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Mitteilungen der DGRM

Date post: 07-Feb-2017
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Page 1: Mitteilungen der DGRM

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin

306 |  Rechtsmedizin 4 · 2014

Verantwortlich für den Inhalt  der Mitteilungsseiten der DGRM

PD Dr. Silke GrabherrInstitut für Rechtsmedizin Lausanne-Genf (CURML)Rue de Bugnon 21CH-1011 [email protected]

Rechtsmedizin 2014 · 24:306-314DOI 10.1007/s00194-014-0969-y© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

Forensisches Symposium anlässlich  des 90. Geburtstages von  Prof. em. Dr. med. Wolfgang DürwaldLeipzig, 13.o2.2014

Am 13.01.2014 beging Herr Prof. em. Dr. med. Wolfgang Dürwald seinen 90. Geburtstag. Wolf-gang Dürwald war von 1961 bis 1989 Lehrstuhlinhaber am Uni-versitätsinstitut für Gerichtliche Medizin und Kriminalistik in Leipzig. Mit einem forensischen Symposium würdigten am 13.02.2014 die Mitarbeiter des In-stituts für Rechtsmedizin Leip-zig das erfolgreiche, fast 30jähri-ge Schaffen von Wolfgang Dür-wald im Fach Gerichtliche Me-dizin. Der Einladung zum Sym-posium, welches im nach der Sa-nierung allen Ansprüchen ge-recht werdenden Hörsaal des In-stituts für Pathologie in der Lie-bigstraße stattfand, waren zahl-reiche ehemalige Institutsmit-arbeiter, Fachkollegen, Schüler, Freunde und Familienangehöri-ge gefolgt. Noch vor der offiziel-len Eröffnung des Symposiums nahm Wolfgang Dürwald die persönlichen Glückwünsche der 70 Gäste bewegt entgegen. Herr Prof. Dr. Jan Dreßler, jetziger Di-rektor des Institut für Rechtsme-dizin Leipzig, der Prodekan der Medizinischen Fakultät der Uni-versität Leipzig, Herr Prof. Dr. I. Bechmann und der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin, Herr Prof. Dr. T. Bajanowski, blickten in ihren Ansprachen auf die außerge-wöhnlichen Leistungen und Er-folge des Jubilars zurück. Herr Prof. em. Dr. W. Janssen (emeri-

tierter Direktor des Instituts für Rechtsmedizin Hamburg) erin-nerte in seinem Grußwort, dass er vor 62 Jahren seine Ausbil-dung zum Pathologen in Leip-zig begann. Herr Prof. Janssen betonte, dass die unter Mitwir-kung von Wolfgang Dürwald in der ehemaligen DDR geschaffe-ne Leichenschau- und Sektions-ordnung vorbildlich war.

Herr Prof. Dr. J. Dreßler hob in der Laudatio Meilensteine des beruflichen Wirkens des Jubilars hervor, an die auch an dieser Stel-le für die jüngeren Kollegen unse-res Fachs erinnert sei: Wolfgang Dürwald wurde am 13.01.1924 in Hagen/Westfalen geboren. Nach dem Abitur in Jena begann er im Kriegsjahr 1942 in der Universi-tätsstadt sein Medizinstudium, welches er allerdings von 1943 bis 1945 durch den Wehrdienst und nachfolgende Kriegsgefan-genschaft unterbrechen musste. 1949 schloss Wolfgang Dürwald das Studium erfolgreich ab und promovierte sich noch im glei-chen Jahr mit dem Thema „Hitze- und Sonnenschäden beim Men-schen“. Nach einer Assistenzarzt-zeit an der Chirurgischen Univer-sitätsklinik Jena begann Wolfgang Dürwald ab dem 01.01.1951 mit der Facharztausbildung am Insti-tut für Gerichtliche Medizin und Kriminalistik in Jena. Da der da-malige Leiter des Institutes später-hin Jena verließ, wurde Wolfgang Dürwald von 1954 bis 1957, noch

vor der Facharztanerkennung Oberarzt und später kommissari-scher Leiter des Jenaer Institutes für Gerichtliche Medizin. Wolf-gang Dürwald habilitierte sich im Jahr 1957 mit dem Thema „Die Verteilung der Blutgruppen und Blutgruppenfaktoren in Thürin-gen und ihre forensische Bedeu-tung“. Nach einer halbjährigen Gastdozentur bei Herrn Profes-sor Otto Prokop an der Berliner Charité mit anschließender er-folgreicher Facharztprüfung wur-de Wolfgang Dürwald rückwir-kend auf den 01.04.1958 zum or-dentlichen Dozenten für Gericht-liche Medizin der Universität Ros-tock und drei Monate später zum Professor mit Bestellung zum Ins-titutsdirektor ernannt. Nach drei-jähriger Aufbauarbeit am neu ge-gründeten Rostocker Institut kam im Jahr 1961 der Ruf auf den Lehr-stuhl für Gerichtliche Medizin der Universität Leipzig. Neben der weiteren Profilierung des Leipzi-ger Instituts in Forschung, Leh-re und Versorgung widmete sich Wolfgang Dürwald insbesondere der Bearbeitung von Massenun-fällen und Katastrophen. Erinnert sei an die Identifikation der 123 Verstorbenen bei der Grubengas-explosion bei Zwickau, der Opfer des dramatischen Eisenbahnun-falls bei Magdeburg – ein Tank-wagen kollidierte mit einem Zug auf einem Bahnübergang, wo-bei mehrere Kinder in den Wag-gons verbrannten – sowie der bei den Flugzeugabstürzen der Inter-flug bei Schkeuditz oder in Ango-la Getöteten. Die gesammelten Er-fahrungen führten 1979 zu seiner Ernennung zum Leiter der Grup-pe Gerichtsmedizin in der Katas-trophenkommission für interna-tionale Einsätze.

