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"Mit den Menschen, für die Menschen"

Date post: 18-Mar-2016
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Tsunami-Hilfe der SOS-Kinderdörfer
16
MIT DEN MENSCHEN FÜR DIE MENSCHEN Tsunami-Hilfe von SOS-Kinderdorf
Transcript
Page 1: "Mit den Menschen, für die Menschen"

mit den menschen für die menschentsunami-hilfe von sOs-Kinderdorf

Page 2: "Mit den Menschen, für die Menschen"

SOS-Kinderdorf International 02 03

Der 26. Dezember ist seit 2004 eng mit dem Wort Tsunami verbunden. An die-sem Tag starben geschätzte 230.000 Menschen in elf Ländern, darunter abertausende Kinder. Auch für SOS-Kinderdorf wird dieses Datum von be-sonderer Bedeutung bleiben. Nach dem ersten Schock setzten unsere lokalen SOS-Kinderdorf-Mitarbeiter(innen) alles Menschenmögliche in Bewegung, um zu helfen.

Besonders die ersten Tage, Wochen und Monate waren eine Ausnahmesi-tuation. Was unsere Mitarbeiter(innen) vor Ort unter teils schwierigsten Um-ständen geleistet haben, kann nicht genug geschätzt werden. Und sie ha-ben in einem Zeitraum von drei Jahren ganz entscheidend dazu beigetragen, dass wir unsere Versprechen gegen-

über den Spendern einhalten konnten: nachvollziehbare, konkrete, den realen Bedürfnissen angepasste Hilfe, die die Zukunftssicherung der Kinder und ih-rer Familien zum Ziel hat.

Mit Ende des Jahres 2007 sind so gut wie alle Projekte des größten von SOS-Kinderdorf je durchgeführten Nothilfe- und Wiederaufbauprogramms verwirklicht - mit viel Engagement, hohem Qualitäts-anspruch und Bedachtnahme auf die örtlichen Gegebenheiten.

Ich sehe es als eine unserer großen Stärken, dass wir vor Ort verankert sind und abschätzen können, was machbar und für die Menschen hilfreich ist. Diese unmittelbare und dauerhafte Beziehung ist eine unserer Verpflich-tungen, auch unseren Partnern gegen-

über, den vielen Einzelspendern, den Paten, Städten, Gemeinden, Schulen, Privatinitiativen, Regierungen und Un-ternehmen. Nur mit ihrer Hilfe können wir handeln!

Wir danken allen, die den Wiederauf-bau nach der Tsunami-Katastrophe zu einer gemeinsamen Sache gemacht haben und trotz aller Schwierigkeiten nicht die Hoffnung aufgegeben haben, dass ein Neuanfang möglich ist!

Helmut KutinPräsident SOS-Kinderdorf

ein neuanfang danK weltweiter sOlidarität

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02 03 Mit den Menschen für die Menschen

SOS-Kinderdorf gedenkt der vielen Kinder, die am 26. Dezember 2004 gestorben sind - im Vertrauen auf die zukünftigen Generationen.

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Page 4: "Mit den Menschen, für die Menschen"

SOS-Kinderdorf International 04 05

“Ich wusste nicht, ob ich diese Tragödie verkrafte”, erinnert sich Masriya aus In-donesien an den Schock, den sie, ihre Familie und mit ihr hunderttausende andere Menschen durch die Tsunami-Katastrophe erlitten haben. Am Anfang war nur Verwüstung. Nicht nur in ma-terieller Hinsicht, sondern vor allem in den Menschen.

In den ersten Tagen nach dem 26. Dezember 2004 reagierten SOS-Kinder-dorf-Mitarbeiter(innen) ganz spontan und orga-nisierten Hilfe, wo und wie sie gerade gebraucht wurde. SOS-Kinderdorf hatte den Vorteil, dass die Organisation schon seit Jahren in Indien, Sri Lanka, Indonesien und Thailand vor Ort tätig ist

und fast ausschließlich mit heimischem Personal arbeitet. Die größten Proble-me bereiteten das Ausmaß der Katast-rophe, die vielerorts völlig zerstörte Infrastruktur, chaotische Koordination, große Distanzen, wech-selnde Gesetze und schwierige Sicher-heitslagen.

