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Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Pathologie

Date post: 07-Feb-2017
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Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Pathologie 399 Der Pathologe 4 · 2014 | Geschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Pathologie e. V. Jörg Maas | Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Pathologie e. V. (DGP) Robert-Koch-Platz 9, 10115 Berlin Tel. 030-25 760-728 · Fax 030-25 760-729 E-Mail: [email protected] www.pathologie-dgp.de Pathologe 2014 · 35:399–403 DOI 10.1007/s00292-014-1952-9 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 Die Situation des akademischen Nachwuchses ist von entschei- dender Bedeutung für Bestand und Weiterentwicklung des Faches sowie für seine zukünftige klinische und wissenschaftliche Bedeutung. Darüber hinaus bil- det sie die Grundlage für jede langfristig ausgerichtete Planung und eventuell notwendige, geziel- te Maßnahmen. Leider wurden diese Zahlen bislang niemals er- hoben und somit bestehen kei- nerlei belastbare Daten, die auch nicht durch Mitgliederbefragun- gen gewonnen werden können. Die Deutsche Gesellschaft für Pathologie hat sich deshalb zu einer systematischen Erhebung durch gezielte Befragung an al- len deutschsprachigen akademi- schen Pathologien entschlossen und stellt hiermit eine erste Zu- sammenfassung der Ergebnisse vor. Sie beruht auf der Erhebung der im Fach Pathologie in Wei- terbildung befindlichen Ärzte/ innen in deutschsprachigen aka- demischen Pathologien. Mit Stand Ende 2013 konnten an den 34 akademischen Patho- Der akademische Nachwuchs im Fach Pathologie – Erste Ergebnisse einer systema- tischen Befragung der DGP J. Maas 1 , B. Hesse 1 , P. Schirma- cher 1,2 1 Deutsche Gesellschaft für Pa- thologie, 2 Pathologisches Institut, Universitätsklinik Heidelberg logien in Deutschland insgesamt 333 Assistenten/innen in Wei- terbildung im Fach Pathologie ermittelt werden. In den drei österreichischen Instituten wa- ren dies 20, in den drei deutsch- sprachigen Schweizer Universi- tätsinstituten 31. Die Gesamtzahl der Assistenten/innen in Weiter- bildung im Fach Pathologie im deutschsprachigen Raum beträgt damit 384. Pro Einrichtung vari- ierte die Zahl zwischen 2 und 22, im Mittel waren es 11,3 Assisten- ten/innen in Weiterbildung. Nebenbefundlich wurde auch die Zahl der Habilitanden/innen in 2013 im Fach ermittelt; sie beläuft sich auf 20 (d.h. 0,5 pro Einrichtung). Gegenüber den Vorjahren 2011 und 2012 mit neun bzw. zwölf Habilitationen (Quel- le: Deutsches Ärzteblatt, DÄB) kann hier sogar von einer deutli- chen Steigerung gesprochen wer- den, auch wenn die DÄB-Erhe- bungen mit einer Rücklaufquote von nur 80% nicht völlig zuver- lässig sind. Versucht man die Zahlen mit den Abschätzungen des Bundes- verbandes Deutscher Patholo- gen (BDP) zu verbinden, so ist zu erwarten, dass schätzungs- weise 490 Assistenten/innen in Deutschland sowie konservativ geschätzt ca. 550 Assistenten/in- nen im deutschsprachigen Raum ihre FA-Weiterbildung absolvie- ren. Vor der Bewertung dieser Zahlen sind verschiedene Ein- schränkungen zu berücksichti- gen: • Die Erhebung hat nicht die Zahl der durch Weiterbildungsassis- tenten eingenommenen Stel- len berücksichtigt; so dürfte die Zahl der aktiven Stellen z.B. durch hälftige Stellen, Erzie- hungsurlaub und Freistellun- gen/Stipendien etwas niedriger ausfallen. • Die Erhebung ermittelte nicht die Gesamtheit des akade- mischen Nachwuchses in der Pathologie; so kann die zuneh- mende Zahl nichtärztlicher Akademiker in der Diagnos- tik und Forschung nicht defi- niert werden (keine FA-Weiter- bildung), trägt aber wesentlich zum akademischen Profil und zur Entwicklung des Faches bei. • Der akademische Nachwuchs- bereich ist kein geschlossenes System; insbesondere die Öff- nung innerhalb der EU und die derzeit vergleichbar vorteilhaf- te wirtschaftliche Gesamtsitua- tion in Deutschland lässt trotz Sprachbarriere eine Zuwande- rungstendenz erwarten; ob dies auch zu einem Nettozuwachs nach Abzug der Abwanderung führt, lässt sich derzeit nicht sa- gen; insbesondere im Bereich der Naturwissenschaftler/in- nen ist das System mutmaßlich stärker fluktuierend. • Es liegen keine Zahlen vor, wie die Verteilung innerhalb der FA-Weiterbildung aussieht, wie hoch die Abbrecherquote ist, wie lange die Kollegen/innen nach Abschluss der Weiterbil- dung an den akademischen In- stituten verbleiben und weiter im Fach arbeiten und inwiefern die ausländischen Assistenten/ innen wieder in ihre Heimat- länder zurückkehren. Legt man basierend auch auf den o.g. Einschränkungen kon- servativ eine Facharzt-Weiter- bildungszeit von acht Jahren zu- grunde, ließe dies erwarten, dass pro Jahr etwa 47 Assistenten/in- nen an den deutschsprachigen Akademischen Instituten und etwa 68 insgesamt ihre Facharzt- weiterbildung abschließen. Dies kann natürlich nur eine grobe Abschätzung ohne Berücksich- tigung eines evtl. Nettoabflus- ses z.B. in andere Bereiche oder ins Ausland darstellen und muss weiteren Plausibilitätstests unter- zogen werden. Insgesamt sind die Zahlen er- freulicherweise höher als erwar- tet bzw. als befürchtet und zeigen, dass an den Universitätsinstitu- ten, trotz aller Unkenrufe, in ho- hem Umfang FA-Weiterbildung geleistet wird (auch die Zahl der Habilitationen liegt höher, als zu erwarten war) und weiterhin die akademischen Institute die ganz überwiegende Last der FA- Weiterbildung tragen. Dies soll- te insbesondere im Hinblick auf die fehlende Vergütung der Wei- terbildung in die Diskussion mit den Trägern der Universitätskli- nika, den Fakultäten sowie den Kostenträgern im Gesundheits- system und der Politik einge- bracht werden. Der schädigende Einfluss der klinischen Leis- tungsverdichtung, der fehlenden
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Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Pathologie