Auch an der Universität Leip-zig selbst war Herr Professor Wolfgang Dürwald ein geschätzter Wissenschaftler und wurde von 1966 bis 1968 zum Prodekan und daraufhin bis 1969 zum Dekan ge-wählt. Sodann übte er das Amt des Prorektors der Universität Leipzig bis 1972 aus. Wolfang Dürwald kann auf mehr als 250 Publikatio-nen zurückblicken, die das gesam-te Spektrum der heutigen Rechts-medizin abdecken. 1966 erschien die Monografie „Gerichtsmedizi-nische Untersuchungen bei Ver-kehrsunfällen“. Unvergessen ist auch das Lehrbuch der Gerichtli-chen Medizin, welches in kurzer Zeit vier Auflagen erreichte. Da-rüber hinaus sind das dreibändi-ge Werk „Gerichtliche Medizin im 19. Jahrhundert“ sowie weitere elf Lehr- und Handbuchbeiträge zu erwähnen. Unter dem Ordinariat von Wolfgang Dürwald habilitier-ten acht seiner Schüler. Nicht un-erwähnt bleiben darf, dass Herr Professor Wolfgang Dürwald über drei Wahlperioden den Vor-sitz der Gesellschaft für Gericht-liche Medizin der DDR innehatte und die Richard-Kockel-Medaille der genannten Gesellschaft erhielt. Gemeinsam mit seinen Mitarbei-tern pflegte er die Kontakte zu den Gerichtsmedizinern u. a. aus Polen, Tschechien, Ungarn und der Sowjetunion und organisier-te zahlreiche gemeinsame Treffen und Symposien. Neben Otto Pro-kop war Wolfgang Dürwald zwei-felsohne der Fachvertreter, der der gerichtlichen Medizin der ehema-ligen DDR zu ihrem hohen An-sehen verholfen hat.

K. Thiele, J. DreßlerLeipzig

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307Rechtsmedizin 4 · 2014  | 

Nachruf auf Herrn  Prof. em. Dr. med. Wolfgang Dürwald

Am 24.05.2014 verstarb Herr Prof. Dr. Wolfgang Dürwald nach kurzer schwerer Krankheit. Wir verlieren mit Herrn Prof. Dr. Dürwald einen herausragenden Hochschullehrer und Fachver-treter. Mit dem langjährigen Di-rektorat von Herrn Prof. Dr. Dür-wald entwickelte sich das Leipzi-ger Institut in allen gerichtsme-

dizinischen Bereichen sowohl in Forschung als auch der Routine zu einer über die Ländergrenzen hinaus angesehenen Einrich-tung. Wir werden seine Errun-genschaften in ehrendem Geden-ken bewahren.

K. Thiele, J. DreßlerLeipzig

XVI. Kongress der Polnischen Gesellschaft für Gerichtsmedizin  und KriminologieKarpacz, 11.–13.o9.2013

Der XVI. Kongress der Polni-schen Gesellschaft für Gerichts-medizin und Kriminologie fand vom 11.09. – 13.09.2013 in Kar-pacz in Niederschlesien, einem wichtigen Wintersportort im polnischen Riesengebirge un-weit der Schneekoppe statt.

Organisiert wurde der Kon-gress von der Breslauer Nieder-lassung der Polnischen Gesell-schaft für Gerichtsmedizin und Kriminologie, dem Department für Gerichtsmedizin der Medizi-nischen Universität in Wroclaw, der Gewerkschaft der Staatsan-wälte, der polnischen Staatsan-waltschaft und dem Department für Strafverfahren der Fakultät für Recht, Verwaltung und Wirt-schaft an der Universität Wroc-law. Partner war auch die Irena Babińska Stiftung der Staatsan-wälte.

Das Thema der Konferenz lautete: Gerichtsmedizin und Recht - gemeinsames Handeln, ein Ziel.

Die Tagung wurde von Pro-fessor Barbara Swiątek, Dr. Tho-mas Herb und Rechtsanwalt Ja-cek Rock eröffnet. Am Anfang

der Konferenz standen vier An-trittsvorlesungen gehalten von Prof. Małgorzata Kłys, Prof. Jerzy Skorupka, Prof. Tadeusz Dobosz und Dr. Wojciech Chagowski.

Die Podiumsgespräche wur-den parallel zu Themen aus dem Gebiet der Rechtsmedizin (Trau-matologie, Identifizierung, Medi-zinrecht, moderne Techniken in der Gerichtsmedizin), der Toxi-kologie und der Genetik durch-geführt. Während des Kongres-ses wurden 68 Vorträge gehalten und 39 Poster präsentiert.

Die Tagung wurde von 180 Teilnehmern aus den Bereichen der klassischen Gerichtsmedi-zin, forensischen Genetik, fo-rensischen Toxikologie, foren-sischen Anthropologie, foren-sischen Zahnmedizin, und von Vertretern der Justiz (Staatsan-wälte, Richter, Anwälte und Poli-zisten) besucht.

Am ersten Abend hatten die Kongressteilnehmer während eines zünftigen Grillabends unter freiem Himmel Gelegenheit sich kennenzulernen und sich aus-zutauschen. Am zweiten Abend wurde der Kongress durch einen

Ausflug in das Theater in Jelenia Gora (Hirschberg) und ein Fest-bankett abgerundet.

Der nächste Kongress der Polnischen Gesellschaft für Ge-richtsmedizin und Kriminologie findet im Jahr 2016 statt und wird

von der schlesischen Niederlas-sung der Polnischen Gesellschaft für Gerichtsmedizin und Krimi-nologie organisiert.

K. Maksymowicz, Wroclaw K. Trübner, Essen

VII. Allrussischer Kongress  der RechtsmedizinMoskau, 21.–24.10.2013

Vom 21. bis 24. Oktober 2013 fand in Moskau der VII. All-russische Kongress der Rechts-medizin der Russischen Föde-ration mit ca. 250 Teilnehmern aus Russland sowie internatio-naler Beteiligung aus Weißruss-land, Armenien, Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisien, Tadschi-kistan, Frankreich, Litauen und Deutschland in der Russischen Medizinischen Akademie der Weiterbildung statt.

Von deutscher Seite nah-men Herr Dr. Trübner aus Essen und Herr Dr. Voß aus Frank-furt (Oder) teil. Als Organisa-tor fungierte das Ministerium für Gesundheit der Russischen Föderation. Das Hauptthema des Kongresses lautete: „Aufga-ben und Wege der Verbesserung der rechtsmedizinischen Wis-senschaft und Expertentätigkeit unter den aktuellen Bedingun-gen“.

Die Organisation der Ta-gung war außerordentlich pro-fessionell und klappte reibungs-los. Das wissenschaftliche Pro-gramm war mit über 80 Vorträ-gen sehr umfangreich.

In seinem Eröffnungsvortrag legte der Direktor des „Russi-schen Zentrums rechtsmedizini-scher Expertisen“ Professor An-drei Valentinowitsch Kovalew erstaunliche Zahlen zur Organi-sation der Rechtsmedizin in der Russischen Föderation vor. So besteht das Netz des staatlichen rechtsmedizinischen Dienstes

Russlands aus 85 Regionalbüros, zu deren Bestand 1150 städtische Büros und Gebietsbüros gehören. Des Weiteren gibt es Lehrstühle und Kurse für Rechtsmedizin an den Universitäten des Lan-des. 2012 arbeiteten insgesamt 17.551 Angestellte, darunter 3654 Akademiker (Rechtsmediziner, Biologen, Toxikologen, Histolo-gen) in der Rechtsmedizin und erstellten mehr als 3,3 Millionen verschiedener rechtsmedizini-scher Gutachten.

