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MM aktuell 505 Manuelle Medizin 6 · 2013 | Strukturierte curriculare Fortbildung Osteopathische Verfahren Texte und Materialien der BÄK zur Fortbildung und Weiterbildung Berlin, September 2013, 1. Auflage Herausgeber: Bundesärztekammer In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM) e.V. Autoren und Redaktion: Dr. med. Wolfgang v. Heymann, Präsident DGMM-MWE Prof. Dr. med. Johannes Buchmann, Präsident DGMM-ÄMM Dr. med. Matthias Psczolla, Präsident DGMM und DGMM-DGMSM Dr. med. Justina Rozeboom, Bundesärztekammer 1. Einleitung Der Deutsche Ärztetag hat 2003 im Rah- men der Neustrukturierung der Muster- Weiterbildungsordnung (MWBO) die bisherige Zusatzbezeichnung „Chirothe- rapie“ um den Titel „Manuelle Medizin“ ergänzt. Gleichzeitig wurden auch die Bedingungen für den Erwerb der Zusatz- Weiterbildung „Manuelle Medizin/Chi- rotherapie“ erweitert. Die Bezeichnung Manuelle Medizin oder Chirotherapie kann wahlweise genutzt werden. Das Kursbuch der Bundesärztekammer, das ab 2005 die Grundlagen für die Gestal- tung der Kursinhalte zum Erwerb der Zu- satzbezeichnung „Manuelle Medizin/Chi- rotherapie“ mit 320 Unterrichts-Einheiten darstellt, definiert die Manuelle Medizin wie folgt: „Die Manuelle Medizin (MM) ist die medizinische Disziplin, in der unter Nut- zung der theoretischen Grundlagen, Kenntnisse und Verfahren weiterer me- dizinischer Gebiete die Befundaufnahme am Bewegungssystem, dem Kopf, viszera- len und bindegewebigen Strukturen sowie die Behandlung ihrer Funktionsstörun- gen mit der Hand unter präventiver, ku- rativer und rehabilitativer Zielsetzung er- folgt. Diagnostik und Therapie beruhen auf biomechanischen und neurophysiolo- gischen Prinzipien.“ Die Manuelle Medizin umfasst im Rahmen eines multimodalen Therapie- konzeptes die interdisziplinäre Anwen- dung ihrer diagnostischen und therapeu- tischen Techniken zur Erkennung und Be- handlung gestörter Funktionen des Bewe- gungssystems und der davon ausgehenden Beschwerden. Dabei finden auch Verket- tungen von Funktionsstörungen inner- halb des Bewegungssystems, vertebrovis- zeral, viszerovertebral und viszerokutan sowie psychosomatische Einflüsse ihre angemessene Berücksichtigung. Im Jahre 2009 veröffentlichte der Vor- stand der Bundesärztekammer (BÄK) eine Stellungnahme zur wissenschaftli- chen Bewertung der „Osteopathie“, in der die ärztlichen Techniken als „osteopathi- sche Verfahren“ definiert wurden. Die- ser Begriff wird im Folgenden weiter da- für verwendet („Wissenschaftliche Bewer- tung osteopathischer Verfahren“ der BÄK 2009, DÄB 46 v. 13.11.2009: A2325-34). In Deutschland sind viele Techniken der sog. „parietalen Osteopathie“, teilweise aber auch Techniken der sog. „viszera- len“ Osteopathie bereits Bestandteil der Zusatz-Weiterbildung „Manuelle Medi- zin/Chirotherapie“ (s. o. g. Kursbuch der BÄK) und damit in die ärztliche Heil- kunst integriert. Dem folgend werden in der Stellungnahme des Vorstandes der BÄK die „Osteopathischen Verfahren“ (OV) als Bestandteil und Erweiterung der Manuellen Medizin definiert. Ein wesent- liches Anliegen ärztlicher manualmedi- zinisch-osteopathischer Diagnostik und Therapie ist dabei ein integrierender An- satz parietal-muskuloskelettaler, viszera- ler und kraniosakraler Komponenten. Die Evidenz zu den viszeralen und kraniosa- kralen Anschauungen und Techniken ist noch gering, es existiert ein gewisses Maß an ärztlicher Empirie zum diagnostischen und therapeutischen Einsatz dieser Tech- niken. Mit diesen Einschränkungen wer- den sie kritisch in dieses Fortbildungs- Curriculum aufgenommen. Um den integrierenden Ansatz parie- taler, viszeraler und kraniosakraler Kom- ponenten auf der naturwissenschaftli- chen Basis anatomischer, neurophysio- logischer und biomechanischer Erkennt- nisse in ärztliches Handeln zu übertragen, wird dieses Curriculum für eine struktu- rierte ärztliche Fortbildung in den OV vorgelegt. Es enthält die theoretischen Grundlagen sowie Vorgaben für das Er- lernen und Üben spezifischer manueller Techniken, die über die Vorgaben der Zu- satz-Weiterbildung „Manuelle Medizin/ Chirotherapie“ hinausgehen. Diese Tech- niken beziehen sich auf die bindegewebi- gen, muskulären und gelenkigen Struktu- ren des Kopfes und Halses, des Rumpfes und der Extremitäten sowie die autono- me Steuerung der Organe des Thorax und des Abdomens (einschließlich des kleinen Beckens). Das Erlernen dieser Techniken setzt die Zusatz-Weiterbildung „Manu- elle Medizin/Chirotherapie“ voraus. Die neu zu erlernenden Techniken werden in die manuelle Diagnostik und Thera- pie bekannter funktioneller Störungen des menschlichen Organismus integriert Manuelle Medizin 2013 · 51:505–510 DOI 10.1007/s00337-013-1063-3 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
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MM aktuell