399Der Pathologe 4 · 2014 |

Geschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Pathologie e. V.Jörg Maas | Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Pathologie e. V. (DGP)Robert-Koch-Platz 9, 10115 BerlinTel. 030-25 760-728 · Fax 030-25 760-729E-Mail: [email protected]

Pathologe 2014 · 35:399–403DOI 10.1007/s00292-014-1952-9© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

Die Situation des akademischen Nachwuchses ist von entschei-dender Bedeutung für Bestand und Weiterentwicklung des Faches sowie für seine zukünftige klinische und wissenschaftliche Bedeutung. Darüber hinaus bil-det sie die Grundlage für jede langfristig ausgerichtete Planung und eventuell notwendige, geziel-te Maßnahmen. Leider wurden diese Zahlen bislang niemals er-hoben und somit bestehen kei-nerlei belastbare Daten, die auch nicht durch Mitgliederbefragun-gen gewonnen werden können. Die Deutsche Gesellschaft für Pathologie hat sich deshalb zu einer systematischen Erhebung durch gezielte Befragung an al-len deutschsprachigen akademi-schen Pathologien entschlossen und stellt hiermit eine erste Zu-sammenfassung der Ergebnisse vor. Sie beruht auf der Erhebung der im Fach Pathologie in Wei-terbildung befindlichen Ärzte/innen in deutschsprachigen aka-demischen Pathologien.