Die Nothilfe, die über mehrere Mo-nate ging, erreichte 23.000 Menschen von der Südwest-küste Sri Lankas bis Banda Aceh im indonesischen Su-matra. Es wurden Traumazentren für Kinder eingerich-tet, Tagesstätten zur Entlastung der

Eltern, Nothilfepakete, Kleidung, Medi-kamente, Schulmaterial ausgegeben,

S tar tge lder für Familien und über 340

Fischerboote bereitgestellt. Von Beginn an war für SOS-Kinderdorf klar, dass der Nothilfe langfristig angelegte Programme folgen müssen, damit die Menschen ihr Leben in Zukunft unabhängig von fremder Hilfe bewältigen und auch die nächsten Generationen darauf aufbauen können.

Die aktive Mitbestimmung der Gemein-den war für SOS-Kinderdorf ebenso zen-tral wie der Respekt vor kulturellen und lokalen Besonderheiten, die Nachhaltig-keit und Qualität der Projekte und die Konzentration auf die speziellen Bedürf-nisse von Familien und ihren Kindern. Trotz großer Schwierigkeiten gelang es, fast alle Projekte im geplanten Zeitraum umzusetzen.

mit den menschen für die menschentsunami-hilfe von sOs-Kinderdorf

Aktive Mitbestimmung und Respekt vor kulturellen und lokalen Besonderheiten

murtypudukuppam/indien - © dominic sansoni

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04 05 Mit den Menschen für die Menschen

SOS-Kinderdorf hat über 2.200 Familien-häuser in 15 Ortschaften aufgebaut und die Infrastruktur ganzer Dörfer instandge-gesetzt. Es wurden 18 Mehrzweckzen-tren errichtet, die als Anlaufstellen für Familien, für soziale Einrichtungen wie Kindergärten, für Ausbildungskurse vor allem für Mädchen und Mütter, für Ge-sundheitsstationen und als Zufluchtsort bei Überschwemmungen dienen. Nach einer Laufzeit von drei bis fünf Jahren sollen diese Zentren in die Gemeindever-waltung übergehen.

Durch die Flutwellen kamen abertau-sende Kinder ums Leben, viel mehr, als Kinder wegen des Tsunami zu Vollwaisen wurden. Tatsächlich verloren viele Kinder aber einen Elternteil, Geschwister und Verwandte, und wieder traf eine Katastro-phe jene am härtesten, die bereits wenig zum Leben hatten. Für Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder wo die Ver-

wandten nicht in der Lage sind, sich um ihre Kinder zu kümmern, wurden sechs neue SOS-Kinderdörfer gegründet. Kin-dergärten, Sozialzentren und eine Reihe von Familienförderprogrammen sollen in erster Linie auf die Existenzsicherung der Kinder und den Familienzusammenhalt zielen und die Selbstorganisation der Ge-meinden fördern.

“Wir haben Dorfgemeinschaften erlebt, die sich unter extremsten Bedingungen gegenseitig geholfen haben und das auch weiterhin tun”, so Siddhartha Kaul, Verantwortlicher von SOS-Kinderdorf für Asien. Die Menschen haben schrittwei-se wieder gelernt, dem Leben zu trauen und an die Zukunft zu glauben. Und sich zu freuen, trotz der Schatten der Ver-gangenheit.

“Es ist wunderbar, meinen Kindern beim Spielen zuzuschauen und sie wieder lachen zu hören.” Tamilselvi, Mutter aus Nagapattinam/Indien

murtypudukuppam/indien - © dominic sansoni

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SOS-Kinderdorf International 06 07

SOS-Kinderdorf hatte vor der Tsunami-Katastrophe noch nie ein derart um-fassendes Bauprogramm umgesetzt. 2.232 Familienhäuser für mehr als 11.000 Menschen in vier Ländern wur-den errichtet. Für die Kinderhilfsorga-nisation mit der Kernkompetenz in der außerfamiliären Betreuung von Kindern war dieses Vorhaben eine Premiere - und ein echter Erfolg. Die Schwierigkeiten lassen sich im Einzel-nen nicht wiedergeben. In Sri Lanka bün-delten sich sämtliche Probleme, die sich für viele Hilfsorganisationen beim Wieder-aufbau ergaben. Grundstücks- und sons-tige Interessenskonflikte, gesetzliche Auf-lagen, die sich häufig änderten, politische Auseinandersetzungen bis hin zu gewalt-tätigen Zwischenfällen. In diesem Licht müssen gerade die Bauprojekte, die SOS-Kinderdorf-Mitarbeiter in Sri Lanka unter phasenweise gefährlichen Bedingungen verwirklichten, besonders hervorgeho-