505Manuelle Medizin 6 · 2013 |

Strukturierte curriculare Fortbildung Osteopathische VerfahrenTexte und Materialien der BÄK zur Fortbildung und Weiterbildung

Berlin, September 2013, 1. Auflage Herausgeber: BundesärztekammerIn Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM) e.V. Autoren und Redaktion: Dr. med. Wolfgang v. Heymann, Präsident DGMM-MWE Prof. Dr. med. Johannes Buchmann, Präsident DGMM-ÄMM Dr. med. Matthias Psczolla, Präsident DGMM und DGMM-DGMSM Dr. med. Justina Rozeboom, Bundesärztekammer

1. Einleitung

Der Deutsche Ärztetag hat 2003 im Rah-men der Neustrukturierung der Muster-Weiterbildungsordnung (MWBO) die bisherige Zusatzbezeichnung „Chirothe-rapie“ um den Titel „Manuelle Medizin“ ergänzt. Gleichzeitig wurden auch die Bedingungen für den Erwerb der Zusatz-Weiterbildung „Manuelle Medizin/Chi-rotherapie“ erweitert. Die Bezeichnung Manuelle Medizin oder Chirotherapie kann wahlweise genutzt werden.

Das Kursbuch der Bundesärztekammer, das ab 2005 die Grundlagen für die Gestal-tung der Kursinhalte zum Erwerb der Zu-satzbezeichnung „Manuelle Medizin/Chi-rotherapie“ mit 320 Unterrichts-Einheiten darstellt, definiert die Manuelle Medizin wie folgt:

„Die Manuelle Medizin (MM) ist die medizinische Disziplin, in der unter Nut-zung der theoretischen Grundlagen, Kenntnisse und Verfahren weiterer me-dizinischer Gebiete die Befundaufnahme am Bewegungssystem, dem Kopf, viszera-len und bindegewebigen Strukturen sowie die Behandlung ihrer Funktionsstörun-gen mit der Hand unter präventiver, ku-rativer und rehabilitativer Zielsetzung er-folgt. Diagnostik und Therapie beruhen auf biomechanischen und neurophysiolo-gischen Prinzipien.“

Die Manuelle Medizin umfasst im Rahmen eines multimodalen Therapie-konzeptes die interdisziplinäre Anwen-

dung ihrer diagnostischen und therapeu-tischen Techniken zur Erkennung und Be-handlung gestörter Funktionen des Bewe-gungssystems und der davon ausgehenden Beschwerden. Dabei finden auch Verket-tungen von Funktionsstörungen inner-halb des Bewegungssystems, vertebrovis-zeral, viszerovertebral und viszerokutan sowie psychosomatische Einflüsse ihre angemessene Berücksichtigung.

