selten © teils/teils © meistens © trifft voll auf mich zu

8. Welche Rolle spielen fur Sie bibliographische Angaben im Textteil eines Fachdokuments?

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9. Konnen Sie aufgrund des Kurzels im Textteil das referenzierte Fachdokument eindeutigidentifizieren ohne im Literaturverzeichnis nachzublattern?

© trifft nicht zu © selten © teils/teils © meistens © trifft voll auf mich zu

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C.1. THEMEN UND FRAGEN 247

10. Welche Rolle spielt fur Sie das Literaturverzeichnis eines Fachdokuments?

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11. Werten Sie das Literaturverzeichnis im Hinblick auf bekannte bzw. erfaßte Literaturaus?

© trifft nicht zu © selten © teils/teils © meistens © trifft voll auf mich zu

12. Beurteilen Sie die Qualitat eines Fachtexts danach, welche Literatur referenziert wird?

© trifft nicht zu © selten © teils/teils © meistens © trifft voll auf mich zu

13. Beurteilen Sie das Themengebiet eines Fachtexts danach, welche Literatur referenziertwird?

© trifft nicht zu © selten © teils/teils © meistens © trifft voll auf mich zu

14. Erfassen Sie bibliographische Angaben aus Literaturverzeichnissen? Wenn ja, aus wel-chem Grund?

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15. Welche Rolle spielen fur Sie bibliographische Angaben bei der Recherche im wissen-schaftlichen Informationsbestand1?

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16. Erfassen Sie die bibliographischen Angaben bei der Recherche im wissenschaftlichenInformationsbestand? Wenn ja, wie? Verwenden Sie Hilfswerkzeuge? (FScientiFix)

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17. Welche Rolle spielen fur Sie bibliographische Angaben bei der Recherche im personlichenInformationsbestand? Wie wichtig/haufig erfolgt der Zugriff uber die bibliographischeAngabe? (FScientiFix)

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248 ANHANG C. INTERVIEWLEITFADEN

18. Erhalten Sie Hinweise auf Fachliteratur von Kollegen oder Betreuern? Geschieht dies inForm von bibliographischen Angaben? Wie wichtig sind fur Sie diese Hinweise?

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19. Wie erzeugen Sie beim Produzieren des eigenen Fachdokuments die bibliographischenAngaben fur die Referenzen im Textteil? Nennen Sie die Arbeitsschritte! (FScientiFix)

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20. Wie erzeugen Sie beim Produzieren des eigenen Fachdokuments die bibliographischenAngaben fur das Literaturverzeichnis? Nennen Sie die Arbeitsschritte! (FScientiFix)

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21. Verwenden Sie bibliographische Angaben im eigenen Fachdokument, um auf Textquellenzuzugreifen?

© trifft nicht zu © selten © teils/teils © meistens © trifft voll auf mich zu

22. Benutzen in Strukturen zur Organisation ihres Arbeitsprozesses Bestandteile von biblio-graphischen Angabe, um auf den Fachtext zu referenzieren? In welchen? Beispiele: Listenoch einzuarbeitender Literatur oder Beschaffungliste fur Bibliotheksgange (FScientiFix)

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23. Benutzen in thematischen Strukturen zu Ihrem Fachbereich Bestandteile von bibliogra-phischen Angabe, um auf den Fachtext zu referenzieren? In welchen? Beispiel: Liste derLiteratur zum Thema Lesen (FScientiFix)

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24. Mit welchen Mitteln stellen Sie die Korrektheit der bibliographischen Angaben in IhrerLiteraturverwaltung sicher? (FScientiFix)

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C.1. THEMEN UND FRAGEN 249

25. Mit welchen Mitteln verschaffen Sie sich einen Uberblick uber die bibliographischenAngaben in Ihrer Literaturverwaltung? (FScientiFix)

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26. Wie gehen Sie mit unvollstandigen und/oder unsicheren bibliographischen Angaben um?(FScientiFix)

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27. Wie ist die Erstellung, Verwaltung, Nutzung von bibliographischen Angaben mit ande-ren Prozessen der Textproduktion verzahnt? (FScientiFix)

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C.1.4.2 Fachworter

Bemerkung: Ein Teil der folgenden Fragen konnen nur beantwortet werden, wenn Sie einpersonliches Fachworterbuch verwalten und benutzen. Falls dies nicht auf Sie zutrifft, uberspringenSie bitte die jeweilige Frage!