Im Land gibt es insgesamt 33 sogenannte „genetische Labo-ratorien“, welche 2012 mehr als 11.000 Untersuchungen durch-führten. Das „Russische Zent-rum rechtsmedizinischer Exper-tisen“ ist das einzige Zentrum auf Föderalebene und darin wurden in den letzten 10 Jahren 69 Dis-sertationen (Dr. und habil.) zu aktuellen Fragen der Rechtsme-dizin abgeschlossen. Neben der wissenschaftlichen Arbeit ist die Koordination der Zusammen-arbeit der einzelnen rechtsme-dizinischen Einrichtungen mit den verschiedenen Ministerien und Organisationen sowie die Untersuchung außergewöhnli-cher Vorfälle mit einer Vielzahl von Opfern wie zum Beispiel Terroranschläge, Flugzeug- und Eisenbahnunglücke, Brände und Überschwemmungen eine weite-re Aufgabe des „Russischen Zen-trums rechtsmedizinischer Ex-pertisen“.

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308 |  Rechtsmedizin 4 · 2014

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin

Annual Congress of the International Association of Law and  Forensic Science (IALFS)Dubai, 01.–03.04. 2014

Vom 1 bis 3. April 2014 wurde der jährliche Kongress der IALFS im World Trade Centre in Du-bai abgehalten. Die Tagung fand unter dem Motto „Current Glo-bal Eyes on Forensics and Laws“ statt und war zugleich mit meh-reren anderen Veranstaltungen gekoppelt: dem “1st interna-tional Association of Forensic Toxicologist (TIAFT) Middle East Congress”, dem “1st Kore-an Forensic Medicine Authori-ty Middle East Congress”, dem

“8th Arab Union of Forensic Physicians Congress” und der

“Worldwide Association of Wo-men Forensic Experts”.

Die Tagungspräsidentin Prof. Dr. Sherine Ghaleb und ihr Team sorgten einerseits für ein hochwertiges Tagungs-programm und andererseits auch für ein abwechslungsrei-ches Sozialprogramm, welches dank Welcome-Reception und Galadinner den Gesprächsaus-tausch zwischen den einzel-nen Teilnehmern vereinfachte. Organisiert wurde die Tagung von den drei großen Organisa-tionen: Der TIAFT, dem Natio-nal Forensic Service (NFS) Süd-Koreas und der Arab Union of Forensic Physicians. Dank die-ser breiten Zusammenarbeit war es möglich, Kollegen und Kolle-ginnen sowie Straf- und Men-schenrechtler, Polizei und an-dere Ermittlungsbehörden des Mittleren und Fernen Ostens kennen zu lernen.

Die Tagung wurde mit einer Eröffnungszeremonie am Dienstagnachmittag eingelei-tet, bei der die Tagungspräsi-dentin sowie die Präsidenten der verschiedenen an der Orga-nisation beteiligten Gesellschaf-ten die Gäste aus aller Welt will-kommen hießen. Diesen Eröff-nungsreden folgte eine Plena-ry Session mit insgesamt sechs

eingeladenen Keynote Speakers: Sir Alex Jeffry (UK), Prof. Hen-ry Lee (USA), Prof. Alain Ver-straete (B), Prof. Michael J. Tha-li (CH), Prof. Marilyn A. Hues-tis (USA) und Prof. Joong –Seak Seo (Korea). Ihre Vorträge deck-ten bereits ein breites Spektrum der modernen Forensik ab: Ak-tuelles und Neues im Bereich der Tatort und Laborarbeit, DNA-Analysen, Toxikologie und Drogenmissbrauch, Foren-sische Bildgebung und Organi-sation der Forensischen Insti-tute.

Der Mittwoch war dann ganz den wissenschaftlichen Beiträgen gewidmet. In zwei verschiedenen Tagesräumen liefen die wissenschaftlichen Sessions parallel und begannen ebenfalls mit Keynote Speakers. Zum Einen Prof. Jason Payne-James (UK) und Prof. George Fernie (UK) welche über die aktuellen Entwicklungen in Klinischer Rechtsmedizin und die Reform der Todesbeschei-nigungen in Schottland berich-teten. Im zweiten Saal eröffne-ten Prof. Heesun Chung (Ko-rea), Prof. Donata Favretto (IT) und Prof. Pascal Kintz (F) den Tag mit einer ersten Toxikolo-gie-Session. Die nachfolgenden Sessions des Tages bestanden aus freien 10-minütigen Vor-trägen, welche in verschiedene Themengebiete gegliedert wur-den: „Violence & Abuse“, „Fo-rensic Psychiatry“, „Forensic Odontology“, „Forensic Acaro-logy“, „Forensic Engineering“,

„Forensic Pathology“, „Forensic Genetics“, „Forensic & Clini-cal Toxicology“, „Thanatology“ und „Forensic Radiology“. In der Mittagspause gab es neben Lunchbox und gut besuchter In-dustrie-Ausstellung noch eine Postersession.

Am zweiten Tag des Kongres-ses fanden fünf Parallelveranstal-tungen zu verschiedenen rechts-medizinischen Komplexen (Or-ganisation der rechtsmedizi-nischen praktischen Tätigkeit, Fragen der Lehre der Rechtsme-dizin und Erhöhung der Quali-tät der rechtsmedizinischen Ex-perten, Fragen der Laborunter-suchungen in der rechtsmedi-zinischen Praxis + Toxikologie, DNA, ärztliche Kunstfehler, me-dizinische Kriminalistik) statt. Interessant war alles, leider aber zeitlich natürlich nicht zu schaf-fen. Der Direktor des Moskauer Gebietsbüros der Rechtsmedizin, Prof. Klevno trug unter anderem vor, dass sich in den letzten Jah-ren die Todesursache „ Rausch-giftintoxikation“ im Moskauer Gebiet verzehnfacht hat. Herr Dr. Trübner ist mit einem Vor-trag über Kindesmisshandlun-gen im Untersuchungsgut des Essener Institutes für Rechtsme-dizin aufgetreten.

Am dritten Tag des Kongres-ses wurden Exkursionen in ver-schiedene rechtsmedizinische Einrichtungen in Moskau durch-geführt: Dabei ging es in das Russische Zentrum rechtsmedi-zinischer Expertisen, das Zent-rum der psychologischen Akut-hilfe des Ministeriums außerge-wöhnlicher Ereignisse, das Büro der Rechtsmedizin Moskau und Moskauer Gebiet sowie zu den Lehrstühlen für Rechtsmedizin der Universitäten.