Im Jahre 2009 veröffentlichte der Vor-stand der Bundesärztekammer (BÄK) eine Stellungnahme zur wissenschaftli-chen Bewertung der „Osteopathie“, in der die ärztlichen Techniken als „osteopathi-sche Verfahren“ definiert wurden. Die-ser Begriff wird im Folgenden weiter da-für verwendet („Wissenschaftliche Bewer-tung osteopathischer Verfahren“ der BÄK 2009, DÄB 46 v. 13.11.2009: A2325-34).In Deutschland sind viele Techniken der sog. „parietalen Osteopathie“, teilweise aber auch Techniken der sog. „viszera-len“ Osteopathie bereits Bestandteil der Zusatz-Weiterbildung „Manuelle Medi-zin/Chirotherapie“ (s. o. g. Kursbuch der BÄK) und damit in die ärztliche Heil-kunst integriert. Dem folgend werden in der Stellungnahme des Vorstandes der BÄK die „Osteopathischen Verfahren“ (OV) als Bestandteil und Erweiterung der Manuellen Medizin definiert. Ein wesent-liches Anliegen ärztlicher manualmedi-zinisch-osteopathischer Diagnostik und Therapie ist dabei ein integrierender An-satz parietal-muskuloskelettaler, viszera-

ler und kraniosakraler Komponenten. Die Evidenz zu den viszeralen und kraniosa-kralen Anschauungen und Techniken ist noch gering, es existiert ein gewisses Maß an ärztlicher Empirie zum diagnostischen und therapeutischen Einsatz dieser Tech-niken. Mit diesen Einschränkungen wer-den sie kritisch in dieses Fortbildungs-Curriculum aufgenommen.

Um den integrierenden Ansatz parie-taler, viszeraler und kraniosakraler Kom-ponenten auf der naturwissenschaftli-chen Basis anatomischer, neurophysio-logischer und biomechanischer Erkennt-nisse in ärztliches Handeln zu übertragen, wird dieses Curriculum für eine struktu-rierte ärztliche Fortbildung in den OV vorgelegt. Es enthält die theoretischen Grundlagen sowie Vorgaben für das Er-lernen und Üben spezifischer manueller Techniken, die über die Vorgaben der Zu-satz-Weiterbildung „Manuelle Medizin/ Chirotherapie“ hinausgehen. Diese Tech-niken beziehen sich auf die bindegewebi-gen, muskulären und gelenkigen Struktu-ren des Kopfes und Halses, des Rumpfes und der Extremitäten sowie die autono-me Steuerung der Organe des Thorax und des Abdomens (einschließlich des kleinen Beckens). Das Erlernen dieser Techniken setzt die Zusatz-Weiterbildung „Manu-elle Medizin/Chirotherapie“ voraus. Die neu zu erlernenden Techniken werden in die manuelle Diagnostik und Thera-pie bekannter funktioneller Störungen des menschlichen Organismus integriert

Manuelle Medizin 2013 · 51:505–510DOI 10.1007/s00337-013-1063-3© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

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und wiederholend geübt. Dabei wird auf die strukturelle und funktionelle Diffe-rentialdiagnostik sowie die Behandlungs-optionen schmerzhafter und funktionel-ler Störungen eingegangen.

