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Mit Genuss gesund HANNI RÜTZLER, “ essen. · MAGAZIN FÜR GESUNDHEITSFÖRDERUNG UND PRÄVENTION...

Date post: 01-Aug-2020
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gesundes 14. JAHRGANG NR. 3 | OKTOBER 2012 MAGAZIN FÜR GESUNDHEITSFÖRDERUNG UND PRÄVENTION P.b.b. 03Z034913 M – Verlagspostamt 1020 österreich Praxis Mit einer gesunden Jause in die Pause Service Die 18 besten Tipps für richtige Ernährung von Anfang an Thema Die Vorsorgestrategie bringt mehr Gesundheit für ganz Österreich IM GESPRÄCH Mit Genuss gesund essen. HANNI RÜTZLER, ERNÄHRUNGS- WISSENSCHAFTERIN
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IMPRESSUM

Offenlegung gemäß § 25 MedG

Medieninhaber: Gesundheit ÖsterreichGmbH, Stubenring 6, 1010 Wien, FN 281909y,Handelsgericht Wien

Herausgeber/in:Mag. Georg Ziniel, MSc, Geschäftsführer GÖG,und Mag.a Christa Peinhaupt, MBA,Geschäftsbereichsleiterin Fonds GesundesÖsterreich

Redaktionsadresse und Abonnement-Verwaltung:Fonds Gesundes Österreich,Aspernbrückengasse 2, 1020 Wien,Tel.: 01/895 04 00-0, [email protected]

Redaktionsbüro: Mag. Dietmar Schobel,Hietzinger Hauptstr. 136/3, 1130 Wien,www.teamword.at, [email protected],Tel.: 01/971 26 55

Redaktion:Mag.a Gudrun Braunegger-Kallinger,Dr. Rainer Christ,Sabine Fisch,Mag. Christian F. Freisleben-Teutscher,Ing.in Petra Gajar,Mag.a Rita Kichler,Helga Klee,Dr.in Anita Kreilhuber,Mag. Harald Leitner,Mag.a Hermine Mandl,Mag. Markus Mikl,Mag.a Gerlinde Rohrauer-Näf, MPH,Mag. Dr. Klaus Ropin,Mag. Dietmar Schobel (Leitung),Mag.a Gabriele Vasak,Dr.in Verena Zeuschner

Graphik: Mag. Gottfried Halmschlager

Fotos: DI Johannes Hloch,DI Klaus Pichler, Fotolia

Foto Titelseite: DI Klaus Pichler, www.kpic.at

Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H.Erscheinungsweise: 4 x jährlichVerlags- und Herstellungsort: WienVerlagspostamt: 1020 Wien.

Blattlinie: Das Magazin „Gesundes Österreich" ist Österreichs Plattform zumThema Gesundheitsförderung. Es präsentiertMenschen und vermittelt Inhalte und Know-how aus den Handlungsfeldern Politik,Wissenschaft und Praxis.

INHALT03/12

MENSCHEN & MEINUNGEN

Im Porträt: Judith delleGrazie, Stefan Spitzbart,Angelika Stöckler4

Kurz & bündig5-6

Verhaltensorientierte Adipositaspräventionbleibt wirkungslos7

AVOS Salzburg: Das Sozialkapital erhöhen8

Gesundheitsland Kärnten:Aus Erfahrungen lernen9

Coverstory10

WISSEN

Kurz & bündig13-14

Eine Frage an 3 Expertinnen:Soll ungesunde Ernährung höher besteuert werden?15

Die Vorsorgestrategievon Bund, Ländernund Hauptverband16

Gemeinsam für gesündere Ernährung inganz Österreich16

Alle Maßnahmen der Vorsorgestrategie imÜberblick19

Im Interview: Josef Probst20

Im Interview: Sonja Wehsely21

„Richtig essen von Anfang an“22

„Baby-friendly Hospitals“fördern das Stillen25

Die Initiative „UnserSchulbuffet”26

Was in Kindergärtendurch die Vorsorgestrategie umgesetzt wird28

Bildungseinrichtungen,Betriebe und Heime

SERVICE„Richtig essen von Anfang an.“Die 18 besten Ernährungstipps für Schwangerschaft, Stillzeit und die erste Beikost.

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verbessern ihr Verpflegungsangebot30

Adipositasprävention:Gesund mit jeder Kleidergröße32

Im Interview:Ulrike Eberle33

Service34

SELBSTHILFE

Selbsthilfe in Deutschland37

Auf einen Blick:Die Adressen der Selbsthilfe-Dachverbände38

Eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Essstörungen39

Wenn Getreide krankmacht: Selbsthilfe für Zöliakie-Betroffene40

PRAXIS

Kurz & bündig41-43

Ein FGÖ-Projekt zeigt,wie Schulbuffets an mittleren und höherenSchulen gesünder gestaltet werden können44

Das Modellprojekt im Bezirk Oberwart hat nach-haltige Wirkungen erzielt45

Beim Modellprojekt im Bezirk Völkermarktwurden Strukturen fürbessere Gesundheit aufgebaut 46

Ein FGÖ-Projekt fördertdie Gesundheit von Klien-tinnen und Klienten derLebenshilfe in Kärnten48

Durch das Projekt Mehr-Wert ist Gesundheitsför-derung in einer Landes-berufsschule Bestandteildes Lehrplans geworden50

An der Ernährungs-hotline von FGÖ und VKI gebenunabhängige Expert/innen Auskunft52

Eines ist sicher: DieZahl der Erkran-kungen, die in ei-

nem Zusammenhangzur Ernährung stehen,steigt – von Typ-2-Dia-betes bis zu Herz-Kreis-lauf-Leiden und be-stimmten Formen vonKrebs. Wir wissen aberauch, dass rein verhal-tensorientierte Maßnah-men für eine Umstellung der Ernährung und spe-ziell zur Reduktion von Übergewicht weitest ge-hend wirkungslos bleiben. Das beschreibt auch un-ser Artikel auf den Seiten 32 und 33 zum Thema: „Gesund mit jeder Kleidergröße“.Wer dafür sorgen will, dass sich möglichst vieleMenschen ausgewogen ernähren, muss deshalb beiden Verhältnissen ansetzen. Genau das wird beider „Vorsorgestrategie Ernährung“ getan, der dieseAusgabe unseres Magazins „Gesundes Österreich“gewidmet ist. Bund, Länder und Sozialversicherun-gen handeln gemeinsam und setzen landesweit einheitliche Maßnahmen zur Gesundheitsförde-rung um, die sich an bewährten „Beispielen guterPraxis“ orientieren.Konkret werden bis Ende 2013 Workshops zumThema „Richtige Ernährung von Anfang an“ fürSchwangere und Eltern von Säuglingen in allenBundesländern angeboten. Weiters werden aus denVorsorgemitteln in Höhe von insgesamt zehn Mil-lionen Euro Projekte unterstützt, die das Angebot inder Gemeinschaftsverpflegung optimieren – aus ernährungsphysiologischer, ökologischer und sozialer Sicht. Die gesündere Wahl soll für die zuVerköstigenden in den Großküchen von Bildungs-einrichtungen, Betrieben und Heimen die leichterewerden.Auf den Seiten 16 bis 36 dieses Heftes lesen Sie allesüber die Vorsorgestrategie und deren einzelne Initiativen. Zudem sind natürlich auch in dieserAusgabe unseres Magazins Berichte aus der Selbst-hilfebewegung sowie über erfolgreiche vom FGÖunterstützte Projekte enthalten. Im Interview fürunsere Titelgeschichte weist die Ernährungswis-senschafterin Hanni Rützler auf einen Aspekt hin,der bei Maßnahmen für richtige Ernährung eben-falls sehr wichtig sein kann: Wer die Menschen er-reichen will, darf dieses Thema nicht mit Zwangund Verzicht verbinden. Im Mittelpunkt steht der gesunde Genuss.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre,

Christa Peinhaupt,Geschäftsbereichsleiterin des FGÖ

EDITORIALLiebe Leserin, lieber Leser!

10Wir sollten nichts

nur deshalb essen,weil es gesund ist.

Die Ernährungswissenschafterin Hanni Rützler im Interview über höhere Lebensqualität durch gesunden Genuss und die Food Trends der Zukunft

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4 gesundesösterreich

Stefan Spitzbart leitet die Or-ganisationseinheit Gesund-heitsförderung und Präventi-on des Hauptverbandes derösterreichischen Sozialversi-cherungsträger. In dieser Funk-tion ist er für die Gesundheits-strategie und Gesundheitsför-derung des Hauptverbandesverantwortlich und hat des-sen Positionen auch in dieStrategie zur Verwendung derVorsorgemittel bis Ende 2013eingebracht. „Dank der Vor-sorgestrategie Ernährung wirddas Wissen und das Know-how, das in diesem Bereichbereits vorhanden ist, nun ge-zielt für Praxisprojekte in ganzÖsterreich eingesetzt“, meintder Präventionsexperte.

1977 in Gmunden geboren,hat Spitzbart ab 1999 in LinzSoziologie studiert, sich aufGesundheitssoziologie spe-zialisiert und 2004 sein Stu-dium abgeschlossen. 1997hat er in einem Wohnheimfür 20 Menschen mit geistigerund mehrfacher Behinderungder Lebenshilfe in Scharnsteinim Almtal seinen Zivildienstgeleistet. Zwischen 1998 und2004 war er als Betreuer indieser Einrichtung der Lebens-hilfe angestellt. „Gesundheits-förderung hat für mich bei die-ser Arbeit auch bedeutet, dieMenschen je nach deren Mög-lichkeiten zu mehr Selbstän-digkeit zu befähigen – vonder Körperhygiene bis zum

selbständigen Wohnen“, sagtSpitzbart. Seit Dezember 2008nimmt er am Lehrgang für Public Health der UniversitätGraz teil, den er noch heuerabschließen will. Das Themaseiner Masterarbeit: „Partizi-pation in der österreichischenGesundheitsförderungspolitik“.

Angelika Stöckler (46) ist Er-nährungswissenschafterin,Ab-solventin des Lehrgangs PublicHealth der Universität Graz,verheiratet mit Stefan, Muttervon zwei Kindern (David, 15Jahre und Isabella, 14 Jahre)und für zahlreiche erfolgreicheProjekte verantwortlich, die inVorarlberg durchgeführt wur-den und teils Vorbildwirkungfür andere Bundesländer ha-ben: von „Maxima“ zur Ge-sundheitsförderung in Kinder-gärten über „MehrWert“ fürBerufsschüler/innen bis zu „Ge-meinsam essen“ (siehe auch

Artikel auf den Seiten 30 und31),das im Rahmen der Vorsor-gestrategie Ernährung umge-setzt wird. „Durch diese bun-desweite Initiative können wireinen Beitrag leisten, die Ge-meinschaftsverpflegung in ge-sundheitlicher Hinsicht weiterzu entwickeln“,meint Stöckler,die ein Beratungsunternehmenmit Sitz in Lauterach in Vorarl-berg führt.Was speist eine Ernährungs-expertin? „Ich habe das Glück,dass mir viele gesunde Speisenauch besonders gut schme-cken“, sagt die sportliche Vor-arlbergerin, die auch im Alltagmit dem Rad fährt, oft schwim-men geht und im Winter ger-

ne Schi läuft. Sie mag Obst,Gemüse und Salat und bevor-zugt die leichte, mediterraneKüche. Stöckler schätzt es, fürihre Familie und Freunde zukochen, und folgt dabei seltenakribisch notierten Rezepten.„Ich bin gerne spontan undkreiere feine Gerichte aus fri-schen Zutaten aus dem Gartenoder der Ländle-Gemüsekiste,die mir wöchentlich zugestelltwird“, sagt sie.Als Absolventinder Höheren Lehranstalt fürWirtschaftsberufe in Bregenz-Riedenburg und gelernte Haus-wirtschaftspädagogin hatStöckler auch das notwendigeKnow-how für die Küchen-Praxis.

„Die Gemeinschaftsver-pflegung kann nunmehr noch gesünder gestaltet

werden.“

„In ganz Österreich werden jetzt gezielt Projekte

durchgeführt.“

MENSCHEN & MEINUNGEN

Die Vorsorgestrategie Ernährung hat ei-ne neue Kultur der Kooperation ermög-licht“, meint Judith delle Grazie. Die

35-Jährige hat Handelswissenschaften stu-diert, war ab 2001 Leiterin des Vereins fürprophylaktische Gesundheitsarbeit (PGA)Wien und Burgenland und ist seit 2006 fürdie Abteilung für Gesundheitsförderung undPrävention des Bundesministeriums für Ge-sundheit (BMG) verantwortlich. Seit 2011 lei-tet sie auch die neu eingerichtete Koordinati-onsstelle für die Vorsorgestrategie Ernährungim BMG. Diese Strategie wird von Bund, Län-dern und den Sozialversicherungsträgern ge-meinsam umgesetzt. Bis Ende 2013 stehenzehn Millionen Euro für praxisbewährte Ini-tiativen für gesündere Ernährung in ganz Ös-terreich zur Verfügung (siehe auch Artikelauf den Seiten 16 bis 21).Wie achtet die Präventionsexpertin selbst auf gesündere Ernährung? „Ich versuche, mei-nen Schokoladekonsum zu reduzieren“, lacht delle Grazie. „Außerdem schmecken mir Obstund Gemüse wirklich gut, und deshalb esse ichauch relativ viel davon.“ Die Niederösterrei-cherin ist seit mehr als 15 Jahren Vegetarierin,wobei ihr Speiseplan manchmal durch Fischund Meeresfrüchte ergänzt wird. Delle Grazieversucht auch mehrmals pro Woche körper-lich aktiv zu sein, geht gerne Reiten, Tauchen,Schwimmen und Nordic Walken und im Win-ter Ski Fahren. Sie lebt gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten im eigenen Haus in Nieder-kreuzstetten im Weinviertel. Zum Haushalt gehören fünf Katzen: die Kater Merlin und Angel, Katzendame Mim sowie seit Kurzemauch das Jungkatzen-Duo Bonnie & Clyde.

„Die Vorsorgestrategie Ernährung hat eine neueKultur der Kooperation

ermöglicht.“JUDITH DELLE GRAZIE

ANGELIKA STÖCKLER

STEFANSPITZBART

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MENSCHEN & MEINUNGEN

AKS AUSTRIA

In verschiedenen Bundeslän-dern in Österreich gibt es in un-terschiedlicher Form Initiativenfür Gesundheitsförderung aufkommunaler Ebene. Um den

Know-how-Transfer und die Zu-sammenarbeit in diesem Be-reich zu verstärken,hält der aksaustria – Forum österreichischerGesundheitsarbeitskreise regel-mäßig ein Vernetzungstreffenzum Thema „Gesunde Gemein-de“ ab. Das heurige Meeting

fand Anfang September auf Ein-ladung von Styria vitalis in Grazstatt. Neben dem Erfahrungs-austausch zu den vielfältigenAktivitäten der einzelnen Bun-desländer waren Qualitätssi-cherung sowie die Hürden undErfolgsfaktoren bei der „set-

tingübergreifenden Zusammen-arbeit“ die zentralen Themen.Das nächste Netzwerktreffen„Gesunde Gemeinde“ wird2013 in Salzburg stattfindenund sich mit dem Themen-schwerpunkt „Stadtteilarbeit“beschäftigen.

Von links nach rechts im Bild: Andreas Martin (Gesundheitsland Kärnten), Martina Öhlinger (WiG),Ines Krenn (Styria vitalis), Walburga Steiner (Niederösterreich Tut Gut), Alexandra Lengauer-Strasser (Niederösterreich Tut Gut), Maria Pramhas (AVOS Salzburg), Robert Gürtler, Susi Satran (Styria vitalis),Gabriela Zwipp (Gesundheitsland Kärnten), Christian Fadengruber (Styria vitalis), Tanja Weber(Gesundheitsland Kärnten) und Brigitte Wolf (PGA Burgenland).

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Vernetzungstreffen „Gesunde Gemeinde“ 2012

in Graz

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MENSCHEN & MEINUNGEN

ARBEITSGRUPPE DES AKS AUSTRIA

Armut macht krank. Das zeigen zahlreiche wissen-schaftliche Studien. Eines der zentralen Ziele von Gesundheitsförderung ist deshalb gesundheitlicheChancengerechtigkeit herzustellen. Sozial benachtei-ligte Bevölkerungsgruppen für Gesundheitsförderungzu gewinnen, ist jedoch oft eine besondere Heraus-forderung.Aus diesem Grund koordiniert die WienerGesundheitsförderung (WiG) eine Arbeitsgruppe des aks austria – Forum österreichischer Gesund-heitsarbeitskreise, die sich ausschließlich diesem Thema widmet. Ziel ist, Projektbeispiele und Erfah-rungswissen zusammenzutragen, wie sozial Benach-teiligte noch besser erreicht werden können. Aktu-eller Arbeitsschwerpunkt sind zielgruppenorientierteMethoden in der Gesundheitsförderung. An der Arbeitsgruppe nehmen Vertreter/innen folgender Einrichtungen teil: avomed Tirol, Styria vitalis, aks ge-sundheit GmbH Vorarlberg, NÖ tut gut!, AVOS Salz-burg und PGA – Verein für prophylaktische Gesund-heitsarbeit.Außerdem beteiligt sich seit Oktober auchder Fonds Gesundes Österreich an der Arbeitsgruppe.

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Nach mehr als drei Jahrenals Leiter der Abteilung fürÖffentlichkeitsarbeit undKommunikation ist MichaelKowanz-Eichberger AnfangAugust von der Wiener Ge-sundheitsförderung in denPresseinformationsdienst derStadt Wien gewechselt. Sei-ne Nachfolgerin ist ebenfallsvon Beginn an im Team derWiener Gesundheitsförde-rung und hat die Abteilungschon bisher wesentlich mit-getragen.Franziska Renner hat mehrals 25 Jahre Berufserfahrungim Kommunikationsbereich,als freiberufliche Journalis-tin ebenso wie in einer Full-

WIENER GESUNDHEITSFÖRDERUNG

Service-Agentur. Der neuenHerausforderung sieht sie mitgespannter Gelassenheit ent-gegen. Sie weiß um die aus-gezeichnete Basis der Abtei-lung, die in den vergange-nen dreieinhalb Jahren mitKowanz-Eichberger gelegtwurde. „Die WiG konnte sichin dieser Zeit als die An-sprechpartnerin und Kompe-tenzstelle für Gesundheits-förderung in Wien etablie-ren. Im Veranstaltungsbereichhaben wir mit der LifeLounge und ihren interakti-ven Informationsmodulen ei-ne – wie ich meine – unver-wechselbare Stellung er-reicht.“ Die zentralen Auf-

gaben der Zukunft sieht Ren-ner in der Fortsetzung derkontinuierlichen Medienar-beit sowie in der bestmögli-chen kommunikativen Be-gleitung der Gesundheitsför-derungsprojekte.

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26. OKTOBER 2012

Am 26. Oktober werden wieder zahl-reiche Menschen in ganz Österreich aufden Beinen sein, um durch körperlicheAktivität etwas für ihre Gesundheit zutun. Am Nationalfeiertag findet bereitszum vierten Mal der „Gemeinsam ge-sund bewegen“ Tag statt, der vomFonds Gesundes Österreich unterstütztund von „Fit für Österreich“ veranstal-tet wird. „Fit für Österreich“ ist eineInitiative des Sportministeriums, derÖsterreichischen Bundes-Sportorgani-sation und der Sport-DachverbändeASKÖ, ASVÖ und SPORTUNION. Alle Gemeinden sind eingeladen, allei-ne oder in Kooperation mit Sportverei-nen, aktiv zu werden und die Veran-staltung wieder zum größten bundes-

weiten Bewegungsevent zu machen. Wer sich als Veranstalterin oder Veranstalter beteiligen will, kann dieAngebote in seinem Ort auf der Websitewww.gemeinsambewegen.at anmel-den. Werbematerialien und Give-awayswerden kostenlos zur Verfügung ge-stellt. Teilnehmer/innen können sichüber die genannte Website gezielt Möglichkeiten für körperliche Aktivität auflisten lassen, die beim „Gemeinsamgesund bewegen“ Tag am 26. Oktober inihrer Gemeinde oder auch in ihrem Bun-desland genutzt werden können. Fami-lienwanderungen, Fitmärsche undNordic Walking stehen ebenso auf demProgramm, wie Radausfahrten oder Familien-Tanznachmittage. In einzelnenGemeinden kann auch an einemSchnuppertraining für Golf, Kampfsportoder Klettern teilgenommen werden.

Auch Wanderungen stehen bei der bundesweiten Initiative für gesunde Bewegung auf dem Programm.

Franziska Renner ist die neue Leiterin der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Wiener Gesundheitsförderung

Gesundheitsförderungfür sozial Schwache

Vierter „Gemeinsam gesund bewegen“ Tag

Neue Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit

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GASTBEITRAG

50Prozent der normalgewichti-gen Frauen tun es und fast 90Prozent der Menschen mit

Übergewicht: statistisch gesehen ist Diät zu halten etwas Normales gewor-den. Schlanker hat es uns nicht ge-macht. Und gesünder auch nicht.Gleichzeitig hat der Zwang zur Konfor-mität menschlicher Körper bedenkli-che Dimensionen angenommen. Viel-falt nach dem – ohnehin schon diskus-sionswürdigen – Maßstab des BodyMass Index (BMI) würde bei einer 170Zentimeter großen Frau ein Normalge-wicht zwischen 54 und 72 Kilogrammbedeuten, also 18 Kilogramm Schwan-kungsbreite. Von dieser Variabilität istin den Medien nichts zu merken. ImGegenteil: Als Prototyp gilt das Modelmit der Körpergröße eines Mannes, derTaille eines Kindes und dem Gewichteiner Unterernährten.

Zwei Seiten einer MedailleEine Folge ist, dass übergewichtigeund adipöse Menschen immer stärkerstigmatisiert werden. Selbst viele nor-malgewichtige Frauen und Mädchenempfinden sich heute als zu dick. Siebeginnen mit gesundheitsschädlichenMaßnahmen, wie Diäten und unge-sundem Essverhalten. Über den un-vermeidbaren „Jojo-Effekt“ kommtes nicht nur zu weiterem Übergewicht,sondern nicht selten wird auch derWeg zu manifesten Essstörungen ge-bahnt. Einseitig gemachte, rein ver-haltensorientierte und auf den„Kampf ums Gewicht“ fokussierteKampagnen zur Prävention von Adi-positas können die negativen Effekteder Bilder aus Werbung und Medien

noch verstärken. Sie bleiben im Be-zug auf die Reduktion von Überge-wicht wirkungslos und können dieZahl von Essstörungen sogar noch er-höhen – auch unter den adipösenMenschen. So betrachtet sind Essstö-rungen und Adipositas zwei Seitenderselben Medaille. Maßnahmen zurPrävention sollten diesen Zusammen-hang berücksichtigen und bei den ge-sellschaftlichen und wirtschaftlichenVerhältnissen ansetzen.

Fatal isolierte PräventionsmaßnahmenIn der öffentlichen Debatte werdenbeide Erkrankungen jedoch isoliertvoneinander betrachtet und gemein-same Risikofaktoren ignoriert. Adi-positasexpert/innen fokussieren aufdie körperliche Behandlung. Ernäh-rungsexpert/innen erstellen Ernäh-rungsempfehlungen, Sportinstitutio-nen betonen den Wert von mehr Be-wegung, Versicherungen halten An-reizsysteme wie geringere Prämienbei Gewichtsreduktion für eine guteIdee und Gesundheitsökonom/innendiskutieren Steuern. Essstörungsex-pert/innen werden nicht gehört.Gleichzeitig stellen Lebensmittelhan-del und -industrie die Eigenverant-wortung beim Einkauf in den Vor-dergrund, während im Hintergrundmit gezielten Marketing-Strategiendaran gearbeitet wird, diese auszu-hebeln. Dafür stehen Budgets zur Ver-fügung, die ein Vielfaches der finan-ziellen Mittel für Prävention und Ge-sundheitsförderung betragen. So stelltdie Nahrungsmittelwerbung die Er-nährungspyramide auf den Kopf: 50Prozent der Spots bewerben Fast Food

und Süßwaren, zwei Prozent Obstund Gemüse.

Was ist zu tun?Was ist also zu tun? Erfolg verspre-chend ist nur ein interdisziplinärerund vernetzter Ansatz der Präventi-on von Adipositas und Essstörungen.Es gilt verstärkt, die Adipositas undEssstörungen erzeugende Lebensweltzu verändern. Idealisierte Körpernor-men und gesellschaftliche Schlank-heitsideale, digital bearbeitete Vorbil-der und Gewichtsstigmatisierung ge-hören genauso in Betracht gezogenwie die Zusammensetzung der (Fer-tignahrungs-)Produkte, die stete An-regung zum Essen, die Portionsgrößenund Süßgetränke. Die Verhaltens- undVerhältnisebene einer integriertenAdipositas- und Essstörungspräven-tion in einem breiten Verband vonGesundheitsexpert/innen aus ver-schiedensten Bereichen, Wirtschaft,Industrie, Medien, Werbung und Po-litik muss das Ziel sein und über diederzeit vorherrschenden, punktuel-len Einzelaktionen und -projekte hi-nausgehen.

Der vergebliche Kampf ums GewichtVerhaltensorientierte Maßnahmen gegen Adipositas bleiben

wirkungslos, meint die Expertin für Frauengesundheit MichaelaLanger. Deshalb müsse Prävention bei den Verhältnissen

ansetzen und speziell der gesellschaftliche Zwang zur „Konformität der Körper“ beendet werden.

ZUR PERSON

Michaela Langer ist Klinische und Gesundheitspsychologin. Sie ist seit 1998 inunterschiedlichen Funktionen in der Frauen-gesundheitsförderung und Prävention tätigund seit 2009 stellvertretende Leiterin des Wiener Programms für Frauengesund-heit. Langer ist Co-Autorin der Bücher„Wahnsinnig schön“ und „Im Dienste derSchönheit?“.

Michaela Langer,die stellvertretendeLeiterin des WienerProgramms fürFrauengesundheit

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Wir sind eine Social Profit Orga-nisation“, bringt Thomas Diller,der Geschäftsführer des Ar-

beitskreises für Vorsorgemedizin Salz-burg (AVOS) das Selbstverständnisder von ihm geleiteten Institution aufden Punkt. „Auch wenn wir nicht ge-winnorientiert arbeiten, betrachtenwir uns also keineswegs als ,Non-Pro-fit-Organisation’. Denn wir erhöhendas gesellschaftliche Kapital, indemwir die Gesundheit der Menschen för-dern und den sozialen Zusammen-halt verbessern“, erklärt der gelernteBetriebswirt.

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MENSCHEN & MEINUNGEN

Der Verein AVOS wurde 1973 vonengagierten Mediziner/innen gegrün-det. Ähnlich wie bei aks und avomed,den Einrichtungen für Gesundheits-förderung und Vorsorge in Vorarl-berg und Tirol, ist die medizinischePrävention einer der Tätigkeitsschwer-punkte. Die Gesundheitsförderung inBildungseinrichtungen sowie die re-gionale Gesundheitsförderung sindweitere. Für Betriebe ist der AMDSalzburg – Zentrum für gesundes Ar-beiten zuständig, der ebenfalls vonDiller geleitet wird und mit einemJahresbudget von 2,4 Millionen Euro20 Angestellte und 50 Werkleister/in-nen beschäftigt. Der AMD wurde 1996vom AVOS gemeinsam mit Arbeiter-und Wirtschaftskammer gegründet.

20 Projekte und ProgrammeDer AVOS hat keine Strukturfinanzie-rung, sondern erstellt sein Budget überAufträge der Salzburger Landesregie-rung und der Krankenkassen, die zumTeil vom Fonds Gesundes Österreich(FGÖ) mitfinanziert werden. Derzeitumfasst das 20 größere Projekte undProgramme. Für jedes gibt es auch ei-ne Medizinerin oder einen Mediziner,die ehrenamtlich die ärztliche Leitungübernommen haben.Das Programm „Gesunde Schule“wird an Volksschulen im Land Salz-burg umgesetzt, die „Bewegte Schule“auch in Hauptschulen. In zehn Salz-burger Kindergärten wird derzeit dasModellprojekt „Gesunder Kindergar-ten“ durchgeführt, das zu 100 Prozentvom FGÖ finanziert wird. 37 Ortschaf-ten gehören dem Salzburger Netz-werk für „Gesunde Gemeinden“ an,das 1992 gestartet wurde. „Aus unse-

rer Sicht wäre wünschenswert, wenndie Koordination zwischen Projektenund Programmen, die auf Landesebe-ne schon umgesetzt werden, und bun-desweiten Initiativen künftig noch ver-bessert wird“, meint Diller.