Dabei wurden z.B. im Büro der Rechtsmedizin Moskau und Moskauer Gebiet -nach langer, staugeplagter Anfahrt im Reise-bus durch Moskau- Führungen durch alle bestens ausgerüsteten Abteilungen der aus zwei Ge-bäuden mit jeweils 8-Etagen be-stehenden Einrichtung in klei-nen, interessierten und viel fra-

genden Gruppen durchgeführt. Es gibt in dieser Einrichtung u.a. 30 Sektionstische, ca. 15 000 Ob-duktionen im Jahr und ca. 300 Obduktionen pro Arzt und Jahr.

Der letzte Kongresstag stand im Zeichen einer sehr emotiona-len Diskussion über die Frage der Gründung einer Allrussischen Gesellschaft für Rechtsmedizin. Es wurde auch die Meinung ver-treten, dass die bereits bestehen-den regionalen Gesellschaften (Nord-West, Sibirien und ferner Osten, Wolga-Ural und Südruss-land) im Rahmen einer Allrussi-schen Gesellschaft vereinigt wer-den können.

Zum Schluss wurde der durchgeführte Kongress von al-len Teilnehmern als gelungen und sehr lehrreich betrachtet.

Als persönliche Zusammen-fassung haben wir von diesem Kongress mitgenommen, dass unsere russischen Kollegen an einer Zusammenarbeit auf al-len Gebieten, auch mit Veröf-fentlichungen ihrer Arbeiten in unserer Literatur und mit Veröf-fentlichungen unserer Studien in ihren verschiedenen rechtsme-dizinischen Journalen sehr inte-ressiert sind. Bei Bedarf an Hil-fe dazu steht Dr. Voss mit sei-nen russischen Sprachkenntnis-sen im Brandenburgischen Lan-desinstitut für Rechtsmedizin in Frankfurt (Oder) jederzeit zur Verfügung. Der Kongress in Moskau führte dazu dass viele neue freundschaftliche Kontak-te geknüpft und alte aufgefrischt wurden. Außerdem wird es si-cher noch einige Begegnungen mit der sehr großen rechtsme-dizinischen Erfahrung der rus-sischen und auch armenischen Kollegen geben.

H. Voß, Frankfurt (Oder)K. Trübner, Essen

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309Rechtsmedizin 4 · 2014  | 

Delegiertenkonferenz der Arbeits­gemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF)

Frankfurt am Main, 11.05. 2014

Die Delegiertenkonferenz (DK) genehmigte die Tagesordnung und – nach Ergänzung – das Protokoll der letzten DK vom 09.11.2013. Der Präsident, Prof. Rahn, berichtete von Aktivitä-ten mit AWMF-Beteiligung (u.a. Hauptstadtkongress Juni 2014) und erläuterte Stellungnah-men der AWMF u.a. gemein-sam mit der AG Hochschul-medizin des DHV zur Finan-zierung der Hochschulmedizin und zum Stellungnahmeverfah-ren vor Entscheidungen des Ge-meinsamen Bundesausschus-ses (GBA). Die AWMF ist wei-ter befasst mit dem Nationalen Lernzielkatalog Medizin/Zahn-medizin (NLKM/Z), Aktivitä-ten des Europäischen Komitees für Normung (CEN) und dem geplanten Umzug der AWMF-Geschäftsstelle nach Berlin. Zwei Aufnahmeanträge - Deut-sche Gesellschaft für Schmerz-therapie (DGS); Deutsche Ge-sellschaft für Naturheilkun-de (DGNHK) - wurden, jeweils nach Vorstellung durch Vertre-ter der antragstellenden Gesell-schaft und Diskussion, abge-lehnt. Die DGS betreffend er-folgte die Ablehnung mit deut-licher Mehrheit, die DGNHK betreffend war das Abstim-mungsergebnis knapper mit 46 Ja-Stimmen, 21 Nein-Stimmen und 15 Enthaltungen (erforder-lich sind für eine Aufnahme in die AWMF lt. Satzung 75% Ja-Stimmen).

Der Kassenbericht (Prof. Selbmann) ergab eine stabil-positive Situation, die Kassen-prüfer hatten keine Beanstan-dungen. Für die neue Geschäfts-stelle in Berlin konnte für ca. 480.000,- EUR eine geeigne-te Immobilie gefunden werden,

für deren Erwerb die Delegier-tenkonferenz zustimmte.

Prof. Kreienberg und Prof. Kopp berichteten aus der Leit-linien-Kommission zum Stand des Leitlinien-Registers, zum Thema „All Trial Register-ed“ und wiesen auf den Bericht zum Thema Interessenkonflik-te hin. Aktuell sind 317 Leit-linien-Projekte in Arbeit, ein AWMF-Formblatt zur Offenle-gung von Interessenkonflikten bei Leitlinien-Mitarbeitern soll überarbeitet werden. Die Leitli-nien-Arbeit wirft eine Reihe von Rechtsfragen auf (Urheberrech-te, Verwertungsrechte, Verein-barungen mit Leitlinien-Auto-ren etc.), es soll ein Musterver-trag zur Einräumung von Nut-zungsrechten über die AWMF-Homepage erhältlich sein. Die AWMF-Leitlinien haben auch international große Resonanz gefunden, so auf dem GIN (Guidelines International Net-work)-Kongress; der nächste Kongress findet im August 2014 in Melbourne statt (http://www.gin2014.com.au/).

Aus der Ständigen Kommis-sion Leistungsevaluation For-schung und Lehre berichtete Prof. Herrmann-Lingen über ein kurz vor der Fertigstellung stehendes Positionspapier zur Leistungsevaluation Forschung, dessen Publikation in German Medical Science (GMS) geplant ist, eine AWMF-Stellungnahme ist in Vorbereitung. Hinsicht-lich der Fakultätsbefragung zur Leistungsevaluation Lehre steht eine Stellungnahme des Medizi-nischen Fakultätentages (MFT) noch aus. Ein systematisches Review zur Lehrevaluation sei zur Publikation bei der Deut-schen Medizinischen Wochen-schrift (DMW) eingereicht. Prof.

Der Donnerstagmorgen war der DVI (Desaster Victim Iden-tification) gewidmet. Prof. Nak-Eun Chung, Leiter des DVI- Team Südkoreas organsierte hierzu einen kurzen Workshop bei dem es um das Manage-ment der Identifikation von Opfern von Massenkatastro-phen ging. Anschließend spra-chen drei Keynote Speakers aus unterschiedlichen Ländern zu diesem Thema: Prof. Thomas J. Parsons (Bosnia-Herzegovina), Prof. Manfred Kayser (NL) und Prof. Anton Castillani (Indone-sien). Der DVI-Teil des Kongres-ses wurde dann mit freien Vor-trägen in einer wissenschaftli-chen Session abgerundet. Das Nachmittagsprogramm ent-hielt noch eine Postersession und zwei Vortragssession wel-che einerseits verschiedenen Fallvorstellungen und andrer-seits freien Themen wie „Hu-man Rights“, „Forensic Edu-cation“, „Medical Ethics“ und

„Mal Practice“ gewidmet waren. Die Tagung wurde anschlie-ßend mit einer Abschlusszere-monie beendet.