1. Bearbeiten Sie den Bereich Fachworter systematisch? Wenn ja, wie gehen Sie vor?(FScientiFix)?

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2. Wie viele Eintrage verwalten Sie in ihrem personlichen Fachworterbuch? . . . . . . . .

3. Welche Rolle spielen fur Sie Fachworter beim Lesen von Fachtexten? (FScientiFix)?

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4. Wie gehen Sie mit unbekannten Fachwortern beim Lesen von Fachdokumenten um?(FScientiFix)?

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250 ANHANG C. INTERVIEWLEITFADEN

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5. Wie gehen Sie mit Begriffen in Fachtexten um, die Sie anders benennen als der Autordes Fachtexts? (FScientiFix)?

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6. Bilden Sie neue Begriffe und/oder Benennungen beim Lesen von Fachtexten? Bilden Sieneue Begriffe und/oder Benennungen beim Produzieren Ihres eigenen Fachtexts? Wieschatzen Sie das Verhaltnis zwischen beiden Moglichkeiten ein? (FScientiFix)?

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7. Machen Sie sich Aufzeichnungen zur Definition und/oder Herkunft von Begriffen und/oderBenennungen? Wenn ja, wie verwalten und nutzen Sie diese? (FScientiFix)

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8. Welche Rolle spielen fur Sie Fachworter bei der Formulierung von Suchanfragen beiSuchmaschinen? (FScientiFix)

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9. Welche Rolle spielen fur Sie Suchmaschinen, um Wissen uber Fachworter zu gewinnen(z.B. bei der Suche nach Definitionen oder Fachtexten)? (FScientiFix)

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10. Welche Rolle spielen fur Sie Fachworter bei einer Bibliotheksrecherche? (FScientiFix)

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C.1. THEMEN UND FRAGEN 251

11. Wie gehen Sie vor, um ein Glossar fur Ihr eigenes Fachdokument zu erstellen? (FScientiFix)

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12. Erstellen Sie das Glossar parallel oder nach der Produktion des Textteils? (FScientiFix)?

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13. Wie gehen Sie vor, um ein Stichwortverzeichnis fur Ihr eigenes Fachdokument zu erstel-len? (FScientiFix)

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14. Erstellen Sie das Stichwortverzeichnis parallel oder nach der Produktion des Textteils?(FScientiFix)?

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15. Werden Sie durch die Arbeit am Stichwortverzeichnis und/oder Glossar dazu veranlaßt,die im Textteil verwendeten Benennungen zu bereinigen? Wie hoch schatzen Sie IhrenAufwand ein? (FScientiFix)?

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C.1.4.3 Fachdokumente

1. Wie viele Fachdokumente archivieren Sie schatzungsweise elektronisch? . . . . . . . .

2. Wie viele Fachdokumente archivieren Sie schatzungsweise auf Papier? . . . . . . . .

3. Wie viele Fachdokumente archivieren Sie schatzungsweise sowohl elektronisch als auchauf Papier? . . . . . . . .

4. Wie recherchieren Sie nach Standorten von Fachdokumenten (FScientiFix)?

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252 ANHANG C. INTERVIEWLEITFADEN

5. Wie beschaffen Sie sich Fachdokumente? Elektronisch vs. konventionell? (FScientiFix)

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6. Wie gehen Sie vor, wenn Sie sich Fachdokumente bereitlegen (Stichwort: Arbeitsplatz-organisation)? (FScientiFix)

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7. Wie verwalten Sie Ihre Fachdokumente (Stichworter: Ordner, Zettelstapel, Verzeichnis-se, Programme zur Literaturverwaltung)? (FScientiFix)

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8. Welche Dokumentenformate sind fur Sie wichtig? Wie bewerten Sie fur sich den Auf-wand, Dokumente zu konvertieren? (FScientiFix)