Expert/innen für das eigene WohlbefindenWährend bei der medizinischen Vor-sorge das Know-how der Ärzt/inneneine größere Rolle spiele, sei bei Ge-sundheitsförderung zentral, die Be-troffenen als Expert/innen für ihreigenes Wohlbefinden zu betrach-ten, sagt Diller: „Das kann etwa be-deuten, Menschen, die sich zu wenigbewegen oder übergewichtig sind,nicht einfach ein Maßnahmenpaketvorzuschreiben. Vielmehr sollte zu-nächst nach ihrer Lebenssituationund ihren persönlichen Gesundheits-zielen gefragt werden.“ Das vom FGÖ mitfinanzierte AVOS-Projekt „Gemeinsam gesund“ hat mitrund 80 Teilprojekten, in die jeweilsauch die Betroffenen mit einbezogenwaren, Gesundheitsförderung zu Mi-grant/innen und sozial Benachteiligtenim Land Salzburg gebracht, also zu je-nen, welche die höchsten Krankheits-risiken und die geringsten Gesund-heitsressourcen haben. „Diese Men-schen zu erreichen, ist die größte He-rausforderung für die Gesundheitsför-derung“, betont Diller: „Unsere Erfah-rungen haben gezeigt, dass wir dabeivon wissenszentrierten Angeboten ab-gehen und auf vertrauensvolle Beglei-tung setzen müssen. Das mag mit ei-nem höheren finanziellen Aufwandverbunden sein, ist jedoch der einzigeErfolg versprechende Weg.“

Das Sozialkapital imLand Salzburg erhöhen

Der AVOS Salzburg besteht seit fast 40 Jahren. Er führt Gesund-heitsförderung in Bildungseinrichtungen und Gemeinden durch.Die medizinische Vorsorge ist ein weiterer Schwerpunkt.

DATEN & FAKTEN

Organisation: AVOS – Arbeitskreis für Vorsorgemedizin Salzburg

Arbeitsschwerpunkte: Kindergesundheit, FrüheHilfen, Gesundheitsförderung in Gemeinden und Bil-dungseinrichtungen, Schulungsangebote zu Themenwie Lebensstil, Diabetes und Rauchentwöhnungüber die niedergelassenen Ärzt/innen, ambulanteSchlaganfalltherapie, Zahngesundheit

Mitarbeiter/innen: 65 Angestellte, 40 Beschäftigtemit Werkverträgen, über 350 mitwirkende Ärzt/innen

Jahresbudget 2012: 3,4 Millionen Euro

AVOS-Geschäftsführer Thomas Diller:„Sozial benachteiligte Menschen zuerreichen, ist die größte Herausforderungfür die Gesundheitsförderung.“

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MENSCHEN & MEINUNGEN

Ernährung, Bewegung, seelisches Wohl-befinden und Sicherheit sind die Arbeits-schwerpunkte des Vereins „Gesund-

heitsland Kärnten“.Er hat sich zum Ziel gesetzt,die Gesundheit der Menschen in Österreichssüdlichstem Bundesland zu fördern, zu erhal-ten und zu verbessern. Der Verein wurde 2006gegründet und zählt zu den „jüngeren“ unterden acht im aks austria – Forum österrei-chischer Gesundheitsarbeitskreise vertretenenInstitutionen. „Dadurch konnten wir von denErfahrungen profitieren,die in anderen Bundes-ländern mit Aktivitäten zur Gesundheitsförde-rung bereits gemacht wurden“, meint FranzWutte, der beim Land Kärnten für das Sach-gebiet Gesundheitsförderung und Krankheits-vermeidung zuständig und zugleich Geschäfts-führer des Vereins ist, der seit Juli seinen Sitzin neuen Büros in der Klagenfurter Bahnhof-straße hat.„Gesundheitsland Kärnten“ engagiert sich inden Bereichen gesunde Schule, gesunder Kin-dergarten, gesunde Küche und gesunder Be-trieb. Zentrales Aufgabengebiet ist die Initiati-ve „Gesunde Gemeinden“,die bereits 2002 mitfünf Kommunen gestartet wurde. 2006 wur-

den 35 teilnehmende Gemeinden gezählt.Heute sind es 105 der insgesamt 130 Kommu-nen in Kärnten, die sich durch einen entspre-chenden Beschluss des Gemeinderates dazu be-kannt haben, sich vermehrt für die Gesundheitihrer Bürgerinnen und Bürger einsetzen zuwollen. Dabei werden sie von Mitarbeiter/in-nen von „Gesundheitsland Kärnten“ beratenund begleitet. „Wir wollen keine vorgefertig-ten Konzepte für das ganze Bundesland um-setzen, sondern auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen in den einzelnen Gemeinden eingehen“, betont Wutte.

Auszeichnung für 50 GemeindenGemeinden, die mindestens drei Jahre im Rah-men der Initiative aktiv waren, können sichauszeichnen lassen.St.Georgen im Lavanttal hatEnde September als 50. Ortschaft die „Gesun-de Gemeinde“-Tafel erhalten. Diese steht un-ter anderem dafür, dass ein Arbeitskreis für Ge-sundheitsförderung eingerichtet wurde, an demsich Bürger/innen ehrenamtlich beteiligen. Beiregelmäßigen Treffen sollen dann Gesundheits-ziele für die Gemeinde festgelegt und Maß-nahmen beschlossen werden, um diese zu er-

Aus Erfahrungen lernen

Der Verein „Gesundheitsland Kärnten“ wurde 2006 gegründetund setzt unter anderem die Initiative „Gesunde Gemeinde“ um.105 Kommunen, das sind vier Fünftel der Kärntner Gemeinden,

beteiligen sich bereits daran.

9gesundesösterreich

DATEN & FAKTEN

Organisation: Verein Gesundheitsland Kärnten

Zahl der Mitarbeiter/innen: 11 Angestellte undrund 35 externe Dienstleister/innen

Arbeitsschwerpunkte: Gesunde Gemeinden,Schulen, Kindergärten und Gastbetriebe; Zahnge-sundheit sowie Kampagnen zum Thema Gesund-heitsförderung in ganz Kärnten

Jahresbudget: 1,2 Millionen Euro im Jahr 2012

Das Team von Gesundheitsland Kärnten (von links nach rechts im Bild): Jasmin Sadeghian, Tanja Weber(vorne), Birgit Seifert-Dragy, Gabriela Zwipp, Geschäftsführer Franz Wutte, Manuela Krainer, Sabine Steiner,Andreas Martin und Ingo Appè

reichen.Außerdem sollen aus dem Gemeinde-budget Mittel für Gesundheitsförderung zurVerfügung gestellt werden – die dann durch ent-sprechende Förderungen des Landes Kärnten er-gänzt werden können. Schließlich soll auch do-kumentiert und evaluiert werden, welche Akti-vitäten tatsächlich durchgeführt werden. „In80 Prozent der Gesunden Gemeinden finden re-gelmäßig Nordic Walking- oder Langsamlauf-Treffs statt“, gibt Wutte Beispiele für die konkreten Maßnahmen. Ehrenamtliche Mitar-beiter/innen können sich kostenlos zu Trainer/in-nen ausbilden lassen und werden so dazu be-fähigt, solche Gruppen in ihren Ortschaften zuleiten. Kooperationen mit den örtlichen Sport-vereinen sorgen dafür, dass diese ihre Aktivitä-ten – von Judo bis zu Fußball – in Form vonSchnupperangeboten in Schulen und Kindergär-ten der „Gesunden Gemeinden“ präsentieren.

Kooperationen mit anderen InstitutionenDer Verein Gesundheitsland Kärnten ist auchinsgesamt darum bemüht, Kooperationen ein-zugehen.Wichtige Partner sind unter anderemdie Kärntner Ärztekammer und die Wirtschafts-kammer.Heuer wird zum Themenschwerpunkt„Kärnten bewegt sich gesund“ speziell auchmit der ASKÖ und den Naturfreunden Kärntenzusammengearbeitet (siehe auch Kurzberichtauf Seite 41). Gemeinsam mit dem Berufsför-derungsinstitut und den Volkshochschulen wirdWeiterbildung im Bereich der Gesundheitsför-derung angeboten. „Eine verstärkte Koopera-tion mit dem Arbeitsmarktservice soll zudemkünftig dazu beitragen, dass wir vermehrt so-zial benachteiligte Menschen erreichen“, sagtWutte.

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Die Ernährungswissenschafterin Hanni Rützler im Interview über höhere Lebensqualität durch gesunden Genuss, die Food Trends der Zukunft und den schwierigen Schritt vom Ernährungswissen zum Tun. Text: Dietmar Schobel

Hanni Rützler ist Ernährungswissen-schafterin, Gesundheitspsychologinund Buchautorin. Sie leitet das future-

foodstudio in Wien und interessiert sich als Trendforscherin ebenso für die Vorlie-ben der Durchschnittskonsument/innen wiefür die neuesten Kreationen, die Köche zwi-schen Hongkong, New York und dem Bur-genland aus ihren Woks und Pfannen zau-bern. Im Rahmen der österreichischen Vor-sorgestrategie Ernährung ist sie im Auftragder Wiener Gebietskrankenkasse inhaltli-che Leiterin der Initiative „Richtig essenvon Anfang an“ in der Bundeshauptstadt.Dieses Projekt soll Ernährungswissen zuSchwangeren und Eltern von Säuglingen,bringen. Gesundes Österreich hat Rützler ge-fragt, wo und wie am besten angesetzt wer-den sollte, damit sich mehr Menschen ge-sund ernähren.

GESUNDES ÖSTERREICH Frau Rützler, weshalb sollten wir unsüberhaupt gesund ernähren, statteinfach zu essen, was uns schmeckt –und oft auch glücklich macht?Hanni Rützler: Der Punkt ist: Wir solltennichts nur deshalb essen, weil es gesund ist.Umgekehrt sollten wir das, was uns schmeckt,auch bewusst genießen. Denn Gesundheitund Genuss stehen nicht im Widerspruch zu-einander. Gesunde Ernährung sollte deshalbauch nie für verordneten Verzicht stehen. Ganzim Gegenteil: Die Lust und Freude an gutenund gesunden Produkten sind ein wichtigesStück Lebensqualität und tragen wesentlich zuunserem Wohlbefinden bei.

GESUNDES ÖSTERREICH Wie bringe ich das meiner fünfjährigen Tochter bei, wenn sie

statt Karottensalat lieber Süßigkeiten möchte?Jedes Kind weiß doch heute schon, dass Süßigkeiten nicht empfehlenswert sind. Esgeht nicht darum, dieses Wissen weiterzuge-ben, sondern einen vernünftigen Umgangmit Süßigkeiten zu lehren, damit nicht täglichneu verhandelt werden muss. Ein Beispiel:Das Kind wählt die Eissorte, aber nicht dieMenge. Kinder sollten auch nie gezwungenwerden, etwas zu essen. Vielfalt verführt. Sokann man Obst und Gemüse leichter schmack-haft machen. Zum Beispiel indem verschiede-ne Apfelsorten oder Zubereitungsarten ange-boten werden – roh, als Kompott oder Apfel-mus. Statt als Salat kann Gemüse auch ein-mal gebraten, als Suppe oder als Fingerfoodmit Dips zum Eintauchen serviert werden.Oder Obst kann in Form von Spießchen mitverschiedenen Sorten aufgetischt werden.

IM GESPRÄCH

Geboren: am 9. Februar 1962 in BregenzSternzeichen: WassermannIch lebe in Wien und im Waldviertel beiDrosendorf mit meinem Gatten, dem Publi-zisten und Kulturwissenschafter WolfgangReiter (57) und „Bobo“ (1 Jahr), einer Katzeder Rasse Britisch Kurzhaar „Silver Tabby“,die auch als „Whiskas-Katzen“ bekanntsind.Meine Hobbys sind: Reisen und ganz be-sonders die Esskulturen fremder Länder. Be-vor ich in den Urlaub fahre, habe ich dortmeist schon einen Platz in einem Restaurantreserviert. Beim Paddeln auf der Thaya undder Arbeit im Garten bei unserer Wohnungim Waldviertel finde ich Entspannung. Dorthatte ich auch die wahrscheinlich größte

Sammlung von Duftpelargonien in Österreichangelegt. Leider hat sie das Hochwasser2006 nicht überstanden.Im Wirtshaus bestelle ich am liebsteneine Spezialität des Hauses. Im Gasthaus„Zur Dankbarkeit“ in Podersdorf zum Beispiel eine Fischsuppe und danach einenZander mit Gemüsebeilage nach Saison. Da-zu ein Glas guten Weißweins.Meine Musik: ist Jazz, zum Beispiel vonMiles Davis. Ich höre auch gerne Klassik,vor allem Violinkonzerte aus verschiedenenEpochen und mag Balkan Brass-Musik, wiesie zum Beispiel in den Filmen von Emir Kusturica zu hören ist.Auf meinem Nachtkästchen liegen„Eine Geschichte meiner Nerven“ von Siri

Hustvedt und die „Allmen-Bücher“ von Martin Suter.Was mich gesund erhält ist, gemein-sam mit der Familie und Freunden zu kochenund zu essen, plaudern und lachen zu können, aber auch ins Theater und in Ausstellungen zu gehen sowie zu wandern,um in der Natur etwas Ruhe und Ausgleichzu finden.Was krank machen kann, sind Stress,der Drang zur Perfektion und zu viel auf einmal zu wollen.Diese Eigenschaften beschreibenmich am besten: Ich bin immer neugierig, meist emphatisch, häufig kreativund manchmal zu ungeduldig.

HANNI RÜTZLER

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GESUNDES ÖSTERREICH Und wenn das alles nichts nützt?Dann braucht es vor allem Geduld und Hu-mor, denn man kann Kinder nicht zum Essenzwingen. Aber man kann Spielregeln auf-stellen – zum Beispiel, dass etwas Neuesprobiert wird, aber nicht aufgegessen wer-den muss. Das gilt dann natürlich auch für dieErwachsenen. Dabei ist es gut zu wissen:Unsere Geschmacksvorlieben sind antrai-niert. Aus Studien wissen wir, dass wir nichtessen, was uns schmeckt, sondern dass unsschmeckt, was wir öfter essen. Es lässt sichalso üben, Geschmack an einer gesundenKüche zu finden und diese zu genießen.

GESUNDES ÖSTERREICH Laut eineraktuellen Studie gibt es heute in Ös-terreich im Vergleich zu den 1990er-Jahren um 50 Prozent mehr Kindermit Übergewicht und Adipositas. Waskönnen wir noch dagegen tun, außerdie Freude am gesunden Genuss zufördern?

Ein wichtiger Aspekt ist, dass Eltern die Ernäh-rung nicht für die Erziehung einsetzen sollten.Süßigkeiten, salzige Snacks oder zuckerreicheLimonaden sollten nicht als Belohnung die-nen und ihr Entzug nicht als Strafe – so be-kommen diese Lebensmittel nur eine allzugroße Bedeutung. Auf institutioneller Ebeneist es sinnvoll die Gemeinschaftsverpflegungmöglichst ausgewogen zu gestalten, wie dasaktuell auch bei verschiedenen Projekten imRahmen der österreichischen Vorsorgestra-tegie Ernährung geschieht. So wird die Wahldes gesünderen Lebensmittels leichter ge-macht. Gerade auch wenn in Kindergärten undSchulen gemeinsam gegessen wird, solltedies in einer angenehmen, liebevoll gestalte-ten Atmosphäre geschehen und genügendZeit zur Verfügung stehen. Das wird heute im-mer wichtiger, weil es zunehmend wenigerHaushalte gibt, in denen regelmäßig alle Fa-milienmitglieder an einem Tisch sitzen.

GESUNDES ÖSTERREICH WelcheTrends gibt es in der Ernährung?

In Österreich wurde die erste Verzehrserhe-bung, also eine Erhebung was, wann und wogegessen wird, 1994 durchgeführt. Daranwar ich beteiligt. Seither sind zum Beispiel Spa-ghetti mit verschiedenen Saucen zu einemgängigen Hauptgericht geworden – davorgab es Nudeln nur als Beilage oder als Sup-peneinlage. Und wer hätte vor 20 Jahren ge-dacht, dass eines Tages viele Österreicherin-nen und Österreicher rohen Fisch essen wür-den? Heute sind Sushi und Sashimi Gerich-te, die für Teile der Gesellschaft nicht mehr exo-tisch sind und generell gibt es einen Trend zurasiatischen Küche mit einem deutlich höhe-ren Gemüse- und Fischanteil.Die Entwicklung weg vom Fleisch und hin zumGemüse wird vor allem in Spitzenrestau-rants, zunehmend aber auch in innovativenWirtshäusern sichtbar. Die Topköche habenlängst begonnen, aus immer neuen pflanz-lichen Zutaten feine, kulinarische, überwie-gend vegetarische Gerichte zu kreieren. Sol-che Innovationen finden früher oder späterauch Eingang in unsere alltägliche Esskultur.

Hanni Rützler: „Gesundes Essen im Alltag kann ein spielerischer Balanceakt sein.“

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IM GESPRÄCH

12 gesundesösterreich

Weltweit ist als Gegenbewegung zur Globa-lisierung auch ein Trend zu regionalen Er-zeugnissen und Gerichten zu beobachten.Regionale Speisen werden nicht nur in Ös-terreich mit mehr Geschmack, aber auch mitmehr Nachhaltigkeit verbunden und bergendaher großes Zukunftspotenzial.

GESUNDES ÖSTERREICH Spiegeln sich diese Trends auch in einem zunehmend gesünderen Ernährungs-verhalten der Durchschnitts-konsument/innen wider?Der Obst- und Gemüsekonsum hat im Durch-schnitt in Österreich in den vergangenenJahren und Jahrzehnten etwas zugenom-men. Dies ist jedoch vor allem durch eine re-lativ starke Zunahme in der Gruppe der bes-ser gebildeten und einkommensstärkerenMenschen bedingt. Bei den bildungsfernenTeilen unserer Gesellschaft hat es noch kei-ne nennenswerten Verbesserungen gege-ben. Doch das Wissen, worin eine gesundeErnährung besteht, hat sich in der jüngerenVergangenheit stark verbessert. Es gibt alsoimmer mehr Menschen, die gut darüber in-formiert sind, dass die Ernährung abwechs-lungsreich und vielfältig sein sollte, mit vielObst, Gemüse, mehr Vollkorn und weniger

fett- und zuckerreichen Lebensmitteln. Dochleider schauen derzeit noch zu viele Menschenauf das, was sie nicht essen sollten, stattden Fokus auf das zu legen, wovon sie mitgutem Gewissen mehr essen können, ohneihre Geschmacksvorlieben zu ignorieren.

GESUNDES ÖSTERREICH Wie kann derSchritt vom Ernährungswissen zumTun erleichtert werden?Wie erwähnt kann die Gemeinschaftsver-pflegung gesünder und ausgewogener gestal-tet werden – nicht nur in Kindergärten undSchulen, sondern auch in Heimen für Senio-rinnen und Senioren oder in Betriebskantinen,wenn der Fokus nicht nur auf „gesund“,

sondern auf „besser“ und„kulinarischer“ gestelltwird. Zudem sollte die Ge-legenheit genutzt werden,den Kindern in den Kin-dergärten und Schulen dieVielfalt an Lebensmittelnzu zeigen und sie sinnlicherfahren zu lassen, wo die-se herkommen und wie sieproduziert werden. Schu-len könnten beispielswei-se öfter Gemüsegärten

oder spezielle Bauernhöfe besuchen, damitKinder einen stärkeren Bezug zu den Lebens-mitteln entwickeln können. Um auch Mi-grantinnen und Migranten sowie sozial Be-nachteiligte zu erreichen, müssen wir nochgenauer darauf achten, wo und mit welchenErnährungsthemen wir sie ansprechen und in-teressieren können. So gibt es zum BeispielMigrantinnen und Migranten, die in ihremHerkunftsland oder in ihrer neuen HeimatArmut erfahren. Diese Zielgruppen habennaturgemäß weniger Problembewusstseinfür Übergewicht von Kindern. Generell gilt,dass Menschen mit materiellen Problemen zu-nächst meist andere Sorgen haben, als aufeine gesunde Ernährung zu achten.

Hanni Rützler hat zahlreicheSachbücher als Autorin oderCo-Autorin veröffentlicht.Im Folgenden werden zwei ihrer Publikationen vorgestellt:

„Was essen wir morgen“ ist imSpringer Verlag erschienen und be-schreibt „13 Food Trends der Zu-kunft“, denen jeweils ein Kapitelgewidmet ist. „Convenience Coo-king“, also neue Formen von Fertig-und Halbfertiggerichten für eine Ge-sellschaft, die dem Einzelnen immerweniger Zeit zum Kochen lässt,zählt laut der Autorin ebenso dazuwie der Gegentrend des „SlowFood“. Letzteres bedeutet nicht nur,sich für die Zubereitung lokaler Spe-zialitäten die nötige Zeit zu neh-men, sondern auch authentischeund qualitätsvolle Produkte aus der

Region zu verwenden. Das Werkzeigt Entwicklungen am Lebensmit-telmarkt auf, die nach wie vor zubeobachten sind. Es beschreibtauch die Chancen, die sich darausfür Landwirtschaft, Lebensmittelver-arbeiter, Gastronomie und Handelergeben. Konsument/innen sollenauf den guten und gesunden Ge-schmack gebracht werden und er-halten Orientierungshilfen für einenbewussten Einkauf.

Hanni Rützler:„Was essen wir morgen – 13 Food Trends der Zukunft“,2005, Springer Verlag Wien,176 Seiten, 36,95 Euro.

Um aktuelle Entwicklungen rundums Essen und Genießen geht esauch in dem Sachbuch „FoodChange – 7 Leitideen für eineneue Esskultur“, das Hanni Rütz-ler gemeinsam mit ihrem Ehemann,

dem Dramaturgen, Publi-zisten und Kulturwissen-schafter Wolfgang Reiterverfasst hat. Markt-trends, die bei den Pro-duzent/innen von Le-bensmitteln, im Handel,in Restaurants und beiden Konsument/innenjetzt schon zu erkennen

sind, werden darin um ethischePrinzipien erweitert. So ergebensich jene sieben Leitideen, an denensich eine bessere und gesündereKultur des Genießens künftig nachAnsicht der beiden Autor/innen ori-entieren sollte. Dabei sollen folgen-de einfachen Grundsätze gelten:

• Natürlich ist besser als künstlich• Umweltgerecht ist besser als

umweltbelastend•Vielfältig ist besser als eintönig• Gemeinsam ist besser als einsam• Oder einfach: Besser ist mehr.

Hanni Rützler und Wolfgang Reiter:„Food Change – 7 Leitideenfür eine neue Esskultur“,2010, Hubert Krenn Verlag,Wien,172 Seiten, 19,95 Euro.

BUCHTIPPS

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WISSEN

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EU-STUDIE

Knapp ein Viertel der Menschenin Österreich haben Schwierigkei-ten zu verstehen, was ihr Arztihnen sagt. Und sogar rund einDrittel der Österreicherinnen undÖsterreicher haben Probleme da-mit, Gesundheitsinformationenin den Medien richtig zu interpre-tieren. Diese und ähnliche Fä-higkeiten werden unter dem Be-griff „Gesundheitskompetenz“zusammengefasst.Wie hoch die-se in Österreich und sieben an-

deren europäischen Ländern imDurchschnitt ist, wurde im Rah-men einer EU-Studie erhoben,die vom Fonds Gesundes Öster-reich mitfinanziert und von einemTeam unter der Leitung von Jürgen Pelikan, vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Gesund-heitsförderungsforschung, wis-senschaftlich betreut wurde. ProLand wurden jeweils rund 1.000Menschen ab 15 Jahren befragt.

Das Gesamtergebnis: ImDurchschnitt haben die Europä-er/innen in den acht untersuch-

ten Ländern zu 53,7 Prozent ei-ne ausreichende oder sogar aus-gezeichnete Gesundheitskom-petenz oder auch „Health Lite-racy“. Bei durchschnittlich 34,5Prozent der Menschen ist diesejedoch problematisch und bei11,8 Prozent sogar „nicht aus-reichend“. Für Österreich sinddie Werte noch schlechter: 38,1Prozent der Bürger/innen habeneine „problematische“, 16,7 ei-ne „nicht ausreichende“ Ge-sundheitskompetenz. „Mangeln-de Gesundheitskompetenz stehtin Zusammenhang zu geringeren

Chancen, ein gesundes Lebenzu führen und ist bei Personenaus sozial schwächeren Grup-pen besonders häufig“, betontPelikan. „Die Ergebnisse zeigenauch, dass der Fonds GesundesÖsterreich mit seinem Arbeits-schwerpunkt ,Schaffung gesund-heitlicher Chancengerechtigkeit’an der richtigen Stelle ansetzt“,meint deshalb Christa Peinhaupt,die Leiterin des Fonds GesundesÖsterreich.

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Verstehen Sie Gesundheit?

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WISSEN

KOCHBUCH DES FGÖ

Frühling – Sommer – Herbst– und Winter: jede Jahreszeithat ihre Reize. In jeder wirdauch wohlschmeckendes Ge-müse preiswert angeboten.Das Buch „Kochen mit Gemü-se – Saisonal – Regional –Frisch“ zeigt, wie es am bes-ten und gesündesten zuberei-tet werden kann. Es enthältmehr als 70 praxiserprobte

PROGRAMM FÜR KINDERGÄRTEN

Rezepte, die von versiertenKöch/innen zur Verfügung ge-stellt wurden und wendet sichspeziell an die Betreiber/in-nen und Köch/innen vonGroßküchen. Das von RitaKichler, Gesundheitsreferen-tin beim Fonds Gesundes Ös-terreich (FGÖ) und der Ernäh-rungswissenschafterin Vere-na Rainer verfasste Werk istmit zahlreichen Fotos von Ul-rike Köb bebildert. Beim welt-weit größten Wettbewerb für

Kochbücher, der in Frankreichveranstaltet wird, wurde esbereits mit dem „GourmandWorld Cookbook Award“ prä-miert. Das Buch mit zahlrei-chen Tipps für gesundes Ko-chen in der Gemeinschafts-verpflegung ist für Betriebskü-chen und Gastronomiebetrie-be kostenlos beim Fonds Ge-sundes Österreich erhältlich;telefonisch unter: 01/895 0400-0 oder per E-Mail an:[email protected]

Alles über gesundes Kochen mit Gemüse

ACHT LEHRGÄNGE

Der Verein für ProphylaktischeGesundheitsarbeit (PGA), mitHauptsitz in Linz, setzt im Bur-genland seit 2008 im Auftragdes Landes Burgenland, desFonds Gesundes Österreichund der Burgenländischen Ge-bietskrankenkasse das Projekt„Gesundes Dorf“ um. Aktuellwerden bereits 40 Gemeindenin Österreichs östlichstem Bun-desland betreut. Seit Herbstwerden nun im Rahmen der„PGA Akademie“ auch acht

Lehrgänge im Gesundheits-und Sozialbereich im Burgen-land angeboten.Die Lehrveran-staltungen finden in Großpe-tersdorf statt. Das Schulungs-programm umfasst unter an-derem Diplom-Ausbildungenund Ausbildungen in Traditio-neller Europäischer Medizin(TEM),Mediation,Gesundheits-und Seniorentraining sowie Case Management.Weitere In-formationen bei Carina Tuider,mobil: 0699/73 77 77 55, E-Mail: [email protected] oderim Internet unter:www.pga.at

PGA-Akademieeröffnet im Burgenland

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Das Österreichische Jugendrot-kreuz bietet mit „ROKO mit demRoten Kreuz“ erstmals ein Pro-

gramm für den Kindergarten an. Die Co-mic-Figur „ROKO“ begleitet Kindergar-tenkinder, wenn sie lernen, wie man Si-tuationen sicher meistert – denn schondie Kleinsten können einfache Erste-Hil-fe-Maßnahmen erlernen. In Bilderbuch-geschichten zum Vorlesen erklärt RO-KO, wie Kinder bei kleineren Notfällenhelfen und wie sie Hilfe holen können.Das erste Heft ist den Themen „ErsteHilfe und Gefahrensensibilisierung“ ge-widmet, weitere werden sich mit demThema Sicherheit beschäftigen. Nebenden Heften für Kindergartenkinder gibtes im Rahmen des ROKO-Programmsauch Mappen mit Begleitmaterialienund dem ROKO-Song für Kindergarten-pädagog/innen. Die Unterlagen sind für Kindergärten und Rotkreuz-Dienst-stellen kostenlos erhältlich. Weitere Informationen im Internet, unter: www.jugendrotkreuz.at/kindergarten

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UMFRAGE

Petra LehnerErnährungsexpertin im Büro des Bundesministers für Gesundheit

Nein, als Einzelmaßnahme haben solche Steuern im Allgemeinen nicht den erwünschten Effekt. Was speziell Dänemark betrifft, müssen die Voraussetzungen berücksichtigt werden, die dort bestehen. Die Fettsteuer wird von den Erzeugern ein-gehoben, und zwar auf Produkte mit einem Anteil an gesättigten Fettsäuren von mehr als 2,3 Prozent. Das macht etwa einViertelkilo Butter in der Produktion um 35 Cent teurer. In Dänemark gibt es jedoch im Handel kaum Preisunterschiede beiButter und ähnlichen Produkten, während diese in Österreich zwischen den einzelnen Marken bis zu 100 Prozent betragenkönnen. Würde eine derartige Steuer in Österreich eingeführt, wäre also davon auszugehen, dass vor allem der Marktanteilder billigeren Produkte wachsen würde.Generell wissen wir auch, dass so genannte „Junk Food“-Steuern durchaus hoch sein müssten, damit der Verbrauch der besteuerten Produkte tatsächlich merkbar sinken würde. Davon wären wiederum vor allem jene Menschen betroffen, dieohnehin schon einen relativ hohen Anteil ihres Haushaltsbudgets für Lebensmittel aufwenden müssen. Außerdem werdensolche Steuern aus gesundheitlicher Sicht ja meistens angedacht, um den Anteil an übergewichtigen Menschen zu reduzie-ren. Bezahlen müssten sie dann aber auch die Normalgewichtigen. Deshalb sollte viel eher auf Seite der Subventionen über Lenkungsmaßnahmen nachgedacht werden. Das heißt, die Erzeugung von Schlagobers oder Fleischwaren sollte zumBeispiel weniger, jene von Obst und Gemüse klar stärker gefördert werden.