Die strukturierte curriculare Fortbil-dung „Osteopathische Verfahren“ erfolgt im Kurssystem. Das von den LÄK ange-botene modulare Curriculum umfasst 160 Stunden (= Unterrichtseinheiten, UE). Zu-sammen mit dem Kurs der Zusatz-Weiter-bildung „Manuelle Medizin“ ergibt dies 480 Stunden. Die kursmäßig durchzu-führende Fortbildung in OV besteht aus – Einem 160 Stunden umfassenden Fort-

bildungs-Curriculum für diejenigen ärztlichen Kollegen, die die Zusatzbe-zeichnung „Manuelle Medizin“ füh-ren. Dabei werden vertiefende Fähig-keiten und Fertigkeiten in der palpa-torischen Diagnostik sowie Therapie des Bewegungssystems in seinen knö-chernen, myofaszialen, viszerofaszia-len und neurofaszialen Anteilen ver-mittelt. Diese Inhalte werden in struk-turierten und in ihrer Reihenfolge fest-gelegten Abschnitten durchgeführt, um so einem modularen Aufbau der Inhal-te vom Einfachen zum Komplizierten zu entsprechen.

– Nach Absolvierung Curriculums erfolgt nach entsprechender Prüfung eine Zer-tifizierung durch die LÄK.

2. Eingangsvoraussetzungen

Ärztliche Fortbildung ist im Prinzip vor-aussetzungsfrei, d. h. zunächst nur an die Approbation als Arzt geknüpft. Da die in der curricularen Fortbildung OV zu ver-mittelnden theoretischen und prakti-schen Kenntnisse und Fertigkeiten eine Erweiterung der Inhalte der Zusatz-Wei-terbildung „Manuelle Medizin/Chirothe-rapie“ darstellen, setzt für diese curricu-lare Fortbildung in den OV der erfolgrei-che Abschluss den Erwerb dieser Zusatz-Bezeichnung voraus, was nur mit einer ärztlichen Gebietsanerkennung möglich ist. Die Eingangsvoraussetzungen für die vollständige Teilnahme und den von der LÄK zu zertifizierenden Abschluss der strukturierten ärztlichen Fortbildung in OV sind somit:• Approbation als Arzt• Facharztanerkennung

• Zusatz-Weiterbildung „Manuelle Medi-zin/Chirotherapie“

3. Ziel der Fortbildung

Prinzipielles Ziel der strukturierten cur-ricularen Fortbildung ist es, die osteopa-thischen Verfahren als diagnostische und therapeutische Option in das Methoden-spektrum der Ärzteschaft aufzunehmen.

Praktisches Ziel dieser ärztlichen Fort-bildung ist das Erlernen der palpatori-schen Fertigkeiten für die Erkennung der normalen und gestörten Beweglich-keit knöcherner, muskulärer und faszia-ler Systeme des Bewegungssystems. Ma-nuell untersucht und behandelt werden myofasziale, viszerofasziale und neuro-fasziale Spannungsänderungen, Ver-schieblichkeitsstörungen innerer Organe und die Möglichkeiten der Beeinflussung autonomer Steuerungsvorgänge viszera-ler Organe im Thorax und im Abdomen sowie neurofasziale Spannungsverände-rungen im kraniellen und orofazialen Be-reich, aufbauend auf den fachärztlichen und manualmedizinischen Fertigkeiten. Die Einbeziehung dieser Kenntnisse und Fertigkeiten in osteopathischen Verfah-ren in die strukturelle und funktionelle Differentialdiagnostik wird praktisch ge-übt, ebenso die Beurteilung von Indikatio-nen und Kontraindikationen für osteopa-thische Verfahren. Außerdem soll das Er-kennen und Beherrschen von möglichen unerwünschten Wirkungen und Kom-plikationen erlernt werden. Dabei werden die Möglichkeiten und Grenzen der os-teopathischen Konzepte im Rahmen der evidenzbasierten, naturwissenschaftlich orientierten Medizin kritisch behandelt. Insgesamt wird somit die eigenständige manualmedizinisch-osteopathische Dia-gnostik und Therapie von zumindest teil-weise reversiblen Funktionsstörungen am menschlichen Organismus als eine früh-zeitig anzuwendende Option ärztlichen Handelns auf wissenschaftlicher Grund-lage vermittelt. In diesem Zusammenhang werden auch die Möglichkeit der Dele-gation therapeutischer osteopathischer Techniken und die Voraussetzungen für die Zusammenarbeit mit Fachberufen im Gesundheitswesen (z.B. in OV fortgebilde-ter Physiotherapeuten) vermittelt.