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9. Wie gehen Sie vor, wenn Sie ein Fachdokument uberblickend rezipieren? Aus welchenGrunden rezipieren Sie Fachdokumente uberblickend? (FScientiFix)

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10. Wie gehen Sie vor, wenn Sie ein Fachdokument selektiv rezipieren? Aus welchen Grundenrezipieren Sie Fachdokumente selektiv? (FScientiFix)

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11. Wie gehen Sie vor, wenn Sie ein Fachdokument grundlich rezipieren? Aus welchenGrunden rezipieren Sie Fachdokumente grundlich? (FScientiFix)

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C.1. THEMEN UND FRAGEN 253

12. Wie gehen Sie vor, wenn Sie Ihr eigenes Fachdokument beim Textproduzieren rezipieren?(FScientiFix)

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13. Wie gehen Sie vor, wenn Sie den Textteil Ihres eigenen Fachdokuments planen? (FScientiFix)

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14. Wie gehen Sie vor, wenn Sie Ihr eigenes Fachdokument strukturieren bzw. umstruktu-rieren? (FScientiFix)

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15. Wie gehen Sie vor, wenn Sie den Textteil Ihres eigenen Fachdokuments formulieren?(FScientiFix)

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16. Wie gehen Sie vor, wenn Sie den Textteil Ihres eigenen Fachdokuments uberarbeiten?(z.B. Rechtschreibung) (FScientiFix)

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17. Welche (weiteren) Informationsobjekte rezipieren Sie, wahrend Sie am Textteil Ihres ei-genes Fachdokuments arbeiten? (z.B. Fachdokumente zum Thema, Styleguides, Worterbucher,eigene Aufzeichnungen) (FScientiFix)

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18. Wie gehen Sie vor, wenn Sie weitere Informationsobjekte rezipieren, wahrend Sie amTextteil Ihres eigenes Fachdokuments arbeiten? (Stichworter: Suche, Bereitlegen, raumlichePlazierung,...) (FScientiFix)

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254 ANHANG C. INTERVIEWLEITFADEN

19. Welche Informationsobjekte produzieren Sie, wahrend Sie am Textteil Ihres eigenenFachdokuments arbeiten? (FScientiFix)

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20. Wo legen Sie die Informationsobjekte ab, die Sie wahrend der Arbeit am Textteil Ihreseigenen Fachdokuments bearbeiten bzw. neu produzieren? (FScientiFix)

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C.1.4.4 Fachtexte

1. Welche Rolle spielen fur Sie Fachtexte beim Textproduzieren? (FScientiFix)

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2. Exzerpieren Sie Fachtexte? Wenn ja, welche? (FScientiFix)

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3. Wie verwalten Sie Notizen zu Fachtexten? (FScientiFix)

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4. Wie verwalten Sie Beziehungen zwischen Fachtexten? (FScientiFix)

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5. In welcher Beziehung stehen bei Ihnen (bzw. wie verknupfen Sie) die Verwaltung vonbibliographischen Angaben, Standortangaben, Fachdokumente (materielles Objekt) undFachtexte (Text als Botschaft)? (FScientiFix)

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C.1. THEMEN UND FRAGEN 255

C.1.4.5 Erkenntnisprozeß

Mit den zwei folgenden Fragen soll das Thema nur kurz angesprochen werden, um einenAnsatzpunkt fur eine weitere Fragestellungen zu erhalten (z.B. im Rahmen eines weiterenInterviews).