Petra RustAssistenz-Professorin am Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Wien und Vizepräsidentinder Österreichischen Gesellschaft für Ernährung

Nein. Nahrungsmittel lassen sich nicht nach derart simplen Kriterien in gesunde und ungesunde einteilen. Wenn wir die Fettsteuer als Beispiel nehmen, so gibt es durchaus auch fettarme Speisen, die in größeren Mengen ungesund seinkönnen, wie fettarme Chips mit viel Salz. Olivenöl, dessen Verwendung als gesund gilt, ist hingegen fettreich. Insgesamtbetrachtet, ist es sehr kompliziert oder fast unmöglich, eindeutige und faire Kriterien für eine Abgabe auf ungesunde Produkte festzulegen. Außerdem ist zu hinterfragen, inwieweit sich das Einkaufs- und Ernährungsverhalten durch denPreis steuern lassen würde. Gerade bei entbehrlichen Produkten wie süßen oder sauren Snacks gibt es je nach Markegroße Preisunterschiede, sodass bei einer höheren Besteuerung wohl voraussichtlich nur zum jeweils billigeren Produktgegriffen werden würde. Um mehr Menschen zu einer ausgewogenen Ernährung zu bewegen, erscheint es mir deshalbsinnvoller, die Angebote in der Gemeinschaftsverpflegung ausgewogen zu gestalten und durch Information das Bewusst-sein für gesunde Ernährung zu erhöhen. Dazu würde vor allem auch eine einfache, allgemein verständliche Form derKennzeichnung von Lebensmitteln gehören. Auf Ebene der Europäischen Union ist es bislang noch nicht gelungen, einderartiges System durchzusetzen.

Ingrid KieferLeiterin der Unternehmenskommunikation der Österreichischen Agentur für Gesundheit undErnährungssicherheit GmbH (AGES)

Nein. Das ist aus Sicht der Ernährungswissenschaft und speziell der Ernährungspsychologie der völlig falsche Ansatz.Wir wollen ja nicht durch Steuern den Eindruck vermitteln, dass bestimmte Produkte gänzlich verboten sind und am bestengar nicht genossen werden sollten. Dadurch werden diese Lebensmittel nur umso interessanter. Im Sinne der Ernährungs-pyramide soll vielmehr kommuniziert werden, dass es keine gesunden und ungesunden Produkte gibt, sondern nur auf die Menge ankommt. Das heißt bekanntlich, dass Lebensmittel wie Obst und Gemüse gerne auch täglich und in größerenMengen genossen werden sollen, während aus gesundheitlichen Gründen Süßes, Fettes und Salziges nur selten und inkleinen Mengen verzehrt werden sollte.Außerdem ist nicht zu erwarten, dass zum Beispiel durch eine Steuer auf gesättigte Fettsäuren umgekehrt auch mehr gesunde Produkte wie Obst und Gemüse gegessen würden. Schließlich wären von solch einer Abgabe auch gesunde Lebensmittel betroffen, die einen hohen Anteil gesättigter Fettsäuren enthalten, wie etwa Vollmilch – die aufgrund ihreshohen Calciumgehalts für die Entwicklung von Kindern wichtig sein kann. Statt neue Steuern einzuführen, ist es deshalbunter anderem empfehlenswert, möglichst früh eine gesunde Einstellung zu gesunder Ernährung und das Wissen um diese zu fördern.

Dänemark hebt seit Oktober vergangenen Jahres eine „Fettsteuer“ ein. In Frankreich gilt eine höhere Steuer für gesüßte Getränke. Kann so die Gesundheit der

Bevölkerung gefördert werden? Wir haben dazu drei Expertinnen befragt.

Soll ungesunde Ernährung höher besteuert werden?

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16 gesundesösterreich

WISSEN

Der Anstieg war „drastisch“. Sowird in der von Bundesge-sundheitskommission be-

schlossenen österreichischen „Vor-sorgestrategie“ die kontinuierlicheZunahme der Zahl an übergewichti-gen oder adipösen Menschen in deneuropäischen Ländern während dervergangenen drei Jahrzehnte be-schrieben. In Österreich sind unterden Männern ab 15 Jahren laut Da-ten aus der aktuellen Gesundheitsbe-fragung der Statistik Austria 43 Pro-zent übergewichtig, weitere zwölfProzent adipös, also krankhaft fett-leibig. Von den Frauen ab 15 Jahrensind 29 Prozent übergewichtig und13 Prozent adipös.

Diese Fakten sind nicht neu, die mög-lichen Folgen bekannt: Übergewichtund Adipositas erhöhen unter an-derem in erheblichem Maße das Ri-siko, an Herz-Kreislauf-Erkrankun-gen, Diabetes Typ 2 oder bestimm-ten Krebsarten zu erkranken. Neuist jedoch die Vorgangsweise, durchdie dieser Trend verlangsamt, ge-stoppt oder umgekehrt werden soll.In der „Vorsorgestrategie“ ist festge-legt, wie zwischen 2011 und 2013zehn Millionen Euro gezielt für qua-litätsgesicherte Maßnahmen für ge-sündere Ernährung für alle in Ös-terreich lebenden Menschen einge-setzt werden sollen.

Zehn Millionen für ausgewogene Ernährung„Basis ist die Vereinbarung zwischenBund und Ländern gemäß Para-graph 15a des Bundesverfassungsge-setzes über die Organisation und Fi-nanzierung des Gesundheitswesens,laut der jährlich Mittel im Ausmaßvon dreieinhalb Millionen Euro fürüberregional bedeutsame Vorsorge-programme zur Verfügung stehen“,erklärt Judith delle Grazie. Die Han-delswissenschafterin (siehe auch Por-trät auf Seite 4) leitet die Abteilungfür Gesundheitsförderung und Prä-

vention des Bundesministeriums fürGesundheit (BMG) sowie die imBMG neu eingerichtete Koordinati-onsstelle für die Vorsorgestrategie.In dieser „Strategie zur Verwendungder Vorsorgemittel“, die von der Ge-sundheit Österreich GmbH (GÖG)erarbeitet wurde, ist beschrieben,wie dieses Budget von Bund, Län-dern und den Sozialversicherungs-trägern so verwendet werden soll,dass möglichst positive Effekte fürdie Gesundheit möglichst zahlrei-cher Österreicherinnen und Österrei-cher erwartet werden können. „DasSchwerpunktthema Ernährung wur-de ausgewählt, weil hier hoherHandlungsbedarf besteht. Zudemist für Gesundheitsinitiativen in die-sem Bereich wissenschaftlich sehrgut belegt, dass sie tatsächlich dieerwünschten Wirkungen erbringen“,betont delle Grazie.In der Vorsorgestrategie wird auchvorgegeben, dass keine neuen Pro-jekte entwickelt, sondern bestehen-de Beispiele guter Praxis möglichstflächendeckend umgesetzt werdensollen. Dafür werden drei konkretebewährte Gesundheitsinitiativenvorgeschlagen (siehe auch Kasten:„Drei Beispiele guter Praxis“ auf Seite 18).

Gemeinsam für gesündere Ernährung

in ganz ÖsterreichFehl- und Überernährung kann Diabetes, Herzinfarkte,Schlaganfälle und bestimmte Formen von Krebs mitverursachen. Die Vorsorgestrategie soll möglichst vielen Menschen durch gezielte Maßnahmen eine ausgewogene Ernährung ermöglichen. Text: Dietmar Schobel

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Rita Kichler, Gesundheitsreferentin mitSchwerpunkt Ernährung beim Fonds Gesun-des Österreich: „Es ist sehr positiv, dass erfolgrei-che Projekte für eine ausgewogene und abwechs-lungsreiche Ernährung nun im Rahmen der Vorsor-gestrategie in ganz Österreich umgesetzt werden.“

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15 Maßnahmen in ganz Österreich„Auf Ebene der Länder werden nunzwischen 2011 und 2013 insgesamt 15Maßnahmen umgesetzt: entweder vonden Landesgesundheitsfonds oder derjeweiligen Gebietskrankenkasse odervon den Institutionen gemeinsam. Au-ßerdem werden auf BundesebeneMaßnahmen im Rahmen des Nationa-len Aktionsplans Ernährung und derKindergesundheitsstrategie mit denVorsorgemitteln unterstützt“, erläu-tert Nadine Peischl, die in der Koordi-nationsstelle im BMG alle operativenAbläufe rund um die Vorsorgemittel,wie die Kommunikation mit den Mit-telempfängern und die Berichts- undAbrechnungsprüfung, koordiniert. In-haltlich liegt ein Schwerpunkt auf demProgramm „Richtig essen von Anfang

an!“ (REVAN) der österreichischenAgentur für Gesundheit und Ernäh-rungssicherheit (AGES), des Bundes-ministeriums für Gesundheit (BMG)und des Hauptverbands der österrei-chischen Sozialversicherungsträger,das im Rahmen der Vorsorgestrategienun in jedem Bundesland durchge-führt wird. Dabei werden Multipli-kator/innen wie Diätolog/innen, Er-nährungswissenschafter/innen, Heb-ammen oder Ärzt/innen im Bezugauf ausgewogene Ernährung geschultund unter anderem Schwangere, Stil-lende, Eltern von Säuglingen und de-ren Angehörige beraten.„Ein zweiter Schwerpunkt liegt aufMaßnahmen, die zu gesünderen ,Er-nährungsverhältnissen’ beitragen sol-len, indem die Gemeinschaftsverpfle-

gung in Kindergärten, Schulen, Kran-kenhäusern und Heimen für Pensio-nist/innen“ verbessert wird“, erklärtRita Kichler, Gesundheitsreferentin mitSchwerpunkt Ernährung beim FondsGesundes Österreich (FGÖ). In die-sem Bereich dient die Initiative

Die Leiterin Judith delleGrazie (rechts im Bild) und ihreMitarbeiterinNadine Peischlvon der Koordina-tionsstelle für dieVorsorgestrategieim Gesundheits-ministerium

„Fehl- und Überernährung sind Mitverursacher vonheute sehr häufigen Erkrankungen wie Herzinfarktund Schlaganfall, Krebs oder Diabetes. Durch wirk-same Maßnahmen im Bereich Übergewicht könn-ten wir unser Gesundheitswesen um etliche hun-dert Millionen Euro entlasten und die Lebensquali-tät der Betroffenen verbessern“, schreibt Bundes-minister Alois Stöger im Vorwort zu dem vom Ge-sundheitsministerium herausgegebenen „Nationa-len Aktionsplan Ernährung (NAP.e)“, der im Jänner2011 vom Ministerrat angenommen wurde.Das strategische Dokument wird nunmehr alljähr-lich aktualisiert, was auch einen Überblick über be-reits getroffene Maßnahmen beinhaltet. Konkretwerden deshalb im aktuellen NAP.e 2012 speziellauch die Aktivitäten auf Basis der Vorsorgestrate-gie erwähnt, welche im Aktionsplan ihren breiterenthematischen Rahmen haben. Der NAP.e berück-sichtigt auch die Grundprinzipien der Ottawa Char-ta zur Gesundheitsförderung. So sollen etwa Netz-werke gefördert sowie für alle Menschen der Zu-gang zu gesunder Ernährung verbessert werden.Der Nationale Aktionsplan Ernährung kann im In-ternet unter www.bmg.gv.at/home/Schwer-punkte/Ernaehrung kostenlos herunter geladenwerden.

NATIONALER AKTIONSPLANERNÄHRUNG

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„Gemeinsam essen“ als eines der Beispiele guter Praxis. Diese ist wie-derum aus dem vom FGÖ mitfinan-zierten Projekt „anders essen“ hervorgegangen, bei dem das Verpflegungs-angebot in steirischen Lehrlingshäu-sern mit reger Beteiligung der Leh-rer/innen, Schüler/innen und vor al-lem auch des Küchenteams optimiertwurde. „Der FGÖ fördert seinem Auf-trag gemäß Pilotprojekte mit nach-haltiger Wirkung. Deshalb ist es sehrpositiv, dass Maßnahmen für ausge-wogene Ernährung, die sich als be-sonders erfolgreich erwiesen haben,nun im Rahmen der Vorsorgestrate-gie in ganz Österreich umgesetzt wer-den“, sagt Kichler.

Wie das Budget verteilt wirdDas gesamte Budget, das von 2011bis 2013 verfügbar ist, wird von derBundesgesundheitsagentur zu einemFünftel an den Bund, zu zwei Fünftelnan die Sozialversicherung und zu wei-teren zwei Fünfteln an die Länder verteilt. Die Anteile, die länderweise

WISSEN

Richtig essen von Anfang anDieses Projekt wird von der ÖsterreichischenAgentur für Gesundheit und Ernährungssicher-heit GmbH (AGES), dem Bundesministerium fürGesundheit und dem Hauptverband der Öster-reichischen Sozialversicherungsträger durchge-führt. Von den Erfahrungen aus entsprechendenWorkshops der Steirischen Gebietskrankenkasseausgehend, hat das Projektteam qualitätsgesi-cherte Schulungsunterlagen zu den Themen ge-sunde Ernährung in Schwangerschaft und Still-zeit sowie im Beikostalter erarbeitet. Diese wer-den nun nach einer entsprechenden Schulungvon Multiplikator/innen wie Ärzt/innen, Diäto-log/innen, Ernährungswissenschafter/innen undHebammen verwendet, um in Workshops inganz Österreich der Zielgruppe der Schwange-ren, Eltern von Kleinkindern und deren Angehö-rigen aktuelles Wissen zu gesunder Säuglings-und Kleinkindernährung zu vermitteln.

Gemeinsam EssenDas Projekt baut auf dem vom FGÖ mitfinan-

zierten Projekt „anders Essen“ in Lehrlingshäu-sern auf und wird von Styria vitalis im Auftragdes Steirischen Gesundheitsfonds durchgeführt.Ein Projektzyklus dauert eineinhalb Jahre undgliedert sich in vier Arbeitsschritte: Diagnoseund Zielformulierung, Planung der Maßnahmenund Arbeitsschritte, Durchführung von Interven-tionen sowie Zielkontrolle und Reflexion. Ge-samtziel ist, dass Gemeinschaftsküchen, etwa inBetrieben, Bildungseinrichtungen oder Heimenfür Senior/innen gesünderes Essen anbieten –also zum Beispiel mehr Obst, Gemüse und Voll-kornprodukte, weniger fettreiche Speisen, undweniger oder keine Getränke mit hohem Zucker-gehalt. Weiters sollen nach Möglichkeit biologi-sche, regionale und saisonale Lebensmittel ein-gekauft werden. Auch soziale Komponenten sol-len berücksichtigt werden, etwa durch angeneh-me Gestaltung der Speisesäle oder durch diegemeinsame Optimierung der Arbeitsabläufe inder Küche. Bei der Initiative wird mit zwei Grup-pen gearbeitet: einerseits dem gesamten Kü-chenpersonal, andererseits mit den „Stakehol-

dern“, wie etwa Pflegeheimleiter/innen, Schuldi-rektor/innen oder Geschäftsführer/innen undVertreter/innen der Kund/innen der jeweiligenGemeinschaftsküche – wie etwa Senior/innen,Schüler/innen oder Beschäftigten.

Netzwerk SchulverpflegungGesündere Ernährung und mehr regionalen undsaisonalen Einkauf in der Gemeinschaftsverpfle-gung und zwar speziell in Ausbildungsstättensoll auch das „Netzwerk Schulverpflegung“ deraks gesundheit GmbH in Vorarlberg bringen. Beidieser Initiative wird vor allem auf regelmäßigeNetzwerktreffen, Erfahrungsaustausch und Wis-sensvermittlung gesetzt, um so letztlich prakti-sche Verbesserungen zu erzielen. Netzwerkpart-ner/innen sind Schüler/innen, Pädagog/innen,Schulärzt/innen, Elternvertreter/innen, Caterer,Getränkeproduzenten, Vertreter/innen des Lan-desschulrates, der Landwirtschaftskammer, derGebietskrankenkasse, des Fonds Gesundes Vor-arlberg, der Gemeinden sowie der aks gesund-heit GmbH.

DREI BEISPIELE GUTER PRAXIS

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Bundesland

Burgenland

Kärnten

Niederöster-reich

Oberösterreich

Salzburg

Steiermark

Tirol

Vorarlberg

Wien

Bund

Projekt + Projektträger

Land Burgenland: GeKiBu – Gesunde Kindergärten im Burgenland

BGKK: Richtig Essen von Anfang an Burgenland – Ernährungsberatung in der Schwangerschaft und nach der Geburt (Stillen und Beikost)

Land Kärnten und KGKK: Richtig essen von Anfang an Kärnten – Ernährungsberatung in der Schwangerschaftinklusive Beikosteinführung erweitert um Baby-friendly Hospital-Initiative

NÖ Gesundheits- und Sozialfonds: Gemeinsam besser essen

NÖGKK: Richtig Essen von Anfang an Niederösterreich – Ernährungsberatung in der Schwangerschaft und nach der Geburt (Stillen und Beikost)

Land Oberösterreich: Einführung des Netzwerkes „Gesunder Kindergarten“

OÖGKK: Gesund Essen von Anfang an – OÖ (Ernährungsberatung in der Schwangerschaft inklusive Beikosteinführung)

Land Salzburg und SGKK: Richtig essen von Anfang an – Salzburg (Ernährungsberatung in der Schwangerschaft inklusive Beikosteinführung)

Gesundheitsfonds Steiermark und STGKK: Gesunde Ernährung in der Steiermark – Ernährungsberatung in der Schwangerschaft inklusive Beikostempfehlungen und „Gemeinsam g’sund genießen“

Land Tirol und TGKK: Richtig essen von Anfang an Tirol – Ernährungsberatung in der Schwangerschaft und Beikosteinführung und „Genussvoll Essen im Kindergarten“

Land Vorarlberg: Gemeinsam Essen in Vorarlberger Bildungseinrichtungen

VGKK: Richtig Essen von Anfang an Vorarlberg – Ernährungsberatung in der Schwangerschaft

Wiener Gesundheitsförderung: „Wiener Netzwerk Kindergartenverpflegung“

WGKK: Richtig Essen von Anfang an Wien – Ernährungsberatung in der Schwangerschaft „Gesund ins Leben starten“ (inklusive Beikostempfehlungen)

Aktivitäten im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Ernährung (NAP.e):„Unser Schulbuffet“ – Optimierung der Schulverpflegung in Österreich, Baby-friendly Hospital Initiative,„Richtig Essen von Anfang an“, Wissenschaftliche Aufbereitung für Empfehlungen „Ernährung im Alter in verschiedenen Settings“

Aktivitäten im Rahmen des Kindergesundheitsdialoges: Frühe Hilfen

Quelle: Charlotte Wirl, Elisabeth Türscherl: „Systematische Übersicht der Maßnahmen nach 15a“,Gesundheit Österreich GmbH, Wien, im Mai 2011 im Auftrag der Bundesgesundheitsagentur

ALLE MASSNAHMEN DER VORSORGESTRATEGIE IM ÜBERBLICK

Für die Maßnahmen, die im Rahmen der bundesweiten Vorsorgestrategie Ernährung in den einzelnen Bundesländernbis Ende 2013 umgesetzt werden, wird jeweils ein Budget zur Verfügung gestellt, dessen Höhe der Bevölkerungszahldes betreffenden Bundeslandes in Relation zur gesamten Bevölkerung in Österreich entspricht.

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Gesundheit Österreich GmbH (GÖG)beraten. „Zweck der Berichte ist vor al-lem, den Know-how-Transfer zu un-terstützen“, meint Charlotte Wirl vonder GÖG. Die Voraussetzung dafürsei, dass eindeutig messbare Ziele fürdie Maßnahmen festgelegt, und dassnicht nur die Erfolgsfaktoren, sondernauch die Hürden bei der Umsetzungdokumentiert würden, ergänzt die

vergeben werden, sind dabei jeweilsso hoch, wie es der Bevölkerungszahldes betreffenden Bundeslandes in Re-lation zur gesamten Bevölkerung inÖsterreich entspricht. Bund, Länderund Sozialversicherungen berichtender Bundesgesundheitsagentur überdie Verwendung der Mittel und wer-den dabei von der im BMG angesie-delten Koordinationsstelle und der

GÖG-Expertin: „Nur so ist es möglich,dass andere Betreiber/innen anhandder Berichte tatsächlich aus den vor-handenen Erfahrungen lernen kön-nen.“

Allianz für gesündere ErnährungDurch „Ernährung“ als den gemein-samen Schwerpunkt für die Aktivitä-ten und durch Beispiele guter Praxis Fo

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GESUNDES ÖSTERREICH Herr Generaldirektor-StellvertreterProbst, was bringt die Vorsorgestrate-gie?Josef Probst: Der Beschluss der Bundesge-sundheitskommission im Jahr 2010 zur Ver-wendung der Vorsorgemittel für das Thema Er-nährung ist ein wichtiges gesundheitspoliti-sches Signal und ein Bekenntnis zum Ausbauder Gesundheitsförderung und Prävention. DieStärke der Vorsorgestrategie ist, dass wir ausPilotprojekten gelernt haben, und nun gemein-sam die nächsten Schritte in Richtung flächen-deckende Umsetzung gehen. Modelle guterPraxis werden österreichweit mit gleichen Qua-litätsstandards ausgerollt. Wir arbeiten ge-meinsam mit gleichen Botschaften.

GESUNDES ÖSTERREICH Ermöglicht diegemeinsame Strategie tatsächlich denerwünschten besonders effizienten Ein-satz der Vorsorgemittel?Der Ansatz ist erfolgversprechend. Die Kräftevon Bund, Ländern und Sozialversicherung zubündeln, erhöht die Wirksamkeit und Effizienz.Gemeinsam setzen Bund, Länder und die So-zialversicherung Schwerpunkte: In einem ers-ten Schritt konzentrieren wir uns auf das The-ma Ernährung und drei konkrete Modelle gu-ter Praxis: Ernährungsberatung in der Schwan-gerschaft, Gemeinsam Essen und Schulverpfle-gung Vorarlberg.

GESUNDES ÖSTERREICH Von den Gebietskrankenkassen wird in allen Bundesländern die Initiative „Richtig Essen von Anfang an“ umgesetzt. Wieso gerade dieses Projekt?Die Sozialversicherung hat 2008 gemeinsam mitdem Bundesministerium für Gesundheit und derAgentur für Gesundheit und Ernährungssicher-heit mit einem kleinen, überschaubaren Projektbegonnen. Unser Anspruch war es, Wissen zueinem Thema in Österreich zu erzeugen, zudem es damals nur wenig Expertise gab.Wich-tig war uns dabei, alle zentralen Handlungsebe-nen mitzudenken. Es wurden Maßnahmen aufindividueller Ebene, auf Ebene der Lebenswel-ten sowie zur Schaffung gesunder Rahmen-bedingungen aufgezeigt, die nun sukzessive ab-gearbeitet werden. Mit dem österreichweitenRollout der Ernährungsberatung für Schwange-re, Mütter mit Kleinkindern und relevante Ge-sundheitsberufe durch „Richtig Essen von An-fang an!“ ist nun ein wichtiger Schritt zur Stär-kung der Gesundheitskompetenz in die Wegegeleitet.

GESUNDES ÖSTERREICH Haben Präven-tion und Gesundheitsförderung in Öster-reich insgesamt betrachtet bereits jenenStellenwert, den sie haben sollten?Die Bedeutung von Gesundheitsförderung wird ge-sundheitspolitisch zwar regelmäßig betont, der Wil-le zu umfassenden Investitionen – mit relevanten Eu-robeträgen – zeigt sich nur zögerlich. Die Ausgabenfür Gesundheitsförderung und Prävention liegen inÖsterreich mit 1,5 Prozent an den gesamten Gesund-heitsausgaben unter dem EU-Schnitt, und sind fern-ab von erfolgreichen Ländern wie beispielsweiseFinnland. Erfreulich ist, dass für Österreich nun auchGesundheitsziele als wesentlicher Teil der Gesund-heitsreform entwickelt und vom Ministerrat Mitte Au-gust 2012 beschlossen wurden. Neun der zehn Zie-le für das Gesundheitswesen sind gesundheitsori-entiert. Aus unserer Sicht ist es notwendig, denjährlichen Mittelzuwachs im Gesundheitswesen inbesonderer Weise der Gesundheitsorientierung desGesundheitssystems zu widmen.

GESUNDES ÖSTERREICH Trägt die Vorsorgestrategie dazu bei, dass Prävention und Gesundheitsförderungmehr Bedeutung bekommen? Die Vorsorgestrategie ist ein gutes Bespiel dafür,wie wir durch gemeinsames und abgestimmtesHandeln mehr für die Bürgerinnen und Bürger er-reichen können. Weitere Schritte müssen folgen,wir müssen uns inhaltlich verbreitern. Ich glaube,Österreich braucht – den bereits erfolgreichen Län-dern folgend – auch ein Public Health Institut, dasoperativ Gesundheitsorientierung vorantreibt und dieVernetzung im Sinne des Health in All Policies Ansatzes fördert.Ceterum censeo:Auf universitärer Ebene muss Forschung und Lehre zum Thema Public Health und Gesundheitsökonomie durch Auf-und Ausbau von universitären Instituten vorangetrie-ben werden.Österreich ist hier ein Entwicklungsland.

Josef Probst, Generaldirektor-Stellvertreter des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger im Interview zurVorsorgestrategie Ernährung und zum Stellenwert der Prävention in Österreich im Allgemeinen.

MODELLE GUTER PRAXIS WERDEN ÖSTERREICHWEIT UMGESETZT

Josef Probst: „Die Bedeutung von Gesundheitsförderung wird gesundheitspolitisch zwar regelmäßig betont, der Wille zu umfassenden Investitionen zeigt sich nur zögerlich.“

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betont Judith delleGrazie: „Dieser zu-sätzliche Nutzen er-gibt sich aus der Zu-sammenarbeit und

den Synergien durch den Wissens-austausch aller Beteiligten aus Bund,Ländern und Krankenkassen.“ DieVernetzung, die dafür Voraussetzungist, wird vor allem auch durch regel-mäßige Treffen aller Akteur/innender Vorsorgestrategie möglich. „Prä-ventionsmaßnahmen im Bereich derErnährung, wie sie durch die Vorsor-gestrategie erfolgen, sind besonderswichtig, denn die Zahl an Erkrankun-gen, die durch Fehl- oder Mangeler-

als Vorbilder für die einzelnen Maß-nahmen soll die Vorsorgestrategie al-so für einen sehr effektiven Einsatzder vorhandenen Mittel sorgen. „Zu-dem ist jetzt schon ein Mehrwert ent-standen, der den rechnerischen Wertdes Budgets bei Weitem übersteigt“,

nährung bedingt sind, nimmt konti-nuierlich zu“, sagt auch Ingrid Kiefer.Zudem sei hervorzuheben, dass dieVorsorgestrategie möglichst früh an-setze – nämlich bei Schwangeren, El-tern von Säuglingen und Kleinkin-dern, in Kindergärten und Schulen, er-gänzt die Ernährungswissenschafte-rin und Leiterin der Unternehmens-kommunikation der AGES. Dadurchwerde versucht zu verhindern, dassÜbergewicht überhaupt entstehe.„Natürlich gab es auch davor ver-schiedenste erfolgreiche Initiativenfür gesündere Ernährung in Öster-reich“, betont Kiefer: „Neu an derVorsorgestrategie ist jedoch, dass nungemeinsam, qualitätsgesichert, fokus-siert, und möglichst flächendeckendvorgegangen wird.“

GESUNDES ÖSTERREICH Frau Stadträtin Wehsely, was bringt die Vorsorgestrategie?Sonja Wehsely: Aus Wiener Sicht bringt die ge-meinsame Vorsorgestrategie von Bund, Ländernund Sozialversicherung für ganz Österreich auchRückenwind für die Maßnahmen zur Gesund-heitsförderung der Stadt Wien. Damit kann vorallem auch bei sozial schwächeren Schichtender Bevölkerung Bewusstseinsarbeit für gesun-de Ernährung geleistet werden.

GESUNDES ÖSTERREICH Ermöglicht die gemeinsame Strategie einen effi-zienteren Einsatz der Vorsorgemittel?Gemeinsam vorzugehen, sich auf einen The-menschwerpunkt zu konzentrieren, dabei aufbereits bewährte Good Practice Modelle aufzu-bauen und diese möglichst flächendeckend um-zusetzen, ist jedenfalls eine sinnvolle Entschei-dung. Denn das Rad muss nicht überall ständigneu erfunden werden. Die Vorsorgestrategieführt zu einer Bündelung der verschiedenen Ak-tivitäten,das Thema „Gesunde Ernährung“ wirdbreit in verschiedenen Feldern platziert und da-durch besser wahrgenommen. Die gemeinsameKommunikation ist ebenfalls von Vorteil, undalle Beteiligten profitieren inhaltlich von den

Aktivitäten zur Vernetzung im Rahmen der Vor-sorgestrategie.