Mit Stand Ende 2013 konnten an den 34 akademischen Patho-

Der akademische Nachwuchs im Fach Pathologie – Erste Er gebnisse einer syste ma­tischen Befragung der DGP

J. Maas1, B. Hesse1, P. Schirma-cher1,2

1Deutsche Gesellschaft für Pa-thologie, 2Pathologisches Institut, Universitätsklinik Heidelberg

logien in Deutschland insgesamt 333 Assistenten/innen in Wei-terbildung im Fach Pathologie ermittelt werden. In den drei österreichischen Instituten wa-ren dies 20, in den drei deutsch-sprachigen Schweizer Universi-tätsinstituten 31. Die Gesamtzahl der Assistenten/innen in Weiter-bildung im Fach Pathologie im deutschsprachigen Raum beträgt damit 384. Pro Einrichtung vari-ierte die Zahl zwischen 2 und 22, im Mittel waren es 11,3 Assisten-ten/innen in Weiterbildung.

Nebenbefundlich wurde auch die Zahl der Habilitanden/innen in 2013 im Fach ermittelt; sie beläuft sich auf 20 (d.h. 0,5 pro Einrichtung). Gegenüber den Vorjahren 2011 und 2012 mit neun bzw. zwölf Habilitationen (Quel-le: Deutsches Ärzteblatt, DÄB) kann hier sogar von einer deutli-chen Steigerung gesprochen wer-den, auch wenn die DÄB-Erhe-bungen mit einer Rücklaufquote von nur 80% nicht völlig zuver-lässig sind.

Versucht man die Zahlen mit den Abschätzungen des Bundes-verbandes Deutscher Patholo-gen (BDP) zu verbinden, so ist zu erwarten, dass schätzungs-weise 490 Assistenten/innen in Deutschland sowie konservativ geschätzt ca. 550 Assistenten/in-nen im deutschsprachigen Raum

ihre FA-Weiterbildung absolvie-ren.

Vor der Bewertung dieser Zahlen sind verschiedene Ein-schränkungen zu berücksichti-gen:• Die Erhebung hat nicht die Zahl

der durch Weiterbildungsassis-tenten eingenommenen Stel-len berücksichtigt; so dürfte die Zahl der aktiven Stellen z.B. durch hälftige Stellen, Erzie-hungsurlaub und Freistellun-gen/Stipendien etwas niedriger ausfallen.

• Die Erhebung ermittelte nicht die Gesamtheit des akade-mischen Nachwuchses in der Pathologie; so kann die zuneh-mende Zahl nichtärztlicher Akademiker in der Diagnos-tik und Forschung nicht defi-niert werden (keine FA-Weiter-bildung), trägt aber wesentlich zum akademischen Profil und zur Entwicklung des Faches bei.

• Der akademische Nachwuchs-bereich ist kein geschlossenes System; insbesondere die Öff-nung innerhalb der EU und die derzeit vergleichbar vorteilhaf-te wirtschaftliche Gesamtsitua-tion in Deutschland lässt trotz Sprachbarriere eine Zuwande-rungstendenz erwarten; ob dies auch zu einem Nettozuwachs nach Abzug der Abwanderung führt, lässt sich derzeit nicht sa-gen; insbesondere im Bereich der Naturwissenschaftler/in-nen ist das System mutmaßlich stärker fluktuierend.

• Es liegen keine Zahlen vor, wie die Verteilung innerhalb der FA-Weiterbildung aussieht, wie hoch die Abbrecherquote ist, wie lange die Kollegen/innen

nach Abschluss der Weiterbil-dung an den akademischen In-stituten verbleiben und weiter im Fach arbeiten und inwiefern die ausländischen Assistenten/innen wieder in ihre Heimat-länder zurückkehren.