Insgesamt bot der IALFS Kongress eine hervorragende Gelegenheit, interessante wis-senschaftliche Arbeiten von überzeugender Qualität aus al-len Gebieten der Forensik zu verfolgen, bei denen besonders Studien aus arabischen und asiatischen Ländern überwo-gen. Sie führten dem europäi-schen Besucher rechtsmedizini-sche Fälle vor Augen, welche mit europäischen in vielen Punkten

vergleichbar sind, in einigen Punkten auch deutliche Unter-schiede aufzeigen. Die IALFS Tagung ist somit jedem zu emp-fehlen, der einen Einblick in die Rechtsmedizin dieser mittel-und fernöstlichen Länder ge-winnen und einen Austausch mit Kollegen und Kolleginnen aus diesem Gebiet haben möch-te. Dubai selbst bot sich ebenso hervorragend zum kulturellen Austausch an. Mehr Multikul-tur und Mischung aus Moderne und Tradition sind wohl in kei-ner anderen Stadt zu finden. In Dubai gibt es einfach nichts das es nicht gibt, von traditionellen arabischen Restaurants mitten in den Sanddünen, über franzö-sische Restaurants mit Hauben-köchen bis hin zum Irish-Pub mit Live-Musik findet sich al-les und das innerhalb von einer fünf minütigen Taxifahrt. Wer außerdem noch Lust auf Super-lative hat, kommt hundert-prozentig auf seine Rechnung: in Dubai ist alles am Größten, Höchsten und Schönsten. So bietet sich zum Beispiel ein Be-such des größten Shopping Cen-ters der Welt an, in dem neben sämtlichen Boutiquen auch Ski-Pisten, ein Unterwasserzoo und eine Eislaufbahn besucht wer-den können, oder man macht einen Ausflug auf den Burj Kha-lifa, dem höchsten Gebäude der Welt (~828 m), welches auf den überwältigten Kongressbesu-cher herabblickt.

S. GrabherrLausanne

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310 |  Rechtsmedizin 4 · 2014

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin

Saeger berichtete von der letz-ten Sitzung der AG „Ärzte und Juristen“ zur Diskussion über Normen in der Medizin bzw. die kritisch gesehene Normie-rung ärztlicher Dienstleistun-gen über europäische Regelun-gen, auch wenn es derzeit noch keine Normen zum „Health Ser-vice“ gibt (dazu erhältlich eine Pressemitteilung der AWMF). Der Stand beim kompetenz-basierten NLKM/Z wurde von Prof. Fischer vorgetragen: die Fachgesellschaften haben zahl-reiche Kommentare eingereicht bzw. teilweise Ansprechpartner für den NLKM/Z benannt, Ziel bleibt die Präsentation des Ka-taloges auf dem ordentlichen MFT. Die geplante Novellierung

der (Muster-) Weiterbildungs-ordnung der Bundesärztekam-mer (MBO-Ä) wurde von Dr. Güntert erläutert, die Durch-führung wird jedoch noch et-was dauern. Es folgten Vorträ-ge zur Versorgungsforschung in Deutschland und zur Zusam-menarbeit des Deutschen Netz-werkes Versorgungsforschung (DNVF) mit der AWMF, zur Kooperation des Robert-Koch-Institutes mit der AWMF be-treffend Fragen von Antiinfek-tiva, Resistenz und Therapie so-wie Erläuterungen zur Medien-arbeit der AWMF.

R. DettmeyerGießen

Dritter Jahreskongress der International Society of Forensic Radiology and Imaging (ISFRI)Marseille, 15.–17.05. 2014

Die International Society of Fo-rensic Radiology and Imaging (ISFRI) hat vom 15.-17. Mai 2014 ihren dritten Jahreskongress veranstaltet. Der diesjährige Kongressort war die französi-sche Hafenstadt Marseille.

Für den Kongress hatten sich mehr als 160 Teilnehmer aus al-ler Welt registriert. Diese Teil-nehmerzahl ist ein neuer Re-kord für die junge Gesellschaft und ein Hinweis darauf, dass sich der ISFRI Kongress lang-sam zu einer wichtigen inter-nationalen Plattform für foren-sische Bildgebung entwickelt. Auch dieses Jahr haben Rechts-mediziner und Radiologen die Mehrheit der Teilnehmer aus-gemacht. Daneben hatten sich aber auch Physiker, Röntgen-assistenten, Informatiker, Inge-nieure und Anthropologen für den Kongress registriert. Der fachübergreifende Austausch ist

ein wichtiges Element der ISFRI und der persönliche Kontakt bil-det die Grundlage für eine konti-nuierliche, interdisziplinäre Zu-sammenarbeit zur Weiterent-wicklung der forensischen Bild-gebung. Der Großteil der Teil-nehmer stammte aus Europa, viele waren aber auch aus Aus-tralien, dem Nahen Osten, Süd-amerika, Südostasien und den USA für den dreitägigen Kon-gress angereist.

Der abtretende ISFRI Vor-standspräsident und diesjährige Kongresspräsident, Prof. Guil-laume Gorincour (Marseille, Frankreich) hat den Kongress er-öffnet. Nach seiner Eröffnungs-ansprache haben die Kongress-teilnehmer in einer Schweige-minute Prof. Gil Brogdon (Mo-bile, USA) gedacht, der dieses Jahr im Alter von 85 Jahren ver-storben ist. Prof. Brogdon war ein Pionier der forensischen Ra-

diologie und sein Lehrbuch “Fo-rensic Radiology“ ist ein Grund-stein im Fundament dieses Fach-gebiets.

In der ersten Session präsen-tierten drei geladenen Referaten eine instruktive Übersicht zur Rolle der postmortalen Compu-ter Tomographie (CT) in der Bal-listik. Im Anschluss daran prä-sentierten verschiedene Redner in kurzen Referaten die neusten wissenschaftlichen Ergebnisse ihrer Forschungstätigkeit. Das Niveau der Vorträge hat im Ver-lauf der letzten drei Jahre deut-lich zugenommen und die vor-mals häufigen Einzelfallprä-sentationen sind fast vollstän-dig von wissenschaftlichen Stu-dienergebnissen abgelöst wor-den. Die Themen dieser Vorträ-ge waren sehr unterschiedlich und reichten von grundlegenden Arbeiten zu normalen postmor-talen Veränderungen in der CT bis zu computer-gestützter Blut-spuranalyse und MR-Sicherheit.