ben werden. SOS-Kinderdorf war die ers-te Non-Profit-Organisation in Sri Lanka, die mit der Regierung ein bilaterales Abkommen zum Aufbau ei-nes ganzen Dorfes abschließen konnte.

Es wurden Wohnhäuser gebaut, die den örtlichen Gegebenheiten und den Bedürfnissen der Famili-en entsprechen. Auch die gesamte Infrastruktur von Dörfern (Verkehrswege, Wasser- und Stromversor-gung, Kanalisation) wurde wiederhergestellt. Allein in Komari, einem Fischerdorf an der Ostküste von Sri Lan-ka, entstanden über 600 neue Häuser, dazu noch wichtige soziale Einricht-tungen für Kindergärten, Schulen, Gesund-heitsstationen und Beratungsstellen. Auch

der Häuserbau in den zerstörten Dörfern Sumatras konnte trotz enormer logistischer

Herausforderun-gen im geplan-

ten Zeitraum und unter aktiver Mithilfe der Betroffenen bewerkstelligt werden.

Von Komari über Pudukup-pam an Indiens Küste bis nach Gampong Cot in Indo-nesien standen die Men-schen buchstäblich vor dem Nichts. Ganze Dörfer waren verschwunden und mit ihnen Menschen und alles Erarbeitete.

Raju, pensionierter Post-meister von Komari, wollte seinen Ruhestand genie-ßen. Stattdessen verlor er sein Haus, das er seiner

Tochter als Mitgift vermachen wollte. Er und seine Familie haben mittlerweile wie-

einen stein auf den anderen setzen2.232 wohnhäuser in 15 gemeinden

Wiederaufbau unter Mithilfe der Betroffenen

Kayankerni/sri lanka© Sebastian Posingis

Page 7: "Mit den Menschen, für die Menschen"

06 07 Mit den Menschen für die Menschen

INDIEN653 Wohnhäuser in vier Dörfern (davon 150 in Zusammenarbeit mit SOS Chatnath Homes)

SrI LaNka977 Wohnhäuser in drei Dörfern

INDONESIEN521 Wohnhäuser in drei Dörfern

THaILaND81 Wohnhäuser in vier Dörfern

UN-Habitat, das Wohn- und Sied-lungsprogramm der Vereinten Nati-onen, veröffentlichte im April 2006 eine Studie, die den Wiederaufbau von Familienhäusern von rund 35 Organisationen in Indonesien unter die Lupe nahm. Bewertet wurden Mitbestimmung der Betroffenen, Bau-qualität und Vergabeprozedere. Die Projekte von SOS-Kinderdorf rangier-ten unter den besten, der Hausbau in Suak Raya erhielt die höchstmögliche Bewertung.

“Dieses Haus ist wie ein Hochzeitsgeschenk für mich.” Karnini, Mutter aus Lambada Lhok/Indonesien

der ein kleines Eigenheim. So wie tausen-de andere Familien. Und was noch wich-tiger ist: damit kam auch der Glaube an

die Zukunft zurück und das Vertrauen, es zu schaffen.

Komari/sri lanka - © Sebastian Posingis

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Akkampettai/Indien - © dominic sansoni

SOS-Kinderdorf International 08 09

In Indien war der Distrikt Nagapattinam in Tamil Nadu am schwersten von den Flutwellen betroffen. Man zählte in dem Gebiet, bekannt für sein Fischereiwesen, die meisten Toten. Väter kehrten nicht vom Meer zurück, Mütter nicht zu ihren Häusern. Die Bilder von aufeinander ge-türmten Schiffen gingen um die Welt.