Legt man basierend auch auf den o.g. Einschränkungen kon-servativ eine Facharzt-Weiter-bildungszeit von acht Jahren zu-grunde, ließe dies erwarten, dass pro Jahr etwa 47 Assistenten/in-nen an den deutschsprachigen Akademischen Instituten und etwa 68 insgesamt ihre Facharzt-weiterbildung abschließen. Dies kann natürlich nur eine grobe Abschätzung ohne Berücksich-tigung eines evtl. Nettoabflus-ses z.B. in andere Bereiche oder ins Ausland darstellen und muss weiteren Plausibilitätstests unter-zogen werden.

Insgesamt sind die Zahlen er-freulicherweise höher als erwar-tet bzw. als befürchtet und zeigen, dass an den Universitätsinstitu-ten, trotz aller Unkenrufe, in ho-hem Umfang FA-Weiterbildung geleistet wird (auch die Zahl der Habilitationen liegt höher, als zu erwarten war) und weiterhin die akademischen Institute die ganz überwiegende Last der FA-Weiterbildung tragen. Dies soll-te insbesondere im Hinblick auf die fehlende Vergütung der Wei-terbildung in die Diskussion mit den Trägern der Universitätskli-nika, den Fakultäten sowie den Kostenträgern im Gesundheits-system und der Politik einge-bracht werden. Der schädigende Einfluss der klinischen Leis-tungsverdichtung, der fehlenden

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400 | Der Pathologe 4 · 2014

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Pathologie

Besserstellung der Universitäts-klinika und der Unterfinanzie-rung akademischer Belange ins-besondere für die Forschung im Fach wird hierdurch besonders deutlich.

Die vorliegenden Zahlen bie-ten einen ersten Einblick in die Situation des akademischen Nachwuchses im Fach Patholo-gie. Weitere Erhebungen zusam-men mit dem BDP müssen den Gesamtpool der in FA-Weiter-bildung befindlichen Ärzte/in-nen ermitteln. Die Erhebungen werden in regelmäßigem, längs-tens dreijährigem Abstand wie-derholt werden, um Entwicklun-

gen erkennen zu können. Geziel-te Befragungen müssen die Vor-stellungen und Perspektiven des akademischen Nachwuchses ermitteln und damit gezielte Maßnahmen einleiten.

Die DGP bedankt sich an die-ser Stelle ausdrücklich bei allen teilnehmenden Einrichtungen für die rasche und vollständige Rückmeldung.

Für weitere Rückfragen steht die Geschäftsstelle der DGP gerne zur Verfügung:

www.pathologie-dgp.de; geschaeftsstelle@ pathologie-dgp. de.

Nachruf Prof. Dr. Gerhard Seifert(*1921 in Leipzig, gest. 2014 in Hamburg)

Am 17. April 2014 ist unser hoch verehrter Chef und Freund, Prof. Dr. Gerhard Seifert nach kurzer Krankheit im Alter von 92 Jah-ren verstorben. Sein Leben galt der Pathologie, der er im Laufe vieler Jahre unschätzbare Diens-te geleistet hat.

Gerhard Seifert hat seine Ausbildung 1949 am Institut für Pathologie der Universität Leip-zig bei Heinrich Bredt begon-nen und ist seitdem der Patholo-gie mit enthusiastischem Einsatz treu geblieben. Auf seinem Le-bensweg war ein entscheidender Schritt, 1958 mit seiner gesam-ten Familie unter schwierigen persönlichen Umständen in den Westen zu fliehen. Dort begann er im damals von Willy Giese geleiteten Gerhard-Domagk- Institut für Pathologie der Uni-versität Münster. Durch sein prä-zises engagiertes Arbeiten, hohes wissenschaftliches Interesse und wegen seines verbindlichen We-sens erwarb er sich dort in kur-zer Zeit hohen Respekt. Dieser strahlte über Münster hinaus und führte 1965 zur Berufung auf den Lehrstuhl für Pathologie des Universitätsklinikums Hamburg- Eppendorf. Diese Entscheidung der Hamburger Fakultät darf

durchaus als eine der glück-lichsten der letzten Jahrzehnte bezeichnet werden.