GESUNDES ÖSTERREICH In Wien – und in ähnlicher Weise in anderen Bundesländern – werden vor allemMaßnahmen für Schwangere, Klein- und Kindergartenkinder umgesetzt.Weshalb dieser Schwerpunkt?Der aktuelle Österreichische Ernährungsberichtzeigt auf,dass Übergewicht und Adipositas in Ös-terreich ein zunehmendes Problem darstellen.ElfProzent der Sechs- bis 15-jährigen Schulkindersind übergewichtig und weitere acht Prozentsogar adipös. Es ist daher wichtig, bereits fürKleinkinder die Weichen in Richtung einer ge-sundheitsfördernden, bedarfsgerechten Ernäh-rung zu stellen. Denn das Ernährungsverhaltenwird bereits in frühester Kindheit festgelegt undist in späteren Jahren oft nur mehr schwer zu än-dern. Im Bereich der Verpflegung wurden des-halb in den Wiener Schulen bereits einige Initia-tiven durchgeführt. Im Rahmen der Vorsorgestra-tegie setzen wir nun vor allem auch auf Maß-nahmen in den Wiener städtischen und privatenKindergärten und Krippen, in denen über 84.000Kinder pädagogisch betreut und – zumindest teil-weise – auch verpflegt werden.

Die Wiener Stadträtin für Gesundheit Sonja Wehsely im Interview zur Vorsorgestrategie.

GEMEINSAM VORZUGEHEN IST SINNVOLL

Sonja Wehsely: Die Vorsorgestrategie bringtRückenwind für die Maßnahmen zur Gesundheitsförderung der Stadt Wien.

Charlotte Wirl von der GesundheitÖsterreich GmbH (GÖG): „Zweckder Berichte ist vor allem, den Know-how-Transfer zu unterstützen.“

Ingrid Kiefer, Leiterin derUnternehmenskommunika-tion der AGES: „Neu an derVorsorgestrategie ist, dass nungemeinsam, qualitätsgesichert,fokussiert, und möglichst flächendeckend vorgegangenwird.“

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WISSEN

Schwangere essen für zwei undsollten deshalb doppelt so vielNahrung zu sich nehmen wie

bisher? – Diese Ansicht ist nicht sel-ten – aber völlig falsch. Tatsächlich istwährend einer Schwangerschaftkaum Extra-Nahrungsenergie not-wendig: im Durchschnitt 250 Kiloka-lorien pro Tag zusätzlich. Das ent-spricht zum Beispiel einer Zwischen-mahlzeit wie einer Schale Müsli mitfettarmer Milch oder auch einem hal-ben Liter Buttermilch und einem Apfel (siehe auch Artikel „Die 18wichtigsten Tipps für richtige Ernäh-rung von Anfang an“ auf den Seiten34 bis 36).Solche gängigen falschen Annahmenzum Thema Ernährung vor und nacheiner Geburt sollen korrigiert undfundierte wissenschaftliche Informa-tionen möglichst weit verbreitet wer-den. Das ist das Ziel des Projektes„Richtig essen von Anfang an!“ (RE-VAN), das 2008 begonnen wurde.„Während einer Schwangerschaftund in der ersten Zeit danach sindEltern für alles, was das Wohl ihresKindes betrifft, besonders aufnahme-bereit“, sagt Birgit Dieminger von derÖsterreichischen Agentur für Ge-sundheit und ErnährungssicherheitGmbH (AGES), die Projektleiterinvon REVAN.Ein guter Zeitpunkt also, um Elternüber gesunde Ernährung zu infor-mieren – von der Bedeutung des Stil-lens bis zur ersten Beikost. „Mit derrichtigen Ernährung sollte selbstver-

ständlich möglichst früh begonnenwerden, also bereits während derSchwangerschaft“, betont Dieminger.Von allem, was eine werdende Mut-ter zu sich nimmt, isst das Baby gewis-sermaßen eine kleine Portion mit. DieErnährung wirkt sich also bereits imMutterleib auf seine Gesundheit ausund kann erste Geschmacksvorlie-ben entstehen lassen.

Aktuelle fundierte InformationenREVAN ist eine Initiative der AGES,des Bundesministeriums für Ge-sundheit und des Hauptverbandsder Österreichischen Sozialversiche-rungsträger. Damit in ganz Öster-reich dieselben qualitätsgesichertenund durch Studien belegten Faktenauf dem aktuellsten wissenschaftli-chen Stand vermittelt werden, wur-den vom REVAN-Team – von einem

Pilotprojekt für Schwangerenwork-shops in der Steiermark ausgehend– einheitliche Schulungsunterlagenerarbeitet.Diese dienen nun als Grundlage fürREVAN-Workshops in allen Bun-desländern, die von Schwangeren,Stillenden und deren Angehörigensowie von Eltern von Säuglingenkostenlos besucht werden können. Eswerden Workshops zur Ernährungin der Schwangerschaft und solchezum Thema Stillen und Beikost an-geboten. Beide Schulungen dauernüblicherweise rund drei Stunden.Die Workshops werden von den Ge-bietskrankenkassen der jeweiligenBundesländer oder auch in derenAuftrag durchgeführt und im Rah-men der Vorsorgestrategie Ernäh-rung von Bund, Ländern und Sozi-alversicherung finanziert.

Richtig essenvon Anfang anMit gesunder Ernährung sollte möglichst früh begonnenwerden. Was dabei zu beachten ist, zeigen kostenloseWorkshops für Schwangere, Stillende und Eltern vonSäuglingen in allen Bundesländern.

Birgit Dieminger von derÖsterreichischen Agentur fürGesundheit und Ernährungs-sicherheit GmbH (AGES), dieProjektleiterin von REVAN

In Salzburg wurdeals Auftakt für dasProjekt in jedemBezirk ein Koch-workshop für wer-dende Mütter undVäter veranstaltet.

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Multiplikator/innen werden geschultAls Leiter/innen der Workshops sindExpert/innen im Einsatz, wie etwaDiätolog/innen, Ernährungswissen-schafter/innen, Hebammen oderauch Ärzt/innen. Diese Multiplika-tor/innen werden von Mitarbeiter/innen des REVAN-Teams geschult,das insgesamt sieben Personen um-fasst. Wer selbst bereits zehn Work-shops auf Basis der REVAN-Schu-lungsunterlagen abgehalten hat, er-wirbt dadurch die Berechtigung zurSchulung weiterer Multiplikator/in-nen. In den Workshops für Schwangeresteht neben der Empfehlung „Doppeltso gut statt doppelt so viel“ auch „Ers-te Hilfe bei Schwangerschaftsbe-schwerden“ auf dem Lehrplan. ZumThema Ernährung in der Stillzeit undim Beikostalter geht es unter demMotto „Babys erstes Löffelchen“ umFragen wie: „Wann soll man mit derBeikost beginnen und welches Le-bensmittel ist dafür am besten geeig-net?“. Wo und wann die kostenlosenWorkshops in den Bundesländernstattfinden, kann auf der Websitewww.richtigessenvonanfangan.at inder Rubrik „Projekte und Work-shops“ nachgeschlagen werden.

Aktivitäten in den BundesländernJe nach Bundesland wurden die Kern-inhalte der Workshops teilweise umzusätzliche Angebote erweitert. Sogab es etwa im Land Salzburg im Jän-ner 2012 in jedem Bezirk eine Auf-taktveranstaltung. Yusuf Bayraktar,Chefkoch eines bekannten Restau-rants der Stadt Salzburg, kochte da-bei gemeinsam mit werdenden Müt-tern und Vätern zwei Stunden langein Menü aus frischen Zutaten. „Wirwollten zeigen, dass gesunde Ernäh-rung auch gut schmeckt, und das Pro-jekt öffentlich bekannt machen“, sagtMargit Somweber, die bei der Salzbur-ger Gebietskrankenkasse für REVANverantwortlich ist. Ähnlich wie in an-deren Bundesländern wurde auch imLand Salzburg ein nachhaltiges Netz-werk aufgebaut. Kooperationspart-

ner/innen sind unter anderemÄrzt/innen, Apotheker/innen, Heb-ammen und Diätolog/innen sowiesoziale Einrichtungen, Elternbera-tungsstellen und Geburtskliniken. Ander Fachhochschule Salzburg wur-den die Schulungsunterlagen für„Richtig essen von Anfang an!“ zueinem Bestandteil des Lehrplans desStudiengangs für Hebammen ge-macht. In Salzburg sollen im Projekt-zeitraum bis Ende 2013 insgesamt 150Workshops durchgeführt werden.Termine und Veranstaltungsorte sindauf der Website www.baby-isst-mit.at nachzulesen. Weiters sollen 25Schulungen von Multiplikator/innenstattfinden.

250-Kilokalorien-BuffetsIn Oberösterreich sind bis Ende 2013insgesamt 180 Workshops fürSchwangere geplant, 140 weitere Ver-anstaltungen sollen das Thema „Ba-bys erste Mahlzeit“ zum Inhalt ha-ben. Bei den Workshops für Schwan-

gere werden auch 250-Kilokalorien-Buffets angeboten. Es gibt also zumBeispiel eine Schüssel Müsli mit fett-armer Milch oder als Alternative einStück Vollkornbrot mit zwei Schei-ben magerem Käse und etwas Ge-müse. So sehen die Teilnehmer/innenin der Praxis, wie viel Nahrungsener-gie sie während der Schwangerschafttatsächlich zusätzlich pro Tag brau-chen – und können auch gleich von ei-ner empfehlenswerten Zwischen-mahlzeit kosten.Ein zentrales Ziel der gesamten Initia-tive ist es, die Informationen rundum richtige Ernährung speziell auchan Migrant/innen und sozial Benach-teiligte zu vermitteln. Das wird durchentsprechende Workshops in ver-schiedenen Bundesländern bereits indie Tat umgesetzt. Eine Arbeitsgrup-pe der Projektbetreiber/innen ausden Bundesländern ist derzeit damitbefasst, die Schulungsunterlagen fürden Gebrauch für diese Zielgruppenochmals zu optimieren. „EinerseitsFo

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geht es darum, die wichtigsten In-halte möglichst einfach und bildhaftdarzustellen und so den Wissensteilder Workshops zu verkürzen, damitmehr Zeit für persönliche Fragen und

Anliegen bleibt“, erklärt Dieminger.„Andererseits wollen wir Strategienentwickeln, wie bestimmte Commu-nities von Migrant/innen am bestenerreicht werden können, und was da-

bei in den einzelnen Bundesländernzu beachten ist. Denn je nach Bundes-land sind unterschiedliche Herkunfts-länder und Kulturen häufiger oderweniger häufig vertreten.“

DAHIN GEHEN, WO DIE MENSCHEN ARBEITEN, WOHNEN UND LEBEN

Die „Arbeitsgemeinschaft Ge-sundheitsförderung“ (ARGEF) mitSitz in Wiener Neustadt führt dieInitiative „Richtig essen von An-fang an“ (REVAN) in Niederöster-reich und dem Burgenland durch.Rund 500 Workshops sollen inNiederösterreich und rund 250 imBurgenland bis Ende 2013 abge-halten werden. Mit Stand von En-de August haben rund 180 in Nie-derösterreich und rund 70 im Bur-genland bereits stattgefunden.Weitere Informationen sowie dieTermine und Veranstaltungsortefür die kostenlosen Workshopssind im Internet auf der Websitewww.argef.at im Bereich „Ernährung“ abrufbar.

Auch für die ARGEF steht bei derInitiative die Frage im Zentrum,wie das wichtigste Wissen rundum die Ernährung von Schwange-ren und Babys speziell Migrant/in-nen und sozial benachteiligtenMenschen nahegebracht werdenkann. „Wir wissen aus unsererpraktischen Arbeit, dass dafür vorallem aufsuchende Maßnahmengeeignet sind. Das heißt, wir müs-sen dahin gehen, wo die Men-schen arbeiten, wohnen und le-ben“, betont Petra Ruso, die Ge-schäftsführerin der ARGEF. Die AR-GEF betreut seit 2010 auch mitUnterstützung des Fonds Gesun-des Österreich das Projekt „Baby-couch“ für die niederösterrei-

chische Gebietskrankenkasse(NÖGKK). Dabei finden in WienerNeustadt, Ternitz, Korneuburg undSchwechat regelmäßig Informati-ons- und Vernetzungsveranstal-tungen für Schwangere, Stillendeund Mütter und Väter von Kindernbis zum dritten Lebensjahr statt.Konkret besuchen die ARGEF-Mit-arbeiter/innen im Rahmen beiderProjekte unter anderem Kulturver-eine von Migrant/innen oder auchEinrichtungen wie die „Weiber-wirtschaft“ in Wiener Neustadt,ein Haus, in dem Wohnplätze fürjunge und werdende Mütter ausschwierigen sozialen Lagen ange-boten werden. „Dort kochen wirmit den jungen Frauen und spre-

chen im Anschluss auch Themenrund um die richtige Ernährungan“, sagt Ruso. Beim Fest im Flug-feld-Viertel in Wiener NeustadtMitte September war die ARGEFmit einem Stand vertreten. In die-sem Teil der Stadt im Industrievier-tel gibt es einen sehr hohen Anteilan türkischen Bewohner/innen.Deshalb wurde dort direkt beimZielpublikum um Interesse für Ge-sundheitsförderung und spezielldie REVAN-Kurse geworben. BeiBedarf werden diese von der AR-GEF in türkischer Sprache angebo-ten. Unter www.babycouch.atfindet man neben deutschen auch türkische IPTV-Clips zu Ernährungsthemen.

Die ARGEF setzt in Niederösterreich außerder Initiative „Richtigessen von Anfang an“(REVAN) auch das Projekt „Babycouch“mit regelmäßigen Informations- und Vernetzungsveranstal-tungen um.

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Für jeden der folgenden zehn Schritte wur-den Mindestanforderungen definiert, die ein „Baby-friendly Hospital“ erfüllen muss.Weitere Informationen dazu sind unterwww.ongkg.at/baby-friendly abrufbar.

1 Schriftliche Stillrichtlinien, die mit allen Mitar-beiter/innen regelmäßig besprochen werden

2 Alle Mitarbeiter/innen so schulen, dass sieüber die notwendigen Kenntnisse für dieUmsetzung der Stillrichtlinien verfügen

3 Alle schwangeren Frauen über die Bedeutungund die Praxis des Stillens informieren

4 Den Müttern unmittelbar ab der Geburtununterbrochenen Hautkontakt mit ihrem Babyermöglichen, mindestens eine Stunde langoder bis das Baby das erste Mal gestillt wurde

5 Den Müttern korrektes Anlegen zeigen undihnen erklären, wie sie ihre Milchproduktionaufrecht erhalten können, auch im Falle einerTrennung von ihrem Kind

6 Neugeborenen Kindern weder Flüssigkeitennoch sonstige Nahrung zusätzlich zur Mutter-milch geben, außer bei medizinischer Indikation

7 24 Stunden Rooming-in praktizieren: Mutterund Kind bleiben Tag und Nacht zusammen

8 Zum Stillen nach Bedarf ermuntern

9 Gestillten Kindern keine künstlichen Saugergeben

10Die Mütter auf Stillgruppen hinweisen unddie Entstehung von Stillgruppen fördern.

DIE 10 SCHRITTE ZUM BABYFREUNDLICHEN SPITAL

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vom Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research (LBIHPR),das in Österreich die Initiative, dieseit 2010 als Sektion des Österrei-chischen Netzwerks Gesundheitsför-dernder Krankenhäuser und Gesund-heitseinrichtungen (ONGKG) orga-nisiert ist, wissenschaftlich begleitet.Das soll sich ändern und dazu sollunter anderem ein Preisausschreibenbeitragen. Wer zwischen September2011 und Juni 2013 erstmals – odernach einer Vier-Jahres-Frist neuerlich– das Label „Baby-friendly Hospital“erworben hat und ein Motivations-schreiben einreicht, kann zu jenen dreiGewinner/innen zählen, welche kos-tenlos zertifiziert werden. Diese wer-den unter allen Teilnehmer/innendurch eine unabhängige Fach-Jury er-mittelt werden. Unter der E-Mail-Adresse [email protected] sindweitere Informationen dazu erhält-lich. Frischen Wind für die Initiativegibt es derzeit auch durch finanzielleUnterstützung aus den Mitteln, dieim Rahmen der Vorsorgestrategie ein-gesetzt werden. Diese werden ver-wendet, um Gutachter/innen für dieZertifizierungen auszubilden, Work-shops für die Mitarbeiter/innen vonSpitälern abzuhalten und eine leichtverständliche Still-Broschüre zu erstellen, die sich unter anderem anMigrant/innen wendet. „Eines ist mirbesonders wichtig“, sagt Dietscher:„Unser Label steht keineswegs für einen Zwang zum Stillen, sondern dafür, dass eine Atmosphäre geschaf-fen wird, in der sich Mütter bewusstentscheiden können.“

Muttermilch enthält alles, wasein Baby braucht und das Stil-len gibt ihm Wärme, Sicher-

heit und Geborgenheit. Es fördert dieEntwicklung des Immunsystems undwer als Kind gestillt wurde, ist späterseltener übergewichtig oder adipös.Mütter, die gestillt haben, sind weni-ger häufig von Brust- oder Eierstock-krebs betroffen. Weil das so ist, wur-de 1991 die UNICEF und WHO-Initia-tive „Baby-friendly Hospitals“ gestar-tet. Spitäler sollen für eine stillfreund-liche Atmosphäre sorgen und min-destens 75 Prozent der Mütter vollstillend entlassen.Ob gestillt wird, entscheidet sich meistin den allerersten Minuten, Stundenund manchmal auch Tagen. Das Kindsoll gleich nach der Geburt Hautkon-takt mit der Mutter haben und dasKrankenhaus 24-Stunden-Rooming-in praktizieren, Mutter und Kind sol-len also ohne Unterbrechung zusam-men sein können. Das Stillen zu för-dern wird immer wichtiger, dennweltweit werden zunehmend wenigerBabys gestillt, oder es wird früher ab-gestillt und industriell erzeugte Säug-lingsnahrung zugefüttert. Jährlich ster-ben 1,5 Millionen Kinder an Krankhei-ten, die durch regelmäßiges Stillenvermieden werden könnten – vor al-lem in den Entwicklungsländern.

Nur zwölf Spitäler sind zertifiziert„Von den achtzig österreichischenKrankenhäusern mit einer Geburts-station erfüllen derzeit nur zwölf diezehn Kriterien für ein ,Baby-friendlyHospital’“, sagt Christina Dietscher

Gut für das Baby undgut für die Mutter

„Baby-friendly Hospitals“ fördern die gesündeste Art der Ernährung für Neugeborene: das Stillen.

Text: Dietmar SchobelChristina Dietscher vom Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research (LBIHPR):„In Österreich erfüllen derzeit nur zwölf Krankenhäuserdie Kriterien für ein ,Baby-friendly Hospital’.“

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tematisch zu verbessern und so dazu beizutra-gen, dass die Wahl des gesünderen Lebens-mittels gerade auch an Schulen die leichterewird. Das ist das Ziel der Initiative „Unser Schul-buffet“ des Gesundheitsministeriums, die imRahmen der Vorsorgestrategie bis Ende 2013in ganz Österreich durchgeführt wird.

Kriterien für gesunde SchulbuffetsWie soll das in die Praxis umgesetzt werden?„Die Grundlage ist die Leitlinie Schulbuffet. Sieenthält konkrete Empfehlungen für alle elf Wa-rengruppen, die üblicherweise angeboten wer-

Schokoriegel in allen Varianten, Pizza-schnitten, Leberkässemmel: So sieht dastypische Angebot an vielen Schulbuffets

aus. Was hier und an den Getränkeautomatenerhältlich ist – und was nicht, kann sich auf dieGesundheit der Schüler/innen auswirken und de-ren Leistungsfähigkeit beeinflussen.Viele Schul-tage sind lang und die Wahrscheinlichkeit, dassin der Pause am Buffet eingekauft wird, isthoch. Etwa ein Drittel der Sechs- bis 14-Jähri-gen frühstückt zu Hause nicht und die Hälftebekommt auch keine Jause mit.Viele gute Grün-de also, um das Angebot an Schulbuffets sys-

den, also etwa Getränke, Mehlspeisen, Obst undSüßigkeiten, Brot und Gebäck sowie die Auf-lage und die Füllung von Weckerln und Broten“,erklärt Petra Lehner, Ernährungsexpertin imBüro des Bundesministers für Gesundheit. DieLeitlinie wurde von Fachleuten für Ernährungs-wissenschaft, Public Health, Prävention undBildung sowie Buffetbetreibern erarbeitet undim August 2011 präsentiert. So sollen etwamindestens acht von zehn Getränken idealeDurstlöscher sein, wie Mineralwasser oder starkverdünnte Fruchtsäfte. Oder das Gesamtange-bot an Brot und Gebäck soll mindestens zur

Die mobilenBerater/innender Initiative„Unser Schulbuffet“ unterstützen Buffet-betreiber/innen in ganz Österreich kostenlosdabei, ihr Sortimentgesünder zu gestalten.

Von links nach rechts im Bild:Christine Gelbmann,Sonja Greisinger,Irene Eggner,Susanne Wiener,Mario Proske,Karin Blagusz

Gesunde Produkte für jeden Geschmack am Schulbuffet

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Wer sich ausgewogen und abwechslungsreich ernährt, bleibt gesund und lernt leichter.Durch eine Initiative des Gesundheitsministeriums sollen Schulbuffets in ganz

Österreich Schritt für Schritt gesünder werden – und dabei wirtschaftlich bleiben.

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Hälfte aus Produkten mit hohem Schrot- oderKornanteil bestehen, vorzugsweise aus Voll-kornprodukten. Oder es soll in jeder Pause fri-sches Obst angeboten werden.Weitere Einzel-heiten enthält auf 40 Seiten ein sehr übersicht-lich gestaltetes Handbuch, das unter www.un-serschulbuffet.at heruntergeladen werdenkann. Zudem stehen umfassend recherchiertePraxisleitfäden mit über 1.300 Getränken undMilchprodukten zur Verfügung sowie Marketing-und Rezeptideen.

Mobile Berater/innen für ganz ÖsterreichVor allem sollen aber fünf mobile Berater/innendazu beitragen, dass die Empfehlungen in diePraxis umgesetzt werden. Betreiber/innen vonSchulbuffets können sich online für eine kosten-lose Beratung anmelden und werden dann zu-rückgerufen, um einen Termin zu vereinbaren.Wenig später sind die Konsulent/innen vor Ort.Susanne Wiener ist im Raum Oberösterreichund Niederösterreich als mobiler Coach aktiv.„Der Ersttermin findet nach Möglichkeit vor dereinkaufsstärksten Pause statt, und dabei seheich mir das Einkaufsverhalten der Schüler/innengenauer an“, erzählt die Diätologin und Gesund-heitswissenschafterin. Dann gibt sie in einenLaptop ein, welche Artikel in welcher Menge an-geboten und wie sie präsentiert werden. Sokann gleich vor Ort festgestellt werden, in wel-chem Ausmaß das jeweilige Buffet den Vorga-ben der Leitlinie Schulverpflegung bereits ent-spricht. Bislang haben die von Wiener besuch-ten Betriebe vor der ersten Beratung diese Kri-terien zwischen 20 und 55 Prozent erfüllt.

Eine Zielvereinbarung wird getroffenDas Ziel sind mindestens 75 Prozent. Die Be-raterin vereinbart mit den Buffetbetreiber/innen,bis wann sie dieses erreichen können. „Man-che sagen, dass sie das in vier Wochen schaf-fen, andere haben sich über die Sommerferienhinweg Zeit genommen“, berichtet Wiener.Wenn möglich findet gleich im Anschluss einzweiter Termin mit Vertreter/innen der Schulge-meinschaft statt und Direktor/innen, Lehrer/in-nen, Schüler/innen oder auch Eltern wird die Ini-tiative „Unser Schulbuffet“ nochmals vorge-stellt. Nach dem vereinbarten Zeitraum kommtdie Beraterin nochmals an die Schule – und be-urteilt, ob das Ziel erreicht wurde. „Das ist inallen Schulen gelungen. Im Durchschnitt wer-den die Kriterien zu 85 bis 90 Prozent einge-halten, in einem Fall sogar zu 100 Prozent“,

freut sich Wiener.Alle Betreiber/innen konntendeshalb mit der Urkunde und dem Label „Un-ser Schulbuffet“ ausgezeichnet werden. Bun-desweit wurde die Auszeichnung bereits anüber 90 Buffetbetreiber/innen verliehen.

Ein Qualitätssiegel„Unsere Initiative kommt bei den Unter-nehmer/innen, die dabei mitmachen, auch sehrgut an“, betont Walpurga Weiß, die gemeinsammit Manuel Schätzer die Initiative „Unser Schul-buffet“ leitet. Durch die Umstellung ihres Sortiments und die Auszeichnung können dieBuffetbetreiber/innen belegen, dass sie klareQualitätskriterien einhalten und um die Ge-sundheit ihrer Kundinnen, also der Schülerin-nen und Schüler, bemüht sind. „Viele sagen,dass sie dafür an ihrer jeweiligen Schule zahlreiche positive Rückmeldungen erhaltenhaben“, sagt Weiß.Durch die Initiative soll das Angebot der Schul-buffets nicht völlig verändert, sondern Schrittfür Schritt gesünder gestaltet werden. Wirt-schaftliche Aspekte sind dabei zentral. Das Sor-timent soll vielfältig und abwechslungsreichsein, mit Produkten, die den Schüler/innen gutschmecken, die attraktiv präsentiert und von denKund/innen auch gewünscht werden. Es gibtkostenlose Werbemittel, um das neue Angebotgut zu vermarkten und nach Möglichkeit Um-satzzuwächse zu erzielen.

Gesunde Produkte sind die ZukunftIn manchen Bereichen gelingt das nicht immervon Anfang an problemlos. Vor allem bei denMehlspeisen, von denen nur maximal zehnStück sichtbar angeboten werden sollen und beiden Süßigkeiten.Von Letzteren sollen höchstenszehn verschiedene im Sortiment sein und diesnur in Verpackungsgrößen bis 30 Gramm. FranzNemec betreibt in sechs Gymnasien und einerHandelsakademie in Wien Buffets, die er ent-sprechend den Kriterien der „Leitlinie Schulbuf-fet“ gestaltet hat. „Natürlich waren die Umsät-ze zunächst teilweise geringer“, sagt der 56-Jährige, der auch als Praktiker an der Erstellungder Leitlinie beteiligt war.Nemec ist schon seit 16 Jahren Schulbuffet-Un-ternehmer. Mit im Team sind seine Gattin, zweiTöchter, ein Schwiegersohn und elf Angestell-te. „Wer ein Schulbuffet führt, lernt nach undnach viele der Schülerinnen und Schüler auchpersönlich kennen“, erzählt der Unternehmer:„Oft wird man zum Ansprechpartner für priva-

te Probleme.“ Diese Nähe zu seinen Kundinnenund Kunden mag eines der Motive für sein En-gagement sein. „Ich achte selbst darauf, gesundzu essen und möchte den Schüler/innen eben-falls ermöglichen, aus einem gesunden Ange-bot auszuwählen“, sagt er. Doch Nemec hatauch gute wirtschaftliche Argumente: „Ich binüberzeugt, dass den gesunden und gut schme-ckenden Produkten die Zukunft gehört.“

Am 30. November findet im Gesund-heitsministerium in Wien die Jahrestagungder Initiative „Unser Schulbuffet“ statt, beider alle Buffetbetreiber/innen und Interes-sierten willkommen sind. Näheres unterwww.unserschulbuffet.at. Auf dieserWebsite können sich Buffetbetreiber/innenaus ganz Österreich auch dafür anmelden,ihr Angebot mit professioneller Unterstüt-zung gesünder zu gestalten. Sie werdendann von einer mobilen Beraterin oder ei-nem mobilen Berater angerufen und nachVereinbarung eines Termins in ihrem Buffetbesucht. Auch die Ernährungs-Hotline desFonds Gesundes Österreich in Kooperationmit dem VKI steht für Rückfragen zur Ver-fügung: von Montag bis Freitag von 9 bis15 Uhr unter der Nummer: 0810 810 227.Die Kosten betragen maximal 0,1 Euro proMinute.

MEHR INFOS BEI DER JAHRESTAGUNG,

AM TELEFON UND IM INTERNET

Walpurga Weiß, Co-Projektleiterin von „UnserSchulbuffet“: „Durch unsere Auszeichnung könnenBuffetbetreiber/innen belegen, dass sie klare Qualitätskriterien einhalten.“

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So können schon die Kleinsten anhandeiner mit Kreppband auf dem Bodenaufgeklebten Ernährungspyramide undLebensmitteln aus Stoff, die dann hi-neingelegt werden sollen, erlernen, wieeine ausgewogene Ernährung zusam-mengesetzt ist. Bekanntlich bilden Obst,Gemüse und Vollkorn-Produkte diebreite und gesunde Basis, weil sie häu-fig und auch in größeren Mengen ver-zehrt werden können. Süßigkeiten etwa,die nur in kleinen Mengen und selten„erlaubt“ sind, gehören in die Spitzeder Pyramide.