Wie in den anderen Katastrophenregi-onen waren auch in Nagapattinam vor allem Familien betroffen, die schon vor dem Tsunami unter harten Bedingungen ihre Existenz be-streiten mussten. Das Schicksal der Kinder hängt vom Schicksal ihrer Famili-en ab. Und die Familien wiederum sind auf funktionierende Dorfgemeinschaften angewiesen. Dieser einfachen Logik folg-te SOS-Kinderdorf beim Bau von Mehr-zweckzentren und SOS-Sozialzentren sowie beim Start von Familienförderpro-

grammen. In Indi-en, Sri Lanka und Indonesien wurden insgesamt 18 Ge-meindezentren er-richtet - funktionale Gebäude, in denen unter anderem Kin-der tagesstätten, Schulen und Bera-tungsstellen untergebracht sind. Und die Häuser wurden so gebaut, dass die Menschen sich bei Überschwemmungen

auf die Dächer ret-ten können. Nach einer Laufzeit von

drei bis fünf Jahren, in denen SOS-Kin-derdorf koordinierend und beratend zur Seite steht, sollen diese Zentren in die Gemeindeverwaltung übergehen. Anders die neuen SOS-Sozialzentren und Fami-lienförderprogramme, die von SOS-Kin-derdorf geführt werden. Das Zentrum in

Nagapattinam besteht aus einem Haupthaus und Zweigstellen. Das Haus wurde in Kolonialzeiten für ein einziges Mittagessen gebaut, das letztlich nicht stattfand. Heu-te bildet es das Herz der Familienförder-

programme von SOS-Kinderdorf in der Stadt. Von den vielfältigen Angeboten profitieren rund 1.500 Kinder. Eine wei-tere wichtige Zielgruppe sind junge Frau-en und allein erziehende Mütter, unter ihnen viele Witwen. Mädchen und Frau-en lernen, wie man näht, stickt, Kerzen herstellt oder Pilze züchtet und eigene kleine Geschäfte führt. Es gibt Compu-terausbildung und Nachhilfeunterricht, Musik- und Tanzkurse für Kinder, für älte-re Buben und junge Männer Mechaniker-kurse für Bootsmotoren. Und dann noch

was den familien hilft, hilft den Kindern18 Mehrzweckzentren, drei SOS-Sozialzentren, acht Familienförderprogramme

Verantwortung für- und miteinander

Akkampettai/Indien - © dominic sansoni

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Akkampettai/Indien - © dominic sansoni

08 09 Mit den Menschen für die Menschen

medizinische Betreuung, Erziehungsbe-ratung, Workshops zu Kinderrechten, Selbsthilfegruppen usw. Bei allem geht es darum, dass die Familien ihr Leben wieder selbständig bewältigen können, dass die Kinder gut umsorgt sind und

eine ordentliche Schulbildung bekom-men, dass sich Netzwerke bilden, in denen Familien sich gegenseitig helfen, und dass die Menschen in den Dorfge-meinschaften für- und miteinander Ver-antwortung tragen.

“Ich habe meine Mutter sehr vermisst. Aber das Tanzen hat mir geholfen, damit fertig zu werden. Hier hab ich auch gute Freunde gefunden.”

Satya, Mädchen aus Nambiyar Nagar/Nagapattinam

Nagapattinam/Indien - © dominic sansoni

INDIEN

• Drei Mehrzweckzentren• Ein SOS-Sozial- und medizinisches Zentrum für

1.500 Kinder und diverse Familienförderprogramme

INDONESIEN

• Drei Mehrzweckzentren• Drei Familienförderprogramme für 720 Kinder

SRI LANKA

Zwölf Mehrzweckzentren•Wiedererrichtung einer Mittel-•schule für 1.750 Schüler(innen)Zwei SOS-Sozialzentren mit •Schwerpunkt auf Familienför-derung

THAILAND

• Aufbau einer Grundschule

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SOS-Kinderdorf International 10 11

Das Meer wird in vielen Ländern als Göt-tin verehrt. Vor jeder Ausfahrt beten die Fischer um einen reichen Fang und eine gesunde Rückkehr. Auch in Thailand. Viele Menschen in den Küstengebieten leben von der Fischerei, verkaufen am Markt und decken den Eigenbedarf.