Gerhard Seifert blieb bis zur Emeritierung, Ende 1988, in Hamburg, leitete das Insti-tut in hervorragender Weise und führ-te es wissenschaftlich in die obe-ren Ränge europäischer Institu-te. Dies wurde u. a. dadurch ge-würdigt, dass er als Präsident den Europäischen Pathologenkon-gresses 1984 in Hamburg aus-richtete.

Der wissenschaf t l iche Schwerpunkt von Seiferts Arbeit lag insbesondere auf dem Ge-biet der Pankreas-, Oral- und Speicheldrüsenpathologie. Ins-gesamt schrieb er mehr als 400 Publikationen, von denen aus übergeordneter Sicht sicherlich die 1991 unter seiner Federführung erschiene WHO-Klassifikation besonders Bedeutung hat. Er war einer der ersten, der die Not-wendigkeit und den Nutzen von Registern – heute würden wir Biobank sagen – erkannte und während seines Arbeitslebens eines der weltweit größten Spei-cheldrüsenregister (> 6500 Tu-moren in 30 Jahren) aufgebaut hat. Seifert war stets offen für neue Projekte, Methoden und

Experimente. Dabei zeigte er sei-nen untrüglichen Instinkt, neue Entwicklungen und Trends zu er-fassen und aufzunehmen.

Auch seine unermüdliche Tä-tigkeit für das 20-bändige Werk

„Spezielle Pathologische Anato-mie“ und seine bis ins hohe Alter erfüllte Editorentätigkeit als He-rausgeber von Virchows Archiv, zeigen sein äußerst intensives, konstant auf hohem Niveau er-brachtes Engagement für unser Fach. So nebenbei war er noch Präsident unserer Gesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechseler-krankungen, der Deutschen Di-vision der Internationalen Aka-demie für Pathologie und der Europäischen Gesellschaft für Pathologie.

In seiner aktiven Zeit war er ein stets engagierter Lehrer, nicht nur für die Studenten, noch heute trifft man gelegentlich einen Kol-legen, der sagt - ich habe bei Sei-fert gehört –, sondern auch die tägliche Lehre am Mikroskop für seine Assistenten und Oberärzte

- auch die konnten immer noch etwas von ihm lernen.

Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven „Dienst“ wurde dieses Engagement durch seine Berufung zum Präsidenten der Joachim Jungius Gesellschaft der Wissenschaft und der Hambur-ger Stiftung zur Förderung der Krebsbekämpfung gewürdigt. Ferner wirkte er als Vorsitzender des Freundes und Förderkreises des Universi-tätsklinikums Ham-burg-Eppendorf.

Was aber kennzeichnet den Menschen Gerhard Seifert? Zu-nächst einmal seine grundsätz-liche Großzügigkeit, zumindest denjenigen gegenüber, die sei-

nen Leistungsanforderungen entsprachen. In vielen Situatio-nen haben wir ihn als verlässli-chen Unterstützer und uns Schü-ler stets positiv motivierenden Lehrer empfunden. Die Großzü-gigkeit hatte allerdings auch ihre Grenzen. Insbesondere bei diag-nostischen Fehlern seiner Schü-ler, hat er diese Fehlleistung fast persönlich genommen.