4. Kursdurchführung

Die Fortbildungseinrichtungen müs-sen über geeignete Räume für den theo-retischen Unterricht sowie geeignete Übungsräume mit höhenverstellbaren Behandlungsliegen verfügen. Pro Liege sollen maximal drei Übende vorgesehen werden.Der Unterricht besteht aus• theoretischen Vorträgen• praktischen Demonstrationen• übenden Sitzungen

Nach der jeweiligen theoretischen Ein-führung in den einzelnen Abschnitt mit der Abklärung von Indikation und Kon-traindikation wird besonderes Gewicht auf die praktische Unterweisung in den gelehrten manuellen Untersuchungs- und Behandlungstechniken gelegt. Diese werden nicht nur vor dem Üben durch die Kursteilnehmer vom Kursleiter oder Refe-renten demonstriert, sondern auch wäh-rend des Übens ständig überwacht.

Die Zahl der Kursteilnehmer pro Lehr-kraft soll 15 nicht übersteigen.

Kursleiter und Referent müssen über mehrjährige manualmedizinisch-osteopa thische Erfahrungen verfügen und medizintaktische Kenntnisse nach-weisen. Zum Erhalt und zur Weiterent-wicklung der beruflichen Kompetenz sol-len sie sich regelmäßig fortbilden.

Die Kurse sollen grundsätzlich durch die Teilnehmer evaluiert werden.

Im Übrigen sind die „Empfehlungen zur ärztlichen Fortbildung“ der Bundes-ärztekammer zu beachten.

5. Inhaltliche Schwerpunkte

Für die Fortbildungskurse in OV werden folgende inhaltliche Schwerpunkte ge-setzt: • Funktionelle Anatomie des Bewe-

gungssystems• Schmerz-Asymmetrie-Bewegungsein-

schränkung-Trophik als Elemente der funktionellen Störungen des Bewe-gungssystems

• Manuell-palpatorische und funktio-nelle Diagnostik am menschlichen Körper unter besonderer Berücksich-tigung „freier“ und „gesperrter“ Rich-

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tungen (sog. „ease“ und „bind“-Rich-tungen)

• Osteopathische Behandlungstechniken an den Bewegungsorganen und ande-ren in das pathologische geschehen ein-bezogenen Geweben:

– Weichteiltechniken – Myofasziale Release Techniken – Muskel-Energie Techniken – Strain- und Counterstraintechniken – Techniken zur Entlastung des lym-

phatischen Systems – Viszerale und neurofasziale Techni-

ken – Techniken im kraniellen und oro-

facialen Bereich• Anleitung zu Eigenübungen des

Patienten• Einbau der osteopathischen Techniken

in ein multimodales Therapiekonzept• Dokumentation und Qualitätssiche-

rung

6. Diagnostische und therapeutische Prinzipien

Bei der Gestaltung der Kurse sind die fol-genden diagnostischen und therapeuti-schen Prinzipien zu berücksichtigen:

Diagnostische Prinzipien:• Anamnese• Manuelle Untersuchung von Funktio-

nen und deren Störungen unter Anwen-dung osteopathischer Palpationstech-niken

• schmerzfreie Untersuchung der manu-ell erreichbaren myofaszialen, viszero-faszialen und neurofaszialen Struktu-ren des menschlichen Organismus

• Ganzheitliches Herangehen im Rah-men der ärztlichen diagnostischen Me-thoden im Untersuchungsgang von der orientierenden zur lokal gezielten, spe-ziellen manuell-osteopathischen Unter-suchung

• Struktur- und beschwerdebezogene Ermittlung und Bewertung von Funk-tionsstörungen

• Erstellen einer pathogenetisch determi-nierten aktuellen ICD-Diagnose

• Differenzialdiagnostische Einschät-zung, Beurteilung von Indikationen und Kontraindikationen des Einsatzes der osteopathischen Verfahren