Etwas mehr als die Hälfte der diesjährigen Kongressteilneh-mer hatte bereits den ersten und zweiten ISFRI Kongress besucht. Im Verlauf der letzten Jahre ha-ben sich dadurch viele Freund-schaften gebildet und die Pau-sen zwischen den Sessions boten eine gute Gelegenheit um diese Freundschaften bei Kaffee und Croissants aufzufrischen.

Der Themenschwerpunkt der Nachmittagssession des ers-ten Kongresstages war die fo-rensische Anthropologie. Die fünf eingeladenen Referenten gewährten den Kongressteil-nehmern einen Einblick in ihre Arbeit in den Bereichen der ra-diologischen Identifikation, Al-tersschätzung bei Kleinkin-dern und Erwachsenen, Alters-schätzung von Schädelfraktu-ren und CT-Bildgebung bei Mu-mien. Zum Abschluss des ers-ten Tages hatten die Teilneh-mer Gelegenheit einen der fünf Workshops der ISFRI Arbeits-gruppen zu besuchen. Das Ziel dieser Arbeitsgruppen (die am Vorjahreskongress 2013 gebil-det worden sind) ist es, Empfeh-lungen und Guidelines zu ver-

schiedenen Aspekten der foren-sischen Radiologie und Bildge-bung zu entwickeln. Dazu gehö-ren: Bildgebungsdatenakquisi-tion, Bildbefundung und -beur-teilung, Aus- und Weiterbildung, Zertifikation und Internationa-le Kollaboration. Die Diskussio-nen, die in den Workshops ge-führt wurden bilden die Grund-lage für die Weiterarbeit inner-halb der einzelnen Arbeitsgrup-pen. Am ISFRI Kongress 2015 werden die verschiedenen Ent-würfe der Arbeitsgruppen der ISFRI Mitgliederversammlung zur Abstimmung vorgelegt.

Der zweite Kongresstag wur-de mit einer Vortragsreihe zu fo-rensischer Kinderradiologie er-öffnet. Dabei wurden die Rol-le der konventionellen Radiolo-gie, der Ultraschallbildgebung, der MRT und der CT-Angio-graphie bei Todesfällen bei Fö-ten und Kindern diskutiert. Die anschließende wissenschaftli-che Session war ebenfalls pri-mär der forensischen Kinderra-diologie gewidmet. Über Mittag stellten verschiedene Mitglieder der TWGPAM (Technical Wor-king Group Postmortem An-giography Methods) ihre Ergeb-nisse und Erfahrungen mit der postmortalen CT-Angiogra-phie im Rahmen eines Sympo-siums vor. Im Verlauf der wis-senschaftlichen Vortragsreihe am Nachmittag wurden erneut unterschiedliche Aspekte der fo-rensischen Radiologie und Bild-gebung aus den Bereichen der Archäoradiologie, Anthropolo-gie, komparative Identifikation, Dosimetrie und postmortalen CT-Angiographie präsentiert. Die zweite Hälfte des Nach-mittags war durch die jährliche Mitgliederversammlung der IS-FRI und Workshops der ISFRI Arbeitsgruppen ausgefüllt.

An der Mitgliederversamm-lung hat der bisherige Präsi-dent, Guillaume Gorincour, sein Amt an seinen Nachfol-ger, den Rechtsmediziner und bisherigen Vize-Präsident Prof. Guy Rutty (UK) übergeben. Als neuer Vize-Präsident wurde der niederländische Radiologe Prof.

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311Rechtsmedizin 4 · 2014  | 

Rick von Rijn gewählt. Prof. Gorincour bleibt als Past-Präsi-dent noch ein weiteres Jahr ak-tiv im Vorstand. Der Mitgrün-der und ehemalige Präsident der ISFRI, Prof. Michael Thali wur-de im Rahmen der Generalver-sammlung zum Ehrenmitglied ernannt.

Am letzten Kongresstag hat-ten die Teilnehmer die Gelegen-heit verschiedene Fortbildungs-veranstaltungen zu den Themen Ballistik, Leichenidentifikation bei Massenkatastrophen (DVI), postmortale CT-Angiographie, forensisch-radiologisches Fall-stricken bei der postmortalen CT, sowie Bildakquisition und Röntgentechnik zu besuchen.

Zusammenfassend war der dritte Jahreskongress der ISFRI ein großer Erfolg für die Ge-sellschaft. Die steigenden Teil-nehmerzahlen und die steigen-

de Qualität der Vorträge sind Hinweise darauf, dass dieser Kongress sich zu einer wichti-gen internationalen und fächer-übergreifenden Veranstaltung in der forensischen Bildgebung entwickelt.

Der aktuelle Vorstandspräsi-dent der ISFRI, Prof. Guy Rut-ty hat angekündigt, dass der nächste, vierte ISFRI Kongress vom 14.-16. Mai 2015 in Leicester (England) stattfinden wird. Das Kongressthema für das nächste Jahr ist: “Who and How – The Role of Radiology in Human Identification and Trauma In-vestigation”. Wir freuen uns auf den nächsten Kongress und hof-fen möglichst viele alte und neue Mitglieder in England begrüßen zu dürfen.

T.D. Ruder, M.J. ThaliZürich

Abschiedsvorlesungen  Prof. Dr. Hans­Jürgen BratzkeFrankfurt am Main, 21.05. 2014

Im Rahmen der 676. Sitzung der Frankfurter Medizinischen Ge-sellschaft, am 21.05.2014, präsen-tierte Prof. Bratzke als ehemali-ger Direktor des Instituts für Rechtsmedizin im Universitäts-klinikum Frankfurt etwa 200 interessierten Gästen aus Wis-senschaft, Politik und Gesell-schaft im Rahmen seiner Ab-schiedsvorlesungen Gedanken zum Thema „Rechtsmedizin im Wandel der Gesellschaft“.

Zuvor würdigten verschie-dene Grußwortredner die um-fangreichen Leistungen von Prof. Bratzke im und für das Fach Rechtsmedizin. Der Prä-sident der Deutschen Gesell-schaft für Rechtsmedizin hob sein wissenschaftliches Enga-gement, insbesondere die um-fassenden Leistungen auf dem Gebiet der Neurotraumatolo-gie hervor. Gleichzeitig verdie-

nen Herrn Bratzkes Engage-ment für die Etablierung eines umfassenden Qualitätsmanage-mentsystems in den rechtsme-dizinischen Instituten und sei-ne Tätigkeit als Präsident des Be-rufsverbandes besonderen Dank und hohe Anerkennung.