Eine ihn besonders charakte-risierende Eigenschaft war eine Mischung aus Bescheidenheit, gepaart mit natürlicher Autorität, die stets von allen akzeptiert wur-de. Der Begriff „Motivierendes Vorbild“ (siehe Sören Schröder Nachruf Hamburger Ärzteblatt 06/07-2014) entspricht sicher der Eigenschaft, die seine zahl-reichen Schüler (24 Habilitierte, davon sechs Ordinarien) im per-sönlichen Umgang mit ihm emp-funden haben. Zu seinen Schü-lern bestand eine unerschütterli-che Solidarität, diese zeigte sich u. a. darin, dass sich die Habili-tanten 2013 zum vierzigsten Mal in der sogenannten „Habipsrun-de“ getroffen haben, um die Tra-dition des Zusammenhalts und die persönliche Nähe zu pflegen. Diese waren für Gerhard Seifert immer ein Höhepunkt – wie er selbst mehrfach gesagt hat – da diese Gruppe so etwas wie seine zweite Familie war.

Gerhard Seifert hat für das Fach Pathologie als Arzt, als Wissenschaftler und Lehrer Großartiges geleistet. Wir die Gemeinschaft der Pathologen und speziell seine akademischen Schüler werden ihn in dankbarer Erinnerung halten.

Im Namen aller Seifert-SchülerManfred Dietel

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401Der Pathologe 4 · 2014 |

Mitteilungen der DGP

Positive Bilanz der 98. DGP-Jahrestagung

704 Teilnehmerinnen und Teil-nehmern sowie 44 Aussteller und 17 Sponsoren haben die 98. Jahrestagung der DGP vom 12.-15. Juni 2014 in Berlin zu einem gut besuchten und erfolgreichen Kongress gemacht. 36% der Ta-gungsgäste waren Pathologen, 18% Naturwissenschaftler. 17% der Anmeldungen entfielen auf Ärzte in Weiterbildung. Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der nächsten Ausgabe von „Der Pathologe“.

Qualitätssicherung in der Pathologie (QuIP): DGP und BDP schließen Kooperations abkommen mit dem europäischen Pathologieverband

Die Verbesserung von Verläss-lichkeit und Reproduzierbarkeit pathologischer Diagnosen steht im Mittelpunkt eines gemeinsa-men Abkommens, das die DGP sowie der Bundesverband Deut-scher Pathologen (BDP) zusam-men mit der European Society of Pathology (ESP) am 12. Juni 2014 unterzeichnet haben. Das Abkommen soll es auch ermög-lichen, die Qualitätssicherungs-systeme von QuIP sowie der ESP zu harmonisieren und fortzu-schreiben.

Han van Krieken (ESP-Prä-sident) sowie Peter Schirmacher

(DGP-Vorsitzender), Werner Schlake (BDP-Präsident) und Ferdinand Hofstädter (QuIP- Boardvorsitzender) bringen in dem Abkommen zum Ausdruck, dass alle Organisationen das je-weils andere Qualitätsmanage-mentsystem anerkennen und dass dies auf den von QuIP und der ESP ausgestellten, offiziellen Dokumenten entsprechend ge-kennzeichnet wird.

DGP-Nachwuchsakademie hat ausgezeichnete Konse-quenzen

Als Dr. Konrad Steinestel im Herbst 2002 an der ersten DGP-Nachwuchsakademie teilnahm und sein damaliges Projekt für eine finanzielle Förderung aus-gewählt wurde, ahnte er noch nichts von den Folgen. Denn die daraus entstandene Arbeit „Ex-pression and Y435-phosphory-lation of Abelson interactor 1 (Abi1) promotes tumour cell adhesion, extracellular matrix degradation and invasion by colorectal carcinoma cells“ wur-de nun in „Molecular cancer 2014“ veröffentlicht. Steinestel, der am Institut für Pathologie des Bundeswehrkrankenhauses Ulm forscht, ist überzeugt, dass die Unterstützung der DGP zu diesem Erfolg beigetragen hat. Die DGP beglückwünscht Herrn Steinestel zu dieser Leistung. http://www.molecular-cancer.com/content/13/1/145/abstract