Für alle Kindergärten in WienQuirgst ist eine von 25 Expert/innen,die im Rahmen des „Wiener Netzwer-kes Kindergartenverpflegung – WiN-Ki“ in Kindergärten der Bundeshaupt-stadt Ernährungsworkshops durch-

Mit richtiger Ernährung kannman nicht früh genug anfan-gen. Helga Quirgst vermittelt

schon Drei- bis Sechsjährigen, was da-bei wichtig ist. Wie das geht? „Mit Ge-schichten, Rätseln, Bewegungsübun-gen und vielen unterhaltsamen Spie-len“, sagt die gelernte Kindergartenpä-dagogin und Studentin der Ernährungs-wissenschaften, die in Wiener Kinder-gärten Workshops für Kinder abhält.Beim ersten Termin sind die Ernäh-rungspyramide und Ernährungsviel-falt Thema, bei einem zweiten geht esdarum, wie das Essen vom Bauernhofauf unseren Tisch kommt.

führen. Immer mit dabei: der kleineDrache WiNKi, eine Handpuppe. Ins-gesamt gibt es in Wien über 1000 Kin-dergarten-Standorte. Alle Kindergär-ten, die an derartigen kostenlosen Ver-anstaltungen Interesse haben, könnensich per E-Mail an [email protected] oderan [email protected] wenden. Das Pro-jekt der Wiener Gesundheitsförde-rung – WiG wird im Rahmen der Vor-sorgestrategie aus Mitteln der Bun-desgesundheitsagentur finanziell un-terstützt. Mit der operativen Umset-zung wurde die AGME (Arbeitsge-meinschaft moderne Ernährung) be-auftragt. „Die Workshops für Kindersind nur ein Teil unseres umfassendenProjektes“, sagt die Projektleiterin inder Wiener Gesundheitsförderung,Judith Blachfelner, selbst Ernährungs-wissenschafterin.

Die bundesweite Vorsorgestrategie bringt das Themaausgewogene Ernährung in Theorie und Praxis in die

Kindergärten: Was in Wien, dem Burgenland undOberösterreich dafür getan wird. Text: Dietmar Schobel

Judith Blachfelner: „Das Wiener Netzwerk Kindergartenverpflegung umfasst Workshops für die Kinder, Schulungen für die Pädagog/innen und eine Verbesserung des Angebots.“

Auch beim Projekt „GeKiBu“ im Burgenland lernen schon die Kleinsten auf anschauliche Weise worauf es bei der „Ernährungspyramide“ ankommt. Im Bild ein Kindergarten in Pinkafeld.

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Die Freude am Genussentdecken

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net. Zweimal im Jahr haben die teil-nehmenden Kindergärten die Möglich-keit zu einem Abend einzuladen, beidem die Eltern von Ernährungswissen-schafter/innen umfassend informiertwerden. Schließlich gibt es auch bei Ge-KiBu Workshops zur Fortbildung derPädagog/innen. Außerdem könnenSchulungsmappen, die Rezeptideen

und Spiele für dieKinder enthalten,von allen Kindergär-ten im Burgenlandkostenlos angefor-dert werden.

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Fortbildung für Pädagog/innenZudem gibt es auch Fortbildungen fürdie Pädagog/innen und Assistent/in-nen. Seit September stehen dafür 160Plätze an der „Wiener Ernährungsaka-demie“ zur Verfügung, einer gemein-samen Initiative der ÖsterreichischenGesellschaft für Ernährung (ÖGE) undder Wiener Gesundheitsförderung. DieSchulung gibt Antworten auf Fragenwie: „Sind Kinderlebensmittel notwen-dig?“ oder: „Wie setze ich ein Ernäh-rungsprojekt im Kindergarten um?“. Weiters soll auch die Verpflegung inden Wiener Kindergärten verbessertwerden, die zu mehr als drei Viertelnvon vier großen Catering-Unterneh-men geliefert wird. Dafür soll unteranderem Manfred Ronge mit seinen Mit-arbeiter/ innen sorgen. Sein Unterneh-men „Ronge & Partner“ bildet gemein-sam mit den beiden weiteren Bera-tungsunternehmen „e3“ und „gefühls-küche“ die AGME. „Wir wollen dasBewusstsein der Köchinnen und Köchefür gesunde Ernährung erhöhen undzwar bei den großen Cateringunter-nehmen ebenso wie bei den kleinerenKüchen in Wien, die zum Beispiel man-che Privatkindergärten oder speziellauch muslimische Kindergärten belie-fern“, sagt der Berater, der selbst gelern-ter Koch ist und über 25 Jahre Bran-chenerfahrung verfügt. Bei den klei-neren Verpfleger/innen gehe es zu-nächst häufig darum, Basiswissen zuvermitteln: zum Beispiel dazu, wie einMenüplan nach gesundheitlichen Kri-terien erstellt oder der Einkauf nachdiesen organisiert werden könne.

Nach Vorarlberger VorbildIn Österreichs östlichstem Bundeslandwird aktuell im Rahmen der Vorsor-gestrategie das Projekt „Gesunde Kin-dergärten Burgenland“ umgesetzt, oderkurz „GeKiBu“. „Wir haben das Projektnach dem Vorbild der Initiative ,Maxi-ma’ der aks gesundheit GmbH gestal-tet, die in Vorarlberg schon seit 2003das Thema gesunde Ernährung in dieKindergärten bringt“, erklärt GeKiBu-Projektleiterin Karina Mayer, vom Öffentlichen Gesundheitsdienst des

Landes Burgenland. 2012 werden imBurgenland fünfzehn und ab 2013 wei-tere 25 ausgewählte Kindergärten be-treut. Viermal finden Kinderworkshopsstatt, bei denen die Kids zum Beispieldie „Ernährungsleiter“ kennen lernenund durch Sinnestests erfahren kön-nen, was einen süßen, sauren, salzigenoder bitteren Geschmack kennzeich-

Von Herbst 2009 bis zum Sommer 2012 wurdein 21 Kindergärten in Oberösterreich das vomLand und dem Fond Gesundes Österreich ge-förderte Pilotprojekt „Genuss- und Bewe-gungsentdecker“ durchgeführt. Dabei wur-den unter anderem Basiskriterien für einen ge-sunden Kindergarten erarbeitet und erprobt,die dabei unterstützen sollten, vor allem in denBereichen Ernährung und Bewegung gesund-heitsfördernde Strukturen aufzubauen.Außerdem wurden von Expert/innen Work-shops und Vorträge für die Verpflegungsanbie-ter/innen, Pädagog/innen, Eltern und Kinderveranstaltet. So sollte die Verpflegung verbes-sert und das Wissen um gesunde Ernährung erhöht, aber auch dafür gesorgt werden, dassin den Kindergärten mehr Möglichkeiten fürgesunde Bewegung angeboten werden.„Die Ergebnisse der Evaluierung zeigen, dassdies sehr gut gelungen ist“, meint die Ernäh-rungswissenschafterin und ProjektleiterinClaudia Barth. So gebe es jetzt etwa um 40Prozent mehr Eltern, die ihren Kindern eine ge-sunde Jause mitgäben – also zum BeispielObst, Gemüse und Vollkornbrot statt Weißbrotund Süßigkeiten. Die Angebote für freie Bewe-

gung in den Innenräumen und im Freien sindvon 52 auf 64 Prozent sowie von 81 auf 99Prozent gestiegen. Auch die Möglichkeiten fürBewegung unter Anleitung haben in den betei-ligten Kindergärten von 60 auf 80 Prozent zu-genommen. Das Pilotprojekt brachte alsomessbare Erfolge. Im Rahmen der bundeswei-ten Vorsorgestrategie wird es nun als „Netz-werk Gesunder Kindergarten“ in allen Be-zirken Oberösterreichs umgesetzt. Das LandOberösterreich stellt dafür Mittel in gleicherHöhe wie die Vorsorgemittel zur Verfügung.„Wir freuen uns, dass wir unsere Initiative nunin größerem Maßstab durchführen können. Biszum Sommer 2013 wollen wir 225 der insge-samt rund 700 Kindergärten in Oberösterreichmit einbeziehen“, sagt Barth. 156 Kindergärtenmachen jetzt schon mit und in 150 Küchen,welche unter anderem auch Kindergärten ver-sorgen, werden die Mitarbeiter/innen geschultund das Speisenangebot gemeinsam mit Ex-pert/innen optimiert. Zudem wurden Fortbil-dungsmaßnahmen zu den Themen Ernährungund Bewegung für die Pädagog/innen entwi-ckelt, die nun in ganz Oberösterreich angebo-ten werden und auf großes Interesse stoßen.

GESUNDER GENUSS UND BEWEGUNG IN OBERÖSTERREICH

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Das „Netzwerk Gesunder Kindergarten“ bringt gesunde Ernährung und Bewegung in Kinder-gärten in ganz Oberösterreich.Im Bild: Ein Kindergarten in Braunau.

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len Lehrlingshäusern abwechslungs-reicher und fettärmer gekocht. Der An-teil an in Fett gebackenen Speisen konn-te teilweise um bis zu 75 Prozent redu-ziert werden, in manchen Lehrlings-häusern steht bis zu 140 Prozent mehrGemüse auf dem Speiseplan als zuvor.„Dieser Erfolg war vor allem auch da-durch möglich, dass auf größtmögli-che Beteiligung gesetzt wurde“, sagtRita Kichler, Gesundheitsreferentin mitSchwerpunkt Ernährung beim FondsGesundes Österreich. Vor allem die Kü-chenteams wurden dabei miteinbezo-gen, gemeinsam mit den Projektbeglei-ter/innen die Veränderungen hin zueinem gesünderen Speisenangebot zuentwickeln, aber auch die Lehrlinge,Pädagog/innen und Heimleiter/innenhaben intensiv mitgemacht.

Wie können möglichst viele Men-schen dazu gebracht werden,sich vielfältig, ausgewogen und

damit auch gesund zu ernähren? Fach-leute sind sich einig: Wer dieses Zielauf direktem Weg erreichen will, mussdas Angebot in der Gemeinschaftsver-pflegung verbessern und so für die Kon-sument/innen der Kantinen von Kran-kenhäusern, Betrieben, Bildungsein-richtungen und Heimen die gesünde-re Wahl zur leichteren machen.Dazu gab und gibt es in Österreich zahl-reiche Initiativen auf Ebene der Ge-meinden und Bundesländer. Im Rah-men der Vorsorgestrategie Ernährungdienen die erfolgreichsten Projekte als„Beispiele guter Praxis“ oder auch Vor-bilder für weitere Maßnahmen, die ge-meinsam und gezielt bundesweitdurchgeführt werden. Dafür stehen bisEnde 2013 zehn Millionen Euro zurVerfügung. Lesen Sie hier, wie ein Teildieser Mittel für vielfältige und ausge-wogene Gemeinschaftsverpflegung inder Steiermark, Niederösterreich undVorarlberg eingesetzt wird.

Das Vorbild „anders essen“Schon 2005 wurde in 16 steirischenLehrlingshäusern, die jährlich über10.000 Lehrlinge aus 22 Berufsschulenwährend ihrer Schulzeit beherbergen,das Projekt „anders essen“ begonnen.Es wurde von der steirischen Einrich-tung für Gesundheitsförderung Styriavitalis durchgeführt, vom Fonds Ge-sundes Österreich ko-finanziert undbrachte zählbare Erfolge. Zum Endedes Projekts im Jahr 2009 wurde in al-

Gemeinsam gesünder essen in der Steiermark„Das Projekt ,anders essen’ war einVorbild für unser Modellprojekt ,Ge-meinsam Essen’, mit dem wir zeigenwollen, wie eines der steirischen Ge-sundheitsziele in die Praxis umgesetztwerden kann“, sagt Sandra Marczik-Zet-tinig vom Gesundheitsfonds Steier-mark. Das genannte Gesundheitsziellautet: „Mit Ernährung und Bewegungdie Gesundheit der Steirer/innen ver-bessern.“ „Gemeinsam Essen“ wurdein der Steiermark 2007 begonnen undläuft bis Ende 2012. Insgesamt habenbereits 75 Einrichtungen erfolgreich da-ran teilgenommen – von Schulen überOrdensspitäler und Einrichtungen derBehindertenhilfe bis hin zu Jugend-und Familiengästehäusern. Neben

Die Wahl derrichtigen Kost zurleichteren machen

Ein besseres Angebot in der Gemeinschaftsverpflegungmacht die gesündere Wahl für die Konsument/innen

zur leichteren: Was dank der Vorsorgestrategie in der Steiermark, Niederösterreich und Vorarlberg

dafür getan wird.

Berater ManfredRonge: „Von den Basiserhebungen ausgehend, werdenSchulungen in denGroßküchen durchgeführt.“

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ernährungsphysiologischen und ökolo-gischen Verbesserungen geht es auchum soziale Aspekte. So soll zum Beispielfür eine angenehme Atmosphäre beimgemeinsamen Essen gesorgt werden,in der die Gerichte in Ruhe genossenwerden können.Wie sollen die Aktivitäten für gesünde-re Gemeinschaftsverpflegung in derSteiermark fortgesetzt werden? „Zu-nächst wollen wir das, was wir aus die-sem Projekt gelernt haben, noch umfas-sender umsetzen“, sagt Marczik-Zetti-nig: „Deshalb verwenden wir die Vor-sorgemittel für das neue Vorhaben ,Ge-meinsam g’sund genießen’.“ Dem Kon-zept Gesundheit in allen Politikfeldernfolgend werde bei diesem Projekt nunvon der ErnährungswissenschafterinMartina Karla Steiner untersucht, wiedie in der Steiermark entwickelten„Mindeststandards für Gemeinschafts-verpflegung“ auf Ebene der Gesetzeund Förderrichtlinien am besten be-rücksichtigt werden können. Marczik-Zettinig: „Das sollte zum Beispiel dazuführen, dass es bei der öffentlichen Ver-gabe von Aufträgen für Gemeinschafts-verpflegung künftig ein landesweiterStandard sein wird, diese Leitlinien fürgesunde Ernährung einzuhalten.“

Regionale und gesunde Küche in NiederösterreichBeim Projekt „Gemeinsam besser es-sen“ in Niederösterreich kann ebenfallsauf ein Vorgängerprojekt aufgebautwerden. Die „Vitalküche“ wurde be-reits 2007 von der Initiative „Tut gut!“initiiert. In allen niederösterreichischenLandeskliniken wurde die bestehendeKost bedarfsgerecht mit gesunden re-gionalen Gerichten und Zutaten ausder Region erweitert und der Anteil anBio-Lebensmitteln in den Großküchenerhöht. Was soll durch das neue Projektbewirkt werden? „Wir wollen errei-chen, dass nicht nur in 24 Landesklini-ken, sondern jetzt auch in acht Schulen,zwei Kindergärten, vier Landesheimenfür Pensionist/innen und einem Be-zirksgericht die Verpflegung von denAnbieter/innen gesünder gestaltet unddies auch verstärkt an die Mitarbeiter/

innen und Kund/innen kommuniziertwird“, erklärt die Projektleiterin IreneÖllinger von der Initiative „Tut gut!“.Dazu soll auch die „Arbeitsgemein-schaft moderne Ernährung“ beitragen,die von den drei Beratungsunterneh-men „e3“, „gefühlsküche“ und „Ronge& Partner“ gebildet wird, und für die inNiederösterreich rund zehn Ernäh-rungsexpert/innen tätig sind. „Wir be-suchen die Gemeinschaftsküchen underheben den Ist-Stand. Dabei wirdunter anderem die Zufriedenheit der

Mitarbeiter/innen und der Kund/innenerfragt und eine Menükomponenten-analyse durchgeführt“, erklärt ManfredRonge von Ronge & Partner, der selbstausgebildeter Koch ist und 25 JahreBranchenerfahrung hat. Die Analysezeigt, ob innerhalb eines 20-Tages-Zeit-raums eine insgesamt ausgewogeneKost angeboten wird. „Von den Basis-erhebungen ausgehend, werden dannSchulungen und Beratungen in denGroßküchen durchgeführt“, sagt Ron-ge. „Ziel ist, das Wissen um eine gesun-

de, regionale und saisonaleErnährung bei den Beschäf-tigten und Kund/innennoch besser zu verankern.“

Auch in Vorarlberg kann schon auf verschiede-ne erfolgreiche Initiativen für gesunde Ge-meinschaftsverpflegung zurückgeblickt wer-den. Dazu zählt das „Netzwerk Schulverpfle-gung“ der aks gesundheit GmbH. Vertreter/in-nen verschiedener Institutionen planen ge-meinsam, wie die Schulverpflegung möglichstgesund gestaltet werden kann – vom Landes-schulrat, den Schulärzt/innen, dem Fonds Ge-sundes Vorarlberg und der Vorarlberger Ge-bietskrankenkasse über den Landesverbandder Elternvereine und Schülervertreter/innenbis zu Ländle Marketing, Bio Austria Vorarl-berg, Caterern und Getränkeproduzenten.„Wir wollen ein regionales, bedarfs- und be-dürfnisgerechtes Verpflegungsangebot in denSchulen schaffen“, sagt Angelika Stöckler,Projektleiterin im Auftrag der aks gesundheitGmbH. Ein konkretes Ergebnis: Auf Vorschlagder Getränkeerzeuger wurde eine Preisstaffe-lung für die Automaten in den Schulen einge-führt. Zuckerreiche Getränke sind etwas teurer,gespritzte Fruchtsäfte und Mineralwasser billi-ger. „Das Sortiment hat sich in den vergange-

nen Jahren ganz deutlich in eine gesündereRichtung verändert und wird von den Schüle-rinnen und Schülern sehr gut angenommen“,sagt Stöckler.Im Rahmen der Vorsorgestrategie werden dieAktivitäten für eine gesündere Schulverpfle-gung im Ländle jetzt noch vertieft, und zwardurch das Projekt „Gemeinsam essen“ der aksgesundheit GmbH. 2011 wurde mit einer Pilotschule begonnen, dem BundesgymnasiumBlumenstraße in Bregenz. Seit Anfang 2012nehmen elf weitere Schulen teil.„Unser Team von Ernährungswissenschafterin-nen, Diätologinnen und Köch/innen geht jetztin die Schulen und berät diese dabei, wie dasSpeisen- und Getränkesortiment verbessertwerden kann“, sagt Stöckler, die das Gesamt-projekt leitet. In die Planung und Umsetzungwerden Vertreter/innen der Schulgemeinschaftstark mit einbezogen. Pädagog/innen, Schü-ler/innen, Eltern, die Verpflegungsanbieter/in-nen und Mittagsbetreuer/innen sollen sich an Projektgruppen in den Schulen beteiligen.

GEMEINSAM GESUND ESSEN IN VORARLBERG

Mitglieder der Projektgruppe fürgesunde Ernährung des Bundesgym-nasiums Blumenstraße in Bregenz(von links nach rechts im Bild):die Schülerinnen Julia Sperger und EmilyAchberger, Verpflegungsanbieter MichaelSchäfer, die Schülerinnen Cheyenne Hadschieff, Stefanie Tschohl und SandraBretterklieber sowie Projektleiterin Angelika Stöckler.

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daran, dass Kinder mit Adipositas Hän-seleien der Gleichaltrigen ausgesetztseien. Um dem auszuweichen, bliebensie dann noch öfter zuhause und be-wegten sich noch seltener.

Konventionelle Programme wirkungslosLaut der Salzburger Wissenschafterinsei aus aktuellen umfassenden Studienauch bekannt, dass konventionelle in-terdisziplinäre Präventions- und Ab-nehmprogramme weitest gehend wir-kungslos blieben. Ardelt-Gattinger:„Der Gewichtsverlust durch solcheMaßnahmen beträgt maximal zehn Pro-zent, dieser halbiert sich nach einemJahr und nach fünf Jahren wird alleswieder zugenommen.“ In der Gesund-heitsförderung für übergewichtige undadipöse Jugendliche solle deshalb aufdie „ironischen Prozesse des Gehirns“Rücksicht genommen und nicht Kon-trolle propagiert werden. SalutogeneKonzepte, die Freude am Genuss gesun-der Produkte weckten und das Selbst-wertgefühl der betroffenen Teenagersteigerten, sollten umgesetzt werden.Ardelt-Gattinger: „Wir benötigen ei-nen Paradigmenwechsel in der Adipo-sitasprävention. Statt reine Abnehm-programme durchzuführen, sollte dieIdee der ,Gesundheit mit jeder Kleider-größe’ oder auch ,Health at Any Size’ imVordergrund stehen.“

Im Jahr 2007 waren elf Prozent dersechs- bis 15-jährigen Schulkinder inÖsterreich übergewichtig und weite-

re acht Prozent adipös. Das sind um 50Prozent mehr als in den 1990er Jahren,heißt es in der österreichischen Kinder-gesundheitsstrategie des Bundesminis-teriums für Gesundheit. Was ist zu tun,um dieser Entwicklung entgegenzu-steuern?„Was wir jedenfalls nicht brauchen,sind noch mehr Verbote einzelner Le-bensmittel und Diäten“, sagt ElisabethArdelt-Gattinger, Professorin für Psy-chologie an der Universität Salzburgund ergänzt: „Und wir brauchen auchkeine Kampagnen und kurzfristigenProgramme, die nur auf Abnehmenausgerichtet sind.“ Denn Kinder mitÜbergewicht und Adipositas wüsstenlängst, was sie nicht essen und trinken,und dass sie sich mehr bewegen sollten.Durch einseitige Maßnahmen zur Ge-wichtsabnahme fühlten sie sich des-halb oft nur noch mehr unter Druckgesetzt und verstärkten ihr Kontroll-verhalten, sagt die Expertin für Adipo-sitasprävention: „Sie denken dann stän-dig daran, was man nicht essen sollteund das führt zu den so genannten ,iro-nischen Prozessen des Gehirns’. DasVerbotene ist ständig präsent – und da-durch umso verführerischer.“ Und dieempfohlene Bewegung scheitere häufig

Durch Dick und DünnDas Langzeitprogramm „Durch Dickund Dünn“, das seit 2000 in Niederös-terreich umgesetzt wird, verfolgt die-sen Ansatz in der Praxis. Es wendetsich an übergewichtige Kinder und Ju-gendliche im Alter von sechs bis 16Jahren und wird von Fachleuten fürErnährung, Bewegung, Psychologie,Kinder- und Jugendmedizin, Psycho-therapie und Pädagogik durchgeführt.Pro Jahr nehmen rund 100 Kinder da-ran teil. Während zehn Monaten gibt es60 betreute Einheiten für die Kinderund 60 parallele Einheiten für derenEltern. „Wenn die Eltern intensiv mit-arbeiten, gibt es die besten Erfolge“,

Gesund mit jederKleidergröße

Immer mehr Kinder und Jugendliche sindübergewichtig und adipös. Weshalb konventionelleAbnehmprogramme wirkungslos bleiben, und wie

Gesundheitsförderung für Kids, die etwasdicker sind, gestaltet werden sollte. Text: Dietmar Schobel

Elisabeth Ardelt-Gattinger: „Wir benötigen einen Paradigmenwechsel in der Adipositasprävention.Die Idee der ,Gesundheit mit jeder Kleidergröße’ sollte im Vordergrund stehen.“

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Die deutsche Biologin und Chemikerin Ulrike Eberle im Interview über die Zusammenhänge zwischen nachhaltiger Ernährung und Gesundheitsförderung, und weshalb Bio-Produkte nicht immer die klimaverträglichsten Lebensmittel sind.

FÜR EINE NACHHALTIGE UND GESUNDHEITSFÖRDERLICHE ERNÄHRUNG

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betont die Ernährungswissenschafte-rin und Psychotherapeutin Karin Lobner,die Leiterin des Programmes.Außerdem wird im Sommer ein zehn-tägiges Motivationscamp angeboten,an dem sich heuer circa 20 Kinder undJugendliche zwischen zehn und 16 Jah-ren beteiligt haben. Dabei gibt es etwaGesprächsrunden für die Kinder, beidenen sie sich austauschen können, wiees ihnen mit dem Essen geht, oder wiesie mit Hänseleien von Gleichaltrigenumgehen. Oder es wird „Die großeChance“ gespielt: Hier dürfen alle Teil-nehmer/innen einmal vor den ande-ren auftreten und ihr besonderes Ta-lent zeigen – zum Beispiel beim Singenoder Tanzen. Die Gruppe geht gemein-sam ins Schwimmbad oder Wandern,es wird zusammen gekocht und derTisch gedeckt, und das Abschlussfestfür das Camp wird von allen gemein-sam geplant und organisiert.

Wege zu mehr WohlbefindenDie x-team-Kurse der aks gesundheitGmbH in Vorarlberg werden ebenfallsals Jahresprogramm geplant und stel-len ein positives Lebensgefühl ins Zen-trum. Sie wenden sich an Kinder zwi-schen acht und 16 Jahren, die „ein biss-chen dicker oder stärker sind als ande-re“. Auch bei dieser Initiative werdendie Eltern mit einbezogen, und es gibtfür sie ebenso wie für die Kinder Work-shops zu Themen wie Ernährung, Kochen und Wohlbefinden. Die Kin-der können unter anderem einmal pro Woche an einer Bewegungsschulungteilnehmen, und die Eltern werden beraten, wie sie zu einer aktiven Frei-zeitgestaltung ihrer Sprösslinge beitra-gen können. Der SportwissenschafterStephan Schirmer, der Projektleiter vonx-team bringt die realistischen Ziele fürGesundheitsförderung für Kinder undJugendliche mit Übergewicht und Adi-positas auf den Punkt: „Wir wollen denTeilnehmer/innen und deren Eltern ei-nen ressourcenorientierten Weg zu ei-nem gesunden Körpergewicht zeigen,der das Selbstwertgefühl und das ge-samte Wohlbefinden der Kinder insZentrum stellt.“

GESUNDES ÖSTERREICH Frau Eberle,wofür steht das Konzept der„nachhaltigen Ernährung“?Ulrike Eberle: Nachhaltige Ernährung berück-sichtigt die Zusammenhänge zwischen Um-welt, Ernährung und Gesundheit. Sie steht für Ernährung, die fünf Kriterien entsprechensollte: Nachhaltige Ernährung ist umweltver-träglich und gesundheitsfördernd, ethisch ver-antwortlich, alltagsadäquat gestaltet und er-möglicht soziokulturelle Vielfalt.

GESUNDES ÖSTERREICH Was bedeutet „gesundheitsfördernd“ in diesem Zusammenhang?Es geht nicht nur darum, dem oder der Einzel-nen Empfehlungen zu geben, wie Fehl- undMangelernährung vermieden werden könnenoder welcher Lebensstil gepflegt werden soll-te. Derartige Gesundheitsappelle bleiben jain den allermeisten Fällen wirkungslos.Gesund-heitsfördernde Ernährung ist mehr als eineausreichende Versorgung mit gesunden Nah-rungsmitteln: Sie erfordert eine entsprechen-de Veränderung des Ernährungsalltags in Schu-len, Betrieben, Krankenhäusern und anderenLebenswelten. Gesundheitsfördernde Ernäh-rung heißt dann,Ernährung als integratives Ele-ment von Arbeit,Bewegung und Pausengestal-tung zu begreifen.

GESUNDES ÖSTERREICH Wie ist es im Alltag möglich, sich auch umweltverträglich zu ernähren?Pauschale Empfehlungen sind schwierig. Im-mer zutreffend ist aber auf jeden Fall, dass Pro-dukte,die mit dem Flugzeug transportiert wur-den, aus ökologischer Sicht nicht empfehlens-wert sind – auch wenn es sich um Bio-Produk-te handeln sollte.Außerdem sollten Lebensmit-tel möglichst dann gekauft werden, wenn sieSaison haben, und dann auch bevorzugt ausder Region gewählt werden.

GESUNDES ÖSTERREICH Eine „nachhaltige Ernährung“ soll auch „soziokulturell vielfältig“ und„ethisch verantwortlich“ gestaltet werden. Was bedeutet das konkret?

Mit der „soziokulturellen Vielfalt“ ist gemeint,dass es nicht eine „richtige“ Form der umwelt-verträglichen, gesundheitsfördernden undethisch verantwortlichen Ernährung gibt.Nach-haltige Ernährung kann durch eine Vielzahlvon Ernährungsweisen verwirklicht werden,die sich aus den unterschiedlichen Lebensla-gen, Lebensstilen und kulturellen Hintergrün-den der Menschen ergeben. Ethische Verant-wortung besteht unter anderem darin,dass dieErzeuger/innen für ihre Produkte auch einenfairen Preis erhalten,dass die Arbeitsbedingun-gen akzeptabel sind, und dass die Tierhaltunghohe Tierschutzanforderungen erfüllt. Insgesamtsind Nahrungsmittel in den vergangenen Jahr-zehnten in Relation zu vielen anderen Bedarfs-gütern immer billiger geworden. Noch in den1960er-Jahren wurde etwa in Deutschlandrund ein Drittel der Haushaltsbudgets für Le-bensmittel aufgewendet.Heute beträgt dieserAnteil etwa zwölf oder 13 Prozent.

Ulrike Eberle (44) ist Sachbuchautorin undExpertin für nachhaltige Ernährung und Kon-sum.Sie betreibt das Beratungsunternehmencorsus – corporate sustainability in Ham-burg und war von 2008 bis 2011 Mitglieddes wissenschaftlichen Beirats „Verbrau-cher- und Ernährungspolitik“ des deutschenBundesministeriums für Ernährung, Land-wirtschaft und Verbraucherschutz.

Ulrike Eberle: „Gesundheitsfördernde Ernährungerfordert eine entsprechende Veränderung des Ernäh-rungsalltags in Schulen, Betrieben, Krankenhäusernund anderen Lebenswelten.“

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WISSEN

Eine Schwangerschaft und die ers-ten Wochen und Monate nachder Geburt sind eine ganz beson-

dere Zeit im Leben der Mutter, desKindes und des Vaters. Das Wohl derwerdenden Mutter, des Säuglings unddes Kleinkindes stehen im Mittelpunktund alle Informationen dazu finden

bei den Eltern und Angehörigen größ-tes Interesse. Das umfasst natürlichauch Know-how rund um das Themagesunde Ernährung. Gesundes Öster-reich hat für Sie einige der wichtigstenFragen dazu und die wissenschaftlichfundierten Antworten darauf zusam-mengefasst.