Das Vertrauen in die wohlmeinende Mee-resgöttin war nach dem 26. Dezember 2004 schwer erschüttert. Der 14-jährige Jeevanandam aus Indien meinte, „eine Mutter frisst ihre Kinder nicht“. Von ei-nem Tsunami hatten die meisten vorher noch nie gehört. Dass die Fischer heute

wieder täglich ihre Gebete verrichten, be-vor sie in See stechen, ist mehr als ein symbolisches Bild. Ihre Exis-tenz hängt un-mittelbar vom Meer ab und viele können und wollen sich eine andere Lebensform gar nicht vorstellen. Der Verlust von Booten und Fischereigerät durch die Flutwellen traf viele Fischer extrem hart. Isahak aus dem kleinen thailändischen Dorf Bang Kluay Nok war einer von ihnen.

Es waren feierliche Augenblicke, als die Männer mit ihren neu-en Booten und Netzen zum ersten Mal wieder hinausfuhren. Insge-samt 343 Boote hat

SOS-Kinderdorf in Indien, Thailand und Sri Lanka bereitgestellt sowie Netze und an-

deres Fischerei-gerät, Kühlboxen und Bootsmoto-ren. Viele haben

jetzt stabilere Boote, mit denen sie auch über Nacht draußen bleiben können. Oft teilen sich mehrere Familien ein Boot.

In Thailand war die Katastro-phenhilfe am besten organi-siert, weil es ein professionel-les Netzwerk von staatlichen und internationalen Hilfskräf-ten gab. Deshalb konzentrierte sich SOS-Kinderdorf auf klei-ne Dörfer abseits der Touris-tenzentren, denen zwar akut, aber nicht beim Wiederaufbau geholfen wurde. Mit Unterstüt-zung von SOS-Kinderdorf bau-ten sich die Menschen solide

leben mit dem meer343 fischerboote für über 1.100 familien

Unabhänging von Almosen bestreiten die Fischer wieder ihren Familienunterhalt

Ban Tung Wha/Thailand - © Sebastian Posingis

Ban Tung Wha/Thailand© Sebastian Posingis

Page 11: "Mit den Menschen, für die Menschen"

10 11 Mit den Menschen für die Menschen

“Am Abend stehen die Kinder vor dem Haus und warten auf ihren Vater. Sie wissen, dass er bald kommen wird mit seinem neuen Fischernetz und dass

wir dann gemeinsam essen.” Amena, Mutter aus Bang Kluay Nok/Thailand

Häuser und bekamen Boote. Für Isahak war damit die lähmende Untätigkeit vorbei. Unabhängig von Almosen bestreitet er wieder den Familienunterhalt. Normalerweise arbeiten in Fischerfamilien auch die Kinder mit, aber Isahak hat mit dieser Tradition gebrochen. Seine Kinder gehen heute in die Schule.

Akkampettai/Indien - © dominic sansoni

INDIEN191 Boote und komplette Ausrüstung (Motoren, Netze, Kühlboxen etc.)

SRI LANKA22 Boote und Ausrüstung

THAILAND71 Boote und Ausrüstung

Page 12: "Mit den Menschen, für die Menschen"

Die Kinder markierten ganz aufgeregt die Plätze für ihre Lieblingspflanzen. Bäume, Blumen und Sträucher wurden gesetzt. Das war unmittelbar vor dem Einzug in ihr neues Zuhause, das SOS-Kinderdorf in Meulaboh an der Südküste Sumatras. In der Hauptstadt des Bezirks Aceh Barat starben durch die Flutwellen geschätzte 40.000 Menschen. Knapp drei Jahre nach der Katastrophe zogen die Kinder mit ihren SOS-Kinderdorf-Müttern in das neue Dorf.

Fast alle sind Überlebende des Tsunami, auch die Mütter. Manche Kinder haben beide Eltern verloren oder Vater oder Mutter. Und Geschwister. Manchmal sind die Hinterbliebenen aus unterschiedli-chen Gründen nicht in der Lage, sich um die Kinder zu kümmern. Dazu kommen noch Kinder aus zerrütteten Familienver-hältnissen. Vie-le Frauen, die nun eine „neu“ gewachsene Familie umsorgen, haben ihre Ehemänner und Kinder verloren. So wie Yusmanidar, die mit den zwei leibli-chen Kindern, die ihr geblieben sind, im

Beruf der SOS-Kinderdorf-Mutter wieder Halt und Sinn gefunden hat.