Der Vorsitzende der Aka-demie der Landesärztekammer Hessen, Prof. Gent, würdigte Herrn Bratzkes Engagement in Bezug auf berufspolitische und fachliche Themen. Hochrangi-ge Vertreter des hessischen Mi-nisteriums für Wissenschaft und Kunst sowie der Justiz ho-ben die Bedeutung des Faches Rechtsmedizin und des Frank-furter Instituts für Rechtspflege und Rechtssicherheit in Hessen hervor. Der Geschäftsführerin des Berufsverbandes deutscher Patholgen dankte Herr Bratzke für die langjährige vertrauens-

volle und erfolgreiche Zusam-menarbeit der Berufsverbände.

Schließlich stellte der Dekan des Fachbereichs Medizin der Goethe Universität Frankfurt, Prof. Pf leilschichter, in einer launigen Laudation die Ver-dienste von Herrn Bratzke um das Zentrum der Rechtsmedi-zin an der Universität Frankfurt dar und würdigte ihn als streit-baren und engagierten Hoch-schullehrer.

Der sich anschließende Im-biss im Garten der Dependenz der Rechtsmedizin in der Ken-nedy-Allee 97a bot Gelegenheit für alle Teilnehmer einen Ein-blick in die Zukunft des Frank-furter Instituts zu bekommen.

T. BajanowskiEssen

Interdisziplinäres Forum Forensik/IFF­Arbeitstagung – (Sexuelle) Gewalt­ und Tötungskriminalität im forensischen KontextBremen, 22.–23. 05. 2014

Obwohl die IFF-Arbeitstagung bald Traditions-Charakter hat, ist sie doch weder inhaltlich noch formell eingefahren. Die Tagungsleiter Prof. Luis Greu-el (Rektorin der FHöV Bre-men), Axel Petermann (OFA, LKA Bremen) und Dr. Axel Bo-etticher (ehemals Richter am BGH) sorgten für eine ent-spannte und diskussionsfreudi-ge Atmosphäre und boten dem zum Platzen gefüllten Audito-rium einen spannenden The-menbogen. Dr. Boetticher lie-ferte zum Fall Mollath die Ein-lassung des durchaus wahnhaf-ten Mannes, der sich künftig für jede Befragung eine Kame-ra-Aufzeichnung, die Anwesen-heit einer Vertrauensperson so-wie unabhängige, wissenschaft-lich objektiv arbeitende Gut-achter wünscht. Dagegen kann eigentlich niemand etwas haben.

Der forensische Psychia-ter Prof. Jürgen Müller berich-tete ergänzend und in Bezug auf Reformvorschläge des Jus-tizministeriums unter ande-rem, dass man überlegen kön-ne, ob StraftäterInnen, die aus strukturellen Gründen in der Forensik keine Therapie erhal-

ten, schlichtweg entlassen wer-den müssten. Dies umso mehr, als mittlerweile wegen massiver Bettenstreichungen in der All-gemeinpsychiatrie sowie feh-lender Wohngruppen die Hälfte der Insassen in der forensischen Psychiatrie Schizophrene sei-en. Eine Befristung der Aufent-haltsdauer habe allerdings zwei Schattenseiten. Erstens müsste man erst festlegen, ob man die-se Befristung an der Gefährlich-keit, der Therapierbarkeit oder anderen Kriterien festmachen wolle. Zweitens, sei zu beden-ken, dass für manche Menschen stabilisierende Effekte im Maß-regelvollzug auftreten könn-ten, bei denen eine Befristung dann eher Schaden und eine für das seelische Wohl der Pa-tienten zu frühe Entlassung be-deuten könnten. Dies gelte auch für eine mögliche Zwangsmedi-kation, die nicht nur als Zwang (so das Thema der Tagung), sondern auch als PatientInnen-Recht aufgefasst werden könne. Zudem verwies Müller auf die in der Öffentlichkeit zu wenig be-kannte Resozialisierungsquote von Entlassenen aus der foren-sischen Psychiatrie.

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312 |  Rechtsmedizin 4 · 2014

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin

Sexualmediziner Dr. Hart-mut Bosinski gab einen sehr guten Überblick über die sogar vom Fachpublikum teils mit Unsicherheit aufgenommene Welt der Paraphilien, die schon vor der Pubertät auftreten, und deren teilweise Verknüpfung mit direkt aus der sexuellen Ab-weichung resultierenden Straf-taten (Diebstahl bei Fetischis-ten, Hausfriedensbruch bei Vo-yeuren). Er zeigte zudem die Unterschiede zwischen sexua-lisierter Aggression und krank-haftem Sadismus auf und wies auf die — bisher unverstandene

— teilweise Trieberhöhung bei beispielsweise manchen Pädo-philen hin. Hier besteht offen-bar noch Forschungsbedarf, da die Perversion zwar als “Plombe” (Mergenthaler) zu verstehen sei, aber deren Ursache und Genese nach wie vor im Dunklen liege.

Schizophrene Erkrankun-gen waren auch das Thema der Betrachtungen der bekann-ten forensisch-psychiatrischen Sachverständigen Dr. Nahlah Saimeh. Sie wies darauf hin, dass zehn Prozent der Tötun-gen in Deutschland von Schizo-phrenen begangen werden, wo-bei auch hier die Frage zu stellen sei, welchen Einfluss zusätzlich eigenommene, illegale Drogen spielen, die eine bis zu zwölf-fache Steigerung der Tötungs-handlungen bewirken könnten (Kröber). Dennoch solle man scharf unterscheiden, ob es sich bei Schizophrenen im Einzelfall um anstrengende und lästige Mitmenschen handle oder um solche, die zu Gewalttaten nei-gen. Dies sei ohne gute Diagno-se schwer einzuschätzen, zumal gerade dissoziale Schizophrene von den KollegInnen der allge-meinen Psychiatrie nur ungerne behandelt werden würden. Ein sehr interessantes Detail für Er-mittlerInnen dürfte es sein, dass die häufigsten Übergriffe durch (vorwiegend dissoziale?) Schi-zophrene dann geschehen wür-den, wenn ihnen Wünsche ab-geschlagen werden.

Ungewöhnlich und ein-drücklich war die Analyse der

Kölner Psychotherapeutin De-niz Baspinar, die anhand von Motiven aus “Rotkäppchen”, darunter dem der Einverlei-bung, die Probleme des tür-kischen “Liebeszwanges” auf einer Art Zwischenebene von Symbolen und Bildern — auch anhand konkreter Fälle mit Er-stickungsgefühlen und Angst-zuständen beim Alleinsein — schilderte.