Page 4: Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Pathologie

402 | Der Pathologe 4 · 2014

Geschäftsstelle des Bundesverbandes Deutscher Pathologen e.V.Gisela Kempny | GeschäftsführerinRobert-Koch-Platz 9, 10115 Berlin Tel. 030-3088197- 0 · Fax 030-3088197-15E-Mail: [email protected]

Geschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Pathologie e. V.Jörg Maas | Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Pathologie e. V. (DGP)Robert-Koch-Platz 9, 10115 BerlinTel. 030-25 760-728 · Fax 030-25 760-729E-Mail: [email protected]

Indikationsliste zur Durch­führung klinischer Obduktionen

Bisher sind Obduktionen im So-zialgesetzbuch V weder in § 11 als Leistung der Krankenversi-cherungen noch in § 137 als Ins-trument der Qualitätssicherung verankert.

Der Deutsche Ärztetag hat den dringenden Handlungsbe-darf erkannt und 2014 Maßnah-men zur Erhöhung der Obduk-tionsrate beschlossen. Dieser Beschluss stellt eine gute Unter-stützung für die „Indikations-liste Obduktionen“ dar. Diese Liste soll angesichts der unter-schiedlichen Dringlichkeit zur Durchführung von Obduktio-nen Orientierung geben und das für die Patientensicherheit erfor-derliche Leistungsspektrum prä-zisieren.

Die „Indikationsliste Ob-duktionen“ wurde durch die

„Arbeitsgruppe Obduktionen“ des Bundesverbandes erarbei-tet. Sie wurde durch die Vorstän-de des Bundesverbandes Deut-scher Pathologen und der Deut-schen Gesellschaft für Patholo-gie unterstützt und inhaltlich mit dem Berufsverband der Rechts-mediziner abgestimmt. Eine in-haltliche Feinabstimmung der Indikationsliste mit den verschie-denen wissenschaftlichen Fach-gesellschaften soll im Verlauf der bevorstehenden Diskussion mit dem Gesetzgeber und den Kos-tenträgern im Gesundheitssys-tem möglich sein (dabei könnte z.

B. auch über Obduktionen bei in-trauterinem Fruchttod und indu-ziertem fetalen Abort im Zusam-menhang mit dem Verdacht auf das Vorliegen einer konnatalen Fehlbildung gesprochen werden).

Ausblick

Damit klinische Obduktionen auch zukünftig zur Überprü-fung der Qualität der Diagnos-tik und Therapie besonders in Krankenhäusern als Instrument der Qualitätssicherung eingesetzt werden können, ist ihre gesetzli-che Verankerung als anerkannte Qualitätssicherungsmaßnahme und ihre Aufnahme in den Leis-tungskatalog der Krankenkassen unverzichtbar. Alle für gesund-heitspolitische Entscheidungen Verantwortlichen sind aufgefor-dert, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um dies zu erreichen.

Prof. Dr. Johannes FriemannLeiter der Arbeitsgruppe „Obduk-tionen“

Mitglieder der Arbeitsgruppe Obduktionen des Bundesverbandes Deutscher Pathologen

Prof. Dr. med. Johannes Friemann Direktor des Instituts für Pathologie der Märkische Kliniken GmbH, Leiter der Arbeitsgruppe „Obduktionen“, Lüdenscheid

Prof. Dr. med. Christian WittekindDirektor des Instituts für Pathologie, Universitätsklinikum Leipzig

Frau Dr. med. Brigitte Mahn Fachärztin für Pathologie, HamburgStellvertretende Vorsitzende des Ausschusses „Öffentliches Gesundheitswesen“ Ärztekammer Hamburg

Frau Dr. med. M. LesselKaufbeuren, Landesvorsitzende Bayern des Bundesverbandes, Ärztetagsdelegierte

Prof. Dr. med. Werner SchlakePräsident des Bundesverbandes Deutscher Pathologen e. V., Berlin

Mitteilungen des Bundesverbandes Deutscher Pathologen und der Deutschen Gesellschaft für Pathologie

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403Der Pathologe 4 · 2014 |


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