Insgesamt entstanden sechs neue SOS-Kinderdörfer: zwei in Indien (Pondicher-ry und Nagapattinam), drei in Indonesi-en (Medan, Banda Aceh und Meulaboh) und eines in Thailand (Phuket). Dank

der großzügi-gen Spenden sind die Un-

terhaltskosten über Jahre gedeckt. Das geplante SOS-Kinderdorf an der Ostküs-te von Sri Lanka konnte wegen des wie-der aufgeflammten Bürgerkriegs nicht

realisiert werden.

Die neuen SOS-Kinderdörfer ha-ben Platz für über 800 Kinder. Und die Standorte wurden so gewählt, dass benachteiligte Familien im Einzugsgebiet der SOS-Kinder-dörfer von einer breiten sozialen Infrastruktur (Familienförderung,

Verlust und neubeginnsechs neue sOs-Kinderdörfer in drei ländern

Ein neues Zuhause für über 800 Kinder,Unterstützung für benachteiligte Familien

SOS-Kinderdorf International 12 13

meulaboh/indonesien - © Sebastian Posingis

medan/indonesien - © Sebastian Posingis

Page 13: "Mit den Menschen, für die Menschen"

“Meine Trauer wurde mit jedem Tag schwächer, weil ich sah, wie die Kinder mit der Tragödie fertig wurden. Sie geben mir Kraft und Lebenssinn.”

SOS-Kinderdorf-Mutter Yusmanidar, Meulaboh

Kindergärten, Sozial- und Ausbildungs-zentren) nachhaltig profitieren. Nasrudin sagt mit leiser Stimme, dass ihn manch-mal die Bilder von damals einholen und sogar die Erinnerung an diesen seltsa-

men Geruch. Dann kann er fast nicht at-men. Er war das erste Kind, dessen Auf-nahme im SOS-Kinderdorf in Meulaboh feststand. Verschwinden diese Schatten-bilder wieder, lächelt er und sagt: „Spä-

ter werde ich SOS-Kinderdorf-Leiter und helfe anderen Kindern, die ihre Eltern ver-loren haben.“

12 13 Mit den Menschen für die Menschen

medan/indonesien - © Sebastian Posingis

INDIEN

• Zwei SOS-Kinderdörfer (Pondicherry und Nagapattinam)• Ein SOS-Kindergarten• Ein SOS-Berufsbildungszentrum

(Port Blair/Andaman-Inseln)

INDONESIEN

• Drei SOS-Kinderdörfer (Medan, Meulaboh, Banda Aceh)• Drei SOS-Kindergärten THAILAND

• Ein SOS-Kinderdorf (Phuket)

Page 14: "Mit den Menschen, für die Menschen"

SOS-Kinderdorf International 14 15

INDONESIEN SRI LANKA INDIEN THAILAND Total

NOTHILFE 450.000 290.000 1.400.000 489.000 2.629.000

WIEDERAUFBAU (Familienhäuser,

Gemeindezentren, Boote, etc.)

5.323.000 11.834.500 5.552.000 619.300 23.328.800

SOS-KINDERDORF-EINRIcHTUNGEN 4.476.700 545.000 3.525.000 2.628.000 11.174.700

Zweckgebundene UNTERHALTSKOSTEN

für zehn Jahre5.986.800 1.697.300 6.038.600 3.350.000 17.072.700

Total 16.236.500 14.366.800 16.515.600 7.086.300 54.205.200

ZWeckgeBuNdeNe SPeNdeN von nationalen SOS-kinderdorf-Vereinen

SPeNdeNeINNAhMeN - übersicht

Verteilung der Spendengelder (in uSd)

Land (in 1.000 USD)

Deutschland 30.960

Österreich 8.284

Schweden 4.140

Norwegen 3.432

Frankreich 2.640

Niederlande 2.460

Indonesien 2.169

Großbritannien 1.236

Indien 1.186

USA 1.181

Luxemburg 1.092

Dänemark 984

Schweiz 768

Belgien 499

Sri Lanka 397

Island 252

Finnland 192

Italien 173

Kanada 124

Spanien 108

International 67

Total (in 1.000) 62.344

Page 15: "Mit den Menschen, für die Menschen"