SCHWANGERSCHAFT1 Müssen Schwangere für Zwei essen?Nein, bei Weitem nicht. Der zusätzliche Energie-bedarf beträgt im Durchschnitt nur 250 Kiloka-lorien pro Tag. Das heißt, es wird zum Beispiel 1Schale Müsli mit fettarmer Milch als Extra-Mahl-zeit benötigt oder ein halber Liter Buttermilch undein Apfel.

2 Erhöht sich der Bedarf an Vitaminenund Mineralstoffen?Ja. Damit Mutter und Kind gut versorgt sind, isteine richtige und vielfältige Auswahl an Lebens-mitteln mit einem hohen Anteil an Vitaminen,Mi-neralstoffen und sonstigen Schutzstoffen wich-tig.Ab dem 4.Schwangerschaftsmonat erhöht sichauch der Eiweißbedarf. Beispiele für Kombinatio-nen von Lebensmitteln, die beides gut abdecken,sind:

• Müsli mit fettarmer Milch

• Magerjoghurt oder Buttermilch mit frischen Früchten

• Vollkornbrot und -gebäck mit magererWurst/Schinken und Käse

• Brot mit Hummus und Tomate

• Kartoffeln mit Ei und Spinat

• Blattsalat mit gegrillten Putenstreifen

• Saibling mit Brokkoli und Risipisi Während einer Schwangerschaft ausreichend zutrinken ist ebenfalls wichtig – mindestens 2 Liter am Tag, idealerweise Wasser.

3 Gibt es Vitamine, die währendeiner Schwangerschaft besondere Bedeutung haben?Ja, speziell Folsäure, die wesentlich für das opti-male Wachstum des Kindes ist und relativ häu-fig in zu geringem Ausmaß aufgenommen wird.Gute Folatquellen sind:

• Gemüse, insbesondere grüne Sorten,wie Salat, Spinat, Fenchel, Brokkoliund diverse Kohlarten

• Hülsenfrüchte, wie Linsen, Bohnen,Erbsen, Kichererbsen

• Vollkornprodukte, wie Brot, Gebäck,Müsli, Getreidekeime, oder Vollkorn-teigwaren; fein vermahlene Vollkorn-produkte werden besser vertragen

• Obst, wie Erdbeeren, Himbeeren,Orangen und Bananen

• sowie Nüsse und Milchprodukte.

4 Auf was sollte während einer Schwan-gerschaft verzichtet werden?

Rauchen schadet nicht nur der Mutter, sondernebenso dem Kind und sollte wie Alkohol aus-nahmslos tabu sein. Auch von kleinen MengenAlkohol, etwa für die Zubereitung von Speisen,raten Ernährungsexpert/innen dringend ab.Wäh-rend der Schwangerschaft sollte aufgrund der we-henauslösenden Wirkung und eines gewissenSuchtpotentials, das bei Neugeborenen zu Ent-zugserscheinungen führen kann, auch auf denKonsum von chininhaltigen Getränken, wie To-nic- und Bitter Lemon-Drinks verzichtet werden.An Kaffee, sollten maximal zwei bis drei, anSchwarz- oder Grüntee maximal vier mittel-große Tassen pro Tag genossen werden.

5 Was sollte getan werden, um lebensmittelbedingte Infektionen zuvermeiden?Zum Schutz vor lebensmittelbedingten Infektio-nen sollten Schwangere besonders auf Küchen-hygiene achten und auf bestimmte Produkteverzichten:

• kein rohes oder unvollständigdurchgegartes Fleisch, wie Carpaccio,Beef Tartar und medium gebrateneSteaks

• keine Rohmilch (ansonsten vorherabkochen) oder Rohmilchprodukte – Fo

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Mit der richtigen Ernährung sollte möglichst früh begonnen werden. Lesen Sie in

Gesundes Österreich einige der wichtigsten Ernährungstipps für Schwangerschaft,

Stillzeit und Beikost.

Die wichtigsten Tippsfür richtige Ernährung von

Anfang an

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achten Sie auf die Kennzeichnung„mit Rohmilch hergestellt“

• Eier nur gekocht essen – keinehalbgegarten Eier, wie etwa einFrühstücks- oder ein Spiegelei verzehrenund auch keine Speisen, die rohe Eierenthalten, wie Tiramisu oder Mayonnaise

• keine Rohwürste, wie etwa Salami,und keine Innereien

• keinen geräucherten oder gebeiztenFisch, wie „Graved Lachs“, geräucherteForelle oder geräucherten Lachs

• keine rohen Meeresfrüchte, wie Sushiund Austern

• Wegen der möglichen Schwermetall-belastung sind Thunfisch, Schwertfisch,Heilbutt oder Hecht sicherheitshalberzu meiden.

6 Wirkt sich die Ernährung der werdenden Mutter auf das ungeborene Kind aus?Ja.Von allem, was die Mutter zu sich nimmt, isstdas Baby eine kleine Portion mit.Vorlieben für be-stimmte Geschmacksrichtungen werden so be-reits während der Schwangerschaft und Stillzeitdurch die Ernährung der Mutter mitgeprägt. Ei-ne gesunde, ausgewogene und abwechslungs-reiche Auswahl von Lebensmitteln während derSchwangerschaft kann deshalb auch einen po-sitiven Einfluss auf die späteren Geschmacks-vorlieben des Kindes haben. Auch während derStillzeit ändern sich der Geruch und Geschmackder Muttermilch je nachdem, was die Mutterisst.

STILLZEIT7 Was spricht für das Stillen?Die Antwort lässt sich in einem Satz zusammen-fassen: Muttermilch stellt die optimale Ernäh-

rung für ein Baby dar. Und beim Stillen erlebt dasNeugeborene Wärme und Geborgenheit, Behag-lichkeit und die beruhigende Nähe der Mutter. Zuden Vorteilen für die Mutter zählt auch, dass sichder Körperhaushalt schneller wieder umstellt,wenn gestillt wird: Die Gebärmutter, die sichwährend der Schwangerschaft vergrößert hat,nimmt früher wieder ihre ursprüngliche Größe an.Was an Gewicht zugenommen wurde, kann beimStillen wieder abgebaut werden.

8 Wie stillt man richtig?Das Anlegen des Kindes sofort nach der Geburtfördert das Stillen. Je öfter das Kind in der Folgein den ersten Tagen angelegt wird, desto mehrMilch wird gebildet. Muttermilch ist als Nahrungfür das Kind ausreichend. Sie enthält ausreichendFlüssigkeit und alle Nährstoffe,die das Kind in denersten Lebensmonaten braucht.

9 Wie lange sollte gestillt werden?Das hängt von der persönlichen Situation ab.Viele Frauen würden ihr Kind gerne währenddes ganzen ersten Lebensjahres und darüber hi-naus stillen, aber auch eine kurze Stillzeit ist einGewinn für Ihr Baby.Auch wenn nur wenige Wo-chen gestillt wird: Es lohnt sich in jedem Fall.

10 Wann ist es Zeit abzustillen?Auch darauf gibt es keine allgemein gültige Ant-wort. Stillen ist ein großer Gewinn für die Bezie-hung und die Gesundheit von Mutter und Kind.Idealerweise werden Babys während der allmäh-lichen Einführung von Beikost weitergestillt.Man-che Kinder möchten auch bis zum ersten Geburts-tag und länger gestillt werden. Für Kinder mit ei-nem erhöhten Allergierisiko ist eine lange Stillzeitvon Vorteil.Wenn eine Mutter nicht stillen kann,will oder darf, sind Säuglingsanfangsnahrungen,so genannte „Pre-Nahrungen“, die beste Alter-native. Pre-Nahrung kann bis zum Ende des ers-

ten Lebensjahres nach Bedarf des Kindes gege-ben werden. Je nach der individuellen Entwick-lung des Kindes kann mit Beikost etwa ab dem6. Lebensmonat begonnen werden. Allmählichwird eine gesamte Milchmahlzeit durch Beikostersetzt.

11 Wie sollte sich die Mutter in der Stillzeit ernähren?Ebenso wie in der Schwangerschaft gilt: Rau-chen und Alkohol sind auch zum Wohl des Kin-des zu meiden. Auch koffeinhaltige Getränkesollten nur in Maßen genossen werden. Ausrei-chendes Trinken ist wichtig, deshalb ist es emp-fehlenswert, sich zum Beispiel zu jedem Stillen ein

Getränk bereitzustellen, vorzugsweise Wasser.Der tägliche Energiebedarf erhöht sich in derStillzeit bei ausschließlichem Stillen um circa 525bis 635 Kilokalorien und bei teilweisem Stillen umcirca 285 Kilokalorien. Zwischenmahlzeiten, diediesen Bedarf abdecken und gleichzeitig vieleVitamine und Mineralstoffe liefern sind:

falls ausschließlich gestillt wird (zwischen525 und 635 Kilokalorien) zum Beispiel:

• 1 Scheibe Vollkornbrot

Weitere Informationen über ge-sunde Ernährung während derSchwangerschaft sind im Internetunter anderem auf der Websitedes Gesundheitsministeriums ver-fügbar: unter www.bmg.gv.atin der Rubrik „Schwerpunkte“unter „Ernährung“. Broschürenzur Ernährung während der Still-

zeit und genauere Empfehlungenzum Thema Beikost sind auf dergenannten Website im „Schwer-punkt“ „Prävention“ unter „El-tern und Kind“ zugänglich. Auchin der Rubrik „Publikationen“ aufder Website www.richtiges-senvonanfangan.at sind ver-schiedene empfehlenswerte Do-

kumente verfügbar. Wer sich ger-ne persönlich informieren will,kann im Rahmen der Vorsorge-strategie in ganz Österreich bisEnde 2013 kostenlos einenWorkshop der Initiative „Richtigessen von Anfang an“ besuchen.Diese Workshops dauern meistrund drei Stunden und sind ent-

weder der „Ernährung fürSchwangere“ oder „Stillzeit undBeikost“ gewidmet. Schwangere,Eltern von Säuglingen und Klein-kindern oder auch deren Angehö-rige finden die Veranstaltungsorteund Termine in der Rubrik „Projekte und Workshops“der erwähnten Internetseite.

MEHR ERNÄHRUNGSWISSEN IN WORKSHOPS UND IM INTERNET

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bitteren Geschmack, wie er in manchem Gemü-se vorkommt, zunächst ablehnen.Das kann jedochvon den Eltern beeinflusst werden. Schmecken Siedie Beikost nicht nach Ihren eigenen Vorlieben ab.Wenn Sie in der Beikost auf Salz und Zucker oderandere Süßungsmittel verzichten, wird das Kindspäter diese Geschmacksrichtungen auch we-sentlich sensibler wahrnehmen, als wenn es be-reits im Säuglingsalter daran gewöhnt ist.

17 Was kann man tun, wenn das Kindnicht essen will?Kinder essen das,was sie kennen und mögen,undlehnen Lebensmittel, die sie nicht kennen, häu-fig ab. Doch keine Panik und vor allem: Geduld.In der Regel müssen Sie Ihrem Kind zehn bis 16Mal die Gelegenheit geben, ein neues Nahrungs-mittel zu probieren. Je häufiger Sie dies versuchen,desto höher sind Ihre Chancen, dass Ihr KindNeues ausprobiert. Kinder lernen auch durch Be-obachten. Seien Sie deshalb ein Vorbild.

18 Was sollte allgemein beim Essenmit Kindern beachtet werden?Expert/innen geben folgende Tipps rund um das Essen mit Kindern:

• Keinen Druck ausüben – Kinder esseneinmal mehr einmal weniger

• Gemeinsam Essen – Kinder probierenim Beisein Anderer lieber neueLebensmittel

• Verschiedene Lebensmittel undGeschmackskombinationen ausprobieren

• Mit unterschiedlichen Konsistenzenexperimentieren: Brei oder weichgekochte Gemüsestückchen

• Als Löffelkost oder Finger Food mitDips wird oft auch Gemüse gern vonKindern genossen

• Während des Essens mit dem Kindreden,Augenkontakt halten und esliebevoll ermutigen

• Gutes Vorbild sein

• Essen nicht als Belohnung einsetzen.

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WISSEN

mit Käse und 2 Tomaten und 1 SchüsselApfel-Beeren-Müsli mit Jogurt

• 2 Scheiben Vollkornbrotemit Käse und Schinken und 1/4 Gurke,1 Apfel und 1 kleine Handvoll Nüsse

• 1 Vollkornweckerl mitHüttenkäse, 2 Karotten und 1/2 Paprika,1 Packung Buttermilch (1/2 Liter),1 Banane und 125 g Erdbeeren.

falls teilweise gestillt wird(circa 285 Kilokalorien) zum Beispiel:

• 1 Scheibe Vollkornbrot mitZucchini-Karotten-Aufstrich, 1 SchüsselFruchtsalat mit Nüssen

• 1 Schüssel Müsli mitfettarmer Milch und frischen Früchten

• 1 Scheibe Vollkornbrotmit Gemüse-Topfen-Aufstrich,1 Glas Buttermilch (200 ml) und 1 Birne.

Weitere Rezepte für Schwangere und Stillendeenthält die Broschüre „Richtige Ernährung inder Schwangerschaft und Stillzeit“, die auf derWebsite www.richtigessenvonanfangan.atin der Rubrik „Publikationen“ im Bereich „Sons-tige Publikationen“ zur Verfügung steht.

BEIKOST12 Wann sollte mit Beikost begonnen werden?Je nach der individuellen Entwicklung des Kindeskann mit Beikost etwa ab dem 6. Lebensmonatbegonnen werden, jedoch nicht vor Beginn des 5.Monats (17. Lebenswoche) und nicht nach Endedes 6.Monats (26. Lebenswoche).Auch wenn dasBaby Beikost bekommt, ist es gut, es weiter zu stil-len. „Beikost“ bedeutet, das Baby Schritt fürSchritt von fein pürierten Lebensmitteln hin zur Fa-milienkost zu führen. Zu Beginn, also nicht vor der17. Lebenswoche, können gedünstete, fein pürier-te Lebensmittel gegeben werden,wie zum BeispielGemüse, Obst oder Fleisch. Im Alter von sechs bisneun Monaten kann das Baby auch schon auflös-bare Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Flocken,Breie fester Konsistenz und grob pürierte Nah-rungsmittel erhalten, zum Beispiel zerdrückte Ba-nane, sowie feste Nahrung in geriebener Form,et-wa Apfel. Im Alter von 10 bis 12 Monaten kannauch klein geschnittene, gewürfelte oder gehack-te feste Nahrung gegeben werden, zum BeispielFamilienkost, Obst und Gemüse. Fo

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13 Mit welcher Beikost solltebegonnen werden?Keine Angst, dabei kann nichts falsch gemachtwerden. Die Reihenfolge, in der bestimmte Nah-rungsmittel gegeben werden, ist nicht entschei-dend.Wichtig ist, dass zu Beginn Nahrungsmit-tel mit hohem Eisen- und Zinkgehalt, wie Fleischoder Getreide und nährstoffreiche Lebensmittelausgewählt werden, wie Gemüse, Obst und Ge-treide.

14 Zu welcher Tageszeit und wie vielBeikost sollte gegeben werden?Frühmorgens, mittags, frühabends – oder garspätabends? Am besten,Sie beginnen mit der Bei-kost, wenn Sie genügend Zeit und Ruhe haben;in einer entspannten Atmosphäre und ohneZwang und Druck. Lassen Sie sich nicht vonEmpfehlungen anderer „erfahrener Eltern“ odersonstigen „Soll-Vorgaben“ beeinflussen. Been-den Sie die Mahlzeit, wenn Ihr Kind typischeSättigungssignale zeigt, wie den Teller wegzu-schieben,den Löffel zu verweigern,den Mund zuverschließen oder das Esstempo zu verlangsamen.

15 Wann und wie sollten die erstenGetränke gegeben werden?Wenn Sie Ihr Kind ausschließlich stillen, brauchtes unter normalen Bedingungen keine zusätzli-chen Getränke. Beginnen Sie mit Beikost, kannzusätzlich Flüssigkeit angeboten werden.Spätes-tens wenn das Kind zur Familienkost übergeht,also etwa ab dem 10. Monat, braucht es zusätz-liche Getränke. Bieten Sie dem Säugling Flüssig-keit an, er soll selbst entscheiden wie viel er trin-ken möchte. Wasser ist ideal, zuckerhaltige Ge-tränke sollten Sie meiden, koffeinhaltige und al-koholische Getränke sind tabu.Auch Säfte soll-ten Sie Ihrem Baby nicht geben, es braucht sienicht.

16 Weshalb mögen viele Kinder kein Gemüse?Die Vorliebe der Kleinsten für süße oder salzigeSpeisen ist angeboren, während sie sauren oder

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SELBSTHILFE

Die Selbsthilfe hat sich inDeutschland vor allem seit den1970er-Jahren etabliert. Heute

ist sie in unserem Nachbarland einesehr gängige Form der gegenseitigenUnterstützung bei Krankheit, Behin-derung und psychosozialen Proble-men. Von den insgesamt fast 82 Mil-lionen Einwohnern/innen Deutsch-lands nehmen etwa zwei bis drei Mil-lionen Selbsthilfegruppen in An-spruch. Auf lokaler und regionalerEbene gibt es zwischen 70.000 und100.000 Gruppen, die sich mit fast al-len gesundheitlichen und sozialenThemen beschäftigen. Weiters gibt eszirka 300 bundesweite Selbsthilfever-einigungen. In deutschen Städten undKreisen stehen den Gruppen 270Selbsthilfekontaktstellen und 60 Un-terstützungsstellen zur Verfügung.Drei Viertel der Gruppen haben ihrenSchwerpunkt in den Bereichen Er-krankung und Behinderung – vonAtemwegserkrankungen über psy-chische Leiden und Herz-Kreislaufer-krankungen bis hin zu Tumoren. EinViertel engagiert sich in der sozialenSelbsthilfe: in den Bereichen Familie,Partnerschaft, Erziehung, Frauen-selbsthilfe, Alter und Migration.

Mehr Beteiligung, mehr KonflikteSeit 2004 nehmen Selbsthilfe- und Pa-tienten-Vertreter/innen am „Gemein-samen Bundesausschuss“ teil, demobersten Beschlussgremium der ge-meinsamen Selbstverwaltung derÄrzt/innen, Zahnärzt/innen, Psy-chotherapeut/innen, Krankenhäuserund Krankenkassen in Deutschland.Sie haben ein Mitberatungs- und An-tragsrecht, jedoch kein Stimmrecht.„Das hat die lange geforderte Mit-sprache der Selbsthilfe ermöglicht,aber auch dazu geführt, dass die eh-renamtlichen Aufgaben sehr stark zu-genommen haben“, sagt Jutta Hun-dertmark-Mayser, die stellvertretendeGeschäftsführerin der NationalenKontakt- und Informationsstelle zurAnregung und Unterstützung vonSelbsthilfegruppen (NAKOS) in Ber-lin. Probleme ergäben sich auch da-raus, dass nun vermehrt Pharma-Mit-

arbeiter/innen versuchten Einflussauf die Patientenvertreter/innen zunehmen. Hundertmark-Mayser: „Fürdiese geht es nun darum, Interessens-konflikte zu vermeiden, um weiterhinauthentisch für die Interessen derMenschen mit chronischen Erkran-kungen und Behinderungen zu spre-chen.“

Neue Medien, neue HerausforderungenIn der deutschen Selbsthilfe wird auchimmer wieder diskutiert, in welcherForm die Neuen Medien genutzt wer-den sollen. Die einen meinen, dassSelbsthilfe auch in „Internet-Foren“geschehen kann, die interaktives Fra-gen und Antworten ermöglichen. Be-sonders für Gruppen zu seltenen Er-krankungen – immerhin 60 Prozentder gesundheitsbezogenen Selbsthil-fe – könne dies von großem Nutzensein: Ihr Bedarf an Austausch sei be-sonders hoch und meist gebe es we-nig örtliche Zusammenschlüsse.Skeptiker/innen fürchten hingegen,dass zu viele webbasierte Angebotedie klassischen Strukturen gefährdenkönnten, besonders die Bereitschaft ineiner lokalen Gruppe auch persönli-che Verantwortung zu übernehmen.Bei der von der NAKOS gemeinsammit dem Verein Selbsthilfekontakt-stellen Bayern e.V. seit November2011 betriebenen ersten Kommuni-kationsplattform für gemeinschaftli-che Selbsthilfe www.selbsthilfe-in-teraktiv.de wurde deshalb auf Qua-

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Selbsthilfe in Deutschland: eineStandortbestimmungSelbsthilfegruppen sind heute in Deutschland weit verbreitet und ermöglichen gegenseitige Unterstützung. Die Neuen Medien und neue Möglichkeiten zur Mitsprache haben auch neue Herausforderungen gebracht. Text: Hermine Mandl

Jutta Hundertmark-Mayser, die stellver-tretende Geschäfts-führerin der NAKOSin Berlin: „Die langegeforderte Mitsprache

der Selbsthilfe hat auch dazu geführt, dass die

ehrenamtlichen Aufgaben sehr stark

zugenommen haben.“

INFO & KONTAKT

NAKOSNationale Kontakt- und Informationsstellezur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen

Wilmersdorfer Str. 39D - 10627 BerlinTel. 030 / 31 01 89 [email protected]

litätskontrolle gesetzt. Über diesesPortal sind aktuell etwa 40 externeSelbsthilfe-Internetforen zugänglich.Diese wurden alle daraufhin über-prüft, ob sie den für die Selbsthilfewichtigen Merkmalen, wie gegensei-tige Unterstützung und Unabhängig-keit gerecht werden. Zudem gibt es ei-nen eigenen, moderierten Forenbe-reich, der sich mit allgemeinen Fragender Selbsthilfearbeit befasst, wieGruppengründung, Gruppengestal-tung oder psychologischen Themen.

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ALLE ADRESSEN AUF EINEN BLICK

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SELBSTHILFE

ÖSTERREICHARGE Selbsthilfe ÖsterreichSimmeringer Hauptstraße 24,1110 Wienarge@selbsthilfe-oesterreich.atwww.selbsthilfe-oesterreich.atBundesvorsitzende:Sabine GeistlingerBundesgeschäftsführer: JohannesRampler, Tel: 0664/34 29 136

BURGENLANDSelbsthilfe Burgenland –Dachverband für Selbsthilfe-organisationen im Sozial-und Gesundheitsbereich,Behindertenverbände bzw.-organisationenDie Selbsthilfe Burgenland übersiedelt und ist vorüberge-hend erreichbar unter:Tel. 0660 / 48 61 [email protected]

KÄRNTENSelbsthilfe Kärnten – Dachver-band für Selbsthilfeorganisa-tionen im Sozial- und Gesund-heitsbereich, Behindertenver-bände bzw. -organisationenKempfstraße 23/3, PF 1089021 KlagenfurtTel: 0463/50 48 71Fax: 0463/50 48 [email protected]

NIEDERÖSTERREICHSelbsthilfe Niederösterreich– Dachverband der NÖ

SelbsthilfegruppenTor zum LandhausWiener Straße 54 / Stiege A / 2. Stock3109 St. Pölten, Postfach 26Tel: 02742/226 44Fax: 02742/226 [email protected]

OBERÖSTERREICHSelbsthilfe OÖ – Dachverband der SelbsthilfegruppenGarnisonstraße 1a/2. StockPF 61, 4021 LinzTel: 0732/797 666Fax: 0732/797 [email protected]

Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen Magistrat der Stadt WelsQuergasse 1, 4600 WelsTel: 07242/235-7490Fax: 07242/[email protected]

SALZBURGSelbsthilfe Salzburg – Dachverband der SalzburgerSelbsthilfegruppenIm Hause der SGKK / Ebene 01 / Zimmer 128Engelbert-Weiß-Weg 105021 SalzburgTel: 0662/88 89-1800Fax: 0662/88 [email protected]

STEIERMARKSelbsthilfeplattform Steiermark –Dachverband der Selbsthilfein der SteiermarkGeschäftsstelle: Selbsthilfekon-taktstelle Steiermark/SBZLeechgasse 30,8010 GrazTel: 0316/68 13 25Fax: 0316/67 82 [email protected]

TIROLSelbsthilfe Tirol – Dachverband der TirolerSelbsthilfevereine und -gruppen im Gesundheits-und SozialbereichInnrain 43/Parterre6020 InnsbruckTel: 0512/57 71 98-0Fax: 0512/56 43 [email protected]

Selbsthilfe Tirol – Zweigverein Osttirol Selbsthilfevereine und -gruppen im Gesundheits-und Sozialbereich c/o Bezirkskrankenhaus Lienz – 4. Stock Süd Emanuel von Hibler-Straße 5,9900 LienzTel./Fax: 04852/606-290Mobil: 0664/38 56 [email protected]/osttirol

VORARLBERGService- und KontaktstelleSelbsthilfe VorarlbergHöchster Straße 30 6850 Dornbirn Tel./Fax: 05572/26 374 [email protected]

Lebensraum BregenzDrehscheibe im Sozial- undGesundheitsbereichClemens-Holzmeister-Gasse 26900 BregenzTel: 05574/527 00Fax: 05574/ 527 [email protected]

WIENSelbsthilfe-Unterstützungs-stelle SUS Wien c/o Wiener Gesundheits-förderung – WiGTreustraße 35-43Stg. 6, 1. Stock1200 WienTel: 01/4000-76 [email protected]

Medizinisches Selbsthilfezentrum Wien„Martha Frühwirth“Obere Augartenstraße 26-281020 WienTel./Fax: 01/330 22 [email protected]

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SELBSTHILFE

S chätzungen zufolge erkrankenüber 200.000 Österreicher/innenzumindest einmal in ihrem Le-

ben an einer Essstörung. 90 bis 97 Pro-zent der Betroffenen sind Mädchenund junge Frauen. Fachleute verste-hen unter einer „Essstörung“ von derNorm abweichende Auffälligkeiten desEssverhaltens, die zu psychischen Stö-rungen und Veränderungen des Kör-pergewichts führen. Neben der Anore-xie oder Magersucht zählen die Bulimieoder Ess-Brech-Sucht sowie die Binge-Eating-Disorder oder Esssucht zu denEssstörungen. Erkrankte finden für ihrLeiden häufig bei anderen Menschenkein Verständnis, denn nach wie vor istder Irrglaube weit verbreitet, Störungendes Essverhaltens seien mit simplenGewichtsproblemen gleichzusetzen.Dabei steckt dahinter ein „süchtiges“Verhalten und Betroffenen fällt esschwer, über ihre Probleme und Gefüh-le zu sprechen. Nicht selten sind auchdie Angehörigen durch die Erkran-kung überfordert.

Ständig auf der Hut sein„Wirklich heilen kann man diese Er-krankung nicht“, ist Frau R. überzeugt,eine Betroffene, die nicht genannt wer-den will. Man sei ständig auf der Hutund dürfe sich nicht von den eigenenImpulsen hinters Licht führen lassen –zum Beispiel wenn man plötzlich wie-der eine Diät ausprobieren möchte, umüberschüssige Kilos zu verlieren.„Dann muss man sich fragen, was manda eigentlich wirklich verlieren möch-te.“ Frau R. hat zwei Töchter, die an ei-ner Essstörung erkrankt sind. Sie selbsterkannte erst in einer Psychotherapie,dass sie ebenfalls lange Zeit von einernicht diagnostizierten Essstörung be-troffen war. Heute weiß sie: „Man willes nicht wahrhaben, vertuscht das Pro-blem, lügt sich letztlich selbst etwasvor.“ Frau R. erlebt Essstörungen nahe-zu wie eine ansteckende Erkrankungund fügt hinzu: „Ich bin in dieser Hin-sicht sicherlich kein gutes Vorbild fürmeine Töchter gewesen.“ Auch erinnertsie sich, wie alarmiert sie aufgrund dervielen Modehefte im Zimmer ihrer äl-teren Tochter gewesen sei.

Austausch mit anderen Eltern„Wir waren damals am Ende unsererWeisheit und wollten wissen, wie es an-deren Eltern mit einem derartigen Pro-blem geht. Deshalb haben wir im RaumLinz eine Selbsthilfegruppe gesucht,aber keine gefunden“, sagt der Vaterder Familie. Vor acht Jahren gründeteHerr R. gemeinsam mit seiner Frauund einem weiteren Vater die „Selbst-hilfegruppe für Angehörige von Perso-nen mit Essstörungen“ in Oberöster-reich. An den monatlichen Treffen neh-men zwischen fünf und 20 Teilneh-mer/innen verschiedensten Alters teil.„Unsere Gruppe ist offen, und die Leu-te kommen, wenn sie es für nötig hal-ten, manche regelmäßig über einen län-geren Zeitraum, manche sporadisch.Wir wollen, dass sich die Eltern unter-einander austauschen können und In-formationen erhalten, wo Familien Hil-fe finden können“, sagt Herr R., derdie Gruppenleitung vor drei Jahrenaus Altersgründen weitergegeben hat.