1. Wie gehen Sie mit ”alten“ Notizen zu Ideen etc. um? (FScientiFix)

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2. Welche Bedeutung haben Ruckblicke auf altere Aufzeichnungen fur Sie? (FScientiFix)

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C.1.5 ScientiFix

1. Anhand welcher Aufgaben haben Sie ScientiFix evaluiert?Mehrfachnennungen sind moglich!

© Hausarbeit

© Literaturverwaltung

© Zeitschriften

© Lesen von Fachtexten

© Zeitschriftenartikel schreiben

© Sonstige: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

2. Worin sehen Sie fur sich personlich die wichtigsten Unterschiede beim Arbeiten mit undohne ScientiFix?

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256 ANHANG C. INTERVIEWLEITFADEN

C.1.5.1 Allgemeine Kriterien der Softwareergonomie

1. Wie bewerten Sie die Kompetenzforderlichkeit des Werkzeugs?

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2. Wie bewerten Sie die Handlungsflexibilitat des Werkzeugs? (Auch geanderte Aufgabennoch ausfuhrbar; Wahl alternativer Wege moglich; anpaßbar an große Bandbreite vonAufgaben und Anwendungserfordernissen)

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3. Wie bewerten Sie die Aufgabenangemessenheit des Werkzeugs? (Aufgaben mussen prin-zipiell mit der Anwendungssoftware durchfuhrbar sein; Effizienz und Qualitat (Aufwandzur Korrektur von Fehlern) der Interaktion)

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C.1.5.2 Informationsbestand

1. Wie ist Ihr personlicher Informationsbestand strukturiert? (FScientiFix)

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2. Welche Ordnungs- bzw. Ablagesysteme benutzen Sie? (FScientiFix)

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3. Wofur verwenden Sie Listenstrukturen? (FScientiFix)

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4. Wofur verwenden Sie hierarchische Strukturen? (FScientiFix)

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C.1. THEMEN UND FRAGEN 257

5. Wofur verwenden Sie Kontextstrukturen? (FScientiFix)

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6. Wofur verwenden Sie Text/HTML-Einheiten?

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7. Wofur verwenden Sie Text/XML-Einheiten?

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8. Wofur verwenden Sie URL-Einheiten?

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9. Wofur verwenden Sie Blob-Einheiten?

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10. Wofur verwenden Sie Map-Einheiten?

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C.1.5.3 Basisumgebungen

1. Wie bewerten Sie die Basisarbeitsumgebungen im Bereich der bibliographischen Anga-ben?

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258 ANHANG C. INTERVIEWLEITFADEN

2. Welche Anpassungen haben Sie an den Arbeitsumgebungen im Bereich der bibliogra-phischen Angaben vorgenommen? Aus welchen Grunden?

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3. Wie bewerten Sie die Basisarbeitsumgebungen im Bereich des personlichen Fachworter-buchs?

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4. Welche Anpassungen haben Sie an den Arbeitsumgebungen im Bereich des personlichenFachworterbuchs vorgenommen? Aus welchen Grunden?

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5. Wie bewerten Sie die Basisarbeitsumgebungen im Bereich des eigenen Fachdokuments?

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6. Welche Anpassungen haben Sie an den Arbeitsumgebungen im Bereich des eigenenFachdokuments vorgenommen? Aus welchen Grunden?

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7. Wie bewerten Sie die Basisarbeitsumgebungen im Bereich der Arbeit mit Fachdoku-menten?

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8. Welche Anpassungen haben Sie an den Arbeitsumgebungen im Bereich der Arbeit mitFachdokumenten vorgenommen? Aus welchen Grunden?

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C.1. THEMEN UND FRAGEN 259

C.1.5.4 Ziele beim Einsatz von ScientiFix

C.1.5.4.1 Funf Prinzipien

1. Wie bewerten Sie das Prinzip Verzahnung von Rezeptions- und Produktionsprozessenim Kontext ihrer wissenschaftlichen Arbeit? Bewerten bzw. schatzen Sie dies anhandvon Kriterien ab, die fur Sie wichtig sind!

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2. Wie bewerten Sie das Prinzip Produkt im Entstehen im Kontext ihrer wissenschaftlichenArbeit? Bewerten bzw. schatzen Sie dies anhand von Kriterien ab, die fur Sie wichtigsind!

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3. Wie bewerten Sie das Prinzip Transparenz (bezogen auf die Produkte oder den Prozeß)im Kontext ihrer wissenschaftlichen Arbeit? Bewerten bzw. schatzen Sie dies anhandvon Kriterien ab, die fur Sie wichtig sind!