Prof. Greuel und Axel Pe-termann nahmen sich dann ge-meinsam dem Feld der Zwangs-prostitution an. Die neueste Schätzung der Vereinten Natio-nen gibt einen Gewinn (nicht Umsatz) im Bereich des Men-schenhandels von 150 Mrd. USD an — eine unvorstellbare Mar-ge, bei der allein 90 Mrd. USD aus dem Bereich der sexuellen Ausbeutung stammen. Der Ge-winn pro gehandeltem Men-schen wird auf 80.000 USD pro Jahr geschätzt, so dass dies eine außerordentlich lukrati-ve Sparte des illegalen Handels darstellt. Greuels Fachgebiet der Glaubwürdigkeitsbewer-tung von Opferaussagen trifft nach ihrer Schilderung hier auf das Problem, dass ein detaillier-tes Durchexplorieren aller Fäl-le schwierig sei. Dies vor allem angesichts der hohen Freier-Zahl, typischer Erinnerungs-veränderungen der traumati-sierten Opfer, aber auch wegen ethischer Bedenken. Die Tat-bestandsmerkmale des Men-schenhandels seien aber unab-hängig davon gedächtnispsy-chologisch leistbar und genü-gen zur Verfolgung des Straf-tatbestandes. Axel Petermann wies ergänzend unter anderem auf regelrechte Städtepartner-schaften zwischen deutschen und beispielsweise osteuropäi-schen MenschenhändlerInnen hin, welche zu einem je nach deutscher Stadt stark gehäuften Zwangszuzug aus solchen “Part-ner”städten führe.

M. BeneckeKöln

23. Frühjahrstagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin

Dresden, 23.–24.05. 2014

Auf Einladung von Frau Prof. Erfurt trafen sich 120 Teilneh-mer zur Frühjahrstagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin, Region Nord, in Dresden. Mit dieser Tagung feierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Rechtsmedizin Dresden gleich-zeitig das 50-jährige Bestehen ihres Instituts. Besonders be-grüßt wurden die Emeriti, Frau Prof. Klein und Prof. Müller, der ehemalige Direktor der Dresde-ner Instituts, die beide kurz vor der Tagung jeweils ihren 75. Ge-burtstag begingen.

Im Hotel Elbflorenz, direkt neben dem neuerbauten World Trade Center und nur wenige Gehminuten außerhalb des his-torischen Stadtzentrums, konn-ten die Tagungsteilnehmer ein vergleichsweise kleines aber in-teressantes wissenschaftliches Programm mit 28 Vorträgen so-wie neuen Postern erleben. Nach dem Einführungsvortrag der Gastgeberin zur Geschichte des Dresdener Instituts standen zu-nächst morphologische Unter-suchungen im Zentrum des In-teresses. Die Vortragenden in-formierten zur Morphologie von Verletzungen durch Raub-tierbisse, zu tödlichen Unfällen im häuslichen Umfeld, zu his-tologischen und immunhisto-logischen Untersuchungen bei plötzlichem Säuglingstod und bei Unterkühlung.

In der zweiten Sitzung des Tages standen toxikologische Untersuchungen im Vorder-grund. Das Spektrum reichte von der Beurteilung von Mund-restalkohol, über die Untersu-chung tödlicher Intoxikatio-nen bis hin zu interindividu-ellen Unterschieden des THC-Metabolismus auf der Basis ge-netischer Polymorphismen. Von besonderem klinischem Interes-se war ein Bericht zu einer wei-teren tödlichen Intoxikation

eines Säuglings durch einen im-mer noch rezeptfrei erhältlichen H1-Antagonisten der ersten Ge-neration. Am zweiten Tag folg-ten interessante Beiträge zu Un-fällen und Suiziden mittels Py-rotechnik und manipulierter Schreckschusswaffe sowie eine systematische Untersuchung zu Sportflugzeugabstürzen in Bay-ern. Ferner wurden eine Reihe eindrucksvoller Kasuistiken zu seltenen Ursachen des plötzli-chen natürlichen Todes vorge-stellt. Zum Abschluss beschäf-tigten sich die Tagungsteilneh-mer mit speziellen Fragen der Identifikation, der Lebensalters-schätzung und Fragen der klini-schen Rechtsmedizin. Im Rah-men der Postersitzung wurden verschiedene Themen der klas-sischen Rechtsmedizin, der fo-rensischen Molekulargenetik und der Toxikologie dargestellt.

Der Festabend, der in der historischen Gaststätte 1900 in Dresden stattfand, bot Gelegen-heit, die persönlichen Kontak-te im lockeren Rahmen zu ver-tiefen. Außerdem wurden die Teilnehmer zu königlich-säch-sischen Straßenbahnschaffnern mit Beamtenstatus ausgebildet und erhielten damit einen ge-sellschaftlichen Status, der in Dresden laut Statement der Ta-gungspräsidentin nicht zu über-treffen sei.

Die Tagungsteilnehmer dan-ken Frau Professor Erfurt und ihrem Team für die Organi-sation einer interessanten Re-gionaltagung, die sich vor ein-drucksvoller historischer Kulis-se als würdige Jubiläumsveran-staltung des Instituts einordnen lässt und von der sprichwörtli-chen sächsischen Gastfreund-schaft geprägt war.

T. BajanowskiEssen

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313Rechtsmedizin 4 · 2014  | 

Personalia

Der mit 5.000 EUR dotierte Forschungspreis der Deutschen Rettungsflug­wacht (DRF) für das Jahr 2014 wurde am 11.05.2014 der Arbeitsgruppe um Dr. Claas Buschmann, Institut für Rechtsmedizin der Charité – Universitäts-medizin Berlin, für die Publikation „Kleber C, Giesecke MT, Lindner T, Haas NP, Buschmann C (2013) Requirement for a structured algorithm in cardiac arrest following major trauma: Epidemiology, management errors, and preventability of traumatic deaths in Berlin. Resuscitation 85(3):405-410“ zuerkannt. Die Arbeit entstand in wissenschaftlicher Kooperation zwischen dem Institut für Rechtsmedizin und der AG Polytrauma des Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Prof. Dr. Michael Tsokos wurden Drittmittel für Personal- und Sachkosten zur Fortsetzung der seit 2012 laufenden „Kooperation zwischen Deutschland und Ägypten auf dem Gebiet der Rechtsmedizin“ im Rahmen der Trans-formationspartnerschaft der Bundesrepublik Deutschland mit Nordafrika/Nahen Osten in Höhe von 659.251,84 EUR vom Auswärtigen Amt für 2014 bewilligt.

Die DGRM gratuliert zwei Jubilaren zum 75. Geburtstag: Frau Prof. Annelies Klein, Jena (20.05) und Herrn Prof. Bernd Brinkmann, Münster (07.04).

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