Externe Unterstützung„Die Leute waren wirklich oft bereitsam Ende, wenn sie in die Selbsthilfe-gruppe kamen“, erinnert sich seine

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Essstörungen können eine große Belastung für den Körper und die Psyche von Betroffenen sowie für deren Familien sein. In Selbsthilfegruppen für Angehörige werden Erfahrungen mit

der Erkrankung ausgetauscht. Text: Hermine Mandl

Mehr als nurGewichtsprobleme

INFO & KONTAKT

Selbsthilfegruppe für Angehörige vonPersonen mit EssstörungenAnsprechperson: Werner WeixelbaumerGruppentreffen: Frauengesundheitszentrum4020 Linz, Kaplanhofstraße 1Tel. 07226/34 [email protected]

Frau: „Als es sich anfühlte, als würdedas Elend auch in der Gruppe immergrößer werden, zogen wir externe Hil-fe hinzu.“ Seither wird jedes zweiteTreffen von einer Psychotherapeutinbegleitet, die dafür einen „Sozialtarif“bekommt. Jeder Teilnehmer gibt so vielin eine Sparkasse, wie er kann – egal,ob es zwei Euro sind oder zehn. Mit Hil-fe der Therapeutin haben die Mitglie-der gelernt, auch Erfolge zu teilen. HerrR.: „Das Mitteilen von positiven Erfah-rungen wurde zu einem wichtigen As-pekt in der Gruppe.“ Die gegenseitigeUnterstützung in der Selbsthilfegrup-pe habe letztlich der gesamten Familiegeholfen, ist auch Frau R. überzeugt:„Heute können wir mit unseren Töch-tern offen über das Thema sprechen,und das ist wichtig.“

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SELBSTHILFE

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Wenn Getreide krank macht

sitzende der Österreichischen Arbeits-gemeinschaft setzte sich unermüdlichfür die verpflichtende Kennzeichnungvon Gluten in Lebensmitteln ein – wasschließlich ebenso erreicht werdenkonnte, wie die erhöhte Familienbeihil-fe und der Steuerabsetzbetrag für Fa-milien mit Zöliakie-betroffenen Kin-dern.

Erfolgreiche Arbeit Doch das ist noch nicht alles, wasdiese Selbsthilfevereinigung mitBeratungsstellen in allen Bun-desländern für Betroffene leis-tet. Regelmäßig werden Koch-kurse und Stammtische für denErfahrungsaustausch veranstal-

tet sowie weitere Informations-veranstaltungen, und es gibt eine

Jahrestagung, bei der alle Herstellerglutenfreier Lebensmittel ihre Produk-te vorstellen und anerkannte Expert/in-nen Vorträge halten. Das ZöliakieHandbuch umfasst heute 650 Seiten.Neben allen wichtigen Informationenüber die Erkrankung enthält es unteranderem Auflistungen von rund 9000glutenfreien Lebensmitteln samt Be-zugsquellen. Außerdem werden Res-taurants angegeben, die glutenfreie Me-nüs anbieten. Für die Zukunft hat Her-tha Deutsch ein großes Anliegen: „Ichmöchte unbedingt erreichen, dass so-zial schwache Betroffene einen adä-quaten staatlichen finanziellen Zu-schuss für die Bezahlung ihrer gluten-freien Diät erhalten, und dass auch al-le Restaurants über glutenfreie Ernäh-rung Bescheid wissen.“

Zöliakie ist eine chronische Erkrankung mit vielen leidvollen Symptomen. Doch viele Betroffene wissen gar nicht um ihre Erkrankung. Die Österreichische Arbeitsgemeinschaft Zöliakie bemüht sich um Aufklärung. Text: Gabriele Vasak

Eine kleine Gruppe von Personen, da-runter auch Hertha Deutsch, war je-doch noch im selben Jahr daran betei-ligt, die Österreichische Arbeitsgemein-schaft Zöliakie mitzugründen. „Unse-re Hauptaufgabe war damals vor allem,Rezepte für glutenfreie Ernährung aus-zuprobieren und sie für die Publikati-on eines entsprechenden Handbuchszu formulieren, denn genau diese Infor-mationen fehlten ja den Betroffenen“,erinnert sie sich. Anfang Jänner 1982 erschien das erste,300 Seiten starke Zöliakie Handbuch.1988 wurde der Europäische ZöliakieDachverband gegründet, und die Vor-

Zöliakie: Das bedeutet eine chroni-sche Erkrankung, die bei entspre-

chender Bereitschaft durch den Genussglutenhältiger Speisen ausgelöst wird.Gluten ist ein Klebereiweiß, das in zahl-reichen bei uns üblichen Getreidesor-ten und daher auch in vielen Speisenenthalten ist und bei Menschen mitentsprechender Veranlagung zu einerSchädigung der Dünndarmschleim-haut führt. Die Funktion des Dünn-darms wird deutlich beeinträchtigt unddie Aufnahme von Nährstoffen gestört.Durch eine strikt glutenfreie Ernäh-rung kann sich die erkrankte Schleim-haut jedoch wieder erholen und ganzgesunden. Aber: Neun von zehn Betrof-fenen wissen gar nichts von ihrer Er-krankung, denn, so die Vorsitzendeder Österreichischen Arbeitsgemein-schaft Zöliakie, Hertha Deutsch:„Zum einen sind die Symptomeder Erkrankung oft sehr unspezi-fisch und vielfältig – das könnenVerdauungsstörungen, Eisenman-gel, Antriebslosigkeitund vieles mehr sein,zum anderen brauchtes für die exakte Diag-nose sehr spezifischeUntersuchungen, die anvielen Betroffene nichtdurchgeführt wer-den.“

1981 gegründetAn den quälenden Beschwerden,die bei Kindern durch Zöliakie ausge-löst werden können, litt auch DeutschsSohn, bei dem die Erkrankung im Jahr1981 diagnostiziert wurde. Wie Betrof-fene ein glutenfreies Leben bewältigensollen, war Laien damals weitgehendunbekannt.

INFO & KONTAKT

Bundesleitung der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft Zöliakie1230 Wien,Anton-Baumgartner-Straße 44/C5/2302Tel. 0664/321 29 29 www.zoeliakie.or.at

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PRAXIS

Kärntenbewegt sich

gesund

GESUNDHEITSLAND KÄRNTEN

„Kärnten bewegt sich gesund“ist heuer der Themenschwerpunktfür die Aktivitäten des VereinsGesundheitsland Kärnten. Dabeiwird speziell auch mit der ASKÖund den Naturfreunden Kärntenkooperiert. Interessierte könnenaus einer breiten Palette an

kostenlosen Angeboten wählen.Neben Nordic Walking und Lang-samlaufen zählen dazu auch geführte Wanderungen, Kletter-und Radtouren. Mit „Stand upPaddling“ wurde zudem eineForm gesunder Bewegung aufden Kärntner Seen bekannter ge-macht, die ursprünglich aus Ha-waii stammt. Außerdem wurdeder „Gesunde Gemeinde“-Cuporganisiert, eine Laufveranstal-

tung, bei der nicht der Leistungs-gedanke im Vordergrund steht,sondern die Freude an gesunderBewegung. Auf Strecken mit ei-ner Länge zwischen fünf und achtKilometern in 15 Ortschaften istnicht das schnellste Dreierteamim Ziel der Gewinner, sondernjenes, das der Durchschnittszeitaller beteiligten Mannschaftenam nächsten kommt. Nicht zu-letzt wurden mit dem Projekt

„Senioren-Fit-Netzwerk“ neuebewegungsorientierte Gruppen-angebote für ältere Menschenin Kärnten geschaffen. 31 Senio-ren-Fit-Übungsleiter wurden bereits ausgebildet, die nunselbstständig in den GemeindenKurse durchführen. Am Pro-gramm stehen: Seniorengymnas-tik, Tanz, Nordic-Walking, Ses-selgymnastik und Rückengym-nastik.

Gesundheitsland Kärnten: Beim „Gesunde Gemeinde“-Cup steht nicht derLeistungsgedanke im Vordergrund, sondern die Freude an gesunder Bewegung.

Gesundheitsland Kärnten:„Stand up Paddling“, eine neue Form gesunderBewegung, konnte kostenlos erprobt werden.

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PRAXIS

GRÜNER TELLER

Rund 260.000 Steirerinnen und Steireressen an Werktagen außer Haus, unteranderem in Betriebsküchen, Mensen,Krankenhäusern oder Pflegeheimen. AmLabel „Grüner Teller“ lässt sich erkennen,ob es in einer Kantine oder einem BuffetSpeisen gibt, welche den Kriterien einerschmackhaften und gesunden Naturkü-che entsprechen. Es wird seit 2011 von

der steirischen Einrichtung für Gesundheits-förderung Styria vitalis vergeben. Zu denVoraussetzungen zählt unter anderem

• dass „Grüner Teller“-Gerichte mit Gemü-se als fixem Bestandteil angeboten werden

• dass es pro Fünftage-Woche zwei- bisdreimal ein rein vegetarisches Gericht gibt

• und dass es ein Angebot an frischem Salat oder Obst gibt sowie Trinkwasser freiverfügbar ist.

Im Rahmen der Initiative werden auch re-gelmäßig kostenlose Schulungen der Kü-chenmitarbeiter/innen der beteiligten Ein-richtungen abgehalten. Neben Basiswissenzu gesunder Ernährung stehen Themen wieLebensmittelunverträglichkeiten und Aller-gien, Kochen mit Getreide oder attraktiveGemüsegerichte am Programm. 25 Betrie-be in der Steiermark sind bereits ausge-zeichnet, vor allem Lehrlingshäuser, Schulenund Pflegeheime, aber auch das Landes-krankenhaus Bruck an der Mur und dergroße Papierproduzent Norske Skog inBruck an der Mur. Zuletzt hat im Augustdas „Bezirkspflegeheim Mürzzuschlag“ dasLabel „Grüner Teller“ erhalten.

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Kurse für gesundesKochen

FONDS GESUNDES ÖSTERREICH

Egal, ob in den Küchen von Betrieben, Schu-len, Seniorenheimen oder Krankenhäusern:Was und wie in der Gemeinschaftsverpfle-gung gekocht wird, kann sich auf die Gesund-heit zahlreicher Menschen auswirken. DerFonds Gesundes Österreich (FGÖ) fördert des-halb die Teilnahme an Workshops für gesun-des Kochen in Großküchen, die in Kooperati-on mit verschiedenen Vertragspartner/innen inganz Österreich angeboten werden. 2012geht es dabei in einem zweitägigen Basis-workshop um die Grundsätze gesunder Er-nährung und der Speiseplangestaltung. Zu-sätzlich gibt es eintägige Schulungen zu denThemen „Essen mit Genuss – gut würzenstatt salzen“ sowie „Ernährung für Senior/in-nen“. Der zweitägige Grundlagenkurs kostetfür die Teilnehmer/innen 60 Euro, die eintägi-gen Schulungen 30 Euro. Das Weiterbildungs-angebot wendet sich vor allem an Leiter/in-nen, Köch/innen und Hilfskräfte in der Ge-meinschaftsverpflegung. Alle Teilnehmer/in-nen erhalten kostenlose Schulungsunterlagen,eine Urkunde sowie das vom Fonds GesundesÖsterreich herausgegebene Kochbuch „Kochen mit Gemüse. Saisonal – Regional –Frisch“.

Der Fonds Gesundes Österreich fördert in ganz Österreich die Teilnahme an Workshops für gesundes Kochen in Großküchen.

Das „Bezirkspflegeheim Mürzzuschlag“ wurde vorKurzem mit dem Label „Grüner Teller“ ausgezeichnet.

Die gesunde Alternative im Berufsalltag

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PRAXIS

Tanzen tut der Seele gut

Unter dem Motto „Gemeinsam Lebensfreude spüren“ veranstaltetedie Wiener Gesundheitsförderung im vergangenen August und Sep-tember fünf Mal pro Woche kostenlose Tanzworkshops. Ziel des Pro-jekts war es, seelische Gesundheit im öffentlichen Raum sichtbar –und vor allem erlebbar zu machen. Durch die regelmäßigen Treff-punkte in den Bezirken Leopoldstadt, Favoriten, Rudolfsheim-Fünf-haus, Ottakring und Floridsdorf, jeweils an einem fixen Wochentagund zu einer fixen Uhrzeit, wurden über die Zeit auch Menschenzum Mitmachen animiert, die bei den ersten Terminen nur als„Zaungäste“ dabei waren.Beim „Treffpunkt Tanz!“ konnten sich alle beteiligen, die Lust hat-ten, in der Gruppe verschiedene Tanzrichtungen auszuprobieren. Je-de Woche stand ein anderer Stil auf dem Programm: Von Latin Jazzüber indischen Tanz bis Charleston. Angeleitet von erfahrenen Tän-zerinnen und Tänzern aus dem Projekt „Tanz die Toleranz“ der Cari-tas Wien wurde innerhalb einer Stunde gemeinsam eine einfacheChoreografie entwickelt. „Tanzen tut Körper und Seele gleicherma-ßen gut“, ist Liane Hanifl, Psychologin in der Wiener Gesundheits-förderung, überzeugt, „es bringt Menschen zusammen und vermit-telt Lebensfreude.“

WIENER GESUNDHEITSFÖRDERUNG

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Gemeinsam zu mehr Wohlbefinden

LEBENSSTILGRUPPEN IM SALZBURGER LAND

In „Lebensstilgruppen“ werden acht bis zwölfTeilnehmer/innen in verschiedenen SalzburgerGemeinden drei Monate lang dabei begleitet,in den Bereichen Ernährung, Bewegung, seeli-sche Gesundheit und Entspannung ihre Ge-sundheit zu fördern. Die Teilnehmer/innen sol-len von regelmäßiger körperlicher Aktivität undabwechslungsreichen Vorträgen ebenso profi-tieren, wie von der Freude daran, in einer Grup-

pe gemeinsam etwas für ihr Wohlbefinden zutun. Vor Kurzem haben acht neue Lebensstil-gruppen gestartet, und zwar zwei in Lamp-rechtshausen und je eine in den GemeindenElixhausen, Köstendorf, Leogang, Maria Alm,Filzmoos und Radstadt. Die Gruppen sind einevon vielen Maßnahmen im Rahmen des Pro-jekts „Herz-Kreislauf-Gesundheit im Bundes-land Salzburg“, das vom Fonds Gesundes Ös-terreich und dem Land Salzburg finanziert wird.Ab 2013 wird es dafür Unterstützung von denKrankenkassen geben. Gemeinden, die solcheGruppen etablieren wollen, werden dabei

schon seit 2009 im Rahmen des Projektes „Gesundes Salzburg 2010“ von AVOS begleitet,dem Arbeitskreis für Vorsorgemedizin Salzburg.

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Teilnehmerinnen einer Gruppe zur Gesundheitsförderungin Köstendorf.

Die Wiener Gesundheits-förderung hatkostenlose Tanz-kurse veranstal-tet. Denn Tanzentut der Seele gut.

Rundumg’sund

PROJEKT FÜR SOZIAL BENACHTEILIGTE

Wissenschaftliche Studien belegen, dass Menschen mit vergleichswei-se geringem Einkommen und Bildungsniveau relativ häufig von Adi-positas und Übergewicht betroffen sind. Bei dem vom Fonds Gesun-des Österreich und der Wiener Gesundheitsförderung gefördertenProjekt „rundum g’sund“ wird dieser Zusammenhang speziell berück-sichtigt. Es wurde vom Institut für Frauen- und Männergesundheitentwickelt und durchgeführt, hat im Juli 2010 begonnen und wurdeim September 2012 beendet. Durch das Projekt sollten speziell auchsozial benachteiligte Gruppen der Bevölkerung mit und ohne Migrati-onshintergrund erreicht werden. Dabei wurde besonderer Wert daraufgelegt, auf Bedürfnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzuge-hen. Es wurden eigene Gruppen für Frauen, Männer und Familien an-geboten und für die drei Zielgruppen gab es jeweils ganzheitliche Kur-se von achteinhalb Monaten Dauer. Diese wurden von Psycholog/in-nen und Psychotherapeut/innen geleitet und sowohl in deutscher alsauch in türkischer Sprache gehalten. Externe Expert/innen wie Medizi-ner/innen, Ernährungswissenschafter/innen und Sportwissenschaf-ter/innen wurden mit einbezogen. In den Kursen konnten in vertrau-tem Rahmen Fragen rund um Themen wie Essen, Ernährung,Abnehmen,Wohlbefinden, Lebensstil und Stressbewältigung gestellt werden.Außerdemwurden für die Teilneh-mer/innen unter ande-rem Kochworkshops,Einkaufstrainings undMaßnahmen zur Förde-rung gesunder Bewegungdurchgeführt.

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Das Projekt hatte zum Ziel, einkompaktes Beratungsmodell zurVerbesserung des Verpflegungs-

angebotes an Schulbuffets zu entwi-ckeln. Unsere Zielgruppen waren dieSchüler/innen und Lehrkräfte der teil-nehmenden Schulen, die Buffetbetrei-ber/innen und Automatenaufsteller/innen, die Eltern sowie die Direktio-nen“, sagt die Humanbiologin KarinKaiblinger. Sie betreibt mit ihrer Kolle-gin der ErnährungswissenschafterinRosemarie Zehetgruber das Unterneh-men „gutessen consulting“. Die bei-den Beraterinnen haben auch gemein-sam das vom Fonds Gesundes Öster-reich (FGÖ) geförderte Projekt „Dasgute Schulbuffet“ geleitet. In einempartizipatorischen Prozess mit allenSchulpartnern und dem Buffetbetriebwurden die Verpflegungsangebote er-nährungsphysiologisch nach den Wün-

schen und Vorlieben der Zielgruppenund ökologischen Kriterien optimiert.Ein verbessertes Sortiment und beglei-tende pädagogische Maßnahmen soll-ten Schüler/innen und Lehrpersonendabei unterstützen, am Buffet eine ge-sündere Wahl zu treffen.

Kompaktes BeratungsmodellIn der ersten Projektphase wurden zehnModellschulen im Bundesgebiet bera-ten. Aus den gewonnenen Erfahrungenwurde ein Beratungsmodell entwickelt,das mit angemessenem Zeitaufwand ei-ne optimale Betreuung der Schulen er-möglicht. Kaiblinger: „Das Modell folgteiner klaren Projektmanagementstruk-tur. Nach einem Erstgespräch braucht eseinen klaren Auftrag durch den Schul-gemeinschaftsausschuss.“ Eine erste Sor-timentsanalyse zeigt, wo besondererVerbesserungsbedarf besteht. Dann be-ginnt die Arbeit mit einer Projektgrup-pe, in der alle Schulpartner vertretensind: Vom Startworkshop mit klarerZieldefinition über verschiedene Bera-tungen und Workshops im Optimie-rungsprozess bis zum Abschlusswork-shop mit Reflexion und Planung derQualitätssicherung wird die Gruppe be-gleitet. Das Beratungsmodell wurde eva-luiert und ein Methoden- und Unterla-genset erstellt, anhand dessen es umge-setzt werden kann. In der zweiten Pro-jektphase wurden Berater/innen der ös-terreichischen Biobäuer/innen-Organi-sation „Bio Austria“ in den Bundeslän-dern in das Modell eingeschult und beider selbständigen Betreuung von weite-ren Schulen gecoacht. Insgesamt wurdenin der Projektzeit 36 Schulen beraten.

Was die Evaluation zeigtDie Evaluation, also die systemati-sche Analyse der Prozesse und Be-wertung der Ergebnisse des Projektes,wurde vom Ludwig Boltzmann In-stitut Health Promotion Research(LBIHPR) in Wien durchgeführt. „Anvielen Schulen wurden Limonadenaus dem Angebot genommen und Al-ternativen, wie etwa gespritzte Säfte,im Getränkeautomaten eingeführtoder Mineralwasser wurde verstärktangeboten“, weiß Karin Waldherr, stell-vertretende Leiterin des LBIHPR undLeiterin der Evaluation. Außerdemseien nun mehr gesunde Speisen imBuffetsortiment, vor allem Salate, Obstoder Obstsalate und vegetarische We-ckerl. Leberkäsesemmeln und ähnli-che Angebote wurden gestrichen oderzumindest durch attraktive fleischlo-se Alternativen, wie Ofenkartoffelnoder Gemüseburger ergänzt.

Laut einer schriftlichen Erhebung un-ter den Schüler/innen, Lehrer/innen,Buffetbetreiber/innen und Schullei-ter/innen ist die überwiegende Mehr-heit der Ansicht, dass das neue Sorti-ment „gleich gut“, „besser“ oder„deutlich besser“ sei. Bei der Initiati-ve konnten auch viele Erkenntnissezu Erfolgsfaktoren und Hürden fürein derartiges Projekt gewonnen wer-den. „Entscheidend ist, dass die Schul-leitung voll und ganz hinter dem Pro-jekt steht, das Angebot nicht zu raschverändert wird und sich tatsächlichein Team aus allen Personengruppenan der Schule an der Umstellung beteiligt“, weiß Kaiblinger.

Mit einer gesunden Jausein die Pause

PRAXIS

Ein vom FGÖ gefördertes Projekt zeigt, wie Schulbuffets an mittleren und höheren Schulen

gesünder gestaltet und dabei die Schulgemeinschaftbestmöglich miteinbezogen werden kann.

INFO & KONTAKT

Plattform Schulverpflegung

Projektleiterinnen: Karin Kaiblinger,Rosemarie ZehetgruberTel. 01/545 05 [email protected]

Zuständige Gesundheitsreferentin beim FGÖ:Rita KichlerTel. 01/895 04 00-13 [email protected]

Kooperationspartner/innen für das Projekt:Kaiblinger & Zehetgruber OG, Bio Austria

Die beiden Projektleiterinnen Karin Kaiblinger und Rosemarie Zehetgruber von „gutessen consulting“

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PRAXIS

achten vermehrt auf den Zuckergehaltund trinken öfter Wasser. Bei den Kin-dern und Jugendlichen sind speziellauch die bewegungsfördernden Inter-ventionen sehr gut angekommen sowiedas Gesundheitskabarett, in dem Ge-sundheitsthemen humorvoll vermit-telt wurden.

Nachhaltige Wirkungen„Mit nachhaltigen Wirkungen ist auchdadurch zu rechnen, dass die Projekt-teams in den Gemeinden weiterhinbestehen bleiben werden“, betontGollner. Die teilnehmenden Ortschaf-ten haben sich in einer Charta dazuverpflichtet, jeweils einen Beauftrag-ten für Gesundheitsförderung zu be-nennen und diesem ein Budget zurVerfügung zu stellen. Der Projektlei-ter: „Eine wesentliche Erkenntnis ausdem Modellprojekt war auch, dassGesundheitsförderung vor allem be-deutet, Organisationen weiter zu ent-wickeln.“Dass dies gelungen ist, wird in derEvaluation bestätigt, also der syste-matischen Auswertung des Projek-tes, die von der Ärztin und BeraterinUrsula Püringer erstellt wurde. Darinheißt es, dass in den teilnehmendenGemeinden und Schulen „gesund-heitsförderliche Rahmenbedingungenaufgebaut werden konnten – undzwar sowohl strategische und struk-turelle als auch organisatorische“.„Die Zielgruppen des Modellprojektswurden großteils auch tatsächlich er-reicht, also einerseits Gemeindebür-ger/innen im Alter zwischen 30 und59 Jahren und andererseits Schülerin-nen und Schüler zwischen 14 und 18Jahren“, sagt die Evaluatorin. EineBefragung von Teilnehmer/innen derMaßnahmen im Bereich Bewegung

oder seelische Gesundheit hat auchgezeigt, dass diese mehrheitlich ange-ben, ihr Gesundheitswissen über kör-perliche Bewegung oder seelische Ge-sundheit habe sich vergrößert.

Das Modellprojekt für Herz-Kreis-lauf-Gesundheit war insgesamterfolgreich. Es ist gelungen, in ei-

ner Region, in der zuvor keine derar-tigen Kapazitäten vorhanden waren,Strukturen für Gesundheitsförderungaufzubauen“, fasst Erwin Gollner, derLeiter des vom Fonds Gesundes Öster-reich in Auftrag gegebenen Projektes„Gemeinsam gesund im Bezirk Ober-wart“ dessen Ergebnisse zusammen.Zwischen Jänner 2009 und Jänner 2012wurden in neun Gemeinden, vier be-rufsbildenden mittleren Schulen, 15Volksschulen und zehn KindergärtenArbeitskreise für Gesundheitsförde-rung gebildet. „In diesen wurde vonden Betroffenen gemeinsam erarbei-tet, welche Maßnahmen in ihrem Set-ting durchgeführt werden sollen“, er-klärt Gollner, der auch Leiter der Stu-diengänge Gesundheitsmanagementund Gesundheitsförderung sowie Ma-nagement im Gesundheitswesen derFachhochschule Burgenland in Pinka-feld ist.

240 MaßnahmenIn Zahlen waren das letztlich 240 Inter-ventionen. Beispiele sind, dass kosten-lose Schrittzähler an Schulen und inden Gemeinden verteilt wurden, umdazu zu motivieren, pro Tag 3.000Schritte zusätzlich in zügigem Tempozu gehen. In Kooperation mit dem Psy-chosozialen Dienst Burgenland wur-den Vorträge und Workshops für see-lische Gesundheit angeboten, es gabzahlreiche Ernährungsworkshops undim Bereich gesunde Bewegung wur-den etwa Menschen aus den beteiligtenGemeinden zu Nordic Walking-Trai-ner/innen ausgebildet, die seither inihrer Ortschaft entsprechende Grup-pen für die Bürger/innen organisie-ren. An den Schulen wurden unter an-derem Ernährungsworkshops durchge-führt und das Angebot in den Geträn-keautomaten verändert. Seither wer-den weniger kohlenhydratreiche Ge-tränke getrunken, die Schüler/innen

Drei Jahre lang wurde im Bezirk Oberwart ein Modellprojekt für Gesundheitsförderung durchgeführt. Die Evaluation zeigt,dass die Zielgruppen erreicht und nachhaltige Wirkungen erzielt werden konnten.

INFO & KONTAKT

Der Projektleiter Erwin Gollner:„Gesundheitsförderung bedeutet vor allem auch,Organisationen weiter zu entwickeln.“

Projektleiter: Erwin GollnerFachhochschule [email protected]. 03357/453 70-1050

Projektmitarbeiterinnen:Ines Ballmann, Maria Stangl, Magdalena Thaller,Silvia Tuttner

Zuständige Gesundheitsreferentin beim FGÖ:Rita KichlerTel. 01/895 04 00 [email protected]

Kooperationspartner/innen: Land Burgenland,PSD Burgenland – Fachstelle Suchtprävention,PGA Burgenland, Fit für Österreich, GIVE – Service-stelle für Gesundheitsbildung, Ernährungswissen-schafterinnen Brigitte Pleyer und Silvia Simon,Landesschulrat Burgenland, Burgenländisches Volksliedwerk – Burgenland tanzt, PädagogischeHochschule Burgenland, WasserleitungsverbandNördliches Burgenland, BezirkspolizeikommandoOberwart, Klimabündnis Österreich, SIPCAN.

Die Projektteams arbeiten weiter

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Bezirk Völkermarkt“, berichtet FranzWutte, Geschäftsführer des Vereins Gesundheitsland Kärnten, der für dasGesamtprojekt verantwortlich ist.

Gesündere GemeindenAuf dieser Basis wurde ein Angebot anMaßnahmen erarbeitet, die den Bür-ger/innen bis April 2011 sehr kosten-günstig oder gratis zur Verfügung stan-den. Das Spektrum reichte von Kursenzum Thema „Schritt für Schritt zumWohlfühlgewicht“ und Kochworkshopsfür Männer über Seminare zum Stress-abbau bis zu Yoga für Menschen ab 50Jahren. Bei einem Kurs für Herz-Kreis-lauf-Übungsleiter/innen gab es 28 prak-tische und 20 theoretische Einheiten. 14Teilnehmer/innen aus der Region habendas Abschlusszertifikat erhalten, das sienun berechtigt, Bewegungseinheiten fürgesunde, sporttaugliche Erwachseneabzuhalten. Zwölf so genannte „Herz-Gesundheits-Botschafter/innen“ konn-ten für eine ehrenamtliche Mitarbeit ge-wonnen werden. Das sind respektiertePersönlichkeiten, die eine zweitägigeAusbildung erhalten und danach ihreMitbürger/innen auf die „Herz-Gesun-den-Aktivitäten“ in ihrer Gemeinde auf-merksam gemacht haben.Die MAHLE Filtersysteme AustriaGmbH, mit circa 2.000 Mitarbeiter/in-nen der größte Arbeitgeber der Region,und der Sozialhilfeverband Völker-markt mit circa 135 Mitarbeiter/innenwaren die beiden am Modellprojekt be-teiligten Betriebe. Hier wurden jeweilsbetriebsinterne Gesundheitszirkel ab-gehalten, an denen zahlreiche Beschäf-tigte teilgenommen und gemeinsamMaßnahmen für mehr Gesundheit im

220Maßnahmen für einengesünderen Lebensstil,die in fünf Kärntner Ge-

meinden im Bezirk Völkermarkt wäh-rend zwei Jahren durchgeführt wur-den sowie zwei umfassende Projektezur Betrieblichen Gesundheitsförde-rung in dieser Region: Das sind dieEckdaten des zu 100 Prozent vomFonds Gesundes Österreich gefördertenModellprojektes zum Thema Herz-Kreislauf-Gesundheit im Bezirk Völ-kermarkt in Kärnten. Es wurde vomVerein „Gesundheitsland Kärnten“ ge-meinsam mit der Kärntner Gebiets-krankenkasse und der Initiative „Fitfür Österreich“ durchgeführt. Das ge-samte Projekt dauerte von November2008 bis Dezember 2011, also rund dreiJahre. „In der Anfangsphase konntensich die Menschen aus den Gemeindenan so genannten ,ImPULS-Sitzungen’beteiligen und ihre Ideen zur Gesund-heitsförderung einbringen. Zudem gab es dazu eine Telefonbefragung im

PRAXIS

In fünf Gemeinden und zwei Betrieben im Bezirk Völkermarkt in Kärnten wurde drei Jahre lang ein Modellprojekt des Fonds Gesundes Österreich umgesetzt. Es sollte Rahmen-bedingungen schaffen, in denen Herzgesundheit lebbar wird.