14 15 Mit den Menschen für die Menschen

sOs-Kinderdorf indien:653 Wohnhäuser in vier Dörfern •(davon 150 in Zusammenarbeit mit SOS Chatnath Homes)

Drei Mehrzweckzentren•

191 Boote (dazu komplette Ausrüstung •wie Motoren, Netze, Kühlboxen etc.)

Zwei SOS-Kinderdörfer •(Pondicherry und Nagapattinam)

Ein SOS-Kindergarten•

Ein SOS-Berufsbildungszentrum •(Port Blair/Andaman-Inseln)

Ein SOS-Sozial- und medizinisches •Zentrum und diverse Familienförder-programme für 1.500 Kinder

sOs-Kinderdorf thailand:81 Wohnhäuser in vier Dörfern•

71 Fischerboote und Ausrüstung •

Bau einer Grundschule•

Ein SOS-Kinderdorf (Phuket)•

sOs-Kinderdorf indOnesien:521 Wohnhäuser in drei Dörfern•

Drei Mehrzweckzentren•

Drei SOS-Kinderdörfer • (Medan, Meulaboh, Banda Aceh)

Drei SOS-Kindergärten•

Drei Familienförderprogramme für • 720 Kinder

sOs-Kinderdorf sri lanKa:977 Wohnhäuser in drei Dörfern•

22 Boote und Ausrüstung•

Wiederaufbau einer staatlichen High-•school für über 1.750 Schüler(innen)

Zwölf Mehrzweckzentren•

Zwei SOS-Sozialzentren•

reAlISIerTe PrOjekTe

gesamtüberblicK

DIREKTE NOTHILFE• für 23.000 Menschen (Startgelder, Nothilfepakete, Erste Hilfe, Kleidung, Schulmaterial etc.)

Elf temporäre • TAGESSTäTTEN für 1.800 Kinder

343 • FISCHERBOOTE für 1.120 Familien

Provisorische Unterkünfte für 1.370 •Menschen

Bau von 2.232 • FAMILIENHäUSERN für ins-gesamt 11.079 Menschen in 15 Gemeinden

18 • MEHRZWECKGEMEINDEZENTREN (für Kindergärten, Ausbildungskurse, Familien-beratung, Gesundheitsstationen Zufluchts-ort im Fall von Überschwemmungen, etc.)

Bau von zwei • SCHULEN

Sechs neue SOS-• KINDERDÖRFER für rund 830 Kinder (inkl. Kindergärten, Sozialzent-ren, Jugendeinrichtungen, Berufsbildungs-zentren)

Drei SOS-• SOZIALZENTREN, acht FAMILIEN-FÖRDERPROGRAMME

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Haus Nummer 8 in Gampong Cot in West-Aceh, eines der 130 von SOS-Kinderdorf errichteten Häuser im Dorf. Dort wohnt Salja-ni mit ihrer Tochter Putri, einem gesunden, hübschen Mädchen.

Putris vollständiger Name ist Putri Tsunami Irayana, „Tochter der großen Welle“. Sie kam am 26. Dezember 2004 zur Welt, am Dach der Moschee, dem einzigen Gebäude in Gampong Cot, das der Wasserwalze standhielt. 300 Leute hatten sich dorthin retten können, die zwei Schwestern von Putri nicht. Nach der Geburt legte Putris Vater Adnan seine Tochter in einen Schilfkorb, in dem die Fischer gewöhnlich ihren Fang transportieren, und watete mit seiner Frau sieben Stunden lang zur Klinik, wo beide versorgt wurden. Adnan starb später an seinen Verletzungen.

In Putri Tsunami Irayana vereinen sich die Freude über das neue Leben und der Schmerz der Vergangenheit. Im Haus Nummer 8 mit seinem blauen Dach wird auch gelacht.

SOS-Kinderdorf InternationalHermann-Gmeiner-Str. 51 P.O. Box 209A-6010 Innsbruck Ö[email protected]

„Udep tanyau nyoe meusti ta peujak laju“ - „Das Leben muss weiter gehen“, sagen die Menschen in West-Aceh.

ende und anfang

Putri mit ihrer Mutter - © Sebastian Posingis


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