Therapeutische Prinzipien:• Prinzipien ärztlicher Therapiestrategie

bei schmerzhaften funktionellen Stö-rungen des Bewegungssystems unter Einsatz osteopathischer Verfahren

• Therapie von Funktionsstörungen in ihren parietalen, viszeralen und kra-nialen Komponenten

• Angemessener Einsatz neuromusku-lärer, myofaszialer, viszerofaszialer, neurofaszialer und Weichteiltechniken entsprechend Art und Grad des Be-schwerdebildes

• Auswahl, Einsatz und ärztliche Füh-rung evidenzbasierter multimodaler Interventionskonzepte

• Delegierung von Behandlungsinhalten an entsprechend qualifizierte Physio-therapeuten

7. Kursaufbau

Die Fortbildungskurse in OV werden in Blöcken durchgeführt, deren Inhalt und Folge von der jeweiligen LÄK bzw. dem anerkannten Fortbildungsträger festzu-legen sind. Die Länge der einzelnen Blö-cke darf zwischen 16 und 50 Unterrichts-einheiten (UE) betragen. Aus didakti-schen Gründen sollen grundsätzlich pro Tag nicht mehr als 9 Unterrichtseinheiten (je 45 Min.) durchgeführt werden (siehe „Empfehlungen zur ärztlichen Fortbil-dung“ der BÄK).

Das Schwergewicht liegt auf der Ver-mittlung praktischer Fertigkeiten und Kenntnisse. Die theoretischen Unter-richtseinheiten können in den prakti-schen Unterricht integriert werden.

Der Abstand zwischen den einzel-nen Blöcken sollte einen genügend gro-ßen Zeitraum von nicht unter vier Wo-chen umfassen, um die Zwischenzeit zur übenden Festigung der erlernten Fertig-keiten zu nutzen.160 Stunden Grundkurs gliedern sich in: 32 Stunden Theorie 128 Stunden übende Praxis

Die vollständig absolvierte strukturierte curriculare Fortbildung „Osteopathische Verfahren“ wird mit einer schriftlichen (multiple-choice) und mündlichen/prak-tischen Abschlussprüfung vor der von der zuständigen Landes-Ärztekammer be-auftragten Akademie oder Ausbildungs-

institution abgeschlossen, deren erfolgrei-ches Bestehen zur Ausstellung eines Fort-bildungszertifikats durch die betreffende Ärztekammer führt.

8. Kursinhalte

Strukturierte curriculare Fortbildung "Osteopathische Verfahren" (OV) ins-gesamt 160h – nach Abschluss der Zu-satz-Weiterbildung „Manuelle Medizin/ Chirotherapie“

Erwerb spezifischer Kenntnisse, Fähig-keiten und Fertigkeiten:

Modul I: Konzeptionelle Überlegungen zu osteopathischen Verfahren, Grund-lagen der osteopathischen Diagnostik; Grundlagen der spezifischen osteopathi-schen Techniken der schmerzfreien Re-Positionierung (Counterstrain); der Mus-kelenergietechniken, der myofasziale Techniken; Grundlagen und Anwendung bei ausgewählten, häufig osteopathisch er-hobenen Befunden

Modul II: Grundlagen der Techniken zur Untersuchung und Behandlung visze-raler Strukturen thorakal, abdominal und pelvin, Grundlagen lymphatischer Tech-niken; Grundlagen und Anwendung bei ausgewählten, häufig osteopathisch erho-benen Befunden

Modul III: Grundlagen der Techni-ken zur Untersuchung und Behandlung neurofaszialer Strukturen kranial, orofa-cial und an Trennschichten des mensch-lichen Körpers, neurofasziales Release: Grundlagen und Anwendung bei ausge-wählten, häufig osteopathisch erhobenen Befunden

Modul IV: Untersuchung und Behand-lung funktioneller somatischer Störun-gen des Bewegungssystems am Becken und seiner Organe sowie der unteren Ex-tremität einschließlich der Verkettungen von Funktionsstörungen unter Einsatz osteopathischer Verfahren, differenzial-diagnostische Einordnung, Indikations- und Kontraindikationsbeurteilung