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4. Wie bewerten Sie das Prinzip Einbettung von Teilprozessen in Gesamtprozesse im Kon-text ihrer wissenschaftlichen Arbeit? Bewerten bzw. schatzen Sie dies anhand von Kri-terien ab, die fur Sie wichtig sind!

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5. Wie bewerten Sie das Prinzip Beteiligung mehrerer Personen im Kontext ihrer wissen-schaftlichen Arbeit? Bewerten bzw. schatzen Sie dies anhand von Kriterien ab, die furSie wichtig sind!

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C.1.5.4.2 Kreativitat, Effizienz und Qualitat

Page 280: Modell und Werkzeug zur wissenschaftlichen Textproduktion...Basiskonzepten, die dem wissenschaftlichen Textproduktionsprozeß zugrunde liegen, zu be-antworten. Ziel der Forschung auf

260 ANHANG C. INTERVIEWLEITFADEN

1. Welchen Einfluß hat das Arbeiten mit ScientiFix auf Ihre Kreativitat (im Vergleich zuanderer Werkzeugen)? Bewerten bzw. schatzen Sie dies anhand von Kriterien ab, diefur Sie wichtig sind!

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2. Welchen Einfluß hat das Arbeiten mit ScientiFix auf Ihre Effizienz (im Vergleich zuanderer Werkzeugen)? Bewerten bzw. schatzen Sie dies anhand von Kriterien ab, diefur Sie wichtig sind!

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3. Welchen Einfluß hat das Arbeiten mit ScientiFix auf Ihre Textqualitat (im Vergleich zuanderer Werkzeugen)? Bewerten bzw. schatzen Sie dies anhand von Kriterien ab, diefur Sie wichtig sind!

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C.1.6 Integriertes Modell zur wissenschaftlichen Textproduktion

1. Wie bewerten Sie das Konzept der Arbeitsumgebungen/Exposition im Rahmen Ihrerpersonlichen Arbeitsweise?

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2. Wie wichtig ist fur Sie die gleichzeitige Rezeption und Produktion von Informationsob-jekten innerhalb einer Exposition?

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3. Wofur setzen Sie Arbeitsumgebungen/Expositionen ein?

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C.1. THEMEN UND FRAGEN 261

4. Wie bewerten Sie das Verandern von Expositionen durch Navigieren im Rahmen Ihrerpersonlichen Arbeitsweise?

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5. Wie bewerten Sie das Verandern von Expositionen durch Browsen im Rahmen Ihrerpersonlichen Arbeitsweise?

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6. Wie bewerten Sie den Wechsel von Expositionen mit Arbeitsumgebungen im RahmenIhrer personlichen Arbeitsweise?

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7. Wie bewerten Sie die Moglichkeiten durch die erweiterte Suche?

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8. Wie bewerten Sie die Moglichkeiten bei der Darstellung der Informationsobjekte?

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9. Wie bewerten Sie das Prinzip des Bereitlegens von Informationsobjekten im RahmenIhrer personlichen Arbeitsweise?

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10. Wann und in welchem Umfang denken Sie uber ihren eigenen Textproduktionsprozeßnach (Stichworte: Werkzeugauswahl, -anpassung)?

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262 ANHANG C. INTERVIEWLEITFADEN

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Anhang D

Arbeitsumgebungen derBasisumgebung

Die Tabellen D.1, D.2, D.3 und D.4 stellen thematisch gruppiert die Arbeitsumgebungen dar,die im Evaluierungszeitraum 2 den Testbenutzern zu Beginn in ScientiFix als Ausgangsbasis(Basisumgebung) eingerichtet worden sind (vgl. Abschnitt 8.3.2.2). Die Tabelle D.5 beziehtsich auf Arbeitsumgebungen zu verschiedenen Erkenntniswegen (vgl. Abschnitt 5.2.1). Indiesem Fall wurden keine Basisumgebungen vorgegeben, sondern die Benutzer gebeten, zuder Bezeichnung selbst in einer spateren Phase spezifische Arbeitsumgebungen anzulegen.Im Evaluierungszeitraum konnten hierzu allerdings nur sehr wenige Daten erhoben werden,weshalb die vorliegende Arbeit darauf nicht naher eingeht.