Strukturen für bessereGesundheit in Kärnten

Unternehmen erarbeitet und verwirk-licht haben. Der Sozialhilfeverbandwurde inzwischen auch mit dem Güte-siegel für Betriebliche Gesundheitsför-derung (BGF) ausgezeichnet, das nachgenau definierten Qualitätskriterien fürje drei Jahre vom österreichischen Netz-werk für BGF vergeben wird.

Kapazitäten wurden aufgebautBei der Evaluation des Modellprojekteswurden in den einzelnen Gemeindenauch Fokusgruppen abgehalten, bei de-nen Menschen befragt wurden, die sichfür das Modellprojekt in ihrer Gemein-de freiwillig engagiert hatten. Sie warenin hohem Maße der Meinung, dass diedurchgeführten Maßnahmen auch als„wichtig, sinnvoll und zielführend“ zubewerten seien. Auf Ebene der Angebo-te zeigte sich, dass Maßnahmen zu denThemen „Bewegung“ und „Ernährung“zumindest in einzelnen Ortschaften häu-fig besser angenommen wurden als sol-che für „seelisches Wohlbefinden“. DasGesundheitswissen und das Gesund-heitsverhalten der Menschen im BezirkVölkermarkt konnten laut der Evalua-tion durch das Projekt nicht messbarverändert werden. „Aus unserer Sichtsteht jedoch im Vordergrund, dass in ei-ner Region Strukturen und Kapazitä-ten für Gesundheitsförderung aufge-baut wurden, in der diese davor kaumoder gar nicht vorhanden waren“, be-tont Wutte. So seien etwa alle Projekt-gemeinden inzwischen an der Initiati-ve „Gesunde Gemeinde“ in Kärnten be-teiligt, bei der regelmäßig Arbeitskrei-se zum Thema Gesundheitsförderung inden einzelnen Kommunen abgehaltenwürden.

Projektleiter Franz Wutte:„Es ist gelungen,im Bezirk VölkermarktStrukturen fürGesundheitsförderungaufzubauen.“

INFO & KONTAKT

Projektleiter:Franz Wutte Verein Gesundheitsland KärntenTel. 050 536/[email protected]

Zuständige Gesundheitsreferentin beim FGÖ:Rita KichlerTel. 01/895 04 [email protected]

Bietergemeinschaft des Projektes:Verein Gesundheitsland Kärnten, Initiative „Fit für Österreich“, Kärntner Gebietskrankenkasse

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Gesundheitsförderung für Menschen mit Behinderungenist – leider – keine Selbstverständlichkeit. Ein vom FGÖ gefördertes Projekt aber schenkt diesem wichtigenAnliegen besondere Aufmerksamkeit. Text: Gabriele Vasak

wir unter anderem Bewegungs- undEntspannungsmethoden vorgestellthaben. Später wurde in den Gesund-heitszirkeln, die jetzt von Klient/in-nen gemeinsam mit Begleiter/innengeleitet werden, konkret besprochen,was gefallen oder auch nicht gefallenhat und was der oder die Einzelnegerne dauerhaft verfolgen möchte.“

Große Begeisterung für das Projekt Zudem ist es ein Ziel des Projekts,dass Klient/innen und Mitarbeiter/innen der Lebenshilfe Kärnten auchan entsprechenden Angeboten in der

PRAXIS

Menschen mit Behinderungenhaben oft keinen Zugang zuAngeboten der Gesundheits-

förderung. Die Ursachen dafür sindvielfältig, und in Summe ergibt sichfür sie daraus ein Manko in einemwichtigen Bereich der positiven Le-bensführung. Dem will die Lebens-hilfe Kärnten mit dem vom FondsGesundes Österreich (FGÖ) geför-derten „projekt: Gesundheit“ entge-genwirken. „Zum einen haben wirwahrgenommen, dass viele unsererKlient/innen Gewichtsprobleme ha-ben, zum anderen fehlt ihnen auch inHinsicht auf Gesundheitsförderungoft der Kontakt zur Normalbevölke-rung“, sagt der interne ProjektleiterGünther Reiter. Mit dem Projekt, dasim März 2011 startete und auf zweiJahre angelegt ist, wird das Ziel derselbstverständlichen Teilhabe vonMenschen mit Behinderungen amgesellschaftlichen Leben verfolgt –speziell im Bezug auf Gesundheits-förderung und Programme zur Vor-beugung von Krankheiten.

Langer Weg zum Beginn Umgesetzt wird dieses ehrgeizigeVorhaben jetzt vor allem in Gesund-heitszirkeln, die auch den Beschäftig-ten angeboten und die speziell vonden Klientinnen und Klienten derLebenshilfe begeistert angenommenwerden, doch zuvor war noch eingutes Stück Weges zu gehen. „VieleKlientinnen und Klienten kanntenkeine Möglichkeiten der Gesund-heitsförderung oder konnten sichdarunter nichts vorstellen“, erzähltReiter: „Daher haben wir zunächstAktionstage angeboten, an denen

Der interneProjektleiter bei derLebenshilfe KärntenGünther Reiter:„Viele unsererKlientinnen und Klientenkannten zuvor keineMöglichkeiten zurGesundheitsförderung.“

Die externe Projekt-leiterin WaltraudSawczak: „Wir habenein ungewöhnliches Ausmaß an Partizipationvon Menschen mit Behinderungen an einem wichtigen Lebens-bereich erreicht.“

Gleiches Recht für alle

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Interner Projektleiter bei der Lebenshilfe Kärnten:Günther Reiter Tel. 0463/332 [email protected]

Externe Projektleiterin:Waltraud SawczakTel. 0650/849 49 40 [email protected]

Zuständige Gesundheitsreferentin beim FGÖ:Rita KichlerTel. 01/895 04 00-13 [email protected]

Kooperationen: Gesundheitsland Kärnten, GKKKärnten, verschiedene Sportverbände wie ASKÖ,Sport Union, ASVÖ, Kärntner Aerobic Verein undSportana

INFO & KONTAKTGemeinde oder bei Verbänden undVereinen teilnehmen. Und: Das be-reits jetzt sehr gute und gesunde An-gebot der hausinternen Betriebskü-chen wird weiter optimiert. „Wir ha-ben sicherlich ein ungewöhnlichesAusmaß an Mitbestimmung undPartizipation von Menschen mit Be-hinderungen an einem wichtigen Le-bensbereich erreicht, denn hier habenMenschen mit und ohne Behinde-rungen gemeinsam Spaß an Aero-bic, Qi Gong, Zumba und anderemmehr“, freut sich die Psychologinund externe Projektleiterin, WaltraudSawczak.

Der so eingeleitete Prozess der Inte-gration und Inklusion im BereichGesundheitsförderung wird auchnach Projektende weitergeführt wer-

Beim „projekt: Gesundheit“ der Lebenshilfe Kärnten können deren Klientinnen und Klienten unteranderem verschiedene Formen gesunder Bewegung erproben und ausüben.

den. Günther Reiter: „Wir werdenden Gesundheitsförderungsgedan-ken in das Leitbild der LebenshilfeKärnten integrieren, und dieseswichtige Ziel zu verfolgen wird soauch zur expliziten Aufgabe unsererMitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“Der Erfolg dieses schönen Projektszeigt sich übrigens auch an der ho-hen Akzeptanz durch die angespro-chenen Menschen: Von rund 280Klientinnen und Klienten der Le-benshilfe Kärnten haben bereits etwa220 ein konkretes Gesundheitsziel,das sie verfolgen wollen. Und: Der-zeit nehmen an den Aktivitäten undMaßnahmen der Lebenshilfe Kärn-ten zwischen 350 und 400 Klient/in-nen, Mitarbeiter/innen und interes-sierte Menschen außerhalb der Le-benshilfe teil.

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Ein Projekt an einer Landesberufsschule hat 2000 Lehrlinge, ihre Pädagog/innen unddas Personal erreicht. Mit Erfolg, wie die Evaluation zeigt. Bewegung, Ernährungund Sozialkompetenz sind Bestandteile des Unterrichts geworden. Text: Dietmar Schobel

PRAXIS

In der Landesberufsschule für Gast-gewerbe in Lochau in Vorarlbergwerden Fachkräfte für die Hotelle-

rie und Gastronomie ausgebildet. ProJahr werden insgesamt rund 1.000Lehrlinge unterrichtet. In fünf Blöckensind sie jeweils acht Wochen lang ander Schule. Der Großteil wohnt wäh-renddessen in den angeschlossenenInternaten für Mädchen und für Bur-schen. Die 15- bis 20-Jährigen habensich für eine Berufslaufbahn alsKöch/innen, Restaurantfachleute, Gas-tronomiefachleute oder als Hotel- undGastgewerbeassistent/innen entschie-den. Von Jänner 2009 bis Mai 2012 soll-

te ihnen das Projekt „MehrWert fürKörper und Geist“ während ihrer Fach-ausbildung auch Theorie und Praxisder Gesundheitsförderung nahe brin-gen. Ist das gelungen?„Die Antwort ist ein klares Ja. Alle 19 bei dem Projekt geplanten Zielekonnten auch erreicht werden“, sagtVerena Folie. Sie betreibt gemeinsammit ihrem Kollegen Matthias Mathisdas Beratungsunternehmen PH-7 OGmit Sitz in Wolfurt in Vorarlberg, wel-ches die Evaluation, also die systema-tische Auswertung der Prozesse undErgebnisse des Projektes durchgeführthat. Zu den bei der Initiative verwirk-

lichten Zielen zählt etwa, dass Gesund-heitsförderung im Lehr- und Lernziel-katalog und im praktischen Unterrichtverankert wurde, dass die Internatskü-che täglich gesunde Speisen anbietetoder dass Bewegungspausen in denUnterricht integriert wurden.

Sozial- und LebensstilkompetenzBei dem Projekt wurden zahlreicheMaßnahmen in den Bereichen Sozial-kompetenz, Suchtprävention, Ernäh-rung und Bewegung durchgeführt.Allein an den Kursen für Alkohol-und Nikotinprävention, die von denFachleuten von Supro – der Vorarlber-ger Werkstatt für Suchtprophylaxegehalten wurden, haben jeweils rund1.300 Jugendliche teilgenommen.Ähnlich hoch waren die Teilnehmer-zahlen etwa für die Geruchs- und Ge-schmacksschulungen, die währenddes Unterrichts stattfanden oder für

Wo LehrlingeGesundheits-

förderung lernenProjektleiter Wolfgang Ponier

Das Projekt MehrWert wurde unter anderem auch auf der Dornbirner Herbstmesse präsentiert.

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kungen ergeben sich natürlich daraus,dass der Küchenleiter Gerhard Kerberund sein Team das Angebot der Inter-natsküche komplett umgestellt ha-ben“, sagt Ponier. Auf Halbfertigpro-dukte und vorgefertigte Gewürzmi-schungen wird nun vollständig ver-zichtet. Alle Gerichte werden frischzubereitet und mit frischen Kräuternund eigenen Gewürzkompositionenabgeschmeckt. Der Fleischanteil wur-de deutlich reduziert und in den Ge-tränkeautomaten werden gespritzteFruchtsäfte aus Streuobst angeboten.So können pro Jahr in der Internats-küche 730 Kilogramm Zucker einge-spart werden. Alle Lebensmittel wer-den nach Möglichkeit bei Bauernhö-fen und anderen Lieferant/innen inder Region bestellt – in Bio-Qualität,sofern diese erhältlich ist. Auch dieserAspekt wurde in den Unterricht inte-griert. Die Schülerinnen und Schülerunternehmen immer wieder Exkur-sionen, um sich vor Ort ein Bild zumachen, wo die Lebensmittel für dieInternatsküche herkommen, wie sieentstehen und weiter verarbeitet wer-den. Da geht es dann zum Beispielzum „Vetterhof“ nach Lustenau, derKartoffeln und Gemüse liefert, zu„Beeren Winder“ in Dornbirn oderzum „Bio-Metzger Mennel“ in Mög-gers. Das Projekt MehrWert hat auchzwei renommierte Auszeichnungenerhalten: den österreichischen

die Bewegungsangebote am Nach-mittag und Abend, wie Tae Boe-, Pi-lates-, Yoga- und Tanzkurse, Kraft-training und Radausflüge. Auch aneinem Mentaltraining zum Thema„Zivilcourage“ nahmen rund 400Lehrlinge teil. Für die Evaluation wur-de zu Beginn, in der Mitte und amEnde des Projektes auch eine Online-Befragung durchgeführt, an der sichjeweils bis zu 500 Schülerinnen undSchüler beteiligten. Laut dieser Erhe-bung hat sich das Gesundheitsverhal-ten verbessert: jeweils rund zwölf Pro-zent geben an, dass sie sich seit demProjekt mehr bewegen, und dass sichihr Ernährungsverhalten veränderthat. Rund 13 Prozent der Schülerinnenund Schüler berichten, dass sich ihrSuchtverhalten verändert hat. „Diegrößten Erfolge konnten im Bereichdes Sozialverhaltens erzielt werden“,betont die Evaluatorin: „Rund 21 Pro-zent der Schülerinnen und Schülersagen, dass sie nun anders mit Kon-flikten umgehen.“

Alle Gerichte werden frisch zubereitetDer Leiter des Projektes Wolfgang Ponier war durch sein hohes ehren-amtliches Engagement maßgeblichfür die rege Beteiligung und die gu-ten Ergebnisse verantwortlich. Waszählt für den Lehrer im FachbereichKüche selbst zu den wichtigsten Re-sultaten? „Nachhaltige positive Wir-

Vorsorgepreis 2010 in der KategorieBildungseinrichtungen sowie denPreis 2010 der Internationalen Boden-see Konferenz für Gesundheitsförde-rung und Prävention. 2011 wurde esmit einer „Kochshow“ unter ande-rem auf der großen DornbirnerHerbstmesse präsentiert. Im April2012 wurde im Vorarlberger Land-haus der Abschluss der erfolgreichenInitiative gefeiert. Dabei wurde das„MehrWert“-Kochbuch präsentiert,in dem die beliebtesten Rezepte ent-halten sind, die von Schülerinnen undSchülern und ihren Lehrkräften wäh-rend des Projektes kreiert wurden.

Zum Abschluss der Initiative wurde das „MehrWert“-Kochbuch im Vorarlberger Landhaus vorgestellt.Von links nach rechts im Bild: Der Vorarlberger Landesrat für Landwirtschaft, Umweltschutz und Forstwesen Erich Schwärzler, Angelika Stöckler von der aks gesundheit GmbH, Landtagspräsidentin Bernadette Mennel, MarisaBeer, Abschlussschülerin der Landesberufsschule für das Gastgewerbe in Lochau in Vorarlberg, Internatsküchenchef Gerhard Kerber, Projektleiter Wolfgang Ponier, Direktorin Andrea Mc Gowan, Abschlussschülerin Justine Harder und der Vorarlberger Schullandesrat Siegi Stemer.

Projektleiter:Wolfgang Ponier Tel. 05574/[email protected]

Zuständige Gesundheitsreferentin beim FGÖ:Rita KichlerTel. 01/895 04 [email protected]

Kooperationen mit: aks gesundheit GmbH,SUPRO – Werkstatt für Suchtprophylaxe,Vorarlberger Landesregierung, Firma Essenszeit,Pädagogische Hochschule Vorarlberg, Ifs – Institutfür Sozialdienste, Berufsschule Bregenz, WKO/Fachgruppe Gastronomie und Hotellerie, Slow FoodVorarlberg, Sportservice Vorarlberg, Firma WibergGmbH, einige Sponsoring-Partner.

INFO & KONTAKT

Die EvaluatorinVerena Folie:„Alle 19 bei dem Projektgeplanten Ziele konntenauch erreicht werden."

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PRAXIS

en. Am häufigsten wurden Fragen zueinzelnen Lebensmitteln und zum Um-gang mit diesen gestellt, etwa zur rich-tigen Lagerung oder zum Nährstoffge-halt bestimmter Produkte. Auch Le-bensmittelhygiene und -sicherheit sindhäufig Inhalt der Telefonate. „Das giltvor allem dann, wenn in den Medienüber vermeintliche oder echte Lebens-mittelskandale berichtet wird“, sagtBeck. 2011 beispielsweise als bestimm-te Hartkäsesorten wegen eines zu ho-hen Gehalts an Listerien, einer Bakte-rienart, aus dem Handel zurückgeru-fen werden mussten. Und nach derAtomkatastrophe in Fukushima gabes viele Anfragen, ob Fisch und Fisch-produkte aus Japan weiterhin ohneBedenken verzehrt werden können.

Alles über gesunde ErnährungOft wollen die Anrufer/innen auchAuskünfte zu gesunder Ernährungfür Kinder oder Erwachsene, zu Säuglingsernährung und Beikost, oderdazu, was während einer Schwanger-schaft und in der Stillzeit gegessenwerden sollte. Weitere Informationen zu dem Telefonservice von Fonds GesundesÖsterreich und VKI sind im Internetzu finden, unter www.ernaehrungs-hotline.at. Hier können auch schrift-lich Fragen gestellt werden und Infor-mationen zu bestimmten Lebensmit-teln sowie zu den Themen Gewichts-management, spezielle Ernährungs-formen und Diäten nachgelesen werden.

Jeder Mensch is(s)t anders. Des-halb sind auch Fragen zu diesemThema oft sehr individuell. Da-

mit jede und jeder einzelne in Öster-reich die Möglichkeit hat, darauf wis-senschaftlich fundierte, praxisnaheund industrieunabhängige Antwortenzu erhalten, betreibt der Fonds Ge-sundes Österreich (FGÖ) in Koopera-tion mit dem Verein für Konsumen-teninformation (VKI) schon seit 1999die Ernährungshotline. Unter der Te-lefonnummer 0810 810 227, die ausganz Österreich um maximal 10 Centpro Minute angewählt werden kann,stehen hier von Montag bis Freitagvon neun bis 15 Uhr Ernährungswis-senschafter/innen für Auskünfte zurVerfügung. „Zu Ernährungsthemengibt es sehr viele selbst ernannte Ex-pert/innen, und es werden viele Infor-mationen verbreitet, die nicht zutref-fen – speziell im Bezug auf Schlank-heitsmittel oder auf Produkte, denenaufgrund einzelner Inhaltsstoffe einbesonderer gesundheitlicher Wert zu-geschrieben wird“, betont Birgit Beckvom VKI. „Deshalb ist die Möglich-keit, über eine Telefonhotline rasch,unkompliziert und individuell objek-tive Informationen zu erfragen, in die-sem Bereich besonders wichtig.“

Vor allem Frauen rufen anLaut einer statistischen Erhebung ha-ben 2011 insgesamt 1.095 Menschenvon dieser Möglichkeit Gebrauch ge-macht. Rund vier Fünftel waren Frau-

An der Ernährungshotline von FGÖ und VKI beantworten unabhängige Expert/innen alle Fragen zur Ernährung. Egal, ob es um Gewichtsmanagement, Diäten oder Lebensmittel geht.Die Telefonnummer lautet: 0810 810 227.

Kompetente Antwortenauf Ernährungsfragen

Birgit Beck vom VKI: „An der Hotlinekönnen rasch, unkompliziert undindividuell objektive Informationen zumThema Ernährung erfragt werden."

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Publikationen des FondsGesundes Österreich

Magazin Gesundes ÖsterreichUnsere Zeitschrift informiert über Menschen, Know-how und Praxisprojekte aus dem Bereich der Gesundheitsförderung inÖsterreich und international. Sie erscheint viermal im Jahr.

Alles zu den ThemenBewegung, Ernährung,Seelische Gesundheit,Älter werden, aktiv bleiben sowie GesundeKlein- und Mittelbetriebemit wertvollen Tipps undAdressen.

Das Magazin Gesundes Österreich und alle anderen Publikationen können Sie kostenlos beim Fonds GesundesÖsterreich bestellen, einem Geschäftsbereich der Gesundheit Österreich GmbH.Jetzt bestellen! Einfach per Post an: Fonds Gesundes Österreich,Aspernbrückengasse 2, 1020 Wien, direkt am Telefon unter: 01/895 04 00,flott per Fax an: 01/895 04 00-20, bequem per E-Mail an: [email protected] oder gleich online unter www.fgoe.org im Bereich „Presse, Publikationen“

ERNÄHRUNGS-HOTLINEdes Fonds Gesundes Österreich

in Kooperation mit dem VKI

0810-810 227Mo bis Fr 9.00-15.00 Uhr (max. 10 Cent/Minute)

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MAGAZIN FÜR GESUNDHEITSFÖRDERUNG UND PRÄVENTION

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DER FGÖ IM ÜBERBLICK

KURATORIUM

Bundesminister für Gesundheit Alois Stöger, Vorsitzender des Kuratoriums

Fredy Mayer,erster Stellvertretender Vorsitzender des

Kuratoriums, Bundesministerium für GesundheitSL Priv.-Doz.in Dr.in Pamela Rendi-Wagner,

MSc, zweite Stellvertretende Vorsitzendedes Kuratoriums, Bundesministerium für

GesundheitLandesrat Dr. Christian Bernhard,

LandeshauptleutekonferenzDr.in Ulrike Braumüller, Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs

Vizebürgermeisterin Dr.in Christiana Dolezal, Österreichischer Städtebund

MR.in Dr.in Silvia JanikBundesministerium für Finanzen

Dr. Josef Kandlhofer, Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger

Abg. z. Wr. LandtagIngrid Korosec, Österreichischer Seniorenrat

Manfred Lackner,Österreichischer Seniorenrat

Vizepräsident Dr. Harald Mayer,Österreichische Ärztekammer Präsident Bürgermeister

Helmut Mödlhammer,Österreichischer Gemeindebund

SC Kurt Nekula, M.A.,Bundesministerium für Unterricht,

Kunst und Kultur Stadträtin Mag.a Sonja Wehsely,

Konferenz der Gesundheitsreferentinnen und Gesundheitsreferenten der Länder

Präsident Mag. Max Wellan,Österreichische Apothekerkammer

WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Freidl,Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie

der Med. Universität Graz Martin Hefel,

Leitung Marketing & Kommunikation (Fachhochschule Vorarlberg GmbH),

Obmann des Vorarlberger FamilienverbandesUniv.-Prof. Dr. Horst Noack,

em. Vorstand des Institutes für Sozialmedizin an der Med. Universität Graz

Univ.-Prof.in Dr.in Anita Rieder,Curriculum Direktorin der med. Universität

Wien, stellv. Vorstand des Instituts für Sozialmedizin der med. Universität Wien

Ass.-Prof.in, Dr.in Petra Rust,Institut für Ernährungswissenschaften

der Universität WienMag. Günter Schagerl,

ASKÖ – Leiter des Referats für Fitness und Gesundheitsförderung

a.o. Univ.-Prof.in Dr.in phil. Beate Wimmer-Puchinger,

Frauengesundheitsbeauftragte der Stadt Wienund Professorin am Institut für Psychologie

der Universität Salzburg

GESCHÄFTSSTELLE

Mag.a Christa Peinhaupt, MBALeiterin des Geschäftsbereichs FGÖ

Mag.a Gudrun Braunegger-Kallinger Mag. Dr. Rainer Christ

Mag.a (FH) Marion FichtingerIng.in Petra Gajar

Mag.a (FH) Barbara GlasnerBettina Grandits

Mag.a Rita KichlerHelga Klee

Anna Krappinger, MASusanne MessnigMag. Markus MiklKatharina Moore

Gabriele OrdoManuela Pirker, MA

Mag.a (FH) Sandra RamhappMag.a Gerlinde Rohrauer-Näf, MPH

Mag. Dr. Klaus RopinSandra Schneider

Mag.a (FH) Elisabeth StohlAlexander Wallner

Mag.a Dr.in Verena Zeuschner

Als die bundesweite Kontakt-und Förderstelle für Gesund-heitsförderung und Präventionwurde der Fonds Gesundes Österreich 1998 aus der Taufegehoben. Und das auf der Basis eines eigenen Gesetzes –was auch international als vorbildlich gilt.

Wir unterstützen in der Gesundheitsförderung• praxisorientierte und betriebli-

che sowie kommunale Projekte• Fort- und Weiterbildung

und Vernetzung sowie internationale Projekte.

Dazu kommen andere wichtigeAufgaben: Durch Information,Aufklärung und Öffentlichkeits-

arbeit wollen wir das Bewusst-sein möglichst vieler Menschenfür Gesundheitsförderung und Prävention erhöhen. Außerdemunterstützen wir bestimmte Aktivitäten im Bereich derSelbsthilfe. Für all das steht unsein jährliches Budget von 7,25Millionen Euro aus öffentlichenMitteln zur Verfügung.

KONTAKTINFORMATIONEN

Fonds Gesundes Österreich,ein Geschäftsbereich der Gesundheit Österreich GmbHAspernbrückengasse 21020 WienT 01/895 04 [email protected]

GESUNDHEIT FÜR ALLE

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TERMINPLANER 2012/13

ALLES WICHTIGE IM OKTOBER

,10.10.Abschlusstagung des Projekts NaMaR (Netzwerk für alte Menschen im alpen-ländischen Raum) Begleitung wirkt. PflegendeAngehörige im Mittelpunkt ehrenamtlichen Engagements Bildungshaus St. Virgil, SalzburgInformation: www.namar.at

,11.10.17. Informationstag zur Betrieblichen Gesundheitsförderung„Zukunftstrends in der Arbeitswelt“voestalpine Stahlwelt, LinzInformation: www.netzwerk-bgf.at

,15.-16.10.Workshop Qualitätssicherung in Prävention und GesundheitsförderungDonau Universität KremsInformation:[email protected]

,17.10.Tackling Childhood Obesity in EuropeThe Silken Berlaymont Hotel,Brüssel, BelgienInformation: http://publicpolicyexchange.co.uk/events/CJ17-PPE2.php

,19.-20.10.Kongress Fit für ÖsterreichSaalfeldenInformation: www.fitfueroesterreich.at

,24.10.Partnerschaft für Prävention „Gemeinsam Gesundheit und Arbeitsfähigkeit erhalten“Bundesministerium für Arbeit, Soziales und KonsumentenschutzStubenring 1, 1010 WienSaal II (Gobelinsaal) im 1. StockInformation: [email protected]

,26.10.Gemeinsam gesund bewegen-TagInformation: www.gemeinsambewegen.at

JAN, ,OKT ,NOV ,DEZ,

,22.-23.11.14. Österreichische Gesundheits-förderungskonferenz des FGÖGemeinsam gesundheitliche Chancengerechtigkeit fördernVillach, KärntenInformation: www.fgoe.org

ALLES WICHTIGE IM DEZEMBER

,06.12.Tagung „Die gespaltene GesellschaftSozialwissenschaftliche Perspektiven auf alteund neue soziale Ungleichheiten“Johannes Kepler Universität, LinzInformation: www.jku.at/gespolim Bereich „Aktuelles”

,06.-07.12.International Conference on Occupational Health and Safety: from Policies to PracticeRiga, LettlandInformation:www.rsu.lv/eng/international-confe-rence-on-occupational-health-and-safety-from-policies-to-practice

ALLES WICHTIGE IM JÄNNER 2013

,24.-25.01.14. Nationale Gesundheitsförderungs-Konferenz „Gesellschaftlichen Wandel gestalten: Praxisbeispiele aus Gesundheits-förderung, Umwelt und Gender"Swissôtel Zürich-Oerlikon, SchweizInformation:www.gesundheitsfoerderung.ch

,27.-28.01.Tagung „Irrsinnig weiblich - Selbstbewusstseinund psychische Gesundheit bei Frauen“Wiener Rathaus und Medizinische Universität WienInformation: www.frauengesundheit-wien.at/konferenz/Irrsinnig_weiblich/index.html

,31.10.-01.11.4th International Congress on Physical Activity and Public Health (ICPAPH),Sports Medicine Australia, Sydney, AustraliaInformation: sma.org.au/be-active

ALLES WICHTIGE IM NOVEMBER

,6.11.Conference Together Towards Social SustainabilityGöteborg, SchwedenInformation: www.rethi.eu/rethi

,08.-09.11.6. Österreichische Fachkonferenz für FußgängerInnenRathaus, WienInformation: www.walk-space.at

,08.-10.11.EUPHA’s 5th Annual European Public Health Conference 2012All Inclusive Public HealthHilton Conference Centre, MaltaInformation: www.eupha.org

,13.-14.11.European Conference Advancing Gender Training to Support Effective Gender MainstreamingVilnius, LitauenInformation: www.eige.europa.eu/con-tent/event/advancing-gender-training-to-support-effective-gender-mainstreaming

,17.11.„Was gibt’s zum Essen? Gesundes Essen – Gesunde Familie!?“Jahrestagung der Plattform Elterngesundheit der Österreichischen Liga für Kinder- und JugendgesundheitFachhochschule DornbirnInformation: [email protected]. 0664/300 82 86www.elterngesundheit.at

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