Modul V: Untersuchung und Behand-lung funktioneller somatischer Störun-gen des Bewegungssystems thorakal so-wie abdominaler viszeralen Struktu-ren einschließlich der Verkettungen von Funktionsstörungen unter Einsatz osteo-pathischer Verfahren, differenzialdiag-

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nostische Einordnung, Indikations- und Kontraindikationsbeurteilung

Modul VI: Untersuchung und Behand-lung funktioneller somatischer Störungen des Bewegungssystems an Kopf, Gesicht und Hals einschl. Schwindel und Tinni-tus mit ihren verschiedenen funktionel-len Verkettungen unter Einsatz osteo-

KongressankündigungBerlin vom 08.05.2014 bis 10.05.2014 im Hörsaal Botanischer Garten

Manualmedizin – Bindung – NeuropädiatrieVoranmeldung unter www.meger-consulting.de oder www.zimmt.eu

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

einer guten Tradition folgend werden wir unseren nächsten Kongress gemeinsam mit der ÄMM durchführen.

Zentrales Thema wird dieses Mal die Bindung sein: Nicht immer schneller – höher – weiter, sondern auch innehalten, resümieren und neu durchdenken. Inter-aktions- und Bindungsstörungen können getrennt voneinander vorkommen, meist sind es jedoch zwei Facetten einer Pro-blematik. Insbesondere bei sensomoto-risch auffälligen Säuglingen und Kindern sowie ihren Bezugspersonen ergänzt die Analyse der jeweiligen Verhaltensstrate-gien (und Hintergründe) die Diagnostik mit Auswirkungen auf die therapeutische Weichenstellung. Welchen Einfluss hat die Schule – nicht nur vor dem Hintergrund von PISA-Studien? Dank einer Vielzahl von Experten erwartet Sie ein abwechs-lungsreiches Programm.

Neue Fragestellungen wie die Analyse von General Movements bei KiSS- Säug-lingen oder alt bekannte Themen: Was wie diagnostizieren und behandeln (?) erhal-ten im Licht des medizinischen Wandels der letzten Jahre neue Bedeutung.

pathischer Verfahren, differenzialdiag-nostische Einordnung, Indikations- und Kontraindikationsbeurteilung

9. LiteraturBundesärztekammer (2009) Wissenschaftliche Be-

wertung osteopathischer Verfahren. Deutsches Ärzteblatt 106: A2325-34

Chila A, Fitzgerald M (2010) Foundations of Osteo-pathic Medicine, 3rd ed. Philadelphia, Lippincott Williams & Wilkins

Nicholas AS, Nicholas EA (2011) Atlas of Osteopathic Techniques, 2nd ed. Philadelphia, Lippincott Wil-liams & Wilkins

In bewährter Weise haben wir spannen-de Workshops zur Vertiefung für Sie im Angebot.

Nicht zuletzt erwarten wir aber auch neue Impulse für die Interaktion von Ma-nualmedizin und Neuropädiatrie.

Wir freuen uns auf Sie.Robby Sacher und Marc WuttkeProf. Johannes Buchmann

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Donnerstag, 08.05.2014Vorgeschaltete Workshops mit begrenzter Teilnehmerzahl

10:00 - 13:00 W1 General (fidgety) movements und KiSS-Kinder – Bewegungsanalyse anhand von Videomaterial Einspieler, C. (Graz), Wuttke, M. (Dortmund)

14:00 - 15:30 W2 Neurologische und neuroorthopädische Untersuchung des Säuglings, Sitte-Zöllner, P. (Apolda)W3 Ursachen von Bindungsstörungen - Erkennen, Minimieren, Behandeln, Imhof, U. (Oslo), Berndt, S. (Hamburg)

W4 Kinderorthopädische Alltagsprobleme, Göhmann, U. (Hannover), Spittank, H. (Dortmund)16:00 - 17:30 W5 Neurologische und neuroorthopädische Untersuchung des Säuglings, Sitte-Zöllner, P. (Apolda)