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264 ANHANG D. ARBEITSUMGEBUNGEN DER BASISUMGEBUNG

Tabelle D.1: Basisarbeitsumgebungen im Bereich der bibliographischen Angaben

Nr. Arbeitsumgebung

20 Eingabe (1 Verzeichnis+ 1 Eintrag)

21 Eingabe (1 Verzeichnis + 2 Eintrage)

22 Generieren (1 Liste zur Auswahl + 1 Generat)

23 Suche (1 Verzeichnis + 1 Suchergebnisliste + 1 Sucheintrag)

24 Lesen (1 Verzeichnis + 1 Eintrag + 1 Fachtextkontext + 1 Fachtextinformationen)

25 Schreiben (1 Verzeichnis + 1 Eintrag + 1 Abschnittskontext + 1 Textstelle)

26 Recherchieren (1 Verzeichnis + 1 Eintrag + 1 Liste zur Organisation)

27 Uberblicken (1 Verzeichnis + 1 Liste zur Generatorauswahl + 1 Ansicht fur dasGenerat)

28 Organisieren (1 Verzeichnis + 1 Ordnerliste + 1 Liste)

29 Bereitlegen (1 Verzeichnis + 1 Eintrag + 1 Abschnittskontext)

Tabelle D.2: Basisarbeitsumgebungen im Bereich des eigenen Textprodukts

Nr. Arbeitsumgebung

30 Uberblick (1 Fachtextkontext + 1 Eintrag)

31 Normalansicht (1 Produktstruktur + 1 Abschnittskontext + Textstelle)

32 Arbeit an einer Textstelle (1 Abschnittskontext + 1 Textstelle)

33 Zusatzliche Informationen (1 Abschnittskontext + 2 Textstellen)

34 Strukturieren (2 Produktstrukturen + 2 Abschnittskontexte + 2 Textstellen)

35 Umordnen (2 Textstellen)

36 Bildbeschreibung (1 Abschnittskontext + 1 Textstelle + 1 Bildumgebung + 1 Bild)

37 Generieren (1 Fachtextkontext + 1 Generatansicht)

38 Generieren und Korrigieren (1 Generatansicht + 1 Textstelle)

39 Handbuch/StyleGuide (1 Auswahlliste + 1 Eintrag + 1 Textstelle)

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Tabelle D.3: Basisarbeitsumgebungen im Bereich des personlichen Fachworterbuchs

Nr. Arbeitsumgebung

40 Eingabe (1 Verzeichnis + 1 Eintrag + 1 Inhaltsfenster)

41 Generat (1 Verzeichnis der Generatoren + 1 Generatansicht + 1 Eintrag)

42 Recherche (1 Verzeichnis + 1 Eintrag + 1 Inhaltsfenster)

43 Schreiben (1 Verzeichnis + 1 Eintrag + 1 Inhaltsfenster + 1 Textstelle)

44 WWW-Recherche (1 Verzeichnis + 1 Eintrag + 1 Inhaltsfenster)

Tabelle D.4: Basisarbeitsumgebungen im Bereich der Fachtextkontexte

Nr. Arbeitsumgebung

50 Auswahl (1 Verzeichnis + 1 Fachtextkontext + 1 Eintrag)

51 Lesen und Notieren (1 Fachtextkontext + 1 Eintrag)

52 Download Fachdokument (1 Verzeichnis + 1 Fachtextkontext + 1 Eintrag)

53 Vernetzen (1 Verzeichnis + 2 Fachtextkontexte)

Tabelle D.5: Basisarbeitsumgebungen im Bereich der Erkenntnisformen

Nr. Arbeitsumgebung

60 Beschreiben

61 Zusammentragen/Kompilieren/Dokumentieren

62 Vergleichen und Kontrastieren

63 Systematisieren

64 Analysieren

65 Theorie konstruieren

66 Interpretieren

67 Argumentieren

68 Bewerten

69 Vorschreiben

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266 ANHANG D. ARBEITSUMGEBUNGEN DER BASISUMGEBUNG

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Stichwortverzeichnis

AArbeitsumgebung . . . . . . . . . . . . . . . . 144, 211

ScientiFix-Informationsumgebung.150ScientiFix-Visualisierungsumgeb. . 150

BBegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81Benennung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .81Bereitlegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155Bibliographische Angabe . . . . . . . . . . . . . . . 68

DDokument . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

wissenschaftliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

EErkenntniswege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127Exposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143, 209

ScientiFix-Exposition . . . . . . . . . . . . . 143

FFachdokument . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39, 94

Bestandteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99Reprasentationsformen. . . . . . . . . . . . .45

Fachsprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80Fachtext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39, 125Fachworterbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81Fachwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80Fließtext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .39

HHandlung, sprachliche. . . . . . . . . . . . . . . . . .11Hyperbase-Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

IInformationsbestand

personlicher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41projektbezogener . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41Schalenmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41wissenschaftlicher . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

Informationsmanagement

wissenschaftliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40Informationsobjekt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .61

komplexes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64primitives. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .62

JJournal

wissenschaftliches . . . . . . . . . . . . . . . . . 134

KKoharenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12Kohasion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

MModell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

integratives . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141Reprasentationsformen. . . . . . . . . . . . .45

PPrinzipien

die funf . . . . . . . 36, 45, 80, 93, 167, 213Prozesse

kognitive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160Metareflexion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165Organisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164Reflexion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163Textinterpretation . . . . . . . . . . . . . . . . 160

RRahmenmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

wissenschaftlicher Textproduktion. .40

SScientiFix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171

Benutzeroberflache . . . . . . . . . . . . . . . 188Implementierungsklassen. . . . . . . . . .184Softwarearchitektur . . . . . . . . . . . . . . . 172Softwareergonomie. . . . . . . . . . . . . . . .215

Sprechhandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Struktur

Baum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

275

Page 296: Modell und Werkzeug zur wissenschaftlichen Textproduktion...Basiskonzepten, die dem wissenschaftlichen Textproduktionsprozeß zugrunde liegen, zu be-antworten. Ziel der Forschung auf

276 STICHWORTVERZEICHNIS

Graph . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51Kontextstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54Liste. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .51Menge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

StrukturierungArten der Reprasentation . . . . . . . . . . 55Typen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

Sucheerweiterte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .152, 212

TText . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

wissenschaftlicher . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16Textgenerierungsebene . . . . . . . . . . . . . . . . . 46Textmanagementebene . . . . . . . . . . . . . . . . . 46Textproduktebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46Textproduktion

wissenschaftliche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40Textproduktionskompetenz . . . . . . . . . . . . 27Textproduktionsmodell . . . . . . . . . . . . . . . . 19

WWissensreproduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28Wissenstransformation . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

ZZugriff

Ebenenmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42Zugriffsebene . . . . . . . . . . . . . . . . . 42, 143, 152

bekannt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42beschaffbar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42lesbar. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42schreib-/lesbar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42unbekannt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42verfugbar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

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Lebenslauf

Name: Carsten HausdorfAdresse: Sophienstraße 95b, 91052 Erlangen

Geburtsdatum: 23. April 1973Geburtsort: Nurnberg

Familienstand: ledigStaatsangehorigkeit: deutsch

Schulbildung:1979 – 1983 Grundschule Lauf an der Pegnitz1983 – 1992 math. nat. Gymnasium in Lauf an der Pegnitz

Abschluß: Allgemeine Hochschulreife

Studium:1992 – 1998 Friedrich-Alexander-Universitat Erlangen-Nurnberg

Abschluß: Diplom-Informatiker Univ.Studienfach: InformatikVertiefungsrichtungen: Datenbanken

Graphische DatenverarbeitungTheoretische Informatik

Nebenfach: PsychologieBerufstatigkeit:1998 – 2002 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsgruppe

Wissenserwerb am Bayerischen Forschungszentrum furWissensbasierte Systeme (FORWISS)Leiter verschiedener Projekte in Bereichendes Wissensmanagements

ab 2003 Assistent der Geschaftsleitung bei DATEV eG, Nurnberg


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