W6 Röntgen-Kurs - Funktion und Dysplasie, Knabe-Ulner, K. (Braunschweig), Laukens, U. (Berlin)W7 Ursachen von Bindungsstörungen – Erkennen, Minimieren, Behandeln, Berndt, S. (Hamburg), Imhof, U. (Oslo)

Programm Freitag, 09.05.201408:00 - 09:00 Einschreibung09:00 - 09:15 Begrüßung Buchmann, J. (Rostock), Sacher, R. (Dortmund)09:15 - 09:50 Neurobiologische Grundlagen des Bindungsverhaltens, Fock, K.-U. (Hamburg) 09:55 - 10:20 Ohne Wurzeln kein wachsen – Bindung aus Sicht der Mutter und des Kindes, Berndt, S. (Hamburg), Imhof, U. (Oslo)10:25 - 10:50 Körperkontakt als Möglichkeit zum Bindungsaufbau, Jansen, F. (Neuried)

10:50 - 11:20 Kaffeepause

11:20 - 11:45 Schreikinder in der Kinderarztpraxis Kirchmeyer, K. (Gelsenkirchen)

11:50 - 12:15 Bindung und Manuelle Medizin Wuttke, M. (Dortmund)12:15 - 12:30 Diskussion12:30 - 13:30 Mittagspause13:30 - 14:05 Entwicklungsneurologische Konzepte und Manualmedizin, Sacher, R. (Dortmund)14:10 - 14:35 Behandlung der idiopathischen Säuglingsasymmetrie aus Sicht der Neuropädiatrie, Brandl, U. (Jena)

14:40 - 15:05 KiSS im Säuglingsalter - evtl. mit Studie, Ammermann, M. (Düsseldorf)

15:05 - 15:40 Kaffeepause15:40 - 16:05 Asymmetrien aus physiotherapeutischer Sicht, Langzeitbeobachtung, Michaelis, S. (Kaarst)

16:10 - 16:35 KiSS I / KiSS II - Pädiatrische Aspekte Kayser, C. (Gehrden)16:40 - 17:05 Empfehlungen zur manualmedizinischen Behandlung Temme, S. (Berlin)17:10 - 17:35 Pyramidenbahnzeichen und Pathophysiologie Buchmann, J. (Rostock) 17:35 - 17:50 Diskussion

Programm Samstag, 10.05.201409:00 - 09:35 Wenn am Anfang Spannung fehlt – Differentialdiagnose des hypotonen Säuglings, Heinicke, D. (Kreischa)09:40 - 10:05 Normalisiertes Gehen bei CP durch frühe Substitution des kniestreckenden Gelenkmomentes mit AFOs?

Sitte-Zöllner, P. (Apolda)10:10 - 10:35 Orthopädische Differentialdiagnostik bei CP Göhmann, U. (Hannover)10:35 - 11:05 Kaffeepause11:05 - 11:40 Bindung und Manualmedizin - Cerebralparese/Autismus Nantke, S. (Berlin)

11:40 - 12:00 Diskussion

12:00 - 13:00 Mittagspause

13:00 - 13:35 Hausaufgaben und Lernen Gängler, H. (Dresden)

13:40 - 14:05 Neuroradiologie – Zervikale Myelopathie und Griselsyndrom, Stenzel, M. (Jena)

14:10 - 14:35 Lern- und Leistungsstörungen – Ursachen und Behandlung, Jansen, F. (Neuried)

14:35 - 15:10 Kaffeepause

15:10 - 15.35 Bindung im Schulalter Berndt, S. (Hamburg)

15:40 - 16:05 Manualtherapeutische Untersuchung und Behandlung von Kleinkindern und Jugendlichen in der Kassenarztpraxis an Beispielen häufiger Beschwerdebilder Zwingenberger, V. (Marienberg)

16:10 - 16.35 Bindung und Manualmedizin im Schulalter Spittank, H. (Dortmund)

16.35 - 16:50 Diskussion

Verabschiedung, Sacher, R., Wuttke, M. (Dortmund)

Gute Heimreise!

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